60 Jahre Flugsport-Club Neumünster e.V.

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Inhalt

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Vorwort 3

Blick in die Ahnentafel 4

Erste Aktivitäten nach dem 2.Weltkrieg 5

Die Gründerjahre 1950 – 1956 5

Der Verein startet durch: 1957 – 1960 12

Ringen um eine Heimat: Die sechziger Jahre 13

Konsolidierung: Die siebziger Jahre 15

Sportlicher Aufwind: Die achtziger Jahre 19

Turbulenzen: Die neunziger Jahre 28

Das Jubiläumsjahr 2000 44

Die erste Dekade der 2000’er Jahre 47

Anhang 62

Auflistung von Mitgliedern der Modellflug-Vereinigung und des Flugsport-Clubs Neumünster im Zeitraum 1948-1950 63

Die Vorstandsmitglieder des Vereins seit der Gründung 64

Quellennachweis 65

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Vorwort

Eine erste Ausgabe war zum Jubiläumsjahr 2000 unter dem Titel „50 Jahre Flugsport-Club Neumünster – Ein Streifzug durch seine Geschichte“ verfaßt und als Bro-schüre herausgegeben worden. Nach nun-mehr 10 weiteren Jahren entstand der Wunsch, diese entsprechend zu erweitern und sie als nun zweite Ausgabe unter „60 Jahre Flugsport-Club Neumünster“ zu veröffentlichen – zeitgemäß auf der Web-site des Vereins.

Der Blick zurück in die Geschichte zeigt auf, woher man kommt und hilft so ab-zuleiten, wohin der Weg in die Zukunft führt. Und dieser wird entscheidend vom Nachwuchs geprägt. Das heutige Über-angebot an Freizeitaktivitäten, die Fas-zination der modernen Kommunikations- und Unterhaltungselektronik bleiben - was den Nachwuchs fast aller Sportvereine anbelangt – dabei nicht ohne Wirkung. Auch der Flugsport-Club Neumünster mußte und muß sich dem stellen.

Sicher ist, daß der “Generationenmix” funktionieren muß. Das heißt für die Älteren, den Jüngeren mit Engagement, Verantwortungsbewußtsein und Integrität im Miteinander ein überzeugendes, die Faszination unseres wunderschönen Sports vermittelndes Vorbild abzugeben. Dies fällt leider aber nur zu häufig dem Beruf oder ganz allgemein dem Alltagsstress zum Opfer. Mit diesem „Streifzug durch die Geschichte“ des Flugsport-Clubs Neu-münster möchte der Verfasser im Sinne dieser Gedanken einen Beitrag leisten.

Sollte dieses Bemühen etwas zur Solidari-sierung der Gemeinschaft und zur Identi-fikation mit unserer so faszinierenden “Nebensache” beitragen, wäre das der er-hoffte Lohn. Ein deutliches Handicap bei der ge-schichtlichen Recherche war die oft mehr als marginale Dokumentationslage der frü-hen Jahre. Umso wichtiger war deswegen die Unterstützung durch die “Zeitzeugen“ wie Manfred Brauer, Richard Brüggert, Rudolf Gosch, Max Greve, Klaus Griese, Klaus Hahn, Werner Joost und andere bei der inhaltlichen, sowie von Matthias Allendorf und Gerald Biedermann bei der bildlichen Bearbeitung. Von großer Hilfe erwiesen sich auch die mir bereitwillig zur Verfügung gestellten privaten, im Quellen-verzeichnis ausgewiesenen Bildersamm-lungen. Für die erteilte Unterstützung sei allen herzlich gedankt. Hamburg, im November 2010 Dr. Gerwin Dienger Flugsport-Club Neumünster Referent für Öffentlichkeitsarbeit

Dabei wurde angestrebt, nicht trockene Fakten und Daten im engen Sinne einer Chronik wiederzugeben, sondern durch die Verwendung vieler Bilder aus dem Vereinsalltag mit seinen ehemaligen und heutigen Mitgliedern, 60 Jahre Flugsport-Club Neumünster recht lebendig vor Augen zu führen.

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60 Jahre Flugsport-Club Neumünster (FSCN)

Ein Streifzug durch seine Geschichte 1950-2010

Blick in die Ahnentafel

Nicht weniger als vier Generationen von Flieger-vereinen, wovon die erste und älteste bis auf das Jahr 1908 zurückgeht, weiß der heutige Flug-sport-Club Neumünster auf seiner Ahnentafel vorzuweisen. Die bereits über 90 Jahre alte Fliegertradition der Stadt Neumünster wurde um diese Zeit durch die frühen Flugversuche einiger mutiger Neumünsteraner Bürger und dann der Gründung des „Nordmarkverein für Motor-luftfahrt“ eingeläutet.

Als Fluggelände diente der Ehndorfer Platz, Teil des Exerzierplatzes, kurz Exer genannt. Er war von 1910 - 1914 Landeplatz für Luftschiffe. 1913 eröffnete dort, unterstützt durch die Stadt Neumünster, die Flugschule (mit Flugzeugbau) der Gebrüder Steffen, die der einheimischen Fliegerei einen besonderen Aufschwung verlieh. Franz und Bruno Steffen stellten im Jahre 1913 mehrere Deutsche Rekorde im Dauerflug auf, die mit über 5, bezw. fast 7 Stunden direkt über dem Fluggelände Exer erflogen worden sind.

Fliegerschule und Flugzeugbau Gebrüder Steffen auf dem „Exer“ 1914

Diese erste Vereinsgeneration verschwandt dann in den Wirren des ersten Weltkrieges. Zwei Jahre nach Kriegsende, 1920, gab es den nächsten An-lauf mit der Gründung der „Flugsportvereinigung Neumünster“ - als der zweiten Generation, die

aber auch nur bis zur Inflation Ende der 20er Jahre Bestand haben sollte.

Vereinsgeneration Nummer drei und vier aus den Jahren 1929 bzw. 1933 - politisch nicht mehr unbeeinflußt - stehen als letzte auf der Ahnentafel des Flugsport-Clubs Neumünster.

Der Begriff der “Ahnentafel” darf dabei nicht zu streng ausgelegt werden, waren diese “Generationen” doch zeitlich um viele Jahre getrennt und organisatorisch völlig voneinander unabhängig - das Verbindende allerdings war die Liebe und Passion zur Fliegerei.

Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs fanden die fliegerischen Aktivitäten, stark geprägt durch den Segelflug, vor allem im benachbarten Boostedt auf dem Truppenübungsgelände Borneplatz „Höhe 53” statt.

Gummiseilstart eines Schulgleiters auf dem Borneplatz in Boostedt

Auf dem eigentlichen Flugplatz Neumünster, der 1936 als weitflächiger Militärflugplatz an-gelegt worden war, fand in den späteren Jahren die Fortgeschrittenen-Ausbildung statt. Dieser Flugplatz sollte dann auch in der Nachkriegs-zeit, allerdings erst Anfang der 60er Jahre, für den Flugsport-Club Neumünster recht große Bedeutung erlangen.

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Erste Aktivitäten nach dem 2. Weltkrieg

1947 / 48

Und es war auch wieder Boostedt, das nach dem Kriegsende mit Modellflug und einem ersten (damals noch illegalen) Ansatz zum Bau eines Leichtfluggeräts durch Richard Brüggert und Peter Wingert das schrittweise Wiederaufleben der fliegerischen Aktivitäten sah. Ehemalige Modell-, Segel- und Motorflieger fanden sich in einem sogenannten Modellbauzirkel zusammen, der allerdings in erster Linie dem Schmieden von Plänen diente für den ersehnten Tag, an dem die Beschränkungen der Allierten - es galt ein totales Flugverbot - etwas gelockert werden würden.

Nach langem zähen Ringen mit der englischen Militärverwaltung wurde schließlich die Ge-nehmigung zur Gründung einer „Modellflug-Vereinigung“ (MFV) erteilt, ein Name, der von den Briten vorgegeben worden war. Am 30. Juli 1948 gründeten 45 eingeschriebene Mitglieder diese Vereinigung. Zum Vorstand wählten sie aus ihrem Kreis Bernhard Hahn, Otto Griebe, Hermann Rump und Herbert Theinert, zum Technischen Leiter Richard Brüggert. Aber bereits nach einem Jahr erging ein erneutes Verbot jedweder Betätigung, was den Verein zwar weiter bestehen ließ, aber der weiteren Entwicklung der noch jungen Vereinigung wieder ein Ende setzte.

“Neumünster rollt an” – das war die Unterschrift von Rolf Michelsen unter ein Bild vom Modellflieger-Bus, der die Neumünsteraner im Jahr 1948 zum 1. Modellflugwettbewerb nach dem Kriege zum Fluggelände “Fischbeker Heide”

brachte. Stolz zeigt das Schild im Bus: “Modell-Flug-Vereinigung Neumünster”.

Alle diese Mitglieder sollten in den Jahren da-nach noch von sich reden machen.

Die Gründerjahre 1950 - 1956

1950/51

Als fünfte und bis heute ununterbrochen be-stehende Vereinsgeneration, wurde dann am 28. November 1950 der „Flugsport-Club Neumünster“ (FSCN) offiziell ins Leben ge-rufen, er ging direkt aus der noch bestehenden Modellflug-Vereinigung hervor. Zum ersten Vorstand wählten die Mitglieder: Willy Schaaf (1.Vors.), Heinz Andreas (2.Vors.), Hermann Rump (Schriftführer) und Herbert Theinert (Kassenwart). Nach den Worten von Willy Schaaf war es für ihn “schon das dritte Mal, daß er den Vorsitz in der heimischen Fliegerei übernommen und daß eigentlich erst sein Freund Wolf Hirth den Ausschlag dafür gegeben hätte”.

Wolf Hirth gilt als Pionier und Lehrmeister des modernen Segelflugs, war Luftfahrtingenieur und Rekordflieger und Gründungs-Präsident des Deutschen Aero-Clubs.

Der folgende spätere Kartengruß vom Januar 1953 von Wolf Hirth an Willy Schaaf bestätigt diese Verbundenheit. Er enthält darüberhinaus ein dickes Kompliment für den jungen Modell-flieger Hartmut Voigt, der auch im Jubiläums-jahr 2000 - da sei der Geschichte des FSCN

Alt und Jung –gleichermaßen vom Modellflug begeistert- tauschten ihr Wissen aus und erprobten ihr Können im Wettbewerb. Modellflug-wettbewerb in Boostedt 1948

Otto Griebe Rolf Michelsen Herbert Theinert Richard Brüggert

Rudi Dühlmeier Hermann Rump Manfred Brauer

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vorgegriffen - noch immer in der Modellflug-Sparte des Vereins recht aktives Mitglied ist.

Zum Technischen Leiter bestellten die Mit-glieder Walter Wohldorf, der reiche flugtech-nische Erfahrung aus früherer Tätigkeit mitbrachte.

Der mit Bedacht gewählte Vereinsname sollte ausdrücken, daß nun wieder, trotz des noch bestehenden Verbots von Flugzeugbau und Flugbetrieb, alle Flugsportarten angestrebt werden würden: Modellflug, Segelflug, Motor-flug und Ballonfahrt. Die Beitragshöhe wurde mit mindestens DM 1.50 (!) im Monat fest-gesetzt.

Unter diesen frühen Mitgliedern befanden sich dabei viele namhafte Fliegerkameraden, die in den folgenden Jahren ganz entscheidend unter hohen persönlichen Opfern zum Aufbau des Vereins beigetragen haben. Eine Auflistung von MFV- / FSCN- Mitgliedern der Jahre 1948-50, die leider aber bezüglich Richtigkeit und Voll-ständigkeit wegen lückenhafter Dokumentation nicht gesichert ist, findet sich im Anhang.

Eine Eintragung in das Vereinsregister der Stadt Neumünster unterblieb allerdings, sie erfolgte erst viele Jahre später am 3.12.1963 unter der Registraturnummer VR100.

Im selben Jahr, bereits am 4. August 1950, erfolgten übrigens auch die Gründung des Deutschen Aero-Clubs (DAeC) in Gersfeld (Technikreferent dabei Walter Wohldorf vom FSC Neumünster!) sowie am 3. Dezember die des Verbands Schleswig-Holsteinischer Luft-sportvereine. Mit der Erlaubnis der Allierten zur Gründung dieser Institutionen war der erste Schritt zur Liberalisierung getan.

Der FSC Neumünster strebte aufgrund des Beschlusses der Gründungsversammlung die Mitgliedschaft in beiden Institutionen an.

Im Januar 1951 vervollständigten die Mit-glieder das erste Führungsteam des FSCN durch die Wahl der Referenten Otto Griebe für den Segelflug, Rolf Michelsen für den Modell-flug, und Siegfried Godau für den Motorflug.

Die fliegerischen Aktivitäten mußten aber auf- grund der politischen Vorgaben auch noch weiterhin auf den Modellflug beschränkt blei-ben, der dafür eine ganz besondere Blüte er-lebte. Modellfliegertreffen und Wettbewerbe erfreuten sich bei Aktiven wie bei Zuschauern großen Interesses.

Modellfliegertreffen Boostedt am 2.Juni 1951

Mit Wirkung vom 19.6.1951 entsprach die Hohe Kommission einem entsprechenden Petitum des Deutschen Bundestags, und gab den Segelflug in Deutschland wieder frei. Der Wiederaufbau des Luftsports konnte beginnen. Der Motorflug mußte sich allerdings noch bis zum 5. Mai 1955 mit der Freigabe gedulden.

Das Vermögen des jungen Flugsportvereins war die Begeisterung seiner Mitglieder, mater-ielle Besitztümer wie Fluggelände, Flugzeuge, Startgeräte, Werkstatt - Nullbestand! Doch Begeisterung versetzt bekanntlich Berge, sie überträgt sich auf Freunde und Sympathisanten und läßt Verbündete und Sponsoren gewinnen. Und so geschah ein materielles Wunder:

1952 Im Frühjahr 1952 traf im Hauptbahnhof von Neumünster im Eisenbahnwaggon ein fabrik-neues, modernes, doppelsitziges Segelflugzeug des Musters Mü13e von Scheibe-Flugzeugbau mit dem Kennzeichen D-3500 ein, ehrfürchtig von den Mitgliedern in Empfang genommen.

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Ankunft der Mü13e, dem ersten Nachkriegsflugzeug des Flugsport-Clubs Neumünster, im Januar 1952 auf dem Hauptbahnhof

Stadt und Wirtschaft (vor allem das Coca-Cola Werk Neumünster) hatten in beeindruckender Weise geholfen, den Anschaffungspreis von DM 8000.- (!) zusammenzubringen. Ehrensache, daß die Maschine auf den Namen „Neumünster“ ge-tauft wurde!

Es ist tatsächlich wahr geworden – so mancher der Kameraden hatte eine Gänsehaut beim Öffnen der Lade-tür bekommen

Ganz besonders zu verdanken war dieser Erfolg Willy Schaaf, dem äußerst agilen und ziel-strebigen 1.Vorsitzenden, damals prakti-zierender Zahnarzt in Neumünster. Sein Name wird im Zusammenhang mit dem Luftsport bereits 1913 als jugendlicher Preisträger bei der ersten Ausstellung des eingangs erwähnten „Nordmarkverein für Motorluftfahrt“ und sieben Jahre später, 1920, als Mitbegründer und Vor-standsmitglied im „Deutscher Luftfahrt-Verein Neumünster“, genannt, er ist mit der Geschichte der Entwicklung der Fliegerei in Neumünster auf das Engste verbunden.

Willy Schaaf und “seine” Mü – was geht wohl jetzt in ihm vor?

Das erste Aufrüsten, es ist vollbracht. Die “Senioren” von links nach rechts: Willy Schaaf, Heinz Andreas, Otto Griebe, Werner Joost, Walter Wohldorf und Herbert Theinert

Am 3. Mai 1952 taufte Oberbürgermeister Lemkuhl die Mü13e D-3500 auf den Namen seiner Stadt „Neumünster“. Das nachstehende Bild zeigt einen Ausschnitt der Eintrittskarte.

Die ersten Starts mit der nagelneuen D-3500 „Neumünster“ erfolgten am 29. Juni 1952 in Kiel-Holtenau in Gemeinschaft mit den Kieler Fliegern, sie hatten, wovon die Neumünsteraner noch träumten: Einen Flugplatz und eine Winde! Nach siebenjähriger fliegerischer Ab-stinenz war es für viele „Ehemalige“ ein erhe-bendes Gefühl wiedererlangter Freiheit, ein be-

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wegendes Erlebnis, wieder „flügge“ geworden zu sein. Sie hatten nichts verlernt und freuten sich über den wiedererlangten Luftfahrerschein als wär´s ihr erster gewesen. Nach damaligen Presseberichten gilt dies als der eigentliche Wie-derbeginn des Segelflugs in Schleswig-Holstein.

Der erste Start: Flugplatz Kiel-Holtenau am 29.6.1952

Die ersten Sondierungsflüge auf dem heimi-schen, furchenreichen Boostedter Gelände fanden dann am 5.10.1952 statt. Unter der Anleitung von Werner Joost war eine eigene Winde, die sogenannte „100 PS Hansa Start-winde“ durch Umbau einer noch erhaltenen alten Winde gebaut und im Spätjahr fertig-gestellt worden.

Die Hansa-Winde im Rohbau 1951/52

Die für die Zulassung entscheidenden Erpro-bungsschlepps wurden am 7.12.52 in Boostedt mit Erfolg absolviert – ein Adventsgeschenk für die Segelflieger des FSCN, das sie nun in großer Erwartung auf das kommende Frühjahr schauen ließ.

Auch die Aufbauarbeit der Modellflieger trug Früchte. So konnte das junge Nachwuchstalent Hartmut Voigt, der auch heute noch aktiver Modellflieger im FSC Neumünster ist, im

Juni 1952 den Titel des Deutschen Meisters in der Nurflügelklasse N1 erringen.

1953 Im Folgejahr 1953 folgten wichtige weitere Schritte für den Verein: Oberbürgermeister Lehmkuhl gab das Freizeichen für die Pla-nierung des Boostedter Geländes, Startbahnen wurden angelegt, Fahrzeuge zum Wiederaus-ziehen des Windenseils (Leppo’s) angeschafft.

“Leppo” Hansa 1100 und die “Neumünster” in Boostedt 1953

Werner Joost und Rudi Gosch am Himmelfahrtstag 1953 auf der 100 PS Hansa Startwinde

Die „Flotte“ umfaßte die doppelsitzige Mü13e D-3500 und einen Schulgleiter SG38 D-3506, womit respektable 1311 Flüge mit insgesamt 108 Flugstunden in dieser ersten Saison er-bracht wurden.

Der Schulgleiter SG38 D-3506 kommt noch immer zu Ehren: Fluggelände Boostedt

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Dies ist umso bemerkenswerter, als die Mü13e, bedingt durch eine größere Reparatur, einige Wochen ausgefallen war:

Josef Holey und Rudi Gosch mißglückte am 6. April 1953 eine Landung wegen einer Baum-berührung, ein doppelter Holmbruch und eine beschädigte Rumpfspitze war die Folge, die Piloten kamen mit dem Schrecken davon.

Das ist ja nochmal glimpflich abgegangen

In einer Crash-Aktion wurde der so wertvolle Doppelsitzer in gerade mal 4 Wochen repariert und dann der Schulbetrieb mit ihm wieder aufgenommen.

Rudi Gosch bei der Reparatur der havarierten Mü13e

Mit eindreiviertel Stunden gelang Fluglehrer Otto Griebe, dem späteren langjährigen Tech-nik-Prüfer des Landesverbands Schleswig-Hol-stein, der längste Thermikflug seit der Wieder-aufnahme des Flugbetriebs in Boostedt. Seinem hohen Einsatz für den Aufbau des noch jungen Vereins ist die frühe, erfolgreiche fliegerische Bilanz ganz besonders zu danken.

Als weitere verdienstvolle Fluglehrer wirkten zu dieser Zeit Werner Joost, ebenfalls späterer langjähriger Technik-Prüfer, sowie Rudolf Dühlmeier, der spätere Schulungsleiter Segel-flug, und Josef Holey.

Rudi Gosch mit Fluglehrer Otto Griebe in der Mü13e

Die “Neumünster” im Landeanflug in Boostedt

Von den Motorfliegern mit ihrem Referenten Rudi Gosch wurden konkrete Überlegungen zum Kauf eines Motorflugzeugs angestellt. Aber bei Überlegungen sollte es noch einige Jahre bleiben,eine eigene Maschine war für den Verein zu dieser Zeit einfach unerschwinglich.

Unter der Leitung von Manfred Brauer stießen die Neumünsteraner Modellflieger in eine Spit-zenposition vor. Um neue Mitglieder für die Modellfluggruppe zu gewinnen, wurde ein Wo-chenende lang in der Stadt Fesselflug vorgeführt und im Casper von Saldern-Haus eine Modellflug-Ausstellung veranstaltet, die viel In-teresse fand. Ein offener Fesselflug-Wettbewerb auf dem Jugendspielplatz erhöhte den Bekannt-heitsgrad der Modellflieger weiter. Auf dem Gelände der Firma „Land und See Leichtbau” richteten die Mitglieder unter hohem Einsatz eine Werkstatt ein. Vorrichtungen wurden ge-baut, um den Bau von Flugmodellen zu ver-einfachen. Die starke Beteiligung an Wettbe-werben sicherte immer gute Plätze. Auch auf den Deutschen Modellflug-Meisterschaften wurden Erfolge erzielt. So wurde der Titel eines Deutschen Meisters mehrfach von Mitgliedern der Modellfluggruppe errungen.

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Mit Aufkommen der Funkfernsteuerungen bau-ten die Mitglieder schon früh eine erste erfolg-reiche Anlage, die die Neumünsteraner damit als erste in Schleswig-Holstein in die Lage versetzte, den Fernlenkflug zu betreiben. Viele Frei-und Fernlenkflug-Wettbewerbe, die auf dem Boostedter Gelände abgehalten wurden, fanden im Rundfunk sowie im Fernsehen eine positive Resonanz. 1954/55/56

Gleich zu Jahresbeginn 1954 sah sich Willy Schaaf aus gesundheitlichen Gründen zum Rückzug aus dem Vorstand gezwungen, was für den Verein einen ziemlichen Verlust bedeutete. Spontan wählten ihn die Mitglieder daraufhin bei der Jahreshauptversammlung im Januar zum Ehrenvorsitzenden, er hatte sich um den Flug-sport in hohem Maße verdient gemacht. Sein Amt blieb bis zum Spätjahr 1954 unbesetzt. Mit einem besonders hervorstechenden fliege-rischen Ereignis wurde die Saison 1954 eröffnet: Eissegelflugtage auf dem Großen Eutiner See. In eisiger, aber malerischer Atmosphäre wurden über 100 Passagierflüge im Windenstart durchgeführt - eine faszinierende Werbung für unseren Sport - wäre eine Wieder-holung denkbar? Wohl kaum, wenn man an die heutigen milden Winter und auch das enge Netz der gesetzlichen Vorschriften denkt.

Otto Griebe beim Start mit der „Neumünster“ auf dem zugefrorenen Eutiner See

Ein eigengebautes offenes Grunau Baby III, zugelassen als D-3535 und am Ostersonntag 1955 getauft auf den Namen „Fiete“ (zu Ehren Friedrich Christiansen, ehemals Flugkapitän u.a. der DoX, General der Flieger und Ehren-vorsitzender des FSCN), verstärkte den Flug-zeugpark. Segelflugzeug-Baumeister Rudolf

Dühlmeier, der sich auch in den folgenden Jahren als Segelfluglehrer und Schulungsleiter um den FSCN und die Nachwuchsausbildung sehr verdient gemacht hat, hatte diese Arbeit geleitet und entscheidend vorangetrieben.

