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PRESSEMAPPE

„100 OBJEKTE. Berlin im Kalten Krieg“

15. Juli 2016 bis 28. Januar 2018

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„100 OBJEKTE. Berlin im Kalten Krieg“

Sonderausstellung im AlliiertenMuseum vom 15. Juli 2016 bis zum 28. Januar 2018

Telefon, Markierungskegel, Bibliotheksausweis – nicht immer erschließt sich die

Bedeutung eines historischen Objektes auf den ersten Blick. Welche Aussagekraft selbst

Dinge des alltäglichen Lebens im Nachhinein besitzen, zeigt die neue Sonderausstellung

des AlliiertenMuseums „100 OBJEKTE. Berlin im Kalten Krieg“. Die Präsentation rückt

100 Objekte ins Rampenlicht, die jedes für sich eine ganz eigene Geschichte aus der Zeit

des Kalten Krieges erzählen. Alltagsgegenstände stehen hier neben politisch aufgeladenen

oder bewusst inszenierten Hinterlassenschaften des Ost-West-Konfliktes. Geschichten aus

den beiden Berliner Stadthälften werden durch Erzählungen zur staatlichen Teilung

Deutschlands und zu den Auswirkungen des globalen Kalten Krieges auf Berlin ergänzt.

Verbindendes Element der Objekte ist ihr Berlin-Bezug. Wie keine andere Stadt der Welt

wurde Berlin zum Brennpunkt des Kalten Krieges. Noch heute machen die Spuren dieser

Zeit einen großen Teil der Faszination Berlins aus.

Die Ausstellung fasst die Schlüsselrolle Berlins im Kalten Krieg in fünf Leitbegriffe und

ordnet diesen die ausgewählten 100 Objekte zu. Sie beschreiben die Bedeutung und Rolle

Berlins als Symbol, Front, Bühne, Schaufenster und Erinnerungsort des Kalten Krieges.

Neben der politischen Dimension des Ost-West-Konfliktes rückt dabei der Alltag in der

geteilten Stadt in den Fokus. Die ausgewählten Objekte und ihre Geschichten

veranschaulichen die Zusammenarbeit und Konfrontation der vier Siegermächte,

reflektieren die Teilung der Stadt und illustrieren das inszenierte politische Selbst-

verständnis West- und Ost-Berlins als „Vorposten der Freiheit“ bzw. als „Hauptstadt der

DDR“. Darüber hinaus zeigen sie, welche Auswirkungen der Kalte Krieg auf das kulturelle,

wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben hatte und wie eng die Lebenswirklichkeit der

Berliner Bevölkerung mit den politischen Entwicklungen verknüpft war. Ein weiterer

Schwerpunkt der Ausstellung ist die zentrale Bedeutung Berlins als Erinnerungsort des

Kalten Krieges. Ikonen der Erinnerungskultur wie das britische Luftbrückenflugzeug oder

das Kontrollhäuschen vom Checkpoint Charlie dienen im öffentlichen Gedächtnis bis

heute als Sinnbilder des Ost-West-Konfliktes. Andere Erinnerungsorte entstanden erst

später, sind in ihrer Aussagekraft jedoch nicht weniger eindrucksvoll.

Die Perspektive, die durch die Ausstellungsstücke vermittelt wird, ist dabei je nach Objekt

und Betrachtungsweise eine andere. Der Großteil der Exponate stammt aus den umfang-

reichen Sammlungen des AlliiertenMuseums, die für die Ausstellung neu gesichtet und

nach ihrer Aussagekraft über Berlin im Kalten Krieg befragt wurden. Neben der

Perspektive der Westmächte spiegeln diese Objekte häufig persönliche Geschichten aus

Ost und West oder stehen für deutsch-deutsche Sichtweisen. Hinzu kommen ausgewählte

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Leihgaben von anderen Häusern und Privatpersonen, die das Spektrum gezielt erweitern.

Wann immer möglich, werden die Objekte in Einzelvitrinen präsentiert, um eine 360°-

Ansicht zu gewährleisten und die Bedeutung von Originalexponaten zu unterstreichen.

Die dazugehörigen Objektgeschichten sind in einem Textfächer zusammengefasst, der für

den Ausstellungsbesuch ausgeliehen oder im Museumsshop in deutscher, englischer und

französischer Sprache erworben werden kann.

