8 Wohl fühlen im Büro - Lauble Consult...2016/07/08  · Wohl fühlen im Büro Muffige Atmosphäre...

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Editorial Wohl fühlen im Büro p Sich wohl fühlen bei der Arbeit – vor allem ein Frage der Zufriedenheit und befrie- digter Bedürfnisse Fakten Seite 2 p Warum fühlen sich viele im Büro nicht wohl? Welche Gestaltungsdefizite schlagen sich besonders auf das Gemüt der Mitarbeiter? Im Mittelpunkt Seite 3 p Unsere materielle Umge- bung beeinflußt unser Wohl- gefühl. Warum sind gerade Farbe, Form und Material im Büro zentrale Wohlfühl-Fak- toren? Detail 1 Seite 4 p Wohl fühlen im Büro ist auch ein Frage raumpsycho- logischer Gesetze: zum Bei- spiel der persönliche Raum mit seinen verschiedenen Distanzzonen und das Terri- torium Detail 2 Seite 5 p Privatheit und Dichte sind weitere raumpsychologische Kriterien. Auch sie wirken auf unser Wohlbefinden im Büro Detail 3 Seite 6 p Oft schon genügen wenige Änderungen, damit sich Mit- arbeiter im Büro wohl fühlen: Stellwände, Pflanzen, anspre- chende Farben und angenehme Beleuchtung – kleine Verän- derungen mit Wirkung Detail 4 Seite 7 p Wohl fühlen im Büro: Alles Wichtige auf einer Seite Auf einen Blick Seite 8 Tips zum Thema p Fragen zum Wohlfühlen im Büro beantwortet die Bundesanstalt für Arbeits- schutz und Arbeitsmedizin, 3 02 31. 9 0710 p Praxis-Berichte zur be- haglichkeitsfördernden Arbeitsplatz-Gestaltung Lauble Consult, 3 0 84 65. 1737-63 p Literatur-Empfehlung: Bundesanstalt für Arbeits- schutz und Arbeitsmedizin: Farbe am Arbeitsplatz. Hin- weise für die praktische Farb- gestaltung. Dortmund 1999. Frieling, Heinrich: Farbe am Arbeitsplatz. Hrsg. vom Bayerischen Staatsministeri- um für Arbeit und Sozial- ordnung. München 1984. Fritz, Hans-Joachim: Menschen in Büroarbeits- räumen. München: Moos 1982. Gottschalk, Ottomar/ Sabine Latuska/Sabine Segelken: Arbeit im Büro. Ergebnisse des Forschungs- projektes »Arbeitsstätte Büro«. Berlin: Hochschule der Künste 1992. Probst, Robert: Das Büro – eine flexible Einrichtung. Hrsg. von Herman Miller. Basel 1972. Schmale, Hugo: Psycho- logie der Arbeit. Stuttgart: Klett-Cotta 1983. Sundstrom, Eric: Work places. The psychology of the physical environment in offices and factories. Cam- bridge: Cambridge University Press 1986. Arbeitsumfeld, sondern der gesamten Bürokultur. Und dazu zählen neben materiel- len Faktoren wie Möblierung und Ausstattung auch imma- terielle: die Art der Aufgabe und persönliche Freiräume bei der Tätigkeit, die Kontakte zu Kollegen und die Zusam- menarbeit in der Gruppe, Achtung und Anerkennung durch Kollegen und Vorge- setzte, humane Arbeitszeiten und kultivierte Umgangsfor- men, Status und Prestige. Nicht selten beeinflußt die materielle Bürokultur die im- materielle. So kann ein ange- nehmes Umfeld durchaus die Stimmung bei den Mitarbei- tern heben und die Zusam- menarbeit und das Arbeits- klima positiv stimulieren. Die heute anerkannten psycholo- gischen Wechselwirkungen zwischen Mensch und gestal- teter Umwelt beschrieb Winston Churchill mit der Formel: »Zuerst formen wir unsere Gebäude und dann formen sie uns.« Zwei gegensätzliche Welten Der Gegensatz könnte oft kaum größer sein: bei der Arbeit die muffige und triste Atmosphäre im Büro, zu Hause das mit viel Bedacht und Mühe angenehm gestaltete Ambiente in den eigenen vier Wänden. Dabei sollte das be- hagliche Büro ebenso selbst- verständlich sein wie die wohlige Wohnung. Denn je- der Angestellte verbringt oft mehr Zeit am Arbeitsplatz als im eigenen Wohnzimmer. Außerdem: Der Grauschleier im Büro schlägt vielen Mitar- beitern aufs Gemüt. Folge: kümmerliche Kreativität, mangelnde Motivation und eine Arbeitsleistung weit un- ter den Möglichkeiten der Mitarbeiter; denn optimale Leistung bringt nur der, der sich auch wohl fühlt. Bürokultur Natürlich: Sich wohl zu fühlen bei der Arbeit ist nicht zu allererst eine Frage der Ge- staltung von Arbeitsplatz und 8

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EditorialWohl fühlenim Büro

p Sich wohl fühlen bei derArbeit – vor allem ein Frageder Zufriedenheit und befrie-digter BedürfnisseFakten „Seite 2

p Warum fühlen sich vieleim Büro nicht wohl? WelcheGestaltungsdefizite schlagensich besonders auf das Gemütder Mitarbeiter?Im Mittelpunkt „Seite 3

p Unsere materielle Umge-bung beeinflußt unser Wohl-gefühl. Warum sind geradeFarbe, Form und Material imBüro zentrale Wohlfühl-Fak-toren?Detail 1 „Seite 4

p Wohl fühlen im Büro istauch ein Frage raumpsycho-logischer Gesetze: zum Bei-spiel der persönliche Raummit seinen verschiedenen Distanzzonen und das Terri-torium Detail 2„Seite 5

p Privatheit und Dichte sindweitere raumpsychologischeKriterien. Auch sie wirkenauf unser Wohlbefinden imBüroDetail 3 „Seite 6

