AACtivity_Online_01/2012

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DIE ZEITSCHRIFT DER ACTIVE COMMUNICATION AG AUSGABE MÄRZ 2012 Multi- modalität im Alltag . Seite 10

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AACtivity_Online_01/2012

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die zeitschrift der active communication ag

ausgabe mär z 2012

multi-

modalität

im alltag .

s eite 10

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IMPRESSUM AusgAbe 01 / 2012

RedAktion Active Communication Ag sumpfstrasse 28 6300 ZuglAyout sidleRdesign, ChamFotos Active Communication Ag

titelseite: Muriel bei der benutzersafari 2011 am erzählen

Jegliche kopie des inhaltes, auch nur Auszugsweise, ist nur mit genehmigung der Redaktion erlaubt. die in der Zeitschrift veröffentlichten beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Warenzeichen sind eigentum der betreffenden Firma.

Aus gründen der guten lesbarkeit unserer texte haben wir auf die Aufführung beider Formen, der weiblichen und männlichen, verzichtet. selbstverständlich sind immer auch weibliche Personen ge-meint. Wir bitten um ihr Verständnis.

editorial 3

Multimodalität in der unterstützten kommunikation 4

Multimodalität durch Hilfsmittel 7

Multimodalität in der schule 9

Multimodalität im Alltag 10

inHAlt.

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Fiore Caponegeschäftsführer Active Communication Ag

editoRiAl.

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liebe AACtivity leserinnen und leser

die ersten schneeglöcklein und krokusse spriessen aus dem noch kalten boden – ein untrügerisches Zeichen dafür, dass der Frühling endlich da ist und der osterhase seine nestchen schon bald versteckt.

«ein untrügerisches Zeichen» – eine klassische Redewendung. die aber viel beinhaltet. so vermitteln wir zum beispiel auch über unsere körpersprache untrügerische Zeichen: verschränkte Arme signalisieren distanziertheit, Augen die ständig den blick-winkel wechseln verraten, dass unser gegenüber wohl nicht die Wahrheit sagt. die körpersprache kann aber auch dazu ver-wendet werden eigene bedürfnisse, Wünsche oder interessen zu vermitteln. dies ist besonders für Menschen mit fehlender oder ungenügender lautsprache wichtig. denn sie benutzen die körpersprache nebst anderen komponenten wie Handzeichen, Mimik und gestik, laute, elektronischen Hilfsmitteln oder sym-bolen zur kommunikation.

in der Fachsprache spricht man von Multimodalität. es sollen dabei sämtliche kommunikationsmöglichkeiten ausgeschöpft werden, um der betreffenden Person die kommunikation zu er-leichtern. Jede Modalität wird ergänzend dort eingesetzt, wo es sinnvoll ist und steigert so die gesamte kommunikationsfähig-keit.

in der aktuellen Ausgabe des AACtivity erfahren sie aus ver-schiedenen blickwinkeln mehr zum thema Multimodalität:

Prof. dr. dorothea lage vermittelt ihnen in ihrem Artikel einen fachlichen einblick in die Multimodalität. sie erläutert weshalb sie der Meinung ist, dass in der unterstützten kommunikation

(uk) Menschen mit einer kommunikativen beeinträchtigung die Möglichkeit haben müssen, von unterschiedlichen kommunika-tionsmöglichkeiten zu profitieren, so dass sie diese voll aus-schöpfen können.

die uk-Verantwortlichen der HPsZ olten evelyne leonhardt und sylvia limacher-grepper berichten zum thema Multimodalität in der schule. ein wichtiges Förderziel der HPsZ lautet, dass jede schülerin und jeder schüler darin unterstützt wird, die eigenen bedürfnisse, Wünsche und interessen so effektiv wie möglich anderen mitteilen zu können.

