Adrian_Bircher_-_Belichtungsmessung_-_Korrekt_messen,_richtig_belichten.pdf

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Adrian Bircher

BELICHTUNGSMESSUNG

Korrektmessenr icht igbel ichten

VERLAGPHOTOGRAPHIE

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung 5Ein wenig Wortklauberei 6

Licht und Film 9Was passiert, wenn man einenFilm belichtet ? 9Mit Silberhalogeniden auf Photonenfang 9Bilder, die aus Keimen wachsen 10Warum korrekt belichten? 11

3 x Schwarzweiss = Farbe 12Wie Farbe entsteht 13Grün von Schwarz bis Weiss 14Wo bleibt der Belichtungsspielraum? 16

Schwarzschildeffekt:Wenns dem Film zu dunkel wird 17

Die Graumacher vom Dienst 18Weisser Hase, schwarzer Pudel 19Normgerecht: mausgrauer Durchschnitt 20

Verwirrende Übersicht:die Skalen 31Das grosse Quiz: ASA, DIN oder ISO? 31Einfach nur Zahlen:die Übertragungs-Skala 32Die Untrennbaren: Blende und Zeit 32Praktisch vergessen aber dennochpraktisch: der Lichtwert 32Darf's ein Zehntel mehr sein? 34

Die Objektmessung 35Die Integralmessung 36Treffer garantiert: die Belichtungsserie 38

Die Detailmessung 39Zweipunktmessung:die Methode der Profis 39Die Ersatzmessung:kleiner Karton mit grosser Wirkung 41Stellvertreter gesucht 43Bringt die Sache auf den Punkt:die Spotmessung 44

Der Belichtungsmesser 21Vom Katzenauge zurSilizium — Diode 21Licht erzeugt Strom 22Ein Widerstand mit Folgen 23Zwei typische Unarten 24Schnell wie der Blitz: die Silizium — Diode 25

Analog oder Digital? 25Die Klassiker mit dem Zeiger 25Bei Null ist alles richtig 26Tendenz: sichtbar 27Die modernen Digitalen 27

Jeder besitzt einenBelichtungsmesser! 29Von der Kreuzkupplung zumMultiautomat 29

Die Lichtmessung 46Weiss bleibt Weiss 47

Die TTL-Messung 49Varianten der TTL-Messung 49Die Integralmessung 49Die mittenbetonte Messung 50Die Mehrfeldmessung 52Die Spotmessung 54Filmreflexionsmessung 55

Wann welche Messart wählen ? 56

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Die Sache mit demKontrast58Die Schwärzungskurve 58Eine Kurve, die Fotografen insSchleudern bringt 60Die berühmte Grenze: 1:32 61

Belichtungsspielraum undKontrast 611. Der Motivkontrast entspricht demBereich der richtigen Belichtung 612. Der Motivkontrast ist grosser als derBereich der richtigen Belichtung 623. Der Motivkontrast ist kleiner als derBereich der richtigen Belichtung 64

Der Gamma-Wert 65

Kontrastbeurteilung in der Praxis 66Kontrastbestimmung bei TTL-Messung 67Kontrast über den Daumen gepeilt 68

Das Zonensystem 70Die Theorie in kürze 71

Spezielle Situationen 83High-Key 83Low-Key 83Gegenlicht 84Mischlicht 84Reproduktionen 85

Motive, die man nicht messenkann 85Nachtaufnahmen 86Feuerwerk, Gewitterblitz 86Selbstleuchtende Objekte 87

AnhangSchwarzschild — Faktoren, SW — Filme 88Schwarzschild — Faktoren, Diafilme88Schwarzschild — Faktoren,Farbnegativfilme 89Umrechnungstabelle, Verlängerungsfaktoren in Blendenstufen 89Umrechnungstabelle, Blitzleitzahlen beiverschiedenen Filmempfindlichkeiten 89Belichtungsmesser, technische Daten 90Lieferanten — Verzeichnis94

Farbe und Filter Stichwortverzeichnis

Messtechnik kontra Physiologie 73Die psychologische Helligkeit der Farbe 75SW — Bilder: Farbumsetzung nach Wunsch 76

Farbfilter: wie belichten? 76Keine Probleme dank TTL-Messung? 77Noch ein Spezialfall:der Polarisationsfilter 79Belichtungszeit verlängern oder dieBlende öffnen? 79

Die Blitzlichtmessung 80Einer für alles 80

Im Kampf gegen Schatten:der Aufhellblitz 82

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Ein Buch über Belichtungsmessung?Und das im Zeitalter der High — Tech— Kameras mit automatischenBelichtungsprogrammen für jedemögliche und unmögliche Situation?Eine berechtigte Frage. Wer mit sei-ner Kleinbildkamera nichts anderesals fotografische Erinnerungen ein-fangen möchte, braucht dieses Buchtatsächlich nicht zu lesen. Er kannsich darauf verlassen, dass die Au-tomatik in den meisten Fällen durch-aus korrekt belichtete Bilder liefert.Die wenigen paar Prozent Aus-schuss-Prints, die im Papierkorb lan-den, kann man leicht verschmerzenangesichts der bunten Bilderflut, dieJahr für Jahr die Alben füllt. Doch werhöhere Ansprüche stellt und seineAufnahmen nicht nur nach denKriterien "scharf" und "richtig belichtet"beurteilt, wird sehr bald auf einemerkwürdige Tatsache stossen: Vonall den guten Bildern, die man aufeinem ganzen 36er-Film findet,wären häufig ausgerechnet die zwei,drei die wirklichen High-Lights gewe-sen, die leider aus unerklärlichenGründen mehr oder weniger falschbelichtet sind. Der Grund dafür hängtin den allermeisten Fällen mit einerspeziellen Beleuchtungs-Situationoder einem übermäßigen Motivkon-trast zusammen.Je eigenwilliger, ungewohnter oderdramatischer das Licht, um so eherentsteht eine Aufnahme, die sichvom Durchschnitt abhebt. Doch jeextremer die Licht — Situation, umso grosser auch die Probleme bei derErmittlung der richtigen Belichtung.Eine Belichtungsautomatik, so raffi-niert und ausgeklügelt sie auch ar-beitet, benötigt für jeden Anwen-dungsfall bestimmte Vorgaben, andenen sich die Elektronik orientierenkann. Entspricht ein Motiv nicht inwesentlichen Teilen dem Denkmo-

dell des Kamerakonstrukteurs, sindFehlbelichtungen nicht ausge-schlossen.So gesehen relativieren sich auch dievon den Herstellern immer wiedergern genannten Trefferquoten vonüber 95 Prozent. Solange Sie sofotografieren, wie die Techniker dasvon Ihnen erwarten, trifft diese Aus-sage zwar durchaus zu. Was aber,falls sie beschlossen haben, sichausgerechnet auf die restlichen fünfProzent der Motive zu konzentrieren?Selbst einfache Handbelichtungs-messer, die es bereits für zweistelli-

Abb. 1: Richtig belichtenbedeutet wesentlich mehr,als einfach Blende undVerschlusszeit reintechnisch auf die Motiv-helligkeit abzustimmen.Diese beiden Aufnahmenunterscheiden sich einzigdurch die Belichtung, unddennoch handelt es sichum zwei verschiedeneBilder, welche die mo-mentane Stimmung sehrunterschiedlich interpre-tieren. Jede Belichtungs-automatik hätte ohnebewussten Eingriff desFotografen nur eineVariante geliefert.

Einleitung

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Abb. 2: Wo derart kom-plizierte und extremeLichtverhältnisse vorlie-gen, ist in Bezug auf dieBelichtungsermittlungHandarbeit angesagt. Da-bei sollte man vom ferti-gen Bild eine möglichstexakte Vorstellung haben,

um zu entscheiden, woeine gute Durchzeichnungwichtig ist und wo siegegebenenfalls ver-nachlässigt werden darf.Neben dem geometrischenBildaufbau entscheidetvor allem die optimaleBelichtung über dasGelingen solcher Bilder.

ge Beträge zu kaufen gibt, ermögli-chen die Beherrschung von heiklenLichtsituationen, in denen eine Be-lichtungsautomatik nur mit viel Glückein optimales Resultat zu liefern ver-mag. Aber auch wer sein Budget undseine Ausrüstung nicht miteinemzu-

sätzlichen Gerät belasten möchte,braucht auf eine gezielte und kreativeBelichtungsmessung nicht zuverzichten. Im Kapitel Die TTL-Mes-sung erfahren Sie, wie die heute all-gegenwärtige Innenmessung im ma-nuellen Betrieb viele Aufgaben einesseparaten Handbelichtungsmessersübernehmen kann. Dieses Buch setztvoraus, dass Sie mit den FunktionenIhrer Kamera vertraut sind. Fernersollten Sie über grundsätzlicheKenntnisse der Fotografie verfügen.Dazu gehört etwa das Wissen überdie Funktion und den Zusammenhangvon Verschluss und Blende oder diegenerellen Eigenschaften vonSchwarzweiss-, Farbnegativ- undDiafilmen. Eingehendere Kenntnisse,die für das Verständnis bestimmterTechniken der Belichtungsmessungerforderlich sind, werden in denentsprechenden Kapiteln vermittelt.

Ein wenigWortklaubereiBevor man sich in die Praxis der Be-lichtungsmessung stürzt, ist es emp-fehlenswert, sich mit ein paar Fach-begriffen vertraut zu machen. Einigeder folgenden Definitionen mögenvielleicht den Eindruck von Wort-klauberei erwecken; sie sind jedochnotwendig, weil die Umgangsspracheeinerseits mehrere Begriffe für einund denselben Sachverhalt kennt,andererseits aber bestimmteBezeichnungen für mehrere, unter-schiedliche Dinge verwendet werden.

BelichtungsmessungDie Belichtungsmessung liefert einMass für die an der Empfängerflächedes Belichtungsmessers auftretendeHelligkeit. Daraus lassen sich die füreine korrekte Filmbelichtung not-wendigen Blendenwerte und Ver-schlusszeiten bestimmen. Genau-genommen liefert der Belichtungs-messer aber nur eine Belichtungs-empfehlung. Es gibt verschiedeneGründe, eine von dieser Empfehlungabweichende Belichtung zu wählen.

BelichtungsbestimmungIn der Praxis wird die tatsächlicheBelichtung anhand der Angaben desBelichtungsmessers sowie weiterer -zum Teil subjektiver - Faktoren be-stimmt. Solche Faktoren sind bei-spielsweise eine vom Mittelgrau ab-weichende Objekthelligkeit, ein zuhoher Motivkontrast oder gestalteri-sche Absichten.

BeleuchtungsstärkeDie Beleuchtungsstärke ist ein Massfür die Helligkeit der für eine Aufnah-me maßgebenden Beleuchtung,gemessen direkt beim Objekt. In derOptik wird diese Grosse auch alsLichtstärke bezeichnet, was mannicht mit der Anfangsöffnung vonObjektiven, für die umgangssprach-

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lich ebenfalls der Begriff "Lichtstär-ke" verwendet wird, verwechselnsollte.

BeleuchtungskontrastDer Beleuchtungskontrast ist diemaximale Differenz der Beleuch-tungsstärke, gemessen an verschie-denen Seiten des Objektes.

