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ADJEKTIVE IN DEUTSCHEN UND FLÄMISCHEN ONLINE WEINBESCHREIBUNGEN EINE KONSTRASTIVE SEMANTISCHE UNTERSUCHUNG Aantal woorden: 17 929 Anke Van den Heede Studentennummer: 01405258 Promotor: Carola Strobl Masterproef voorgelegd tot het behalen van de graad van master in de Meertalige Communicatie Academiejaar: 2017 - 2018

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ADJEKTIVE IN DEUTSCHEN UND

FLÄMISCHEN ONLINE

WEINBESCHREIBUNGEN EINE KONSTRASTIVE SEMANTISCHE UNTERSUCHUNG Aantal woorden: 17 929

Anke Van den Heede Studentennummer: 01405258

Promotor: Carola Strobl

Masterproef voorgelegd tot het behalen van de graad van master in de Meertalige Communicatie

Academiejaar: 2017 - 2018

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Verklaring i.v.m. auteursrecht

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beschikbaar te stellen voor persoonlijk gebruik. Elk ander gebruik valt onder de beperkingen

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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mich während der

Anfertigung dieser Masterarbeit unterstützt haben. Ein besonderer Dank gilt Frau Prof. Strobl,

die die vorliegende Masterarbeit betreut und begutachtet hat. Ich möchte mich für die

konstruktive und hilfreiche Kritik bei der Erstellung dieses Beitrags herzlich bedanken. An

zweiter Stelle gebührt mein Dank dem flämischen Weinkritiker Frank Van der Auwera. Dank

seiner Hilfsbereitschaft habe ich neue Erkenntnisse über die Welt der Weinbeschreibungen

gewonnen. Seine Weinbeschreibungen aus den Wijnkoopgidsen haben maßgeblich dazu

beigetragen, dass diese Masterarbeit in dieser Form vorliegt. Seine Kommentare haben

ebenfalls dafür gesorgt, dass ich die Struktur der vorliegenden Arbeit erschaffen können habe.

Abschließend möchte ich mich bei den Websites www.weine.de, www.ps-wein.de,

www.belgianwines.com und www.christiaens-wijnhuis.be, aus deren Weinbeschreibungen das

Korpus entstanden ist, für die Informationsbereitschaft und Antworten auf meine Fragen

bedanken.

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Abstract

Die vorliegende Arbeit untersucht die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Gebrauch der

Adjektive zwischen deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen. Dazu wurde ein

Korpus von Adjektiven aus deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen gesammelt.

Es wird auf den semantischen Gebrauch von Adjektiven eingegangen, weil sich aus der

Weinliteraturforschung herausgestellt hat, dass das Weinvokabular hauptsächlich adjektivisch

ist (Normand 2002; Lehrer 2009). Um die semantischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten

zwischen beiden Sprachen festzustellen, wurde auf der Grundlage von vorherigen

Untersuchungen (Althaus 2006; Lehrer 2009; Stuyckens 2010; Paradis 2010; Paradis & Eeg-

Olofsson 2013; López Arroyo & Roberts 2014; López Arroyo & Roberts 2016) eine

semantische Einteilung der Adjektive in Weinbeschreibungen vorgeschlagen, nämlich

einerseits sensorische Adjektive, zu denen visuelle, olfaktorische und gustatorische Adjektive

zählen, und andererseits evaluative, deskriptive und metaphorische Adjektive. Ein quantitativer

Vergleich zeigt, dass die gustatorischen Adjektive in beiden Sprachen überwiegen und die

evaluativen Adjektive daraufhin in beiden Sprachen als zweithäufigste Kategorie auftreten.

Eine weiter führende qualitative Analyse bestätigt die Annahme von Althaus (2006) und López

Arroyo & Roberts (2014), dass manche Ausdrücke in Weinbeschreibungen aus der

Gemeinsprache entlehnt wurden, jedoch, wenn sie auf den Wein bezogen sind, eine zusätzliche

fachspezifische Bedeutung bekommen.

(187 Wörter)

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Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis .................................................................................................. 11

1 Einleitung ...................................................................................................................................... 13

2 Theoretischer Rahmen .................................................................................................................. 17

2.1 Weinkritiker und Weinbeschreibungen................................................................................. 17

2.2 Adjektive in Weinbeschreibungen ........................................................................................ 18

2.2.1 Sensorische Adjektive .................................................................................................. 20

2.2.2 Evaluative Adjektive .................................................................................................... 28

2.2.3 Deskriptive Adjektive .................................................................................................. 30

2.3 Metapher ............................................................................................................................... 31

3 Methodologie ................................................................................................................................ 37

4 Ergebnisse ..................................................................................................................................... 45

4.1 Quantitative Analyse ............................................................................................................. 45

4.2 Qualitative Analyse ............................................................................................................... 51

4.2.1 Sensorische Adjektive .................................................................................................. 51

4.2.2 Evaluative Adjektive .................................................................................................... 64

4.2.3 Deskriptive Adjektive .................................................................................................. 67

4.2.4 Metaphorische Adjektive ............................................................................................. 68

5 Diskussion ..................................................................................................................................... 73

5.1 Häufigkeit der Adjektive in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen ..................... 73

5.2 Adjektivgebrauch in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen ................................. 74

5.2.1 Sensorische Adjektive .................................................................................................. 74

5.2.2 Evaluative Adjektive .................................................................................................... 77

5.2.3 Deskriptive Adjektive .................................................................................................. 77

5.2.4 Metaphorische Adjektive ............................................................................................. 77

6 Schlussfolgerung und Ausblick .................................................................................................... 79

Literaturverzeichnis .............................................................................................................................. 83

Anhang .................................................................................................................................................. 85

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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Absolute Zahlen der Adjektive im deutschsprachigen Korpus nach

semantischen Kategorien, S. 46

Abbildung 1: Absolute Zahlen der Adjektive im niederländischsprachigen Korpus nach

semantischen Kategorien, S. 47

Abbildung 3: Prozentsätze der Adjektive in beiden Korpora nach semantischen Kategorien,

S. 48

Tabelle 1: Häufigste Adjektive im deutschen und flämischen Korpus mit der relativen

Häufigkeit und korrespondierenden semantischen Kategorie, S. 49-50

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1 EINLEITUNG

Heutzutage kann man in vielen verschiedenen Bereichen Weinbeschreibungen finden

(Normand 2002; Stuyckens 2010). Nicht nur in der akademischen Literatur oder im

Weinhandel, sondern auch in vielen Zeitschriften wird über Wein geschrieben (Stuyckens

2010). Die Weinliteratur hat sich in den letzten Jahrzehnten nach und nach demokratisiert und

ist nicht länger nur auf Weinexperten als Zielgruppe zugespitzt, sondern möchte eine breitere

Gesellschaftsschicht erreichen (Normand 2002). Dadurch befindet sich die Sprache der

Weinbeschreibungen in einer Umbruchsphase, was sie zu einem interessanten Gegenstand für

linguistische Forschung macht. Das Phänomen der Weinsprache wurde denn auch während der

vergangenen Jahrzehnte von vielen Forschern betrachtet. Weil diese Forscher es für notwendig

halten, sich über ein Weinvokabular übereinzustimmen (Normand 2002: 47), haben viele

Studien sich vor allem auf Ähnlichkeiten in Weinbeschreibungen fokussiert (López Arroyo &

Roberts 2016). López Arroyo & Roberts (2016) weisen aber darauf hin, dass bisherige

Untersuchungen über Weinsprache feine Unterschiede in Weinbeschreibungen, sowohl

zwischen Sprachen als auch innerhalb einer Sprache, erkennen lassen. Der vorliegende Beitrag

hat deswegen zum einen ebenfalls untersucht, welche Gemeinsamkeiten deutsche und

flämische Weinbeschreibungen im Gebrauch der Adjektive aufweisen, zum anderen aber

wurden auch die Unterschiede zwischen beiden Sprachen berücksichtigt.

Die vorliegende kontrastive Studie befasst sich mit der Frage, auf welche Art und Weise

deutsche und flämische Weinautoren in ihren Weinbeschreibungen Adjektive verwenden.

Dabei sollen durch einen semantischen Vergleich der Adjektive in der deutschen und

niederländischen Weinsprache mögliche Ähnlichkeiten oder Unterschiede im Gebrauch von

Adjektiven in online Weinbeschreibungen ermittelt werden. Dazu wurden die Weinadjektive

aus dem Korpus in semantische Kategorien eingeordnet. Es wird nur auf den semantischen

Gebrauch von Adjektiven eingegangen, weil sich aus bisherigen Untersuchungen über

Weinbegriffe herausgestellt hat, dass die Deskriptoren in Weinbeschreibungen hauptsächlich

adjektivisch sind (Normand 2002; Lehrer 2009). In der vorliegenden Arbeit werden Adjektive

der deutschen und niederländischen Sprache miteinander verglichen, weil dieses Sprachenpaar

meines Wissens in der Weinliteraturforschung noch nicht untersucht wurde. Weil es sich um

zwei verwandte Sprachen handelt, könnte es sein, dass die festgestellten Unterschiede subtil

sind.

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Paradis & Eeg-Olofsson (2013) bezeichnen eine Weinbeschreibung als einen Text, in dem ein

Weinkritiker einen Wein sowohl beschreibt als auch bewertet. Eine Weinbeschreibung hat mit

anderen Worten sowohl eine deskriptive als auch eine evaluative Funktion, und es kann also

davon ausgegangen werden, dass sie nahezu immer deskriptive und evaluative Adjektive

enthalten. In einer Weinbeschreibung werden aber hauptsächlich die Eigenschaften eines

Weines beschrieben, und zwar die Eigenschaften, die der Weinverkoster und -kritiker1 sieht,

riecht und schmeckt (López Arroyo & Roberts 2016). Der Schwerpunkt einer

Weinbeschreibung bildet in der Regel tatsächlich die Beschreibung und Bewertung der

Sinnesempfindungen (Paradis & Eeg-Olofsson 2013). Die sensorischen Eindrücke sind aber

variabel je nach Person (Caballero & Paradis 2015; Paradis & Eeg-Olofsson 2013) und deren

Beschreibungen deswegen oft subjektiv gefärbt (Normand 2002). Bisherige Studien haben

darüber hinaus ergeben, dass unser Wortschatz oft nicht reicht, um unsere Sinneseindrücke

auszudrücken (Lehrer 2009; López Arroyo & Roberts 2014; Caballero & Paradis 2015). Somit

ergibt sich die Frage, inwiefern das oben angesprochene Problem in deutschen und flämischen

Weinbeschreibungen gelöst wird, was den Gebrauch von Adjektiven betrifft, und inwiefern

deutsche und flämische online Weinbeschreibungen sich in dieser Hinsicht ähneln oder

unterscheiden.

Althaus (2006: 19) bemerkt, dass die Weinsprache sich aus Ausdrücken der Gemeinsprache

und Fachwörtern der Weinsprache zusammensetzt. Er verdeutlicht, dass „manche Wörter keine

Weinwörter sind, doch wenn sie auf den Wein bezogen werden, sie eine spezielle Bedeutung

bekommen“ (Althaus 2006: 19). Für den vorliegenden Beitrag wurde auf die Bezeichnungen

von einigen Adjektiven aus dem deutschen und flämischen Korpus eingegangen, um deren

Gebrauch in Weinbeschreibungen zu untersuchen. In dieser Hinsicht vertreten wir die

Hypothese, dass frequente Adjektive wahrscheinlich in der Weinsprache fest etabliert sind und

niederfrequente Adjektive dahingegen wahrscheinlich eher vom Weinautor hergestellte Ad-

hoc-Bildungen und Neologismen sind.

Im zweiten Kapitel werden zunächst die zentralen Begriffe der Arbeit auf dem Hintergrund der

Literatur zur Weinsprache und zu den Weinbeschreibungen im Allgemeinen präzisiert.

1 In diesem Beitrag wird der Übersichtlichkeit halber die männliche Form der Substantive „Weinkritiker“,

„Weinautor“ und „Weinexperte“ als generische Form gewählt. Mit diesen Bezeichnungen sind aber sowohl

männliche als auch weibliche Personen gemeint.

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Zweitens wird in diesem Kapitel auf die verschiedenen Arten von Adjektiven in

Weinbeschreibungen eingegangen. An dritter Stelle widmet sich dieses Kapitel der

Bildsprache in Weinbeschreibungen. Anschließend wird im Kapitel 3 der methodologische

Ansatz zur Durchführung der korpusbasierten Studie dargestellt. Dabei werden sowohl die

Datensammlung als auch die Grundsätze der Datenverarbeitung näher erläutert. Für die

vorliegende Studie wurden die Adjektive im deutschen und flämischen Korpus sowohl in

quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht analysiert. Diese Ergebnisse werden im Kapitel

4 dargestellt. Im Anschluss werden in der Diskussion die quantitative und qualitative Analyse

im Zusammenhang mit bisherigen Forschungen dargestellt. Schließlich erfolgt die Darstellung

der Schlussfolgerungen.

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2 THEORETISCHER RAHMEN

2.1 Weinkritiker und Weinbeschreibungen

Weinbeschreibungen stellen ein spezifisches Genre (im Bereich der Önologie) dar, mit einer

eigenen Sprache und Rhetorik. Eine tatsächliche Weinsprache zu definieren, ist jedoch

schwierig (López Arroyo & Roberts 2014: 25). Laut Althaus (2006: 19) werden in der

Weinsprache Ausdrücke der Alltagssprache mit Fachwörtern der Weinsprache gemischt. Er

verdeutlicht, dass „manche Wörter keine Weinwörter sind, doch wenn sie auf den Wein

bezogen werden, sie eine spezielle Bedeutung bekommen“ (Althaus 2006: 19). Althaus (2006)

hat trotzdem versucht, das bedeutendste Weinvokabular im Deutschen in seinem Kleinen

Wörterbuch der Weinsprache in einer Wortliste zu sammeln. Paradis (2010: 3) stellt fest, dass

viele Weinkritiker Deskriptoren verwenden, die tägliche Objekte bezeichnen, die die meisten

Leser kennen, wie Früchte, Gewürze, Blumen und Pflanzen, Süßigkeiten oder Mineralen, oder

Deskriptoren, die sich auf den Menschen und dessen Eigenschaften beziehen.

Wenn wir wie Lehrer (2009) annehmen, dass der Weinkritiker eine wichtige Rolle bei der

Weinbeschreibung und folglich bei der Weinsprache einnimmt, ist es von Interesse, um dessen

Vorgehensweise näher zu betrachten. Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 23) kennzeichnen eine

Weinbeschreibung als einen Text, in dem der Weinkritiker einen Wein sowohl beschreibt als

auch bewertet. Eine unabdingbare Voraussetzung einer Weinbeschreibung sei mit anderen

Worten das durchgeführte Prüfen und Bewerten vom Weinkritiker. Tischelmayer (o.J.)

definiert in seinem Weinglossar eine Weinprobe oder Weinverkostung folgendermaßen: „Eine

sensorische Prüfung eines Weines mit beschreibender Erklärung der dabei gewonnenen

Erkenntnisse nach festgelegten Regeln und Kriterien unter Verwendung allgemein gültiger und

verständlicher Begriffe“. Aufgrund der Weinprobe könne der Weinautor normalerweise sein

Ge- oder Missfallen des Weines feststellen (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 24).

Der Weinkritiker soll, trotz aller Hindernisse, auf eine überzeugende und verständliche Weise

seine Wahrnehmung eines Weines beschreiben können (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 37).

Paradis (2010: 8) weist in ihrer Studie darauf hin, dass Weinbeschreibungen sich in Form und

Inhalt unterscheiden können. So könne der Weinautor in einer bestimmten Beschreibung

schwer verständlichen Fachjargon benutzen, oder könne sie eher einen innovativen und

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kreativen Sprachgebrauch beinhalten (Paradis 2010: 8). Wenn ein Weinkritiker verschiedene

Weine probiert, muss man damit rechnen, dass die Weine oft ähnliche Eigenschaften haben.

Lehrer (2009) hat in ihrer einflussreichen Arbeit Wine and Conversation das englische

Weinvokabular untersucht und erläutert, dass Weinautoren sich manchmal neue Wörter und

Ausdrücke ausdenken, um das Lesen einer Weinbeschreibung angenehmer zu machen (Lehrer

2009: 76). In ihrem Beitrag setzt Lehrer (2009) sich unter anderem mit diesem neuen

Vokabular, das in diesem Prozess entsteht, auseinander.

Zur Klärung einiger Standpunkte wurde für diese Studie ein Sachverständiger herangezogen.

Der belgische Weinkritiker Frank Van der Auwera ist eine prominente Persönlichkeit im

Bereich des Weines und kann durch seine Kenntnisse eine wesentliche Bereicherung für diese

Untersuchung sein. Er ist der Wegbereiter der heutigen flämischen Weinsprache. Seit 1988

veröffentlicht Frank Van der Auwera jedes Jahr einen Einkaufsführer für Weine, den

sogenannten Wijnkoopgids. Er ist der Meinung, dass auch Weine, die weniger als 10 Euro

kosten, durchaus einen Fachjargon verdienen. Deswegen hat er angefangen, jeden Wein gleich

zu behandeln und zu beschreiben. Dank der Einführung seiner Wijnkoopgidsen hat Frank Van

der Auwera dazu beigetragen, dass die Weinsprache in Belgien ebenfalls für die breite

Öffentlichkeit zugänglich ist, zum Teil, indem er in seinen Weinbeschreibungen Vergleiche

und Metaphern verwendet. Ziel seiner Beschreibungen ist laut eigener Aussage vor allem eine

Empfehlung an den Leser (persönliche Kommunikation mit Frank Van der Auwera am 14.

März 2018).

2.2 Adjektive in Weinbeschreibungen

Jeder Wein soll so umschrieben werden, dass die Konsumenten sich eine Vorstellung davon

machen können (persönliche Kommunikation mit Frank Van der Auwera am 14. März 2018).

Ein Wein wird dann am besten anhand von Adjektiven beschrieben, weil sie in der Regel die

Eigenschaften eines Gegenstandes darstellen. Normand (2002: 52) bemerkt in ihrem Beitrag,

dass das Vokabular einer Weinbeschreibung hauptsächlich adjektivisch ist. Im Duden wird ein

Adjektiv als ein „Wort, das ein Wesen oder Ding, ein Geschehen, eine Eigenschaft oder einen

Umstand als mit einem bestimmten Merkmal, mit einer bestimmten Eigenschaft versehen

kennzeichnet“ definiert.

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Prototypische Adjektive sind auf semantischer Ebene Eigenschaftswörter. Das heißt, sie

beschreiben Dinge und Handlungen nach deren Eigenschaften (Petersen 2007: 1). Adjektive

versprachlichen mit anderen Worten Eigenschaften von Dingen. Funktional oder syntaktisch

können sie als Attribute in einer Substantivgruppe mit einem Ding als Kern (Das ist ein

deutscher Wein), als Prädikate (Der Wein ist rot) und als Adverbien der Art und Weise (Der

Wein duftet intensiv) fungieren (Petersen 2007: 1).

Die neuesten Beiträge in der Weinliteratur besprechen vor allem adjektivische

Weindeskriptoren. Lehrer (2009) hat zum Beispiel mit Wine and Conversation einen wichtigen

Beitrag im Bereich der Weinsprache geleistet und kommt in ihren Ausführungen unter anderem

zum Schluss, dass die Anzahl der Weindeskriptoren sehr groß ist und auch immer größer wird

(Lehrer 2009: 256). Nach ihrer Ansicht verfügt jede Sprache über Mittel, um ihr Vokabular

anzureichern (Lehrer 2009: 19-32). Das Weinvokabular sei dafür ein eindrucksvoller Beleg.

Viele Forscher haben versucht, das Weinvokabular, und zwar hauptsächlich die Adjektive in

Weinbeschreibungen, semantisch einzuteilen (Althaus 2006; Lehrer 2009; Paradis 2010; López

Arroyo & Roberts 2014). In ihrer Analyse des englischen Weinvokabulars unterscheidet Lehrer

(2009: 7) verschiedene Dimensionen (En2: dimensions): acidity, sweetness, body, balance, feel,

age, nose, finish, activity, und quality. Manche Weine haben komplexe Eigenschaften und das

Vokabular, das man benutzt, um sie zu beschreiben, betrifft also oft mehrere Dimensionen

(Lehrer 2009: 7). Fast alle Weindeskriptoren, die Lehrer (2009) untersucht, sind Adjektive.

López Arroyo & Roberts (2014) legen eine Übersicht über die Weinliteraturforschung, in der

versucht wird, die Weindeskriptoren zu analysieren, und darüber hinaus eine Untersuchung

über die häufigsten Deskriptoren in englischen und spanischen Weinbeschreibungen vor. Ziel

war es, herauszufinden, wie allgemein oder spezifisch diese Weindeskriptoren in ihrem

Gebrauch und ihrer Bedeutung sind. Diese Analyse wurde anhand der Dimensionen von Lehrer

(2009) durchgeführt. Aus der Analyse von López Arroyo & Roberts (2014: 44) lässt sich

folgern, dass einerseits Begriffe aus der Gemeinsprache eine spezifische mit Wein verbundene

Bedeutung bekommen, aber dass auch umgekehrt spezifische Weinbegriffe nach und nach in

die Gemeinsprache einfließen (López Arroyo & Roberts 2014: 44).

2 ‚En‘ ist die Abkürzung für Englisch und wird in der Folge immer als solche benutzt.

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Bemerkenswert ist zudem die korpusbasierte Studie von Stuyckens (2010) über Adjektive, die

in Zusammenhang mit dem Substantiv „Wein“ stehen. Ungefähr 69% der adjektivischen

Weindeskriptoren aus seinem Korpus sind in der Begriffsliste von Althaus (2006: 61-185)

aufgenommen. Wenn wir seine Wortliste als Standard für eine spezifische deutsche

Weinsprache nehmen, heißt das, dass mehr als zwei Drittel der Adjektive im Korpus von

Stuyckens (2010) spezifische Weinbegriffe sind. Da sein Korpus anhand von Texten der

Gemeinsprache gesammelt wurde, folgert Stuyckens (2010) daraus, dass die Weinsprache zum

größten Teil in alltägliche Texte eingedrungen ist.