Christina Riedwyl, die Mutter von Muriel und Helena, erzählt im kundenbericht wie sie ihre beiden töchter, die von geburt an CP haben, dank Multimodalität auf ein möglichst selbständiges le-ben vorbereiten möchte.

daneben finden sie wie gewohnt weitere news und informa- tionen zu Active Communication und unserem tätigkeitsgebiet.

geniessen sie die wärmenden strahlen der Frühlingssonne und lesen sie dazu spannende unterhaltung mit dem neuen AAC- tivity! ich wünsche ihnen schöne ostertage!

im namen des Active-teams

Fiore Capone

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neben einem sprachcomputer wird hier noch eine symboltafel eingesetzt, um sich in situationen wie beim basteln auch verständigen zu können.

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MultiModAlitÄt in deR unteRstÜtZten koMMunik Ation.

Von PRoF. dR . doRotHe A l Age

Jeden tag kommunizieren wir multimodal: wir sprechen, mailen, nicken, telefonieren und benötigen dabei eine Vielzahl an kommunikationsmodi. Auch in der unterstützten kommunikation (uk) sollen Menschen mit einer kom-munikativen beeinträchtigung von unterschiedlichen kommunikationsmöglichkeiten profitieren können, so dass sie diese voll ausschöpfen können.

in der uk gilt es individuell angepasste kommunikationssysteme zu erarbeiten, deren komponenten ganz unterschiedlich und viel-seitig sein können. Wichtig ist dabei die uk-intervention immer auf die soziale und physische umwelt zu zielen, indem Partizipa-tionsbarrieren abgebaut und neue, zusätzliche interaktionsgele-genheiten geschaffen werden. uk-interventionen können nie zu früh oder zu spät beginnen. sinnvoll ist jedoch der möglichst frü-he einsatz von uk, damit die entwicklung möglichst ungehemmt verlaufen kann.

ein grundlegendes Prinzip in der uk ist die Multimodalität in der kommunikation. uk lehnt sich dabei an den Ansatz der «total communication» an. das heisst verschiedene kommunikations-

modi werden eingesetzt. es sollen sämtliche kommunikations-möglichkeiten ausgeschöpft werden, um der betreffenden Person die kommunikativen bedingungen zu vereinfachen. dies betrifft sowohl alle natürlichen, körpereigenen kommunikationsmöglich-keiten eines Menschen wie lautsprache, schrift, Vokalisationen, gesten, Mimik, blickbewegungen, körpersprache, als auch die uk-spezifischen Möglichkeiten, wie der einsatz von technischen kommunikationshilfen und spezifischen körpereigenen Formen wie gebärden. dadurch werden die uk-interventionen auch für Menschen mit schweren kognitiven beeinträchtigungen, die aus-schliesslich mit körpereigenen Ausdrucksformen kommunizieren, sinnvoll und von nutzen.

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kommunikationssituation im klassenzimmer, schüler verständigen sich mit ganz unterschiedlichen kommunikationsmöglichkeiten

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MultiModAlitÄt in deR unteRstÜtZten koMMunik Ation.

Von PRoF. dR . doRotHe A l Age

die Multimodalität bezieht sich ausserdem auf die sinneskanäle, in denen kommunikation wahrgenommen bzw. produziert wer-den kann, nämlich visuell, auditiv und taktil. durch das einsetzen der verschiedenen Modi kann die Mitteilung oft für alle betei-ligten verständlicher werden: denn die gleichzeitige Verwendung verschiedener Modalitäten durch die kommunikationspartnerin kann für diese Personengruppe auch das sprach- und symbol-verständnis von gesprochenem erleichtern. daraus ergibt sich die zentrale Aufgabe in uk, individuelle multimodale kommuni-kationssysteme zu erarbeiten und diese in entwicklungsförder-lichen sozialen interaktionen zu kennen und beherrschen zu ler-nen – und zwar von allen beteiligten interaktionspartnern.

ein multimodales kommunikationssystem setzt sich aus fol-genden komponenten zusammen, wobei sich die kategorisie-rungen immer etwas unterscheiden können:

ZeiCHen und syMbole Zeichen bezeichnen etwas und symbole sind die Repräsentan-ten dafür. das Repräsentierte kann entweder statisch (mit ge-genständlichen, ikonischen, graphischen Zeichen) oder dyna-misch (wie gesten, Handzeichen, gebärden, Augenbewegungen, Fingeralphabet, gesprochene sprache, synthetische sprache, Morsen, etc.) dargestellt werden.