ObjektAls Objekt bezeichnet man im strenggeometrischen Sinne den eigentli-chen Aufnahmegegenstand. Erstdurch seine physikalischen Eigen-schaften (Lichtreflexion!) wird dasObjekt zum fotografischen Motiv. EinObjekt als solches kann man strenggenommen gar nicht fotografieren.Für die Belichtungsmessung ist derBegriff dennoch von Bedeutung.

ObjekthelligkeitDie Objekthelligkeit ist die Fähigkeiteines Objektes, Licht zu reflektieren(Reflexionsvermögen). Ein hellesObjekt reflektiert viel, ein dunklesObjekt reflektiert wenig Licht. Dabeihandelt es sich um eine abstrakte,physikalische Eigenschaft, die auchdann vorhanden ist, wenn das Objektim Dunkeln steht.

ObjektkontrastDer Objektkontrast ist die Hellig-keitsdifferenz zwischen der Stelle mitdem grössten und der Stelle mit demkleinsten Reflexionsvermögen einesObjektes. Der Objektkontrast ist reinmaterialbedingt und - wie auch dieObjekthelligkeit - von der Beleuchtungunabhängig. Diese Definition weichtbewusst von der DIN — Norm 19040ab, die den Objektkontrast (oderObjektumfang) unseremMotivkontrast (siehe unten)gleichsetzt. Leider ist bei konse-quenter Anwendung der genormtenBegriffe die physikalisch wichtigeUnterscheidung zwischen Objekt undMotiv sprachlich nicht logisch undzweifelsfrei darstellbar.

MotivEin Objekt, das auf Grund der Be-leuchtung sichtbar wird, nennt manein Motiv. Was wir dabei tatsächlichwahrnehmen und auf dem Film fest-halten können, ist das vom Objektreflektierte Licht.

MotivhelligkeitDie Motivhelligkeit ist ein Mass fürdas vom Objekt in Richtung Kamerareflektierte Licht. Die Motivhelligkeithängt einerseits von der Beleuch-tungsstärke, andererseits von derObjekthelligkeit ab.

MotivkontrastDer Motivkontrast ist die Differenzzwischen der hellsten und der dun-kelsten Stelle eines Motivs. DerMotivkontrast hängt einerseits vomBeleuchtungskontrast, andererseitsvom Objektkontrast ab.

BelichtungAls Belichtung wird die Summe deswährend einer bestimmten Zeit durchdas Objektiv auf den Film einfallendenLichtes bezeichnet. Mit anderenWorten: die Belichtung entsprichtdem Produkt von Lichtstärke undVerschlusszeit. Die Belichtung stelltgenaugenommen einen Durch-schnittswert dar, denn in der Praxissind die auf verschiedene Filmstelleneinwirkenden Lichtstärken ent-

Abb. 3: Diese Skizze ver-anschaulicht den Zusam-menhang der drei wichti-gen Grossen Beleuch-tungsstärke, Objekthel-ligkeit und Motivhelligkeit.Was wir als Motiv sehen,ist das vom Objekt(entsprechend derObjekthelligkeit) reflek-tierte Licht der Beleuch-tung.

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Abb. 4: Wo höchste Ab-bildungsqualität gefordertist, spielt die Belich-tungsmessung eine ganzbesondere Rolle. Nebender allgemeinen Bildhel-ligkeit beeinflusst die Be-lichtung auch die Schärfeund die Körnigkeit (imZusammenhang mit derEntwicklung) sowie dieFarbwiedergabe und denKontrast. Das heisst: Ne-ben den rein gestalteri-schen Aspekten werdenbei mangelhafter Belich-tung auch alle technischenEigenschaften einerAufnahme beeinträchtigt.

sprechend dem Motivkontrast sehrunterschiedlich.

BelichtungsumfangDer Belichtungsumfang ist die Diffe-renz zwischen der grössten undkleinsten Belichtung innerhalb einesBildes. In der Praxis entspricht derBelichtungsumfang dem Motivkon-trast minus die Verminderung desKontrastes durch Streulicht im Ob-jektiv und im Kameragehäuse.

SchwärzungDie Schwärzung ist das auf einemSchwarzweiss-Film durch die Be-lichtung und Entwicklung hervorge-rufene Resultat. Bei Farbfilmen sprichtman anstelle von Schwärzungallgemein von optischer Dich-te(D).

SchwärzungsumfangDer Schwärzungsumfang, auchDichteumfang genannt, entsprichtder Differenz zwischen der grösstenund kleinsten Schwärzung (Dichte).

ReflexionAls Reflexion bezeichnet man dasZurückwerfen von Licht durch einenbeliebigen Körper. Im allgemeinenabsorbiert eine Oberfläche einen Teildes einfallenden Lichtes; der nichtabsorbierte Anteil wird als Reflexion

sichtbar. Das Verhältnis von absor-biertem zu reflektiertem Licht ist dasReflexionsvermögen eines Körpers.Ein vollkommen schwarzer Körperreflektiert 0% des Lichtes, währendeine ideale weisse Oberfläche einReflexionsvermögen von 100% auf-weist. In der Praxis liegen die Werteetwa zwischen 2% und 90%. Farblose(graue) Gegenstände haben für alleWellenlängen des Farbspektrums dasgleiche Reflexionsvermögen. SolcheObjekte erscheinen immer in demFarbton der herrschendenBeleuchtung. Nur wenn diese derSensibilisierung (Farbempfindlichkeit)des verwendeten Filmmaterialsentspricht, sind in der Farbfotografiewirkliche neutralgraue Töne zuerwarten. Erscheint ein Körper farbig,so kommt dies dadurch zustande,dass bestimmte Wellenlängen desLichtes stärker absorbiert werden alsandere. Ein Objekt, welches Blau,Gelb und Grün absorbiert, erkennenwir als rot, da nur dieses Licht von derOberfäche reflektiert wird.

RemissionDie Remission entspricht weitgehendder Reflexion. Der Begriff wird jedocheinschränkend für eine rein diffuseReflexion verwendet. Diffus bedeutet,dass das Licht gleichmäs-sig in alleRichtungen abgestrahlt wird. DieHelligkeit einer diffus strahlendenOberfläche ist daher weitgehendunabhängig vom Betrachtungswinkel(nicht aber vom Beleuchtungswinkelda die Motivhelligkeit bei kleinemBeleuchtungswinkel ebenfalls kleinerwird). Diese Definitionen wurden -soweit möglich und sinnvoll - an dieDIN — Norm 19040 (Begriffe derPhotogra-phie) angelehnt. Ihremöglichst konsequente Anwendung indiesem Buch soll helfen,Missverständnisse zu vermeiden,auch wenn dadurch die Vielfalt dessprachlichen Ausdruckes hie und daetwas leidet.

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Licht und Film

Was passiert, wennman einen Filmbelichtet ?Um den Sinn einer möglichst exaktenErmittlung der Belichtung zu verstehenund die verschiedenen Methoden derhiefür notwendigen Messungenwirklich nutzbringend anwenden zukönnen, ist es unumgänglich, sich mitein paar grundlegenden Vorgängeninnerhalb der belichtungsaktiven Film-schicht zu befassen. Was hier auf denersten Blick nach reiner Theorieaussieht, hat in der Praxis weitrei-chendere Konsequenzen, als sichderjenige träumen lässt, der stets nurder Belichtungsautomatik seinerKamera vertraut. Immerhin ist dieFilmemulsion der Ort, an dem das ei-gentliche fotografische Bild entsteht.Fehler, die durch eine nicht auf dieEigenschaften der verwendetenEmulsion abgestimmte Belichtungverursacht werden, lassen sich imNachhinein nur schwer korrigieren.Als Resultat ist im günstigsten Falleine Verminderung der Bildqualität inKauf zu nehmen. Hat sich der Fo-tograf (oder die Automatik!) hingegenschwer vertan, ist Ausschuss dieRegel.Die lichtempfindliche Schicht, die so-genannte Emulsion eines modernenFilmes, stellt eine chemisch sehrkomplizierte Angelegenheit dar. VieleSubstanzen dienen jedoch nichtdirekt der Bildentstehung. Es handeltsich um Zusätze, welche zumBeispiel für die Sensibilisierung(Farbempfindlichkeit) wichtig sind, diedie Langzeitstabilität der Emulsionerhöhen, Streulicht unterdrük-ken undgewisse Effekte bei der Entwicklungsteuern. Beim Farbfilm kommen nochverschiedene Filterschichten undFarbkuppler dazu.

Doch trotz des enormen Fortschrittesim Bereich der Filmchemie erfolgt dieeigentliche Bildentstehung immernoch nach dem gleichen Prinzip wievor hundert Jahren. Die folgendeDarstellung der Vorgänge in derEmulsion beschränkt sich auf jeneElemente, die für das Verständnis derBildentstehung im Rahmen diesesBuches notwendig sind.

Mit Silberhalogeniden aufPhotonenfangAls lichtempfindliche Substanz wer-den heute in der gesamten Fotografienach wie vor die altbekannten Sil-berhalogenide verwendet. Dabeihandelt es sich um Verbindungen vonSilber mit den sogenannten Ha-logen-Elementen Chlor, Brom oder Jod. Inder Praxis benützt man dieSilberhalogenide in kristalliner Form.Ein einzelner Silberhalogenid-Kri-stall, auch Filmkorn genannt, bestehtaus einer Vielzahl positiv geladenerSilber-lonen (Ag+ ) und ebenso vielennegativ geladenen Halo-gen-lonen(CI", Br" oder J"). Je nach Korngröße(abhängig von der Film-empfindlichkeit) enthält ein einzigerSilberhalogenid-Kristall rund 108 bis1010 Ionen und ist dabei nur etwa einenhalben bis 3 Tausendstel-Milli-metergross! Zur geometrischen Fixierungwerden die Kristalle mit Gelatinevermischt und in einer ca. 7 bis 15Tausendstel-Millimeter dünnenSchicht auf den Filmträger aufge-gossen. Besonders wichtig ist dieFähigkeit von Gelatine, grosse Men-gen Wasser aufnehmen zu können.Dies ermöglicht bei der Filmentwick-lung, die wässerigen Entwickler- undFixier-Chemikalien an die in die Ge-latine eingebetteten Silberhaloge-nid-Kristalle zu bringen. Die folgendenBetrachtungen beziehen sich aufSchwarzweiss- Filmma-

Abb. 5: Querschnitt(schematisch) durch einenSW-Film. 1: Gelatine-schutzschicht, 2: Emul-sionsschicht, 3: Lichthof-schutzschicht, 4:Schichtträger, 5: Gela-tinerückschicht (in derRegel nur bei Roll- undPlanfilmen vorhanden).

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Abb. 6: Vereinfachte Dar-stellung der Vorgänge in-nerhalb eines Filmkornesbeim Belichten undEntwickeln.Bei der Belichtung werdenzunächst nur vereinzelteSilberhalogenid lonen inSilberatome umgewandelt(Entwicklungskeim). Durchden Einfluss desEntwicklers werden,ausgehend vomEntwicklungskeim, in einerArt Kettenreaktion nachund nach alle Silber —lonen in metallisches Silberumgewandelt. Dasausentwickelte Kornbesteht aus praktischreinem Silber und istundurchsichtig schwarz.

terial, sie sind jedoch auch für dasVerständnis der Farbfilme massge-bend. Die Vorgänge bei der Belich-tung und Erstentwicklung von Farb-material unterscheiden sich prinzipiellnicht von den entsprechendenVorgängen bei SW — Filmen. DieFarben entstehen erst im späterenVerlauf der Verarbeitung, wobei sichFarbnegativ- und Diafilme im Prinzipnur durch die Entwicklungsmethodeunterscheiden.