Stuyckens (2010) weist ebenfalls darauf hin, dass im Deutschen der attributive Gebrauch des

Adjektivs manchmal durch das erste Teil eines Nominalkompositums ersetzt wird. Ein Beispiel

in der Weinsprache ist Rotwein. Der vorliegende Beitrag untersucht nur Adjektive und keine

Substantive und bezieht deswegen keine Nominalkomposita mit nominalem oder verbalem

Erstglied und einem Nomen als zweitem Bestandteil mit ein. Nominalkomposita als Ersatz für

eine Kombination eines Adjektivs und Substantivs kommen im Niederländischen weniger oft

vor (Stuyckens 2010).

2.2.1 Sensorische Adjektive

Sensorische Adjektive bezeichnen Eigenschaften, die mit den Sinnen erfassbar sind (Pisarska

2000). Die Reizaufnahme über die Sinnesorgane ist allerdings eine komplizierte Sache. Das

Empfindungsvermögen in Worte zu fassen, ist womöglich noch anspruchsvoller (Paradis &

Eeg-Olofsson 2013: 22). Nachdem ein Weinkritiker einen Wein probiert hat, geht es in der

Regel darum, seine Wahrnehmungen des Weines zu beschreiben. Die meisten Weinkritiker

versuchen, in jeder Weinbeschreibung die exakten Aromen, Geschmackseigenschaften oder

anderen Aufnahmen von Sinnesempfindungen zu beschreiben (Steinberger 2007a). Über die

Beschreibung der sensorischen Eindrücke haben Paradis & Eeg-Olofsson (2013) einen

bedeutenden Beitrag veröffentlicht. Die sensorischen Eigenschaften eines Weines sind ihnen

zufolge paradoxal, weil sie aufgrund ihres subjektiven und vergänglichen Charakters einerseits

sehr konkret erlebbar, aber andererseits auch abstrakt sind (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 37).

Anstatt dass der Weinkritiker spezifische Ausdrücke aus der Weinsprache benutzt, beschreibe

er einen Wein oft anhand von herkömmlichen Ausdrücken, sodass er dem Leser seine

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sensorischen Empfindungen auf eine für sie verständliche Art und Weise deutlich machen kann

(Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 37-38).

Die Weinbeschreibung folgt gemäß Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 24) im Allgemeinen der

festgelegten Sequenz bei der Weindegustation. In einer Weinbeschreibung erläutern

Weinautoren generell zunächst die visuelle Komponente des Weines, weil diese bei der

Weinprobe auch immer zuerst festgestellt wird. Danach gehen Weinautoren meistens zur

Beschreibung der Geruchsmerkmale über. Darauf folgen in der Regel die Probe und

Beschreibung des Geschmacks (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 24). Aus diesem Anlass haben

Paradis & Eeg-Olofsson (2013) die sensorischen Modalitäten (En: sensory modalities) in (1)

Sehvermögen, (2) Geruchssinn und (3) Geschmackssinn und Tastsinn eingeteilt. Der

Geschmackssinn und Tastsinn werden von ihnen zusammen betrachtet, weil sie in den

Beschreibungen nicht einfach auseinanderzuhalten sind. Sie haben die Deskriptoren in ihrem

Korpus alle der sensorischen Modalität, zu der sie gehören, nach eingeteilt.

López Arroyo & Roberts (2016) postulieren aber, dass viele Weinautoren sich darüber nicht

einig sind, was genau eine typische Weinbeschreibung ist oder welche Aspekte sie beinhalten

soll. Das habe seinen Ursprung in der Tatsache, dass Weinbeschreibungen von

unterschiedlichen Autoren, für unterschiedliche Leser und zu unterschiedlichen Zwecken

geschrieben werden (López Arroyo & Roberts 2016: 397-399). Folglich setzen nicht alle

Weinbeschreibungen sich aus den sogenannten typischen Schritten, die eine Beschreibung laut

López Arroyo & Roberts (2014; 2016) zumindest enthalten kann, zusammen, nämlich:

1. Introductory remarks (IR)

2. Appearance (AP)

a. Colour hue and depth

b. Clarity

c. Viscosity

d. Effervescence

3. Aroma (AR)

a. Fragance [sic]

b. Intensity

c. Development

4. Taste (TA)

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a. Flavors

b. Finish

c. Astringency

d. Mouthfeel

e. Body

f. Balance

5. Concluding remarks (CR)

(López Arroyo & Roberts 2014: 31; López Arroyo & Roberts 2016: 375-376).

López Arroyo & Roberts (2016: 375) weisen darüber hinaus darauf hin, dass man nur selten

alle oben erwähnten Schritte in einer Weinbeschreibung findet. Gemäß ihnen sind die

wichtigsten Schritte appearance, aroma und taste, aber sie stellen fest, dass nicht all diese

Schritte immer in Weinbeschreibungen ausgearbeitet werden. Der Schritt appearance entfalle

manchmal, während aroma und taste in jeder Weinbeschreibung ihres Korpus behandelt

werden (López Arroyo & Roberts 2016: 375).

Stuyckens (2010) zufolge können in einer Weinbeschreibung aber viele weitere Schritte

besprochen werden. Er hat die Adjektive, die dem Substantiv „Wein“ vorangehen oder ein

Kompositum mit dem Substantiv „-wein“ als nominalem Zweitglied bilden, im Rahmen einer

korpusbasierten Studie semantisch eingeteilt. Die semantischen Kategorien sehen wie folgt

aus:

Appearance + mouthfeel (temperature)

Age

Body

Colour

Flavour = taste + smell

Healthiness (+quality)

Mouthfeel (temperature)

Purity

Price + quality

Production

Quality

Serving

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Style

Taste (+ quality)

Taste (+ smell)

No wine descriptors

(Stuyckens 2010: 161).

Quality, age und purity sind die Bereiche, zu denen die meisten Adjektive aus dem Korpus von

Stuyckens (2010) gehören. Viele Adjektive sind außerdem sensorische Weinadjektive.

Stuyckens (2010: 163) spricht in dieser Hinsicht von den Bereichen taste, smell, appearance,

flavour, body, age und colour.

Althaus (2006: 43) geht seinerseits für den Gestalt der Weinbeschreibung bis in die Antike

zurück, wo ein Wein nach einem Bewertungsschema in Bezug auf Eigenschaften der

Sinnenprüfung, wie Farbe, Geruch und Geschmack, lateinisch color, odor, sapor, beurteilt

wurde. Obwohl die meisten Weinbeschreibungen im Wesentlichen dem antiken Schema

folgen, bespricht Althaus (2006: 43-44) außerdem verschiedene andere Gesichtspunkten, die

in einer Beurteilung eines Weines zur Sprache kommen können. Neben Farbe und Klarheit,

Geruch und Geschmack können Flüchtigkeit und Flüssigkeit des Weins, das Freiwerden der

Geruchs- und Geschmacksstoffe sowie das Erreichen der Dünnflüssigkeit mit zunehmendem

Alter, und Alkohol und Extrakt beobachtet werden. Das deutsche Weingesetz fordere „die

Bewertung von Farbe, Klarheit, Geruch und Geschmack“, differenzierter aber sei „eine

Bewertung nach Farbe und Klarheit, Süße und Säure, Alkoholgehalt und Körper, Blume und

Bukett, Abgang, Alter sowie Art und Rasse“ (Althaus 2006: 46).

Die britische Organisation Wine and Spirit Education Trust hat eine semantische

Kategorisierung, die englische sensorische Weindeskriptoren in verschiedene Schritte einteilt,

entwickelt:

Appearance

Intensity: pale – medium – deep – opaque

Color: purple – ruby – garnet etc.

Clarity: bright – clear – dull – hazy – cloudy

Nose

Condition: clean – unclean

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Intensity: weak – medium – pronounced

Development: youthful – grape aromas – aged bouquet – tired – oxidized

Fruit character: fruity, floral, vegetal, spicy, woods, smoky, animals etc.

Palate

Sweetness: dry – off-dry – medium dry – medium sweet – sweet – luscious

Acidity: flabby – low – balanced – crisp – acidic

Tannin: astringent – hard – balanced – soft

Body: thin – light – medium – full – heavy

Fruit intensity: weak – medium – pronounced

Alcohol: light – medium – high

Length: short – medium – long

(López Arroyo & Roberts 2014: 27).

Es wird von Paradis (2010: 8) bemerkt, dass die Einteilungen, die die Wine and Spirit

Education Trust benutzt, sich mit den visuellen, olfaktorischen und gustatorischen

Eigenschaften auseinandersetzt, aber die Organisation bezeichnet sie jeweils als appearance,

nose und palate. Die Adjektive im Modell der Wine and Spirit Education Trust wurden auf

einer Skala von wenig bis viel dargestellt.

2.2.1.1 Aussehen

Obwohl ein Wein meistens zuerst visuell beschrieben wird, überwiegen die visuellen

Deskriptoren Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 32) zufolge nicht in Weinbeschreibungen.

Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 31) weisen darauf hin, dass in den meisten

Weinbeschreibungen der Schwerpunkt hinsichtlich der Wörterzahl auf die Empfindungen des

Geruchs, Geschmacks und der Taste legen und Weinautoren also weniger auf die visuellen

Aspekte eines Weines eingehen. Sie können dahingegen schlechthin mit wenigen Worten

beschrieben werden, weil sie hauptsächlich nur die Farbe und Klarheit des Weines betreffen

(Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 31). Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 31) heben in dieser

Hinsicht aber nachdrücklich hervor, dass visuelle Wahrnehmungen genauso bedeutend wie

jene andere sensorische Wahrnehmung sind.

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Wie wir aus dem Modell der Wine and Spirit Education Trust feststellen, wird die visuelle

Wahrnehmung eines Weines am meisten anhand der Klarheit und der Farbe des Weines

beschrieben. Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben einige Substantive, die aus den

sensorischen Eindrücken gezogen wurden, nämlich color, aromas, nose, scent/smell, flavors,

taste, body, palate und texture, als Suchbegriffe benutzt, um anhand von Kollokationen die

häufigsten sensorischen Deskriptoren feststellen zu können. Daraufhin haben sie diese

Vorgehensweise umgedreht, um herauszufinden, welche häufigen Deskriptoren mit welchen

Substantiven in Verbindung stehen. Sie bemerken, dass Farben, wie black oder white, in ihrem

Korpus immer mit Objekten, wie fruits, cherries oder raspberry, verbunden werden (Paradis

& Eeg-Olofsson 2013: 29-30). Diese Feststellung nähere sich der Hypothese Wittgensteins

(1977, in Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 29-30), dass wir oft Gegenstände als Bezeichnungen

für Farben benützen, weil wir keine andere Möglichkeit haben, um Farben zu beschreiben.

2.2.1.2 Geruch

An zweiter Stelle beschreiben Weinkritiker meistens die Geruchseindrücke eines Weines. Im

Gegensatz zu den gustatorischen Grundqualitäten können Menschen 10 000 bis 100 000

Gerüche unterscheiden (Buck 2004, in Lehrer 2009: 7). Wenn wir einen Wein verkosten, sind

unsere Empfindungen also nicht nur auf Geschmacksrichtungen, sondern auch auf Gerüchen

gegründet (Lehrer 2009: 7). Weinkenner und Weinautoren sprechen nicht immer vom Geruch

oder Duft des Weines, sondern sie bezeichnen es oftmals als das Bouquet (auch Bukett). Die

Bezeichnungen für den Geruch eines Weines sind zahlreich (Lehrer 2009: 12). Beispiele

solcher Bezeichnungen sind Aroma und Bouquet. Weinexperten einigen sich auf den

Unterschied zwischen den beiden Begriffen (Lehrer 2009: 12). Das Aroma eines Weines lege

den Geruch der Weintraube dar, während das Bouquet sich auf den Geruch vom Wein selbst,

das heißt die beim Gärprozess anfallenden Düfte beziehe (Lehrer 2009: 12). Das Wein-Plus-

Glossar von Tischelmayer (o.J.) deutet darauf hin, dass man unter Aroma im Allgemeinen den

Duft bzw. poetisch auch als „Nase“ bezeichneten Geruch eines Weines versteht.

Beschreibungen des Geruchs sind nach Auffassung von Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 31) im

Allgemeinen länger und ausführlicher als jene des Aussehens.

Die Geruchsempfindungen in einer Weinbeschreibung werden vor allem als konkrete Dinge

(earth, smoke, cherries) oder anhand einer gustatorischen Grundqualität (sweet) dargestellt

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(Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 23). Beschreibungen der Düfte eines Weines greifen darüber

hinaus oft auf die Objekte, die den Duft tragen, zurück (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30). Ein

Wein kann zum Beispiel wie eine Frucht duften und auf Deutsch beispielsweise anhand des

adjektivischen Derivats fruchtig beschrieben werden. Wenn Gerüche mit Adjektiven des

Gebietes der Früchte (fruity), der Mineralien (earthy) oder der Gewürze (spicy) beschrieben

werden, liege das wahrscheinlich an dem Wortschatzmangel, vor allem im Bereich des

Geruches (Caballero & Paradis 2015: 1-2; Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30). Dies geht vor

allem auf die Tatsache zurück, dass Menschen sich etwas besser anhand konkreter statt

abstrakter Gegenstände vorstellen können (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30). Neben diesen

Derivaten von den Quellen des Geruchs werden die Gerüche eines Weines auch anhand

allgemeinerer Deskriptoren, die für alle sensorischen Bereiche benutzt werden können, wie

zum Beispiel weak, beschrieben (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 27-28).

Dubois (2007: 172) hat in ihrer Untersuchung festgestellt, dass es keine vorher getroffene

Einteilung von Gerüchen gibt. Geruchsempfindungen haben schlechthin keine Namen in den

indoeuropäischen Sprachen. Im Rahmen eines Experiments folgert sie, genauso wie Paradis

& Eeg-Olofsson (2013), dass die meisten Menschen den Namen der Quelle des Geruchs

nennen, wie zum Beispiel Zitrone oder Apfel, um einen Geruch zu beschreiben. Gemäß

Paradis (2010: 7) treffen wir das gleiche Phänomen in Weinbeschreibungen an.

2.2.1.3 Geschmack

Die meisten Geschmackswahrnehmungen lassen sich anhand von vier Grundqualitäten

beschreiben, nämlich salzig, sauer, süß und bitter. Eine fünfte gustatorische Qualität, umami,

die manchmal als „scharf“ bezeichnet wird, wurde von Forschern vorgebracht, aber nicht

universell akzeptiert (Lehrer 2009: 7). Die Einteilung der Geschmackswahrnehmungen auf

semantischer Ebene ruht meistens auf diesen vier Grundqualitäten (Süße, Salz, Bitterkeit und

Säure), wie auch aus dem Modell der oben erwähnten Organisation Wine and Spirit Education

Trust festzustellen ist. Weil es nur vier Ausdrücke gibt, wird die Geschmacksbeschreibung

Normand (2002: 29-30) zufolge dadurch beschränkt. Peynaud (1996 : 77) fasst es treffend in

Worte: “We tasters feel to some extent betrayed by language.” Nach seiner Ansicht ist es

unmöglich, einen Wein zu beschreiben, ohne dessen Eigenschaften zu vereinfachen (Peynaud

1996: 77).

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Bastianichi and Lynch (2002, in López Arroyo & Roberts 2014: 26) vertreten die These, dass

es kein objektives Vokabular gibt, um Geschmacksempfindungen zu beschreiben. Lehrer

(2009: 4) kommt zum Schluss, dass nur wenige Wörter ausschließlich für die Beschreibung

vom Geschmack gebraucht werden, aber dass aus anderen Bereichen viele Sprachmittel

verwendet werden können, um die Geschmackseigenschaften von Weinen wiederzugeben.

Auch López Arroyo & Roberts (2014: 26) bemerken, dass abgesehen von den Adjektiven

sweet, salty, sour und bitter, jede Beschreibung des Geschmacks aus den anderen sensorischen

Bereichen entlehnt wird (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 23). Erwähnenswert ist zudem, dass

Objekte im Alltag von Menschen am meisten und am einfachsten mit den visuellen und

gustatorischen Bereichen assoziiert werden, sowohl in der Weinsprache als auch in der

Allgemeinsprache (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30).

Die sensorischen Ausdrücke sind in jeder Sprache bzw. Kultur unterschiedlich. Es ist in der

sensorischen Literatur umstritten, ob die Kultur, in der man lebt, Einfluss auf unsere Gedanken

und Sinneswahrnehmungen hat, oder sie sogar gestaltet (Caballero & Paradis 2015). Farge

(2013) legt eine Studie über die Unterschiede im Französischen, Deutschen und Englischen in

der Beschreibung des Geschmacks vor. Er vertritt unter anderem den Standpunkt, dass die

Vorstellung oder die Konzeptualisierung des Geschmacks sprachlich und kulturell bedingt ist

(Farge 2013: 255). Es wird von Caballero & Paradis (2015: 9) bemerkt, dass die kulturellen

Unterschiede insbesondere in Fachgebieten, wie bei Chocolatiers, Klavierspielern, Architekten

und Weinkennern, auffallen. Sie behandeln und besprechen denn auch oft die Produkte, die mit

den Sinnen zu tun haben. Sie beschreiben ihre Wahrnehmungen und benutzten eine bestimmte

Sprache, um sich ausdrücken zu können. Caballero & Paradis (2015: 7-10) stellen fest, dass in

diesen Fachgebieten oft eine bildliche Sprache benutzt wird, um bestimmte Phänomene zu

beschreiben (Caballero & Paradis 2015: 7-10).

2.2.1.4 Synästhesie

Paradis & Eeg-Olofsson (2013) weisen darauf hin, dass das Vokabular, um die

Sinneseindrücke zu beschreiben, oft als spärlich angesehen wird, vor allem im olfaktorischen

Bereich (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 22). Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 22) finden es also

besonders wichtig, um die Sprachmittel in Weinbeschreibungen zu untersuchen. In ihrer

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Untersuchung heben sie besonders hervor, dass die Sprachmittel, um die Eigenschaften eines

Weines zu beschreiben, oft auf alle Sinne zutreffen, das heißt, sie sind mehrdeutig und

synästhetisch (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 22). Das Wörterbuch Duden definiert

Synästhesie an erster Stelle als die „sprachlich ausgedrückte Verschmelzung mehrerer

Sinneseindrücke“. So können Farben zum Beispiel dunkel sein, aber gibt es auch dunkle Töne.

An zweiter Stelle wird Synästhesie im Duden als die „Reizempfindung eines Sinnesorgans bei

Reizung eines andern“ bezeichnet. Die Sinne sind also nie als einzelne Entitäten zu betrachten,

sondern sie funktionieren zusammen. Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 38) erklären das in ihren

eigenen Worten: “We cannot taste something without smelling something, and we cannot taste

something without feeling something, and over and above everything is the sight of

something”. Eine Analyse der sensorischen Beschreibungen wird also dadurch erschwert, dass

es nicht immer deutlich ist, welche Adjektive zu welchem sensorischen Bereich gehören.

Lehrer (2009: 13) bemerkt, dass auch Forscher sich darüber nicht einig sind und es könnte sein,

dass manche Adjektive auf mehrere Bereiche zutreffen (Lehrer 2009: 13). Aber im Gegensatz

zu dem Sehvermögen, wirken der Geruchssinn, der Geschmackssinn und der Tastsinn ziemlich

subjektiv und sind sie variabel je nach Person (Caballero & Paradis 2015; Paradis & Eeg-

Olofsson 2013).

2.2.2 Evaluative Adjektive

Mit unseren Sinnen können wir einen Wein sehen, riechen und schmecken, aber unsere

Wahrnehmungen sagen uns nicht, wie wir einen Wein beurteilen (Steinberger 2007b). Eine

Verkostung des Weines und die nachfolgende Beurteilung ist denn auch eine ästhetische und

deswegen subjektive Angelegenheit (Lehrer 2009: 7). Weinbeschreibungen sind López Arroyo

& Roberts (2016: 389) zufolge subjektiv, und zwar weil sie oft persönliche Urteile enthalten,

ohne dass sie vom Weinautor explizit als solche angegeben werden (López Arroyo & Roberts

2016: 389; Steinberger 2007b). Ein Autor versucht in seiner Weinbeschreibung also

(manchmal implizit und unbewusst) mit scheinbar objektiver Argumente, den Leser von seiner

Meinung zu überzeugen (Hommerberg 2010: 119; Steinberger 2007b). Weinbeschreibungen

sind ja Beurteilungen eines Weines von einem Weinautor und dessen Meinung schimmert

meistens etwas durch (Hommerberg 2010).

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Evaluative oder wertende Adjektive enthalten eine persönliche Überzeugung. Sie präzisieren

„Eigenschaften von Vorgängen, in die bestimmte Dingen einbezogen sind bzw. die wie

Gegenstände sprachlich thematisiert werden“ (Köller 2004: 356). Sie versprachlichen die

Einstellung des Sprechers bzw. Autors zu den Dingen oder Handlungen, über die er sich äußert

(Petersen 2007: 2). Das prägnanteste englische Beispiel eines evaluativen Adjektivs ist Lehrer

(2009: 70-75) zufolge good. Lehrer (2009: 70) erklärt, dass Wein dem Konsumenten

Vergnügen bereiten soll und die Weinsprache wahrscheinlich aus diesem Anlass oftmals

evaluativ ist. Beachtenswert ist zudem, dass Lehrer (2009: 6-7) in ihrer Untersuchung über die

verschiedenen Weindeskriptoren in Weinbeschreibungen die evaluativen Deskriptoren

absichtlich außer Betracht gelassen hat. Sie postuliert aber, dass die meisten Weinwörter

sowohl eine subjektive und evaluative als auch eine deskriptive Funktion haben (Lehrer 2009:

15-18). Dieser Meinung teilt auch Althaus (2006).

