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Hauskreis-Predigt 8 Januar 2012 1 Soli deo gloria! 1. Kor. 1, 26 - 31 Ihr Lieben, bekanntlich hat der große Komponist Johann Sebastian Bach über alle seine musikalischen Werke den lateinischen Satz geschrieben: „Soli deo gloria“ – allein Gott die Ehre. Er wollte mit seiner wunderbaren Musik nicht in erster Linie Menschen eine Freude machen, sondern vor allem Gott verherrlichen. Das ist ihm auch gelungen, aber, wie ich meine, mehr noch durch eben diese Einstellung als durch die Schönheit seiner Kompositionen. Daraus könnte man so Manches ableiten für die Art und Weise, mit der in Gemeinden musi- ziert und gesungen wird, aber das ist heute nicht mein Thema. Ich lese Euch jetzt erst ein- mal meine Übersetzung des Bibeltextes, der für den heutigen Sonntag im Losungsbuch steht: 1. Kor. 1, 26 - 31 26 Seht doch eure Berufung an, Geschwister; denn es sind nicht viele Weise aus menschlicher Sicht, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den besten Familien, 27 sondern das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen, und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt, um das Starke zu beschämen, 28 und das in den Augen der Welt Gewöhnliche und das Ver- achtete hat Gott auserwählt, das, was nichts (wtl.: nicht) ist, um das, was (etwas) ist, zunichte zu machen, 29 damit kein Mensch sich vor Gott rühmt. 30 Von Ihm aber kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid, der für uns Weisheit von Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung, 31 damit, wie geschrie- ben steht: „Wer sich rühmt, der soll sich wegen des Herrn rühmen.“ Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um den roten Faden und das eine Ziel dieser sechs Verse zu finden. Ich meine, daß man dies recht gut mit Johann Sebastian Bachs Lebensmot- to zusammenfassen kann. Oder etwas ausführlicher: Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel. 1) Gottes Ziel mit unserer Berufung (V. 26 – 29) a) Daß das in der Welt Angesehene beschämt wird (V. 26 – 27) b) Daß das in der Welt Angesehene zunichte wird (V. 28) c) Daß sich kein Mensch vor Ihm rühmen kann (V. 29) 2) Gottes Ziel mit unserem Heil a) Daß wir mit dem Messias Jesus vereinigt werden (V. 30) b) Daß, wer sich rühmt, sich Seinetwegen rühmt (V. 31) Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel. 1) Gottes Ziel mit unserer Berufung (V. 26 – 29) Seht doch eure Berufung an, Geschwister; denn es sind nicht viele Weise aus menschlicher Sicht, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den besten Familien

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Hauskreis-Predigt

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Soli deo gloria! 1. Kor. 1, 26 - 31

Ihr Lieben, bekanntlich hat der große Komponist Johann Sebastian Bach über alle seine musikalischen Werke den lateinischen Satz geschrieben: „Soli deo gloria“ – allein Gott die Ehre. Er wollte mit seiner wunderbaren Musik nicht in erster Linie Menschen eine Freude machen, sondern vor allem Gott verherrlichen. Das ist ihm auch gelungen, aber, wie ich meine, mehr noch durch eben diese Einstellung als durch die Schönheit seiner Kompositionen. Daraus könnte man so Manches ableiten für die Art und Weise, mit der in Gemeinden musi-ziert und gesungen wird, aber das ist heute nicht mein Thema. Ich lese Euch jetzt erst ein-mal meine Übersetzung des Bibeltextes, der für den heutigen Sonntag im Losungsbuch steht:

1. Kor. 1, 26 - 31 26 Seht doch eure Berufung an, Geschwister; denn es sind nicht viele Weise aus menschlicher Sicht, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den besten Familien, 27 sondern das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen, und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt, um das Starke zu beschämen, 28 und das in den Augen der Welt Gewöhnliche und das Ver-achtete hat Gott auserwählt, das, was nichts (wtl.: nicht) ist, um das, was (etwas) ist, zunichte zu machen, 29 damit kein Mensch sich vor Gott rühmt. 30 Von Ihm aber kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid, der für uns Weisheit von Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung, 31 damit, wie geschrie-ben steht: „Wer sich rühmt, der soll sich wegen des Herrn rühmen.“

Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um den roten Faden und das eine Ziel dieser sechs Verse zu finden. Ich meine, daß man dies recht gut mit Johann Sebastian Bachs Lebensmot-to zusammenfassen kann. Oder etwas ausführlicher:

Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel. 1) Gottes Ziel mit unserer Berufung (V. 26 – 29) a) Daß das in der Welt Angesehene beschämt wird (V. 26 – 27) b) Daß das in der Welt Angesehene zunichte wird (V. 28) c) Daß sich kein Mensch vor Ihm rühmen kann (V. 29)

2) Gottes Ziel mit unserem Heil a) Daß wir mit dem Messias Jesus vereinigt werden (V. 30) b) Daß, wer sich rühmt, sich Seinetwegen rühmt (V. 31)

Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.

1) Gottes Ziel mit unserer Berufung (V. 26 – 29)

Seht doch eure Berufung an, Geschwister; denn es sind nicht viele Weise aus menschlicher Sicht, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den besten Familien

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Ich hatte hier und an anderen Stellen in der Predigtvorbereitung etwas Schwierigkeiten mit der Übersetzung. Jede Übersetzung ist ein Spagat zwischen einer genauen Wiedergabe des Textes der Ursprache und einer verständlicher Formulierung in der Zielsprache. Das Wort „Berufung“ scheint mir nicht gut in den Zusammenhang zu passen – ich fand aber kein bes-seres. Es geht hier wohl weniger um den Vorgang der Berufung (die Art und Weise) als um die Gegenstände (Objekte) der Berufung (die Berufenen).

a) Daß das in der Welt Angesehene beschämt wird (V. 26 – 27)

26 Seht doch eure Berufung an, Geschwister; denn es sind nicht viele Weise aus menschlicher Sicht, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den besten Familien, 27 sondern das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen, und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt, um das Starke zu beschämen,

Die Begriffe „Weisheit“ und „Macht“ beherrschen den Gedankengang schon seit Vers 18. Er findet seinen vorläufigen Höhepunkt in V. 22 – 24:

Die Juden wollen Wunder sehen, die Nichtjuden suchen Weisheit, aber wir, wir predi-gen, dass der Gekreuzigte der von Gott versprochene Retter ist. Für die Juden ist das ein Skandal, für die anderen Völker eine Dummheit, aber für die, die Gott berufen hat - Juden oder Nichtjuden - ist der gekreuzigte Christus Gottes Kraft und Gottes Weis-heit.

Hier haben wir wieder die beiden Begriffe „Weisheit“ und „Kraft“. Wir müssen die Verse 26 – 27 genau lesen, damit wir sie nicht mißverstehen: Sie sind nicht so gemeint, daß wir als Kin-der Gottes in Seinen Augen dumm und schwach sind; sondern wir sind es aus menschlicher Sicht und in den Augen der Welt. Dazu paßt eine idea-Meldung vom 14.10.2011

Unter der Schlagzeile „Im Namen des Herrn“ hat die „Zeit“ das Freie Christliche Gymnasium in Düsseldorf und den Christlichen Schulverein Lippe vorgestellt, der in Detmold vier Bekenntnisschulen mit 2.400 Schülern betreibt. Kritik an den Unter-richtsinhalten üben der Professor für Biologie-Didaktik an der Technischen Universität Dortmund, Dittmar Graf, und der Biologieprofessor an der Universität Kassel, Ulrich Kutschera. Graf wird mit den Worten zitiert: „Viele Eltern denken, an diesen Schulen geht es ordentlich zu, dort werden Werte vermittelt. Die Indoktrination übersehen sie dabei oft.“ So werde in den Naturwissenschaften „oft ein fundamentalchristliches Weltbild“ als alternative Theorie vermittelt. Kutschera kritisiert, dass an den Schulen „die Tatsache der Evolution als unbewiesene Hypothese dargestellt“ werde: „Wissen-schaftliche Fakten und religiöse Glaubensinhalte im Biologieunterricht derart zu ver-mischen, ist verantwortungslose Volksverdummung.“

Das zeigt, wie wir bibeltreuen Christen in den Augen der Welt als dumm angesehen werden. Die wahre Dummheit liegt aber doch in dem Irrglauben, daß die Welt von selbst entstanden ist. Paulus sagt dazu:

Röm. 1, 22 (Neue Evangelistische Übersetzung) Sie hielten sich für Weise und wurden zu Narren.

