7. Mai 4. Juni 26. März Die Studienreform 12. März 14. Mai...

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8 PANORAMA SAMSTAG, 3. MÄRZ 2012 9 Großes Uni-Fest in der Altstadt Schauplatz des Uni-Fests sind alle Univer- sitätsgebäude sowie eine gastronomische Festmeile zwischen Sigmund Haffner Gas- se bis ins Kaiviertel. Professoren spielen auf: Sie musizieren mit ihren Bands entlang der Universitäts- meile, die ausgehend von den Uni-Gebäu- den in der Altstadt zum Unipark Nonntal und zur Naturwissenschaftlichen Fakultät in Freisaal sowie zum großen Sportcampus nach Rif führt. Mit einem Shuttlebus aus den 60er Jahren – der Gründerzeit der Uni- versität – können die Besucher von einem Schauplatz zum anderen wechseln. Der Innenhof der Juridischen Fakultät wird mit einer großen Festbühne ausge- stattet. Dort erörtern Professoren brisante aktuelle Themen, moderiert von Michael Mair (ORF Salzburg). In Zusammenarbeit mit dem Literatur- fest liest Michael Köhlmeier ausgewählte Das Highlight des Jubiläumsjahres am 1. und 2. Juni Jubiläumspfad durch 400 Jahre Die Paris-Lodron-Universität feiert im Jahr 2012 das 50-Jahrjubiläum ihrer Wie- dergründung 1962. Die heutige Universität ist damit zwar noch jung, mit der alten Be- nediktineruniversität hat sie jedoch eine lange Tradition und kann auf eine fast 400jährige Geschichte zurückblicken. Ganz im Zeichen des Universitätsjubilä- ums steht das Ausstellungsprojekt „Wis- sensräume 1622–1962–2012“: Die Fenster- front der Universitätsbibliothek zur Hof- stallgasse wandelt sich in einen täglich rund um die Uhr geöffneten „Jubiläums- pfad“, auf dem man durch Vergangenheit und Gegenwart der Universität spazieren kann. Bis Dezember werden in einem fünf- teiligen Zyklus Themen aus der Universi- tätsgeschichte (Jänner–März), dem Studi- enalltag (April–Juni), Wissenschaft und Kunst (Juli–September) und aktuellen Pro- jekten der Universitätsbibliothek (Okto- ber–November) präsentiert. Den Schluss wird ein Adventkalender mit besonderen Schätzen bilden. Im ersten Zyklus lädt Universitätsarchi- var Christoph Brandhuber auf der Grund- lage reichen Quellenmaterials zu einer spannenden Zeitreise durch fast 400 Jahre Salzburger Universitätsgeschichte ein. Vie- les von dem, was in diesen historischen Momentaufnahmen streiflichtartig vorü- berzieht, scheint – obwohl durch Jahrhun- derte von uns getrennt – zeitlos, modern und aktuell: sozial gestaffelte Studienge- Ausstellungsprojekt „Wissensräume 1622–1962–2012“ Die Salzburger Benediktineruniversität RING VORLESUNG 50 Jahre Paris Lodron Universität Geschichte – Gegenwart – Zukunft Heuer feiert die Universität Salzburg ihr 50- jähriges Jubiläum der Wiedererrichtung im Jahr 1962 und ihr 390. Jubiläum seit der Gründung durch Fürsterzbischof Paris Lodron 1622. Aus diesem Anlass führt die Universität Salzburg eine Ringvorlesung zu ihrer Geschichte, Ge- genwart und Zukunft durch. Die Ringvorlesung ist öffentlich und kostenfrei, Interessierte sind sehr herzlich dazu eingeladen. Den Abschluss der Ringvorlesung bildet eine Podiumsdiskussion zu Gegenwart und Zukunft der Universität. Vertreter der Universität und des Uni-Rates, der Österreichischen HochschülerInnenschaft und des Wissenschaftsministeriums werden zentrale Fragen zur Finanzierung der Univer- sitäten, Studiengebühren und Stipendien, Stu- dienreform und die Situation des wissenschaft- lichen Nachwuchses diskutieren. Die Beiträge zur Ringvorlesung werden in einem Sammelband publiziert, der zum 50. Jahrestag des Grün- dungsdatums am 1. Oktober vorliegen wird. Programm (jeweils Universität Salzburg, HS 230, Kapitelgasse 4, Montags 18–20 Uhr) 12. März