Evaluative Adjektive sind schwer zu untersuchen, weil sie subjektiv sind. Wenn man einen

Wein als gut beschreibt, heißt das, dass er für den Hersteller der Weinbeschreibung als gut

betrachtet wird. Nach Ansicht von Lehrer (2009: 78) sind sie immer mit einem persönlichen

Vorzug verbunden. Laut mancher Theorien gibt es aber Kriterien (Wine X is good because it

has qualities A, B, and C), die einer solchen Wertschätzung ermöglichen (Lehrer 2009: 71).

Diese Kriterien oder Eigenschaften können vom Autor aber nicht weiter begründet werden und

es sind vor allem Experte und Sommeliers, die mit diesen Eigenschaften vertraut sind (Lehrer

2009: 71). Hume und Lehrer (1757, in Lehrer 2009: 72) nehmen an, dass „experts and

connoisseur wine drinkers learn what the criteria of good and great wines are and through

experience and practice learn to apply these criteria to wines”.

López Arroyo & Roberts (2016: 379-397) erwähnen in ihrer Untersuchung die verschiedenen

Stilunterschiede, die es in Weinbeschreibungen in verschiedenen Sprachen geben kann. Sie

weisen nach, dass alle Weinbeschreibungen aus ihren Korpora Hinweise für einen persönlichen

Stil enthalten. Sie nennen als Merkmale eines subjektiven Stils in Weinbeschreibungen unter

anderem den Gebrauch von Ausrufen und Superlativen und verstärkenden Ausdrücken (López

Arroyo & Roberts 2016: 379-397). Unter Superlativen verstehen sie nicht nur Superlative im

grammatischen Sinne des Wortes, sondern unter anderem auch words expressing intensity in

the broadest sense of the word, darunter extraordinarily, und words expressing the concept of

the wine being incomparable, darunter historic und classic (López Arroyo & Roberts 2016:

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380). Sie postulieren, dass solche Deskriptoren in Weinbeschreibungen im Allgemeinen zu

einer Stimmung der Übertriebenheit beitragen (López Arroyo & Roberts 2016: 384).

2.2.3 Deskriptive Adjektive

Weinkritiker und Weinautoren haben den Auftrag, um dem Leser eine möglichst genaue und

für ihn relevante Botschaft wiederzugeben (Hommerberg 2010: 115). Sehr oft kommt eine

deskriptive Bedeutungsdimension dazu. Dazu benutzen Weinkritiker oftmals deskriptive oder

beschreibende Adjektive, die sachlich Dinge darstellen3. Im Gegensatz zu evaluativen

Adjektiven beschreiben deskriptive oder beschreibende Adjektive eher objektiv die

Eigenschaften eines Substantives (Petersen 2007: 2). Petersen (2007: 2) zufolge „drücken die

beschreibenden Adjektive die Eigenschaften eines Dinges oder einer Handlung aus, aber ohne

dass die Einstellung des Sprechers dabei zum Ausdruck kommt“. Pisarska (2000) zufolge

können deskriptive Adjektive Eigenschaften wie zum Beispiel Zeit, Geographie, Staat oder

Klasse beschreiben. Erwähnenswert ist, dass gemäß Pisarska (2000) auch Eigenschaften der

Ästhetik anhand von deskriptiven Adjektiven wiedergegeben werden können, während diese

Studie davon ausgeht, dass ästhetische Eigenschaften eines Weines eher mit evaluativen oder

sensorischen Adjektiven beschrieben werden. In der vorliegenden Studie werden auch die

sogenannten klassifizierenden Adjektive, die Petersen (2007: 3) bespricht, als deskriptive

Adjektive angesehen. Anhand dieser Adjektive könne man die Herkunft und weitere

Eigenschaften eines Dinges in Bezug auf Zeit oder Ort bezeichnen Petersen (2007: 3).

Eine erste Klasse der deskriptiven Adjektive sind Lehrer (2009) zufolge die steigerbaren

Adjektive (En: gradable adjectives). Sie können anhand einer Komparativ oder Superlativ

gesteigert werden. Lehrer (2009: 107) zeigt in ihrer Untersuchung aber, dass viele deskriptive

steigerbare Wörter, wie thin oder watery, einen evaluativen Aspekt beinhalten können. Darüber

hinaus können nach Ansicht von Lehrer (2009) auch natural kind terms deskriptiv sein. In ihrer

Forschung geht sie nicht auf eine Erklärung dieser Art von Begriffen ein, aber sie seien

Fachbegriffe, die von Experten festgelegt wurden. Lehrer (2009: 68) bemerkt aber, dass

manche Deskriptoren zu beiden Klassen gehören können, wie zum Beispiel die Adjektive

earthy und woody.

3 Definition verfügbar unter: www.neueswort.de/deskriptiv/

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Deskriptive Adjektive sind Eigenschaftswörter (Köller 2004: 356). Es gebe aber verschiedene

deskriptive Eigenschaftswörter. Einige präzisieren die Relationsverhältnisse zwischen

bestimmten Phänomenen und einem Betrachter (entferntes Haus), andere heben die Quantität,

Qualität und Frequenz von Phänomenen aus der spezifischen Sicht eines Betrachters hervor

(häufiger Besuch) (Köller 2004: 356). Köller (2004: 356) betrachtet auch solche Adjektive als

deskriptive Adjektive, weil sie „die Charakteristika sprachlich mehr oder weniger darstellen,

als ob sie Merkmale der jeweiligen Sachen wären“. Normand (2002) betrachtet als deskriptive

Adjektive die sogenannten qualitativen Adjektive (Fr4: adjectifs qualitatifs). Sie werden ihr

zufolge oft in Weinbeschreibungen verwendet und enthüllen zum Beispiel etwas über die

Herkunft des Weines. Qualitative Adjektive üben die Funktion eines Attributs bei einem

Substantiv aus (Normand 2002: 135-136). Wie auch Lehrer (2009), behauptet Normand

(2002), dass manche qualitative Adjektive steigerbar (Fr: graduable) sind, und andere nicht.

Aus den bisherigen Ausführungen kann gefolgert werden, dass die deskriptiven Adjektive eine

schwer definierbare und bisher unterbelichtete semantische Kategorie darstellen. Es werden

von vielen Forschern unterschiedliche Bezeichnungen für die deskriptiven Adjektive benutzt

und sie wurden in vielen Forschungen außerdem anhand von unterschiedlichen Definitionen

erörtert. In diesem Beitrag werden Adjektive, die Eigenschaften eines Dinges sachlich

darstellen, als deskriptive Adjektive betrachtet. Es geht also vor allem um Eigenschaften eines

Dinges in Bezug auf Zeit und Ort, Herkunft, Klasse oder Staat. Wir gehen denn auch davon

aus, dass die deskriptiven Adjektive größtenteils nicht weinspezifisch und also

gemeinsprachliche Begriffe sind.

2.3 Metapher

Neben evaluativen und deskriptiven Adjektiven gibt es aber noch andere Kategorien von

Adjektiven, und zwar diejenige, die auf eine neue, metaphorische Art und Weise gebraucht

werden. Um das Phänomen der Metapher zu beschreiben, greifen wir auf einen allgemeinen,

aber weithin bekannten und zitieren Beitrag zurück, nämlich Lakoff und Johnsons Metaphors

we live by. Lakoff & Johnson (2003) vertreten den Standpunkt, dass Metaphern eine

wesentliche Rolle im Gedankensystem und infolgedessen im Alltag und auch im

Sprachgebrauch der Menschen einnehmen. Menschen benutzen Metaphern, um abstrakte

4 ‚Fr‘ ist die Abkürzung für Französisch und wird in der Folge immer als solche benutzt.

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Konzepten fassbar zu machen und versuchen damit, ihre Wahrnehmungen und Eindrücke der

Welt in Worte zu fassen. Metaphern seien mit anderen Worten kulturbedingt, insofern als sie

die Moralvorstellung innerhalb einer Kultur darstellen (Lakoff & Johnson 2003: 22-23). Wie

Lakoff & Johnson (2003) vertreten López Arroyo & Roberts (2017: 141) die Annahme, dass

Metaphern größtenteils auf dem Bild, das eine Kultur von der Welt hat, beruht.

Paradis & Eeg-Olofsson (2013) heben besonders hervor, dass, neben sensorischen und

deskriptiven Beschreibungen, viele Weinbeschreibungen Bildersprache, darunter Metaphorik,

enthalten. López Arroyo & Roberts (2016: 385-289) gehen speziell auf den Gebrauch von

Redefiguren ein und kommen zum Schluss, dass Metaphern in englischen und spanischen

Weinbeschreibungen nicht nur zahlreich anwesend sind, sondern auch die häufigsten

Redefiguren in beiden Sprachen sind. Das rühre daher, dass es der Weinsprache an Begriffen

fehlt, um Geruchs- und Geschmackseindrücke zu äußern (López Arroyo & Roberts 2016: 385-

289). Nach Ansicht von Lehrer (2009: 76) verwenden Weinautoren Metaphern, weil sie den

Lesern einen kreativen und abwechslungsreichen Text bieten möchten. Durch die Verwendung

metaphorischer Begriffe und lexikaler Assoziationen wird die Weinbeschreibung zwar

lebendiger, aber die Bedeutung geht manchmal verloren (Lehrer 2009: 76-77). Beispiele von

metaphorischen Adjektiven in Weinbeschreibungen sind Steinberger (2007a) zufolge big,

little, fat, thin und velvety. Lehrer (2009) geht davon aus, dass die Anzahl von Metaphern

zunehmen wird und das Weinvokabular sich in Zukunft weiterhin ändern wird.

López Arroyo & Roberts (2016: 385-389) postulieren, dass Weinbeschreibungen unter

anderem von einem ständigen Gebrauch von Stilfiguren geprägt werden. Caballero (2007, in

López Arroyo & Roberts 2017: 142) ist der Ansicht, dass die bildliche Sprache, und zwar vor

allem Metaphern, ein unterbelichtetes Phänomen in der Weinsprache ist. Der Studie über

Metaphern in der englischen und spanischen Weinsprache von López Arroyo & Roberts (2017)

nach haben viele Beiträge sich aber auf diesen Aspekt der Weinsprache fokussiert (Coutier,

1994; Amoraritei, 2002; Gluck, 2003; Lehrer, 2007, 2009; Suárez-Toste, 2007; Negro 2011).

Die meisten Beiträge gehen jedoch nur auf Metaphern innerhalb einer Sprache ein, und legen

keine kontrastive Analyse von Metaphern zwischen mehreren Sprachen vor (López Arroyo &

Roberts 2017: 142). Wie auch diese Studie, haben López Arroyo & Roberts (2017) versucht,

die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen zwei Sprachen zu verzeichnen (López

Arroyo & Roberts 2017: 160).

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Caballero & Ibarretxe (2013: 274, in López Arroyo & Roberts (2017: 147) erwähnen die

Schwierigkeiten, um Metaphern zu identifizieren. Sie brauchen immer einen bestimmten

Kontext, in dem sie betrachtet werden sollen (López Arroyo & Roberts 2017: 148). Eine

Metapher wird nämlich immer aus einem semantischen Bereich (En: source domain) zu einem

anderen (En: target domain) übertragen (López Arroyo & Roberts 2017: 143; Lehrer 2009:

21). Lehrer (2009: 21-32) befasst sich eingehend mit der Frage, wie manche Deskriptoren

zustande gekommen sind und fokussiert unter anderem auch auf Adjektive, die in mehreren

semantischen Bereichen verwendet werden und deshalb mehrere Bedeutungen haben, und auf

Adjektive, die vom einen in den anderen semantischen Bereich übertragen werden können.

Sprachwissenschaftler haben sich schon lange mit einer Kategorisierung der semantischen

Bereiche der Metaphern auseinandergesetzt und haben diese Bereiche oftmals source domains

genannt (López Arroyo & Roberts 2017: 143). Für Weinbeschreibungen besteht das target

domain aus den Eigenschaften eines Weines (López Arroyo & Roberts 2017: 149). López

Arroyo & Roberts (2017: 160) kommen zur Feststellung, dass die Metaphern in

Weinbeschreibungen hauptsächlich aus dem anthropomorphischen Bereich kommen. Das

heißt, dass die Weine in ihrem Korpus meistens mit Eigenschaften von Menschen verglichen

werden. In ihrer Studie über die Entwicklung des Weinvokabulars weist Lehrer (2013: 41-43)

ebenfalls nach, dass Weine oft mit Menschen verglichen werden. Sie findet in ihrer Studie

Metaphern für die Persönlichkeit und das Verhalten von Menschen (Lehrer 2009: 29-30).

Solche Deskriptoren seien vielleicht am innovativsten. Weine könnten auch als big, muscular

oder big-boned bezeichnet werden und demzufolge mit dem Körper eines Menschen assoziiert

werden (Lehrer 2009: 76).

Auch Steinberger (2007a) hat angeführt, dass Weine schon seit Langem anthropomorphisch

beurteilt und beschrieben wurden, unter anderem mit Wörtern wie masculine oder feminine.

Darüber hinaus hat Coutier (1994: 667, in López Arroyo & Roberts 2014: 28) in ihrer

Untersuchung über Metaphern im Weinvokabular unter anderem metaphorische Deskriptoren

nach den thematischen Bereichen, zu denen sie gehören, untergeteilt, wie zum Beispiel the

human being (physical), the human being (mental) oder the human being (social) (López

Arroyo & Roberts 2014: 28). Auch die Untersuchung von Paradis & Eeg-Olofsson (2013)

zeigt, dass die Eigenschaften eines Weines häufig mit Eigenschaften von Menschen verglichen

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34

werden. Beispiele aus ihrem Korpus sind full-bodied, fleshy, round und generous (Paradis &

Eeg-Olofsson 2013: 33).

Abgesehen vom anthropomorphischen Bereich (En: human beings), sind gemäß der Studie von

López Arroyo & Roberts (2017: 153) weitere semantische Bereiche (En: source domains), mit

denen Weine auf Englisch und Spanisch verglichen werden plants, objects, buildings, textiles

und food. Obgleich Lehrer (2009: 21-22) die Schwierigkeit, diese semantischen Bereiche zu

benennen, unterstreicht, versucht sie herauszufinden, welche Adjektive zu welchem

semantischen Bereich gehören. So kommt sie zur Hypothese, dass Weindeskriptoren für den

Körper eines Weines oft aus dem semantischen Gebiet der Größe, des Gewichts und der Stärke

kommen, wie zum Beispiel big, little, small, fat, thin, deep, high, plump und low (Lehrer 2009:

25). Daneben erläutert Lehrer (2009: 29) unter anderem auch den semantischen Bereich des

Alters, der eigentlich eine Art anthropomorphischer Metapher ist. Sie behauptet: “Some wine

writers describe wine as a living thing that goes through a succession of natural stages, where

each stage can be labeled. However, many age words are taken directly from the life cycle for

humans“ (Lehrer 2009: 29). Außerdem werden Wörter, mit denen der Alter eines Weines

beschrieben wird, manchmal mit dem Pflanzenwuchs verglichen, wie etwa green und unripe

(Lehrer 2009: 75).

Bemerkenswert ist, dass Stuyckens (2010) in seinem Korpus keine metaphorischen Adjektive

feststellt. Das könnte daran liegen, dass er in seiner Studie kein Korpus aus der Weinsprache,

sondern aus der Gemeinsprache benutzt (Stuyckens 2010: 165). In diesem Beitrag wurde aber

ein spezifisches Korpus aus Weinbeschreibungen zu Stande gebracht. Dadurch könnte es sein,

dass wir in unserem Korpus sehr wohl metaphorische Adjektive finden.

Diese korpusbasierte Masterarbeit versucht herauszufinden, welche Gemeinsamkeiten und

Unterschiede es zwischen deutschen und flämischen Weinbeschreibungen im Gebrauch der

Adjektive gibt. Dazu wurde die folgende Hauptforschungsfrage formuliert: Was sind die

semantischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Gebrauch von Adjektiven zwischen

deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen?

Aufgrund vorheriger Untersuchungen wurden bedeutende Einsichten in die Weinsprache

gewonnen und konnte die Hauptforschungsfrage abgegrenzt werden. Konkret werden in dieser

Arbeit die nachfolgenden Teilfragen besprochen:

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35

1. Wie können Weinadjektive in semantische Kategorien eingeordnet werden?

2. Welche semantischen Kategorien von Adjektiven kommen in deutschen und flämischen

online Weinbeschreibungen am häufigsten und am wenigsten häufig vor?

3. Wie werden Adjektive in deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen gebraucht?

Es wurde im theoretischen Teil schon auf die Vielzahl von semantischen Einteilungen der

vorherigen Studien hingewiesen. Anhand dieser Einteilungen wurde eine eigene semantische

Einteilung vorgeschlagen. In der quantitativen Analyse wird näher auf diese semantischen

Kategorien eingegangen und versucht, eine Antwort auf die zweite Forschungsfrage zu geben.

Daran schließt sich die qualitative Analyse an, die versucht, die dritte Teilfrage zu

verdeutlichen.

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37

3 METHODOLOGIE

Dieser Kapitel diskutiert das Vorgehen der korpusbasierten Untersuchung. Es wird auf die

Methoden der Korpuslinguistik und die vorausgegangene Forschung der Weinsprache

aufgebaut. Für diese Masterarbeit wurde als Untersuchungsgrundlage ein Korpus von

deutschen und flämischen Weinbeschreibungen angelegt. Es handelt sich um eine Pilotstudie

aus zwei Korpora von online Weinbeschreibungen von jeweils zwischen etwa 5000 und 6000

Wörtern pro Sprache, das heißt 65 Weinbeschreibungen im Deutschen, die 6066 Wörter

umfassen, und 85 Weinbeschreibungen im Niederländischen, die sich aus 5133 Wörtern

zusammensetzen. Bei der Zusammensetzung des Korpus hat die vorliegende Masterarbeit sich

auf Adjektive für das Sprachenpaar Deutsch-Niederländisch beschränkt, weil sie in der

deutschen wie in der niederländischen Sprache oft vorkommen. Aus durchgeführten Studien

wird erschlossen, dass Adjektive ein guter Gradmesser für einen Vergleich von

Weinbeschreibungen sind, weil sie die wichtigsten Deskriptoren der meisten

Weinbeschreibungen darstellen (Normand 2002; Lehrer 2009; López Arroyo & Roberts 2014).

Bei der Zusammensetzung des Korpus hat die vorliegende Masterarbeit sich auf

Beschreibungen von Weißweinen beschränkt. In Flandern ist etwa 40 Prozent der

Gesamtherstellung der getrunkenen Weine Weißwein5, und auch gemäß Frank Van der Auwera

trinken die Flamen immer mehr Weißwein. Weiß-, Rosé- und Rotweine werden oft auf

unterschiedliche Art und Weise beurteilt und beschrieben (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 31;

persönliche Kommunikation mit Frank Van der Auwera am 14. März 2018). Um eine triftige

Untersuchung durchführen zu können, bezieht dieser Beitrag sich also nur auf eine Klasse,

nämlich die der Weißweine.

Bei der Erstellung des Korpus haben wir Weinbeschreibungen aus verschiedenen online

Quellen gesammelt, die hauptsächlich zu Werbe- und Verkaufszwecken genutzt werden. Die

deutschen Texte aus dem Korpus stammen von zwei deutschen Websites, www.weine.de und

www.ps-wein.de. Die niederländischen Texte aus dem Korpus stammen von zwei flämischen

Websites, www.belgianwines.com und www.christiaens-wijnhuis.be.

5 Ergebnisse aus dem Jahr 2011, verfügbar unter: www.wijnvlaanderen.be/

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38

Die Site www.weine.de ist ein Wein-Onlineshop. Bei der Kategorie der Weißweine findet die

Site 1091 Artikel, das heißt 1091 Weine mit einer korrespondierenden Beschreibung. Die

Suchergebnisse für Weißweine werden automatisch alphabetisch sortiert, aber man kann auch

nach Preis sortieren. Für das deutsche Korpus wurden die ersten 50 Weinbeschreibungen

selektiert. Ursprünglich war www.weine.de die einzige online Primärquelle für das Deutsche,

aber es war nicht deutlich, wie viel Weinautoren an den Weinbeschreibungen der Website

arbeiteten. Daraufhin wurden die Mitarbeiter von www.weine.de über E-Mail kontaktiert, aber

dieser Versuch war fruchtlos. Nach diesem Durchlauf wurde also eine zweite online Quelle

hinzugefügt, www.ps-wein.de, um die Möglichkeit auszuschließen, dass die deutschen Texte

aus dem Korpus nur von einem Autor geschrieben würden. Die Site www.ps-wein.de ist

ebenfalls ein online Weinhandel. Die Mitarbeiter von www.ps-wein.de haben uns über E-Mail

mitgeteilt, dass die Weingüter, von denen sie ihre Weine bekommen, ihnen immer gleich die

Beschreibungen dazu geben. Wir gehen also davon aus, dass die Weinbeschreibungen von

mehreren Autoren geschrieben wurden und das Korpus infolgedessen für die Studie

repräsentativ genug ist. Die Website www.ps-wein.de zeigt bei Weißweinen 384 Ergebnisse.

Die Weiβweine werden automatisch nach Winzer/Weingut sortiert, aber man kann auch nach

Position, Name, Preis, Land oder Region sortieren. Auch hier optieren wir für die alphabetische

Sortierung und nehmen davon die ersten 15 Weinbeschreibungen, um sie zum Korpus

hinzuzufügen. Die ursprüngliche Sprache der beiden Sites ist Deutsch.