Eine Besonderheit der Präsentation ist, dass die Ausstellung über die Sonderausstellungs-

fläche hinausgeht. Objekte in der Dauerausstellung und auf dem Freigelände des

Museums werden an ihren Standorten als Objekte des Kalten Krieges markiert und neu

interpretiert. Auf diese Weise entsteht eine zusätzliche Lesart der Dauerausstellung, die

die Bedeutung des AlliiertenMuseums für die Geschichte Berlins und für die Geschichte

des Kalten Krieges unterstreicht.

Die Ausstellung „100 OBJEKTE. Berlin im Kalten Krieg“ ist vom 15. Juli 2016 bis zum

28. Januar 2018 täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr im AlliiertenMuseum zu sehen.

Begleitend findet ein facettenreiches Rahmenprogramm mit Führungen, Filmabenden

und Vorträgen statt. Besonderes Highlight sind zwei sommerliche Feierabendführungen

am 21. Juli und am 25. August 2016. Im Rahmen des Berliner MuseumsSommers können

Besucher die Ausstellung an diesen beiden Abenden von 19 bis 21 Uhr besichtigen und

sich im Anschluss bei einem Glas Wein unter den Flügeln des Luftbrückenflugzeuges aus-

tauschen (Anmeldung bis jeweils drei Tage vorher). Die erste kostenlose Führung durch

die Sonderausstellung findet am Sonntag, den 17. Juli 2016 um 15 Uhr statt.

Die Pressemappe und honorarfreies Bildmaterial können Sie unter

www.alliiertenmuseum.de/presse herunterladen.

Rückfragen an Christiana Brennecke, mobil: 01575-0339351 oder

[email protected]

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Leitbegriffe der Ausstellung Berlin – ein SYMBOL des Kalten Krieges Objekte und Geschichten zur Zusammenarbeit und der Konfrontation der vier Siegermächte und der beiden deutschen Staaten in Berlin

Ende des Zweiten Weltkrieges lag Berlin in Trümmern. Der nationalsozialistische Staat existierte nicht mehr, die vier Siegermächte übernahmen 1945 die Regierungsgewalt in Deutschland. Die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion besetzten und verwalteten Berlin gemeinsam. Fortan bestimmten Zusammenarbeit und Konfrontation die Politik der vier Mächte.

Spätestens mit der Spaltung der Stadt 1948/49 wurde Berlin zum Schauplatz des Kalten Krieges. Vielen Orten und Bauwerken kamen neue Bedeutungen zu. Bilder, die über die Medien verbreitet wurden, veränderten die Sicht auf die Stadt. Im In- und Ausland wurde Berlin zu einem Sinnbild des Kalten Krieges, dessen prominenteste Beispiele die Berliner Mauer und das durch sie abgeschottete Brandenburger Tor wurden. Auch die Glienicker Brücke besaß – zwischen West-Berlin und Potsdam gelegen – als Ort des Agentenaustausches genügend Strahlkraft, um Hollywood als Filmstoff zu dienen.

Einzelne Objekte beleuchten diese Wahrzeichen, andere erinnern an einschneidende Ereignisse wie den Mauerbau und die Panzerkonfrontation am Checkpoint Charlie 1961. In beiden Stadthälften wurde bewusst symbolische Politik betrieben. Ost-Berlin, die „Hauptstadt der DDR“, propagierte den Sozialismus als Garanten für den Frieden in der Welt. West-Berlin als „Vorposten der Freiheit“ verkörperte das Selbstverständnis und den Anspruch der Westmächte. Diese Differenzen veranschaulichen die Objekte und ihre Geschichten. Berlin – eine FRONT des Kalten Krieges Objekte und Geschichten zu den Grenzen in und um Berlin Die vier Siegermächte teilten Berlin in vier Sektoren auf. Die Sowjetunion, die die ehemalige Hauptstadt des Deutschen Reiches am Ende des Zweiten Weltkrieges militärisch erobert hatte, besetzte den Ostteil der Stadt. In der anderen Hälfte lagen die Sektoren der drei Westmächte. Für die Stadt als Ganzes, für Groß-Berlin, das innerhalb der sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR, lag, galten der Viermächte-Status und die Absicht, Berlin gemeinsam zu verwalten.

In ihren Sektoren hatten zunächst alle vier Siegermächte in großem Umfang Truppen stationiert, um die Besetzung zu sichern. In den Folgejahren verschlechterten sich die

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Beziehungen zwischen der Sowjetunion und den drei Westmächten zunehmend. Die Interessen hinsichtlich der Zukunft Deutschlands waren aus politischen wie aus weltanschaulichen Gründen zu unterschiedlich. Die anfangs offenen Grenzen in Berlin sowie die Grenzen zwischen dem Stadtrand West-Berlins und dem DDR-Umland wurden undurchlässiger und schließlich geschlossen. Nach und nach wurden sie zu einer Frontlinie zwischen Ost und West.

