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Abfall als künstlerisches Material

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Was veranlasst Künstler unseres Jahrhunderts, dem Müll, den entwerteten, verbrauchten

Dingen zu neuer Ehre zu verhelfen, ihnen Dauerhaftigkeit im Kunstwerk zu verleihen?

Was reizt sie an den schäbigen, verschlissenen, zerfallenen Abfallprodukten der

Zivilisation, die nun als ein dem Marmor und der Bronze ebenbürtiges Material

kunstwürdig werden?

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Bedeutung des Wortes „Abfall“

Heute: weggeworfene Dinge

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts: ein sich von Gott oder einer staatlichen Autorität Abwenden oder Abfallen

Ergebnis einer bewussten Verneinung

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Vanitas Stilleben

Vanitas > „Eitelkeit“, ist gleichzusetzen mit „wertlos“ oder „vergänglich“

Stilleben > Darstellung toter bzw. regloser Gegenstände

Darstellung lebloser Gegenstände wird durch Sinnbilder der Vergänglichkeit ergänzt

heruntergebrannte Kerzen, zerfressene Früchte, abge-schnittene Blumen, zerbrochene Gegenstände, Toten-schädel, Stundengläser, Bücher, Spiegel, Seifenblasen, Musikinstrumente

verweisen auf die Hinfälligkeit des schönen Seins der „ei-tlen“ Welt

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1. Gruppe

umfasst Symbole irdischer Existenz

Dinge, deren Wert nur scheinbar beständig ist: Bücher, Musikinstrumente, Geld und Kostbarkeiten, Insignien von Macht und Größe und Werke der bildenden Kunst

Gegenstände umreißen zugleich die verschiedenen Be-reiche des Lebens: den tätigen Alltag (vita activa), das geistige Leben in Kunst und Wissenschaft (vita contem-plativa) sowie den Genuss und die Wollust (vita volupta-ria)

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Jan Davidsz de HeemBücherstilleben 1628Öl auf Holz, 36,1 x 48,5 cm

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2. Gruppe

Symbole der Vergänglichkeit in Form von Gegenstän-den, denen der Zerfall eigen ist und deren Erscheinung den Gedanken daran weckt

Totenschädel, Sanduhr, verlöschende Kerze, welkende Blumen und umgestürzte oder zerbrochene Gläser

3. Gruppe

Symbole der Wiedergeburt und des ewigen Lebens wie Kornähren, Lorbeer und Efeu

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Adriaen van UtrechtStillleben mit Blumenvase und Totenkopf 1642Öl auf Leinwand, 67 x 86 cm

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Kurt Schwitters

* 20. Juni 1887 in Hannover† 8. Januar 1948 in Ambleside, GB

deutscher Maler, Bildhauer, Graphiker, Typograph, Büh-nenkünstler und Dichter

gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Dadaismus (Ablehnung „konventioneller“ Kunst bzw. Kunstformen und bürgerlicher Ideale)

entwickelte unter dem Kennwort MERZ ein dadaistisches „Gesamtweltbild“

mit MERZ bezeichnete Schwitters seine Technik, aus Zei-tungsausschnitten, Reklame und Abfall Collagen zu er-stellen

Begriff „Merz“ entstand bei einer Collage aus einer An-zeige der „Kommerz und Privatbank“und hat Assozia-tionen zu „Kommerz“, „ausmerzen“, „Scherz“, „Nerz“, „Herz“

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Merz ist für Schwitters ein Ausdruck dafür, Neues aus „alten Scherben“ auf zu bauen

es war das Abbild seiner inneren Revolte nach dem Krieg > das Zerstörte neu auf-bauen

Merzbild 29ABild mit Drehrad, 1920 Öl, Holz, Pappe, Kork, Watte, Radnabe mit Speichen, Kette, Knopf, Metall, Papier, Lin-oleum auf Pappe, Holz und Papier, gena-gelt85,8 x 106,8 cm

Assemblage > Collagen mit plastischen Objekten, die auf einer Grundplatte befes-tigt sind

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Arman

eigentlich Armand Pierre Fernandez

* 17. November 1928 in Nizza† 22. Oktober 2005 in New York

französisch-US-amerikanischer Objektkünstler und Mitbe-gründer des Nouveau Réalisme (Künstlergruppe Anfang der 1960er)

Künstlername Arman durch Druckfehler 1958 entstanden

studierte an der École des Arts Décoratifs in Paris, 1949 wechselte er zur École du Louvre in Paris

in den fünfziger Jahren machte er Bekanntschaft mit dem Werk Kurt Schwitters > seine Assemblagen aus frag-mentarischen und Fundstücken beeindruckten Arman und prägten seinen Stil

seit den Fünfzigern wandte sich der Künstler gegen die herrschende Kunstauffassung der Informellen Kunst und des Abstrakten Expressionismus > sein Widerspruch äu-ßerte sich in mechanischen Übermalungen und Bildern des Zufalls

