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58. Jahrgang, Nr. 5 – Juli/August 2007 – NADOAW 58 (5) 194-256 – ISSN 1434-4653 – D 11721 5/2007 iwp Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V. DGI Empfehlungssysteme im Überblick Erschließung der Informationsflüsse im WWW Praxisbeispiel Wirtschafts- informationen bei 3M Blended Learning für Berufstätige Europäische Patentbibliotheken als Innovationspartner Newcomer berichten über erfolgreiche Projekte Peter Genth – Abschied mit Perspektiven Open Innovation in Köln Herbstlehrgang 2007 für Informationsassistenten DGI-Online-Tagung 2007 und Digital Marketplace

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58. Jahrgang, Nr. 5 – Juli/August 2007 – NADOAW 58 (5) 194-256 – ISSN 1434-4653 – D 11721

5/2007

iwp Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e. V. DGI

Empfehlungssysteme im Überblick

Erschließung der Informationsflüsseim WWW

Praxisbeispiel Wirtschafts-informationen bei 3M

Blended Learning für Berufstätige

Europäische Patentbibliotheken als Innovationspartner

Newcomer berichten übererfolgreiche Projekte

Peter Genth – Abschied mit Perspektiven

Open Innovation in Köln

Herbstlehrgang 2007 fürInformationsassistenten

DGI-Online-Tagung 2007 und Digital Marketplace

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Mit diesem Editorial lade ich Sie herzlichzur Online Tagung 2007 ein. Ein interes-santes Programm und ein lebendigerTreffpunkt der Informationsbranche er-warten Sie. Wir haben Ihre Anregungenvom vergangenen Jahr aufgenommenund unser Tagungsprogramm Ihren Hin-weisen entsprechend gestaltet und we-sentlich erweitert.

Auf der diesjährigen DGI Online-Tagungvom 10. bis 12. Oktober 2007 im Kon-gresszentrum der Frankfurter Messedreht sich alles um Information in Wis-senschaft, Bildung und Wirtschaft. Inzwölf Sitzungen werden aktuelle Themenwie Perspektiven der Fachinformation,Wirtschaftlichkeit, Langzeitarchivierung,Such- und Antwortmaschinen, Web 2.0,Patentometrie, Informationsarchitekturund Fachportale behandelt. Eine Veran-staltung mit Vertretern des DeutschenVerbandes Medizinischer Dokumentarebehandelt spezielle Fragestellungen dermedizinischen Dokumentation.

Das Tagungsprogramm wird flankiert vonAnwendertreffen, wie dem GBI Daten-bankfrühstück oder dem STN Erfahrungs-austausch Patente 2007, und Workshops.Außerdem ist das Deutsche Netzwerk derIndexer mit seiner Veranstaltung dabei.

Die Kooperation mit der FrankfurterBuchmesse ermöglicht den kostenfreienÜbergang zur Messe und insbesondereden direkten Besuch und Erfahrungsaus-tausch mit über 500 Anbietern unsererInformationsbranche in der Halle 4.2.Davon sind auf dem Digital Market Placeauch softwaretechnische Neuerungenund eine Vielzahl von Entwicklungenrund um das Elektronische Publizieren zufinden. Das Tagungsprogramm, das die-ser Ausgabe beteiligt, berücksichtigt diesmit Zeitfenstern für den Besuch.

Neben dem NewComer-Treff auf der Ta-gung werden die Newcomer innerhalbder DGI einen virtuellen NewComer-Tagmit Tagungsblog organisieren, damitauch Studierende, die nicht in Frankfurtdabei sein können, Gelegenheit habenmit den Ausstellern in Halle 4.2 in Kon-takt zu treten und doch dabei zu sein.

Die 29. DGI Online Tagung steht unterder Schirmherrschaft der FrankfurterOberbürgermeisterin Petra Roth. Für denEröffnungsvortrag zum Thema Recht undUnrecht in der Information ist Bundesjus-tizministerin Brigitte Zypries eingeladen.

Traditionell treffen sich im Rahmen die-ser Jahrestagung auch die Arbeitskreise

und Fachgruppender DGI mit ihren ei-genen Programmenoder zum Erfah-rungsaustausch. Neudabei ist 2007 dasSenioren-Experten-Netzwerk der DGI.

Alle Informationenzur Tagung findenSie auf der Website der DGI unter:www.dgi-info.de/onlinetagung.aspx

Den Teilnehmern an der Online-Tagungstehen bei einer Anmeldung bis An-fang/Mitte September kostengünstigeÜbernachtungsmöglichkeiten im Groß-raum Frankfurt am Main zur Verfügung.Anmeldung zur Tagung und Hotelbu-chung sind online möglich.

Wir freuen uns sehr, Sie in Frankfurt wie-der begrüßen zu können.

Mit herzlichen GrüßenIhre

Gabriele Beger

EditorialDGI-Online-Tagung:für alle die Information ernst nehmen!

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I n h a l t5/2007

257 EDITORIALvon Gabriele BegerDGI-Online-Tagung: für alle die Information ernst nehmen!

261 NACHRICHTENErfolgreiche Open Source-Software aus Deutschland –Alkacon OpenCms 7 verfügbarLeitfaden zum Einsatz von Web 2.0 im Online-HandelMultimedia-Inhalte in Factiva-Produkten gezieltrecherchierbarBroadcasting-Service für Austausch und Vermarktung vonBildungsinhalten63 Millionen redaktionell überprüfte PatentdokumenteStudie Datensicherheit von RFID-Systemen gratis erhältlich

INFORMATIONSWISSENSCHAFT265 Stefanie Höhfeld und Melanie Kwiatkowski

Empfehlungssysteme aus informationswissenschaftlicherSicht – State of the Art

277 Dimitri Lande, Sergei Braichevski und Dimitri BuschInformationsflüsse im Internet

285 INFORMATIONSPRAXISWolfgang MarkhofWirtschaftsinformationen in der Elektronischen Bibliothek– der Ansatz von 3M

287 QUALIFIZIERUNGBrigitte PottGestaltung von Blended-Learning-Angeboten für fachlichheterogene Gruppen. Erfahrungen mit einem Kurs fürBerufstätige mit Hochschulabschluss

293 PATENTINFORMATIONDieter GeißDie Zukunft der europäischen Patentbibliotheken –Partner für Innovationen! PATLIB-Kongress desEuropäischen Patentamts vom 14. bis 16. Mai 2007 inSevilla, Spanien

NEWCOMER CORNER300 Torsten Zimmermann

FaMI-Portal.de – eine Communityplattforn fürFachangestellte für Medien- und Informationsdienste

301 Volker Geske und Robert SchmidtStadtbücherei Gerlingen kooperiert mit der Hochschule derMedien Stuttgart

302 Anne Friedrich, Carina Felgner, Kathrin Holenstein undSusann SchallerBibliothekarische Ausbildung in Leipzig

308 Maxi Kindling

b2i – für Sie, mit Ihnen! Das Wissenschaftsportal in Kontakt mit der Fachcommunity

TAGUNGSBERICHT305 Vera Münch

Peter Genth gibt die Zügel aus der Hand

308 Marlies Ockenfeld

Open Innovation – die Informationswissenschaft zeigt sichquicklebendig

INFORMATIONEN260 Digital Market Place mit 25 Prozent mehr Fläche

271 Herbstlehrgang 2007 für Informationsassistenten

273 97. Deutscher Bibliothekartag Call for Papers

286 Erfolgreiches Scheitern: Vergessen wir den Zweiten Korb –

starten wir zum dritten durch

311 Collaborative Catalog Enrichment

312 E-Kurs zum Selbststudium:„Archiv und Film“

der HAW Hamburg

PERSONALIEN313 Ursula Deriu übernimmt Leitung von FIZ Technik

313 Helmut Arntz, erster Präsident der DGD/DGI †

315 Werner Flach gestorben

REZENSIONEN299 Pons Lernen und Üben Koreanisch. Der direkte Weg zur

Sprache mit Audio-CD (M.-E. Menger)

316 Mujan, D.: Informationsmanagement in LernendenOrganisationen (S. Weber)

317 Weilenmann, A-K.: Fachspezifische Internetrecherche.Für Bibliothekare, Informationsspezialisten undWissenschaftler (M. Katzmayr)

318 Radke, A. und M. Charlier: Barrierefreies Webdesign. Attraktive Websites zugänglich gestalten (W. Schweibenz)

318 Stock, W.G.: Information Retrieval – Informationen suchenund finden (R. Ferber)

LITERATURAUSLESE 320IMPRESSUM 262TERMINKALENDER U3

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen das Programm der Online-Tagungund Jahrestagung 2007 der DGI und eine Beilage der Firma ADLIB Informa-tion Systems GmbH, Berlin, bei. Wir bitten um freundliche Beachtung.

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Die Informationsbranche trifft sich auf der Frankfurter Buchmesse

Zum zweiten Mal findet die Online-Tagung der DGI im Rahmender Frankfurter Buchmesse im Oktober statt. Und zum zweitenMal können die Konferenzteilnehmer auch von den zahlreichenweiteren Veranstaltungen, Ausstellungen, Verlags- und Service-präsentationen der größten internationalen Buch- und Medien-messe profitieren. Mehr als 7.000 Aussteller aus über 100 Län-dern zeigen vom 10. bis 14. Oktober 2007 ihre Produkte undDienstleistungen auf insgesamt 13 Hallenebenen. Anlaufstellefür Fachbesucher aus dem Bereich Informationswissenschaft undBibliothekswesen ist wie immer die zentrale Halle 4.2: Unterihrem internationalen Dach werden wissenschaftliche Fachver-lage, Bibliothekare, Fachinformations- und Bildungsspezialistenzusammengeführt. Knotenpunkte wie der Digital Market Place,die Veranstaltungsforen, das Internationale Bibliotheks-Zentrum(ILC) und der Educational Publishing Pavilion bündeln Fachwis-sen und sind attraktive Ziele für (Fach-)Besucher. Angesiedelt inmitten internationaler Fach- und Wissenschafts-verlage findet sich im Herzen der Halle 4.2 der „Digital MarketPlace“. Schon jetzt kann der Gemeinschaftsstand von Anbieternelektronischer Informationsvermittlung 25 Prozent Flächenzu-wachs im Vergleich zum Vorjahr vermelden – und das obwohldie Buchungen noch nicht abgeschlossen sind. Online-Dienste,Software- und Multimediahäuser, CD- und DVD-Hersteller habenhier ebenso ihren Platz wie Beratungsfirmen und Vermittler vonDigital Content.

Treffpunkt für deutsche und internationale Bibliothekare, Doku-mentare, Library Supplier, Verleger und Produzenten elektroni-scher Medien und andere Informationsspezialisten ist dasInternational Library Centre (ILC) in der Halle mit Cafeteria undInfotheke. Eine von Jahr zu Jahr wachsende Anzahl von Service-agenturen für Bibliotheken hat hier ihren Arbeitsplatz. Darüberhinaus stehen Fachbesuchern und Ausstellern kostenlos Tischefür Arbeitsgespräche zur Verfügung. Die Fachbuchausstellung„Information und Kommunikation“, organisiert von der Universi-tätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, bietet rund 1.000aktuelle Titel rund um das Bibliothekswesen: ein repräsentativerÜberblick zu Branchenthemen und -trends. Neu in der Halle 4.2 ist unter anderem der Fami-Treff, wo dieAuszubildenden des Bibliothekswesens ihr neues Berufsbild, dieAusbildung zum Fachangestellten für Medien und Informations-dienste, kurz FaMi genannt, vorstellen. Auch der internationalebibliotheks- und/ informationswissenschaftliche Kongress BOB-CATSSS stellt sich erstmals vor. Er wird durch das Institut fürBibliotheks- und Informationswissenschaft Berlin und Potsdamvertreten. Motto des Kongresses, der im Januar 2008 in Zadar,Kroatien, stattfindet: „Providing Access to Information forEveryone“.Ebenfalls neu ist der „Educational Publishing Pavilion“, ein in-ternationaler Gemeinschaftsstand zum Thema „LebenslangesLernen“. In der „Fachinformations-Halle“ 4.2 befindet sich auch das Web2.0 Wohnzimmer. Hier können Besucher live bei der Produktiondes Buchmesse-Podcasts dabei sein, sich verschiedene Podcastsanhören, den Buchmesse-Bloggern bei ihrer Arbeit über dieSchulter schauen und all ihre Fragen loswerden, die sie schonimmer zu Blogs und Podcasts stellen wollten. Die Buchausstel-lung „Heiter bis Wolkig“ präsentiert Bücher aus Deutschlandüber Wetterphänomene und Klimawandel. Die PresseMesse gibtmit 1.700 Zeitschriften aus mehr als 350 Verlagshäusern eineneinzigartigen Überblick über die Presselandschaft und die dreiVeranstaltungsforen mit den Schwerpunkten Wissenschaft,Fachbuch und Innovation bieten Vorträge, Seminare und Podi-umsdiskussionen rund um Fachinformation und Forschung.

Digital Market Place mit 25 Prozent mehr Fläche

Tabelle 1: Die Aussteller des Digital Market Place 2007 (Stand: Juli 2007.Buchungen noch nicht abgeschlossen.) Tabelle 2: Frankfurter Buchmesse 2007

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Erfolgreiche Open Source-Software aus Deutschland – Alkacon OpenCms 7 verfügbar

Die neue Version 7 von Alkacon OpenCms (www.opencms.org) ist Anfang Juli2007 freigegeben worden. OpenCms isteines der populärsten Open Source Con-tent Management Systeme für Websites.Maßgeblich entwickelt wurde die neueVersion von der Alkacon SoftwareGmbH, unterstützt durch eine internatio-nale OpenCms Entwickler-Community.OpenCms 7 bietet zahlreiche funktionaleund technische Verbesserungen gegen-über der bisherigen Version 6.2:Durch das stark verbesserte Linkmana-gement auf Basis der neuen „ContentRelationship Engine“ (CRE) ist es nocheinfacher, die Korrektheit aller Links in-nerhalb einer Website zu gewährleisten.Auch das Umbenennen oder Verschiebenvon verlinkten Seiten oder ganzen Ord-nern ist nun problemlos möglich.Die neue WebDAV-Schnittstelle ermög-licht einen direkten Zugriff auf die Da-teien in OpenCms durch externe Pro-gramme. So können zum Beispiel Ent-wickler aus einem Werkzeug wie EclipseJSP Seiten unmittelbar in OpenCms bear-beiten.Weiterhin wurde die Benutzerverwal-tung in OpenCms 7 stark erweitert. Be-nutzer und Gruppen können nun dezen-tral in unterschiedlichen Organisations-einheiten frei verwaltet werden, dieredaktionellen Zugriffsrechte werdenüber systeminterne Rollen definiert.Durch die Integration von Ajax-Technolo-gie in verschiedene Bereiche der OpenCms Oberfläche wurde diese reaktions-schneller und benutzerfreundlicher.Unabhängige Untersuchungen weisenOpenCms als eine führende Lösung imBereich der Open Source CMS Systemeaus. Die Software wird seit dem Jahr2000 ständig weiterentwickelt und ver-fügt über eine aktive Community vonOpen Source Entwicklern.Über 100 internationale IT-Unternehmenhaben sich bereits als offizieller „OpenCms Solution Provider“ auf der OpenCmsWebsite registriert. Eine stetig wach-sende Liste von Referenzen belegt außer-dem die steigende Verbreitung vonOpenCms.OpenCms 7 ist eine Java und XML ba-sierte Website Content Management-Lö-sung für Unternehmen. Sie ist komplettaus Open Source Komponenten aufge-baut. Die Redaktionsoberfläche ist voll-ständig browserbasiert. OpenCms bietetleistungsstarke und einfach zu bedie-nende Funktionen, die sich insbesonderefür Internet- oder Intranetanwendungenmittlerer und großer Unternehmen eig-nen.

OpenCms 7 ist wird unter der LGPL Li-zenz veröffentlicht. Viele Unternehmenund Organisationen weltweit nutzenOpenCms als kostengünstige, professio-nelle Alternative zu teuren Lizenzpro-dukten.Die Alkacon Software GmbH aus Köln(www.alkacon.com)ist die treibendeKraft in der Entwicklung von OpenCms.Alkacon Software bietet ihren KundenSchulungen, Support und Zusatzpro-dukte rund um OpenCms an. Für unsereKunden bedeutet dies zusätzliche Sicher-heit und Komfort beim Einsatz vonOpenCms in unternehmenskritischenSystemen.Weitere Informationen: Alkacon SoftwareGmbH, An der Wachsfabrik 13, 50996Köln, Tel.: (02236) 3826-0, Fax: (02236)3826-20, mailto:[email protected]

Leitfaden zum Einsatz von Web 2.0 im Online-Handel

Der Arbeitskreis Erfolgsfaktoren derFachgruppe E-Commerce im Bundesver-band Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. hateine praxisnahe Bestandsaufnahme zumThema „Web 2.0 und E-Commerce“ ver-öffentlicht. Der Leitfaden, der unter derLeitung von AK-Leiter Gregor Eberhard(Deutsche Telekom, T-Online) und Chris-tian Strasheim (Vertical CommerceGmbH) konzipiert und zusammengestelltworden ist, beinhaltet neben einer Defi-nition vor allem eine Relevanzbewertungverschiedener Web 2.0-Elemente sowieausführliche Beschreibungen und Beur-teilungen verschiedener Fallbeispiele. Erist somit ein wertvolles Grundlagenwerkhinsichtlich aktueller und zukunftswei-sender Fragestellungen im Online-Han-del.Der Leitfaden unterscheidet zwischen in-haltlichen und technischen Aspekten desWeb 2.0 für den E-Commerce. Er thema-tisiert Einsparpotenziale genauso wie dieAufwertung des Einkauferlebnisses, dieDezentralisierung des traditionellen On-line-Handels oder die Einbeziehung derKäufer in Vermarktungs- und Verkaufs-prozesse. Der Leitfaden zeigt, dass auchvöllig neue Geschäftsmodelle im E-Com-merce Fuß fassen und liefert praktischeBelege für die Chancen, die sich für On-line-Händler mit dem Web 2.0 ergeben.„Wer sein Angebot innovativ im Internetvermarkten möchte, kommt dabei heutenicht mehr an der Relevanz von SocialBookmarking, RSS-Feeds oder auch Blogsvorbei.“ meint AK-Leiter Gregor Eber-hard. Mit Hilfe konkreter Best Practiceszeigen die Autoren, wie sich die Toolssinnvoll einsetzen oder anbinden lassen.Zu den beispielhaften Plattformen, die in-tensiv untersucht werden, zählen unter

anderem www.dawanda.de, www.cyberport24.de, www.edelight.de und www.real-person.net.Ein abschließendes Fazit trauen sich dieAutoren zum jetzigen Zeitpunkt nochnicht zu. Einig sind sie sich jedoch in derEinschätzung, dass Web 2.0 den E-Com-merce massiv verändern wird. „Geradespezialisierte Anbieter mit hoher Kompe-tenz in vertikalen Nischenmärkten kön-nen beim Thema Web 2.0 punkten“, re-sümiert Roland Fesenmayr (OXID eSalesGmbH), Vorsitzender der Fachgruppe E-Commerce. Das 32 Seiten umfassende Dokument„Web 2.0 & E-Commerce“ des Arbeits-kreises Erfolgsfaktoren im E-Commercekann unter www.bvdw.org/wissenspool/leitfaeden.html gratis herunter geladenwerden.

Multimedia-Inhalte in Factiva-Produkten gezielt recherchierbar

Dow Jones & Company (NYSE:DJ) hatam 13. Juni 2007 seine Partnerschaft mitPodZinger bekannt gegeben. PodZingerist derzeit die einzige Multimedia-Platt-form, die es ermöglicht, Audio- und Vi-deoinhalte über Schlagworte zu suchen.Diese Suchfunktion wird über die Nach-richten- und Wirtschaftsinformations-dienste Factiva.com und Factiva iWorkszur Verfügung stehen. So können An-wender ab August 2007 Video- undAudio-Informationen abrufen, darunterWirtschaftsnachrichten, CEO-Interviews,Vorträge von führenden Managern, Jah-reshauptversammlungen, Produktrezen-sionen und andere einschlägige Inhalte.Laut eMarketer wurden allein im Januar2007 über 7,2 Milliarden Videostreamsvon mehr als 123 Millionen Konsumentenbetrachtet. AccuStream iMedia erwartetein jährliches Wachstum an Multimedia-Nutzern von 30 Prozent. Trotzdem ist esnoch immer sehr zeitaufwändig, rele-vante Inhalte zu finden, weil die meistenMultimedia-Seiten nur begrenzt Meta-daten anbieten und nur rudimentäreSuchmöglichkeiten für Audio- und Video-inhalte zur Verfügung stellen. Oft resul-tieren aus der Suche dann große Informa-tionsmengen, die für den Suchendenkaum relevant sind.Das Multimedia-Angebot von Factiva ba-siert auf den Speech-to-Text und NaturalLanguage Technologien von PodZinger.Genutzt wird bei Factiva Multimediaauch das patentierte Factiva IntelligentIndexingTM, und Suchergebnisse werdenin Form von Charts und Grafiken darge-stellt. Der Anwender erhält damit einenÜberblick über den Kontext seiner Re-cherche. Gemäß einer Studie, die PodZin-ger 2006 in Auftrag gegeben hatte, hören

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n oder schauen sich Menschen nur rund 15Prozent einer Audio- oder Videodatei an.Dow Jones kombiniert die Stärken vonFactiva und PodZinger zu einer einzigar-tigen Multimedia-Suchmaschine. Rele-vante Inhalte können mit Hilfe von spezi-fischen Suchbegriffen herausgefiltertwerden. Anschließend können die An-wender selbst entscheiden, ob sie dengesamten Clip oder nur den für ihn rele-vanten Teil sehen oder hören wollen.Das Multimedia Angebot von Factivaumfasst ergänzend:� Kontinuierlich aktualisierte Inhalte

aus mehr als 4.000 Nachrichten- undWirtschaftsquellen mit mehr als300.000 Clips.

� Ein 90-Tage-Archiv aus einer Samm-lung von Nachrichtenquellen wie demWall Street Journal, NPR, CNN, BBCRadio und mehr.

� Oberfläche in Deutsch, Englisch, Spa-nisch, Französisch und Russisch

Mehr Informationen über die Factiva-Pro-dukte von Dow Jones finden sich unterwww.factiva.de.

Broadcasting-Service für Austausch und Vermarktung von Bildungsinhalten

Die IMC AG aus Saarbrücken hat die Pa-lette ihrer bisherigen Produkte CLIX®(Learning Management System) undLECTURNITY® (Rapid Authoring Tool)um ein neuartiges Web 2.0-Produk erwei-

tert. Mit SLIDESTAR kann Content aus-getauscht, dank innovativer Suchtechno-logien recherchiert, mobil genutzt unddurch die Nutzer bewertet werden. NachMeinung der Entwickler wird sich mitSLIDESTAR ein interaktiver Broadcast-ing-Service für Bildungsinhalte etablie-ren. Bereits jetzt ist SLIDESTAR Aus-tauschplattform, Suchmaschine, Commu-nity und Bewertungsportal in einem.Die Software entstand aus der engen For-schungskooperation der IMC AG mit demInformatik-Lehrstuhl von Professor Dr.Thomas Ottmann an der Universität Frei-burg. Das Team um Professor Ottmannhatte sich insbesondere mit der automati-sierten Verschlagwortung von Inhalten(Tagging) beschäftigt. Die Volltextindi-zierung, die mit einer Spracherkennungverknüpft ist und deshalb neben Textdo-kumenten sogar Audiodaten verschlag-worten kann, ist deshalb eine der interes-santen Funktionen, mit denen SLIDE-STAR punkten kann. Daneben sind auchthemenorientierte Abonnements von In-halten, das Kommentieren von Inhaltenund der gezielte Zugriff auf die Fundstel-len des Inhalts möglich. Dozenten, die inSLIDESTAR Inhalte anbieten möchten,können diese außerdem von vornhereinfür verschiedene Ausgabeformate trans-formieren. Neben LECTURNITY-Aufzeich-nungen können beispielsweise auchMP3-Podcasts, MPEG4-Videocasts, RealMedia, Adobe Acrobat oder Microsoft Of-fice-Dateiformate auf SLIDESTAR angebo-ten werden.Für Vorstandssprecher Wolfgang Krae-mer geht die Bedeutung von SLIDESTAR

weit über die üblichen Web 2.0-Portalehinaus. Große Potentiale sieht er bei-spielsweise im Bereich der Hochschule-valuation: „In SLIDESTAR können Studie-rende eine Bewertung von Lehrveran-staltungen und den Lerninhaltenvornehmen, die dann offen einsehbarsind. Besonders gut bewertete Lernin-halte können von Hochschulen also fürHochschulrankings benutzt werden. Un-ternehmen wiederum können auf beson-ders gut bewertete Inhalte zugreifen unddiese in ihre eigene Weiterbildung ein-binden.“Die Software wird sowohl als lizenziertesAnwendungssystem und als Web 2.0-Dienst im ASP-Betrieb angeboten wer-den.Nähere Informationen unter www.im-c.de

63 Millionen redaktionell überprüftePatentdokumente

Nach erfolgreichem Abschluss umfangrei-cher Entwicklungsarbeiten hat FIZ Karls-ruhe die Patentdatenbank INPADOCDB(INternational PAtent DOCumentationData Base) Ende April 2007 für die Online-Nutzung freigegeben. Mit mehr als 63 Mil-lionen Patent- und Gebrauchsmuster-schriften von 80 Patentorganisationen istINPADOCDB das weltweit umfang-reichste Online-Angebot an Patentinfor-mationen. Auf dieses riesige Angebot aninternationalen Schutzrechtsdokumenten,

I M P R E S S U MGegründet von H.-K. Soeken †unter dem Titel Nachrichten fürDokumentation (NfD)Herausgegeben von der DeutschenGesellschaft für Informationswissen-schaft und Informationspraxis e.V.(DGI)Präsidentin: Prof. Dr. Gabriele BegerHanauer Landstraße 151-153D-60314 Frankfurt am MainTelefon: (0 69) 43 03 13Telefax: (0 69) 4 90 90 [email protected] des Normenaus-schusses Bibliotheks- und Dokumen-tationswesen im DIN Deutsches Ins-titut für Normung e.V., der Fach-gruppe Dokumentation imDeutschen Museumsbund und derArbeitsgemeinschaft derSpezialbibliotheken (ASpB)

RedaktionsbeiratKlaus-Peter Böttger, Mülheim an derRuhr (Berufsfragen Information undBibliothek) Dr. Sabine Graumann, München(Informationswirtschaft)Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm,Potsdam (Management vonInformationseinrichtungen)Prof. Dr. Rainer Kuhlen, Konstanz(Informationswissenschaft)

Dr. Dirk Lewandowski, Hamburg(Suchmaschinen, Internet)Prof. Dr. Wolfgang Ratzek, Stuttgart(Informationspraxis)Prof. Dr. Ralph Schmidt, Hamburg(Newcomer Report, Medien)

RedaktionDeutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft undInformationspraxis e.V.Marlies Ockenfeld (verantwortlich)Viktoriaplatz 8, 64293 DarmstadtTelefon: (0 61 51) 86 98 12Telefax: (0 61 51) 86 97 [email protected] Ockenfeld(Redaktionsassistenz)

VerlagDinges & Frick GmbH Greifstraße 465199 WiesbadenPostfach 156465005 WiesbadenTelefon: (06 11) 9 31 09 41Telefax: (06 11) 9 31 09 43Bankverbindung: Wiesbadener Volksbank BLZ 510 900 00, Kto-Nr. 714 22 26Postbank FrankfurtBLZ 500 100 60, Kto.-Nr. 267 204-606

ObjektleitungErwin König, [email protected]

AnzeigenserviceUrsula Hensel AnzeigenserviceHermann-Schuster-Straße 3965510 Hünstetten-WallbachTelefon: (0 61 26) 57 08 82Telefax: (0 61 26) 58 16 [email protected] MischokVerlag Dinges & Frick GmbHGreifstraße 465199WiesbadenTelefon: (06 11) 3 96 99-60Telefax: (06 11) 3 96 [email protected]

GestaltungAnne Karg-Brandt, Hohenstein

DruckDinges & Frick GmbH Greifstraße 465199 WiesbadenPostfach 200965010 WiesbadenTelefon: (06 11) 3 96 99-0Telefax: (06 11) 3 96 99-30Leonardo: (06 11) 93 20 79Twist: (06 11) 9 10 23 [email protected]

HinweisDie Aufsätze stellen ausschließlich

die Meinung der Autoren dar. Der

Inhalt wurde sorgfältig und nach

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ein Jahr und kann danach bis sechs

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zeitraums gekündigt werden.

Redaktionsschluss fürHeft 8/2007 20. August

Heft 1/2008 20. Oktober

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das eine nahezu unerschöpfliche Quelletechnischer und wirtschaftlicher Informa-tion ist, kann über FIZ Karlsruhes Online-Service STN International zugegriffenwerden. In dieser Qualität dürfte es Pa-tentinformation derzeit bei keinem ande-ren Datenbank-Anbieter geben. Aufge-baut wird INPADOCDB zwar mit elektro-nischen Schutzrechtsdaten, die dasEuropäische Patentamt liefert. Eine Fach-redaktion von FIZ Karlsruhe prüft dieseDaten jedoch im Bezug auf ihre Qualitätund korrigiert sie gegebenenfalls. Damiterfüllen die Angaben in INPADOCDBeinen hohen Qualitätsstandard. Das ein-heitliche Design, nach dem alle STN-Da-tenbanken aufgebaut sind, erlaubt zudemdie einfache Übertragung der Suchstrate-gie in andere der rund 200 STN-Datenban-ken. So kann ein vollständiges Recherche-Ergebnis erzielt werden.Mit jeder wöchentlichen Aktualisierungsteigt der Bestand an. Diese Informati-onsmenge erscheint auf den ersten Blickunüberschaubar. Doch das hoch entwi-ckelte Recherchesystem von STN Intern-ational ermöglicht sehr genaue Suchfor-mulierungen, so dass Rechercheergeb-nisse erreicht werden, die präziseAntworten auf die gestellten Fragengeben. Für die Analyse der Ergebnissestellt STN effiziente Software-Werkzeugezur Verfügung. Mit den Werkzeugen kannnicht nur der aktuelle Stand der Technik,sondern auch die Markt- und Wettbe-werbssituation analysiert werden. DasErgebnis sind Informationen, die einehervorragende, fundierte Grundlage fürstrategische Unternehmensentscheidun-gen bieten. Solche strategischen Recher-chen sind auch zum Schutz der eigenenPatentrechte empfehlenswert.Die zeitliche Abdeckung in INPADOCDBreicht für die wichtigsten Industrieländerbis ins 19. Jahrhundert zurück, z.B. USA(1836), GB (1840), D (1879), FR (1900) undfür Japan bis 1944. Die Datenbankein-träge enthalten die bibliographischenAngaben zu den Schutzrechtsschriften.Sie führen per Mausklick zum Volltext

eines Dokumentenanbieters. In den Do-kumenten sind darüber hinaus die Pa-tentfamilien, Patentklassifikationen undRechtsstandsdaten angegeben. Dasmacht ein sehr schnelles Erfassen derGegebenheiten rund um das Patent an-hand der Datenbankeinträge möglich.Die meisten Dokumente geben durchkurze Zusammenfassungen der Patent-beschreibungen (Abstracts) in englischerSprache schnelle Auskunft über die be-schriebene Erfindung, für die das Schutz-recht beantragt wurde. Weitere Informationen unter www.fiz-karlsruhe.de

Studie Datensicherheit von RFID-Systemen gratis erhältlich

Wie sicher ist RFID wirklich? Die Antwortauf diese Frage hängt ganz vom Einsatz-gebiet der Funktechnik ab. Zusammenmit dem Fachgebiet MikroelektronischeSysteme (MES) der Technischen Universi-tät Darmstadt und dem Technologie-Zen-trum Informatik (TZI) der Universität Bre-men hat das Fraunhofer-Institut SIT des-halb eine anwendungsspezifischeAnalyse zur RFID-Sicherheit durchge-führt. Auf Grundlage von Experteninter-views mit Branchenkennern entwickeltendie Verfasser typische Anwendungsbei-spiele für die Bereiche Automotive, Han-del und die Pharmabranche. Die Studiebeschreibt diese konkreten Szenarien, er-mittelt systematisch die relevanten Si-cherheitsrisiken und nennt Maßnahmen,mit denen eine sichere Anwendung vonRFID-Systemen gewährleistet werdenkann. Die Studie wurde im Rahmenpro-gramm Mikrosysteme 2004-2009 durchdas Bundesministerium für Bildung undForschung gefördert und vom Projekträ-ger Mikrosystemtechnik VDI/VDE Inno-vation + Technik betreut. Sie lässt sichunter www.sit. fraunhofer.de/rfidstu-die2007 gratis herunterladen.

Mit Hilfe der RFID-Technik (Radio fre-quency identification) lassen sich Infor-mationen auf Chips speichern, die dannper Funk schnell und einfach ausgelesenwerden können. Insbesondere Unterneh-men mit anspruchsvollen Logistikprozes-sen versprechen sich von der Anwen-dung der Technik eine schnellere undbessere Warenverfolgung und Produkti-onsplanung sowie daraus resultierendeKostenreduzierungen. Ohne ausreichen-de Absicherung können RFID-Systemejedoch leicht ausfallen oder lassen sichvon Angreifern in bestimmten Situatio-nen manipulieren oder sabotieren. Ergebnis der Studie: Bei einer tieferen In-tegration der RFID-Technologie in denProduktionsprozess und die Lieferkettender Automobilindustrie wird der Aspektder Informationssicherheit in den Vorder-grund rücken. Nur wenn die Daten aus-reichend geschützt sind, lassen sich Ma-nipulationen und Systemausfälle verhin-dern. Der erfolgreiche RFID-Einsatz inder Automobilindustrie wird deshalb be-sonders davon abhängen, wie gut es ge-lingt, kryptographische Verfahren zurAuthentisierung und Verschlüsselung zuentwickeln. Bei der sicheren Verwen-dung von RFID-Systemen in Lieferkettendes Handels bildet die Funktionssicher-heit einen wesentlichen Bestandteil desSicherheitskonzepts. Aus Akzeptanz-gründen gilt es zudem, Fragen des Da-tenschutzes zu beachten. In der pharma-zeutischen Lieferkette bilden eindeutigeschreibgeschützte Tag-Kennungen dieBasis für Echtheitsprüfung, Erkennungvon Duplikaten und das Abrufen von Pro-duktinformationen.Notwendige Authentisierungsverfahrengegen Tag-Cloning und Produktfälschun-gen, werden jedoch nicht eingesetzt. Sol-che Sicherheitsmaßnahmen lassen sichnoch nicht effizient genug auf preiswer-ten Tags einer offenen Lieferkette imple-mentieren, ohne ein Schlüsselmanage-ment und aufwändige Synchronisations-mechanismen zu erfordern.

N a c h r i c h t e n

Neu bei Swets: SwetsWise Subscriptions – Library Edition

SwetsWise Subscriptions – Library Edition, der Service für Abonnementmanagement und Informationsbeschaffung. Es bietet Bibliothekaren eine zentrale Plattform, über die sie die Verwaltung von Lizenzen für elektronische Zeitschriften verein-fachen und den Arbeits- bzw. Zeitaufwand für das Management von Abonnements verringern können.

Zu den wichtigsten Eigenschaften der SwetsWise Subscriptions – Library Edition zählen die integrierte Reklamationsfunktionfür elektronische und gedruckte Medien sowie Online-Reports zum Herunterladen. Außerdem stehen transparente Statusbe-richte über elektronische Lizenzen zur Verfügung, die den Kunden wertvolle Informationen liefern. Im Laufe des Jahres wirdSwets die Library Edition mit weiteren Funktionen zur Verwaltung von Lizenzen und zum Lieferdienst SwetsWise Consolidationausstatten.

Mit verbesserter Technologie und erweiterten Funktionalitäten ersetzt SwetsWise Subscriptions – Library Edition den seit langem bestehenden und sehr erfolgreichen Service DataswetsConnect.

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EmpfehlungssystemeIm vorliegenden Artikel wird ein For-schungsüberblick über das Gebiet derEmpfehlungssysteme gegeben [vgl.:Höhfeld, Kwiatkowski 2007]. Empfeh-lungssysteme arbeiten kollaborativ underweisen sich damit als sehr effektiv. Siearbeiten auf der Basis von Ähnlichkeits-metriken, um Empfehlungen für ihre Nut-zerschaft abzugeben. Dabei analysiertdas System Nutzerprofile oder Produktemit dem Ziel, Ähnlichkeiten zu erkennen,auf deren Basis Vorschläge generiertwerden. Empfehlungen werden bei be-stimmten Arten von Empfehlungssyste-

men auf der Basis von Nutzungsdatenanderer Nutzer gegeben. Ihnen ist die Ei-genschaft des sozialen Vorgehens inhä-rent, bei der Nutzer von Aktivitäten ande-rer profitieren. Des Weiteren können On-tologien und Folksonomies in derartigeSysteme integriert werden, welche dannmittels semantischer Strukturgebungbzw. sozialem Taggen elaborierte Such-und Navigationsverfahren zulassen.

Um den Nutzen von Empfehlungssyste-men zu erkennen, bedarf es einer Sich-tung der Veränderungen des Internet inden vergangenen Jahren. Seit den 1990erJahren entstand eine immense Datenflut

im WWW. Die Größe des Web wächstseither rapide an. Produktpaletten im Be-reich des E-Commerce werden täglich umein Vielfaches vergrößert und es gibtkaum etwas, das nicht via Internet bezo-gen werden kann; so stellt die Bestellungvon Kleidung, Autos und sogar Medika-menten über das Internet heute kein Pro-blem mehr dar. Allerdings steigt mit dergroßen Vielfalt des Angebots auch dieAnzahl der Entscheidungsmöglichkeitenfür den Nutzer ins Unermessliche; LorenTerveen und Will Hill sprechen in diesemZusammenhang von einem „Universe ofAlternatives“ [Terveen, Hill 2001, 3]. DieMenschen verspüren deshalb ein wach-sendes Bedürfnis nach Berücksichtigungihrer individuellen Situation. Gefordertwerden Systeme, die einen Überblick ver-schaffen und personalisierte Angebotemachen können, um dem Nutzer eineEntscheidungshilfe zu geben, die miteiner enormen Zeitersparnis verbundenist. Auch der wirtschaftliche Vorteil vonPersonalisierungen ist hervorzuheben:

[Die] Personalisierung […] dient demHersteller eines Produktes als Argu-ment und Instrument der Vermarktung.Dem Verbraucher eines personalisier-baren Produktes hilft sie hingegen, Ar-beitsabläufe effektiver zu gestalten.Beide Sichten zeigen, dass Personali-sierung in der modernen Zeit ein wich-tiges Werkzeug ist, um den Erfolg einesProduktes positiv zu beeinflussen,indem letztlich die Wünsche seinesVerbrauchers beachtet werden. [Aeh-nelt 2003, 130]

Empfehlungssysteme („RecommenderSystems“) sollen hierzu einen Beitragleisten. Abbildung 1 zeigt die grobenZüge eines Empfehlungssystems. Dem-nach kann ein Nutzer, der eine Empfeh-lung wünscht, eine direkte Anfrage andas System stellen. Das System kannEmpfehlungen jedoch auch unaufgefor-dert geben. Die Vorschläge basieren stetsauf Präferenzen, welche vom Nutzer frei-willig abgegeben werden können odernach Aufforderung des Systems seitensdes Nutzers preisgegeben werden. DasEmpfehlungssystem kann – je nach Im-plementierung – darüber hinaus mittelsÄhnlichkeitsmetriken Nachbarschaftenzu anderen Nutzerprofilen ermitteln und

Empfehlungssysteme aus informations-wissenschaftlicher Sicht – State of the Art

Stefanie Höhfeld und Melanie Kwiatkowski, Düsseldorf

Empfehlungssysteme tragen Inhalte in-dividuell an Nutzer im WWW heran,basierend auf deren konkreten Bedürf-nissen, Vorlieben und Interessen. SolcheSysteme können Produkte, Services,Nutzer (mit analogen Interessen) uvm.vorschlagen und stellen damit – geradeim Web 2.0-Zeitalter – eine besondereForm der Personalisierung sowie dessocial networking dar. Damit bietenEmpfehlungssysteme Anbietern im E-Commerce einen entscheidendenMarktvorteil, weshalb die Auswertungder Kundendaten bei großen Firmenwie Amazon, Google oder Ebay einehohe Priorität besitzt. Aus diesemGrund wird im vorliegenden Artikel aufdie Ansätze von Empfehlungssyste-men, welche auf unterschiedliche Weisedie Bedürfnisse des Nutzers aufgreifenbzw. „vorausahnen“ und ihm Vor-schläge (aus verschiedenen Bereichen)unterbreiten können, eingegangen. DerArtikel liefert eine Definition und Dar-stellung der Arbeitsweisen von Emp-fehlungssystemen. Dabei werden dieverschiedenen Methodiken jenerDienste vergleichend erläutert, um ihrejeweiligen Vor- und Nachteile deutlichzu machen. Außerdem wird der Ontolo-gie- und Folksonomy-Einsatz innerhalbvon Empfehlungssystemen beleuchtet,um Chancen und Risiken der Anwen-dung von Methoden der Wissensreprä-sentation für zukünftige Forschungsar-beiten einschätzen zu können.

Recommender Systems in an InformationScience View – The State of the ArtRecommender systems offer contentindividually to users in the WWW,based on their concrete needs, prefer-ences and interests. Those systemscan propose products, services, users(with analogous interests), etc.) andrepresent a special form of personal-isation as well as of social networking– exactly in the Web 2.0 age. Recom-mender systems offer e.g. suppliers inthe e-commerce a crucial market ad-vantage. So, the evaluation of the cus-tomer data has high priority at bigcompanies like Amazon, Google orEbay. For this reason we engaged inrecommender systems, which take upthe user’s needs in different ways, to“anticipate“ needs and make suggest-ions (from different areas) to the user.This review article achieves a defini-tion and representation of operationsand methods of recommender sys-tems. Exactly the different methodolo-gies of those services should be ex-pounded comparativly on that occa-sion in order to represent advantagesand disadvantages. The use of ontolo-gies and folksonomies as implementa-tions in recommender systems is port-rayed in order to be able to take intoconsideration chances and risks of theapplication of knowledge representa-tion methods for future researches.

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E m p f e h l u n g s s y s t e m e

diese in die Abgabe bestimmter Empfeh-lungen einbeziehen. Das bedeutet, dassein Empfehlungssystem mit den Präfe-renzen des aktiven Nutzers oder aber mitPräferenzen von anderen Nutzern arbei-ten kann. Tapestry gilt als das erste Sys-tem, das basierend auf der Technik deskooperativen Filterns agiert. Die Erfinderdieser Empfehlungsweise sind Goldberg,Nichols, Oki und Terry [Goldberg et al.1992].

Empfehlungssysteme können – ähnlichden Profildiensten – im Bereich der Infor-mations- und Nachrichtenportale einge-setzt werden. Darüber hinaus finden siebei E-Learning-Systemen Verwendung,wo sie personalisierte Lernstrategien undindividuelle Empfehlungen liefern, die aufdem Kenntnisstand einzelner Personenfundieren; sie können damit Lerneinhei-ten vorschlagen [vgl.: Aehnelt 2003, 136].Außerdem werden Expertensysteme mitdieser Technik ausgestattet. Im Bereichdes E-Commerce finden sich viele Facet-ten von Empfehlungssystemen wieder.Die Vorteile für den Einsatz in diesem Be-reich sind bei Schafer et al. [1999] zusam-mengestellt. Sie reichen von der Kunden-bindung über die Neuentwicklung vonProdukten bis hin zu kontext-/kundenab-hängigem Marketing durch personali-sierte Entscheidungshilfen und Vor-schläge. Empfehlungstechniken könnendarüber hinaus bei E-Mail-Systemen (imBereich der Spam-Erkennung) eingesetztwerden [vgl.: Stock 2007, 490].

Klärung der TerminologieDer Begriff „Recommender System“ bzw.zu Deutsch „Empfehlungssystem“ oderauch „Vorschlagssystem“ wird in der ein-schlägigen Literatur häufig gleichgesetztmit dem Begriff „collaborative filtering“,zu Deutsch kooperatives Filtern. Dies istunserer Ansicht nach – übereinstimmendmit Resnick und Varian [1997] – nichtganz korrekt bzw. unscharf. Ein Empfeh-lungssystem kann sehr unterschiedlicheKomponenten und damit einhergehendeVorgehensweisen beinhalten. Im vorlie-genden Artikel wird „Empfehlungssys-tem“ als Oberbegriff für alle Vorschlags-/bzw. Empfehlungssysteme gebraucht;das bedeutet: Der Terminus „Empfeh-lungssystem“ im Kontext dieses Artikelsbezieht sich ganz allgemein auf Systeme,

die Nutzern Empfehlungen aussprechen.Diese können dann – wie im Organi-gramm (Abbildung 2) gezeigt – personali-siert oder nicht-personalisiert sein. Erstauf dieser Stufe werden dann unterhalbder personalisierten Empfehlungssys-teme verschiedene Techniken, wie z.B.regelbasiert, kooperativ oder nutzerzen-triert usw. unterschieden. Nicht-persona-lisierte Systeme bieten allen Kundenidentische Empfehlungen an. Dies ist

zum Beispiel beiInformation Retrie-val-Systemen wieden herkömmli-chen Suchmaschi-nen der Fall. In die-sem Artikel liegtder Schwerpunktjedoch auf perso-nalisierten Emp-fehlungssystemen.In jenem Bereich

existieren einige Ansätze, wobei koopera-tives Filtern („collaborative filtering”)sowie inhaltsbasiertes Filtern am geläu-figsten sind und terminologisch recht ein-heitlich gebraucht werden.

Verschiedene Ansätze imBereich der Empfehlungssysteme

Neben den zwei geläufigsten Ansätzengibt es weitere Ansätze; eine Übersichtder unterschiedlichen Herangehenswei-sen bietet Burke [2002]. In Abbildung 3sind – neben dem kooperativen und deminhaltsbasierten Filtern – drei weitere An-sätze, deren Begrifflichkeiten und Be-zeichnungen in der Wissenschaft nichthomogen verwendet werden, aufgeführt.Burke [2002] wählt seine Klassifizierungim Hinblick auf Hintergrund- und Input-daten sowie den Empfehlungsprozess (indem Hintergrund- und Inputdaten kombi-niert werden). Hintergrunddaten sind In-formationen, die seitens des Systems zurVerfügung gestellt werden, Inputdatengibt der Nutzer ein, um Empfehlungen zuerhalten. Andere mögliche Klassifizierun-gen für Empfehlungssysteme wählen alsKriterien bspw. die Art der Benutzer-schnittstelle oder aber die Eigenschaftender Interaktion von Nutzer und System[vgl.: Burke 2002, 332]. Eine einheitlicheEinteilung der Techniken und Ansätzesowie eine standardisierte Terminologiewären wünschenswert, um einen Über-

blick über bestehende Herangehenswei-sen erlangen zu können.Zur Erläuterung von Burkes Kürzeln inAbbildung 3: I ist die Menge aller Ob-jekte, die empfohlen werden können, Usteht für die Menge der Nutzer, derenPräferenzen bekannt sind, u ist der Nut-zer, dem etwas empfohlen werden soll,und i präsentiert ein bestimmtes Objekt,für das die Präferenz für den Nutzer u vo-rausgesagt werden soll [vgl.: Burke 2002,332].

Die wesentlichen Unterschiede und Ak-zentsetzungen werden anhand von Bur-kes Tabelle sehr gut ersichtlich. So lässtsich etwa schnell erkennen, dass beimkooperativen Filtern (collaborative filte-ring) die Menge aller Nutzer eine Rollespielt, wohingegen das inhaltsbasierteFiltern auf den Bewertungen eines Indivi-duums beruht.

Demografische Empfehlungssysteme tei-len Nutzer nach festgelegten Stereotypenin Gruppen ein, basierend auf persönli-chen Eigenschaften. Solche Stereotypenkönnen bspw. sein: Mutter, Unternehmer,

Student. Aufgrund derdemografischen Klassenwerden dann Empfeh-lungen gegeben [vgl.:Rich 1979; Krulwich1997; Pazzani 1999;Montaner et al. 2004].Nutzenbasierte Empfeh-lungsansätze versuchennicht, langfristige Verall-gemeinerungen bezüg-

lich der Nutzer zu entwickeln, wie diesbeim demografischen Filtern der Fall ist;die Empfehlungen beruhen hier vielmehrauf Übereinstimmungen zwischen dengeäußerten Bedürfnissen der Nutzer undden Eigenschaften und Attributen derObjekte. Es werden also Berechnungenbezüglich des Nutzens eines Objekts fürden jeweiligen Nutzer durchgeführt [vgl.:Guttman, Maes 1998].

Wissensbasierte Empfehlungssystemeziehen Schlussfolgerungen, um aus denPräferenzen der Nutzer funktionales Wis-sen über die Korrelation der Bedürfnissedes Nutzers und bestimmter Objekte ab-zuleiten. Das funktionale Wissen solcherSysteme ermittelt bspw. den Nutzeneines bestimmten Produkts für eine Per-son. Im Gegensatz zu der Herangehens-weise bei nutzenbasierten Empfehlungs-systemen werden bei wissensbasiertenTechniken nicht nur die Eigenschaftender Produkte in der Wissensbasis hinter-legt, es wird darüber hinaus ein Profilüber den Bedarf des Nutzers erstellt, umdiesen dann mit verschiedenen Produkt-eigenschaften abgleichen zu können. DieWissensbasis spielt damit eine äußerstwichtige Rolle [vgl.: Burke 2000; Towle,Quinn 2000].

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Abbildung 1: Der Prozess eines Empfehlungssystems.Quelle: Terveen, Hill 2001, 4.

Abbildung 2: Einordnung der personalisierten Empfehlungstechniken.

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Loren Terveen und Will Hill [2001] be-schreiben einen weiteren Ansatz fürEmpfehlungssysteme, der bei BurkesKlassifizierung unerwähnt bleibt: den An-satz des sozialen Data Mining. SolcheSysteme fangen implizite Präferenzen ein,indem sie Daten zur Nutzer-Aktivität ana-lysieren. Kauf-, Navigations- oder Klick-historien werden ausgewertet, um darinmittels Mustererkennung Regelhaftigkei-ten aufzuspüren, die für die Empfehlun-gen genutzt werden können.

Die folgenden Ausführungen beschrän-ken sich auf die beiden wichtigsten, kon-kurrierenden Ansätze im Bereich derEmpfehlungssysteme.