p Oft schon genügen wenigeÄnderungen, damit sich Mit-arbeiter im Büro wohl fühlen:Stellwände, Pflanzen, anspre -chende Farben und angenehmeBeleuchtung – kleine Verän-derungen mit WirkungDetail 4 „Seite 7

p Wohl fühlen im Büro:Alles Wichtige auf einer SeiteAuf einen Blick „Seite 8

Tips zum Thema

p Fragen zum Wohlfühlen imBüro beantwortet die „Bundesanstalt für Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin,30231. 9 0710p Praxis-Berichte zur be-haglichkeitsfördernden Arbeitsplatz-Gestaltung„Lauble Consult, 308465. 1737-63p Literatur-Empfehlung:„Bundesanstalt für Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin:Farbe am Arbeitsplatz. Hin-weise für die praktische Farb-gestaltung. Dortmund 1999.„Frieling, Heinrich: Farbeam Arbeitsplatz. Hrsg. vomBayerischen Staatsministeri-um für Arbeit und Sozial-ordnung. München 1984.

„Fritz, Hans-Joachim: Menschen in Büroarbeits-räumen. München: Moos1982. „Gottschalk, Ottomar/Sabine Latuska/Sabine Segelken: Arbeit im Büro.Ergebnisse des Forschungs-projektes »ArbeitsstätteBüro«. Berlin: Hochschuleder Künste 1992. „Probst, Robert: Das Büro– eine flexible Einrichtung.Hrsg. von Herman Miller.Basel 1972.„Schmale, Hugo: Psycho-logie der Arbeit. Stuttgart:Klett-Cotta 1983.„Sundstrom, Eric: Workplaces. The psychology ofthe physical environment inoffices and factories. Cam-bridge: Cambridge UniversityPress 1986.

Arbeitsumfeld, sondern dergesamten Bürokultur. Unddazu zählen neben materiel-len Faktoren wie Möblierungund Ausstattung auch imma-terielle: die Art der Aufgabeund persönliche Freiräumebei der Tätigkeit, die Kontaktezu Kollegen und die Zusam-menarbeit in der Gruppe,Achtung und Anerkennungdurch Kollegen und Vorge-setzte, humane Arbeitszeitenund kultivierte Umgangsfor-men, Status und Prestige.Nicht selten beeinflußt diematerielle Bürokultur die im-materielle. So kann ein ange-nehmes Umfeld durchaus dieStimmung bei den Mitarbei-tern heben und die Zusam-menarbeit und das Arbeits -klima positiv stimulieren. Dieheute anerkannten psycholo-gischen Wechselwirkungenzwischen Mensch und gestal-teter Umwelt beschrieb Winston Churchill mit derFormel: »Zuerst formen wirunsere Gebäude und dannformen sie uns.«

Zwei gegensätzliche WeltenDer Gegensatz könnte oftkaum größer sein: bei der Arbeit die muffige und tristeAtmosphäre im Büro, zu Hausedas mit viel Bedacht undMühe angenehm gestalteteAmbiente in den eigenen vierWänden. Dabei sollte das be-hagliche Büro ebenso selbst-verständlich sein wie diewohlige Wohnung. Denn je-der Angestellte verbringt oftmehr Zeit am Arbeitsplatz alsim eigenen Wohnzimmer.Außerdem: Der Grauschleierim Büro schlägt vielen Mitar-beitern aufs Gemüt. Folge:kümmerliche Kreativität,mangelnde Motivation undeine Arbeitsleistung weit un-ter den Möglichkeiten derMitarbeiter; denn optimaleLeistung bringt nur der, dersich auch wohl fühlt.

BürokulturNatürlich: Sich wohl zufühlen bei der Arbeit ist nichtzu allererst eine Frage der Ge-staltung von Arbeitsplatz und

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Wohl fühlen

Wohlbefinden

Recht auf WohlbefindenArbeit ist Teil des Lebens. DasBüro ist also nicht nur Ort derArbeit, sondern auch Lebens -ort. Dort verbringen wir nichtselten den größten Teil desTages; jeder Angestellte bleibtauch während dieser ZeitMensch. Deshalb möchte ersich nicht nur in seiner Frei-zeit und zu Hause wohlfühlen, sondern auch bei derArbeit im Büro. Bereits 1949hat die Weltgesundheitsorga-nisation (WHO) durch ihreumfassende Definition vonGesundheit jedem Menschenein Recht auf Wohlbefindenzugesprochen: »Gesundheitist ein Zustand vollständigenphysischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens undnicht bloß die Abwesenheitvon Krankheit und Gebrech-lichkeit. Der Genuß des höch-sten erreichbaren Niveausvon Gesundheit ist eines derfundamentalen Rechte jedesMenschen ohne Unterschiedevon Rasse, Religion, politi-scher Überzeugung, ökono-mischer und sozialer Stel-lung.« 40 Jahre später hat dieEuropäische Union durch ihreRahmenrichtlinie zum Arbeits-schutz das Recht des Mitar-beiters auf Wohlbefinden be-kräftigt. In der speziell fürden Büroarbeiter relevantenBildschirm-Richtlinie ver-pflichtet sie die Arbeitnehmer,Arbeitsplätze und Umfeld hu-man zu gestalten: Eine mög -liche Gefährdung des Sehver-mögens, körperliche Problemeund psychische Belastungensollten so ausgeschlossen sein.

