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The present brochure,published to comple- ment the exhibition “Where nature and cul- ture meet:People,food and biodiversity”, highlights the links between biological diver- sity and food security.We wish to show that biodiversity conservation is an issue of glob- al relevance and serves worldwide food security and poverty reduction. Biologische Vielfalt birgt – wie die Broschüre zeigt – ein großes Potenzial für die lokale wirtschaftliche Entwicklung.Das Bundesmi- 1

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VorwortAuf dem Welternährungsgipfel in Rom 1996setzte sich die internationale Staatengemein-schaft das Ziel, die Anzahl der Hungerndenbis zum Jahr 2015 um die Hälfte zu verrin-gern. Dieses Ziel wurde im Jahr 2000 in dieMillennium-Entwicklungsziele der VereintenNationen übernommen. Das Bundeskabinettverabschiedete im April 2001 das Aktionspro-gramm 2015, das den Beitrag der Bundesre-gierung zu diesem Ziel der Staatengemein-schaft darstellt.

Eine wichtige Voraussetzung zur Überwin-dung des Hungers ist die Erhaltung einervielfältigen Landwirtschaft und einer hohenbiologischen Vielfalt. Diese umfasst die Viel-falt der Arten sowie die Fülle der regional-typischen Kulturpflanzensorten, Haustierras-sen und Ökosysteme. Die biologische Vielfaltträgt ganz entscheidend zur Ernährung, aberauch zum Lebensunterhalt und zur Lebens-raumerhaltung bei. Über Jahrhunderte habenBauern, Bäuerinnen und Viehhalter lokaleSorten und Rassen gezüchtet, die optimal andie natürlichen Bedingungen ihrer Umweltund an ihre Bedürfnisse angepasst waren.Diese genetischen Ressourcen sind das Kapi-tal für zukünftige Veränderungen und Anpas-sungen an sich verändernde Umwelten.Gehen sie verloren, sind die Handlungsoptio-nen zukünftiger Generationen stark einge-schränkt.

Sowohl die Biodiversitätskonvention (1992)der Vereinten Nationen als auch der in die-sem Jahr in Kraft getretene InternationaleVertrag über pflanzengenetische Ressourcenfür Ernährung und Landwirtschaft der FAOsind ein wichtiger Beitrag zum Erhalt derAgrobiodiversität, zur nachhaltigen Landwirt-schaft und Sicherung der Welternährung.

Mit der vorliegenden Broschüre, die dieAusstellung „Zwischen Natur und Kultur:Mensch, Ernährung, biologische Vielfalt“begleitet, wollen wir den Zusammenhangzwischen biologischer Vielfalt und Ernäh-rungssicherung deutlich machen.Wir wollenzeigen, dass der Erhalt der biologischen Viel-falt von globaler Bedeutung ist und der welt-weiten Ernährungssicherung und Armutsmin-derung dient.

Biologische Vielfalt birgt – wie die Broschürezeigt – ein großes Potenzial für die lokalewirtschaftliche Entwicklung. Das Bundesmi-

PrefaceAt the 1996 World Food Summit in Rome,the international community set itself thegoal of halving by 2015 the number of peo-ple who suffer from hunger.This target wastaken up in 2000 as a component of theUnited Nations Millennium DevelopmentGoals. In April 2001 the German cabinetadopted the Programme of Action 2015,which sets out the German federal govern-ment’s contribution to this target of theinternational community.

A key precondition for eradicating hunger isto preserve diverse farming structures andhigh levels of biological diversity.Thisincludes the diversity of species as well asthe wealth of regionally typical crop vari-eties, domestic animal breeds and ecosys-tems. Biological diversity makes a decisivecontribution to the provision of food, butalso to human livelihoods and to habitat con-servation. Over the centuries, farmers andlivestock breeders have bred local varietiesand breeds optimally adapted to the naturalenvironment and to their needs.These genet-ic resources are the capital for future devel-opments and for adaptation to changing environ-ments. If they are lost, the options of futuregenerations will be severely curtailed.

Both the United Nations Convention on Bio-logical Diversity (1992) and the FAO Interna-tional Treaty on Plant Genetic Resources forFood and Agriculture, which came into forcethis year, make important contributions toagrobiodiversity conservation, sustainablefarming systems and worldwide food security.

The present brochure, published to comple-ment the exhibition “Where nature and cul-ture meet: People, food and biodiversity”,highlights the links between biological diver-sity and food security.We wish to show thatbiodiversity conservation is an issue of glob-al relevance and serves worldwide foodsecurity and poverty reduction.

Biological diversity harbours – as the brochureshows – a great potential for local economicdevelopment.This is why the German Feder-al Ministry for Economic Cooperation andDevelopment (BMZ) has for many years sup-ported activities in developing and industri-alized countries to preserve biological diver-sity and foster diverse and environmentallysound farming systems.The brochure presents

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nisterium für wirtschaftliche Zusammenar-beit und Entwicklung (BMZ) unterstütztdaher seit vielen Jahren Aktivitäten in Ent-wicklungsländern, aber auch in Industrielän-dern, die der Bewahrung der biologischenVielfalt und der Förderung einer vielfältigenumweltverträglichen Landwirtschaft dienen.Einige anschauliche Beispiele aus der Arbeitder deutschen Entwicklungszusammenarbeitwerden in der Broschüre vorgestellt.

Die ästhetischen und bewegenden Bilder derAusstellung und Broschüre sprechen fürsich: Biologische Vielfalt ist attraktiv. Sie isteng verknüpft mit der kulturellen Vielfalt,ohne sie wäre unser Leben ärmer.

Die Broschüre macht aber auch den Zusam-menhang zwischen global denken und lokalhandeln deutlich.Wir als Verbraucher habendie Möglichkeit, über unser Konsumverhal-ten und unsere Ernährung einen Beitrag zurErhaltung der biologischen Vielfalt zu leisten.

Wir wünschen Ihnen viel Freude bei IhremRundgang durch die Vielfalt, die Bauern undViehzüchter weltweit geschaffen haben.

Marita Steinke BMZ-Referatsleiterin Umwelt und nachhaltige RessourcennutzungHead of Environment and Sustainable Use of Resources Division

a number of examples vividly illustratingGermany’s commitment.The aesthetic andemotive images in the exhibition andbrochure speak for themselves: Biologicaldiversity is attractive. It is linked intimatelywith cultural diversity.Without it, our liveswould be impoverished.

Furthermore, the brochure highlights theconnection between global thinking andlocal action. As consumers, we can con-tribute to preserving biological diversitythrough our purchasing patterns and eatinghabits.

Enjoy your tour through the diversity thatfarmers and cattle breeders have createdaround the globe.

Dr. H.-Jochen de Haas BMZ-Referatsleiter Ländliche Entwicklung,WelternährungHead of Rural Development and Global Food Security Division

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INHALT Contents

Biologische Vielfalt – ein Stück Überlebenskultur Biodiversity – Helping secure livelihoods

Produktions- und Lebensweisen, die das Leben reicher machenMaking life richer – Patterns of production and ways of life

Vielfalt vermarktenMarketing diversity

Vielfalt in der ErnährungDiversity in nutrition

Links für weitere InformationenLinks providing further information

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Diversity in eating

Join us on a journey through the diversity offorests, fields and gardens, stables and pas-tures of our world. Get to know Nguni cattleand see how farmers in the West Africancountry of Niger ensure with great skill thattheir families have enough to eat the wholeyear round.

Stand in awe at what our ancestors have cre-ated over thousands of years, around theworld, through their labour, knowledge, skilland dexterity.They have given us countlessplant varieties and animal breeds, eachadapted to specific soils and climates and topeople’s special needs.Witness the headlongpace at which many of these animals andplants are being irretrievably lost.

Learn why diversity in field and pasture is soimportant. It is the guarantor of food securi-ty in developing and industrialized countriesalike. It is essential to the future of peopleeverywhere – for modern plant and animalbreeding builds upon the gene pool createdby farmers worldwide. Preserving and pro-tecting this pool safeguards us against ani-mal and plant diseases and environmentalchanges.

And – diversity is delicious. Sample parsnip,amaranth or quinoa, or try out the kaleido-scope of potato varieties. New tastes willtake you by surprise. Diversity in the fields isultimately determined by what you chooseto eat. At the end of this brochure you’ll finda tasty morsel.