Eröffnung: Rektor Heinrich Schmidinger Präsentation Bildband „Universitätsstadt Salzburg. Von der Benediktineruniversität zum Unipark“, von Ulrike Aichhorn Reinhold Reith, Einleitung zur Ringvorlesung Vortrag: Jürgen Mittelstraß: Die Zukunft der Universität in Zeiten Saturns 19. März Sabine Veits-Falk: Studentisches Leben an der Benediktiner-Universität Emmanuel J. Bauer: Die Philosophie an der Benediktiner-Universität als eigenständige historische Größe 26. März Alfred Rinnerthaler: Salzburg auf dem Weg zur Universität 1810–1962 Ernst Hanisch: Die Wiedererrichtung der Universität 1962 und ihr Kontext 16. April Ewald Hiebl: Die Universität Salzburg 1968 Wolfgang Radlegger: Die Universität in der Stadt? Zur Baugeschichte 23. April Walter Scherrer: Studierende und Absolventen seit der Wiedererrichtung 1962 Gerald Sprengnagel: Regionale und soziale Herkunft der Studierenden 7. Mai Sylvia Hahn: Frauen an der Universität Drago Pintaric: Salzburg und Bologna: Die Studienreform 14. Mai Walter Pfeil: Das Personalrecht der Universitäten: Sackgasse oder Chance? Justin Stagl: Sozialdemographie und Perso- nalentwicklung an der Universität Salzburg 21. Mai Reinhold Reith: Stadt und Universität in historischer Perspektive Friedrich Schneider:Was sind die Universitäten aus volkswirtschaftlicher Sicht wert? Eine Analyse der Wertschöpfungseffekte der Universität Salzburg 4. Juni Rupert Pichler: Forschungsförderung in Österreich und Salzburg Margit Szöllösi-Janze: Konkurrenz um Exzellenz – Unis im Wettbewerb? 11. Juni Manfried Gantner: Universitäten-Finanzierung in Österreich. Wege, Umwege, Irrwege und Auswege? Johann Hagen: Universitätsorganisation im Wandel 18. Juni Podiumsdiskussion zu „Gegenwart und Zukunft der Universität“: Moderation Michael Mair (ORF Salzburg), mit Merith Niehuss (Uni-Rätin), Heinrich Schmidinger (Rektor), Friedrich Faulhammer (BMWF) und Simon Hofbauer (ÖH). Zusatzinformation für Studierende: Hörer aller Fakultäten können die Ring- vorlesung am 25. Juni mit einer Klausur (1. Prüfungstermin) abschließen. Über die Anrechnung entscheiden die Curricular- kommissionen. D er vom Konzil von Trient (1545–1563) geforderten Errich- tung von Priesterseminaren bzw. Bildungsanstalten für den Klerus suchten die Salzburger Fürsterzbischöfe un- ter anderem durch die Gründung einer Lan- desuniversität zu entsprechen. Zu den ersten Versuchen einer Universitätsgründung ge- hören die Bestrebungen von Wolf Diet- rich von Raitenau (1587–1612), den Je- suitenorden für den Aufbau einer Universität zu gewinnen. Diesem Vorhaben erteilte sogar der Papst seine Zustimmung. Die Jesuiten sollten nicht nur die Universi- tät „sondern alle Schulen des Landes übernehmen“. Die Gefangennahme Wolf Dietrichs durch den Bay- ernherzog und seine Re- signation am 7. März 1612 vereitelten jedoch alle diesbezüglichen Pläne. Sittikus legt Grundstein Den eigentlichen Grundstein für ei- ne Salzburger Universität legte Fürsterzbischof Markus Sittikus Graf von Hohen- ems (1612– 1619), dem es gelang, den Benedikti- nerorden für das Universitätspro- jekt zu gewinnen. Nach langen Überlegungen, zahlreichen Vor- schlägen und For- derungen wurde am 20. September 1617 das „1. Fundationsin- strument“ von Fürst- erzbischof Markus Sit- tikus, dem Salzburger Domkapitel und vom Abt und Konvent des Klosters St. Peter unter- schrieben. In dieser Ur- kunde war als erster Schritt auf dem Weg zur Universität die Eröffnung eines Gymnasi- ums (am 6. November 1617) vor- gesehen. Langsamer Ausbau zur Volluniversität ab 1619 Durch einen länderübergreifenden Zusam- menschluss von Benediktinerklöstern zu ei- ner sogenannten Benediktinerkonföderation