Abbott zieht Sibutramin (Reductil®) vom US-Markt zurueck
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Transcript of Abbott zieht Sibutramin (Reductil®) vom US-Markt zurueck
Abbott zieht Sibutramin (Reductil®) vom US-Markt zurück
Abbott Laboratories zieht das Gewichtsreduktionsmedikament Sibutramin (Reductil®)
freiwillig vom US-Markt zurück, nachdem die FDA Sibutramin einer genaueren
Prüfung unterziehen wollte. Damit schliesst sich Sibutramin einer Reihe von
Wirkstoffen an, die bereits zu einem früheren Zeitpunkt vom Markt genommen
wurden.
Die Gesundheitsbehörden weltweit üben einen immer stärkeren Erfolgsdruck auf
Medikamente aus dem Gewichtsreduktionssektor aus. Man mag sich fragen, ob das viel Sinn
macht in Anbetracht der Übergewichts-Epidemie und der damit verbundenen Krankheiten,
die die Gesellschaft jedes Jahr Milliarden kosten. Nichtsdestotrotz werden Sorgen bezüglich
der Langfristnebenwirkung solcher Medikamente von den Behörden in den Vordergrund
geschoben. Eine schale Angelegenheit.
Nachdem die Europäischen Gesundheitsbehörden Sibutramin bereits Anfang diesen Jahres
vom Markt verbannt haben, zieht die FDA nun gleich. Hier wie da wurde damit argumentiert,
dass Sibutramin grössere Risiken bezüglich Herz-Kreislauferkrankungen aufweise, als es
Nutzen in Bezug auf die Gewichtsreduktion habe.
Ein Artikel im NEJM (New England Journal of Medicine) vom vergangenen September
zeigte auf, dass Sibutramin ein leicht erhöhtes Risiko für Hirn- und Herzinfarkte bei Patienten
hat, die bereits eine kardiovaskuläre Vorerkrankung besitzen. Die Autoren meinten damals,
es sei schwierig Gründe für den Verbleib des Wirkstoffes auf dem Markt zu finden, obwohl
das Medikament strikte nur an Personen ohne Herz-Kreislauferkrankungen abgegeben
werden durfte.
Die Verantwortlichen bei der FDA hat das wohl überzeugt, denn zu Beginn der Woche gaben
sie zu Protokoll, dass Sibutramins „sehr geringer Benefit“ (Gewichtsverlust) die Risiken
eines Herz- oder Hirninfarktes nicht rechtfertige. Was nicht erklärt wurde, ist wie die Food
and Drug Administration die insgesamt 68% übergewichtigen Amerikaner in Zukunft zu
therapieren gedenkt.
Abbott erklärte in einem Communiqué, dass sie das Medikament freiwillig vom Markt
ziehen, dass das aber nicht bedeute, dass die Firma die Ansicht der FDA bezüglich
Nutzen/Risiko teile. Ganz im Gegenteil ist Abbott davon überzeugt, dass der Benefit von
Sibutramin die Risiken bei weitem übersteige. Dafür zitierte Abbott 46 klinische Studien mit
insgesamt 6 Millionen Patienten-Jahre an Sibutramin-Einnahme, die keinerlei Anzeichen für
ein erhöhtes Herz-Kreislaufrisiko gezeigt hätten.
Was die Gesundheitsbehörden dazu veranlasst hat, ein Medikament vom Markt zu nehmen,
dass nach allen gängigen Kriterien als sicher gilt und lediglich in einer Studie mit Patienten,
die das Medikament gar nie hätten erhalten dürfen, gegenüber dem Scheinmedikament leicht
schlechter abschnitt, bleibt wohl für immer deren Geheimnis. Eines aber steht fest: wer sich
auf solch abstruse Kriterien für den Marktverbleib von Arzneimitteln abstützt, riskiert, dass
bald gar keine Medikamente mehr auf dem Markt sind.
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