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von dem französischen Künstler Marcel Duchamp nahm er die Idee des Ready-made auf, die er durch das Prin-zip der Reihung erweiterte

die Wiederholungen wurden zu seinem grundsätzlichen Kennzeichen

ab 1961 erweiterte Arman sein plastisches Werk > Er verfertigte in Scheiben geschnittene oder zertram-pelte und zerfetzte Objekte

in den Achtzigern häufte er Violinen an, so dass daraus Stapel und schiefe Türme wurden> Häufung (Accumulations) neben der Wiederholung ein weiteres markantes Stilmerkmal

wählte seine Kunstgegenstände nicht aus dem Alltags-gebrauch, sondern aus dem Müll

1964 mit dem Zweiten Preis der Druckgraphik auf der Bi-ennale in Tokio geehrt

1966 erhielt der Künstler den Großen Preis Marzotto

2001 wurde eine Retrospektive im Musée d‘Art Contem-porain in Nizza veranstaltet

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Poubelles

In den späten 1950ern Jahren beginnt Arman Abfall zu sammeln und in (Plexi)Glaskästen zu formieren

Kästen sind dicht gefüllt mit persönlichem Müll – und glei-chen damit einer Art Porträt

verschiedenste Überreste des Alltagslebens, Gegenstän-de die nicht beschönigt oder verdeckt, sondern in ihrem durchsichtigen Behälter offen zur Schau gestellt werden

gesammelten Müll oder Sammelsurien aus öffentlichen Abfallbehältern > Abbild einer Gemeinschaft, reflek-tieren den kollektiven Umgang mit Entbehrlichem, Ver-brauchtem oder Zerstörtem

Abfall kommt dem Betrachter an dieser Stelle näher als dies im Alltag je geschieht

als Sammlungs-Gegenstand und museales Schauobjekt angeboten

Reflektion der eigenen Existenz im Kreislauf der moder-nen Warenwelt

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Le Plein,1960

25. Oktober 1960 Ausstellung «Le Plein» in der Galerie von Iris Clert in Paris

leerte die Galerieräume und füllte sie dann mit kaputten Mazdalampen, alten Schallplatten, abgenutzten Vorrats-säcken, Geschirr und verschiedensten Möbeln

in einem Schaufenster von 3,5 m Höhe eine spektakuläre Ansammlung von Abfällen

Vernissageeinladung bestand aus einer mit Abfällen ge-füllten Sardinenbüchse

Ausstellung war eine Reaktion auf die Ausstellung La Vide von Yves Klein vor zwei Jahren in derselben Galerie

Yves Klein hatte die Galerie ausräumen lassen, die Wän-de weiss gestrichen und den leeren Raum mit bläuli-chem Licht ausgeleuchtet

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im hinteren Teil der Ga-lerie hingen Armans Accumulations

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Long Term Parking ,1982

Arrangement von 59 Autos in 1600 Tonnen Beton

Grundfläche 6m x 6m, 19,5m hoch

Ursprünglich sollte die Skulptur in Chicago errichtet wer-den > die zum Bau erforderlichen Genehmigungen wur-den nicht erteilt

die Symbolik des Objekts ist durch drei wesentliche Merk-male gekennzeichnet:

- Automobile, die als Symbole des industriellen Zeit- alters gelten, aber auch untrennbar mit der Kon- sumgesellschaft verbunden sind

- Beton als formbares Material, Realisierung einer Aufeinanderschichtung, analog zu den Sedimen- ten in der Geologie

- Erosion und Korrosion sind Symbole der Vergäng- lichkeit unserer Zeit

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Tony Cragg

am 9. April 1949 in Liverpool als Sohn eines Elektroingeni-eurs geboren

1966 bis 1968 als Labortechniker der National Research Association

1969 bis 1970 Kunststudium in Cheltenham, im Anschluss besuchte er die Wimbledon School of Art

seine ersten künstlerischen Arbeiten waren Erkundungen des Raums im Sinne der Land-Art

Craggs Kunst war geprägt von vorgefundenen, einfa-chen Materialien und deren Vergänglichkeit

ab Mitte der 1970er Jahre entstanden erste Boden- und Wandskulpturen, in denen der Künstler Prinzipien des Sta-pelns sowie das Zusammenfassen von kleineren Teilen zu großen Formen variierte

1973 bis 1977 vollendete er seine Ausbildung am Royal College of Art in London

1977 ieß er sich in Deutschland, Wuppertal nieder

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ab 1979 lehrte er an der Kunstakademie Düsseldorf

in den Jahren 1982 und 1987 nahm er an der Documen-ta, sowie 1986 und 1993 an der Biennale in Venedig teil

1988 wurde er mit dem Turner-Preis ausgezeichnet und an der Kunstakademie Düsseldorf zum Professor berufen

1994 Mitglied der Royal Academy of Arts, London

2001 bis 2006 unterrichtete er auch als Professor für Bild-hauerei an der Hochschule der Künste in Berlin

in Wuppertal erwarb Cragg 2006 die denkmalgeschützte Villa Waldfrieden mit einem anschließendem 15 Hektar großen Park-Anwesen> nach aufwändiger Sanierung und Aufforstung der An-lage entstand hier ab 2008, in Form eines Museums, ein Skulpturengarten mit wechselnden Exponaten verschie-dener Künstler