und durch den Abschluss des „2. Fundations- instrumentes“ konnte am 6. September 1619 an den schrittweisen Ausbau des Gym- nasiums zu einer Volluniversität gedacht werden. Voraussetzung hierfür waren aller- dings die Schaffung einer wirtschaft- lichen Basis für die künftige Salzburger Universität sowie der Erwerb der notwen- digen Universitätsprivilegien von Kaiser und Papst. Gründungsjahre 1620–1622–1625 Diese Erfordernisse realisierte Fürst- erzbischof Paris Reichsgraf von Lod- ron (1621-1653), der die Aufbrin- gung eines erheblichen Stiftungs- kapitals zusagte und sich um die Erlangung zunächst der kaiser- lichen und dann der päpstli- chen Privilegien bemühte. Die mit 9. März 1620 da- tierten kaiserlichen Privi- legien langten am 4. Juni 1621 in Salzburg ein und beinhalteten nur das Recht der Verleihung von akademischen Graden bis zum Magisterium und dies auch nur in den „freien Künsten und philosophi- schen Studien“. Paris Lodron lehnte diese Ein- schränkungen je- doch entschie- den ab und for- derte die Ge- währung der Privilegien „in amplissima for- ma“ und für alle Fakultäten. Tat- sächlich trafen am 4. Oktober 1622 verbesserte kaiserliche Privi- legien in Salzburg ein, die auf das ur- sprüngliche Aus- stellungsdatum 9. März 1620 rückda- tiert waren. Die päpstlichen Privile- gien wurden erst eini- ge Jahre später – am 17. Dezember 1625 – ausgestellt. Somit kom- men als Gründungsjahre der Salzburger Universi- tät sowohl 1620, 1622 als auch 1625 in Betracht. Bedeutung der Universität Salzburg Das Kernstück der neuen Universität bildeten die Philosophische und die Theologische Fakultät, deren Professuren ausschließlich mit Angehörigen des Bene- diktinerordens besetzt wurden. Die Juridi- sche Fakultät hatte insofern eine Sonderstel- lung inne, als deren Professoren dem weltli- chen Stand angehörten. Nur der Vertreter des Kanonischen Rechts war ein Benedikti- ner. Vom Bestehen einer Medizinischen Fa- kultät kann eigentlich nicht gesprochen wer- den, da – wenn überhaupt – meist nur eine Professur besetzt war. Bei der alten Salzbur- ger Universität handelt es sich um eine be- deutende und eigenständige Erscheinung der damaligen Zeit, die sich in der katholi- schen Bildungslandschaft dadurch als Unikat erwies, „dass sie im 17. und 18. Jahrhundert die einzige unter den deutschen Universitä- ten war, an der auf weite Strecken eine streng thomistische Philosophie und Theologie in Reinkultur gelehrt wurde.“ Vor allem an der Philosophischen und Theologischen Fakultät wirkten bedeutende Lehrer- und Forscherpersönlichkeiten, de- ren klingende Namen bis heute eine Vorstel- lung von der einstigen Bedeutung der Alma Mater Paridiana vermitteln. Genannt seien hier nur Ludwig Babenstuber, Placidus Boeckhn, Rupert Gutrath, Franz sowie Jo- seph und Paul Mezger, Augustin Reding, Be- da Schallhammer, Augustin Schelle, Bene- dict Schmier, Sympert Schwarzhuber, Beda Seeauer und Gregorius Wimperger. Aber auch unter den Salzburger Juristen gab es zahlreiche bekannte Vertreter, wie Jo- sef Adam Aiblinger, Ludwig Engel, Corbini- an Gärtner, Hermann Hermes, Johann An- ton von Schallhammer, Franz Schmier, Jo- hann Philipp Stainhauser und Judas Thaddä- us Zauner, die sich nicht nur durch ihre Kompetenz in Lehre und Forschung, son- dern auch durch ihre gutachterliche Tätigkeit auszeichneten. So wurde die Salzburger Ju- ristenfakultät vor allem im südwestdeut- schen Raum (bis nach Münster, Paderborn und Osnabrück) als Spruchkollegium außer- ordentlich geschätzt, große und schwierige Rechtsfälle wurden mithilfe von Gutachten der Salzburger Juristenfakultät entschieden. Das Ende der Salzburger