Vielfalt zum Essen

Machen Sie mit uns eine Reise durch dieVielfalt der Wälder, Felder und Gärten, Ställeund Weiden unserer Welt, lernen Sie dasNguni-Rind kennen und erfahren Sie, wie dieBäuerinnen des westafrikanischen StaatesNiger geschickt dafür sorgen, dass ihre Fami-lien das ganze Jahr über etwas zu essenhaben.

Staunen Sie über das, was unsere Vorfahrenin Tausenden von Jahren weltweit durch ihreArbeit, ihr Wissen, ihr Können und ihrGeschick geschaffen haben. Unzählige Pflan-zensorten und Tierrassen sind so entstanden,angepasst an die jeweiligen Boden- und Kli-mabedingungen und an die speziellenBedürfnisse der Menschen. Machen Sie sichbewusst, mit welch rasantem Tempo vieledieser Tiere und Pflanzen innerhalb kurzerZeit unwiederbringlich verloren gehen.

Erfahren Sie, weshalb die Vielfalt auf denÄckern und Weiden so wichtig ist. Sie ist einGarant für die Ernährungssicherheit derMenschen in Entwicklungs- wie Industrie-ländern. Sie ist für unser aller Zukunft wich-tig, denn auch die moderne Pflanzen- undTierzüchtung bedient sich aus dem Genpool,den die Bäuerinnen und Bauern weltweitgeschaffen haben. Ihn zu erhalten und zuschützen ist unsere Risikoversicherunggegen mögliche Tier- und Pflanzenkrankhei-ten sowie Umweltveränderungen.

Und – Vielfalt schmeckt. Probieren Sie docheinfach einmal Pastinaken oder ‚TeltowerRübchen‘ als Beilage, Amaranth, Quinoa oderdie bunte Vielfalt der Kartoffelsorten. Siewerden von den neuen Geschmackserlebnis-sen überrascht sein. Mit Ihrer Esskultur ent-scheiden Sie über die Vielfalt auf dem Acker.Am Ende dieser Broschüre wartet eine bunteKostprobe auf Sie.

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Seit Jahrtausenden nutzenMenschen die Vielfalt der Natur zumÜberleben. Aus wilden Tieren undPflanzen entwickelten sie ganzgezielt das, was sie für ihreBedürfnisse brauchen.

For millennia, people have used thediversity of nature to survive. Theytook wild animals and plants anddeveloped from them precisely whatthey needed.

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Das Ergebnis sind unzähligeHaustierrassen und Pflanzensorten,angepasst an Klima, Boden, Futterund an die Anforderungen derMenschen.

As a result, we have today countlessdomestic animal breeds and plantvarieties. All are adapted to specificclimates, soils, feeds and humanrequirements.

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Die Kleinbauern in denEntwicklungsländern sind nach wie vor auf ihr eigenes Saatgutangewiesen, denn die meistenhaben kein Geld, für jede Aussaatneues Saatgut zu kaufen.

Smallholders in developing countriescontinue to depend upon their ownseed, for few of them have themoney to buy new seed for everysowing.

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Essen ist nicht nurNahrungsaufnahme, sondern auchGenuss und Ausdruck der jeweiligenKultur.

Eating means not just ingestingfood, but is also a form of enjoymentand of cultural expression.

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Doña Ramona geht ums Haus, um yuyo colo-rado, ein Verwandter unseres Ackerfuchs-schwanzes, zu schneiden. Bis vor kurzem hät-ten nur die Schweine von diesem eiweiß-und mineralstoffreichen roten Kraut profi-tiert. Doch inzwischen hat sie das Unkrautals köstlichen Spinatersatz wiederentdeckt.Aus tunas, das sind stachelige Kaktusfrüchte,kocht sie Sirup für den Winter. Die gelbenHülsen der im südamerikanischen Gran Cha-co verbreiteten Algarrobo-Bäume (Prosopissp.) werden zu Mehl für Brot, Kuchen undSüßigkeiten verarbeitet oder als Winterfutterfür die Kühe und Pferde aufbewahrt. DoñaRamona lebt in Santiago del Estero in Argen-tinien und nutzt die Vielfalt der Natur, umsich und ihre Familie gesund zu ernähren.

Doña Ramona goes around her house to cutyuyo colorado, a relative of redroot pig-weed. Until just recently, only the pigs wouldhave profited from this red herb, rich in pro-tein and minerals. Now, though, she hasrediscovered the weed as a delicious substi-tute for spinach. She boils down tunas, aspiny cactus fruit, to make syrup for the win-ter.The yellow pods of the Algarrobo trees(Prosopis sp.), widespread in the SouthAmerican Gran Chaco, are ground into flourfor bread, cakes and sweets, or stored as win-ter fodder for cattle and horses. Living inSantiago del Estero,Argentina, Doña Ramonaharnesses the diversity of nature to producehealthful food for her and her family.

Biologische Vielfalt –ein Stück Überlebenskultur

Biodiversity – Helping secure livelihoods

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Bauern und Hirten schufen einmaligeVielfalt

Seit Jahrtausenden nutzen Menschen die Viel-falt der Natur zum Überleben. Aus wildenTieren und Pflanzen entwickelten sie ganzgezielt das, was sie für ihre Bedürfnisse brau-chen. Das Ergebnis sind unzählige Schaf-,Ziegen-, Rinder-, Schweine- und Geflügelras-sen,Weizen-, Reis-, Kartoffel- oder Hirsesor-ten. Angepasst an Klima, Boden, Futter undan die Anforderungen der Menschen.

Überall auf der Welt kultivieren die Bauernihre Pflanzen. Sie wählen aus der eigenenErnte Saatgut und Pflanzmaterial für dasnächste Jahr aus und bewahren es auf. DieHirten hegen ihre Tiere und suchen unterihnen die für die Nachzucht geeigneten aus.So entstand und entsteht noch heute welt-weit eine riesige Anzahl regionaltypischerSorten und Rassen, die die lokale Bevölke-rung über Generationen hinweg kollektiventwickelt und bewahrt.

Zur biologischen Vielfalt in der Landwirt-schaft – oder Agrobiodiversität – gehören

Farmers and herdsmen have created unique diversity

For millennia, people have used the diversityof nature to survive.They took wild animalsand plants and developed from them pre-cisely what they needed. As a result, wehave today countless sheep, goat, cattle, pigand poultry breeds, and wheat, rice, potatoand millet varieties. All are adapted to spe-cific climates, soils, feeds and human require-ments.

Everywhere in the world, farmers cultivatetheir plants.They select from their own har-vest next year’s seed stocks and plantingmaterial and store them. Herdsmen tend theiranimals and choose those best suited forfurther breeding.This process has in the pastand continues today to give rise to a hugenumber of typical regional varieties and breedsworldwide, developed and preserved collec-tively by local people over the generations.

Furthermore, biological diversity in agricul-ture – agrobiodiversity – includes in additionto crop plants and farm animals further

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aber nicht nur Nutzpflanzen und Haustiere,sondern auch solche Organismen, die wichti-ge Funktionen in den komplexen Agraröko-systemen erfüllen. Zum Beispiel bestäubenBienen, Fliegen und Schmetterlinge die Pflan-zen, Marienkäfer fressen Blattläuse, Bakterienund Pilze mobilisieren für das Pflanzenwachs-tum notwendige Nährstoffe.

Die Bauern und Hirten prägen mit ihrer Tätig-keit die Landschaft. Hand in Hand mit denunterschiedlichen Anbau- und Bewirtschaf-tungstechniken bilden sich vielfältige Kultur-landschaften heraus, die sich im Laufe der Zeitauch immer wieder verändern.Typische Kul-turlandschaften sind die Reisterrassen in Süd-und Südostasien oder die für viele europäi-sche Länder charakteristischen Weinberge.

Vom Aussterben bedroht

Wenn die Landwirtschaft industrialisiert wird,reduziert sich die Vielfalt auf den Äckernund Weiden.Was Bäuerinnen, Bauern undHirten weltweit im Laufe von Jahrtausendengehegt und gepflegt haben, verschwindet ineinem Bruchteil dieser Zeit von der Bildfläche.

organisms performing essential functions incomplex agro-ecosystems. For instance, bees,flies and butterflies pollinate plants, ladybirdbeetles devour aphids, and bacteria and fungimobilize the nutrients essential to plantgrowth.