Kooperatives Filtern (collaborative filtering)

Das kooperative Filtern wird bei Empfeh-lungssystemen am häufigsten eingesetzt.Kooperative Systeme geben einzelnenNutzern Empfehlungen zu Objekten aufder Basis zuvor gesammelter Bewertun-gen anderer Nutzer. Diese Bewertungenkönnen binär (mögen/nicht mögen) oderaber metrisch skaliert sein. Ziel ist entwe-der die Voraussagung des Nutzens einesbestimmten Objekts i für den aktivenNutzer u, oder aber die Empfehlung einerListe von mutmaßlich interessanten Ob-jekten aus der Menge I, basierend aufden Beurteilungen des Nutzers und denBewertungen anderer Nutzer mit ähnli-chen Profilen. Damit werden Ähnlichkei-ten von Nutzerprofilen aufgespürt, umPrognosen für die personalisierten Emp-fehlungen geben zu können. Von den Prä-ferenzen und Beurteilungen der nächs-ten, d.h. also dem Profil am ähnlichstenNutzern – den sog. „Nachbarn“ – werdendie Empfehlungen für den Nutzer u abge-leitet. Es wird dazu eine gewichtete Kom-bination der Beurteilungen der Nutzer-gruppe, deren Mitglieder als Nachbarn inFrage kommen, berechnet und auf Basisdessen eine Empfehlung für den aktiven

Nutzer generiert. Schafer et al. [1999,161] reden in diesem Sinne von einer„Mensch-zu-Mensch-Korrelation“. Ge-meinsamkeiten in Nutzerprofilen könnenmittels des Vektorraummodells realisiertwerden, wie Stock schreibt:

Man kann solch ein System beispiels-weise im Rahmen des Vektorraummo-dells konstruieren, in dem die Nutzerdurch Vektoren und die Dokumente alsDimensionen dargestellt werden. Derkonkrete Vektor des Nutzers N ergibt

sich durch die angesehe-nen (oder die gekauftenoder die als positiv be-werteten) Dokumentebzw. Produkte. Die Ähn-lichkeit zu anderen Nut-zern ergibt sich durchdie Berechnung des Co-sinus der jeweiligen Vek-toren. Über einenSchwellenwert der Ähn-lichkeit (Cosinus) er-kennt das System dieje-nigen anderen Nutzer,die dem Ausgangsnutzeram ähnlichsten sind.Alles das, was diese an-sehen, kaufen oder alspositiv bewerten, wirddem Ausgangsnutzer als

Empfehlung angezeigt. [Stock 2007, 491]

Abbildung 4 soll den Prozess des koope-rativen Empfehlens noch einmal veran-schaulichend darstellen.

Das Ergebnis ist also entweder eine Listevon Objekten, im Sinne einer Empfehlungmehrerer Objekte, oder aber eine Berech-nung der Wahrscheinlichkeit, dass ein be-stimmtes Objekt Gefallen finden könnte.Es existieren in dem Modell m Nutzer U ={u1, u2, …, um} und eine Liste von n Ob-jekten I. Jeder Nutzer ui besitzt eine Listevon Objekten, über die das Profil des Be-nutzers errechnet wird. Iui stellt eine Teil-menge von I dar und kann auch die Null-menge sein. Für den aktiven Nutzer ua(als Teil der gesamten Nutzergruppe U)soll dann eine Empfehlung ausgespro-chen werden, die aufgrund des oben er-wähnten Nachbar-Algorithmus durchge-führt wird.

Kooperatives Filtern kann auf zwei unter-schiedliche Herangehensweisen zurück-greifen: es gibt eine modell- und einespeicherbasierte Variante. Bei der spei-

cherbasierten Variante werden alle Bere-chungen mittels Kosinus- oder Korrelati-onsbasiertem Ähnlichkeitsmaß direkt aufeiner Datenmatrix ausgeführt. Bei dermodellbasierten Variante hingegen wirdoffline ein Modell gelernt, auf das dannonline zurückgegriffen werden kann. Esmuss nicht mehr die komplette Datenma-trix aufgerufen werden. Bei dieser Formwerden u.a. Techniken, wie die Neurona-len Netzwerke, Latente SemantischeAnalyse, Clusteranalyse oder BayesscheNetzwerke eingesetzt. Der Nachteil dermodellbasierten Variante ist die stets zuwartende Aktualität des Modells sowieder einhergehende Informationsverlustbei der Reduktion auf ein Modell. Aller-dings sind die Berechnungszeiten zurLaufzeit wesentlich kürzer, als dies beispeicherbasierten Verfahren der Fall ist,bei denen das komplette Datenmaterialaufgerufen werden muss.

Inhaltsbasiertes Filtern (content-based filtering)

Beim inhaltsbasierten Filtern handelt essich um eine Objekt-zu-Objekt-Korrela-tion. Dem Nutzer werden Objekte ange-boten, die seinem Nutzerprofil zufolgepassend wären. Dieses Wissen wird vonden Profilen des einzelnen Nutzers abge-leitet und bezieht nicht – wie beim koope-rativen Filtern – die Profile und Bewer-tungen anderer Nutzer mit in die

Berechnung ein. Emp-fehlungen werden aufder Basis von Objekten,die der Nutzer in derVergangenheit bewertethat, gegeben. Daherwerden Algorithmeneingesetzt, die anhandvon Nutzerprofilen ler-nen, welche Produktenoch interessant sein

könnten. Das System lernt Präferenzenvon Nutzern zu analysieren, indem dieseein Feedback abgeben, welches implizitoder explizit sein kann. Anhand der ge-wonnenen Daten wird ein Profil erstellt,das durch Nutzer-Feedback weiter modi-fiziert werden kann. Wird dem Nutzereine Webseite vorgeschlagen, so könnendie Wörter jenes Dokuments mit ihrenGewichtungen – sofern er die Empfeh-lung als positiv erachtet – in sein Nutzer-profil aufgenommen werden [vgl.: Balba-novic, Shoham 1997, 67].

Entstanden ist diese Form der Empfeh-lungssysteme aus der Technik der In-formationsfilterung. Die Merkmale derObjekte spielen hier die größte und wich-tigste Rolle. Ein inhaltsbasiertes Empfeh-lungssystem lernt anhand der Merkmale,die Nutzerprofile zu analysieren. DieLernmethodiken entscheiden über die

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Abbildung 3: Einteilung der verschiedenen Techniken von persona-lisierten Empfehlungssystemen nach Burke.

Quelle: Burke 2002, 332.

Abbildung 4: Der Prozess des kooperativen Empfehlens.Quelle: Sarwar 2001, 288.

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Art des Nutzerprofils, mögliche Anwen-dungen sind Entscheidungsbäume, Neu-ronale Netze oder vektorbasierte Reprä-sentationen [vgl.: Burke 2002, 333]. Inhaltsbasierte Empfehlungsansätze eig-nen sich i.d.R. eher für Texte als fürMusik oder Bilder, weil der Inhalt vonTexten einfacher analysiert und darge-stellt werden kann. Bestimmte Worte in-nerhalb der Texte werden gewichtet, umdie Relevanz eines Dokuments für einenbestimmten Nutzer feststellen zu können,indem die gewichteten Wörter mit seinenPräferenzen abgeglichen werden. Inhalts-basierte Empfehlungsansätze eignen sichauch bedingt für die Empfehlung von Pro-dukten. Dies ist aber nur dann der Fall,wenn der Benutzer das Angebot einesOnline-Shops regelmäßig nutzt und seinePräferenzen in Form von Produktbewer-tungen abgibt. Der News-Alert-Servicevon Google ist ein Beispiel für inhaltsba-siertes Filtern. Nach Eingabe verschiede-ner Suchwörter durch den Nutzer wirddieser informiert, wenn es im Nachrich-tenbereich Meldungen gibt, die die ange-gebenen Suchwörter enthalten.

Vergleich von inhaltsbasiertem und kooperativem Filtern

Auf dem Feld der Empfehlungssystemegibt es diverse Probleme, die Aussagenüber die Qualifizierung einzelner Ansätzezulassen. Ein Problem, das viele Ansätzebetrifft, ist der potentielle Eingriff in diePrivatsphäre. Stock betont:

[...] beim Recommending [wird] eindeu-tig die Privatsphäre des Nutzers be-rührt. Je mehr Informationen übereinen Nutzer vorliegen, desto besserwerden die Vorschläge für ihn – destomehr wissen die Anbieter der Vor-schlagsysteme aber auch über ihn.[Stock 2007, 493]

Der Erwerb impliziter Bewertungen birgtin diesem Fall eine große Gefahr. Bei derexpliziten Angabe von Präferenzen be-steht darüber hinaus immer das Problemder Motivierung der Nutzer, um Angabenderselben zu erhalten. Wenn sich auf denersten Blick kein direkter Vorteil für denNutzer zeigt, ist die Wahrscheinlichkeitsehr hoch, dass er keine Angaben machtbzw. wenig Zeit in seine Tätigkeit inves-tiert, was die Authentizität der Daten be-einflusst. Anonyme oder unter Pseudony-men abgegebene Profile wären in diesemFall ein Lösungsvorschlag, bei dem fürden Nutzer allerdings auf den erstenBlick kein positives Aufwand-Nutzen-Ver-hältnis erkennbar ist, es besteht folglichdie Gefahr fehlerhafter expliziter Bewer-tungen.Generell eignen sich Empfehlungssys-teme (je nach Ansatz) nur bei vorhande-nen, großen Datenmengen oder einer

hohen Nutzeranzahl. Kooperative Emp-fehlungssysteme sind auf eine hohe An-zahl nutzerbezogener Daten angewiesen,während bei inhaltsbasierten Systemenpräzise und umfangreiche semantischeBeschreibungen unablässig sind [vgl.:Hayes et al. 2002]. Inhaltsbasierte An-sätze sind auf dem genannten Gebietdurch die deskriptiven Merkmale, die mitden zu empfehlenden Objekten zusam-menhängen, beschränkt. Beispielsweiseist eine Empfehlung im Bereich Musik-CDs abhängig von festgelegten Eckda-ten: Genre, Band, Sänger usw. Koopera-tive Systeme sind hingegen nur auf dieNutzer-Bewertungen angewiesen; siesind unabhängig von deskriptiven Be-schreibungen. Hier zeigt sich die größteStärke kooperativer Systeme, weil sie un-abhängig von maschinenlesbaren Reprä-sentationen und dennoch für die Emp-fehlung komplexer Objekte, wie z.B.Musik oder Film geeignet sind. Es ist eingeringerer Initialaufwand notwendig,weil die zu empfehlenden Objekte – imGegensatz zum inhaltsbasierten Ansatz– nicht beschrieben werden müssen. Amsinnvollsten einsetzbar sind kooperativeSysteme dort, wo persönliche Vorliebenund individueller Geschmack als Ent-scheidungskriterien dienen [vgl.: Burke2002, 332].Bei inhaltsbasierten Techniken muss derDatenbestand fortlaufend gepflegt wer-den, weil neue Produkte sonst nicht emp-fohlen werden können. Es entsteht eingroßer Aufwand, da alle Objekte stets de-skriptiv beschrieben werden müssen,bevor sie dem System zur Verfügung ste-hen. Allerdings ergibt sich dadurch derVorteil, dass die Empfehlungen auch in-haltsbezogen umgesetzt bzw. realisiertwerden können. Die Beschreibung des In-halts ist bei Textdokumenten unter Um-ständen noch realisierbar, bei Objektenaus den Bereichen Musik, Film oder Bildentsteht allerdings eine große Hürde. Au-ßerdem können Kriterien wie Ästhetik,Aktualität oder Qualität der Informatio-nen sowie Ladezeiten der Seiten oderaber Text, der in Bildern integriert ist,nicht berücksichtigt werden [vgl.: Balba-novic, Shoham 1997, 67].

Oftmals leiden inhaltsbasierte Empfeh-lungen auch an dem Problem der Über-spezialisierung, weil nur Objekte, diehoch bewertet wurden, empfohlen wer-den – nicht-bewertete Dokumente wer-den ignoriert, obwohl sie relevant seinkönnten. Burke spricht in diesem Zusam-menhang von dem „banana problem“. Esberuht auf der Beobachtung, dass Bana-nen sehr beliebt sind und in den meistenamerikanischen Lebensmittelgeschäftenvorrätig sein sollten. Ein Empfehlungs-system würde aus marktbasierten Grün-den ständig Bananen empfehlen, weildiese oft gekauft werden. Burke zeigt dieProblematik jenes Kontextes auf:

These drawbacks are not significant forsome large e-commerce sites, such asAmazon.com, with a very large custo-mer base, and a large and diverse pro-duct line that lends itself to multi-itempurchases. A more difficult challenge ispresented for a product such as an au-tomobile that is bought much less fre-quently and one at a time. For an auto-mobile, a home loan or any other infre-quently purchased item, the systemwill not be able to use marketbasket orpurchase history to make recommenda-tions. A recommender system wouldnever be able to say „people whobought a Geo Metro also bought a FordEscort,” because that is not howpeople buy cars. [Burke 1999, 69]

Im Gegensatz zu kooperativen Systemensind inhaltsbasierte Systeme nicht sehrflexibel und beruhen nicht auf subjekti-ven Kriterien. Dafür ist der Empfehlungs-prozess für den Nutzer transparent unddamit auch beeinflussbar. Anders alsbeim kooperativen Filtern muss nicht un-bedingt eine Mindestmenge an Nutzernvorhanden sein, um passende Vorschlägemachen zu können. Ein sehr bekanntes Problem beider Emp-fehlungssysteme, der kooperativen wieder inhaltsbasierten ist das sog. „Kalt-start-Problem“. Der Begriff umfasst zweiunterschiedliche Probleme, die miteinan-der in Beziehung stehen. Es geht zumeinen um neue Nutzer (New-User-Pro-blem): Diese müssen in ausreichenderAnzahl Bewertungen besitzen, um kate-gorisiert werden zu können, da Empfeh-lungen lediglich auf Bewertungen vonObjekten basieren. Eine äquivalente Pro-blematik besteht in dem Kontext neuerObjekte (New-Item-Problem): Ein Objekt,das noch nicht viele Bewertungen erhal-ten hat, kann auch nicht ohne weiteresmittels Empfehlungstechnik vorgeschla-gen werden. Die angesprochenen Pro-bleme sind auch unter dem Begriff des„ersten Bewerters“ („early rater”) be-kannt. Diese Begrifflichkeit manifestiertsich in dem Zusammenhang eines initia-len Nutzers, der nicht von anderen Nut-zern profitieren kann, indem er seine Be-wertungen abgibt. Empfehlungssystemesind demnach gefordert, Anreize für dieAbgabe von Bewertungen zu geben [vgl.:Burke 2002, 333 f.].Kooperative Empfehlungssysteme greifennur bei Überschneidungen zwischen Nut-zer-Bewertungen und haben demnachSchwierigkeiten, wenn dem System nurwenige Bewertungen zur Verfügung ste-hen; dieser Fall kann bspw. eintreten,wenn Nutzer bestimmte Objekte mehr-fach bewerten, andere Objekte hingegenüberhaupt nicht. Burke redet daher auchvon einem „sparsity problem“. Bei koope-rativen Systemen sollte demnach imIdealfall eine relativ kleine, statischeMenge an Objekten sowie eine hohe An-

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zahl an Nutzern vorhanden sein. Im Falleeiner dynamischen Menge von Objektenbestünde das Problem, dass ältere Be-wertungen für neue Nutzer nicht mehrvon Interesse sein könnten. Wenn derAnteil der Objekte sehr hoch ist und dieNutzerinteressen hingegen klein sind,dann besteht die Gefahr, dass Überlap-pungen mit anderen Nutzern selten sind[vgl.: Burke 2002, 334].Burke betont, dass kooperative Empfeh-lungssysteme am besten in bestimmtenNischen verwendet werden können:

Collaborative recommenders work bestfor a user who fits into a niche withmany neighbors of similar taste. Thetechnique does not work well for so-called „gray sheep” [...] who fall on aborder between existing cliques ofusers. [Burke 2002, 334]

Eine sehr große Stärke von kooperativenEmpfehlungssystemen ist die Möglich-keit, verschiedene Genres zu empfehlen(„Cross-Genre-Empfehlungen“). Burkeredet in diesem Zusammenhang von„quer denken“ („outside the box”) [vgl.:Burke 2002, 334]. Es bedeutet, dasseinem Jazz-Liebhaber bspw. auch Vor-schläge aus dem Bereich der Rock-Musikgemacht werden können. Dies dientdazu, den Nutzer auf unbekannte Fähr-ten zu bringen, die er ohne Unterstüt-zung nicht gefunden hätte [vgl.: Terveen,Hill 2001, 7 f.]. Inhaltsbasierte Systemewürden an dieser Stelle scheitern, da sielediglich von den Präferenzen der Nutzerausgehen.Kooperative Empfehlungssysteme sindnur einsetzbar bei einer angemessenenMenge von Einträgen. Diese darf nicht zuklein, aber auch nicht zu groß sein. Bei zugroßen Datenmengen würden speicher-basierte Verfahren an ihre Kapazitäts-grenzen hinsichtlich der Laufzeit stoßen,modellbasierte Verfahren erleiden untersolchen Bedingungen einen Mangel anQualität, sobald die Datenmenge sehrgroß ist. Ab einer bestimmten Größenord-nung müssen demnach Abstriche im Hin-blick auf die Qualität oder aber die Ge-schwindigkeit gemacht werden. Das Kalt-start-Problem hat den negativen Effekt,dass gelegentliche Nutzer des Systemsnicht vollständig profitieren können. Beiinhaltsbasierten und kooperativen Syste-men können den Nutzern höchstens ein-fache, marktbasierte Empfehlungen ge-geben werden. Lernbasierte Technikensind am ehesten bei Nutzern anzusiedeln,die fähig und willig sind, Zeit und Mühezu investieren, um im System individuellePräferenzen zu hinterlegen.Bei inhaltsbasierten Systemen liegt i.d.R.eine Beschränkung auf textuelle Doku-mente vor. Komplexe Objekte wie z.B. Bil-der lassen sich nur unzureichend be-schreiben. Bei dem Ansatz entsteht zu-sätzlich die Gefahr, dass dem Nutzersolche Objekte empfohlen werden, die

denjenigen Objekten ähneln, die ihm be-reits zuvor empfohlenen worden sind[vgl.: Balbanovic, Shoham 1997, 67]. DesWeiteren gibt es beim inhaltsbasiertenFiltern das Start-Problem, das darin be-steht, dass genügend Objekt-Bewertun-gen vorliegen müssen, um einen leis-tungsstarken Klassifizierer zu etablieren.

Beim Vergleich des inhaltsbasierten unddes kooperativen Empfehlungsansatzesfällt auf, dass sie sehr gegensätzlich sind.Jene Beobachtung äußert sich darin, dassdie Schwächen des einen Ansatzes dieStärken des anderen darstellen und um-gekehrt. Eine Kombination beider Techni-ken im Sinne eines Hybrid-Verfahrensdrängt sich daher auf.

Hybride EmpfehlungstechnikenHybride Empfehlungssysteme kombinie-ren zwei oder mehr Techniken. Viele hy-bride Ansätze verbinden die Vorteile deskooperativen und des inhaltsbasiertenFilterns, um einige grundlegende Pro-bleme, wie das New-User-Problem (neuerBenutzer) oder das Sparsity-Problem(leere Nutzer-Objekt-Bewertungsmatrix)anzugehen. Den Nutzen solcher Verfah-ren untermauern Terveen und Hill:

[…] suppose one user has rated theNBA page from ESPN.com favorably,while another has rated the NBA pagefrom CNNSI.com favorably. Pure colla-borative filtering would find no matchbetween the two users. However, con-tent analysis can show that the twoitems are in fact quite similar, thus indi-cating a match between the users.[Terveen, Hill 2001, 14]

Ein Beispiel für diese Kombination ist daskooperative Objekt-zu-Objekt-Filtern(„item-to-item collaborative filtering“),wie es von Amazon betrieben wird. Hierwerden Empfehlungen der Form: „Nutzerdie X gekauft haben, interessierten sichauch für Y“ geleistet. Der Ansatz gehtmaßgeblich auf Gregory D. Linden zurück[Linden et al. 1998/Linden et al. 2003].Hauptkriterium ist die Einbeziehung derpersönlichen Präferenzen des Nutzerssowie anderer Nutzer. Der Empfehlungsprozess besteht beiAmazon (siehe Abbildung 5) aus einerOnline- und einer Offline-Phase. Offlinewerden Ähnlichkeiten zwischen Objek-ten mittels der Nutzer-Objekt-Bewer-tungsmatrix errechet. Es wird eine Ähn-lichkeitstabelle für alle bewerteten Ob-jekte erstellt. Die Ähnlichkeiten werdenmittels des Kosinus ermittelt. In der On-line-Phase können dem Nutzer dann ähn-liche Produkte empfohlen werden [vgl.:Linden et al. 2003, 78 f.]. Beim traditionel-len kooperativen Filtern fände an dieserStelle nicht eine Berechnung ähnlicherObjekte, sondern ähnlicher Nutzerprofile

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statt. Die Offline-Berechnung stellt erheb-liche Vorteile dar:

Unlike traditional collaborative filtering,our algorithm’s online computation sca-les independently of the number of cus-tomers and number of items in the pro-duct catalog. Our algorithm producesrecommendations in realtime, scales tomassive data sets, and generates highquality recommendations. [Linden et al.2003, 76]

Die Berechnung kann offline erfolgen,weil die Ähnlichkeiten zwischen den Ob-jekten statisch sind. Jener Vorgang wärebeim klassischen kooperativen Filternnicht möglich, da dort keine Inhalte ver-glichen werden und die Ähnlichkeitenzwischen Nutzern starken Schwankun-gen unterliegen.

Das System Fab stellt mit seinem Ansatz(„content-based, collaborative recommen-dation“) ein weiteres Beispiel für dieKombination kooperativen und inhaltsba-sierten Filterns dar. Es entstand im Rah-men des Stanford University digital libraryproject [vgl.: Balbanovic, Shoham 1997,68]. Ausgangspunkt sind hier wieder dieBenutzerprofile eines herkömmlichen in-haltsbasierten Ansatzes. Mittels der Prä-ferenzen werden dann ähnliche Nutzergesucht, um kooperative Empfehlungendurchführen zu können. Jene werden ge-neriert, wenn sie in Bezug auf das Nut-zerprofil in Betracht gezogen werdenkönnen (inhaltsbasierter Ansatz), oderaber wenn die Objekte von anderen Nut-zern mit einem ähnlichen Profil hoch be-wertet worden sind (kooperativer An-satz) [vgl.: Balbanovic, Shoham 1997, 68].Ein weiterer Ansatz auf dem Gebiet derKombination inhaltsbasierten und ko-operativen Filterns ist das inhaltsver-stärkte kooperative Filtern („content-boosted collaborative filtering“) [Melvilleet al. 2001], mit dem das Sparsity- unddas New-User-Problem beseitigt werden

sollen. Die Technik wird vom kooperati-ven Filtern dominiert und durch inhalts-basierte Ansätze unterstützt. Die Nut-zerprofile werden zunächst inhaltlichsondiert, um eine Nutzer-Objekt-Bewer-tungsmatrix anzulegen, wobei nicht be-wertete Dokumente auf Basis bereits ge-tätigter Bewertungen des Nutzers vomSystem geschätzt werden. Danach er-folgt die kooperative Filterung, in deradäquate „Nachbarn“ ermittelt werden.Mit der dargestellten Methode erlischtdas Sparsity-Problem, da durch dieSchätzungen keine leeren Felder in derMatrix entstehen. Des Weiteren entfälltdas New-User-Problem, weil neue Doku-mente eine Bewertung erhalten, diedurch inhaltsbasierte Filterung entstan-den ist.

Inputdaten und PräferenzenAls Inputdaten für Empfehlungssystemekönnen zahlreiche, teilweise sehr unter-schiedlich geartete, Informationen die-nen. Kobsa et al. unterscheiden zwischenBenutzerinformationen („user data“), Be-nutzungsinformationen („usage data“)und Umfeldinformationen („environmentdata“) [vgl.: Kobsa et al. 2001, 116 ff.].

Benutzerinformationen sind Daten überden Nutzer, darunter fallen demografi-sche Daten, wie etwa: Name, Adresse,Herkunftsland, Alter, Geschlecht, Lebens-stil, Konsumverhalten. In jene Kategoriekönnen aber auch Wissensstand, Kennt-nisse, Fähigkeiten oder Interessen einflie-ßen. Benutzungsinformationen hingegenbeziehen sich auf das Verhalten bzw. In-teraktionen der Nutzer. Dazu werden se-lektive Aktionen, wie Link-Auswahl,Link-Pfade, Klicken, Scrollen, temporalesVerhalten (Verweildauer, Sequenzen), explizite Bewertungen, Kaufverhalten,Nutzungsfrequenz und einige weitere In-dikatoren herangezogen. Umgebungsin-formationen beziehen Software- und

Hardware-Bedingungen des jeweiligenBenutzers ein. Bezüglich der Softwarewerden Komponenten wie z.B. dieBrowser-Version oder die Art des Be-triebssystems betrachtet. InteressanteHardware-Elemente können die Ge-schwindigkeit des Prozessors, Bandbreiteoder Anzeigeeigenschaften sein. Die per-sönlichen Interessen eines Nutzers kön-nen auf implizitem oder explizitem Wegeextrahiert werden. Das System PHOAKS1 (People HelpingOne Another Know Stuff) ist ein Beispielfür ein Empfehlungssystem, das die Nut-zerinteressen implizit einfängt. PHOAKSinterpretiert URLs in Usenet News Mes-sages als implizites Interesse. Irrelevanteoder fehlerhafte URLs werden mittelsHeuristiken ausgefiltert. Jedem Link wirddann ein Gewichtungswert zugewiesen,der sich aus der Vorkommenshäufigkeitin unterschiedlichen Messages bezieht.Man kann die Technik mit Kleinbergs„Authority Weight“ vergleichen [vgl.:Kleinberg 1998]. Der Nutzer erhält danndie gewichteten URLs. Auch Siteseer[vgl.: Rucker, Polanco 1997] nutzt implizitvorhandene Indikatoren von potentiellemNutzerinteresse. Diese werden anhandvon Bookmarks abgeleitet. Perugini et al.betonen, dass diese Art der Wissensak-quise wesentlich präziser und wenigerfehleranfällig sei, als bspw. die Beobach-tung der Klick-Rate [vgl.: Perugini et al.2004, 119 ff.].Nutzerinteressen können auch explizit er-hoben werden. Dafür muss der Nutzerbspw. binäre Bewertungen von Objektenin den Kategorien gut/schlecht abgebenoder aber Bewertungen von Objektenmittels einer Skala vornehmen. Es istauch möglich, einen Vergleich unter-schiedlicher Objekte vom Nutzer zu for-dern. Dieser muss dann entscheiden, wel-ches das für ihn bessere Produkt ist. DesWeiteren ist die Erstellung einer Listevon Objekt-Favoriten seitens des Nutzersdenkbar. Explizite Angaben können über Formu-lare oder mittels eines Dialogs mit demSystem erfragt werden. Die erhaltenenDaten sind sehr präzise, bedürfen aller-dings auch eines hohen Aufwands fürden Nutzer. Der implizite Präferenz-Er-werb ist für den Nutzer kein Arbeitsauf-wand. Ihm ist wahrscheinlich nicht ein-mal bewusst, dass er – je nach Systeman-satz – mit seiner Navigation Einfluss aufdie Profile anderer Nutzer sowie auf seineigenes (Profil) nimmt. Hier liegt aller-dings auch die Gefahr der impliziten Pro-filerstellung, da die Privatsphäre massivbeeinträchtigt werden kann:

The most important tradeoff to consi-der in user modeling is minimizing usereffort while maximizing the expressive-ness of the representation (as well asprivacy). In other words, there shouldbe a small learning curve. Explicit ap-proaches allow the user to retain con-

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Abbildung 5: Objekt-zu-Objekt-Filtern in einem Patent von Amazon.Quelle: Linden et al. 1998.

1 www.cs.indiana.edu/~sithakur/l542_p3/

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trol over the amount of personal infor-mation supplied to the system, but re-quire an investment in time and effortto yield connections. Implicit ap-proaches, on the other hand, minimizeeffort, collect copious amounts of (so-metimes noisy) data, and make the so-cial element to recommender systemssalient, but raise ethical issues. The se-cretive nature of these approachesoften makes users feel as if they areunder a microscope. [Perugini et al.2004, 114]

Ein weiteres Problem beim expliziten Prä-ferenz-Ausdruck liegt darin, dass derNutzer keine Objekte beurteilen und be-werten kann, die er nicht kennt. Hayes etal. schreiben in diesem Zusammenhang:

However [...] the user is often not ableto express an opinion on new items be-cause he does not know them. A par-tial solution might be to provide a pre-view of the items in the recommendati-ons, something Swearingen and Sinhafound was appealing to users of recom-mendation systems. Ultimately theuser is only able to evaluate the itemafter he has experienced it (listened to

a song, read an article, watched amovie …). [Hayes et al. 2002, 8].

Alle Daten können (unabhängig von derArt des Erwerbs) als Vektoren dargestelltwerden und damit das Nutzerinteresserepräsentieren. Um dem Nutzer Objektezu empfehlen, werden mithilfe von Ähn-lichkeitsmaßen (wie z.B. dem Kosinus)Äquivalenzen und Überschneidungenverschiedener Vektoren errechnet. Selbst-verständlich können an dieser Stelle auchdemografische Daten, wie bspw. Alter,Geschlecht, Nationalität etc. in die Be-rechnung einfließen. Diese müssten dannallerdings aktiv vom Nutzer eingegebenwerden (explizite Profilerstellung).

Der Einsatz von Ontologien bei Empfehlungssystemen

Middleton et al. [2001] schlagen einenAnsatz zur Integration von Ontologienbei der Profilerstellung von Empfehlungs-systemen vor. Mittels der Ontologie wirddabei Domänen-Wissen für die Akquisevon Nutzer-Präferenzen genutzt. Die For-scher gebrauchen ihr Empfehlungssys-

tem Quickstep, das sich gemäß eines hy-briden Verfahrens, wie wir es bereits vor-gestellt haben, die Vorteile des inhaltsba-sierten sowie des kooperativen Filternszu Nutze macht. Die verwendete Ontolo-gie basiert auf der dmoz-Taxonomie fürcomputerlinguistische Themen.2

Die Profile der Nutzer werden durch dasBeobachten der Nutzeraktionen im Hin-tergrund analysiert. Dabei werden Web-seiten, die vom Nutzer häufig frequen-tiert werden, gesondert berechnet, umdaraus ein Interessenprofil zu erstellen.Die positiv eingeordneten Seiten gehenaußerdem in einen Pool von Beispielenein, um auch für neue Nutzer Empfehlun-gen in definierten Themengebietengeben zu können. Maschinenlern-Techni-ken werden eingesetzt, um effizient vondem Monitoring profitieren zu können,dabei werden URLs, die der Nutzer„durchbrowst“, mittels eines Algorith-mus klassifiziert und gespeichert.Für jede Seite werden Merkmalsvektorenerrechnet, die die thematischen Inhalterepräsentieren. Dabei zeigen Termvekto-

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Herbstlehrgang 2007 für Informationsassistenten

Berufsbegleitende Fortbildung der DGI in Frankfurt am MainZum fünften Mal bietet die DGI ihre Berufsbegleitende Fortbildung Informationsassistent/in an. Der Inten-

siv-Lehrgang, der von Informationsexperten betreut wird, vermittelt in nur vier Wochen Mitarbeitern aus Wirtschaft, Handel,Medien und Verwaltung alle relevanten theoretischen Grundlagen und vertieft ihre praktischen Kenntnisse für eine erfolgreicheTätigkeit im Bereich Information und Dokumentation. Die Schulung ist besonders für Nicht-Akademiker geeignet. Teilnahmevo-raussetzungen sind Englischkenntnisse, EDV-Grundlagen, erste Erfahrungen im Umgang mit Datenbanken und Internet- bzw.Online-Diensten und möglichst Berufspraxis im Bereich Information und Dokumentation (oder eine vergleichbare Tätigkeit)

Inhalte der Fortbildung� Beschaffen und Erschließen von Medien, Daten und Informationen � Information Retrieval / Recherche � Informationsaufbereitung / Informationsvermittlung � Informationsdienstleistungen / Information Management � Elektronische Zeitschriften / Portale � Internet und Webseitengestaltung � Medien- und Informationsmarkt / Fachinformationspolitik � Urheberrecht / Datenschutz

Termine und KostenDie Fortbildung findet von Oktober bis November 2007 in zwei kompakten Lehrblöcken statt. Sie umfasst insgesamt vier Wo-chen Schulung, und zwar vom 22. Oktober bis 2. November und vom 19. November bis 30. November 2007, sowie einen zusätzli-chen Tag am 14. Dezember 2007 für die Prüfung/Zertifizierung. Nach bestandener Abschlussprüfung erhalten die Teilnehmerdas DGI-Zertifikat Informationsassistent. An der Fortbildung Informationsassistent/in können bis zu 15 Personen teilnehmen.Die Vergabe der Teilnehmerplätze erfolgt in der Reihenfolge des Eingangs der Anmeldungen. Veranstaltungsort ist die moderneund zentral gelegene Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt am Main. Dort stehen ein Schulungsraum mit PC-Arbeitsplätzenund alle Angebote der Nationalbibliothek (u.a. Cafeteria, Lesesaal) zur Verfügung. An einem Tag ist eine Exkursion zum Deut-schen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main vorgesehen. Die Lehrgangsgebühr beträgt1.250,- EUR (DGI-Mitglieder erhalten 20 Prozent Rabatt).

Kontakt und AnmeldungDeutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V., Hanauer Landstraße 151-153, 60314 Frankfurtam Main, Tel.: (0 69) 43 03 13, Fax: ( 0 69) 4 90 90 96, [email protected], www.dgi-info.de/ausbildung/infass.html

2 Quelle: www.dmoz.com/Computers/Computer_Science

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ren mittels einer Liste von gewichtetenWorten an, wie oft ein Wort in dem Doku-ment vorkommt. Die Vektoren indizierendamit eine thematische Relevanz/Irrele-vanz bezüglich eines bestimmten thema-tischen Komplexes. Quickstep nutzt dieontologische Repräsentation von wissen-schaftlichen Forschungspapieren als„Multiklassen-Repräsentation“, in derjede Klasse ein Forschungsthema reprä-sentiert. Ein Klassifizierer ordnet dannmittels Berechnungen zur Wahrschein-lichkeit während des Browsing-Vorgangsdes Nutzers jedes Forschungspapiereiner Klasse in der thematisch kategori-sierten Ontologie zu. Die Ähnlichkeitenzwischen Klasse und Dokument werdenmithilfe des oben beschriebenen Verfah-rens der Merkmalsvektoren abgeglichen.Das Dokument, dessen Merkmalsvekto-ren denen der Klasse am ähnlichstensind, wird in die Klasse eingeordnet. Ba-sierend auf den dargestellten Berechnun-gen erhalten die Nutzer dann Empfehlun-gen [vgl.: Middleton et al. 2001, 102].Das jeweilige Nutzerprofil setzt sich dannaus einem expliziten Feedback seitensdes Nutzers sowie den Themenberei-chen, in die die klassifizierten Links ein-geordnet wurden, zusammen. Das Sys-tem berechnet somit in regelmäßigen Abständen Korrelationen zwischen Nut-zerprofilen und klassifizierten Themenbe-reichen und gibt Empfehlungen. Dabeikonzentriert sich Quickstep auf wissen-schaftliche Artikel – womit der themati-sche Bereich eingedämmt und die Klassi-fizierung präziser ist. Sobald der Nutzereiner Empfehlung nachgeht, wird dieseAktion aufgezeichnet und geht wiederummit in die Berechnung ein. Außerdemkönnen die Nutzer zusätzliche Themen-bereiche vorschlagen und Artikel-Klassifi-zierungen prüfen, falls Unstimmigkeitenmit der Klassifikation aufgetreten sind.Damit wird das Trainingsmaterial stetsneu bearbeitet und modifiziert [vgl.:Middleton et al. 2001, 101].Die Verwendung von ontologischem Wis-sen innerhalb eines Empfehlungssystemsstellt einen weiteren großen Vorteil dar:Das Kaltstart-Problem, das viele her-kömmliche Systeme besitzen, kann beho-ben werden. Wie bereits erläutert, kön-nen Empfehlungen nur auf der Basis vonbereits existierenden Bewertungen gene-riert werden, da Empfehlungssystemeauf Lernphasen basieren, mittels dererNutzerprofile erstellt werden können.Wenn kein Nutzer Bewertungen abgege-ben hat, scheitert ein kooperatives Emp-fehlungssystem bereits zu Beginn. Ein in-haltsbasiertes System hingegen ist aufdie Bewertung von Objekten angewie-sen. Liegen für bestimmte Inhalte keinederartigen Bewertungen vor (dies ist z.B.bei neuen Produkten in der Datenbasisder Fall), so können in Folge dessen auch

keine Empfehlungen für den In-halt gegeben werden:

Content-based and hybrid re-commender systems performa little better since they needjust a few examples of userinterest in order to find simi-lar items. No recommendersystem can cope alone with atotally cold-start however,since even content-based re-commenders require a smallnumber of examples onwhich to base recommendati-ons. We propose to link toget-her a recommender system and an on-tology to address this problem. The ontology can provide a variety of infor-mation on users and their publications.[Middleton et al. 2001, 101]

Ontologien, die semantische Wissens-strukturen darstellen, können das Kalt-start-Problem bei Empfehlungssystemenlösen, indem sie Domänenwissen undNutzerinformationen zur Verfügung stel-len [vgl.: Middleton et al. 2001, 101].Middleton et al. schlagen daher in einemspäteren Artikel [Middleton et al. 2002]die Symbiose des Ontologieeinsatzes undihrem Empfehlungssystem für For-schungspapiere vor. In ihrem Ansatz wählen sie eine Ontolo-gie, deren Informationen automatisch ausWeb-Datenbanken verschiedener For-schungsabteilungen extrahiert wurden.Damit sind dem System Nutzerpräferen-zen bezüglich einer Domäne und das Nut-zerverhalten bekannt. Zwischen Ontolo-gie und Empfehlungssystem findet hiereine Symbiose statt: Mittels der Ontolo-gie wird das Kaltstart-Problem des Emp-fehlungssystems gelöst, da jene bereitsInput-Daten liefert. Auf der anderen Seitebehebt das Empfehlungssystem dieSchwierigkeit des Erkennens von Interes-sen [Middleton et al. 2002, 2].Das mittels Monitoring beobachtete Ver-halten der Nutzer wird also durch Wissenüber bestimmte Nutzer in bestimmtenDomänen ergänzt. Das Wissen, das ausPublikationen extrahiert wurde, kannetwa Aufschluss darüber geben, welcheInteressengebiete ein Nutzer in der Ver-gangenheit hatte, um daraus Wissenüber spezifische Domänenzusammen-hänge ziehen zu können. Middleton et al.berechnen Ähnlichkeiten zwischen Nut-zern, um somit dem „New-User“-Problementgegenzuwirken [Middleton et al. 2002,2]. Für das Vorhaben implementieren sie[2002] wiederum das Empfehlungssys-tem für Forschungspapiere: Quickstep.Als Ontologie dient eine aus dem akade-mischen Forschungsbereich generierteWissensrepräsentation. Zusätzlich setzensie OntoCoPI ein; die Architektur des Ge-samtsystems ist in Abbildung 6 darge-stellt. Jenes System soll Communitieshinsichtlich eines thematischen Komple-

xes aufspüren, um ähnliche Nutzer zu fin-den [Middleton et al. 2002, 4 ff.]. OntoCoPI (Ontology-based Communitiesof Practice Identifier) ist ein System, das,basierend auf der AKT-Ontologie3, Com-munities of Practice (CoP) aufspüren soll,welche als das Umfeld einer Person be-zeichnet werden können. Dazu gehörendie – bezüglich bestimmter, gemeinsamerMerkmale – engsten Personen. Middletonet al. definieren CoPs als

[...] informal group of people who sharesome common interest in a particularpractice. [Middleton et al. 2002, 4]

Mittels des OntoCoPI-Tools werden In-stanzen und Relationen analysiert, umMuster zwischen Entitäten und deren Be-ziehungen zu entdecken. Beziehungenkönnen spezifische Informationen freile-gen, so z.B. über Personen, die am selbenProjekt teilnahmen, derselben Organisa-tion angehören oder aber über Mitautor-schaften etc. Über transitive Beziehungenkönnten hier wiederum Interessenspart-ner gefunden werden. Dies ist z.B. derFall, wenn A mit B publiziert hat, und Bmit C zusammenarbeitet. Hier ließe sichmithilfe von formalen Ontologiesprachenableiten, dass auch zwischen A und Cunter Umständen eine Interessensbezie-hung besteht. Der Vorteil der ontologi-schen Repräsentation, im Gegensatz zuanderen Informationsnetzwerken, be-steht darin, dass die Beziehungen unter-schiedlich gewichtet werden können unddamit die relative Relevanz indiziert wird[vgl.: Middleton et al. 2002, 5].

Der Einsatz von Folksonomies bei Empfehlungssystemen

Im Folgenden wird ein besonderer An-satz auf dem Gebiet der Empfehlungssys-teme dargestellt, der den Einsatz vonFolksonomies einschließt. Es handelt sichum einen Forschungsansatz von Diede-rich und Iofciu [2006], der, unseres Erach-tens, großes Potenzial für die Zukunft derEmpfehlungssysteme hat. Zunächst sollein kurzer Exkurs in den Bereich der Folk-sonomies unternommen werden. Der Begriff „Folksonomy“ wurde vonThomas Vander Val geprägt und reprä-

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Abbildung 6: Die Integration einer Ontologie in einemEmpfehlungssystem.

Quelle: Middleton et al. 2002, 5

3 www.aktors.org/publications/ontology

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sentiert etymologisch ein Kunstwort, dassich aus den Begriffen „folk“ und „taxo-nomy“ zusammensetzt [vgl.: Spiteri 2005,2]. Es geht dabei um Metadaten, die vomNutzer erzeugt werden. Diese Metadatensind Schlagwörter, die bspw. Bilder, Vi-deos oder Bookmarks kennzeichnen. InFolksonomy-Systemen sind Tags (Schlag-wörter) öffentlich zugänglich. Sie könnenalso von anderen Nutzern eingesehenund verwendet werden. Die Tags dienendann der Navigation im System oder zumschnellen Wiederauffinden von Inhaltenim Web. Ein großer Vorteil von Folksono-mies liegt darin, dass es keinen Unter-schied zwischen der Annotierung vonTexten sowie Bildern oder Videoinhaltengibt [Jäschke et al. 2006, 80].Folksonomies werden häufig auch als„social classifications“ bezeichnet. Aller-dings darf diese Begrifflichkeit nicht indie Irre führen – Folksonomies sind kei-nesfalls Klassifikationssysteme. Sie bein-halten weder Notationen noch Hierar-chien. Dennoch können sie verwendetwerden, um das Semantische Web zu er-weitern, wie Jäschke et al. betonen:

Allgemein kann man Folksonomies alsschwache Ontologien auffassen, wobeiTags durch Benutzer und Ressourcenmiteinander verbundene Konzeptesind. Benutzer und Ressourcen könnenals Instanzen der Konzepte betrachtet

werden. Folksonomies stellen ein span-nendes neues Feld für die Forschungdar, denn erstmals erzeugt eine sehrgroße Zahl von Menschen gemeinsameine schwache Form von Metadatenund annotiert Inhalte. Es gilt, diesesPotential zu nutzen, um ausgehend voneinfachen Strukturen, den Aufbau desSemanticWeb zu unterstützen. Ein bes-seres Verständnis der sozialen Strukturder Folksonomy kann dabei zum Stär-ken der begrifflichen Struktur beitra-gen. [Jäschke et al. 2006, 80]

Mittels Tags sind – selbst dokumenta-risch ungeübte – Nutzer in der Lage,Schlagworte für Einträge zu vergeben.Die Tags sollen den Inhalt des Doku-ments derart beschreiben, dass er such-bar wird, wobei keinerlei paradigma-tische Relationen unter den Tags exis-tieren. Sie werden nicht von einemfestgelegten Vokabular fixiert, sondernkönnen frei kreierte Begriffe der Nutzersein. Beispiele für den Einsatz von Folk-sonomies sind Flickr4 (für die Verwaltungvon Fotos), Del.icio.us5 (System zum Ma-nagement von Bookmarks), Technorati6

(im Bereich der Verwaltung von We-blogs), YouTube7 (für das Managementvon Videostreams), Frassle8, Furl9,Simpy10 oder Spurl11 [vgl.: Spiteri 2005, 5;Peters, Stock 2007].

Spiteri [2005] begründet die hohe Popula-rität von Folksonomy-Systemen mit dem

[...] desire to „democratize” the way inwhich digital information is describedand organized by using categories andterminology that reflect the views andneeds of the actual end-users, ratherthan those of an external organizationor body. [Spiteri 2005, 11]

Darüber hinaus argumentiert sie, dassderartige Systeme eine Chance darstel-len, in der stetig ansteigenden Datenflutim WWW eine Orientierung leisten zukönnen sowie eine äußerst kostengüns-tige Alternative zu herkömmlichen Doku-mentationssystemen darstellen.

Jörg Diederich und Tereza Iofciu [2006]schlagen in einem Artikel vor, Folksono-mies zu nutzen, um damit CoPs (Commu-nities of Practice) zu finden. Sie kreierenNutzerprofile aus den Tags der Folkso-nomy. Die tagbasierten Nutzerprofilewerden in ein Empfehlungssystem, dasinnerhalb der Domäne „Forschung“ ope-

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97. Deutscher Bibliothekartag – Call for Papers

4 www.flickr.com5 http://del.icio.us6 www.technorati.com7 www.youtoube.com8 www.frassle.org9 www.furl.net10 www.simpy.com11 www.spurl.com

Vom 3. bis 6. Juni 2008 veranstalten derBerufsverband Information Bibliotheke.V. (BIB) und der Verein Deutscher Bib-liothekare e.V. (VDB) in Kooperation mitdem Deutschen Bibliotheksverband e.V.(DBV) in Mannheim den 97. DeutschenBibliothekartag als zentrale Fortbil-dungsveranstaltung für das deutscheBibliothekswesen. Das Motto lautet:„Wissen bewegen. Bibliotheken in derInformationsgesellschaft“.

Folgende Schwerpunktveranstaltungensind vorgesehen:1. Wer bewegt das Wissen? – Die

neuen Akteure der Informationswelt 2. Schritthalten mit dem gesellschaftli-

chen Wandel ? – Demografische Ent-wicklung und Bildung

3. Kann sich das Wissen frei bewegen?– Wissen als Ware oder öffentlichesGut?

Ferner können Vorträge zu folgendenThemenkreisen eingereicht werden:4. Wissensorganisation und Wissens-

vermittlung (z.B. Information Lite-racy, Leseförderung, (digitaler) Aus-kunftsdienst, Web 2.0, Bestandser-schließung)

5. Recht (z.B. Rechtemanagement, Me-dienrecht, Urheberrecht)

6. Wissensmarkt (z.B. Zeitschriftenpro-blematik, Erwerbungsfragen, Ver-lage, alternative Publikationsformen)

7. Technik und Technologie (z.B. Digita-lisierung, Portale, Suchmaschinen, di-gitale Langzeitarchivierung, Bestand-serhaltung)

8. Management und betriebliche Steue-rung (z.B. Personalentwicklung, Stra-tegieentwicklung und Profilbildung,Marketing und Öffentlichkeitsarbeit,Fund- und Friendraising, Benchmar-king, Aus- und Fortbildung, Nutzer-und Nichtnutzeranalysen).

Firmenvorträge: Wir bitten insbesondereum die Präsentation von aktuellen odergeplanten innovativen Projekten mitBibliotheken. Wünschenswert ist ein ge-meinsamer Vortrag der Kooperations-partner.Wir bitten alle Kolleginnen und Kolle-gen aus wissenschaftlichen und öffent-lichen Bibliotheken sowie alle Verbändeund Firmen, Vorschläge für Vortrags-themen einzureichen. Bitte stellen Sieden Inhalt des von Ihnen vorgeschlage-nen Vortrags kurz, aber aussagekräftig

dar und senden Sie ihn unter Angabevon Namen, privater und dienstlicherAdresse, Telefonnummer und E-Mail –bevorzugt in elektronischer Form – anfolgende Adresse:[email protected]ätsbibliothek MannheimOrtskomitee für den 97. BibliothekartagHerrn Per KnudsenSchloss, Ostflügel, 68131 MannheimIn der Betreffzeile vermerken Sie bitte:„Bibliothekartag 2008 – Nummer derSchwerpunktveranstaltung bzw. desThemenkreises“.Einsendeschluss ist der 30. September2007.Die Programmkommission entscheideteigenständig über die Auswahl der Vor-träge. Das Erstveröffentlichungsrechtfür angenommene Vorträge liegt beiden Veranstaltern des 97. DeutschenBibliothekartages. Details werden denReferentinnen und Referenten mit derAnnahme ihres Vortrages mitgeteilt.Kontakt: [email protected] Knudsen: Tel.: 0621/181-2932Dr. Michael Hansen: Tel.: 0621/181-3018

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Page 20: 58. Jahrgang, Nr. 5 – Juli/August 2007 5/2007 · 58. Jahrgang, Nr. 5 –Juli/August 2007– NADOAW 58 (5) 194-256 – ISSN 1434-4653 – D 11721 5/2007 iwp Herausgeber: Deutsche

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riert, eingebaut. Dadurch können ähnli-che Forschungspapiere, Publikationenoder Personen, mit ähnlichen For-schungsinteressen, empfohlen werden –basierend auf der Analyse der Tags.Die Nutzer sollen bei dem Ansatz vonDiederich und Iofciu lediglich die Objekteangeben, die für sie am relevantestensind und außerdem in der Lage sein,nicht-relevante Objekte wieder aus ihremProfil löschen sowie neue Objekte jeder-zeit hinzufügen zu können. Tags könnenden Nutzern vorgeschlagen werden, so-dass Entwicklungen innerhalb einer Do-mäne ersichtlich werden, was gerade imBereich der Wissenschaften von Bedeu-tung ist. Darüber hinaus fördert der Vor-schlag von Tags die Entstehung einer On-tologie mit einheitlicher Nomenklatur.Nachdem der Nutzer das Profil erstellthat, wird es in das RDF-Format impor-tiert, um es bspw. auf der Homepage derPerson veröffentlichen sowie mittelseines RDF-Viewers darstellen zu können.Dies ist wiederum ein Mittel zur Commu-nity-Bildung, da Überschneidungen inProfilen einfach erkannt und Nutzerpro-file ausgetauscht werden können [vgl.:Diederich, Iofciu 2006, 5].Mittels der Tags jener markierten Objektewerden dann Interessensnetzwerke auf-gespürt, indem beobachtet wird, welcheRessourcen oder Sachverhalte bestimmteTags teilen [vgl.: Diederich, Iofciu 2006, 1f.]. Die Nutzerprofile des Empfehlungs-systems basieren demnach auf den Struk-turen der Tags einiger weniger Objekte,was den positiven Effekt hat, dass für dieNutzer ein geringer Arbeitsaufwand ent-steht – sie müssen lediglich ein paar Ob-jekte ihres Interesses angeben. Der An-satz profitiert von dem starken Netzwerk-charakter der Folksonomies.

FazitEmpfehlungssysteme leisten einen gro-ßen Beitrag zur Personalisierung in Zeiteneines exponentiell wachsenden Angebotsim Internet. Der vorliegende Artikel zeigt,dass die Wahl der jeweiligen Arbeitsme-thode stark von den Anforderungen undAmbitionen des verwendeten Systemsbzw. der konkreten Nutzerschaft ab-hängt. Hybride Verfahren stellen in jedemFall ein viel versprechendes Forschungs-feld dar, da sie einen Konsens verschiede-ner Methoden leisten und sich damit derVorteile unterschiedlicher Verfahren be-dienen können. Der Einsatz von Folksonomies bei Emp-fehlungssystemen bietet eine kosten-günstige Chance vom sozialen Charakterheutiger Web-Strukturen zu profitieren.Als Wissensrepräsentationen sind Folkso-nomies zu schwach. Sie sind nicht zu ver-gleichen mit Ontologien, in denen Wissenin komplexen Strukturen abgebildet wird,Redundanzen vermieden und einheitliche

Nomenklaturen verwendet werden. DieErgebnisse unserer Analyse belegen al-lerdings, dass Folksonomies – trotz ihrermangelnden Struktur – vielfach einsetz-bar sind. Dies ist vermutlich in dem star-ken Netzwerkcharakter des sozialen Tag-gings begründet, wodurch bspw. Com-munities leicht aufgespürt werdenkönnen.Diederich und Iofciu [2006] zeigen, dassauch Empfehlungssysteme von den Cha-rakterzügen der Folksonomies profitie-ren. Folksonomies sind nicht derart starrwie Ontologien; durch ihre einfache undflexible Handhabung können sich Wis-sensstrukturen rasant entwickeln. Demengen terminologischen „Korsett“ vonOntologien steht demnach der simpleUmgang beim sozialen Tagging gegen-über, von dem auch technisch nicht-ver-sierte Personen profitieren können. Unse-rem Erachten nach darf kein Vergleichzwischen dem Nutzen von Ontologiensowie dem von Folksonomies angestelltwerden. Die Konzepte der Wissensreprä-sentationen sind in keinem Punkt ver-gleichbar. Letztere stellen damit keineAlternative zu herkömmlichen Methodendes Knowledge Engineering dar; sie sindvielmehr eine Form der Ergänzung unddes Einbeziehens des „gemeinen“ Nut-zers unter dem Mantel der Web 2.0-Be-wegung.