Bilder, die aus KeimenwachsenDurch die Belichtung findet im Sil-berhalogenid-Kristall eine Ladungs-verschiebung statt. Das heisst, min-destens ein negativ geladenes Halo-gen-lon gibt ein Elektron ab, das voneinem positiv geladenen Silber-loneingefangen wird. So entsteht auseiner Silberhalogenid-Verbindungmetallisches Silber, das später alssogenannte Schwärzung sichtbarwird. Durch eine ausreichend langeBelichtung gelingt es, sämtliche Sil-ber-lonen eines Filmkornes zu me-tallischem Silber zu reduzieren. Da-durch würde das negative Silberbildohne Entwicklung auf dem Filmsichtbar und könnte nach dem Fixie-ren wie gewohnt vergrössert werden.Die hiefür notwendige Belichtungszeitliegt allerdings im Bereich vonStunden, so dass diese Methode derBilderzeugung allenfalls ex-perimentellen Charakter hat. ZumGlück genügt es in der Praxis, wenndie Belichtung reicht, um eini-

ge wenige Silber-Atome entstehen zulassen. (Zur Erinnerung: Ein Filmkornenthält etwa 108 bis 1010 Silber-lonen!)Solche zu Silber reduzierten Stelleninnerhalb des Filmkornes nennt manEntwicklungskeime. Die Gesamtheitaller Entwicklungskeime einesNegatives bilden zusammen daslatente Bild. Dieses latente Bild stelltgewissermassen ein unsichtbares,atomares Muster der nochunentwickelten Aufnahme dar. Diedurch die Belichtung entstandenenEntwicklungskeime sind, wie schon ihrName andeutet, von gröss-terWichtigkeit für die Vorgänge bei derFilmentwicklung. Sie bilden dieAngriffsstellen für die Entwicklersub-stanzen, die eine eigentliche Ketten-reaktion auslösen. Ausgehend vonden Keimen wird durch den Entwicklerinnerhalb von Minuten das gesamteSilberhalogenid-Korn zu metallischemSilber reduziert. Körner ohneEntwicklungskeim brauchen hierzuein Mehrfaches an Zeit. Wird dieEntwicklung rechtzeitig abgebrochen,sind sämtliche belichteten Filmkörnerin Silber umgewandelt, während dieunbelichteten unverändert bleiben.Auf diese Weise entsteht durch dieEntwicklung des Filmes einemillionenfache Verstärkung deslatenten Bildes. Das anschliessendeFixierbad wandelt die nichtentwickelten Silberha-logenide inwasserlösliche Komplexe um, welcheihrerseits durch dieSchlusswässerung aus der Emulsionentfernt werden. Nach dem

Orq

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Trocknen ist der nun fertig entwickelteFilm zur Weiterverarbeitung bereit.

Warum korrekt belichten?In der SW-Fotografie ist ein optimalbelichtetes und korrekt entwickeltesNegativ unabdingbare Vorausset-

zung für eine technisch befriedigendeVergrösserung. Ein ideales Negativ

verfügt über gut abgestufte Grauwertein den Mitteltönen sowie über

genügend Zeichnung in den Lichternund in den Schattenpartien. Im SW-Negativ kommen unterschiedlicheGrauwerte durch mehr oder weniger

starke Überlagerung metallischenSilbers zustande. In der Emulsion

muss daher stets eine bestimmteMindestanzahl Körner übereinanderliegen. Fällt nun (in den Schatten desMotivs) sehr wenig Licht auf den Film,

werden nur gerade die oberstenKörner belichtet, so dass das Negativ

an diesen Stellen fast transparentbleibt. Bei hellen Stellen (in den

Lichtern des Motivs) dringt das Lichttiefer in die Schicht ein und erzeugt

wesentlich mehr Entwicklungskeime.Das Negativ erscheint hier nach der

Entwicklung bedeutend dunkler. Wirdein Negativ unterbelichtet, fällt

generell zu wenig Licht auf die Emul-sion. In den Schatten bleibt die Licht-

menge unter der Schwelle, die zurBildung von Entwicklungskeimennotwendig ist; das heisst an diesen

Stellen kann überhaupt kein Silberentstehen. Das Negativ bleibt, abge-sehen vom materialabhängigenGrundschleier, teilweise völlig trans-

parent. Da ohne Silber auch keineZeichnung möglich ist, erscheinen

diese Partien später in der Vergrös-serung als völlig strukturlose,schwarze Flächen. Man spricht in

solchen Fällen von "zugelaufenen"Schatten.

Bei Überbelichtung kehren sich dieVerhältnisse um: In den hellen Bild-stellen gelangt zuviel Licht, das die

ganze Schicht durchdringt und sopartiell sämtliche vorhandenen Kör-ner belichtet, auf den Film. Diese Teiledes Negativs erscheinen nach derEntwicklung gleichmässig schwarz.Eine Differenzierung ist nicht möglich,da ja alle verfügbaren Silberha-logenid-Körner zu metallischem Silberreduziert wurden. Das Ergebnis beimVergrössern sind weisse Stellen ohneZeichnung, die man als"ausgefressene" Lichter bezeichnet.

Abb. 7: Bei Unterbelich-tung (oben) wird in denSchatten zu wenig metal-lisches Silber gebildet.Diese Stellen weisen keineZeichnung auf. Nur beikorrekter Belichtung (Mitte)ist eine durchgehendeZeichnung von denSchatten bis in die Lichtermöglich. Bei Über-belichtung (unten) werdenin den Lichtern alle Körnergeschwärzt. Auch dieseStellen enthalten keineZeichnung mehr.

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Die Kunst des korrekten Belichtensbesteht nun darin, dass an den hellenStellen des Bildes gerade noch nichtalle und an den dunklen Stellen ebengenug Silberhalogenid-Kristal-lebelichtet werden, um noch genügendTonwertabstufungen wieder-

kann damit nur die allgemeine Hel-ligkeit angepasst werden; zu dichteoder zu dünne Negativ-Partien blei-ben problematisch. Reste von Zeich-nung lassen sich zwar durch ge-schicktes, partielles Nachbelichtenoder Abwedeln noch hervorzaubern,

Abb. 8: Bei einem unter-belichteten Negativ (links)bleiben die Schatten völligtransparent. Das Positiv(rechts) kann durchkeinen Trick mehr gerettetwerden. Die Schattenlaufen zu; das heisst, sieerscheinen im fertigenBild als gleich-mässiges,tiefes Schwarz.

Abb. 9: So sieht ein rich-tig belichtetes Negativaus. Die Durchzeichnungerstreckt sich gleichmäs-sig von den Schatten bisin die Lichter. Nur vonsolchen Negativen sindbefriedigende Vergrösse-rungen möglich.

Abb. 10: ÜberbelichteteNegative zeichnen sichdurch übermässig dichteLichter aus, die kaumnoch Zeichnung zeigen.Strukturlose weisse Flä-chen im Positiv sind dieFolge. Allenfalls könnenLabortricks (Nachbelich-ten) eine gewisse Besse-rung bringen. Kontrastund Zeichnung in denLichtern bleiben aber aufalle Fälle spürbar beein-trächtigt.

geben zu können. Nur so ist es mög-lich, optimal kopierfähige Negativemit guter Durchzeichnung von denSchatten bis zu den Lichtern zu er-halten. Je mehr sich der Kontrastum-fang des Motives der begrenztenKontrastwiedergabe des Filmes nä-hert, um so wichtiger und heikler ge-staltet sich die Ermittlung der exaktenBelichtung.Die Arbeit mit Negativ-Filmen bietetzwar gewisse Korrektur-Möglichkei-ten durch Ausgleich der mittlerenDichte beim Positiv-Prozess. Doch

aber Verluste in Form mangelnderBrillanz sind dabei kaum zu vermei-den. Details in den Lichtern oderSchatten hingegen, die durch Fehl-belichtung schon im Negativ nichtenthalten sind, bleiben für immerverloren.

3 x Schwarzweiss =FarbeHat man die Vorgänge in der Emul-sion eines SW-Filmes in ihrenGrundzügen begriffen, so bereitet

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auch das Verständnis der Arbeits-weise von Farbmaterialien keinegrösseren Probleme. Farbfilme be-stehen nämlich in ihrem Aufbau ausnichts anderem als drei aufeinander-geschichteten SW-Filmen. Etwasgenauer gesagt: Auf einem gemein-samen Träger befinden sich dreiübereinander gegossene SW-Emul-sionen. Für die Wiedergabe der Farbesind zwei grundlegende Dingemassgebend.1: Dank Filterschichten und speziellerSensibilisierung ist jede der dreiEmulsions-Schichten nur für eine vondrei Grundfarben empfindlich. BlauesLicht belichtet nur die oberste, grünesnur die mittlere und rotes nur dieunterste Schicht. 2: In jede Schichtwerden Farbkuppler eingelagert. Diessind farblose chemische Stoffe, ausdenen später bei der sogenanntenFarbentwicklung sichtbarer Farbstoffentsteht. In der blauempfindlichenSchicht bildet sich Gelb, in dergrünempfindlichen Schicht Magenta(Violett) und in der rotempfindlichenSchicht schliess-lich Cyan (Blaugrün).So entstehen beim Farbnegativfilmdie bekannten "verkehrten" Farben,die erst nach dem Kopieren aufFarbpapier wieder in ihrenursprünglichen Werten erscheinen.Beim Diafilm erfolgt die Umkehrungdurch die sogenannteUmkehrentwicklung bereits währendder Verarbeitung, so dass direkt einfarbrichtiges Durchsichtsbild resultiert.Bei der Belichtung reagiert jede derdrei Schichten auf die zugehörigeFarbe, wie wir dies von einem SW-Film gewohnt sind. Alles, was weiteroben in Bezug auf Unter- oder Über-belichtung gesagt wurde, gilt ohneEinschränkung auch für Farbfilme.Doch leider gesellt sich bei Farbma-terialien noch ein weiteres Problemhinzu: Bei Fehlbelichtung geht nichtnur Zeichnung in den Lichtern oderSchatten verloren, zusätzlich werdenauch noch die Farben verändert.

Warum das so ist und wie dieser Vor-gang abläuft, sei im folgenden amBeispiel eines Farbumkehrfilms desTyps Ektachrome demonstriert. Trotzder im Vergleich zum Farbnegativfilmetwas komplizierteren Vorgänge beider Entwicklung ist der Effekt beimUmkehrfilm leichter einzu-sehen, dahier das Ergebnis in positiver Formvorliegt und direkt beurteilt werdenkann.