Gemeint sind die Götzendiener. Sie erkennen Gott in der Schöpfung, aber sie beten nicht den Schöpfer an (was logisch wäre!), sondern lieber selbstgemachte, tote Götzen.

das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt und

und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt

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Ein gutes Beispiel dafür ist Gladys Aylward, eine junge Britin, die vor etwa neunzig Jahren unbedingt als Missionarin nach China wollte. Sie bewarb sich bei der China Inland Mission und wurde abgelehnt, weil sie angeblich ungeeignet war, da sie zu ungebildet war. Sie war nur ein Hausmädchen. Aber sie ließ sich nicht beirren. Sie arbeitete wieder als Hausmäd-chen und sparte zwei Jahre lang, bis sie genug Geld für eine Bahn-Fahrkarte nach China hat-te. Das war eine gefährliche Reise wegen des Mandschurei-Krieges, vor der sie sehr gewarnt wurde. Sie kam aber wohlbehalten an. Sie wurde zunächst von den Chinesen abgelehnt, gewann aber bald deren Vertrauen und ein hohes Ansehen. Sie wurde vom Mandarin als „Fußprüferin“ angestellt. Auf dem Land wickel-te man den Mädchen und Frauen nämlich noch die Füße, damit diese klein blieben. Dabei verkrüppelten sie jedoch. Deshalb war das verboten. Gladys Aylward mußte nun überwa-chen, daß das beachtet wurde. So konnte sie überall herumreisen und das Evangelium ver-kündigen. 1937, während des chinesisch-japanischer Krieges, nahm sie viele Waisenkinder auf. Und 1940 brachte sie fast hundert Kinder durch die Berge vor den Japanern in Sicherheit. Gladys Aylward war in den Augen der Menschen eine schwache Frau wegen ihrer geringen Bildung. Aber durch ihre Liebe zu Gott und den Menschen war sie in Wirklichkeit sehr stark.

das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschä-men, und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt, um das Starke zu beschämen

Wie muß sich der Missionsleiter geschämt haben, der diese Frau als Missionarin abgelehnt hatte, als er ihr in China begegnete mit den fast hundert geretteten Kindern im Schlepptau! Schämen werden sich auch vor Gott diejenigen Menschen, die sich für zu intelligent, zu stark oder zu nobel gehalten haben, um das Geschenk der Erlösung anzunehmen, das Gott ihnen anbot.

b) Daß das in der Welt Angesehene zunichte wird (V. 28)

und das in den Augen der Welt Gewöhnliche und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nichts (wtl.: nicht) ist, um das, was (etwas) ist, zunichte zu machen

Das Wort „gewöhnlich“ ist hier das Gegenteil von „adelig“, „aus besten Familien“. Wir kön-nen das getrost wörtlich nehmen: Es gibt nur wenig gläubige Adlige. Meine Frau und ich waren im Sommer 1981 in London. Prinz Charles und Lady Diana hatten gerade geheiratet, und die gläubigen Briten waren ganz aus dem Häuschen. Sie waren da-von überzeugt, daß fast das ganze Königshaus wiedergeborene Christen waren. Inzwischen sind starke Zweifel daran mehr als angebracht. Nein: Die allermeisten Gläubigen sind ganz einfache Leute wie wir hier auch. Aber was meint Paulus mit dem „Zunichtemachen“? Ein Ausleger zitiert ein jüdisches Sprichwort:

Die „Schechina“ (Herrlichkeit der Gegenwart Gottes) ruht nur auf einem weisen Men-schen, einem mächtigen Menschen und auf einem reichen Menschen.

Paulus sagt hier das genaue Gegenteil. Wenn die Ungläubigen vor Gottes Richterstuhl ste-hen, dann wird ihnen ihr Adel, ihre sonstige vornehme Herkunft, ihr Ansehen und ihr Ruhm absolut nichts nützen. Das, was sie brauchen, um vor Gott etwas zu sein, haben sie nicht. Deshalb werden sie Nichtse sein.