Mehr als Zollstock-ErgonomieAuch heute noch glaubenviele Verantwortliche in denUnternehmen, allein die Zoll-stock-Ergonomie führe zu einer Arbeitsplatz- und Büro-gestaltung, die unweigerlichdas Wohlbefinden der Mitar-beiter steigere. Die EU-Bild-schirm-Richtlinie hat diesen

Irrglauben leider noch weiterverfestigt. So als ob behagli-ches Arbeiten im Büro nur eine Frage von Zentimetern,Grad Celsius oder Prozent sei.Unbestritten sind der ergono-misch optimierte Arbeitsplatzund das ergonomisch gestal-tete Umfeld die Basis fürWohlbefinden bei der Arbeit:ein flexibler, dem Mitarbeiterund der Tätigkeit angepaßterArbeitsplatz, angenehmesKlima, reine Luft, wenig aku-stische und optische Unruheund passende Beleuchtungmit viel Tageslicht. Ergono-mie im Büro ist aber nurGrund lage und kein alleinigerGarant für sich wohl fühlendeMitarbeiter. Neben den hartenKriterien der Ergonomie för-dern weitere Gestaltungskri-terien von Arbeitsplatz undUmfeld Wohlbefinden undZufriedenheit der Mitarbeiter:

3die Befriedigung menschli-cher Urbedürfnisse nach einem klar abgegrenztenTerritorium und nach Privat-heit durch eine raumpsycho-logisch geschickte Gestal-tung des Arbeitsbereiches;

3die Befriedigung des Be-dürfnisses nach einem mög-lichst individuell und per-sönlich gestalteten Arbeits-platz und Arbeitsumfeld;

3die Befriedigung ästheti-scher Bedürfnisse durch eingeschmackvoll gestaltetesAmbiente mit gefälligenFarben, Formen und Mate-rialien.

Wohlbefinden und Zufriedenheit entstehen durch Befriedigung vonBedürfnissen. Dabei gibt es eine Hierarchie von Bedürfnissen. Zunächstwerden fundamentale Bedürfnisse befriedigt, dann die nächsthöheren:

Bedürfnis-Pyramide

3fundamentale Bedürfnisseu. a. Stillen von Hunger und Durst, Schlaf

3Sicherheitsbedürfnisseu. a. Schutz, Vorsorge, Angstfreiheit

3soziale Bedürfnisseu. a. Kontakt, Liebe, Zugehörigkeit

3Ich-Bedürfnisseu. a. Anerkennung, Status, Prestige, Achtung

3Bedürfnis nach SelbstverwirklichungEntfaltung aller im Menschen angelegten Möglichkeiten

Pyramide »menschliche Bedürfnisse allgemein«

3fundamentale Bedürfnisseu. a. Gehalt, Urlaub

3Sicherheitsbedürfnisseu. a. Zugehörigkeit, Arbeitsplatzsicherheit

3soziale Bedürfnisseu. a. Arbeitsplatz-Gestaltung, Arbeitsklima

3Ich-Bedürfnisseu. a. Anerkennung, Status, Prestige, Achtung

3Bedürfnis nach Selbstverwirklichunggezielte Selbstentfaltung

Pyramide »menschliche Bedürfnisse bei der Arbeit«

Wohl fühlen im BüroMenschliche Bedürfnisseim BüroMenschen fühlen sich wohl,wenn wichtige Bedürfnissegebührend erfüllt sind. ImBüro geschieht das vorallem durch„Schaffung günstiger

Rahmenbedingungen (z. B. angemessene Ent-lohnung);

„organisatorische Maß-nahmen (z. B. interessante Arbeit, Wechsel der Ar-beitsinhalte, psycholo-gisch gute Führung);

„attraktive und ergonomi-sche Gestaltung der räumlichen Umwelt

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Im Mittelpunkt

Wohl fühlen

im Büro

Muffige AtmosphäreÜberladene Tische, enge, voll-gestopfte Räume, farblosesGrau in Grau, triste, deprimie-rende, muffige Atmosphäre –so präsentieren sich auchheute noch viele Büros. KeinWunder, wenn sich die Mehr-heit der Büro-Angestellten anihrem Arbeitsplatz nicht wohlfühlt. Modernisieren im Bürobedeutet in vielen Unterneh-men, neue, schnelle Compu-ter, eine komfortable Telefon-anlage oder einen leistungs-fähigen Kopierer anzuschaf-fen. Eventuell investieren Un-ternehmen auch in eine ergo-nomische Arbeitsplatz-Ge-staltung oder in die Optimie-rung von Abläufen und derOrganisation. Vernachlässigtdagegen werden soziale undpsychische Grundbedürfnisseder Mitarbeiter und ihrWunsch nach einem ange-

schaft Creative Analytic. DieZusammenhänge indes sindschon lange klar: Mitarbeiterfühlen sich wohl, leisten des-halb mehr und sind stärkermotiviert, wenn sie in einemangenehmen Umfeld arbeiten.

Problem1: Ambiente-DefizitCreative Analytic befragte dieBüro-Angestellten auch, wasihnen an der Gestaltung ihresArbeitsplatzes mißfällt. Unzu-frieden waren die Mitarbeitervor allem mit der ergonomi-schen Qualität von Möbelnund Umfeld sowie mit demunbehaglichen Ambiente.Frauen und jüngere Mitarbei-ter charakterisierten ihr Büro-Ambiente als insgesamt lang-weilig, eintönig und unmo-dern, altmodisch und biederoder billig und schlecht. Größ-tes Problem in vielen Büros:eine ästhetisch gelungene In-tegration der Bürotechnik wieComputer, Bildschirm, Tasta-tur, Maus, Drucker und Tele-fon.

Problem 2: Unpersönliche Arbeitsplatz-GestaltungOft haben Mitarbeiter keineWahl: Sie müssen sich wohloder übel mit dem 08/15-Standardarbeitsplatz abfin-den. Vier Fünftel der Büro-Angestellten haben keinerleioder einen nur sehr geringenEinfluß darauf, wie ihr Arbeits-platz und ihr Büroraum ge-staltet sind. Der Grund: starreEinrichtungskonzepte undunflexible Möbelsysteme. Da-bei wünschen sich gerade immodernen, technisch hoch-gerüsteten Büro viele als Aus-gleich einen humanen und etwas individuell gestaltetenArbeitsbereich. Viele verzierendeswegen ihren Arbeitsplatzmit Bildern, Postern, privatenFotos, einem Kalender oderPflanzen. Ihr Ziel: der ureigeneArbeitsplatz mit der ganz per-sönlichen Note.