The work of farmers and herdsmen has mould-ed landscapes everywhere. Influenced bythe various cultivation and managementtechniques, diverse cultural landscapes takeshape, subject to continual change over thecourse of time.The rice terraces of southernand southeast Asia and the vineyards charac-teristic of many European countries are typi-cal examples of cultural landscapes.

Threatened with extinction

When agriculture is industrialized, diversityin fields and pastures dwindles.What farm-ers and herdsmen have maintained and pre-served around the globe for millennia iserased in a fraction of that time.This trend isamplified by intensifying global competitionand structural change in agriculture, leadingto concentration upon an ever smaller

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Diese Tendenz wird verstärkt durch denzunehmenden globalen Wettbewerb undStrukturwandel in der Landwirtschaft undführt zu einer Konzentration auf immerweniger „betriebswirtschaftlich rentable“Hochertragssorten und -rassen. Nach Schät-zungen der Ernährungs- und Landwirtschafts-organisation der Vereinten Nationen (FAO)ist die Vielfalt im Anbau seit Mitte des 19. Jahr-hunderts um 75 Prozent zurückgegangen.Auch die wilden Verwandten der Kultur-pflanzen sind zum Teil bereits ausgestorbenoder vom Aussterben bedroht.

Ähnlich dramatisch sieht es bei den Nutztie-ren aus. Allein von den 6300 in Datenban-ken erfassten Haustierrassen sind 1 350bedroht oder bereits ausgestorben. Man meint,die alten, robusten Mehrnutzungsrassen plötz-lich nicht mehr zu brauchen. Heute sindextreme Leistungseigenschaften der Tieregefragt; so müssen Kühe viel Milch gebenoder Schweine innerhalb kürzester Zeit soviel Fleisch ansetzen, dass sie geschlachtetwerden können. Der wirtschaftliche Ertragbeeinflusst auch immer mehr die Tierhaltungin den Entwicklungsländern.

number of “microeconomically profitable”high-yielding varieties and breeds. Estimatesby the United Nations Food and AgricultureOrganization (FAO) suggest that crop diversi-ty has declined by 75 percent since the mid-dle of the 19th century. Similarly, wild rela-tives of crop varieties have become extinctor are threatened with extinction.

The situation is no less dramatic for farm ani-mals. Of the 6300 domestic animal breedsregistered in databanks, 1350 are endangeredor already extinct. Suddenly, no one seems toneed the old, robust multipurpose breedsany longer.Today, extremely productive ani-mals are what is wanted; cows must yieldgreat quantities of milk, pigs must put onenough weight to be slaughtered within theshortest possible time. In developing coun-tries, too, the aspect of economic returnsincreasingly influences animal husbandry.

As a result, animal breeds adapted optimallyto their habitat are increasingly being dis-placed.The old breeds were not tailored tomaximum milk or meat output, but to alsofurnishing their owners with wool or skins

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Dadurch werden immer häufiger Tierrassenverdrängt, die optimal an ihren Lebensraumangepasst sind. Die alten Rassen waren nichtauf maximale Milch- oder Fleischleistunggetrimmt, sondern darauf, ihren Besitzernneben Nahrung auch Wolle oder Häute zuliefern, oder als Arbeits-,Transport- und Fort-bewegungsmittel zu dienen – wie beispiels-weise Kamele, Pferde oder Esel.

Vielfalt sichert Ernährung

Auch bei den Pflanzen stand früher oft nichtder maximale Ertrag im Vordergrund, sonderndie Ertragssicherheit – selbst unter schwieri-gen Klimabedingungen.Viele Arten dienennicht nur der Ernährung und haben vielfäl-tige Eigenschaften beim Kochen, sondernliefern auch Medizin, Farbstoff, Baumaterial,Fasern,Viehfutter und anderes. Insbesonde-re die Menschen in den ländlichen Räumender Entwicklungsländer sind hinsichtlichihrer Versorgung und Ernährung abhängigvom Ertrag ihrer Felder.

Das Dogonplateau in dem Sahelstaat Mali hatsehr steinige, flachgründige Böden. Hier

as well as food, or to providing labour andtransportation – as in the case of camels,horses or donkeys.

Diversity secures food

With plants, too, in the past often the priori-ty was not maximum yield, but rather securi-ty of yield even under difficult climatic con-ditions. Many species not only provide foodand can be cooked in different ways, butalso supply medicines, dyestuffs, buildingmaterials, fibres, animal fodder and more. Inthe rural regions of developing countries, inparticular, people depend upon the yields oftheir fields for their provisions and food.

The Dogon plateau in the Sahel country ofMali has very stony, shallow soils. Here onlycertain shallow-rooted millet varieties grow.No others are viable. Following two years ofdrought and the associated food and seedcrisis, German Agro Action organized localseed markets in 2002 in order to get agricul-ture going again and thus secure people’scapacity to produce this staple food forthemselves. Farmers whose seed stock had

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wachsen nur bestimmte flachwurzelndeHirsesorten. Alle anderen sind chancenlos.Die Deutsche Welthungerhilfe organisierteim Jahr 2002 lokale Saatgutmärkte, um nachzwei Trockenjahren und der damit einherge-henden Nahrungsmittel- und Saatgutkrise dieLandwirtschaft wieder in Gang zu bringenund dadurch die Eigenversorgung der Bevöl-kerung mit diesem Grundnahrungsmittel zusichern. Bauern, die kein Saatgut mehr hat-ten, konnten sich so wieder welches beschaf-fen, das an die Bedingungen auf dem Dogon-plateau angepasst war. Damit waren sie unab-hängiger von Saatguthilfslieferungen vonaußen.

Vielfalt muss geschützt werden

Am besten wird die Agrobiodiversität erhalten,wenn Bäuerinnen und Bauern die Kultur-pflanzen und Haustiere nutzen und weiter-entwickeln, mit denen schon die Generatio-nen vor ihnen gelebt haben.Wichtig ist auchder Schutz der für die Ernährung und Land-wirtschaft nutzbaren Wildarten in ihren natür-lichen Lebensräumen, um die genetische Basisfür künftig erforderliche Neuzüchtungen zu

run out again gained access to seed adaptedto the conditions on the Dogon plateau.Thisreduced their dependence upon externalseed aid.

Diversity must be protected

Agrobiodiversity is best conserved whenfarmers use and further develop the cropplants and domestic animals that precedinggenerations have already lived with. It is alsoimportant to conserve wild species utilizablefor food and agriculture in their natural habi-tats, in order to preserve the genetic basisfor the new breeding activities that will berequired in the future. Such approaches areparticularly successful if they also renderdirect economic gains to the local popula-tion.

For example, wild coffee continues to flourishin the rainforests of the Ethiopian province ofKaffa, the cradle of cultivated coffee. A con-servation plan drawn up with German sup-port and now being implemented togetherwith the local population is meant to pre-serve these valuable genetic resources while

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erhalten. Besonders erfolgreich sind solcheKonzepte, wenn sie der einheimischen Bevöl-kerung auch direkte ökonomische Vorteilebieten.

So gedeiht in den Regenwäldern der äthiopi-schen Provinz Kaffa, der Wiege des kultivier-ten Kaffeestrauches, noch heute Wildkaffee.Ein Schutzkonzept, das mit deutscher Unter-stützung entstand und jetzt gemeinsam mitder dort lebenden Bevölkerung umgesetztwird, soll diese wertvollen genetischen Res-sourcen erhalten und gleichzeitig den Klein-bauern weiterhin das Sammeln und den Ver-kauf des Wildkaffees ermöglichen. An dieserInitiative beteiligt sich auch die deutschePrivatwirtschaft.

Im Rahmen der Entwicklungszusammenar-beit fördert die deutsche Bundesregierungseit langem Maßnahmen zur Sicherung undnachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt.Bereits in den 1970er-Jahren unterstützte siegezielt Partnerländer in Afrika, Asien undLateinamerika bei der Umsetzung von Erhal-tungsprogrammen, damals noch hauptsäch-lich in Genbanken.

at the same time allowing smallholders toharvest and sell the wild coffee.The Germanprivate sector is participating in this initia-tive.