Wie Farbe entstehtFarbpositivfilme (Diafilme) sind imPrinzip gleich aufgebaut wie Farbne-gativfilme. Abgesehen von ein paarsystemspezifischen Abweichungenliegt der einzige wesentliche Unter-schied in zwei zusätzlichen Arbeits-gängen bei der Verarbeitung. Abbil-dung 12 zeigt in schematischer Dar-stellung die drei für die GrundfarbenBlau, Grün und Rot sensibilisiertenEmulsionsschichten eines Farbdia-filmes. Um das Beispiel übersichtlichzu halten, beschränken wir uns aufdie Einwirkung einer einzigen Farbeund nehmen an, auf den Film werdeein monochromes, grünes Motiv be-lichtet.Betrachten wir zuerst den Fall eineroptimalen Belichtung, wie er in dermittleren Spalte von Abbildung 12dargestellt ist. Um eine Farbe mög-lichst rein und gesättigt abzubilden,muss die Belichtung so erfolgen, dassin der betreffenden Schicht geradealle Silberhalogenid-Kristalle belichtetwerden. Warum das so ist, machendie folgenden Ausführungen deutlich.Für unser Beispiel nehmen wir an,dass unter dem Einfluss von grünemLicht in der mittleren,grünempfindlichen Schicht alle Sil-berhalogenid-Kristalle belichtet wer-den.Durch die Erstentwicklung, die einernormalen SW-Entwicklung entspricht,entsteht aus diesen Kristallenmetallisches Silber; das heisst, esliegt nun ein sichtbares, aber ne-gatives Silberbild vor.

Abb. 11: SchematischerAufbau eines Farbfilmes(Querschnitt). 1: Schutz-schicht, 2: blauempfindli-che Emulsionsschicht, 3:Gelbfilterschicht, 4:grünempfindliche Emul-sionsschicht, 5: Rotfilter-schicht, 6: rotempfindlicheEmulsionsschicht, 7:Lichthofschutzschicht, 8:Trägermaterial, 9: Gelatine-Rück-schicht.

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Als zweiter Arbeitsgang erfolgt dieZwischenbelichtung, für die ur-sprünglich eine starke weisse Licht-quelle verwendet wurde. Bei denheute gebräuchlichen Farbumkehr-prozessen ersetzt ein chemischesUmkehrbad die Zwischenbelichtung.Der Effekt ist in beiden Fällen dergleiche: Die bis anhin unbelich-tetenSilberhalogenid — Kristalle werdenebenfalls belichtet. Das sind inunserem Beispiel nur noch diejenigenin der blau- und in der rotemp-findlichen Schicht, da die grünemp-findliche Schicht keine unentwickeltenKristalle mehr enthält. Nach diesenbeiden ersten Schritten entspricht dieweitere Verarbeitung desFarbpositivfilmes derjenigen einesFarbnegativfilmes. Es folgt alsnächstes die eigentliche Farbent-wicklung. Die bei der Zwischenbe-lichtung (beziehungsweise durch dasUmkehrbad) aktiviertenSilberhalogenid — Kristalle werden zumetallischem Silber reduziert.Gleichzeitig bilden bestimmteSubstanzen des Farbentwicklerszusammen mit den in denFilmschichten eingelagertenFarbkupplern sichtbare Farbstoffe.Diese Farbstoffe können aber nurgleichzeitig mit der Entwicklung vonSilberhalogenid — Kristallen entste-hen. Das heisst, die Farbe bildet sichdank der Umkehrentwicklung an je-nen Stellen, die ursprünglich nichtbelichtet wurden. Dank diesem Trickentsteht direkt ein positives Bild. Dia-positive verdanken wir demnachstreng genommen nicht einem spe-ziellen Filmmaterial, sondern derUmkehrentwicklung. Wie auch beimFarbnegativfilm entsteht in derblauempfindlichen Schicht Gelb, inder grünempfindlichen SchichtMagenta (Violett), und in derrotempfindlichen Schicht Cy-an(Blaugrün). Zusätzlich zu denFarbstoffen ist auch noch das voll-ständig reduzierte Silber aller dreiSchichten vorhanden, so dass derFilm in diesem Stadium völlig un-

durchsichtig erscheint. Das nun fol-gende Bleich- und Fixierbad wandeltdieses metallische Silber in wasser-lösliches Silbersalz um, das in derSchlusswässerung vollständig ausder Emulsion entfernt wird. Zurückbleiben die wasserunlöslichen Farb-stoffe. In unserem Falle handelt essich um Gelb und Cyan, die sich in derblau- und in der rotempfindlichenSchicht gebildet haben. Hält man dasnun fertig verarbeitete Dia gegen dasLicht, entsteht durch sub-traktiveFarbmischung wieder unserursprüngliches Grün. Da wir ange-nommen haben, dass bei der Auf-nahme alle Silberhalogenid —Kristalle der grünempfindlichenSchicht belichtet wurden, erscheintdas Grün in seiner maximalenSättigung.

Grün von Schwarz bis WeissBis jetzt haben wir vorausgesetzt,dass der Farbdiafilm korrekt belichtetwurde. Was aber geschieht mitunserem Grün bei Unter- oder Über-belichtung? Die Verhältnisse bei Un-terbelichtung sind in der linken Spaltevon Abbildung 12 dargestellt. Da dieBelichtung mit grünem Licht zu knappausgefallen ist, verbleiben in dergrünempfindlichen Schicht un-belichtete Silberhalogenid —Kristalle. Während derZwischenbelichtung werden dieseKristalle aktiviert, wodurch bei deranschließenden Farbentwicklung aneben diesen Stellen zusätzliche Farbeentsteht. Da es sich um diegrünempfindliche Schicht handelt,bildet sich Magen-ta-Farbstoff.Die Konsequenz: Nach der Verar-beitung finden wir im Dia neben Gelbund Cyan, die zusammen Grün er-geben, auch noch eine mehr oderweniger ausgeprägte Magenta —Komponente. Ein Abstecher in dieFarbenlehre zeigt, dass die Kombi-nation aller drei subtraktiven Grund-farben (Gelb, Magenta und Cyan)Schwarz, beziehungsweise Grau er-gibt. Im fertigen Dia ist also neben

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Abb. 12: SchematischeDarstellung der Vorgängein einem Diafilm beiUnter-, richtiger undÜberbelichtung. Ange-nommen ist eine Belich-tung mit grünem Licht.

Belichtung

blauempfindl. Schicht

grünempfindl. Schicht

rotempfindliche Schicht

Erstentwicklung: Die be-lichteten Silberhalogenid— Körner werden zumetallischem Silber

Zwischenbelichtung: Dieverbleibenden und nochunbelichteten Silberhalo-genid-Körner werdenebenfalls belichtet.

Farbentwicklung: Die beider Zwischenbelichtungaktivierten Körner werdenentwickelt. Gleichzeitigentsteht Farbstoff, dersich anlagert.

Bleichen und Fixieren:Alles metallische Silberwird restlos aus derSchicht entfernt. Zurückbleibt nur noch der Farb-stoff.

Resultat der drei überein-anderliegenden Farb-schichten.

Realbeispiel eines unter-,richtig und überbelichtetenDias. Man beachte dieVerschwärzli-chung desGrüns bei Unterbelichtungbeziehungsweise die Ver-weisslichung bei Überbe-lichtung. Dabei beträgt dieAbweichung von derrichtigen Belichtung nur±1 Lichtwert.

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Abb. 13: Der von denHerstellern so viel geprie-sene Belichtungsspielraumbezieht sich auf Motive mitsogenannt normalemKontrastumfang. Leiderentspricht die Realitäthäufig nicht dieser Ideal —Vorstellung, so dass derBelichtungsspielraumrecht schnell auf Null

zusammenschrumpft.Wenn sich der Kontrast,wie in diesem Beispiel, ander Grenze desReproduzierbaren bewegt,ist der exaktenBelichtungsbestimmungauf alle Fälle besondereBeachtung zu schenken.

der Farbe Grün auch noch Grau vor-handen. Die Grosse dieses Grauan-teils hängt vom Ausmass der Unter-belichtung ab. Wird die Magenta —Komponente im Extremfall praktischgleich gross wie die anderen Farb-anteile, erscheint das Diapositiv inundurchdringbarem Schwarz. Bei

weniger gravierender Unterbelichtungwird das Grün lediglich ver-schwärzlicht; die Farbe verliert anLeuchtkraft und erscheint schmut-zig ..Bei Überbelichtung macht sich einanderer Effekt störend bemerkbar:das Problem der Nebendichten. DieTheorie besagt, dass bei einemFarbfilm jede der drei Schichten nurgerade für eine der drei GrundfarbenBlau, Grün und Rot sensibilisiert seinsoll. In der Praxis gelingt es aber trotzaller Fortschritte in der Filmchemie nurteilweise, diese Forderung zuerfüllen. Tatsächlich vermag jedeFarbe auch noch eine Anzahl Silber-halogenid-Kristalle in den anderenbeiden Schichten als der ihr zuge-ordneten zu belichten. Die dadurchentstehenden unerwünschten Farb-anteile nennt man Nebendichten.Normalerweise ist dieser Fehler sogering, dass er kaum störend in Er-scheinung tritt.Anders hingegen bei Überbelichtung.Die rechte Spalte von Abbildung 12illustriert diesen Fall: Fällt

die Belichtung mit grünem Licht stär-ker aus als, zur Aktivierung aller Sil-berhalogenid-Kristalle in der grün-empfindlichen Schicht nötig wäre,werden die Nebendichten stärker. DerGrund: Das überschüssige grüneLicht belichtet nun immer mehr auchKristalle in den blau- und rot-empfindlichen Schichten. Bei derErstentwicklung entsteht aus diesenKristallen metallisches Silber. Für dieZwischenbelichtung stehen demnachweniger unbelichtete Kristalle zurVerfügung. Das heisst aber auch,dass bei der anschliessendenFarbentwicklung weniger Gelb- undCyan — Farbstoff entstehen kann. Dadie entwickelten Schichten eines Diasbei der Betrachtung wie Farbfilterwirken, bedeutet weniger Farbstoff,dass mehr weisse Lichtanteile dasDia durchdringen können. Unserursprünglich reines Grün wird also mitWeiss gemischt. Es verliert anIntensität und erscheint blass; ein Ef-fekt, den man auch als Verweissli-chung bezeichnet.

Wo bleibt derBelichtungsspielraum?Die obigen Ausführungen habenentscheidende Konsequenzen für diePraxis der Farbfotografie. Sie besagennichts anderes, als dass eine reineFarbe nur bei völlig exakter Belichtungkorrekt wiedergegeben werden kann.Theoretisch erfolgt bereits beigeringer Unter- beziehungsweiseÜberbelichtung eine Verschwärz-lichung respektive Verweisslichungder Farbe. Mit anderen Worten: DerBelichtungsspielraum ist gleich Null!Zum Glück zeigt sich der Farbfilm inder Praxis etwas toleranter als dieTheorie dies vermuten liesse. Beimodernen Diafilmen kann noch beieiner Fehlbelichtung von bis zu ±1Blendenstufe mit annehmbarenFarben gerechnet werden, währendFarbnegativfilme sogar Abweichun-gen bis zu ±2 Stufen zu schluckenvermögen.