Einzelne Objekte beleuchten das Phänomen der Besatzung und dessen Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft in der geteilten Stadt. Das deutliche militärische Ungleichgewicht zugunsten der Sowjetunion wird ebenso thematisiert wie die Einsatzbereitschaft der Westmächte. Andere Objekte verdeutlichen die Rolle von Spionage und technischen Entwicklungen im Kalten Krieg. Berlin – eine BÜHNE des Kalten Krieges Objekte und Geschichten zum Alltag in Berlin und zum Bild des Kalten Krieges in Kultur und Medien In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Berlin eine führende Kultur- und Medienmetro-pole. Trotz des Zivilisationsbruches, den der Vernichtungskrieg im Osten und der Völkermord an den europäischen Juden bedeutete, förderten alle vier Siegermächte die Wiederbelebung der deutschen Kultur. So entstanden in den ersten Nachkriegsjahren in Berlin geistig-künstlerische Räume und intellektuelle Zirkel, die altes wie neues kulturelles Leben hervorbrachten.

In den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten jedoch wurden Film, Theater, Literatur, Kunst, Mode und auch der Sport durch den Ost-West-Gegensatz geprägt. In all diesen Bereichen wurden Feindbilder geformt und verfestigt. Dennoch gelang es auf kultureller Ebene auch immer wieder, Brücken zu schlagen.

Die Lebenswirklichkeiten in Berlin spielten sich auf der Bühne dieser Gegensätzlichkeit ab. Wer während des Kalten Krieges in der geteilten Stadt lebte, stand viel eindeutiger als die Menschen anderswo auf der Seite des Westens oder des Ostens. Einzelne Objekte beleuchten das Grenzüberschreiten, das für viele Berliner zum Alltag gehörte. Andere Objekte erzählen persönliche Geschichten von Anpassung und Auflehnung bis hin zur Flucht. Über die Medien gelangten diese Geschichten in die Welt. Um eigene Interessen zu verfolgen und um die eigene Weltanschauung zu propagieren, wurden Kultur und Medien von Ost wie West gleichermaßen als Sprachrohr genutzt.

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Berlin – ein SCHAUFENSTER des Kalten Krieges Objekte und Geschichten zur Wirtschaftsförderung, dem Arbeitsleben und den Kosten des Kalten Krieges in Berlin Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war Berlin Deutschlands wichtigste Industrie- und Wirtschaftsmetropole. Traditionsunternehmen, Konzernzentralen und Produktionsstätten hatten ihren Sitz in der Hauptstadt. Die vollständige militärische Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg beendete diese Ära. Ein Großteil der Unternehmen war zerstört, wurde demontiert oder verlagert. West-Berlin – geografisch von der DDR umschlossen – lag fortan im wirtschaftlichen Niemandsland. Erst nach der sowjetischen Blockade Berlins förderte die Bundesrepublik ab 1950 den Wirtschaftsstandort West-Berlin. Die Zulagen und Subventionen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer waren im Sinne der Lebensfähigkeit der Halbstadt politisch und weltanschaulich motiviert.

In der globalen Auseinandersetzung dienten Ost- und West-Berlin als Schaufenster der beiden politischen Lager. Ost-Berlin gab sich das Image der „Hauptstadt der sozialistischen Moderne“ und warb mit dem Industriepotential der DDR. In West-Berlin gab zunächst der „American way of life“ mit modernen Konsumstandards die Richtung vor. Als Wirtschaftsstandort aber blieb West-Berlin ungeachtet umfangreicher Förderung weit zurück.

Einzelne Objekte beleuchten die wirtschaftlichen Entwicklungen in den beiden Stadthälften. Sie erläutern staatliche Zuschüsse oder stellen Produkte vor, die identitätsstiftend wirken sollten, und sie zeigen das Konkurrenzdenken zwischen Ost und West. Berlin – ein ERINNERUNGSORT des Kalten Krieges Objekte und Geschichten zur Erinnerung an den Kalten Krieg in Berlin Berlin ist ein Erinnerungsort des Kalten Krieges ersten Ranges. Im gemeinsamen Gedächtnis der Berliner, der Deutschen und der Menschen weltweit ist die Stadt untrennbar mit der Epoche des Ost-West-Konflikts verbunden.

