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Übersicht Weißzonentyp: Vorwiegend Kernzone Gemeinde(n): Innerbraz, Dalaas Fläche: 6,4 km² Erschließungsgrad: 4,2 % Mittlere Meereshöhe: 1778 (774 – 2413) m ü. A. Gebirgsgruppe: Lechquellengebirge Geologische Einheit: Nördliche Kalkalpen Alp-/ Waldflächen: 126 ha (20 %) / 127 ha (20 %) Das Alpgebiet der Mason Alpe. Im Hin- tergrund: Der Roggelskopf (2284 m ü. A.) (Fleisch 2014) 52 Mason-Roggelskopf Inmitten der Kalksteinfelsen von Roggelskopf bis zu den Pitschiköpfen liegt das Weidegebiet der Mason Alpe. Über eine Steilstufe fällt der Mason-Wasserfall zwischen den steilen Flanken der Klostertaler Bergwälder ins Tal. ?U8@P 31% 85% 8% 64% 80% Gesamtfläche Anteil unerschlossene Fläche Anteil Biotope und Schutzgebiete Konnektivität Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

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ÜbersichtWeißzonentyp: Vorwiegend Kernzone Gemeinde(n): Innerbraz, Dalaas Fläche: 6,4 km² Erschließungsgrad: 4,2 % Mittlere Meereshöhe: 1778 (774 – 2413) m ü. A. Gebirgsgruppe: Lechquellengebirge Geologische Einheit: Nördliche Kalkalpen Alp-/ Waldflächen: 126 ha (20 %) / 127 ha (20 %)

Das Alpgebiet der Mason Alpe. Im Hin-tergrund: Der Roggelskopf (2284 m ü. A.) (Fleisch 2014)

52 Mason-Roggelskopf

Inmitten der Kalksteinfelsen von Roggelskopf bis zu den Pitschiköpfen liegt das Weidegebiet der Mason Alpe. Über eine Steilstufe fällt der Mason-Wasserfall zwischen den steilen Flanken der Klostertaler Bergwälder ins Tal.

c+31+85+8+64+8031%

85%

8%

64%

80%Gesamtfläche

Anteil unerschlossene Fläche

Anteil Biotope und Schutzgebiete

Konnektivität

Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

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| 43352 Mason-Roggelskopf | Gebietsbeschreibung

Die Weißzone Mason-Roggelskopf liegt oberhalb des Ortes Innerbraz auf der Nordseite des Kloster-tals. Den Kern des Gebietes bildet der kesselför-mige Talabschluss des Alpgebiets Mason. Unter-halb dieses Talkessels stürzt der Mason Wasserfall über einen 70 m hohe Steilstufe hinab ins Tal (Wal-ser et al. 2002). Die steilen, zum Klostertal zuge-wandten Hänge unterhalb des Roggelskopfs sowie das Schannatobel zählen ebenfalls zur Weißzone. Der Felsturm des Roggelskopfs ist mit 2284 m ü. A. nicht allzu hoch, ist aber dennoch der vielleicht markanteste Berg des Klostertals und nicht umsonst der Hausberg der Brazer- und DalaaserInnen. Etwas zum Hauptkamm des Lechquellengebirges vorge-lagert, fällt der Roggelskopf mit steilen Felswän-den zum Klostertal hin ab. Das Gwurfjoch bildet den Übergang zur östlich angrenzenden Weißzone Mustrin. Die Weißzone Laguz, Faludriga – Nova und Gamsfreiheit grenzen im Norden und Westen an das Masongebiet an. Die höchste Erhebung bildet mit 2413 m ü. A. der Schafberg. Der untere Hangbereich gehört teilweise zum Natura 2000-Gebiet „Kloster-taler Bergwälder“. Der Talkessel der Mason Alpe ist nur wenig bewaldet. Aufgrund der Nutzungsexten-sivierung in der Alpwirtschaft lassen sich allerdings vermehrt Tendenzen zur Verbuschung des ehemali-gen Weidegebiets feststellen.