koMMunikAtionsHilFendie kommunikationshilfen helfen das Vokabular bzw. die Zei-chen zu ordnen, zu speichern bzw. für die Aktivierung bereit zu halten. es wird unterschieden in elektronische und nicht-elek-tronische kommunikationshilfen. die elektronischen kommuni-kationshilfen unterteilen sich in solche mit und ohne sprachaus-gabe. beispiele für ein elektronisches gerät ohne sprachausgabe sind elektrische schreibmaschinen und verschiedene Compu-teranwendungen mit speziellen schreibprogrammen. Hier ist eine Hilfsmittelberatung die sinnvollste Art die bedürfnisse zu klären.

AusWAHl-teCHnikentechniken benötigt man für die bedienung der kommunikations-hilfen, um die Mitteilungsbausteine möglichst schnell auswählen und aktivieren zu können. Auswahltechniken erlauben es uns, in einem bestimmten kommunikationsmodus eine Mitteilung zu produzieren. in der uk sind insbesondere die Auswahltechniken von bedeutung: die so genannten direkten wie Zeigen, Anschau-en (elektronisch auch beim eye-tracking), tippen, etc., und die indirekten selektionsarten wie Codierungen und scanning-Ver-fahren. eine besonderee Form des scanning-Verfahrens ist die technik der Ja-nein-Fragen, durch welche die gesprächs- partnerin mit dem Abfragen versucht, eine bestimmte Mitteilung herauszufinden. Auswahltechniken sind zudem für die organi- sation und darstellung des Vokabulars notwendig: denn je schwerer vor allem die motorischen beeinträchtigungen sind,

desto speziellere Auswahltechniken werden notwendig, um ele-mente des Vokabulars möglichst schnell aktivieren zu können. Auch die gestützte kommunikation (FC, Facilitated Communica-tion) ist eine ganz spezifische technik, Mitteilungsbausteine auszuwählen.

koMMunikAtionsstRAtegienkommunikationsstrategien sind wichtig für die gesprächsfüh-rung. sie leiten gespräche ein, halten sie aufrecht und beenden sie. Wir können mit deren Hilfe gesprächsthemen wechseln oder auf ihrer Weiterführung bestehen. sie erlauben, ein gespräch zu steuern. Je nach kommunikativer situation sind andere strate-gien notwendig. techniken und Methoden der gesprächsfüh-rung ermöglichen es zudem, Missverständnisse zu klären und abgebrochene kommunikationen wieder aufzunehmen. Zudem benötigen wir strategien, um überhaupt erst in soziale interak-tionen treten zu können. leider werden diese konversations-strategien immer noch viel zu wenig im bereich der uk-interven-tionen berücksichtigt.

grundsätzlich wird ein individuelles multimodales kommunika-tionssystem nach einer bedürfnis- und fähigkeitsorientierten Abklärung erarbeitet. die leitfrage für eine solche Abklärung lautet: Wie kann die Person was, mit welchen gesprächspart-nern, in welchen situationen bereits kommunizieren, so dass sie verstanden wird und dass sie verstehen kann? und wie kann eine Person mit Mitteln der uk das kommunizieren, was mit kör-pereigenen Formen bisher nicht möglich war? dafür sind eine sorgfältige Wortschatzauswahl bezogen auf die begriffe und Zeichenart entscheidend und ständig zu aktualisieren. die mul-

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KURSEmeldensie sich

jetztfür ihrenkurs an

www.activecommunication.chAnmelden unter

Auch dieses Jahr haben wir in die entwicklung der neuen kurse, ihre Wünsche und bedürfnisse einfliessen lassen. kommen sie in den genuss unserer tollen kurse und eruieren sie gemeinsam mit uns einsatzmög-lichkeiten für das Hilfsmittel, lernen sie wie sie am besten das kern- und Randvokabular im Alltag einsetzen oder werden sie boardmaker-Profi. dies alles bietet ihnen das spannende kursprogramm!