Die Erinnerungen an Berlin im Kalten Krieg sind vielfältig, sie sind emotional besetzt und sie unterliegen dem Wandel der Zeit. Manche wurden durch Zeitgenossen geformt, andere setzten erst nach Ende des Kalten Krieges ein und können – beispielsweise durch die Popkultur – geprägt sein.

In Berlin treffen diese verschiedenen Schichten der Erinnerung an den Kalten Krieg aufeinander. Sie speisen sich aus lokalen, nationalen oder gar weltweiten Quellen und

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beziehen sich auf bestehende oder bereits verschwundene Orte, auf materiell-dingliche Hinterlassenschaften, auf Bilder und vieles mehr.

Einzelne Objekte beleuchten offizielle Geschichtsdarstellungen, die sogenannten Meistererzählungen des Ost-West-Konflikts. Andere zeugen von staatlich initiierten und betriebenen Erinnerungsorten des Kalten Krieges in Berlin. Und manche Objekte gehen auf die Initiative von Privatpersonen zurück, die – im Sinne einer musealen Erinnerung – ihre Erinnerungsstücke an das AlliiertenMuseum oder andere Einrichtungen übergeben haben.

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Exemplarische Objektgeschichten

Leitkegel von der Glienicker Brücke 1980er Jahre AlliiertenMuseum, Berlin

„Ich bin frei“

Am 29. September 1990 betrat eine Gruppe Soldaten die Glienicker Brücke, in deren Mitte die Grenze zwischen West-Berlin und der DDR verlief. Von dem Grenzübergang, der in erster Linie den vier Siegermächten, aber nicht der deutschen Bevölkerung offen gestanden hatte, war nur noch wenig zu sehen. Nach dem Mauerfall war die Grenzanlage abgebaut worden. Nur die rot-weißen Leitkegel blieben. Sie markierten nun den Fahrbahnverlauf. Insgesamt zehn Männer, Angehörige der sowjetischen, der britischen und der amerikanischen Streitkräfte, verewigten ihre Namen auf einem der Kegel.

Die einen waren Mitglieder der Militärverbindungsmissionen der Westmächte, die anderen gehörten vermutlich dem sowjetischen Oberkommando in der DDR an. Dass die Gruppe gerade diesen Ort gewählt hat, um ein Zeichen der Eintracht zwischen alten Gegnern zu setzen, war kein Zufall. Denn die Glienicker Brücke war und ist legendär. Zwischen 1962 und 1986 kam es hier dreimal zum Austausch gefangener Spione. Der erste fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und inspirierte zahlreiche Filme. Den letzten Agentenaustausch erlebte ein Millionenpublikum in den Abendnachrichten.

Die „Agentenbrücke“ zwischen West-Berlin und Potsdam war darüber hinaus auch eine Nahtstelle zwischen den Einflusssphären der USA und der Sowjetunion. Das absehbare Ende des Kalten Krieges quittierte einer der Soldaten auf dem Kegel mit dem russischen Wort für „Völkerfrieden“, ein zweiter verkündete auf Englisch „Ich bin frei“.

Telefonapparat aus dem Alliierten Kriegsverbrechergefängnis Spandau 1953 AlliiertenMuseum, Berlin Gemeinsam bis zum Schluss

3 612 156 – unter dieser Telefonnummer war bis 1987 ein Büro im Alliierten Kriegsverbrechergefängnis Spandau zu erreichen. Im Juli 1947 waren in dem ehemaligen Festungsgefängnis sieben deutsche Kriegsverbrecher inhaftiert worden, die beim Internationalen Militärtribunal – den Nürnberger Prozessen – zu Haftstrafen verurteilt worden waren. Obwohl das Gefängnis im britischen Sektor lag, wurde es bis zum Schluss von den vier Alliierten gemeinsam verwaltet. In der Praxis bedeutete dies,

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dass die vier Siegermächte sich jeden Monat mit großem Zeremoniell abwechselten – die vier Direktoren und das Wachpersonal im Außenbereich lösten einander ab. Weitreichende Entscheidungen wurden von allen Direktoren gemeinsam getroffen.

Die gemeinsame Verwaltung war ein Stimmungsmesser im Kalten Krieg. Zur Zeit der Berlin-Blockade ließ die Sowjetunion nur minimale Rationen an die Gefangenen verteilen. Zeitgleich planten die Amerikaner, die Kriegsverbrecher in die Westzonen, außerhalb der sowjetischen Reichweite, zu verlegen. Mit dem Ende der Blockade versiegten diese Überlegungen jedoch. Die Westmächte wollten keine neue Krise heraufbeschwören.