Für das flämische Korpus wurde auf ähnliche Weise vorgegangen. Es wurde den zwei online

Quellen, www.belgianwines.com und www.christiaens-wijnhuis.be, insgesamt 85

Beschreibungen von Weißweinen entnommen. Die Weinsite www.belgianwines.com zählt 36

solche Beschreibungen und sie wurden alle zu dem Korpus hinzugefügt. Wir haben ihre

Mitarbeiter über E-Mail kontaktiert und sie haben uns erzählt, dass die Weinbeschreibungen

von etwa drei bis vier Autoren geschrieben und angepasst wurden. Die Mehrzahl der Autoren

hat außerdem eine Ausbildung eines Sommeliers erhalten, oder zumindest einige Weinkurse

absolviert. Die zweite flämische online Quelle www.christiaens-wijnhuis.be konnte nicht

erreicht werden, aber wir können getrost davon ausgehen, dass sie nicht von derselben Person

hergestellt wurden, weil zur Weinbeschreibung oft eine Beschreibung der Weingebiete oder

Winzer beigetragen wird. Bei der Kategorie der Weißweine stehen 257 Artikel zur Verfügung.

Auch diese Website hat die Möglichkeit, die Artikel alphabetisch zu ordnen und sie wurde

denn auch eingesetzt. Zum Untersuchungsgegenstand zählen hier die ersten 49

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39

Weinbeschreibungen. Die ursprüngliche Sprache der beiden Sites ist Niederländisch. Diese

Masterarbeit beschränkt sich auf flämische oder südniederländische Weinbeschreibungen.

Niederländische oder nordniederländische Weinbeschreibungen wurden nicht in Betracht

gezogen. Weitere Studien über niederländische oder nordniederländische Weinbeschreibungen

wären interessant, um einen etwaigen Unterschied analysieren zu können.

Im Rahmen der Untersuchung wurden die online Weinbeschreibungen in beiden Sprachen in

einem Textformat umgesetzt und pro Sprache in einem Korpus zusammengefügt. Daraufhin

wurden diese Text-Dateien in das Verarbeitungstool LancsBox heruntergeladen. Das Tool

LancsBox verarbeitet automatisch große Datenmengen. Für eine Einführung in die

Korpuslinguistik wurde ein MOOC (Massive Open Online Course) der Universität von

Lancaster6 benutzt, das Basisinformationen zum Arbeiten mit Korpora, sowie das gratis

Verarbeitungstool LancsBox zur Verfügung stellt.

Ein für die vorliegende Arbeit wichtiges Werkzeug des Tools ist die automatische Annotation

von Korpora. LancsBox reichert die Texte im Korpus mit linguistischen Informationen an. Für

diese Untersuchung ist die Kennzeichnung von Wortarten oder Part-of-Speechs-Tags von

Interesse. Nachdem LancsBox die Korpora annotiert hat und die Adjektive den

Weinbeschreibungen mit anderen Worten entnommen wurden, können wir auf die Adjektive

in den Weinbeschreibungen fokussieren. Das Tool zeigt die absoluten Frequenzen der

Adjektive in den Weinbeschreibungen. Das erlaubt uns, die am häufigsten verwendeten

Adjektive in den Weinbeschreibungen quantitativ zu analysieren. Die wichtigsten quantitativen

Ergebnisse werden im nächsten Kapitel besprochen.

LancsBox benutzt also Part-of-Speech-Tagging, um große Datenmengen zu annotieren.

Allerdings wurden manche Adjektive von LancsBox falsch annotiert. Sie wurden in beiden

Sprachen manuell korrigiert und demzufolge aus dem Korpus weggelassen. Die falsch

hergestellten Annotationen wurden durch den automatischen Verarbeitungsprozess verursacht.

Wie im theoretischen Teil erwähnt wurde, werden prototypische Adjektive grammatisch

gesehen attributiv, prädikativ oder adverbial verwendet. Sie dienen dazu, Substantive näher zu

6 Der online Kurs der Universität von Lancaster ist verfügbar unter www.futurelearn.com/courses/corpus-

linguistics.

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40

bestimmen oder beschreiben (Köller 2004: 356). Weil LancsBox vor allem im

Niederländischen schwierig zwischen attributiven, prädikativen und adverbialen Adjektiven

unterscheiden kann, lässt diese Studie keine dieser Klassen der Adjektive außer Betracht.

Da eine semantische Analyse des Adjektivgebrauchs in Weinbeschreibungen in anderen

Sprachen, vor allem im Englischen, schon mehrfach durchgeführt wurde, trifft man in der

Weinliteratur verschiedene semantische Einteilungen der Weinbeschreibungen an, vor allem

der sensorischen Bereiche, die wir im vorgegangenen Kapitel besprochen haben (Althaus 2006;

Lehrer 2009; Paradis 2010; Paradis & Eeg-Olofsson 2013; López Arroyo & Roberts 2014;

López Arroyo & Roberts 2016). Wir haben für diese Studie eine eigene Einteilung

zusammengesetzt, die wir auf den Theorien verschiedener Untersucher in der Weinliteratur

basieren.

Dieser Beitrag teilt die sensorischen Beschreibungen in Kategorien ein, die anhand früherer

Studien gemacht wurden (Althaus 2006; Lehrer 2009; Paradis 2010; Paradis & Eeg-Olofsson

2013; López Arroyo & Roberts 2014; López Arroyo & Roberts 2016). Im theoretischen Teil

der sensorischen Adjektive wurde schon festgestellt, dass die sensorischen Bereiche in den

meisten bisherigen Untersuchungen in Aussehen, Geruch und Geschmack eingeteilt werden.

Aussehen, Geruch und Geschmack sind denn auch die semantischen sensorischen

Hauptkategorien der vorliegenden Arbeit. Anhand von vielen semantischen Schemata für die

sensorische Beschreibung aus bisherigen Ausführungen können für jede sensorische

Hauptkategorie aber auch einige semantische Unterkategorien ermittelt werden. Die

vorliegende Studie befasst sich mit einigen dieser Unterkategorien. Erwähnenswert ist aber,

dass bei der quantitativen Analyse nur die Frequenzen der Hauptkategorien (Aussehen, Geruch

und Geschmack) in Betracht gezogen wurden.

Das Aussehen betrifft die semantischen Unterkategorien der Klarheit und der Farbe des

Weines. Im Gegensatz zu dieser Studie erörtert die britische Organisation Wine and Spirit

Education Trust auch die Farbintensität (En: intensity). Deren Einteilung haben wir im

theoretischen Rahmen besprochen. Die semantischen Unterkategorien des Geruchs, die wir für

diese Studie in Betracht ziehen, sind die aromatischen Gerüche, die Reintönigkeit und die

Geruchsintensität des Weines. Die Reintönigkeit eines Weines ist schwer zu beschreiben.

„Reintönig“ wird im Wein-Plus-Glossar als Synonym für „sauber“ gesehen. Sauber sei eine

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41

Positive Bezeichnung für einen Wein, der völlig frei von Fremd- oder Fehltönen ist. Dies

betreffe vor allem den Geruch (Tischelmayer, o.J.). López Arroyo & Roberts (2014; 2016) und

die britische Organisation Wine and Spirit Education Trust nennen bei den Gerüchen auch die

Entwicklung (En: development) eines Weines, aber dieser Aspekt wird in dieser Studie außer

Betracht gelassen. Dem Schema der Wine and Spirit Education Trust nach gehören auch

condition und fruit character zu den Düften eines Weines, zwei Aspekte, die wir auch nicht

betrachten.

Die möglichen Unterkategorien des Geschmacks Tannine, Mineralsalze, Säuregehalt und Süße

sind an erster Stelle auf den vier gustatorischen Grundqualitäten basiert. Mineralsalze wird

jedoch in Weinbeschreibungen fast nie beschrieben und wurde in dieser Untersuchung also

nicht mit einbezogen. Unter der Hauptkategorie des Geschmacks besprechen wir also die drei

gustatorischen Grundqualitäten Tannine, Säuregehalt und Süße. López Arroyo & Roberts

(2014; 2016) erörtern als Unterkategorien des Geschmacks auch flavors, finish, astringency,

mouthfeel, body und balance. Wie López Arroyo & Roberts (2014; 2016), erörtern wir als

Unterkategorien auch den Abgang, die Textur, den Körper, die Harmonie und den Alkohol des

Weines.

Aus vorheriger Untersuchungen, die im theoretischen Teil besprochen wurden, lässt sich

folgern, dass neben den sensorischen Kategorien Weinbeschreibungen auch evaluative,

deskriptive und metaphorische Adjektive enthalten können. Die evaluativen, deskriptiven und

metaphorischen Hauptkategorien reichern wir in dieser Studie nicht mit Unterkategorien an.

Wir haben die semantischen Haupt- und Unterkategorien im nachfolgenden Schema

dargestellt. Es wird hier nicht behauptet, dass die Einteilungen aus vergangenen

Untersuchungen für eine korpusbasierte Studie nutzlos sind, sondern wir optieren schlechthin

für eine zusammenfassende Einteilung, weil das uns eine umfassende Übersicht über die

Vielzahl von Theorien geben kann.

1. Aussehen

a. Klarheit

b. Farbe

2. Geruch

a. Reintönigkeit

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b. Geruchsintensität

c. Aromatische Gerüche

3. Geschmack

a. Tannine

b. Säuregehalt

c. Süße

d. Abgang

e. Textur

f. Körper

g. Harmonie

h. Alkohol

4. Evaluativ

5. Deskriptiv

6. Metapher

Nachdem das deutsche und flämische Korpus vom Tool LancsBox verarbeitet wurde, wurden

die Ergebnisse in einer Excel-Datei gespeichert und heruntergeladen. Nach diesem Durchlauf

wurden die Adjektive manuell mit den korrespondierenden semantischen Kategorien, die im

obigen Abschnitt erwähnt werden, angereichert. Die Ergebnisse werden im folgenden Kapitel

besprochen. Die sensorischen, evaluativen, deskriptiven und metaphorischen Adjektive

konnten nicht von einem Programm identifiziert werden und wurden also manuell erkannt und

zu dieser semantischen Kategorie hinzugefügt. Die Adjektive wurden aufgrund der Kriterien

von vorherigen Studien, die im Kapitel 2 erläutert wurden, identifiziert. Von diesen

semantischen Einteilungen wurden die absoluten Zahlen genommen und sowohl nach einem

quantitativen als auch einem qualitativen Verfahren analysiert.

Im quantitativen Teil wird besprochen, welche semantischen Felder in welcher Sprache am

häufigsten und welche am wenigsten häufig vorkommen und werden die Ergebnisse beider

Sprachen miteinander verglichen. Daraufhin wurden für die qualitative Analyse einige

Adjektive in einem Glossar der Weinsprache nachgeschlagen, um herausfinden zu können,

inwiefern die Adjektive aus dem deutschen und flämischen Korpus weinspezifisch oder

allgemeinsprachlich sind, oder beide. Dazu wurden für das deutsche Korpus das Kleine

Wörterbuch der Weinsprache von Althaus (2006) und das Wein-Plus-Glossar von

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43

Tischelmayer (o.J.), das zeitgemäßer ist als das Wörterbuch von Althaus (2006), benutzt. Für

das flämische Korpus wurde eine niederländische Quelle benutzt, nämlich Eerste hulp bij wijn

von Hamersma (o.J.), weil es kein einziges flämisches Glossar veröffentlicht wurde. Als

Ergänzung wurden einige Adjektive aus dem Korpus der Vollständigkeit halber auch im

Wörterbuch ‚Dikke Van Dale Online‘ nachgeschlagen. Die Bezeichnungen in den Glossaren

oder Wörterbüchern können einen deutlicheren Einblick darin geben, auf welche Art und

Weise die Adjektive benutzt werden und ob sie weinspezifisch oder allgemeinsprachlich sind.

Adjektive, die in den Weinglossaren definiert werden, werden in der vorliegenden Studie mehr

oder weniger als fest etablierte Weinbegriffe gesehen. In dieser Analyse wird auch auf die

Definitionen einiger frequenter und niedrigfrequenter Adjektive fokussiert, um nicht nur

typische Deskriptoren, die in Weinbeschreibungen verwendet werden, sondern auch einige

seltenere und vielleicht vom Autor neu erfundene Deskriptoren in Betracht ziehen zu können.

Die Adjektive und die semantischen Kategorien des Deutschen wurden mit jenen des

Niederländischen verglichen. Im nächsten Kapitel werden die bedeutendsten Ergebnisse der

korpusbasierten Untersuchung diskutiert. Die Analyse setzt sich aus zwei Teilen zusammen.

Im quantitativen Teil wurden die Frequenzen der semantischen Kategorien, zu der die

Adjektive der Weinbeschreibungen gehören, besprochen. Im qualitativen Teil erläutern wir

einige Beispiele von bemerkenswerten Adjektiven pro semantische Einteilung und wird

besprochen, wie sie in jeder Sprache benutzt werden.

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45

4 ERGEBNISSE

4.1 Quantitative Analyse

Aufgrund vorheriger Studien wird eine semantische Einteilung der Adjektive in

Weinbeschreibungen vorgeschlagen, nämlich einerseits sensorische Adjektive, zu denen

visuelle, olfaktorische und gustatorische Adjektive zählen, und andererseits evaluative,

deskriptive und metaphorische Adjektive. Die quantitative Analyse setzt sich mit der

Häufigkeit dieser semantischen Kategorien auseinander. In dieser Analyse werden die

absoluten Zahlen der semantischen Kategorien der Adjektive in den Weinbeschreibungen in

beiden Sprachen gesammelt. Ziel ist die Ermittlung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten

zwischen den deutschen und niederländischen Weinbeschreibungen hinsichtlich der Nutzung

von Adjektiven. Wir besprechen zunächst die Gesamtzahlen der Weinbeschreibungen aus

beiden Korpora. Danach werden die Gesamtzahlen der Adjektive in beiden Sprachen und

ebenfalls die Häufigkeiten der semantischen Kategorien der Adjektive in jeder Sprache

präsentiert. Außerdem werden die absoluten Frequenzen und die Prozentsätze der

semantischen Felder aus dem deutschen und flämischen Korpus miteinander verglichen.

Wenn wir die Anzahl der laufenden Wörter im Verhältnis zur Zahl der Weinbeschreibungen in

beiden Sprachen betrachten, lässt sich daraus ein erstes Ergebnis folgern. Die flämischen Texte

unterscheiden sich von den deutschen durch die geringere Wörterzahl der einzelnen

Beschreibungen. Für das deutsche Korpus wurden nämlich 65 Weinbeschreibungen

gesammelt, die insgesamt mehr als 6000 Wörter umfassen, während im flämischen Korpus 85

Weinbeschreibungen aufgenommen wurden, die sich aus nur etwa 5000 Wörtern

zusammensetzen. Daraus ergibt sich, dass die deutschen Weinbeschreibungen in unserem

Korpus länger sind als die flämischen Weinbeschreibungen. Bezüglich der Länge der

Weinbeschreibungen ist der belgische Weinkritiker Frank Van der Auwera der Ansicht, dass,

obwohl es eine Entwicklung in der Gesellschaft dahingehend gibt, dass Texte immer kürzer

werden, Weinbeschreibungen hingegen nicht unbedingt kürzer werden. Das könnte daran

liegen, dass Weinautoren ein bestimmtes Format bekommen, an das sie sich halten müssen.

Ein zweiter Grund könnte sein, dass Konsumenten bei kürzeren Beschreibungen öfter darauf

verzichten, den Wein zu kaufen, weil sie den Eindruck haben, dass er der Erwähnung nicht

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46

wert ist (persönliche Kommunikation mit Frank Van der Auwera am 14. März 2018). Weitere

Forschungen wären notwendig, um die Unterschiede in der Wörterzahl zu erklären.

Der Übersichtlichkeit halber werden im Folgenden immer zuerst die quantitativen Ergebnisse

aus dem deutschen, und darauf die Ergebnissen aus dem flämischen Korpus dargestellt. Die

absoluten Zahlen im deutschen Korpus werden anhand eines Säulendiagramms in der

Abbildung 1 visuell dargestellt und im Folgenden besprochen.

Im deutschen Korpus finden wir insgesamt 1026 Adjektive, davon 352 verschiedene Adjektive

vor. Im Schnitt kommen alle Adjektive also etwas weniger als dreimal vor. Von den 1026

Adjektiven kommen 127 für die vorliegende Untersuchung nicht in Betracht, weil sie sich nicht

mit der Beschreibung der Weine befassen. Das heißt, dass 899 für die Untersuchung zutreffen.

Abbildung 2: Absolute Zahlen der Adjektive im deutschsprachigen Korpus nach semantischen Kategorien

Beim Vergleich der absoluten Zahlen des deutschen Korpus fallen beträchtliche Unterschiede

auf. Die sensorischen Bereiche Aussehen, Geruch und Geschmack kommen im deutschen

Korpus mit unterschiedlicher Häufigkeit vor. Gustatorische Adjektive kommen in den

deutschen Beschreibungen von allen semantischen Kategorien am häufigsten vor, nämlich 279

Mal. Beispiele von Adjektiven des Geschmacks aus dem deutschen Korpus sind trocken

(n=26), zart (n=22) und saftig (n=15). Gustatorische Adjektive (n=279) kommen mehr als

dreimal öfter vor als jene des Aussehens (n=82), wie zum Beispiel hell (n=20), weiß (n=14)

oder grün (n=10) auf Deutsch. 173 Adjektive in den deutschen Weinbeschreibungen beziehen

82

173

279

216

97

52

0

50

100

150

200

250

300

Aussehen Geruch Geschmack Evaluativ Deskriptiv Metapher

deutsch

Semantische Kategorien: Absolute Zahlen

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47

sich auf den Geruch, darunter mineralisch (n=14), fruchtig (n=13) und würzig (n=10).

Evaluative Adjektive, wie zum Beispiel die Adjektive gut (n=36), schön (n=16) und

hervorragend (n=11), treten in den deutschen Weinbeschreibungen 216 Mal auf, deskriptive,

wie zum Beispiel französisch (n=4), praktisch (n=2) oder unterschiedlich (n=2), insgesamt nur

97 Mal. Nur 52 aller Adjektive wurden metaphorisch benutzt, darunter elegant (n=17),

sommerlich (n=7) und gesund (n=4).

Das nachstehende Säulendiagramm zeigt die absoluten Zahlen des flämischen Korpus, die wir

im Folgenden besprechen. Das flämische Korpus zählt insgesamt 878 Adjektive. 231 von

denen sind unterschiedlich. 867 von den 878 von LancsBox annotierten Adjektiven treffen für

unsere Studie zu, weil sie sich mit der Beschreibung des Weines befassen.

Abbildung 3: Absolute Zahlen der Adjektive im niederländischsprachigen Korpus nach semantischen Kategorien

Die Zahlen der sensorischen Kategorien Geschmack, Aussehen und Geruch liegen ziemlich

weit auseinander. Wir stellen auch im flämischen Korpus ein wesentliches Übergewicht der

gustatorischen Adjektive fest. Beispiele solcher Adjektive aus dem flämischen Korpus sind

rijp (n=31), lang (n=24) und vol (n=21). Während sie 234 der gesamten Adjektive ausmachen,

beläuft die Zahl der Adjektive des Aussehens sich auf 135, und die des Geruchs auf 100

Adjektive. Beispiele aus dem flämischen Korpus von Adjektiven des Geruchs sind fruitig

(n=21), aromatisch (n=11) und mineraal (n=10). Die Adjektive wit (n=33), groen (n=25) und

geel (n=20) bezeichnen im flämischen Korpus zum Beispiel das Aussehen eines Weines. Aus

der Abbildung 2 stellt sich ebenfalls heraus, dass 180 Adjektive im flämischen Korpus eine

135

100

234

180169

49

0

50

100

150

200

250

Aussehen Geruch Geschmack Evaluativ Deskriptiv Metapher

flämisch

Semantische Kategorien: Absolute Zahlen

Page 48: ADJEKTIVE IN DEUTSCHEN UND FLÄMISCHEN ONLINE … · 2018. 8. 29. · Word count: 17 929 . 10 . 11 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 1: Absolute Zahlen der Adjektive im

48

evaluative Funktion haben, darunter die niederländischen Adjektive goed (n=24), mooi (n=23)

und aangenaam (n=15), und 169 eine deskriptive, darunter die niederländischen Adjektive

hoog (n=8), Frans (n=8) und nieuw (n=7). Nur 49 Adjektive wurden metaphorisch verwendet.

Beispiele metaphorischer Adjektive aus dem flämischen Korpus sind elegant (n=15), soepel

(n=4) und oud (n=4).

Obwohl die absolute Zahl der gesamten untersuchten Adjektive in beiden Sprachen ziemlich

ähnlich ist, nämlich 899 im deutschen und 867 im flämischen Korpus, geben wir in

nachfolgender Abbildung 3 die Prozentsätze jeder semantischen Einteilung beider Korpora

sowohl im Deutschen als auch im Niederländischen wieder. Anhand dieser Abbildung kann

der Vergleich zwischen beiden Sprachen visuell dargestellt werden.

Abbildung 3: Prozentsätze der Adjektive in beiden Korpora nach semantischen Kategorien

Anhand obiger Abbildung kann festgestellt werden, dass in beiden Sprachen die gustatorischen

Adjektive am häufigsten auftreten, nämlich etwa 31% im deutschen und etwa 27% im

flämischen Korpus. Das häufigste gustatorische Adjektiv in dieser Studie ist frisch (n=38) auf

Deutsch und fris (n=47) auf Niederländisch. In den deutschen Weinbeschreibungen sind die

olfaktorischen Adjektive (etwa 19%) die zweithäufigste sensorische Kategorie, im flämischen

Korpus aber wird die visuelle Kategorie (etwa 16%) als zweithäufigsten sensorische Kategorie

gefunden. Das häufigste deutsche Adjektiv des Geruchs ist fein (n=20) und das häufigste

niederländische Adjektiv des Aussehens ist wit (n=33).