Alle weiteren kurse und informationen finden sie auf www.activecommunication.ch unter Agenda.

Selbständigkeit Unterstützen mit Hilfsmitteln25. April 2012: oensingen

Aimteacher16. Mai 2012: Zug

DynaVox und Tobii Ideenkurs30. Mai 2012: Zug

DynaVox Basiskurs9. Mai 2012: Zug

Boardmaker Basiskurs23. Mai 2012: Zug

Kern- und Randwortschatz – Einsatz im Alltag13. Juni 2012

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MultiModAlitÄt in deR unteRstÜtZten koMMunik Ation.

Von PRoF. dR . doRotHe A l Age

timodale kommunikation unterstützt aber auch den interakti-onspartner: sie machen sich durch den eigenen einsatz dieser uk-Modi (obwohl sie sprechen können) nicht nur verständlicher, indem sie auch multimodal kommunizieren, sondern sie struktu-rieren die kommunikativen situationen auch so, dass mehr Par-tizipations- und Verständigungsmöglichkeiten geschaffen und damit die kommunikationsentwicklung gefördert wird. erst auf dieser basis folgen weitere uk-interventionen im bereich der sozialen und dinglichen umwelt, um das vorhandene entwick-lungspotential auszuschöpfen und den Zugang und die gele-genheiten zu sozialen interaktionen zu vergrössern, womit die Möglichkeiten der aktiven teilhabe an gesellschaft und gemein-schaft erhöht und lebensqualität gesteigert werden.

neben den unterschiedlichen einflussfaktoren wie das umfeld, die entwicklungsorientierung, die Motivation ist auch nach tetzchner & Jensen das kommunikative Verhalten der gesprächspartne-rinnen ein wichtiger Faktor. ein entscheidender Punkt ist das Ver-hältnis zwischen den «nicht-gesprochenen» (non-speech) Formen der kommunikation und dem sprechen (speech), namentlich das asymmetrische Verhältnis der alternativen Modi einer Person und der gesprochenen sprache im sozialen umfeld. diese drei bewäl-tigungsstrategien werden im buch «unterstützte kommunikation und lebenswelt» umfassend beschrieben.

PRoF. dR. doRotHeA lAge, sondeRPÄdAgoginseit 1987 im Fachbereich uk tätig. seit 1993 im buk – bildung für unterstützte kommuni-kation tätig. Autorisierte isAAC-Referentin. dozentin an der Hochschule für soziale Ar-beit im institut für integration und Partizipa-tion iiP der FHnW. leiterin des MAs behin-derung und Partizipation.

bilder stammen aus dem dokumentar- und lehrfilm «trotzdem Reden» von tula Roy und Christoph Wirsing (Fachkonzept Prof. dr. dorothea lage). Mehr zum Film erfahren sie auf www.uk-film.ch.

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ein grundlegendes Prinzip in der unterstützten kommunikation (uk) ist die Multimodalität in der kommunikation. das heisst verschiedene kommunikationsmöglichkeiten werden gleichzei-tig oder gleichwertig eingesetzt. sie schliessen sich gegen-seitig nicht aus sondern ergänzen sich. durch diese verschie-denen Möglichkeiten wird für den benutzer ein individuelles, persönliches kommunikationssystem erarbeitet. ein Vorteil der Multimodalität besteht darin, dass man nicht immer nur auf ein Hilfsmittel angewiesen ist sondern z.b. im schwimmbad zur kommunikation auf eine andere Modalität zurückgreifen kann. Man kann sich so viel besser der situation anpassen. das kom-munikationssystem enthält eine grosse Palette an verschiedenen Hilfsmitteln, die zur unterstützung dienen. die kommunikations-hilfen werden schliesslich je nach situation und bedürfnissen ausgewählt. ein multimodales kommunikationssystem stellt fol-gende komponenten zur Verfügung:

in der ersten spalte sind ausschliesslich körpereigene kommu-nikationsformen gemeint. genauer eingehen werden wir nun auf die folgenden fünf komponenten:

