Abschied · Würde Leben &TTodod Vertrauen · Mut · Fürsorge ......es auch Momente, in denen ich...
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Samstagsblatt
SPEZIAL
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Abschied · Würde
Begleitung · Hoffnung · Kraft
Vertrauen · Mut · Fürsorge · VorsorgeLebenLeben &TodTod
„Würdige Begleitung“Seit 10 Jahren besteht Johannes-Hospiz der Barmherzigen Brüder
Fortsetzung von Seite 1
Deshalb seien die Barmherzigen Brü-der seit Jahrzehnten in der Hospizbe-wegung engagiert. „1991 eröffnetenwir an unserem Münchner Kranken-haus die erste Palliativstation Bayerns.Weitere Palliativstationen folgten inden Krankenhäusern des Ordens inRegensburg und Straubing“, berichtetder Ordensobere. Als der Bedarf an sta-tionären Hospizen erkannt wurde, er-öffneten die Barmherzigen Brüder2004 das Johannes-Hospiz. Der Ordengehört außerdem zu den Gründungs-mitgliedern der Bayerischen StiftungHospiz.
Nicht nur ein Ort des Sterbens
Seit Eröffnung des Johannes-Hospizesist Agnes Vogel dabei. „Natürlich gibtes auch Momente, in denen ich ge-zweifelt habe, weil die Arbeit emotio-nal sehr belastend ist“, erzählt dieKrankenschwester. „Dennoch ist un-ser Haus nicht nur ein Ort des Sterbenssondern auch ein Haus des Lebens.Denn das Leben steht bis zum Schlussim Vordergrund.“Einen weiteren wichtigen Faden imBetreuungsnetz für Schwerstkranke inMünchen knüpfen die BarmherzigenBrüder seit Juli hier an ihrem Münch-ner Krankenhaus: die SpezialisierteAmbulante Palliativversorgung (Abk.:SAPV). Ein Team aus Ärzten und Pflegekräf-ten mit Rufbereitschaft rund um dieUhr sucht Patienten zuhause auf, lin-dert Symptome wie Schmerzen oder
Atemnot und hilft dadurch oft, einestationäre Aufnahme zu vermeiden.
Ein Leben in Würde bis zuletzt
Diese Angebote „sind unsere Antwortauf die Frage nach dem assistiertenSuizid, die gegenwärtig in Politik undGesellschaft diskutiert wird“, erklärtFrater Benedikt. Statt Beihilfe zumSelbstmord zu leisten müsse man allestun, „um Schwerstkranken ein Lebenin Würde bis zuletzt zu ermöglichen.Die segensreichen Errungenschaftenvon Palliativmedizin und Palliativpfle-ge müssen ausgeschöpft werden.“Ein Teil der Kosten des Hospizes wirdnicht durch Kranken- und Pflegeversi-cherung abgedeckt, der Orden mussihn selbst aufbringen. 2000 Mitglieder
des Vereins zur Förderung des Johan-nes-Hospizes in München unterstüt-zen ihn dabei und stellen beispielswei-se Finanzmittel für Atem- und Musik-therapie oder Fortbildungen der Mit-arbeiter bereit. „Die Finanzierungerfolgt gesetzlich geregelt über dieKrankenkassen und Pflegeversiche-rungen, die den Tagessatz zu 90 Pro-zent abdecken. Das verbleibende Defi-zit wird über Spenden kompensiert,sodass Patienten oder Angehörigenkeine Kosten entstehen“, sagt Linne-mann.Zur Feier des 10-jährigen Bestehenshat es am vergangenen Samstag, 18.Oktober, in Nymphenburg ein großesFest mit rund 250 Gästen gegeben –unter anderem mit Gesundheitsmini-sterin Melanie Huml und Herzog Franzvon Bayern. sb
Der Verstorbenen gedenkenAuf dem Sendlinger Friedhof werden die Gräber gesegnet
Mittersendling · Das katholischePfarramt St. Achaz lädt in den kom-menden Wochen zu folgenden Got-tesdiensten und Veranstaltungenein: Am Sonntag, 26. Oktober, findetum 10 Uhr ein Missionsgottesdienstunter dem Motto „Euer Kummer wirdsich in Freude verwandeln“ statt. Im Anschluss an den Gottesdienstbesteht die Möglichkeit, sich gemein-sam im Pfarrsaal zum Mittagessen
einzufinden. Am Nachmittag wirdKaffee und Kuchen gereicht, wobeiauch viele Informationen zum Welt-missionssonntag eingeholt werdenkönnen.Der Pfarrgottesdienst zu Allerheili-gen, 1. November, findet um 10 Uhrstatt, die Gräbersegnung im Sendlin-ger Friedhof erfolgt um 15 Uhr. Das gregorianische Pfarrrequiem zuAllerseelen mit Totengedenken und
Kirchenchor am Sonntag, 2. Novem-ber, um 10 Uhr gibt allen Besucherndie Möglichkeit, in sich zu kehrenund der Verstorbenen zu gedenken.