Die Aktivitäten beim Motorflug beschränkten sich in dieser Zeit auf den Betrieb einer pri- vaten, englischen Tiger Moth G-ANUF. Cpt.Rosborough von den Kings Dragoon Guards, der Mitglied im FSC Neumünster war und dabei war, Segelfliegen zu lernen, hatte die Maschine für eine Gruppe von Motorfliegern des Vereins in England besorgt. Dies waren Rudi Gosch, Gustl Hübner, Hartmut Schmidt, Max Schroedter und Wilhelm Hatje, der Wirt des Clubheims “Springender Hirsch” als Mitflieger. Sie hatten nach Kräften zusammen-gelegt, um so endlich wieder in die Luft zu kommen, was offiziell erst ab dem 5.Mai 1955, der Freigabe durch die Allierten, möglich war. So galt das Flugzeug als Cpt. Rosborough’ Tiger Moth, der Mitfluggelegenheiten bot und

Cpt.Rosborough und seine Tiger Moth, am Propeller Gustl Hübner

auch durch die Vorführung von Kunstflug und Ballonjagd, z.B. aus Anlaß der Taufe des Baby III zu Ostern 1955, für den Motorflugsport warb.

Baby III D-3535 auf den Namen “Fiete” getauft, mit Peter Arnold

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Die Tiger Moth G-ANUF beim Überflug in Boostedt

Aber diese Aktion war von wenig Glück be-schieden: Schon beim Überführungsflug von England nach Schleswig-Holstein zwang Kraft-stoffmangel Cpt.Rosborough zu einer Außen-landung im Hasenmoor, die aber glimpflich ablief. Weniger glimpflich verlief später ein Start auf dem Flugplatz Boostedt mit Oblt.Phillips als Pilot. Kurz nach dem Abheben setzte die Maschine wieder hart auf und wurde so schwer beschädigt, daß ein Wiederaufbau ausschied. Pilot und Passagier blieben glück-licherweise fast unverletzt. Der Traum des Wiederbeginns der Motorfliegerei im Verein war vorerst ausgeträumt.

“Aus”, der Traum vom Motorfliegen – bis auf weiteres

Anfang August 1955 veranstaltete die Jugend-gruppe des FSCN zusammen mit einer Gruppe englischer Segelfliegerkameraden auf dem Flug-gelände Pötzen bei Hameln im Weserbergland ein zweiwöchiges Fluglager. Die vereinseigenen Flugzeuge Mü13e, Baby III und SG38 waren mit von der Partie.

Eine ganz neue Erfahrung konnten die Flach-landflieger dabei mit dem Hangfliegen gewin-nen. Für einige Aufregung sorgte Gustl Hübner, der mit einer geliehenen “Olympia Meise” eine kunstgerechte Baumlandung vollbrachte, die

sehr glimpflich für Mann und Maschine ablief. Allerdings galt es für den Pilotiseur rund 3 Stunden in 20m Höhe auf einem Ast auszu-harren, bis er abgeseilt werden konnte. Ein Ausflug ins nahe Oerlinghausen am Teutobur-ger Wald zu den zeitgleich stattfindenden Deut-schen Meisterschaften, bescherte der Gruppe ein Zusammentreffen mit den Segelflug-Ikonen Hanna Reitsch, Wolf Hirth und Heini Dittmar. Erfüllt von den Erlebnissen, kehrten die Neumünsteraner glücklich nach Hause zurück - mit dem Wunsch, irgendwann wieder ein Fluglager mit ausländischen Segelfliegern verbringen zu dürfen: Fliegerei verbindet!

Nur wenig später, am 21. August 1955 gelang Rolf Michelsen - wohl durch das Fluglager noch in besonders guter Form - mit der Mü13e ein Thermikflug von 5 ½ Stunden über der Region Neumünster, der längste, der bis dahin vom Startplatz Boostedt aus geglückt war.

Kleine Feier zum 3000sten Start mit der Mü13e, von links nach rechts: Hartmut Schmidt, Gustl Hübner, Adolf Müller, Kurt Bünning, Otto Wannagat, Willy Schaaf und Rudi Dühlmeier

Anfang 1956 erlitt der FSCN, wie viele andere Vereine auch, einen herben Rückschlag. Alle Segelflugzeuge des Musters Mü13e wurden wegen einer Konstruktionsschwäche, die leider erst durch einen schweren Unfall in Dortmund offenbar wurde, „gegrounded“ - wie es im heutigen Fliegerdeutsch heißen würde. So auch die „Neumünster“, die dann über ein Jahr aus-fallen sollte.

Trotz dieses Handicaps veranstaltete die Jugendgruppe des FSCN Ende Juli 1956 mit Fluglehrer Rudi Dühlmeier ein zweiwöchiges Sommerfluglager in Moorkaten/Kaltenkirchen. Ein Greif 1, der vom Landesverband Schles-

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wig-Holsteiner Luftsportvereine vorübergehend zur Verfügung gestellt worden war, half, das Fehlen der Mü13e etwas abzumildern.

“Verbands-Transport”: Greif I und Mü13e

Während dieses Fliegerlagers erfolgte der erste Streckenflug in der Geschichte des FSCN: Jochen Röttjer flog in gut zwei Stunden in das 71 km entfernte Lüneburg. Jochen galt mit seinen 17 Jahren damals als jüngster „Silber C“-Flieger der Bundesrepublik und als der erste Schleswig-Holsteiner, der diese Bedingung aus seinem Heimatland heraus erflogen hat.

Im Spätjahr 1956 kam es dann vollends ganz dick für den FSCN. Das Baby III war bei einer mißglückten Landung stark beschädigt worden.

Baby III D-3535 nach einer zu lang geratenen Landung

Auch die Winde, die „Musterwinde von Schleswig-Holstein“ verweigerte durch einen Schaden des Winkelgetriebes ihren Dienst. Damit stand der Betrieb erst mal vor dem „aus“.

Weitere dunkle Wolken zogen für den FSCN herauf. Der Boostedter Platz mußte vollends der Bundeswehr übergeben werden. Zwar stan-den Halle und Clubheim nicht direkt auf dem Flugplatzgelände, sondern gegenüber auf dem Grundstück des Gastwirtes und Bauern Wilhelm Hatje, aber die Anlagen ohne den dazugehörigen Flugplatz waren eben nur von geringem Nutzen.

Gaststätte “Springender Hirsch” von Wilhelm Hatje mit Flugzeughalle und Fliegerheim gegenüber dem Flugplatz an der Straße nach Neumünster

Auch in der Vereinsführung gab es schwer-wiegende Probleme. Bruno Kruse (geschäfts-führender 2. Vors.), Reinhard Muhs (Schatz-meister) und Günter Schmidt (Schriftführer) waren 1956 zurückgetreten. Kommissarisch übernahmen daraufhin Klaus Hahn und Max Greve die Funktionen des 2. Vorsitzenden, bezw. des Schatzmeisters, Ludolf Behnke da-raufhin die zu diesem Zeitpunkt unbesetzte Po-sition des 1. Vorsitzenden.

Der Verein startet durch : 1957 - 1960

1957

Dies geschah in der Jahreshauptversammlung vom 17.1.1957 nach Rücktritt des (kom-missarischen) Vorstandes „um jüngeren Kräften die Gelegenheit zu geben, ihren Verein nach ihren Wünschen zu leiten“, wie es im Protokoll festgehalten wurde. Die bislang kommissarisch tätigen Vorstandsmitglieder wurden daraufhin in ihre bisherigen Funktionen, Richard Wagner als neuer Schriftführer gewählt. Für Klaus Hahn und Max Greve war dies nun auch der von den Mitgliedern bestätigte Beginn eines bis in die frühen 90er Jahre (!) durchgängigen, außerge-wöhnlichen Engagements in der Vorstandsar-beit des FSCN. Mit der Aufgabe des Schu-lungsleiters wurde Rudolf Dühlmeier, liebevoll „Rudi Dühl“ genannt, betraut.

Es begann nun wieder aufwärts zu gehen: Die Mü13e wurde in einem Sonderprogramm beim Hersteller in die neue Version „Bergfalke II“ umgerüstet, ein weiteres Segelflugzeug vom Typ „Cumulus“ - im wesentlichen ein „Baby“ mit Stahlrohrrumpf, was aber nie fertig wurde -

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wurden gebaut, die Winde erhielt einen neuen Motor.

Oberbürgermeister Lehmkuhl taufte den neuwertigen Bergfalken am 18.5.1958 in Anwesenheit des Präsidenten des Landesver-bands Knud Knudsen auf den folgerichtigen Namen „Neumünster II“.

Die “Neumünster II” macht sich startbereit

Ringen um eine Heimat: Die sechziger Jahre

1960 -1965

Unter der Leitung von Fluglehrer Klaus Hahn wurden 1960 mit den vier Segelflugzeugen Bergfalke, Baby, SG38 und einem neu erworbe-nen Scheibe L-Spatz 1800 Flüge absolviert, der Verein befand sich wieder im Aufwind.

Die Segelflugzeugflotte 1960 in Boostedt: L-Spatz, Bergfalke “Neumünster II”, Baby III und SG38

1961 wurde das Boostedter Gelände an die Bun-deswehr verkauft, der FSCN erhielt immerhin noch eine Gnadenfrist bis einschließlich 1965. Diese Zeit nutzte der Verein für die verzweifelte Bemühung um eine neue Heimat. Wunsch-gelände war ein Teil des nach dem Kriege stark verkleinerten Neumünsteraner Flugplatzes.

Der 1936 angelegte Neumünsteraner Militärflugplatz (US-amerikanische Quelle). Der Pfeil markiert die heute noch bestehende riesige Flugzeugmontagehalle von “Land und See” (Instandsetzung Me 109)

Er diente während des Krieges vor allem als Werksflugplatz der Firma ”Land und See Leichtbau” und nach 1945 noch als Sammel-platz von Militärflugzeugwracks.

Trotz der Unsicherheit bezüglich des Flug-platzes, entwickelte sich der Flugzeugpark rasch weiter. Ein zweiter L-Spatz führte zur Saison 1963 zu einem „Spatzenpaar“, das an Ostern auf die Flußnamen „Stör“ und „Schwale“ getauft wurde.

Einweihungsstart: Klaus Hahn im neuen L-Spatz “Stör”

1965 wurde dann zur Erweiterung des Flug-zeugparks, mit Unterstützung des Landesver-bands, ein Kaufvertrag für eine Ka 7 ( Ka2b mit Stahlrohrrumpf), abgeschlossen. Dieser moder-nere Doppelsitzer sollte vor allem für die Schu-lung eingesetzt werden.

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1966 -1969

Das mühevolle, immer wieder von Rück-schlägen gekennzeichnete Ringen um die fliegerische Heimat hatte sich endlich gelohnt:

Am 23. Oktober 1966 wurde der neue Flugplatz an der Heider Bahn eingeweiht, er war mit insgesamt 37,3 ha sogar größer als das Boostedter Fluggelände. Zu verdanken war dieser Erfolg in besonderem Maße Klaus Hahn, dem als 2. Vorsitzender satzungsgemäß die Ge-schäftsführung oblag, sowie dem Standort- Kommandanten der Bundeswehr Oberst Wille, Oberbürgermeister Walter Lehmkuhl und auch Hermann Senft vom Ministerium für Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein.

Einweihung des Flugplatzes an der Heider Bahn am 23.10.1966. In der Bildmitte Walter Schmidt (l.) und Klaus Hahn(r.), die damaligen Vorstände des Flugsport-Clubs Neumünster

Der Wettergott hatte es nicht gut mit dem FSCN gemeint, das mit viel Mühe vorbereitete Flugprogramm zur Ein-weihung des Flugplatzes fiel weitgehend dem Regen zum Opfer

Bei diesem Fest wurden eine Ka7 des FSCN, sowie zwei Einsitzer des Typs Ka6 und Ka3, alle drei Schöpfungen des begabten Konstruk-teurs Rudolf Kaiser, getauft.

Taufe der neuen Ka7 auf den Namen “Wipenthorp” durch Prof. Buchloh, Präsident des Landesverbands

Die gefundene Lösung schrieb dem Flugplatz Neumünster die Rolle eines Verkehrslande-platzes zu, was die Erfüllung einiger Auflagen erforderte, u.a. eine Mindestzahl von Flug-bewegungen, die entsprechende Infrastruktur (Flugleitungsgebäude, Halle, Tankstelle, Park-plätze) und die Wahrnehmung der Halterschaft seitens des FSCN.

Das war auch Auslöser für die Gründung einer Vereinsmotorflugschule 1967 unter der Leitung von Klaus Hahn, dem damals einzigen Motor-fluglehrer des FSCN, in Partnerschaft mit der Rendsburger Fliegerschule, die in Neumünster eine Filiale eröffnete.

Die geforderte Halle stand noch nicht zur Verfügung, sodaß die Segelflugzeuge (Berg-falke II, Baby IIIb, SG38, L-Spatz 55, Ka 7) zum Flugbetrieb immer von Boostedt über die Straße zum neuen Flugplatz transportiert werden mußten.

Die heutige Halle, die neben der gigantischen alten Montagehalle der Firma „Land und See Leichtbau“ wie eine Spielzeughalle anmutete, konnte erst im März 1968 in Betrieb genommen werden und löste dann endlich das Transport-problem. Sie hatte eine Investi-tionssumme von DM 60.000.- erfordert, wo-von 2/3 aus Eigenleistung, sowie Zuschüssen der Stadt, des Landesverbandes, des Landes-sportverbands und des Ministeriums für Wirt-schaft und Verkehr gedeckt werden konnten.

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Einweihung der Flugzeughalle am 31. März 1968

Ende 1967 wie auch 1968 standen im Haupt-flugbuch des Flugplatzes rund 10.000 abge-wickelte Flugbewegungen, wovon der über-wiegende Teil von den Motorflugzeugen er-bracht worden war. In der Vereinsführung gab es am 14. Juni 1968 eine Veränderung. Einer geänderten Satzung entsprechend, wurde die Verantwortung für die Geschäftsführung vom 2. auf den 1.Vorsitzen-den verlagert. Die Mitglieder wählten anschlies-send Klaus Hahn zum neuen 1., Bruno Hinz zum 2.Vorsitzenden, Max Greve erneut zum Schatzmeister und den erfolgreichen Modell-flieger Jürgen Nägelke zum Schriftführer (Walter Schmidt stand für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung). Bei den Modellfliegern errang Manfred Alten-kirch den 2. Platz beim Bundeswettbewerb 1967 “Jugend forscht” auf dem Gebiet der Physik mit seiner digital-elektronischen Fernsteuerung. Günther Klemke kämpfte 1969 mit Erfolg um die Teilnahme bei der kommenden Welt-meisterschaft. Die Nachwuchsflieger Dietrich Altenkirch und Olaf Ruser nahmen erfolgreich an der Deutschen Modellflugmeisterschaft in Krefeld teil.

Der Verein konnte sich Ende der 60´er nur auf eine recht kleine Zahl von Mitgliedern stützen. Einschließlich der passiven waren es gerade mal 53 Mitglieder, davon 12 Motorflieger, 14 Segelflieger und 16 Modellflieger. Eine Ver-stärkung war dringend geboten, um die Herausforderungen der 70´er Jahre bewältigen zu können. Konsolidierung: Die siebziger Jahre

1970 -1974

Das erste eigene Motorflugzeug wurde vom Verein im April 1970 angeschafft. Es handelte sich um eine gebrauchte Cessna C172 D-EDLH, die vom Hanseatischen Fliegerclub in Hamburg zum Preis von DM 26.500.- (Landeszuschuß 15.000.- , Mitglieder-Spenden 11.500.-) übernommen worden war. In den Folgejahren behielt der Verein etwa seine Größe und sein Aktivitätenniveau, einige der Flugzeuge aus der Zeit der 70er Jahre versahen - mehrfach überholt - auch noch bis in die 90er, ihren Dienst. Den seltenen Erfolg, einen Weltrekord erzielt zu haben, konnte Dietrich Altenkirch 1970 in der Geschwindigkeitswertung feiern: 149 km/h!

1971 gelang dem Verein ein großer Schritt bei der Modernisierung seines wichtigsten Flug-zeugs, dem für die Nachwuchsschulung so wichtigen Doppelsitzer. Der bewährte, aber nun schon etwas betagte Bergfalke, der dem Verein seit 1952 treue Dienste geleistet hatte, war (wie auch der zweite L-Spatz) schon Ende der 60’er

Dietrich Altenkirch(17) und Olaf Ruser(13) – Teilnehmer bei der Deutschen Meisterschaft der Modell-flieger1969 in Krefeld

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nach Dänemark verkauft worden. Die seither in der Schulung eingesetzte Ka7 wurde nun auch verkauft und durch eine moderne ASK13 (Kennzeichen D-0639) der Fa. Schleicher in Poppenhausen/Rhön ersetzt, was sich als eine hervorragende Wahl herausstellen sollte.

Das neue Schulflugzeug, eine ASK13, D-0639

Bei den deutschen Meisterschaften im Modellflug 1971 errang Dieter Altenkirch den Titel in der Klasse RC2, Olaf Ruser wurde Deutscher Jugendmeister.

Ein großer Tag für viele norddeutschen Segelflieger war der 16. April 1974: Die berühmte Nordost-Wetterlage hatte sich einge-stellt - auf deren Wiederholung wir noch immer warten! Reinhold Dörscher flog dabei mit seinem Phöbus 605 km weit nach Charleville in Frankreich , Helmut Frick über 545 km weit (im Zielflug) nach St.Hubert in Belgien, Karl-Heinz Asmussen nach Lüttich.

1974 sah auch einen inzwischen respektablen Stand des Motorflugzeugparks: Als Viersitzer war nach wie vor die C172 D-EDLH im Einsatz. Zu ihrer Ablösung wurde eine Piper Pa28 D-ELLF gekauft. Und als Arbeitspferd der Schu-lung diente die Cessna 150, zuerst die

gebrauchte D-EFPY, dann die mit 10 Flug-stunden praktisch werksneue D-EGKD, die bei Wiederinzahlungsnahme der D-EFPY zu ihrem ursprünglichen Kaufpreis, eingetauscht worden war. Als “Brückenflugzeug” zwischen Motor- und Segelflug, diente ab 1972 ein Motorsegler des Typs “Falke” mit der Kennung D-KAIH. Die für 1974 in der “Kladde” verzeichneten 16.000 Flugbewegungen spiegeln diese positive Entwicklung wieder. Auch die Teilnahme von drei Maschinen bei der Rallye Baden-Baden belegen dies. Einer schon bewährten Tradition folgend, führ-te der FSCN Sommerfluglager für den flieger-ischen Nachwuchs durch, die sich großer Be-liebtheit erfreuten. So wurden beispielsweise 1973 während des Fluglagers in Neumünster, an dem sich auch die Kieler Segelflieger und eine Gruppe aus Baden-Württemberg beteilig-ten, über1.500 Starts mit vielen Thermik-und auch ersten Alleinflügen absolviert.

1975

Der Motorflugzeugpark erfuhr in diesem Jahr eine deutliche Verstärkung durch eine werks-neue Cessna C172 mit der Immatrikulation D-EOGO, die dann bis 1999 ihren Dienst zuverlässig verrichten sollte. Damit konnte die Motorflugsparte des Vereins mit den drei Maschinen D-EOGO, D-EELF und D-EGKD eine recht junge “Flotte” ihr eigen nennen.

Die neue Cessna 172 “Golf Oskar” 1975

„Auf nach Neumünster“ war die Parole eines Fly-in zu dem der FSCN zum 15. Juni 1975 eingeladen hatte. Anlaß war die Inbetriebnahme der neuen, befestigten Start-und Landebahn mit

Die berühmte “Nord-Ostlage” vom 16. April 1974, die in ganz Norddeutsch-land zu Rekord-flügen verhalf

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der offiziellen Übergabe der nunmehr fertig-gestellten Gesamtanlage inklusive des Flug-leitungsgebäudes wie es auch heute noch in Betrieb ist. Die neue Asphaltbahn RWY 26/08 ist 600 m lang und 15 m breit (Investsumme ca.150.000.-) und bildet zusammen mit der Grasbahn (damals RWY 21/03) das Potential für die Weiterentwicklung des Verkehrslande-platzes Neumünster.

Am 28. November 1975 waren es 25 Jahre her, daß der Flugsport-Club Neumünster aus der damaligen Modellflugvereinigung hervorgegan-gen war. Dies wollte man gebührend begehen.

Eine Veranstaltung mit fliegerischen Aktivitäten bietet sich im Norden Deutschlands zu dieser Jahreszeit nicht unbedingt an, deshalb entschied die Vereinsleitung, das 25jährige Vereins- jubiläum erst am 16. Mai 1976 formell zu begehen.

1976

Den Festvortrag zum 25jährigen Bestehen des FSCN hielt dabei Professor Dr. Paul Buchloh aus Kiel als Präsident des Landesverbands Schleswig-Holsteinischer Luftsportvereine und im übrigen auch Mitglied im FSC Neumünster.

Die Arbeit des Vereinsvorsitzenden Klaus Hahn, der einen Abriß über die 25 Jahre Vereinsgeschichte gegeben hatte, wurde bei die-ser Gelegenheit mit der Silbernen Ehrennadel des Landesverbands gewürdigt.

Walter Schmidt, der 2. Vorsitzende, erhielt den silbernen Ehrenbecher des FSCN, wie auch die Gründungsmitglieder Bernhard Hahn, Otto Griebe, Heinz Andreas und Rudi Dühlmeier sowie die besonders verdienten Mitglieder Max Greve, Klaus Hahn und Werner Joost. Die meisten von ihnen zeigt das nachfolgende Gruppenfoto aus einer Reportage des Hol-steinischen Courier anläßlich dieses Ereignisses.

Stadtpräsidentin Alexandrine von dem Hagen überbrachte die Glückwünsche der Stadt und zollte dem wichtigen Beitrag des Flugsport-Clubs als Halter des Verkehrslandeplatzes zur Entwicklung der Stadt und der Region hohe Anerkennung.

Seit vielen Jahren dem Flugsportclub Neumünster eng verbunden, von links nach rechts: 1.Reihe: Max Greve, Klaus Hahn (1.Vors.), 2.Reihe: Heinz Andreas, Walther Baumann, Bernhard Hahn, Walter Schmidt, Prof.Paul Buchloh (Präsident des Landesverbands), 3.Reihe: Otto Griebe, Werner Joost.

Ein wichtiges sportliches Großereignis folgte fast auf dem Fuße: Die Norddeutschen Segel-flugmeisterschaften Anfang Juni 1976 in der Offenen-, der Standard - und der Clubklasse mit insgesamt 26 Segelflugzeugen am Start. Leider verhinderten die äußerst schlechten Wetterbedingungen einen regulären Ablauf der Meisterschaft.

Ein besonders frequentiertes Sommerfluglager sah der Neumünsteraner Flugplatz nach der Meisterschaft im Juli 1976. Rund 50 meist jugendliche Teilnehmer vom FSCN und des Kieler Luftsportvereins nahmen die Chance eines Intensivschulbetriebs wahr, leider war sich aber das „Meisterschaftswetter“ treu geblieben und ließ auch im Sommerlager nur eine mäßige Ausbeute bei den Leistungs-fliegern zu, was allerdings der noch lange gerühmten abendlichen Lagerfeuerromantik keinen Abbruch tat.

Reinhold Dörscher bei der frühen Nachwuchsarbeit mit Katrin und Kristine Dienger: “So geht das meine Deerns!”

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Einen schönen Erfolg konnten die Modellflieger im Meisterschaftsjahr1976 verbuchen. Ihr Nach-wuchstalent Lothar Döring, 23 Jahre alter Me-dizinstudent, der seit seinem 11ten Lebensjahr begeisterter Modellflieger ist, errang bei den Deutschen Meisterschaften für Freiflugmodelle im schwäbischen Mengen den 4. Platz in der Wakefield-Klasse. Dies sind die größten Flug-modelle mit Gummimotoren bei Spannweiten bis zu 1,75m und dabei einer Masse von nur 230g, sie fliegen frei ohne bodenseitige Steuer-ung. Lothar Döring legte hier schon den Grund-stein für weitere, noch größere Erfolge, die auch nicht lange auf sich warten lassen sollten.