Problem 3: Mißachten derRaumpsychologieEin klar abgegrenztes Territo-rium, genügend Privatheitund großzügige Platz- undRaumverhältnisse – das sindzentrale Raumbedürfnisse

Wohl fühlen im Büro1

Mitarbeitern mißfällt:„alte Möbel, unergonomi-

sche, zum Teil nicht bild-schirmgerechte Stühleund Tische;

„ sterile, nichtssagende,wenig individuelle Ein-richtung;

„ langweilige, eintönige,triste Farbgestaltung;

„zu enge, kleine, vollge-stopfte Räume;

„kein natürliches, stattdes-sen grelles, störendes(Neon-)Licht;

„ schlechte Luft, keine Klimaanlage;

„ triste, düstere, deprimie-rende Atmosphäre

Mitarbeiter wünschen sich:„ergonomische, bequemere,

gepolsterte, höhenver-stellbare Stühle;

„Möbel aus Naturholz;„modernere »Designer«-

Möbel;„höhenverstellbare Tische;„mehr Stauraum;„Sitzgruppen als Ruhezo-

nen oder Beratungsecken;„mehr Accessoires wie

Bilder oder Pflanzen;„eine buntere, »poppigere«,

fröhlichere oder ruhigere,harmonischere Farbge-staltung;

„hellere Räume mit mehrnatürlichem Licht undweniger Neonlicht

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von Menschen. Sie beeinflus-sen das Wohlbefinden nichtnur im Privatleben, sondernfreilich auch bei der Arbeit.Einrichter und Gestalter vonBüros allerdings nehmen viel-fach zu wenig Rücksicht aufdiese grundlegenden Bedürf-nisse. Gerade am Arbeitsplatzim offen und dicht besiedel-ten Mehr-Personen-, Gruppen-und Groß raumbüro klagenMitarbeiter über Beengtheitund mangelnde Privatheit.

1 Creative Analytic: Summary »Büro-welten«. Wahrnehmung der Büro-gestaltung aus Arbeitnehmer- undUnternehmersicht. UnveröffentlichteStudie. Frankfurt/Main1994.

Einfluß auf die Bürogestaltung

über 250 Mitarbeiter

bis 250 Mitarbeiter

über 30 Jahre

bis 30 JahreAlter der Mitarbeiter

Frauen

Männer

in Unternehmen

Geschlecht71%

89%

91%

69%

72%

84%

Einfluß der Mitarbeiter auf die Bürogestaltung: einen geringen oderüberhaupt keinen Einfluß haben:

Befragungen von Büro-Angestellten

nehmen, ästhetisch anspre-chenden und auch persönlichausgestalteten Arbeitsumfeld.

Wohl fühlen und LeistungDabei macht es durchausSinn, diese vernachlässigtenWohlfühl-Faktoren der Mitar-beiter ernst zu nehmen. Dennbei 87 Prozent aller Ange-stellten beeinflußt die Gestal-tung von Arbeitsplatz undArbeitsumfeld Stimmung undpersönliches Wohlbefindenstark oder gar sehr stark. Ge-rade bei Frauen und jüngerenMitarbeitern beeinträchtigttristes Büro-Ambiente dieemotionale Befindlichkeit.Dies ergab eine repräsentativeStudie der Frankfurter Gesell-

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oDetail 1

Farbe

Form

Material

es immer wieder auch eineFormensprache mit einer stetsgültigen, zeitlosen Ästhetik,die die Mehrheit als ange-nehm und wohltuend empfin-det. Beispiel dafür ist die For-mensprache der Antike. Auchdas Material ist dem Wechsel-spiel von Mode und Zeitgeistunterworfen. Mal werdennatürliche, mal künstlicheMaterialien, mal mit matter,mal mit glänzender, mal mitglatter, mal mit rauher Ober-fläche propagiert.

Farbe, Form und MaterialFarbe, Form und Materialgehören fast immer untrenn-bar zusammen; denn wir neh-men Farben als Bestandteilvon Gegenständen und unse-rer materiellen Umwelt wahr.Farben wirken somit immerim Zusammenhang mit demjeweiligen Objekt und seinen

FarbeEinfluß auf das Wahrneh-men von Gegenständen„Flächengröße: grüne und

blaue Objekte erscheinengrößer als rote und gelbeObjekte;

„ räumliche Lage: grüneund blaue Flächen tretenzurück, rote und gelbeFlächen treten hervor;

„Wärme: Rot und Gelbwirken warm, Blau undGrün wirken kalt;

„Härte: Rot, Weiß, Gelbwirken hart, Grün,Schwarz, Blau wirkenweich;

„Gewicht: helle Farbenlassen Objekte leicht er-scheinen, dunkle Farbenlassen Objekte schwer erscheinen

Weise einwirken, ob wir unsdessen bewußt sind odernicht.«1 So beeinflussen Far-ben physiologische Vorgängewie Stoffwechsel, Hormon-haushalt oder Blutkreislaufgleichermaßen wie den Zu-stand der Psyche. Farbenkönnen aufmuntern, aktivie-ren und motivieren, aber auchermüden, langweilen oder be-drücken. Sie können unserWohlbefinden steuern undsogar heilen. Psychologen,Anthroposophen und Vertre-ter der sanften Medizin setzenFarben zur Therapie ein.