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Unangenehme Überraschungen sindvor allem bei Farbnegativfilmen zuerwarten. Wegen der flachenGradation dieser Materialien er-scheinen selbst grob fehlbelichteteNegative oft noch kopierbar. Das Re-sultat sind Bilder mit schmutzigenoder blassen Farben; und dies ob-wohl der Laie die Belichtung aufgrundder noch befriedigenden Zeichnungals in der Toleranz liegend beurteilt.Paradoxerweise bieten die härterenund daher schneller auf Fehlbelich-tungen reagierenden Diafilme weni-ger Ärger in Bezug auf die Farbwie-dergabe. Die Erklärung ist einfach:Dias sind in der Regel ein Endprodukt,dessen Dichte sich durch keinenweiteren Arbeitsgang mehr aus-gleichen lässt. Fehlbelichtete Diaswerden daher vor allem wegen zugrosser oder zu knapper Dichte aus-geschieden - und dies bereits bei re-lativ kleinen Abweichungen, die nochkeine dramatischen Farbfehler zurFolge härten.Fazit: Mehr noch als in der SW-Fo-tografie ist beim Farbfilm der Ermitt-lung der Belichtung die notwendigeAufmerksamkeit zu schenken. ImGegensatz zu Schwarzweiss gehtbei Fehlbelichtung nicht nur Zeich-nung verloren, sondern es werdenauch die Farben beeinträchtigt. Dazukommt, dass rettende Manipula-tionen beim Vergrößern wegen derdiffizilen Kontrolle der Farbfilterungwesentlich schwieriger durchzuführensind, als dies beim SW-Positiv-prozess der Fall ist. Beim Dia, das füranspruchsvolle Aufgaben vor allemim professionellen Bereich bevorzugtwird, sind Rettungsversuche ohnehinnur im erfahrenen Fachlaborerfolgversprechend. Doch wie auchimmer: Das Über — den — Daumen— Peilen der Belichtung lohnt sichnicht, denn auch das auf raffiniertesteArt und Weise korrigierte Bild erreichtnie die Qualität eines optimalbelichteten.

Schwarzschildeffekt:Wenn's dem Film zudunkel wirdUnter ganz bestimmten Umständenkann es geschehen, dass ein ent-wickelter Film trotz sorgfältiger Be-lichtungsmessung alle Anzeichen ei-ner typischen Unterbelichtung zeigt.Das liegt daran, dass das Reziprozi-tätsgesetz für die Belichtung nur in-nerhalb gewisser Grenzen gilt. DasReziprozitätsgesetz besagt, dass esunerheblich ist, ob eine Belichtungdurch eine hohe Beleuchtungsstärke(in der Filmebene) und eine kurzeBelichtungszeit oder durch einegeringe Beleuchtungsstärke bei lan-ger Belichtungszeit zustande kommt.Mathematischer ausgedrückt:Solange das Produkt aus Be-leuchtungsstärke und Belichtungs-

zeit konstant bleibt, ist stets die glei-che Schwärzung des Filmes zu er-warten.In der Praxis bestätigt sich diesesGesetz leider nur innerhalb be-stimmter Grenzen. Werden wegenabnehmender BeleuchtungsstärkeBelichtungszeiten von über 1 Se-kunde fällig, ist für eine korrekte Be-

Abb. 14: Bei Nachtauf-nahmen ist generell mitdem Auftreten desSchwarzschildeffektes zurechnen. Auch hoch-empfindliche Filme sinddavor nicht gefeit. Dienotwendige Belichtungs-zeit kann dadurch unterUmständen bis zumZehnfachen der gemes-senen Zeit anwachsen!

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lichtung eine längere als die mit demBelichtungsmesser ermittelte Zeiterforderlich. Entdeckt hat diesenLangzeitfehler ein österreichischerAstronom namens Schwarzschild,daher auch die BezeichnungSchwarzschildeffekt. Der durch denLangzeitfehler bedingteVerlängerungsfaktor ist nichtkonstant, sondern wird mit zuneh-mender Belichtungszeit immer grosserund lässt bei ungünstigen Ver-hältnissen die ursprüngliche Belich-tung auf das Zehnfache ansteigen.Die Angabe des Verlängerungsfaktorserfolgt daher in Tabellen- oderKurvenform. Da sich die einzelnenFilmmarken und -typen unterschiedlichverhalten, ist für jeden Film eineeigene Tabelle notwendig. Tabellenfür die gebräuchlichsten Filme findenSie im Anhang dieses Buches. BeiFarbfilmen kommt noch eine weitereSchwierigkeit hinzu: Da die dreiSchichten eines Farbfilmes beiLangzeitbelichtung unterschiedlichreagieren, sind Farbverschiebungenzu erwarten. Tabellen mit Verlänge-rungsfaktoren für Farbfilme werdendaher mit Angaben für die geeigneteGegenfilterung ergänzt. Da die Filte-rung von der Filmsorte und der Be-lichtungszeit abhängt, müsste man fürLangzeitaufnahmen ein ganzesKorrekturfilterset bereithalten. In derpraktischen Available-Lght-Foto-grafie wird man aber meist auf dasFiltern verzichten und einen eventu-ellen Farbstich akzeptieren; zumaldieser nicht selten eine ganz spezielleStimmung in die Aufnahme bringt,was die Wirkung eher noch steigert.Neben einer schwachen Beleuch-tungsstärke kann auch eine extremkurze Belichtungszeit für einen Re-ziprozitätsfehler verantwortlich sein.Dieser sogenannte Kurzzeitfehler trittallerdings nur bei Zeiten unter 1/1000Sekunde auf und spielt daher imnormalen Rahmen der Fotografieeine weniger grosse Rolle als der

Langzeitfehler. Einzig bei elektro-nisch geregelten Blitzgeräten (Com-puter-Blitz oder TTL-Steuerung), dieim Nahbereich extrem kurze Leucht-zeiten erreichen, ist Vorsicht geboten.Reziprozitätsfehler sind daraufzurückzuführen, dass sich bei sehrgeringer Beleuchtungsstärke oder zukurzer Belichtungszeit wenigerentwicklungsfähige Silberkeime bil-den können und kleinere Subkernewieder zerfallen.

Die Graumacher vomDienstWie wir im vorangehenden Abschnittgesehen haben, benötigt unser Auf-nahmematerial eine genau dosierteMenge Licht, um ein Motiv mit all sei-nen Tonwerten abbilden zu können.Für die Erfüllung dieser Bedingungbraucht es zweierlei: Erstens ein In-strument, um das Vorhände Licht zumessen, und zweitens eine Vorrich-tung, um die ermittelte Lichtmengeentsprechend den Anforderungen desverwendeten Filmes zu steuern. Fürdie Messung ist der Belichtungs-messer verantwortlich, während dieSteuerung der Belichtung von derBlende und vom Verschluss der Ka-mera übernommen wird. Dielichtempfindliche Schicht einesFilmes arbeitet integrierend, dasheisst, alle Lichteindrücke, die wäh-rend einer bestimmtem Zeit dieEmulsion erreichen, werden aufad-diert. Die Schwärzung der Schichthängt also sowohl von der Beleuch-tungsstärke in der Filmebene als auchvon deren Einwirkungsdauer ab. Mandefiniert die Belichtung daher alsProdukt von Beleuchtungsstärke undEinwirkungsdauer. Die Masseinheitder Belichtung ist die Luxsekunde(Ixs).Einen anderen Massstab für die Be-lichtung kennt man unter der Be-zeichnung Lichtwert (LW oder eng-lisch EV für Exposure Value). DerNullpunkt der Lichtwertskala (LW 0)

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entspricht dem Belichtungswert vonBlende 1 bei 1 Sekunde Belich-tungszeit oder einer beliebigen an-deren Paarung, die zur gleichen Be-lichtung führt. Jede Erhöhung desLichtwertes um 1 entspricht einerHalbierung, jede Verminderung um 1einer Verdoppelung der Belichtung. Indiesem Zusammenhang ist dieTatsache wichtig, dass innerhalb be-stimmter Grenzen eine kleine Blen-denöffnung bei langer Belichtungszeitdas gleiche Ergebnis liefert wie einegrosse Blendenöffnung bei kurzerBelichtungszeit. Um eine bestimmteBelichtung zu erreichen, stehen alsoeine ganze Reihe Blen-den-Zeit-Paarungen zur Verfügung. Welchedavon man auswählt, hängt mitgestalterischen sowie physikalischenGesichtspunkten zusammen und hatmit der eigentlichen Belich-tungsmessung nur indirekt zu tun. Vorjeder Aufnahme steht die Messungdes Aufnahmelichtes, auch wenn diemeisten Menschen, die heute zuihrem Vergnügen fotografieren,diesen Vorgang kaum mehr zurKenntnis nehmen. Ebensoselbstverständlich wie die automati-sche Belichtung erscheint die Tatsa-che, dass normalerweise alle Filme injeder Kamera korrekt belichtete Bilderergeben. Dasselbe erwartet man auchbei der manuellen Messung mit einembeliebigen Handbelichtungsmesser.Dass dies möglich ist, verdanken wireiner weltweiten Normierung, nachder einerseits die Eichung allerBelichtungsmesser erfolgt, dieandererseits aber auch als Grundlagefür die Bestimmung derEmpfindlichkeit des Filmmaterialsdient. Das Problem bei der Festlegungdieser Norm lässt sich mit dereinfachen Frage umschreiben: Wel-che Lichtmenge soll welche Schwär-zung der Filmschicht zur Folge ha-ben? Was auf den ersten Blick sosimpel tönt, mündet in ein Dilemmaund bereitet auch heute noch man-chem Fotografen Kopfzerbrechen.

Weisser Hase, schwarzerPudelNehmen wir einmal an, Sie entdek-ken bei gleichbleibend schönemSonnenschein zwei völlig verschie-dene Fotomotive, von denen Sie jeeine Aufnahme herstellen möchten:einen weissen Hasen in einem

Schneefeld und einen schwarzenPudel auf einem Kohlenhaufen.Richten Sie nun einen Belichtungs-messer abwechselnd auf das eineund auf das andere Motiv, so könnenSie unschwer erkennen, dass vomHasen im Schneefeld sehr viel mehrLicht in Richtung Kamera gelangt alsvom Pudel auf dem Kohlenhaufen.Das verursacht zunächst noch keineSchwierigkeiten, denn der weisseHase soll ja auf dem fertigen Bild hellererscheinen als der schwarze Pu-

Abb. 15: Beispiel zweierObjekte, deren durch-schnittliche Remissionnicht dem Bezugswert von18% entspricht. Das obereMotiv reflektiertüberdurchschnittlich viel,das untere entsprechendwenig Licht. Beide würdenbei normaler Ob-

jektmessung in mittleremGrau erscheinen. Nur wersolche Situationenerkennt und korrigierendeingreift (oder die Licht-messung wählt), wird op-timale Resultate erhalten.

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del. Aber nun kommt das Problem:Der Belichtungsmesser weiss nicht,welches der Pudel und welches derHase ist!Etwas technischer ausgedrückt: Un-terschiedlich helle Objekte reflektie-ren bei gleicher Beleuchtung unter-schiedlich viel Licht. Der Belich-

tungsmesser ist aber nicht in der La-

ge, festzustellen, ob eine bestimmteMotivhelligkeit durch ein helles Objektbei kleiner Beleuchtungsstärke oderaber durch ein dunkles Objekt beigrosser Beleuchtungsstärke ver-ursacht wird. Das bedeutet, dass manmit dem Resultat einer Belich-tungsmessung nichts anfangen kann,solange man die Helligkeit desgemessenen Objektes nicht kennt.Um brauchbare Daten zu erhalten, istes daher notwendig, dass man dieMessung auf ein definiertes Objektmit bekannter Remission bezieht. AlsRemission bezeichnet man diediffuse Reflexion von Licht.