Universität In der Zeit der Aufklärung verblasste allmäh- lich der Glanz der Salzburger Benediktiner- universität. Die österreichischen Benedikti- nerklöster durften – seit einem Verbot des Studiums im Ausland durch Kaiser Joseph II. – ihre Konventualen nicht mehr nach Salz- burg schicken, was für die Salzburger Uni- versität natürlich einen merklichen Aderlass bezüglich der Zahl der Studierenden bedeu- tete. In den Matrikelbüchern sind seit dem Jahr 1800 – also im letzten Jahrzehnt der alten Salzburger Universität – nur 509 Immatriku- lationen verzeichnet. In der Zeit der Koalitionskriege wurde Salzburg zudem Kriegsschauplatz, erlitt mehrfache Besetzungen durch ausländische Mächte, verlor seine Eigenstaatlichkeit und wurde nach einer ersten Zugehörigkeit zu Österreich (1806 bis 1809) ab 1810 in das Kö- nigreich Bayern eingegliedert. In Bayern sah man sich auf Grund des Zugewinns neuer Gebiete nunmehr mit dem Luxusproblem konfrontiert, über zu viele Universitäten im Land (Ingolstadt, Dillingen, Bamberg, Alt- dorf, Innsbruck, Erlangen und Salzburg) zu verfügen. Aus diesem Grund wurde mit kö- niglichem Dekret vom 25. November 1810 die Salzburger Universität für aufgehoben er- klärt. Am 24. Dezember wurden die Univer- sitätsbediensteten und Studenten von dieser Entscheidung, die mit sofortiger Wirkung in Kraft trat, mündlich informiert. Nur die Ju- risten durften ihr Studium noch bis Ende des Wintersemesters in Salzburg fortsetzen. Texte im Unipark. Auf der Edmundsburg diskutieren die Ehrendoktoren der Univer- sität Salzburg Karl Markus Gauss und Erich Hackl. Das Uni-Café Universum ver- wandelt sich in ein akademisches Wirts- haus, mit viel Wissenswerten über Ernäh- rung und Bildung. In der Naturwissenschaftlichen Fakultät können die Besucher an Führungen durch den Botanischen Garten teilnehmen. Die Universitätsbibliothek präsentiert sich mit einer Fensterausstellung in fünf Zyklen und im Furtwänglerpark gibt es ein Picknick für Groß und Klein. Dabei werden den Besuchern spezielle Sportgeräte zum Probieren angeboten und Geographen er- klären, wozu Stadtökologie nützlich ist. Konzerte des Universitäts-Chors, des Uni- versitäts-Orchesters und eine Aufführung des Parzival für Kinder runden das Pro- gramm ab. Details: www.uni-salzburg.at bühren, eine verbale Beurteilung im Gym- nasium, ein für alle Studierenden ver- pflichtendes Philosophiestudium vor der Wahl des „Brotstudiums“ – und nicht zu- letzt die hohen Mietpreise in Salzburg! Der Jubiläumspfad kann im Internet auch virtuell besucht werden: www.uni-salzburg.at/bibliothek Jubiläumspfad: Wissensräume 1622– 1962–2012, Universitätsbibliothek, Hofstall- gasse 2-4, 5020 Salzburg. Projektleitung: Ursula Schachl-Raber, Projektteam: Susanna Graggaber (Idee), Christoph Brandhuber (Texte), Irmgard Lahner (Gesamtlektorat), Eric Pratter (Layout), Hubert Auer (Fotografie). ALFRED RINNERTHALER Bild: SN/US/SCHEINAST Bild: SN/HUBERT AUER Nikolaus Joseph von Jacquin: Selectarum stir- pium Americanarum historia. Signatur R 80903 IV. Bild: SN/UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK SALZBURG (UBS) BILD: SN Calendarium Academicum, Zeremoniell bei der Verleihung des Bakkalaureats und des Ma- gisteriums in der Großen Aula, 1710, Universi- tätsarchiv bA 122, fol. 40r. Bild: SN/UBS/HUBERT AUER Päpstliches Zepter der Universität Salzburg, Andreas Hamberger, 1656. Bild: SN/HUBERT AUER In der Seitenmitte: Wappen und Monogramm des Universitätsgründers Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron (1586–1653) mit den hll. Rupert und Bene- dikt, Öl/Leinwand, Salzburg, Altes Studiengebäude, Große Aula. Bild: SN/HUBERT AUER