Form und MaterialÄhnlich wie die Farbe beein-flussen auch Form und Mate-rial der Dinge unserer Umge-bung unser emotionales Emp-finden. Allerdings ist die Wir-kung verschiedener Formenund Materialien im Gegensatz

Reflektiertes LichtFarbe ist reflektiertes Licht.Wir sehen Farben, weil diebetrachtete Oberfläche nurdiejenigen Lichtstrahlen desSpektrums reflektiert, die wirwahrnehmen; alle anderenwerden absorbiert. Ein Bei-spiel: Eine graue Tischplatteabsorbiert außer dem grauenBereich alle anderen Licht-strahlen des Spektrums. Durchdie Zapfen auf der Netzhauterkennen wir die Farben. Mitabnehmendem Licht werdendie Farben zusehends fahler.Bei Dunkelheit nehmen wirdie Welt in Grautönen wahr,und zwar über die Stäbchenauf der Netzhaut. Rein phy-siologisch können wir zwarmehrere100000 verschiedeneFarb töne unterscheiden. Be-nennen können Männer je-doch nur etwa15, Frauen 25Farben. Dabei ist Blau die vonden meisten Menschen bevor-zugte Farbe, gefolgt von Rot,Grün und Gelb. Zu diesem,immer gleichen Ergebnis ge-langen Studien zur Vorliebevon Farben.

FarberlebenDie Erfahrungen, die wir miteiner Farbe in der Natur ma-chen, prägen unser persönli-ches Farberleben nachhaltigund dauerhaft: Blau als Farbevon Himmel und Meer, Rotals Farbe von Blut, Feuer undGlut, Gelb als Farbe des Son-nenlichts, Grün als Farbe vonWiese, Wald und Vegetation.Assoziationen, die wir mit be-stimmten Farben verknüpfen,beziehen sich auf diese Erfah-rungen.

Wohl fühlen mit FarbenFarben gehören ganz selbst-verständlich zu unserem Leben. Nur selten nehmen wirsie bewußt wahr. Und dochkönnen sie in unserem Be-wußtsein eine tiefe Wirkunghervorrufen. Der Einsatz vonFarben ist nicht nur eine Frageästhetischen Empfindens unddes Geschmacks – Farbenübermitteln vielmehr auch eine Botschaft, warnen vorGefahr oder erleichtern dieOrientierung. Darüber hinausstimulieren sie Körper, Geistund Seele. »Farben«, so Johan-nes Itten »sind Strahlungs-kräfte, Energien, die auf unsin positiver oder negativer

zur Farbe kaum erforscht.Wie runde oder eckige, sym-metrische oder asymmetri-sche, geometrische oder orga-nische Formen auf unserePsyche wirken, welche wir alsangenehm empfinden undwelche wir vorziehen, darü-ber gibt es keine gesichertenErkenntnisse. Sicher ist dasvor allem auch eine Fragevon Mode und Trend, Zeit-geist und Zeitgeschmack,aber auch immer eine Frageindividuellen ästhetischenEmpfindens. Allerdings gibt

Ganzheitliche Farbgestaltung

Neben ästhetischen und farbpsychologischen Aspekten sind auchergonomische Kriterien bei der Farbgestaltung im Büro wichtig:

Akzentfarben

3Raumbetonung3Accessoires3Signalwirkung3Aufmerksamkeit

Begleittöne

3Wand- undBodenfarben

3großflächigeDekorationen

Ergo

nomische Farben

3Arbeitsflächen3Frontflächen3Oberflächen

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unterschiedlichen Gestalt-merkmalen. Die gleiche Farbekann bei verschiedenen Ge-genständen vollkommen un-terschiedlich wirken.

1 Itten, Johannes: Kunst der Farbe.Subjektives Erleben und objektivesErkennen als Wege der Kunst. Ravensburg: Ravensburger1991.

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Detail 2

Persönlicher Raum

Territorium

Kontrolle

Psychologische DimensionRäume sind für uns mehr, alswir für gewöhnlich mit unse-ren Augen sehen. Jeder Raumhat für jeden Menschen aucheine unsichtbare, psychischeDimension. Die Psychologiedes Raums lenkt unser Ver-halten. Raumspezifische Ver-haltensmuster wie persönli-cher Raum oder Territorialitätsteuern und ordnen dabei diezwischenmenschliche Bezie-hung. Aspekte der Raumpsy-chologie sind deswegen einwichtiges Kriterium für dasWohlgefühl am Büro-Arbeits-platz.

Persönlicher RaumIn der Regel ist es uns unan-genehm, wenn uns jemandohne zwingenden Grund zunahe kommt. Im Alltag wah-ren wir Abstand zu anderenMenschen. Dieser Abstand

Persönlicher Raum2

Distanzzonen„ intime Distanz: 0 bis

45cm; intimer Nah -bereich;

„persönliche Distanz: 45bis 120cm; Abstand beivertrauten und persön -lichen Gesprächen;

„ soziale Distanz: 120 bis350cm; Abstand bei ge-sellschaftlichen und ge-schäftlichen Anlässen;

„öffentliche Distanz: ab350cm; Abstand beiformlosen Zusammen -künften und Ansprachen

TerritoriumPersonalisierung durchMarkierung von RäumenGrundstücke und Häusermachen wir durch Zäuneund Mauern zu Territorien,Räume durch Türschilder,Arbeitsplätze durch persön-liche Gegenstände wie Fotos,Bilder oder Urkunden. DasMarkieren des Territoriumsist ein wichtiger Akt im Pro-zeß, sich einen bestimmtenRaum ganz persönlich anzu-eignen, zu personalisieren.

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Verhaltensforscher DesmondMorris: »So wie der Hund sein›Revier‹ markiert, indem ersein Bein an bestimmten Bäu-men hebt und seine ›persönli-che Duftnote‹ hinterläßt, soverbreitet auch der Menschüberall in seinem Territoriumsymbolisch seine persönlicheNote. Da wir aber vorwiegendauf visuelle Signale reagieren,benutzen wir diese in ersterLinie.«1 Das Territorium stärktden Besitzer und schwächtden Eindringling. Wer in einfremdes Land, einen fremdenOrt, eine fremde Wohnungtritt, fühlt sich verunsichert,während der Besitzer desRaums im Vorteil ist.

1 Morris, Desmond : Der Mensch, mitdem wir leben. München/Zürich:Droemer1978.

2 Hall, Edward T.: Die Sprache desRaumes. Düsseldorf: Schwann1976.

oder Raum, den wir zu ande-ren einhalten, bezeichnenPsychologen als persönlichenRaum. Er wirkt als psycholo-gische Mauer, als schützendePufferzone. Kein Außenste-hender kann in sie eindrin-gen, ohne Abwehrreaktionenzu provozieren.