Normgerecht: mausgrauerDurchschnittSo helle oder dunkle Objekte wie imobigen Beispiel sind natürlich wenigpraxisgerecht und wegen der Ex-

tremwerte ihrer Remission als Be-zugsgrösse ungeeignet. Die allge-meingültige Norm für die Eichung vonBelichtungsmessern bezieht sich sichdaher auf die mittlere Helligkeit einesdurchschnittlichen Aufnahmeobjektes.Diese Objekthelligkeit entspricht einerRemission von etwa 18%; das heisst,18% des auftreffenden Lichtesgelangen wieder in die Umgebungzurück, die restlichen 82% werdenabsorbiert. Zum Vergleich:Mattschwarzes Papier hat eineRemission von 2%, hellweisses einesolche von 90%. Die Eichung allerBelichtungsmesser auf ein Mittelgrauvon 18% Remission sorgt dafür, dassbei der durch den Filmherstellerempfohlenen Entwicklung eine mittlereSchwärzung der Filmschicht entsteht.Damit ist sichergestellt, dass eineeinfache Objektmessung in derMehrzahl aller Fälle zu korrekten Er-gebnissen führt.Da alle Belichtungsmesser auf dasgenormte Mittelgrau geeicht sind undfolglich von jedem Objekt ange-nommen wird, dass es diesem Wertentspricht, führt jedes angemesseneObjekt, ungeachtet seiner tatsächli-chen Helligkeit, zu einer mittlerenSchwärzung des Filmes. Im Klartext:Der oben erwähnte weisse Hase imSchneefeld würde in genau den glei-chen Grautönen abgebildet wie derschwarze Pudel auf dem Kohlen-haufen.Wo also die mittlere Helligkeit einesMotives vom Durchschnitt abweicht,sind die Ergebnisse der üblichenObjektmessung mit Vorsicht zu ge-messen. Da liefert auch der teuersteBelichtungsmesser und die ausge-klügeltste Belichtungsautomatik un-genaue Resultate, sofern nicht derFotograf mit seinem Wissen und seinerErfahrung eingreift und die Belichtungentsprechend korrigiert. Wie mansolche und andere Belich-tungsprobleme löst, ist Gegenstandder nachfolgenden Kapitel.

Abb. 16: Ein typischesDurchschnitts-Motiv, dasalle Grauwerte zwischenSchwarz und Weiss inflächenmässig ausgewo-gener Verteilung enthält.Die mittlere Helligkeit ent-spricht der bezeichnetenGraustufe (M) des unterdem Bild dargestelltenGraukeils. Dieser Grautonhat eine Remission von ca.18%.

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Der Belichtungsmesser

Vom Katzenauge zurSilizium — DiodeAls etwa in der Mitte des 19. Jahr-hunderts die Fotografie erfundenwurde, dürfte sich noch kaum jemandGedanken zum Thema Über-belichtung gemacht haben. Dasgrösste Belichtungs-Problem derPioniere von damals bestand darin,überhaupt genug Licht auf die Plattezu bekommen. Zu einer Zeit, als dieBelichtungszeit noch in Minuten odergar Stunden gemessen wurde,spielten ein paar Sekunden mehr oderweniger keine Rolle. Das Ermitteln dererforderlichen Belichtung war dennauch weitgehend eine Sache derErfahrung und des Gefühls. DieMethoden der Berufsleute wirken ausheutiger Sicht manchmal fast rührend:So etwa die Empfehlung aus einemalten Lehrbuch, sich im Fotoateliereine Katze zu halten, um aus derGrosse ihrer Pupillen auf

diesen Tabellen fand man für typische,häufig vorkommende WetterundLichtsituationen Empfehlungen fürBelichtungszeit und Blende. DieseAngaben stützten sich auf jahrelangeErfahrungen und führten, zumindestsolange vorwiegend in Schwarzweissfotografiert wurde, durchaus zu gutenResultaten. In vereinfachter Formhaben diese Belichtungstabellen bisvor kurzem auf dem Beipackzettelpraktisch aller Aufnahmematerialienüberlebt. In Notfällen, zum Beispielwenn wegen mangelnderBatterieleistung der Be-lichtungsmesser ausfällt, sind dieseTabellen eine grosse Hilfe. Dassheute häufig auf dieses Detail ver-zichtet wird, lässt sich allenfalls damitentschuldigen, dass mit den meistenmodernen Kameras bei Batterieausfallohnehin nicht mehr viel anzufangenist.Mit zunehmender Empfindlichkeit derEmulsionen und wachsenden

die erforderliche Belichtungszeit zuschliessen!Für die wenigen interessierten Laien,die damals fast ausschliesslich imFreien fotografierten, standen schonrecht früh Belichtungstabellen zurVerfügung, welche für Anfänger deneinzigen einigermassen zuver-lässigen Anhaltspunkt darstellten. In

Ansprüchen an die Abbildungsqualitätwurde das Abschätzen der Belichtungimmer heikler. Vor allem für die erstenAmateure waren Fehlbelichtungen einechtes Schreckgespenst, dennAusschuss war schmerzlich zu einerZeit, als die lichtempfindlichen Plattennoch selber beschichtet oder fürteures Geld

Abb. 17: Eine Belich-tungstabelle aus demJahre 1920. Lange botensolche Tabellen die einzi-gen Anhaltspunkte für dieBelichtung. Die erstenfotoelektrischen Be-lichtungsmesser, kamenerst in den dreissigerJahren auf den Markt.

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Abb. 18: Ein chemischerBelichtungsmesser ausder Zeit der Jahrhundert-wende. Die Genauigkeitdieser Geräte war nochrecht bescheiden, so dassnoch viele Jahre dieweitverbreitetenBelichtungstabellen diezuverlässigeren Helferwaren. Aufnahme: UrsTillmanns

Abb. 19: Der Ombrux(oberes Bild) kam 1933 aufden Markt und war dererste fotoelektrischeBelichtungsmesser vonGossen. Ein weitererKlassiker mit Selen-Ele-ment war der Sixtomat, derin den fünfziger Jahrenproduziert wurde (unteresBild). Charakteristisch istdie Wabenlinse, hinter dersich das grossflächigeMesselement befindet.

beim nächsten Lichtbild — Künstlergekauft werden mussten. Schon frühsuchte man deshalb nach Methoden,um die Helligkeit desAufnahmemotives zu messen. Zuerstversuchte man sein Glück mitchemischen Belichtungsmessern.

Dies waren kleine, runde Geräte miteiner Öffnung, in die mit einer chemi-schen Substanz getränkte Papier-streifen oder -Scheiben eingelegtwurden, die sich unter dem Einflussvon Licht verfärbten. Aus der Zeit, diedieser Vorgang beanspruchte, leiteteman mittels einer Tabelle dienotwendige Belichtung ab. Späterfanden die optischen Belich-tungsmesser eine grosse Verbrei-tung. Dabei nutzte man den Effektaus, dass das menschliche Auge einebestimmte Minimalhelligkeit benötigt,um Details unterscheiden zu können.Eine gewisse Adaptionszeitvorausgesetzt, ist dieser Wert bei allenMenschen in etwa gleich. OptischeBelichtungsmesser enthielten einentransparenten, ringförmigen Graukeil,durch den man das Motiv anvisierenkonnte. Dieser Graukeil wurde solange gedreht, bis die Details in denSchattenpartien eben noch erkennbarwaren. Die gesuchte Belichtungszeitfand man dann auf einer mit demGraukeil verbundenen Zeitskala. DasProblem bei dieser Art derBelichtungsmessung lag vor allem beider Trägheit des Auges. Bei grosserAllgemeinhelligkeit dauerte esnatürlich eine Weile, bis sich dasAuge an die dunklen Skalen

im Gerät adaptiert hatte. Entspre-chend gross fiel denn auch dieStreuung bei mehrmaliger Messungaus.

Licht erzeugt StromDen Durchbruch in der Belichtungs-messung brachten erst die elektri-schen Geräte, die in den 30er Jahrenauf dem Markt erschienen. Die erstenBelichtungsmesser dieser Artverwendeten als Lichtempfänger re-lativ grossflächige Selen —Elemente. Dies sind Halbleiter —Bauteile, die bei Lichteinfall einenelektrischen Strom abgeben, ähnlichden heute in der Solar — Technikbenützten Silizium — Elementen.Den durch das Licht erzeugten Strombenutzte man direkt, um einempfindliches Messwerk anzutreiben.Durch einen Nachführzei-

ger, drehbare Skalen oder durch ein-faches Übertragen eines Zahlenwer-tes konnte der Ausschlag der Mess-werk-Nadel in Zeit-Blenden-Kombi-nationen umgesetzt werden. Die fürdamalige Verhältnisse erstaunlichpräzisen Geräte hatten aber auchNachteile: Geringe An-

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fangsempfindlichkeit, Trägheit undnachlassende Allgemeinempfind-lichkeit bei zunehmender Alterungdes Selen — Elementes waren diegrössten Probleme. Dazu geselltesich eine gewisse mechanische An-fälligkeit, denn der von den Selen —Elementen erzeugte Strom war sogering, dass nur die empfindlichstenDrehspul-lnstrumente zur Anzeige inFrage kamen. Als weiterer Nachteilist die mangelhafte und ungenaueAbgrenzung des Messwinkels zu er-wähnen. Die grosse Fläche der Se-len-Elemente konnte mit den für dieseGeräte charakteristischen Wa-benlinsen nur unvollkommen an pra-xisgerechte Messwinkel angepasstwerden.Selen — Elemente werden heute nurnoch vereinzelt in sehr einfachenBelichtungsmessern verwendet.Häufiger anzutreffen sind sie noch inreinen Lux-Metern, da für die Lux-Messung (Messung der Beleuch-tungsstärke) definitionsgemäss einegrosse, ebene Messfläche benötigtwird.

Ein Widerstand mit FolgenEinen nächsten Meilenstein setzte dieErfindung des Foto-Widerstan-des.Im Gegensatz zu den Selen —Elementen erzeugen Foto-Wider-stände keinen Strom sondern ändernihren elektrischen Widerstand inAbhängigkeit des auffallendenLichtes. Der für die Messung not-wendige Strom stammt von einerkleinen Batterie. Der Foto-Wider-stand ist in dieser Generation vonGeräten nur das steuernde Element,welches je nach Lichteinfall einenmehr oder weniger grossen Stromfliessen lässt. Dabei gilt folgendeRelation: Je mehr Licht, desto kleinerder Widerstand und folglich um-sogrosser der Strom. Da die Energie voneiner Batterie bezogen wird, kann dieelektrische Messanordnung mitbedeutend höheren Stromstärkenarbeiten, als

dies bei den Selen-Zellen der Fall war.Das bedeutet, dass mechanischweniger empfindliche Messwerke zurAnzeige genügen, was derRobustheit der Geräte zugute kommt.Damit ist der Belichtungsmesser zwarbatterieabhängig geworden, dochdafür hat man sich eine ganze Reihehandfester Vorteile eingehandelt. Dadie eigentliche Empfängerflächeeines Foto-Wider-standes nur wenigeQuadratmillimeter misst, wurde esmöglich, den

Messwinkel mit optischen Hilfsmittelnwie Linsen und Blenden exakteinzugrenzen und den Erfordernissender Praxis anzupassen. Erstmalskonnten auch Geräte konstruiertwerden, deren Messwinkel sich durchVorsätze von normal etwa 30° auf 15°oder gar 7,5° reduzieren lässt. Sogarspezielle Spotmeter mit einemMesswinkel von nur gerade einemGrad rückten in den Bereich desMöglichen.Der Foto — Widerstand brachte aucheine beachtliche Erhöhung derMessempfindlichkeit. Damit konntesich der Belichtungsmesser Arbeits-bereiche erschliessen, die ihm bisanhin wegen der knappen Hellig-keitsverhältnisse verwehrt blieben:

Abb. 20: Ein bekannter,heute noch produzierterVertreter der CdS-Belich-tungsmesser. Der kleineCdS-Fotowiderstand er-möglichte erstmals dieKonstruktion besondersempfindlicher und den-noch ziemlich robusterGeräte. Der Lunasix 3 ge-hört zu den empfindlich-sten Belichtungsmessern,obwohl er keineverstärkende Elektronikbesitzt.