HAndZeiCHen, gebÄRdenunter diesen Zeichen werden dynamische Zeichen wie gesten, gebärden, Fingeralphabet oder gesprochene sprache verstan-den. Meist werden die dynamischen symbole vom «sprecher» selber und ohne unterstützung von Hilfsmitteln produziert und existieren dadurch nur vorübergehend. Hier können als beispiel die Handzeichen nach Anita Portmann oder die deutschschwei-zer gebärden genannt werden.

bildeR und syMboleZu den folgenden komponenten gehören die statischen sym-bole wie graphische, gegenständliche Zeichen. diese symbole wie Fotos, Piktogramme oder schriften sind stets vorhanden. sie werden vom benutzer nicht selber produziert, müssen jedoch selber wieder erkannt und ausgewählt werden. einige bekannte systeme sind beispielsweise die symbole von boardmaker, Me-takom oder symbolstix.

teCHnisCHe HilFsMittelnicht-elektronische kommunikationshilfen sind bspw. ordner, bücher, tafeln, Wochen-, tages- und stundenpläne, Handlungs-abläufe und viele mehr. sie haben den Vorteil, dass sie weniger anfällig für technische Pannen, einfach herzustellen und relativ kostengünstig sind. ein weiterer Vorteil – wie es unterstützt kommunizierenden Personen selbst sagen – liegt darin, dass die sprechende kommunikationspartnerin aktiver in den gesprächs-verlauf mit einbezogen wird, weil diese während des Verständi-gungsprozesses das ‚Formulieren’ einer Mitteilung durch Co-kommunikation mitentwickeln muss. Hier eignet sich besonders das boardmaker Programm, um Vorlagen für verschiedene Pläne und Abläufe herzustellen. ein sehr sinnvolles ergänzendes Hilfs-mittel für den symboleinsatz sind dabei der kommunikations-ordner mit/ohne satzstreifen, die bildboxen, klettsäulen, klett-ringe usw.

elektRonisCHe HilFsMitteldank kommunikationshilfen werden Vokabular bzw. Zeichen geordnet und gespeichert. elektronische kommunikationshilfen mit sprachausgabe (sAge) haben den grossen Vorteil, dass kommunikation über distanz möglich wird und dass die kom-munikation in gruppen oder mit fremden Personen erleichtert ist, da der benutzer nun über eine ‚lautstarke stimme‘ verfügt. die so genannten sprachcomputer verfügen meist über digitale wie auch synthetische sprachausgabe. der technologische Fort-schritt und die Weiterentwicklung der elektronischen kommuni-

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MultiModAlitÄt duRCH HilFsMit tel.

Von VeR A HeinR iCH

Wenn wir kommunizieren, setzen wir verschiedene kommunikationsmodi gleichzeitig ein. Wir gestikulieren mit den Händen, formen unser gesicht, nehmen eine bestimmte Haltung ein oder spielen mit der betonung. bei Menschen mit fehlender oder ungenügender lautsprache ist das nicht anders. dank verschiedener Hilfsmittel ist eine Multi-modale kommunikation erst möglich.

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kationshilfen stellen sowohl die nutzerinnen als auch ihre trai-nerinnen vor neue Möglichkeiten wie auch Herausforderungen: organisation des Wortschatzes und ihren strategien (wie z.b. bei literAACy™, gateway™, speaking dynamically, etc.), struk-turen der dynamischen displays und Anpassung der bedie-nungstechnik (scanning, Augensteuerung). um die kommuni-kationsgeräte zu bedienen benötigt man techniken, um die Mitteilungsbausteine möglichst schnell auszuwählen und zu ak-tivieren. in der uk sind folgende Auswahltechniken von bedeu-tung: die direkte Auswahltechnik wie schauen, zeigen, tippen etc. und die indirekte Auswahltechnik wie das scanning-Verfah-ren.