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8 PANORAMA SAMSTAG, 3. MÄRZ 2012 9

Großes Uni-Festin der Altstadt

Schauplatz des Uni-Fests sind alle Univer-sitätsgebäude sowie eine gastronomischeFestmeile zwischen Sigmund Haffner Gas-se bis ins Kaiviertel.

Professoren spielen auf: Sie musizierenmit ihren Bands entlang der Universitäts-meile, die ausgehend von den Uni-Gebäu-den in der Altstadt zum Unipark Nonntalund zur Naturwissenschaftlichen Fakultätin Freisaal sowie zum großen Sportcampusnach Rif führt. Mit einem Shuttlebus ausden 60er Jahren – der Gründerzeit der Uni-versität – können die Besucher von einemSchauplatz zum anderen wechseln.

Der Innenhof der Juridischen Fakultätwird mit einer großen Festbühne ausge-stattet. Dort erörtern Professoren brisanteaktuelle Themen, moderiert von MichaelMair (ORF Salzburg).

In Zusammenarbeit mit dem Literatur-fest liest Michael Köhlmeier ausgewählte

Das Highlight des Jubiläumsjahres am 1. und 2. Juni

Jubiläumspfaddurch 400 JahreDie Paris-Lodron-Universität feiert imJahr 2012 das 50-Jahrjubiläum ihrer Wie-dergründung 1962. Die heutige Universitätist damit zwar noch jung, mit der alten Be-nediktineruniversität hat sie jedoch einelange Tradition und kann auf eine fast400jährige Geschichte zurückblicken.

Ganz im Zeichen des Universitätsjubilä-ums steht das Ausstellungsprojekt „Wis-sensräume 1622–1962–2012“: Die Fenster-front der Universitätsbibliothek zur Hof-stallgasse wandelt sich in einen täglichrund um die Uhr geöffneten „Jubiläums-pfad“, auf dem man durch Vergangenheitund Gegenwart der Universität spazierenkann. Bis Dezember werden in einem fünf-teiligen Zyklus Themen aus der Universi-tätsgeschichte (Jänner–März), dem Studi-enalltag (April–Juni), Wissenschaft undKunst (Juli–September) und aktuellen Pro-jekten der Universitätsbibliothek (Okto-ber–November) präsentiert. Den Schlusswird ein Adventkalender mit besonderenSchätzen bilden.

Im ersten Zyklus lädt Universitätsarchi-var Christoph Brandhuber auf der Grund-lage reichen Quellenmaterials zu einerspannenden Zeitreise durch fast 400 JahreSalzburger Universitätsgeschichte ein. Vie-les von dem, was in diesen historischenMomentaufnahmen streiflichtartig vorü-berzieht, scheint – obwohl durch Jahrhun-derte von uns getrennt – zeitlos, modernund aktuell: sozial gestaffelte Studienge-

Ausstellungsprojekt „Wissensräume 1622–1962–2012“

Die Salzburger Benediktineruniversität

RINGVORLESUNG

50 Jahre Paris Lodron UniversitätGeschichte – Gegenwart – ZukunftHeuer feiert die Universität Salzburg ihr 50-jähriges Jubiläum der Wiedererrichtung im Jahr1962 und ihr 390. Jubiläum seit der Gründungdurch Fürsterzbischof Paris Lodron 1622. Ausdiesem Anlass führt die Universität Salzburgeine Ringvorlesung zu ihrer Geschichte, Ge-genwart und Zukunft durch. Die Ringvorlesungist öffentlich und kostenfrei, Interessierte sindsehr herzlich dazu eingeladen. Den Abschlussder Ringvorlesung bildet eine Podiumsdiskussionzu Gegenwart und Zukunft der Universität.Vertreter der Universität und des Uni-Rates,der Österreichischen HochschülerInnenschaftund des Wissenschaftsministeriums werden

zentrale Fragen zur Finanzierung der Univer-sitäten, Studiengebühren und Stipendien, Stu-dienreform und die Situation des wissenschaft-lichen Nachwuchses diskutieren. Die Beiträgezur Ringvorlesung werden in einem Sammelbandpubliziert, der zum 50. Jahrestag des Grün-dungsdatums am 1. Oktober vorliegen wird.