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276 58(2007)5, 265-276

Data Mining, Analyse, Ähnlichkeit, Be-nutzerverhalten, Empfehlung, System,Wissen, Folksonomy, Ontologie,Recommender System, kooperativesFiltern, inhaltsbasiertes Filtern,

Stefanie Höhfeld, B.A., M.A.(geb. 1982), Absol-ventin des Düsseldor-fer Masterstudien-gangs „Informations-wissenschaft undSprachtechnologie“,vorher B.A.-Studiumin den Fächern Roma-

nistik und Informationswissenschaft.Sprachaufenthalt in Florenz 2002, Prak-tikum und freie Mitarbeit bei der NRZim Jahre 2003. Tutorin für Information-Retrieval-Systeme (Convera Retrieval-Ware). Evaluationsstudie über ConveraRW im Jahre 2005. Teilnahme an derInternational Security Conference 2005(ISC 2005) mit einem Beitrag zum Ein-satz von Ontologien bei Retrieval-Sys-temen von Intelligence Services. 2004bis 2006 studentische Mitarbeiterin derAbteilung für Informationswissen-schaft der Heinrich-Heine-UniversitätDüsseldorf.

[email protected]

Melanie Kwiatkowski, B.A., M.A.(geb. 1978), Absol-ventin des Düsseldor-fer Masterstudien-gangs „Informations-wissenschaft undSprachtechnologie“,vorher B.A.-Studiumin den Fächern

Kunstgeschichte und Informationswis-senschaft. Ausbildung zur Kauffrau fürBürokommunikation bei der HenkelKGaA von 1998 bis 2001; 2001 Beschäf-tigung bei der Cognis DeutschlandGmbH im Corporate Product Manage-ment. Tutorium für Information-Retrie-val-Systeme (Convera RetrievalWare)und Evaluationsstudie über ConveraRW im Jahre 2005. Teilnahme an derInternational Security Conference2005 mit einem Beitrag zum Einsatzvon Ontologien bei Retrieval-Systemenvon Intelligence Services. StudentischeMitarbeiterin im Jahr 2002 am Seminarfür Kunstgeschichte und 2005 bis 2006bei der Abteilung für Informationswis-senschaft, jeweils Heinrich-Heine-Uni-versität Düsseldorf.

[email protected]

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Institut für Sprache und InformationAbteilung InformationswissenschaftUniversitätsstraße 140225 Düsseldorf

D i e A u t o r i n n e n

Page 23: 58. Jahrgang, Nr. 5 – Juli/August 2007 5/2007 · 58. Jahrgang, Nr. 5 –Juli/August 2007– NADOAW 58 (5) 194-256 – ISSN 1434-4653 – D 11721 5/2007 iwp Herausgeber: Deutsche

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1 EinführungDie Entwicklung der Informationstechno-logien, insbesondere des Internet, verur-sacht in der letzten Zeit viele Probleme.Diese Probleme sind mit dem schnellenAnwachsen von Datenmengen verbun-den, die zu speichern und zu verarbeitensind.In der Anfangsphase der Entwicklungdes WWW publizierten wenige WebsitesInformationen von einzelnen Autoren fürviele Besucher der Sites. Inzwischen än-derte sich die Situation drastisch. Besu-cher der Websites nehmen selbst am Auf-bau der Inhalte teil. Dies führt zu einemdrastischen Zuwachs des Umfangs undder Dynamik des Informationsraums(Braichevski/Lande, 2005).Andererseits veränderte sich auch dasVerhältnis von Benutzern des Internet zurArbeit mit dessen Ressourcen. Allmählich

setzt sich die Auffassung durch, dasseine Vollständigkeit der Daten in jedemFalle unzugänglich bleibt, und die zu-gänglichen Datenauszüge viel Informati-onsrauschen enthalten. Statt nach „allemNötigen“ zu suchen, hofft man, etwasNützliches zu finden.Außer dem Unfang der Informationenspielt das Erneuerungstempo der Infor-mationen im Netz eine bedeutende Rolle.Der Begriff eines Informationsflusses istdeswegen von besonderer Bedeutung(vgl. Del Corso et al., 2005). Obwohl die-ser Begriff noch einer strikten Definitionbedarf, wird er schon heute für ein brei-tes Aufgabenspektrum verwendet, dasmit der Dynamik von Informationen imNetz verbunden ist.Heute verfügen wir über eine Informati-onsbasis, die für Experimente zugänglichist und einen Umfang hat, der früher un-vorstellbar war. Darüber hinaus übertrifftder Umfang dieser Basis alles, was vorzehn Jahren zugänglich war beträchtlich.Im August 2005 kündigte die FirmaYahoo an, dass sie ca. 20 Milliarden Doku-mente indexierte. Im Jahre 2004 hatteGoogle weniger als zehn Milliarden Doku-mente indexiert. Dies bedeutet, dass dieMenge öffentlich zugänglicher Informa-tionen sich im Laufe eines Jahres verdop-pelte. Laut Web Server Survey1, das vomNetcraft-Dienst erstellt wird, übertraf imJuni 2007 die Anzahl der Websites 120Milliarden. Diese Angaben bestätigen dasexponentielle Wachstum der Informatio-nen im Web. Das Wachstum wird voneiner Reihe von Problemen begleitet. Zudiesen Problemen gehören:� unproportionales Wachstum von Infor-

mationsrauschen� eine Fülle nicht abgerufener Informa-

tionen und von Spam;� mehrfache Duplizität der Informatio-

nen;� schwache Strukturierung.Das konventionelle Web hat auch andereNachteile, wie z.B. viel Informationsmüll,fehlende Unterstützung der semanti-schen Suche, eingeschränkter Zugangzum Invisible(versteckten) Web. Darüberhinaus ist es unmöglich, Dokumentenin-tegrität zu gewähren.Zahlreiche Gruppen von Forschern undSpezialisten suchen nach Lösungen fürdie o.g. Probleme. Zu diesen Gruppen ge-hört u.a. W3C-Konsortium, welches einKonzept des semantischen Web entwi-ckelt (Berners-Lee et al., 2005). Zugleichwird ein allgemeinerer Einsatz, Web-22,

entwickelt, welcher einen revolutionärenDurchbruch verspricht. Im Rahmen desWeb-2 wird eine Implementierung des se-mantischen Web beabsichtigt. Dazu ge-hören eine mehrschichtige Unterstützungvon Metadaten, neue Ansätze zum De-sign und zu entsprechenden Werkzeu-gen, Textmining-Technologien und einKonzept von Webdiensten.Der mathematische Apparat und entspre-chende Werkzeuge sind jedoch nichtimmer in der Lage, die aktuelle Situationadäquat abzubilden. Es geht dabei weni-ger um die Analyse von endlichen Daten-sammlungen, sondern um die Navigationin dynamischen dokumentarischen Infor-mationsflüssen. Im Folgenden werden dieProbleme genauer betrachtet und einigeLösungen der Probleme vorgeschlagen.

2 Informationeller und semantischer Raum

Derzeit gibt es einen Grund für die An-nahme, dass der Informationsbegriff, ins-besondere dessen Beziehung zum Wis-sensbegriff, ein gewisses Überdenken er-fordert. Der Begriff „Umwandlung vonInformationen in Wissen“, der früher häu-fig im Bereich künstlicher Intelligenz ver-wendet und später gründlich vergessenwurde, ist derzeit wieder von Interesse. Dieses Interesse ist durch Erfolge in dermaschinellen Verarbeitung von Daten-flüssen begründet, die nicht nur mehr-sprachig sind, sondern auch zu verschie-denen soziokulturellen Kontexten gehö-ren. Es ist klar, dass die Verarbeitungeines solchen Datenflusses, d.h. reiner In-formationen, keine aktive Verwendungdes Inhalts der Dokumente voraussetzt.Theoretische Überlegungen hierzu gehendavon aus, dass das eigentliche „Wissen“eine Schicht über den Informationsflüs-sen repräsentiert, die durch Beziehungenzwischen den Informationselementen be-stimmt wird. Diese Beziehungen sind alsoin den Informationsflüssen selbst nichtvorhanden, sondern stellen einen bezüg-lich der Informationen externen Faktordar.Die Praxis zeigt, dass Informationen er-folgreich verarbeitet werden können,ohne dass dabei die Semantik der Infor-

Informationsflüsse im InternetDimitri Lande, Sergei Braichevski, Kiew (Ukraine) und Dimitri Busch, Stuttgart

Im Artikel geht es um Entwicklungs-trends und Probleme, die mit demschnellen Informationszuwachs imInternet verbunden sind. Es wird ge-zeigt, dass die Hauptschwierigkeitennicht mit der Leistung von Softwareund der Hardware, sondern mit Be-sonderheiten des Sachgebietes zu-sammen hängen. Im Rahmen desKonzeptes der Informationsflüssewerden aktuelle Probleme des Infor-mation Retrieval, der Strukturierungdes Informationsraums und dessenVerhältnis zum semantischen Raumbehandelt. Der Artikel zeigt einige Lö-sungen dieser Probleme, die auf demTextmining und fraktalen Modellenbasieren.

Information flows in the internetThe article discusses trends and pro-blems arising from the rapid increaseof information volumes. The main dif-ficulties are caused not by the level ofsoftware or hardware but instead byspecific features of the subject area.Current problems in information re-trieval, information space structuring,and the connection of this with se-mantic space are analysed within theframework of information flows. Thearticle describes some solutions ofthese problems that are based on thetext mining and fractal models.

1 http://news.netcraft.com/archives/2007/06/index.html [12.07.2007]

2 www.web2con.com [12.07.2007]

Page 24: 58. Jahrgang, Nr. 5 – Juli/August 2007 5/2007 · 58. Jahrgang, Nr. 5 –Juli/August 2007– NADOAW 58 (5) 194-256 – ISSN 1434-4653 – D 11721 5/2007 iwp Herausgeber: Deutsche

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mation berücksichtigt wird. In diesem Zu-sammenhang entstand ein Interesse anAnsätzen, bei welchen die Informationals ein Maß für die Ordnung innerhalbeines Systems verstanden wird. EinigeWissenschaftler und führende Teilnehmerdes Informationsmarks, z.B. die Firma Au-tonomy, kehren zu Ursprüngen der Infor-mationstheorie, zum Begriff der Entropie,Shannon-Theorie, Bolzmann-Gleichungenusw. zurück. In der Tat ähneln die Pro-bleme der Bewegung von inhaltsreichenDaten über Netzwerkkanäle den Proble-men der Signalübertragung über Kommu-nikationskanäle. Deswegen kann die Informationstheorie, die früher haupt-sächlich im Bereich Informationsüber-tragungstechnik verwendet wurde, auchfür die Analyse von inhaltsreichen Text-flüssen nützlich sein. Die moderne Informationstheorie gehtwahrscheinlich zum ursprünglichen An-satz zurück, allgemeine Merkmale ausMeldungen zu extrahieren, ohne die Se-mantik der Meldungen zu berücksichti-gen. Diese Merkmalsextraktion ist auchunabhängig von unserer Fähigkeit, die-sen Inhalt wahrzunehmen. Die Wissens-extraktion aus Informationsflüssen im ge-wöhnlichen Sinne bildet ein eigenständi-ges Problem, das nach Methoden zulösen ist, die eine separate Entwicklungerfordern. Die Erkennung dieser Tatsachewird zweifellos zur Weiterentwicklungsolcher Methoden und entsprechenderWerkzeuge beitragen.Obwohl Informationen unabhängig vonihrem inhaltlichen Aspekt verarbeitetwerden können, ist eine gegensätzlicheBehauptung nicht wahr. Die Informatio-nen können in jedem Falle als ein „Wis-senssubstrat“ betrachtet werden. Es be-steht höchstwahrscheinlich keine Mög-lichkeit, das „Wissensproblem“ nur mittechnischen Mitteln zu lösen. Die Lösungdes Problems erfordert viel Forschung in-klusive theoretischer Arbeit auf einemhohen Niveau.Eine der wichtigsten Fragen, die bisheute selten beachtet wurde, entstehtunserer Meinung nach für die Beziehungzwischen informationellen und semanti-schen Räumen. In der Literatur geltendiese Begriffe als identisch, ohne einenGrund für eine solche Annahme zu nen-nen. Die Tatsache, dass diese zwei Be-griffe nicht identisch sind, folgt aus ihrerNatur: Während der Informationsraumaus Daten gebildet wird, die auf verschie-denen Datenträgern aufgezeichnet sind,wird der semantische Raum aus Konzep-ten erzeugt, die mit subjektiven mensch-lichen Einschätzungen verbunden sind.Der semantische Raum im Netz kann des-wegen als eine Menge von semantischenEinheiten definiert werden, die in einemsoziokulturellen Kontext aktuell sind undin einem Netzwerk dargestellt sind. Untereiner semantischen Einheit verstehen wirhier eine elementare Kategorie, die uns

erlaubt, subjektiv bewertende Urteileüber Dinge und Prozesse zu bilden, die zuunserer Welt gehören. In der Realität gibtes zwischen ihnen eine ganz bestimmteBeziehung, aber das Finden dieser Bezie-hung ist eine nicht triviale Aufgabe.Das Verhältnis zwischen dem Informati-onsraum und dem semantischen Raumkann anhand des Referierens einerMenge von Textdokumenten verdeutlichtwerden, die in verschiedenen Sprachenerstellt sind. Dabei entsteht gleich dieFrage, ob es einen Algorithmus gibt, deres erlaubt, bedeutungsvolle Informations-fragmente aus einem beliebigen Doku-ment zu extrahieren, ohne dabei die Spra-che des Dokuments zu „verstehen“ undsogar identifizieren zu können.Es stellt sich heraus, dass ein solcher Al-gorithmus möglich ist, wenn die Ein-gangsdaten Zipf-Gesetzen entsprechen,d.h. von Menschen erstellt werden. Da-raus ergeben sich andere „ketzerische“Fragen: In welchem Maß ist der Begriff„Information“ mit dem Begriff „Seman-tik“ verbunden? Gibt es überhaupt eineBeziehung zwischen diesen Begriffen,wenigstens im allgemeingültigen Sinne?Inhaltsreiche und bedeutungsvolle Er-gebnisse können beispielsweise unterder Verwendung ausschließlich statisti-scher Methoden erhalten werden, ohnedabei Methoden der künstlichen Intelli-genz, umfangreiche semantische Formali-sierungsmittel und die Arbeit vonmenschlichen Experten anzuwenden.Dies kann den Eindruck erwecken, dassdie strukturlinguistische Ebene völligausreicht, um eine vollwertige Informati-onsarbeit durchzuführen.Es ist ohne Zweifel so, dass der Informati-onsraum letztendlich vom semantischenRaum erzeugt wird. Die Entstehung vonInformationsflüssen kann in der Tat alsdie Erzeugung und die Bewegung vonDatenmengen verstanden werden, diemit einer bestimmten Meldung verbun-den sind. Diese Meldung wird als ein se-mantischer Block verstanden. Einer Mel-dung kann dabei eine beliebige Anzahlseparater Datensammlungen entspre-chen. Zum Beispiel wird ein internationa-les Ereignis in vielen Medien vermeldet.Merkmale des Informationsraums werdenalso durch die Struktur des semantischenRaums bestimmt. Man spricht dabei voneiner Struktur, weil die Meldungen Ereig-nisse der realen Welt abbilden, die eini-germaßen geordnet ist.

3 Probleme des Information RetrievalFolgende Wörter einer handelnden Per-son im Film „Wall Street“ können als einMotto für das Thema dienen: „Tell mesomething I don’t know“. Diese Wörtersind besonders aktuell, wenn sie sich aufdie Suche im WWW beziehen, das alseine dynamische und abwechslungsrei-

che Datensammlung betrachtet wird. Beider Suche in den Informationsflüssen ent-steht ein separates Problem, das eine be-sondere Betrachtung erfordert.Die Technologieentwicklungsversuche imRahmen der modernen Theorie des Infor-mation Retrieval sind manchmal erfolglosund verschlechtern sogar die Situation.Zum Beispiel führt die Weiterentwicklungvon technologischen Aspekten des Infor-mation Retrieval nur zu einer Steigerungder Anzahl von relevanten Daten, die fürdie Anwendung wenig geeignet sind.Moderne Technologien unterstützen sehrkomplizierte Handlungen mit Daten, aberje effizienter diese Technologen verwen-det werden, desto „ungenießbarer“ sinddie Ergebnisse.Hoffnungen, die früher auf die konse-quente Verfeinerung der Suche gesetztwurden, haben sicht aus folgenden zweiGründen nicht erfüllt: Erstens kann dasDokument, das für Benutzer von Inte-resse ist, in primären Suchergebnissenfehlen, sodass die nachfolgende Iterationan Bedeutung verliert. Zweitens ist eshäufig für einfache Benutzer zu schwierigund sogar die Kräfte übersteigend, einepräzisierende Anfrage zu formulieren, diesich qualitativ von der primären Anfrageunterscheidet.Es ist zu erkennen, dass das ursprüngli-che Paradigma von Information Retrieval-systemen, das vor Dekaden formuliertwurde, der realen Situation nicht ent-spricht. Deswegen sollten neue Metho-den gefunden werden, um die umfangrei-chen dynamischen Datensammlungen zuverarbeiten. Wahrscheinlich wäre essinnvoll, eine Navigation in einem Infor-mationsfluss durchzuführen, statt dieSuche in einer statischen Datensamm-lung. Eine solche Navigation bestehtdabei in der Lokalisierung von separatensemantischen Segmenten im Informati-onsfluss. Dieser Vorgang hat eine be-stimmte zeitliche Dauer und ist interaktiv. Vielversprechend wäre die Verwendungdynamischer Metadaten, die zur Ein-schränkung des Suchraums unter den ge-gebenen Bedingungen verwendet wer-den. Solche Metadaten können Benutzernauch helfen, die Lokalisierung von not-wendigen Materialien zu beeinflussen.Adaptive Schnittstellen zu einer Verfei-nerung der Suchanfragen, die eine Clus-teranalyse unterstützen, finden in derletzten Zeit Verbreitung. In diesem Zu-sammenhang entstand der Begriff „Such-ordner“ (Custom Search Folder), der kei-nen bestimmten Algorithmus voraussetztund viele verschiedene Ansätze repräsen-tiert. Das Gemeinsame in diesen Ansät-zen besteht in einem Versuch, die Datenzu gruppieren und die Cluster in einer be-nutzerfreundlichen Form darzustellen.Um Suchanfragen zu verfeinern, wurdevon den Autoren im Rahmen der Info-Stream- Technologie ein Ansatz entwi-ckelt, der als „Informationsbild“ bezeich-

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net wird (Braichevski/Lande, 2005). DasInformationsbild (Abbildung 1) stellt eineMenge von Stichwörtern dar, die am ge-nauesten Informationen repräsentiert, diein Suchergebnissen enthalten sind. DieStichwörter werden aus gefundenen Do-kumenten extrahiert, einer statistischenVerarbeitung unterzogen und dem Benut-zer zugänglich gemacht. Der Benutzerkann dann diese Stichwörter zur Verfei-nerung seiner Suchanfrage verwenden,ohne dabei neue Suchwörter zur Be-schreibung der von ihnen gesuchten Be-griffe zu suchen oder zu erfinden.

Das zentrale Problem von modernen In-formationsflüssen besteht wahrscheinlichin dem qualitativen Unterschied zwi-schen den Begriffen „Relevanz“ und„Pertinenz“. Obwohl dieser Unterschiedseit langem bekannt ist, wird er beieinem begrenzten Datenumfang nicht be-rücksichtigt. Bei einer kleineren Mengevon Suchergebnissen kann ein Benutzerdie relevanten Dokumente alleine durch-sehen und aus diesen Dokumenten dieje-nigen auswählen, die ihm tatsächlichweiterhelfen. Eine solche Auswahl ist je-doch unmöglich, wenn die Suchergeb-nisse umfangreich sind. In diesem Falletritt der Unterschied zwischen der Rele-vanz und der Pertinenz in den Vorder-grund. Wenn z.B. ein Information Retrie-val System 10000 Dokumente findet undalle diese Dokumente pertinent sind,wird der Benutzer zufriedengestellt,wenn er eine beliebige Anzahl dieser Do-kumente durchliest. Die restlichen Doku-

mente können dann ignoriert werden,ohne damit irgendeinen Schaden zu ver-ursachen. Diese Gesetzmäßigkeit wird ineinigen Fällen auf eine effektive Weiseverwendet. Zum Beispiel können Nach-richtensyndikationsdienste ihre Kundenzufrieden stellen, obwohl praktisch jedersolcher Dienst mit mehr als 50000 Infor-mationsquellen arbeitet.Der Nachteil aktueller Information Retrie-val-Systeme besteht hauptsächlich darin,dass sie entwickelt werden, um die Rele-vanz von Suchergebnissen bezüglich for-maler Anfragen zu gewährleisten.Wir vermuten jedoch, dass moderne In-formationstechnologien für den Zugangzu Daten im Netz abgeändert werdenkönnen. Diese Änderung kann man alseinen Übergang von der Informationssu-che zu einer Navigation im Netz definie-ren.

4 StrukturierungsproblemeEs ist gut bekannt, dass der Informations-raum im Netz schwach strukturiert ist.Darüber hinaus kann die Evolution desgesamten Netzes und seiner Segmenteals Beispiel eines stochastischen Vorgan-ges betrachtet werden. Diese Tatsacheist die Hauptursache der niedrigen Effi-zienz des direkten Zuganges zu Informa-tionseinheiten, über welche wir häufignicht wissen, ob sie überhaupt zu einemgegebenen Zeitpunkt existieren.Das oben Gesagte bedeutet nicht, dassder Informationsraum im Netz völligchaotisch ist und nur in Termen des Infor-mationsgeräusches vollständig beschrie-ben werden kann. In der Tat enthält die-ser Raum Elemente einer Ordnungsmä-ßigkeit, die im Folgenden als Clusterbezeichnet werden. Die Anzahl der Clus-ter ist groß, und jedes von ihnen hatseine eigene Entwicklungsdynamik, diemit der Dynamiken anderer Cluster korre-liert. Andererseits können diese Clusterintensiv aufeinander wirken. Die Clustersind nicht immer stabil in der Zeit. Sieentstehen, ändern ihre Umrisse, ver-schwinden, migrieren usw. Darüber hi-naus ist ihre Zusammenwirkung völligstochastisch. Der erste reale Schritt zur Lösung desStrukturierungsproblems im Informati-onsraum besteht offensichtlich in der Er-zeugung eines sekundären Raums, dergenügend geordnet und bei einer ver-nunftmäßigen Approximation dem Pri-märraum adäquat ist. Auf diese Weiseentsteht die Aufgabe, eine ungeordneteMenge von Komponenten eines Informa-tionsraums im Netz auf eine geordneteMenge entsprechender Muster abzubil-den, die den Anforderungen gemäß, z.B.hierarchisch, organisiert ist.Die Suche kann dann in einer struktu-rierten Menge der Muster durchgeführtwerden, und die Präsentation der Such-

ergebnisse hat die Wiederherstellung deroriginellen Informationseinheiten einzu-schließen. Dieser Ansatz kann auch in ei-nigen Fällen helfen, ein immer noch offe-nes Problem des theoretischen Informa-tion Retrieval, das Problem von mehrfachvorhandenen Informationen (Dubletten),zu lösen. Das Problem kann beim Aufbaudes Musterraums damit gelöst werden,dass Ketten von ähnlichen Informations-einheiten zuerst erzeugt und dann auf einund dasselbe Muster abgebildet werden.Beim Aufbau des Musterraums könnendie Muster mit Metadaten versehen wer-den.Eine der natürlichen Lösungen der o.g.Probleme wäre die Verlegung desSchwerpunktes von Daten, in denen dieSuche durchgeführt wird, auf Metadaten,die mit diesen Daten verbunden sind undein breites Spektrum von externen Merk-malen enthalten. Diese Merkmale könnenrelativ einfach zum Erstellen eines „Wort-bilds“ angeforderter Dokumente verwen-det werden.Der Kern der Suchanfrage muss aus for-malen Parametern bestehen, die auf be-stimmte Kategorien der Metadaten ver-weisen. Die konventionelle Anfrage, dieSuchbegriffe enthält, kann dann als einHilfsmittel verwendet werden, um dieausgewählten Menge der pertinentenDokumente zu verkleinern.Die erwähnten Ausführungen beziehensich natürlich nicht nur auf reine Informa-tionssuche sonder auch auf andere Auf-gaben, die mit der Suche verbunden sind,z.B. auf Profildienste.

5 TextminingDie Effizienz des Information Retrievalkann erhöht werden, indem man Textmi-ning, d.h. Technologien zur tiefgehendenautomatischen Textanalyse, verwendet.Das Textmining kann auch Benutzernhelfen, die Suchergebnisse schneller zuanalysieren. Zu wichtigen Technologiendes Textmining gehören u.a.� Textklassifizierung� Textclustern� Informationsextraktion.Die automatische Textklassifizierung be-deutet, dass zu einen Dokument Katego-rien eines vordefinierten Ordnungssys-tems von einem Computer zugeordnetwerden. Die Kategorien können dann ver-wendet werden, um die Dokumente wie-deraufzufinden. Beim Textclustern wer-den aus Dokumentensammlungen Grup-pen (Cluster) gebildet, die ähnlicheDokumente enthalten. Wenn ein Such-dienst mehrere Dokumente auf eine An-frage findet, können aus diesen Such-ergebnissen Cluster erzeugt und visuali-sier werden. Die Suchergebnisse werdenauf diese Weise übersichtlicher und kön-nen von Benutzern schneller analysiertwerden. Unter der Informationsextraktion

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Abbildung 1: Ein Informationsbild imInfoStream-System

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versteht man die Extraktion von struktu-rierten Daten, z.B. Attributwerten ausTexten. Dies kann u.a. ermöglichen, eineattributbasierte Suche in den Textendurchzuführen. Zu Aufgaben der Informa-tionsextraktion gehört auch die Erken-nung von Eigennamen, z.B. Personen-,und Firmennamen, in Texten. Wenn sol-che Namen erkannt und visualisiert wer-den, können die Texte von Benutzernschnell gelesen und analysiert werden. Einige weitere Aufgaben des Textminingsind z.B. die automatische Erzeugung vonsemantischen Netzwerken, die Prognosti-zierung eines Merkmalswertes in einemObjekt aufgrund der Werte anderer Merk-male und die Suche von Ausnahmen oderAnomalien, d.h. es werden Objekte ge-sucht, deren Merkmale sich erheblich vonCharakteristiken der gesamten Mengeder Objekte unterscheiden. Da die meisten Dokumente im Web Texteenthalten, können auf diese Dokumenteauch Textmining-Verfahren angewendetwerden. Textmining für Web-Dokumenteist deswegen Aufgaben des Web ContentMining, d.h. der Wissensentdeckung inWebinhalten.Bei der Verarbeitung und der Interpreta-tion der Ergebnisse vom Textminingspielt die Visualisierung eine wichtigeRolle. Die Visualisierung auf der Basis desTextmining kann zur Inhaltsrepräsenta-tion des gesamten Informationsflussessowie für die Implementierung des Navi-gationsmechanismus verwendet werden,der bei Untersuchungen der Dokumentebenutzt wird. Dies ist unserer Meinungnach eine der bedeutendsten Errungen-schaften moderner Informationstechnolo-gien mit dieser Zielrichtung. Wesentlicheist nämlich, dass die effektive Repräsen-tation von Datenflüssen in einer benut-zerfreundlichen Form es erlaubt, diemenschliche Intelligenz direkt einzuset-zen, die letztendlich viel schneller als jeg-licher Rechner zum Ziel führt. Genaueres über das Text Mining kannman bei Heyer et al. (2006) und Weiss etal. (2005) erfahren. Das Problem der Wis-sensentdeckung in Texten befindet sichderzeit im Stadium einer gedanklichenVerarbeitung. In der näheren Zukunftwird es vermutlich eine stürmische Wei-terentwicklung entsprechender Technolo-gien geben.

6 Ranking von InformationsflüssenVor einiger Zeit wurde die Idee geäußert,dass das Information Retrieval im klassi-schen Sinne durch eine Sortierprozedurersetzt werden kann, sofern sie effektivgenug ist. Diese Prozedur wird nacheinem Satz von Parametern durchgeführt,die den Informationsbedarf eines Benut-zers quantitativ repräsentieren. In diesemFalle gibt das Retrievalsystem alle Doku-mente aus, die in der Datenbank enthal-

ten sind. Die Dokumente, welche der Auf-gabenstellung entsprechen, befinden sichdabei am Anfang der ausgegebenen Do-kumentenliste.Obwohl man diese Idee für zu radikalhält, enthält sie einen gewissen Anteilder Wahrheit. Eine konventionelle Retrie-valprozedur kann in der Tat ausgeführtwerden, wenn für jedes Dokument des-sen Relevanz bezüglich der Suchanfrageberechnet wird.Derzeit findet immer noch das Retrieval-model Verbreitung, das invertierte Wör-terbücher verwendet. Es ist bekannt,dass bei solcher Suche die Relevanz nurzwei Werte, 0 und 1, annehmen kann.Dies bedeutet, dass die klassische Sucheaus der primären Datenmenge Doku-mente auswählt, die in diesem Sinnegleichwertig und gleichbedeutend sind.Wenn wir die Suchergebnisse zur Abbil-dung der realen Informationssituation an-nähren wollen, ist die Suche durch eineProzedur zu ergänzen, welche diese oderjene Verteilung nach Parametern unter-stützt, die eine subjektive Bewertungund eine nachfolgende Sortierung derSuchergebnisse ermöglichen. Vielverspre-chend kann unserer Meinung nach dieVerwendung von Mehrfachskalen sein,die auf Basis von einigen Metadaten auf-gebaut werden.Die Clusteranalyse hat eine neue Qualitätzu erhalten. Die Daten werden von alleineohne System erzeugt, d.h. sie werden ausverschiedenen Quellen ohne spezielle Ak-tionen und ohne Programme erzeugt. DieClusteranalyse erlaubt, die Informations-flüsse auf permanente und sichere Weisezu systematisieren. Bei der Clusterana-lyse entsteht jedoch das Problem, dassdie meisten bekannten Methoden stati-sche Objekte clustern, obwohl der Infor-mationsraum ein dynamisches System ist(Del Corso et al., 2005). Das Problem ver-spricht paradoxerweise neue Möglichkei-ten, die sich qualitativ vom statischenClustern unterscheidet. Zu diesen Mög-lichkeiten gehört u.a. die Berücksichti-gung von zeitlichen Zusammenhängenzwischen Hauptparametern der Informa-tionsflüsse. Zum Beispiel ist es sehr wich-tig, temporäre Stabilität von statischenMerkmalen der Flussdaten zu untersu-chen.Der o.g. Ansatz wird u.a. von den Auto-ren im Rahmen der InfoStream-Technolo-gie verwendet, um thematische Kettenauf Basis von thematischen Retrievaler-gebnissen zu erzeugen (Braichevski/Lande, 2005).Es ist zu bemerken, dass die Clusterana-lyse von besonderer Bedeutung ist, weildie dynamischen Cluster ein konzeptio-nelles Netzwerk bilden, das für die Ana-lyse des Informationsflusses verwendetwird. Dabei wird auch der menschlicheFaktor verwendet, der in Expertenschät-zungen repräsentiert wird, die als eineRückkopplungsschleife von trainierten

Systemen betrachtet werden. Die Erken-nung eines Clusters setzt dessen Be-schreibung voraus. Im semantischen Ansatz zu dieser Be-schreibung sind auch quantitative Schät-zungen vorhanden, obwohl die Beschrei-bungsmerkmale komplex und vielfältigsind. Moderne Informationsflüsse enthal-ten auch das gesamte Wörterbuch dermodernen Sprache sowie „fertige“ Spezi-alwörterbücher, wie z.B. Frequenzwörter-bücher, invertierte Wörterbücher usw.

7 Automatische TextklassifizierungDie automatische Klassifizierung gehört,wie erwähnt, zu wichtigen Technologiendes Textmining. Bei der automatischenKlassifizierung werden zu einem Textdo-kument Kategorien (Notationen bzw. De-skriptoren) eines vordefinierten Ord-nungssystems von einem Programm zu-geordnet. Zu diesen Ordnungssystemengehören sowohl Klassifikationssystemeals auch andere kontrollierte Wörterbü-cher, wie z.B. Schlagwortlisten und The-sauri. Die Kategorien, die einem Doku-ment zugeordnet wurden, können dannverwendet werden, um das Dokumentwiederaufzufinden. Man kann nicht nurstatische Datensammlungen, sondernauch dynamische Informationsflüsse au-tomatisch klassifizieren. Zum Beispielkönnen Dokumente klassifiziert werden,die eine Suchmaschine auf Anfrage findet(Chen/Dumais, 2000; Kules et al., 2006).Solche Klassifizierung hilft Benutzern, inden Suchergebnissen zu navigieren undpertinente Dokumente zu finden.AbbAußer Retrievalzwecken kann die auto-matische Klassifizierung zu anderen Zie-len, z.B. zum Herausfiltern von uner-wünschten Nachrichten (Spam), verwen-det werden. Im Folgenden werdenTechnologien zur automatischen Text-klassifizierung genauer betrachtet.In ersten Programmen zur automatischenKlassifizierung wurde ein Ansatz verwen-det, derauf dem Einsatz von Expertensys-temen basierte. Solche Klassifikatoren ba-sieren auf Regeln, die intellektuell undmanuell erstellt werden. Obwohl dieseKlassifikatoren eine hohe Präzision erzie-len, ist die intellektuelle und manuelle Er-stellung der Klassifizierungsregeln zuteuer und zu zeitaufwendig. Heutzutagedominieren deswegen Ansätze, die aufmaschinellen Lernverfahren basieren. Beisolchen Ansätzen werden Klassifikatorenautomatisch aus Dokumenten abgeleitet,die bereits klassifiziert sind. Zu lernendenKlassifikationsverfahren gehören u.a. pro-babilistische und instanzbasierte Verfah-ren, Regelinduktionsverfahren, Rocchio,Online-Methoden und die Support-Vector-Machine. Es gibt auch kommerzielle Klas-sifizierungssoftware, z.B. Autonomy Clas-sification und Insight SmartDiscovery.Eine genauere Beschreibung verschiede-

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ner Verfahren und Programme zur auto-matischen Klassifizierung kann man beiOberhauser(2005) und Weiss et al.(2005)finden.Ein Prototyp, der die hierarchische Klassi-fizierung nach der Internationalen Patent-klassifikation (IPC) unterstützt, wurdevon den Autoren entwickelt. Abbildung 2zeigt ein Bespiel der Klassifikation einesDokuments nach der IPC. Das Programmerzeugt für das Dokument eine Liste vonKategorien (IPC- Hauptgruppen), die inabsteigender Relevanz dem Dokumentzugeordnet sind. Im o.g. Beispiel erfolgtdie Klassifizierung nach einem probabilis-tischen Verfahren (Naive Bayes). Der Pro-totyp unterstützt auch andere Klassifizie-rungsverfahren, z.B. Rocchio und Sup-port-Vector-Machinen.

In einigen Ordnungssystemen, z.B. Facet-tenklassifikationen, werden Attribute mitKategorien verbunden, die es erlauben,Dokumente genauer zu beschreiben. Umeine vollständige Klassifikation eines Do-kumentes durchzuführen, sind diesemDokument nicht nur Kategorien zuzuord-nen, sondern auch Werte der Attribute zusetzen, welche mit diesen Kategorien ver-bunden sind. Die Werte der Attributekönnen aus Dokumenten automatisch ex-trahiert werden. Die automatische Infor-mationsextraktion kann ähnlich der auto-matischen Klassifizierung auf Experten-wissen basieren oder maschinelleLernverfahren verwenden. Einer der Autoren entwickelte ein proto-typisches Programm, das Einträge vonelektronischen Produktkatalogen nachETIM, einem Klassifikationssystem mitAttributen, automatisch klassifiziert(Busch, 2005). Die automatische Klassifi-zierung und die Extraktion von Wertender Attribute erfolgt in diesem Prototypnach regelbasierten Verfahren. SowohlKlassifizierungs- als auch Extraktionsre-geln können automatisch aus Katalogenabgeleitet werden, die bereits klassifi-ziert sind. Für die Ableitung der Extrakti-onsregeln müssen zusätzlich Attribut-werte angegeben werden. Für einfache Ordnungssysteme, die we-nige Kategorien enthalten, können auto-

matische Klassifikatoren hohe Präzisionbis ca. 90 Prozent erzielen (vgl. Yang,1999). Wenn ein Ordnungssystem kom-plex ist, z.B. tausende Kategorien undmehrere Hierarchieebenen enthält, istdies jedoch problematisch (vgl. Oberhau-ser, 2005). Für solche komplexen Klassifi-kationssysteme wird deswegen die Zu-ordnung von Kategorien normalerweisenicht vollautomatisch sondern semi-auto-matisch durchgeführt, d.h. der Computerschlägt Kategorien vor, aber die tatsächli-che Zuordnung der Kategorien erfolgtdurch eine Fachkraft.

8 Semantisches WebZu vielversprechendsten Richtungen ge-

hört ein aktueller An-satz, der als synthetischbezeichnet werdenkann. Die grundlegendeIdee des Ansatzes be-steht in dem Versuch,komplizierte Aufgabenzu lösen, indem man auseinheitlichen Prinzipiender Erzeugung, desTransfers und der Verar-beitung von Daten aus-geht. Der Schwerpunktdieses Ansatzes liegtdabei in der Abstim-mung von Parameternvon Objekten, die verar-beitet werden, und

Werkzeugen für die Verarbeitung.Als Beispiel kann das semantische Web(Semantic Web) genannt werden, das vondessen Entwicklern als absolut selbstge-nügend betrachtet wird. Die Idee des se-mantischen Webs wurde zuerst von Ber-ners-Lee et al. (2001) vorgeschlagen undbesteht in einer Datenrepräsentation imWeb, die erlaubt, diese Daten sowohl zuvisualisieren als auch mit Programmenverschiedener Hersteller effizient zu ver-arbeiten. Anhand solcher radikalen Ver-änderungen im traditionellen Web-Kon-zept wird beabsichtigt, das Web in ein se-mantisches System umzuwandeln. Dassemantische Web soll das automatische„Verstehen“ von Informationen, die Ex-traktion von Daten nach diesen oderjenen Kriterien und davon abgeleitetdann die Ausgabe der Informationen fürBenutzer unterstützen.Das semantische Web kann als eine Sym-biose von zwei Bestandteilen verstandenwerden. Der erste Teil umfasst Datenre-präsentationssprachen. Als wichtigsteDatenrepräsentationssprachen geltenderzeit XML (Extensible MarkupLanguage) und RDF(Resource DescriptionFramework). Obwohl es auch andere For-matierungssprachen gibt, bieten XMLund RDF mehr Möglichkeiten an, undwerden deswegen von W3C-Konsortiumempfohlen.

Der zweite, konzeptionelle Teil enthälttheoretische Konzepte und Modelle vonSachgebieten, die in der Terminologie dessemantischen Web als Ontologien be-zeichnet werden. Um die Ontologien zudefinieren, wurde vom W3C-Konsortiumeine ontologische Sprache OWL (Web On-tology Language) entwickelt.Die o.g. zwei Bestandteile des semanti-schen Webs verwenden also drei grund-legende Sprachen:� XML- Spezifikation, die erlaubt, die

Syntax und die Struktur der Doku-mente zu erkennen

� RDF, der Mechanismus für die Be-schreibung von Ressourcen, der einKodierungsmodell für Werte unter-stützt, die in einer Ontologie definiertwerden.

� OWL, die Ontologiesprache, die er-laubt, Begriffe und Beziehungen zwi-schen ihnen zu definieren.

Das semantische Web verwendet auchandere Sprachen, Technologien und Kon-zepte, z.B. universelle Kennzeichen fürRessourcen, digitale Signaturen und Sys-teme zur logischen Inferenz.Fast jede Implementierung des semanti-schen Web hängt kritisch vom Vorhan-densein von Web-Seiten ab, welche Me-tadaten enthalten, die nicht im Rahmendes Standardvorganges für die Web-Ent-wicklung erstellt wurden. Man kann vonWeb-Autoren wohl kaum erzwingen, ihreWebseiten mit terminologischen Wörter-büchern und mit Ontologien des semanti-schen Web zu indizieren. Web-Quellen,die bereits existieren, können offensicht-lich nur automatisch in das semantischeWeb integriert werden. Diese Aufgabe istsehr komplex und erfordert die Verwen-dung von Ansätzen, die Textmining-Tech-nologien ähneln. Auf diesem Weg kannman wahrscheinlich unter den gegebe-nen Umständen die besten Ergebnisseerreichen.

9 Fraktale Eigenschaften des Informationsraums

In vielen Modellen des Informations-raums werden derzeit strukturelle Bezie-hungen zwischen separaten Objekten un-tersucht, die in diesem Raum enthaltensind. Bei der Modellierung des Informati-onsraums wird zunehmend der fraktaleAnsatz verwendet, der auf der Selbstähn-lichkeit des Informationsraums basiert.Die Selbstähnlichkeit bedeutet die Erhal-tung der inneren Struktur von Mengenbei der Veränderung von Betrachtungs-maßstäben dieser Mengen.Die Verwendung der Fraktaltheorie beider Analyse des Informationsraums er-laubt, empirische Gesetze, die theoreti-sche Grundlagen der Informationswissen-schaft bilden, von einem gemeinsamenStandpunkt aus zu betrachten. Zum Bei-

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Abbildung 2: Automatische Klassifizierung eines Dokuments nachder IPC

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spiel stellen thematische Informations-sammlungen selbstentwickelnde undselbstähnliche Strukturen dar und kön-nen daher als stochastische Fraktale be-trachtet werden (Van Raan, 1991). Es ist bekannt, dass alle grundlegendenGesetze der wissenschaftlichen Kommu-nikation, wie z.B. Pareto-, Lotka-, Brad-ford- und Zipf-Gesetze, im Rahmen derTheorie stochastischer Fraktale zusam-mengefasst werden können (Ivanov,2002).Die Selbstähnlichkeitseigenschaften vonFragmenten des Informationsraums kön-nen beispielsweise mit einer Benutzer-schnittstelle verdeutlicht werden, die vonder Website „News is Free“3 unterstütztwird. In dieser Website wird der Zustanddes Informationsraums in Form von Ver-weisen auf Nachrichtenquellen und sepa-rate Nachrichten dargestellt. Bei der Dar-stellung werden zwei Hauptparameter,der Popularitätsrang und die Aktualitätder Informationen, berücksichtigt. Einevergrößerte Präsentation einzelner Quel-len und/oder Dokumente, die am popu-lärsten und am aktuellsten sind, stellt dieSelbstähnlichkeitseigenschaft auf an-schauliche Weise dar.Gegenwärtig wird die Fraktaltheorieweitgehend als ein Ansatz zur statisti-schen Forschung verwendet. Dieser An-satz erlaubt es, wichtige Charakteristikenvon Informationsflüssen zu erhalten,ohne die interne Struktur des jeweiligenInformationsflusses zu analysieren. ZumBeispiel ist die Anzahl von Internet-Mel-dungen, die eine Resonanz auf ein Ereig-nis in der realen Welt darstellen, propor-tional einer Potenz der Anzahl der Quel-len(Websites). Wie bei der traditionellenwissenschaftlichen Kommunikation stelltdie Anzahl von Meldungen zu einem aus-gewählten Thema ein dynamisches Clus-tersystem dar.Die fraktale Dimension in einem Cluster-system, das thematischen Informations-flüssen entspricht, ist ein Maß dafür, wieviele Meldungen den Informationsraumzu einem bestimmten Zeitpunkt ausfül-len:Npub (εt)= ερ Nk (t) ρ,wobei Npubl- Größe des Clustersystems(Gesamtzahl von elektronischen Publika-tionen in dem Informationsfluss); Nk- An-zahl der Cluster (z.B. Quellen); ρ- fraktaleDimension des Informationsarrays; ε-Maßstabsfaktor (vgl. Ivanov, 2002)Im Zusammenhang mit der Entwicklungder Theorie stochastischer Fraktale wirdheute häufig eine Zeitreihen-Charakteris-tik, Hurst- Exponent (Feder, 1988), ver-wendet. In seiner Zeit entdeckte Hurstauf experimentelle Weise, dass für vieleZeitreihen Folgendes galt:R/S = (N/2)H,

wobei R-„Spannweite“ der entsprechen-den Zeitreihe, die auf eine bestimmteWeise berechnet wird; S-Standardabwei-chung.Die Autoren beweisen, dass für themati-sche Informationsflüsse, die mächtiggenug sind und auf iterative Weise gebil-det werden, der Hurst-Exponent mit dertraditionellen fraktalen Dimension (O- ) fol-gendermaßen zusammenhängt:O- = 2 – H.Es ist bekannt, dass der Hurst-Exponentein Maß für die Persistenz, d.h. für dieNeigung zu einer Vorzugsbewegung, dar-stellt (zum Unterschied von der gewöhnli-chen „Brownschen Bewegung“). Im Fallevon Informationsflüssen erlaubt derHurst-Exponent (H), ihre Dynamik zuprognostizieren. Ein Wert von H > 1/2 be-deutet, dass die in eine bestimmte Rich-tung weisende Dynamik des Vorgangesin der Vergangenheit die künftige Bewe-gung in dieselbe Richtung am wahr-scheinlichsten zur Folge hat. Wenn H <1/2, wird vorhergesagt, dass der Vorgangseine Richtung wechselt. H = 1/2 bedeuteteine Unbestimmtheit, d.h. „BrownscheBewegung“.Die Autoren untersuchten fraktale Eigen-schaften von Informationsflüssen, indemsie einen Dokumentenkorpus vom Info-Stream (Braichevski/Lande 2005), einemSystem für das Monitoring von Nachrich-ten im Internet, verwendeten. Themati-ken von Informationsflüssen, die unter-sucht wurden, wurden durch typischeBenutzeranfragen an InfoStream be-stimmt. Man betrachtete Reihen, welcheAnzahlen von Publikationen im Bezug aufPublikationsdaten für die Jahre 2004 bis2006 zeigten. Werte des Hurst-Exponentsstabilisierten sich für unterschiedlicheThematiken und betrugen von 0,68 bis0,96. Dies deutet auf eine hohe Persistenzder untersuchten Zeitreihen hin.Untersuchungen, die von den Autorendurchgeführt wurde, bestätigen also eineVermutung über die Selbstähnlichkeitund die Iteration von Vorgängen im Infor-mationsraum. Wiederholte Publikationen,Zitierungen, direkte Verweise usw. verur-sachen die Selbstähnlichkeit, die sich instabilen statistischen Verteilungen undbekannten empirischen Gesetzen zeigt.Das Selbstähnlichkeitsprinzip wird auchmit der Mentalitätsähnlichkeit der Auto-ren erklärt, die ihre Meldungen im Inter-net publizieren. Zugleich führen verschie-dene Marketing-, Werbe- und PR-Maß-nahmen zu sprunghaften Veränderungenin stabilen statistischen Gesetzmäßigkei-ten, heftigen Sprüngen und Verzerrungenim Vergleich mit statistischen Standard-verteilungen. Darüber hinaus bestätigen Topologienund Charakteristiken sowohl des bekann-ten Webraummodells nach Broder etal.(2000) als auch Modelle des Nachrich-ten-Webraums (Lande, 2006) die Beob-achtung, dass die Struktureigenschaften

des gesamten Webraums auch für dessenseparate Untermengen gelten. Man kannalso vermuten, dass Algorithmen, die dieStruktur des Webraums und dessen dy-namischen Teil beschreiben, auch für dieeinzelnen Untermengen des Webraumseinsetzbar sind.

10 Das Invisible WebAllgemeine Prinzipien der Netzwerkorga-nisation lassen die Existenz von geschlos-senen Gebieten des Informationsraumszu, die für Standardwerkzeuge der Infor-mationsverarbeitung nicht zugänglichsind. Dieser Faktor stellt beispielsweiseaktuelle Bewertungen des Informations-zuwachses im Netz in Frage. Es ist nichtausgeschlossen, dass sichtbare Informa-tionen nur einen kleineren Anteil an demgesamten Informationsvolumen bilden.Ein anderes ernstes Problem bestehtdarin, das viele Informationen verlorengehen, wenn sie in ein unzugänglichesGebiet geraten. Bei der Verarbeitung vonInformationsflüssen ist eine solche Situa-tion besonders problematisch, weil esschwierig ist, Informationen zu kontrollie-ren, die ständig verändert werden.Seit einiger Zeit wird der Begriff „Invisi-ble Web“ verwendet. Das Invisible Webist ein Teil des Web, das für konventio-nelle Information-Retrievalsysteme nichtzugänglich ist. Der Großteil der Inhaltevon Websites bleibt häufig für Suchma-schinen unzugänglich, weil in vielenWebservern unterschiedliche Formate fürSpeicherung, Verarbeitung und äußerli-che Gestaltung verwendet werden. VieleWebseiten werden dynamisch und nurnach Benutzeranfragen erzeugt. Traditio-nelle Suchmaschinen können solche Quel-len nicht verarbeiten und ihre Inhaltenicht erkennen. Das Invisible Web um-fasst hauptsächlich den Inhalt von On-line-Datenbanken. Darüber hinaus sindInformationen verborgen, die schnell ak-tualisiert werden, z.B. Nachrichten, Kon-ferenzen, Online-Zeitschriften. Ein Be-richt der amerikanischen Firma BrightPla-net4 behauptet, dass es im Web umhundertmal mehr Seiten gibt, als die An-zahl der Seiten, die von populären Such-maschinen indexiert werden. Man kann nicht sagen, dass es keineSchritte unternommen wurden, um Pro-bleme zu lösen, die mit dem InvisibleWeb verbunden sind. Es gibt einige tech-nologische Ansätze für bestimmte Quel-len und Aufgabenklassen (vgl. Lewan-dowski, 2005). Dennoch gibt es keine um-fassenden Lösungen der Probleme. DieHauptschwierigkeit besteht darin, dasssich die Mechanismen mit denen Datenin geschlossene Bereiche geschleust wer-den, kaum umfassend und explizit be-rücksichtigen lassen. Es ist auch schwie-rig, Mechanismen des Entstehens undder Stabilisierung solcher Bereiche vo-

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3 http://newsisfree.com [12.07.2007]4 www.press.umich.edu/jep/07-01/bergman.

html [12.07.2007]

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E r s c h l i e s s u n g d e s I n t e r n e t

rauszusehen. Deswegen ist es auchwenig wahrscheinlich, dass in der nähe-ren Zukunft in dieser Richtung beträchtli-che Erfolge erzielt werden.