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und das in den Augen der Welt Gewöhnliche und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zunichte zu machen

c) Daß sich kein Mensch vor Ihm rühmen kann (V. 29)

29 damit kein Mensch sich vor Gott rühmt. Hier hatte ich wieder Probleme mit der Übersetzung. Meines Erachtens ist eins der Kriterien einer guten Bibelübersetzung, daß sie (außer in poetischen Texten) der Umgangssprache entspricht. Martin Luther sagte, man müsse bei der Bibelübersetzung dem Volk aufs Maul schauen. Das wurde und wird meiner Meinung nach bei der Elberfelder Bibel zu wenig be-achtet. Kaum ein Mensch sagt heute „sich rühmen“. Wir sprechen eher vom Prahlen, Angeben oder Protzen. Aber diese Ausdrücke sind zu negativ. Paulus gebraucht das Wort im Grundtext wertneutral im Sinne von „sagen, daß man auf etwas stolz ist“. Das muß nicht negativ sein.

damit kein Mensch sich vor Gott rühmt. Niemand kann vor Gott auf etwas Eigenes stolz sein: Weisheit, Macht, noble Herkunft und Ansehen zählen vor Gott nicht. Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb sich niemand vor Gott rühmen soll:

Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.

Jes. 42, 8 (Luther) Ich, der HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen.

Soli deo gloria – Gott allein die Ehre! In meiner Predigt vom November habe ich darauf hingewiesen, daß wir heute gewisse Pro-bleme mit dem Begriff „Ehre“ haben. Ich wiederhole deshalb einen Teil dessen, was ich da-mals dazu gesagt habe: Wir haben gewisse Probleme mit dem Begriff „Ehre“: „Blut und Ehre“ war Motto und Grußformel der Hitlerjugend. Sie galten im Nationalsozialis-mus als höchstes Gut und schutzwürdig. Und so hat man damit viele Soldaten in einen sinn-losen Tod getrieben.

Schon Jahrhunderte vorher war es so: Wenn jemand beleidigt wurde, mußte er in einem Du-ell seine Ehre wiederherstellen – so sind ebenfalls viele Menschen einen sinnlosen Tod ge-storben.

Ähnliches gibt es unter Muslimen noch heute, auch bei uns hier in Deutschland: Wenn eine Frau (nicht ein Mann!) durch einen angeblich zu losen Lebenswandel die Ehre der Familie beschädigt hat, muß ein Bruder sie töten, um die Ehre der Familie wiederherzustellen. Der Begriff „Ehre“ ist für uns also „verbrannt“. Es befremdet uns zumindest ein wenig, wenn wir lesen:

Jes. 48, 11 (Luther) … ich will meine Ehre keinem anderen lassen.

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Ich hatte 1986/1987 während meines Reisedienstes oft, wenn ich nicht unterwegs war, in meiner Heimatgemeinde in Bad Oldesloe Predigten und Bibelstunden gehalten, weil die Ge-meinde damals keinen Pastor hatte. Bei der Einführung des neuen Pastors wurde allen na-mentlich gedankt, die auf diese Weise geholfen hatten; nur ich wurde vergessen. Das tat mir schon etwas weh. Andere wurden geehrt, ich jedoch nicht. Das könnt Ihr sicherlich nachvoll-ziehen, oder? So ähnlich muß es Gott gehen, wenn Ihm die Ehre verweigert wird, die Ihm gebührt. Wir finden einen neuen, unbelasteten Zugang zur Vorstellung von „Ehre“, wenn wir statt dessen andere Begriffe benutzen wie Anerkennung oder Respekt. Das ist leider etwas, was in unserer Ellenbogengesellschaft immer mehr verlorengeht. Ich ärgere mich, wenn beim Bäcker ein Kunde nach seinen Wünschen gefragt wird und er dann sagt: „Ich bekomme vier Spitzweck“. Wäre ich der Verkäufer, dann wäre ich versucht, zu fragen: „So? Von wem denn?“ Wer verdient mehr Anerkennung und Respekt als Gott, der Schöpfer und Erhalter des Uni-versums, der Herr aller Herren und König aller Könige? Dazu kommt noch der Aspekt der Ehrfurcht.

Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.