1987 endete die gemeinsame Aufgabe, als Rudolf Heß, der letzte Insasse, mit 93 Jahren Selbstmord beging. Die einzig verbliebene, gemeinsam verwaltete Einrichtung war fortan die Alliierte Luftsicherheitszentrale. Das Gefängnis wurde abgerissen, um zu verhindern, dass der Ort zur Kultstätte für Neonazis werden würde. Einer der Bauarbeiter der Abrissfirma konnte jedoch noch ein Telefon mitnehmen. Er übergab es später dem AlliiertenMuseum. Armbinde des Sanitäters Daniel E. Southard der 6. US-Infanterie 1961 AlliiertenMuseum, Berlin

Der gefährlichste Ort der Welt

Die Erinnerung Daniel E. Southards an den 27. Oktober 1961 beginnen mit einer Sirene. Erst erklang sie einmal, dann zweimal – Alarmstufe Rot. Soweit war das Signal keine Seltenheit in diesem Jahr des Mauerbaus. Doch dann ertönte die Sirene ein drittes Mal. „Drei Sirenen bedeuten: Scheiße, die Russen kommen“, erzählt Southard später. Er war seinerzeit Sanitäter der 6. Infanterie der US-Armee. An diesem Nachmittag standen sich zehn amerikanische und zehn sowjetische Panzer am Checkpoint Charlie gegenüber.

Der Konflikt hatte sechs Tage zuvor begonnen. Grenzpolizisten der DDR verwehrten einem hohen US-Diplomaten in Zivil den Übergang nach Ost-Berlin. Dieser weigerte sich, sich auszuweisen und bat darum, einen sowjetischen Offizier zu sprechen. Der Bitte kamen die Diensthabenden nicht nach. Für die USA war dies eine Verletzung ihres Rechts auf freien Zugang nach Ost-Berlin. Der Sonderbotschafter der USA, Lucius D. Clay, ließ den Diplomaten deshalb von einer militärischen Eskorte an den DDR-Grenzposten vorbei über die Sektorengrenze begleiten. Clay provozierte bewusst eine Reaktion der Sowjetunion.

16 Stunden standen sich Amerikaner und Sowjets schließlich gegenüber, bis beide Seiten in den Morgenstunden des 28. Oktober ihre Panzer zurückzogen. Sanitäter

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Southard war sich bewusst, wie leicht die Konfrontation hätte eskalieren können. Deshalb hält er seinen Einsatz handschriftlich auf seiner Armbinde fest. Berlin war in diesen Tagen der wohl gefährlichste Ort der Welt. Fragment einer Schutzplane von einer Radarkuppel der Field Station Berlin 1972 AlliiertenMuseum, Berlin

Ein vergessener Ort des Kalten Krieges

Die beiden Ziffern auf der Innenseite dürften die einzigen ursprünglichen Markierungen auf dem Stück Plane sein. Die ehemals weiße Außenseite ist mit Graffiti übersät. Mitten in der Plane klafft ein Loch in Form des Buchstabens „K“.

Die Plane stammt von einem der Radome, jenen prägnanten Radarkuppeln der US-Abhöranlage Field Station Berlin, deren Gebäude auf dem Teufelsberg im vergangenen Jahrzehnt zur Ruine verfallen sind. Als höchste Erhebung in West-Berlin bot der Hügel den idealen Standort für eine Abhörstation. Zwar lag er im britischen Sektor, aber unter der Voraussetzung, dass die Briten sie ebenfalls nutzen durften, genehmigte Großbritannien der US-Armee den Bau der Anlage. Zusammen mit weiteren Abhöranlagen in West-Berlin gehörte die Field Station zum weltweiten Abhörnetz Echelon, mit dem die Sowjetunion und ihre Verbündeten überwacht wurden.