11 FazitEs ist dringend erforderlich, eine multi-disziplinäre Erforschung des Informati-onsraums durchzuführen. Eine der aktu-ellsten Aufgaben für Wissenschaftler undForschern besteht darin, ein klares Mo-dell des modernen Informationsraums zuentwickeln, das auf Erkenntnissen vonInformationswissenschaft und Linguistikbasiert. Bei der Erarbeitung eines solchenModells werden auch strenge mathemati-sche Werkzeuge und Methoden verwen-det, die denen der theoretischen Physikähnlich sind. Man hat u.a. maschinelleLernverfahren zu entwickeln, die zum Un-terschied von traditionellen Konzeptender künstlichen Intelligenz den Aufbauvon Prozeduren ermöglichen, in welchenauch menschliche Intelligenz eingebun-den wird. Diese Teilnahme kann sowohlimplizit als auch explizit sein. Zum Bei-spiel können Benutzeranfragen berück-sichtigt werden, die von Suchmaschinenbearbeitet werden. Darüber hinaus kön-nen automatisierte Prozeduren entwi-ckelt werden, welche den Benutzern er-lauben, Merkmale der gesuchten Objektezu verfeinern.Die Erforschung von Informationsflüssenkann andererseits für Linguisten, Mathe-matiker und Physiker von Interesse wer-den. Zu den Bereichen, die von multidis-ziplinärem Interesse sind, gehört z.B. dieanaloge Modellierung von statistischenVorgängen einschließlich komplexernichtlinearer Systemen mit Selbstorgani-sationselementen. Die Semantik des In-formationsraums reizt auch zur Entwick-lung von neuen Methoden für Kodierungund Komprimierung von Informationeninklusive der Technologien zur eindeuti-gen Entschlüsselung der Nachrichten. Für die neue Etappe der Entwicklung desWebraums werden voraussichtlich Tech-nologien entscheidend, die sich für dieArbeit mit riesigen Informationsmengenim Internet eignen. Das Web der nächs-ten Generation wird durch einen Über-gang von einem Dokumentennetz zueinem Netz der Daten, die nach Bedarfmit Hilfe von Webdiensten zu semantischverbundenen Dokumenten zusammenge-fasst werden können. Es wird voraus-sichtlich ein gemeinsamer Informations-raum existieren, der aus einer Menge vonInformationseinheiten besteht, die inzahlreichen Websites enthalten sind. DerBenutzer wird Dokumente erhalten,indem er die Informationseinheiten amArbeitsplatz sammeln wird. Die Arbeitmit dem Informationsraum wird voraus-sichtlich von der Entwicklung einer effek-tiven Infrastruktur abhängig, die server-

und clientseitige Programme unterstüt-zen wird.Da es eine umfangreiche und kosten-günstige Basis für Experimente gibt, wer-den es sogar Teillösungen für die o.g.Aufgaben ermöglichen, nützliche und ef-fiziente Werkzeuge zur Arbeit und zumSurfen in Informationsflüssen zu imple-mentieren.

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Klassifikation, Entwicklungstendenz,inhaltliche Erschließung, ForschungTextmining, Textanalyse, Web,Informationsnetz

Dimitri LandeStellvertretender Direktorfür wissenschaftliche Ar-beit im Informationszen-trum ElVisti, Kiew (Ukra-ine). Studium der Mathe-matik an der Staatsuni-versität Kiew. Ph.D. intheoretischer Informatik

am Institut für Kybernetik der Ukraini-schen Akademie der Wissenschaften,Kiew. D.Sc.-Dissertation im Informations-management in der Nationalbibliothek derUkrainischen Akademie der Wissenschaf-ten. 150 wissenschaftliche Publikationenüber Information Retrieval, Volltext-Daten-banken und Informationsflusstheorie.

ElVisti Information CenterVulitsja Maksima Krivonosa 2-A03037 Kiev, [email protected]://dwl.kiev.ua, www.visti.net

Sergei BraichevskiLeitender wissenschaft-licher Mitarbeiter im In-formationszentrum El-Visti, Kiew (Ukraine). Stu-dium der Kernphysik ander StaatsuniversitätKiew. Ph.D. in theoreti-scher Physik an der

Staatsuniversität Minsk (Weißrussland). 20wissenschaftliche Publikationen über Infor-mationstechnologien. Einer der Entwicklerdes Information-Retrievalsystems InfoResund des Content-Monitoring-Systems Info-Stream.

ElVisti Information CenterVulitsja Maksima Krivonosa 2-A03037 Kiev, [email protected], www.visti.net

Dimitri BuschFreiberuflicher IT-Consul-tant. Studium der Wirt-schaftsinformatik an derHochschule für Volkswirt-schaft Kiew (Ukraine) undInformationswissenschaftan der Universität Kon-stanz. Promotion zum Dr.

phil. im Fach Informationswissenschaft ander Universität des Saarlandes. FachlicheInteressen: Textmining; Webmining; Infor-mation-Retrieval.

Marabustraße 35/3070378 StuttgartTelefon/Fax: (07 11) 5 20 12 [email protected]

D i e A u t o r e n

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AusgangspunktIn global ausgerichteten (Groß-)Unterneh-men werden im Prinzip alle namhaftenAnbieter von Wirtschaftsinformationen indie Elektronische Bibliothek aufgenom-men und damit füllt sich diese mehr undmehr mit Angeboten; die Darstellung undKategorisierung der Quellen wird zentra-les Thema. Gleichzeitig führt dies zueiner gewissen Unüberschaubarkeit, ins-besondere für gelegentliche Nutzer, dieSchwierigkeiten haben, aus der Fülle desAngebots die beste Quelle für ihre jewei-lige Anfrage herauszufiltern. Zudemhaben alle Quellen eine unterschiedlicheStruktur, was die Barriere zur Nutzung er-höht.Ausgehend von dieser Situation wurdebei 3M eine zentrale erste Schnittstellefür deutschsprachige Wirtschaftsinforma-tionen für Endnutzer in der Elektroni-schen Bibliothek geschaffen, die Wirt-schaftspresse, Unternehmensinformatio-nen und Fachzeitschriften integriert undunter einer Oberfläche bereitstellt.

Als Anbieter wurde GBI-Genios herange-zogen, weil hier wesentliche Quellen fürdeutschsprachige Wirtschaftsinformatio-nen verfügbar sind.

AufbauBei dem Zugriff auf die Solution (sieheAbb. 1) stehen als Voreinstellung die so-genannten Top-Quellen zunächst im Vor-dergrund. Ausgewählt wurden hier u.a.die FAZ, das Handelsblatt oder die Bör-senzeitung sowie die Rheinische Post alsregionale Quelle im Bereich des Unter-nehmensstandorts in Neuss. Sollte derNutzer an weiteren Quellen aus dem Be-reich Presseinformation interessiert sein,kann er über die Einstellung „Presse –mehr“ zu einer Übersicht aller verfügba-ren Quellen gelangen und dort weiter re-cherchieren.Der zweite große Block betrifft die Fir-meninformation, die ebenfalls schon aufder Hauptseite recherchiert werdenkann. Im Angebot sind hier z.B. die Da-tenbanken Hoppenstedt, Creditreformoder bidirect. Aufgenommen wurde u.a.auch das Zentralhandelsregister.

Analog zu den Top-Quellen kann derNutzer auch hier über die Einstellung„Firmen – mehr“ zu den einzelnen Da-tenbanken gelangen, z.B. um über erwei-terte Suchfelder bessere Suchmöglichkei-ten zu erhalten oder um mit Hilfe der An-gaben zu verfügbaren Einträgen dieAuswahl der gewünschten Quellen vor-zunehmen.Der dritte große Teil betrifft die Fachzeit-schriften, die vor allem aus Gründen derÜbersichtlichkeit im Hinblick auf die ein-zelnen Business Units von 3M vorsortiertwurden. Sinnvollerweise wird dies in Zu-sammenarbeit mit Vertretern der einzel-nen Business Units vorgenommen. In diesem Teil findet der Nutzer „seine“Business Unit, wie z.B. Consumer & Of-fice oder Display & Graphics, wieder undkann dann zu einer Übersicht aller beiGBI-Genios zu diesem Bereich verfügba-ren Zeitschriften gelangen und in denVolltexten recherchieren. Die Vorsortierung bedeutet zwar bei demAufbau des Systems für die Informations-abteilung einen nicht unerheblichen Auf-wand, der sich aber mit dem durchwegpositiven Feedback der Nutzer als sinn-voll erweist.

Wirtschaftsinformationen in der Elektronischen Bibliothek –der Ansatz von 3M

Wolfgang Markhof, Neuss

Elektronische Bibliotheken in Unter-nehmen stehen vor der Herausforde-rung, eine Vielzahl von Quellen ausdem Bereich der Wirtschaftsinforma-tionen anzubieten. Für den Nutzerwird diese damit leicht unüberschau-bar. 3M verfolgt daher den Ansatz,eine Lösung mit deutschsprachigenInformationen als Ausgangsbasis zurVerfügung zu stellen, die Wirtschafts-presse, Firmeninformationen undFachzeitschriften unter einer Oberflä-che integriert.

Business information in the digital library– the 3M solutionElectronic Libraries of companies facethe challenge to offer a larger numberof sources in the area of business in-formation. Often, transparency forthe user is a key issue. 3M thereforeuses the approach to offer a solutionwith German language informationas starting point which covers busi-ness newspapers, company informa-tion and business magazines underone interface.

Abbildung 1: Startseite der Solution

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Betri ebsi ntern e In formationsversorgung

Alle recherchierten Ergebnisse könnenentweder direkt angesehen oder zu-nächst in einer Merkliste zwischenge-speichert und später gemeinsam ausge-geben werden.

FinanzierungDie Finanzierung des Angebotes erfolgtzweckmäßig über ein zentrales Budgetder Informationsabteilung, weil eineRückbelastung geringer Beträge, insbe-sondere bei gelegentlichen Nutzern,einen zu hohen administrativen Aufwanddarstellen würde.

Fazit und AusblickDie Nutzung der Solution zeigt, dass sichder Ansatz einer zentralen ersten Aus-

gangsseite als sinnvoll erweist, auch imHinblick auf vereinfachtes Marketing. Dieinternen Kunden werden an die Elektroni-sche Bibliothek herangeführt und nutzenzunehmend auch weitere Quellen, die dortverfügbar sind. Zudem hat der Ansatz zueinem verstärkten Bekanntheitsgrad derInformationsabteilung geführt und die An-zahl der Anfragen nach weitergehendenInformationsrecherchen in Bezug auf Wirt-schaftsinformationen hat zugenommen.Im Bereich der Fachzeitschriften ist ge-plant, das Angebot auf die Stabsabteilun-gen wie die Personal- oder auch die Fi-nanzabteilung auszudehnen. Wie bei den3M Business Units soll ebenfalls eine Vor-sortierung der Zeitschriften stattfinden.

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Betrieb, Informationsversorgung,Profildienst, Wirtschaftsinformation

Dr. Wolfgang MarkhofStudium an der Universitätzu Köln, 1987 Promotion,von 1987 bis 1990 Wissen-schaftlicher Mitarbeiter beiScientific Consulting, Dr.Schulte-Hillen, BDU, seit1990 bei 3M Deutschland inNeuss im Bereich Informa-

tion Research & Solutions

3M Information Research & Solutions 3M Germany, Tech Center 024PCarl-Schurz-Straße 1, 41453 Neuss Telefon: (0 21 31) 14 36 56 Telefax: (0 21 31) 14 39 20 [email protected] www.mmm.com

D e r A u t o r

Die detailliert belegte und oft öffentlichgemachte Kritik des Aktionsbündnisses„Urheberrecht für Bildung und Wissen-schaft“ an der schließlich am 5. Juli 2007verabschiedeten zweiten Urheberrechts-novellierung hat doch dazu geführt, dassalle Fraktionen des Bundestags offenbarunsicher geworden sind, ob mit denneuen Regelungen den Informationsbe-dürfnissen von Bildung und Wissenschaftentsprochen worden ist. Nicht zuletztdeshalb waren sich alle Parteien einig,dass das Durchstarten in einen DrittenKorb unumgänglich ist. Das Aktionsbünd-nis begrüßt dies ausdrücklich und stehtweiterhin als konstruktiver Partner fürdie Politik, aber auch für die Informations-wirtschaft zur Verfügung. Was ansteht,ist die Entwicklung von auch wirtschaft-lich handhabbaren Geschäftsmodellen fürden Umgang mit Wissen und Informationunter Anerkennung des Primats desfreien Zugangs zu Wissen in Bildung undWissenschaft (Open-Access-Prinzip).Das Aktionsbündnis „Urheberrecht für Bil-dung und Wissenschaft“ hat mehrfach imDetail belegt, dass die zweite Urheber-rechtsnovellierung das Ziel der Bundesre-gierung, ein „bildungs- und wissenschafts-freundliches Urheberrecht“ zu schaffen,weitgehend verfehlt hat. Das Urheberrechtbewegt sich weiter in Richtung dessen,was in der Parlamentsdebatte keineswegsironisch der CDU-Abgeordnete GünterKrings das „wissenschaftsverlagsfreundli-che“ Urheberrecht genannt hat – wofür ersich bemerkenswerter Weise eine „Rüge“seines Fraktionskollegen Carsten Müllereingehandelt hat.

Trotzdem ist die Anpassung nun be-schlossen und muss beachtet werden.Bildung und Wissenschaft werden aller-dings noch stärker als bislang veranlasstsein, Wege für die informationelle Absi-cherung ihrer Arbeit nicht gegen, aberunabhängig vom jetzigen Urheberrechtzu finden. Das kann kaum anders gehen als ver-stärkt in Richtung Open Access. Nur da-durch kann der freie Zugang zunächsteinmal zu dem mit öffentlichen Mitteln fi-nanzierten Wissen für jedermann garan-tiert werden. Insofern ist das Desasterdes Zweiten Korbs durchaus als ein er-folgreiches Scheitern zu bezeichnen.Wie im Sport, so auch in der Politik: nachdem Prozess der Konsensfindung undnach der Entscheidung ist vor dem Pro-zess und vor der nächsten Entscheidung.Es wurde in der Bundestagsdebattedeutlich, dass sich so gut wie alle Frak-tionen des Bundestags einig sind, dassdie Hausaufgaben für Bildung und Wis-senschaft jetzt nur sehr vorläufig ge-macht worden sind. Alle Sprecher imBundestag haben dafür plädiert, dass einDritter Korb unumgänglich sei. In ihmmuss den Informationsbedürfnissen unddem Informationsverhalten in Bildung,einschließlich der Schulen, und Wissen-schaft, inner- und außeruniversitär, stär-ker Rechnung getragen werden. Hierhaben sich offenbar die bildungspoliti-schen Abgeordneten im Bundestagdurchgesetzt.Das Aktionsbündnis begrüßt dieseWende zu einem Dritten Korb ausdrück-lich und steht weiterhin als konstruktiver

Partner für die Politik, aber auch für dieInformationswirtschaft zur Verfügung.Vor allem fordert das Aktionsbündnis dieVerlage – vertreten durch den Börsenver-ein – auf, mit Bildung und Wissenschaftdirekt in Gespräche einzutreten, um vonder Konfrontation zur Kooperation zu ge-langen. Es ist offensichtlich, dass das Ur-heberrecht auf Grund der internationalenVorgaben und seiner immanenten Syste-matik, bei der Wissenschafts- und Infor-mationsfreiheit nur über Ausnahmen(Schranken) entsprochen werden kann,nur sehr begrenzt in den Umgang mitWissen und Information positiv regu-lierend für Bildung und Wissenschaft eingreifen kann. Daher fordert das Akti-onsbündnis – im Gleichklang mit der Eu-ropäischen Kommission – die Informati-onswirtschaft auf, mit der Wissenschaftzusammen Geschäfts- und Organisations-modelle zu entwickeln, die unter Aner-kennung des Open-Access-Prinzips derWirtschaft dennoch wirtschaftliches Han-deln auch mit wissenschaftlichen Infor-mationsobjekten ermöglichen. Dafür zu-mindest die Rahmenbedingungen zu set-zen, wird dann auch Aufgabe des DrittenKorbs sein.

Aktionsbündnis „Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft“Prof. Dr. Rainer Kuhlenc/o Universität KonstanzPostfach D-87, 78457 Konstanz,Tel. 07531-882879rainer.kuhlen@uni-konstanz.dewww.urheberrechtsbuendnis.de

Erfolgreiches Scheitern: Vergessen wir den Zweiten Korb – starten wir zum dritten durch

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Das Wirtschaftsleben hängt in hohemMaße vom Zugang zu Information ab. Esgilt als unbestritten, dass die Kompeten-zen der Suche und im Umgang mit elek-tronischer Information bereits heute einSchlüsselfaktor für den Innovationserfolgvon Unternehmen sind. Informationskom-petenz befähigt dazu, sich in einer stän-dig verändernden Umwelt anzupassenund ist Voraussetzung für das lebens-lange Lernen. Um das Beschäftigungspo-tential der Informationsgesellschaft fürden Arbeitsmarkt nutzbar zu machen, istdie Qualifizierung und Förderung der Ar-beitnehmer in Bezug auf ihre allgemeine

und berufliche Informationskompetenzdaher unabdingbar.

Projekte zur Verbesserung der Informati-onskompetenz (IK) im In- und Auslandzielen allerdings bisher selten auf berufs-tätige Teilnehmer aus der freien Wirt-schaft1,2; erst neuerdings werden inDeutschland IK-Angebote für Absolven-ten angeboten3. In der englischsprachi-gen Fachliteratur gibt es Studien, die sichmit dem Konzept der Informationskompe-tenz im Arbeitsplatz-Zusammenhang4

oder im Rahmen von Problemlösungsmo-dellen5 befassen.

Auch in Untersuchungen über Informati-onskompetenz in kleinen Unternehmen inGroßbritannien und den USA zeigen sichLücken der Informationspolitik6: Währendkleine und mittlere Unternehmen (KMU)den Großteil der Unternehmen insgesamtausmachen und in den letzten Jahren be-züglich des breitbandigen Zugangs zumInternet und zu Online-Datenquellenauch durch verschiedene Förderprojektestark aufgeholt haben, sind damit nichtalle Zugangsbarrieren behoben: Zwarhaben sich auch die Arbeitnehmer auf diezunehmenden Anforderungen der Unter-nehmen hinsichtlich der Informations-technologie-Kenntnisse eingestellt7; be-züglich des Umgangs mit den Inhaltengibt es jedoch immer noch Defizite.

Theoretisch haben kleine Unternehmenheute zwar fast gleiche Zugangsmöglich-keiten zu wirtschaftsrelevanten Daten-quellen, weil viele Datenbankanbieterauch den Zugang über das Internet undTarife für gelegentliche Nutzung anbie-ten. Es fragt sich jedoch, inwieweit KMUüber Personal verfügen, das die angebo-tenen Datenquellen kompetent nutzenkann. Die Informationsbedürfnisse vonkleinen Unternehmen sind häufig existen-tieller und zeitkritischer; sie haben selteneigene Recherchespezialisten. Insbeson-dere fehlt es oft am kompetenten Urteilbei der Beurteilung von Rechercheergeb-nissen8. Der Anteil erfolgloser Recher-

chen wurde in einer englischen Studie20059 auf 37 Prozent geschätzt. Darausergab sich für Großbritannien hochge-rechnet ein volkswirtschaftlicher Schadenvon bis zu 8,2 Billionen GBP.

Vorgeschichte und Hintergrund des Projekts

Das Projekt „Informationskompetenz alsSchlüsselqualifikation für lebenslangesLernen von Hochschulabsolventen in Ber-liner Klein- und Mittelunternehmen“(KMU-Info)10 ist ein EU-gefördertes (ESF)Forschungsprojekt am Institut für Biblio-thekswissenschaft der Humboldt-Univer-sität zu Berlin11 mit verschiedenen Koope-rationspartnern12. Es läuft noch bis Ende2007; die im Folgenden dargestellten Er-

Gestaltung von Blended-Learning-Angeboten für fachlich heterogene Gruppen

Erfahrungen mit einem Kurs für Berufstätige mit Hochschulabschluss

Brigitte Pott, Berlin

Berichtet wird über ein Projekt zurVermittlung von Informationskompe-tenz an Hochschulabsolventen ver-schiedenster Fachrichtungen. Thema-tischer Schwerpunkt des Blended-Learning Angebots ist die Rechercheund Aufbereitung wirtschaftsrelevan-ter Informationen. Der Artikel be-schreibt den Aufbau und Ablauf desKurses und geht der Frage nach, wieberufsbegleitende Lernangebote imBereich Informationskompetenz aufTeilnehmer aus unterschiedlichen Tä-tigkeitsfeldern bedarfsgerecht zuge-schnitten werden können.

Blended learning courses for graduatedprofessionals in SMEThe article reports on information literacy project with graduates of dif-ferent disciplines who work in smalland middle-sized enterprises in Berlin.It describes structure and carryingout of the blended learning coursewhich focussed on research of busi-ness information in the professionalcontext. Based on the findings of anonline survey and observations dur-ing the courses the article deals withthe question, how occupation-accom-panying learning can be designed tomeet the demands of participantsfrom different fields of activity

1 siehe z.B. die Projekte und Materialien inwww.infokompetenz.de

2 www.infolit.global3 Dammeier, Johanna: Informationskompetenz-

erwerb mit Blended Learning Konstanz.In:Bibliotheksdienst 40. Jg. (2006), www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte 2006/Infovermittlung010306.pdf

4 Cheuk, Bonnie Wai-Yi: Information Literacy inthe workplace context. Issues, Best Practicesand Challenges. 2002. www.nclis.gov/libinter/infolitconf&meet/papers/cheuk-fullpaper.pdf

5 Donaldson, Christy A.:Information Literacyand the McKinsey Model. In: Library Philoso-phy and Practice Vol. 6, Nor. 2 2004. http://lib. unk.edu:2000/LPP7donaldson.html

6 De Saulles, Martin: Information literacyamonst UK SMEs: an information policy gap.In: Aslib Proceedings 2006, S. 214ff

7 hierzu z.B. Umfrageergebnisse der wirt-schaftsnahen Initiative D21 siehe www.initiatived21.de

8 Rosenberg_informationLiteracySmallCompa-nies; www.nclis.gov/libinter/infolitconf&meet/papers/rosenberg-fullpaper.pdf

9 Feldmann, S. et al: The Hidden Cost of Infor-mation Work. IDC White Paper

10 Projektwebsite: www.ib.hu-berlin.de/info-komp/

11 Lehrstuhl Prof. Dr. Robert Funk, von Seitender TU am Projekt beteiligt: Dipl.-Ing. RüdigerSchneemann

12 zum Hintergrund des Projekt s. a: Pott, Bri-gitte; Treude, Linda: Informationskompetenzfür den beruflichen Alltag. In: Bibliotheks-dienst Heft 4, 41 (2007) S.452-459, www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte2007/

Page 34: 58. Jahrgang, Nr. 5 – Juli/August 2007 5/2007 · 58. Jahrgang, Nr. 5 –Juli/August 2007– NADOAW 58 (5) 194-256 – ISSN 1434-4653 – D 11721 5/2007 iwp Herausgeber: Deutsche

B l e n d e d L e a r n i n g f ü r B e r u f s t ä t i g e

fahrungen stellen also einen Zwischen-stand dar.

Ideengeber und ideeller Träger des Pro-jekts ist der Berliner Arbeitskreis Infor-mation (BAK), einer der regionalen Arbeitskreise der DGI13. Insofern ist dasProjekt eher untypisch für Informations-kompetenzprojekte, die meist von Biblio-theken oder Hochschulinstituten initiiertwerden.

KMU bieten sich gerade in Berlin als Ziel-gruppe an, denn es gibt hier laut Aus-sage der Senatsverwaltung14 130.000KMU + 170.000 Ich-AGs, wobei von denKMU 90 Prozent weniger als 20 Beschäf-tigte haben. Im Rahmen der EU-Struktur-förderungsprogramme nehmen KMU alsbegünstigte Gruppe daher eine beson-dere Rolle ein.

In Bezug auf E-Learning-Angebote geltenKMU als besonders schwierige Ziel-gruppe, weil sie zu klein sind für indivi-dualisierte Firmenkurse; es besteht einZielkonflikt zwischen gewünschter didak-tischer Qualität und Zahlungsbereit-schaft15. Ein weiterer Aspekt ist: Selbst-lernkompetenz ist wie bei allen E-Lear-ning-Projekten der erfolgskritischeFaktor, oft erzeugt die Vorstellung von„lernen müssen“ bei KMU eher Ängste.Zudem werden Aufwand und Folgen vonFortbildungsmaßnahmen im Unterneh-men selbst oft unterschätzt.

Aus Sicht des BAK Information als regio-naler Fachvereinigung für das Informati-onswesen sollen mit dem Projekt nebender Entwicklung eines Fortbildungsange-bots auch weitere Ziele verfolgt werdenwie � Vertrauen schaffen in die Expertise

von Information Professionals

� Verbessern des Bekanntheitsgradsvon Informationsangeboten des Fach-informationsbereichs

� Ermittlung von Nutzungsbarrieren undInformationsbedürfnissen von KMU

Zum letztgenannten Aspekt wurde imRahmen des Projekts u.a. eine Online-Umfrage durchgeführt16. Obwohl die em-pirische Basis nicht als repräsentativ gel-ten kann, lassen sich hier doch gewisseTendenzen ausmachen:

LeitbildDen Teilnehmern aus Berliner Unterneh-men soll mit dem Kurs Gelegenheit gege-ben werden, einen umfassenden Über-blick und praktische Fertigkeiten auf demGebiet der wirtschaftsrelevanten Recher-

che zu erwerben. Die erlernten Recher-chetechniken sollen auch auf andere Fra-gestellungen und Fachgebiete übertrag-bar sein und somit die Teilnehmerbefähigen, sich an eine sich verändernde Umwelt in ihrem beruflichen Alltag fort-laufend anzupassen.Die Konzeption der Rahmenbedingungendes Kurses orientierte sich an metho-disch-didaktischen Erkenntnissen ausdem Bereich der beruflichen Weiterbil-dung und des E-Learning. Für berufsbe-

gleitende Kurse sollte die Lernzeit mög-lichst außerhalb der Regelarbeitszeit lie-gen. Laut einer aktuellen Studie von se-minarportal. com17 bevorzugen Seminar-teilnehmer Fortbildungsangebote mitmöglichst geringem Arbeitsausfall. Dem-

gegenüber erwarten Se-minaranbieter bessereErfolge hinsichtlich derVermittlung von Inhal-ten bei längeren Veran-staltungen. Der im Pro-jekt durchgeführte Kursbesteht aus zwölf Prä-senzterminen à sechsUnterrichtsstunden mitentsprechendem Be-gleitmaterial sowieeiner anschließendenSelbstlernphase von ca.drei Monaten.

Die Fokussierung aufTeilnehmer aus kleine-ren Unternehmen war

zunächst durch die ESF-Förderrichtlinienbeeinflusst. Gemeinsamer Nenner ist ent-sprechend der bereits im Projektantragdefinierten Zielgruppe ein Hochschulab-schluss einer beliebigen Disziplin sowieeine Tätigkeit im privatwirtschaftlichenBereich. Die Modellierung einzelner Tä-tigkeitsfelder oder Berufsbilder18 istwegen der Heterogenität der Gruppenicht möglich. Die Gestaltung der The-menblöcke orientierte sich an Curriculafür Wirtschaftsinformation aus der Fachli-teratur19,20, sowie insbesondere auch anden Ergebnissen der Onlinebefragung21.

Das Paradigma der Ler-nerorientierung ist inder beruflichen Weiter-bildung inzwischenweitgehend Konsens22.Das Lernen im Erwach-senenalter muss situati-onsbezogen auch im all-täglichen Leben undHandeln selbst gesteu-ert werden. Lehr- Lern-Prozesse in Bildungs-maßnahmen sollen denErfordernissen der tägli-chen Arbeit und der in-dividuellen BelangeRechnung tragen. Wei-tere Schlagwörter in die-

sem Zusammenhang sind � Lebenslanges Lernen statt organisier-

ter Weiterbildung� Kompetenzentwicklung statt fachli-

cher Qualifizierung� Von Steuerung zu Selbststeuerung

und Selbstverantwortung� Lernberatung statt Lehren

Da Lernen vor allem durch das lernendeSubjekt gesteuert wird, kommt es vorallem darauf an, geeignete Instrumente

288 58(2007)5, 287-292

13 zum BAK Information siehe Bak-informa-tion.ub.tu-berlin.de

14 XML Wirtschaftsforum 2006 E-Learning siehewww.xml-clearinghouse.de/ws/XMLT2006/wirtschaftsforum/9/ Vortrag Emenlauer-Blö-mers

15 ebenda, Vortrag Rebmann 16 Umfrage unter Hochschulabsolventen aus

Berliner Unternehmen, Ergebnisse 2006,www.ib.hu-berlin.de/umfrage/infokomp/

17 Seminarportal.com Mittelstandsstudie: DieWahrnehmung von Fort- und Weiterbildungs-maßnahmen in kleinen und mittelständischenUnternehmen (KMU) 2006/2007

18 wie z.B. in den apo-it Modellprojekten desFraunhofer Instituts ISST, Einstieg siehewww.apo-it.de/

19 z.B. Poetzsch, Eleonore: Wirtschaftsinforma-tion. Online – CD-ROM – Internet. 2. Auflage.Potsdam Verlag für Berlin-Brandenburg 2004

20 Klusek, Louise; Bornstein, Jerry: InformationLiteracy Skills for Business Students.NewmanLibrary, Baruch College

21 s.o. (16)22 Ehlers, Ulf-Daniel: Erfolgsfaktoren für E-Lear-

ning. Sie Sicht der Lernenden und mediendi-daktische Konsequenzen. In Tergan, S.-O.;Schenkel, P. (Hrsg): Was macht E_learning er-folgreich? Springer Berlin 2004

Abbildung 1: Probleme bei der Nutzung externer Datenquellen

Abbildung 2: Motive für eigene Recherchen

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bzw. Angebote bereitzustellen, die die ei-gene Kompetenzentwicklung unterstüt-zen. Für gelingendes Lernen sind vorallem Faktoren wie Vorwissen, Ziele, Prä-ferenzen des Lernenden maßgeblich. DieIndividualisierung der Lernangebote istgerade im E-Learning (theoretisch) leich-ter möglich.

Eingesetzte MethodenIm Mittelpunkt der Darstellung steht imFolgenden die Gestaltung des Kursesund die Aufbereitung der Themenblöcke.

Als Lernplattform wird das verbreitete,ursprünglich australische Open SourceSystem Moodle eingesetzt. Die Hum-boldt-Universität zu Berlin ist in Deutsch-land eine der größten Moodle-Anwende-rinnen und „Core User“.Moodle ist eine einfach zu nutzende, fle-xible Lernplattform. Sie bietet eine Füllevon pädagogischen Möglichkeiten zurGestaltung von Online-Lernangebotenund kann das Gruppenlernen durch um-fangreiche Kommunikationsmöglichkei-ten fördern. Damit ist die technischeGrundlage für einen konstruktivistischenund aktivierenden Lernansatz gegeben.

Im Kurs KMU-Informationskompetenzwerden bisher folgende Moodle-Funktio-nen benutzt: � Glossar zu Fachbegriffen im Kontext

des Themas Recherche: Die hier erläu-terten Begriffe werden dann auch inden übrigen Moodle-Texten grafischhervorgehoben und verlinkt, so dassein Sprung zur jeweiligen Definitionmöglich ist. Auch umgekehrt kann ausdem Glossar zu entsprechenden Anlei-tungen oder Beispielen in den The-menblöcken verlinkt werden, sodassdas E-Learning-Angebot auch vomGlossar ausgehend erarbeitet werdenkann.

� Feedback-Funktion: Zu jeder Präsenz-veranstaltung sowie vor und nachdem Gesamtkurs gibt es einen Kurz-fragebogen à fünf Fragen, mit dem ei-nerseits lernbiografische Angaben(„wie haben Sie das vorher ge-macht?“, „welche Relevanz hat das inIhrem beruflichen Alltag?“), anderer-seits die Lernerfolge aus dem jeweili-gen Präsenztermin erhoben werden.

� Forum: Es gibt ein allgemeines Forum,in dem alle Teilnehmenden automa-tisch eingeschrieben sind. Dieses dientzur Verbreitung organisatorischer Hin-weise, Erläuterung zu Defiziten ausden Feedbacks der Einzeltermine, teil-weise auch zur Klärung von Teilneh-merfragen sowie für den Informations-und Linkaustausch zwischen den Teil-nehmenden.

� Lerntagebuch/Aufgabe: Das Führeneines individuellen Lerntagebuchs

wird gerade für berufsbegleitendesLernen zur Dokumentation eigenerProjekte und Lernfortschritte empfoh-len23. Die Funktion wurde innerhalbvon Moodle inzwischen in „Aufgabe“umbenannt und im Kurs in der letztenPräsenzveranstaltung für die Bearbei-tung der Fallstudien zur Konkurrenz-analyse angeboten. Sie kann onlineund offline eingesetzt werden sowiemit und ohne direkter Kommentie-rungsmöglichkeit durch den Dozenten.

Außerhalb von Moodle werden als wei-tere E-Learning-Methoden „WichtigsteFragen“24 zur Erhebung bzw. kursbezo-gener Interessen vor Kursbeginn undKreuzworträtsel zur Lernerfolgskontrolleeingesetzt. Bei den Präsenzterminen wurden außer-dem die Sozialformen25 Partnerarbeit,Gruppenarbeit, kollaboratives Gruppen-lernen am Computer, Plenumsdiskussio-nen und -evaluationen sowie Computer-präsentationen angeboten. Außerdem besteht freie Übungsmöglichlichkeit au-ßerhalb des Präsenzkurses in den Räu-men des Instituts.

Themen und QuellenKennzeichnend für den Kurs ist der pro-blemorientierte Ansatz, d.h. Ziel ist nichtder Literaturnachweis sondern das hand-lungsgerechte Wissen. Primär soll nichtder Umgang mit einzelnen Datenbanken

oder Suchmaschinen vermittelt werden,sondern Orientierungswissen (um welcheArt von Fragestellung geht es, welcheDatenquellen kommen dafür in Frage)und Handlungswissen (wie formuliertman hierfür eine Suchstrategie, wie be-wertet man das Ergebnis)26. Dieser An-satz ist in englischsprachigen Monogra-fien und Tutorials wesentlich stärker ver-breitet als in deutschen27. Durch einen hohen Anteil an eigenenÜbungsmöglichkeiten und Fallbeispielenwird die Verbindung von Theorie undPraxis angestrebt.

Entsprechend dem konstruktivistischenAnsatz steht ein breites Spektrum vonMaterialien zum selbständigen Lernenbereit. Bei den Begleitmaterialien geht esjeweils um � Überblick über das Themengebiet (als

Mindmap und verbal)

58(2007)5, 287-292 289

23 siehe APO-Pilot-Projekte, s.o. (18)24 Häfele, Helmut; Maier-Häfele, Kornelia: 101 e-

learning Seminarmethoden. ManagerSemi-nare Verlags GmbH Bonn, 2004

25 Iberer, Ulrich; Müller, Ulrich (2002): Sozialfor-men für E-Learning=www.neue-lernkultur.de/publikationen/sozialformen-elearning.pdf

26 Swertz, Christian: Didaktisches Design. EinLeitfaden für den Aufbau hypermedialerLernsysteme mit der Web-Didaktik. Bielefeld:W. Bertelsmann Verlag 2004)

27 siehe z.B. die Reihe Super Searcher…: Bates,Mary Ellen: Super Searcher Cover the World.CyberAge Books Information Today MedfordNJ 2001

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� Typische Fragestellungen und die ent-sprechenden Recherchestrategien

� Datenquellen (weitere Datenbanken,Internetquellen)

� Weiterführende Materialien (Aufsätze,Linksammlungen,Tutorials im Inter-net)

Dabei werden soweit möglich jeweils In-ternet- und Datenbankrecherche gleich-berechtigt thematisiert.Im Bereich Datenbankrecherche wird inden Hosts GENIOS, FIZ Technik, LexisNe-xis, STN und Thomson recherchiert. AusGründen der didaktischen Reduktionsowie entsprechend den verfügbaren Zu-gangsmöglichkeiten sind die Hosts imKurs jeweils mit einem thematischenSchwerpunkt verbunden.

Gestaltung einzelner ThemenblöckeDie thematische Gliederung des Kursessieht neben den Grundlagenthemen auchklassische Themen der Wirtschaftsre-cherche wie Firmenrecherche, Marktre-cherche, Statistik und Finanzinformation,Technikrecherche und Rechtsrecherchevor.

Die problemgerechte Aufbereitung undWeiterverarbeitung gehört gemäß Defini-tion der ACRL28 auch zum Konzept Infor-mationskompetenz, wird aber in entspre-chenden Lernangeboten meist auf dieAufbereitung zu Literaturverzeichnissenbeschränkt.Im Kurs KMU-Info wird im Themenblock„Werkzeuge“ ein breites Spektrum anSoftwarelösungen in diesem Bereichüberblicksartig behandelt: � Werkzeuge zur Unterstützung der

Webrecherche� Werkzeuge zur individuellen Anpas-

sung der Rechercheumgebung � Werkzeuge zur Linkverwaltung und

persönliche Informationsmanager � Visualisierungswerkzeuge� Beispiele integrativer Recherchelösun-

gen für Unternehmensumgebungen � Werkzeuge für eigene Suchagenten

� Werkzeuge zur geografischen Aufbe-reitung und Analyse

� Beispiele für Übersetzungstools� Soziale Software im Unternehmensbe-

reich

Die Präsenzveranstaltung besteht auseinem Einführungsvortrag, entsprechen-den kommentierten Linklisten in Moodlesowie einem Aufgabenblatt mit ca. 20Aufgaben zum Ausprobieren verschiede-ner Funktionen je nach eigenem Inte-resse. Da in Schulungsräumen nichts in-stalliert werden darf und in der Hum-boldt-Universität keine Campuslizenz fürLiteraturmanager vorhanden ist, kom-men für die Übungsaufgaben vor Ort nurwebbasierte Programme in Frage. Die

„Flüchtigkeit“ dieserAngebote führt zu rela-tiv hohem Aktualisie-rungsaufwand. Dateiim-port und Aufbau eige-ner Datenbanken ausRechercheergebnissenkönnen nur vom Dozen-ten-PC aus demons-triert werden.

FallstudienDie letzten drei Kurstermine sind so kon-zipiert, dass die Teilnehmenden in zuneh-mendem Maße an komplexere Recherche-projekte herangeführt werden. Nacheinem einführenden Vortrag zum jeweili-gen Thema sollen hypothetische Projekteaus dem beruflichen Alltag simuliert wer-den, soweit das im begrenzten Zeitrah-men einer Lehrveranstaltung möglich ist.Das bedeutet, Recherchestrategie, Lokali-sierung geeigneter Quellen, Recherche,Evaluation und Präsentation der Ergeb-nisse sollen in Arbeitsgruppen anhandvon Arbeitsblättern selbständig erarbei-tet werden.

Themen der Fallstudien Erarbeiten eines Vortrags/einer Publika-tion: Es werden zwei Fallbeispiele vonder Konzeption bis zur Verbreitung derPublikation durchgespielt. Im einen Fallhandelt es sich um eine Aufsatzpublika-tion, im zweiten um eine Buchpublika-tion. Die Teilnehmer diskutieren das ambesten geeignete Vorgehen und wasdabei an Rahmenbedingungen zu beach-ten ist. Betriebliche Innovation: In diesem Lern-block wurden auf Wunsch der Teilnehmerim ersten Kurs die Themen Marken- undPatentrecherche integriert. Es werden zu-nächst einfache Aufgaben in freien Da-tenbanken des DPMA gestellt. Die Auf-gabe für das Fallbeispiel ist interdiszipli-när angelegt, so dass sie gleichzeitigauch als Wiederholung des Stoffs aus denwirtschaftsbezogenen Themenblöckendient. Anschließend werden erweiterteSuchfunktionen in kostenpflichtigen Pa-tentdatenbanken demonstriert und kön-

nen anhand der konkreten Fragestellungselbst erprobt werden. Konkurrenzanalyse: Es werden zwei The-men zur Auswahl gestellt, die sich inBezug auf Firmengröße, verfügbare Da-tenquellen und regionale Aspekte deut-lich unterscheiden. Anhand von Arbeits-blättern sollen Daten zu diesen Themenaus Sicht eines Wettbewerbers in dieserBranche in Gruppen recherchiert und an-schließend dem Plenum vorgetragen wer-den.

Bisherige Erfahrungen Die bisher durchgeführten drei Kurse er-füllen natürlich nicht die Anforderungenan statistische Validität oder auch an La-borexperimente zum Suchverhalten. Pri-märes Ziel ist ja, den Teilnehmern effek-tive Recherchetechniken zu vermitteln.Auch wird der Kurs während der Laufzeitdes Projekts kontinuierlich ergänzt undweiterentwickelt und die Reihenfolge derThemenblöcke variierte aus organisatori-schen Gründen, so dass die Rahmenbe-dingungen bei den einzelnen Befragun-gen nicht konstant waren. Zudem ist dieAntwortbereitschaft mittels Feedbacknicht bei allen ausgeprägt. Dennoch las-sen sich bereits gewisse Tendenzen er-kennen.

Vorkenntnisse und Erwartungen der Teil-nehmerBei freier Formulierung der wichtigstenFragen konzentrieren sich die Interessen-schwerpunkte im Bereich der allgemei-nen Informationskompetenz auf � Glaubwürdigkeit/Verlässlichkeit von

Datenquellen� Effektive Suchstrategien und -metho-

den� Vor- und Nachteile der verschiedenen

Suchmaschinen/Alternativen zu Google � Vollständiger Überblick über das exis-

tierende Datenbankangebot

Aber auch spezielle Anwendungen wer-den gewünscht� Ausschreibungen/Fördermittel� Räumliche Abfrage/Geografische Auf-

bereitung/Geodatenstandards� Möglichkeiten automatischer Daten-

sammlung durch Suchmaschinen� Download von Software (Technik und

Rechtslage)� sowie Fachgebiete außerhalb des Sco-

pes des Angebots– Kunst– Gesundheitswesen– Fotografie– Architektur

Die ursprüngliche Vorstellung, dass dasThema Onlinerecherche vor allem for-schungsintensive Unternehmen an-spricht, dass Teilnehmer aus Unterneh-men stark an Normen und technischenRegelwerken interessiert sind29, hat sich

290 58(2007)5, 287-292

Abbildung 3: Überblick über das Themengebiet Marktrecherche inForm einer Mindmap

28 www.ala.org/acrl/ilcomstan.html29 siehe frühere Untersuchungen aus bibliothe-

karischer Sicht wie Depping, Ralf, Müller, Ma-rion: Absatzmöglichkeiten betriebswirtschaft-licher Fachinformationen an kommerzielleKunden. Bericht über eine Marketing-Studiean der Universität- und Stadtbibliothek Köln,Pro Libris 2 (1997) 3; S. 165-170 Köln oderGreilich, Wolfgang: Zum Informationsverhal-ten und -bedarf der Wirtschaft. Eine Umfrageder Stadtbibliothek Bielefeld, BuB 46 (1994) 8;S. 650-654

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also in den bisherigen Kursen nicht be-wahrheitet. Wohl aber bestätigte sich beiden meisten die Annahme, dass der Infor-mationsbedarf sich nicht mit dem desuniversitären Nutzers deckt. Eine wich-tige Rolle spielen Marketing- und Markt-informationen sowie die Produktrecher-che. Wissenschaftliche Fachzeitschriftenund E-Books sind für viele weniger rele-vant.

Praktisch alle Teilnehmer haben eigeneRechercheerfahrung, was bei der Ziel-gruppe Hochschulabsolventen ohnehinnaheliegt. Die meisten geben in Bezugauf ihre persönliche Informationskompe-tenz an, dass sie entweder viel finden,aber nicht unbedingt das, was sie brau-chen, oder dass sie meistens etwas fin-den, aber selten ganz zufrieden sind. Beider Einstufung auf einer Skala von Nullbis Hundert stufen sich die Meisten imobersten Viertel ein.

Im praktischen Umgang mit Informations-quellen und Hilfsmitteln, haben vielezwar punktuelle Kenntnisse, fast allensind die meisten der im Grundlagenblockangesprochenen Quellen jedoch neu. InBezug auf Datenbanken haben etwa einDrittel Erfahrungen mit eigenen Daten-banken sowie etwa die Hälfte Erfahrungmit freien Datenbanken im Internet. Kos-tenpflichtige Datenbanken und E-Jour-nals hat nur eine absolute Minderheit bis-her benutzt. Bezüglich der Internetre-cherche gibt mehr als die Hälfte an, miterweiterten Suchfunktionen zu suchen,allerdings vorwiegend auf Deutsch. Auchder Aspekt der Website-Optimierung istfür manche der Teilnehmenden von Inte-resse.

Erfahrung im E-Learning oder BlendedLearning lag bei einer kleinen Minderheitvor.

Zu einzelnen Themenblöcken� Marktrecherche: Hauptaspekte im be-

ruflichen Kontext sind hier Konkur-renzanalyse, Ideengewinnung, poten-tielle Geschäftspartner, Produktsuche.Als Hauptquellen bei der eigenen Re-cherche werden hierfür Fachartikelund Suchmaschinen genutzt.

� Firmenrecherche: hier werden die In-teressenschwerpunkte „Wer steckthinter der Firma?“, „Wer liefert was?“und „Firmenaktivitäten“ angegeben,außerdem liegt das Hauptinteresse beikleinen Firmen

� Technische Recherche: hier gab es diegeringsten Vorkenntnisse, sie kommtbei den meisten im beruflichen Alltagkaum vor

� Rechtsrecherche: kommt bei den meis-ten gelegentlich oder häufig vor, amhäufigsten genutzt werden dann öf-fentliche Datenquellen und Gesetzes-texte

Präsenzunterricht versus E-LearningLaut Lernpsychologie30 wird Lernen alseine aktive Wissensakquisition beschrie-ben, welche aus einer laufenden Interak-tivität von Benutzern mit der E-Learning-Anwendung besteht. Die Interaktivitätder Teilnehmer war in den bisherigenKursen unterschiedlich stark ausgeprägt,blieb insgesamt jedoch eher unter den Er-wartungen. Dies korrespondiert mit frü-heren Erfahrungen31. Entsprechend denErgebnissen der Lernpsychologie führtaber gerade das eigenständige Erarbei-ten von Inhalten zu Wissen.

Das selbständige Erarbeiten von Inhaltenwurde oft als wesentlich mühsamer emp-funden als das großenteils rezeptive Ler-nen bei den Präsenzveranstaltungen. Ei-nige Teilnehmerinnen baten, anstelle deseigenständigen Nacharbeitens von ver-passten Themenblöcken die entsprechen-den Präsenztermine im darauf folgendenKurs nachholen zu dürfen.

Zeitliche AspekteWelches Lernpensum kann man von Teil-nehmern eines berufsbegleitenden Kur-ses erwarten und wie sollte ein Kurs opti-mal aufgeteilt sein?

Bei der Konzeption des Kurses wurde voneinem Verhältnis Lernen im Präsenzkurszu Selbstlernzeit von 1:2 ausgegangen.Dies korrespondierte in etwa mit den An-gaben der Teilnehmenden in der An-fangsbefragung, wo auf die Frage „Wieviel Zeit können Sie im Durchschnitt fürdas Selbststudium aufwenden“ 50 Prozent„bis zu 2 Stunden pro Woche“ und 36 Pro-zent „bis zu 5 Stunden pro Woche“ ant-worteten.Die tatsächliche Selbstlernzeit kann ausDatenschutzgründen aus dem Moodle-Kurs nicht ermittelt werden. Dass die an-fängliche Einschätzung eher zu optimis-tisch war, legt jedoch die Beantwortungder Frage in der Endevaluation „Wie vielZeit konnten Sie im Durchschnitt für dasSelbststudium aufwenden?“ nahe, wo 75Prozent „bis zu 2 Stunden pro Woche“ an-geben („bis zu 5 Stunden“ = 0 Prozent). Im Vergleich dazu wurde auf die Frage„Wie hoch schätzen Sie den Aufwand, dasLernangebot optimal zu nutzen?“ von je41 Prozent „bis zu 5 Stunden pro Woche“bzw. „bis zu 8 Stunden pro Woche“ ange-geben.

Die Materialien in Moodle wurden auchnach Ende der Präsenzphase noch relativhäufig genutzt, so dass über den Gesamt-zeitraum im Durchschnitt doch von einemerheblichen Anteil Selbstlernzeit gespro-chen werden kann. Vielfach wurde aucheine Parallelausgabe der Lerninhalte alsCD-Rom oder sogar als Druckausgabe ge-wünscht, was aber aus urheberrechtli-chen Gründen nicht angeboten werdenkann.

Bezüglich der Häufigkeit der Präsenzter-mine plädierten 79 Prozent für eine Bei-behaltung der wöchentlichen Termine,bezüglich der Dauer der Präsenztermineschwankte die Meinung zwischen vierund sechs Unterrichtsstunden pro Ter-min.

Auf Wunsch der Teilnehmer wurden im 2.und 3. Kurs die Themenblöcke mehrereTage vor der jeweiligen Präsenzveranstal-tung freigeschaltet, um eine Vorbereitungzu ermöglichen. Diese Vorstellung erwiessich nur für einzelne Teilnehmer als rea-listisch. Bezüglich der Arbeitszeiten wurden dieVorteile des E-Learning-Angebots jedochbesonders deutlich: Etliche Teilnehmer ar-beiteten vorzugsweise Sonntags abendsoder überhaupt bis spät in die Nacht.

Beantwortung der TestsZu jedem Themenblock gibt es im Kurseinen Test mit durchschnittlich 15 Fra-gen, meist Multiple Choice-Fragen oderWahr-Falsch-Fragen. Diese sind haupt-sächlich Verständnisfragen; teilweise be-ziehen sie sich auch auf Details wie Such-operatoren der jeweils im Präsenzterminbenutzten Datenbank. In diesem Fallsteht entsprechendes Hilfsmaterial inMoodle zur Verfügung, so dass auch die-jenigen, die den Präsenztermin verpassthaben, die Fragen beantworten können.

Obwohl Testfragen als lernpsychologischwirksame Instrumente gelten und alsForm der Lernerfolgskontrolle, die Spaßmacht32, waren die Teilnehmer bei derBearbeitung der Tests sehr gespalten. Esgibt Teilnehmer, die systematisch undmit gutem Erfolg alle Tests bearbeiten,andere beantworteten bis zum Abschlussder Präsenzphase keinerlei Testfragen. Soantworteten auf die Frage nach demSchwierigkeitsgrad der Testfragen bisher42 Prozent mit „weiß ich nicht“, 29 Pro-zent finden sie „eher zu schwer“, 25 Pro-zent „gerade richtig“, 4 Prozent „eher zuleicht“. Am schwierigsten zu beantworten schei-nen offene Fragen zu sein.

Thematische Vorlieben der TeilnehmerDer thematische Zuschnitt des Kurseswurde in der Endevaluation im wesentli-chen bestätigt:Auf die Frage, welcher Themenblockwegfallen könnte, gab es nur sehr verein-

58(2007)5, 287-292 291

30 Ehlers, s.o. (22)31 Koschinsky, Gesa;Ferber, Reginald: Kommuni-

kationswege beim E-Learning – eine empiri-sche Untersuchung an der Hochschule Darm-stadt. In: Information -wissenschaft und pra-xis 58(2007)1, 7-14

32 Templin, Nicole: Online-Tests in Moodle. Mul-timedia Lehr- und Lernzentrum im CMS derHU=www.cms.hu-berlin.de/mlz/steckbriefe

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zelte Vorschläge. Kaum erwünscht (8 Pro-zent) ist offenbar auch ein modularisier-tes Angebot mit Einzelthemen.

In der Abschlussbefragung wurden aufdie Frage „Was hat Ihnen am Kurs ambesten gefallen?“ vor allem die Komplexi-tät, Vielfalt und Breite des Angebots ge-lobt.