9.12

19.24

31.03

24.03

10.79

5.78

15.57

11.53

26.99

20.7619.49

5.65

0

5

10

15

20

25

30

35

Aussehen Geruch Geschmack Evaluativ Deskriptiv Metapher

%

Frequenzunterschiede: Prozentsätze

deutsch flämisch

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49

24% der Adjektive im deutschen Korpus gehören zu dem semantischen evaluativen Bereich,

gegenüber rund 20% im flämischen Korpus. Zahlenmäßig kann zwischen den beiden Sprachen

also nur einen kleinen Unterschied festgestellt werden. Auf Deutsch ist das häufigste evaluative

Adjektiv zum Beispiel gut (n=36) und auf Niederländisch goed (n=24). Auf deskriptiver Ebene

sind größere Unterschiede wahrzunehmen. Etwa 11% der deutschen Adjektive sind deskriptiv,

während es im flämischen Korpus fast doppelt so viele deskriptive Adjektive (etwa 19%) gibt.

Wir finden im deutschen Korpus bei den deskriptiven Adjektiven am häufigsten französisch

(n=4) und im flämischen Korpus subtiel (n=11). Metaphorische Adjektive kommen ungefähr

gleich oft vor, und zwar in beiden Sprachen fast 6%. Diese semantische Kategorie tritt damit

in beiden Korpora am wenigsten häufig auf. Das deutsche Adjektiv elegant (n=17) kommt auf

metaphorischer Ebene beispielsweise am häufigsten vor. Im flämischen Korpus ist das

ebenfalls das Adjektiv elegant (n=15).

Die vergleichenden Ergebnisse werden in der Diskussion noch eingehender besprochen.

Der vorliegende Beitrag geht hierbei auch auf die häufigsten Adjektive in beiden Korpora ein.

Unten geben wir tabellenförmig die häufigsten Adjektive in beiden Sprachen mit der relativen

Frequenz und der semantischen Kategorie, zu der sie gehören, wieder. Die Tabelle des

flämischen Korpus zählt im Gegensatz zum deutschen Korpus die elf häufigsten Adjektive,

weil im flämischen Korpus die Adjektive licht und geel beide zwanzigmal vorkommen.

10 häufigste Adjektive im deutschen Korpus 11 häufigste Adjektive im flämischen Korpus

fein 4,5% Geruch (Reintönigkeit/Ton

und Intensität) und

Geschmack (Textur)

fris 5,4% Geschmack (Säure)

frisch 4,2% Geschmack (Säure, auch

Alter)

wit 3,8% Aussehen (Farbe)

gut 4% Evaluativ rijp 3,6% Geschmack (Alter oder

Textur)

trocken 2,9% Geschmack (Süße) groen 2,9% Aussehen (Farbe)

leicht 2,8% Geschmack (Alkohol) goed 2,8% Evaluativ

zart 2,4% Geschmack (Textur und

Süße)

lang 2,8% Geschmack (Abgang)

hell 2,2% Aussehen (Klarheit) mooi 2,7% Evaluativ

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50

elegant 1,9% Metapher fruitig 2,4% Geruch (Aroma)

schön 1,8% Evaluativ vol 2,4% Geschmack (Textur)

saftig 1,7% Geschmack (Textur) licht 2,3% Deskriptiv und Aussehen

(Farbe)

geel 2,3% Aussehen (Farbe)

Tabelle 1: Häufigste Adjektive im deutschen und flämischen Korpus mit der relativen Häufigkeit und korrespondierenden

semantischen Kategorie

Wenn wir die semantischen Kategorien der häufigsten Adjektive aus den Weinbeschreibungen

in beiden Sprachen näher betrachten, stellen wir nur kleine Unterschiede fest. Wie die obige

Tabelle zeigt, wurde im Deutschen in der Hälfte der Fälle anhand von den häufigsten

Adjektiven den Geschmack beschrieben, und zwar die Textur (fein, saftig), Säure (frisch), Süße

(trocken) und Alkohol (leicht) des Weines. Im flämischen Korpus sind ähnliche Ergebnisse

festzustellen. Vier der elf häufigsten Adjektive benennen den Geschmack, aber im flämischen

Korpus sind es andere Aspekte vom Geschmack als im Deutschen, nämlich Säure (fris), Alter

(rijp), Textur (vol) und Abgang (lang) des Weines.

Des Weiteren stellt sich aus der oben erwähnten Tabelle heraus, dass sowohl bei den häufigsten

deutschen als auch flämischen Adjektiven nur einmal eine Beschreibung des Geruchs (fein und

fruitig) vorkommt. Bezüglich des Adjektivs fein ist aber einzuräumen, dass damit im Korpus

sowohl den Geruch als auch den Geschmack beschrieben wird. Dies lässt sich zum Beispiel an

eine der Bezeichnungen, die Althaus (2006) vom Adjektiv fein gibt, belegen: „Nach

Auffassung der Fachleute weinsprachl. meist für alkohol- und extraktarme, die Geruchs- und

Geschmacksstoffe harmonisch verbindende Weine“ (Althaus 2006: 89). Er fügt hinzu, dass

fein „auf Preislisten und Weinkarten häufigstes aller Weinwörter […] bei durchschnittlich

jedem fünften Wein benutzt“ wird (Althaus 2006: 89). Beschreibungen des Aussehens

kommen bei den zehn häufigsten deutschen Adjektiven einmal vor (hell), während wir bei den

elf häufigsten flämischen Adjektiven dreimal eine Beschreibung des Aussehens finden.

Anhand obiger Tabelle kann auch festgestellt werden, dass es in beiden Korpora bei den

häufigsten Adjektiven zweimal evaluative Adjektive gibt. Im Deutschen sind diese Adjektive

gut und schön, im Flämischen finden wir die ähnlichen Adjektive goed und mooi. In den

deutschen Weinbeschreibungen wurde keines der häufigsten Adjektive deskriptiv verwendet,

in den flämischen Weinbeschreibungen einmal (licht). Wenn das niederländische Adjektiv

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51

licht Synonym für „leicht“ ist, wird es deskriptiv verwendet. Dies ist in den flämischen

Weinbeschreibungen meistens der Fall. In unserem Korpus bedeutet es nur selten „hell“, aber

in diesem Fall ist es ein Adjektiv des Aussehens. Es wurden bei den häufigsten Adjektiven in

beiden Korpora keine metaphorischen Adjektive gefunden.

4.2 Qualitative Analyse

Im Folgenden wird im Rahmen der korpusbasierten Studie eine weiter führende qualitative

Analyse durchgeführt und werden einige Beispiele von Adjektiven aus dem Korpus pro

semantisches Feld erläutert. Anhand von Beispielsätzen werden erwähnenswerte Adjektive im

Kontext betrachtet. Einige Adjektive werden mit den Bezeichnungen aus Weinglossaren oder

aus allgemeinen Wörterbüchern angereichert. Auf diese Art und Weise können wir

herausfinden, ob sie in der deutschen und niederländischen Weinsprache fest etabliert sind,

oder ob es sich um Neologismen oder Ad-hoc-Bildungen handelt. Vor allem die frequenten

und niederfrequenten Adjektive werden erläutert, weil deren Definitionen dazu beitragen

können, den Gebrauch der etablierten Adjektive in Weinbeschreibungen besser zu verstehen.

Für das deutsche Korpus wurde das Kleine Wörterbuch der Weinsprache von Althaus (2006)

und das Wein-Plus-Glossar von Tischelmayer (o.J.) benutzt. Für das flämische Korpus wurde

das Weinglossar Eerste hulp bij wijn von Hamersma (o.J.) verwendet. Wenn die Adjektive in

diesem Glossar nicht gefunden wurden, wurden sie daraufhin im allgemeinsprachlichen

Wörterbuch ‚Dikke Van Dale Online‘ nachgeschlagen.

4.2.1 Sensorische Adjektive

4.2.1.1 Aussehen

Im deutschen Korpus sind oftmals olfaktorische und gustatorische Adjektive zu finden, und

daneben auch visuelle, wenngleich in geringerem Maße. Im theoretischen Teil dieses Beitrags

haben wir schon erwähnt, dass visuelle Adjektive verwendet werden können, um die Farbe,

Farbintensität oder Klarheit eines Weines auszudrücken. Weiß und grün sind häufige visuelle

Adjektive aus dem deutschen Korpus und bezeichnen die Farbe eines Weines. Weil in diesem

Beitrag nur Beschreibungen von Weißweinen analysiert wurden, war es absehbar, dass diese

Adjektive gefunden würden. Das Adjektiv weiß wurde von Althaus (2006: 61-185) nicht

diskutiert. Das Wein-Plus-Glossar spricht von einem „allgemein verwendete[n] Attribut für

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alle Rebsorten, aus denen Weißwein gekeltert wird. [Viele] Weintrauben werden […] als

„weiß“ bezeichnet, obwohl die Beeren in vielen Fällen nicht von weißer, sondern von

hellgrüner, grüner, gelber, goldener, bräunlicher, hellroter und auch roter Farbe sind“. Grün

bezeichnet Althaus (2006: 104) zufolge einerseits „die Farbe des Weißweins“, andererseits gilt

ein grüner Wein als „unreif, herb und säurereich […], von kleinen Weinen aus unreifen

Trauben“. Obwohl die Adjektive hell, weiß und grün meist gemeinsprachliche Begriffe sind,

lässt sich auf Basis der Definitionen der Weinglossare sagen, dass sie in der Weinsprache auch

eine eigene Bedeutung haben. Weitere Beispiele von Bezeichnungen der Farbe eines Weines

aus dem deutschen Korpus sind etwa gelb, strohgelb, hellgelb, golden und grünlich. In den

Beispielsätzen (1), (2), (3) und (4) finden wir mehrere Bezeichnungen der Farbe und der

Klarheit, manchmal sogar im selben Satz.

Die visuellen Adjektive tiefrot, bunt und zartgelb kommen beispielsweise jeweils einmal im

Korpus vor. Tiefrot ist Althaus (2006: 159) zufolge eine „Farbe edler Rotweine zwischen

gedecktrot und blaurot“. Die Nutzung vom Adjektiv tiefrot in Beschreibungen von

Weißweinen ist also auffallend, aber wenn wir den Beispielsatz (5) betrachten, lässt sich dies

leicht erklären. Darin geht es nämlich um den Gegensatz zur Farbe des beschriebenen

Weißweins. Bunt kommt in Althaus (2006: 61-185) nicht vor. Althaus (2006: 173) bespricht

zartgelb unter dem Begriff zart ganz kurz, indem er schreibt, dass es eine „Farbbezeichnung

bei Weißwein“ ist. In Bezug darauf stellen wir fest, dass zart-, das „wenig, aber fein“ bedeutet

(Althaus 2006: 173), im deutschen Korpus auch als Präfix einiger Adjektiven vorkommt, wie

zum Beispiel zartbitter und zartwürzig.

Auf Deutsch wird das visuelle Adjektiv hell häufig verwendet, um die Klarheit eines Weines

wiederzugeben. Althaus (2006: 107) bezeichnet dieses Adjektiv in seinem Kleinen Wörterbuch

der Weinsprache als „ausreichend klar“. Das Adjektiv klar beschreibt er als „ohne Trübung“

(Althaus 2006: 114). Das Wein-Plus-Glossar befasst sich eingehender mit diesem Adjektiv und

schreibt, dass es eine „positive Bezeichnung und [ein] wichtigstes Attribut für die Farbe eines

Weines im Rahmen einer Weinansprache“ ist. Es ist hierbei aber zu beachten, dass die visuellen

Adjektive nicht eindeutig in Unterkategorien wie Farbe und Klarheit eingeteilt werden können,

denn sogar das Adjektiv klar gilt dem Wein-Plus-Glossar nach als eine „Bezeichnung der Farbe

eines Weines“. Ein klarer Wein habe immer Brillanz und strahle auch bei dunkler Farbe

(Tischelmayer o.J.). Die Adjektive glänzend und leuchtend aus dem deutschen Korpus werden

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also auch als Bezeichnungen der Klarheit angesehen, aber von den Weinglossaren nicht

betrachtet.

(1) Gekeltert aus Trauben ausgesuchter Lagen mit schlotterigen und teils stark

kalkhaltigen Böden verfügt dieser Weiße über eine glänzend helle, strohgelbe

Farbe mit feinem grünlichen Schimmer. (Dt. 40)7

(2) Der Chardonnay - Viognier Pays d'Oc IGP (früher: Ribet White) ist eine

Cuvee aus den beiden weißen Rebsorten Chardonnay und Viognier, wobei der

Chardonnay dominiert. (Dt. 62)

(3) Der trockene Weißburgunder vom Weingut Hannes Reeh zeigt sich hellgelb

mit grünen Reflexen im Glas. (Dt. 4)

(4) Der trockene Pinot Grigio vom Weingut Alois Lageder aus Südtirol ist von

heller, strohgelber Farbe mit grünlichen Reflexen. (Dt. 2)

(5) Das goldene Gegenstück zur tiefroten Phaia bildet die Drecksau Philia, die zu

100% aus Sauvignon Blanc gekeltert wird. (Dt. 32)

Aus dem Vergleich der beiden Sprachen in der Abbildung 3 (siehe S. 48) hat sich schon

herausgestellt, dass der visuelle Aspekt eines Weines im flämischen Korpus öfter beschrieben

wird als im deutschen. Adjektive wie wit, groen und geel benennen auf Niederländisch die

Farbe des Weines. Das weinspezifische Glossar Eerste hulp bij wijn bespricht kurz das

Adjektiv wit und sagt in dieser Hinsicht unter anderem „wijn gemaakt van blauwe dan wel

witte druiven“. Groen und geel wurden im Glossar nicht erläutert. Das liegt wahrscheinlich

daran, dass diese Adjektive auch ziemlich oft in der Allgemeinsprache vorkommen. Darüber

hinaus gibt es im flämischen Korpus aber noch weitere Farbadjektive. Dies zeigt sich schon

anhand der nachstehenden Beispielsätze (6), (7) und (8). Erwähnenswert ist, wie ähnlich die

Farbe des Weines in (7) und (8) beschreiben wird, obwohl es sich hier um zwei verschiedene

Weine handelt.

Adjektive wie helder, schitterend und briljant stellen die Klarheit des Weißweins dar. Das

Adjektiv briljant, das anhand des Beispiels (9) in einem Kontext präsentiert wird, ist

mehrdeutig auf Niederländisch und könnte möglicherweise eine evaluative Komponente

7 Es wird zu den Beispielsätzen als Ergänzung immer die Abkürzung der Sprache, nämlich Dt. für Deutsch und

Nl. für Niederländisch, gefügt. Darauf folgt jeweils der Verweis auf die Nummer der deutschen bzw.

niederländischen Weinbeschreibung, die im Anhang herangezogen werden kann.

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54

enthalten, aber in unserem Korpus wurde das Adjektiv nur als Synonym für „glänzend“ oder

„blinkend“ benutzt und betrifft es also das Aussehen des Weines.

(6) Fris geel-groen van kleur. (Nl. 55)

(7) Lichtgele kleur met groene reflecties. (Nl. 56)

(8) De wijn heeft een lichtgele kleur met groene schakeringen. (Nl. 68)

(9) Briljant lichtgele kleur met groene schijn. (Nl. 27)

Was die niedrigfrequenten Adjektive in den flämischen Weinbeschreibungen betrifft, fällt vor

allem auf, dass darunter viele Komposita auftreten und diese Komposita oft die Farbe des

Weines beschreiben, wie zum Beispiel geel-groen, diepgoud, zachtgeel, und lichtgroen. K-

Weil keine dieser visuellen Adjektive im Glossar Eerste hulp bij wijn vorkommen, können sie

als Ad-hoc-Bildungen gesehen werden. Zachtgeel und lichtgroen kommen in ‚Dikke Van Dale

Online‘ vor, und zwar unter zacht bzw. licht. Eine Definition wurde aber nicht gegeben. Im

Wörterbuch ‚Dikke Van Dale Online‘ finden wir sehr wohl eine Bezeichnung des Adjektivs

geel-groen, auch geelgroen, nämlich „geelachtig groen van kleur“. Komposita, die die Farbe

bezeichnen, die häufiger als einmal vorkommen, sind zum Beispiel lichtgeel, citroengeel,

goudgeel und strogeel.

4.2.1.2 Geruch

Olfaktorische Adjektive geben die Eigenschaften des Geruchs oder Aromas wieder. Die

Adjektive fein, mineralisch und fruchtig sind die häufigsten olfaktorischen Adjektive aus dem

deutschen Korpus. In der quantitativen Analyse wurde schon erwähnt, dass fein sowohl den

Geschmack als auch den Geruch betreffen kann. Es wird in unserem Korpus unter anderem

benutzt, um die Reintönigkeit eines Weines oder die Intensität des Geruchs zu präsentieren,

was sich bereits an den Beispielen (10) und (11) belegen lässt. Zudem kann das Adjektiv

„überdurchschnittlich“ und „vorzüglich“ bedeuten (Althaus 2006: 89) und daneben also einen

evaluativen Aspekt beinhalten. Durch die Mehrdeutigkeit des Adjektivs wird eine Studie über

den Gebrauch der Adjektive in Weinbeschreibungen erschwert.

Das Adjektiv mineralisch ist in Althaus (2006) nicht aufgenommen. Dem Wein-Plus-Glossar

zufolge ist mineralisch eine „Bezeichnung […] für den Geruch und Geschmack eines Weines

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im Rahmen einer Weinansprache“. Der Begriff sei jedoch heiß diskutiert und ist auch unter

professionellen Weinkritikern nicht unumstritten, denn Minerale besitzen alleine für sich

keinen Geschmack (Tischelmayer o.J.). Das ist der Grund, warum dieses Adjektiv in dieser

Studie zur olfaktorischen Kategorie gehört. Das Adjektiv fruchtig kann ebenfalls sowohl zum

olfaktorischen als auch zum gustatorischen Bereich gehören, denn es bedeutet „nach frischem

Obst riechend und schmeckend, bes. nach Weintrauben, aber auch nach Ananas, Aprikose,

Erdbeere, Pfirsich und anderen Obstsorten“ (Althaus 2006: 94). Die Adjektive fein und fruchtig

sind gewissermaßen typische Weindeskriptoren. Dies lässt sich auch anhand der

Beschreibungen von Althaus (2006) und vom Wein-Plus-Glossar vermuten. Beispielsätze mit

frequenten olfaktorischen Adjektiven aus dem Korpus sind (12) und (13).

Das Adjektiv aromatisch wird auch ziemlich viel benutzt, um das Aroma zu beschreiben. Ohne

Kontext ist dessen Bedeutung aber nicht deutlich. Nach Ansicht von Althaus (2006: 64)

bedeutet aromatisch „mit würzigen Bukett“ und wird dieses Adjektiv in Weinbeschreibungen

häufiger gebraucht als das Substantiv „Aroma“. Nach dem Wein-Plus-Glossar ist es eine

„Beschreibung für das charakteristische Aroma […] bestimmter Weine im Rahmen einer

Weinansprache, das von ausgeprägt fruchtigen oder würzigen Aromen im Most herrührt“. Aus

diesen Definitionen folgern wir, dass aromatisch ein typischer Weindeskriptor ist.

Feinwürzig und zartwürzig sind Beispiele deutscher olfaktorischer Adjektive, die weniger oft

vorkommen, aber trotzdem als weinspezifische Wörter angesehen werden, weil sie auf dem

Adjektiv würzig basiert sind. Althaus (2006: 172) beschreibt würzig (siehe (14)) als

„aromatisch duftend und schmeckend“ und erklärt, dass das Adjektiv auf Weinkarten und

Preislisten sehr oft begegnet. Weniger häufig sind beispielweise auch Adjektive wie salzig-

mineralisch, rauchig-vanillig, grün-pfeffrig, fein-pfeffrig, erdig-mineralisch, fruchtig-duftig

und saftig-stahlig. Dies liegt hauptsächlich daran, dass der Weinautor anhand einer

Kombination zweier Weinbegriffe eine neue Zusammensetzung gebildet hat (siehe Beleg

(15)).

(10) Auch Noten von feinen Gewürzen kann die Nase entdecken. (Dt. 2)

(11) Intensiv duftende Noten von exotischen Früchten wie Mango und Ananas

nehmen sofort gefangen, auch die feinen Birnen- und Pfirsicharomen tragen

zum eindrucksvollen Bukett bei. (Dt. 64)

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(12) Ein tief mineralischer Sauvignon Blanc mit feiner Würze, der perfekt

balanciert und elegant ist. (Dt. 35)

(13) In zartem Gelb im Glas zeigt dieser weiße Burgunder fruchtige Aromen

vonreifen Granny-Smith-Äpfeln, Pfirsich und ein wenig Ananas. (Dt. 19)

(14) Dieser trockene Weißburgunder lockt die Nase mit würzigem Duft nach Zitrus

und Limettenschale. (Dt. 42)

(15) In der Nase besticht die fruchtig-duftige Art voller Lebendigkeit – quasi ein

Wein wie ein bunter Blumenstrauß! (Dt. 8)

Neben den aromatischen Gerüchen können olfaktorische Adjektive auch die Reintönigkeit und

die Geruchsintensität eines Weines beschreiben. Rein, sortenrein und sauber sind Beispiele

von deutschen Adjektiven der Reintönigkeit. Das Adjektiv rein wird im Wein-Plus-Glossar

vage als „Beschreibung (auch reintönig) für einen Wein“ umschrieben. Das Glossar verweist

für eine ausführlichere Definition auf das Adjektiv sauber, das als „positive Bezeichnung für

einen Wein (auch rein, reintönig) im Rahmen einer Weinansprache, der völlig frei von Fremd-

oder Fehltönen ist“, bezeichnet wird. Obwohl es hier also die sensorischen Eindrücke eines

Weines betrifft, enthält dieses Adjektiv aber auch einen evaluativen Aspekt. Auch Althaus

(2006: 140) sieht rein, reintönig und sauber als ungefähre Synonyme. Die Adjektive intensiv,

ausdrucksstark, ausdrucksvoll und kräftig sind Beispiele aus dem deutschen Korpus, um die

Intensität des Geruchs zu bezeichnen. Kräftig kann sich aber auch auf den Alkoholgehalt des

Weines beziehen. Althaus (2006: 116) weist in dieser Hinsicht darauf hin, dass man seit dem

19. Jahrhundert unter kräftig nicht nur „alkoholreich“, sondern auch „extraktreich“ versteht.

Die Adjektive fruitig, aromatisch, floraal und rokerig werden in den flämischen

Weinbeschreibungen zahlreich verwendet, um das Aroma eines Weines zu beschreiben. Das

Weinglossar Eerste hulp bij wijn erläutert, dass fruitig eine generische Weinumschreibung ist

und eigentlich alle möglichen Obstsorten betrifft, nämlich sogenannte ‚schwarze‘ Früchte, aber

auch rote, gelbe, exotische, weiße, kandierte und getrocknete Früchte. Es wird also eindeutig

als ein weinspezifisches Adjektiv gesehen. Das Adjektiv aromatisch kommt im Glossar nicht

vor, das Substantiv „aroma“ aber schon. Es bezeichne den Geruch eines Weines (Hamersma,

o.J.). Manche Weinautoren nennen es auch das Bouquet eines Weines. Des Weiteren wurde

das Adjektiv rokerig in dieser Untersuchung zu den olfaktorischen Adjektiven gezählt, doch

dem Glossar Eerste hulp bij wijn zufolge kann ein Wein auch einen rauchigen Geschmack

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haben, wenn er an rauchige Esswaren erinnert. Wir präsentieren die Beispielsätze (16), (17)

und (18) aus dem flämischen Korpus.