Schon im Folgejahr schnitt Lothar Döring als Bester der Deutschen Nationalmannschaft beim internationalen „Hans-Kratky-Pokalfliegen“ An-fang Juni 1977 in Wiener Neustadt mit einem 3. Platz in seiner bevorzugten Wakefield-Klasse ab und qualifizierte sich damit für die im Juli in Australien stattfindenden Modellflug-Weltmeis-terschaften.

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch das Erringen des Titels eines Deutschen Meisters bei der Hangflug-Modellflugmeisterschaft in Sylt durch den Neumünsteraner Maschinen-baustudent Dietrich Altenkirch (25).

Bei der schon traditionsreichen Motorflug-Rall-ye Baden-Baden war die Motorflugsparte des FSC Neumünster in diesem Jahr 1976 besonders stark vertreten. Mit sage und schreibe sieben Vereins- und Privatmaschinen und insgesamt 15

Besatzungsmitgliedern stellte der FSCN die größte Einzelgruppe.

Das Spätjahr 1976 erwies sich als eine schwarze Zeit für die Motorfliegerei am Platz. Zwei schwere Unfälle überschatteten den Saisonausklang. Während ein mißglücktes Durchstartmanöver einer platzfremden Cessna im Oktober für den Piloten recht glimpflich ausging, verunglückte der Pilot Albrecht Wehner mit seiner Bölkow „Monsun“ im Dezember tödlich, sein Begleiter kam mit einem Schock davon. Die Maschine erlitt unmittelbar nach dem Start einen Motorausfall wegen Kraftstoffmangel.

1977/78

Hervorragende Leistungen zeigten auch die Senioren des Vereins: Reinhold Dörscher, 60 Jahre alt, absolvierte in seinem Segelflugzeug Kestrel 401 am 2.6.1977 in Unterwössen einen erfolgreichen Dreiecksflug von 686 km mit den Wendepunkten Hieflau in der Ost-Steiermark und St.Anton in Vorarlberg. Es war der längste Streckenflug seit Bestehen der dort ansässigen Deutschen Alpensegelflugschule.

Der Motorflugbetrieb, der sich seit 1967 viele Jahre auf den gewerblichen Schulbetrieb der Rendsburger Fliegerschule abgestützt hatte, sollte zukünftig im Rahmen des Flugsportclubs, d.h. wieder im gemeinnützigen Rahmen betrieben werden, das beschloß der Verein anläßlich der Jahreshauptversammlung vom 1. 4. 1977. Dem Antrag wurde von der Behörde stattgegeben, die erforderliche Satzungs-anpassung erfolgte anläßlich der Jahreshaupt-versammlung im Juni 1978.

Wie richtig diese Entscheidung war, zeigt das Anwachsen der Mitgliederzahl der Motor-flugsparte auf 42 im Folgejahr 1978.

Der amtierende Motorflugreferent Helmut Widderich konnte für die Saison 1978 auf stolze 2625 Starts und 846 Flugstunden mit den Motorflugzeugen C150 D-EGKD, PA28 D-ELLF, C172 D-EOGO und der 1977 neu erworbenen Robin DR400 D-EETM, die auch vor allem für den Flugzeugschlepp eingesetzt werden sollte, verweisen.

Deutsche Hang-flugmeisterschaft der Modellflieger 1976 in Braderup auf Sylt: Dietrich Alten-kirch gewann mit der schnellsten Flugzeit für die 1 km Hin- und Rückflugstrecke mit rund 80 km/h Durchschnitts-geschwindigkeit

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Die neue DR 400 “Tango Mike” bewährte sich beim Flugzeugschlepp hervorragend

Am 22. Juni 1978 stellte Walter Schmidt anläßlich der Jahreshauptversammlung nach 16 Jahren Vorstandsarbeit sein Amt als 2. Vorsit-zender zur Verfügung. Als Nachfolger wird Gerhard Gätke gewählt, langjähriger Modell-flugreferent, nun hinfort in beiden Funktionen.

Exkursion mit Tradition: Die Pfingstflüge zu den Tiroler Freunden nach St.Johann, dem Alpenflug-Mekka der Neumünsteraner (Rolf Vollstedt, Horst Tollgreef) und Kieler Segelflieger. D-EOGO mit Klaus Hahn und D-EMWY von Walter Schmidt

1979

Und wieder waren es die Modellflieger, die gute Erfolge aufweisen konnten. Dietrich Altenkirch, mehrfacher Deutscher Meister 1978, erhielt für seine Leistungen die Sportplakette der Stadt Neumünster. Jens Möller holte sich den Titel

eines Deutschen Jugendmeisters 1979 im Freiflug mit Gummimotor.

Auch die Motorflieger betätigten sich sportlich: Karl-Heinz Schreiber und Helmut Widderich nahmen mit der D-EOGO (Wettbewerbs-Nummer 309) am Deutschlandflug 1979 teil. Er führte über mehrere süddeutsche Plätze nach Flensburg. Mitmachen, Erfahrung sammeln und sich der Gemeinschaft Gleichgesinnter zu er-freuen, war dabei angesagt.

Helmut Widderich und Karl-Heinz Schreiber mit der “Golf Oskar” auf dem Deutschlandflug 1979

Und auch das gehört dazu: Wasch- und Putztag der “Motoristen” mit Hans-Günther Nissen, Hans-Wilhelm Ramcke, Gerd Lehmann und Klaus Terboven

Sportlicher Aufwind: Die achtziger Jahre

1980 - 1983

Die 1980 gewonnene DM, die die Qualifikation für die Modellflieger-WM in Spanien 1981 bedeutete, rechfertigte Lothar Döring, das große Talent der Neumünsteraner, mit einem großen Erfolg bei dem Wettbewerb der Weltbesten. Er wurde Weltmeister in seiner Lieblingsdisziplin, der Freiflugmodelle mit Gummimotor, und

Lothar Nerlich betankt die “Remorquer”, den Schlepper

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errang den sehr begehrten „Wakefield-Pokal“, die älteste und bedeutendste Trophäe des Modellflugsports.

Lothar Döring hatte sich unter hohem Einsatz häufig in frühesten Morgenstunden neben seinem Medizinstudium für die WM vorbereitet. Und er hielt diese hervorragende Form, sodaß es ihm in der Folge-WM im Oktober 1983 in Goulburne, New South Wales in Australien gelang - als inzwischen promovierter Dr.med. - seinen Weltmeistertitel zu verteidigen. Für diese Leistungen zeichnete ihn Stadtpräsident Winkler und Sportdezernent Holling 1984 mit der erstmalig vergebenen Sportplakette der Stadt Neumünster in Gold aus.

Beim selben Wettbewerb belegte der Neu-münsteraner Dr.Gunter Klemke einen ebenfalls sehr guten 3. Platz, was in der Mannschafts-wertung gleichermaßen den WM-Titel bedeu-tete. Die vom DAeC, vom Landesverband Schleswig-Holstein und vom Kreissportverband geleistete Förderung, hatte Früchte gezeitigt.

Die Segelfluggruppe hatte sich über die Winterzeit 1980/81 den aufwendigen Neubau einer Winde vorgenommen - natürlich wieder unter der bewährten Leitung von „Windenvater“ Werner Joost, wobei das bisherige Winden-

system in ein völlig neues Fahrgestell integriert wurde.

Darüberhinaus mußte die Grundüberholung der ASK13 D-0639, dem für die Schulung unent-behrlichen Doppelsitzer, geschafft werden.

Die neue Winde SW-35-04 – die “Joost Winde”

Horst Tollgreef, Reinhold Dörscher und Hartmut Karmann absolvierten hervorragende Streckenflüge und gaben so ein Vorbild für den Segelfliegernachwuchs ab, dem es nachzu-streben galt.

Was für die Segelflieger ihr Sommerfluglager, sind für die Motorflieger die sogenannten „Vatertagsflüge“.

Seit Jahren wird diese Veranstaltung gerne wahrgenommen. Die Piloten fliegen abwech-send als „Pilot-in-Command“, als „Co“ oder

Hartmut Karmann mit seinem Ventus D-2976 “Kilo Fünf” auf dem Flugplatz Neu-münster – immer bewundert ob seiner Fertigkeit, seinen Vogel ganz alleine aufrüsten zu können...

Weltmeister in der Wakefield-Klasse: Lothar Döring vom Flugsport-Club Neumünster

Werner Joost und Henning Volkers in der Werkstatt von Arnold Meh-rens bei der Einrüstung des Windenmotors

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schlicht als „Pax“. Dabei fällt neben dem flie-gerischen Erleben auch immer ein Lerneffekt beim Beobachten der „Airmanship“ der Flieger-kameraden ab.

Die traditionelle “Vatertagstour” an Himmelfahrt führte 1981 bei bestem Wetter von Neumünster über mehrere norddeutsche Zwischenstops, unter anderen Flugplatz Büsum (“zum Krabben-brotessen”). Die Beteiligung war wie immer rege, die Stimmung recht gut, wie das folgende Bild belegt.

Vatertagswetter vom Feinsten! Zwischenlandung und Stärkung auf dem Flugplatz Heide-Büsum

Mit der D-EOGO nahmen Hubert Böttger und Helmut Widderich mit der Wettbewerbsnummer 121 an der Rallye Baden-Baden 1982 teil.

Die Böttgers und Helmut Widderich bei der Rallye “Baden-Baden 1982”

Die Strecke führte von Neumünster zum Flugplatz Dijon, dem südlichsten Punkt der Streckenführung, von dort dann zum Zielflug-platz Baden-Baden.

Die Motorflugausbildung lag nach wie vor in den Händen von Klaus Hahn, dem einzigen Motor-fluglehrer des Vereins. Dank seines hohen zeitlichen und persönlichen Einsatzes war der “Durchsatz” an fertig ausgebildeten PPL-A Schülern relativ hoch – was natürlich jeweils

nach erfolgreichem Abschluß gebührend gefeiert wurde.

Traditionsgerecht schneidet Klaus Hahn seinem Solo-Flieger Ralph Hübner die Krawatte ab.

1984 Ein schwerer Unfall überschattete die Saison 1984. Am Sonntag, den 11.3.84 bekam der Motorsegler G109 D-KGFG, beim Anflug auf die Bahn 08 des Platzes unter heftigen Böen, Berührung mit dem Knick am Flugplatzrand.

Rolf Vollstedt aus Neu-Wittenbek, langjähriger Fluglehrer des FSC Neumünster, starb an den Folgen des Unfalls, der Flugschüler wurde schwer verletzt, blieb aber außer Lebensgefahr.

Mit dem von allen Mitgliedern hochgeschätzten und beliebten Rolf Vollstedt (54) verlor der Verein eine seiner wichtigen Stützen.

Johannes Tietgen übernahm das Amt des Schatzmeisters, das Rolf Vollstedt neben seiner Funktion als Segelflugreferent inne gehabt hatte. Die Vorbereitungen zum Start in die

Rolf Vollstedt (“Eto”) mit Horst Tollgreef und Helmut Frick im Oktober 1983 auf dem Flugplatz Neumünster

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Segelflugsaison gingen weiter, die Flugzeuge wurden montiert und abgenommen.

Karsten Kupke, Werner Joost und Hannes Martens bei der Montage der Ka 8

In diesen Jahren erfreute sich das schon tradi-tionsreiche Sommerfluglager auf dem Flugplatz Neumünster großer Beliebtheit. Befreundete Vereine wie der LSVKiel, die Akaflieg der Kie-ler Chr.-Albrechts-Universität und die Aukruger Segelflieger waren willkommene Gäste. Viele Freundschaften wurden vertieft oder neu ge-schlossen. Lagerromantik in der Zeltstadt ließ auch weniger vom Wetter gesegnete Tage in gu-ter Stimmung erleben. Begonnen wurde der Tag früh mit einem Besuch des nahen Stadtbads- nicht zuletzt auch wegen der heißen Duschen, die im Eintrittspreis inbegriffen waren.

Mini Nimbus “Eins Kilo” von Helmut Frick mit Hartmut Lehmann, Andreas Tietz, Karsten Kupke und Reinhold Dörscher

Auch der Motorflug stand in dieser Zeit hoch im Kurs, die Motorfluggruppe wuchs auf 58 Mitglieder, die die 5 Maschinen, D-EGKD, D-

EOGO, D-ELLF, D-EETM und den neuen Motorsegler G109B, D-KEOE, rege in die Luft brachten, letzteren zusammen mit den Segel-fliegern, zu deren Flugzeugpark er gehörte.

Werksbesichtigung der Fa. Grob Flugzeugbau in Min-delheim anläßlich der Abnahme und Überführung des Motorseglers G109B, D-KEOE, mit Otto Griebe, Norbert Trutschel, Klaus Hahn, Werner Joost und Hannes Martens

Der Motorsegler G 109B “Oskar Echo” mit Horst und Gerwin in Tarmstedt

Die Modellflieger errangen Deutsche Meister-titel in zwei Sparten und die Segelflieger mit Reinhold Dörscher den 2.Platz in der Offenen Klasse der dezentralen Deutschen Meisterschaft im Streckenflug (DMSt), Landeswertung Schleswig-Holstein.

1985 In der Segelfluggruppe brach mit der Saison 1985 eine neue Zeitrechnung an:

Das erste Segelflugzeug aus glasfaserverstärk-tem Kunststoff, ein Grob Astir CS mit dem Kennzeichen D-4196 „NE“, war angeschafft worden. Reinhold Dörscher hatte großzügige finanzielle Hilfestellung geleistet, dies mit dem erklärten Ziel vor allem der Förderung des segelfliegerischen Nachwuchses. Endlich konn-ten mit diesem Leistungssegelflugzeug auch große Strecken in Angriff genommen werden.

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Klaus Hahn und Reinhold Dörscher mit dem gerade erst erstandenen Astir CS “November Echo”

Für die Piloten, die das erste Mal einen “Kunst-stoff-Flieger” fliegen sollten, war ein ausführ-liches Handbuchstudium angesagt.

Sabine Nerlich macht sich mit der “Neuen” vertraut

In diesem Jahr 1985 sah der Neumünsteraner Flugplatz gleich zwei Meisterschaften: Die Norddeutschen der Modellflieger mit 80 Teil-nehmern unter der Wettbewerbsleitung von Gerhard Gätke sowie die der Segelflieger mit 15 Teilnehmern in der Club-Klasse aus den Landesverbänden Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen, bei der die FSCN Teilnehmer den 6. Platz belegten.

So stellt sich der Zeichner Reinhold Dörscher’s Kampf mit den Bullen vor – er war im Wettbewerb auf einer Bullenweide aussengelandet und wagte nicht, das Cockpit zu verlassen..!

Die Alleinflieger des Fluglagers 1985 (von links nach rechts): Jürgen Pohlmann, Sabine Hahn, Katrin Dienger und Astrud mit ihren Fluglehrern Klaus Hahn und Lothar Nerlich

In der DMSt 1985, Landeswertung Schleswig-Holstein, errangen die FSCN- Piloten erste Plätze: Reinhold Dörscher auf Kestrel in der Offenen Klasse und Horst Tollgreef auf Standard Cirrus in der Standard-Klasse. In der erstmalig vorgenommenen Vereinswertung erreichte der FSCN mit insgesamt geflogenen 5905 km den 3.Platz.

Die “Leistungsflotte” von Neumünster am Start: Ventus “KiloFünf”, Kestrel“Delta Null Zwei” und Mini Nimbus “Eins Kilo”. Auf der Bahn der Motorsegler”Oscar Echo”

“Der Motor ist doch drin??” Das fragen sich Reinhard, Ralf, Torsten, Wolfgang und Karsten

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1986

Mit sehr viel Glück und den Umständen entsprechend verhältnismäßig glimpflich verlief eine Kollision zwischen einem doppelsitzigen Schulsegelflugzeug des Typs ASK13 aus Kiel und dem vereinseigenen Übungseinsitzer Ka 8 D-2376 während des Fluglagers am 3.8.1986. Alle drei Piloten konnten sich mit dem Fallschirm retten und landeten sicher auf dem Gelände des Flugplatzes, dabei kam unserem Ka8-Piloten, Peter Hein, sicher seine Erfahrung als Fall-schirmjäger mit über 50 Sprüngen bei der Bundeswehr zu Hilfe. Die beteiligten Flugzeuge erlitten einen Totalschaden.

Das letzte Bild der “Gardena Ka 8” D-2376 vor der Kollision, die zu ihrem Totalverlust führte

Werner Joost mit seinen Schützlingen im Fluglager1986: Sabine, Stefan, Claudia, Ralf, Barbara, Astrud, Kristine, Katrin, Hauke, Andreas, Sabine und Holger

Auch in diesem Jahr 1986 bestätigten die Leistungssegelflieger ihr gutes Niveau im Rahmen der DMSt-Schleswig-Holstein. Wieder-um siegten Reinhold Dörscher und Horst Tollgreef in der Offenen bezw. Club-Klasse, Brigitte Keuchel belegte Platz 2 bei den Damen, Gerwin Dienger Platz 4 in der Standard-Klasse.

Eine optische Anreicherung der besonderen Art waren die Heißluftballone von Gästen, die immer häufiger frühmorgens oder abends vom Flugplatz Neumünster starteten. Der Verein selbst hatte bis dato keine aktive Ballonsport-sparte, obwohl dies schon bei der Gründung des FSCN 1950 vorgesehen worden war.

D-Nordlicht von Jürgen Noetzel nach der Landung im Ortsteil Wittorferfeld (hierbei noch Ballonfahrtschüler, später Spartenleiter“Ballonfahrt” des FSCN)

.

Sonnenuntergang – ein erfüllter Flugtag geht zur Neige

1987

Eine kleine, aber bemerkenswerte Referenz erwiesen die Ausrichter der Junior-Posta 1987 (eine bilaterale deutsch-dänische Briefmarken-ausstellung der Jugendorganisation) der alten Geschichte der Fliegerei in Neumünster, die bis auf das Jahr 1908 zurückgeht, wie eingangs geschildert. 1912 hatte der Nordmarkflug mit Ziel Neumünster, verbunden mit Schauflügen auf dem Exter, für große Bewunderung gesorgt. Zur Erinnerung: Damals residierte in Neu-münster der „Nordmarkverein für Motorluft-fahrt“, der als die erste Vereinsgeneration in der „Ahnentafel“ des FSCN verstanden werden

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kann. Mit einem Sonderstempel mit dem Motiv der zu dieser Zeit „highTech“ repräsentierenden, historisch bedeutenden “Grade – Eindecker”, von denen mehrere teilgenommen hatten, ehrten die jungen Philatelisten das 75jährige Jubiläum dieses Ereignisses.

Sonderbriefstempel anläßlich der Junior-Posta 1987

Rechtzeitig zum Frühjahr 1987 konnte ein zwei-tes Kunststoffsegelflugzeug angeschafft werden, ein Club Astir der Firma Grob, Mindelheim, mit der Immatrikulation D-6058. Das Flugzeug gilt als das ideale Modell für den Einstieg in diese Leistungsklasse.

Der neue Club Astir D-6058 D-6058 beim Windenstart

Als Ersatz für den durch den Kollisionsunfall verlorengegangenen wichtigen Übungseinsitzer wurde eine baugleiche Ka 8, D-0040 aus Lü-beck, nachbeschafft.

Das Sommerfluglager der Segelflieger im Juli 87 erfreute sich reger Teilnahme. Auch die Kieler Segelflieger vom LSV und der Akaflieg waren in der zweiten Hälfte mit von der Partie, was allenthalben als Bereicherung gesehen wurde. Viele Freundschaften wurden erneuert, neue geschlossen. Die Abende waren lang, die Nächte kurz.

Wie auf dem nachstehenden Bild zu entnehmen ist, scheint es im Lager auch ernste Gespräche gegeben zu haben.

Die Fluglehrer Otto Griebe und Werner Joost mit Stefan Kaspras, Holger Nerlich und Kerstin Bauch

Rudi Gosch, Klaus Hahn, Hartmut Karmann und die “Jungen” Torsten Klei und Barbara Hahn

Und zum Abschluß 1987, der Stand der DMSt-Schleswig-Holstein: Reinhold Dörscher 1.Pl in der Offenen-, Horst Tollgreef 1.Pl. in der Club-Klasse, Brigitte Keuchel Siegerin in der Damenwertung, 1.Platz in der Club-Mann-schaftswertung und mit 8011 km Gesamt-strecke 2.Platz in der Vereinswertung.

Peter Hein – unschwer als Mann der Waterkant zu erkennen – als Fahnenschwenker im vollen Bewußsein seiner Verantwortung: “Der Start ist frei!” Im Hintergrund die beiden “Astire” D-4196 und D-6058

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1988

Wer hat den trockensten Flugplatz im Land Schleswig-Holstein - das war die durchaus ganz ernst gemeinte Frage im Frühjahr 1988. In Uetersen war ein Streckenfluglehrgang des Landesverbands angesagt, leider aber meldete Uetersen „Land unter“. Der FSC Neumünster sprang in die Bresche, sein Flugplatz war „trocken“.

Nicht das erste Mal bestätigte sich, daß der Flugsportclub Neumünster mit seinem Flugplatz an der Heider Bahn, dessen Nutzung 1966 nach langem Zittern begonnen hatte, hervorragend bedient worden ist. In der Mitte von Schleswig-Holstein gelegen, unweit des Schleswig-Holsteinischen Mittelrückens, bei vergleichs-weise recht trockenen Bodenverhältnissen und ausreichendem Abstand zu Nord und Ostsee, sind die thermischen Bedingungen recht gut. Die Hausthermik der heimischen Segelflieger steht dabei an der ehemaligen Müllhalde, dem Stadt- und Industriegebiet und - fast in alter Verbundenheit - über dem ehemaligen, nun schon historischen Fluggelände Borneplatz in Boostedt.

Für das Jahr 1988 hatte man sich auch für die DMSt viel vorgenommen, die Erfolge im Vorjahr hatten den Ehrgeiz weiter angeheizt. Das Resultat zeigte es: Der FSCN errang erstmalig den 1. Platz in der Vereinswertung mit noch nie dagewesenen 21.260 Kilometern - erflogen von 9 Piloten - und gewann den damit verbundenen Wanderpokal. Horst Tollgreef, der besonders zu diesem Ergebnis beigetragen hatte, wurde hierzu von der Stadt mit der bronzenen Sportplakette ausgezeichnet. So konnte es weitergehen.

Und es ging auch erfolgreich weiter: In Tarmstedt, am Rande des Teufelsmoores, wurden die Norddeutschen Segelflugmeister-schaften abgehalten. Den Sieg in der FAI-Rennklasse und auch den 1. Platz in der Ge-samtwertung und damit den Titel des Nord-deutschen Segelflugmeisters, errang Hartmut Karman mit seinem Ventus D-2976.

Horst Tollgreef und Hartmut Karmann – erfolgreiche FSCN-Teilnehmer bei den“Norddeutschen” 1989

Bestechende Flugleistungen wurden auch vom Frühjahrs-Fliegercamp im Tiroler St. Johann von den Mitgliedern Horst Tollgreef, Ingo Bielenberg, Reinhold Dörscher und Reinhard Meier, letzterer mit dem vereinseigenen Astir CS, erbracht. Der weiteste Flug gelang Horst Tollgreef mit 710 km, Reinhold Dörscher, der 73 Jahre junge „Altmeister“ absolvierte neun Langstreckenflüge mit insgesamt 4744 km geflogener Strecke in 61 Flugstunden.

Diese Begeisterung unserer Jungs beim Flug-lager kam nicht von ungefähr, die Stimmung war sehr gut und steckte an, was das folgende Gruppenbild auch klar erkennen läßt.

Es gibt noch weitere Bewoh-ner auf dem Flugplatz in Neumünster: Die Osterläm-mer 1988 haben das Licht der Welt erblickt – Katrin etwas zögerlich...?!

Fluglager 88: Unsere wertvol-len drei Helfer Hendrik, Tobias und Fredy (ge-nannt H1, H3 und H4), die alle später Segel-flugpiloten wur-den, beim Wa-schen der Winde. Ihre Belohnung von 5 DM stifte-ten sie für den Kauf eines Fall-schirms!