52.01 Gebietsbeschreibung

Lage Landschaftskammern und Infrastrukturen

Die Weißzone Mason-Roggelskopf hat eine Flä-che von 6,4 km² und besteht aus zwei Kern- und drei Pufferzonen. Die Kernzonen Mason Alpe und Schannatobel-Roggelskopf nehmen knapp vier Fünftel der Gesamtfläche ein. Der Erschließungs-grad der Kernzone beträgt 5,3 %. Die Mason Al-pe kann nur über einen schmalen, mit einem Quad befahrbaren Weg erreicht werden, nicht aber mit einem PKW. Die Forststraße beim Bockberg bzw. durch das untere Schannatobel sowie das Alpge-bäude der Mason Alpe sind somit die einzigen be-rücksichtigten Infrastrukturen im Gebiet.

Geologie

Die geologische bzw. tektonische Situation im hier beschriebenen Gebiet kann mit der im benachbar-ten Mustrin verglichen werden. Die Weißzone Ma-son-Roggelskopf liegt in den Nördlichen Kalkalpen und wird von Gesteinseinheiten der Lechtalde-cke aufgebaut. Die wichtigsten Karbonatgesteine sind Hauptdolomit und Plattenkalk aus der Trias. Südlich der Linie Roggelskopf – Malasch treten die Nordalpinen Raibler Schichten unter dem Hauptdo-lomit hervor. Von Nord nach Süden folgt mit Arl-berg-, Partnach-, und Virgloria-Formation eine ty-pische lithostratigraphische Abfolge der Trias. Der Talschluss um die Mason Alpe ist mit Moränen-material verfüllt. Außerdem hat sich unterhalb der Plitschiköpfe und des Schafbergs Hangschutt an-gesammelt, der teilweise das anstehende Gestein überlagert.

Landschaftskammer Kategorie Infrastrukturen Fläche [km²] Erschließungsgrad [%]

Mason Alpe Kernzone Alpgebäude Mason

5,0 5,3Schannatobel – Roggelskopf Kernzone Forststraße beim Bockberg

Masonbach Pufferzone

1,4 -

Bockberg Pufferzone

Gavar Pufferzone

Beschreibungseinheit 6,4 4,2

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434 | 52 Mason-Roggelskopf | Gebietsbeschreibung

Jahresmitteltemperatur [°C], Sonneneinstrahlung [kWh/m²J], Jahresniederschlag [mm] und Schnee-deckendauer [Wochen] gemittelt über die Weißzone Mason-Roggelskopf. Die Skalen beziehen sich auf die Minima bzw. Maxima der 83 Weißzonen. Da-tengrundlage: Klimaperiode 1961 – 1990 (Werner & Auer 2002).

Jahresmitteltemperatur | min: -2,8 | max +4,6 °C

379+387+234=2,8° C

Sonneneinstrahlung | min: 832 | max: 1.351 kWh/m²

554+446=1120 kWh/m²

Jahresniederschlag | min: 1.462 | max: 2.768 mm

886+114=2643 mm

Schneedeckendauer | min: 26 | max: 40 Wochen

501+499=33 Wochen

Tier- und Pflanzenwelt

Das Gebiet ist in weiten Teilen durch eine hohe Re-liefenergie mit teils nahezu senkrechten Felswänden und ausgedehnten Schutt- und Geröllfluren charak-terisiert. Der südlichste, am tiefsten gelegene Be-reich der Weißzone Mason-Roggelskopf ist Teil des Natura 2000-Gebiets Klostertaler Bergwälder, das sich als Gürtel auf der orographisch rechten Tal-seite von Langen am Arlberg bis nach Bludenz er-streckt. Hier stocken Kalk-Buchenwälder, die nach oben in Karbonat-Buchen-Tannen-Fichtenwälder übergehen. Die am höchsten gelegenen Wälder sind schließlich durchwegs Fichtenwälder, in denen ver-einzelt Tanne beigemischt ist. Ein Latschenbestand ist unter dem Roggelskopf zu finden. Der Mason-bach ist ein natürlicher Gebirgsbach in einem tie-fen, engen Bachbett, der über einen hohen Was-serfall zu Tal stürzt. Seine Quellfluren beherbergen