Die Adjektive fruitgedreven, geelfruitig, bloemig, toasty, gerookt und nootachtig kommen in

den flämischen Weinbeschreibungen weniger oft vor. Bloemig und toasty sind Derivate der

Substantive „bloem“ und „toast“, die in Eerste hulp bij wijn auftreten. Darin deutet Hamersma

(o.J.) darauf hin, dass „bloemen“ in Zusammenhang mit „floraal“ steht und im Bouquet des

Weines vorkommt. Das Substantiv „toast“ bespricht er eingehend wie folgt:

„Geuromschrijving die vaak wordt gebruikt bij chardonnays die op eikenhout gelagerd zijn

geweest. Ook een aanduiding uit de wereld van de wijnvatenmaker: toasting. […] Afhankelijk

daarvan krijgt de opgeslagen wijn een extra ‘gerookte’ smaakimpressie mee” (Hamersma, o.J.).

Aus diesen Bezeichnungen lässt sich folgern, dass nicht nur bloemig und floraal, sondern auch

toasty und gerookt typische niederländische Weinbegriffe darstellen. Diese Studie betrachtet

auch fruitgedreven und geelfruitig als weinsprachlich, denn sie stehen in enger Beziehung mit

dem Adjektiv fruitig.

Zuiver und puur sind die einzigen niederländischen Adjektive im Korpus, um die Reintönigkeit

des Weines zu beschreiben. Sie sind in Eerste hulp bij wijn nicht aufgenommen. Intens und

delicaat sind Beispiele aus dem flämischen Korpus, um die Geruchsintensität zu bezeichnen.

Auch sie kommen in Eerste hulp bij wijn nicht vor. Daraus können wir schließen, dass diese

Adjektive wahrscheinlich zu wenig spezifisch sind, um als Weinsprache angesehen werden zu

können.

(16) Wat later komen rokerige tonen opzetten en opnieuw een licht fruitige

karamel. (Nl. 17)

(17) De neus is floraal met aroma's van lentebloesem, appel en citrus. (Nl. 18)

(18) In de neus fruitig, licht rijpe appel en kweepeer met een volheid, maar vooral

frisse strakke zuren. (Nl. 34)

4.2.1.3 Geschmack

Im Korpus kommen sehr oft Beschreibungen des Geschmacks vor. Sie können in der Regel

drei Geschmacksrichtungen (bitter, sauer und süß) andeuten, und zwar werden sie in der

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Weinsprache als Tannine, Säuregehalt und Süße angegeben. Im Deutschen werden

beispielsweise die gustatorischen Adjektive frisch und lebendig verwendet, um den

Säuregehalt zu umschreiben (siehe Beleg (19)). Das Adjektiv frisch bezeichnet Althaus (2006:

93) als „mit genügend Kohlensäure; von gut ausgebauten jungen Weinen und von älteren, die

sich die Frische bewahrt haben“. Das Wein-Plus-Glossar von Tischelmayer (o.J.) definiert es

als eine „Beschreibung für den Geschmack oder Geruch eines Weines im Rahmen einer

Weinansprache“. Dies kann sich auf einen hohen Säuregehalt (Weinsäure) und/oder auf die

prickelnde Kohlensäure beziehen, wobei dann die zutreffende Bezeichnung eher „spritzig“ ist

(Tischelmayer o.J.). Das Adjektiv lasse sich aber schwer definieren, weil es nur im Kontext

der Beschreibung aussagekräftig ist (Tischelmayer o.J.).

Die deutschen gustatorischen Adjektive herb und zartbitter beziehen sich auf den Tanningehalt

eines Weines. Ein Beispiel ist (20). Auffallend ist, dass Althaus (2006: 70) das Adjektiv bitter

beschreibt als „wie gemeinsprachlich bitter“. Er scheint also der Meinung zu sein, dass dieses

Adjektiv nicht speziell zur Weinsprache gehört. Laut Althaus (2006: 107) bedeutet das

Adjektiv herb darüber hinaus „mit hervortretendem Gerbstoffgehalt“ und wird es vorwiegend

für die Beschreibung von Rotweinen, seltener für die Beschreibung von Weinen mit hoher bis

zu hoher Säure, verwendet. Das kann der Grund sein, warum dieses Weinadjektiv nur zweimal

in den deutschen Beschreibungen der Weißweine vorkommt. Auch dem Wein-Plus-Glossar

von Tischelmayer (o.J.) zufolge wird herb bei tanninbetonten, adstringierenden Rotweinen

gebraucht, aber Tischelmayer (o.J.) bemerkt ebenfalls, dass es sich auch um eine „Bezeichnung

für einen sehr trockenen, säurebetonten Weißwein“ handeln kann. Herb habe beim Stillwein

aber keine weingesetzliche Bedeutung und bietet im Gegensatz zu den weingesetzlichen

Begriffen keinerlei Rückschluss auf den Restzuckergehalt. Ebenso inoffiziell sei der in

Deutschland übliche Begriff feinherb, das auch in unserem Korpus auftritt. Diese Adjektive

sagen mit anderen Worten nicht viel über den Inhalt des Weines aus (Tischelmayer o.J.).

Ein trockener oder getrockneter Wein ist das Gegenteil eines süßen oder kandierten Weins. Im

Beleg (21) wird also auf den Süßgehalt des Weines verwiesen. Trocken hat Althaus (2006:

161) zufolge mehrere Bedeutungen, und zwar erstens „ohne Frische, oft mit Fass- und

Altersgeschmack“, zweitens „von unangenehmem, unharmonischem Eigengeschmack,

gerbstoffreich“ und drittens „durchgegoren, ohne Süße, alkoholreich“ (Althaus 2006: 161). Es

ist annehmbar, zu sagen, dass die Adjektive frisch und trocken eine weinspezifische Bedeutung

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59

haben, weil diese Adjektive von Althaus (2006: 61-185) als typische Weinwörter betrachtet

und definiert wurden und im Korpus auch immer auf diese Weise verwendet werden.

(19) Lecker und trinkstark ist der kristallklare Nackenheimer Riesling Kühling-

Gillot vom Roten Schiefer und transportiert tabakige [sic] Steinaromen, die in

ein wunderbares Spiel mit der lebendigen Säure und dem schlanken

Körper treten. (Dt. 48)

(20) Im Geschmack zeigt er sich dann mit einer fest geflochtenen, sehr trockenen

Frucht, die herbe mineralische, hefige und fein-pfeffrige Noten mit sich

bringt. (Dt. 46)

(21) Der trockene Grauburgunder des Jahrgangs 2012 tritt sehr elegant auf. (Dt. 6)

In den flämischen Beschreibungen sind gustatorische Adjektive beispielsweise fris und

verfrissend (siehe Beleg (22)). Beide Adjektive bezeichnen den Säuregehalt des Weines. Das

weinspezifische Glossar Eerste hulp bij wijn bestätigt, dass fris vor allem in Bezug auf

Weißweine gebraucht wird und meistens den Geschmack des Weines, und speziell dessen

Säure betrifft. Was die anderen Geschmacksrichtungen angeht, gibt es im flämischen Korpus

zum Beispiel keine Adjektive, die die Tannine eines Weines beschreiben. „Tannine“ auf

Niederländisch bedeutet gemäß Hamersmas (o.J.) Eerste hulp bij wijn die Bitterkeit in

Rotweinen. Das könnte erklären, warum im flämischen Korpus keine Beschreibungen der

Tannine dargestellt werden. Beschreibungen des Süßegrades finden wir in den flämischen

Weinbeschreibungen schon, darunter droog, zoet und lichtzoet. Nach Auffassung von

Hamersma (o.J.) wird droog denn auch für Weißweine, in denen keine Süße zu entdecken ist,

verwendet. Zoet behandelt er nicht, vielleicht weil das Adjektiv allgemeinsprachlich ist, und

lichtzoet ebenfalls nicht. Bei (23) aus dem flämischen Korpus werden sowohl der gustatorische

Süße- als auch der Säuregrad des Weines wiedergegeben.

(22) De aanzet in de mond is vrij romig en vol, maar goed gecounterd door een fris

zuurtje. (Nl. 14)

(23) De smaak is fijn met een heerlijk evenwicht tussen zoete en frisse tonen.(Nl.

15)

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60

Darüber hinaus unterscheiden wir als semantische Unterkategorien des Geschmacks den

Abgang, die Textur, den Körper, die Harmonie und den Alkohol des Weines. Adjektive aus

den deutschen Weinbeschreibungen, die den Abgang beschreiben, sind zum Beispiel lang und

mittellang. Ein Beispiel einer solchen Beschreibung auf Deutsch ist (24). Erwähnenswert ist,

dass wir ferner im deutschen Korpus sowohl langanhaltend als auch lang anhaltend begegnen.

Gemäß dem Wein-Plus-Glossar kann das Adjektiv für den Geschmackseindruck lang sich „auf

den Abgang (zeitlich lange anhaltender Geschmack eines Weines nach dem

Hinunterschlucken) oder auf die Haltbarkeit (Langlebigkeit) des Weines beziehen“.

Adjektive wie saftig, cremig oder rund stellen die Textur des Weines im Deutschen dar. Der

Beleg (25) beschreibt unter anderem die Textur des Weines. Beschreibungen der Textur ähneln

jenen zur Beschreibung des Körpers und sind deswegen nicht einfach auseinanderzuhalten.

Das Wein-Plus-Glossar weist darauf hin, dass „eine ‚gute Textur‘ bedeutet, dass der Wein

cremig (weich) und konzentriert auf der Zunge liegt“. Die Kriterien seien dabei unter anderem

die Viskosität oder Zähflüssigkeit eines Weines, aber dies kann wiederum Anlass zur

Verwirrung geben, weil das Glossar ebenso darauf hindeutet, dass „beim Wein diese

Zähflüssigkeit als Körper ausgedrückt [wird]“ (Tischelmayer o.J.). Wenn wir zum Vergleich

das Kleine Wörterbuch der Weinsprache von Althaus (2006: 61-185) heranziehen, sorgt das

ebenfalls nicht für Klarheit, denn Althaus (2006) behandelt nur das Substantiv „Körper“ und

nicht die „Textur“ eines Weines. Eine mögliche Erklärung wäre, dass das Substantiv „Textur“

ein relativ neuer Begriff in der Weinsprache ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach zielen „Körper“

und „Textur“ also auf dieselbe Eigenschaften eines Weines hin, aber wirkt der Begriff Textur

zeitgemäßer als Körper. Der Einfachheit halber werden sie also als Synonyme verwendet. In

den deutschen Weinbeschreibungen wird der Körper oder die Textur eines Weines unter

anderem anhand vom Adjektiv körperreich bezeichnet. Ein körperreicher Wein hat Althaus

(2006: 115) zufolge viel Extrakt. Weinsprachlich werden die Adjektive kräftig, voll,

vollmundig und füllig als Synonyme für körperreich benutzt (Althaus 2006: 115) (siehe Beleg

(26)).

Weine werden bei einer Prüfung auch anhand von ihrer Harmonie bewertet. Laut Althaus

(2006: 105) geht es hierbei um ein „angenehmes Verhältnis aller Bestandteile des Weines

zueinander“. Das Adjektiv harmonisch wird denn auch bei Weinen, die ausgeglichen sind,

besonders auf das Verhältnis von Süße, Säure, Extrakt und Alkohol, gebraucht (Althaus 2006:

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61

105). Das Wein-Plus-Glossar gibt eine ähnliche Beschreibung: „Unter Harmonie bzw.

harmonisch wird bei einer Weinansprache das positive Zusammenwirken von Geruch und

Geschmack verstanden“ (Tischelmayer o.J.). Ein verwandter Begriff sei „ausgewogen“.

Sowohl harmonisch als auch ausgewogen kommen in den deutschen Weinbeschreibungen vor.

Wir nennen den Beleg (27).

Wir haben in der qualitativen Analyse der Beschreibungen des Geruchs und Geschmacks schon

bemerkt, dass kräftig sich auf die Intensität des Geruchs und den Körper des Weines beziehen

kann. Darüber hinaus wird dieses Adjektiv auch verwendet, um den Alkoholgehalt eines

Weines zu bezeichnen. Dies lässt sich anhand des Beispiels (28) belegen. Das Pendant von

kräftig ist leicht. Wenn ein Wein leicht ist, wird damit gemäß Althaus (2006: 120) ein „extrakt-

und alkoholarm[er] [Wein]“ gemeint. Seit dem 19. Jahrhundert sei das Adjektiv auch für Wein

üblich, vor allem auf den Alkoholgehalt bezogen (Althaus 2006: 120).

Wie schon im vorigen Abschnitt erwähnt wurde, ist das deutsche Adjektiv fein mehrdeutig, vor

allem in der Weinsprache. In manchen Fällen wird das Adjektiv vom Autor verwendet, um

seine Geschmackseindrücke des Weines, wie zum Beispiel die Textur, zu beschreiben, wie bei

(29).

(24) Am Gaumen umspielen die verführerischen Aromen die Geschmacksnerven,

ehe der Wein in einem langen Abgang endet. (Dt. 62)

(25) Denn am Gaumen tritt er nicht nur saftig, rund und mit satter Struktur auf,

sondern zeigt auch sogleich eine schöne Cremigkeit. (Dt. 3)

(26) Am Gaumen schön füllig, seidig, elegant und finessenreich, angenehm milde

Säure, schöne Frucht, feinwürzig und lang anhaltend. (Dt. 50)

(27) Die saftige Säure des Rieslings und des Sauvignon blancs wird durch die

milde Säure des Chardonnays ausbalanciert und somit zu einem harmonischen

Trinkgenuss - auch für das zweite Glas. (Dt. 8)

(28) Gewachsen auf Böden mit gebietstypischem Devon-Schiefer tut sich dieser

kräftige Riesling durch seine angenehme Säure und reife, harmonische

Struktur mit schöner Balance hervor. (Dt. 36)

(29) Am Gaumen zeigt dieser Weißburgunder eine angenehm knackige Säure, mit

feiner Fruchtsüße im Nachhall. (Dt. 4)

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62

Im flämischen Korpus gibt es auch weitere semantische Unterkategorien, um den Geschmack

des Weines zu beschreiben. Adjektive aus den flämischen Beschreibungen, die den Abgang

eines Weines beschreiben, sind lang, finaal, langdurig und middellang. Meistens kommen sie

in Kombination mit dem Substantiv „afdronk“ vor, wie zum Beispiel im Beleg (30). Das

Substantiv „afdronk“ kommt in Eerste hulp bij wijn vor und wird als Synonym für „finish“ und

„finale“ gesehen. Was die Beschreibungen für den Abgang der Weine betrifft, wird also nur

finaal als weinsprachlich betrachtet.

Auch bei den niederländischen Weinbeschreibungen ist es nicht immer klar, welche Adjektive

zum Feld der Textur und welche zum Feld des Körpers gehören. Wir besprechen diese

Adjektive im Folgenden also zusammen. Im Niederländischen spricht man zum Beispiel von

vol, sappig, rond oder romig, wenn es um die Textur und den Körper geht. Diese

niederländischen Adjektive sind mit den jeweiligen deutschen vergleichbar, sind aber nicht in

Eerste hulp bij wijn aufgenommen. Das Wörterbuch ‚Dikke Van Dale Online‘ bemerkt, dass

sappig sich auf Pflanzen und Früchte bezieht und dass romig für Dinge, die an die Farbe und

den Geschmack von Sahne erinnern, verwendet wird, aber diese Adjektive scheinen nicht

speziell zur Weinsprache zu gehören. Die niederländischen Adjektive vol und rond kommen

im Satz (31) vor. Diese beiden Adjektive treten im allgemeinsprachlichen Wörterbuch ‚Dikke

Van Dale Online‘ auf, aber es wird keine weinspezifische Bedeutung aufgenommen.

Bemerkenswert ist außerdem, dass es im Niederländischen kein äquivalentes Adjektiv für das

deutsche Adjektiv körperreich, das sich auf die Beschreibung des Körpers eines Weines

bezieht, gibt. Wir besprechen auch kurz das Adjektiv pétillant, weil Hamersma (o.J.) es

aufgenommen hat. Es wird aus dem Französischen entlehnt und bezeichnet die Textur eines

Weines. Es bedeutet „lichtsprankelend, zacht mousserend“ und wird hier als einen typischen

Weindeskriptor angesehen. Bei (32) muss man aber bemerken, dass das Adjektiv in dieser

Beschreibung nicht gebraucht wird, um die Textur wiederzugeben, sondern das Aussehen des

Weines betrifft.

Im Niederländischen werden für die Beschreibung der Harmonie im Glas die dem Deutschen

ziemlich ähnliche Adjektive evenwichtig und harmonieus gebraucht (siehe Beleg (33)).

Darüber hinaus handelt es sich beim Adjektiv alcoholisch deutlich um den Alkoholgehalt, wie

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bei (34) zu sehen ist. Eerste hulp bij wijn widmet dem Substantiv „alcohol“ Aufmerksamkeit

und erläutert, dass Alkohol die Grundlage für einen Wein bildet (Hamersma o.J.).

Das flämische Korpus zählt auch einige Zweifelsfälle. Wie im Deutschen, ist das Adjektiv

krachtig auf Niederländisch sowohl eine Bezeichnung des Körpers als jene des Alkoholgehalts.

Des Weiteren kann das Adjektiv rijp sich sowohl auf die Textur als auch auf den Alter des

Weines beziehen. Obwohl das Adjektiv rijp nicht von Hamersma (o.J.) aufgenommen wird

und es demzufolge annehmbar wäre, es als nichtweinspezifisch einzustufen, widmet das

Wörterbuch ‚Dikke Van Dale Online‘ dem Adjektiv trotzdem eine auf Wein bezogene

Definition, und zwar „geheel uitgegist, belegen, geschikt om gedronken te worden“. Daraus

können wir schließen, dass das Adjektiv rijp auf Niederländisch oftmals weinsprachlich

benutzt wird.

(30) Smakelijke en gebalanceerde zuren die resulteren in een middellange afdronk.

(Nl. 20)

(31) In de mond vol en rond met een mooi spel tussen de frisse zuren en het fruit.

(Nl. 25)

(32) Heldere gele kleur met een beetje pétillant. (Nl. 2)

(33) In de smaak komen de buitengewone frisheid en de zuurtjes terug die zeer

harmonieus en in balans zijn. (Nl. 58)

(34) Alcoholische gisting in roestvrij stalen kuipen onder temperatuurcontrole

(frisheid). (Nl. 41)

Es ist allerdings bemerkenswert, dass Adjektive, die dem Substantiv „Wein“ vorangestellt sind,

auf Deutsch nicht immer attributiv benutzt werden, sondern auch als erstes Teil eines

Nominalkompositums mit als zweitem Teil das Substantiv „-wein“ benutzt werden können

(Stuyckens 2010: 157). Da sie zu einer anderen Wortart, nämlich der Substantive, gehören,

wurden sie in dieser Studie nicht mit einbezogen. Die Substantive „Weißwein“ und „Rotwein“

in (35) und (36) sind Beispiele dieser Nominalkomposita aus dem Korpus. Ein Weißwein ist

Althaus (2006: 61-185) zufolge ein „ausschließlich aus Weißweintrauben hergestellter Wein,

unabhängig von der Farbe, wenn die Art typisch ist wie bei blassrotem Elbling“ (Althaus 2006:

171). In den deutschen Weinbeschreibungen werden mehrfach Nominalkomposita verwendet.

So haben wir beispielsweise sowohl die vanillige Note (siehe (37)) als auch die Vanillenote

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(siehe (38)) gefunden. Beachtenswert ist auch das Nominalkompositum Fruchtnoten bei (38).

Der attributive Gebrauch fruchtige Note kommt im Korpus ebenfalls vor.

(35) Der eher säuremilde aber körperreiche Weißwein wird sowohl im großen

Holzfass als auch im Edelstahltank ausgebaut. (Dt. 17)

(36) Hier gehört die Cantina Tramin zu den besten Produzenten für sortentypische

Weiß- und Rotweine. (Dt. 23)

(37) Die rauchigen, holzigen und vanilligen Noten des Holzfasses verleihen dem

Grauburgunder Struktur und Kraft, ohne dabei die Frucht zu überlagern. (Dt.