2009 Rektor der Kunstakademie Düsseldorf

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farbige Assemblagen aus Plastik, 1980er

Prinzip des Sammelns und Stapelns

Abfall aus industrieller Fertigung

sieht in den Plastikresten Bedeutungsträger unserer Zeit

lässt die Billigstpartikel kostbar erscheinen

die lose oder offensichtlich nur vorübergehende Fixie-rung im Raum wiederspricht dem traditionellen Anspruch an das „ernsthafte“ Kunstwerk auf Dauerhaftigkeit

erzeugt eine Distanz zum eigenen Tun und einen Blick auf Dinge und Zusammenhänge, die frei machen zu im-mer wieder unerwarteten Kombinationsmöglichkeiten> ironischer Humor

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New Stones, Newton´s Tones (1982)

Mosaik aus bunten, farblich geordneten und auf dem Bo-den ausgebreiteten Plastikstü-cken

legt Plastikteile dem Farbkreis Isaac Newtons folgend zusam-men

farbenfrohes Bodenmosaik, in denen die Einzelteile zuguns-ten des Gesamteindruckes in den Hintergrund treten

statt Collage oder Montage ein freies Auslegen der Materi-alien > Bodeninstallation

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Riot, 1987

etliche gefundene Kunststoff-elemente zu einem raumgrei-fenden Aufruhr zusammenge-setzt > dynamisches Bild

mosaikhafte Zusammenfügung der gesammelten Abfall-Frag-mente verdeutlicht die innere Bewegung

zerstörtes Material (billige Feu-erzeuge, verbeulte Frisbees, abgebrochene Bürsten)unter-streicht die Aggression dieser Szene

leuchtenden Farben der Ob-jekte verleihen dem Bild eine Poesie und Sinnhaftigkei

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Minster, 1998

vor dem Congress Centrum in Ulm

ausgeschiedene Teile von Industriemaschinen auf Schrottplätzen zusammengesammelt

ringförmige Metalle unterschiedlicher Höhe sind dem Durchmesser nach sorgfältig zu zwei Türmen übereinan-dergestapelt und enden in schmalen Spitzen

differenzierte Eisemnischungen der massiven Ringe und ihre wechselnden Kerbmuster geben Ausstrahlung von funkelnder Lebendigkeit

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zusätzliche Ausstrahlung von Wärme durch das Rosten einzelner Lagen in unterschiedlicher Intensität

Metallringe bezeugen die profane Realität unseres tech-nischen Industriezeitalters

horizontale Lagerung steht gegen vertikalen Höhen-drang

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Christo

Christo Javacheff, am 13. Juni 1935 im bulgarischen Gabrovo geboren

1952 bis 1956 zunächst an der Akademie der schönen Künste in Sofia

wechselte dann an das Theater in Prag, wo er ein Ar-beitsstudium in Regie und Bühnenbild begann

1957 flüchtete er nach Wien, dort setzte er sein Kunststu-dium fort

1957 ließ er sich in Paris nieder und lebte dort bis 1963

1964 fester Wohnsitz in New York City

arbeitete an ersten „Land-Art“-Großprojekten

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erstes spektakuläre Werk: 1968 die Verpackung des Ber-ner Kunstmuseums mit einer Kunststofffolie

1972 verwirklichte er das Projekt „Wrapped Coast“, da-bei bedeckte er die Little Bay bei Sydney, den 1,5 Kilo-meter langen Strand, mit einer Folie

Christos Arbeiten bestehen nicht nur aus seinen spekta-kulären Verhüllungen, in sein Gesamtwerk fließen für ihn die vorbereitenden Arbeiten wie Zeichnungen und Col-lagen, die öffentliche Diskussion seiner Werke, deren Re-alisierungen und Fotodokumentation mit ein

wichtiger Aspekt seiner Verhüllungsarbeiten ist der ästhe-tische Aspekt

er verbirgt und täuscht nicht vor

Objekte verwirklichen einen Maßstab, der in der Kunst sonst kaum verteten ist

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Inventar, 1958

eingewickelte, bemalte und auch ganz unveränderte Gegenstände, wie Dosen und Flaschen

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Barrel wall ,1962

Mauer aus Ölfässern, aufgebaut in der Rue Visconti, Paris

Projekt wurde mit äußerster Akribie durchgeführt: Aus-messen der Straße, Erfassen der Läden

will bekannte Objekte nicht abwandeln, sondern sie in einen neuen Zusammenhang stellen

„Eiserner Vorhang“ kann bei Straßenbauarbeiten als Sperre dienen oder die Straße in eine Sackgasse verwan-deln

Prinzip kann auch auf ein Stadtviertel oder auf eine gan-ze Stadt ausgedehnt werden

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The Wall, 1999

Mauer aus 13.000 farbige Ölfässern mit einer Höhe von 26 m und einer Breite von 68 m, 7m tief

Ort ist das Innere des Oberhausener Gasome-ters

farbenfrohe Mauer teilte den Gasometer diametral