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Belichtungsbestimmung beim Posi-tiv-Prozess im Labor, Selektivmes-sung auf der Mattscheibe der Fach-kamera oder die Messung direkt amMikroskop bei Mikroaufnahmen sindBeispiele für die vielseitigenEinsatzmöglichkeiten moderner Be-lichtungsmesser.

Die winzigen Foto — Widerstände wa-ren aber auch die Voraussetzung, umden ganzen Belichtungsmesser soweit zu verkleinern, dass man ihn indas Gehäuse einer Kleinbildkameraeinbauen konnte. Damit begann dasZeitalter der Messung durch dasObjektiv, heute auf Neu — Deutschmeist TTL-Messung genannt (TTL=Abkürzung für englisch: Through TheLens). Diese Art der Messung hatsich bei Spiegelreflexkamerasgenerell durchgesetzt. Da bei derTTL-Messung nur der Teil des Lichteserfasst wird, der auch wirklich dieFilmebene erreicht, braucht sich derKleinbild — Fotograf in der Regelnicht mehr um Verlänge-rungs- oderFilterfaktoren zu kümmern; einespürbare Vereinfachung, die vorallem in der Amateur-Foto-grafieentscheidend zur Popularisierung desMediums beigetragen hat.

Zwei typische UnartenBei den anfänglich in der Fotografieverwendeten Foto — Widerständenhandelte es sich praktisch aus-schliesslich um Cadmium-Sulfid-Wi-derstände, kurz CdS-Widerständegenannt. Dieser Typ war lange Zeitweit verbreitet. Doch trotz seiner un-bestreitbaren Vorteile musste man in

der Praxis auf zwei physikalisch be-dingte Unarten Rücksicht nehmen:CdS-Widerstände arbeiten relativträge; das heisst, schnellen Licht-wechseln vermögen sie nur unvoll-kommen zu folgen. Schwenkt maneinen CdS-Belichtungsmesser mitengem Messwinkel zu schnell übereine helle Motivstelle, kann es ge-schehen, dass die Anzeige kaumreagiert und den tatsächlichen Kon-trastumfang nicht erkennen lässt.Wegen seiner Trägheit kommt derCdS-Widerstand auch zur Messungvon Blitzlicht nicht in Frage. Nochunangenehmer ist der Ge-dächtnis-Effekt. Aufgrund dieser Erscheinungdauert es nach sehr starken oder sehrschwachen Lichteindrücken eineWeile, bis eine korrekte Messung amanderen Ende der Skala möglich ist.Es scheint, als ob der Foto —Widerstand über eine Art Gedächtnisfür Lichteindrücke verfügt, das zuerstüberwunden werden muss. Misst manzum Beispiel durch das Fenster einesRaumes zuerst das helle Aussenlichtund gleich an-schliessend das unterUmständen sehr knappe Lichtinnerhalb des Raumes, so kann manbeobachten, wie die Messnadelrichtiggehend auf den definitiven Wert"kriecht". Im umgekehrten Fall, wennman seinen CdS-Belichtungsmesseraus der dunklen Foto — Taschenimmt, hilft es, wenn man dieMesszelle "aktiviert", indem man dasGerät ganz kurz gegen eine helleLichtquelle und erst dann auf daseigentliche Motiv richtet.Doch ungeachtet dieser typischenUnarten, handelte es sich bei gutenCdS-Belichtungsmessern um sehrgenaue, universelle und recht robusteGeräte, mit deren Hilfe ganze Fo-tografen-Generationen ihre Filmebelichteten. Auch heute noch ver-wenden einige Hersteller CdS-Zel-lenin bestimmten Modellen. Dabeihandelt es sich zwar durchwegs umältere oder einfachere Typen, doch

Abb. 21: ReichhaltigesZubehör ermöglicht dieAnpassung moderner Be-lichtungsmesser an dieunterschiedlichsten Ge-gebenheiten. So könnenSpitzengeräte ausser fürdie Objekt- und Licht-messung auch für Blitz-,Spot-, Makro-, Mikroskop-oder Labormessungenverwendet werden.

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die Nachfrage beweist, dass der eineoder andere "Klassiker" unter denBelichtungsmessern noch keines-wegs zum alten Eisen gehört.

Schnell wie der Blitz:die Silizium — DiodeDie Gegenwart gehört allerdings denSilizium — Dioden. Dies sind Halblei-ter-Bauteile, die, ähnlich den Foto-Widerständen, bei Lichteinfall ihrenWiderstand ändern und so denStromfluss steuern. Silizium —Dioden reagieren sehr schnell undkennen

keinen Gedächtnis — Effekt. Dieschnellen Silizium — Zellen habenzusammen mit der allgemeinen Minia-turisierung der Elektronik einen wah-ren Entwicklungsschub ausgelöst. Siekommen überall dort zum Einsatz, woschnelles Reaktionsvermögenunabdingbare Voraussetzung ist: invollautomatischen Kameras, welchedie Belichtung noch während desVerschlussablaufes korrigieren, beider TTL — Blitzautomatik, in Com-puter-Blitzgeräten und in Hand-Be-lichtungsmessern, die auch den kür-zesten Blitz erfassen. Die anfänglichstörend hohe Blauempfindlichkeit derSilizium — Dioden konnte inzwischenweitgehend korrigiert werden, so dassin der Regel auch beiFarbdominanten keineÜberraschungen mehr zu befürchtensind. Der Vollständigkeit halber seinoch die Gallium-Arsenid-Foto-

diode oder kurz: Ga-Diode erwähnt.Dieser Typ zeichnet sich ausserdurch eine kurze Ansprechzeit auchnoch durch eine günstige Spektral-empfindlichkeit aus, kommt in derFoto — Technik jedoch nur selten zurAnwendung.

Analog oder Digital?Die Belichtungsmesser, die heute aufdem Markt angeboten werden, lassensich auf Grund ihrer unterschiedlichenAnzeigen in zwei Gruppen aufteilen:in Geräte mit analoger und solche mitdigitaler Anzeige.

Die Klassiker mit demZeigerBelichtungsmesser mit analoger An-zeige verfügen alle über ein mecha-nisches Zeiger — Messwerk, dasnichts anderes als ein empfindlichesMilliampere — Meter ist. Bei denmeisten Zeiger — Geräten entsprichtder Zeigerausschlag zwar dergemessenen Helligkeit; derangezeigte Wert kann jedoch nichtdirekt auf die Kamera übertragenwerden, da für jede Messung eineganze Reihe gültiger Blenden — Zeit— Kombinationen in Fra-

ge kommen und ausserdem auchnoch die Filmempfindlichkeit zu be-rücksichtigen ist.Um all diesen Möglichkeiten Rech-nung zu tragen, bedient man sichmehrerer kreisförmiger und gegen-einander verdrehbarer Skalen. Zu-erst wird auf einer DIN/ASA — Skala(ISO findet man immer noch selten!)die Filmempfindlichkeit eingestellt.

Abb. 22: VerschiedeneMesszellen, wie sie imLaufe der Entwicklungeingesetzt wurden: Selen— Element (links), diverseBauformen von CdS-Widerstände (Mitte) undeine moderne Silizium —Diode (rechts).

Abb. 23: Eine konventio-nelle Zeigerskala. DieZahlen auf der Skala sindkeine Einstellwerte für dieBelichtung, sonderndienen lediglich derÜbertragung auf eine me-chanische Rechenscheibe,auf der dann die pas-senden Zeit-Blenden-Paare abgelesen werden.Für die Ermittlung desKontrastes hingegen kannman die Skalenwerte direktverwenden. Vorteil desZeigers: Tendenzenwerden schnell erkannt,und ein erster Überblicküber den Kontrast ist ohneRechnen möglich.

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die Lage der mittleren Zone V kanndamit ohne grosse Rechenkünstefestgelegt werden. Eng mit demNullabgleich verwandt ist diesogenannte Lichtwaage. Diesearbeitet anstelle eines Zeiger-Messwerkes mit drei Leuchtdioden.Leuchtet die linke Diode, so mussman die Skalen-Scheibe nach rechtsdrehen, leuchtet die rechte, ist nachlinks zu drehen. Die korrekte

Einstellung wird durch die mittlereLeuchtdiode angezeigt, was der Null-Stellung eines Zeigerinstrumentesentspricht. Damit ist zwar einschneller Abgleich möglich; hingegenkönnen Kontraste nicht so leichtermittelt werden, da bei Abweichun-gen vom Mittelwert nur eine Diodeaufleuchtet, ohne die Grosse der Dif-ferenz sichtbar zu machen.

Tendenz: sichtbarDer Vorteil der Analog-Anzeige liegtdarin, dass der Anwender den Zei-gerausschlag direkt interpretierenkann. Ohne Ablesen und ohneRechnen wird beim Anvisieren ein-zelner Motivteile sofort sichtbar, wohellere oder dunklere Stellen beson-dere Vorsicht erfordern. Mit etwasErfahrung können rein visuell aus demWinkel zwischen dem grösstem unddem kleinsten Zeigerausschlag sogarRückschlüsse auf die absoluteGrosse des Motivkontrastes gezogenwerden. Bei einfachen Digital-Anzeigen hingegen kommt man nichtum etwas Kopfrechnen herum. DieAblesegenauigkeit der Analog-Anzeigen ist für die allermeisten An-

wendungen absolut genügend undliegt etwa bei 1/4 Blende. Wer auchnoch Differenzen von 1/10 Blenden-wert erkennen möchte, kommt nichtum ein digital anzeigendes Gerätherum.Auch manche Sonderfunktionen, wieetwa die visuelle Darstellung desKontrastumfanges oder das Zählender Anzahl der Auslösungen beimkumulativen Blitzen, lassen sich mitZeigerinstrumenten nicht realisieren.Hier beginnt die Domäne der digitalenBelichtungsmesser, derenEntwicklung den einfachen Handbe-lichtungsmesser in ein richtiges HighTech Messzentrum im Taschenformatverwandelt hat.

Die modernen DigitalenBei digitalen Belichtungsmessernsucht man vergebens nach demMesswerkzeiger und den bekannten,runden Belichtungs-Skalen. Dafürdominieren ein grossflächiges LCD-Anzeigefeld und eine ganze Reiheelektrischer Tasten das Design derGeräte. Digitale Belich-

tungsmesser arbeiten rein elektro-nisch. Der durch die Silizium-Mess-zelle fliessende schwache Messstromwird elektrisch verstärkt und

Abb. 26: Die Lichtwaageist eng mit der Nullpunkt-skala verwandt und funk-tioniert auch ähnlich.Vorteil: VollelektronischeMessung ohne mecha-nisch empfindlichesMesswerk. Nachteil: Diedrei Leuchtdioden erlau-ben nur den Abgleich nachdem Muster "nicht gut -gut - nicht gut". Tendenzenlassen sich kaumerkennen und Kon-trastmessungen sind mitRechenarbeit verbunden.