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Die Teilnehmer am Fluglager 1988 in Neumünster

Eine Veränderung ergab sich beim Flugzeugpark der Motorflieger: Die treue Cessna C150 D-EGKD, an der viele Erinnerungen der jeweiligen Flugschüler hingen, wurde verkauft. Als Nachfolger wurde im Spätjahr 1988 als erstes Kunststoffmotor-flugzeug eine werksneue Grob G115 mit der Kennung D-EIKH angeschafft. Das Flugzeug hatte in der Fachwelt sehr gute Beurteilungen erhalten und galt als versprechender und überfälliger Nachfolger der C150-Baureihe.

1989 Eine weitere Verjüngung der Motormaschinen erfolgte 1989: Eine werksneue Piper PA28 Warrior II mit der Kennung D-EFPL ersetzte die viel geflogene D-EELF, die dann 1990 einen neuen Liebhaber fand. Die “Papa Lima” ist dank ihrer guten Instrumentierung besonders für die längeren Streckenflüge geeignet. Sie erfreut sich großer Beliebtheit und ist auch noch im Jubiläumsjahr 2000 im Einsatz für Reise und Schulung.

Gerade eingetroffen: “Papa Lima” mit Klaus Hahn. Das Fugzeug sollte sich als treues und zuverlässiges Arbeits-pferd erweisen

Die ASK 13 im Landeanflug auf die Landebahn 26. Das Bild schoß ein Zeitungsreporter, der einen Gastflug absolvierte und daraufhin einen begeisterten Artikel im Courier verfaßte

Hartmut Karmann gewann den Titel des Nord-deutschen Segelflugmeisters im Mai 1989 in Tarmstedt in der Rennklasse.

Eine nur selten vergönnte „Jubelbilanz“ gelang Reinhold Dörscher am 8. August 1989: An die-sem Tage überflog er in seiner Kestrel seine persönliche 100.000 km Marke! Rund 2 1/2 mal der Erdumfang im Segelflugzeug - eine beeindruckende Bilanz nur mit Hilfe von Sonne und Wind. Rund die Hälfte der Gesamtstrecke legte Reinhold dabei in den Alpen zurück, aber auch in Südafrika und Australien, beides Traumländer für die Segelflieger, hatte er weite Flüge aufzuweisen.

Reinhold Dörscher mit seiner Kestrel 401 D-2402

Die DMSt-Schleswig-Holstein 1989 sah die Verteidigung des Wanderpokals durch die Pi-loten des FSCN, deren Flüge und Plazierungen für die notwendigen Punkte sorgten.

Besonders“ergiebig” war die Anfängerschulung im Fluglager 1989 in Neumünster. Über 600 Flüge konnten die15 Jungpiloten absolvieren, 5 davon waren erste Alleinflieger. Ein moderner

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Kunststoff-Doppelsitzer des Typs Twin Astir II der Herstellerfirma verstärkte dabei die Flug-zeugflotte.

Die Alleinflieger im Fluglager 1989: Kristine Dienger, Ulf Siegel, Birte Fust, Carl-Heinz Rettieck, Jan Köhn

Die Teilnehmer des Fluglagers 1989 in Neumünster

Aber 1989 war auch ein Jahr des Verlusts von langjährigen Fliegerkameraden: Walter Schmidt, im Zeitraum 1962 bis 1978 im Vorstand des FSCN tätig, und Gustl Hübner, auch seit den Gründerjahren schon dabei. Der Verein gedachte ihrer.

Turbulenzen: Die neunziger Jahre

1990

Anläßlich der Jahreshauptversammlung am 4.4.1990 zog sich der langjährige 2.Vorsitzende und in Personalunion Modellflugreferent Ger-hard Gätke von seiner Vorstandsfunktion zu-rück, er hatte das Amt insgesamt rund 16 Jahre bekleidet. Als sein Nachfolger wurde Johannes Tietgen gewählt. Erster Vorsitzender war nach wie vor Klaus Hahn, Jens-Uwe Lööck war Schatzmeister und Max Greve nahm weiterhin die Aufgabe des Schriftführers wahr.

Rudi Gosch mit Dackelhündin “Nicki” beim Tower-Dienst im Frühjahr 1990

Ingo, Jan, Helmut, Horst, Kristine, Karsten, Reinhard, Wolfgang, Günter und Hans – nicht immer sieht die ASK13 soviele “ Schieber”

Anhaltend gute Resultate gab es auch wieder bei der DMSt-SH 1990: Horst Tollgreef und Reinhold Dörscher dominierten in der Offenen-, Ingo Bielenberg in der Club-Klasse, Helmut Keuchel erreichte Pl.3 in der 15m FAI-Klasse.

Aber auch für die erforderlichen „Werkzeuge“ wurde was getan, eine neue umweltfreundliche Winde war angeschafft worden, erstmalig eine Doppeltrommelseilwinde und ein „Querein-steiger“ - keine Winde aus Werner Joost´s berühmter Windenküche, aber natürlich von ihm geprüft und abgenommen.

Unsere Arbeitspferde: Die neue Winde und Tango Mike

Die Entwicklung der Mitgliederzahl gab zunehmend Anlaß zur Sorge. Das in den

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Vorjahren so konstante Niveau von ca. 150 Mit-gliedern bewegte sich auf 130 zu, darin allein 32 Fördernde Mitglieder.

Die Segelfluggruppe entschloß sich deshalb zu einem größeren Werbeauftritt in der Stadt Neumünster auf dem Großflecken. Am 6.Ok-tober 1990 wurden 2 Segelflugzeuge , die Win-de und Informationstafeln auf dem Großflecken ausgestellt. Ein Quiz wurde abgehalten, an dem sich 135 Teilnehmer beteiligten. Als Preis winkte eine ganze Reihe von Freiflügen. Mehr als 300 Informationsgespräche konnten geführt werden.

Werbeauftritt auf dem Großflecken 6.Oktober 1990

Leider hatte der Wettergott es nicht gut mit den Aktiven gemeint. Es regnete in Strömen, Fliegerwetter eben, kein Flugwetter.

Holstenköste 1990 – Holger Krützfeldt, Birgit Liedtke und Liesl Nerlich voll “ in action”

Das Segelfluglager 1990 war endlich vom Wetter her gesehen vom Feinsten, 25 Piloten nahmen teil. Dabei gelang Ingo Bielenberg ein einsamer Rekord: Bei seinem Thermikflug, der ihn weit in die Görde und die Heide geführt hatte, blieb er 9 Stunden und 23 Minuten in der Luft, die Landung erfolgte um 21.06 Uhr- der längste, bisher durchgeführte Thermikflug mit Startflugplatz Neumünster!

Drei Flugleitungen? Die magische Kamera macht´s möglich

Lagerfeuerromantik Fluglager 1990 mit Christoph, Ulf, Kristine, Britta, Katrin, Wolfgang, Eckart und Lutz

1991 1991 ist für die Luftfahrt, und damit auch für jeden Luftsportler ein historisch bedeutungs-volles Jahr. Im Spätsommer 1891, vor 100 Jahren, führte Otto Lilienthal in der Umgebung Berlins die ersten Gleitflüge mit seinem selbst-konstruierten Hängegleiter durch. Dies war der Beginn des Menschenflugs, die Erfüllung des uralten Traums der Menschen, wie ein Vogel fliegen zu können. Im Gleit- und Segelflug sah Otto Lilienthal schon damals die Vorstufe zum Motorflug. Jeder Modell-, Segel- und Motor-flieger, Anfänger oder Meister - sie alle gehören zu den Erben Otto Lilienthals.

Otto Lilienthal mit seinem Gleiter – der Beginn des Menschen- Flugs und...

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.... wie es weiter ging: Über den Schulgleiter SG38, die Junkers Ju52, den Airbus A300 und das moderne Hoch-leistungssegelflugzeug LS6

Und „Altmeister“ Reinhold Dörscher, 75 Jahre junger „Erbe“, beendete dieses Jahr 1991 mit dem Gewinn des Titels eines Norddeutschen Meisters im dezentralen Streckenflug in der Einzel- sowie in der Mannschaftswertung der Offenen Klasse zusammen mit Hartmut Karmann und Horst Tollgreef. Der Wanderpokal für die beste Vereinsleistung mußte der FSCN an den Dithmarscher LSV abgeben, Neumünster war knapp geschlagen worden und errang mit 13.627 km Gesamtstrecke “nur” den 2.Platz.

Die Segelflieger eröffneten die Saison 1991 gleich mit einem Rekordflug: Der amtierende Norddeutsche Meister Hartmut Karmann flog mit 620 km auf seinem Ventus „Kilo Fünf” die längste bis dato jemals von Neumünster aus geflogene Dreiecksstrecke nach Rendsburg, Wildeshausen, Braunschweig und nach Neu-münster zurück.

Einen Wechsel nach langjähriger Kontinuität gab es im Amt des Modellflugreferenten:

Gerhard Gätke zog sich nach 23 Jahren un-unterbrochener Wahrnehmung dieser Funktion zurück. Thomas Wingert übernahm seine Nachfolge.

1992

Die Leistungen von Ingo Bielenberg fanden auch durch die Stadtväter die gebührende An-erkennung. Im Januar 1992 überreichte ihm Sportdezernent Werner Holling und Stadt-präsident Helmut Loose die Sportplakette in Bronze. Mit dieser Geste bedankt sich die Stadt dafür, daß mit guten Leistungen der Name Neumünster über die Grenzen der Stadt hinausgetragen wird.

Aber auch den für die Organisation der Gemeinschaft Verantwortlichen zollte man Anerkennung. So erhielten 1992 Hartmut Nagel die Ehrennadel in Silber für seine Tätigkeit im Referat Modellflug, Max Greve die Verdienst-nadel für seine Vorstandsarbeit vom Landes-verband Schleswig-Holstein verliehen. Otto Griebe und Werner Joost - beide vom FSCN zu Ehrenmitgliedern ernannt - erhielten in Wür-digung ihrer Verdienste als Fluglehrer, Werk-stattleiter und Technische Prüfer und für ihr Engagement in der Vereinsführung die Silberne Dädalus-Medaille des Deutschen Aero-Clubs.

Klaus Hahn, viele Jahre Vereinsvorstand und auch Präsident des Schleswig-Holsteinischen Luftsportverbandes wurde am 23.März im Landeshaus - als bis dahin einzigem Vertreter des Luftsports - die Ehrennadel des Landes Schleswig-Holstein verliehen, es ist die höchste Auszeichnung, die vom Ministerpräsidenten vergeben werden kann. Vorausgegangen waren schon Auszeichnungen des Luftsportverbandes und des Landessportverbands.

Veränderungen gab es im Vorstand: Jochen Sienknecht folgte Johannes Tietgen, der nicht mehr kandidierte, als 2.Vorsitzender des Vereins nach, Holger Krützfeldt übernahm die Aufgabe des Schriftführers von Max Greve. Max Greve beendete damit eine 36 Jahre lange ununterbrochene Tätigkeit im Vorstand des FSC Neumünster, die 1956 mit der Verant-wortung als Schatzmeister begonnen hatte und in weiteren Jahren mit der des Schriftführers bis 1992 fortgesetzt wurde.

Wartungsarbeit an der ASK 13 im Winter 1990/1991 bei Peter Hein in seiner Werkstatt.

Eckart Jäde, Birgit Liedtke, Fredy und Tobi Hein sowie Wolfgang Berger bei der Arbeit

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Boris Holtorf gratulieren zum 1.Alleinflug im Mai 1992 von links nach rechts: Karsten Kupke, Holger Krützfeldt, Klaus Hahn, Jana Grohde, Holger Nerlich, Kristine Dienger, Axel Peikert, Hendrik Geilsdorf, Helmut Keuchel, Ingo Bielenberg, Wolfgang Berger, Birte Fust, Christoph Ohly, Manfred Otto, Sabine Hahn, Andreas Küper und Tanja Neumann – der obligatorische “Klatsch” folgte...

Eckart Jäde , Ingo Bielenberg, Horst Tollgreef und Hartmut Karmann begutachten die Neue: Die ASW 20 D-7669 “Fox Alpha” von Gerwin im Mai 1992

An einem bewegenden Ereignis hatte der FSCN in den Sommerferien in Neumünster Anteil. Eine Kindergruppe aus Tschernowszy nahe Tscher-nobyl verbrachte 4 Wochen Ferien in Neu-münster. Initiator auf internationaler Ebene ist die Baptistische Europäische Föderation, trei-bende Kraft in Neumünster aber Frau Eber-hardine Seelig.

Als einer der Höhepunkte des Ferienprogramms erwies sich dabei die Einladung von Piloten des FSCN zu Rundflügen über ihrer Ferienstadt. Die Begeisterung war groß und beim Abschied floß so manche Träne, bevor es in einer unsäglich langen, 48stündigen Busfahrt wieder nach Hause ging. Das erfolgreiche Programm fand in den Folgejahren seine regelmäßige Fortsetzung und der FSC Neumünster ist mit seiner Rund-flugaktion - als einer der Besuchshöhepunkte - immer dabei.

Frau Seelig mit “ihren” Kindern aus Tschernobyl 1992

Die sportliche Ausbeute des Jahres 1992 war wieder hervorragend, Ingo Bielenberg wurde in der DMSt Landessieger in der Club-, Horst Tollgreef in der 18m-Klasse. Als beste Mann-schaft in der 18m-Klasse errang das erfahrene Trio Horst Tollgreef, Hartmut Karmann und Reinhold Dörscher sogar auf Bundesebene den 1. Platz. In der Landeswertung reichten 13.903 Kilometer “nur” zum 4. Platz – was für ein Segelfliegerjahr!

Die Modellflieger behaupteten sich in ihrem schon traditionsreichen Freundschaftswett- bewerb, dessen Grundstein schon 1979 gelegt worden war, gegenüber der Modellfluggruppe Norderstedt.

Völlig eingeschlafener Wind war die Ursache für eine aufsehenerregende Landung vom ehe-maligen „Nordlicht“ D-ORIB am 29.6.1992 im Vorgarten eines Hauses im Neumünsteraner Stadtteil Tungendorf. Es war eine kontrollierte, erfolgreiche Ziellandung, die keinerlei Schäden verursachte. Jürgen Noetzel, der Ballonführer, war zuvor in Neumünster gestartet.

Überraschender Besuch im Vorgarten in Tungendorf – wegen völliger Flaute mußte D-Nordlicht runter

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1993

Zu einem Wechsel in der Vereinsführung kam es anläßlich der Jahreshauptversammlung vom 30. März 1993. Der langjährige1.Vorsitzende Klaus Hahn stellte sein Vorstandsamt, das er 37 Jahre bekleidet hatte, aus persönlichen Gründen zur Verfügung.

Klaus Hahn war Mitglied der allerersten Stunde als die Modellflugvereinigung Neumünster am 30.7.1948 gegründet und sein Vater Bernhard Hahn zum 1. Vorsitzenden gewählt worden war. Über 44 Jahre Mitgliedschaft, 37 Jahre ge-schäftsführender Vorstand - eine wahrlich außergewöhnliche Bilanz.

Zu den unter seiner Führung erreichten Meilen-steinen gehören vor allem die erfolgreiche Über-windung der Krise des Vereins Mitte der 50er, der Erfolg im Ringen um die neue fliegerische Heimat mit dem darauffolgenden Umzug des Vereins vom Borneplatz in Boostedt zum Flugplatz an der Heider Bahn in Neumünster, der Neuaufbau dort mit der Errichtung der Flugzeughalle, des Flugleitungsgebäudes und den erforderlichen Zubehöranlagen sowie des Baus der befestigten Start- und Landebahn.

Zu seinem Nachfolger wählten die Mitglieder Helmut Keuchel (39), begeisterter Segelflieger und Verkehrsflugzeugführer. Einen Wechsel gab es auch beim Schatzmeister, Horst Edeler folgte Jens-Uwe Lööck nach. Wiedergewählt wurden Jochen Sienknecht (2.Vors.) und Holger Krützfeldt (Schriftführer), die schon im Mai 1992 die Nachfolge von Johannes Tietgen bezw. Max Greve angetreten hatten, der zu diesem Zeitpunkt auf 36 stolze Jahre Vorstandsarbeit zurückblicken konnte. Bestätigt wurden die Referenten Thomas Wingert (Modellflug), Peter Hein (Technik), Gerwin Dienger (Öffentlich-keitsarbeit) und neugewählt Horst Tollgreef (Segelflug) und Rolf Petersen (Motorflug).

Im Wonnemonat Mai absolvierte die ASK13 eine Exkursion der besonderen Art: Ingo Bie-lenberg und seine junge, ebenfalls segelfliegen-de Braut Birte, „schwebten“ in der ASK13 - nach ihrer Trauung beflügelt, aber ohne Flügel - durch die Schwalestadt, eskortiert von der Hap- py Schwale Jazzband.Was für eine“liebevolle” Werbung für unseren faszinierenden Sport!

Das Segelflieger-Brautpaar Birte (geb. Fust) und Ingo Bielenberg in einer recht ungewöhnlichen “Hochzeits-kutsche” – unserer ASK13

Die Sparte „Ballonfahrt“ war anläßlich der Gründungsversammlung des FSC Neumünster am 28. November 1950 als zukünftige Abtei-lung des FSCN schon vorgesehen und festge-schrieben worden. Aber erst zum 1. August 1993 wurde diese Disziplin im FSCN richtig zum Leben erweckt. Dies war das Verdienst von Jürgen Noetzel, der zu diesem Zeitpunkt zum Verein stieß und in seinem „Gepäck“ seinen eigenen Heißluftballon D-ONEO mit-brachte, ein O-Typ von Cameron mit 2600 cbm Volumen.

Jürgen Noetzel trieb den Aufbau der Ballon-fahrt in den folgenden Jahren mit viel Elan voran. Weitere Mitglieder, meist mit ihren eigenen Ballons, stießen zur noch jungen, neuen Sparte hinzu. Im Gegensatz zur Sparte Segel- und Motorflug betreiben die Ballöner bis heute noch kein vereinseigenes Fluggerät (bzw. “Fahrgerät”) und es gibt auch keine Ballon-fahrerschule im Verein. Die Integration im Verein bringt aber doch Vorteile und rundet natürlich das Flugsportangebot des FSCN in hervorragender Weise ab.

Fast 12.000 km gesamte Streckenfluglänge meldete Neumünster in der diesjährigen DMSt 1993 an. Sie waren von 8 Piloten des Vereins mit insgesamt 26 Flügen erflogen worden. Das war die erfolgreiche Rückgewinnung des Wanderpokals in der Vereinswertung Schles-wig-Holsteins, dies sogar mit großem Abstand zum Zweitplazierten, dem AeC Schleswig-Kropp.

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Die ergiebige Segelflugsaison 1993 bescherte selbst zum Ausklang hin noch einige gute Wetterlagen, wie das folgende Bild beweist:

Elbüberquerung bei Stade mit “Fox Alpha” im Spätsommer 1993

Viele Lizenzprüfungen konnten darüberhinaus erfolgreich abgelegt werden, darunter zwei Werkstattleiterprüfungen von Birgit Liedtke und Holger Krützfeldt, was für den Verein natürlich von ganz besonderem Wert war.

Winterarbeit tut not: Helmut Keuchel, Udo Gertler, Tanja Neumann, Peter Hein und Hendrik Geilsdorf an der ASK 13

Zur Erholung Kaffeepause bei Marianne Hein in der guten Stube: Lothar und Liesl Nerlich, Tanja, Horst und Rita Neumann, Hendrik Geilsdorf, Udo Gertler, Ingo und Birte Bielenberg, Katrin Dienger und Peter Hein, die “Seele des Ganzen”

1994

Den Start in ein neues Jahr mit einem schönen Flug beginnen - häufig schon Wunsch, doch selten erfüllt. So jedoch Neujahr 1994:

Katrin und Gerwin Dienger dick vermummt – es fehlt die Heizung!

Einen wichtigen Beitrag zur „Nachbarschafts-pflege“ leistete der Verein im Frühjahr 1994 mit dem Beschluß einer freiwilligen Selbstbe-schränkung beim Flugzeugschlepp: Im Rahmen der Stadtteilbeiratssitzung der Böckler-Sied-lung-Bugenhagen verständigten sich die Ver-treter des Stadtteils und der FSCN-Vereins-vorstand, am Wochenende zwischen 13.00 und 15.00 Uhr in Richtung Stadt (Startbahn 08) keine Schleppflüge mehr durchzuführen.

Eine aufschreckende Nachricht traf die Vereins-mitglieder in der Mitte des Jahres 1994. Die Zukunft des Flugplatzes schien wieder in Frage gestellt.

Schon wieder ein Verein ohne Heimat, ohne Flugplatz? Eine der politischen Fraktionen der Stadt hatte vorgeschlagen, den Platz in ein Gewerbegebiet umzuwandeln. Auslöser für die Diskussion war der angestrebte Rückzug der Bundesvermögensverwaltung als Eigentümer des Flugplatzes, nachdem zuvor die Bundes-wehr als Nutzer ausgeschieden war.

1.Januar 1994 Das neue Jahr wurde bei blauem Himmel und Sonne mit einigen Flug-zeugschlepps be-grüßt. Schlepper vom Dienst: Jochen Sienknecht mit der “TangoMike”

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Noch nicht vergessen war die Zeit der frühen 60er Jahre zumindest bei den Älteren, in denen der Verein schon einmal heimatlos geworden war, bis sich dann endlich die Möglichkeit auftat, den heutigen Verkehrslandeplatz in der Rolle des Halters zugesprochen zu bekommen.

Verhandlungen über einen neuen Pachtvertrag, die bereits seit 1991 liefen und kurz vor dem Abschluß standen, wurden versucht, noch zu einem positiven Ende zu bringen. Der Ausgang war mehr als ungewiß.

Trotz dieser Unsicherheit liefen die sportlichen Aktivitäten aber weiter. Die Bilanz - wie den aufziehenden dunklen Wolken über dem Flug-platz zum Trotz - verbuchte Top-Ergebnisse.

Das Landesjugendvergleichsfliegen in Lübeck 1994 brachte die Qualifikation für den Bundeswettbewerb in Paderborn: Hendrik, Oliver, Peter und Daniel

Hendrik Geilsdorf (16), gewann das Bundes-jugendvergleichsfliegen in Paderborn. Das dabei herrschende Wetter war mit viel Wind und tief-hängenden Wolken sehr heimatlich und vertraut.

Hendrik bei der Ziellandung mit der Ka8 D-0040 während des vorentscheidenden Landeswettbewerbs Schleswig-Holstein in Lübeck 1994

Ingo Bielenberg punktete auf einen sehr guten 3. Platz in der Rennklasse der DMSt-Bundes-wertung und auf Platz 1 in Schleswig-Holstein.

Horst Tollgreef gewann wieder die Landes-wertung der 18m Klasse. Der Wanderpokal ging allerdings an den Zweiten des Vorjahres, den AeC Schleswig-Kropp verloren, der FSCN wurde mit 11.667 km Dritter.

Eckernförde bei bestem Segelflugwetter über Schleswig-Holstein aus der ASW 20 ‘Fox Alpha’ im Juli 1994

Bei den Modellfliegern belegte Hartmut Voigt, der auch schon in den Gründertagen dabei war, im offenen Wettbewerb in Kaltenkirchen den 2. Platz.

Aus Kosten- und Flugleistungsgründen wurde die noch recht junge G115 D-EIKH wieder verkauft. Ein Ersatz war für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen.

Ein großes erstes „Ballönertreffen“veranstaltete die junge Ballonfahrtsparte am 9./10.6.1994 zur Holstenköste. Unter den Gast-Heißluftballons befand sich dabei auch der berühmte „Flucht-ballon“ der beiden ehemaligen DDR-Familien aus Pösnek, die mit acht Personen im improvi-sierten Ballonkorb unter Lebensgefahr den eisernen Vorhang überwunden hatten. Der historisch so bedeutungsvolle Fluchtballon, der heute im Museum „Check Point Charly“ in Berlin dauerhaft ausgestellt wird, konnte natür-lich nur am Boden bestaunt werden, da er normalen Bauvorschriften nicht genügt und somit keine Betriebszulassung erhalten kann.