ebenfalls unter die sparte der elektronischen Hilfsmittel fallen auch einfache sprechende taster (bigmack oder step-by-step), statische Hilfsmittel wie Quick- oder supertalker bis hin zu dynamischen Hilfsmitteln wie dem tobii oder dynaVox kommu-nikationshilfsmittel.

sCHRiFtsPRACHebeim thema schriftsprache können ganz einfache AbC- oder QWeRtZ-buchstabentafeln (Zeigetafeln) zum einsatz kommen wie die praktische FAb kommunikationshilfe. so kann auch im

ÜbeR dAs HPsZ oltendas heilpädagogische schulzentrum in olten ist ein regionales kompetenzzentrum für sonderpädagogische Förderung. es bildet eine regionale Plattform für die organisation von bildungs- und unterstützungsangeboten für kinder und Jugendliche, welche durch kan-tonale Verfügung sonderpädagogische Massnahmen zugesprochen erhalten.

Für kinder mit kommunikations- wie auch strukturierungsproblemen bieten sie spezielle Hilfestellungen an und fördern den einsatz von unterstützter kommunikation aktiv.

www.hpsz-olten.ch

schwimmbad oder an einem anderen heiklen ort ohne sorge kommuniziert werden. Zudem gibt es dynamische kommunika-tionshilfsmittel, welche auch auf einer schriftsprachbasierten strategie eingesetzt werden können. daneben gibt es besonders für die schriftsprache entwickelte Hilfsmittel wie den lightwri-ter, mit welchem auch telefongespräche gemacht werden kön-nen oder mittels sMs kommuniziert werden kann. Für Menschen, welche mit dem lesen oder schreiben Mühe ha-ben, ist ClaroRead eine grosse Hilfe. ClaroRead kann alle texte am Computer vorlesen und hilft so, texte zu verstehen wie auch schreibfehler zu erkennen.

grundsätzlich wird ein individuelles multimodales kommunika-tionssystem anhand der bedürfnisse und Fähigkeiten der Per-son erarbeitet. es wird abgeklärt, wie die Person in welchen si-tuationen mit welchem kommunikationspartner verstanden wird und verstehen kann. die multimodale kommunikation hilft aber auch dem interaktionspartner. er macht sich durch den einsatz der uk-Modi verständlicher. so wird das vorhandene Potential ausgeschöpft und erhöht die gelegenheiten zu so- zialen interaktionen. es erhöht auch das aktive teilhaben an der gesellschaft und die lebensqualität wird bedeutend gestei-gert.

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MultiModAlitÄt duRCH HilFsMit tel.

Von VeR A HeinR iCH

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MultiModAlitÄt in deR sCHule.

Von sylV iA l iMACHeR und e Velyne leonHARdt

Signal-gegenstände

kinder auf tiefem kognitionsstand ohne lautsprache brauchen information und orientie-rung. Wir zeigen ihnen kommende Aktivitäten deshalb mittels signalgegenständen an.

Handzeichen Handzeichen (nach A. Portmann) sind bei uns eine selbstverständlichkeit in allen klassen. kinder mit wenig oder keinen lautsprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten können auf diese Weise mit Anderen kommunizieren.

Erste elektronische Hilfsmittel

in vielen klassen werden elektronische Hilfsmittel (step-by-step, bigMack, etc.) zur An-bahnung von Zustimmung und Ablehnung, zur steuerung der gruppe oder in spielsitua-tionen und zum erzählen von erlebnissen zu Hause oder in der schule eingesetzt.

PECS PeCs (Picture exchange Communication system) als hilfreiches Mittel, um das grundver-ständnis des kommunizierens zu erlernen, wird häufig als einstieg eingesetzt, bevor wir in der Regel auf umfassendere Hilfsmittel umsteigen.

Kommuni-kationstafel

im unterricht sowie in der Familie können mit Hilfe von thementafeln oder individuell an-gepassten kommunikationsbüchern viele lebensbereiche kommunikativ erschlossen wer-den. dies als Vorstufe zu einem sprechcomputer.

Talker ein komplexeres Hilfsmittel für viele unserer nichtsprechenden kinder ist der sprechcom-puter. ein grosser Vorteil besteht darin, dass der kommunikationspartner die textausgabe mithört, jedoch selber nicht zwingend ein Hilfsmittel beherrschen muss.