Auf die Frage „Welche Themen waren fürSie besonders wichtig?“ wurden in derSumme praktisch alle Themen genannt.Besonders häufig wurden „Datenbankenim Allgemeinen“ und „Suchstrategien inDatenbanken“ genannt. Bei den inhaltli-chen Schwerpunkten wurden statistischeDatenbanken, Firmendatenbanken, undRechtsrecherche am häufigsten ange-kreuzt.

Auf die Frage „In welchem Maße wurdenIhre beruflichen Interessen in diesem Kursberücksichtigt?“ antworteten 58 Prozent„es wurde vieles behandelt, was für michinteressant war“, 21 Prozent „der Kurstraf meine Interessen gut“ und 12,5 Pro-zent „der Kurs war wie für mich ge-macht.“

GruppenverhaltenDie im Kurs vorgefundene Heterogenitätder Gruppe scheint erwünscht: 83 Pro-zent antworteten auf die Frage „Sollte dieTeilnehmerzusammensetzung homogenersein?“ mit „nein, gemischt ist besser“. Of-fenbar gibt es doch so etwas wie „Lernenam Unterschied“33, d.h. die Teilnehmerbringen sich mit ihren unterschiedlichenVorqualifikationen und Berufsbiografienein und damit die kulturellen Hinter-gründe ganz unterschiedlicher Systeme.Das im Kurs vermittelte Wissen wird aufdiese Weise mit unterschiedlichem Erfah-rungswissen verknüpft.

Die Mehrheit der bisherigen Teilnehmerlässt sich entsprechend der Klassifikationvon Ehlers34 der Zielgruppe „Pragmati-ker“ zuordnen; die übrigen meist den„Avantgardisten“. Charakteristisch fürPragmatiker ist die Bedarfsoriertiertheit,d.h. sie sind zwar durchaus an kommuni-kativem Austausch interessiert, vor allemaber am notwendig Erforderlichen orien-tiert. Medieneinsatz und Individualisie-rung des Lernangebots ist weniger wich-

tig und wird nicht unbedingt als Voraus-setzung hochwertiger Lernarrangementsangesehen. Demgegenüber wollen diesog. Avantgardisten vor allem ihre Lern-kompetenz steigern. Sie sind stärker aneinem reichhaltigen, Interaktions-orien-tierten Lernarrangement interessiert.

Die Gruppenzugehörigkeit ist im Prinzipunabhängig von Alter und Geschlecht. Sozeigte sich im Kurs mit dem höchstenFrauenanteil keineswegs die höchste In-teraktivität und Kommunikationsbereit-schaft.

Die aktive Mitarbeit während der Prä-senztermine korrelierte übrigens auchnicht mit der Zahl der Mitteilungen imForum. Die Nutzung des Forums wäh-rend der reinen Selbstlernphase am Endedes Kurses blieb marginal. Foren funktio-nieren oft eher schlecht – eine Erfahrung,die sich auch in anderen Projektenzeigte.35 Dies könnte vielleicht verbessertwerden, indem der prozessbegleitendenKommunikation ein größerer Stellenwerteingeräumt wird. Honoriert wird durchdas Teilnahmezertifikat im Wesentlichendie Anwesenheit bei Präsenzveranstal-tungen, die durch das Absolvieren derTests ersetzt werden kann.

Gruppenarbeit in elektronischer Umge-bung wurde allerdings nicht erprobt, ins-besondere weil beim vorgestellten infor-mellen Lernangebot kein verbindlicherZeitrahmen für die Bearbeitung von Ein-zelaufgaben vorausgesetzt werden kann.Auch eine gegenseitige Bewertung ein-zelner Beiträge fand nicht statt.

Manche Teilnehmer pflegen jedoch wei-terhin den privaten Kontakt. Auch Zu-satzangebote wie die Einladung zu ein-schlägigen Vortragsveranstaltungen inVerbindung mit dem BAK Informationwurden von einigen lange nach dem Ter-min noch gerne angenommen. Auf dieFrage „möchten Sie weiter informiert wer-den“ tendierte die große Mehrheit zu „ja,als E-Mail-Newsletter“ (71Prozent).

AusblickDie Idealvorstellungen für arbeitsplatzbe-gleitendes Lernen36,37 sind mit diesemProjekt sicher noch nicht erreicht. Nichtgeleistet werden konnte insbesonderedie Rückkopplung des Lernens durch in-dividuelle Aufgabenstellungen, die andas Ziel- und Fähigkeitskonzept der Teil-nehmenden angepasst sind. Dies würdeerheblichen Entwicklungsaufwand, län-gere Beobachtungszeiten und intensivereBetreuung der Teilnehmer erfordern.Über die Langzeitwirkung des Lernange-bots lässt sich derzeit noch keinerlei Aus-sage machen. Dies ist innerhalb des Pro-jekts selbst auch nicht vorgesehen.

Weiter zu untersuchen wäre auch derwirtschaftliche Nutzeffekt in Arbeitgeber-firmen durch das Lernangebot, da unterden Teilnehmern die Selbständigen bis-her deutlich überwogen. Nur 20 Prozentgaben an, dass die Teilnahme von denArbeitgeberfirmen unterstützt wurde, oftberuhte die Teilnahme eher auf Privatini-tiative.

Aus Sicht des BAK Information stellt sichdie Frage, ob durch Auswahl bestimmterTeilnehmerstrukturen oder Zielgruppen,durch Verstärkung des E-Learning-An-teils oder durch stärkere Modularisierungdie Reichweite und Effektivität vergrö-ßert werden kann, um so die gesetztenZiele besser zu erreichen.

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33 Keller, Hartmut; Iberer, Ulrich: „BlendedLearning“ und „Lernen am Unterschied“ alsdidaktische Erfolgsfaktoren. In: HDL-Schrif-tenreihe zu Fernstudium und Weiterbildung,www.hdl-fachtagung.de/132-0-iberer-keller.html

34 Ehlers, s.o. (22)35 Rebmann s.o (15)36 siehe z.B. Apo-IT Pilot s.o.37 Schuler, Heinz: Mythen und Möglichkeiten –

Kreativität aus der Sicht der Organisations-psychologie. In academics – Berichte undNachrichten. Aus Forschung und Lehre12/06, www.academics.de/portal/action/magazine?nav=11193

E-Learning, Fortbildung, Beruf,empirische Untersuchung,Bewertung, Projekt

Brigitte PottDipl. Volkswirt, M.A.Informationswissen-schaft, wiss. Ange-stellte im Institut fürBibliotheks- und In-formationswissen-schaft der Humboldt-Universität zu Berlin.

Projektkoordinatorin und Dozentin imProjekt Informationskompetenz alsSchlüsselqualifikation für Hochschulab-solventen in Berliner Klein- und Mittel-unternehmen (KMU-Infokompetenz).Seit vielen Jahren tätig in der Ge-schäftsstelle des Berliner Arbeitskrei-ses Information (BAK)

Institut für Bibliotheks- und Informati-onswissenschaft der HU BerlinProjekt KMU-Infokompetenz Dorotheenstraße 2610099 Berlin Telefon: 030 314 76134 Telefax: 030 314 [email protected]/infokomp

D i e A u t o r i n

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Die diesjährige Konferenz der Europäi-schen Patentbibliotheken, ausgerichtetvom Europäischen Patentamt in engerZusammenarbeit mit dem Spanischen Pa-tentamt und den Innovationsagenturen inAndalusien, fand in Sevilla, Spanien,statt. Diese Arbeitstagung stand unterdem Motto: PatLib – Partner für Innova-tionen. Rund 400 Teilnehmer aus 320 Pa-tentbibliotheken, insbesondere aus denosteuropäischen neuen Mitgliedsstaaten,waren nach Sevilla gekommen, um dieKooperation mit dem Amt und den Part-nern zu festigen, die zukünftige Entwick-lung im Zeichen der Erweiterung ihrerDienstleistungen zu diskutieren und ausBeispielen zu lernen, wie die Zukunft ge-staltet werden kann.

Schon bei der Vorbereitung der Tagungzeichnete sich ab, dass ein Strukturwan-del unverzichtbar wird, wenn die Patent-bibliotheken auch weiterhin ihre ange-stammte Vormachtstellung in der Versor-gung ihrer Region mit Informationen zumgewerblichen Rechtsschutz behauptenund ihre vorrangige Rolle im Innovations-kreislauf spielen wollen.

Dieser Wandel wird umso dringender, jeweit reichender und erfolgreicher dieFortschritte sind, die von Patentbehördenund Internetprovider von Jahr zu Jahr un-ternommen werden, um die Öffentlichkeitmit präzisen und umfassenden Informa-tionen zu versorgen. Immer mehr Ratsu-chenden erscheint es daher müßig, sichan ein fachkundiges Patentinformations-zentrum zu wenden. Sie nutzen lieber di-rekt vom eigenen Schreibtisch die vielfäl-tigen Möglichkeiten des Internets, umsich mit Pateninformationen zu versor-gen.

Dies führt zwar nicht zu zuverlässigen Er-gebnissen, doch vielen reichen die Resul-tate als Grundlage für ihre weiteren Pla-nungen und für ihre möglichen Schutz-rechtsanmeldungen.

BegrüßungAm Montag, dem 14. Mai eröffnete Fran-cisco Vallejo Serrano, der AndalusischeMinister für Innovation, Wissenschaftund Unternehmen zusammen mit MariaTeresa Mogin Barquin, der Generaldirek-torin des Spanischen Patentamtes denKongress. Sie betonten beide, dass es fürsie eine besondere Freude sei, die vielenPatentfachleuten der Mitgliedsstaaten inihrem Lande und insbesondere in derStadt Sevilla mit ihren zahlreichen histo-rischen Monumenten und Gebäuden begrüßen zu können. Durch die sehr er-folgreichen Fördermaßnahmen der Euro-päischen Gemeinschaft für die Mittel-meer-Anrainerstaaten konnte in Andalu-sien und insbesondere in einer Stadt wieSevilla eine innovationsfreundliche Infra-struktur aufgebaut werden, die mit Inno-vationsagenturen und Technologiezen-tren Forschung und Unternehmen zu-kunftsorientiert unterstützt.Durch die globalen Märkte entstehe einscharfer Wettbewerb und erfordere einhohes Innovationspotential in den Unter-nehmen. Gewerblicher Rechtschutz seidaher besonders wichtig und allein schonder Wert der Patentinformationen mitüber 50 Mio. erschlossenen Dokumentensei immens.Anschließend begrüßte Curt Edfjäll, derVizepräsident der Generaldirektion 4 desEuropäischen Patentamts, in Vertretungdes Präsidenten, Alain Pompidou, dieTeilnehmer. Er dankte der spanischenKollegin für die Einladung und dem Orga-nisationskomitee für die Ausrichtung derTagung in dieser schönen und attraktivenStadt und hob hervor, dass auch heutewie über die Jahre die PATLIB Konferenzein wichtiges Forum ist, um mit fachkun-digen Tagungsbeiträgen, Workshops undSeminaren diesen Wandel vorzubereitenund zu unterstützen.Er unterstrich, dass die Inhalte der vorge-sehene Beiträge der Arbeitstagung nichtnur für professionelle Fachleute sondern

auch für Produktentwickler und Innovato-ren von großer Bedeutung seien. Unter-nehmen bedürfen einer wachsenden Hil-festellung, um in diesen globalen Märk-ten zu bestehen. Die Information dientsozusagen als Katalysator für Ideen undTechnologien und regt zu weiteren Ideenan, die durch erfolgreiche Recherchen mitgeeigneten Kommunikationsmitteln zuneuen Technologien und Produkten füh-ren können.Das Europäische Patentamt unterstützeneue strategische Entwicklungen durcheine bestmögliche Nutzung der bereitge-stellten Datenbanken und Informations-dienste.Im übrigen arbeitet das Amt an einer Re-form des Schutzrechtssystems undmöchte daraufhin wirken, dass zunächstauch das Gemeinschaftspatent möglichstbald eingeführt wird, da in den einzelnenLändern die Ratifizierung der LondonerÜbereinkünfte zur Sprachenregelung baldabgeschlossen sein dürfte.

Tapani Mikkeli, der stellvertretende Lei-ter der Unit D4 – Generaldirektion Unter-nehmen der Europäischen Kommissionunterstrich bei seiner Begrüßung diewachsende Bedeutung des gewerblichenRechtsschutzes (IPR Industrial PropertyRights) und deren Einbindung in die all-gemeine Geschäftsstrategie in Unterneh-men.Er sähe immer noch große Defizite in derUmsetzung von Erfindungen in neue Pro-dukte, Jobs und Patente. Kleine Start –ups ohne globale Bedeutung könntendiese Lücke nicht füllen. Die EuropäischeKommission wird ein qualitativ hoch ent-wickeltes neues Ausbildungssystem för-dern, ein Europäisches Institut für Tech-nologie etablieren und einen offenenMarkt für Forscher schaffen. Er plädiertefür die Erweiterung und Ausgestaltungder IPRs so z.B. für die sofortige Einfüh-rung des Gemeinschaftspatentes, einegemeinschaftsübergreifende Überein-kunft zur Verfolgung von Verletzungs-

Die Zukunft der europäischen Patentbibliotheken – Partner für Innovationen!

PATLIB Kongress des Europäischen Patentamts vom 14. bis 16. Mai 2007 in Sevilla, Spanien

Dieter Geiss, Castrop-Rauxel

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handlungen bei Europäischen Schutzrech-ten und eine Reduzierung der Kosten desPatenterteilungsvorganges. Auch andereSchutzmethoden für Erfindungen seiendenkbar, die von manchen Firmen bereitsangewendet werden. Dies insbesonderewegen der Schnelligkeit der technischenEntwicklung und der Kurzlebigkeit derProdukte; hier wäre ein langes Patenter-teilungsverfahren höchst hinderlich. Die Kommission sähe dies auf gutemWeg.Es bestehe in alle diesen Fragen nocheine große Lücke zwischen den USA undEuropa. Es müsste in Europa eine weitreichende IPR-Kultur geschaffen werden.Dies erfordere die Schaffung von mehr In-novations- und IP-Agenturen, wie diesdas Programm IP4Inno vorsieht, das denAufbau von Agenturen für die Weiterbil-dung von Firmenvertretern durch IPFachleute und eine IPR Bewusstseins-kampagne beinhaltet, die im November2007 beginnen soll.

Eine fortschrittliche IPR-Strategie müssteneue Bereiche erschließen, insbesondereauch die globale Dimension der Rechteberücksichtigen. Dazu müsste die Hand-habung des gesamten IPR-Systems ver-bessert und wie in den USA für Universi-täten ein besserer Zugang geschaffenwerden für die Vermarktung von Ideen.Zu dieser Strategie gehöre ebenfalls eineuropaweiter Markt für Patentlizenzen.Eine weitere Herausforderung wäre einetiefere Verankerung der gesetzlichen Re-gelungen im Bewusstsein der Öffentlich-keit. So kann dies auf der nördlichenHalbkugel der Erde bereits als gegebenangenommen werden, während auf dersüdlichen Halbkugel viele Menschennoch weit davon entfern seien, Schutz-rechte anzuerkennen.Im übrigen seien auch die Konsequenzendes neu geschaffenen Copyright-Systemsfür digitale Daten kaum absehbar. Esgäbe sicher Grenzen. Die mehr als 50 Mil-lionen Netzbenutzer in Europa dürftenbei ihrer täglichen Arbeit nicht behindertwerden. Wie geht es weiter mit den offenenSource Codes? Die Kommission möchte öffentlich geför-derte Maßnahmen ergreifen, um durchein neues Europäisches Netzwerk denTechnologietransfer ausbauen. Sie er-warte Vorschläge.

Valentin Mir Guillen vom EuropäischenPatentamt hob in seinem Beitrag über dieRolle des PatLib-Netzes für die Zusam-menarbeit im Rahmen des EuropäischenNetzwerkes (EPN) die Bedeutung derPartnerschaft hervor. Doch nach über 20Jahren sei es dringend an der Zeit, neueModelle für das Patentsystem und die Ar-beitsfelder für die PatLib-Zentren zu er-proben, wie z. B. die Hinwendung zu In-novationsentwicklungszentren.

Schwerpunkt SpanienDie ersten Beiträge der Konferenz warenjeweils dem Gastland gewidmet. Sowurde zunächst über ein neues Innovati-onsmodell in Andalusien berichtet.Der Generaldirektor der Innovations- undEntwicklungsagentur von Andalusien,Miguel Angel Serrano Aguilar, unterstrichzu Beginn seiner Ausführungen, dass dasBruttosozialprodukt in Andalusien miteiner Wachstumsrate von 3,9 Prozentüber dem Durchschnittswert von Spanienliege. Die Ausgaben für Forschung- undEntwicklung seien in den letzten fünfJahren auf 300 Millionen Euro gestiegenund auch die Innovationen bei neuen Pro-dukten und Prozesse steige jedes Jahrkontinuierlich um neun Prozent, wobeidie Bereiche der Hochtechnologie imWachstum vorne lägen. Das neue Innovationsmodell Axis verfolgtdie Ziele:Ermutigung zur Schaffung einer Industriedes Wissens, eines innovativen Industrie-sektors, einer Unternehmergesellschaft,die Einbindung Andalusiens in die Infor-mationsgesellschaft und das alles unterErzielung von nachhaltigen Verbesserun-gen bei der Energieerzeugung und demUmweltschutz.Folgende Institutionen bilden den innova-tiven industriellen Sektor (Axis 2):Das regionale Ministerium für Innovation,Wissenschaft und Unternehmertum(CICE), die Agentur für Innovation undEntwicklung von Andalusien (AGENCIAIDEA), der Kooperation Technologie inAndalusien (CTA) und der AndalusischenGesellschaft für Risikokapital (INVERCA-RIA).Neben dem Andalusischen Patentinfor-mationszentrum hat die AGENCIA IDEAdurch die Einrichtung eines innovativenInitiierungssystems, die Bereitstellungvon Hilfen für die industrielle Zusammen-arbeit, die Unterstützung durch technolo-gische Dienstleistungen, die Erarbeitungvon Programmen für eine verstärkte Zu-sammenarbeit und die Festlegung vonstrategischen Innovationszielen schonviel erreicht. Mehr als 7.000 Initiierungs-projekte konnten von Mai 2005 bis De-zember 2006 erfolgreich abgeschlossenwerden.Anschließend erläuterte Miguel AngelGutierrez Carbajal vom Spanischen Pa-tentamt die Möglichkeiten seines Amteszur Unterstützung von Unternehmen, umsie im globalen Wettbewerb erfolgreichhandeln zu können. Er ging auf dieRechtsschutzfunktion von Patenten einund verwies auf die immensen Summenvon mehreren 100 Mio. $, die z.B. in denUSA von Patentverletzern wie EastmanKodak Co. nach Abschluss von Verlet-zungsprozessen als Entschädigung zuzahlen waren.Bei einer jährlichen Anmelderate von 1,6Millionen Schutzrechten weltweit zeigt

dies auch die Bedeutung der Patente fürden sicheren Technologietransfer, wobeisich aber leider zeigt, dass die Firmen inder Europäischen Union bei dem Ver-gleich der eingenommenen Royalties undLizenzgebühren mit rd. 8 Milliarden Euroim Minus liegen gegenüber anderen Wirt-schaftszonen. Die wesentlichen Aufga-ben des Spanischen Patentamtes sähe erdarin, einen modernen rechtlichen Rah-men für Schutzrechte bereitzuhalten, derauch die Wünsche der Anmelder mit be-rücksichtigt, die Vorbereitung und Aus-führung von Plänen für die Verbreitungdes Patentsystems, eine Unterstützungdes Innovations- und Patentforums, beidem alle interessierten Parteien beteiligtsind und zu Wort kommen, die Vorberei-tung und Entwicklung von Kooperations-vereinbarungen mit anderen interessier-ten Organisationen, um das Patentsys-tem in Spanien zu erleichtern und dieAnstrengungen zu unterstützen, eineSteuerreduzierung für Forschung undEntwicklung durchzusetzen. Juan Mulet Melia, der Generaldirektorder Cotec Stiftung für technologische In-novation, beleuchtete die Innovations-landschaft in Europa. Er begann mit derDefinition des Begriffes Innovation. Siebeinhalte alle wissensgestützte Änderun-gen, die einen Wert erzeugen.Nach dem Osloer Handbuch für Innova-tionen aus dem Jahre 2005 ist die Innova-tion die Nutzung von Wissen, um signifi-kant Produkte, Prozesse und Dienstleis-tungen zu verbessern, verbunden mit derEinführung neuer Markt- und Geschäfts-führungsmethoden und neue Wege zufinden, bessere Außenbeziehungen zuschaffen.Vorausgesetzt, die Maßnahmen sind inihrem Marktsegment erfolgreich, sind sienur dann Innovationen, wenn sie auchneu für das Unternehmen sind. Er gab einen Überblick über die Zahl undProjekte der innovativen Unternehmen inEuropa und verglich sie mit den spani-schen Aktivitäten, die hierbei im Mittel-feld lagen. Im Jahre 2004 erreichten dieöffentlichen Mittel und die Ausgaben derPrivatwirtschaft für Forschung und Ent-wicklung eine Summe von neun Milliar-den Euro. Dies zeige, dass alles getanwird, um eine innovative Technikkulturzu schaffen.Als Ergebnis seine Ausführungen stellteer fest, dass Spanien damit einen spürba-ren Grundstock an wissenschaftlicher Ka-pazität habe. Die jährlichen Steigerungs-raten für die Forschung und Entwicklungerreiche zehn Prozent. Die Ausgaben fürForschung entsprächen denen anderereuropäischer Länder. Die Zahl der spani-schen Patentanmeldungen in den wich-tigsten Industrieländern stehe zu denAusgaben für Forschung und Entwick-lung und der wissenschaftlichen Tätig-keit in einem guten Verhältnis, wobeiaber das wissenschaftliche und technolo-

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gische Wissen heute leider noch keinengroßen Effekt auf die Wettbewerbsfähig-keit der Unternehmen habe.

Der InnovationsprozessAm Dienstag berichteten Referenten da-rüber, mit welchen Mitteln und Werkzeu-gen in ihren Ländern der Innovationspro-zess aktiviert wurde.Zunächst berichtete Nils Omland vom Eu-ropäischen Patentamt für Holger Ernst,dem Inhaber des Lehrstuhls für Technolo-gie und Innovationsmanagement an derWissenschaftlichen Hochschule in Vallen-dar über Werkzeuge und Programme, mitdenen Patentinformationen für die strate-gische Geschäftsplanung eingesetzt wer-den können, um auch den wirtschaftli-chen Erfolg und die Lebensdauer von Pa-tente zu verbessern.Ernst hatte in Deutschland und den USAmit einer Umfrage bei 20 Unternehmenumfangreiche Daten über die Erfolgsfak-toren des Patentschutzes gesammelt.Nach einer mehrfachen Regressionsana-lyse der Umfrageergebnisse fand er signi-fikante Zusammenhänge und Abhängig-keiten zwischen der Qualität des Patent-managements und der Geschäftsführungin Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeiteines Unternehmens. Dies beinhalteteunter anderem, die technologischenTrends zu erkennen, die Strategien desMitwettbewerbers zu durchleuchten,neue Erfindungen aufzukaufen oder Li-zenzen zu erwerben oder auch besondersinnovative Erfinder abzuwerben.Bei einer Aufbereitung und Bewertungvon Patentanmeldungen und des Patent-portfolios käme es darauf an, nicht dieZahl der Anmeldungen, sondern derenWert zugrunde zu legen Mit einem Fragekatalog zu technologischrelevanten Managementaufgaben erar-beite er in seinem Institut das ProgrammWISSPAT® zur Überprüfung des Patentge-barens und die Durchleuchtung von Tech-nologiestrategien von Wettbewerbernunter Einbeziehung wichtiger Patentindi-katoren, so Indikatoren zur Patentquali-tät, wie z. B. die Anzahl der Patentfami-lien, die Zitierhäufigkeit, die internatio-nale Anmeldebreite, die Schwierigkeitenbeim Erteilungsverfahren und bei derDurchsetzung des Patentschutzes undden technologischen Einsatzbereich.Tamas Bene vom PatLib-Zentrum in De-brecen in Ungarn erläuterte die Bedeu-tung dieser Zentren für den Innovations-prozess in Ungarn. Er stellte heraus, dassin Ungarn die Universitäten einen engenKontakt mit den Firmen pflegen und seinPatLib-Zentrum zusammen mit Transfer-zentren Workshops und Seminare zurWeiterbildung von Führungskräften derKMU anbiete.Cornelia Blau von der Technischen Uni-versität in Kaiserslautern begründete,

warum der Innovationsprozess ein wir-kungsvolles Mittel zur Vermarktung vonPatentinformationen in KMU sei.Ihr Team von elf Mitarbeitern habe durchBesuche bei Firmen, der Darstellung ihresDienstleistungsangebotes und der Suchenach zentralen Ansprechpartnern in denFirmen bereits große Erfahrung. Es zeigtesich, dass diese Partner bereit sind, dieentsprechende Hilfe zur Lösung ihrer Pro-blemen in Anspruch zu nehmen. Leiderfehle den Firmen das Bewusstsein für dieBedeutung und die positive Wirkung vongewerblichen Schutzrechten in ihren Be-trieben. Es wäre immer schwierig, denrichtigen fachkundigen Ansprechpartnerzu finden.Daher plädierte sie für einen ganz neuenStil, um den Innovationsprozess durchPatLib-Zentren zu unterstützen. DasWichtigste dabei sei, die Bedürfnisse desKunden zu erkennen und dessen Sprachezu sprechen.Dazu müssen Angebote vorgelegt wer-den, die diese spezifischen Bedürfnisseauch berücksichtigen, um den Innovati-onsprozess bei den Kunden nachhaltigunterstützen zu können.Blau unterstrich, dass Innovationspro-zesse in der Regel in drei Phasen ablau-fen

1. die Entwicklung und Bewertung vonIdeen,

2. die Realisierungsphase und3. die Phase der ökonomischen Nutzung.Bei ständig steigenden Kosten, sei ein Er-werb von Schutzrechten mit Hilfe desPatLib-Zentrums kostengünstiger undgehe schneller.Ihr Dienstleistungsangebot beginne inder Phase 1 (Abbildung 1) mit der Unter-stützung kreativer Arbeitsgruppen, beider Marktanalyse und hier im einzelnenmit der Recherche zum Stande der Tech-nik, mit der Ermittlung der Technolo-gietrends und der Normen und mit derAuswertung von Vorschlägen der Arbeit-nehmer und von Konferenzergebnissen. Als Beispiel nannte sie die Patente derBASF AG für das Produkt Polystyrol mitden sehr vielseitigen Anwendungsberei-chen. Bei der Realisierung (Abbildung 2) beglei-teten sie den Innovationsprozess durchAnalysen, Vorgaben für die Forschungund Entwicklung, durch Machbarkeitstu-dien, die Einsetzung und Bildung einesExpertenrates und Vorschläge für dasPersonalmanagement. Ferner wirkten siemit bei Patentbewertungen und Lizenz-vereinbarungen, bei der Suche nach Zu-lieferern und bei der Ausgestaltung derProduktpalette und dem Erwerb ent-

sprechender weitererSchutzrechte. Bei der ökonomischenNutzung und Vermark-tung (Abbildung 3) un-terstützten sie den Kon-zern bei Marktanalysen,bei der Überwachungund Verfolgung von Ver-letzungshandlungenund bei der Auslegungvon Kooperationsverein-barungen mit anderenKonzernen. Sie holtendazu Firmenauskünfteein und werteten die Er-gebnisse von Messenund Konferenzen aus.Parallel dazu verfolgtensie die Entwicklung desProduktes und seinerDerivate durch Litera-turrecherchen in der Patentliteratur und inden Chemical Abstracts.Sie vergaben Studienar-beiten und fördertenund überwachten Pro-jekte zu diesem Thema.Sie betreuten die Zulie-ferer und Arbeitnehmer-erfinder.Zur Abrundung dieser 3.Phase kümmerten siesich um die Überwa-chung des Wettbewerbsund der Anmeldeaktivi-täten der Mitwettbe-

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Abbildung 1: Cornemlia Blau: Darstellung des Innovationsprozesses

Abbildung 2: Cornelia Blau: Realisierungsphase des Innovations-prozesses

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werber, organisierten Veranstaltungenfür ihre Kunden und begleiteten das ge-samte Projekt mit Recherchen jeder Art.Dieses PatLib-Zentrum in Kaiserslauternkann mit seinen gezielten Aktivitäten einBeispiel dafür sein, wie sich PatLib-Zen-tren in der Zukunft zu entwickeln haben,um zu überleben. Fatih Karahan vom Türkischen Patentamtberichtete über die Aktivitäten in seinemLande zum Aufbau von Innovationszen-tren und Kommunikationsnetzen.Anschließend erläuterte Georg Panto-glou, wie das EPA die PatLib-Zentren beiihrer Weiterentwicklung zu Innovations-zentren unterstützen kann.Zunächst machte er deutlich, dass dieserTransformierungsprozess von der Patent-bibliothek über eine Informationsstellefür Recherchen hin zu einer Informations-beratungsstelle mit zusätzlichen Dienst-leistungsangeboten neue Herausforde-rungen mit sich bringe und großen Ein-fluss auf die Entwicklung der gesamten„Patent community“ habe.Die Firmen benötigen einen Partner, dersie durch den gesamten Innovationspro-zess führt. Dieser Berater muss die Fir-men mit allen Informationen zu gewerbli-chen Schutzrechten versorgen, das öko-nomische Potential von Ideen undErfindungen bewerten, Hilfestellunggeben bei der Ausarbeitung des Ge-schäftsplans und bei der Suche nach Ge-schäftspartnern, er muss Marktanalysenund Strategien für die Durchsetzung vonSchutzrechten bereitstellen, er muss Trai-ningskurse für das Personal und Schutz-rechtsüberwachungen übernehmen undWege aufzeichnen, günstige Kredite inAnspruch nehmen zu können.Das Europäische Patentamt ist Partner indiesem Europäischen Patentnetzwerkund sorgt auch in Zukunft für Kooperatio-nen; dabei unterstützt es Anwendungenbei PatLib-Zentren und hilft beim Aufbauvon Innovationskapazitäten.Diese Kooperationspolitik soll einfließenin einen nationalen Aktionsplan mit vor-definierten Ergebnissen, mit einem Work-flow und Bewertungskriterien.

Diese Kooperation wirdvom EPA nicht finanziellunterstützt. Die Europäi-sche Kommission hat be-reits entsprechende För-derprogramme (siehe denBeitrag von Tapani Mik-keli) für die Unterstüt-zung von Innovationsak-tivitäten beschlossen.

Dienste für UnternehmenJuan Aroca Bermejo vomInstituto de Fomento Re-gion de Murcia, gefördertvon der EuropäischenKommission, stellte einen

interessanten Ansatz vor, wie PatLib-Zentren ihre Innovationsaktivitäten er-weitern könnten. Er berichtete über dieZusammenarbeit mit Patentanwälten miteinem webbasierten Dienst dem ServicioPeral. Fragen von Firmen werden bewer-tet und an entsprechende Agenturen fürden gewerblichen Rechtsschutz weiter-geleitet. Die Antworten werden wie-derum bewertet und an die Firmen wei-tergegeben. Damit entsteht beim dem In-stitut ein Fundus von Anmeldeunterlagenfür verschiedene Branchen. In Workshopswerden alle Fragen zu gewerblichenSchutzrechten und dem Urheberrecht er-läutert und vertieft.Reinis Markvarts vom Technologietrans-ferzentrum Kurzeme in Lettland erläu-terte die ersten Schritte vom Aufbaueiner Innovationskultur in Lettland. Ins-besondere die Universitäten müssten ausihrem Elfenbeinturm heraus und sichstärker mit Transferfragen beschäftigen.Dies würde in Lettland von staatlicherSeite und auch von der EU Kommissionintensiv gefördert.Justyna Sobecka von der Nicolaus Coper-nikus Universität in Torun, Polen, berich-tete über den Aufbau einer regionalen In-novationsstrategie, die dazu beitragensoll, dass Umfeld für mehr Wettbewerbund technologischen Fortschritt zu schaf-fen. Wissenschaftler sollen sich mit Ge-schäftsleuten zusammentun. Es gibt inTorun ein zentrales Informationszentrumund mehrere kleinere in der Provinz, einweiteres regionales Innovationszentrumin der Provinzhauptstadt Bydgoszsz, eineOnline-Bibliothek mit allen wissenschaft-lichen Veröffentlichungen aus der Regionund über 200 öffentliche Bibliotheken mitInternetzugang. Martine Clemente vom Französischen Pa-tentamt berichtete über die Ergebnisseder staatlich geförderten Umfrage zur Zu-friedenheit der Kunden mit IP-Vordiagno-sen.Auch in Frankreich sei festzustellen, dassKMU zwar innovativ tätig seien, ihre in-novativen Produkte aber nicht schützenlassen.

Das Französische Patentamt hat darauf-hin eine für Firmen kostenfreie Initiativegestartet, um das Innovationspotentialund die Wettbewerbsfähigkeit von Unter-nehmen zu stärken und mit Hilfe von vo-rausgehenden Diagnosen die Notwendig-keit zum Einsatz von gewerblichenSchutzrechten zu verdeutlichen. Bishersind insgesamt 1.500 Diagnosen durchge-führt worden. Inzwischen interessierensich auch Monaco, Portugal und Marokkofür dieses Programm.Ziel ist es, innovative Firmen, die gewerb-liche Schutzrechte, speziell Patente, lei-der nur in geringem Maße nutzen, zu be-raten und sie zu ermutigen, sich im Um-feld der Schutzrechte zur Lösung ihrerProbleme fachkundig zu machen. Von hundert Firmen, die im Jahre 2005diesen Dienst in Anspruch genommenhaben, äußerten sich 92 Prozent sehr zu-frieden und 80 Prozent der Befragten hat-ten besser verstanden, welchen WertSchutzrechte für ihr Untenehmen habenkönnen. Die Vorgaben bezogen sich auf firmenin-terne und firmenexterne Maßnahmen:Die firmeninternen Maßnahmen beinhal-teten im Wesentlichen Änderungen inder Organisation des Unternehmens, aufdie Bestellung von Sachbearbeitern fürSchutzrechte, auf die Wahrung und Siche-rung von Betriebsgeheimnissen und aufdie Schaffung eines besonderen Bewusst-seins für schutzrechtsrelevante Tatbe-stände im Betrieb bei Forschern und Mit-arbeitern. Großer Wert wurde auf die Zusammenar-beit mit Partnern und die Ausgestaltungvon Verträgen gelegt, so auch auf Ver-schwiegenheitsabkommen, Partner-schaftsabsprachen mit genauen Definitio-nen über die zu erbringenden Leistungenvon jeder Seite, die Nutzung von Ergeb-nissen gemeinsamer Forschung und Ent-wicklung, die Überarbeitung von Arbeits-verträgen und die Neuausrichtung desEinsatzes von Studenten.Die firmenexternen Maßnahmen bezogensich auf Kontakte zu Fachleuten und dieNutzung von Hilfsquellen. Mit Schutzrechtsexperten wurden Patent-anmeldungen und Verträge entworfen.Es wurde der Informationsdienst vonAgenturen in Anspruch genommen, diedie technologische Entwicklung über-wachten. Die Industrie- und Handelskam-mern stellten hierfür spezielle Dienste zurVerfügung. Gleiches gilt für PatLib-Zen-tren, die hier ebenfalls beteiligt warenund Informationsbroker. Eine weiterewichtige Quelle waren Partner mit Risiko-kapital, die Innovationen finanzierten(Oseo Innovation) und Technologiepart-ner, Universitäten und Institutionen, dieals Multiplikatoren tätig sind.Obwohl diese Diagnose für Firmen keineKosten verursachte, war das Interessedoch gedämpft und es war schwierig,Partner zu finden.

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Abbildung 3 Cornelia Blau: Phase 3 des Innovationsprozesses

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Unternehmen, die sich letztendlich dochentschlossen haben, teilzunehmen,waren Firmen, die bisher kein Patent an-gemeldet hatten, aber an einem innovati-ven Projekt arbeiteten. Bei ihnen wuchsdas Bewusstsein für den großen Wertvon Schutzrechten.Dies gilt auch für Firmen, die als Subun-ternehmer tätig waren und deren ge-schützter Markt zu verschwinden drohte.Sie mussten sich reorganisieren, neu auf-stellen und innovativ werden, wenn sieüberleben wollten.Firmen, die schon Kopien ihrer Produkteauf dem Markt fanden und erkannten,dass sie Schutzrechte benötigten, umdieser Piraterie zu begegnen. Zuletzt waren es aber auch Führungs-kräfte von Unternehmen, die alle Wegezum Wohle ihrer Firma ausloten wollten.Für KMU, die anschließend Schutzrechteangemeldet haben, war Folgendes aus-schlaggebend:� eine Start-up Firma benötigte Kapital

und erreicht dies durch die neue Tech-nologie und den Marktwert ihres Pa-tentes,

� eine Firma wollte ein Projekt gemein-sam mit Partner verwirklichen undwollte jede spätere Diskussion überdie Rechte vermeiden, die sich aus derKooperation ergeben,

� eine Firma fühlt sich in einer schwa-chen Position im Wettbewerb,

� eine Firma muss feststellen, dass ihrMitwettbewerber Patente anmeldethat und muss fürchten, die technolo-gische Führung zu verlieren.

Martine Clemente zog eine sehr positiveBilanz dieser Bemühungen. 98 Prozentder befragten Firmen würden anderenFirmen vorschlagen, diesen Dienst in An-spruch zu nehmen. Sie hat daher dasZiel, im Jahre 2007 insgesamt 500 Firmenfür dieses Projekt zu gewinnen. Es ergibt sich auch die Möglichkeit, dieseVordiagnosen zu Schutzrechten For-schungslaboratorien und innovativen In-stitutionen anzubieten.Jesus Banqueri von der Agencia IDEA(Consejo de Innovacion y Desarollo deAndalusia) (www.agenciaidea.es) erläu-terte die Aufgaben seiner Agentur als In-novationsmotor für Andalusien. Siehaben einen Vertrag mit dem SpanischenPatentamt und sind verantwortlich füralle Fragen zu Schutzrechten in Andalu-sien. Sie ermutigen Firmen und Universi-täten, sich mit Schutzrechtsfragen inten-siv zu beschäftigen und ihre Forschungs-ergebnisse zu schützen. Sie fördernUnternehmen mit neuen Technologien,sorgen für deren Vermarktung und Über-wachung.Sie bieten Strategien an, um Schutz-rechte optimal zu nutzen. Seit Eröffnungwurden insgesamt 18.000 Anfragen be-antwortet, die sich zu 83 Prozent aufMarken bezogen und nur zu 14 Prozentauf technische Schutzrechte.

Trainingsaktivitäten und Seminare sorgenin der Region für die Verbreitung derSchutzrechtsideen. Sie initiierten denTechnologietransfer von Unternehmen zuUniversitäten und umgekehrt und dies inganz Europa.Dabei setzen sie folgende Programme ein:� den Investitions- und Innovationsplan

(PAIDI) für Andalusien, um das Netz-werk für den Technologietransfer zustärken und die Forschungs- und Ent-wicklungsergebnisse bekannt zu ma-chen und zu übertragen,

� den Andalusischen Innovations- undModernisierungsplan (PIMA), um Inno-vationen und die technologische Ent-wicklung in KMU zu aktivieren

Gleichzeitig seien sie die Koordinatorenfür das südeuropäische Relay Zentrum(SEIRC)mit folgenden Diensten:� Bekanntgabe der Technologieange-

bote und Nachfragen von lokalen Kun-den,

� Auffindung von Partnern in Europadurch Netzwerke oder Veranstaltun-gen,

� Mediation bei Vereinbarungen zwi-schen dem Inhaber der Technologieund den Nutzern,

� Hilfe bei Fragen zu Schutzrechten allerArt,

� Hilfe bei der Beschaffung von Projekt-geldern auf nationaler und europäi-scher Ebene

� Hilfe bei Vertragsregulierungen.Mit regelmäßigen Reports wird über eineWebsite die Öffentlichkeit und die KMUsüber neue Technologien unterrichtet.

Werkzeuge und KompetenzenDominique Doyen vom Französischen Pa-tentamt berichtete über eine weitere in-teressante Initiative des Amtes zur Aus-und Weiterbildung von Lehrkräften derSekundarstufe zur Verbreitung des Wis-sens über gewerbliche Schutzrechte. Schüler der Sekundarstufe sollen sich derBedeutung von gewerblichen Schutzrech-ten und des Umfeldes bewusst werden,da die jungen Leute von heute schließlichdie Entscheidungsträger von morgensind.Es wurden jeweils Trainingskurse vonzwei Tagen durchgeführt und das Amtstellte mit einem „Infopoche“ und einem„Repères Practiques“ das Informations-und Lehrmaterial zur Verfügung. Für wei-tere 1.000 Lehrkräfte pro Jahr sind Kursegeplant. Alle zwei Jahre soll ein Wettbe-werb unter den Schülern ausgeschriebenwerden.Anna Fidziukiewicz von der TechnischenUniversität von Szcecin berichtete überdas Ergebnis einer Umfrage bei KMUs, obdie Potentiale und Möglichkeiten von re-gionalen Patentinformationszentren in

der Pomerania Euroregion in Polen im Be-wusstsein von Geschäftsleuten verankertsind.Die Resultate waren nicht ermutigend.Nur etwa die Hälfte der Befragten hattezwar schon einmal die Begriffe wie Pa-tent, Patentanspruch, Stand der Technik,oder Patentfamilie gehört, wusste abernicht, worum es sich im Detail handelte.Dies bedeutet, dass das Informationszen-trum noch große Aufgaben vor sich sieht,die Geschäftsleute in dieser Region mitden Gedanken an den gewerblichenRechtsschutz vertraut zu machen.

Mark Thompson, von UMIP – The Univer-sity of Manchester Intellectual PropertyLtd. stellte den erfolgreichen Aufbau unddie Aktivitäten eines neuen „Wissen-spools“ vor.Dieser Pool ist aus der Notwendigkeit er-wachsen, die Kommunikation zwischenden Transferorganisationen und denKMUs bzw. der Industrie zu fördern.Welche Erfahrungen können PatLib-Zen-tren in diesen Pool einbringen?Zunächst ist festzustellen, dass eine ef-fektive Vermarktung einer Technologieeine Menge spezifischer Informationenerfordert, die oft schwierig zu finden sind:� so z. B. Informationen über die Tech-

nologie des Mitwettbewerbers,� die Ermittlung von potentiellen Lizenz-

nehmern oder von Anwendungsgebie-ten und Verkaufschancen für neueTechnologien.

Gerade das Fachpersonal in den PatLib-Zentren verfügt über ein umfangreichesWissen zu Technologien, technologischenAnwendungen und Unternehmen, die aufdiesen Gebieten arbeiten.Die Einbindung in diesem Pool ermöglichtes ihnen, sehr effektiv zu dem Technolo-gietransferprozess beizutragen, indem sieauf einfache Weise die Informationsbe-dürfnisse der Beschäftigten in Transfer-abteilungen befriedigen. Dabei könnensie in ihrer Region die Firmenkontakte er-weitern und wertvolle Hilfen leisten.Basis dieses Pools ist ein in Großbritan-nien aufgebautes Netzwerk, das über E-Mail zugänglich ist, keine Kosten verur-sacht und in dem über 40 Universitätenund Technologietransfereinrichtungensowie PatLib-Zentren als Anfrageinstitu-tionen eingebunden sind. Bisher stellenmehr als 200 Teilnehmer regelmäßig Fra-gen. Es dürfen weder Reklame und Ange-bote verschickt werden. Erlaubt ist ledig-lich ein Satz bzw. eine Frage. In der Regelerhält der Anfrager 5 – 10 qualitativ hoch-wertige Antworten. Anfragen könnenauch an andere Wissenspools weiterge-leitet werden. So entsteht eine „interlin-ked community“. Diese Wissenspools stehen schon in ver-schiedenen Ländern bereit, so z. B. inPortugal und Spanien. Diese Pools sollenauch international verknüpft werden, umauch Kollegen in anderen Ländern befra-

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gen zu können und weitere Wissensquel-len zu erschließen. Ähnliche Netzwerkegibt es schon in Indien, Singapur und denskandinavischen Ländern.Valentin Mir vom Europäischen Patent-amt erläuterte das EU finanzierte Projektip4inno zur Sensibilisierung innovativerKMUs für gewerbliche Schutzrechte. Aus-gangspunkt waren die Zielvereinbarun-gen der EU Kommission in Lissabon(siehe auch Tapani Mikkeli).Die Zielgruppe sind Mitarbeiter vonTransfer- und Innovationsagenturen oderIndustrie- und Handelskammern oder In-stitutionen mit ähnlichem Auftrag, dieMitarbeiter in KMU in Fragen des ge-werblichen Rechtsschutzes aus- und wei-terbilden sollen. Dieser Personenkreis sollzunächst selbst mit Hilfe des EU Pro-gramms ausgebildet werden. Inzwischengibt es ein Konsortium mit 18 Partnern,die diese Aufgabe übernommen haben.Für Deutschland ist dies die FraunhoferGesellschaft. Für verschiedene andereLänder haben sich die Patentämter bereiterklärt, diese Aufgabe zu übernehmen.Die wissenschaftliche Koordination hatdas Europäische Patentamt übernom-men.Verschiedene Arbeitspakete, wie z. B. Ar-beitspaket 2, welches sich mit Studienund Analysen zu den Bedürfnissen vonKMUs beschäftigt oder Arbeitspaket 4,welches dazu beitragen soll, entspre-chendes Trainingsmaterial zu suchen undzusammenzustellen, damit Trainingsmo-dule ausgearbeitet werden können, wur-den je nach Bedarf Schritt für Schritt fer-tig gestellt. Im Arbeitspaket 6 liegt ein Pilotpro-gramm für ein Trainingschema vor, mitdessen Hilfe getestet werden soll, wie ef-fizient das Ausbildungsprogramm für dieAuszubildenden ist insbesondere in Hin-blick auf die Sprache, die Innovationskul-tur und das technologische Umfeld in derRegion.Ginny Baldwin, die Vorsitzende der Ar-beitsgemeinschaft der US amerikanischenPatentbibliotheken (PTDLA) gab einenÜberblick über die Aufgaben und Tätig-keitsbereiche der PatLib-Zentren in denUSA. Es gibt insgesamt 85 Zentren, diehauptsächlich von Universitäten und Öf-fentlichen Bibliotheken getragen werden.An der Universität von Nebraska wurdefür das Zentrum ein spezieller Recherche-raum eingerichtet und mit entsprechen-den Computern ausgestattet. Sogar dasamerikanische Patentamt hat Hardwarebereitgestellt und es ist möglich, mit ent-sprechenden Templates auf die Daten-bank (WEST) des Amtes zurückzugreifen,die den Prüfen zur Verfügung steht. Die Arbeitsgemeinschaft hat ein umfang-reiches Förder- und Ausbildungspro-gramm anzubieten, um das Personal überalle Fakten des gewerblichen Rechts-schutzes stets auf dem Laufenden zu hal-ten.

Es liegt ein strategischer Förderplan bis2012 vor, der Folgendes beinhaltet:� Wege aufzeichnen, wie die Anmel-

dung und die Verwaltung von Paten-ten und Marken elektronisch am bes-ten vorgenommen werden kann,

� das Personal zu ermutigen, sich zuFragen des gewerblichen Rechts-schutzes ständig weiterzubilden,

� Partnerschaften mit Zentren und Kol-legen in anderen Ländern zu erfor-schen, um die Ausbildung möglichsteffektiv zu gestalten,

� das Verständnis für den gewerblichenRechtsschutz zu verbessern und

� das Bewusstsein zu schärfen für Ver-letzungshandlungen.

Zum Abschluss erläuterte sie das Regel-werk des Verwaltungsrates ihrer Univer-sität für Erfindungen und die Nutzungdurch die Universität. Ein Drittel der ge-samten Einkünfte nach Abzug der Kos-ten, die der Universität durch das Paten-terteilungsverfahren entstanden sind, er-hält der Erfinder.

FinanzierungsmöglichkeitenGuido von Scheffer von der IP Bewer-tungs AG, zeigte in seinem Beitrag, aufwelche Weise für PatLib-Zentren durchdas Angebot neuer IP-Produkte zusätzli-che Geschäftsbereiche erschlossen wer-den können.Der Wert des Insiderwissens in Unter-nehmen ist in den letzten 20 Jahrenenorm gestiegen. Das bedeutet, dass Be-triebe ihr Wissen besser schützen müs-sen. Dies kann grundsätzlich durch denErwerb von Schutzrechten geschehen.Es ist aber fast immer festzustellen, dassdabei zwischen den Finanzmittel vonForschung und Entwicklung bis zu denersten Erlösen aus der Schutzrechtsan-meldung oft eine große Lücke klafft, diedurch Kredite bzw. Risikokapital ge-schlossen werden muss. Die Bonität fürdie Vergabe von Krediten wird durch Pa-tentbewertungen festgestellt.Zunächst müssen die schutzrechtsrele-vanten Bereiche überprüft werden, umverlässliche Bewertungsaspekte zu er-mitteln. Dies sind vor allem eine Recher-che zum Stande der Technik durch ex-terne Rechercheure, eine Analyse derAusgestaltungsmöglichkeiten und An-wendungsbereiche der Erfindung, einemögliche Abhängigkeit von fremdenSchutzrechten und die Durchsetzbarkeitdes Schutzrechtes gegenüber Einsprü-chen u. a. m. Ganz entscheidend hierbeiist die Überprüfung der Vermarktungs-möglichkeiten durch Lizenzvergaben,Verkauf oder Joint Ventures.Ist der Wert in etwa ermittelt, beginntdie Phase der Einwerbung von Finanz-mitteln. Hierfür stehen Fonds mit Risiko-kapital bereit.

Es ergeben sich aus der Sicht der Patent-inhaber folgende Vorteile:1. Zum Zeitpunkt der Vertragsunter-

zeichnung erhält der Verkäufer einenExklusivvertrag für die Zeit, bis derFonds vollständig platziert ist. DerSchutzrechtsinhaber könnte den Ver-trag auch dann aufrechterhalten,wenn das sehr unwahrscheinliche Er-eignis eintreten sollte, dass die Errich-tung des Fonds schief geht und dasminimale Finanzvolumen nicht erreichtwird. Das Risiko eines Fehlschlages istdadurch minimalisiert, weil die Deut-sche Bank AG als Partner für eine effi-ziente Platzierung verantwortlich ist.

2. Nach der erfolgreichen Ausgabe derFondsanteile erhält der ursprünglicheEigentümer des Patentes bereits Zah-lungen, wie dies zwischen den Par-teien vertraglich vereinbart war. DieHöhe der Zahlungen bemisst sich nachdem Wert und dem Status des Paten-tes (Anmeldung, Erteilung, Prototyp).

3. Die Grundidee des Patentwert Fonds(Patent value fund PVF) ist, die Pa-tente nicht vom Know-how abzutren-nen. In der Regel wird ein Vertrag ab-geschlossen für den Bau eines Proto-typs und die weiteren Entwicklungender Erfindung, die von der jeweiligenVermarktungsstrategie abhängt.Wenn möglich, ist hierbei die Institu-tion des Erfinders die erste Wahl fürdie Ausgestaltung und Weiterentwick-lung. Andererseits können aber auchdritte Parteien mit eingebundne wer-den. Der Patentinhaber hat teil an denErlösen, die sich aus dem Patent bzw.dem Patentportfolio ergeben. Der An-teil der Erlöse ist abhängig vom Statusdes Projektes. Alle Kriterien sind, nochbevor ein Projekt begonnen wird, indem grundlegenden Vertrag berück-sichtigt. Der Anteil wird geringer aus-fallen, wenn nur eine unveröffentlichteAnmeldung vorliegt ohne eine kon-krete Prüfung des Standes der Technikbzw. ohne eine Erteilung durch dasPatentamt. Wenn es schon potentielleLizenznehmer gibt oder schon ein Pro-totyp gebaut ist, sind die Anteile amErlös natürlich viel höher.