1995

Das Jahr 1995 erwies sich als ein weiteres Schicksalsjahr für den Verein. Es war nun end-gültig. Das Flugplatzgelände stand zum Ver-kauf. Die Bundesvermögensverwaltung, ver-treten durch die Oberfinanzdirektion Kiel, wollte sich von dieser Liegenschaft trennen.

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Die Stadt hatte als potentieller Käufer schon früh abgewunken, der Stadtsäckel war leer. Auf die Initiative von Jochen Sienknecht hin, grün-dete sich ein Förderverein für den Flugsport-club, dessen Ziel die Unterstützung des Clubs und damit auch der Erhaltung des Platzes war.

Die Jahreshauptversammlung am 18.3.95 stellte dann die entscheidende erste Weiche. Der Vor-stand wurde in einem Vorratsbeschluß ermäch-tigt, bis zu einer festgelegten, gerade noch trag-baren finanziellen Belastung, Kaufverhandlun-gen zu führen und im Rahmen der vorgegebenen Grenzen auch einen Kauf abzuschließen.

Eine deutliche Verkleinerung des Geländes kam dabei dem Verein sehr entgegen, senkte doch jeder Quadratmeter weniger die notwendige Investitionssumme. Von dem insgesamt 37,3 ha großen Gelände erwarb der FSCN 22,5 ha, da ein Teil des Platzes, im Westen und Süden, von der Stadt als Ausgleichsfläche für das neue Ge-werbegebiet Freesenburg und die Renaturierung des Bullenbek, sowie ein Streifen im Osten für andere Zwecke, beansprucht wurde. Den süd-lichen Teil mit 9,2 ha pachtete der Verein bis auf weiteres für seine Modellflieger an.

Ein direkter Zuschuß der Stadt in Höhe von 175.000.- DM war vom FSCN beantragt und auch in Aussicht gestellt, eine verbindliche Zu-sage aber nicht gegeben worden. Die Stadt hatte bestätigt, daß das Vorhaben förderungswürdig sei, sodaß der Verein sich berechtigte Hoff-nungen auf diese finanzielle Hilfe hat machen können. Die Zeit drängte aber, ein längeres Hin-halten beschwor das Risiko herauf, daß den Zuschlag industrielle Investoren erhalten könn-ten. Guter Rat war teuer.

Über 700.000.- DM mußten geschultert werden. Den Kapitaldienst für die Hälfte wäre ein Wort, aber fast eine dreiviertel Million - undenkbar für einen kleinen Verein, dessen Mitglieder sich zu einem großen Anteil nicht aus den einkom-mensstarken Teilen der Bevölkerung rekrutiert, d.h. vor allem Schüler, Studenten, Azubis und Rentner. Das war die entscheidende Hürde.

Doch die Gemeinschaft überwand sie in einem einmaligen Kraftakt. Jeder half nach seinen Kräften, dem Verein ein langfristiges Darlehen, größtenteils zinslos, zur Verfügung zu stellen.

Kleinste, größere und auch große Beträge kamen zusammen in der Hoffnung, die Zinsbelastung zu mildern, wobei immer noch mit dem Zuschuß der Stadt gerechnet wurde. Der Förderverein wuchs auf 12 Mitglieder und half ebenfalls in beträchtlichem Maße.

Und es gelang: Am 14. August 1995 wurde die Unterschrift beim Notar geleistet. Der Flugplatz gehörte dem Verein (und seiner Bank). Aber ein herber Rückschlag folgte auf dem Fuße. Der Schul,- Kultur- und Sportausschuß der Stadt lehnte den beantragten Zuschuß ab. Begrün-dung war, daß die Förderungswürdigkeit doch nicht gegeben sei, es sei doch nur „ein Ver-gnügen für wenige Mitglieder“, so jedenfalls eine Fraktion im Ausschuß. Gleichzeitig warb die Stadt andrerseits in ihrer Öffentlichkeits-arbeit für sich als Stadt mit Flugplatz!

Aber jetzt galt für den Verein, Kopf runter und durch. Die Belastung drückt schwer und wird für lange Zeit den finanziellen Spielraum für die Förderung des Nachwuchses, u. a. durch die überfällige Errichtung einer eigenen Werkstatt und der Anschaffung neueren und moderneren Schulgeräts, behindern.

Großen Anteil an diesem, auf lange Sicht aber doch sehr positiven Ausgang, haben an aller-erster Stelle Jochen Sienknecht, aber auch Helmut Keuchel, die beiden Vorstände des Vereins. Jedoch war es schließlich die Gemein-schaft, die in einer Bündelung der Kräfte den Erfolg errungen hatte. Die Gefahr, erneut „Verein ohne Flugplatz“ zu werden, war wieder gebannt.

Im Vordergrund des Alltagbetriebs stand je-doch - vor allem für die Jugendgruppe des Vereins, deren Privileg ein gesunder Opti-mismus ist - die Freude, daß der Betrieb auf dem heimischen Flugplatz seinen normalen Gang nahm. Trotzdem schaut man immer mal gerne über den Zaun und ist begierig, auch mal einen anderen Flugplatz kennen zu lernen.

Ein auswärtiges Fluglager ist die Antwort, die auch schon die Älteren in ihren jüngeren Tagen verfolgt haben. So hatten Fluglager der Jugend-gruppe des Vereins im Sommer 1955 im We-serbergland und 1956 in Moorkaten / Kalten-

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kirchen stattgefunden, was sich auch an der ent-sprechenden Stelle beschrieben findet.

Strausberg in Brandenburg am westlichen Rand der Märkischen Schweiz gelegen, war das Ziel der Segelflieger, vor allem der FSCN-Jugend. Fluglehrer Michael Hilmer, Meteorologie-Stu-dent in Kiel, hatte die Verbindung zu seinem Heimatverein, den Fliegerclub Strausberg her-gestellt und überraschte seine Neumünsteraner Kameraden mit einer Einladung zu einem ge-meinsamen Sommerfluglager mit den Straus-bergern und weiteren Gästen aus der Nordeifel. Nur zu gern wurde die Einladung angenommen.

Mit insgesamt 5 Segelflugzeugen reisten 15 Neumünsteraner zum Strausberger Flugplatz, einem ehemaligen sowjetischen, dann NVA-Militärflugplatz, der 1936 als Stützpunkt für eine Luftwaffenschule errichtet worden war.

Flugplatz Strausberg aus der ASW 20 “Fox Alpha”

Seine Umgebung ist geprägt durch die Seen, Wälder und Felder auf dem sprichwörtlichen märkischen Sand, der Störchen, Adlern, Bus-sarden und eben auch Segelfliegern thermische Aufwinde besonders reichlich beschert.

Die Flugbücher der 15 FSCN-Piloten und Pilotinnen belegen dies: Absolviert wurden 225 Windenstarts, 130 Flugstunden und über 4.000 Streckenkilometer! Die Flüge führten zur deutsch-polnischen Grenze, großräumig um Berlin herum, in die Oberlausitz, in den Raum Bitterfeld und in den Spreewald - für die „Wessies“ eine faszinierende Nachhilfelektion in Heimatkunde. Ein großer weißer Fleck auf der Landkarte wurde beseitigt.

”Streusandbüchse” Märkische Schweiz

In der Grundausbildung konnten die beiden Fluglehrer Michael Hilmer und Jan Köhn mit ihren Schülern gute Fortschritte erzielen.

Als besonders wertvoll erwies sich das Mit-einander aus Ost und West. Die unterschied-liche politische und soziale Vergangenheit, die aktuellen Probleme, Verbindendes und noch immer Trennendes wurden in langen Abenden diskutiert, Freundschaften geschlossen. Sport verbindet, die gemeinsam empfundene Leiden-schaft „Segelfliegen“ allemal!

Abschiedsfoto Fluglager Strausberg 1995

Ein ganz besonders wertvolles Stück deutscher Luftfahrtgeschichte bot sich am Sonntag, den 11. Juni 1995 anläßlich der Holstenköste dem Verein und seinen Besuchern am Flugplatz dar. In Zusammenarbeit mit dem FSCN führte die Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung (DLBS) ihre weltberühmte Messerschmitt Me108 „Taifun“ D-EBEI am Boden und in der Luft vor. Weithin bekannt wurde die Me108 durch ihre Siege in vielen nationalen und internatio-nalen Wettbewerben und vor allem durch die zahlreichen Langstreckenflüge, die Elly Bein-horn mit ihr in den 30er Jahren durchführte und deren Namen die D-EBEI auch trägt.

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Messerschmitt Me108 “Taifun” der Lufthansa Berlin-Stiftung im Anflug auf die “26” zur Holstenköste 1995

DLBS-Kollegen: Cpt.Heinz-Dieter Bonsmann (Flugbe-triebsleiter) und Gerwin Dienger (Vorstand)

Einer, den eine ganz besondere persönliche Geschichte mit der „Taifun“ verbindet, ist Rudi Gosch, Mitglied aus den Gründerjahren, damals Referent für Motorflug und zeitweise auch Werkstattleiter des Vereins, 1975 gerade 75 Jahre alt geworden und noch immer als Flieger und Flugleiter aktiv. Rudi Gosch war am 13. März 1942 als Flugzeugführer mit seiner Ju88 in 5.000 Höhe über Malta in schwerem Flakfeuer von Splittern getroffen worden. Schwerver-wundet gelang es ihm trotzdem noch, die getroffene Maschine nach Sizilien zu fliegen und dort in Comiso eine glücklich verlaufene Bauchlandung hinzulegen. Sechs Wochen später wurde er - den gebrochenen Arm in Gips - mit dem Rettungsflugzeug Me108 „Taifun“ nach Venedig ausgeflogen.

Tage vor der Holstenköste hatte Rudi seinen Vereinskameraden von dieser Geschichte er-zählt, dabei nicht ahnend, daß dies ein Komplott zur Folge haben sollte. Und am Sonntag, nach Eintreffen der „Taifun“, war es soweit: In freundschaftlichem Überfall gab es erneut Gips für den einst verletzten Arm - professionell an-

gelegt von Tanja Neumann, Krankenschwester und Segelfliegerin im Verein und dann - als Geschenk von den Vereinskollegen - einen Flug in die Vergangenheit auf dem Co-Pilotensitz der „Taifun“ über Neumünster. Rudi zeigte sichtlich Wirkung.

Rudi Gosch in geschichtsträchtiger Szene mit der Me108 Taifun “Elly Beinhorn” – die Vergangenheit wurde wieder wach

Ausrichter des Schleswig-Holsteinischen Segel-flug-Jugendvergleichsfliegens war 1995 Neu-münster auf dem nun „eigenen“ Flugplatz. Gewertet wird die Präzision von Start an der Schleppwinde, Kreisflug und Landung, also die „Pflicht“ des Segelflugs als Voraussetzung für die spätere „Kür“, den Streckensegelflug. Favorit war wieder einmal mehr der Lokal-matador und Vorjahressieger auf Bundesebene, Hendrik Geilsdorf vom Flugsport-Club Neu-münster, mittlerweile 17 Jahre alt. Der Heim-vorteil gab den letzten Ausschlag, Hendrik ge-wann und hatte sich damit für den Bundes-wettkampf in Tarmstedt qualifiziert. Dabei er-rang er einen hervorragenden 2. Platz.

Kein Verbrecherbild von Hendrik, sondern die Filmdokumentation seiner Startnummer beim Bundes-jugendvergleichsfliegen in Tarmstedt 1995

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Auch im Winter läßt sich fliegen – wenn auch mit etwas mehr Aufwand, was das folgende Bild beweist:

Rudi Gosch und Manfred Otto im Wintereinsatz mit der “Tango Mike”

In diesem so bedeutungsvollen Jahr 1995 befür-worteten die Mitglieder auch eine Modernisie-rung der Satzung des Flugsport-Clubs. Die Spar-tenverantwortung sollte deutlich gestärkt wer-den, selbst die bisherigen Referenten, als Leiter der Sparten, nunmehr sog. Sportfachgruppen, sollten zukünftig von den direkt betroffenen Spartenmitgliedern, selbst gewählt werden. Dem Vorstand wird das Wahlergebnis dann zur Kenntnis gebracht.

Anläßlich der Jahreshauptversammlung vom 30.3.1996 wurde die Satzung endgültig verab-schiedet und gilt nunmehr in der Fassung von diesem Datum.

1996

Im Frühjahr 1996 sah sich Helmut Keuchel, der amtierende 1.Vorsitzende aus persönlichen Gründen gezwungen, sich von seinem Amt beurlauben zu lassen. Satzungsgemäß übernahm der 2.Vorsitzende Jochen Sienknecht bis zur nächsten Hauptversammlung die Rolle des 1.Vorsitzenden.

Während der Winterpause war das Rückgrat der „FSCN-Flugzeugflotte“, die ASK13 D-0639, grundüberholt und so stundenmäßig wieder auf den Zählerstand „Null“ gebracht worden. Das bewährte Flugzeug hatte davor in 26 Jahren schon 16.200 Flüge und 2.600 Flugstunden ohne größere Schäden hinter sich gebracht. Durch-geführt haben die Grundüberholung Mitglieder

der Sparte Segelflug in der von Peter Hein zur Verfügung gestellten, behördlich zugelassenen, privaten Werkstatt.

Grundüberholung der ASK13 in Peter Hein’s Werkstatt mit (oben) Daniel Beyer, Peter Hein, Kristine Dienger, Philipp Rouaiha, Horst Neumann,Oliver Neumann und (unten) Birgit Liethke, Holger Krützfeldt, beide mit Werkstattleiterlizenz

Das neue Leben des Seglers sollte auch mit einem neuen Namen symbolisiert werden. In Anlehnung an die eingangs beschriebenen Gründerjahre mit den Bergfalken I und II, getauft auf die Namen „Neumünster“ und „Neumünster II“ wurde die alte, wieder junge Dame auf den Namen „de flügge Swan ut Nygemünster“ getauft.

Hartmut Röder, Rudi Gosch, Holger Krützfeldt und Hartmut Lehmann in Erwartung der Taufe der ASK13

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Die Taufe nahm Stadtpräsident Helmut Loose vor, der sich den ersten Start mit dem Swan nicht nehmen ließ.

Die Holstenköste, das traditionsreiche Neu-münsteraner Stadtfest, an den sich der FSCN mit großem Rundflugprogramm schon seit Jahren zu verminderten Preisen beteiligt, sollte in diesem Jahr 1996 einen ganz besonderen Gast begrüßen dürfen. Die letzte noch existierende, und wieder flugtüchtig restaurierte, Arado Ar79, ein zweisitziges Schul- und Reiseflugzeug aus dem Jahre 1939, sollte den Flugplatz Neumünster anfliegen. Das Flugzeug war in einem Gemeinschaftsprojekt des Museums für Verkehr und Technik, Berlin und der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung (DLBS) in der Lufthansa Werft in Hamburg überholt worden und gilt als historisches Juwel. Doch 20 km vor Neumünster, schon im Anflug auf den Platz, mußte die Maschine angewiesen werden, nach Hamburg zurückzufliegen, da eine schwere Gewitterfront rasch auf Neumünster zuzog.

Arado Ar79 D-EMVT – vergeblich als Gast der Holstenköste erwartet

Das diesjährige Jugendvergleichsfliegen Schleswig-Holstein fand in Flensburg statt. Das Ergebnis:

In der darauffolgenden Bundeswertung erreich-te Hendrik den 2.Platz.

1997 Eine zutiefst schockierende Nachricht traf Ende März 1997 aus Neuseeland ein. Hartmut Karmann war am 21.März beim Segelfliegen mit seiner dort stationierten DG 400 tödlich verunglückt. Sprachlosigkeit und Unglauben war bei allen Fliegerkameraden die spontane erste Reaktion. Hartmut galt als vorbildlicher, äußerst sicherheitsbewußter, die fliegerische Disziplin sehr hoch haltender und hocher-fahrener Fluglehrer, zu dessen Flugschülern Sportflieger jeder Kategorie sowie auch Verkehrsflugzeugführer der Lufthansa zählten. Seine Segelflug-Wettbewerbserfolge führten ihn, und damit auch den FSC Neumünster in der Vereinswertung, häufig in vorderste Ränge.

Mit seiner aus-geprägten Kame-radschaft und Hilfsbereitschaft hatte Hartmut Karmann sich im In- und Ausland viele Freunde erworben. Der Verlust wiegt schwer

Der erste Start des verjüngten Täuf-lings mit dem Namen: “De flügge Swan ut Nyge-münster” mit seinem Taufpaten Stadtpräsident Helmut Loose und Gerwin Dienger als Pilot

1.Platz: Hendrik Geilsdorf vom Flugsport-Club Neumünster auf der Vereins-Ka8 D-0040 2./3.Platz: Björn Niemann / Marco Dürbrook, beide LSC Condor, Grube

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Zur Jahreshauptversammlung im April 1997 wurde der durch den Rückzug von Helmut Keu-chel erforderliche Wechsel im Vorstand vollzo-gen. Zum Nachfolger wurde Rolf Petersen , der bisherige Motorflugreferent gewählt.

Der Förderverein entwickelte sich weiterhin sehr positiv, 14 Mitglieder waren bisher eingetragen. Der FSCN selbst hielt die Mitgliederzahl weiter auf dem recht konstanten Niveau von gut 150 Mitgliedern.

Im Sommer 1997 konnte zur großen Freude vor allem der jüngeren Segelflieger ein weiteres GfK-Leistungsflugzeug, eine ASW19, D-3377, Flugzeug der Standardklasse, angeschafft wer-den, das vor allem für den Streckenflug der Nachwuchsflieger zum Einsatz kommen sollte.

Die “Neue”: Eine ASW 19, D-3377, ein Leistungs-flugzeug der Standardklasse

Damit bestand der Flugzeugpark jetzt aus 6 Maschinen: ASK13, Ka8, Astir CS, Club Astir, ASW 19 und der Motorsegler G109B, der bei den Segelflugzeugen geführt wird.

Fluglager 1997 ganz im Zeichen der “Nachwuchsent-wicklung”: Martina Schreiner mit ihren Kindern Lukas, Franziska und Freundin Steffi Hein, im Hintergrund die neue ASW19

Der Motorflugzeugpark umfaßt nach wie vor die bewährten C172 D-EOGO, der die Jahre jetzt aber doch zunehmend ihren Tribut abver-langten, die PA28 Warrior D-EFPL und die DR400 D-EETM. Aufgrund der etwas zurück-gegangenen Nachfrage, die sicher mit der aktu-ellen, angespannteren wirtschaftlichen Lage in Zusammenhang steht, wurde die Ersatz-beschaffung für die verkaufte G115 D-EIKH bis auf weiteres aufgeschoben.

Eine spektakuläre Landung absolvierte am 28.6.1997 der Ballon D-ORIB ehemals „Nord-licht” mit Ballonführer Noetzel. Eine Baum-krone bei Schierensee war der nicht freiwillige Landeplatz gewesen, was aber nur geringen Sachschaden zur Folge hatte. Allerdings mußte ein Hubschrauber helfen, den Ballon aus den Fängen der Baumkrone zu befreien.

Zur Holstenköste 1997 galt es ja, etwas gut zu machen. Im Vorjahr hatte die Arado Ar 79 - wie beschrieben - ihren Anflug auf Neumünster abbrechen müssen, um das Flugzeug nicht der Gefährdung durch eine Gewitterfront auszu-setzen. Der nun zweite Versuch klappte, das Gastflugzeug, mit Hans-Ludwig Meyer als Piloten, konnte am Boden wie in der Luft - natürlich mit einem schneidigen Überflug - vom Publikum bewundert werden. Der normale Rundflugbetrieb lief auf vollen Touren, Schatzmeister Horst Edeler konnte sich freuen.

Die Sparte Motorflug konnte in 1997 ihre Aus-bildungskapazität sprunghaft erhöhen: Holger Krützfeldt und Torsten Lütten, beides langjäh-rige Mitglieder im Verein, stehen als frischge-backene Motorfluglehrer nun zur Schulung zur Verfügung. Und die Nachfrage nach Ausbil-dungsmöglichkeiten zog auch an.

Der Herbst 1997 sah ein recht spektakuläres Er-eignis auf dem Flugplatz Neumünster, das so-genannte „Ballonglühen“. Sechs farbenpräch-tige Heißluftballone von der Sparte Ballonfahrt des Vereins sowie auch von Ballonsportlern anderer Vereine wurden abwechselnd und im Finale zusammen „befeuert“. Gut 1500 Schau-lustige pilgerten meist mit staunenden, ihren eigenen bunten Ballon schwenkenden Kindern, angeführt vom Mädchenmusikzug Neumünster, zum Flugplatz. Ein voller Erfolg für die Sparte,

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die normalerweise nur für Frühaufsteher und Abendspaziergänger sichtbar ist, da die ruhige Morgen- und Abendluft ihr bevorzugtes Me-dium ist. Seit 1996 weisen ihre Logbücher mehr als 400 Fahrten mit Start in Neumünster aus.

“Ballonglühen” auf dem Flugplatz Neumünster, im Oktober 1997

Und zum Abschluß der Saison 1997 noch die sportliche Ausbeute: Hendrik Geilsdorf gewann (schon wieder) das Landesjugendvergleichsflie-gen und die Modellflieger gewannen (wieder) ihr Kräftemessen mit ihren Norderstedter Freun-den. In der DMSt 1997 konnten die Ergebnisse der Vereinspiloten nicht mehr an die vergan-genen Jahre anknüpfen, die Verkleinerung der Leistungsgruppe zeigte seine Auswirkung. Ingo Bielenberg und Gerwin Dienger repräsentierten den FSCN mit dem 3. und 4. Platz in der Landeswertung der 15m FAI-Rennklasse.

Einige Reparatur- und Überholungsarbeiten ste-hen im Winter 97/98 an: Ein Schaden an der ASK13 wird zur Reparatur fremdvergeben, die Ka8 wird in Eigenleistung in der Werkstatt von Peter Hein überholt.

ASW 19 D-3377 mit Hendrik - aus der ASW 20 von Gerwin auf dem Heimflug von Lübeck nach Neumünster

1998

Zu Beginn des Jahres übernahm Michael Hilmer das Amt des Schulungsleiters Segelflug, das bis-lang Lothar Nerlich zusammen mit seiner Funktion als Ausbildungsleiter Motor-flug wahrgenommen hatte.

Am 6.Juli, kurz vor Vollendung seines 82ten Lebensjahres verstarb Reinhold Dörscher. Mit Reinhold Dörscher verlor der Flugsportclub Neumünster einen hocherfahrenen, sehr talen-tierten und stets begeisterten Fliegerkameraden. Mit seiner Begeisterung für den Segelflug pflegte er auch seine Zuhörer in seinen Bann zu ziehen, vor allem bei seinen Erzählungen über seine Alpenflüge, und dabei ist so mancher Funke auf seine "Jungs un Deerns“ in der Jugendgruppe übergesprungen. Besonders für sie hatte er immer ein großes Herz gehabt, was er durch manch großzügige finanzielle Hilfe unter Beweis gestellt hat.

Rund 3.000 Flugstunden und 12.000 Strecken-kilometer (fast drei Erdumrundungen!) stehen in seinem Flugbuch, wovon er viele in den Alpen, in Spanien, in Australien und Südafrika erflogen hat. Noch als 75jähriger errang er einen Meistertitel in der Schleswig-Holstein-Wertung der Deutschen Meisterschaft im Strek-kenflug. Reinhold Dörscher trug mit seinen Leistungen sehr zu vielen guten Wettbewerbs-plazierungen des FSCN bei, der ihn dafür in Verbindung mit seiner 25jährigen Mitglied-schaft noch erst vor kurzem geehrt hatte.

Ein „kleines Vereinsjubiläum“ wurde am 30. Juli 1998 begangen. Genau vor 50 Jahren war die Modellflug-Vereinigung Neumünster ge-gründet worden, was an entsprechender Stelle auch berichtet worden war. Manfred Brauer, Gründungsmitglied und späterer langjähriger Modellflugreferent des Flugsportclubs Neu-münster, der aus der Modellflug-Vereinigung hervorgegangen war, hatte zu einem Treffen der damaligen Gründungspioniere eingeladen. Mit berechtigtem Stolz weisen sie darauf hin, daß der allererste Wiederanfang nach dem Krieg auf ihre damalige Initiative zurückgeht. Klaus Hahn, Mitglied aus der Gründerzeit und langjähriger Vorstand des Flugsport-Clubs, umriß die Zeit von der Gründung bis Anfang

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der 90er Jahre (was dem Verfasser bei seiner Recherche als eine seiner Quellen diente).