Lautsprache der lautsprache ist der prominenteste Platz in der alltäglichen kommunikation zugewie-sen. An unserer schule gewichten wir sie aber den alternativen kommunikationsarten gleichwertig.

Total Communication

Alle Hilfsmittel und sämtliche Arten zu kommunizieren werden gleichzeitig und gleichwer-tig eingesetzt. Jedes kind erhält bei bedarf ein individuell angepasstes kommunikations-hilfsmittel.

Infrastruk-turelle Massnahmen

im ganzen schulhaus sind beschriftungen multimodal und auf allen kognitions-niveaus, damit jedes kind in der lage ist sich zu orientieren.

Rahmen-bedingungen

infrastrukturelle Massnahmen, ein hoher bildungsstand der lehr- und anderen bezugspersonen, unterstüt-zung durch die schulleitung sowie eine Fachstelle für uk sind optimale Rahmenbedingungen, damit total Com-munication in unserer schule fest verankert ist und auch nach Aussen vertreten werden kann.

im HPsZ olten werden neben der gesprochenen sprache alle ergänzenden und alternativen kommunikations-formen akzeptiert und als gleichberechtigt verstanden und gefördert. es ist ein wichtiges Förderziel, dass jede schülerin und jeder schüler darin unterstützt wird, die eigenen bedürfnisse, Wünsche und interessen so effektiv wie möglich anderen mitteilen zu können. An unserer schule wird uk im umfassenden sinn gelebt, praktiziert und weiterentwickelt. Jede lehrperson ist in der lage, das individuelle kommunikationsniveau eines jeden schülers zu eruieren, jedes kind individuell in der kommunikation zu fördern, in den klassenverband einzubeziehen und kom-munikation mit dem umfeld zu ermöglichen.

     

 

 

 

 

 

 

 

 

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Muriel am basteln – ihr kommunikationshilfsmittel stets in greifbarer nähe.

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MultiModAlitÄt iM AlltAg – Wie ZWei sCHWesteRn

MultiModAl koMMuniZieRen.

die beiden aufgestellten geschwister mit den unterschiedlichen Charakteren gehen in der HPs Frick zur schule. dort wurde Christina Riedwyl, die Mutter von Muriel und Helena, auch auf die vielen Möglichkeiten der kommunikationshilfen aufmerksam gemacht. Mit dem b.A.bar und dem Mintalker machten Muriel und Helena ihre ersten erfahrungen. nun arbeiten sie schon fast neun Jahre mit verschiedenen kommunikationshilfen. Heute je-doch benutzen die geschwister geräte von dynaVox. Muriel nutzt einen VMax und Helena einen Maestro, den sie per touch-screen bedienen. die Flexibilität und die verschiedenen Funk-

tionen der sprachausgabegeräte (sAge) bieten Muriel und He-lena vielfältige kommunikationsmöglichkeiten. gerade in der schule ist der gebrauch sehr hilfreich. so können die beiden zum beispiel aufnehmen, was sie am Wochenende gemacht ha-ben und am Montag in der schule ihren Freunden erzählen. Auch in gesprächen mit fremden Personen wird der sprachcom-puter vermehrt eingesetzt. dies erleichtert die Verständigung enorm und macht die beiden auch viel selbständiger. der um-gang damit muss aber geübt werden, es erfordert einen sehr langen lernprozess, bei dem sich nur sehr kleine erfolge ab-

die geschwister Muriel (18) und Helena (17) Riedwyl haben von geburt an CP (Cerebralparese). Auf grund ihrer beeinträchtigung können sie sich kaum lautsprachlich mitteilen. um sich zu verständigen, nutzen die schwestern zum einen ihre körpereigenen Fähigkeiten, zum Anderen die verschiedenen Möglichkeiten der unterstützten kom-munikation.