Welche Vorteile ergeben sich nun für denLizenznehmer:1. In der Regel erhalten Schutzrechtsab-

teilungen in großen Firmen täglichzahlreiche Lizenz- und Zusammenar-beitsangebote.

2. Ein großer Teil der täglichen Arbeitder IP Sachbearbeiter entfällt auf dieÜberprüfung der Erfindungen auf ihreVermarktungschancen.

3. Der PVF übernimmt diese Aufgabe,überprüft das angebotene Portfolioauf quantitative und qualitative Vor-teile und trifft eine Vorauswahl.Gleichzeitig werden dem möglichenLizenzgeber konkrete Vorschläge un-

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terbreitet, wobei die detaillierte Ana-lyse über die Vermarktungschancenes dem Lizenznehmer erleichtert, einezielgerichtete Entscheidung zu tref-fen. Damit entlastet der PVF die in-terne Schutzrechtsabteilung und ver-sorgt die Firma als „technology scout“mit neuen Ideen.

Zur Einwerbung von Risikokapital für dieVermarktung von Schutzrechte wurdenweltweit viele erfolgreiche Auktionendurchgeführt. Es gibt weltweit „blindpools“ mit einem Volumen von fünf bis 20Millionen Euro, die für die Vermarktungvon Patentportfolios bereitstehen.Bei einem Problem freien Einsatz neuerTechnologien kann z. B. die DeutscheBank AG für die Anmeldephase desSchutzrechtes bis zu 50.000 Euro und fürdie entsprechenden Produktionsanlagenvon 500.000 bis fünf Millionen Euro als Ri-sikokapital bereitstellen.

PatLib-Zentren könnten Partner dieser IP-Bewertungs-AG werden und damit fürdie Firmen in ihrer Region zu begehrtenDienstleistern, die dafür sorgen, dassneue Ideen fachgerecht und erfolgreichvermarktet werden können.

WorkshopsZum Abschluss soll noch von einem sehrErfolg versprechendem Workshop berich-tet werden und zwar über die Bewertungvon Patentportfolios. Nils Omland stelltedas IPscore Programm vor, das vom Däni-schen Patentamt entwickelt, getestetund bereits erfolgreich eingesetzt wordenist, um den Wert von Patenten zu ermit-teln.IPscore besteht aus einer Software für dieBewertung von Patenten und dazu einemumfangreichen Fragekatalog, um von Fir-men verwertungsrelevante Aussagen zuerhalten.Mit dem Programm können sowohl indivi-duelle Patente, wie auch patentierteTechnologien, Forschungs- und Entwick-lungsprojekte und sogar Ideen und Vor-schläge bewertet werden.Das Europäische Patentamt wird einenTrainingskurs anbieten, um PatLib-Zen-tren in die Lage zu versetzen, IPscore ge-zielt einsetzen zu können.

Alle Beiträge dieser Konferenz verfolgtendas Ziel, PatLib-Zentren den Weg zu In-novations- und Transferzentren zu ebnen

und mit Beispielen zu belegen, wie diesim Einzelnen erfolgen kann.

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BD Dipl.-Ing. Dieter Geiß

Mittelstraße 3344575 [email protected]

D e r A u t o r

Tagung, Spanien, Patent, Bibliothek,Informationsvermittlung,Weiterbildung, Wirtschaftlichkeit,Betrieb, Europäisches Patentamt

Pons Lernen und Üben Koreanisch. Der direkte Wegzur Sprache mit Audio-CD

Hyo-Sook Park. Stuttgart u.a. :Ernst Klett Sprachen GmbH, 2006,ISBN 3-12-560743-4,ISBN13 978-3-12-560743-9, 29,90 €.

Das Interesse an Korea, und damit an derkoreanischen Sprache, wächst ständig.Leider gibt es auf dem deutschen Bü-chermarkt bisher eine große Lücke fürdas Erlernen von Koreanisch, abgesehenvon einigen Reisesprachführern. DieseLücke versucht Pons nun zu schließen.Auch wenn es bis jetzt noch keinen KursKoreanisch von Pons gibt, wurde Ende2006 „Lernen und Üben Koreanisch“ aufden Markt gebracht.

Die Reihe „Lernen und Üben“ bietet keinTextbuch für Anfänger, sondern will Ler-nenden eine Unterstützung sein, indemzielgerichtet Wortschatz, Grammatik undGesprächssituationen vertieft werdenkönnen. Deswegen gibt es in jedem „Ler-nen und Üben“-Buch diese drei Teile. Siekönnen in beliebiger Reihenfolge bear-beitet werden. Lernen und Üben Koreanisch ist wie folgtaufgebaut: Nach einer kurzen Einführungin die Sprache, mit Ursprung und Entste-hung des Hangeul (der koreanischenSchrift), sowie dem grundlegenden Satz-bau folgt ein Kapitel zum Erlernen vonHangeul. Die Wortschatzübungen de-cken 14 Themengebiete ab, der Gramma-tikteil besteht aus 25 Abschnitten. Dieerlernten Kenntnisse können in den da-rauffolgenden 15 Gesprächsituationenvertieft werden. Jeder Abschnitt besteht aus zwei Seiten.Auf der linken Seite werden die Gramma-tik oder der Wortschatz übersichtlichdargestellt, auf der rechten Seite stehendirekt die Übungen. Im Anhang des Buches befinden sichVerbtabellen, der Lösungsschlüssel fürdie Übungen sowie ein Mini-Wörterbuch. Mitgeliefert wird eine CD mit Audio undMP3 Dateien. So kann zu jeder Zeit dieAussprache des Erlernten kontrolliertwerden. Für den Gebrauch des Buches ist dieÜbersichtlichkeit, sowohl vom Layout alsauch von der Einteilung des Buches, ein

großes Plus. Alle Übungen und Texte ste-hen sowohl in Hangeul als auch in derTranskribierung, sodass man sich leichtan die fremde Schrift gewöhnen kann.Auch der Aussprachetrainer auf der CDist sinnvoll. Leider ist dazu zu bemerken,dass die Aussprache auf der CD zwarleicht zu verstehen ist, aber von derschnellen, affektierten koreanischen Aus-sprache doch abweicht. Zuletzt die Frage: ist das Buch für blutigeAnfänger geeignet? Wie erwähnt, es istsicher kein Textbuch im klassischenSinne, die üblichen landeskundlichen Ab-schnitte fehlen. Trotzdem werden allewichtigen Elemente, vom Erlernen derSchrift bis hin zu Anfängerwortschatzund Grammatik, deutlich präsentiert.Verglichen mit einem klassischen Text-buch ist die Informationsdichte per Ab-schnitt jedoch deutlich höher. Für Anfänger in Koreanisch, die ein Buchhaben oder einen Kurs besuchen, ist die-ses Buch jedoch auf jeden Fall zu emp-fehlen, denn mit Basiskenntnissen bieteteinen schnellen und effektiven Weg umErlerntes zu festigen und den Wort-schatz weiter auszubauen. Dann kannman auch getrost dem Ratschlag des Bu-ches folgen, das neu erlernte Wissen beieinem Besuch im koreanischen Restau-rant anzuwenden.

Marie-Eve Menger, Groningen(Niederlande)

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FaMI-Portal.de (www.fami-portal.de)wendet sich in erster Linie an Berufstä-tige, Auszubildende und JobsuchendeFachangestellte für Medien und Informa-tionsdienste, im Weiteren kurz FaMI ge-nannt, in den fünf Fachrichtungen: Ar-chiv, Bibliothek, Bildagentur, Informationund Dokumentation & Medizinische Do-kumentation sowie deren Ausbilder(innen). Bibliotheksassistent(inn)en undMedizinische Dokumentationsassistent(inn)en sind ebenfalls gerne gesehen.

Der Beruf des Fachangestellten für Me-dien- und Informationsdienste ist nochrecht jung und wurde 1998 bzw. 2000(Fachrichtung Medizinische Dokumenta-tion) geschaffen. FaMIs sollen zu Spezia-listen in der Recherche und Aufberei-tung von Medien und Informationen aus-gebildet werden. Die Tätigkeit ist nichtzu letzt wegen der fünf Fachrichtungensehr vielseitig.

Das FaMI-Portal wurde im Rahmen un-serer Ausbildung bei einem Bildungsträ-ger in Essen im September 2003 zum In-formationsaustausch und gemeinsamenLernen ins Leben gerufen. Ursprünglichwollte der Bildungsträger solch einePlattform für die Ausbildungszeit zurVerfügung stellen.

Seitdem haben wir uns erst für die nach-folgenden Ausbildungskurse bei unse-rem ehemaligen Bildungsträger, dannfür alle FaMIs der Fachrichtung Medizi-nische Dokumentation und schließlichfür die vier anderen Fachrichtungenbundesweit geöffnet. Letzteres ging ein-her mit der Fusion unseres Forums mitdem der Seite FaMI4u.de (www.fami4u.de). FaMI4u.de ist eine Projekt vonAuszubildenden aus Bayern, die die Be-rufsschule für Medien in München be-such(t)en.

Ziel des Portals ist es eine gemeinsameinternetbasierte Plattform für Auszubil-dende und berufstätige FaMIs sowiederen Ausbilder zu schaffen. Diese Platt-form soll bei der Ausbildung selbst, deranschließenden Berufstätigkeit und derJobsuche Hilfestellung bieten. Des Wei-teren möchten wir das Berufsbild in derÖffentlichkeit, insbesondere bei poten-

tiellen Ausbildungseinrichtungen undArbeitgebern bekannter machen unduns aktiv an der Weiterentwicklung desBerufes beteiligen.

Den Auszubildenden und bereits berufs-tätigen FaMIs sowie allen anderen Inte-ressierten bietet das Portal u. a. dasForum, ein Linkverzeichnis, Lexikon,Acronyme-Verzeichnis, Suchfunktion etc.Ausschließlich registrierten Benutzernstehen Funktionen wie die Volltextsuchein Bereichen die ausschließlich regis-trierten Mitgliedern zugänglich sind, einE-Learning-Modul, der Downloadbe-reich, Chat, individuelle Einstellungendes Accounts, Privatnachrichten (diessind Textnachrichten zwischen Mitglie-dern im Forum), ein Webmailer mit per-sönlicher E-Mail-Adresse, Themen-Abonnements mit Benachrichtigung beineuen Beiträgen u. v. m. zur Verfügung.Hierzu nutzen wir eine professionelle aufPHP und MySQL basierende Commu-nity-Software, auf welche diverse Zu-satzdienste wie beispielsweise das Por-tal aufsetzen.

Bestimmte Bereiche des Portals sind nurdenjenigen registrierten Benutzern zu-gänglich, die bei der Registrierung An-gaben zur Ausbildung gemacht haben.Die Registrierung selbst ist selbstver-ständlich kostenlos und unverbindlich.Die bei der Registrierung gemachten An-gaben sind ausschließlich anderen regis-trierten Benutzern (die selbst Angabengemacht haben) zugänglich.

Derzeit (Juni 2007) haben wir mehr als700 Mitglieder die u. a. ca. 6600 Beiträgein ca. 1660 Themen verfasst haben. U. a.stehen im Download-Bereich 88 Dateienbereit, das Linkverzeichnis umfasst meh-rere hundert Links, das Lexikon verfügtderzeit über 303 Einträge in acht Kate-gorien. Im selbst programmierten E-Learning-Modul stehen zahlreiche Fra-gen in diversen Kategorien zum eigen-ständigen Lernen zur Verfügung. EineAuswertung der gegeben Antwort ge-schieht am Ende jeder Kategorie, dieÜberprüfung der Richtigkeit der Antwor-ten erfolgt unmittelbar. Wir wollen dieseBereiche in nächster Zeit noch weiterausbauen.

Bitte informieren Sie ggf. Ihre FaMI-Aus-zubildenden über das Portal. Wir wür-den uns freuen wenn die FaMIs ausIhrer Institution oder Sie selbst sichaktiv am Aufbau der ersten und größtenFaMI-Community im WWW beteiligten.Sollten Sie Berufsschulunterricht im Be-reich der FaMI-Ausbildung geben, stel-len Sie das Portal doch bei Gelegenheitim Rahmen einer Unterrichtseinheit vor.Hierbei sollten Sie beachten, dass aus Si-cherheitsgründen mehrere Registrierun-gen mit der bei der Registrierung sehrwahrscheinlich genutzten statischen IP-Adresse der Berufsschule (oder auch derArbeitsstelle) nur im Abstand einigerwenigen Minuten möglich ist. Die Frei-schaltung der Accounts erfolgt manuellund kann deshalb einige wenige Stun-den in Anspruch nehmen. Für Ausbildergibt es ein eigenes Unterforum, auf wel-ches nur Ausbilder Zugriff haben. Spe-zielle Unterforen nur für Benutzer ausbestimmten Berufsschulen gibt es der-zeit für Schüler der Schulen in Münchenund Essen.

Das Portal wird werbefrei und aus reinprivaten Mitteln finanziert.

Für Rückfragen steht das FaMI-Portal.deTeam gerne zur Verfügung. Der Autorselbst steht unter [email protected] für einen weitergehendenAustausch zur Verfügung.

Kurz zu Person des Autors: Ich bin derBetreiber des Portals und einer der Ad-ministratoren. 2005 habe ich erfolgreicheine Ausbildung zum Fachangestelltenfür Medien- und Informationsdienste inder Fachrichtung Medizinische Doku-mentation abgeschlossen und bin seit-dem beim Institut für Medizinische Infor-matik, Biometrie und Epidemiologie inEssen am dortigen Universitätsklinikumtätig.

Torsten Zimmermann([email protected])

FaMI-Portal.de – eine Communityplattform für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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2008 stehen in Gerlingen zwei große Er-eignisse an. Zum einen die 50-Jahrfeierzur Verleihung des Gerlinger Stadtrechtsund zum anderen feiert die Stadtbüchereiihr 10-jähriges Jubiläum am neuen Stand-ort. Dieses wichtige Ereignis für dieStadtbücherei Gerlingen ist der Anlassfür eine Kooperation mit der Hochschuleder Medien Stuttgart.

Eine Projektgruppe des neuen Bachelor-Studiengangs Bibliotheks- und Informati-onsmanagement an der Medienhoch-schule unterstützt seit März 2007 dieStadtbücherei bei ihren umfangreichenVeranstaltungsplanungen. Unter der Lei-tung von Ulrike Born, Leiterin der Stadt-bücherei, und Prof. Dr. Wolfgang Ratzekvon der Stuttgarter Hochschule, realisiertdie elfköpfige Projektgruppe von ange-henden Informationsspezialisten das Ver-anstaltungs- und Filmkonzept für die Ju-biläumsaktivitäten der Stadtbücherei.

Die Konzeption für die Feierlichkeitenwurde in drei verschiedene Teilprojektegegliedert. Das erste Teilprojekt befasstsich mit der Realisierung einer Ausstel-lung zum Thema „Gerlingen liest“ undder zeitgeschichtlichen Dokumentationdes Jahres „1958“, durch Literatur, Filmund Musik, mit dem Hintergrund der 50-Jahrfeier der Stadt Gerlingen. Zur Samm-lung von historischen Zeitzeugen für dieAusstellung, in Form von Fotos, Schall-platten, Bücher, Radios, etc., wurde einöffentlicher Bürgeraufruf initiiert, der zuraktiven Beteiligung der Gerlinger Bürgeran der Ausstellungsvorbereitung aufruft .

Im zweiten Teilprojekt konzentriert sichdie Arbeitsgruppe „Event“ auf die Um-

setzung der Jubiläumsveranstaltung zum10. „Geburtstag“ der Stadtbücherei.Auch hier wird der Fokus auf dem Jahr1958 liegen. Dazu gehört der Auftritteiner Rock ‘n Roll Band, die mit Ever-greens der 50er Jahre nicht nur den älte-ren Gästen ein Lachen ins Gesicht zau-bern wird, aber auch diverse Spiele undRätsel für die kleinen Gäste des Hausesgehören zum Angebot.

Im dritten Teilprojekt produziert dasTeam einen Imagefilm für die Medienin-stitution und einen virtuellen 360° Rund-gang. Die Filmaufnahmen wurden unterreger Beteilung der Gerlinger Bürger undder Mitarbeiterinnen des Hauses durch-geführt. Selbst der Gerlinger Bürgermeis-ter Georg Brenner stellte sich in einem In-terview den Fragen des Filmteams undäußerte sich lobend über das Gemein-schaftsprojekt.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtou-ren und bis zur Fertigstellung des Pro-

jekts Ende Juni 2007 gibt es noch viel zutun für das Team der angehenden Biblio-theks- und Informationsmanager.

Das Studium des Studiengangs Biblio-theks- und Informationsmanagementkonzentriert sich auf die Kernkompeten-zen, die für das Bibliotheks- und Kultur-management in Stadt- und Gemeindebi-bliotheken oder Mediatheken erforderlich

sind und die den Ar-beitsfeldern in wissen-schaftlichen Universal-und SpezialbibliothekenRechnung tragen, etwabei Universitäten, For-schungsinstitutionen,Firmen, Parlamenten,Gerichten, Museen, Kir-chen, Verbänden undMedienanstalten.

Dieses Gemeinschafts-projekt schafft für alleBeteiligten entschei-dende Vorteile. DieStadtbücherei kann dasKnow-how der Stuttgar-

ter Medienhochschule nutzen und dieStudenten haben die Möglichkeit ihreFertigkeiten in einem realen Projekt unterBeweis zu stellen. Die Kooperation sollfür die zukünftige Kommunikation undZusammenarbeit zwischen Bibliothekenund Informationseinrichtungen und demStudiengang der Hochschule der MedienStuttgart wegweisend sein.

Volker Geske und Robert SchmidtProjektgruppe SB Gerlingen –

HdM Stuttgart

Stadtbücherei Gerlingen kooperiertmit der Hochschule der Medien Stuttgart

Bachelor–Studiengang für Bibliotheksmanagement etabliert sich mit Projektarbeit

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Seit mittlerweile 93 Jahren werden inLeipzig erfolgreich Bibliothekare ausge-bildet. 15 Jahre davon ist das bibliotheka-rische Studium an der Hochschule fürTechnik, Wirtschaft und Kultur Leipzig(FH) zu Hause. Der an der HTWK Leipzigangebotene Diplom-Studiengang Biblio-theks- und Informationswissenschaftblickt somit auf eine lange Tradition zu-rück. Doch mit der Umstellung der Di-plom-Studiengänge auf die AbschlüsseBachelor und Master im Zuge des Bo-logna-Prozesses wird sich auch der Studi-engang Bibliotheks- und Informationswis-senschaft verändern. Ebenso hat auch dieNeugründung des Fachbereiches Medienim September 2006 Auswirkungen aufdie bibliothekarische Ausbildung an derHTWK Leipzig.

Über diese beiden Neuerungen und ihreKonsequenzen wollte das „Praktikertref-fen 2007“ des Studiengangs Bibliotheks-und Informationswissenschaft am 5. Juni2007 informieren. Organisiert wurde dasTreffen von Studentinnen der Bibliotheks-und Informationswissenschaft im Rah-men des Lehrgebietes „Öffentlichkeitsar-beit“ (Prof. Dr. A. Nikolaizig). Dieses Wahlpflichtfach im 6. Semesterhat das Ziel, die Fähigkeit zur selbständi-gen Entwicklung von PR-Konzepten aus-zubilden. Dabei werden wesentlicheKenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeitenim Umgang mit den Methoden der Öf-fentlichkeitsarbeit vermittelt. Im Mittel-punkt steht stets die praktische Anwen-dung der Methoden. An einem konkretenFallbeispiel erlernen die Studierenden diePlanung, Realisierung und Evaluierungeines Projektes1. Die inhaltliche didakti-sche Zielstellung wird verknüpft mit demStudienziel, Kenntnisse, Fähigkeiten undFertigkeiten des Projektmanagementsund inkludiert Schlüsselqualifikationen zuvermitteln. In Form des theoriebegleite-

ten Projektunterrichtes präsentieren alleStudierenden ihre Zwischenergebnisse(Ziele, Zielgruppe, gewählte Methoden,Probleme) und beenden das Projekt ineinem Abschluss-Kolloquium sowie miteiner Hausarbeit.In diesem Studien-Kontext wählten dieAutorinnen das Projekt „Leipziger Prakti-kertreffen 2007“.Das Leipziger Praktikertreffen hat bereitsTradition, es findet in unregelmäßigenAbständen statt und richtet sich direktan bisherige und zukünftige Praxispart-ner des Studiengangs Bibliotheks- undInformationswissenschaft. So wurden ne-ben den Kollegen aus Öffentlichen undWissenschaftlichen Bibliotheken auchMitarbeiter der Landesstellen für Biblio-theken und Museen, Praxispartner ausSpezialbibliotheken und Vertreter vonBibliotheken und Informationseinrichtun-gen im Ausland eingeladen. Ziel desPraktikertreffens ist es, durch Vorträgeund die Möglichkeit zur angeregten Dis-kussion den fachlichen Austausch unddie Zusammenarbeit zwischen Hoch-schule und den Praxispartnern zu ver-bessern, aber auch den Vertretern derPraktikumseinrichtungen für ihre bishe-rige Unterstützung und Kooperation zudanken. Im Laufe der Organisation des diesjähri-gen Praktikertreffens konnte eine großeResonanz auf Seiten der Praxispartnerbeobachtet werden. Der Einladung nachLeipzig folgten schließlich etwa 40 Mitar-beiter von Praktikumseinrichtungen ausganz Deutschland. Nach einer Begrüßungdurch den Dekan des neuen FachbereichsMedien Prof. Dr. Uwe Kulisch, informierteder Studiendekan des Studiengangs Bib-liotheks- und InformationswissenschaftProf. Dr. Gerhard Hacker über die Chan-cen, die aus der Neugründung des Fach-bereichs Medien resultieren, sowie überdie Veränderungen, die sich im Studien-gang Bibliotheks- und Informationswis-senschaft infolge des Bologna-Prozessesergeben werden.

Der neue Fachbereich MedienDer Fachbereich „Medien“ löste ab 1.September 2006 die beiden Fachbereiche

„Buch und Museum“ sowie „Polygraphi-sche Technik“ ab. In diesem neuen Fach-bereich vereinen sich die StudiengängeBibliotheks- und Informationswissen-schaft, Buchhandel/Verlagswirtschaft,Druck- und Verpackungstechnik, Medien-technik, Museologie und Verlagsherstel-lung. Ziel der Vereinigung ist in erster Linieeine einheitliche Organisationsstrukturfür alle Medienstudiengänge, die an derHTWK Leipzig angeboten werden. Durchdie Konvergenz der MedienbereichePrint, Verlag, Fernsehen, Hörfunk und In-formationstechnologien und ihre Zusam-menführung in einem Fachbereich kön-nen Schnittmengen zwischen den ein-zelnen Studiengängen genutzt undSynergieeffekte sinnvoll in eine intensive,umfassende, kompetente und effektiveLehre umgesetzt werden. Die zukünfti-gen Bachelor- und Master-Absolventendes Fachbereichs werden so auf hohemwissenschaftlichem Niveau und zugleichpraxisnah auf ihre spätere Berufspraxis inInformationseinrichtungen und Unterneh-men der Medienbranche vorbereitet. In-nerhalb des neuen Fachbereichs wird vielWert gelegt auf eine starke Vernetzungder einzelnen Medienbereiche und eineZusammenarbeit in flexiblen Organisati-onsformen und interdisziplinären Projek-ten. Auch räumlich soll sich die Zusammen-führung der beiden ehemaligen Fachbe-reiche bemerkbar machen: ab 2008 wer-den alle Studiengänge des FachbereichsMedien auf dem HTWK Campus im Leip-ziger Süden zusammenfinden. Im Juni2007 wurde bereits mit dem Bau einesneuen Medienzentrums mit Studioräu-men, Schnitt- und Compositing-Arbeits-plätzen, einem Drucksaal und weiterenLaboren begonnen.

Ein Markenzeichen des neuen Fachberei-ches wird auch weiterhin in der Vielfaltseiner studentischen Projekte bestehen.Schon jetzt vereint der Fachbereich Me-dien zahlreiche unterschiedliche Projekte– viele davon in enger Kooperation mitPraxispartnern – unter seinem Dach, dieauch in Zukunft im Rahmen von Bachelor-und Masterstudiengängen gepflegt underweitert werden sollen.

Bibliothekarische Ausbildung in Leipzig

Zukunftsperspektiven beim Praktikertreffen 2007 des Studiengangs Bibliotheks- und Informationswissenschaft

1 Ergebnisse der Lehrveranstaltung sind u.a.:Exmatrikulationsfeiern des jeweils 8. Semes-ters, die elektronischen Bibliotheksverzeich-nisse für Sachsen (www.fbm.htwk-leipzig.de/index.php?id=139) und Leipzig (www.biblio-theken.leipzig.de), die Publikationen VonCrepes Museion bis Online-Drink: Bibliothe-karische Rezepte für Lesehungrige, ISBN 3-9807474-1-7 und BIBLIOFIT: ein Fitnessbuchfür Bibliothekare, ISBN 3-936960-12-7

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Bachelor und MasterIm Zuge des Bologna-Prozesses werdenalle Studiengänge am Fachbereich Me-dien bis 2008 auf die Abschlüsse Bachelorund Master umgestellt. Dies betrifft auchden Diplom-Studiengang Bibliotheks- undInformationswissenschaft. Erste Schrittehin zu einer internationalen Vergleichbar-keit der Studienangebote im entstehen-den europäischen Hochschulraum wur-den an der HTWK Leipzig allerdingsschon im Jahr 2000 gemacht: Bereits seitder damaligen Einführung des durchgän-gig modularisierten Diplom-Studiengan-ges Bibliotheks- und Informationswissen-schaft werden für alle Module die im eu-ropäischen Hochschulraum nun überallüblichen ECTS-Punkte2 vergeben, wasdie bevorstehende Umstellung auf dieneuen Abschlüsse und Studienstrukturendeutlich erleichtert. Ab dem Wintersemester 2008/2009 sollder Diplom-Studiengang durch gestufteStudiengänge, die zu den AbschlüssenBachelor und Master führen, abgelöstwerden. Der siebensemestrige Bachelor-Studiengang wird dabei Kenntnisse undKompetenzen äquivalent zum Diplom-Studium vermitteln. In den ersten drei Se-mestern wird es dabei in erster Linie umdie Vermittlung breiter Basiskompeten-zen gehen (zum Beispiel in den BereichenInformationserschließung und -vermitt-lung, Bibliotheksinformatik und Daten-banken, Benutzung und Marketing, Buch-und Bibliotheksgeschichte, Bestandsent-wicklung und Literatur). In den übrigenvier Semestern haben die Studentendann die Möglichkeit, sich durch ein brei-tes Angebot an Wahlpflichtmodulen,durch die Mitarbeit in Projekten und dieAbsolvierung des Praxissemesters indivi-duell zu profilieren. Durch die Wahl einesStudienschwerpunktes wird die Wahl derangebotenen Module strukturiert (die ge-planten Studienschwerpunkte sind: Infor-mationserschließung und -vermittlung,Literatur- und Medienvermittlung sowieKinder- und Jugendbibliotheksarbeit). Da-neben hat der Student freie Wahl ausdem weiteren Angebot von Wahlpflicht-modulen sowie bei den Themen für seineProjekt- und Bachelorarbeit.

Auf den Bachelor-Studiengang aufset-zend, soll am Fachbereich Medien auchein konsekutiver Master-StudiengangBibliotheks- und Informationswissen-schaft angeboten werden. In drei Semes-tern sollen dabei durch den Besuch vonPflicht- und Wahlpflichtmodulen, ineinem integrierten Projektpraktikum unddurch die Anfertigung einer Masterarbeitinsbesondere Leitungs- und Manage-mentkompetenzen der Studierenden ge-stärkt werden. Darüber hinaus soll dieMöglichkeit bestehen, sich als Master-Studierender fachlich profiliert zu qualifi-zieren. Die Wahl einer der drei geplanten

Profillinien (Musikbibliotheken, Histori-sche Bestände oder Bibliothekspädago-gik/Teaching Library) bedingt die Bele-gung von je zwei Profilierungsmodulensowie die thematische Zuordnung vonProjektpraktikum und Master-Arbeit zurjeweiligen Profillinie.

Im Anschluss an den Vortrag des Studi-endekans berichtete die Praktikumsver-antwortliche Prof. Dr. Andrea Nikolaizigüber die geplanten Veränderungen in derPraktikumsordnung des Studiengangesinfolge der von Prof. Hacker erläutertenNeuerungen.

Die neue PraktikumsordnungDas Praxissemester soll auch im Zuge derUmstellung auf Bachelor und Master imStudienablauf erhalten bleiben. Die Stu-

dierenden werden im 5. Fachsemesterein 20-wöchiges Praktikum absolvieren.Auch das sogenannte Orientierungsprak-tikum am Ende des ersten Semestersbleibt bestehen. Weiterhin wird den Stu-dierenden, wie bisher, die Wahl einer ge-eigneten Praktikumseinrichtung freige-stellt und Praktika an Bibliotheken undanderen informationsvermittelnden Ein-richtungen im Ausland werden weiterhinausdrücklich empfohlen. Das im Diplom-Studiengang übliche zweite vierwöchigeInformationspraktikum im Grundstudiumund das ebenfalls vierwöchige Spezial-praktikum zu Beginn des 7. Semesterswerden nach dem heutigen Stand derPlanung wegfallen. Innerhalb des Master-

2 European Credit Transfer System, weitere In-formationen zum Kreditpunkte-System undder Modularisierung von Studiengängenunter www.hrk.de/bologna/de/home/1923.php

Präsentation zum Thema Praktikumserfahrungen

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Studiums wird es dagegen ebenfalls einPraktikum geben, das durch eine kon-krete Projektaufgabe inhaltlich definiertsein soll.

Verbindliche Angaben zur inhaltlichenGliederung des Bachelor- und des konse-kutiven Master-Studienganges Biblio-theks- und Informationswissenschaft, zuden konkreten Studienschwerpunktenund Profilierungsangeboten sowie zuLage und Dauer der Praktika werden sichin der neuen Studienordnung finden, dievoraussichtlich zu Beginn des Winterse-mesters 2007/2008 in schriftlicher Formvorliegen wird.

ErfahrungsaustauschNach den Vorträgen der Referentenergab sich eine angeregte Diskussionüber die bisherige und die geplante Prak-tikums- und Studienordnung, die von Sei-ten der Hochschule wie auch von Seitender Praxispartner als sehr konstruktivund bereichernd bewertet wurde. Sowurde beispielsweise die Idee geäußert,eine Online-Praktikumsbörse einzurich-ten, in der Bibliotheken und Informations-einrichtungen freie Praktikumsstellenausschreiben können. Im Laufe der Dis-kussion zeichnete sich weiterhin derWunsch ab, den Praxispartnern die Teil-nahme am jährlichen Praktikumskollo-

quium des Studienganges zu ermögli-chen. Innerhalb dieses Kolloquiums prä-sentieren die Studierenden des sechstenSemesters nach der Rückkehr aus ihremPraxissemester ihre jeweilige Praktikums-einrichtung und berichten über ihre Er-fahrungen.

Um auch den Teilnehmern des Praktiker-treffens einen Einblick in diese Erfahrun-gen zu ermöglichen, referierten anschlie-ßend drei Studierende über ihre bisheri-gen Praktika. Dabei konnten sich diePraxisvertreter ein Bild machen von dergroßen Bedeutung der Praktika im Studi-enverlauf und von den Problemen und Er-folgserlebnissen, die ein solches Prakti-kum für die Studenten und Praxiseinrich-tungen mit sich bringt. Von großerBedeutung für die Studenten scheintdabei die Möglichkeit, im Studium er-langte theoretische Kenntnisse in derPraxis konkret anwenden und üben zukönnen. Auch für die weitere beruflicheOrientierung sind Praktika wichtig; dieStudierenden haben die Möglichkeit,zahlreiche Bereiche bibliothekarischenArbeitens kennen zu lernen und im kon-kreten Arbeitsalltag eigene Stärken undSchwächen zu erkennen. Ergänzt wurdendiese Eindrücke durch eine Präsentationmit Fotos und Zitaten von Studierendenaus dem 4. und 6. Fachsemester. Bei Kaffee und Kuchen gab es schließlichdie Möglichkeit, die Erkenntnisse des

Tages zu reflektieren,sich nochmals in kleine-rer Runde zu unterhalten,neue Kontakte zu knüp-fen oder alte aufzufri-schen. Mit einer Stadt-führung durch das son-nige Leipzig und einemgemütlichen Beisammen-sein in „Auerbachs Kel-ler“ wurde der Tagschließlich erfolgreich ab-gerundet.

Das Praktikertreffen desStudiengangs Biblio-theks- und Informations-wissenschaft soll auch inZukunft fortgeführt wer-den. Es bietet eine sehrsinnvolle Plattform, umüber aktuelle Entwick-lungen innerhalb des Stu-diengangs zu informierenund somit die gute Zu-sammenarbeit zwischenden Praktikumseinrich-tungen und der HTWKLeipzig zu fördern.

Weitere Informationen zuden aktuellen Studienan-

geboten des Studienganges Bibliotheks-und Informationswissenschaft erhaltenSie bei:Prof. Dr. Gerhard HackerStudiendekan des Studienganges Biblio-theks- und Informationswissenschaft,Fachbereich MedienHTWK LeipzigTelefon: 0341/[email protected]

Weitere Informationen rund um die Prak-tika innerhalb des Studienganges Biblio-theks- und Informationswissenschaft er-halten Sie bei:Prof. Dr. Andrea NikolaizigPraktikumsverantwortliche des Studien-ganges Bibliotheks- und Informationswis-senschaftFachbereich MedienHTWK LeipzigTelefon: 0341/3076-5453nikolaiz@fbm. htwk-leipzig.dewww.fbm.htwk-leipzig.de

Wir bedanken uns auf diesem Wegenochmals bei allen Referierenden desTages, die das Praktikertreffen 2007 mitihren Vorträgen bereichert haben und na-türlich bei allen Vertretern der Praxis, diees ermöglichen konnten, nach Leipzig zukommen.

Organisationsteam Praktikertreffen 2007

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Das Organisationsteam Praktikertreffen 2007: (von links) Kathrin Holenstein, Carina Felgner, Susann Schaller, Anne FriedrichStudentinnen der Bibliotheks- und InformationswissenschaftHochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH)

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Er wollte kein großes Aufsehen, keinenKult um seine Person. Doch wenn derletzte große Pionier der Informationswirt-schaft die Bühne verlässt, spricht sichdas herum und der Abschied läuft danndoch nicht ganz so, wie geplant. KeineDankesreden, war vorab als Losung aus-gegeben worden. Der erste, der sich nichtdaran hielt, war Dr. Christof Aschoff, Ge-

schäftsführer von Genios-GBI: „Da ichIhre Empfindsamkeit kenne, sage ich nurzwei Sätze, die Ihnen von mir und HerrnMüller-Bader geschuldet sind (...) Siehaben das Fundament unserer Firma ge-legt. Wir haben Sie als den Vater der On-line-Szene betrachtet und Ihr treffsiche-res Urteil immer bewundert“. Genthhatte, als GBI noch das Laufen lernte, als

erster die GBI Daten-bank BLIS (Betriebswirt-schaftliche Literatur) aufFIZ Technik aufgelegt.

Genth bleibtder DGI erhaltenNach Aschoffs kurzerRede hielt es DGI-Vize-präsidentin Anne Beinauch nicht mehr aufihrem Platz. Mit knap-pen Worten brachte sie,die eigentlich vorhatte,respektvoll den Wunschdes großen Förderersder DGI zu akzeptieren,auf den Punkt, wasPeter Genth für die DGIbedeutet: „Sie habenuns immer unterstützt.Ganz besonders in kriti-schen Zeiten. Dafür be-danken wir uns und wirhoffen, dass Sie uns erhalten bleiben“.Genth bestätigte,dass er der DGI auchweiterhin beratend zurVerfügung stehen wird.Eine Führungsposition,so seine Antwort aufeine entsprechendeNachfrage, wolle er al-lerdings nicht überneh-men. Man hatte ihn of-fenbar bereits auf eineKandidatur für das DGIPräsidium angespro-chen.

Ursula Deriu übernimmtdie Geschäftsführung

An der Spitze des FIZ Technik steht ab 1.Juli 2007 eine Frau: Ursula Deriu, Mathe-matikerin und langjährige selbständigeUnternehmerin. Über ihre Firma pflegtedie Schweizerin mit dem FIZ Technik imBereich IT und Produktentwicklung seit1998 engen Kontakt. 2004 übernahm siedie Verantwortung für den IT-Bereich desFIZ Technik. Ab 2006 befand sie sichdann „in Einarbeitung“ für ihre neue Po-sition, wie es der Vorstandsvorsitzendedes FIZ Technik e.V., Dr. Bertold Grützma-cher (Heidelberger Druckmaschinen), inder Begrüßung ausdrückte. Ursula Deriuwar ab diesem Zeitpunkt neben GenthMitglied der Geschäftsführung des FIZTechnik und legte, wie im späteren Ver-lauf der Veranstaltung zu erfahren war,ein Hauptaugenmerk auf die Fertigstel-lung der neuen FIZ Technik Suchma-schine. „Die Einarbeitung ist nun abge-schlossen“, sagte Grützmacher. Die Beta-Version der Suchmaschine ist auch fertig.

38 Jahre durch Höhen und Tiefen der Informationswirtschaft

Über mehr als 38 Jahre Berufstätigkeithing das Herz von Genth an der Informa-tionswirtschaft. Auch noch an seinemletzten offiziellen Arbeitstag, dem 29.Juni 2007. Diesen Tag widmete er ihrerZukunft. Rund 100 geladene Gäste, da-runter so gut wie alle Geschäftspartner,Weggefährten, Verantwortungsträgerin-nen und -träger der Fachinformations-branche (ohne Politik). Sie hörten vierspannende Vorträge zur Zukunft derFachinformation. Grützmacher führtedurch den Arbeits-Abschiedsvormittag,

Top Redner und Top ThemenAuf der Agenda standen Top Redner ausverschieden, durch Fachinformation eng

Peter Genth gibt die Zügel aus der Hand

Der letzte große Pionier verlässt die Bühne der Informationswirtschaftmit einer Veranstaltung zur ihrer Zukunft

Vera Münch, Hildesheim

Trotz Abschied weiter in Verbindung: Peter Genth steht seinerNachfolgerin Ursula Deriu über einen Beratervertrag weiterhin zurVerfügung

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vernetzten Bereichen. Sie präsentiertenTop Themen. Arnoud de Kemp, Sprecherdes Arbeitskreises elektronisches Publi-zieren (AKEP) im Verlegerausschuss desBörsenvereins des Deutschen Buchhan-dels und Altpräsident der DGI ging derFrage nach, „Wie sieht die künftige Ar-beitsteilung zwischen wissenschaftlichenVerlagen, Fachinformationseinrichtungenund Bibliotheken aus der Sicht der Ver-lage aus?“. Während der Veranstaltungkorrigierte er den Titel noch einmal aufdas knappe, vielsagende Kürzel: „Toomuch“, womit er aber nicht die Zusam-menarbeit, sondern die Publikationsflut,die unzähligen mit der Digitaltechnik neuaus dem Boden sprießenden Verlage undnicht zuletzt die Aufgabestellen des nochnicht gelungenen Transfers des Verlags-und Dokumentationswesens aus demPrint- ins Digitalzeitalter meinte. Uwe Rosemann, Direktor der TechnischenInformationsbibliothek (TIB) Hannoversprach über „Fachinformationszentrenund zentrale Fachbibliotheken – EinePartnerschaft für den Kunden“ und Dr.Ehrfried Büttner, Leiter des Corporate In-formation Research Centers (IRC) der Sie-mens AG beleuchtete „Die Rolle derFachinformation in der Forschung undEntwicklung eines Großunternehmens“.Im Anschluss präsentierte Ursula Deriudie neue Suchmaschine des FIZ Technik. Eine hübsche Mischung hochkarätigerRedner; entsprechend interessant warendie Betrachtungen der fachinformatori-schen Gegenwart und die Ansätze für dieZukunft aus den unterschiedlichen, zumTeil durchaus kontroversen Perspektiven.Rosemann bedauerte denn auch zu Be-ginn seiner Rede, dass es keine Diskus-sion gab. Er hätte nach eigener Aussagegerne ein paar Fragen zum Vortrag sei-nes Vorredners de Kemp gestellt undauch gerne ein paar Anmerkungen ge-macht. Weil das Festprogramm diesenPunkt natürlich nicht vorsah, fanden dieweiterführenden Gespräche zwischenden gewichtigen Spielern der Branchedann am festlichen Mittagsbuffet statt.

Die Zukunft I:Das Zitieren möglich machen

„Gerade, wenn in der Politik das Ver-ständnis nicht da ist, sollten wir zusam-menhalten. Fachinformation ist ein wich-tiges Thema, das zu wenig Achtung fin-det“, hatte Arnoud de Kemp seineEinführung begonnen. An diesem Vormit-tag wurden sicherlich einige Bande dafürneu geknüpft oder zumindest erneuert.Als er auf das Verhältnis Verlage, Publi-zisten, Bibliothekare, Fachinformations-wirtschaft und Politik einging, sagte deKemp nicht ohne kritischen Unterton:„Ich glaube, wir reden zu viel, viel zu viel- aber nicht miteinander“, eben auch „too

much“. Und er setzte noch einen drauf:„Wir reden über elektronisches Publizie-ren, ohne zu wissen, was es ist“. Nachdem de Kemp betont hatte, dassdies, was er vortrage, nicht unbedingt dieMeinung des Börsenvereins sei, erklärteer: „Verlage gibt es viel zu viele (...) Verle-ger kann jeder werden“ und ging auchauf die Inflation bei den Publikationenselbst ein „Das Problem fängt bei denAutoren an. 1,4 Millionen Aufsätze er-scheinen pro Jahr, das ist ebenfalls toomuch“. Manuskripte würden immerschneller und zunehmend parallel ange-boten, so dass Ablehnungsraten von 70bis 80, bei manchen wissenschaftlichenFachpublikationen sogar bis zu 90 Pro-zent zustande kämen. Die Schreibfreudig-keit der Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler hätte die Frankfurter Allge-meine Sonntags Zeitung kürzlichveranlasst, einen Artikel mit der Über-schrift „Forscher, begrenzt Eure Emissio-nen“ über das Zeitphänomen zu verfas-sen (Christian Dries/Hartmut Rosa, FAZSonntagszeitung, 8. Mai 2007). Nun sei es eine wichtige gemeinsameAufgabe der Branche, Qualitätssicherungund Filtermechanismen der Vergangen-heit zu erhalten bzw. entsprechend derDigitaltechnologie neu zu schaffen. Imweiteren Verlauf sprach de Kemp eineFülle von sich aus den Entwicklungen er-gebenden Fragen an, für die es keineoder nur sehr vorsichtige erste Antwort-versuche, keine praktikablen Vorschriftenund nicht einmal klare Definitionen gibt:Was ist eigentlich eine Publikation? Wassind Netzpublikationen? Wie geht manmit Verwertungsrechten um? Darf einearchivierende Nationalbibliothek eine ge-schützte Schrift zum Bespiel von Adobein zehn Jahren noch verwenden oderwird dafür eine neue Lizenz notwendig?Und die große Frage: Was muss man ei-gentlich archivieren? „Publizieren“, resümierte de Kemp,„sollte immer noch sein, was man zitierenkann; was Wert hat“. Und das muss ge-zielt auffindbar sein. An dieser Stellesieht de Kemp eine Rolle des FIZ Technikin der Zukunft: Als so genannte Harves-ting Agentur, die gemeinsam mit andernBeteiligten der Informationswertschöp-fungskette „das Zitieren möglich macht“.

Die Zukunft II: GOPORTIS Uwe Rosemann nahm den Ball kurz auf,um zusammenzufassen, was eines derschärfsten Wettbewerbsinstrumente derFachinformationsbranche ist, nämlich:„die hohe Kompetenz, bibliografische Me-tadaten zu erzeugen“. Die digitale Biblio-thek führe dazu, dass sich die klassischenGrenzen zwischen Verlagen, Fachinfor-mationszentren und Bibliotheken verwi-schen. Verlage lieferten BibliothekenAbstracts von Autoren, Verlage könnten

aber auch Volltexte selbst anbieten undbräuchten dafür keine Bibliotheken. „Ge-schäftsmodelle und Nutzungsmodelleverändern sich“, so Rosemann. Außer-dem, das werde im Augenblick oft ver-gessen, ginge es bei weitem nicht nur umtextuelle Materialien, sondern zunehmenum Primärdaten, also jene Daten, die digi-tal erzeugt und nie vollständig schriftlichpubliziert werden, weil das Programmselbst, der Algorithmus, die Simulationdie wissenschaftliche Erkenntnis undLeistung - also die eigentliche „wissen-schaftliche Publikation“ - ist. „Primärda-ten sind ein Riesenthema“, erklärte derBibliotheksdirektor.Zur Zukunft aus politischer Sicht zitierteRosemann den Auftrag aus dem Ab-schlussbericht der Bund-Länder-Kommis-sion (BLK) an die Informationseinrichtun-gen: „Die Informationseinrichtungenmüssen ihre Kräfte noch stärker bündeln.Dazu sind fachlich-wissenschaftliche Ko-operationen ebenso erforderlich wie ser-vice-basierte, thematische Partnerschaf-ten zwischen den Informationseinrich-tungen selbst und über diesen engerenKreis hinaus. Transparenz und Qualitätvon Dienstleistungen aus der Sicht derNutzerinnen und Nutzer müssen Leitprin-zipien bei allen Entwicklungen sein“. Die TIB vernetzt sich seit Jahren mit Part-nern aus der Informationswirtschaft. Ro-semann führte dazu die auf der CeBIT2005 unterzeichnete Kooperationsverein-barung mit dem FIZ Technik und das aufder Online Information 2006 in Londonmit dem FIZ CHEMIE Berlin besiegelteKooperationsabkommen sowie die Zu-sammenarbeit mit dem FIZ Karlsruhe imRahmen der Dokumentenzulieferung zuFIZ AutoDoc an. Die Kooperation mit demFIZ Technik hat unter anderem die Fach-suche Technik in das Portal für Fachinfor-mationen für Technik und Naturwissen-schaften, GetInfo, gebracht. An GetInfosind als Kooperationspartner die TIB, FIZCHEMIE Berlin, FIZ Karlsruhe und FIZTechnik beteiligt. Dann aber enthüllte Rosemann den neu-esten Coup: GOPORTIS. Hinter diesem(von einer Namensagentur kreierten)Namen steckt die zukünftige Kooperationder drei Deutschen Zentralen Fachbiblio-theken (ZFB) – der TIB, der Zentralbiblio-thek für Medizin (ZB MED) und der Zen-tralbibliothek für Wirtschaftswissenschaf-ten (ZBW). Die Ziele sind ambitioniert:Noch in diesem Jahr soll unter demNamen GOPORTIS ein neues Portal fürdie Bestellung wissenschaftlicher Doku-mente online gehen – „ein viel geäußer-ter Wunsch der Kunden“, wie in der Pres-semitteilung steht. Die erste öffentlicheVorstellung soll auf der Online Informa-tion 2007 Anfang Dezember in Londonstattfinden. Ab diesem Zeitpunkt sollenüber GOPORTIS die Fachgebiete Technik,Naturwissenschaften, Medizin, Ernäh-rung, Umwelt, Agrarwissenschaften und

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Wirtschaft aus einer Hand bedient wer-den können. Nach der Pressemitteilungwill jede Bibliothek „ihre Stärken undKompetenzen mit den vorhandenen Sys-temen wie TIBORDER, MEDPILOT.DEund ECONIS“ in das Portal einbringen.Die Partner haben für das „hoch inte-grierte Kooperationsprojekt“ laut Rose-mann eine Strategie bis 2012 entwickeltund dort „ein bisschen forsch“ auch dasThema Langzeitarchivierung hinein ge-schrieben.

Die Zukunft III: Informations-vermittlungstellen oder nicht?

Ehrfried Büttner hätte mit seinen Vortrag1:1 genau so gut in einem Seminar fürWirtschaftswissenschaften oder moderneBetriebsführung an einer Universität auf-treten können. Der Leiter der zentralenInformationsvermittlungsstelle von Sie-mens (IRC) erklärte den gespannt zuhö-renden Festgästen zunächst die wesentli-chen methodischen Werkzeuge des Tech-nologiebenchmarkings, erklärte ROCY,das verniedlichende Kürzel für Return ofCapital Cash, und leitete dann über zurmodernen Personalführung. Dabei wer-den mit Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern in regelmäßigen Abständen Zielver-einbarungen abgeschlossen, in denennicht nur festgeschrieben wird, was sie inden nächsten Monaten für das Unterneh-men in ihrem Arbeitsbereich tun wollenund sollen, sondern auch, wie viel Geldsie damit erwirtschaften müssen. Die betriebswirtschaftliche Einleitungdiente der Erklärung, warum der Stellen-wert von Fachinformation in Unterneh-men „so ist, wie er ist“, von Büttner spä-ter im Vortrag auch noch einmal mit„...na ja“ charakterisiert. „Was tut einMitarbeiter, wenn er sieht, dass er seineZiele voraussichtlich nicht erreichenwird? Er senkt die Kosten – oft bei Infor-mation, weil das zunächst verzichtbarscheint“, klärte der erfahrene Informati-onsvermittler auf. Es sei ihm sehr wichtigauf die herrschende Dominanz der Wirt-schaftsziele hinzuweisen, denen sich dieanderen Dinge unterordnen müssen.„Ohne Bonitätsauskünfte würde heutekeiner mehr ein Geschäft machen, abersobald die direkte Zuordnung zum direk-ten wirtschaftlichen Nutzen nicht mehrgegeben ist, wird es schwierig. Der bit-tere Teil ist, dass die Bedeutung tech-nisch-wissenschaftlicher Informationnicht erkannt wird. Die Folgen sind erstlangfristig sichtbar, deshalb ist kein Be-wusstsein vorhanden“, so Büttner ausder Praxis. Das Corporate Information Re-search Center von Siemens finanziert sichdurch den Verkauf seiner Produkte undDienstleistungen selbst. „Wenn wir dasnicht täten, würde es uns nicht mehrgeben“.

Die Zukunft IV: Hat beim FIZ Technik vor drei Jahren begonnen

„Das Thema heute ist die Zukunft - undich bin stolz, Ihnen einen Teil davon hierpräsentieren zu können. Diese Zukunfthat im FIZ Technik vor drei Jahren be-gonnen“, begann Ursula Deriu ihre Vor-stellung der neuen Suchmaschine vonFIZ Technik. In einer beeindruckendenLive-Präsentation zeigte sie dann, wasdas neue Produkt kann: Es verbindet dieintuitive Navigation eingeführterBrowser mit den Stärken eines hoch mo-dernen, professionellen Retrievalsys-tems, selektiert und verknüpft alle in denD a t e n b a n k e nv o r h a n d e n e n Informationenkreuz und quernach Beliebenund erschließt sodie Inhalte fürjeden erdenkli-chen Nutzungs-zweck. Dabei istes völlig egal,von welchemSuchbegriff manausgeht und aufwelcher Ebeneder Schritt fürSchritt abgestuf-ten Suche mansich befindet:Man kann denSuchbegriff aufjeder Stufe, alsofür jede Ant-wortmenge, perMausklick oderauch als Begriff eingegeben, beliebig ändern, beispielsweise wenn sich beimSuchen herausstellt, dass es besserwäre, mit dem Autor weiterzusuchen anstatt mit einem Suchterm.