2) Gottes Ziel mit unserem Heil a) Daß wir mit dem Messias Jesus vereinigt werden (V. 30)

Von Ihm aber kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid, der für uns Weisheit von Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung,

Ich sagte am Anfang dieser Predigt zum Thema „Bibelübersetzung“, daß jede Übersetzung ein Spagat zwischen einer genauen Wiedergabe des Textes der Ursprache und einer ver-ständlicher Formulierung in der Zielsprache ist. Am Einfachsten macht man es sich, indem man wortwörtlich übersetzt – aber damit überfordert man den Bibelleser oft. Die wörtliche Übersetzung lautet hier:

Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus … So verstehen wir jedes einzelne Wort, aber wir wissen nicht, was damit gemeint ist. Klar ist: Gott hat etwas an uns bewirkt, was mit unserer Beziehung zum Herrn Jesus zu tun hat. Ich verstehe es so, wie ich es übersetzt habe:

Von Ihm aber kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid Durch die Bekehrung hat Gott eine enge Beziehung zwischen Jesus und uns entstehen las-sen. Der Satz geht noch weiter:

der für uns Weisheit von Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung Zur Weisheit:

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Wie gesagt: Das, was gottferne Menschen als Weisheit betrachten, haben wir nicht. Aber wir haben die Weisheit, die Gott anerkennen kann. Weisheit ist die Fähigkeit, den besten Weg zu erkennen und zu gehen, der zum Ziel führt. Und Jesus ist der Weg zu Gott und daher die beste, tiefste, wertvollste und hilfreichste Weisheit, die es gibt. Gerechtigkeit und Heiligkeit: Das sind die Dinge, die wir brauchen, um vor Gott bestehen zu können.

Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid. Damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel wird eingehn.

Der letzte Begriff ist „Erlösung“: Der Herr Jesus hat das Problem unserer Schuld gelöst. Er hat alle unsere Sünden gesühnt am Kreuz. Er hat uns mit dem Vater versöhnt. Er hat uns zu Seinen Kindern gemacht und uns das ewige Leben geschenkt.

Von Ihm aber kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid, der für uns Weisheit von Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung,

Was für eine Rolle spielen wir in diesem Satz? Höchstens eine passive: Unsere Vereinigung mit dem Messias Jesus kommt nicht von uns, sondern von Gott. Und unsere Weisheit, Ge-rechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung liegen nicht in uns selbst, sondern in unserem Messias Jesus. Warum ist das so? Nicht nur, weil es nicht anders geht. Es hat noch einen weiteren, sehr gewichtigen Grund:

Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel.

b) Daß, wer sich rühmt, sich Seinetwegen rühmt (V. 31)

damit, wie geschrieben steht: „Wer sich rühmt, der soll sich wegen des Herrn rüh-men.“

Wie gesagt: Wenn die Bibel vom „Sich Rühmen“ spricht, meint sie das nicht immer negativ. Hier ist es durchaus positiv gemeint. Wir dürfen getrost sagen, daß wir stolz sind, aber nicht auf uns selbst, sondern auf Gott. Heißt das: Ich darf nicht ein bißchen stolz sein auf erbrachte eigene Leistungen oder die von Verwandten? Doch – ich denke schon; aber wir sollen nicht damit prahlen – das ist ein Unter-schied! Wir sollten bei den eigenen Leistungen auch nicht vergessen, wer uns dazu die Fä-higkeiten, die Kraft und das Gelingen gegeben hat, und letztlich doch Ihm die Ehre geben dafür!

Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel. Darum sollte es auch unser höchstes Ziel sein. Es wäre sehr schlimm, wenn wir uns mit etwas rühmen würden, wofür Ihm allein die Ehre gebührt!