1992 ging die Field Station, deren Technik komplett abgebaut worden war, an das Land Berlin über. Anfangs nutzte die Flugsicherung die Radome. 1996 wurde das komplette Gelände an eine Investorengruppe verkauft, deren Pläne, Luxuswohnungen und ein Hotel zu errichten, jedoch scheiterten. Seither zerstören Vandalismus und unkontrollierter Rückbau den historischen Ort. Die Field Station gehört inzwischen zu den Hauptzentren der Berliner Street-Art-Szene und zieht Touristen und Filmcrews an. Eine kritische, öffentlich geförderte Auseinandersetzung mit diesem Schauplatz des Kalten Krieges gibt es bisher nicht. Wrackteil eines abgeschossenen US-Jagdbombers 1969 Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin Eine Trophäe als Geschenk

„Wrackteil eines Kampfflugzeugs Typ F.105 des amerikanischen Aggressors. Es ist das 2500. abgeschossene Flugzeug – abgeschossen von der Volksarmee über Hanoi am

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6.11.1967“, besagt die Aufschrift. Das Wrackteil ging 1969 als Geschenk vom Ministerium für öffentliche Angelegenheiten der Demokratischen Republik Vietnam – Nordvietnam – an den Magistrat und die Bürger der Stadt Berlin, Hauptstadt der DDR.

Seit 1954 herrschte Bürgerkrieg zwischen dem kommunistischen Norden und dem antikommunistischen Süden des Landes. 1964 griffen die USA aktiv in den Krieg ein. Mit Luftangriffen sollte die nordvietnamesische Nationale Front für die Befreiung Südvietnams (NFL), die von der Sowjetunion und China unterstützt wurde, zurückgeschlagen werden. Wegen des dicht bewaldeten Terrains näherten sich die US-Kampfflugzeuge ihren Zielen im Tiefflug an. Den Guerillakämpfern der NFL, die mit sowjetischen Waffen ausgerüstet waren, gelang es deshalb immer wieder diese abzuschießen.

Für die DDR war Nordvietnam ein „sozialistisches Bruderland“. Im Rahmen der Aktion „Solidarität hilft siegen“, kamen Mitte der 1960er Jahre Schüler, Studierende und Wissenschaftler zur Ausbildung in die DDR – wenngleich sie unter ständiger Kontrolle lebten.

Die Aussichtslosigkeit des Kampfes – der sich auf Laos und Kambodscha ausgeweitet hatte – und die zunehmenden Proteste in der Heimat und der westlichen Welt veranlassten die USA, sich ab 1971 zurückzuziehen. Acht Jahre nach dem Abschuss des Jagdbombers endete 1975 der Krieg mit der Eroberung und Kapitulation Südvietnams. Karikaturzeichnung „Seit ’45 unterwegs“ von Oskar (Hans Bierbrauer) 8. Januar 1973 AlliiertenMuseum, Berlin Keine Fahrt trotz voller Segel

Die Segel des Zweimasters sind gebläht. Auf dem Hauptsegel ist das Berliner Wappentier, der Bär, in seiner West-Berliner Variante mit Laubkrone zu sehen. „Seit ’45 unterwegs“ lautet der Titel der Zeichnung von Oskar, die am 9. Januar 1973 in der Berliner Morgenpost abgedruckt wurde. Doch seitdem scheint das Schiff trotz voller Segel nicht von der Stelle gekommen zu sein. Das Buddelschiff „Berlin“ steckt fest, der Weg aus der Flasche ist versperrt von einem Korken mit den Flaggen der vier Siegermächte.

Die Karikatur erschien als Kommentar auf einen Einspruch, den die Sowjetunion bei den Westmächten und der Bundesrepublik eingelegt hatte. Auslöser war die wiederholte Diskussion über die Erweiterung der Stimmrechte der West-Berliner Abgeordneten im Bundestag und Bundesrat gewesen. Die Abgeordneten durften in Bonn zwar in Ausschüssen mitstimmen, aber weder über Gesetze entscheiden noch an der Wahl des

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Bundeskanzlers teilnehmen. Die Sowjetunion widersprach der Initiative unter Berufung auf das Vier-Mächte-Abkommen von 1971. Darin hatten die Westmächte zugestimmt, dass die Westsektoren Berlins „so wie bisher kein Bestandteil (konstitutiver Teil) der Bundesrepublik Deutschland sind und auch weiterhin nicht von ihr regiert werden.“ Dadurch blieb West-Berlin weiterhin staatsrechtlich ein Sonderfall.

Nichtsdestotrotz brachte das Abkommen zahlreiche Verbesserungen für die Situation West-Berlins. Der Verkehr von und nach Westdeutschland und Reisen nach Ost-Berlin und in die DDR für West-Berliner wurden erleichtert. Sektorenschild in türkischer Sprache 1980er Jahre AlliiertenMuseum, Berlin Keine Rettung in der Spree

„Ende des amerikanischen Sektors. Das angrenzende Gebiet gehört zu Ost-Berlin“, warnt das Schild auf Türkisch. Der weiße Untergrund ist sauber. Löcher zur Anbringung des Schildes fehlen. Wahrscheinlich war es ein Ersatzschild. Nachweislich gab es diese Schilder in den West-Berliner Stadtbezirken Kreuzberg und Neukölln. Sie markierten dort, häufig ergänzt durch deutschsprachige Hinweise, die Grenze zwischen dem amerikanischen und dem sowjetischen Sektor.