Programm(jeweils Universität Salzburg, HS 230,Kapitelgasse 4, Montags 18–20 Uhr)12. März■ Eröffnung: Rektor Heinrich Schmidinger■ Präsentation Bildband „Universitätsstadt

Salzburg. Von der Benediktineruniversitätzum Unipark“, von Ulrike Aichhorn

■ Reinhold Reith, Einleitung zur Ringvorlesung■ Vortrag: Jürgen Mittelstraß: Die Zukunft der

Universität in Zeiten Saturns19. März■ Sabine Veits-Falk: Studentisches Leben an

der Benediktiner-Universität■ Emmanuel J. Bauer: Die Philosophie an der

Benediktiner-Universität als eigenständigehistorische Größe

26. März■ Alfred Rinnerthaler: Salzburg auf dem Weg

zur Universität 1810–1962■ Ernst Hanisch: Die Wiedererrichtung der

Universität 1962 und ihr Kontext16. April■ Ewald Hiebl: Die Universität Salzburg 1968

■ Wolfgang Radlegger: Die Universität in derStadt? Zur Baugeschichte

23. April■ Walter Scherrer: Studierende und Absolventen

seit der Wiedererrichtung 1962■ Gerald Sprengnagel: Regionale und soziale

Herkunft der Studierenden7. Mai■ Sylvia Hahn: Frauen an der Universität■ Drago Pintaric: Salzburg und Bologna:

Die Studienreform14. Mai■ Walter Pfeil: Das Personalrecht der

Universitäten: Sackgasse oder Chance?■ Justin Stagl: Sozialdemographie und Perso-

nalentwicklung an der Universität Salzburg

21. Mai■ Reinhold Reith: Stadt und Universität in

historischer Perspektive■ Friedrich Schneider:Was sind die Universitäten

aus volkswirtschaftlicher Sicht wert? EineAnalyse der Wertschöpfungseffekte derUniversität Salzburg

4. Juni■ Rupert Pichler: Forschungsförderung in

Österreich und Salzburg■ Margit Szöllösi-Janze: Konkurrenz um

Exzellenz – Unis im Wettbewerb?11. Juni■ Manfried Gantner: Universitäten-Finanzierung

in Österreich. Wege, Umwege, Irrwege undAuswege?

■ Johann Hagen: Universitätsorganisation imWandel

18. Juni■ Podiumsdiskussion zu „Gegenwart und

Zukunft der Universität“: ModerationMichael Mair (ORF Salzburg), mit MerithNiehuss (Uni-Rätin), Heinrich Schmidinger(Rektor), Friedrich Faulhammer (BMWF)und Simon Hofbauer (ÖH).

Zusatzinformation für Studierende:Hörer aller Fakultäten können die Ring-vorlesung am 25. Juni mit einer Klausur(1. Prüfungstermin) abschließen. Über dieAnrechnung entscheiden die Curricular-kommissionen.

Der vom Konzil von Trient(1545–1563) geforderten Errich-tung von Priesterseminaren bzw.Bildungsanstalten für den Klerus

suchten die Salzburger Fürsterzbischöfe un-ter anderem durch die Gründung einer Lan-desuniversität zu entsprechen. Zu den erstenVersuchen einer Universitätsgründung ge-hören die Bestrebungen von Wolf Diet-rich von Raitenau (1587–1612), den Je-suitenorden für den Aufbau einerUniversität zu gewinnen. DiesemVorhaben erteilte sogar der Papstseine Zustimmung. Die Jesuitensollten nicht nur die Universi-tät „sondern alle Schulen desLandes übernehmen“. DieGefangennahme WolfDietrichs durch den Bay-ernherzog und seine Re-signation am 7. März1612 vereitelten jedochalle diesbezüglichenPläne.

Sittikus legtGrundstein

Den eigentlichenGrundstein für ei-ne SalzburgerUniversität legteFürsterzbischofMarkus SittikusGraf von Hohen-ems (1612– 1619),dem es gelang,den Benedikti-nerorden für dasUniversitätspro-jekt zu gewinnen.Nach langenÜberlegungen,zahlreichen Vor-schlägen und For-derungen wurde am20. September 1617das „1. Fundationsin-strument“ von Fürst-erzbischof Markus Sit-tikus, dem SalzburgerDomkapitel und vomAbt und Konvent desKlosters St. Peter unter-schrieben. In dieser Ur-kunde war als erster Schrittauf dem Weg zur Universitätdie Eröffnung eines Gymnasi-ums (am 6. November 1617) vor-gesehen.