Treffen der ehemaligen Modellflug-Vereinigung Neu-münster am 30.7.1998 anläßlich des 50.Jahrestags der Gründung. Von links nach rechts: Vorne Max Greve, Günter Werner, Jürgen Nägelke, Edwin Larsen. In der Mitte Siegfried Godau. Hinten Peter Fricke, Werner Joost, Hans Nägelke, Klaus Hahn, Manfred Brauer, Hartmut Voigt.

Die Modellflieger nahmen mit Erfolg am Groß-seglerwettbewerb(Modelle über 4m Spannweite) der FAG Kaltenkirchen teil: 1.Platz Thomas Wingert, gefolgt von Gerd-Peter Wingert auf Platz 3 und dem seit über 50 Jahren aktiven Hartmut Voigt, der mit 2,5 Stunden den drittlängsten Flug absolvierte, auf dem 5.Platz.

Die Sparte schafft sich ein Vereinsmodellflug-zeug in Form einer Schleppmaschine des Typs Piper PA18 an: Modellmaßstab 1:4, Spannweite 2,80m, Motorleistung 5,5 PS – dank einer Spen-de der Firma Voigt-Logistik.

Die Motorflugzeuge am Neumünsteraner Platz bekamen 1998 eine sehr attraktive nostalgische Schwester – eine Aeronca Super Chief, Baujahr des Flugzeugs 1941, des Motors sogar schon 1939. Der Eigentümer, Bernhard Conrad, neues Mitglied im Flugsport-Club Neumünster, hatte die historische Maschine in Florida erworben, nach Hause verschifft und über Berlin, seiner weiteren Station, dann schließlich nach Neumünster gebracht.

Das Flugzeug läßt das Herz jedes Oldtimer-Liebhabers höher schlagen und nicht wenige der älteren Piloten wissen aus frühen Jahren Flugstunden mit diesem Flugzeugtyp aufzu-weisen.

Oldtimer Aeronca Super Chief D-EJUI: 60 Jahre jung

In der DMSt hielt Ingo Bielenberg wiederein-malmehr die FSCN-Fahne hoch, er belegte in der Landeswertung der Rennklasse den 1.Platz, Thomas Wingert den 2. Platz, der damit seiner-seits unter Beweis stellte, daß ein primär Mo-dellflug betreibender Pilot auch mit den “Gros-sen” gut klar kommt.

Und zum Schluß der Übersicht 1998 noch die FSCN-Jubilare, die in diesem Jahr auf eine 25jährige Vereinsmitgliedschaft zurückblicken können: Rudi Gosch, Gerd Lehmann, Lothar Nerlich, Ingo Rumpf und Helmut Widderich.

Ende des Jahres kam es zu einem Wechsel in der Vorstandsbesetzung. Zu große Meinungs-unterschiede veranlassten Jochen Sienknecht (2.), gefolgt von Rolf Petersen (1.) und Horst Edeler (Schatzmeister), zurückzutreten.

Der Beirat benennt daraufhin einen kom-missarischen Vorstand mit Klaus Wendt (1.), Martin Wendland (2.) und Daniel Beyer (Schatzmeister). Martina Becker bleibt Schrift-führerin. Diese Benennung des Beirats wird in der Jahreshauptversammlung am 16.1.1999 von den Mitgliedern bestätigt.

Zur Jahreswende 1998/99 befinden sich im Verein 157 Mitglieder. Davon sind 47 als för-dernde (passive) registriert; auf die Sparten ent-fallen dabei im einzelnen folgende Mitglieder-zahlen: Motorflug 33, Segelflug 46, Modell-flug 23 und Ballonfahrt 8. Mit relativ geringen Schwankungen hat sich so die personelle Größe des Flugsport-Clubs schon über viele Jahre gehalten.

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1999

2.Mai 1999: Segelflugrekordtag! Ingo Bielen-berg vom FSCN stellte mit fast unglaublichen 701 km in einem Dreiecksflug einen Rekord für Streckenflüge mit Abflug Neumünster auf. Die bisherige, von ihm selbst aufgestellte Bestmarke stand bei 630 km. Der Flug führte ihn auf dem ersten Streckenteil nach Gerswald nahe der pol-nischen Grenze, dann weiter nach Helmstedt, zwischen Magdeburg und Braunschweig ge-legen, und schließlich zurück zum Flugplatz Neumünster, auf dem er nach knapp über 7 Stunden Flug müde aber glücklich landete. Mit 99.9 km/h erreichte er dabei eine hervorragende Durchschnittsgeschwindigkeit mit seiner LS6 „Alpha Papa“. Eine solch lange Strecke im rei-nen Segelflug zu überwinden, galt noch bis vor wenigen Jahren in Norddeutschland als ausgeschlossen.

Mit diesem Flug und seinen weiteren, unter an-deren in Schweden absolvierten Wettbewerbs-flügen errang Ingo Bielenberg den 2.Platz in der DMSt, SH-Landeswertung in der Rennklasse. Horst Tollgreef wurde wieder Erster in der “Offenen”, Hendrik Geilsdorf Dritter in der Clubklasse.

Ein besonders großer Erfolg wurde die Holsten-köste 1999, das Wetter führte zu einem Rekord-umsatz bei den Rundflügen sowie bei Imbiß und Getränken.

Ein kostenträchtiger Schaden an der C172 D-EOGO, verursacht durch eine mißglückte Lan-dung, brachte den Verein inmitten der Saison in Entscheidungsnot. Erneute Reparatur oder Verkauf, das war die Frage. Angesichts ihrer auch beträchtlichen Korrosionsschäden wurde

auf Verkauf entschieden. Die Mitglieder drängten auf raschen Ersatz, um nicht zuviel von der Saison zu verlieren. Zeitgleich hierzu stand zum Verkauf die im Privatbesitz von Manfred Otto befindliche Grumman AA5B D-EGDD, am Platz wohlbekannt. Kurzentschlos-sen übernahm der Verein diese Maschine, um sein Problem zu lösen.

Die “Grumman” im Endanflug auf die Landebahn 26

Eine weitere Entscheidung betraf den Motor-segler G109B D-KEOE, dessen Instandhal-tungskosten den Flugstundenpreis zu sehr be-lasteten. Darüberhinaus stand im Jahr 2000 eine aufwendige Überholung an. Ein günstiges Ver-kaufsangebot wurde deshalb wahrgenommen und dafür ein gebrauchter, baulich und fliege-risch recht konservativer, aber eben robuster Motorfalke SF25 C2000, D-KNAS, von der Flugschule in Oerlinghausen übernommen.

Der neue “Alte”: Motorfalke SF25 C2000 D-KNAS

Zur Verbesserung der Auslastung und damit zur Senkung des Fixkostenanteils vereinbarte der Verein mit den Aukruger Fliegerkameraden die feste Abnahme von mindestens 50 Flug-stunden im Jahr – eine betriebswirtschaftlich vorbildliche, beiden Vereinen nützende Kooperation.

Ingo Bielenberg mit seiner Fami-lie nach seinem Rekordflug. Auch der Nachwuchs scheint sich im engen Cockpit eines Hochleis-tungssegelflug-zeugs schon recht wohl zu fühlen.

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Das Jubiläumsjahr 2000

Mit Beginn diesen Jahres - für die Geschichte des Vereins ein bedeutungsvolles Jahr - steht den Segelfliegern ein weiterer frischgebackener Segelfluglehrer zur Verfügung: Michael Schrei-ner hat seine Ausbildung mit Erfolg beendet, damit ist die Segelfluggruppe mit 5 Lehrern sehr gut ausgestattet.

Peter Hein, langjähriger Segelflugreferent und Technikleiter für Segel-und Motorsegelflug wird hauptamtlicher Fluglehrer an der Flugschule auf dem Hornberg und verläßt den FSCN. Als Nachfolger wurden Peter Kretzschmar (Segel-flugreferent) und Uwe Göttsche (Technikleiter) gewählt.

Auf der Jahreshauptversammlung am 26.2.2000 wurde Rudolf Gosch zum Ehrenmitglied ge-wählt. Rudi war einer der Männer der Gründerjahre, Motorflug- und Technik-Referent. Nach einer “Auszeit” von 1955 bis 1974 nahm er die Fliegerei wieder auf - Werner Joost hatte ihn dazu animiert – und setzte sich sehr für die Belange des Vereins, nicht zuletzt als sehr beliebter Flugleiter, ein.

Wie in den letzten Jahren war auch in 2000 die Holstenköste ein fester Bestandteil der Akti-vitäten auf unserem Flugplatz. Aufgrund des sehr guten Wetters zu dieser in Neumünster recht beliebten Veranstaltung wurde der Tag hinsichtlich Flugsportwerbung und Vereins-kasse ein voller Erfolg. Die Neumünsteraner nutzten unser Angebot, sich ihre Stadt einmal von oben anzusehen. Für das leibliche Wohl wurde durch Kaffee und Kuchen, sowie Würstchen und Bier gesorgt.

Schon im Spätjahr 1999 war im Kreis des erweiterten Vorstands die Entscheidung ge-troffen worden, im Jahr 2000, dem 50. Jahr des Bestehens des Flugsport-Clubs Neumünster eine Jubiläums-Flugveranstaltung, kombiniert mit einer Feierstunde, abzuhalten. Damit sollte die Geschichte des FSCN gebührend gewürdigt und auch eine ganz besondere Werbung für den Flugsport erreicht werden. Letztere sollte in erster Linie auf den fliegerischen Nachwuchs abzielen, der in der heutigen Zeit einem noch nie dagewesenen Freizeitangebot ausgesetzt ist, was vor allem für die etwas mehr Zeit in Anspruch nehmenden Sportarten eine recht hohe Eintrittsschwelle bedeutet.

Der FSCN kann heute einen sehr schönen Flug-platz sein Eigen nennen, was eingedenk der leidvollen Erfahrungen Mitte der 60er- und 90er Jahre alles andere als selbstverständlich ist. Auch die Infrastruktur und der betriebene Flugzeugpark kann sich sehen lassen, wenn-gleich hierbei auch Modernisierungs- und Erweiterungssorgen bestehen.

Der Flugplatz von Neumünster an der Heider Bahn EDHN aus der Aeronca Super Chief

Auch Tina Siemon-Mohrdieck versucht Peter Hein zum Bleiben zu bewegen -ohne Erfolg, der Hornberg ruft...

Auch der „Flieger-nachwuchs“ war natürlich mit im Einsatz: Maximilian Becker („Maxi“) auf dem Tresen des Getränke-Pavillons bei der Ausschau nach neuen Kunden...

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Das östliche Platzende mit der Flugleitung an der Zu-fahrtstraße (Baumschulenweg), mit der Flugzeughalle am Stadtwald neben der gigantischen ehemaligen “Land und See”-Halle (Heutiger Eigner M. Fischer)

Als Jubiläumsveranstaltung wurden am 9.und 10.September Flugtage mit der Vorstellung aller Flugsportsparten - flankiert durch viele Pro-grammeinlagen- abgehalten. Das Flugprogramm umfaßte Segel- und Motorkunstflüge, Banner- und Flugzeugschlepps, die Vorführung von Motor- und Segelflugzeug-Oldtimern wie des legendären Condors IV und des Schulgleiters SG38:

Die SG38 von Klaus Augennadel aus Brandenburg und dahinter der Condor IV von Joachim Kruse aus Ütersen

Ein seltenes Schauspiel: Klaus Augennadel mit seiner SG38 im Flugzeugschlepp – und das offen ohne Boot!

Für das Publikum war der größte Doppeldecker der Welt ein ganz besonderer Blickfang: Die

russische Antonoff AN2, die mit ihren 1000 PS schon nach extrem kurzer Rollstrecke in der Luft ist.

Die AN2 von Air Albatros mit Stefan Wangemann aus Uetersen als Pilot – sie überragt all die anderen Kleinen

Als direktes Kontrastprogramm war auch ein ganz modernes Ultra-Leichtflugzeug unser Gast – eine MCR 01, gebaut von der französischen Firma DynAero:

Die superschnelle D-MVHM von Harald Merensky aus Wahlstedt - mit ihrem 85 PS Rotax 912-Motor macht sie 255 km/h Reisegeschwindigkeit und reicht 1200 km weit

Fallschirmsprünge als Solo, im Tandem und in der Formation, Modellflugdarbietungen und Heißluftballon-Aufstiege gehörten auch zum Programm. Das Wetter hatte es sehr gut mit uns gemeint, gut 10.000 Zuschauer gaben uns über die beiden Tage die Ehre (leider dabei viele „über den Zaun“ um das Eintrittsgeld zu umgehen). Der wirtschaftliche Erfolg litt darunter, aber wir konnten dennoch mit dem Ertrag sehr zufrieden sein – er war auch bitter notwendig gewesen!

Mit einer Hallenfete für die Aktiven und für geladene Gäste sowie Interessierte klang der erste Tag der Veranstaltung aus.

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Am Sonntag, den 10.September 2000 fand vor dem Beginn des Flugprogramms eine Feier-stunde zur Würdigung des 50jährigen Jubiläums statt. Hierzu wurden Gäste aus der Stadt- und Landesverwaltung, aus der Bundeswehr, aus dem Luftsportverband Schleswig-Holstein und dem Kreissportverband, aus unseren benach-barten Vereinen und aus dem Kreis unserer Sponsoren begrüßt.

Dr.Klaus Wendt, der 1.Vorsitzende des FSCN grüßt die Jubiläumsgäste in unserer kleinen Flugzeughalle

Besonders gewürdigt wurden die Verdienste von Mitgliedern aus den Gründerjahren - ehemalige Vorstandsmitglieder und die Ehrenmitglieder des Vereins.

Von links nach rechts: Max Greve, Georg Pfeifer, Werner Joost, Gerhard Gätke, Manfred Brauer und Klaus Hahn

Und auch der Verfasser der Chronik bekam ein Dankeschön für nicht wenig Arbeit bei der schwierigen Recherche der historischen Fakten und der Abfassung der Chronik und – stell-vertretend für das ganze Organisationsteam - auch für den Einsatz bei Organisation und Leitung der Jubiläumsveranstaltung.

Gerwin und Ursula Dienger mit Martina Becker, Mitglied im FSCN-Vorstand

Die Jubiläumsveranstaltung stand unter der Schirmherrschaft von Stadtpräsident Helmut Loose.

Die Medien berichteten begeistert über unsere Jubiläumsflugtage – uns war eine hervor-ragende Werbung für unseren faszinierenden Sport gelungen.

Aus dem Holsteinischen Courier, fotogra-fiert und verfaßt von Gabriele Vaquette, Ausgabe vom 11.09. 2000

Die positive Resonanz, die uns von unseren interessierten Gästen, von jungen wie auch von älteren, von den Medien und vielen unserer uns verbundenen Fliegerkollegen zuteil wurde, lassen uns optimistisch in die Zukunft sehen - die zweiten 50 Jahre sind bereits angelaufen.

Großer Dank gilt all jenen, die den Flugsport-Club Neumünster in materieller, ideeller und kommunaler Hinsicht in diesen „ersten“ 50 Jahren so hilfreich unterstützt haben.

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Die erste Dekade der 2000’er Jahre

2001

Das Jahr 2001 brachte mit „nine-eleven“, dem apokalyptischen Attentat auf die Twin Towers in New York, eine schmerzliche Zäsur - die Welt hatte sich verändert.

Der Verein umfaßte in diesem Jahr 147 Mitglieder, 23 Austritten standen 17 Neuzu-gänge gegenüber, sodaß die schon über Jahre bestehende Größe von rund 150 Mitgliedern doch weiter gehalten werden konnte.

Einige Sparten-Referenten waren neu gewählt: Roland Reugels, Sparte Segelflug, folgte Peter Kretzschmar, Fred Hambruch, Sparte Motor-flug, folgte Holger Krützfeld, Karsten Moltzen, Sparte Ballonsport, folgte Jürgen Noetzel und als Ausbildungsleiterin Motorflug konnte Tina Siemon-Mohrdieck gewonnen werden.

Andreas Küper hat seine Ausbildung zum Motorfluglehrer beendet, damit hat der FSCN nun 5 aktive Lehrer.

Mit dem Erwerb des modernen, umweltfreund-lichen und wirtschaftlichen Kunststoff-Zwei-sitzers Katana DV 20 konnte ein frischer Impuls gesetzt werden. Die Maschine sollte an die Tradition der früheren sehr beliebten Cessna C150 „Kilo Delta“ anknüpfen, die einst das Arbeitspferd der Pilotenausbildung im FSCN war, bevor sie 1988 von der Grob 115 D-EIKH, (Verkauf 1994), abgelöst worden war.

Freiflieger gab es bei den Motorfliegern mit Vera und Bernd Küpperbusch und bei den Segelfliegern mit Christian Willroth.

Durch die Bereitschaft des Eigentümers der alten großen WW II Halle, Manfred Fischer, die Vereinsmotorflugzeuge kostenlos in seiner Halle unterzustellen, entspannte sich der Hallenengpaß erheblich. Die Vereinshalle aus dem Jahr 1968 soll nun weitgehends für die Segelflugzeuge genutzt werden.

Die Grumman D-EGDD wurde verkauft und erneut eine (gebrauchte), besser für die Schu-lung geeignete C172, D-EOMW angeschafft.

2002

Die Saison begann mit einer traurigen Nach-richt, Manfred Brauer, verdientes Gründungs-mitglied der schon 1948 ins Leben gerufenen Modellflug-Vereinigung Neumünster, aus der der FSCN 1950 hervorgegangen war, verstarb am 1.April, er war dem Verfasser der Chronik bei der Bearbeitung der frühen Jahre eine wert-volle Stütze gewesen.

Die Schulungsleitung Segelflug ging von Lothar Nerlich auf Karsten Kupke über, der aus seiner früheren Mitgliedschaft dem Verein wohl bekannt war.

Einige Veränderungen gab es im Flugzeugpark. Die betagte ASK13 D-0639 „de flügge Swan ut Nygemünster“, die den Segelfliegern schon seit 1971 treue Dienste geleistet hatte, wurde nach Süddeutschland verkauft und eine nagelneue ASK21, die D-1621, angeschafft.

Mit der ASK 21 hatte nun auch für den FSCN die moderne und konsequente Ausbildung „auf Kunststoff“ begonnen, was für die Sparte neue Motivation mit sich brachte.

Diamond Aircraft Katana DV 20, Triebwerk Rotax 912S, mit 100 PS Startleistung

Die „Neue“, unsere ASK 21 D-1621 im Schulungs- einsatz - beim Landanflug auf die 26

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Unter dem Motto „Besuch einer alten Dame“ gab es in Rechlin-Lärz Anfang April ein Zu-sammentreffen der besonderen Art. Auf dem ehemaligen NVA-Platz bereitet die Lufthansa Berlin-Stiftung (DLBS) nach der Winterpause ihre Piloten der Junkers Ju52 auf die Saison vor. Dabei ließ sich die „gute alte Tante Ju“ von einem jungen Küken, der Katana D-ENMS des FSCN gnädigst die Aufwartung machen.

Erstmalig wurde ein Ultra-Leicht-Flugzeug (UL), eine tschechische TL 232 Condor, D-MROC, (gebraucht) angeschafft, es sollte vor allem als preisgünstiges Schleppflugzeug ein-gesetzt werden. Zum Spätjahr erhielt der Flug-platz auch für den Betrieb dreiachsgesteuerter UL-Flugzeuge die notwendige luftfahrtbehörd-liche Zulassung.

Aufgrund eines beunruhigenden Mitglieder-schwunds Anfang des Jahres wurde eine Werbe-Kampagne gestartet, die einen sehr guten Widerhall in der Presse fand: Eine Projektwoche Segelflug mit 29 Schülern und die Beteiligung an der Ferienpass-Aktion der Stadt Neumünster

sowie an der 875-Jahr Feier der Stadt auf dem Gelände der Holstenhallen. Auch die schon traditionelle, erstmalig 1992 veranstaltete Rundflug-Aktion unserer Piloten für die „Tschernobyl-Kinder“, die die Stadt in jedem Jahr zu einem Ferienaufenthalt in Neumünster einlädt, fand wieder eine gute Resonanz. Eine vom Landesluftsportverband verliehene Aus-zeichnung würdigte die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins.

Durch eine Notlandung nach Triebwerksausfall mit Pilot Martin Wendland (der im Sommer auch seinen 1.Alleinflug im Segelflugzeug ab-solviert hatte) ging die C172 D-EOMW im Oktober verloren, zu Schaden kam niemand.

2003 Ein Motorausfall nordwestlich des Platzes zwang die betagte Piper „Papa Lima“ zu einer Notlandung im freien Gelände, die Maschine erlitt einen Totalschaden, der Pilot Hans-Günter Nissen blieb unverletzt. Damit hatte der Verein nur noch einen Viersitzer (D-EETM) zur Verfügung, was zu deutlichen Umsatzeinbußen führte.

Als Ausbildungsleiter Motorflug war Klaus Hahn eingesprungen, nachdem Tina Siemon-Mohrdieck den Verein verlassen hatte. Zum neuen Motorflugreferenten war Bernd Küpperbusch, zum neuen Modellflugreferenten Hartmut Nagel gewählt worden.

Bei den Segelfliegern gab es 4 erste Alleinflüge durch Tim Warnke, Torsten Wolter, Sebastian Wötzke und Marcus Mohr. Die ASK 21 erlitt bei einer Startunterbrechung einen erheblichen Schaden im vorderen Rumpfbereich, die Pilotin blieb unverletzt.

2004

Durch die Umstellung auf MOGAS (nur die EETM benötigt noch AVGAS) wird nur noch eine geringe Menge AVGAS am Platz vorgehalten.

In der Segelflughalle wurde durch das Ein-setzen zweier Groß-Container - gespendet von Lufthansa Technik Hamburg - die lang ersehnte Werkstatt eingerichtet, sodaß die teure Fremd-vergabe der meisten Reparaturen entfallen kann.

Unser „ROCker“ bei der Arbeit - er packte auch die schwere ASK 21 selbst auf der 08“stadteinwärts“

Die FSCN Katana zu Besuch der Lufthansa Ju52 auf EDAX (Pil.Gerwin Dienger,Vorst.DLBS)

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Die Motorflugsparte mit Andreas Küper als Referent hatte im Mai zu einem Ausflug zur Insel Aerö in der sogenannten „Dänischen Süd-see“ aufgerufen, nicht nur Fliegen, sondern Fahrradfahren war dabei angesagt:

Der Segelflug hatte trotz oft recht marginalen Wetters eine gute Saison, die Startzahlen stie-gen gegenüber dem Vorjahr deutlich.

Auch die Leistungsflieger des FSCN konnten eine fast rekordverdächtige Bilanz vorweisen. Peter Kretzschmar auf Mosquito, Andreas Rau auf DG 400 und Gerwin Dienger auf Ventus cT flogen eine Gesamtstrecke von über 12.000 km (!) mit Start- und Landeplatz Neumünster. Die Flüge mit Streckenlängen zwischen 400 und 600 km führten weit über Schleswig-Holstein hinaus, Wendepunkte lagen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, sogar Wyk auf Föhr wurde überflogen!

Ein besonders anerkennendes Presseecho erhielt die Segelflugsparte für ihre Aktion „Se-gelfliegen für sehbehinderte Kinder“, was für alle Beteiligten eine sehr bewegende Erfah-rung war. Auch das Segelflugsommerlager so-wie die Ferienpassaktion der Stadt wurden von der Presse „wohlwollend“ bedacht.

Beim diesjährigen Landesjugendvergleichs-fliegen, bei dem es auf die Präzision der Platz-runde, insbesondere von Start, Landung und Kurvenflug ankommt, belegte Alina Voß vom FSCN den 1.Platz. Jaroslaw Dominik und Broder Nommensen absolvierten ihre 1.Allein-flüge auf der ASK 21.