eine bemerkenswerte Moosflora (Willi et al. 2002).Westlich der Bockbergspitze, die sich südlich der Mason Alpe erhebt, befindet sich ein ca. fünf Meter hohes und sieben Meter breites Dolomit-Felsentor (Biotop Hohler Stein). Um das Felsentor treten in der spärlichen Vegetation Pflanzenarten des Polsterseg-genrasens mit der Stachelspitzigen Segge auf. In Richtung Bockbergspitze sind darüber hinaus ein-zelne Dolinen mit Tümpeln ausgebildet. Die Tümpel sind mit wenigen Arten der Braunseggensumpfge-sellschaft bewachsen (Willi et al. 2002).

Polstersegge (Carex firma) (UMG 2004)

Insgesamt ist die Weißzone nicht nur aufgrund ihrer Tobel und wärmegetönten Vegetation ein wichti-ger Lebensraum, sondern auch durch ihren Verbund mit dem Naturschutzgebiet Faludriga-Nova auf der gegenüberliegenden Seite der Pitschiköpfe. In den Felsregionen leben zahlreiche Arten des Hochge-birges, unter anderem auch eine bedeutende Stein-wildpopulation. Die Waldflächen sind als wichtige Lebensräume für die Vogelwelt bekannt.

Weg zur Mason Alpe und Roggelskopf im Nebel (Marlin 2014)

Klima

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| 43552 Mason-Roggelskopf | Gebietsbeschreibung

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436 | 52 Mason-Roggelskopf | Nutzungsbeschreibung

Die landwirtschaftliche Förderfläche in der Weiß-zone Mason-Roggelskopf beträgt 126 ha. Das sind knapp 20 % der Gebietsfläche. Die Alpe Mason nimmt wiederum etwa die Hälfte dieser Fläche ein. Gemäß AMA-Daten (2013) wird die Mason Alpe nicht als Alpe sondern als Hutweide geführt. Die Alpe Rauher Stafel (Mustrin) reicht über das Gwurf-joch ebenfalls in die Landschaftskammer Mason, wo sie ca. 70 ha Weideland ausweist. Beim Heuberg reicht das Weideland der Heuberg Alpe teilweise in die Weißzone Mason-Roggelskopf. Auch die Gavar Alpe hat kleine Grünlandflächen in der Weißzone.

Die Alpe Mason ist mit einem geländegängigen Quad, nicht aber mit einem PKW zu erreichen (Marlin 2014)

Forstwirtschaft

Die Waldfläche im Masongebiet beträgt 127 ha und nimmt wie die landwirtschaftliche Förderfläche ca. ein Fünftel der Weißzone ein. Vom talnahen Bu-chenwald bis zu den Latschenkiefern im subalpi-nen Krummholzgürtel beinhaltet die Weißzone Ma-son-Roggelskopf eine breite Palette alpiner Wälder. Aufkommende Krummholzbestände um die Maso-nalpe deuten auf einen Rückgang der Alpnutzung hin. Der tatsächlich vorhandene Krummholzbestand

52.02 Nutzungsbeschreibung

Landwirtschaft

ist bereits deutlich größer als in der Waldkarte er-fasst. Der Buchenwald am Ausgang des Schanna-tobels und der Buchen-Tannen-Fichtenwald nord-westlich des Mason Wasserfalls sind Teil des Natura 2000-Gebietes Klostertaler Bergwälder. Der Wald hat hier hohe Objektschutzwirkung. Eine entspre-chende Waldbewirtschaftung mit genügend Natur-verjüngung sollte daher sichergestellt werden. Im Gebiet Bockberg wurde deshalb eine Schalenwild-freihaltung installiert. Die höheren Areale, die et-wa einem Drittel des Waldbestands entsprechen, sind aus forsttechnischer Sicht nicht ausreichend bewirtschaftbar.