Langsamer Ausbau zurVolluniversität ab 1619

Durch einen länderübergreifenden Zusam-menschluss von Benediktinerklöstern zu ei-ner sogenannten Benediktinerkonföderationund durch den Abschluss des „2. Fundations-instrumentes“ konnte am 6. September1619 an den schrittweisen Ausbau des Gym-nasiums zu einer Volluniversität gedachtwerden. Voraussetzung hierfür waren aller-

dings die Schaffung einer wirtschaft-lichen Basis für die künftige SalzburgerUniversität sowie der Erwerb der notwen-digen Universitätsprivilegien von Kaiser undPapst.

Gründungsjahre1620–1622–1625

Diese Erfordernisse realisierte Fürst-erzbischof Paris Reichsgraf von Lod-

ron (1621-1653), der die Aufbrin-gung eines erheblichen Stiftungs-

kapitals zusagte und sich um dieErlangung zunächst der kaiser-

lichen und dann der päpstli-chen Privilegien bemühte.Die mit 9. März 1620 da-tierten kaiserlichen Privi-legien langten am 4. Juni1621 in Salzburg ein undbeinhalteten nur dasRecht der Verleihungvon akademischenGraden bis zumMagisterium unddies auch nur in den„freien Künstenund philosophi-schen Studien“.Paris Lodronlehnte diese Ein-schränkungen je-doch entschie-den ab und for-derte die Ge-währung derPrivilegien „inamplissima for-ma“ und für alleFakultäten. Tat-sächlich trafenam 4. Oktober1622 verbessertekaiserliche Privi-legien in Salzburgein, die auf das ur-sprüngliche Aus-stellungsdatum 9.März 1620 rückda-tiert waren. Die

päpstlichen Privile-gien wurden erst eini-

ge Jahre später – am17. Dezember 1625 –

ausgestellt. Somit kom-men als Gründungsjahre

der Salzburger Universi-tät sowohl 1620, 1622 als

auch 1625 in Betracht.

Bedeutung derUniversität Salzburg

Das Kernstück der neuen Universitätbildeten die Philosophische und die

Theologische Fakultät, deren Professurenausschließlich mit Angehörigen des Bene-diktinerordens besetzt wurden. Die Juridi-sche Fakultät hatte insofern eine Sonderstel-lung inne, als deren Professoren dem weltli-chen Stand angehörten. Nur der Vertreterdes Kanonischen Rechts war ein Benedikti-ner. Vom Bestehen einer Medizinischen Fa-kultät kann eigentlich nicht gesprochen wer-

den, da – wenn überhaupt – meist nur eineProfessur besetzt war. Bei der alten Salzbur-ger Universität handelt es sich um eine be-deutende und eigenständige Erscheinungder damaligen Zeit, die sich in der katholi-schen Bildungslandschaft dadurch als Unikaterwies, „dass sie im 17. und 18. Jahrhundertdie einzige unter den deutschen Universitä-ten war, an der auf weite Strecken eine strengthomistische Philosophie und Theologie inReinkultur gelehrt wurde.“

Vor allem an der Philosophischen undTheologischen Fakultät wirkten bedeutendeLehrer- und Forscherpersönlichkeiten, de-ren klingende Namen bis heute eine Vorstel-lung von der einstigen Bedeutung der AlmaMater Paridiana vermitteln. Genannt seienhier nur Ludwig Babenstuber, PlacidusBoeckhn, Rupert Gutrath, Franz sowie Jo-seph und Paul Mezger, Augustin Reding, Be-da Schallhammer, Augustin Schelle, Bene-dict Schmier, Sympert Schwarzhuber, BedaSeeauer und Gregorius Wimperger.

Aber auch unter den Salzburger Juristengab es zahlreiche bekannte Vertreter, wie Jo-sef Adam Aiblinger, Ludwig Engel, Corbini-an Gärtner, Hermann Hermes, Johann An-ton von Schallhammer, Franz Schmier, Jo-hann Philipp Stainhauser und Judas Thaddä-us Zauner, die sich nicht nur durch ihreKompetenz in Lehre und Forschung, son-dern auch durch ihre gutachterliche Tätigkeitauszeichneten. So wurde die Salzburger Ju-ristenfakultät vor allem im südwestdeut-schen Raum (bis nach Münster, Paderbornund Osnabrück) als Spruchkollegium außer-ordentlich geschätzt, große und schwierigeRechtsfälle wurden mithilfe von Gutachtender Salzburger Juristenfakultät entschieden.