14)

(38) Im Bukett deutliche Fruchtnoten von Ananas, Pfirsich und Birne, dazu eine

zartwürzige Vanillenote. (Dt. 53)

4.2.2 Evaluative Adjektive

Im Korpus kommen Adjektive vor, die sich explizit auf die subjektive Meinung des Weinautors

in der Weinbeschreibung beziehen. Beispielsätze aus dem deutschen Korpus von

Beschreibungen, die die häufigsten evaluativen Adjektive enthalten, sind (39) und (40). Gut,

schön und hervorragend stellen im deutschen Korpus am häufigsten ein subjektives Urteil des

Autors dar, gefolgt von herrlich, wunderbar und ideal. Gut bedeutet „reintönig, einwandfrei,

im 19. Jh. gut und sehr gut als wertende Prädikate für Wein“ (Althaus 2006: 104). Schön gilt

für einen „einwandfrei[en], harmonisch[en] [Wein], von geringer bis mittlerer Qualität[.] […]

Auf Preislisten wird schön häufig für gute bis höchste Qualitäten gebraucht, meist als Attribut

wie bei schöne Art, Reife oder Frucht“ (Althaus 2006: 149). Obwohl die Adjektive gut und

schön in der Wortliste von Althaus (2006: 61-185) aufgenommen sind, geht er nicht besonders

auf diese Adjektive ein. Wir wissen aber anhand der Definitionen, dass man mithilfe dieser

Adjektive den Wein auf jeden Fall wegen seiner hohen Qualität loben will. Das Adjektiv

hervorragend bespricht Althaus (2006) überhaupt nicht. Keines dieser drei evaluativen

Adjektive kommt zudem im Wein-Plus-Glossar vor, aber das lässt sich dadurch erklären, dass

die Begriffe in der Allgemeinsprache ziemlich oft vorkommen.

(39) Der trockene Guts-Riesling vom Weingut Schäfer-Fröhlich kann sich sehen

lassen, denn er hat alles, was ein guter Basis-Riesling braucht: Eine

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feinfruchtige Nase mit Aromen von Apfel, Zitrusfrüchten und Pfirsich, gepaart

mit einer guten Mineralität. (Dt. 26)

(40) Herrlich frisch und mit einem schönen Frucht-Säurespiel ist er ein guter Wein

für jeden Tag. (Dt. 37)

In den flämischen Weinbeschreibungen finden wir am häufigsten die evaluativen Adjektive

goed und mooi, manchmal sogar im selben Satz der Beschreibung, wie bei (41). Auch

aangenaam, uitzonderlijk, heerlijk und allerbest kommen im flämischen Korpus mehrfach vor.

Keine dieser evaluativen Adjektive sind in Eerste hulp bij wijn aufgenommen, wahrscheinlich

weil es allgemeinsprachliche Wörter sind. Diese Adjektive wurden von den Weinglossaren

nicht besprochen, und wir nehmen deswegen an, dass sie in den Weinbeschreibungen eine

gemeinsprachliche Bedeutung haben. Das Adjektiv fijn (siehe (42)) kann auf Niederländisch,

wie fein auf Deutsch, mehrere Bedeutungen haben. ‚Dikke Van Dale Online‘ zufolge kann es

einerseits synonym für „qualitätsvoll“ („van uitmuntende kwaliteit, zowel met het oog op de

samenstelling als op de bewerking en de innerlijke eigenschappen”) sein und also eine

evaluative Funktion haben. In diesem Fall hat es Gemeinsamkeiten mit dem evaluativen

Adjektiv verfijnd (siehe (43)). Andererseits kann fijn “aus kleinen Bestandteilen bestehend”

(„uit kleine deeltjes of onderdelen bestaand of samengesteld”) heißen (‚Dikke Van Dale

Online’). Die zweite Bedeutung lässt sich vielleicht am besten anhand des verwandten

Adjektivs ragfijn erkennen, das auch im flämischen Korpus vorkommt (siehe (44)) und laut

des Wörterbuchs ‚Dikke Van Dale Online‘ „zo fijn als een rag, uitermate fijn“ bedeutet. Es

wird dann nicht als wertenden Deskriptor eines Weines benutzt, sondern hat eine beschreibende

Funktion.

(41) Waes wit is een frisse en evenwichtige wijn, elegant met een goede structuur en

een mooie lengte. (Nl. 27)

(42) Zeer fijne en elegante aroma’s in de neus. (Nl. 70)

(43) Een verfijnde blend met subtiele bloemenaroma's. (Nl. 38)

(44) Een harmonieus samenspel met ragfijne zuren en een ellenlange karaktervolle

finale. (Nl. 3)

In unserem Korpus kommen Adjektive vor, die die Satzaussage betonen oder verstärken, die

von López Arroyo & Roberts (2016: 379-397) als Merkmal für einen subjektiven oder

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evaluativen Stil bezeichnet werden. Beispiele solcher Adjektive im deutschen Korpus sind

echt, besonders und extrem. Sie kommen unter anderem in den Sätzen (45) und (46) vor.

(45) Einfach vom ersten bis zum letzten Tropfen ein echter Genuss. (Dt. 59)

(46) Ein sehr feiner Wein der durch die Mineralität besonders frisch und

elegant wirkt. (Dt. 30)

Im flämischen Korpus sind solche evaluative Adjektive zum Beispiel echt, extra und erg. Wir

nennen im Niederländischen die Beispiel (47) und (48) aus dem Korpus.

(47) Door de 9 maanden houtlagering heeft de wijn complexe aroma's ontwikkeld

die erg goed samengaan met de eerder ingetogen aroma’s eigen aan

Chardonnay. (Nl. 8)

(48) De druiven waren aangetast met de funghi botrytis cinerea waardoor men de

‘nobele rotting’ bekomt. Dit fenomeen maakt dat de suikers in de druiven

extra geconcentreerd worden. (Nl. 5)

Neben diesen Verstärkungen seien auch Superlative Hinweise auf die subjektive und evaluative

Natur der Weinbeschreibungen (López Arroyo & Roberts 2016: 380). López Arroyo & Roberts

(2016: 380) ordnen unter Superlativen nicht nur die Superlative im grammatischen Sinn des

Wortes ein, wie zum Beispiel beste, bekannteste, bedeutendste und älteste aus dem deutschen

Korpus (siehe Beleg (49) und (50)), sondern auch Wörter, die eine Intensität ausdrücken, wie

unwiderstehlich und ungemein (siehe (51)) oder den Wein als unvergleichlich einstufen, wie

etwa klassisch und erstklassig. Weil es Derivate sind, kommen die hier erwähnten Superlative

meistens nicht in dieser Form im Korpus vor.

(49) Er besteht zu 3/4 aus Sauvignon Blanc und 1/4 aus Chardonnay- die mitunter

bedeutendsten Rebsorten der Welt. (Dt. 11)

(50) Die Trauben des Markus Schneider Sauvignon Blanc stammen aus

seinem besten und ältesten Sauvignon-Blanc-Weinberg. (Dt. 15)

(51) Eine perfekte Balance aus quicklebendigem Charakter und beeindruckender

Aromatik nach Stachelbeere, Melone und frisch gepflücktem Apfel macht

diese Cuvée so unwiderstehlich. (Dt. 8)

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Im flämischen Korpus stellen wir beispielsweise die Superlative beste, allerbeste, bekendste,

befaamdste und mooiste als evaluative Deskriptoren fest. Auch sie werden nicht in dieser Form

in der Liste von niederländischen Adjektiven des Korpus präsentiert. Deswegen schließen wir

im Folgenden den Beleg (52) an. Des Weiteren drückt das Adjektiv onmiskenbaar eine

bewertende Intensität vonseiten des Weinkritikers aus. Uitzonderlijk und buitengewoon sind

Beispiele von Verstärkungen aus dem flämischen Korpus und werden bei (53) und (54) in

deren Kontext wiedergegeben.

(52) Wijnen creëren op de allerbeste terroirs door een zeer nauwkeurige

perceelselectie zou de Languedoc naar een hoger niveau moeten tillen en tot

de befaamdste wijnregio's van Frankrijk doen behoren. (Nl. 81)

(53) De elegantie van Pinot Blanc en de kracht van Chardonnay zijn een

uitzonderlijke match. (Nl. 51)

(54) De pure passie voor het maken van uitzonderlijke wijnen begint bij het

plukken en persen van enkel de aller-allerbeste druiven en een buitengewone

aandacht voor het fruit. (Nl. 69)

4.2.3 Deskriptive Adjektive

Wie im theoretischen Teil erwähnt, nennen deskriptive Adjektive auf eine mehr oder weniger

objektive Art und Weise Eigenschaften von Dingen durch deren Beziehungen zu anderen

Dingen, wie unter anderem die Herkunft des Weines oder Beschreibungen in Bezug auf Ort

und Zeit, wie zum Beispiel französisch, heimisch oder neu aus dem deutschen Korpus.

Beispielsätze sind (55) und (56). Bei (56) lässt sich erkennen, dass deskriptive Adjektive vor

allem in Beschreibungen des Prozesses des Weinanbaus gefunden werden. Nahezu keine in

dieser Studie gefundenen deskriptiven Adjektive werden von Althaus (2006: 61-185)

dargestellt oder definiert. Wir gehen denn auch davon aus, dass es keine weinspezifischen

Adjektive sind.

(55) Der Chardonnay gehört ohne Zweifel zu den edelsten Weißweinsorten der Welt.

Nicht zuletzt deshalb wird er zur Herstellung des französischen Champagners

neben den beiden blauen Traubensorten verwendet. (Dt. 10)

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(56) Dabei handelt es sich zu 70% um zweit- und drittgenutze Fässer aus Troncais-

Eiche und zu 30% um traditionelle Holzfässer aus neuer, heimischer Eiche. (Dt.

29)

Die Adjektive Frans und inheems beziehen sich im Niederländischen auf die Herkunft eines

Weines oder eines anderen Objektes (siehe Beleg (58)). Im Beleg (57) sind verspreid und

uitgestrekt darüber hinaus deskriptive Adjektive, die etwas über das Weingebiet aussagen. Das

Adjektiv centraal in Centraal Massief und das Adjektiv Atlantisch in Atlantische Oceaan sind

auch deskriptive Adjektive, aber hier handelt es sich um feste Verbindungen.

Nieuw und eiken bei (58), aber auch eikenhouten und handgeplukt sind weitere Beispiele von

deskriptiven Adjektiven auf Niederländisch. Deskriptive Adjektive werden im Korpus

meistens verwendet, um Fakten auszudrücken, im Beispiel (58) nämlich über die Fässer, die

im Prozess der Gärung benutzt wurden, und beinhalten in der Regel keinen bewertenden

Faktor.

(57) Vanaf het Centraal Massief tot aan de Atlantische Oceaan is le Sud-Ouest

een lappendeken van verspreide appellations in een uitgestrekt gebied

van landbouwgronden en wijngaarden met inheemse druivenvariëteiten. (Nl.

44)

(58) Vergisting volledig op Franse eiken vaten, 50% nieuwe vaten. (Nl. 67)

4.2.4 Metaphorische Adjektive

Die am häufigsten vorkommende adjektivische Metapher ist elegant, sowohl in den deutschen

als auch in den flämischen Weinbeschreibungen. (59) und (64) stellen Beispielsätze aus dem

Korpus in den beiden Sprache dar. In der ursprünglichen, nichtmetaphorischen Bedeutung,

bezieht sich das Adjektiv elegant auf die äußere Erscheinungsform einer Person. Althaus

(2006: 84) nimmt in seiner Wortliste das metaphorische Adjektiv elegant auf. Er beschreibt die

Bedeutung folgendermaßen: „Von feiner Beschaffenheit; wird weinsprachl. für leichtere

Weine gebraucht, die feine Geruchs- und Geschmackstoffe besonders harmonisch verbinden.

Sie weisen bei wenig Alkohol und Extrakt meist eine feine Säure und Kohlensäure auf“

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(Althaus 2006: 84). Aus dieser Definition lässt sich folgern, dass elegant im Laufe der Zeit

eine weinspezifische Bedeutung bekommen hat.

Wir besprechen hier auch kurz das Adjektiv leichtfüßig, das im Beleg (59) dargestellt wird,

weil es in der Regel nicht mit Wein, sondern vor allem mit einer Art von Bewegungen, den

Schritten oder dem Gang von Menschen verbunden wird. In diesem Fall kann es also auch als

eine Metapher eingestuft werden.

Weitere Beispiele von Metaphern aus dem deutschen Korpus sind sommerlich, gesund,

schlank, alt, jung, charmant und kristallklar. Außer sommerlich und kristallklar nehmen all

diese Adjektive Bezug auf menschliche Eigenschaften. Auf den ersten Blick könnte man das

Adjektiv lebendig im Beispiel (60) zur semantischen Kategorie der Metaphern hinzufügen,

aber es wird in der Weinsprache nicht immer als Metapher gesehen. Althaus (2008) hat diesen

Deskriptor in seiner Liste des Wortschatzes des Weinkenners mit einbezogen. Mit der

Bezeichnung meine man vor allem “jugendlich, mit fruchtiger Säure und Kohlensäure;

aufgrund dieser Eigenschaften von Weinfachleuten auch mit ‚ausdrucksvoll‘ und ‚belebend‘

gleichgesetzt“ (Althaus 2008: 119). Dass ein lebendiger Wein auch „jugendlich“ sein kann, ist

aber ein Beweis dafür, dass dieses Adjektiv immer noch metaphorisch geprägt ist. Jugendlich

kommt außerdem im deutschen Korpus vor und bezieht sich in der Regel auf den Altersstufe

oder die Ausstrahlung eines jungen Menschen (Duden). Darüber hinaus finden wir in Althaus

(2006: 111) eine Definition für das Adjektiv jung aus dem deutschen Korpus: „unfertig, leicht

getrübt, mit vielen Kohlensäure, […] ohne Reife und Harmonie“ (Althaus 2006: 111). Wie ein

Mensch, solle ein junger Wein noch wachsen, denn er stehe noch am Anfang seiner

Entwicklung (Tischelmayer o.J.).

Wie auch Lehrer (2009: 29) in ihrer Studie gezeigt hat, kommen in der Weinsprache Metapher

aus dem Bereich des Alters vor. Der Alter ist die Anzahl der Lebensjahre (Duden) und kann

also als eine Unterkategorie der anthropomorphischen Metapher gesehen werden. Die

bedeutendsten Beispiele aus dem deutschen Korpus sind die Adjektive jung und alt.

Das metaphorische Adjektiv gesund heißt „ohne Mangel oder Fehler, im 19. Jh. ‚mannbar und

regelrecht gehalten‘, genussreif und in gutem Zustand“ (Althaus 2006: 101). Obgleich das

Adjektiv gesund auf den ersten Blick nicht als Weindeskriptor erscheint, sondern eher mit dem

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körperlichen, psychischen und geistigen Wohlbefinden eines Menschen (Duden) assoziiert

wird, wurde es trotzdem im Kleinen Wörterbuch der Weinsprache erwähnt. Die bisherigen

Ausführungen mit metaphorischen Adjektiven könnten auf eine Tendenz in der Weinsprache

in Bezug auf Metaphern, die auf einen menschlichen Kontext anspielen, hindeuten.

Adjektive, um den Körper des Weines auszudrücken, werden Lehrer (2009: 25) oft mit dem

Bereich der Größe, des Gewichts und der Stärke verbunden. Das ist auch in unserem Korpus

der Fall. Adjektive wie kräftig, mittelkräftig und stark sind Beispiele solcher Adjektive aus

dem deutschen Korpus.

Erwähnenswert bei (60) ist das Adjektiv tabakig. Das Wein-Plus-Glossar sieht Tabak als eine

Beschreibung für das Aroma eines Weines. Dafür sei der Aromastoff Megastigmatrienon

verantwortlich, der zu einem würzigen Geruch bzw. Geschmack eines Weines führt

(Tischelmayer o.J.). Wir können ohne Übertreibung behaupten, dass das Adjektiv tabakig vom

Substativ des Tabaks abgeleitet wurde und vom Weinkritiker neu gebildet wurde.

Das Adjektiv sommerlich wird im Allgemeinen zum Beispiel in Verbindung mit

„Temperaturen“, „Gewitter“ oder „Tag“ benutzt, wie bei (62). Im Beleg (63) dahingegen, wird

gezeigt, dass dieses Adjektiv in manchen Weinbeschreibungen auf außergewöhnliche Art und

Weise verwendet werden kann, denn in diesem Beispiel verweist sommerlich auf den

besprochenen Wein.

Die Metapher kristallklar tritt in den deutschen Weinbeschreibungen darüber hinaus auch

ziemlich oft auf. Althaus (2006: 116) sieht es als Synonym für „kristallhell“ und als höchste

Stufe der Klarheit. Es lässt sich also behaupten, dass dieses metaphorische Adjektiv in der

Weinsprache ein eingebürgerter Ausdruck geworden ist.

(59) Dabei ist er elegant und frisch, wirkt sehr leichtfüßig und weist dennoch eine

gut integrierte Holzstütze auf. (Dt. 33)

(60) Lecker und trinkstark ist der kristallklare Nackenheimer Riesling Kühling-

Gillot vom Roten Schiefer und transportiert tabakige [sic] Steinaromen, die in

ein wunderbares Spiel mit der lebendigen Säure und dem schlanken

Körper treten. (Dt. 48)

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71

(61) Die frischen Aromen des Rieslings von reifem Apfel und Pfirsich duellieren auf

charmante Art mit den floralen Aromen des

Gewürztraminers, wie Rosenblüten und Holunderblüte. (Dt. 9)

(62) Der moderate Alkoholgehalt macht ihn zudem zu einem ausgezeichneten

Begleiter auch bei sommerlichen Temperaturen. (Dt. 49)

(63) Auf der Zunge Stachelbeere, Kiwi und Limette. Sehr frisch und sommerlich,

fast kühlend. (Dt. 32)

Für das Niederländische kommen neben elegant (siehe (64)) metaphorische Adjektive wie zum

Beispiel strak, soepel, wild, royaal, discreet, verleidelijk, lief, beschaafd und zwoel vor. Einige

dieser Beispiele sind Übertragungen von menschlichen Charakteristiken, wie etwa discreet,

verleidelijk, lief, beschaafd und zwoel, andere sind schwieriger einzuteilen. Bei (65) und (66)

wird wiedergegeben, wie die flämischen Weinautoren solche Adjektive in einem Satz

verwenden. Zwoel und verleidelijk spielen auf einen menschlichen Kontext an. In der

Weinsprache könnten sie als Adjektive, die auf sinnliche Verführung hindeuten, bezeichnet

werden. Wie im deutschen, spielt auch im flämischen Korpus die Mehrzahl der Metaphern auf

den menschlichen Kontext an, und zudem unter anderem auch aus dem semantischen Bereich

des Alters, einer Unterkategorie der menschlichen Metapher. Ein Beispiel eines Adjektivs des

Alters aus dem flämischen Korpus ist oud.

Auch im flämischen Korpus begegnen Adjektive aus dem Bereich der Größe, des Gewichts

und der Stärke für die Beschreibung des Körpers eines Weines, wie auch Lehrer (2009: 25)

gezeigt hat. In den flämischen Beschreibungen finden wir aus diesem Bereich zum Beispiel die

metaphorischen Adjektive krachtig, diep und zwaar.

(64) Stevige maar elegante start in de mond gevolgd door aroma’s van rijpe abrikoos,

perzik. (Nl. 12)

(65) Droge en elegante wijn met fijne zuren die de mond verleidelijk vullen. (Nl. 54)

(66) Auxerrois staat eerder bekend voor zijn lage aciditeit en zwoele afdronk. (Nl.

13)

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73

5 DISKUSSION

In der Diskussion werden die Resultate der quantitativen und qualitativen Analyse des Korpus

auf dem Hintergrund der Ergebnisse der Literatur zur Weinsprache und den

Weinbeschreibungen dargestellt. Der Schwerpunkt wird dabei auf die Hauptforschungsfrage

gelegt, nämlich Was sind die semantischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Gebrauch

von Adjektiven zwischen deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen? Zuerst wird

auf die Häufigkeit der semantischen Kategorien der Adjektive in beiden Sprachen

eingegangen. Darauf folgt eine Auseinandersetzung mit dem Adjektivgebrauch in deutschen

und flämischen Weinbeschreibungen.

5.1 Häufigkeit der Adjektive in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen

Ein quantitativer Vergleich zeigt, dass die gustatorischen Adjektive sowohl im Deutschen als

auch im Niederländischen überwiegen, obwohl in der Literatur auf den Mangel an

Beschreibungen für Geschmackswahrnehmungen hingedeutet wird (Normand 2002). Normand

(2002) hat in ihrer Untersuchung darauf hingedeutet, dass die Geschmackwahrnehmungen an

sich anhand von nur vier Grundqualitäten (Süße, Salz, Bitterkeit und Säure) beschrieben

werden können. Jede andere Beschreibung des Geschmacks werde aus den anderen

sensorischen Bereichen entlehnt (López Arroyo & Roberts 2014: 26). Eine Untersuchung der

sensorischen Beschreibungen wird also dadurch erschwert, dass die Adjektive aus dem Korpus

nicht eindeutig zu einer semantischen Kategorie gehören. Die Ergebnisse bestätigen jedoch den

Standpunkt von Paradis & Eeg-Olofsson (2013), dass Objekte sowohl in der Gemeinsprache

als auch in der Weinsprache am einfachsten mit Beschreibungen aus dem gustatorischen

Bereich verbunden werden.

Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben in ihrer Untersuchung nachgewiesen, dass

Beschreibungen des Geruchs im Allgemeinen länger und ausführlicher sind als jene des

Aussehens. Im Deutschen lässt dies sich anhand der quantitativen Ergebnisse bestätigen, im

Niederländischen aber nicht. Da ist die zweithäufigste sensorische Kategorie nämlich die

visuelle. In Übereinstimmung mit dem Ergebnis von Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben

López Arroyo & Roberts (2016) festgestellt, dass die visuelle Kategorie in den

Weinbeschreibungen öfter weggelassen wird als die beiden anderen sensorischen Kategorien,

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Geruch und Geschmack. Auf Deutsch wurden ähnliche Ergebnisse festgestellt, denn in den

deutschen Weinbeschreibungen kommen olfaktorische und gustatorische öfter als visuelle vor

(siehe Abbildung 3: S. 48). Die quantitativen Ergebnisse der flämischen Weinbeschreibungen

widersprechen der Hypothese von López Arroyo & Roberts (2016) allerdings.

López Arroyo & Roberts (2017) und Caballero & Paradis (2015) haben festgestellt, dass in der

Weinsprache viele Metaphern vorkommen. Aus den quantitativen Ergebnissen lässt sich aber

folgern, dass metaphorische Adjektive in beiden Sprachen am wenigsten häufig vorkommen

(siehe Abbildung 3: S. 48). Das heißt aber nicht, dass die Feststellung von López Arroyo &

Roberts (2017) widerlegt werden kann, denn nur die Abwesenheit von metaphorischen

Adjektiven könnte eine eindeutige Interpretation zulassen. Stuyckens (2010) hat zum Beispiel

in seinem Korpus sogar keine einzige Metapher gefunden. Sein Korpus wurde nicht aus

Weinbeschreibungen, sondern aus Texten der Gemeinsprache gesammelt. Daraus lässt sich

erkennen, dass die Weinsprache in der Regel mehr Metapher enthält als die Gemeinsprache.

5.2 Adjektivgebrauch in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen

5.2.1 Sensorische Adjektive

Anhand der Definitionen von deutschsprachigen und niederländischsprachigen Wörterbüchern

wird gezeigt, dass viele Adjektive in den Weinbeschreibungen eine andere, weinspezifische

Bedeutung erhalten als in der Allgemeinsprache, wie auch Althaus (2006) und López Arroyo

& Roberts (2014) in ihren Untersuchungen festgestellt haben. Der qualitativen Analyse

entnehmen wir, dass vor allem ein bedeutender Teil der frequenten sensorischen Adjektive des

deutschen Korpus in den Weinwörterbüchern vorkommt und infolgedessen in den deutschen

Weinbeschreibungen weinspezifisch benutzt wird.

Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 22) zeigen in ihrer Studie, dass das sensorische Vokabular

oftmals synästhetisch ist. Auch in Bezug auf unser Korpus ist es einzuräumen, dass viele

Adjektive in den deutschen und flämischen Weinbeschreibungen synästhetisch sind, wie zum

Beispiel das sensorische Adjektiv frisch bzw. fris, das sowohl auf den Geruchs- als auch auf

den Geschmackssinn anwendbar sein kann, und das Adjektiv kräftig bzw. krachtig, das auch

in unserem Korpus in mehreren Bereichen verwendet wird.

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Lehrer (2009) vertritt den Standpunkt, dass Weinautoren sich immer neue Weindeskriptoren

ausdenken, sodass sie mit ihrer Weinbeschreibung den Leser nicht nur informieren, sondern

auch unterhalten. Dies lässt sich in unserem Beitrag teilweise bestätigen, denn es werden zum

einen im deutschen Korpus Neubildungen aus zwei Adjektiven, wie zum Beispiel salzig-

mineralisch, rauchig-vanillig, grün-pfeffrig, fein-pfeffrig, erdig-mineralisch und fruchtig-

duftig, festgestellt. Bei den niederfrequenten visuellen Adjektiven in den flämischen

Weinbeschreibungen werden zum anderen viele Komposita festgestellt, wie zum Beispiel geel-

groen, diepgoud, zachtgeel, und lichtgroen, die Ad-hoc-Bildungen für die Beschreibung der

Farbe eines Weines darstellen.

5.2.1.1 Visuelle Adjektive

Paradis (2010) und Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben festgestellt, dass der visuelle Aspekt

eines Weines in Weinbeschreibungen an erster Stelle farblich beschrieben wird. Unsere Studie

scheint auf ähnliche Ergebnisse hinzudeuten. Analog zu Paradis & Eeg-Olofsson (2013),

kommen wir zum Schluss, dass die Deskriptoren, um visuelle Empfindungen, und zwar vor

allem die Farbe, auszudrücken, aus der Gemeinsprache und aus der Weinsprache entlehnt

werden. Die Definitionen im Weinwörterbuch von Althaus (2006) lassen aber vermuten, dass

die Beschreibungen der Farbe in der Weinsprache eine eigene, auf Wein bezogene Bedeutung

erhalten.

Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben darüber hinaus darauf hingedeutet, dass wir Farben in

der Regel anhand von Objekten, die die Farbe besitzen, bezeichnen. Das Adjektiv strohgelb

aus dem deutschen Korpus und die Adjektive citroengeel und strogeel aus dem flämischen

Korpus beziehen sich beispielsweise auf das Objekt, das die Farbe besitzt. Da diese Objekte

aber oft als Substantive fungieren, können wir die Hypothese von Paradis & Eeg-Olofsson

(2013) anhand unserer Studie nicht bestätigen oder widerlegen.

5.2.1.2 Olfaktorische Adjektive

Im Allgemeinen wird das sensorische Vokabular, vor allem im olfaktorischen Bereich, als

unzureichend gesehen (Paradis & Eeg-Olofsson 2013). Deswegen treten für die Beschreibung

der Gerüche eines Weines oft Deskriptoren, die für alle sensorischen Eindrücke verwendet

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werden, die sogenannten synästhetischen Adjektive, auf. Auch im vorliegenden Korpus

kommen solche synästhetische Adjektive tatsächlich vor. Aus der qualitativen Analyse geht

zum Beispiel hervor, dass die Adjektive fein und rokerig sich sowohl auf den Geruch als auf

den Geschmack beziehen können.

Nach Auffassung von Paradis & Eeg-Olofsson (2013) sind olfaktorische Beschreibungen

hauptsächlich auf Ableitungen von Dingen, die den Geruch hervorrufen, oder den Quellen des

Geruchs gegründet. Paradis (2010: 7) bemerkt auch, dass Gerüche eines Weines oft anhand der

Quelle des Geruchs beschrieben werden. In unseren Weinbeschreibungen werden ebenfalls

mehrfach Adjektive, die von der Quelle des Geruchs, wie zum Beispiel Früchten, Mineralen

und Gewürzen, abgeleitet sind, gefunden, darunter fruchtig, mineralisch, würzig, zitronig und

vanillig auf Deutsch und floraal, fruitig, rokerig, mineralig und bloemig auf Niederländisch.

In der Suche nach geeigneten Weinbeschreibungen, die vom Wortschatzmangel im

olfaktorischen Bereich verursacht wird (Caballero & Paradis 2015; Paradis & Eeg-Olofsson

2013), verwenden Weinautoren also tatsächlich manchmal adjektivische Derivate der Quelle

des Geruchs.

5.2.1.3 Gustatorische Adjektive

Wie auch Paradis & Eeg-Olofsson (2013), stellen wir fest, dass die Geschmackseigenschaften

eines Weines sowohl anhand von Vokabular aus der Gemeinsprache als auch anhand von

weinsprachlichen Ausdrücken beschrieben werden. Als gemeinsprachlich werden zum

Beispiel die auf den gustatorischen Grundqualitäten begründeten Adjektive bitter auf Deutsch

und zoet auf Niederländisch gesehen. Obwohl sie in Weinbeschreibungen ziemlich oft benutzt

werden, sind sie in den Weinglossaren von Althaus (2006: 61-185) und Hamersma (o.J.) nicht

aufgenommen.

Im Gegensatz zum deutschen Korpus, stellen wir im flämischen Korpus keine Adjektive für

die Beschreibung des Tanningehalts fest. Farge (2013: 255) hebt unter anderem hervor, dass

die Vorstellung oder die Konzeptualisierung des Geschmacks sprachlich und kulturell bedingt

ist. Somit ergibt sich die Frage, ob der Mangel an solchen Beschreibungen rein zufällig ist,

oder im Zusammenhang mit den Vorzügen der flämischen Weinautoren und –trinker steht.

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5.2.2 Evaluative Adjektive

Wie wir im Kapitel 2 besprochen haben, ist Lehrer (2009: 71-78) der Ansicht, dass nur

Weinexperten über genug gründliche Kenntnisse verfügen, um einen Wein zu bewerten und

als gut oder schlecht einzustufen. Es ist allerdings annehmbar, dass auch Weinautoren

gewissermaßen Kenntnisse über Weine haben können und anhand von Argumenten begründen,

warum sie einen Wein auf eine bestimmte Weise beurteilen, aber dabei geht es fast immer um

eine subjektive Beschreibung (Lehrer 2009: 71-78).

5.2.3 Deskriptive Adjektive

Deskriptive Adjektive drücken die Eigenschaften eines Dinges oder einer Handlung aus, aber

ohne dass die Einstellung des Sprechers dabei zum Ausdruck kommt (Petersen 2007: 2). Wir

haben aber festgestellt, dass die deskriptive Kategorie schwer zu identifizieren ist. Nur wenige

Adjektive gehören eindeutig zum deskriptiven Feld und sie haben in den gefundenen Belegen

in beiden Sprachen keine weinspezifische Bedeutung. Vielmehr finden wir im Korpus

Kombinationen einer deskriptiven und evaluativen Art der Beschreibung, wie sich auch aus

den Untersuchungen von Althaus (2006), Lehrer (2009) und López Arroyo & Roberts (2016)

ergeben hat. Es ist darüber hinaus zu bemerken, dass die sensorischen Beschreibungen

ebenfalls eine deskriptive Funktion haben.

5.2.4 Metaphorische Adjektive

Manche Forscher sind der Meinung, dass die Unterschiede zwischen zwei Kulturen und deren

Sprachen dafür sorgen, dass deswegen auch andere Metaphern in beiden Sprachen benutzt

werden. López Arroyo & Roberts (2017) widersprechen diese Annahme. Anhand der

vorliegenden Studie lässt sich diese Annahme ebenfalls als unhaltbar erweisen, denn die

metaphorischen Adjektive in dieser Studie gehören im Deutschen und im Niederländischen in

den meisten Fällen zum selben semantischen Bereich, nämlich dem anthropomorphischen

Bereich. Ein möglicher Grund dafür wäre die Verwandtschaft der deutschen und

niederländischen Sprachen. Es wurden in den deutschen und flämischen Weinbeschreibungen

noch weitere semantische Bereiche, die in der qualitativen Analyse besprochen wurden,

festgestellt, aber wie auch Lehrer (2009), kommen wir zum Schluss, dass es anspruchsvoll ist,

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diese Bereiche zu definieren. Das könnte daran liegen, dass die Beziehung zwischen der

Metapher und dem Tertium Comparationis manchmal überhaupt nicht deutlich ist, vielleicht

weil die beiden semantischen Bereiche weitauseinander liegen. Es ist allerdings einzuräumen,

dass diese Studie im Gegensatz zu jener von López Arroyo & Roberts (2017) die semantischen

Kategorien der Metaphern nicht quantitativ untersucht hat.

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79

6 SCHLUSSFOLGERUNG UND AUSBLICK

In der vorliegenden Masterarbeit wurden Adjektive in deutschen und flämischen online

Weinbeschreibungen quantitativ und qualitativ verglichen, um feststellen zu können, inwiefern

deren semantischer Gebrauch sich ähnelt oder unterscheidet. Aufgrund vorheriger Studien

wurden in der Analyse verschiedene semantische Kategorien unterschieden, nämlich einerseits

sensorischen Adjektive, zu denen visuelle, olfaktorische und gustatorische Adjektive zählen,

und andererseits evaluative, deskriptive und metaphorische Adjektive. In der quantitativen

Analyse wurde auf die Häufigkeit dieser semantischen Kategorien in jeder Sprache

eingegangen. Der Schwerpunkt der qualitativen Analyse war ein Vergleich des

Adjektivgebrauchs in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen.

Für die vorliegende Studie wurden 65 deutsche und 85 flämische Weinbeschreibungen

gesammelt. Das flämische Korpus hat eine höhere Anzahl Beschreibungen, weil sie schlechthin

aus weniger Wörtern bestehen als die deutschen. Daraus könnte sich folgern lassen, dass

flämische Weinbeschreibungen in der Regel kürzer sind als deutsche.

Ein quantitativer Vergleich zeigt, dass die gustatorischen Adjektive in beiden Sprachen

überwiegen. Dies ist auffallend, denn es wird in der Literatur auf einen Mangel an

Beschreibungen für Geschmackswahrnehmungen hingedeutet (Normand 2002). Die

evaluativen Adjektive treten sowohl im Deutschen als auch im Niederländischen als

zweithäufigste semantische Kategorie auf. Dies bestätigt die Hypothese von López Arroyo &

Roberts (2016), dass Weinbeschreibungen oft persönliche Urteile des Weinautors beinhalten.

Aus den quantitativen Ergebnissen kann außerdem gefolgert werden, dass die Anzahl der

visuellen Adjektive in den flämischen Weinbeschreibungen größer als jene der olfaktorischen

Adjektive ist. Einerseits widerspricht diese Feststellung der Annahme von Paradis & Eeg-

Olofsson (2013), dass Beschreibungen des Geruchs in der Regel länger und ausführlicher sind

als jene des Aussehens, und der Annahme von López Arroyo & Roberts (2016), dass bei den

sensorischen Kategorien die visuelle Kategorie am häufigsten weggelassen wird. Auf Deutsch

kommen dahingegen mehr olfaktorische als visuelle Adjektive vor, was andererseits den

Ergebnissen von Paradis & Eeg-Olofsson (2013) entspricht.

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80

Die Ergebnisse der qualitativen Analyse deuten darauf hin, dass viele scheinbar

gemeinsprachliche Adjektive in den Weinbeschreibungen in beiden Sprachen eine weitere,

weinspezifische Bedeutung erhalten, wie auch Althaus (2006) und López Arroyo & Roberts

(2014) in ihren Untersuchungen festgestellt haben. Im Gegensatz zur Untersuchung von

Stuyckens (2010), wurden in dieser Studie nicht alle Adjektive aus dem Korpus in einem

Weinglossar nachgeschlagen. In dieser Hinsicht können also keine Frequenzen gegeben

werden.

Eine weiter führende qualitative Analyse zeigt beträchtliche Ähnlichkeiten zwischen dem

deutschen und flämischen Korpus. Die visuellen Adjektive greifen in beiden Sprachen vor

allem auf die Farbe des Weines zurück. Aus unseren qualitativen Ergebnissen stellt sich zudem

heraus, dass für die olfaktorische Beschreibung eines Weines oftmals adjektivische Derivate

der Quelle des Geruchs verwendet werden. Diese Feststellungen bestätigen die Ergebnisse von

Paradis (2010) und Paradis & Eeg-Olofsson (2013). Die Geschmackseigenschaften werden

darüber hinaus in den Weinbeschreibungen manchmal anhand der für Wein relevanten

gustatorischen Grundqualitäten (Süße, Bitterkeit und Säure) beschrieben, wie auch Normand

(2002) bemerkt, aber sowohl im deutschen als auch im flämischen Korpus kommen viele

weitere gustatorische Adjektive vor. Wie bei Paradis & Eeg-Olofsson (2013) ergibt sich aus

der qualitativen Analyse, dass die sensorischen Adjektive im Korpus oft synästhetisch sind.

Vor allem im olfaktorischen und gustatorischen Bereich werden synästhetische Adjektive

gebraucht. Ein möglicher Grund dafür könnte der Wortschatzmangel im sensorischen Bereich

sein, auf den Caballero & Paradis (2015) und Paradis & Eeg-Olofsson (2013) hinweisen.

Bei den niederfrequenten sensorischen Adjektiven im deutschen und flämischen Korpus treten

mehrfach Ad-hoc-Bildungen auf. Dies bestätigt die Annahme Lehrers (2009), dass das

Weinvokabular sich weiterhin ändert und vor allem Weinautoren einen wesentlichen Einfluss

auf die Entwicklung des Weinvokabulars haben. Dies lässt sich auch anhand der

Weinbeschreibungen des flämischen Weinautors Frank Van der Auwera, in denen er eine

bildliche Sprache und Ad-hoc-Bildungen verwendet, belegen (siehe Beispiele im Anhang).

Metaphorische Adjektive kommen in beiden Sprachen ungefähr gleich oft, aber auf

quantitativer Ebene in beiden Sprachen am wenigsten oft vor, während Caballero & Paradis

(2015) und López Arroyo & Roberts (2017) in ihrer Untersuchung auf die Häufigkeit von

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Metaphern in der Weinsprache hindeuten. Es ist allerdings immer noch ein bedeutender Teil

der Adjektive, der im Korpus metaphorisch benutzt wird. Die qualitative Analyse zeigt

außerdem, dass die meisten Metaphern aus dem Bereich der Personenbeschreibung, das heißt

dem anthropomorphischen Bereich, stammen. Dies entspricht den Ergebnissen von Steinberger

(2007a), Lehrer (2009), Paradis & Eeg-Olofsson (2013) und López Arroyo & Roberts (2017).

Diese Studie behandelt Adjektive in Weinbeschreibungen, aber Adjektive stehen nie isoliert.

Sie stehen in der Regel mit einem Substantiv in Verbindung und sind in einem bestimmten

Kontext zu verstehen. Aus diesem Grund wäre es interessant, nach dem Vorbild von Paradis

& Eeg-Olofsson (2013) eine weiter führende Untersuchung, die sich mit dem Vergleich von

frequenten Kollokationen in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen auseinandersetzt,

durchzuführen, um mögliche Diskrepanzen bzw. Übereinstimmungen und semantische Lücken

in der einen oder anderen Sprache festzustellen.

Der vorliegende Beitrag hat den semantischen Aspekt der Adjektive in deutschen und

flämischen Weinbeschreibungen untersucht und also die morphologischen Aspekte der

Adjektive außer Acht gelassen. Eine Studie über den syntaktischen Aspekt von Adjektiven in

Weinbeschreibungen könnte allerdings einen wertvollen Beitrag zur Weinliteraturforschung

liefern. Lehrer (2009: 19-32) vertritt nämlich die Auffassung, dass anhand von Suffixen

ziemlich einfach neue Adjektive in der Weinsprache gebildet werden können. Auch in unseren

Weinbeschreibungen haben wir solche Adjektive gefunden, und zwar mit den Suffixen -isch,

-ig und -lich auf Deutsch und -isch, -ig und -lijk auf Niederländisch. Die Produktivität dieser

Suffixe für Neubildungen könnte eine weitere interessante Forschungsperspektive im

Zusammenhang mit Weinbeschreibungen darstellen.

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Anhang

1. Beschreibung eines Weißweines aus dem Wijnkoopgids: De 300 beste wijnen onder de 15

euro 2018 von Frank Van der Auwera (S. 38)

Cal y Canto – Verdejo 2016

Ik blijf er op hameren: het is een schande dat nog zoveel horeca-uitbaters te vaak belabberde,

slecht gevinifieerde wijnen per glas aanbieden voor pakweg 5 à 6 euro, terwijl ze voor een

habbekrats cuvées zoals deze belachelijk goedkope verdejo kunnen aanschaffen. Even in de

spiegel kijken alstublieft, winstwolven, want uw klant verdient beter! Zoals de vorige

oogstjaren opent deze wijn loepzuiver groengeel, olierijk tranend ondanks zijn bescheiden

alcoholpercentage (12%). Nectarine, witte bloemen, citroenbloesem, limoen en roze

pompelmoes stippelen het geurtraject uit. Gezien zijn prijs fantastisch in de mond: zesty limoen

en pompelmoes, mild wit/geel steen- en pitfruit (perzik, nectarine, peer, meloen), supersappig.

Vleugje gember in de finale. Een kleine sec met groot resultaat in het glas gezien zijn toch

verbluffend prijskaartje. Koel en enthousiast schenken (6°C).

2.IBeschreibung eines Weißweines aus dem Wijnkoopgids: De 300 beste wijnen onder de 15

euro 2018 von Frank Van der Auwera (S. 57)

Kissinger – Riesling Qualitätswein Trocken 2015

Jürgen Kissinger, die een traditie van ruim een eeuw voortzet in dit familiebedrijf van dik 12

hectare in Uelversheim, was waarschijnlijk geen kei in boekhouding. Want anders zou hij zijn

cuvées nooit zo spotgoedkoop op de markt zetten, zeker niet deze riesling, die bovendien zo

‚natuurlijk‘ mogelijk – ‚im Einklang mit der Natur‘ – tot in zijn fles werd begeleid. Helder

strogeel met maximale schittering. Bergamot, gekonfijt limoen, gedroogde abrikoos, orange

peel, appel/perenbloesem plus zelfs een licht pétrolé-toets markeren het goed getypeerde

boeket. De smaak blijkt citrusgedomineerd, sappig, boordevol rijpe limoen, bergamot en zelfs

wat passievrucht in de hoofdrol. Zeker royaal genoeg fruitvet en body, maar vooral ook heel

zesty. Serveer deze wijn met zijn breed culinair potentieel rond 10°C en experimenteer erop

los.

3. Deutsches Korpus mit Weinbeschreibungen separat in einer Excel-Datei

4. Flämisches Korpus mit Weinbeschreibungen separat in einer Excel-Datei

5. Liste der Adjektive aus dem deutschen Korpus mit der Frequenz und korrespondierenden

semantischen Kategorie separat in einer Excel-Datei

Page 86: ADJEKTIVE IN DEUTSCHEN UND FLÄMISCHEN ONLINE … · 2018. 8. 29. · Word count: 17 929 . 10 . 11 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 1: Absolute Zahlen der Adjektive im

86

6. Liste der Adjektive aus dem flämischen Korpus mit der Frequenz und korrespondierenden

semantischen Kategorie separat in einer Excel-Datei