Unter der Woche werden an folgen-den Tagen Gottesdienste gehalten:Mittwoch, 29. Oktober, 18.30 Uhr;Freitag, 30. Oktober, 8 Uhr; Mitt-woch, 5. November, 18.30 Uhr.
red
Sylvia Held
Friedhofsgartenbau &
Gartenpflege
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11LebenLeben &TodTodAbschied · Würde
Begleitung · Hoffnung · Kraft
Vertrauen · Mut · Fürsorge · Vorsorge
Vor-Sorgen-Tag für das letzte Fest Tod einmal ganz persönlich nehmen · 8. November, 9.30–18Uhr
Neuhausen-Nymphenburg · Warumbeschäftigen wir uns Monate im Vor-aus mit der Planung von Hochzeiten,Partys oder Reisen – nicht aber mitdem Ereignis, das uns todsicher erei-len wird – dem eigenen Tod? Ein The-ma, das in der Gesellschaft ein Tabu-thema ist, das auch im Alter noch ger-ne verdrängt wird. Aber das, je älterman wird, immer näher rückt. Deshalbgibt es gute Gründe, sich damit zu be-schäftigen, solange man noch bei Kräf-ten ist. Diese bewusste Auseinander-setzung mit dem Tod kann ihm sogarseinen Schrecken nehmen.
Die Angehörigen entlasten
Was wäre wichtig, wie soll das „letzteFest“ aussehen? Was gilt es sonst nochzu bedenken? Es ist gut, diese Fragenzu klären. Auch wenn es nicht leichtfällt, über den eigenen Tod und die ei-gene Bestattung nachzudenken.Das „letzte Fest“ kann noch einmal dieganze Persönlichkeit zum Ausdruckbringen. Und mit dem eigenen Vor-Sorgen macht man es den Menschen,die für die spätere Bestattung verant-wortlich sind, einfacher. Denn sie müs-sen die bereits formulierten Wünscheund Vorstellungen nur noch aufgreifenund umsetzen. Außerdem kann mandadurch die Verantwortlichen vor un-erwarteten Kosten schützen. Dabeikann es hilfreich sein, wenn die Ange-hörigen von Anfang an miteingebun-
den werden und auch beim Vorsorge-gespräch mit dabei sind.
Vor-Sorgen-Tag bei AETAS
Welche Möglichkeiten es gibt, wie in-dividuell und persönlich das letzte Festgestaltet werden kann, dazu kann mansich am Vor-Sorgen-Tag bei AETAS Le-bens- und Trauerkultur (Baldurstr. 39)am Samstag, 8. November, ab 9.30 Uhrinformieren. Darüber hinaus referierennamhafte Fachleute umfassend zu allen
weiteren dazugehörigen Themen wieVorsorgevollmacht, Betreuungsvoll-macht und Patientenverfügung, richtigErben und Vererben, Grabmalgestal-tung und Dauergrabpflege. Zusätzlichgibt es die Möglichkeit, einen Blick inTrauerhalle, Abschieds- und Versor-gungsräume zu werfen.Der Eintritt zum Vor-Sorgen-Tag ist frei,die Räumlichkeiten sind barrierefrei zu-gänglich. Weitere Informationen sowiedas detaillierte Tagesprogramm gibt esunter www.aetas.de im Internet. red
„Keine adäquate Antwort auf Leiden“ Wie gehen wir mit Sterben und Tod um? Palliativmediziner regen zum Nachdenken an
Großhadern · Die Lehrstuhlinhaberfür Palliativmedizin in Deutschlandhaben sich geschlossen gegen ärzt-lich unterstützte Suizide ausge-sprochen. Unter ihnen ist Prof. Dr.Claudia Bausewein vom Klinkiumder LMU.