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Als der berühmte Maler Leonardo da Vinci an seinem großen Gemälde vom Heiligen Abend-mahl arbeitete, hatte er nur das eine Ziel vor Augen, daß die Gestalt des Herrn Jesu sogleich alle Blicke auf sich zieht und fesselt. In einem Teil des Bildes befand sich aber ein ganz klei-nes Schiff, an dem er drei Wochen gearbeitet und auf das er viel Mühe verwendet hatte. Als nun das Gemälde ausgestellt wurde und das Volk herbeiströmte, bemerkte Leonardo, daß die Leute sich hauptsächlich an der Ecke des Bildes zusammendrängten, wo das mit so gro-ßer Sorgfalt gemalte Schifflein zu sehen war. „Seht nur, wie wundervoll", sprachen sie zu-einander. „Da sieht man, ein wie großer Maler er ist!" Da nahm Leonardo, als er abends allein war, seinen Pinsel und löschte mit einem kräftigen Strich das kleine Schiff für immer aus. Denn er sagte: „Niemand soll je wieder in meinem Bild auf etwas anderes seine Bewunderung richten als Jesus!“

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Das sollte auch unser höchstes Ziel in unserem Leben sein, daß es Menschen dazu bringt, den Herrn Jesus zu bewundern und nicht uns! Wenn ich früher gepredigt hatte, stand ich ja nach dem Gottesdienst immer am Ausgang, um die Gottesdienstbesucher zu verabschieden. Ich bekam dann manchmal Kommentare zur Predigt. Wenn jemand sagte:„Danke für die gute Predigt,“ dann war das gut gemeint und nett gesagt. Aber wenn ich hörte: „Was haben wir doch für einen wunderbaren Gott!“, dann habe ich mich echt gefreut, weil ich wußte: Ich habe mein Ziel erreicht mit der Predigt. 2011 war das Jahr der Plagiatsjäger. Plagiatoren sind Menschen, die Texte anderer als die eigenen ausgeben. Sich selbst die Ehre zu nehmen für etwas, was Gott getan hat, das ist das schlimmste Plagiat. Was ist die schlimmste Sünde? Meine Antwort auf diese Frage wäre bis gestern: Gottes Heilsangebot in Jesus Christus nicht anzunehmen. Aber gestern in der Predigtvorbereitung habe ich erkannt: Damit schadet man ja „nur“ sich selbst. Aber wer Gott die Ehre verwei-gert, die Ihm gebührt, schadet Gott damit. Er betrügt und bestiehlt Gott damit. Sind wir als Gläubige frei von dieser Sünde? Nicht, wenn unsere Tischgebete zum gedankenlosen frommen Plappern werden (diese Ge-fahr besteht!). Nicht, wenn wir für Gebetserhörungen nicht zutiefst dankbar sind, auch im Gebet. Nicht, wenn wir fast vergessen, daß unsere Charakterstärken Geschenke Gottes sind und daß wir unsere Leistungen nur mit Seiner Kraft zustandegebracht haben. Und nicht, wenn uns viel zu wenig bewußt ist, wie sehr wir von Gottes Gnade, Geduld und Treue ab-hängig sind.

26 Seht doch eure Berufung an, Geschwister; denn es sind nicht viele Weise aus menschlicher Sicht, nicht viele Mächtige, nicht viele aus den besten Familien, 27 sondern das in den Augen der Welt Dumme hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen, und das in den Augen der Welt Schwache hat Gott auserwählt, um das Starke zu beschämen, 28 und das in den Augen der Welt Gewöhnliche und das Ver-achtete hat Gott auserwählt, das, was nichts (wtl.: nicht) ist, um das, was (etwas) ist, zunichte zu machen, 29 damit kein Mensch sich vor Gott rühmt. 30 Von Ihm aber kommt es, daß Ihr mit dem Messias Jesus vereinigt seid, der für uns Weisheit von Gott geworden ist, Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung, 31 damit, wie geschrie-ben steht: „Wer sich rühmt, der soll sich wegen des Herrn rühmen.“

1) Gottes Ziel mit unserer Berufung (V. 26 – 29) a) Daß das in der Welt Angesehene beschämt wird (V. 26 – 27) b) Daß das in der Welt Angesehene zunichte wird (V. 28) c) Daß sich kein Mensch vor Ihm rühmen kann (V. 29)

2) Gottes Ziel mit unserem Heil

1 Heinz Schäfer: Hört ein Gleichnis, Stuttgart: Christliches Verlagshaus 1982/4, Seite 171

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a) Daß wir mit dem Messias Jesus vereinigt werden (V. 30) b) Daß, wer sich rühmt, sich Seinetwegen rühmt

Gottes Ehre ist Sein höchstes Ziel. AMEN.

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