Jagd

Die Weißzone Mason-Roggelskopf wird mehrheit-lich vom Jagdgebiet Mason-Bitschi abgedeckt. Das Gebiet östlich der Linie Schafberg-Roggelskopf wird der Eigenjagd Rauher Staffel, und die südlichen, niedriger gelegenen Areale der Genossenschafts-jagd Innerbraz zugeteilt. Die Kernzone Mason ist ein typisches Gamswildgebiet. Bis zu sieben Stück Gamswild durften gemäß Abschussplan der Wild-region Klostertal im Jagdjahr 2014/15 erlegt wer-den. Auch Birkwild ist weit verbreitet. Steinböcke der Kolonie Klostertal sind hier nur mehr selten an-zutreffen. Die tieferen Regionen der Pufferzonen und um das Schannatobel sind Lebensräume des Rot- und Rehwilds. In der Weißzone selbst befinden sich keine Fütterungen. Die Rehfütterung „Schan-natobel/Höcker“ liegt allerdings nur knapp außer-halb der Kernzone. Im Gebiet Bockberg wurde eine Schalenwildfreihaltung installiert.

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| 43752 Mason-Roggelskopf | Nutzungsbeschreibung

Die Weißzone rund um die Mason Alpe wird touris-tisch nur sehr schwach frequentiert. Wenn Touris-ten das Gebiet besuchen, dann meist um eine Wan-derung zum Mason Wasserfall vorzunehmen. Die aussichtsreiche und gut markierte Route führt auf Wirtschaftswegen zu den Bergmähdern von La-schei, weiter über einen etwas steileren Waldweg. Mit einer Fallhöhe von 70 m gehört der Mason Was-serfall zu den spektakulärsten Naturschauspielen des Klostertals. Auch die Mason Alpe ist über ei-nen Quad-tauglichen, steilen Weg über Malasch zu erreichen.

Neue Stahlseilsicherungen beim Gipfelanstieg zum Roggelskopf (Fleisch 2015)

Eine Besteigung des markanten Roggelskopf (2284 m ü. A.) vom Klostertal aus erfolgt nur selten. Der Großteil der BergsteigerInnen startet hierfür von der Freiburger Hütte (Weißzone Formarin-Steiner-nes Meer). Wenn aber der Zustieg von Braz gewählt wird, führt dieser zunächst am Masonbach entlang und steil bergauf. Der Steig Richtung Freiburger Hütte ist wenig markiert und zieht sich durch lat-schendurchsetztes Alpgelände und steile Tobel. Vor-bei an der Mason Alpe geht es bis zur Westflanke des Roggelskopfs, wo sich ein Zick-Zack-Weg durch die Schotterflanke hinaufzieht und in den Anstieg

von Osten bzw. der Freiburger Hütte einmündet. Der weitere Aufstieg beinhaltet leichte Kletterstellen im I. und II. Schwierigkeitsgrad. Einzelne Stellen sind mit Drahtseilen gesichert. Der DAV Freiburg plant die Sanierung des Wanderwegs von Innerbraz über das Gwurfjoch (2170 m ü. A.) zur Freiburger Hütte.Im Winter bleibt die Weißzone aufgrund des stei-len Geländes und der Unzugänglichkeit so gut wie unberührt.

Wasserwirtschaft

Die Kernzone Mason Alpe entwässert über den Ma-sonbach in die Alfenz. Die Steilstufe ins Klostertal wird durch einen ca. 70 m hohen Wasserfall über-wunden ehe der Masonbach bei Innerbraz in die Al-fenz mündet. Im Schannatobel bestehen insgesamt vier Quellen. Zwei davon (Bockquellen) dienen zur zentralen Trinkwasserversorgung der Gemeinde In-nerbraz, zwei weitere sind im Besitz der Österreichi-schen Bundesbahnen. Das Trinkwasser wird in zwei Sammelschächten gespeichert. Unweit der Quellen wird dem Schannatobel durch die ÖBB Wasser ent-nommen. Zum Schutz der Bockquellen wurde am Bockberg eine ca. 60 ha große Trinkwasserschutz-zone projektiert.