Mit Fürsorge zuwenden
Die Professoren für Palliativmedi-zin, die an Kliniken und Zentrenselbst Tausende von schwerkran-ken und sterbenden Patienten – Er-wachsene wie Kinder – betreut ha-ben, betonen: Die bestehenden ge-setzlichen Regelungen reichen aus.Beihilfe zum Suizid ist keine ärztli-che Aufgabe.Sehr wohl sei es aber ärztliche Auf-gabe, sich den Menschen in Notmit aller Kompetenz und Fürsorgezuzuwenden.
Man müsse die Sorge der Men-schen um ein würdevolles Lebenund Sterben ernst nehmen.
Mit dem Sterben auseinandersetzen
Die Mediziner mahnen die öffent-lichen Aufklärung und Auseinan-dersetzung mit Krankheit, Sterben,Tod und Trauer und die Verbesse-rung der Aus- und Weiterbildungder Gesundheitsberufe zur Beglei-tung Schwerkranker und Sterben-der an. Vor allem müsse die palliativmedi-zinische Versorgung von Patientenund ihren Angehörigen bedarfs-deckend ausgebaut werden.Trotz Fortschritten in der ambulan-ten und stationären Palliativversor-gung haben noch bei weitem nichtalle Patienten ausreichend Zugang
zu palliativmedizinischer Hilfe. Einefürsorgliche Gesellschaft sollte pal-liativmedizinische Angebote zurNorm machen, so die Forderung. Inder Ausnahmesituation einer mitgroßem Leiden verbundenen Er-krankung mag für einige Menschenein Suizid als einziger Ausweg er-scheinen. Dabei steht jedoch in der Regel nichtder Todeswunsch im Vordergrund,sondern vielmehr die Sehnsuchtnach einem Beenden des Leidens,geben die Mediziner ihre Erfahrungweiter.
Warum sind die Schwächsten wichtig?
Eine Gesetzesänderung zur Ermög-lichung eines ärztlich assistiertenSuizids sei keine adäquate Antwortauf Leiden.
Dies ersetzt nicht die Auseinander-setzung und das Finden eines indi-viduellen Lösungsweges mit denPatienten. Auch der Angst gesunder Men-schen vor dem Sterben könne nichtdurch eine Änderung der gesetzli-chen Regelungen begegnet wer-den, sondern durch eine kritischeReflexion des Umgangs mit Ster-ben und Tod in Medizin und Ge-sellschaft. Die Qualität einer Gesellschaft zei-ge sich nicht zuletzt auch im Um-gang mit ihren schwächsten Mit-gliedern. red
Christian Illenseher
RechtsanwaltFachanwalt für ErbrechtFachanwalt für Steuerrecht
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Und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.
(Antoine de Saint Exupéry)
Sie sind nie alleine!
Wenn ein geliebter Mensch stirbt ...
Das Schlimmste ist das Gefühl der Ohnmacht. Nichts tun zu können, wenn
ein geliebter Mensch stirbt. Die Begleitung Schwerkranker und Sterbender
sowie deren Angehöriger ist eine große Aufgabe, der zu allen Zeiten eine be-
sondere Beachtung zukommen sollte.
Jahrelange Erfahrungen mit Düften & Klängen zeigen, dass sie sich sowohl
auf körperliche Symptome als auch auf seelische Empfindungen lindernd
auswirken, und das auch bei den Angehörigen.