The German federal government has a longhistory of promoting, within the context ofits development cooperation, measures tosafeguard and make sustainable use of bio-logical diversity. As early as the 1970s, it pro-vided targeted support to partner countriesin Africa,Asia and Latin America in order toimplement conservation programmes, thenstill mainly in the form of gene banks.

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Das CATIE in Costa Rica ist eines von vieleninternationalen Agrarforschungszentren, dasim Rahmen der deutschen Entwicklungszu-sammenarbeit unterstützt wird. Es unterhälteine von weltweit 1 300 Genbanken, in denendas Vermehrungsmaterial landwirtschaftlicherKulturpflanzen sorgfältig aufbewahrt wird.Von hier kommen auch die Samen für diealten Amaranth-, Mais- und Chillipfeffersortensowie verschiedene Kürbisgewächse, die dieBauern der Indiogemeinde Cabecar in CostaRica dieses Jahr erstmals wieder auf ihrenFeldern aussäen.

Inzwischen steht die Bewahrung und Nutzungam natürlichen Standort (in situ) und aufden Feldern der Bauern (on farm) im Vor-dergrund der Entwicklungszusammenarbeit.Ein entscheidender Vorteil gegenüber Genban-ken, deren ex-situ Erhaltung sehr kostspieligist, besteht darin, dass die Bauern nicht nurdas genetische Material, sondern auch dasdazugehörige Wissen bewahren und weiter-entwickeln.

CATIE in Costa Rica is one of many interna-tional agricultural research centres receivingsupport as part of German developmentcooperation. It maintains one of 1300 genebanks worldwide in which the propagatingmaterial of agricultural crop varieties is care-fully preserved.This is now the source ofseed for the old amaranth, maize and chillipepper varieties as well as various pumpkinswhich farmers of the Cabecar Indio commu-nity in Costa Rica are sowing again in theirfields for the first time this year.The farmersof Cabecar will return seed to the centre foreach variety, to be stored there for futurepropagation and breeding programmes.

In the meantime, the main focus of develop-ment cooperation is on conservation anduse in natural habitats (in situ) and in farm-ers’ fields (on-farm). A decisive benefit com-pared to gene banks, whose ex-situ conser-vation is very costly, is that farmers preserveand develop not only the genetic material,but also the associated knowledge.

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„Diese Rinde da wird zur Behandlung vonMagenschmerzen genutzt“. Gambus Etomaaus Kamerun zeigt auf das Stück grünbrauneStinkholz-Rinde (Prunus africana), das vorihm liegt. „Erst klopfst du sie weich, dannkochst du die Rinde, so dass sich die Wirk-stoffe im Wasser auflösen. Den Sud trinkst dudann, wenn du Bauchschmerzen hast. Er heiltauch Fieber,Kopfschmerzen und Erbrechen.“Früher fällte Etoma die Bäume, um an diebegehrte Rinde zu kommen, heute schält ersie vorsichtig ab, die Bäume bleiben stehenund können so immer wieder genutzt wer-den. Die Naturschutz-Fachleute im MountCameroon-Naturschutzgebiet haben ihm dieschonende Rindenernte gezeigt.

“This bark here is used to treat stomachache,” says Gambus Etoma of Cameroon,pointing at the piece of green-brownpygeum (Prunus africana) bark lying infront of him.“First you beat it soft, then youcook the bark so that the active substancesdissolve in water.You drink the extract whenyou have stomach ache. It also cures fever,headache and vomiting.” In the past, Etomacut the trees down to get at the prized bark.Today he peels the bark off carefully, thetrees remain standing and thus can be usedover and again.The nature conservationexperts of the Mount Cameroon naturereserve have shown him this method of low-impact bark harvesting.

Produktions- und Lebensweisen, die das Leben reicher machen

Making life richer –Patterns of production and ways of life

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So wie man wild lebende Pflanzen schonendnutzen kann, kann man auch wild lebendeTiere durch schonende Nutzungsformen vorder Ausrottung bewahren, ein Schicksal, dasdem Afrikanischen Grasnager (Thryonomysswinderianus) in Benin drohte. Die biber-großen Nagetiere, die natürlich in den Wald-rand- und Savannenzonen Afrikas vorkom-men, haben schmackhaftes Fleisch, das vorallem bei städtischen Verbrauchern sehrgefragt ist. Zu Beginn der 1980er-Jahrewaren die Wildbestände durch die zuneh-mende Bejagung stark dezimiert. Das benini-sche Landwirtschaftsministerium und dieDeutsche Gesellschaft für Technische Zusam-menarbeit (GTZ) starteten im Auftrag desBundesentwicklungsministeriums (BMZ)gemeinsam ein Grasnager-Zuchtprogramm.Seit Mitte der 1990er-Jahre werden die Tiereerfolgreich in Ställen gehalten. Heute gibt esin Benin mehr als 3.200 Betriebe, die Grasna-ger halten. Auch in den Nachbarländern stei-gen die Landwirte in die Produktion ein. Diesentlastet die in Westafrika rapide sinkendenWildpopulationen und garantiert den Klein-bauern über das ganze Jahr ein zusätzlichesEinkommen.

Just as many plants in the wild can be utilizedwith low impact, so too can wild animals besaved from extinction through low-impactforms of use. Extinction threatened the grass-cutter (Thryonomys swinderianus) inBenin.The beaver-sized rodents, which occurnaturally in the forest fringe and savannahzones of Africa, are in great demand for theirtasty meat, particularly among urban con-sumers. By the early 1980s, wild populationshad been decimated due to mounting hunt-ing pressure. Commissioned by the GermanFederal Ministry for Economic Cooperationand Development (BMZ), the Gesellschaftfür Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH,(German technical cooperation) and theBenin agriculture ministry jointly launched agrasscutter breeding programme. Since themid-1990s, the animals have been successful-ly domesticated.Today more than 3200 farmsin Benin keep grasscutters in stables. In neigh-bouring countries, too, farmers are startingproduction.This is reducing pressure on therapidly declining wild populations in WestAfrica while at the same time guaranteeingadditional income for smallholders throughoutthe year.

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Bäuerinnen – Hüterinnen der Vielfalt

In vielen Gesellschaften haben Frauen undMänner unterschiedliche Rollen in der land-wirtschaftlichen Produktion. Männer bauenhäufiger „Cash Crops“ an, beispielsweise Kaf-fee oder Baumwolle, die sich verkaufen las-sen und damit Geld einbringen. Meist erhal-ten die Männer auch eher Kredite und land-wirtschaftliche Beratung als die Frauen.Selbst bei der Schulbildung sind die Frauenhäufig benachteiligt; oft müssen die Mädchenschon früh im Haushalt mithelfen, der Schul-besuch ist Nebensache.

Es sind in aller Regel die Frauen, die für dieErnährung und Gesundheit der Familie ver-antwortlich sind. In ihren Hausgärten kulti-vieren sie häufig neben Gemüse auch Heil-,Aroma-, Gewürz- und Ritualpflanzen oderPflanzen, die auf dem lokalen Markt nachge-fragt werden. Sie experimentieren mit Artenund Sorten und entwickeln sie weiter. Siebewahren das Wissen über die Auswahl undLagerung des Saatgutes und die Verarbeitungder Pflanzen, beispielsweise zu Nahrungsmit-teln und traditionellen Gerichten. So sind

Women farmers – Custodians of diversity

In many societies women and men have dif-ferent roles in agricultural production. Mentend to cultivate cash crops such as coffeeor cotton that can be sold on the market togenerate cash income. Usually men are morelikely to receive loans and agricultural exten-sion services than women. Even in terms ofschooling, women are frequently disadvan-taged; often the girls must help at home froman early age: their school attendance is a sec-ondary concern.

It is almost always the women who areresponsible for feeding the family and main-taining its health. Besides vegetables, theyoften cultivate in their home gardens medici-nal, aromatic, spice and ritual plants or plantsin demand in the local market.They experi-ment with and enhance species and varieties.They preserve local knowledge about theselection and storage of seed and how plantsare processed into foods and traditional dish-es.Thus, in many countries, women are thecustodians of agricultural and horticulturalbiodiversity.