Wildbach- und Lawinenverbauung

Das Schannatobel ist vor der Einmündung in die Alfenz bzw. dem Siedlungsgebiet von Steinwällen und Dämmen eingezwängt. Davon befindet sich der oberste Steinwall noch in der Weißzone. Zum Schutz des Siedlungsgebiets vor Felsstürzen wur-de am Bockberg am Anfang der Jahrtausend-wen-de ein mehr als ein Kilometer langer Damm aufge-schüttet. Der östliche Anteil des Damms inklusive der Entwässerung des Bockbergtobels reicht teilwei-se in die Weißzone.

Tourismus und Erholung

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438 | 52 Mason-Roggelskopf | Exkurs

Dass von Muren eine große Gefährdung für das Klostertal bzw. die Arlberg-Bahnstrecke ausgeht, zeigt das Murunglück von 1995. Nach intensiven und anhaltenden Regenfällen löste sich am Abend des 11. August im Einzugsgebiet des Masonbachs eine mächtige Mure, welche die Bahnbrücke über den Masonbach in Innerbraz mit sich in die Tiefe riss. Ein unmittelbar nachfolgender Reisezug, der in Richtung Bludenz unterwegs war, konnte nicht mehr rechtzeitig gewarnt werden. So war der Lok-führer nicht in der Lage den Zug vor der sich öff-nenden Schlucht zum Stillstand zu bringen. Die Lo-komotive und drei weitere Waggons entgleisen und stürzten in das Tobel. Das tragische Unglück forder-te vier Todesopfer, zahlreiche Verletzte und Schwer-verletzte und führte zu einer mehrwöchigen Sperre der Zugverbindung (Vorarlberger Nachrichten, am 12. 08 1995).Im Gebirge oder an Hängen können sich nach Schneeschmelzen oder Starkregenereignissen soge-nannte Muren, Ströme aus Wasser, Boden, Gesteins-schutt und -blöcken, sehr rasch in meist vorgezeich-neten Tiefenlinien wie z. B. Lawinengleitbahnen oder Wildbachläufen, zu Tal bewegen. Durch die schürfende Wirkung der Mure werden die Tie-fenlinien noch weiter vertieft. Diese Schutt- oder Schlammströme können aufgrund ihrer hohen Dichte auch Baumstämme und Felsblöcke in ihrer Murbahn mitreißen. Sie können Geschwindigkei-ten von 40-50 km/h erreichen, wobei sich die Mur-bewegung zum Hangfuß hin verlangsamt, sich dort zungenförmig ausbreitet und schließlich zum Still-stand kommt. Ihre Transportstrecken sind oft meh-rere Kilometer lang. Ähnlich wie ein Fluss, in der Mitte schneller als an den Rändern, bewegt sich der Schlamm-strom nach unten und kann mit seinem Murkegel Straßen, Siedlungen und Kulturland ver-schütten. (Ruff et al 2005, Leser 2005, Ahnert 2003).Auch durch den Rückzug der Gletscher und den fehlenden Halt des Permafrostes in Hängen und im Boden kann es vermehrt zu Prozessen wie

Bodenerosion, Solifluktion (Bodenfließen), Erdrut-schen, Muren, Steinschlägen und Fels- und Berg-stürzen kommen, da sich die Hanginstabilität und die Hydrosphäre ändern (Gruner 2004). Durch den Gletscherschwund nimmt die Muraktivität zu, wenn der Permafrost auftaut und somit viel Lockermate-rial zur Verfügung steht. Muren werden häufig in den Hochlagen durch anhaltende Niederschläge und in den Tieflagen von Starkniederschlagsereignissen ausgelöst. Die Wahrscheinlichkeit von Muren könn-te sich verringern, wenn durch die Erwärmung des Klimas die Rasen- und Baumgrenze ansteigt oder die Vegetation dichter wird (Veit 2002). Durch Än-derungen der großräumigen Strömungsverhältnisse wird für die Zukunft prognostiziert, dass die Nieder-schlagsverteilungen in den Alpen nachhaltig be-einflusst werden. Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasser aufnehmen und transportieren. Durch die Intensivierung des Wasserkreislaufs wird auch eine Zunahme von Starkniederschlägen und Mure-reignissen erwartet (Frei und Schmidli 2006, BMU 2008).

Schema einer Mure (Leser 2005)

52.03 Exkurs

Das Zugunglück am Masonbach