Eine recht bunte Fliegergemeinde traf sich Mitte August zum ersten, vom FSCN initiierten, „UL Fly-in“ auf EDHN. Rundflüge, Karusselfahrten und Verköstigung rundeten die gut besuchte Veranstaltung ab.

Auch die Ballöner mit ihrem Refenten Georg Theinert, und die Modellflieger mit Referent Hartmut Nagel konnten auf eine erfolgreiche Saison 2004 zurückblicken.

Noch ein zweites Mal machten sich die Motor-flieger auf zu einem Trip nach Skandinavien,

im September war das Ziel Högänäs in Schweden.

2005 Im Vorstand gibt es eine Änderung: Daniel Beyer übergibt das Amt des Schatzmeisters an Ilona Petersen. Außerdem folgt Georg Theinert, als Referent Ballonsport, Karsten Moltzen.

Für die Segelflugsparte wird die Planung für eine hohe, aber unabwendbare Investition vorangetrieben. Die nun schon seit 1990 im FSCN-Betrieb befindliche, schon sehr betagte

Am Flugplatz nahe der malerischen Kleinstadt Marstal- Aufbruch zur Inselerkundung, im Hintergrund die FSCN- Flotte mit dem Oldtimer-Star Stinson Reliant von Werner und Andreas Schöer

Die FSCN-Ausflugsflotte: FW, FZ und TM

Das NMS-Streckenfliegertrio:Andreas Rau, Gerwin Dienger und Peter Kretzschmar

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Seilwinde, die schon gebraucht gekauft worden war, ist äußerst reparaturanfällig und damit teuer geworden, eine Neuanschaffung war dringend geboten und dies prompt in einer Zeit überaus angespannter finanzieller Lage. Als Gegen-finanzierung standen der Verkauf der ASW 19 und/oder des Motorseglers zur Disposition. Aber dank erheblicher Fördergelder, die Roland Reugels mit großer Hartnäckigkiet und professionellem Geschick eingeworben hatte, sowie Spenden und Darlehen der Mitglieder und der Bank, konnte der Kauf einer sehr reputierten englischen, gasbetriebenen Doppel-trommelwinde des Typs „Skylaunch 3“ kontra-hiert werden - mit avisierter Auslieferung Mai/ Juni 2006. Auf eine Gegenfinanzierung konnte dabei sogar zur Freude der Segelflieger ver-zichtet werden.

Highlight der Saison war für die Segelflieger das sommerliche Fluglager fern des heimischen Platzes im polnischen Grudziadz (ehemals Graudenz) im Weichseltal, rund 150 km südlich von Danzig. Mit 5 Flugzeugen in ihren An-hängern machten sich 13 Mitglieder auf die 850 km lange, mit 14 Stunden etwas beschwerliche Anreise. Überwältigende thermische Bedin- gungen ermöglichten den Piloten ausgedehnte Flüge entlang des Weichseltales und bis zur masurischen Seenplatte. Interessante Ausflüge in die Altstadt von Grudziadz, nach Danzig und zur nahegelegenen Marienburg gehörten zum „Kulturprogramm“.

Von großer Hilfe bei der Organisation und Koordination mit seinen polnischen Landsleuten erwies sich dabei aufgrund seiner Sprach-kenntnisse unser Jaroslaw Dominik

Die Ausbildungsbilanz konnte sich sehen lassen: Erste Streckenflugerfahrungen, Typen- und Flugzeugschlepplizenzen für die Schüler, erfüllende weite Streckenflüge für die Rou-tiniers. Die familiäre Camping-Atmosphäre und die besondere Gastfreundschaft der polnischen Fliegerkollegen trugen ebenfalls zum Erfolg der außergewöhnliche Exkursion bei.

Die Ka7 der Haltergemeinschaft um Broder Nommensen hatte eine kleine Schwester be-kommen – Gerd-Peter Wingert von der Modell-flugsparte stellte eine bildschöne Modell-Ka7 ihrer großen Schwester und Vorbild an die Seite, und das war wörtlich zu verstehen, wie das folgende Bild aus dem August 2005 zeigt:

Nach 5 Jahren Pause wurde Ende August erst-malig wieder ein Flugplatzfest zur Nachwuchs-werbung veranstaltet. Basierend auf den Er-fahrungen der Jubiläumsflugtage 2000 sollte es aber keine Luftfahrtveranstaltung im Sinne des Luftfahrtgesetzes (keine „Airshow“), sondern ein „Familientag mit Fliegen“ und das bei frei-

Die Ka7-Geschwister - Gerd-Peter Wingert, der Vater der kleinen Schwester in der großen , der Puppen-Pilot „down- sized-Peter“ in der kleinen…

Ein Segelflieger-Himmel, von dem wir in Schleswig-Holstein nur träumen könnenl

Die FSCN-Exkursions-Crew nach Grudziadz

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em Eintritt werden. Dieses Konzept erwies sich als Volltreffer! Das Wetter machte mit, viele Fliegerfreunde des FSCN gaben uns mit his-torischen und auch modernen Motor-und Segel-flugzeugen die Ehre, am Boden lief ein attrak-tives Kinderprogramm – und fast unglaubliche 15.000 Zuschauer waren der Lohn der Mühe!

Mit dem Doppelraab im obigen Bild am „Segelflugstartplatz Nord“ hatte es eine beson-dere Bewandtnis. Die Segelflieger hatten diesen Überraschungsbesuch organisiert, um Gerwin nachträglich zu seinem 50jährigen Flieger-jubiläum mit einem Flug mit „seinem“ Erst-flug-Segelflugzeug eine Freude zu machen – das ist ihnen auch voll gelungen!

Besonders spektakulär waren die Überflüge der Oldtimer Saab Safir der Bremer Lufthansa Ver-kehrsfliegerschule und der Stinson Reliant von Werner und Willi Schöer vom FSCN.

Der große Erfolg des Flugplatzfestes mit der überraschend hohen Zuschauerresonanz bewies die Richtigkeit des Konzepts, es sollte von nun an zur regelmäßigen, jährlichen Standard-Ver-anstaltung werden.

Bei den Segelfliegern konnten Jan Lütten und der erfahrene Motorfluglehrer Andreas Schöer ihren 1.Alleinflug auf der ASK 21 feiern.

2006

Die Schulungsleitung Segelflug ging von Karsten Kupke auf Hendrik Geilsdorf über, die Funktion des Modellflugreferenten von Hart-mut Nagel auf Gerd-Peter Wingert.

Große Erwartung bei den Segelfliegern: Die neue Winde Skylaunch 3 ist eingetroffen, am 9. Juli erfolgte der ersehnte erste Start, die ersten Windenfahrer wurden eingewiesen. Deutlich höhere Schlepphöhen werden erzielt, was längere Schulflüge und bessere Thermik-Einstiegs-Chancen bewirkt – ein riesiger Schritt nach vorne ist vollzogen! Zu verdanken war dieser Erfolg in erster Linie Segelflugreferent Roland Reugels, der in 2 ½ jähriger Vorarbeit - mit höchstem Engagement und Geschick bei der Einwerbung von Fördergeldern - die Voraussetzung für die Realisierung des Projekts geschaffen hatte.

Wiederum wurde ein Segelflug-Projekttag für sehbehinderte Kinder und Jugendliche aus Schleswig-Holstein von der Segelflugsparte angeboten und mit großem Erfolg durchgeführt. „Eine ganz fantastische sinnliche Erfahrung für die Kinder, die nicht über den Kopf sondern mit dem Bauch gemacht wird“ – so der Schulleiter Adrian im Interview mit dem Holsteinischen Courier.

Segelfliegen in den Alpen gilt als die hohe Schule des Segelfliegens. Im Juli war Gerwin im Fliegerurlaub in Osttirol mit seiner „EB“ ein

Saab Safir, Stinson Reliant und Focke-Wulf Stieglitz

Generationenwechsel – die werksneue Winde aus England ist da, die „Alte“ geht, sie darf sich nach 35 Dienstjahren, davon 16 Jahre beim FSCN, noch auf ein drittes Leben in Polen freuen

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ganz besonderer Flug vergönnt: Vom Flugplatz Lienz-Nikolsdorf nach Innsbruck, dann quer über die Alpen nach Süden zum Marmolada-Massiv und über die Südtiroler Dolomiten zurück nach Lienz, 680 km in etwas über 7 Flugstunden.

Die Segelflugsparte wartete wieder mit einigen Freifliegern auf. Tim Küpperbusch, mit 14 Jahren bis dato der wohl jüngste Freiflieger im Verein, Paula Kämmerer – endlich wieder ein Mädel – Nils Wachendorf und Florian Schröder wurden traditionsgerecht mit Dornenstrauß und nassem Klaps gebührend gefeiert. Nach nur einem Jahr schon wieder ein Flug-platzfest – würde das vom Publikum angenom-men werden? Der Versuch fand statt und trotz des widrigen Wetters war er erfolgreich. Am Samstag kreisten dicke Schauer und Gewitter um EDHN herum - und wir blieben trocken! Sogar die Springer fanden ein Fenster mit über 4000 ft Wolkenuntergrenze und begeisterten un-sere Zuschauer. Am Sonntag erwischten uns dann aber doch einige ganz dicke Schauer, aber dazwischen wurde geflogen mit allem was flie-gen konnte - und viele der Zuschauer blieben uns zu unserer Überraschung treu, sie blieben bezw. sie kamen trotzdem! Die meisten der zu-gesagten Piloten (gut ein Dutzend) mit ihren Oldtimern und UL's und die Springer kamen wegen des Wetters verständlicherweise nicht, aber einige besonders "zähe" beglückten uns trotzdem, so Claus Cordes mit seinem Focke-Wulf Stieglitz D-EQAX, der sogar noch sein Kunstflugprogramm absolvierte. Rund 6000 Zuschauer über die beiden Tage - was wäre

wohl gewesen, wenn Petrus es besser mit uns gemeint hätte?

Die Saison 2006 endete mit einer Rekordbilanz in der Geschichte des Vereinssegelflugs: Über 2000 Starts und 328 Flugstunden auf den Vereinsflugzeugen, 35% mehr Mitglieder in der Sparte, 90% mehr Flugschüler – das ist neben den Lübeckern die mit Abstand größte Segel-flug-Schulungsgruppe in Schleswig-Holstein! Zu verdanken ist dieser Erfolg der intensiven Nachwuchswerbung der Sparte in der Öffent-lichkeit (insgesamt 20 Artikel in der Regional-presse!) und dem hohen ehrenamtlichen En-gagement aller Funktionsträger.

Spät im Jahr, anläß-lich des diesjährigen Bahn-Jubiläums in Neumünster bekamen die Ballöner die Er-laubnis für einen spektakulären Auf-stieg inmitten der In-nenstadt – Startplatz auf dem Großflek-ken! Der erfahrene Ballöner und „Fahr-

ens-Kapitän“ auf seinem Ballon D-OMBS war Georg Theinert - der Start am frühen Morgen erfolgte nicht ganz leise, aber problemlos.

2007 Bei der Jahreshauptversammlung im April gab es einigen personellen Wechsel im Vorstand: Bernd Küpperbusch wurde als Nachfolger von Klaus Wendt zum Präsidenten, Roland Reugels

Claus Cordes und Dieter Krauss mit ihrem historischen FW44 Stieglitz, verabschiedet von Bernd und Gerwin

Die Drei Zinnen aus der ASW 20 von M.Luyat

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als Nachfolger für Ilona Petersen zum Schatz-meister und Martin Reinke als Nachfolger von Martina Becker zum Schriftführer des Vereins gewählt. Andreas Schöer („Willi“) übernahm die Funktion des Motorflugreferenten, Broder Nommensen die des Segelflugreferenten.

Einer aufwendigen und teuren Reparatur auf-grund einer Struktur-LTA im Flächenbereich muß sich die „Remo“ D-EETM bis spätestens Juni 2008 unterziehen.

Auch die Katana machte Probleme, auf dem Weg nach Berlin-Tempelhof mußte sie aufgrund eines Motorproblems zwischenlanden und danach nach Hause zurückkehren. Schluß-endlich war ein neuer Motor fällig.

Die Auslastung der Motorflugzeuge ging weiter deutlich zurück, mit einer Verkleinerung des Flugzeugparks (ggf. Verkauf D-KNAS und D-ENMS) sollte dem Rechnung getragen werden.

Zwei gelungene Exkursionen führten die Mo-torflieger durch: Ein zweitägiger Trip nach Traben-Trarbach und einen Tagesausflug nach Texel.

Im Aufwind befindet sich dagegen weiter die Segelflugsparte. Mit 2100 Starts bei 631 Flug-stunden wurde erneut ein absoluter Vereins-rekord geschrieben. Auch die Mitgliederzahl war wieder gestiegen, um 24 Schüler kümmern sich 6 Fluglehrer und ein Fluglehreranwärter! Die Stimmung war entsprechend gut – die Neuanschaffungen wie ASK 21 und Skylaunch-Winde zeigten Wirkung. 7 Alleinflieger belegen dies: Jochen Diesl, Manfred Hahnrath, Patrick Hörner, Bernd Küpperbusch, Hans-Peter Nissen, Robin Trabitzsch und Neel Waßmut.

Auch beim Streckenflug ging es wieder voran, zunehmend werden Flüge in den OLC- Wettbe-werb (Online Competition) eingestellt, 4 Pi-loten brachten mit 18 Flügen 2473 km in die Wertung ein, in der Vereinswertung Schleswig-Holstein belegt der FSCN damit den 13. Platz.

Die zunehmende Ausrüstung der Segler mit FLARM-Geräten (Kollisionswarnung und Log-gerfunktion)) gestalten die Fluganmeldung im OLC einfach, schnell und komfortabel.

Auf dem Sektor der Flugzeuginstandhaltung brach eine neue Ära an, die Ära „CAMO“. Das Kürzel steht für „Continuing Airworthiness Management Organization“, es wurde von der EASA eingeführt und löst das bisher prak-tizierte Verfahren mit den Luftfahrttech-nischen Betrieben ab. Standardisierte ver-bindliche Instandhaltungsprogramme und neu definierte Verantwortlichkeiten sind der Kern dieser neuen Methodik, die einigen Aufwand bei der Umstellung im Verein erfordern.

Nachdem im vergangenen Jahre das jährliche Fluglager zuhause in Neumünster stattgefunden hatte, sollte es diesmal wieder eine auswärtige Exkursion sein. Der Segelflugplatz Aue bei Hattorf im Südharz war das Ziel. 25 Teil-nehmer, darunter die 3 Fluglehrer (Hendrik Geilsdorf, Uwe Göttsche und Ulf Menge), machten sich Mitte Juli mit 8 Flugzeugen auf den Weg. Trotz gemischtem Wetter war die Ausbildungsbilanz mit u.a. 2 ersten Solos recht gut und auch die landschaftlich reizvollen Streckenflüge im und um den Harz mit seinem höchsten Berg, dem 1142 m hohen Brocken, herum, waren für die nur „flachlandgewohn-ten“ Flieger eine wertvolle Erfahrung.

Das FSCN Segelfliegerteam vom Fluglager 2007 - Flugplatz Aue bei Hattorf im Südharz mit dem Dornen-strauß-geschmückten Alleinflieger Neel Waßmuth

Exkursion nach Traben-Trarbach an der Mosel, 40 km NO von Trier, rechts die Arrow von Manfred Otto

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Das diesjährige Flugplatzfest am 8. und 9. Sep-tember bescherte uns eine stürmische Schauer-lage am Samstag, die fast kein Programm er-laubte, und dafür aber einen sonnigen Sonntag,

der das volle Programm mit vielen Fly-ins, Rundflügen, Modellflug und den Kieler Fall-schirmspringern ermög-lichte. Bewundernswert unser Publikum, das uns selbst am widrigen Samstag mit gut 4500

Zuschauern die Treue hielt, tagsdrauf gaben uns nochmals rund 6000 Gäste die Ehre. Auch ohne Eintritts-Erträge konnte unser Schatzmeister zufrieden sein.

Das diesjährige Jugendvergleichsfliegen im Segelflug der Luftsportjugend S-H wurde Anfang September vom FSCN (nach 1990 und 1995) wieder auf dem heimischen Platz ausgerichtet. Die Organisation klappte reibungs-los, die spannende Verkündigung des Gewin-ners auf dem Banner der von Manfred Otto geflogenen TangoMike war das Highlight der Veranstaltung.

Bei den Motorfliegern absolvierte Norbert Mäder seinen 1.Alleinflug auf der Katana.

Ein Erlebnis der besonderen Art durfte Bernd Staiger von der Ballonsportsparte erleben. Er war mit seiner Sonderballonform „Lefax“ (unter Insidern etwas despektierlich „Blähboy“ genannt) bei einem traditionellen gigantischen

Ballönertreff mit rund 1000 Ballonen in Albuquerque, New Mexico, USA mit von der Partie. Traumhafte Bilder zeugen von dem spektakulären Ereignis.

Silvester-Fliegen – ein ganz außergewöhnlicher fliegerischer Jahresabschluß – das gelang am 30./31.Dezember, das Wetter war vom Feinsten, eiskalte klarsichtige Winterluft. Der Schlepppilot Bernd Küpperbusch konnte sich dabei über die Motorheizung der Remo freuen, die Piloten im heizungslosen Segelflugzeug waren mit Wollmützen, Handschuhen und Winterstiefeln dick eingemummt.

2008

Das neue Jahr begann mit einer Trauernach-richt: Im Januar war Werner Joost verstorben. Als Gründungsmitglied in der Modellflug-Ver-einigung, aus der der FSCN 1950 hervorge-

Massenstart der Heißluftballöner in Albuquerque, ganz unten am Bildrand das grüne “Lefax-Männchen“ aus Neumünster mit Bernd Staiger als Copilot

„The Winner is: TIM LIESEGANG!“

Genußschlepps hinter der „TangoMike“ auf 1000m über dem winterlichen Neumünster

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gangen ist, war er Mann der ersten Stunde. 1952 hat er dem Verein die erste Seilwinde, die respektvoll nur als die „Joost-Winde“ bezeich-net wurde, gebaut. Er war sehr geachteter Werkstattleiter, Technischer Prüfer und belieb-ter Segelfluglehrer. 1992 ernannte ihn der FSCN zum Ehrenmitglied, der DaeC verlieh ihm die Silberne Dädalus-Medaille.

Eine „Verjüngung“ erfährt die schon betagte kleine Flugzeughalle, die am 31.März 1968 feierlich eingeweiht worden war. Nach 40 Jahren waren die Hallentore vom Rostfraß ir-reparabel befallen und verzogen, zum Auf-schieben mußte man schon eine Hebelstange zu Hilfe nehmen. Dank „Willi“ Schöer bekam die Halle neue Tore. Am 29. März, fast auf den Tag genau nach der Einweihung vor 40 Jahren wurden sie in bester Teamarbeit eingesetzt.

Ein ganz seltenes Jubiläum konnte unser „Ballöner“ und langjähriger Referent der Sparte Georg Theinert am 1.April begehen – stolze 50 Jahre Mitglied im FSC Neumünster! Georg war von seinem flugbegeisterten Vater Herbert, der auch Gründungsmitglied des Vereins war (s.S.5), schon früh zur Fliegerei gebracht worden. 1959 begann er mit der Segel-flugausbildung und ist bis 1970 viele Segel- und auch Motorflugzeuge geflogen. Nach einer fliegerischen Pause erwarb er 1999 die Ballon-führerlizenz PPL-D und ist seit 2001 stolzer Besitzer seines „Warsteiner“ Heißluftballons D-OMBS.

Bei den Wahlen anläßlich der Jahreshaupt-versammlung des Vereins wird Martin Wendland als Vizepräsident bestätigt, Anja Meyer folgt Martin Reinke als Schriftführerin.

Die Aktivitäten der Sparten im Einzelnen: Motorflug weiter geringe Auslastung, Segelflug weiterhin im Aufwind, Startzahl und geflogene Stunden sind nochmals um 30% gestiegen, insgesamt gab es 28 Flugschüler für 7 Lehrer, wobei nach bestandener Prüfung als neuer Segelfluglehrer Peter Kretzschmar dazu ge-kommen war. Die Ballöner litten etwas unter den Wetterbedingungen. Die Modellflieger nahmen an verschiedenen Flugtagen und Wettbewerben teil.

Ein besonderes Jahr war 2008 für den Senior der Modellflieger Hartmut Voigt, er konnte auf stolze 60 Jahre aktive Modellfliegerei zurück-blicken. Bereits 1948 begann er als Jugend-licher dieser Passion nachzugehen und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der „Modell-flug-Vereinigung Neumünster“, aus der 1950 schließlich der „Flugsport-Club Neumünster“ hervorgegangen war (siehe Seite 5 und 8 der Chronik). Bereits 1952 errang er den Titel eines Deutschen Meisters in der Nurflügelklasse N1. Bis auf die Jahre 1975 bis 1982 war Hartmut Voigt Mitglied im FSCN, d.h. zusammen nun-mehr über 50 Jahre! Die „Auszeit“ war seiner zweiten Passion, dem Segelsport geschuldet, die ihn als Trainer der Starboot-Klasse-Crew für die Olympischen Sommerspiele 1982 sehr bekannt gemacht hatte.

Großaktion bei nassem und eiskaltem Wetter – Einsetzen der neuen Hallentore, rechtzeitig zum Auftakt der Flugsaison 2008

Vereins-Präsident Bernd Küpperbusch überreicht Georg Theinert seine Jubiläums-Urkunde für 50jährige Mitgliedschaft

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Schon gute Tradition, wurden auch in diesem Jahr wieder die Aktionstage „Sehbehinderte Kinder“ und Ferienpass durch die Segelflieger durchgeführt, das Fliegen der „Tschernobyl-Kinder“ fiel wetterbedingt aus.

Der Schleswig-Holsteinische Heimatbund hatte Neumünster als Austragungsort für den Schleswig-Holstein-Tag 2008, 11.-13.Juli, aus-gewählt. Dem Luftsportverband (LSV) und dem FSCN gelang es dabei, die jeweils ohnehin auch geplanten Aktionen „Tag des Luftsports S-H“ und „Flugplatzfest Neumünster“ mit dem „S-H-Tag“ zusammenzulegen. Die drei Veranstaltungen im engen Verbund boten den Besuchern ein vollgefülltes und reichhaltiges Programm. An vorderster Stelle stand dabei der traditionsreiche „S-H-Tag“, zu dem mehrere hunderttausend Besucher erwartet wurden. Zum zeitgleichen „Tag des Luftsports“ stellte sich der LSV in einem großen Ausstellungszelt in der Innenstadt mit seinen Vereinen und ihren vielfältigen Aktivitäten vor. Und als Dritter im Bunde flankierte der Flugsport-Club Neu-münster mit seinem vorgezogenen diesjährigen Flugplatzfest die Großveranstaltung in der Stadt. Rund 300.000 Gäste schätzte man in der Stadt, davon kamen gut 15.000 bei bestem Wetter zum Flugplatz. Ein Bus-Shuttle brachte die Zu-schauer von der Innenstadt, nahe der Luft-sportausstellung, die auch vom FSCN mit einem Segelflugzeug beschickt worden war, zum Fluplatz.

Eine bessere Werbung für den Luftsport und unseren Verein war nicht denkbar, zwei neue Mitglieder und einige Schnupperer konnten

gewonnen und auch für die Kassenlage recht Gutes bewirkt werden.

Endlich wieder eine erfolgreiche „Solistin“, also eine 1.Alleinfliegerin, gab es bei den Segelfliegern mit Simone Dilling, die sich mit hohem Engagement in die Segelflug-Sparte eingebracht hat.

Ein stolzer Schritt nach vorne gelang den FSCN Streckenfliegern im OLC Wettbewerb in der Länderwertung Schleswig-Holstein. Mit insgesamt gewerteten 20.970 km aus 117 Flügen punkteten mittlerweile 19 Piloten (7 Flugzeuge) und erreichten in der Vereins-wertung den 6. Platz (nach einem 13. Platz im letzten Jahr). Der längste Flug gelang dabei Gerwin Dienger mit seiner „EB“ mit 581 km (von Neumünster nach Stölln-Rhino, zurück nach N-W bis Thumby und heim nach EDHN), Hendrik Geilsdorf und Peter Kretzschmar, beide auf ihren eigenen Mosquitos, „loggten“ ihre längsten Flüge mit 474 bezw. 424 km. So konnte es weiter gehen.