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MultiModAlitÄt iM AlltAg – Wie ZWei sCHWesteRn

MultiModAl koMMuniZieRen.

zeichnen, bis die Anwendung zu einem kleinen teil selbständig erfolgt. Jedoch sind die beiden auch mit dem dynaVox auf die Hilfe ihrer Mutter oder sonst einer Person angewiesen, welche die seiten auf dem Hilfsmittel anpasst, mit liest und versucht langsam schritt für schritt das gewünschte symbol zu finden, bei Missverständnissen vermittelt oder auch die batterien am Hilfsmittel wieder auflädt.

die sprachcomputer sind aber nicht die einzigen Hilfen, welche die geschwister zur Verfügung haben. Parallel dazu benutzen sie in der schule auch gebärden, die sich aus offiziellen und selbst kre-ierten zusammen stellen. oft geht es schneller sich mit gebärden auszudrücken, da der sprach-computer nicht immer zur stel-le ist. Jedoch ist hier voraus-gesetzt, dass das gegenüber die gebärden auch verstehen kann. Muriel besitzt zusätzlich eine Mappe mit Piktogrammen und bildern von ihren klassen-lehrpersonen, klassenkollegen und verschiedenen anderen symbolen. sie drückt sich aus, in dem sie nacheinander auf verschiedene symbole zeigt. um diese Mappe zu benutzen benötigt Muriel unterstüt-zung von einer Person, wel-che sowohl sie aber auch die Mappe kennt und weiss, wo man die bilder findet. Helena besitzt ein Heft mit Piktogram-

entdeCken sie den MeHRWeRt Von einFACHen HilFen !das set von aimschool enthält ideen und Materialien für die kommunikationsanbahnung und richtet sich spezifisch an schulen und institutionen. das nützliche set beinhaltet eine ganze Palette an einfachen Hilfsmitteln und passenden einsatzideen dazu – ideal für einen guten start. testen sie das aimschool-set drei Monate lang aus. Anschliessend besteht die Möglichkeit das set oder nur einzel-ne Hilfsmittel daraus zu kaufen.

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men das analog mit ihrem dynaVox ist. dies erleichtert ihr den umgang damit sehr. das Heft kommt oft zum einsatz, wenn der dynaVox mal ausfällt oder sie den sprachcomputer aus prak-tischen gründen nicht mitnehmen kann. Zuhause werden sprachcomputer und Piktogramme ausschliesslich für Übungs-zwecken verwendet, wenn es von der Mutter verordnet wird. die Familie verständigt sich untereinander mit einer «eigenen spra-che». diese besteht aus blicken, gesten und laute. Für aussenste-hende Personen, ist es sehr schwer diese sprache zu verstehen. durch diese Form der kommunikation können sie persönlicher und schneller kommunizieren. ganz ohne Hilfsmittel erfordert es auch für die Mutter viel engagement und Aufmerksamkeit, um

Muriel und Helena zu verste-hen. die beiden geschwister schöpfen viele kommunika-tionsmöglichkeiten aus, in-dem sie ganz verschiedene Hilfsmittel zur kommunikati-on verwenden. Je nach situa-tion passen sie die kommuni- kationsmethoden an. durch diese multimodale Art der kommunikation fällt es ihnen leichter sich selber mitzutei-len, gerade auch bei fremden Personen. das Ziel für die Zu-kunft ist, dass Muriel und He-lena den sprachcomputer gut bedienen können und ihnen so das kommunizieren mit ih-ren Mitmenschen erleichtert wird.

«Klar können wir uns zuhause mit unserer

eigenen sprache schneller verständigen, doch so

sind die beiden stark von mir abhängig. mir ist es

wichtig, dass sie sich möglichst selbständig

kommunikativ mitteilen können.»mutter von helena und muriel

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active communication ag

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Am 14. september 2012 ist es wieder soweit und unterstützte kommunikation (uk) wird ins Zentrum des interesses gerückt. «Mehr selbstbestimmung mit uk!» lautet das thema am 3. uk-symposium in olten.

Überzeugen sie sich selbst vom spannenden Programm und reservieren sie sich gleich ihren Platz auf www.uk-symposium.ch.

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