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Frauen in vielen Ländern die Hüterinnen derlandwirtschaftlichen und gartenbaulichenbiologischen Vielfalt.

Die Kleinbäuerinnen im westafrikanischenNiger machen da keine Ausnahme. Perl- undMohrenhirse (Pennisetum- und Sorghum-Arten) sind die Grundnahrungsmittel in demSahelland. Auf den Feldern der Frauen wach-sen beide zusammen mit Augenbohne, Sesamund verschiedenen als Blattgemüse verwen-dete Arten.Vor allem wachsen auf den Fel-dern, die von Frauen bewirtschaftet werden,auch besonders frühreife Sorten, so dass dieZeit zwischen Aussaat und Ernte – die Zeit,in der die Familie am ehesten unter Hungerleidet – möglichst gut überbrückt werdenkann.

Saatgut und die Rechte der Bauern

Über Jahrtausende lagen Züchtung und Saat-guterzeugung ausschließlich in den Händenvon Bäuerinnen und Bauern. Erst nachdemman vor ungefähr einhundert Jahren dieRegeln der Vererbung entschlüsselt hatte,begann die wissenschaftliche Züchtung.

Smallholders in the West African country ofNiger are no exception. In this Sahel coun-try, pearl millet and sorghum (Pennisetumand Sorghum species) are the staples. Inwomen’s fields, both crops are raised togeth-er with cowpea, sesame and various speciesused as leafy vegetables. An important pointis that women also grow in their fields early-maturing varieties in particular, so that thegap between sowing and harvesting – thetime in which the family is most likely tosuffer hunger – can best be bridged.

Seeds and farmers’ rights

For millennia, breeding and seed propagationwere exclusively in the hands of farmers. Sci-entific breeding only began once the rulesof heredity had been deciphered, about onehundred years ago. Since that time, particu-larly in industrialized countries, plant breed-ing and seed propagation have increasinglybeen taken over from the farmers by special-ized companies. Often these are small andmedium-sized companies. But the process ofconcentration in the seed market is in fullswing worldwide. Now the market is driven

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Seither übernehmen an Stelle der Bauernzunehmend spezialisierte Firmen die Pflan-zenzucht und Saatgutvermehrung, vor allemin den Industrieländern. Es handelt sich dabeihäufig um kleinere mittelständische Unter-nehmen. Doch der Konzentrationsprozessauf dem Saatgutmarkt ist weltweit in vollemGange. Inzwischen sind eine Hand voll multi-nationaler Konzerne an die Marktspitze auf-gestiegen, die bei den wirtschaftlich bedeu-tenden Kulturen den weltweiten Saatgut-markt beherrschen. Sie setzen auf Gentech-nik bei den Kulturpflanzen und auf Patent-schutz für ihre neuen Züchtungen.

Die Leistung der Bauern zur Erhaltung undEntwicklung der pflanzengenetischen Vielfaltwird inzwischen aber anerkannt. Der Inter-nationale Vertrag der Welternährungsorgani-sation FAO schreibt unter anderem die Rech-te der Bauern, die so genannten Farmers‘Rights, erstmals in einem rechtlich verbindli-chen Rahmen fest. Darin wird auch ein„gerechter und ausgewogener Vorteilsaus-gleich“ für die Bäuerinnen und Bauern inden Entwicklungsländern für ihre Leistungen

by a handful of multinational corporationswhich dominate the global seed market forthe economically important crops.They relyon genetic engineering for crops and patentprotection for their new breeds.

Today, however, the contributions farmersmake to preserving and developing plantgenetic diversity are being recognized andacknowledged.The FAO International Treatyhas now enshrined “Farmers’ Rights” for thefirst time in a framework that is legally bind-ing.The international treaty also provides for“fair and equitable benefit-sharing” for farm-ers in developing countries in recognition oftheir services in breeding and conservingplant genetic resources.

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den Entwicklungsländern für ihre Leistungenin der Züchtung und beim Erhalt der pflan-zengenetischen Ressourcen vereinbart.

Züchtung durch Bauern für Bauern

Die Kleinbauern in den Entwicklungsländernsind nach wie vor auf ihr eigenes Saatgutangewiesen, denn die meisten haben keinGeld, für jede Aussaat neues Saatgut zu kau-fen. Sehr häufig sind die Kulturpflanzenartenund -sorten nur von lokaler Bedeutung und tohnehin nicht von Interesse. Selber auslesen,aufbewahren, verbessern oder tauschen sinddie einzigen Möglichkeiten, die die Bauernhaben, um ihr Saatgut zu erhalten oder wei-terzuentwickeln.Doch gerade in Entwicklungsländern kommtes vor allem nach Dürreperioden immer wie-der vor, dass die Bauern ihr eigenes Saatgutaufessen müssen, um nicht zu verhungern.

Breeding by farmers for farmers

Smallholders in developing countries contin-ue to depend upon their own seed, for fewof them have the money to buy new seedfor every sowing.Very often, the plant speciesand varieties they cultivate are only impor-tant locally and are thus in any case of nointerest to commercial seed breeding firms.The only way for farmers to preserve or fur-ther develop their seed is to select, store,improve or exchange it themselves.

However, particularly after periods ofdrought, farmers in developing countries fre-quently have to eat their own seed in ordernot to starve. In such situations, communityseed banks can supply them with the neces-sary indigenous seeds and planting materialfor the next cropping period. Hence theGREEN Foundation, for example, has sup-ported the establishment of a network of 31community seed banks in the Indian provinceof Karnataka.

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Kommunale Saatgutbanken können sie dannmit dem benötigten lokalen Pflanz- und Saat-gut für die nächste Anbauperiode versorgen.So hat zum Beispiel die GREEN-Stiftung denAufbau eines Netzwerks von 31 kommuna-len Saatgutbanken in der indischen ProvinzKarnataka unterstützt. Dadurch ist die Anzahlder Bäuerinnen, die traditionelles Saatgut imAnbau erhalten, von zehn auf über 1500angestiegen. Für diesen innovativen Beitrag,der sowohl dem Schutz der biologischen Viel-falt als auch der Armutsbekämpfung dient,überreichte das Entwicklungsprogramm derVereinten Nationen (UNDP) der GREENFoundation 2004 den Preis der Äquator-Ini-tiative, die auch vom Bundesentwicklungsmi-nisterium unterstützt wird.

As a result, the number of farmers conserv-ing indigenous seed has grown from ten tomore than 1500. For this innovative contri-bution – fostering both biodiversity conser-vation and poverty reduction – the UnitedNations Development Programme (UNDP)awarded to the GREEN Foundation the prizeof the Equator Initiative in 2004.The Ger-man development ministry is among the ini-tiative’s sponsors.

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Saatgut- und Viehmärkte gehören in vielenRegionen der Erde zu den beliebtesten underfolgreichsten Maßnahmen zur Förderungder Agrobiodiversität. Einmal eingeführt, zie-hen die Märkte gewöhnlich von Jahr zu Jahrmehr Aussteller an. Auf diesen Märkten kön-nen Bäuerinnen und Bauern nach Sortenund Rassen Ausschau halten, die sie verlorenhaben oder immer schon einmal ausprobierenwollten.

In many regions of the world, seed and live-stock markets are among the most popularand successful measures to promote agrobio-diversity. Once established, such marketsgenerally attract more and more exhibitorsfrom year to year. At these markets, farmerscan look for varieties and breeds that theyhave lost or always wanted to try out.