Ab Mitte der 1960er Jahre warb West-Berlin ausländische Arbeitskräfte an, da Hilfsarbeiter unter anderem in der Elektro- und Textilindustrie fehlten. Die sogenannten Gastarbeiter – darunter viele Frauen – kamen vor allem aus der Türkei und Jugoslawien. Sie ließen sich mit ihren Familien in den unsanierten und weniger beliebten Wohnungen entlang der Berliner Mauer nieder.

Auch in der Nähe der Oberbaumbrücke, wo im Mai 1975 Çetin Mert in der Spree ertrank. Die West-Berliner Feuerwehr konnte nur vom Ufer aus nach dem fünfjährigen Jungen suchen, da die Spree an dieser Stelle in ganzer Breite zu Ost-Berlin gehörte. Rettungsversuche von Seiten der DDR-Grenzposten gab es nicht. Çetin Mert war bereits das fünfte West-Berliner Kind, das im scharf bewachten innerstädtischen Grenzgewässer ertrank. Sein Tod löste heftige Proteste in der türkischen Gemeinschaft aus. Daraufhin stellte der West-Berliner Senat zweisprachige Warnhinweise auf. Erst Monate später unterzeichneten Senat und DDR-Regierung ein Abkommen über Rettungsmaßnahmen in Berliner Grenzgewässern.

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Set „Happenspieße Berliner Fernsehturm“ 1970er Jahre Jula Kugler, Berlin Eine runde Sache

Kleine farbige Türmchen bilden die Griffe der zehn Happenspieße aus Plastik. Sie stecken in einem runden Gefäß, das die Kugel des Berliner Fernsehturms detailliert darstellt. Das Vorbild ist auf den ersten Blick zu erkennen – denn der runde Kopf auf dem schmalen Stahlbetonschaft ist ein Alleinstellungsmerkmal. Zur Bauzeit, Ende der 1960er Jahre, war die Kugelform eine architektonische Sensation und technische Meisterleistung, üblich waren bis dahin nur zylinderförmige Bauteile.

Gebildet wird die Kugel aus 120 Edelstahlsegmenten, deren Oberflächenstruktur aus unzähligen abgeflachten Pyramiden besteht, die die Sonne wie ein Diamant reflektieren und Luftverwirbelungen verhindern. Ein Band gebogener Fensterscheiben bietet auf den Besucherebenen ein 360-Grad-Panorama auf Berlin.

Nachdem die Pläne für den Bau eines repräsentativen Hochhauses im Ost-Berliner Stadtzentrum gescheitert waren, entschied die DDR-Führung, den Fernsehturm als prägendes Element für die Stadtsilhouette zu errichten. Ein Fernsehturm war ohnehin dringend erforderlich, um Radio- und Fernsehempfang im Ost-Berliner Raum zu gewährleisten.

Pünktlich zum 20. Jahrestag der DDR 1969 war der Turm fertig. Die SED feierte das höchste Bauwerk in beiden deutschen Staaten als Triumph des Arbeiter- und Bauernstaates. Das bauliche Symbol des Sozialismus fand in Form des Happenspieß-Sets seinen Weg in die Souvenirproduktion und in den Alltag der DDR. Fensterrahmen zur Wandverstärkung aus dem Fluchttunnel Aagaard 1963 Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Zossen

Fenster in die Freiheit

Weißer Lack blättert von den Resten des Fensterrahmens. Einige Bretter, die quer über den Rahmen genagelt worden waren, sind kaum mehr vorhanden. Das Fensterglas fehlt schon lange. Es war auch nicht erforderlich, denn der DDR-Bürger Niels-Martin Aagaard wollte den Fensterrahmen zweckentfremden.