„Die Oberfläche ist so gestaltet, wie mansich das von einer Antwortmaschine er-wartet. Aber es ist eine Suchmaschine“,erklärte Deriu schmunzelnd. Diese Unter-scheidung hatte zuvor auch schon deKemp gemacht: Die verbreiteten Internet-Suchmaschinen seien Antwortmaschi-nen. Den Begriff Suchmaschinen verdien-ten nur die Produkte der Informations-branche tatsächlich. Leider ist es nachwie vor eine große Aufgabe, dies derWelt außerhalb des Fachbereichs ver-ständlich zu machen.

Wenn das Projekt abgeschlossen ist...Nach den Reden von Aschoff und Beinsah sich Peter Genth dann doch verpflich-tet, sich bei seinen Partnerinnen, Part-nern und Weggefährten zu bedanken undman konnte sich des Eindrucks nicht er-

wehren, dass er diesen letzten offiziellenAuftritt als FIZ Technik Geschäftsführersogar genoss.

Sein größter Dank ging an seine Frau undseine Kinder für die enorme Unterstüt-zung und Geduld über 38 Jahre berufli-chen Pionierlebens. Der Satz, den er dazuformulierte, sagt alles: „Anfangs habe ichnoch alle paar Wochen gesagt, wenn die-ses Projekt abgeschlossen ist, dann...aber das habe ich dann auch irgendwannaufgegeben“.

Wir freuen uns auf Ihr nächstes Projekt,Herr Genth. Und natürlich auf das Wie-dersehen in der DGI.

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Die Oberfläche der neuen Suchmaschine des FIZ Technik

Vera MünchJahrgang 1958, istfreie Journalistin undPR-Beraterin mitSchwerpunkt Wissen-schaft und For-schung. Seit vielenJahren beschäftigtsie sich mit elektroni-

scher Information und Kommunikation(Naturwissenschaften, Technik, Pa-tente, Wirtschaftsinformationen) sowieInformatik und Software-Themen.

PR+TEXTELeinkampstr. 331141 HildesheimTelefon: (0 51 21) 8 26 13Telefax: (0 51 21) 8 26 [email protected]

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Zum 10. Mal veranstaltete der Hochschul-verband Informationswissenschaft vonMittwoch 30. Mai bis Freitag 1. Juni 2007sein Internationales Symposium für Infor-mationswissenschaft (ISI 2007). EinNovum dieser Tagung an der Fachhoch-schule Köln war, dass sie gemeinsam mitder 13. Jahrestagung der IuK-InitiativeWissenschaft stattfand. Großes Lob ge-bührt den Organisationsteams aus Kölnund Bonn, die die beiden Tagungen the-matisch und räumlich geschickt ineinan-der verwoben haben und ein interessan-tes anregendes Programm mit vielenguten Präsentationen auf die Beine stell-ten. Wurde die Informationswissenschaftin den letzten Jahren an den Hochschu-len auch immer wieder in Frage gestellt,umorganisiert, oder nahezu abgeschafft,so präsentierte sie sich in Köln als äußerst ideenreich, jung und zukunfts-orientiert. Der umfangreiche Tagungs-band (518 Seiten, 49 Beiträge), herausge-geben von Achim Oßwald als Hauptorga-nisator der Tagung, Christian Wolff alsVorsitzender des Programmkomitees derISI 2007 und Maximilian Stempfhuber alsVorsitzender des Programmkomitees derIuK 2007, lag bei Tagungsbeginn ge-druckt vor1. Die Abstracts sind auf der Ta-gungswebsite (www.iuk2007.de) bereitsonline verfügbar, die Volltexte werdenfolgen.

Die gemeinsame Veranstaltung brachtezwei verschiedene Perspektiven auf diewissenschaftliche Information und Kom-munikation zusammen. Die der Informati-onswissenschaftler, die eine theorieba-sierte und methodische Herangehenswei-se an den Entwurf und die Gestaltungvon Systemen zur Informationssamm-lung, -erschließung und -bereitstellungmitbringen, und die der Fachwissen-schaftler, die pragmatisch informations-technische Lösungen verwirklichen, umihre akuten Informationsprobleme zu lin-dern und mit der Informationsflut zurechtzu kommen.

Während die ISI 2007 ihrem Symposiumdas Motto Open Innovation. Neue Per-spektiven im Kontext von Informationund Wissen gab, stellte sich die IuK 2007auf ihrer 13. Jahrestagung der FrageForm folgt Funktion? Anforderungen,Wirklichkeit und Entwicklungsperspek-tive der Informationsversorgung in denWissenschaften.

Prof. Dr. Marc Rittberger, Vorsitzenderdes HI, betonte bei der Eröffnung, dassFachinformation und Informationswissen-schaft ihre Tagung bewusst zusammenmit der Fachwissenschaft organisiere unddadurch neue Impulse erwarte. Der Vor-sitzende der IuK Initiative Wissenschaft,Maximilian Stempfhuber, skizzierte kurzdie Ziele des nun als e.V. agierenden Zu-sammenschlusses von Fachgesellschaf-ten und Einzelpersonen, insbesondere dieFachgrenzen überschreitende Entwick-lung der Informationsversorgung in derWissenschaft durch Förderung von Infor-mations- und Kommunikationstechnikenfür die Wissenschaft.

Der Rektor der Fachhochschule Köln,Prof. Dr. Joachim Metzner, begrüßte dieTeilnehmer beziehungsreich im Eugen-Schmalenbach-Hörsaal, benannt nachdem Begründer der modernen Betriebs-wirtschaftslehre, der in Köln gelehrthatte. An der Fachhochschule Köln stu-dieren etwa 20-tausend junge Leute in50 Bachelor und 30 Masterstudiengän-gen. Im Institut für Informationswissen-schaft der Fakultät für Informations- undKommunikationswissenschaften be-treuen 21 Professorinnen und Professo-ren, 32 Lehrbeauftragte sowie fünf wis-senschaftliche Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter knapp 700 Studierende. DasInstitut bietet bislang vier Studiengängean: Die drei Studiengänge „Online-Re-dakteur“, „Informationswirtschaft“ und„Bibliothekswesen“ mit dem AbschlussBachelor sowie den Masterstudiengang„Bibliotheks- und Informationswissen-schaft“ (Master of Library and Informa-tion Science – MALIS), den zurzeit amstärksten nachgefragten Masterstudien-gang der Hochschule. Metzner erinnertean den Innovationstheoretiker JosephSchumpeter, der den Begriff Innovationgeprägt hat und für die Schnittstelle

Technologie und Wirtschaft stehe, undan Louis Sullivan, der an der SchnittstelleArchitektur und Design alle nichtfunktio-nalen Bestandteile ablehnte und die For-derung aufstellte, dass die äußere Ge-stalt im Dienst der Funktion stehen solle.Er lobte das aus seiner Sicht wegendreier Charakteristika außergewöhnlicheTagungsprogramm, erstens die Offenheitfür Neues, Ungewohntes, Gegensätzli-

Open Innovation – die Informationswissenschaftzeigt sich quicklebendig

Marlies Ockenfeld, Darmstadt

1 Achim Oßwald, Maximilian Stempfhuber,Christian Wolff (Hrsg.): Open Innovation.Neue Perspektiven im Kontext von Informa-tion und Wissen. Konstanz: UVK Verlagsge-sellschaft mbH, 2007 (Schriften zur Informati-onswissenschaft : 46). 518 S. ISBN 978-3-86764-020-6, EUR 54,-

b2i – für Sie, mit Ihnen! Das Wissenschaftsportal in Kontaktmit der Fachcommunity

Auch vom b2i-Team waren drei Mitarbeiterder Fachhochschule Potsdam bzw. vom Infor-mationszentrum für Informationswissen-schaft und -praxis von der Havel an den Rheingereist, um dort das Projekt „Wissenschafts-portal b2i – Buch-, Bibliotheks- und Informati-onswissenschaften“ vorzustellen. b2i suchtnun nach dem Leipziger BID-Kongress unddem Online-Gang Anfang April (www.b2i.de)erneut den Kontakt zu den Nutzern, um sichzum Projektauszutauschen sowie von erstenErfahrungen und Verbesserungswünschenbezüglich der Recherche im Portal zu erfah-ren. Dabei standen im Rahmen der Kölner Ta-gung die Informationswissenschaftler alseine der zentralen Zielgruppen des Portals imVordergrund.Den Fachkollegen aus Wissenschaft, Studiumund Praxis im LIS-Bereich bietet das zentraleWissenschaftsportal über eine Suchmaskeumfangreiche Recherchemöglichkeiten infachrelevanten Bibliothekskatalogen, Daten-banken, Internetquellen und Volltexten. Denaktuellen Stand des Projekts „Wissenschafts-portal b2i“ präsentierte das Team „b2i“ an-hand eines Posters und in einer Reihe von Dis-kussionen am Rande der Tagung. So wurdeüber Möglichkeiten und Grenzen der Recher-che sowie die technische Infrastruktur unddie Funktionalitäten des interdisziplinärenFachportals während der Poster Session amDonnerstag diskutiert.Viele Fragen drehten sich direkt um den aktu-ellen Projektstand bzw. die Projektfortfüh-rung ohne den Projektpartner SUB Göttingen.Die Niedersächsische Staats- und Universi-tätsbibliothek in Göttingen gibt das Sonder-sammelgebiet „Buch-, Bibliotheks- und Infor-mationswesen“ zum Ende des Jahres 2007 ab.Die Virtuellen Fachbibliotheken sind naturge-mäß an die Sondersammelgebietsbibliothe-

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ches, zweitens, dass alle Beiträge aufihren Nutzen hin betrachtet werden undauf die Praxis hin ausgelegt sind unddrittens, dass es einen ungewöhnlichhohen Anteil an Beiträgen von Studieren-den gebe. „Wer ‚Open Innovation’ sagt“,meinte er, „ist dabei den Elfenbeinturmzu verlassen und die Tür hinter sich zu-zuschlagen.“

Zum Eröffnungsvortrag „Form folgt Funk-tion? Informationsversorgung in der Wis-senschaft“ hatte die IuK-Initiative Wis-senschaft Prof. Dr. Ulf Rehmann eingela-den. Der Mathematiker und seit fastdreißig Jahren Bibliotheksbeauftragter ander Universität Bielefeld bot einen Ein-druck davon, wie sich die Wissenschaftangesichts steigender Preise für Fachzeit-schriften selbst hilft und mit vergleichs-weise geringem Aufwand eine elektroni-sche Fachzeitschrift gründen kann. Diehistorische Zitationstiefe und auch dasGeschichtsbewusstsein sind in der Ma-

thematik sehr ausgeprägt. Neben größe-ren Projekten sind in den vergangenenJahren auch viele kleinere Repositorienund elektronische Sammlungen entstan-den, die aber recht beziehungslos neben-einander stehen. Kooperationen sinddaher gefragt, um dem Wildwuchs etwasEinhalt zu gebieten. Die den Vortrag be-gleitende Präsentation ist unter www.math.uni-bielefeld.de/~rehmann/KOELN_2007/ verfügbar.

Erwartungsgemäß spielten die aktuellen– in gewisser Weise aber auch immer-währenden – Themen Open Access, un-komplizierter Zugang, standardisierte Zu-griffsmöglichkeiten und Techniken zureinfache Weiterverarbeitung von Datenund Informationen in beiden Konferenz-teilen eine zentrale Rolle. Neue Arbeits-formen in der Wissenschaft und die durchneue Webtechnologien veränderte wis-senschaftliche, fachliche und allgemeineKommunikation führen dazu, dass her-kömmliche Methoden der Informationser-schließung und -verbreitung und ihre ein-geführten Institutionen zunehmend in

Frage gestellt werden. Wird die Ver-schlagwortung durch eine große Nutzer-schaft mit der Indexierung durch automa-tisierte thesaurusbasierte Systeme oderdurch dokumentarisch geschulte Spezia-listen auf lange Sicht qualitativ mithaltenkönnen oder nicht?

Besonderen Wert legten die Veranstalterauf die Einbeziehung des akademischenNachwuchses. So fand erstmals ein um-fangreiches studentisches Programm in-nerhalb der Gesamtveranstaltung statt,das vom HI-Vorstandsmitglied HannaKnäusel organisiert wurde. Neben vierSitzungen im Rahmen der Tagung gab es

einen studentischen Abend zum Kennen-lernen und zum Austausch über die Er-fahrungen an den verschiedenen Studien-standorten und -schwerpunkten sowie inder Mittagspause am Donnerstag Poster-präsentationen.

Durch die Verpflegung mit typisch Kölneroder rheinischen Gerichten wie halverHahn oder Kartoffelsuppe nach der Eröff-nungsveranstaltung und in der Mittags-pause wurden die Tagungsteilnehmer ge-schickt im Tagungsgebäude gehalten.Davon profitierten nicht nur die dreizehnAussteller, die auf der Galerie rings umden Treppenaufgang des Hauptgebäudesihre Stände aufgebaut hatten und sichwährend der vortragsfreien Zeiten überrege Nachfrage und fachkundige Besu-cher freuen konnten – eine stichprobenar-tige Befragung ergab allgemeine Zufrie-denheit mit ihrer Teilnahme und ihremStandort. Auch die Postersession, bei deru.a. informationswissenschaftlicher Dok-toranden ihre Ergebnisse zur Diskussionstellten, erfuhr so erfreulich großen Zu-spruch.

Gerhard-Lustig-Preis 2007 verliehenAm Donnerstagabend wurde im Rahmendes Gesellschaftsabends im Kölner Scho-koladenmuseum der mit 1000 Euro do-tierte Gerhard-Lustig-Preis für die besteinformationswissenschaftl iche Ab-schlussarbeit der Jahre 2005 bis 2007 ausdem deutschsprachigen Raum verliehen.Sieben Hochschulen aus Österreich, derSchweiz und Deutschland hatten Absol-ventinnen und Absolventen ihrer infor-mationswissenschaftlichen Studiengängefür den Gerhard-Lustig-Preis nominiert,die auf der Tagung in zwei Sitzungen prä-sentiert worden waren:

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Abbildung 1: Sabrina Lehnerer von der Universität Regensburg erhält für ihre Magisterarbeit denGerhard-Lustig-Preis 2007 Foto: FH Köln – Institut für Informationswissenschaft

ken gebunden und damit gilt es für die Deut-sche Forschungsgemeinschaft ein neues „Zu-hause“ sowohl für das Sondersammelgebietals auch das Projekt „Wissenschaftsportalb2i“ finden.Sowohl die Poster-Präsentation als auch dasProjekt selbst bekamen recht positives Echo,wobei von den meisten Interessenten aufModule hingewiesen wurde, die dem Projektfehlen bzw. wünschenswert wären. Der On-line-Gang des Portals wurde in den Fachkrei-sen zur Kenntnis genommen und das Portalvon den meisten bereits auch für Test-Recher-chen genutzt. Die Ergebnisse der Meta-Suchestellen noch nicht zufrieden, insgesamt er-hielt das Angebot jedoch viel Anerkennung.Zum Workshop „Wissenschaftsportal b2i“ amFreitagnachmittag konnten leider nur nocheine Handvoll Tagungsteilnehmer begrüßtwerden, was wohl durchaus der Terminierungnach der Abschlussveranstaltung zuzuschrei-ben ist. Es kam hier dennoch zu fruchtbarenGesprächen und ganz im Sinne der Veranstal-ter fand ein Austausch zwischen den Projekt-mitarbeitern und den Vertretern der Fachöf-fentlichkeit zur Vorgehensweise bei der eige-nen Recherche für die wissenschaftlicheArbeit und den damit verbundenen Anforde-rungen und Wünschen an eine Virtuelle Fach-bibliothek bzw. an ein Wissenschaftsportalb2i statt. Fachliche und ideelle Unterstützungvon Seiten der Teilnehmer wurden dem Pro-jekt b2i für die zukünftige Arbeit zugesagt.Das Stimmungsbild verrät: Das Wissen-schaftsportal kommt in seinen ersten Zügenrecht gut an bei den Benutzern im informa-tionswissenschaftlichen Bereich – soviel je-denfalls ließ sich von unserer Seite feststellen.In diesem Sinne: b2i ist ein Angebot für Sie,das mit Ihnen wachsen soll – und damit ladenwir Sie sehr herzlich in unsere Kommunikati-onsplattform http://b2i.fh-potsdam.de ein,mit Fragen und Diskussionsanregungen zueinem Fortgang des Projekts unter Beteili-gung der Fachcommunity beizutragen!

Maxi Kindling, Potsdam

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� Kerstin Bischoff, Universität Hildes-heim: Objektorientierte Software-entwicklung in virtuellen Teams – Modellierung und Ansätze zur auto-matischen Erkennung von Problemsi-tuationen

� Daniel Klinkhammer, Universität Kon-stanz: Interaktionskonzepte und Vi-sualisierungen zum Online-Fahrzeug-vergleich

� Jürgen Klostermann, FachhochschuleKöln: Digitale Auskunft in Bibliothe-ken. Eine vergleichende Evaluationzwischen ausgewählten digitalen Aus-kunftsverbünden

� Sabrina Lehnerer, Universität Regens-burg: Wissensorganisation in der On-line-Enzyklopädie Wikipedia

� Charlotte Maihoff, Universität desSaarlandes: Fuzzy Geschäftsprozess-modellierung

� Viktoria Pernik, Universität Graz: WebStructure Mining am Beispiel von in-formationswissenschaftlichen Hoch-schulinstituten im deutschsprachigenRaum

� Rafaela Pichler, HTW Chur: Annähe-rung an die Bildsprache – Ontologienals Hilfsmittel für Bilderschließung undBildrecherche in Kunstbilddatenban-ken

Die Mitglieder der Jury nutzen die Jury-Sitzungen als eine Gelegenheit, sich an-hand konkreter Arbeiten und Präsentatio-nen auch grundsätzlich und sehr offenüber die Anforderungen an Inhalt undDarstellung informationswissenschaftli-cher Abschlussarbeiten auszutauschen.Folgende Preisträger wurden von derJury ausgewählt:

1. Preis: Sabrina Lehnerer, UniversitätRegensburg, für ihre Magisterarbeit 2. Preis: Rafaela Pichler, HTW Chur, fürihre Diplomarbeit3. Preis: Charlotte Maihoff, Universitätdes Saarlandes, für ihre Magisterarbeit.

Bei der Auswahl der Preisträger berück-sichtigte die Jury den Innovationsgehaltder Arbeit und den kritischen Umgang

mit Methoden und Quellen, besondersaber auch die Qualität der Präsentationvor dem Tagungspublikum.

Hierbei hoben der Vorsitzende der Jury,Prof. Dr. Rainer Hammwöhner, sowie derLaudator und diesjährige Sponsor desPreises, Prof. Dr. Matthias Groß (Institutfür Informationswissenschaft der FH Kölnund Geschäftsführer der insigma IT Engi-neering GmbH), das qualitativ hohe Ni-veau der eingereichten Arbeiten hervor.Bereits die Nominierung durch die Hoch-schule sei eine ausgesprochene Ehre.

Mitgliederversammlung des HIAm Rande der ISI-Tagung findet jeweilsdie Mitgliederversammlung des HI statt,bei der die Vorstandswahl erfolgt. ImAmt bestätigt wurden Prof. Dr. Marc Ritt-berger (Hochschule Darmstadt) als Vorsit-zender sowie Prof. Dr. Christa Womser-Hacker (Uni Hildesheim) als 2. Stellvertre-terin und Schriftführerin. Neu gewähltwurde Prof. Dr. Christian Wolff (Uni Re-gensburg) als 1. stellvertrender Vorsit-zender und Schatzmeister. Als weitereVorstandsmitglieder wurden gewähltProf. Dr. Josef Herget, (HTW Chur), Prof.Dr. Rainer Kuhlen (Uni Konstanz), Prof. Dr.Achim Oßwald (FH Köln), Prof. Dr. RainerHammwöhner (Uni Regensburg), Prof. Dr.Christian Schlög (Uni Graz) und HannaKnäusl, Studentin der Uni Regensburg.

Das 11. Internationale Symposium für In-formationswissenschaft wird 2009 in Kon-stanz stattfinden.

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Abbildung 2: Der Vorstand des HI (von links) Achim Oßwald, Christian Schlögl, Hanna Knäusl, MarcRittberger, Josef Herget, Rainer Hammwöhner, Christa Womser-Hacker, Christian Wolff (nicht im BildRainer Kuhlen) Foto: FH Köln – Institut für Informationswissenschaft

Tagung, ISI 2007, IuK 2007, Hoch-schulverband Informationswissen-schaft, Gerhard-Lustig-Preis

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4. Benutzertreffen intelligentCAPTURE / dandelon.com

dandelon.com hat im deutschsprachigenRaum die Suche nach wissenschaftlichenBüchern revolutioniert. Durch Scanningund Digitalisierung von Inhaltsverzeich-nissen entsteht eine neue Qualität beider wissenschaftlichen Literatursuche.Dahinter steckt mehr als eine einfacheVolltextsuche, die Texte werden linguis-tisch analysiert und die Fragen mittelseines intellektuell konstruierten, großensemantischen Netzes mit 1,6 MillionenFachbegriffen in 20 Sprachen interpre-tiert. Die gesamte Produktion geschiehtkooperativ, länderübergreifend und istoffen für Bibliotheken, Dokumentations-zentren, Verlage, Bücherhändler und an-dere Partner. Die Suche ist öffentlich undkostenfrei.

AGI – Information Management Consul-tants (www.agi-imc.de) hatte am 8. und9. Mai 2007 zum vierten Mal Bibliothekenund Partner zum Erfahrungsaustauschnach Neustadt an der Weinstraße einge-laden. Die angereisten Teilnehmer betrei-ben bereits mittels intelligentCAPTUREdie Produktion und über dandelon.comden Austausch und die Publikation(www.dandelon.com). Mittlerweile wirdintelligentCAPTURE in Deutschland, Ös-terreich, Liechtenstein, Italien und in derSchweiz eingesetzt. Die PDF-Dateien ge-langen über einen Partner bis zur welt-größten Bibliothek, der Library of Con-gress in Washington. In Deutschland istder GBV - Gemeinsamer Bibliotheksver-band in Göttingen (www.gbv.de) Partnervon AGI und der größte Sekundärnutzervon dandelon.com. In dandelon.com sindderzeit über 220.000 Bücher suchbar, dieDatenbank wächst täglich. Weitere62.000 Titel werden nach einem Soft-ware-Update demnächst geladen; siestammen aus Projekten mit der Staats-und Universitätsbibliothek Hamburg undder TIB Hannover. Vergleichbare Scan-projekte laufen derzeit in einer Spezialbi-bliothek in Hamburg, der UB Braun-schweig und UB Mainz. AGI geht von400 bis 500.000 Buchtiteln bis Ende 2007aus.

Erstmals sahen die Teilnehmer „intelli-gentCAPTURE mobile“. Eine Lösung,welche die Scanner selbst zwischen dieengsten Regale fährt und somit erheblichden Transportaufwand reduziert – derScanner wird zum Buch transportiert,nicht Tonnen von Büchern zu Scannern.Gemeinsam mit dem führenden Anbietervon Bibliothekseinrichtungen SchulzSpeyer (www.schulzspeyer.de) wurde in-telligentCAPTURE mobil gemacht.

Abbildung 1: intelligentCAPTURE mobile

Bis zu 530 Bücherinhaltsverzeichnissewurden bisher von einer Person an einemTag damit produziert. Rund 1.000 Bücherpro Tag ist die durchschnittliche Mengebei einem Scanteam mit drei Scanstatio-nen. Digitalisiert wird immer nur der ur-heberrechtsfreie bzw. durch Lizenzierungzulässige Bereich. Neben Büchern wer-den auch Zeitschriften ausgewertet. Sosind z.B. die Aufsätze aus der Zeitschrift„IWP – Information. Wissenschaft undPraxis“ der Deutschen Gesellschaft fürInformationswissenschaft und Informati-onspraxis (http://www.dgi-info.de) kom-plett digital – und einige auch mit MP3-Hördateien ergänzt.

Anwendung finden seit 2006 die Lösun-gen von AGI auch in der Suche von Parla-

mentsmaterialien, also in der öffentlichenVerwaltung – konkret dem wirtschaftlicherfolgreichsten Bundesland Österreichs,Vorarlberg. Diese Leistung wird alsDienstleistung der Vorarlberger Landes-bibliothek (http://vlb-katalog.vorarlberg.de) erbracht (www.vorarlberg.at/landtag/landtag/parlamentarischematerialien/ recherche.htm)

Das Highlight unter den Referaten beidieser Tagung waren die Ausführungendes Vordenkers Andreas Prokoph, LeadArchitect – Search Technologies and Por-tal Server Development, vom deutschenIBM Entwicklungslabor. Er sprach überInformation Retrieval. Mit über 200 Pa-tenten, darunter auch seinen eigenen,liegt IBM in diesem Forschungsfeld weitvorne. Die IBM Suchmaschine OMNIFINDsoll möglichst bald die Suchtechnik hinterdandelon.com ersetzen und den Such-raum auf Kataloge, Open Archives, Ver-lage, Hochschul-Server ausdehnen. Schonheute basieren intelligentCAPTURE unddandelon.com weitgehend auf IBM-Tech-nologien, konkret Lotus Notes & Dominound Lotus Sametime (www.ibm.com/lotus/hannover), aber auch auf integrier-ten Modulen anderer international füh-render Technologiespezialisten.

Neben viel Technik und Erfahrungsaus-tausch kam aber auch die Lebensfreudenicht zu kurz. Beste Weine und Spitzen-küche aus der Pfalz rundeten Tagung ab.

Kontakt: AGI – Information Management ConsultantsDipl.-Inf.wiss. Manfred Hauer M.A., 67433Neustadt/WeinstraßeTelefon +49 (0) 63 21 96 35 10www.agi-imc.de, www.dandelon.com

Collaborative Catalog Enrichment

Abbildung 2: Andreas Prokoph, IBM Research

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Nicht nur in den Bibliotheken ändert sichmit Digitalisierung und Vernetzung vieles;auch die Archivarbeit wandelt sich. Zumeinen sind einschlägige Programme undPlattformen für die Erfassung und Präsen-tation der Archivalien weithin selbstver-ständlich, zum anderen werden neue Ar-chivalien in den Archiven – weit über dieso genannten Medienarchive hinaus –aufgenommen; insbesondere Filme undandere audiovisuelle Trägermedien wer-den zu Dokumenten des kollektiven, be-wahrenswerten Gedächtnisses.Doch die Vielfalt und Komplexität kann inden knapp bemessenen Bachelor-Studi-engängen für Bibliothek und Informationnicht ausreichend berücksichtigt werden,zumal die neuen Technologien und Infor-mationsdepots unzweifelhaft größereFaszination und Aufmerksamkeit aus-üben. Gleichwohl finden ihre Absolven-ten immer mal wieder auch in Archiveneine Anstellung, viele interessieren sichauch für diesen interessanten Arbeits-zweig.Eine Arbeitsgruppe an der Hochschulefür angewandte Wissenschaft Hamburgin der Fakultät Design, Medien, Informa-tion – Volker Reißmann, Bibliothekar undArchivar am Staatsarchiv Hamburg alsAutor, Uwe Debacher als Informatikerund Realisator, Bettina Dutz als Studie-

rende und Prof. Dr. Hans-Dieter Kübler(Leitung) – hat deshalb für einen geplan-ten, so genannten „Medien-Master“ derFakultät einen E-Kurs mit neun Modulenzum Selbststudium entwickelt und produ-ziert, der nun der Fachwelt zur Erpro-bung und kritischen Prüfung vorgelegtwird.Entstanden ist dieser E-Kurs im Rahmeneines bereits angelegten längerfristigenProjekts, das für Hamburg ein „virtuelles

Film- und Fernsehmuseum“ aufbauenund präsentieren will. Denn die sich oftlobende Medienstadt Hamburg verfügtim Gegensatz zu weniger renommiertenMedienstädten wie Düsseldorf, Potsdamoder auch Frankfurt am Main in der Reali-tät über kein derartiges und wird es an-gesichts der angespannten Kassenlageauf absehbare Zeit auch nicht bekom-men, obwohl sich ein kleiner, engagierterVerein schon seit Jahren darum bemüht.In Zusammenarbeit mit diesem hat sichdas genannte Team vorgenommen, min-destens im Web relevante und illustrativeDokumente der Hamburger Film- undFernsehgeschichte zu präsentieren. Densukzessiven Fortgang dieser Arbeit kannman unter www.filmmuseum-hamburg.de verfolgen.Da immer wieder neue, unerfahrene Stu-dierende im Rahmen von Semesterprojek-ten nicht zuletzt auch in die archivarischeArbeit eingeführt werden müssen, ent-standen Bedarf und Idee, dafür eine stan-dardisierte Vorbereitung zu schaffen. Siekönnte auch in andere Master-Studien-gänge an der HAW und anderswo inte-griert werden. Der Kurs befindet sichdaher unter oben genannter Adresseunter dem Linkanker „Der Kurs“(www.filmmuseum-hamburg.de/kurs.html) und ist offen zugänglich.

Die Ziele dieses Stu-dienkurses sind es,Studierende in dieBesonderheiten derArchivwissenschaftund der Archivar-beit einzuführen,und zwar sowohlallgemein als auchinsbesondere amBeispiel der Er-schließung filmhis-torisch relevanterArchivalien:Gedacht ist dieserKurs weitgehend alseine Einheit zumSelbststudium miteinigen Präsenzpha-sen zu ihrem Beginnund an ihrem Ende(sog. blended lear-

ning). Da beide Themenkomplexe, „Ar-chiv“ und „Film“, nicht – wie erwähnt –zum obligatorischen Curriculum der übli-chen Bachelor-Studiengänge gehören(und wohl auch nicht der künftigen Mas-ter-Studiengänge) und da es sich somitsowohl um eine Ergänzung wie auch Ver-tiefung elementarer wie auch speziellerKenntnisse handelt, muss der Studien-kurs relativ voraussetzungslos beginnen.Studierende können ihr Tempo und ihren

Rhythmus weitgehend selbst bestimmen.Jeweils sind die einzelnen Module amEnde mit Wissensfragen versehen, diedie Studierenden zur eigenen Überprü-fung ihrer Kenntnisse nutzen können. Einbei Fachtermini sich öffnendes Glossarhilft bei der Wissenssicherung.

Der Studienkurs ist in folgende Ab-schnitte gegliedert:Einführung1. Modul: Archivieren – Aufgaben undZiele2. Modul: Das Archivwesen, Strukturen,Trägerschaft, Organisationsformen3. Modul: Arbeiten in Archiven: Aufgabenund Tätigkeitsfelder4. Modul: Prinzipien der Nachlassbearbei-tung5. Modul: Bearbeitung eines Filmnachlas-ses6. Modul: Praktisches Beispiel einerNachlassbearbeitung: Hellmuth Costard7. Modul: Audiovisuelle Archivalien: Film-und Videoformate8. Modul: Von analogen zu digitalen Da-ten9. Modul: Wie wird man Archivar/in?Abschluss/ImpressumGlossar

Alle Interessierte sind herzlich eingela-den, diesen Kurs zu nutzen. Bei ausrei-chender Nutzung könnte auf mittlereSicht eine Evaluation und Überarbeitungvorgenommen werden.

Hinweise für den Zugang:Wer sich diesen Kurs erst einmal nur an-sehen möchte, der wählt den Gastzu-gang. Er stellt alle Inhalte zur Verfügung,erlaubt aber keine interaktive Nutzungvon Tests und Wissensüberprüfung. ZurNutzung des Gastzuganges klickt manauf der Startseite auf ein beliebigesModul oder ruft direkt die Adressehttp://filmarchiv.elearn-server.de/login/index.php auf.Wer den Kurs als ganzes einschließlichseiner interaktiven Elemente durcharbei-ten möchte, richtet sich einen persönli-chen Zugang auf der Plattform einrichten.Das Verfahren dazu ist auf der Anmelde-seite http://filmarchiv.elearn-server.de/login/index.php beschrieben. Wichtig istvor allem eine gültige E-Mail-Adresse,weil an sie die Bestätigungsmail ver-schickt wird. Sowie diese Mail angekom-men ist, steht der gesamte Kurs zur Ver-fügung. Beim Öffnen der einzelnen Mo-dule wird gefragt, ob man an diesemModul Teilnehmer werden will. Dies ge-schieht momentan noch für jedes der Mo-dule einzeln.

Hans-Dieter Kübler, HAW Hamburg

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E-Kurs zum Selbststudium: „Archiv und Film“ der HAW Hamburg

Willkommensseite des Hamburger Selbstlernkurses Archiv und Film

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Seit 1. Juli 2007 hat das FIZTechnik in Frankfurt amMain eine neue Geschäfts-führerin. Ursula Deriu istSchweizerin und studiertean der Universität Bern Ma-thematik und Informatik.Anschließend trat sie 1989als Software-Ingenieurin beiDatastar in Bern ein. Zu dieser Zeitwaren FIZ Technik und Datastar Koope-rationspartner mit einem gemeinsamen

Host. Frau Deriu war inmehrere Projekte involviert,in denen auch intensive Ar-beitskontakte zum FIZ Tech-nik bestanden. 1998 grün-dete sie eine eigene Soft-ware-Entwicklungsfirma, zuderen Kunden nach der Be-endigung der Kooperation

mit Datastar auch FIZ Technik gehörte.Im Rahmen dieser selbständigen Tätig-keit leitete Frau Deriu seit Herbst 2004

den IT-Bereich des FIZ Technik. Bereitsseit Mai 2006 war sie neben dem bisheri-gen Geschäftsführer Peter Genth in derLeitung des FIZ Technik und kümmertesich dort unter anderem um die Entwick-lung der neuen Suchmaschine. PeterGenth, der seit der Gründung von FIZTechnik im Herbst 1978 Geschäftsführerwar, ging in den Ruhestand. Er wirdseine Nachfolgerin aber weiterhin bera-ten.

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Ursula Deriu übernimmt Leitung von FIZ Technik

Wahrlich, ein außergewöhnliches Lebenhat am 31. Mai 2007 sein irdisches Endegefunden. Oft haben Kollegen HelmutArntz zu seinen letzten Lebensstufen indieser Zeitschrift ihre Ehrungen darge-bracht, so Korv.Kpt. Ernst Lutterbeck zum60., Prof. Walter Krumholz zum 65. und75., Prof. Peter Canisius zum 80. und Mar-lies Ockenfeld zum 90. Geburtstag, allewurden in den Nachrichten für Dokumen-tation veröffentlicht. Eine letzte zum 95.,den er mit seinen drei Kindern, vier En-keln und der kleinen Urenkelin noch gerngefeiert hätte, muss nun dieser sog.Nachruf werden.Er wurde am 6. Juli 1912 in Bonn geborenund wuchs in der „Burg Arntz“ auf, diesein Vater 1905 in Bad Honnef am Rhein-ufer gebaut hatte, keine wirkliche Burg,aber ein sehr ansehnliches Herrschafts-haus mit vier Türmen von einem großenLandbesitz umgeben. Seine Eltern ver-mittelten ihm die Grundschulkenntnissedurch einen Hauslehrer, sodass er schonfrüher als andere Kinder das Gymnasiumbesuchen und mit 16 Jahren bereits seinAbitur (mit Auszeichnung) machenkonnte. Danach studierte er in Bonn undKöln Indogermanistik, Germanische undOrientalische Sprachwissenschaft undPhilosophie und promovierte (mit summacum laude) in diesen Fächern bereits mit21 Jahren 1933. Zwei Jahre später habili-tierte er sich an der Universität Giessenin vergleichender Sprachwissenschaftund Runenkunde. Aus seinen Studienging neben einer großen Zahl anderer Pu-blikationen das „Handbuch der Runen-kunde“ hervor, das im Max NiemeyerVerlag, Halle in erster Auflage und 1944in einer 2., bearbeiteten, Aufl. erschien.Es muss für ihn noch eine große Freude

gewesen sein, drei Tage vor seinemHeimgang einen 2007 erschienenenNachdruck dieses Werkes in den Händenhalten zu können, das die Edition Lem-pertz herausgebracht hat. Mit der wis-senschaftlich abgeleiteten These, dassdie Runenzeichen aus dem Etruskischenstammen, hat er sich in Widerspruch mitder linientreuen Lehrmeinung der damali-gen Auffassung befunden, was ihm be-ruflich an der Universität Gießen wieauch bei der Deutschen Forschungsge-meinschaft größte Schwierigkeiten berei-tete. Hinzu kam, dass er eine „nichtari-sche“ Urgroßmutter hatte. Die Erteilungder Dozentur wurde mehrfach verscho-ben, einen Ruf als Ordinarius nach Jenadurfte er nicht annehmen. Von 1936 bis1939 arbeitete er für das ArchäologischeInstitut des Deutschen Reiches und mel-dete sich angesichts der fortdauerndenProbleme am 1. September 1939 freiwilligzur Wehrmacht. Den Krieg erlebte er anverschiedenen Schauplätzen als Nach-richtenoffizier, zuletzt im OKH. 1940 – be-reits im Felde – wurde er von der Univer-sität Gießen immerhin zum apl. Professorernannt.Sein Interesse an Photographien in besterQualität war bereits im Zusammenhangmit den ungenügenden Vorlagen von Ru-nenabbildungen geweckt worden, sodasser dort schon ein Labor für wissenschaft-liche Photographie zur Inschriftenbear-beitung einrichtet, weshalb er dann auchspäter dazu überging, sich ein eigenesPhotolabor in der Burg Arntz einzurich-ten. Der Krieg endete für ihn in amerika-nischer Gefangenschaft (März-Dezember1945). Nach dieser Zeit arbeitete er zu-nächst für die belgischen Besatzungs-truppen als Photograph.

Im Wege der Wiedergutmachung NS-Un-rechts wurde er nachträglich zum 1. April1940 ordentlicher Professor und über-nahm 1947 eine Gastprofessur an derUniversität Köln.Von 1951 an baute er die Bundesbild-stelle im Presse- und Informationsamt derBundesregierung auf und leitete sie bis1957. Es war sein Interesse an der Bilddo-kumentation und Reprographie, das ihnmit dem Kreis von Männern zusammen-führte (wie z.B. u.a. dem Direktor desGmelin-Instituts, Prof. Erich Pietsch, undHerrn Schuchmann vom Deutschen Nor-menausschuß, DNA), der 1948 – aufeinem Rheindampfer übrigens – die Deut-sche Gesellschaft für Dokumentation e.V.gründete. So schrieb er 1996 in einemBrief: „In meiner Erinnerung sind nun …die Dokumentationsgespräche wieder le-bendig, die wir 1952 und 1953 auf BurgArntz hatten. Da saßen Pietsch undSchürmeyer und die erste Dokumentarge-neration, das Bundespresseamt, RKWund AWV, Bundesrechnungshof, der Stif-terverband, IBM, Kalle und andere Fir-men mit dem Ziel, eine Lochkarte für dieBedürfnisse der Bundesregierung zu ent-wickeln. Daraus ging der „Ringtausch mitLochkarten“ hervor, mit dem wir die di-plomatischen und konsularischen Vertre-tungen im Ausland ausstatteten. Ein Jahrzuvor (1951) hatte ich schon einen andernGesprächskreis nach Burg Arntz geholt,für den ich das Stichwort „Sicherungsver-filmung“ von der Gründungstagung derDGD mitgebracht hatte: die Direktorendes Bundesarchivs – erst Winter, dannMommsen – und großer Hauptstaatsar-chive. Dieser Kreis war enorm fruchtbar;ich weiß nicht, wieviele zig-Millionen Sei-ten Archivalien in der Folge mikroverfilmt

Helmut Arntz, erster Präsident der DGD/DGI †

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worden sind. Da wurde wieder Kalle zu-gezogen. Es ging um einen Film, dernicht von Bakterien befallen werdenkonnte, nicht alterte und möglichst auchnicht brennbar sein durfte. Zu diesen Ge-sprächen kamen dann Prof. Gülich undandere Bundestagsabgeordnete, denndie Archivare verlangten, daß die Siche-rungsverfilmung von Kulturgut gesetzlichgeregelt wurde, was geschah. Das allesist ferne Vergangenheit; aber so fing esan, und ich freue mich darüber, daß esmir durch meine Tätigkeit beim BPA(Bundespresseamt) möglich war, an denAnfängen mitzuwirken. Natürlich warauch der DNA (Herr Schuchmann) dabei;denn damals war noch alle Welt über-zeugt, was immer dokumentiert werde,müsse DK-Notationen erhalten.“ (Es seihier erwähnt, dass beim DNA (heute dasDIN) bereits während des 2. Weltkriegseine Deutsche Gesellschaft für Dokumen-tation gegründet wurde, die aber nichtaktiv werden konnte.)Ich begegnete Helmut Arntz zum erstenMal auf dem Dokumentartag 1961 in BadDürkheim. Damals ging bei der Mitglie-derversammlung (MV) der Vorsitz der Ge-sellschaft von Prof. Pietsch auf Prof. Arntzüber. Ein Jahr später wurde er mein Leh-rer in der Ausbildung zur Dokumentarinim Dokumentarlehrinstitut der DGD, dasdamals noch im Gmelin-Institut, Frank-furt untergebracht war. Und wiederumein Jahr später wurde er 1963 meinoberster Chef, als ich an der Geschäfts-stelle der DGD angestellt wurde, um diebestehende Bibliothek zu erfassen undeine Dokumentation der Dokumentations-literatur aufzubauen. Die Obhut überdiese Stelle hatte allerdings Obering. Ro-bert Harth, VDI, Düsseldorf, der Stellver-tretende Vorsitzende der DGD. Im folgen-den Jahr 1964 erhielt ich eine Einladung,für ein Jahr an ein Institut nach Florida zukommen, um dort eine Datendokumenta-tion für Kristallographie aufzubauen. Prof.Pietsch war dagegen mich dafür freizu-stellen, doch Prof. Arntz meinte, daskönne nur ein Gewinn für die DGD sein,wenn ich interessante Erfahrungen ausUSA mitbringen werde. Beim großen FID-Kongress in Washington, Oktober 1965sahen wir uns wieder und meine Erfah-rungen durch Besichtigungen vieler gro-ßer Dokumentationsstellen und ihrer The-saurusarbeit, über die ich ihm berichtenkonnte, führten dazu, dass Helmut Arntzsofort „die Gelegenheit beim Schopf er-griff“ und die anwesenden Dr. MartinCremer (Institut für Dokumentationswe-sen, IDW, Frankfurt) sowie auch Dr.Meyer, BASF, und Dr. Fugmann, HoechstAG, zusammenrief und man sich daraufeinigte, dass bei der DGD ein Komitee fürThesaurusforschung eingerichtet werdenmüsse. Das geschah dann auch noch imNovember 1965 in Frankfurt und der Bio-loge Prof. Scheele wurde erster Vorsitzen-der.

In der Zwischenzeit fanden internationaleReprographiekongresse statt. Durchseine Schrift „Neue Wege der Reprogra-phie“ von 1964 im Auftrag der NRW-Lan-desregierung gab es einen Durchbruchfür die Reprographie, was 1969 zumInternational Council for Reprographyführte, dessen Präsident er bis 1975 war.Die Umsicht und Weitsicht von HelmutArntz zeigt sich im nationalen Bereichauch durch die im folgenden Jahr 1966nach Loccum einberufene Konferenz überDokumentationsfragen, die vor allemdazu dienen sollte, das Bundesministe-rium für Forschung und Technologie, ver-treten durch Dr. Lechmann, etwas nähermit den so notwendigen Aufgaben derDokumentation bekannt zu machen, denndas hatte ja dann auch für die finanzielleSeite der Sache seine Auswirkungen.In den folgenden Jahren ließ er, derimmer wieder in seinem Amt als DGD-Vorsitzender bestätigt wurde, wegen derstetig wachsenden Zahl der DGD-Mitglie-der und vor allem auch wegen der Bedeu-tung der Dokumentationswissenschaftnational und international die existie-rende DGD-Satzung revidieren, sodassdaraus ein praktikableres Instrument fürdie Leitung und gleichzeitig eine Präsi-dialverfassung entstand, die mit ihremBeschluss von 1967 bei der Mitgliederver-sammlung in Kiel dazu führte, dass fortanihre Vorsitzenden entsprechend Präsiden-ten waren. Die sechziger Jahre waren bedeutendeJahre für die Entwicklung der Dokumen-tationsstellen nicht nur in Deutschland.Auch bei der UNESCO tat sich Etliches;vorbereitende Arbeiten vieler Arbeits-gruppen, an deren Zustandekommen abca. 1968 Helmut Arntz auch beratendeFunktionen wahrgenommen hatte, führ-ten 1971 zur großen Konferenz in Parisüber das UNISIST, das nicht als ein Weltinformationssystem gedacht war, sondern weltweit ein gemeinsames Ver-ständnis der notwendigen Dokumentati-onsaufgaben und ihrer Informations-dienste herbeiführen sollte. Durch denausgezeichneten Bericht mit Richtlinienund Definitionen, auch für die klassifika-torische Erfassung der Dokumente aufmehreren Ebenen (Vorschlag eines BSO =Broad System of Ordering“) hat dieseKonferenz noch jahrelange Auswirkun-gen auf die einschlägigen Gremienarbei-ten gehabt. Nach elf Jahren der Leitung der DGD gabHelmut Arntz sein Amt an Ernst Lutter-beck ab und übernahm das Präsidium derFID in Den Haag, nachdem er bereits seit1960 dort Mitglied des Council gewesenund von 1965 bis 1971 ihr Vizepräsidentgewesen war. Irgendwie war das einenatürliche Entwicklung, nachdem erschon seit 1952 an der Revision der UDCmitgearbeitet hatte und von 1959 (-1986)als Vorsitzender des wichtigen FID-CCC-Komitees nämlich DK-3, Sozialwissen-

schaften (FID/C3+/C92) gedient hatteund mit diesem in selbstverständlichsterWeise die östlichen und westlichen DK-Benutzer und -Revidierer zusammen-brachte, was nicht nur organisatorisches,sondern vor allem auch ein großes diplo-matisches Geschick erforderte. Dazukamen ihm aber auch seine enormenSprachkenntnisse zugute, die er bereitsin seinem Studium erworben und vorallem auch durch seine Tätigkeit für dasBundespresseamt/Inter Nationes) (er warvon 1951 bis 1977 Herausgeber und größ-tenteils auch Verfasser der Informationenüber Deutschland, die in 46 Sprachenübersetzt wurden, und entsprechend vie-ler Schriften für die deutschen Auslands-vertretungen wie auch die Goethe-Insti-tute) wachgehalten und intensivierthatte. Man musste ihn erlebt haben, wieer souverän auf Kongressen oder bei Sit-zungen, – je nach Gegenüber – allen inihrer eigenen Sprache antworten konnte. So wurden auch die Dokumentationsakti-vitäten der siebziger Jahre mit seinerFührung der FID (bis 1980) und seinenvielen anderen internationalen Aufgaben(Internationaler Reprographierat, ICR,deutsche Vertretung in verschiedenenUnesco-Komitees, der IFLA, InternationalFederation of Library Associations) durchseine weltmännische, überaus zuvorkom-mende, und doch immer auch sehr präzisdenkende und handelnde Persönlichkeitin ihren Tätigkeitsbereichen von ihmmaßgeblich mitgeprägt und mitbestimmt.Dennoch war er zugleich auch im natio-nalen Bereich als Vorsitzender des Deut-schen FID-Komitees, in Fachgruppen desBMFT und des DIN (Terminologie, etc.)tätig. Es ist schier unfasslich, wie er dies allesbewältigen konnte. Er war kein workoho-lic, aber ein wirklich überaus fleißiger Ar-beiter, der auch alle Abende noch bis 23Uhr schrieb oder Geschriebenes korri-gierte und keine Eisenbahnfahrt, keinenFlug ohne seine Unterlagen und den Kor-rekturstift (insbesondere auch für die Pu-blikationen des BPA) unternahm.Dabei hatte er aber – wie E. Lutterbeckdies schon in seiner Laudatio erwähnte –durchaus auch Zeit für das Angenehmeim Leben, das im Wein, im Sekt und auchim Cognac und in den sie betreuendenGesellschaften zu finden ist. Er warselbst Gründer und jahrzehntelang Präsi-dent der Gesellschaft für die Geschichtedes Weins und damit auch ein Meister inder Organisation von Wein- aber auchvon Sektproben. Vielfach war ich bei sol-chen Gelegenheiten präsent und immerwar es ein Erlebnis eigener Art. Zu sol-chen Wine Tastings lud er auch seine in-ternationalen Gremien zu sich auf dieBurg Arntz ein, was für alle Beteiligten zuunvergesslichen Eindrücken und Erinne-rungen führte.Etwa um die gleiche Zeit, als ich 1998meine Spezialbibliothek der Literatur zur

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Wissensorganisation an das MaastrichtMcLuhan-Institut for Digital Culture andKnowledge Organisation verkaufte, be-sann auch er sich, wohin er seine vielenBücher und Dokumente aus den zahlrei-chen nationalen und internationalen Akti-vitäten schaffen könnte, denn diese be-lasteten bereits sein Haus so sehr, dasser befürchten musste, die Balken würdennicht mehr halten. Er fand in Göttingenbei der Staats- und Universitätsbibliothekdafür Interesse, doch gab er nichts undo-kumentiert weiter: Es handelte sich, wieer mir im Januar 1998 schrieb, um 4.268Karteikarten, auf denen 7.819 Einheitenverzeichnet sind. Allerdings war diesschon „vor längerer Zeit“ aufgestellt wor-den, inzwischen sei noch einiges dazuge-kommen, vor allem durch die weiter lau-fenden Zeitschriften.In vielen Auszeichnungen und Ehrenmit-gliedschaften (ICR, FID, DGD) wurdenseine Verdienste gewürdigt. Auch dieBundesregierung ehrte ihn mit ihremGroßen Verdienstkreuz des Verdienstor-dens. Dies zeigt nur, wie Helmut Arntzsich seit seiner Kindheit treu gebliebenwar, in allem Exzellenz anzustreben.Auch für seinen Einsatz im Krieg erhielter das EK1!

In den letzten Jahren seines Lebenswurde er zum Denkmalschützer, musstesich schließlich um die Renovierung vonvier verschiedenen geerbten und zu ver-sorgenden Häusern, deren drei unterDenkmalschutz stehen, wie ja auch seineigenes, kümmern, was ihm viel Sorgebereitete, was aber auch zeigt, wie ersich in seinem hohen Alter noch an einungemein praktisches Aufgabengebietwagte und auch darin erfolgreich war.Schließlich begann er sich auch wiederder Linguistik zuzuwenden und eine um-fangreiche Publikation über Gewannen,eine Unterabteilung von Fluren, in Angriffzu nehmen. Er erklärte dies so: Honnefhat z.B. 32 Fluren und in diesen 647 Ge-wannen. Deren Namen sind teilweisesehr alt, oft reines Mittelhochdeutsch,manchmal auch Kölsch Platt. Er müssedaher nicht nur die Namen deuten son-dern auch über die Geschichte des Urka-tasters schreiben, in dem die Namen auf-gezeichnet wurden und natürlich auchüber die kultur- und heimatkundliche Be-deutung der Gewannen-Namen. Damalswar er immerhin schon 86 und sagtedazu: „Leider kann ich mich nicht voll-zeitlich damit beschäftigen, weil das Wil-helm-Kreis-Archiv mit Ausstellungen,

Dissertationen, usw. viel Arbeit machtund ich z.B. viel Abwegiges aber Wichti-ges tue: ich sitze an meiner Steuererklä-rung, die mit den vier Häusern … eineMordsarbeit ist…“

Eine Bibliographie aller seiner Publikatio-nen gibt es noch nicht, sie müsste wohlsehr umfangreich werden, nicht nur aufdem Gebiet der Dokumentation sondernu.a. auch über vieles, was die Runen undden Wein betrifft.