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17LebenLeben &TodTodAbschied · Würde
Begleitung · Hoffnung · Kraft
Vertrauen · Mut · Fürsorge · Vorsorge
„Genau die richtige Dosis“ Hier treffen sich Trauernde – ein Besuch im „Café für die Seele“
München · Ich stecke extra noch Ta-
schentücher ein, denn ich gehe zum
Trauercafé und nehme an, da wird ge-
weint. Hier treffen sich Menschen, die
einen Verlust erlitten haben – und ich
bin sehr mitfühlend.
Unweit vom Sendlinger Tor in der
Herzog-Wilhelm-Straße liegt das Evan -
gelische Bildungswerk, und gleich
im Erdgeschoss ist der helle Veranstal-
tungsraum, in dem das „Café für die
Seele“ stattfindet, jeden ersten Montag
im Monat von 15 bis 17 Uhr. Man
braucht sich nicht anzumelden und es
kostet nichts. Man muss sich nur trau-
en.
Das ist kein Problem, denn schon am
Eingang spricht mich ein freundlicher
Herr an. Er trägt einen farbigen Button
am Hemd, das ist das Kennzeichen der
ehrenamtlichen Mitarbeiter. Sie sorgen
dafür, dass sich Erstbesucher nicht
fremd, sondern willkommen fühlen. Im
Raum sind Tische mit drei, vier oder
sechs Plätzen gedeckt. Kurz nach 15
Uhr sind die etwa 40 Stühle besetzt,
überwiegend von Frauen ab dem mitt-
leren Alter.
Karin Wolf vom Evangelischen Bil-
dungswerk nimmt eine Klangschale zur
Hand und lässt mit einem wohltönen-
den Gong die Gespräche an den Tischen
verstummen. Sie begrüßt die Gäs te
freundlich und erklärt den Ablauf:
Zuerst gibt es Kaffee und Kuchen, von
15.45 bis 16.30 Uhr hält die eingelade-
ne Referentin ihren Vortrag, danach ist
nochmal Gelegenheit für Gespräche,
bis die Veranstaltung um 17 Uhr mit
einem Gong und einer gedanklichen
Anregung von Seelsorgerin Anna-Lee-
na Schulz endet.
Gleichgesinnte
Waren Sie schon mal hier? Seit wann
sind Sie allein?, das sind die gängigen
ersten Fragen am Kaffeetisch. Meist ist
es der Partner, dessen Verlust zu ver-
kraften ist. Den Freundeskreis will
man nicht immer mit dem Thema „be-
lästigen“. „Hier trifft man Gleichge-
sinnte“, drückt es Besucherin Brigitte
Stelzer aus.
Seit zwei Jahren kommt sie regelmäßig
zum Trauercafé, der Tod ihres Partners
liegt drei Jahre zurück. „Ich war bei ei-
nem Trauerseminar, dort hörte man
von so vielen schlimmen Schicksalen,
danach war ich völlig niedergeschla-
gen. Ich wäre in eine tiefe Depression
gestürzt, wenn mich nicht eine Freun-
din herausgeholt hätte“, erzählt sie.
„Hier ist es anders: Man unterhält sich
– es ist genau die richtige Dosis.“
Die richtige Dosis an Trauerbewälti-
gung wird offensichtlich auch an den
anderen Tischen gefunden. Seelsorge-
rin Anna-Leena Schulz und die Ehren-
amtlichen sprechen interessiert und
einfühlsam mit den Besuchern. Dann
ein Gong, und die heutige Referentin
Renate Nebas berichtet über die Brief-
seelsorge. Sie lädt dazu ein, diese in
Anspruch zu nehmen. Es gebe eben
Leute, die lieber über ihre Schwierig-
keiten schreiben als darüber zu spre-
chen. „Der Satz: ,Die Zeit heilt die Wun-
den’ ist einfach falsch“, sagt sie und
erntet im ganzen Raum zustimmendes
Kopfnicken. In der Briefseelsorge er-
mutige sie verwitwete Menschen zu
neuen Freundschaften und auch zu ei-
ner neuen Liebe. Manchmal hätten die
Kinder des verwitweten Elternteils ein
Problem damit: „Doch der Mensch ist
nicht fürs Alleinsein geschaffen.“
WeitereAngebote
Danach ist nochmal Zeit, sich mit
Gleichgesinnten zu unterhalten. Bei
früheren Trauercafés sei der (jeweils
wechselnde) Vortrag nicht nur infor-
mativ, so wie heute, sondern auch teil-
weise emotional sehr berührend ge-
wesen, erzählen mir „Stammgäste“.