Das Ende derSalzburger Universität

In der Zeit der Aufklärung verblasste allmäh-lich der Glanz der Salzburger Benediktiner-universität. Die österreichischen Benedikti-nerklöster durften – seit einem Verbot desStudiums im Ausland durch Kaiser Joseph II.– ihre Konventualen nicht mehr nach Salz-burg schicken, was für die Salzburger Uni-versität natürlich einen merklichen Aderlassbezüglich der Zahl der Studierenden bedeu-tete. In den Matrikelbüchern sind seit demJahr 1800 – also im letzten Jahrzehnt der altenSalzburger Universität – nur 509 Immatriku-lationen verzeichnet.

In der Zeit der Koalitionskriege wurdeSalzburg zudem Kriegsschauplatz, erlittmehrfache Besetzungen durch ausländischeMächte, verlor seine Eigenstaatlichkeit undwurde nach einer ersten Zugehörigkeit zuÖsterreich (1806 bis 1809) ab 1810 in das Kö-nigreich Bayern eingegliedert. In Bayern sahman sich auf Grund des Zugewinns neuerGebiete nunmehr mit dem Luxusproblemkonfrontiert, über zu viele Universitäten imLand (Ingolstadt, Dillingen, Bamberg, Alt-dorf, Innsbruck, Erlangen und Salzburg) zuverfügen. Aus diesem Grund wurde mit kö-niglichem Dekret vom 25. November 1810die Salzburger Universität für aufgehoben er-klärt. Am 24. Dezember wurden die Univer-sitätsbediensteten und Studenten von dieserEntscheidung, die mit sofortiger Wirkung inKraft trat, mündlich informiert. Nur die Ju-risten durften ihr Studium noch bis Ende desWintersemesters in Salzburg fortsetzen.

Texte im Unipark. Auf der Edmundsburgdiskutieren die Ehrendoktoren der Univer-sität Salzburg Karl Markus Gauss undErich Hackl. Das Uni-Café Universum ver-wandelt sich in ein akademisches Wirts-haus, mit viel Wissenswerten über Ernäh-rung und Bildung.

In der Naturwissenschaftlichen Fakultätkönnen die Besucher an Führungen durchden Botanischen Garten teilnehmen.

Die Universitätsbibliothek präsentiertsich mit einer Fensterausstellung in fünfZyklen und im Furtwänglerpark gibt es einPicknick für Groß und Klein. Dabei werdenden Besuchern spezielle Sportgeräte zumProbieren angeboten und Geographen er-klären, wozu Stadtökologie nützlich ist.Konzerte des Universitäts-Chors, des Uni-versitäts-Orchesters und eine Aufführungdes Parzival für Kinder runden das Pro-gramm ab. Details: www.uni-salzburg.at

bühren, eine verbale Beurteilung im Gym-nasium, ein für alle Studierenden ver-pflichtendes Philosophiestudium vor derWahl des „Brotstudiums“ – und nicht zu-letzt die hohen Mietpreise in Salzburg!

Der Jubiläumspfad kann im Internetauch virtuell besucht werden:www.uni-salzburg.at/bibliothek

Jubiläumspfad: Wissensräume 1622–1962–2012, Universitätsbibliothek, Hofstall-gasse 2-4, 5020 Salzburg. Projektleitung:Ursula Schachl-Raber, Projektteam: SusannaGraggaber (Idee), Christoph Brandhuber(Texte), Irmgard Lahner (Gesamtlektorat),Eric Pratter (Layout), Hubert Auer (Fotografie).

ALFRED RINNERTHALER

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Nikolaus Joseph von Jacquin: Selectarum stir-pium Americanarum historia. Signatur R 80903IV. Bild: SN/UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK SALZBURG (UBS)

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Calendarium Academicum, Zeremoniell beider Verleihung des Bakkalaureats und des Ma-gisteriums in der Großen Aula, 1710, Universi-tätsarchiv bA 122, fol. 40r. Bild: SN/UBS/HUBERT AUER

Päpstliches Zepter der Universität Salzburg,Andreas Hamberger, 1656. Bild: SN/HUBERT AUER

In der Seitenmitte: Wappen und Monogramm desUniversitätsgründers Fürsterzbischof Paris Graf vonLodron (1586–1653) mit den hll. Rupert und Bene-dikt, Öl/Leinwand, Salzburg, Altes Studiengebäude,Große Aula. Bild: SN/HUBERT AUER