DistanzzonenEdward T. Hall entdeckte vierverschiedene Distanzzonen,die Menschen im Umgang mitanderen einhalten: die intime,die persönliche, die gesell-schaftliche und die öffentli-che Distanz. Dabei unter-scheidet Hall bei jeder Zone

Persönlicher Bereich am Arbeitsplatz

Befragungen von Büro-Angestellten

persönlicher Bereich großBereich um Arbeitsplatz herumoder ganzes Büro

persönlicher Bereich geringz. B. Kalender oder Bild aufdem Schreibtisch; Schublade,Schubladenecke oder Garde-robenschrank; Schreibtischoder Stuhl oder Schrank

persönlicher Bereich mittelSchreibtisch und Stuhl;Arbeitsplatz=Schreibtischund Stuhl und Schrank

Stufen der territorialen Besitzergreifung des Arbeitsplatzes durchden Mitarbeiter: je höher der Besitzergreifungsgrad, desto größer derpersönliche Bereich des Mitarbeiters, also sein Territorium:

jeweils einen nahen und fer-nen Bereich, insgesamt alsoacht verschiedene Abstände.Die angemessenen Individu-alabstände werden in den er-sten Lebensjahren gelernt. Jenach individuellen Faktoren,Situation und kulturellemHintergrund variieren dieseDistanzen. Bei introvertiertenMenschen ist das Bedürfnisnach persönlichem Raumgrößer als bei extrovertierten.Bei Arabern, Lateinamerika-nern oder Südeuropäern sinddie Abstände geringer als beiDeutschen oder Engländern.

AusnahmesituationenIn Ausnahmesituationen er-lauben wir anderen Men-schen, in unseren persönli-chen Raum einzudringen. Nurin einem überfüllten Raumgestatten wir eine Verkleine-rung unseres persönlichenUmraums. In der brechendvollen U-Bahn oder im dichtbesetzten Fahrstuhl lassen wirsogar Körperkontakt zu undgeben unseren Umraum ganzauf. Dabei entwickeln wiraber eine ganz bestimmteTechnik: Wir behandeln dieanderen Körper sozusagen alsUnperson. Wir ignorieren siebewußt, und sie tun das glei-che. Wir schauen ausdrucks-los weg, starren an die Deckeoder auf den Fußboden undverringern unsere Körperbe-wegungen auf ein Minimum.Wer sich häufig in überfülltenRäumen aufhalten muß, kannsich darauf besser einstellen.Aber niemand wird jemalsvöllig immun gegen die Ein-schränkung seines persönli-chen Raums. Denn eine sol-che Beschränkung ist für unsviel zu sehr mit emotionalenReaktionen gekoppelt – sei esfeindseliger, sei es liebevollerArt.

TerritorialitätDer persönliche Raum wirdoft als mobiles, tragbares Ter-ritorium bezeichnet. Im Ge-gensatz zum persönlichenRaum ist das Territorium aufeinen bestimmten Ort fixiert.Seine Größe ist konstant. Je-des Territorium besitzt Mar-kierungen; die Grenzen sindfür jedermann sichtbar. Der

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Privatheit

Dichte

Dichte, gemessen als Perso-nenzahl pro Flächeneinheit.Zum anderen kann die Anwe-senheit zu vieler anderer Men-schen ebenfalls zu einer zuhohen Dichte führen – hohesoziale Dichte. Das subjektiveEmpfinden von Enge wegenzu hoher Dichte wird auch alsEngegefühlt, Beengtheit oder»crowding« bezeichnet.

Privatheit im BüroBedeutung von Privatheitbei leitenden Angestellten2

„ohne Ablenkung arbeitenzu können: 60%;

„die Information über sichselbst kontrollieren kön-nen: 35%;

„ tun können, was manmöchte: 35%;

„den Zugang zum eigenenArbeitsplatz kontrollierenkönnen: 25%;

„Alleinsein: 25%

Zu hohe Dichte im BüroAuswirkungen3

„ signifikante Leistungs -verschlechterung beimBearbeiten komplexerAufgaben;

„herabgesetzte Frustra -tionstoleranz;

„geringeres Durchhalte-vermögen beim Bearbei-ten anschließender Auf-gaben (Nachwirkung);

„ sozialer Rückzug;„negative Gefühle gegen -

über anderen Anwesenden;„negative Einstellung zur

Aufgabe;„geringere Kreativität;„geringere Autonomie

schützte Kommunikation.«1

Das optimale Maß an Privat-heit am Arbeitsplatz hängt abvon den persönlichen Vorlie-ben, aber oft noch weit mehrvon der Art der Tätigkeit. EineAufgabe, die hohe Konzentra-tion erfordert oder bei dervertrauliche Kommunikationwesentlich ist, benötigt weitmehr Privatheit als eine Rou-tinetätigkeit. Aber selbst beieiner eher einfachen Arbeitbewirkt ein Mehr an Privatheitauch ein Mehr an Arbeitszu-friedenheit und Leistung.

DichteDichte ist das Ausmaß derStimulation durch andereMenschen. Zu hohe Dichte beider Arbeit empfinden wir oftals störend. Sie entsteht zum einen durch eine zu starke räumliche Nähe zu anderenMenschen – hohe räumliche

Wohl fühlen durch Teilabschirmung

3 Bei Rückendeckung mitgewisser Abgeschlossenheitfühlen wir uns noch wohler

4 Drei Seiten mit einer relativgroßen Öffnung – in derRegel die beste Abschirmung

5 Vierseitige Abgeschlossenheit isoliert, schottet ab, führt zu Vereinsamung

1 Im offenen Raum ohneRückhalt fühlen wir unsnicht wohl

2 Rückendeckung verleihtSicherheit und Geborgenheit

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Dichte und WohlbefindenZu hohe Dichte lenkt ab, führtzu Konzentrationsmangelund letztendlich auch häufigzu Streß. Dabei hängt das Gefühl der Beengtheit ab vonindividuellen, räumlichen, sozialen und situationsbe-dingten Faktoren. Die Art derTätigkeit spielt auch hier eineRolle. Wenn wir in der Regelalleine arbeiten, fühlen wiruns schneller beengt, alswenn wir gewohnt sind mitanderen zusammenzuarbei-ten. Hindert uns die Dichtezudem beim Erledigen einerAufgabe, empfinden wir sieals besonders störend. DerGrad der Beengtheit hängthäufig auch zusammen mitMacht und Status. Wer in einer Abteilung bestimmt, istweniger empfänglich fürDichtestreß als Mitarbeitermit nur geringem Einfluß.