Schließlich ertönt der Gong und es folgt
der Hinweis auf einen Ort, an dem man
im Alltag Ruhe und Kraft tanken
kann – eine Kirche. „Und nehmen Sie
sich nicht zu viel vor“, gibt Anna-Leena
Schulz den Menschen mit auf den Weg.
Beim Weg hinaus komme ich an zahl-
reichen Flyern vorbei, die auf weitere
Angebote hinweisen. Ich verlasse das
Gebäude und fühle mich menschlich
bereichert.
Und ich habe kein
einziges Taschen-
tuch gebraucht.
Neue App „Wo sie ruhen“ Audio-virtueller Rundgang in zwei Münchner Friedhöfen
Ein audio-virtueller Rundgang über
den Alten Südlichen Friedhof (Thal-
kirchner Straße) und den Nordfried-
hof (Ungererstraße) ist ab sofort
möglich. Nach gut 16 Monaten Be-
arbeitungszeit wurde im November
eine FriedhofsApp auf der Webseite
www.wo-sie-ruhen.de freigeschaltet.
Bei dem bundesweiten Projekt ist
München mit zwei seiner insge-
samt 29 Friedhöfe dabei. Die Finan-
zierung erfolgte mit Mitteln der
Bundesbeauftragten für Kultur und
Medien (BKM).
Von nun an finden Interessierte die
Texte im Internet und können sie
vor Ort über ihr Smartphone hören
und lesen.
Dafür wurden an den beiden
Münchner Friedhöfen Plakate mit
den QR-Codes angebracht.
Bedeutende Monumente
Bei dem audio-virtuellen Rundgang
auf dem Alten Südlichen Friedhof
begegnet man Ehrengrabmälern für
die ersten Bürgermeister Münchens
oder auch bedeutenden Monumen-
ten, die König Ludwig I. seinen wich-
tigsten Künstlern wie Friedrich von
Gärtner und Ludwig von Schwan-
thaler widmete. Bei dem Rundgang
zeigt sich, dass sich der Status als
Universitätsstadt in den Grabmälern
berühmter Wissenschaftler von Jo-
seph von Fraunhofer über Friedrich
Wilhelm von Thiersch bis Justus von
Liebig widerspiegelt.
Auf dem Nordfriedhof erfahren die
Nutzerinnen und Nutzer der App
beispielsweise, dass Thomas Mann
seine Novelle „Tod in Venedig“ hier
beginnen ließ. Aber auch historische
Fakten, etwa dass mit der Reichs-
gründung die beiden Traditions-
friedhöfe, der Alte Südliche und der
Alte Nördliche Friedhof, für die
wachsende Einwohnerzahl der Stadt
zu klein geworden waren. Stadtbau-
rat Hans Grässel entwickelte des-
halb das Konzept großflächiger
Friedhofsanlagen in den verschiede-
nen Himmelsrichtungen.
Besondere Geschichten
Bundesweit wird von 1007 Gräbern,
verteilt auf 37 Friedhöfe in 16 Bun-
desländern, erzählt. Es geht um be-
sondere Geschichten: von dem jewei-
ligen „letzten Garten“, von Persön-
lichkeiten, die hier bestattet sind und
ihren Grabmalen, von denen viele
architektonische und kunsthistori-
sche Bedeutung aufzeigen. In Bayern
werden neben den beiden Münchner
Friedhöfen auch der Stadtfriedhof
Bayreuth sowie der Johannisfriedhof
in Nürnberg vorgestellt.