Ausschnitte aus der ausführlichen Berichterstattung des Holsteinischen Couriers über das Flugplatzfest 2008 von Gabriele Vaquette

Hartmut Voigt mit seinem Flugmodell „Rhönsperber“ vor dreiJahren bei einem Modellflieger-treff am Hang in Schwissel, Kreis Segeberg

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Erstmalig wurde auf Initiative von Andreas Schöer ein Hauspokal „Streckensegelflug“ als Wanderpokal ausgeschrieben und gestiftet, der die Streckenfliegerei im Verein fördern soll. Wertungsbasis sind die Ergebnisse im OLC von

Flügen ex EDHN oder ausgehend von Flugge-länden, an denen die Spar-te Segelflug aktiv ist. Die besten fünf gepunkteten OLC-Flüge gehen in die Wertung ein, wobei aber verschiedene Mali je nach Ausbildungs- bezw. Erfah-rungsstand für vergleich-

bare Verhältnisse sorgen sollen, sodaß die Hauspokal-Punkte nicht mit den OLC-Punkten vergleichbar sind. Klapptriebwerkler werden nicht geführt. In der Saison 2008 punkteten 17 Piloten: 1.Platz und Gewinner des Hauspokals Hendrik Geilsdorf (895 Pts), 2.Platz Peter Kretzschmar (836 Pts), 3.Platz Ulf Menge (462 Pts).

In der nach der Flugsaison anstehenden Win-terzeit hat sich bei den Segelfliegern eine neue Wartungs-Organisation sehr bewährt. Ange-stossen durch Andreas Rau und maßgeblich durch Uwe Göttsche und Simone Dilling voran-getrieben, definierte die Sparte sogenannte Kümmerer für jedes Flugzeug, unterstützt durch je ein 3-4-köpfiges Arbeitsteam. Kleinere Schäden wurden in gemeinsamer Arbeit zügig beseitigt, die neue Saison konnte kommen.

e Koordination

Die Koordination der Teams und der Abläufe in Halle und Werkstatt übernimmt Simone Dilling.

2009

Zum 1.April wurde nach langer Diskussion und Vorbereitungsarbeit die CAMO-Instandhaltung verbindlich eingeführt und damit alle Verant-wortlichkeiten schärfer gefaßt.

Bei der Jahreshauptversammlung werden Bernd Küpperbusch und Roland Reugels für eine weitere Amtsperiode zum Präsidenten bezw. Schatzmeister gewählt.

Im Mai hat uns unser Rudi Gosch für immer verlassen. Schon in den frühen 50’er Jahren, kurz nach Gründung des Flugsport-Clubs, war er mit treibende Kraft beim Wiederaufbau der von ihm so geliebten Fliegerei in Neumünster gewesen. Mit seiner Tatkraft, seiner Begeis-terung und seiner Kameradschaftlichkeit gab er stets ein hervorragendes Vorbild für alle Flie-gerfreunde ab. Nach einer langjährigen Unter-brechung schloß er sich 1973 dem Verein wieder an, im Jubiläumsjahr 2000 wählten ihn die Mitglieder zum Ehrenmitglied.

Die fast schon routinemäßigen, in der Außen-wirkung sehr wichtigen Aktionstage „Tscher-nobyl-Kinder“, Sehbehinderte Kinder, Schul-projekt Segelflug und Neumünsteraner Ferien-pass wurden auch in diesem Jahr abgehalten, nach wie vor von der Presse gut begleitet.

Getreu der Vereinbarung alternierender Som-merfluglager - einmal zuhause, dann auswärts - ging es in der zweiten Juli-Hälfte in die Süd-heide zum Segelflugplatz „Schnuckenheide-Repke.“, 25 km südlich von Uelzen, unfern dem schönen mittelalterlichen Celle. Das Exkursionsteam bestand aus 34 Teilnehmern, darunter 13 Jugendliche und 4 Fluglehrer. Eine beeindruckende Karawane von 14 Flugzeugen in ihren Anhängern machte sich am 18.Juli auf den Weg. Am Rande des Platzes in einem idyllisch gelegenen Kieferwäldchen wurde die Zeltstadt „Klein-NMS“ errichtet, Selbstver-sorgung, „Pooling“ und abendliches Lagerfeuer prägten das Lagerleben. Die fliegerische Aus-beute litt etwas unter dem recht durch-wachsenen Wetter, trotzdem gab es gute Schu-lungs- und Streckenflugergebnisse.

Uwe Göttsche, der Werkstattleiter Segelflug, bei der „Schwabbel-Unterweisung“ in der Container-Werkstatt mit Flugschüler Tim Willrodt

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Die größte Fluglager-Crew in der Geschichte des FSCN – am Flugplatz Schnuckenheide-Repke im Juli 2009

Die absolvierten Streckenflüge zählten leider nicht für den OLC S-H, da sie in Niedersachsen gestartet worden waren, es wären in Summe stolze 5367 km gewesen, erflogen von 12 Pilo-ten mit 25 Flügen, darunter waren die 3 wei-testen: 630 gewertete km von Gerwin Dienger mit der „EB“, 480 km von Peter Kretzschmar mit seiner „IKL“ und 460 km von Andreas Rau mit seiner „DG“.

Mit einem Paukenschlag konnte der FSCN beim diesjährigen Flugplatzfest aufwarten: Ein tiefer Überflug einer historischen Lockheed Super Constellation - dem elegantesten Verkehrsflug-zeug der Propeller Ära. Ein glücklicher Zufall und gute Kontakte hatten dieses absolut einmalige Ereignis für uns möglich gemacht.

Als weiteres Highlight konnte die Sonder-ausstellung „150 Jahre Prof. Hugo Junkers“ von den „Freunden der Lufthansa Ju 52 e.V.“

gewonnen werden. Leider schon fast Tradition, wurde das Programm erheblich beeinträchtigt durch starken, böigen NW-Wind bis an die 30 kts mit immer wieder einem heftigen Schauer. Der dadurch bedingte Ausfall vieler Fly-in Gäste und der Fallschirmspringer wurde aller-dings durch das Mega-Highlight „Super Connie“ vom Publikum „verschmerzt“.

Mit wiederum über die beiden Tage rund 10.000 Zuschauern, einem hervorragenden Presseecho und einer frischen, dringend erwarteten „Kassenspritze“ konnte eine sehr gute Bilanz gezogen werden.

Die Jahresbilanz in der OLC-Vereinswertung Schleswig-Holstein ergab für den FSCN: 16.495 km und 14.421 Punkte, erflogen von 17 Piloten mit 89 Flügen – wie im Vorjahr Platz 6 (der angestrebte 4. Platz in Schleswig-Holstein wurde allerdings nur sehr knapp verfehlt). In der Bundeswertung bedeutete dies Platz 150 unter 726 meldenden Vereinen. Die 3 punkt-besten Flüge ex EDHN stammten von Gerwin Dienger (EB) mit 491 km/419 Pts, von Andreas Rau (DG) mit 426km/355 Pts und von Hendrik Geilsdorf (Y3) mit 388 km/356 Pts. Den nun zum 2.Mal verliehenen Hauspokal „Streckensegelflug“ gewann Peter Kretzschmar (804 Pts), gefolgt von Hendrik Geilsdorf mit 609 Pts und Andreas Schöer mit 569 Pts, der übrigens in diesem Jahr außer seiner schon langjährigen Motorfluglehrerlizenz auch die zusätzliche Berechtigung als Segelfluglehrer erworben hatte. Insgesamt hatten 18 Piloten am „Hauspokal-Wettbewerb“ teilgenommen. Fünf 1.Alleinflieger durften ihr Solo feiern: Christian Dahmke, Niklas Felschow, Christopher Hunger, Lennart Hildebrandt, Heiko Mohr und Kurt Sonyi. Bei den Ballönern gab es im Laufe des Jahres zwei Neuigkeiten: Anja Meyer, Mitglied seit 2003) wurde stolze Besitzerin des 3400 qm großen „Wigger“-Ballons D-OAKA und Karsten Moltzen (Mitglied seit 1994) löste seinen altersschwachen D-OTED mit dem D-ODTS mit nunmehr 4000 qm ab. Die kleine, aber aktive Sparte hat z.Zt. 6 aktive und einige

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passive Mitglieder und ist häufig bei großen Ballöner-Treffs wie Warstein, Pforzheim, Borken, verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein und sogar in den Alpen anzutreffen.

2010

Ein „runder“ Geburtstag steht dem Verein in diesem Jahr ins Haus: 60 Jahre Flugsport-Club Neumünster! Das Jubiläumsjahr startet mit einem Traumwinter, der Platz war tiefver-schneit.

Gefeiert soll das Jubiläum zusammen mit dem jährlichen Flugplatzfest am 28./29. August 2010 werden, die Vorbereitungen im Organisations-team sind schon längst im Gange. Gut begonnen hat die Ballonsaison für Anja Meyer, im Zuge eines Einweisungsprogramms überquerte sie die Alpen von Bad Tölz nach Pordenone in Italien (Distanz 250 km, Dauer 5:30, max. Höhe 6.000m NN). Seit dem 21.März hat die Segelflugsparte vier neue Warte, Simone Dilling, Jaroslaw Dominik, Manfred Hahnrath und Andreas Schoer haben die Prüfung erfolgreich bestanden.

Schon früh in der Saison gab es mit dem jungen, gerade mal 14 jahre alten Carsten Sonyi einen stolzen 1.Alleinflieger.

Ebenfalls erfolgreich bestanden hat die Con-tainer-Werkstatt das strenge behördliche Audit und ist nun sogenannter „Hauptstandort“ nach EASA Part M Subpart F mit der Zulassungs-

nummer DE.MF.0529. Dies erlaubt Repara-turen von Segelflugzeugen und Motorseglern in den Bauweisen Holz, Gemisch- und Faserver-bundkunststoffen (FVK) der Schadensklasse 2 (mittelgroße Schäden). Von den 13 Haupt-standorten in S-H, erhielten, neben dem FSCN, nur noch weitere 7 diese Autorisierung. Zu ver-danken ist dieser Erfolg allein dem Engagement von unserem Uwe Göttsche, dem schon lang-jährigen Werkstattleiter des Vereins.

Die Motorflieger „gönnten“ sich zu Ostern, damit eigentlich zur Eröffnung der Saison, einen attraktiven Ausflug nach Peenemünde – und das bei bestem Flugwetter.

Auf der JHV des Vereins Ende April gab es eine Veränderung im Vorstand: Thomas

Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung am 23.April wurde Thomas Dreymann als neuer Schriftführer in den Vorstand gewählt, Anja Meyer stand nicht mehr zur Verfügung. Martin Wendland wurde für weitere 2 Jahre als Vize-Präsident bestätigt. Für langjährige Mit-gliedschaft im Verein wurden Johannes Tietgen für 30 Jahre und Gerwin Dienger für 35 Jahre beglückwünscht.

Große Anerkennung und Dank zollten die Mit-glieder unserem Schatzmeister Roland Reugels. Die Finanzverwaltung des Vereins mußte auf Forderung der Finanzbehörde, bezw. neuer Ge-setzeslage zur Gemeinnützigkeit, auf eine völ-lig neue Basis gestellt werden, selbst die Exis-tenzgrundlage war tangiert. Dank Roland’s

Januar 2010 – EDHN im Wintermärchen

Der „Lead -Radler“ Matthias Allendorf ganz vorne, gefolgt von Thomas Dreymann, Manfred Otto, Ingo Rumpf, Martin Reinke und Morten Schmidt, dem FSCN Motorflug Referenten und Organisator der Exkursion

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Expertise und seinem unermüdlichen Engage-ment gelang das schwierige Unterfangen. Die neue, die Zukunft sichernde Finanzverwaltung steht.

Den Aufruf zu verstärkter Nachwuchsförderung wird bei den Allendorfs besonders ernst genommen - allerdings werden noch gut 13 Jahre ins Land gehen, bis der Freiflug der jungen Dame ansteht:

Ende April erlitt der Club Astir D-6058 bei einer Windenstartunterbrechung einen schweren Schaden, der Pilot blieb unverletzt. Über eine Reparatur ist noch nicht entschieden.

Bei den Motorfliegern absolvierte Thomas Dreymann Anfang Juni erfolgreich seine praktische Prüfung für den PPL auf der Katana und bald darauf hielt er stolz seine Lizenz in den Händen. Das diesjährige zweiwöchige Sommerfluglager der Segelflieger fand turnusgemäß ab 10.Juli wieder „zuhause“ statt. Insgesamt haben beachtliche 31 Segelflieger aller Altersklassen daran aktiv teilgenommen. 425 Starts, mehrere lange Streckenflüge - dabei der längste von Hendrik Geilsdorf auf seiner Mosquito mit 597 km und 547 OLC-Punkten - und das Erreichen wichtiger Ausbildungsziele stehen in der Bilanz. Aus zwei Schnupperern wurden Mitglieder und auch die Presse zeigte sich sehr interessiert. Ein Erlebnis der besonderen Art widerfuhr dabei Manfred Hahnrath mit seiner erst im Frühjahr erworbenen SB 5 – seine erste Außenlandung.

Das Besondere: Das avisierte vermeintliche Wiesenfeld bei Rumohrholz nahe Flintbek ent- puppte sich im Endanflug als mannshohes Rapsfeld! Die leichte SB 5 versank darin ohne Schaden zu nehmen – vom Feldrand war sie nicht mehr zu sehen, die Landestrecke hatte keine 10m betragen! Das diesjährige S-H Jugendvergleichsfliegen fand in Flensburg statt, Tim Küpperbusch und Lennart Hildebrandt belegten mit ihrer Ka8 unter 27 Piloten den 13. bezw. den 15.Platz. Seit den Jubiläumsflugtagen 2000 zum 50jäh-rigen Bestehen des Vereins stand in diesem Jahr das 6. Flugplatzfest des FSCN ins Haus. Beginnend mit 2005, wird das Fest wegen der guten Resonanz jährlich veranstaltet. Mit dem diesjährigen Fest am 28./29.August wurde auch das 60jährige Bestehen des Vereins gefeiert. Das Organisationsteam stand dabei vor der Herausforderung, erneut ein attraktives Programm aufzubieten (wobei der Überflug der Super Constellation vom letzten Jahr natürlich nicht zu toppen war). Schwerpunkt sollte eine Segelflugzeug-Oldtimer Schau mit einer histo-rischen Minimoa, einer englischen Slingsby, zwei Ka6’en und der Ka7, jeweils aus Neu-münster, und auch Gleitschirm- und Drachen-flieger im spektakulären Windenhochstart sein. Auch die Doppeldecker Antonov An2, Focke-Wulf Stieglitz und Boeing Stearman, die Piper Staffel aus Büsum, sowie Hubschrauber des

So ganz doll beeindruckt vom Fliegen scheint Jule Charlotta aber noch nicht zu sein…!

Manni hat gut lachen, die gekonnte Rapslandung ließ seinen Flieger heil!

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Heeres, der Bundespolizei und von KMN sowie zwei Zlins aus Neustadt-Glewe hatten zugesagt.

Das Rahmenprogramm am Boden umfaßte Quad-Karts, Kinder-Karussell, Hüpfburg, Bun-gee-Trampolin, Ponyreiten, Verkaufs-und Aus-stellungsstände für Flugmodelle und vielerlei Fliegerartikel, einen Segelflug-Simulator sowie eine Autoschau und selbstverständlich Imbiß-, Eis- und Getränkestände. Aus Anlaß des Jubiläums wurden unter den 60jährigen Be-suchern und den Gewinnern eines Jubiläums-quizz Rundflüge verlost. Aber leider beeinträchtigte das Wetter (wieder-mal) ganz erheblich unser Programmangebot, am Samstag kamen wir zwar mit nur wenigen starken Schauern noch mit einem blauen Auge davon, aber ab Sonntagnachmittag setzte Dauerregen der Veranstaltung faktisch ein Ende. Viele der zugesagten Piloten mußten passen, da die Anflüge auf Neumünster zu kritisch waren. Dank der Modellflieger, die mit spektakulären Kunstflugvorführungen glänzten, sowie uner-wartet eingeflogenen, erstmalig präsentierten Tragschraubern konnten die wetterbedingten Programmlücken etwas abgemildert werden.

Das Publikum mit gut 8000 Gästen über die beiden Tage war schlicht beeindruckend, selbst bei schon eingesetztem Regen wanderte noch eine Traube von Menschen unter dem Regenschirm über den Baumschulenweg zum Flugplatz. Dank unseres sehr treuen Publikums konnte so doch noch eine erfolgreiche Bilanz des Festes gezogen werden – der Einsatz der Mitglieder und Helfer hatte sich gelohnt. Die Streckenflug-Bilanz der Saison 2010 der Segelflieger spiegelt die OLC-Landeswertung wider. Unter 17 beteiligten Vereinen belegte der FSCN mit 15431 Punkten den 6.Platz. 13 Piloten erflogen dabei mit 89 in S-H gestarteten Flügen eine Gesamtstrecke von 16979 km. Den in diesem Jahr zum 3.Mal vergebenen Hauspokal „Streckensegelflug“ errang Hendrik Geilsdorf mit 4600 km und 1062 Punkten. Mit einem „Spanferkelessen“ Ende Oktober in der Segelflughalle klang die Saison 2010 und damit das 60.Jahr des Bestehens des Flugsport-Clubs Neumünster aus. Dazu wurden alle „externen“ Helfer beim Flugplatzfest in An-erkennung ihres Einsatzes eingeladen. Mit dem Jahr 2010 schließt dieser Streifzug durch 60 Jahre Vereinsgeschichte. Möge dem Flugsport-Club Neumünster in den folgenden Jahren bei der Verfolgung seiner Ziele trotz sicher nicht einfacher werdenden Randbe-dingungen weiterhin Erfolg beschieden sein.

Das Design für Plakate und Flyer zum Flugplatzfest mit bereits hohem Wieder-erkennungswert

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Anhang

Der nachfolgende Anhang enthält eine Auflistung der Mitglieder von Modellflug-

Vereinigung und Flugsport-Club Neumünster im Zeitraum 1948 - 1950, ein

Verzeichnis der Vorstandsmitglieder des Vereins seit der Gründung und einen

Quellennachweis.

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Mitglieder der Modellflug-Vereinigung und des Flugsport-Clubs Neumünster

Zeitraum 1948-1950

(wegen lückenhafter Dokumentation unvollständig)

Andreas, Heinz Kleschen, Werner

Berndt, Rolf Krause, Albrecht

Bohnsack, Ludwig Kreiensen, Helmut

Brauer, Manfred Kruse, Bruno

Brüggert, Erna Meier

Brüggert, Gerhard Michelsen, Rolf

Brüggert, Richard Muhs, Reinhard

Brünner Ohlhof, Günter

Döhring, Peter Pfeifer, Georg

Dühlmeier, Rudolf Rohwer

Edlef, Werner Rump, Hermann

Edler Sass, Adolf

Gätke, Gerhard Schaaf, Willy

Gläsel, Rolf Schmidt, Günter

Godau, Siegfried Spirgatis, Otto

Grabow, Ernst Stieler, Heinz

Griebe, Otto Theinert, Herbert

Gross Voigt, Hartmut

Grunewald Voß, Gerd

Hahn, Bernhard Wannegatt, Otto

Hahn, Klaus Wallowitz, Hugo

Hauser, Fritz Werner, Fritz (Nino)

Heinrichs Wingert, Peter

Hensen Wohldorf, Walter

Joost, Werner

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Modellflug-Vereinigung Neumünster

30.07.1948 Bernhard Hahn

Otto Griebe

Herbert Theinert

Hermann Rump

Flugsport-Club Neumünster (FSCN)

28.11.1950 Willy Schaaf

Heinz Andreas Herbert Theinert Hermann Rump 21.01.1954 Nicht besetzt

Bruno Kruse Reinhard Muhs Reinhard Muhs

9.10.1954 Fengler

Bruno Kruse Reinhard Muhs Günter Schmidt 17.01.1957 Ludolf Behnke

Klaus Hahn Max Greve Reinhard Wagner 6.02.1959 Ludolf Behnke

Klaus Hahn Max Greve Günter Schmidt 12.02.1960 Ludolf Behnke

Klaus Hahn Max Greve Christel Meier 9.03.1962 Walter Schmidt

Klaus Hahn Max Greve Christel Meier 14.02.1964 Walter Schmidt

Klaus Hahn Max Greve Christel Meier 14.06.1968 Klaus Hahn

Bruno Hinz Max Greve Jürgen Nägelke 18.04.1970 Klaus Hahn

Gerhard Gätke Max Greve Hermann Jürs

14.08.1974 Klaus Hahn

Walter Schmidt Klaus-Peter Wessel Max Greve 19.05.1976 Klaus Hahn

Walter Schmidt Dietrich Gensch Max Greve 22.06.1978 Klaus Hahn

Gerhard Gätke Rolf Vollstedt Max Greve 7.06.1982 Klaus Hahn

Gerhard Gätke JohannesTietgen Max Greve 4.04.1990 Klaus Hahn Johannes Tietgen Jens-Uwe Lööck Max Greve 11.05.1992 Klaus Hahn

Jochen Sienknecht Jens-Uwe Lööck Holger Krützfeldt 30.03.1993 Helmut Keuchel

Jochen Sienknecht Horst Edler Holger Krützfeldt 18.03.1995 Helmut Keuchel

Jochen Sienknecht Horst Edler Jana Grohde 12.04.1997 Rolf Petersen

Jochen Sienknecht Horst Edler Jana Grohde 16.01.1999 Klaus Wendt

Martin Wendland Daniel Beyer Martina Becker 15.04.2005 Klaus Wendt

Martin Wendland Ilona Petersen Martina Becker 23.03.2007 Bernd Küpperbusch

Martin Wendland Roland Reugels Martin Reinke 11.04.2008 Bernd Küpperbusch

Martin Wendland Roland Reugels Anja Meyer 23.04.2010 Bernd Küpperbusch

Martin Wendland Roland Reugels Thomas Dreymann

Die Vorstandsmitglieder des FSC Neumünster seit der Gründung

Datum 1.Vorsitzender/Präsident

2.Vorsitzender/Vize-Präs.

Schatzmeister

Schriftführer

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Quellennachweis

• Protokolle der FSCN-Vorstandssitzungen, Sparten- und Mitgliederversammlungen • Presse-Sammlung aus dem Archiv des Luftsportverbands Schleswig-Holstein, Archivar Klaus

Griese • Presse-Spiegel des FSCN / Referat Öffentlichkeitsarbeit • „Modellflug-Vereinigung / Flugsport-Club Neumünster“ – Ein Rückblick von Klaus Hahn, Juli

1998 anläßlich des 50.Jahrestags der Gründung der Modellflug-Vereinigung • Diverse Interviews zur Überprüfung der Dokumentationslage der frühen Jahre mit Zeitzeugen wie u.a.: Manfred Brauer, Richard Brüggert, Rudolf Gosch, Max Greve, Klaus Griese, Klaus Hahn, Werner Joost • Bildersammlungen von Willy Schaaf, Rolf Michelsen, Manfred Brauer, Richard Brüggert, Rudolf

Gosch und Klaus Hahn besonders aus der Frühzeit und aus der jüngeren Zeit u.a.von Gerwin, Katrin und Kristine Dienger, Helmut Widderich, Lothar Nerlich, Jürgen Noetzel, Hendrik Geilsdorf, Boris Holtorf, Matthias Allendorf, Bernd Küpperbusch, Anja Meyer, Gerd-Peter Wingert, Peter Kretzschmar, Roland Reugels, Michel Luyat und Gabriele Vaquette.

• Ergebnisspiegel zu den Dezentralen Deutschen Meisterschaften im Streckensegelflug, Horst Tollgreef

• OLC (Online Contest Gliding) Wertungstabellen für Schleswig-Holstein