Vielfalt vermarktenMarketing diversity

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In Ecuador betrachtet die Nationale Abteilungfür Genetische Ressourcen und Biotechnolo-gie (DENAREF) Saatgutmärkte als eine ArtBarometer, das anzeigt, wie die Bauern dievorhandene genetische Vielfalt in einer be-stimmten Gegend nutzen. In der ProvinzChimborazo beispielsweise nutzte die DENA-REF in der Zeit von 1999–2002 die Ferias deConservacion de Semillas, wie die Saatgut-märkte dort heißen, um festzustellen, wiehoch die genetische Vielfalt andiner Knollen-gewächse – wie Mashua (Tropaeolum tube-rosum), Oca (Oxalis tuberosa), Melloco(Ullucus tuberosus) und Kartoffeln (Sola-num tuberosum) – auf Dorfebene noch ist.Es gab Registrierungsformulare und eineJury wertete die Informationen aus.Wer diegrößte Vielfalt präsentierte, wurde mit einemPreis ausgezeichnet. Im Laufe der vier Jahrestieg die Anzahl der Teilnehmer von 115 auf529; zu Beginn nahmen etwa gleich vieleFrauen und Männer teil, zum Schluss warenzwei Drittel Frauen und ein Drittel Männer.Es stellte sich heraus, dass die Bauern einegrößere Vielfalt andiner Knollenfrüchte anbau-ten, nachdem bei den Saatgutmärkten alte Sor-ten in Umlauf gebracht wurden.

In Ecuador, the national department for genet-ic resources and biotechnology (DENAREF)views seed markets as a kind of barometer,indicating how farmers utilize the availablegenetic diversity in a certain region. From1999 to 2002, in the province of Chimbora-zo, for instance, DENAREF used the Feriasde Conservacion de Semillas, as the seedmarkets are termed there, to find out whatdegree of genetic diversity in Andean tubers– such as mashua (Tropaeolumtuberosum), oca (Oxalis tuberosa), mel-loco (Ullucus tuberosus) and potatoes(Solanum tuberosum) – still prevails at vil-lage level. Based upon registration forms, ajury evaluated the information gathered.Whoever presented the greatest diversitywas awarded a prize. In the course of fouryears, the number of participants grew from115 to 529; initially the split betweenwomen and men was even, but at the end ofthat period two thirds were women and onethird were men. It was found that, once theseed markets had led to old varieties beingput into circulation, farmers cultivated abroader range of Andean tubers.

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Vielfalt muss sich lohnen

Angebaut, gepflegt und gehalten wird haupt-sächlich, aber nicht nur, was nützlich ist. Daist zum einen der direkte Nutzen in derGegenwart, den beispielsweise das Saatguteiner lokalen Sorte für den Bauern hat; erkann es aussäen, verzehren, tauschen oderverkaufen. Mitunter wird eine Kultur aberauch aus rein traditionellen Gründen beibe-halten. Das gleiche gilt für den tierischenBereich.

Darüber hinaus können pflanzen- und tierge-netische Ressourcen aber auch einen künfti-gen Wert haben, zum Beispiel als Grundlagefür neue Züchtungsprogramme.Wir alle sinddaher darauf angewiesen, dass die Bäuerinnenund Bauern die Vielfalt auf ihren Äckern, inihren Gärten und auf ihren Weiden erhalten.Es ist unsere Risikoversicherung gegen künf-tige Tier- und Pflanzenkrankheiten und Kata-strophen, die mit einem Schlag unsere moder-ne, hochtechnisierte Landwirtschaft lahmlegen könnten. Die Vielfalt, die die Bäuerin-nen und Bauern in Entwicklungs- und Indus-trieländern pflegen, trägt also zur langfristi-gen weltweiten Ernährungssicherung bei.

Diversity must pay off

People cultivate, maintain and keep mainly –but not only – what is useful. For one thing,there is the direct benefit in the present pro-vided by, for instance, the seed of a local vari-ety to the farmer, who can sow, eat, exchangeor sell it. Crops may also be maintained forpurely traditional reasons.The same appliesto the animal sector.

Furthermore, plant and animal geneticresources can also be of future value as thebasis of new breeding programmes.We there-fore all depend upon farmers maintainingdiversity in their fields, gardens and pastures.This is our risk insurance against future ani-mal and plant diseases and disasters that canparalyse our modern high-tech agriculture atone blow.The diversity maintained by farm-ers in developing and industrialized countriesalike thus contributes to long-term worldwidefood security.

But this potential future benefit puts no mon-ey in the farmer’s pocket today. And any-thing that makes no money and provides noother direct gain is neglected.There are

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Doch dieser mögliche künftige Nutzen bringtden Bauern heute kein Geld in die Kasse.Und alles, was kein Geld bringt oder keinenanderen direkten Gewinn, wird vernachläs-sigt. Möglichkeiten, die zur Förderung dergewerblichen Nutzung einer vernachlässig-ten Kultur beitragen und dadurch Impulsezur Bewahrung und nachhaltigen Nutzunggeben können, gibt es viele. Dazu gehörenbeispielsweise die Verbesserung der Produk-tions- und Lagerhaltungstechniken, die Verar-beitung zu attraktiven Produkten oder einebessere Vermarktung. Regionale Entwicklungs-konzepte sind eine Möglichkeit, die Vorteilevernachlässigter Sorten oder Rassen bekanntund wieder interessant zu machen.

Obwohl an die rauen Umweltbedingungenim südlichen Afrika hervorragend angepasst,galt das Nguni-Rind als wenig leistungsfähigund wurde zunehmend verdrängt.WertvolleEigenschaften sind einfach übersehen worden.So ist das Nguni nicht nur resistent gegenZecken, es kann auch extreme Hitze und Tro-ckenheit ertragen und stellt nur geringeAnsprüche an Futterqualität und Krankheits-vorsorge. Sein Fell war schon in früheren

many opportunities to foster the commercialuse of a neglected crop and thus to encour-age conservation and sustainable use.Theyinclude improving production and storagetechniques, processing the harvest intoattractive products and improving market-ing. Regional development concepts are oneway of raising awareness of the advantagesof neglected varieties or breeds and of reviv-ing interest in them.

Although Nguni cattle are excellently adapt-ed to the harsh environmental conditions ofsouthern Africa, they came to be consideredpoor performers and were increasingly dis-placed.Valuable traits were simply over-looked. Nguni cattle are not only resistant toticks, they can also tolerate extreme heatand drought and are very undemanding interms of fodder quality and disease preven-tion.Their hide has been prized highly inpast centuries.Thus the legendary Zulu kingShaka dressed his soldiers in Nguni hides,each regiment having its own colour.Thecolour of the royal guard was white.Together with private-sector companies,Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit

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Jahrhunderten sehr begehrt. So kleidete bei-spielsweise der legendäre Zulukönig Shakaseine Soldaten mit Nguni-Fellen, jedes Regi-ment hatte seine eigene Farbe. Die Farbe derköniglichen Leibgarde war weiß. Gemeinsammit Privatunternehmen bereitet die Gesell-schaft für Technische Zusammenarbeit imAuftrag des Bundesentwicklungsministeriumsdie kommerzielle Nutzung des Nguni-Rindesvor und möchte es so über seinen lokalenVerbreitungsraum hinaus bekannt machen.Die Förderung der kommerziellen Nutzungsoll vor allem den lokalen Kleinbauern zugu-te kommen und wieder einen Anreiz für dienachhaltige Nutzung dieses Rindes schaffen.

(GTZ – German technical cooperation), act-ing on behalf of the German Federal Min-istry for Economic Cooperation and Devel-opment, is preparing the commercial use ofNguni cattle. One aim is to make the breedknown beyond its current local range.Thepromotion of commercial use is meant pri-marily to benefit local smallholders, creatingan incentive for the sustainable use of thiscattle breed.

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Mehr als 840 Millionen Menschen leidenweltweit an Unterernährung; gleichzeitignehmen auch unter den armen Menschen sogenannte Zivilisationskrankheiten wie Fett-sucht, Herzgefäßerkrankungen oder DiabetesTyp II zu. Eine Folge der Verstädterung in denEntwicklungsländern und damit einherge-hend einer Verarmung in der Ernährung, diehauptsächlich aus billigen Zuckern und Koh-lehydraten besteht.

More than 840 million people are under-nourished worldwide; at the same time, evenamong the poor,“diseases of civilization”such as chronic obesity, cardiovascular dis-eases and diabetes type II are on theincrease.This is a consequence of urbaniza-tion in developing countries and the con-comitant impoverishment of nutrition, nowconsisting mainly of cheap sugars and carbo-hydrates.