1 Schaible-Rapp, Agnes: Arbeitsum-welt. Lehrunterlage der Fernuniver-sität Hagen1991.

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PrivatheitNeben dem persönlichenRaum und dem Territoriumbeeinflussen auch Privatheitund Dichte als weitere zentraleraumpsychologische Faktendas Wohlfühlen im Büro. Da-bei ist Privatheit ohne das eigenkontrollierte Territoriumnicht möglich. Im Büro ist fürden Mitarbeiter in der Regelder Arbeitsplatz das zentraleTerritorium. Privatheit bedeu-tet dort dreierlei: 3die Möglichkeit, sich am Arbeitsplatz von anderenzurückzuziehen, um unge-stört und konzentriert zu arbeiten;

3die Kontrolle über Reize undInformationen von außen,die an den Arbeitsplatzdringen; dadurch lassensich unerwünschte Einflüsseaus der Umgebung vermin-dern wie z. B. Ablenkungoder Störung;

3die Regulierung der Bezie-hung zu anderen durch eineZugangskontrolle zum Arbeitsplatz.

Im Büro und am Arbeitsplatzunterscheidet man vor allemzwischen visueller und aku-stischer Privatheit. VisuellePrivatheit heißt, weder durchdas Wahrnehmen anderer ab-gelenkt oder gestört, nochvon anderen gesehen oder beobachtet zu werden. Aku-stische Privatheit bedeutet,sprechen zu können, ohnevon anderen gehört (»speechprivacy«), aber auch durch dieGespräche anderer nicht ge-stört zu werden. Optimaleakustische und visuelle Pri-vatheit im Büro bietet dahernur das Einzelzimmer.

Privatheit und WohlbefindenPrivatheit schützt uns vor zu-viel oder zu wenig Stimula -tion durch Reize von außen.Weil sie den Austausch mitanderen reguliert, bewahrt sieuns vor sozialer Überlastung.Privatheit am Arbeitsplatz hataber noch weitere Funktionenfür unser psychisches Wohl-befinden: »Identitätserleben,Selbstachtung und Selbst-wert«, so die PsychologinAgnes Schaible-Rapp, »wer-den vom Ausmaß der Privat-heit beeinflußt, ein privaterRaum garantiert persönlicheAutonomie, emotionale Ent-spannung, Schutz des Ich vorder Kritik anderer und ge-

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Schritte zum

Wohlfühl-Büro

Kleine Schritte mit WirkungBehaglichkeit im Büro läßtsich gestalten: durch Beach-ten psychologischer undästhetischer Bedürfnisse so-wie einer individuelleren Ge-staltung. Oft genügen schon kleine Änderungen, damitsich Mitarbeiter im Büro wohlfühlen: 3mehr Privatheit am Arbeits-platz und mehr Fläche zurpersönlichen Dekorationdurch Stellwände,

3Pflanzen, 3ansprechende Farben,3eine angenehme Beleuch-tung.

Man muß das Büro nicht im-mer umfassend und aufwen-dig neu gestalten, damit sichdie Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen.

Möbel. Ideal unter diesem Ge-sichtspunkt: ein einheitlicherArbeitsplatztyp für alle Mitar-beiter. Aber auch hier solltendie Wünsche und Vorstellun-gen der Mitarbeiter in die Ge-staltung dieses Arbeitsplatz-typs einfließen. Für eine syste -matische Beteiligung der Mit-arbeiter am Planungsprozeßhat die BeratungsgesellschaftLauble Consult ein ganzheit -liches Konzept entwickelt. ImMittelpunkt steht eine Prio-ritätenmatrix. Sie enthält 17Komponenten, die bei der Ge-staltung eines Büro-Arbeits-platzes maßgeblich sind: er-gonomische und organisato-rische, psychologische undästhetische Faktoren. Mit derPrioritätenmatrix ermittelndie Berater die Vorlieben jedesMitarbeiters: die Rangfolgeder einzelnen Arbeitsplatz-faktoren. Sie ist für die Ge-staltung des Arbeitsplatztypsund des Büroraums eine zen-trale Planungshilfe.

Privatheit und Individualität Ein abgeschirmter Arbeitsbe-reich ist ein wichtiges Mittelfür mehr Behaglichkeit imBüro. Durch Stellwände las-sen sich Arbeitsplätze zumTeil abschirmen. Jeder Mit -arbeiter kann sich dank Ab-schirmung zurückziehen, umrelativ ungestört und konzen-triert zu arbeiten. Stellwändemarkieren aber auch den Arbeitsplatz zu einem eindeu-tig erkennbaren Territorium.Das verschafft mehr Kontrolleüber den eigenen Arbeitsbe-reich, auch über das ge-wünschte Maß der Stimula -tion durch Reize von außen –vor allem Lärm und visuelleUnruhe. Der wandorientierteArbeitsplatz ermöglicht so einen weit höheren Grad anPrivatheit als ein offen ge-stalteter. Die Stellwände bie-ten zusätzlich viel Fläche zurDekoration und Personalisie-rung des Arbeitsplatzes mitpersönlichen Fotos, Bildernoder Postern. Selbst bei dich-ter Besiedlung mindert dieAbschirmung der Arbeits -plätze durch Stellwände dasunbehagliche Gefühl von Beengtheit.