Augenmerk auf Friedhofskultur
Ziel des Netzwerkprojektes ist, das
Augenmerk auf die Friedhofskultur
zu richten und an die Wahrung und
Erhaltung dieses kulturellen Erbes
zu erinnern. Die Vermittlung soll auf
zeitgemäße Art erfolgen, als Erleb-
nis für Jung und Alt, als Angebot zur
Geschichts- und Ortserkundung, als
Aktion für persönliche Besinnung
und Erfahrung, gegen das Verges-
sen. Die informativen und anschau-
lichen Kurzportraits, die 23 Autorin-
nen und Autoren erarbeitet haben,
werden von dem Schauspieler und
Rezitator Hans-Jügen Schatz vorge-
tragen. Projektträgerin ist die Stif-
tung Historische Kirchhöfe und
Friedhöfe in Berlin-Brandenburg.
Die Seite www.wo-sie-ruhen.de
dient zur Routenplanung und audio-
visuellen Information. Die WebApp
kann mit allen „smarten“ Geräten
wie zum Beispiel Smartphone, iPad,
Tablet PC, internetfähigen Fernseh-
geräten und natürlich auf dem PC
aufgerufen werden. Damit wird ein
flexibler und spontaner Zugriff auf
Informationen zu den Friedhöfen
und Grabmalen in ihrem jeweiligen
räumlichen und kulturellen Kontext
ermöglicht. ds
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Sylvia Held
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Doris
Stickelbrocks
Der Tod
ist Anfang
eines neuen
Lebens.(Montaigne)
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Was bleibt…Führung durchs Münchner Krematorium
München · Niemandmuss, aber alle tun es: Alle Besucher recken denHals und riskieren einenBlick in die Brennkam-mer, in der gerade einSarg mit den sterblichenÜberresten eines Men-schen verbrennt. Es kni-stert und es ist heiß. Einheftiger Kontrast nachdem Kühlraum, in demdie versiegelten Särge ste-hen: Ein Wechselbad imwahrsten Sinne ist eineFührung durchs Münch-ner Krematorium am Ost-friedhof. Regelmäßig, öf-fentlich und kostenlossind diese Führungen,man braucht sich nur an-zumelden um Einblick zubekommen.Es beginnt ganz harmlosin der denkmalgeschütz-ten Aussegnungshallevon 1929. Sie wurde vomdamaligen Stadtbaudirek-tor Hans Grässel erbaut,der als Friedhofsarchitektauch das dezentraleMünchner Friedhofskon-zept entwickelte und um-setzte. „Der Gott des Friedens sei miteuch allen“ lautet die religionsüber-greifende Inschrift. Die große Hallewird von einer Trauergesellschaft nurselten ganz ausgefüllt, berichtet derstellvertretende technische Leiter desKrematoriums, Matthias Schaal.
Feuerfeste Marken
Wo es für den Trauergast zu Ende ist,geht die Führung den Weg des Sargesweiter: Metallteile wie Griffe und Kru-zifixe werden vom Sarg entfernt. DerErlös des gesamten aussortierten Ma-terials wird zur Förderung einer Kulturder Pietät, des Sterbens und der To-tenruhe auf den Münchner Friedhöfenverwendet. Im Kühlraum stehen dieSärge aufgereiht, und auf jedem liegteine Marke aus feuerfestem Schamott-stein mit der Nummer. Jedem Verstor-benen wird in der Verwaltung eine lau-fende Nummer zugeordnet, und meh-rere Mitarbeiter überprüfen auf demWeg von der Anlieferung über die Ein-äscherung bis zur Urne die Zuord-nung, was Verwechslungen aus-schließt. Zwei sehr kleine Särge stehenam Rand. So genannte Sternenkinder
mit meist identischem Geburts- undSterbedatum. Auf dem Waldfriedhofgibt es Grabanlagen für tot geboreneKinder - die Nachfrage steigt.Tief atmen, schlucken und weitergeht’s in den technischen Bereich.Hier sind die fünf Brennkammern zusehen, ein ausgeklügeltes Rohrlei-tungssystem, die Aschemühle, die Ur-nen. „Beschickung“ wird es genannt,wenn ein Sarg mit dem Gabelstaplerin die Brennkammer eingefahren wird.Aus dem, was herauskommt, werdenmit einem Magneten die Metallteileentfernt – Sargnägel und Schrauben.Große Teile wie künstliche Hüft- oderKniegelenke werden zuvor aussortiert.Der Rest wird in der Aschemühle ingleichmäßige, graue Späne zermahlen.Ein Haufen Knochenasche: das ist es,was übrig bleibt und in die Urnekommt. Die aus Metall sind für Urnennischenbestimmt. Urnen die begraben wer-den, sind zwar stabil, aber biologischabbaubar. Nach drei bis vier Jahren et-wa gelangt die Asche ins Erdreich. EinStapel mit passenden Versandkartonsfür Urnen steht hinter den Brennkam-mern. Da in Deutschland Friedhofs-
pflicht besteht, dürfen Urnen nur an Friedhofs-verwaltungen verschicktwerden.