Im Sommer 1962 entschieden seine Frau Lucie und er, gemeinsam mit einigen eng Vertrauten aus der DDR zu fliehen. Das Haus der Aagaards lag nördlich von Berlin in

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Glienicke – nur wenige Meter vom Bezirk Reinickendorf im französischen Sektor entfernt. Die Gruppe beschloss deshalb, einen Tunnel unter der Grenze hindurchzugraben. Vor ihnen war bereits zwei anderen Gruppen aus Glienicke die Flucht durch selbstgebaute Tunnel geglückt. Aus diesem Grund war es besonders wichtig, alle Hinweise auf erneute Tunnelarbeiten zu vertuschen. So begann Lucie Aagaard ihren Friseursalon auszubauen, um den Anschein zufriedener DDR-Bürger zu wahren. Ein Teil der Baumaterialien konnte zudem für den Bau des circa 50 Meter langen Tunnels abgezweigt werden. Das vorhandene Holz reichte jedoch nicht, um die Wände des immer länger werdenden Tunnels abzustützen. Bald wurde alles greifbare Holz, auch Holzdielen aus einem Nachbarhaus und der Fensterrahmen, verwendet. Im März 1963 stießen die Tunnelgräber endlich auf der Westseite durch. Insgesamt gelangten 13 Personen auf diesem Wege in die Freiheit.

2011 wurde der Tunnel vom Archäologiebüro ABD-Dressler freigelegt. Es handelte sich um einen seltenen Fund, da diese Zeugnisse des Kalten Krieges häufig Bauarbeiten zum Opfer gefallen waren. Lesekarten für das Amerika Haus Berlin 1950er Jahre AlliiertenMuseum, Berlin „Mit 3 überfälligen Büchern nach Westdeutschland abgeflogen“

Im November 1955 beantragte und erhielt Jochen F. eine Lesekarte des U.S. Information

Center Berlin. Diese Institution richtete sich vornehmlich an die deutsche Bevölkerung. Sie vermittelte amerikanische Kultur und Werte und war gerade in den Nachkriegsjahren prägend. Der größte Standort war das 1957 eröffnete Amerika Haus am Bahnhof Zoologischer Garten. Dort konnte jeder kostenfrei deutsch- und englischsprachige Bücher lesen und ausleihen. Das Amerika Haus ging aus einer kleinen Bücherei hervor, die im Jahr 1946 eröffnet worden war. Viele der damals rund 2.000 Bücher waren Spenden von heimkehrenden US-Soldaten.

Auch in vielen anderen Städten in der amerikanischen Besatzungszone gab es vergleichbare Einrichtungen. Das Besondere am Berliner Amerika Haus war jedoch, dass es auch Menschen aus dem sowjetischen Sektor erreichte. Der „Ostabiturient“ Jochen F., der ein Gymnasium in West-Berlin besuchte, lieh sich drei Bücher aus, die im Mai 1956 fällig wurden. Er hat sie nie zurückgegeben, weil er mit den Büchern – darunter eine kritische Biografie über Karl Marx – nach Westdeutschland gezogen war. Seine Lesekarte ist rot durchgestrichen.

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Dies war kein Einzelfall. Zahlreiche Lesekarten weisen ähnliche Begründungen auf, warum Leser gesperrt wurden. In diesen Fällen halfen weder Mahnungen noch Hausbesuche, um die Bücher zurückzubekommen.

Noch bis 2006, und damit lange nach Ende des Kalten Krieges, diente das Amerika Haus als Kulturzentrum. Nach aufwändiger Sanierung zog 2014 die Fotogalerie C/O Berlin ein.

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Bildmaterial zur Sonderausstellung „100 OBJEKTE. Berlin im

Kalten Krieg“

Ausstellungssignet

Copyright: Franke∣Steinert GbR;

AlliiertenMuseum

Leitkegel von der Glienicker Brücke

1980er Jahre

AlliiertenMuseum, Berlin

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Telefonapparat aus dem Alliierten

Kriegsverbrechergefängnis Spandau

1953

AlliiertenMuseum, Berlin

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Armbinde des Sanitäters Daniel E.

Southard der 6. US-Infanterie 1961

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Fragment einer Schutzplane von

einer Radarkuppel der Field Station

Berlin 1972

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Wrackteil eines abgeschossenen

US-Jagdbombers 1969

Stiftung Deutsches Historisches

Museum, Berlin

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Karikaturzeichnung „Seit ’45

unterwegs“ von Oskar (Hans

Bierbrauer) 8. Januar 1973

AlliiertenMuseum, Berlin

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Sektorenschild in türkischer

Sprache 1980er Jahre

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Set „Happenspieße Berliner

Fernsehturm“

1970er Jahre

Jula Kugler, Berlin

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Alle Fotos können Sie unter www.alliiertenmuseum.de/presse herunterladen.

Honorarfreier Abdruck nur für die redaktionelle Berichterstattung zur

Ausstellung „100 OBJEKTE. Berlin im Kalten Krieg“.