Vielfalt in der ErnährungDiversity in nutrition

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Der Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen undSpurenelementen – man spricht hier von ver-stecktem Hunger – führt zu schweren Krank-heiten. Zum Beispiel erblinden in den Ent-wicklungsländern jährlich rund eine halbeMillionen Kinder aufgrund von Vitamin A-Mangel, ca. 1,5 Milliarden Menschen (mehr-heitlich Frauen und Kinder) leiden unterEisenmangel, die Folgen sind Anämien mitstark reduzierter körperlicher Leistungsfähig-keit. Dies alles ist auch eine Folge der zuneh-menden Vereinheitlichung der landwirtschaft-lichen Produktion. Mehr als die Hälfte desglobalen Eiweiß- und Kalorienbedarfs wirdheute von nur drei Pflanzenarten gedeckt –von Weizen, Reis und Mais. Eine Ergänzungdieser sehr einseitigen Ernährung durch ver-schiedene eisenreiche lokale Gemüsesorten(z.B. grünes Blattgemüse) und vitaminreicheFrüchte (Mangos, Orangen usw.) kann denFolgen des versteckten Hungers entgegen-wirken.

Vielfältige Ernährung – Schlüssel gegenden versteckten Hunger

Viele traditionelle und heute vernachlässigtePflanzenarten sind um ein Vielfaches reicher

Deficiencies in vitamins, minerals and traceelements – referred to here as hidden hunger– lead to severe sickness. For instance, eachyear around half a million children in devel-oping countries lose their eyesight due tovitamin A deficiency, and about 1.5 billionpeople (mainly women and children) sufferfrom iron deficiency, causing anemia andgreatly reduced physical fitness. All of this isalso a consequence of the increasing unifor-mity of agricultural production.Today onlythree plant species – wheat, rice and maize –supply over half of the global protein andcalorie requirements. Hidden hunger can becountered by supplementing this highly one-sided nutrition with a range of iron-rich localvegetable varieties (e.g. leafy greens) andvitamin-rich fruit (mangoes, oranges etc.).

Diverse nutrition – Key to combatinghidden hunger

Numerous traditional plant species neglect-ed today are many times richer in essentialnutrients than our modern staple plants. Inthe north-east of Sri Lanka, in the district ofTrincomalee, the population was sufferinghunger and malnutrition in the late 1990s.

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an essenziellen Nährstoffen als unsere moder-nen Hauptnahrungspflanzen. Im NordostenSri Lankas, im Distrikt Trincomalee, litt dieBevölkerung Ende der 1990er-Jahre unterHunger und Mangelernährung. Ein Schulgar-tenprogramm an 50 Schulen des Distriktswurde zur Keimzelle für eine bessere Ernäh-rung. In diesen Gärten wurden Setzlinge loka-ler Gemüsesorten, wie z.B. grüne Blattgemüse(eisenhaltig), gezogen und dann an dieBevölkerung verkauft. Innerhalb von fünfJahren wurden so in 4000 Hausgärten etwa1100 Tonnen Gemüse erzeugt. Das Projektwurde von der Gesellschaft für TechnischeZusammenarbeit im Auftrag des Bundesent-wicklungsministeriums unterstützt.

Gesunde Ernährung bedeutet vielseitige Nah-rung, und diese ermöglicht Kindern, in derSchule bessere Leistungen zu zeigen, trägt zuhöherer Arbeitsleistung der Erwachsenen beiund erhöht die Abwehrkräfte des Körpersgegen Krankheiten. Die Bekämpfung auchdes „versteckten Hungers“ ist eine Heraus-forderung für die internationale Staatenge-meinschaft, die sich verpflichtet hat, dieAnzahl der Hungernden bis zum Jahr 2015

A school garden programme launched at 50schools in the district became a starting pointfor improved nutrition.These gardens wereused to produce seedlings of local vegetablevarieties such as leafy greens rich in iron,which were then sold to the public. As aresult, about 1100 tonnes of vegetables weregrown in 4000 home gardens within fiveyears.The project was supported by theGesellschaft für Technische Zusammenarbeit(GTZ) on behalf of the German Federal Min-istry for Economic Cooperation and Devel-opment.

Sound nutrition means diverse nutrition.Thisenables children to perform better in school,increases the work capacity of adults andenhances the ability of the body to ward offdisease.The international community hascommitted itself to halving the number ofpeople suffering hunger by the year 2015.Combating hidden hunger is a part of thiscommitment. Achieving food diversity byutilizing plant species that researchers havelargely neglected lends a new dimension tothe fight against hunger and poverty.

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zu halbieren. Nahrungsvielfalt durch Nutzungvon Pflanzenarten, die weitgehend von derForschung vernachlässigt werden, gibt demKampf gegen Hunger und Armut eine neueDimension.

Esskultur bewahrt Biodiversität

Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, son-dern auch Genuss und Ausdruck der jeweili-gen Kultur. Am wirkungsvollsten kann der„genetischen Erosion“ Einhalt geboten wer-den, wenn Verbraucher die Vielfalt der Nah-rung, die die Erde hervorbringt, genießenund schätzen. Gemüse,Wurzeln, Knollen, Blü-ten, Früchte, Blätter und vielerlei tierischeProdukte werden in den unterschiedlichstenKulturkreisen nach althergebrachten oderdem Zeitgeschmack angepassten Rezeptenzubereitet. Ein Wandel der Lebensweise wirktsich auch immer unmittelbar auf die gärtne-rische und landwirtschaftlich genutzte pflan-zen- und tiergenetische Vielfalt aus. Kulturel-le und biologische Vielfalt hängen zusammen.Kulturelle Verluste gehen oft Hand in Handmit einem Verlust an Agrobiodiversität.

Preserving biodiversity – By the way weeat

Eating means not just ingesting food, but isalso a form of enjoyment and of culturalexpression. Genetic erosion can be haltedmost effectively when consumers enjoy andvalue the diversity of food that the Earth offersto them. In the widest possible diversity ofcultures, vegetables, roots, tubers, flowers,fruit, leaves and many animal products areprepared according to age-old recipes, or innew ways suiting modern tastes. Changes inlifestyle always impact directly upon horti-cultural and agricultural plant and animalgenetic diversity. Cultural and biologicaldiversity are intertwined. Cultural loss oftengoes hand in hand with agrobiodiversityloss.

Agrotourism – A driver of diversity

Agrotourism offers further opportunities tosell very special products and influence theconsumer behaviour of tourists. Agricultural-ly diverse rural areas are often also much-fre-quented destinations for trips and holidays.

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Agrotourismus als Motor für Vielfalt

Auch Agrotourismus bietet Möglichkeiten,ausgefallene Produkte zu verkaufen und dasVerbraucherverhalten von Touristen zu beein-flussen. Oft sind landwirtschaftlich abwechs-lungsreiche ländliche Gebiete auch beliebteAusflugs- und Urlaubsziele. RegionaltypischeNutzpflanzen, Lokalrassen und Spezialitätenwerden zur besonderen Attraktion für Touris-ten. Das bringt den Bauern und Gastrono-men ein zusätzliches Einkommen und trägtzur Entwicklung der gesamten Region bei.Wenn eine Region sich dessen bewusst ist,kann sie mit regionaltypischen Rassen undSorten ebenso für sich werben wie mit ande-ren Kulturgütern und touristischen Anzie-hungspunkten.

Regionale Produkte, die Demonstration alterHerstellungsverfahren, traditionelles Hand-werk und typische Feste machen diese Viel-falt für Gäste erlebbar. All das muss in dasübergreifende Entwicklungskonzept einerRegion integriert sein. So wie in Cotacachiim Norden Ecuadors. Für die Touristen wur-de inzwischen ein kleines Buch – Guia

Regionally typical crop varieties, local breedsand specialities become special tourist attrac-tions.This provides extra income for farmersand caterers, and contributes to the develop-ment of the entire region. If a region is awareof this asset, it can advertise itself with region-ally typical breeds and varieties just as withother cultural assets and tourist attractions.

Regional products, demonstrations of old pro-duction techniques, traditional crafts and typ-ical celebrations all make this diversity a realexperience for visitors. All of this needs tobe integrated within the overall developmentconcept of a region – such as in Cotacachiin the north of Ecuador. Here a booklet – theGuia Agro-Culinaria – has been producedfor tourists, presenting in brief key informa-tion on the theme of biological diversity.Agrobiodiversity is an attractive componentof the touristic programme, which givesinsights into the customs of the region, pres-ents typical dishes, and thus strengthens localtraditions while at the same time creatingextra income.