Häufige Fragen
• Was passiert mit dem
Zahngold?
Es kommt mit der Aschein die Urne.• Warum dauert das so
lange mit der Einäsche-
rung?
Es dauert nicht lange.Wartezeiten entstehendann, wenn die nötigenPapiere nicht vorliegenoder die Angehörigen sichnicht auf einen Termin fürdie Urnenbestattung eini-gen können.• Kann ich dabei sein,
wenn der Sarg einfährt?
Nein. Im Arbeitsbereichsind außerhalb der Füh-rungen keine Besucherzugelassen. Doch der ge-plante Neubau des Kre-matoriums sieht kleinereVerabschiedungsräumemit Sichtbezug zur Brenn-kammer vor, um diesem
Wunsch Rechnung zu tragen. Dannkönnen auch Trauerfeier, Einäsche-rung und Urnenbestattung am selbenTag stattfinden.
Wie hätten Sie’s gern?
Neben dem Totenschein und der Frei-gabe durch die Staatsanwaltschaftbzw. Polizei bedarf es auch einer Wil-lenserklärung des Verstorbenen.Wenn keine schriftliche Erklärung vor-liegt, können die nächsten Angehöri-gen schriftlich bestätigen, dass derWille zur Feuerbestattung zu Lebzei-ten geäußert wurde. Wer seinen An-gehörigen Kopfzerbrechen ersparenwill, kümmert sich rechtzeitig um sei-ne eigene Bestattungsvorsorge. SeineWünsche kann man bei der Städti-schen Bestattung, einem Bestattungs-unternehmen oder auch einfach in derNachttischschublade hinterlegen (undseine Angehörigen darüber informie-ren). „Bloß nicht mit dem Testamentbeim Notar“, warnt Matthias Schaal:„Das Testament wird meistens erstvier bis sechs Wochen nach dem Toderöffnet – da ist die Bestattung schonvorbei.“ ds
Die Aussegnungshalle des Krematoriums wird im Winter mit
Hilfe der Abluft aus den Brennkammern geheizt. Foto: ds
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DDas Leben ist schwächer als der Tod, und der Tod ist
schwächer als die Liebe! (Khalil Gibran)
„Wegweiserder Trauer“:
Ausstellung am
18. und 19. Oktober
2014 in der AETAS
Trauerhalle,
Eintritt ist frei.
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Seite 8.
Krematorium in Zahlen
8000 Einäscherungen im Jahr, Tendenz steigend.Das Krematorium hat 17 Mitarbeiter/innen.In den Brennkammern mit glühenden Schamottsteinenherrscht eine Temperatur von 850 Grad Celsius.In 5 Brennkammern können jeweils 8 Särge am Tag einge-äschert werden – es sind also bis zu 40 Einäscherungen amTag möglich.Eine Einäscherung dauert etwa 70 bis 90 Minuten.Innerhalb von 2 Arbeitstagen kann die Einäscherung vollzo-gen werden, sofern die notwendigen Papiere vorliegen.Etwa 60 Prozent Feuerbestattungen stehen heute in Mün-chen rund 40 Prozent Erdbestattungen gegenüber – vor 20Jahren war das Verhältnis noch umgekehrt.269 Euro beträgt die Gebühr für eine Einäscherung.
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