Pflanzen und FarbePflanzen verbessern nicht nurdas Raumklima und die Luft-qualität im Büro, sie sorgenauch durch ihren ästhetischen

Richtige Farbgestaltung1

Wirkung auf die Büroarbeit„Wahrnehmung: Bessere

Unterscheidbarkeit desArbeitsgutes schontAugen und Organismus;Abbau von Streß undFrustration;

„Leistung: Abbau vonMonotonie und Irritatio-nen steigert die Leistungs-fähigkeit und vermeidetvorzeitige Ermüdung;richtiges Licht spieltdabei eine große Rolle;

„Motivation: Die Bereit-schaft erhöht sich imganzen; Abbau belasten-der Sinneseindrücke;subjektive Beeinträchti-gung durch negative Um-gebungseinflüsse wieLärm, visuelle Unruhe,Gerüche, unangenehmeTemperaturen kann sichverringern;

„Erholung: Energieauf-bauende Farb- und Licht -umgebung in der Pausen-zone kann den Erholungs- effekt entscheidend unterstützen;

„Ordnung: Beim Arbeits-fluß sind Farben einwichtiger Ordnungsfaktor;

„Orientierung: Farbe alswichtige Information beimKennzeichnen von Funk-tionen und Symbolen;

„Sicherheit: Sicherheits-farben verringern Unfall-gefahren

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Mitarbeiterbeteiligung: Prioritätenmatrix

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Flexibilität Arbeitsplatz

ArbeitsplatzablageFlexibilität Arbeitsraum

GruppenablageSicherheitstechnik

2 Punkte k wichtiger 1 Punkt k gleich wichtig 0 Punkte k weniger wichtig

Der Büro-Angestellte bewertet jede der 17 Komponenten gegen dierestlichen 16, ob er sie für wichtiger, gleich wichtig oder wenigerwichtig erachtet:

Reiz für mehr Wohlbefinden.Sie bereichern das Ambienteim Büro durch ein Stück Na-tur inmitten sachlich kühlerTechnik. Ihr natürlicher Char-me belebt das oft eintönigeGrau in Grau von Möbeln undMaschinen durch vielfältigeFormen und nuancenreicheGrüntöne. Das Grün derPflanzen sollte im Wohlfühl-Büro nicht der einzige Farb-tupfer sein. Richtig und ge-zielte Farbgestaltung vonRaumwänden, Fußböden,Decken, Möbeln, Ordnungs-mitteln und Accessoires sorgtfür mehr Frische und Schwungbei der Arbeit, mehr Motiva -tion und Zufriedenheit.

1 Frieling, Heinrich: Farbe am Arbeits-platz. Hrsg. vom BayerischenStaatsministerium für Arbeit undSozialordnung. München1984.

Mitsprache der MitarbeiterWer allerdings Arbeitsplätzeund Büros neu gestalten will,sollte auf jeden Fall die Mit-arbeiter von Anfang an mit-einbeziehen. Natürlich: Allen-falls im kleinen Betrieb kannjeder Mitarbeiter seinen Ar-beitsplatz nach eigenen Wün-schen gestalten. In größerenUnternehmen ist das kaumpraktikabel. Hier geht es vorallem auch um einen wirt-schaftlichen Einkauf und einerationelle Organisation der

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Auf einen Blick

Wohl fühlen

im Büro

3 flexible, den Körpermaßen des Mitarbeiters und derTätigkeit angepaßte Arbeitsmittel; richtige Körper-und Arbeitshaltung

3 Schreibtisch: in der Höhe verstellbar, ausreichenderBein- und Körperfreiraum für entspannte Haltung,ausreichende Tischtiefe für belastungsarmeBildschirmarbeit

3 Stuhl: flexibel und vielfältig einstellbar mit Armlehnen

3 angenehme, stimulierende Farbgestaltung

3 ansprechende Formensprache

3 ansprechende Materialien

3 harmonisches, aufeinander abgestimmtesZusammenspiel von Farben, Formen und Materialien

3 Integration von Pflanzen

ergonomischerArbeitsplatz

Basis:Ergonomie

3 Beachten der Distanzzonen und des persönlichen Raums3 Erleichtern der territorialen Besitzergreifung3 Fördern der Personalisierung3 Ermöglichen von Privatheit3 Mindern von Dichte und Beengtheit

3 Einfluß und Beteiligung der Mitarbeiter bei derArbeitsplatz- und Büroraum-Gestaltung

3 individuelle Ausgestaltung von Arbeitsplatzund Büroraum der Mitarbeiter durch persönlicheGegenstände (Accessoires, Fotos, Poster)

Stellwand

Stellwand

3 Farbe im Büroraum: Wände, Decke,Fußboden, Türen

3 Farbe am Arbeitsplatz: Tischoberfläche,Tischgestell, Stuhlbezug, Stuhlgestell

3 Farbtöne und Formen der Pflanzen

3 Abschirmung; Begrenzung und Barriere,eindeutige Markierung des eigenenArbeitsbereiches als Territorium,eigener Raum zur Personalisierung

3 Raum und Fläche zur individuellen,persönlichen Ausgestaltung desArbeitsplatzes

3 lärmarme, der Tätigkeit angepaßte Büroakustik:niedriger Lärmpegel, Mindern des Sprachlärms,Sprachverständlichkeit

3 angenehme, der Tätigkeit angepaßte Beleuchtung:möglichst viel Tageslicht, Arbeitsplatzleuchte,ausgeglichenes Leuchtdichte-Verhältnis im Bildschirm-bereich, keine Reflexionen im Bildschirm

3 angenehmes Klima: reine Luft, ausreichende Luftfeuchte3 gute Konzentrationsbedingungen3 gute Kommunikationsmöglichkeiten

ergonomischesUmfeld

Raumpsychologie

Individualität

Ambiente FarbePflanzen

Überbau:Wohlfühl-Faktoren

zentraleGestaltungsmittel