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Agro-Culinaria – erstellt, das die wichtigstenInformationen zum Thema biologische Viel-falt zusammenfasst. Die Agrobiodiversität istein attraktiver Teil des touristischen Pro-gramms, das Einblick in die Bräuche derRegion gibt, die typische Gerichte vorstelltund so die Tradition der lokalen Bevölkerungstärkt sowie zusätzliches Einkommen schafft.

Lokaler und Fairer Handel – zwei wichtige Verbündete

Die lokale Vermarktung von Produkten hatviele Vorteile: Zum einen reduziert sie Trans-portkosten, zum anderen gibt es keine Zwi-schenhändler und der Konsument hat direk-ten Kontakt zum Erzeuger. Initiativen, dieBauern und Verbraucher direkt zusammen-bringen, sind daher ein wichtiger Weg, umdie Vielfalt der Produktion zu fördern. Auchder Faire Handel spielt hier eine wichtigeRolle. Die Bauern in Entwicklungsländernerhalten höhere Preise als bei den Zwischen-händlern und längerfristige Abnahmegaran-tien für ihre Produkte.

Das höhere Einkommen sichert ihnen undihren Familien ein besseres Auskommen.

Local trade and fair trade – Two impor-tant allies

The local marketing of products has manybenefits: For one thing, it reduces transportcosts. For another, there are no intermedi-aries and the consumer has direct contactwith the producer. Initiatives setting up directlinks between farmers and consumers arethus an important way of fostering diversityin production. Fair trade also plays a majorrole in this respect. Farmers in developingcountries realize higher prices than theywould from intermediaries, and longer-termpurchase guarantees for their produce.Thehigher income secures a better life for themand their families.

Interest in exotic foods has grown amongconsumers in the northern hemisphere inrecent years. Products derived from neglect-ed species can satisfy this desire for variety –fostering more agricultural diversity and ben-efiting producers in the developing world.

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Das höhere Einkommen sichert ihnen undihren Familien ein besseres Auskommen.In den letzten Jahren ist bei Verbrauchern aufder Nordhalbkugel ein wachsendes Interessean exotischen Nahrungsmitteln zu beobach-ten. Produkte aus vernachlässigten Artenkönnen diesen Wunsch nach Abwechslungbefriedigen – zugunsten von mehr landwirt-schaftlicher Vielfalt und zum Nutzen vonProduzentinnen und Produzenten im Süden.

Durch den weltweiten Austausch von Nah-rungsmitteln haben heute sowohl lokale alsauch internationale Verbraucher direkten Ein-fluss auf die Art und die Qualität der erzeug-ten Nahrungsmittel.Wer Vielfalt auf seinemTeller nachfragt, trägt damit zur Erhaltungder biologischen Vielfalt in den Erzeugerbe-trieben bei.

Today, due to the worldwide circulation of foodstuffs, both local and international con-sumers directly influence the type and quali-ty of food produced. By demanding diversityon their plates, consumers contribute to pre-serving biological diversity in the farmingworld.

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Bunter Kartoffelsalat

Zutaten:250 g violette Kartoffeln (z.B. ‚Linzer Blaue‘ oder ‚Vitelotte‘)250 g fest kochende, gelbe Kartoffeln (z.B. ‚Rosa Tannenzapfen‘ oder ‚La Ratte‘)250 g sich beim Kochen rot färbende Kartoffeln (z.B. ‚Red Kardinal‘)1 Schalotte100 ml Brühe

feine Blattsalate wie Frisée-Endivie, Eichblatt-Salat, Rauke etc.Essig, Öl, Salz, Pfeffer

Zubereitung: 1. Alle Kartoffelsorten getrennt als Pellkartoffeln garen, kurz abkühlen lassen und noch

warm pellen;2. in bleistiftdicke Scheiben schneiden;3. fein gehackte Schalotte mit der warmen Brühe über die Kartoffelscheiben geben;4. Salat mit Essig, Öl, Salz, Pfeffer abschmecken;5. bei Zimmertemperatur ca. eine Stunde ziehen lassen und nachwürzen;6. den bunten Kartoffelsalat mit etwas Blattsalat auf einem Teller anrichten.

Hinweis: Viele alte Kartoffelsorten sind im Handel nicht mehr erhältlich. Sie wären viel-leicht längst ausgestorben, gäbe es neben den Genbanken nicht einige Hobbygärtner undLandwirte, die das wertvolle Material noch anbauen. Informationen über seltenes Saatgutsind bei folgenden Organisationen erhältlich:Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenviel-falt (VEN) (http://www.nutzpflanzenvielfalt.de), Arche Noah (http://www.arche-noah.at)oder Pro Specie Rara (http://www.psrara.org). Im Bereich tiergenetische Ressourcen istdie Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen (GEH) (http://www.g-e-h.de)ein Ansprechpartner.

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Rainbow potato salad

Ingredients:250 g violet potatoes (e.g. 'Linzer Blaue' or 'Vitelotte')250 g yellow salad potatoes (e.g. 'Rosa Tannenzapfen' or 'La Ratte')250 g potatoes that turn red when boiled (e.g. 'Red Kardinal')1 shallot100 ml broth

fine green salads such as frisée, rocket etc.vinegar, oil, salt, pepper

Preparation:1. Boil each potato variety separately in its skin, let cool briefly and peel while still warm;2. slice pencil-thin;3. spread finely hacked shallot with the warm broth over the potato slices;4. season salad with vinegar, oil, salt and pepper;5. let stand for about an hour at room temperature and season to taste;6. arrange rainbow potato salad on a plate with a little green salad.

Note: Many old potato varieties are no longer on the market.These varieties would possi-bly have become extinct long ago if it were not for the gene banks and a number of gar-dening enthusiasts and farmers who still cultivate the valuable material. In Germany, infor-mation on rare seeds is available from the following organizations:Verein zur Erhaltungder Nutzpflanzenvielfalt (VEN, association for the conservation of crop plant diversity;http://www.nutzpflanzenvielfalt.de), Arche Noah (http://www.arche-noah.at) and ProSpecie Rara (http://www.psrara.org). In the field of animal genetic resources, the Societyfor the Conservation of Old and Endangered Livestock Breeds (GEH; http://www.g-e-h.de)is a good contact point.

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Links für weitere Informationen:Links providing further information:

Food and Agriculture Organisation – Biological Diversity

http://www.fao.org/biodiversity/

Food and Agriculture Organisation – Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture

http://www.fao.org/ag/cgrfa/

Convention on Biological Diversity

http://www.biodiv.org/

Global Crop Diversity Trust

http://www.startwithaseed.org/

Consultative Group on International Agricultural Research

http://www.cgiar.org/

Global Facilitation Unit for Underutilized Species

http://www.underutilized-species.org/

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

German Federal Ministry for Economic Cooperation and Development (BMZ)

http://www.bmz.de/

Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH

German technical cooperation

http://www.gtz.de/agrobiodiv/

http://www.gtz.de/biodiv/

http://www.gtz.de/foodsecurity/

http://www.sustainet.org/

InWEnt – Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH

InWEnt – Capacity Building International, Germany

Biodiversity and Biotechnology Network

http://www.biodivnet.de/

Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL)

German Ministry of Consumer Protection, Food and Agriculture (BMVEL)

http://www.bmvel.de

Beirat für Genetische Ressourcen beim Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und

Landwirtschaft

Advisory council on genetic resources at the German Ministry of Consumer Protection, Food and

Agriculture

http://www.genres.de/beirat-gr/

Zentralstelle für Agrardokumentation und -information – Informationssystem Genetische Ressourcen

German Centre for Documentation and Information in Agriculture – Information Centre for Genetic Resources

http://www.genres.de/

Zentralstelle für Agrardokumentation und -information – Informationszentrum Biologische Vielfalt

German Centre for Documentation and Information in Agriculture – Information Centre for Biological Diversity

http://www.zadi.de/ibv/

Informationsplattform zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt –

Clearing-House Mechanismus (CHM) Deutschland

Clearing-House Mechanism (CHM) Germany for the Convention on Biological Diversity (CBD)

http://www.biodiv-chm.de/

agrobiodivGuenay_le13 17.09.2004 13:50 Uhr Seite 48

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