Helmut Arntz hatte das Glück, 65 Jahrelang eine liebenswerte, treusorgendeGattin an seiner Seite zu haben, nur 15Monate ist sie früher abberufen worden,als er. Auch dies war ein Segen in diesemaußergewöhnlichen Leben. Jeder der ihnkannte, war beeindruckt, von seinem um-fangreichen Wissen, von seiner frischenund immer auch sehr höflichen, überausmenschenfreundlichen Lebensart undseiner Generosität. Er war ein Vorbild anFleiss, Ordnungssinn und Zuverlässig-keit. Möge er allen, die ihn kannten undallen, die hiermit von ihm lesen, mit die-sen so selten gewordenen Tugenden inallerbester Erinnerung bleiben.

Dr. Ingetraut Dahlberg

Bad König, 29. Juni 2007

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Werner Flach ist völlig unerwartet am 13.Mai 2007 im Alter von 72 Jahren gestor-ben. Er war Inhaber der Internationalenwissenschaftliche Buchhandlung und An-tiquariat Werner Flach in Frankfurt amMain, in der er bis zuletzt tätig war. Ge-boren war er am 2. Februar 1935 in Rot.Nach dem Schulabschluss absolvierte erin Ulm und Stuttgart eine Buchhändler-lehre.

Seine Buchhandlung, die er 1957 gegrün-det hat und sofort als korporatives Mit-glied in die DGD einbrachte, besteht indiesem Jahr 50 Jahre. Seit 1996 war erpersönliches Mitglied der DGI.

Seine Kunden fühlten sich bei ihm stetsgut aufgehoben, er beschaffte für sie ein-fach alles, egal aus welchem Winkel derWelt, ob eine Hörspielkassette für Kinderoder ein Einzelheft einer ausländischenSpezialzeitschrift, so als sei es das selbst-verständlichste. Zunächst belieferte ervor allem den Hochschulbereich, späterdann zunehmend Industrie- und Dienst-leistungsunternehmen. Da was dasSchließen von Lücken im Zeitschriftenbe-stand in Zeiten der gebundenen Jahr-

gänge eine wichtige Dienstleistung. Ver-stärkt seit Anfang der 1990er Jahre arbei-tete er mit dem Beuth-Verlag zusammen,so dass seine Buchhandlung bis heuteeine der wenigen Normenagenturen inHessen ist.

Neuerungen gegenüber begegnete ervon Anfang an sehr aufgeschlossen. Be-reits in den 1960er Jahren begann er mitder elektronischen Datenverarbeitungmittels Lochkartenmaschinen. Von Kolle-gen wurde er der „Lochkarten-Flach“ ge-nannt. Seine Buchhandlung war die erstein Deutschland, in der die elektronischeDatenverarbeitung Eingang fand. Die bi-bliographischen Daten zu den bestelltenBüchern wurden bereits in den 1980erJahren auf Diskette mitgeliefert. Bis An-fang der 1990er Jahre unterhielt er dieDatenbank BookBase als Nachweisinstru-ment und Neuheitendienst für seine Kun-den. Das, was heute Suchmaschinenbe-treiber und Verlage gemeinsam mit auto-matisierten Verfahren machen, leistetendamals die eigenen fleißigen Köpfe undHände von Chef und Mitarbeiterinnen: In-haltsverzeichnisse von neu erschienenenBüchern wurden erfasst und als Profil-

dienst zur Verfügung gestellt. BookBaseenthielt zuletzt zirka 40.000 Buchtitel aus3.000 Verlagen mit Kapitelüberschriftenoder Inhaltsangaben. Für das Bundesmi-nisterium für Forschung und Technologiewar Werner Flach in den 1970er und -80er Jahren als Gutachter und Sachver-ständiger tätig. Für die GID verlegte derIDD Verlag Werner Flach sämtliche Buch-publikationen, insgesamt knapp dreißig,darunter das Taschenbuch I&D.

Werner Flach war ein Vollblut-Buchhänd-ler und -Informationsvermittler, stetsfreundlich und hilfsbereit. Von 1975 bis1985 war er im Aufsichtsrat der Buch-händler-Abrechnungsgesellschaft BAG.Auf Dokumentartagen und auch auf derBuchmesse traf man ihn regelmäßig. Erwar einer der bescheidenen Pioniere derrechnergestützten Literaturdokumenta-tion im Buchhandel. Die DGI wird seinAndenken bewahren, wer ihn kannte,wird sich gerne an ihn erinnern.

Marlies Ockenfeld, Darmstadt

Werner Flach gestorben

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Informationsmanagementin Lernenden Organisationen

Dzemal Mujan. Berlin: Logos Verlag,2006. 181 S. ISBN 978-3-8325-1339-9.40,50 €

Mujan verfolgt sein Thema „Informati-onsmanagement in lernenden Organisa-tionen“ mittels eines interdisziplinärenAnsatzes. Dieser ist zum einen der Infor-mationswissenschaft zuzuordnen, istaber auch Teil der Betriebswirtschafts-lehre und der Wirtschaftsinformatik. Mu-jans Buch geht auf eine Disserta-tion an der Heinrich-Heine-Uni-versität Düsseldorf zurück.Die Ausdrücke „Informationsma-nagement“ und „lernende Orga-nisation“ gewinnen in unsererInformationsgesellschaft immermehr an Bedeutung. Informati-onsmanagement ermöglicht es,Informationen zu managen undden Informationsfluss in einemUnternehmen zu optimieren.Von einer „Lernenden Organisa-tion“ spricht man, wenn sich einUnternehmen in einem ständi-gen Entwicklungsprozess befin-det. Durch neue Erfahrungenund Möglichkeiten werden kon-tinuierlich Wissen und Hand-lungsspielräume neu überdacht und ver-ändert. Informationsmanagement oderauch Wissensmanagement wird häufig insolchen Organisationen angewandt.

InhaltsübersichtDie Studie von Dzemal Mujan besteht auszwei Teilen. Zunächst verfügt sie übereinen theoretischen Teil, in dem die wich-tigsten Aspekte des Informationsmana-gements der lernenden Organisation undder Informationsbedarfsanalyse aufge-griffen werden. Des Weiteren gibt es denpraktischen Teil, der sich mit einer kon-kreten Informationsbedarfsanalyse imDaimlerChrysler Werk Düsseldorf be-schäftigt. Vor allem durch die Praxisnäheist das Buch sehr interessant. Das, wasim ersten Teil theoretisch erläutert

wurde, wird im zweiten Teil erneut auf-gegriffen und praktisch angewandt. Mujan beginnt mit der Begriffsklärung„Information als Ressource“. Diese grenzter klar von Wissen ab und kommt zu demErgebnis, dass Information – nicht Wis-sen- zum Gegenstand des Managementswird. Seiner Meinung nach kann aus-schließlich Information gemanagt wer-den, so dass er vorwiegend von Informa-tionsmanagement spricht. In anderenVeröffentlichungen wird häufig auch vonWissensmanagement gesprochen. Infor-mationsmanagement gilt allgemein eherals die technische Seite. So sorgt es letzt-lich für die Bereitstellung der Technik,wie etwa Datenbanksoftware, nicht aberzwingend für die sinnvolle Erschließungder Informationen.Mujan hingegen fasst die beiden BegriffeWissensmanagement und Informations-management zusammen. Neben der tech-nischen Komponente verfügt Informati-onsmanagement auch über die Möglich-keit, die Ressource Information sinnvollzu managen und aufzubereiten. SeinerMeinung nach ist es nicht anders mög-lich. Von „Wissensmanagement“ zu spre-chen, hält er für schwierig. Sein Stand-punkt ist, dass Wissen sich nicht mana-gen lässt, da es zwangsläufig immer aneinen Menschen gebunden ist.

Um zu betonen, dass Informationsmana-gement eben nicht ausschließlich Technikist, geht er in seinem Werk ebenfalls da-rauf ein, zu welchen Disziplinen Informa-tionsmanagement gezählt werden kann.Es gibt Überschneidungen mit dem Per-sonalmanagement, Projektmanagement,Sicherheitsmanagement und dem Daten-management. Spricht man von einemübergeordneten Management, so kannman es der strategischen Ebene zuord-nen. Dieser werden nach Stickel folgendeFunktionen zugeschrieben� Entwicklung bzw. Fortschreibung von

Strategien� Gestaltung der Organisation (Aufbau-

und Ablauforganisation)� Gestaltung der Märkte (Beschaffungs-

und Absatzmärkte)

� Gestaltung der Produktionsprozesse(Wertschöpfung)

� Gestaltung der Unternehmenskulturund weitere Subsysteme (Stickel 2001,7).

Auch wenn der Titel ausschließlich vonInformationsmanagement spricht, sosteht im Fokus doch eher die Informati-onsbedarfsanalyse. Der ein oder andereLeser würde durch den Titel vielleichtetwas anderes erwarten. Natürlich spieltdas Informationsmanagement ebenfallseine große Rolle und gehört zwingend zueiner Informationsbedarfsanalyse in die-sem Bereich dazu, trotzdem wird im prak-tischen Teil nur die Informationsbedarfs-analyse angewandt. Es wäre wünschens-wert gewesen, wenn letzte ebenfalls imTitel erschienen wäre. Eine Informationsbedarfsanalyse gehtletztlich der Einführung von Informati-onsmanagement voraus. Um die Informa-tionsbedarfsanalyse näher zu erläutern,macht es Sinn, wie es Mujan auch getanhat, zunächst die verschiedenen Artendes Informationsbedarfs zu erklären.Jeder Mitarbeiter eines Unternehmensbenötigt gewisse Informationen. Häufigwerden jedoch neue Informationen nichtan Mitarbeiter der gleichen Hierarchie-ebene weitergegeben, sondern nur anhöhere Hierarchieebenen. Dies sind so

genannte Informationsbarrieren (S. 20).Um diese ausräumen zu können, wirdeine Informationsbedarfsanalyse durch-geführt. Mittels dieser lässt sich der In-formationsfluss im Idealfall verbessern.In der Literatur unterscheidet man zwi-schen verschiedenen Informationsbe-darfen. Zum einen spricht man vom ob-jektiven Bedarf, doch dieser bleibt letzt-lich immer etwas Theoretisches. In derPraxis kann man sich diesem Bedarfkaum nähern. Er beinhaltet alle poten-tiellen Informationen, die für eine Lö-sung einer Aufgabe nach objektivenKriterien benötigt werden (S. 24). Eshandelt sich also um den Informations-bedarf, der durch das einzelne Unter-nehmen festgesetzt wird.Der subjektive Informationsbedarf hin-

gegen wird von einzelnen Individuen be-stimmt. Erfahrungshintergründe spielenhierbei eine große Rolle. Es handelt sichum die Informationen, die jeder einzelnesich wünscht und die sich im Idealfall mitdenen des objektiven Informationsbe-darfs decken. Der individuelle Informa-tionsbedarf ist auch Auslöser für das Informationsverhalten und für die Infor-mationsverarbeitung. Von Informations-pathologien spricht man immer dann,wenn es Mängel in der Informationsver-arbeitung gibt.Die Abbildung 1 zeigt ein Venn-Dia-gramm, das auf Bahlmann zurück gehtund von Mujan überarbeitet wurde. Be-kannt ist dieses Venn-Diagramm ohne dieSchnittmenge der Bedarfserzeugung.Subjektiver und objektiver Informations-

Abbildung 1: Venn-Diagramm zum InformationsbedarfQuelle: Mujan 2006, 33

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bedarf wurden oben schon erläutert.Hinzu kommt nun das Informationsange-bot. Durch die Anordnung des Kreisessieht man, dass nur ein Bruchteil vomMitarbeiter genutzt wird und vieles auchgar nicht zur Verfügung steht. Beim Infor-mationsstand hingegen geht es um das,was im Unternehmen vorhanden ist, zurNutzung bereit steht und auch von denMitarbeitern genutzt wird. Umso größerdiese Schnittmenge ist, desto günstigerist es für das Unternehmen. Daneben gibtes die Informationsnachfrage. Gemeintsind Informationen, die vom Individuumnachgefragt werden, jedoch - zumindestteilweise- nicht zur Verfügung stehen. So-weit handelt es sich um das Diagramm,von Bahlmann aus dem Jahre 1982. Dze-mal Mujan stellt die These auf, dass manBedarf durch Angebot erzeugen kann.Deswegen fügt er dem Diagramm eineweitere Schnittmenge hinzu, nämlich dieBedarfserzeugung. Hierbei geht es umInformationsmarketing. Sobald man Wer-bung für bestimmte Informationen macht,ist es wahrscheinlich, dass einige Mitar-beiter neugierig werden. Sie wollen dieseArt von Information haben und werdenvermutlich gerne mit ihr arbeiten. Die Be-darfserzeugung hat natürlich nur Nutzenfür ein Unternehmen, wenn sie sich mitdem objektiven Informationsbedarf deckt. Diese Theorie wird im praktischen Teildurchaus bestätigt. Im Zusammenhangmit Fachinformation wurde zunächst aus-gesagt, dass Fachinformationsdiensteweniger genutzt werden. Nachdem dieMitarbeiter teilweise aber Werbung vonFachinformationsdiensten per Mail erhiel-ten, änderte sich dies. Es gibt verschiedene Möglichkeiten eineInformationsbedarfsanalyse durchzufüh-ren (s. Fank 2001, 244f). Hier sollen nichtalle Möglichkeiten komplett genannt wer-den, sondern nur die wichtigsten Artenaufgeführt werden. Die zwei bekanntes-ten Arten sind die Analyse mittels Frage-bogen und das Interview. Bei erstem istdie geringe Rücklaufquote problematisch.Häufig geht eine solche Befragung ineinem Unternehmen einfach unter. BeimInterview hingegen werden Termine ge-macht und, in der Regel nimmt der Inter-viewte den Termin auch wahr. Hier gibtes wiederum verschiedene Arten des In-terviews. Dzemal Mujan wendete die In-terviewtechnik an. Zur Unterstützungdiente ein Fragebogen mit überwiegendgeschlossenen Fragen, also solche, beidenen mögliche Antworten bereits vorge-geben waren. In erster Linie ging es umden subjektiven Informationsbedarf vonMitarbeitern wie von Führungskräften. Jenach verfügbarer Zeit der interviewtenMitarbeiter dauerten die Interviews zehnMinuten bis hin zu 2,5 Stunden. Diese In-terviews wurden daraufhin von Mujanausgewertet, um DaimlerChrysler An-haltspunkte zu liefern, was verbessertwerden sollte.

Kritische BewertungGenerell ist der Aufbau des Buches ge-lungen. Die einzelnen Kapitel sind in Un-terkapitel eingeteilt, so dass die Ab-schnitte jeweils recht kurz sind. Dadurchkann man über einzelne Themen einenschnellen Überblick bekommen. Beson-ders interessant ist die Praxisnähe. DieErgebnisse des theoretischen Teils wer-den im praktischen Teil wieder aufge-nommen. Die Studie richtet sich insbe-sondere an diejenigen, die sich für Infor-mationsbedarfsanalysen interessieren.Möchte man einen Einblick in das kom-plette Informationsmanagement bekom-men, könnte die Information ein wenigknapp gehalten sein. Man sollte sich alsonicht von dem Titel in die Irre führen las-sen. Es wäre interessant gewesen, zu erfah-ren, was letztlich bei DaimlerChryslerumgesetzt wurde. Hierüber erfährt derLeser leider nichts. Trotz einiger Kritikenim Detail ist das Buch für alle empfeh-lenswert, die sich mit Informationsbe-darfsanalysen auseinandersetzen, sei esim beruflichen Alltag oder in Forschungund Lehre.

Sonja Weber, Düsseldorf

LiteraturBahlmann, Arnold (1982): Informationsbedarfsana-lyse für das Beschaffungsmanagement. Gelsen-kirchen: Mannhold.

Fank, Matthias (2001): Einführung in das Informa-tionsmanagement. München: Oldenbourg.

Stickel, Eberhard (2001): Informationsmanage-ment. München: Oldenbourg.

Fachspezifische Internetrecherche.Für Bibliothekare, Informationsspezialisten und Wissenschaftler

Anne-Katharina Weilenmann.– München: K.G. Saur, 2006.(= Bibliothekspraxis Bd. 38), 205 S.,ISBN 3-589-11723-X, Preis 29,80 €

Ein Verzeichnis von Internetquellen inBuchform – ein Anachronismus? Nicht un-bedingt, wie der vorliegende Band vonAnne-Katharina Weilenmann, Leiterin des

Bereiches Publikumsinformation in derSchweizerischen Nationalbibliothek, zeigt. Dem Verzeichnis sind zwei Aufsätze vo-rangestellt. Im ersten, den „Gedankenzum Suchen und Finden“, zeichnet dieAutorin nach, wie ab Mitte der 1990erJahre nicht zuletzt von Bibliotheken An-strengungen unternommen wurden, umdie Informationsfülle des Internets zursinnvollen und zielgerichteten Verwen-dung aufzubereiten. In dieser Zeit ent-standen die ersten Subject Gatewaysoder Fachinformationsführer, wo fachlichrelevante Internetquellen ausgewähltund intellektuell erschlossen wurden.Diese Linksammlungen sind heute inDeutschland Bestandteil der so genann-ten Virtuellen Fachbibliotheken, die imPortal vascoda (www.vascoda.de) zusam-mengeschlossen sind. Derzeit würden dieNeuerungen im Zusammenhang mit demWeb 2.0 einen neuen technischen und so-zialen Sprung in der (wissenschaftlichen)Nutzung des Webs darstellen – mit neuenHerausforderungen für Wissenschaftlerund Informationsspezialisten.Im zweiten Aufsatz, „Suchstrategien“,gibt die Autorin allgemeine Hinweise zurRecherche im Internet – es handelt sichum „Anregungen, Gedankenanstöße undkritische Überlegungen, wie man ohneGoogle und sonstige Suchmaschinen zuvernünftigen und relevanten Informatio-nen gelangen kann“ (S. 18). Tatsächlichkommt die Kritik an Suchmaschinen nichtzu kurz: „die Benutzung von Suchmaschi-nen … ist die ineffizienteste Art, etwasaus dem Internet herauszuholen“ (S. 24)und es wird argumentiert, „dass einefachgerechte Recherche nicht mit diesenWerkzeugen durchgeführt werden kannund darf“ (S. 26). Doch ist diese pauschaleAblehnung von Suchmaschinen gerecht-fertigt? Schließlich sind Spezialsuchma-schinen wie Google Scholar erfolgreich an-getreten, um effektive fachliche Recher-chen des Webs zu ermöglichen; selbstUniversalsuchmaschinen erlauben erfah-renen Benutzern durch die Anwendungsuchmaschinenspezifischer Retrievalspra-chen eine zweckmäßige Recherche. Einegenauere Analyse des Textes und der ver-zeichneten Internetquellen erhellt, dass essich bei der Ablehnung von Suchmaschi-nen zumindest zum Teil um ein terminolo-gisches Problem handeln dürfte: Im Ver-zeichnis der Internetquellen finden sichnämlich durchaus Suchmaschinen reins-ten Wassers – etwa die Wissenschafts-suchmaschinen Scirus und CiteSeer oderdie Artikelsuchmaschine FindArticles –diese werden allerdings als Datenbankengehandelt. Die pauschal formulierte Ab-lehnung von Suchmaschinen bezieht sichoffenbar nur auf Universalsuchmaschinen,da Spezialsuchmaschinen den Datenban-ken zugerechnet werden.Dieser Sichtweise steht jedoch die in derInformationspraxis gängige Auffassungentgegen, wonach Websuchmaschinen

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Programme zur Recherche im Volltextvon Dokumenten im WWW darstellen;Spezialsuchmaschinen (z.B. Wissen-schaftssuchmaschinen) indexieren dabeinur ausgewählte (z.B. wissenschaftliche)Dokumente. Recherchedatenbanken un-terscheiden sich von Websuchmaschinenin der Regel dadurch, dass die von ihnenabgefragten Dokumente nicht im Webverteilt sind, sondern auf einem Host-rechner liegen und in vielen Fällen nichtvon Suchmaschinen indexiert werdenkönnen („Invisible Web“).Der Schwerpunkt des Buches liegt jedochnicht in den theoretischen Ausführungen,sondern in der Auflistung und inhaltli-chen Beschreibung zentraler, verlässli-cher Internetquellen. 200 Angebote zuden verschiedensten Themenbereichenwerden ausführlich beschrieben, weitere100 werden als weiterführende Links an-geführt. Thematisch ist das Verzeichnisnach den Sachgebieten der Dewey-Dezi-malklassifikation geordnet, die formaleGliederung erfolgt nach den KategorienSubject Gateways, Lexika/Enzyklopä-dien/Wörterbücher und Bibliographien/Datenbanken. In letzterer finden sich, wieerwähnt, vereinzelt auch Spezialsuchma-schinen. Es handelt sich durchwegs umlangfristig verfügbare Angebote in deut-scher oder englischer Sprache, die meistgratis benutzbar sind. Durch umfangrei-che Website- und Stichwortregister sinddie Quellen im Buch leicht auffindbar.Fazit: Mit diesem Band ist eine interes-sante und relevante Zusammenstellungwichtiger Ausgangspunkte für themati-sche Webrecherchen geglückt, aufgrundseiner praktischen Relevanz ist ihm eineweite Verbreitung zu wünschen. Insbe-sondere Bibliothekare im fachlichen Aus-kunftsdienst in wissenschaftlichen odergrößeren öffentlichen Bibliotheken kön-nen aus dieser gut sortierten Fundgrubehochwertiger Internetquellen einen gro-ßen Nutzen ziehen.

Michael Katzmayr, Linz (Österreich)

Barrierefreies Webdesign. Attraktive Websiteszugänglich gestalten

von Angie Radtke und Michael Charlier.München: Addison-Wesley, 2006. 252 S.ISBN 978-3-8273-2379-8, 3-8273-2379-7.39,95 € (DE), 41,10 € (AT), 67 sfr (CH).

Der Titel des Buches verspricht, dass esmöglich sei, Web-Sites nicht nur barriere-frei, sondern auch attraktiv zu gestalten.Dieses Versprechen lösen Angie Radtkeund Michael Charlier mit einer Demo-Web-Site für die fiktive Gemeinde Bad-Seendorf (Internet, URL http://www.bad-seendorf.de) ein. Dort werden einanderzwei Versionen gegenübergestellt, wobeider Ausgangspunkt ein barrierebehafte-tes Design ist, das durch eine barriere-

arme Version ersetzt wird. Diese beidenBeispiele wären für sich genommen be-reits sehr hilfreich bei der Auseinander-setzung mit dem Thema Barrierefreiheit.In Kombination mit dem zugehörigenBuch haben Radtke und Charlier eine um-fassende Einführung geschaffen, die so-wohl für die eigenständige Einarbeitungin die Thematik als auch für die Verwen-dung in der Lehre sehr geeignet ist.In einem knappen theoretisch ausgerich-teten Grundlagenteil werden Fragen be-handelt wie beispielsweise was Barriere-freiheit ist und wem sie nützt, warum Zu-gänglichkeit und ansprechendes Designkein Widerspruch sind und welche ge-setzlichen Vorgaben gelten. Im Mittel-punkt des umfangreichen Praxisteilssteht die genannte Web-Site der fiktivenGemeinde Bad-Seendorf. Ausgehend vondem barrierebehafteten Design werdenan konkreten Beispielen die Probleme be-stimmter Nutzergruppen analysiert, zudenen neben den üblicherweise darge-stellten Betroffenen auch die Alters-gruppe 50plus zählt, die häufig vernach-lässigt wird. Weiterhin wird in einzelnenKapiteln eine Analyse von Barrierendurchgeführt, sowie Maßnahmen zur ge-zielten Vermeidung von Zugangsblocka-den und Zugangserschwernissen aufge-zeigt, wobei auch auf multimediale In-halte und Sonderfälle wie PDF, Flash, undVideos in Deutscher Gebärdenspracheeingegangen wird. Eine kurze Beschrei-bung des Einsatzes von Content-Ma-nagement-Systemen für barrierefreieWeb-Angebote legt den Schwerpunkt aufdie Systeme Joomla! und TYPO3.Insgesamt zeichnet sich die Kombinationvon Buch und Web-Site durch einenhohen Praxisbezug aus. Die Texte sindleicht zu lesen, die Sprache ist einfachund verständlich. Zahlreiche farblicheund grafisch gestaltete Randnotizen ent-halten Verweise und Erläuterungen undstellen Bezüge her, sowohl zu den Bei-spielen als auch zu den einzelnen Prüf-punkten der Barrierefreie Informations-technik-Verordnung (BITV). In den Textintegrierte Abbildungen sowie Hinweiseauf Benutzungsprobleme für Menschenmit Behinderungen und Testmöglichkei-ten machen die Problematik von Barrie-ren deutlich, auch für Leser, welche die

Vorteile einer barrierearmen Gestaltungvon Web-Sites verstehen wollen, ohnesich auf die Ebene des Quellcodes bege-ben zu müssen, wobei die Beispieledurchaus eine tiefergehende Auseinan-dersetzung mit der Programmierung er-lauben.

Werner Schweibenz, Saarbrücken

Information Retrieval – Informationen suchen und finden

Wolfgang G. Stock. – München:Oldenbourg Verlag, 2007. IX, 600 S.,Flexcover, ISBN 3-486-58172-4, 44,80 €

Mit Information Retrieval – Informatio-nen suchen und finden von Wolfgang G.Stock liegt ein ca. 600-seitiges Lehrbuchaus dem Oldenbourg Verlag vor. Der Ein-leitung kann man entnehmen, dass essich dabei nur um den ersten Band einervierbändigen Reihe zur Informationswis-senschaft handelt. Der Klappentext ver-spricht die umfassende Vermittlunggrundlegender Kenntnisse über Theorien,Modelle und Anwendungen des Informa-tion Retrieval, dargestellt als einheitlicheWissenschaftsdisziplin, die klassischeModelle und aktuelle Ansätze des WebInformation Retrieval umfasst.Wie sein Umfang bereits erwarten lässt,bietet das Buch einen breiten Zugangzum Thema Information Retrieval. Es istin weiten Teilen in einem erzählendenund kommunikativen Stil geschrieben,der durch viele Beispiele und rhetorischeFragen den Zugang zum Thema erleich-tert.Das Buch ist in 32 Kapitel gegliedert, dieauf sieben Teile aufgeteilt sind: Grundla-gen der Informationswissenschaft, Propä-deutik des Information Retrieval, Boole-sche Retrievalsysteme, Informationslin-guistik – Natural Language Processing,Klassische Retrievalmodelle, Web Infor-mation Retrieval und Spezialproblemedes Information Retrieval. Jedes Kapitelschließt mit einem eigenen Literaturver-zeichnis und einem Fazit, in dem die we-sentlichen Aussagen nochmals inMerk(ab)sätzen zusammengefasst sind.Weiter enthält das Buch neben einer In-haltsübersicht und einem Inhaltsver-zeichnis ein Glossar (knapp 200 Einträge)sowie ein 15-seitiges Namens- und ein23 Seiten umfassendes Sachregister. Die ersten zwei Teile (neun Kapitel oder140 Seiten) bilden eine breite historischeund inhaltliche Einführung in das Themen-gebiet und viele seiner Ansätze und Kon-zepte. Im dritten Teil sind die Darstellungdes Booleschen Retrieval, ein Kapitel überinformetrische Analysen und ein Kapitelüber erweiterte Boolesche Verfahren (alsodas MMM-Modell, das p-Normmodell undansatzweise Modelle, die mit fuzzy-Metho-den arbeiten) zusammengefasst.

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Der vierte Teil (Informationslinguistik) be-fasst sich mit der Repräsentation vonTexten (und Inhalten) in Retrievalsyste-men: n-Gramme, Worte (und ihre Grund-formen oder Stämme), Phrasen, Eigenna-men, Komposita, Begriffe (und seman-tische Netze), die Auflösung vonReferenzen (Anaphora) und schließlichdie Behandlung von (Eingabe-)fehlern(Fehlertolerantes Retrieval). Das folgendeKapitel Textstatistik ist bereits in den TeilKlassische Retrievalmodelle eingeordnet.Es beschreibt Gewichtungsmethoden fürTerme aus Texten. Die weiteren Kapiteldieses Teils beschreiben das Vektorraum-modell mit Clusterung, Relevance Feed-back, dem SMART-System und Latent Se-mantik Indexing sowie das probabilisti-sche Modell mit der Robertson-SparkJones-Formel, Pseudo Relevance Feed-back und Hidden Markov Modellen. Dervorletzte Teil behandelt Web InformationRetrieval mit den Unterpunkten Linktopo-logie (Links und Zitationen, PageRank-Algorithmus) Sturkturinformationen inDokumenten (Metadaten, HTML/XML-Dokumente, Aktualität), Nutzer und Nut-zung (unterschiedliche Anfragetypen,Personalisierung, Ranking nach verschie-denen Kriterien) und Themenentdeckungund -verfolgung (für Nachrichtenquellenim Web). Der letzte Teil (Spezialprobleme des IR)stellt schließlich in sieben Kapiteln ver-schiedene Themen zusammen, darunterneue Themen (wie Bild- und Tonretrievaloder Sprachübergreifendes Retrieval)aber auch Vertiefungen zuvor behandel-ter Themen (wie Soziale Netzwerke undsmall worlds, Kontrolliertes Vokabularund Anfragedialog). In Soziale Netzwerkeund small worlds werden Betrachtungenüber die Vernetzung zwischen Personenund/oder Dokumenten und deren Struk-tur wieder aufgenommen; KontrolliertesVokabular vertieft Überlegungen zur Nut-zung von (hierarchischen) Wissensstruk-turen in Thesauren. Im Kapitel Sprach-übergreifendes Retrieval werden vorallem Verfahren mit mehrsprachigen Vo-kabularen und Wörterbüchern beschrie-ben; das Kapitel Anfragedialog behandeltQueryexpansion mit verschiedenen Me-thoden. Retrieval von Textstellen be-schreibt neben der wörtlichen Bedeutungvor allem die Verwendung von Doku-mentausschnitten zur Verbesserung derSuchergebnisse. Im Kapitel Bild- und Ton-retrieval wird ein kurzer Einblick in dieProbleme und einige Ansätze aus diesemBereich gegeben. Schließlich wird im Ka-pitel Ausblick für eine Zusammenarbeitder verschiedenen am Thema InformationRetrieval beteiligten Disziplinen undGruppen geworben. Der Aufbau des Buchs folgt damit einemklassischen Muster, bei dem die Anforde-rungen im Vordergrund stehen, die sichaus der Aufgabenstellung ergeben, alsovor allem der inhaltlichen Suche nach als

Text festgehaltener Information. Der pri-märe Ansatzpunkt ist damit die Spracheals Mittel der Inhaltsrepräsentation undihre Analyse, z. B. mit textstatistischenMethoden. Diese Themen werden denLesenden durch eine ausführliche Einlei-tung und zahlreiche Beispiele aus ver-schiedenen Bereichen, insbesondere auchaus dem Web, nahe gebracht. Dabei sindviele Quellenangaben und Zitate in denText eingearbeitet. Zumindest die eng-lischsprachigen Zitate werden häufig vor-weg oder im nachhinein paraphrasiert. In einigen Fällen wird nicht ganz klar,warum ein wörtliches Zitat verwendetwurde, weil weder die Urheber der be-schriebenen Konzepte zitiert werden,noch die Zitate eine besondere Sicht derDinge darstellen. Eine straffere, in sichgeschlossene Darstellung durch denAutor wäre dann vorzuziehen. Diese Be-obachtung lässt sich zu einem gewissenGrad verallgemeinern: Einzelne Frage-stellungen und Ansätze werden zwarausführlich dargestellt, es fehlt aber abund zu der gemeinsame Rahmen, in densie eingeordnet werden können. Eine Ur-sache dafür liegt wahrscheinlich auch indem im Vorwort (Seite 1) formuliertenAnspruch: „Teilweise wird (...) von vielen Autoreneine mathematische Sprache benutzt.Dies führt einerseits zu begrifflicher Klar-heit, andererseits (zumindest bei mathe-matisch nicht ausreichend geschulten Le-sern) zu einigen Verständnisschwierigkei-ten. Im Zweifelsfall haben wir uns für dieVerständlichkeit entschieden.“Die hier suggerierte Alternative – begriff-liche Klarheit versus Verständlichkeit –erscheint zu vereinfachend, weil sich dieVerständlichkeit wohl eher auf den ge-schriebenen Text als auf die beschriebe-nen Sachverhalte beziehen kann. Sie bie-tet keine befriedigende Lösung für dasbekannte Dilemma interdisziplinärerFachgebiete (und Fachbereiche), die z. B.im Grenzbereich von Sprachwissenschaft,Psychologie und Informatik liegen (wieInformation Retrieval): Studierende in dieLage zu versetzen, die Methoden undWerkzeuge der beteiligten Disziplinen so-weit zu verstehen, dass sie die Voraus-

setzungen, Möglichkeiten und Grenzenihres Einsatzes beurteilen und mit ihnenumgehen können, ohne eine vollständigeoder zumindest weitgehende Aus- oderVorbildung in den angrenzenden Fächernzu verlangen. Für ein Lehrbuch in diesem Fachgebietist es eine Herausforderung, auch „ma-thematisch nicht ausreichend geschulte“Lesende soweit an eine vereinheitlichteVersion der im Fachgebiet gebräuchli-chen und bewährten Darstellung heran-zuführen, dass sie von deren begrifflicher(und konzeptioneller) „Klarheit“ profitie-ren können. Das ist nicht durchgehendgelungen. Als Beispiel für eine verpassteChance kann das Kosinusmaß genanntwerden. Es wird mehrfach und in ganzunterschiedlicher Form verwendet, ohnedass ein Zusammenhang zwischen denFormen und Anwendungen hergestelltwürde. Auch im Kapitel 20 (Vektorraum-modell) wird es lediglich als Maß für denWinkel zwischen den Dokumentvektoreneingeführt, obwohl es durchaus auch an-dere Interpretationen der Formel gibt, diefür den Vergleich von Texten plausiblersind als die Interpretation über den Win-kel. Der Zugang zu den „mathemati-schen“ Formeln und Ausdrücken (undden dahinter stehenden Modellen)könnte auch durch eine inhaltlich und op-tisch einheitlichere Darstellung erleich-tert werden.Das Buch enthält zahlreiche Abbildungen,Diagramme und Screenshots. Viele davonscheinen aus anderen – teilweise auch äl-teren – Quellen im Faksimile übernommenzu sein und strahlen so das Flair der je-weiligen Fachrichtung und Zeit aus. Dashat durchaus seinen Reiz, beeinträchtigtaber teilweise etwas die Lesbarkeit. Ei-nige Themen – wie z. B. der gesamte Be-reich der Evaluation von IR-Systemen –sind im vorliegenden Buch nur schwachvertreten. So wird z. B. die Text REtrievalConference (TREC), eine zentrale Institu-tion der IR-Forschung der letzten 15Jahre, im Sachregister nur zweimal er-wähnt, ohne dass sie an den angegebe-nen Stellen genauer beschrieben wird. Esist zu hoffen, dass sie in den folgendenBänden der Reihe entsprechend ihrer Be-deutung dargestellt werden. Insgesamt bietet das Buch eine gute undausführliche Einführung in das Thema In-formation Retrieval. Seine Stärke sind dieBreite der Quellen und dargestellten An-sätze, die ausführliche Einführung in dieverschiedenen Themen, Fragestellungenund Lösungsansätze, insbesondere in denBereichen Textstatistik und Informetrie.Es ist gut zu lesen, auch wenn man sichmanchmal etwas mehr inhaltliche Strin-genz wünschen würde. Die Merk(ab)sätze am Schluss jedes Kapitels erleich-tern auch dem eiligen Leser die Orientie-rung in dem durchaus umfangreichenWerk.

Reginald Ferber, Darmstadt

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Monographien-Zugänge der Monate Mai undJuni 2007, zusammengestellt von AnnetteBassenge vom Informationszentrum für Infor-mationswissenschaft und -praxis. Die Bücherkönnen unter Angabe der Signatur ausge-liehen werden, sofern es sich nicht um Prä-senzbestände handelt. Die Monografien sindgemäß der Kategorien in Infodata angeordnetund innerhalb der Kategorien alphabetischsortiert. Fachhochschule PotsdamInformationszentrum für Informationswis-senschaft und -praxis, Friedrich-Ebert-Str. 4,14406 Potsdam, Tel. (03 31) 580 22 30, Fax (03 31) 580 22 29, [email protected]

1. AllgemeinesChen, S.; Deng, S.Glossary of library and information science : English-Chinese/Chinese-EnglishMünchen, DE: Saur, 2006. - XXI, 343 S.ISBN 3-598-11689-6Informationswesen / Dokumentation / Bibliothekswe-sen / Informationswissenschaft / Bibliothekswissen-schaft / Terminologie / Englisch / ChinesischSign.: 10 AB1 116 [Nicht ausleihbar]

2. Formale Erfassung und inhaltlicheErschließungBroughton, V.Essential classificationLondon, GB: Facet Publ., 2004. - X, 324 S.ISBN 1-85604-514-5Inhaltliche Erschließung / Indexierungsverfahren /Klassifikationsmethode / Klassifikationssystem / Fa-cettenklassifikation / Universalklassifikation / Dezi-male KlassifikationSign.: 11 UN3b 117

Lutz, A. (Hrsg.)Neue Konzepte für die archivische Praxis : AusgewählteTransferarbeiten des 37. und 38. WissenschaftlichenKurses an der Archivschule MarburgMarburg, DE, 2006. - 399 S.(Veröffentlichungen der Archivschule Marburg. 44),ISBN 3-923833-08-3Archiv / Öffentlichkeitsarbeit / Management / Wissen/ Schriftgutverwaltung / Terminologie / Bestandsauf-bau / Archivgut / Landkarte / Speicherung / Digital /Konservierung / VideobandSign.: 11 UK1 123

3. InformationsvermittlungKrauß-Leichert, U. (Hrsg.)Teaching library : Eine Kernaufgabe für BibliothekenFrankfurt am Main, DE: Lang, 2007. - 189 S.ISBN 3-631-55877-5Bibliothek / Benutzer / Benutzerausbildung / Ausbil-dungsmethode / Rechnerunterstütztes Lernen /Entwicklungstendenz / Bewertung / Informations-kompetenzSign.: 11 UN8 174

MacIlwaine, I. C. (Hrsg.)Subject retrieval in a networked environment :ProceedingsMünchen, DE: Saur, 2003. - IX, 193 S.(UBCIM Publications : New series. 25)ISBN 3-598-11634-9Elektronischer Dienst / Elektronisches Dokument / Me-tadaten / Information Retrieval / Terminologie / Klassi-fikationssystem / Wortschatz / ThesaurusSign.: 11 UN7a 152

Notess, G. R.Teaching Web search skills : Techniques and strategiesof top trainersMedford, NJ, US: Information Today, 2007. - XIX, 344 S.ISBN 1-57387-267-9Ausbildungsmethode / Elektronischer Dienst / Such-maschine / Recherchestrategie / Browsing / Lehr-materialSign.: 11 UN7a 151

4. InformationsmanagementBodrow, W.; Bergmann, P.Wissensbewertung in Unternehmen : Bilanzieren vonintellektuellem KapitalBerlin, DE: E. Schmidt, 2003. - 151 S.ISBN 3-503-07489-9Betrieb / Management / Wissen / Wissensbasis / Be-wertung / HumanfaktorSign.: 11 PZY 129

Busch, R. (Hrsg.)Wie viele Bibliotheken brauchen wir?Bad Honnef, DE: Bock u. Herchen, 2004. - 286 S.(Beiträge zur bibliothekarischen Weiterbildung. 17)ISBN 3-88347-240-9Bibliothek / Bibliothekspolitik / Bibliotheksorganisa-tion / Bibliotheksdienst / Finanzierung / KulturSign.: 11 UG1 306

Mosley, P. A.Transitioning from librarian to middle managerWestport, CT, US: Libraries unlimited, 2004. - XIII, 211 S.ISBN 1-59158-117-6Bibliothekswesen / Bibliotheksorganisation / Manage-ment / Bibliothekar / Berufsbild / StellenbeschreibungSign.: 11 UG1 307

5. Informationssysteme und AnwendungenGilchrist, A. (Hrsg.); Mahon, B. (Hrsg.)Information architecture : Designing information envi-ronments for purposeLondon, GB: Facet Publ., 2004. - XXII, 266 S.(Managing information for the knowledge economyseries)ISBN 1-85604-487-4Informationsbedarf / Informationsmanagement / In-formationstechnologie / Informationssystem / Soft-ware / Netzarchitektur / Benutzerschnittstelle / Wis-sensrepräsentation / Inhaltliche Erschließung / Recher-cheSign.: 11 UF2 134

Leser, U.; Naumann, F.Informationsintegration: Architekturen und Methodenzur Integration verteilter und heterogener Datenquel-lenHeidelberg, DE: dpunkt Verl., 2007. - XIII, 464 S.ISBN 978-3-89864-400-6Informationssystem / Datenstruktur / Datenbanksys-tem / Relational / Datenbanksprache / Verteiltes Sys-tem / Metadaten / Data WarehouseSign.: 11 ZK6 250

6. Digitale BibliothekJust, P.E-books für Bibliotheken : Eine BestandsanalyseBerlin, DE: BibSpider, 2006. - 69 S.ISBN 3-936960-15-1Bibliothek / Bestand / Elektronisches Dokument / Be-nutzung / Datenstruktur / Bewertung / RechtsfragenSign.: 11 UI1 180

Verheul, I.Networking for digital preservation : Current practicein 15 national librariesMünchen, DE: Saur, 2006. - 269 S.(IFLA publications. 119)ISBN 3-598-21847-8Nationalbibliothek / Bibliotheksautomation / Konser-vierung / Archivierung / Speicherung / Digital / Netz-architekturSign.: 11 UF3 155

7. Datenkommunikation / Netze / DiensteDigitalisierungsbericht 2006 : Aufbruch ins digitaleZeitalter. Aktuelle Entwicklungen. Plattformen, Adres-sierbarkeit, IP-TVBerlin, DE: Vistas, 2006. - 76 S.ISBN 978-3-89158-447-7Medienpolitik / Fernsehen / Datenübertragung / Digi-tal / Informationstechnologie / Entwicklungstendenz /Rechnernetz / Satellitenübertragung / RechtsfragenSign.: 11 ZC4 201

Schmidt, J.Weblogs: eine kommunikations-soziologische StudieKonstanz, DE: UVK Verl.ges., 2006. - 202 S.ISBN 978-3-89669-580-2Kommunikation / Kommunikationsprozess / Benutzer/Informationsverhalten / Rechnernetz / ElektronischesPublizierenSign.: 11 OGE 147

8. Künstliche IntelligenzLee, R. S. T.Fuzzy-neuro approach to agent applications : From theAI perspective to modern ontologyBerlin, DE: Springer, 2006. - XVII, 374 S. (Springer seriesin agent technology), ISBN 3-540-21203-5Künstliche Intelligenz / Fuzzy / Logik / VerarbeitungNatürlicher Sprache / Neuronales Netz / Ontologie /Agent / ChaostheorieSign.: 11 ZB1 718

9. RechtsfragenBerger, S.; Roth, J.; Scheel, C.; Kollbeck, J. (Mitarb.); Doben-eck, J. von (Mitarb.)Informationsfreiheitsgesetz : Gesetz zur Regelung desZugangs zu Informationen des Bundes (IFG). Kom-mentarKöln, DE: Heymanns, 2006. - XIX, 373 S.(Heymanns Taschenkommentare)ISBN 3-452-26040-2Information / Zugriff / Informationsrecht / Gesetz /Rechtsfragen / Urheberrecht / Öffentliche Verwaltung/DatenschutzSign.: 11 UE1 309

Krüger, A.Angriffe aus dem Netz : Die neue Szene des digitalenVerbrechensHannover, DE: Heise, 2006. - XIII, 206 S.(Telepolis)ISBN 3-936931-27-5Rechnernetz / Computerkriminalität / Computervirus /Datenübertragung / Rechtsfragen / Benutzer / Infor-mationsverhalten / Sicherheitsfragen / DatenschutzSign.: 11 ZI5 235

Rossi, M.Informationsfreiheitsgesetz: HandkommentarBaden-Baden, DE: Nomos, 2006. - 267 S.(Nomos Kommentar)ISBN 3-8329-1418-8Öffentliche Verwaltung / Zugriff / Information / Infor-mationsrecht / DatenschutzSign.: 11 UE1 310

10. Audiovisuelle DVAlby, T.Web 2.0 : Konzepte, Anwendungen und TechnologienMünchen, DE: Hanser, 2007. - XIV, 245 S.ISBN 3-446-41208-5Kommunikation / Kommunikationsprozess / Rechner-netz / Datenübertragung / Elektronisches Publizieren /Audio-visuelle Medien / ErstellungSign.: 11 ZI2 417

Kritzenberger, H.Multimediale und interaktive LernräumeMünchen, DE: Oldenbourg, 2005. - X, 205 S.(Lehrbücher Interaktive Medien)ISBN 3-486-27402-3Ausbildung / Ausbildungsmethode / Informationsver-halten / Kognition / Rechnernetz / Rechnerunterstütz-tes Lernen / Gestaltung / Multimedial / Wissenser-werb / BenutzerschnittstelleSign.: 11 UT4 230

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2007

2008

Internationale Funkausstellung

ODOK'07: Informationskonzepte für dieZukunft

INFORMATIK 2007 – Informatik trifftLogistik. 37. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)

77. Deutscher ArchivtagLebendige Erinnerungskultur für dieZukunft

31. Tagung der Arbeitsgemeinschaft derSpezialbibliotheken (ASpB)Kooperation versus Eigenprofil?

Herbsttagung der FachgruppeDokumentation im DeutschenMuseumsbund

8. [email protected] – Herausforderungen fürForschung, Lehre und Verwaltung

29. DGI-Online-Tagung und 59. DGI-Jahrestagung 2007Information in Wissenschaft, Bildung undWirtschaft

Frankfurter BuchmesseEhrengast Katalanische Kultur

SYSTEMS 2007IT.Media.Communication

4. Deutsche Competitive IntelligenceTagung

WissKom20007 – Wissenschaftskommunika-tion der Zukunft; 4. Konferenz der Zentral-bibliothek im Forschungszentrum Jülich

Konstanz Workshop on Information Literacy(KWIL) 2007 Advanced Users: InformationLiteracy and Customized Services

2. Konferenz für Informationsarchitektur 6. Symposium für InformationsdesignInformationsarchitektur: Information Raumgeben

Jahrestagung der IASA-LändergruppeDeutschland/Deutschschweiz e.V.

3. Stuttgarter Wissensmanagement-Tage

Online Educa Berlin 200713. Internationale Konferenz für techno-logisch gestützte Aus- und Weiterbildung

Online Information 2007

APE 2008 Academic Publishing in EuropeQuality & Publishing

11. Deutsche ISKO-Konferenz SemantischeInteroperabilität – Zukunft und Nachhaltig-keit

10. inetbib-TagungInetbib 2.0

print media messe – drupa

31. August bis 5. September Berlin

19. bis 21. SeptemberGraz, Österreich

24. bis 28. SeptemberBremen

25. bis 28. SeptemberMannheim

25. bis 28. SeptemberBerlin

8. bis 10. OktoberBerlin

9. bis 10. OktoberOldenburg

10. bis 12. OktoberFrankfurt am Main

10. bis 14. Oktober Frankfurt am Main

23. bis 26. OktoberMünchen

24. bis 27. OktoberBad Nauheim

6. bis 8. November Jülich

8. bis 9. NovemberKonstanz

9. bis 10. NovemberStuttgart

10. bis 11. NovemberBremen

15. bis 16. NovemberStuttgart

28. bis 30. NovemberBerlin

4. bis 6. DezemberLondon, England

21. bis 23. JanuarBerlin

6. bis 8. FebruarKonstanz

9. bis 11. AprilWürzburg

29. Mai bis 11. JuniDüsseldorf

Messe Berlin GmbH, Messedamm 22, 14055 Berlin, Tel.: (030) 3038-0, Fax: (030) 3038-2325, E-Mail: [email protected], www.messe-berlin.de

Mag. Gerda Koch, CSC Austria - Content Service Centre Austria, Klosterwies-gasse 32/I; A-8010 Graz, Tel: +43.316.811210-0; Fax: +43.316.811210-30,[email protected], www.odok.at

Prof. Dr. Rainer Koschke, Universität Bremen, Fachbereich 3 – Mathematik undInformatik, 28359 Bremen, Tel.: (04 21) 421-218-9671, Fax: (04 21) 218-4322,[email protected], www.informatik2007.de

Thilo Bauer M.A., VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V.,– Geschäftsstelle –, Wörthstraße 3, 36037 Fulda, Tel.: (06 61) 29 109 72, Fax: (06 61) 29 109 74, [email protected], www.archivtag.de/at2007/

Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken / Sektion 5 im DBV c/o Herder-Institut, Bibliothek, Gisonenweg 5-7, 35037 Marburg,[email protected], www.aspb.de

Monika Hagedorn-Sauppe, Institut für Museumskunde, In der Halde 1, 14195 Berlin, Tel.: (030) 8301-460, Fax: (030) 8301-504, [email protected], www.museumsbund.de

Petra Lepschy, M.A., Research & Development, DINI Geschäftsstelle, Nieder-sächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Papendiek 14, 37073 Göttingen, Tel.: (05 51) 39 38 66, Fax: (05 51) 39 38 56, [email protected], www.dini.de

DGI-Geschäftsstelle, Hanauer Landstraße 151-153, 60314 Frankfurt am Main,Tel.: (069) 43 03 13, Fax: (069) 4 90 90 96, [email protected], www.dgi-info.de

Dr. Juergen Boos, Ausstellungs- und Messe GmbH, Buchmesse Frankfurt,Reineckstraße 3, 60313 Frankfurt am Main, Tel.: (069) 2102-0, Fax: (069) 2102-227/-277, [email protected]

Messe München GmbH, Messegelände, 81823 München, Tel.: (089) 94 91 17-18, Fax: (089) 94 9117-19, [email protected], www.systems.de

Rainer Michaeli, Deutsches Competitive Intelligence Forum (DCIF),[email protected], www.dcif.de

Edith Salz, Forschungszentrum Jülich, 52425 Jülich, Tel.: (0 24 61) 61-29 07,Fax: (0 24 61) 61-61 03, [email protected], www.wisskom2007.de

Oliver Kohl-Frey, MA, Projektkoordinator Informationskompetenz FachreferatPolitik-/Verwaltungswissenschaft und Zeitgeschichte, Bibliothek der Univer-sität Konstanz, Universitätsstr. 10, 78457 Konstanz, Tel.: (0 75 31) 88-2835, Fax:(0 75 31) 88-3082, [email protected], www.ub.uni-konstanz.de/ kwil

David Prüm, Hochschule der Medien, Wolframstraße 32, 70191 Stuttgart, Tel.:(07 11)25706-114, [email protected], www.iakonferenz.org/de/2007/

Detlef Humbert, Südwestrundfunk Dokumentation und Archive Stuttgart,70150 Stuttgart, E-Mail: [email protected], www.iasa-online.de/

Oliver Lehnert, Wissensmanagement – Das Magazin für Führungskräfte, Schert-linstr. 21, 86159 Augsburg, Tel.: (08 21) 450 360 55, Fax: (08 21) 450 360 10, [email protected], www.wissensmanagement-tage.de

Werner Trottler, ICWE GmbH, Leibnizstraße 32, 10625 Berlin, Tel.: (030) 3276140, Fax: (030) 324 9833, [email protected], www.online-educa.com

VNU Exhibitions Europe, 32-34 Broadwick Street, London, W1A 2HG, UK,[email protected], www.online-information.co.uk/

Arnoud de Kemp, [email protected], www.ape2008.eu

Jörn Sieglerschmidt, [email protected]

Michael Schaarwächter, [email protected],www.inetbib.de

Messe Düsseldorf GmbH, Postfach 10 10 06, 40001 Düsseldorf, Tel.: (02 11) 45 60-01, Fax: (02 11) 45 60-668, www.drupa.de

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