Abb. 27: Am meisten In-formationen liefern diedigitalen Belichtungs-messer. Einige Gerätekönnen nicht nur messen,sondern auch rechnen. DieMittelwertbildung ausmehreren Messwerten,Kontrastberechnungenoder das Zählen undAddieren von Blitzenwerden von der Elektronikübernom-

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Abb. 28: Auf einer Digi-talskala sind Tendenzenoder plötzliche, kleineÄnderungen des Mess-wertes nur schwer zu er-kennen. Um diesenNachteil wettzumachen,werden alphanumerischeAnzeigen durch digitali-sierte Analogskalen er-gänzt. Bei dieser Anzeigeerfolgt die Angabe derBlende zusätzlich durcheinen Balken auf einerhorizontalen Skala.Bruchteile von ganzenBlendenstufen werden aufeiner weiteren quasi-analogen Skala in der Arteines kleinen Zeigers an-gegeben.

das Resultat anschliessend von eineraufwendigen Elektronik mannigfaltigausgewertet. Die Eingabe aller für dieMessung notwendigen Daten- wie etwa der Filmempfindlichkeit -erfolgt mittels Tasten oder Schalter.Alle wichtigen Werte werden beimAbschalten des Gerätes in der Regelelektronisch gespeichert und stehenbeim nächsten Einschalten wieder zurVerfügung. Die digitalen Messgerätebieten eine ganze Reihe vonSonderfunktionen, mit denen prak-tisch alle messtechnischen Problemeder Fotografie gelöst werden können.Eine summarische Aufzählung soll dievon Gerät zu Gerät leicht variierendenMöglichkeiten illustrieren:

•Objekt- und Lichtmessung•wahlweises Anzeigen von Blende

oder Belichtungszeit bei entspre-chender Zeit- oder Blendenvorwahl

• Umschaltung auf Anzeige in Licht-werten

• Messung von Blitz- und Dauerlicht(sowie die Kombination von bei-dem)

• kumulierende Messung beimMehrfachblitzen

•Speichern mehrerer Messwerte• Messung und Darstellung von

Kontrastverhältnissen• Umschaltung von Mittelwert-Be-

lichtung auf Betonung der Lichteroder Schatten

•automatische Berücksichtigungvon Verlängerungs- oder Filterfak-toren

• Messen von Beleuchtungsstärkenund Filterdichten

• Messen der Farbtemperatur undBestimmung von Konversionsfiltern

•als vorläufigen Höhepunkt der Ent-wicklung: die drahtlose Übertra-gung der Messwerte vom Belich-tungsmesser zur Kamera! (MinoltaFlashmeter IV mit den KamerasMinolta 7000 und 9000)

Die Kenntnis der Grundlagen und dieBeherrschung der prinzipiellenMessmethoden, wie sie in diesemBuch beschrieben werden, bieten dasnötige Rüstzeug um die vielfältigenMöglichkeiten eines digitalenBelichtungsmessers überhaupt aus-nutzen zu können. Als grundsätzlicherNachteil der Di-gital-Anzeigen musserwähnt werden, dass beiÄnderungen des MesswertesTendenzen nicht auf den ersten Blickerkennbar sind. Das heisst, beimAnmessen mehrerer Details ist mangezwungen, jeden Messwertabzulesen, um durch Vergleich mitdem vorangehenden festzustellen, obder Wert nun zu- oder abgenommenhat. Diesen Makel haben auch die Her-steller erkannt und ihre neuestenGeräte teilweise mit zusätzlichen,quasi-analogen Skalen ausgerüstet.

Darunter versteht man Skalen, beidenen durch Aneinanderreihen odersequentielles Umschalten von kleinenAnzeige-Elementen der Eindruckeiner analogen Skala entsteht. Dankdiesem Trick gelang es, die Vorteileder Analog-Skala mit denjenigen derDigital-Anzeige zu vereinen.Im übrigen erlauben LCD-Displays,im Gegensatz zu einem Zeigerin-strument, eine fast beliebige Gestal-tung der Anzeigen, so dass auchmehrere Messwerte und Einstelldatengleichzeitig dargestellt werdenkönnen. Grenzen setzen nur die For-derung nach Übersichtlichkeit und derzur Verfügung stehende Platz.

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Jeder besitzt einenBelichtungsmesser!Wer sich nicht unbedingt einenHandbelichtungsmesser anschaffenmöchte, erinnert sich vielleicht daran,dass er ja eigentlich bereits einkompliziertes und präzises Messge-

rät besitzt, nämlich den in seiner Ka-mera eingebauten Belichtungsmes-ser. Allerdings sind die TTL-Belich-tungsmesser moderner und vollau-tomatischer Kameras kaum mehrdafür konzipiert, um mit ihrer Hilfeaktiv die Belichtung zu bestimmen.Die Anzeigen der Kamera geben imNormalfall denn auch nicht Aufschlussüber die gemessene Motivhelligkeit,sondern informieren lediglich darüber,wie die Kamera-Auto-matik nun zubelichten gedenkt. Zwar verfügen diemeisten Kameras überBeeinflussungs-Möglichkeiten, dochum diese sinnvoll zu nutzen, wären oftmehr Informationen notwendig, als sieein durchschnittliches Kamera-Display zu bieten vermag.Immerhin: Schaltet man seine Ka-mera auf manuellen Betrieb, so er-laubt jeder TTL-Belichtungsmessereine individuelle Belichtungssteue-rung. Leider ist die Handhabung aberoft etwas umständlich, da vieleKamera-Anzeigen auf Abweichungender Belichtung vom Sollwert lediglichmit einem blinkenden "+" oder"-"reagieren. Wie gross die Abweichungwirklich ist, erfährt man nur indirektdurch Ablesen der einge-stelltenWerte, erneutes Abgleichen,

nochmaliges Ablesen und Ausrech-nen der Differenz. Allerdings existie-ren auch Kameras, die Abweichungenbis zu drei Blendenstufen zah-lenmässig direkt anzeigen. Diesbe-züglich am praktischsten waren dieälteren Kameras, bei denen ein me-chanischer Zeiger im Sucher über dieBelichtung informierte. Anhand desZeigerausschlages erhielt man rechtschnell ein Bild von den Hellig-keits-und Kontrastverhältnissen.Andererseits bieten moderne High-Tech-Kameras gerade in Bezug aufdie Belichtungsmessung ein Reihevon Raffinessen, die nicht zu ver-achten sind und die den Verzicht aufden guten alten Zeiger versüssen.Was man über die TTL-Messung undderen Handhabung im einzelnenwissen sollte, steht im Kapitel DieTTL-Messung.

Von der Kreuzkupplung zumMultiautomatWie bei den Handgeräten widerspie-gelt auch die Entwicklung der TTL-Belichtungsmesser den Fortschritt aufdem Gebiet der Elektronik. Die erstenin Kameras eingebauten Be-lichtungsmesser waren noch nicht inder Lage, das Licht durch das Objektivzu messen. Die anfänglich ver-

wendeten Selen-Elemente konntenwegen ihrer Grosse nicht im Sucher-prisma untergebracht werden, sodass man sich diese Geräte eher als

Abb. 29: Ein Selen-Be-lichtungsmesser, einge-baut in eine Spiegelre-flex-Kamera. Die Messungerfolgte noch nicht durchdas Objektiv, und eineautomatische Übertragungder Einstellwerte gab esauch noch nicht. Eshandelte sich eher umeinen in die Kameraintegrierten Hand-belichtungsmesser.

Abb. 30: Moderne Kame-ras stecken voller Elek-tronik. Die eigentlicheMesszelle ist im Gewirrder Leiterbahnen kaummehr auszumachen.Allerdings dient nur derkleinste Teil der Elektronikder Belichtungsmessung.Der grosse Rest ist für dieverschiedenenAutomatikprogrammesowie für die Steuerungvon Verschluss, Blende,Filmtransport, Blitzlei-stung usw. zuständig.

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in das Kameragehäuse integrierteHandbelichtungsmesser vorstellenmuss. Erstdie Erfindung der wesent-lich kleineren CdS-Fotowiderstände,die später durch die schnelleren Si-lizium-Dioden ersetzt wurden, ebneteden Weg für den Durchbruch derTTL-Messung.Gleichzeitig mit der Integration desBelichtungsmessers in die Kameraerfolgte ein weiterer Entwicklungs-schritt: Die gekoppelte Nachführ-

messung wurde erfunden. Musstenfrüher die ermittelten Belichtungsdatenvon Hand auf die Kamera übertragenwerden, so konnten nun dank derNachführmessung beide Aufgaben,das Messen und das Einstellen, ineinem Arbeitsgang erledigt werden.Ähnlich wie bei den entsprechendenHandbelichtungsmessern muss mandazu entweder einen Nachführzeigermit dem Zeiger des Messgerätes inDeckung bringen oder denMesszeiger in die Skalenmittebewegen (sogenannte Licht-waage).Das Nachführen erfolgt mit denEinstellelementen für die Blende unddie Verschlusszeit, die zu diesemZweck mit dem Belichtungsmessermechanisch gekoppelt sind. Dies istauch der Grund für die Bezeichnunggekoppelte Nachführ-

messung oder gar kreuzgekoppelteNachführmessung. Vor der Messungwar es vorderhand noch nötig, dasObjektiv auf den eingestellten Wertabzublenden (Ar-beitsblendenmessung), da der da-mals weit verbreitete Objektivan-schluss mit Schraubgewinde dieÜbertragung des Blendenwertes vomObjektiv auf das Gehäuse er-schwerte. Dank der Verbreitung derBajonett-Anschlüsse konnte auchdieses Problem gelöst werden, wo-durch sich die Offenblendenmes-sung sehr schnell zum allgemeinenStandard entwickelte. Die Erfindungder Innenmessung und die fort-schreitende Miniaturisierung derElektronik sorgten für weitere Ent-wicklungsschübe: Zeit-, Blenden-undMehrfachautomatik folgten in kurzenZeitabständen und legten denGrundstein zur Entwicklung dermodernen High-Tech-Kameras, indenen die Elektronik die Steuerungpraktisch aller Vorgänge übernommenhat.Auch die in den Kameras verwendetenAnzeigen passten sich dem Trend an:In einer ersten Phase wurde derZeiger abgelöst durch Leuchtdioden.Zunächst konnten damit nur quasi-analoge Anzeigen in Form vonwandernden Leuchtpunkten realisiertwerden. Anschliessend folgten dieersten alphanumerischen LED-Displays. Wegen des grossenStromkonsums war dieser Art derAnzeige allerdings kein grosser Erfolgbeschieden. Den Durchbruch für diealphanumerische Anzeige schafftenerst die batterieschonenden Flüssig-Kristalle. DankderLCD-Technikkönnen heute ausser derBelichtungszeit und der Blende nocheine ganze Reihe weiterer Daten an-gezeigt werden. Das Kameradisplayhat sich zu einem eigentlichen Kom-munikations-Fenster entwickelt, dasfrüher über die ganze Kamera ver-teilte Skalen und Anzeigen an zen-traler Stelle vereint.

Abb. 31: Auch bei derTTL-Messung hat sich dieForm der Anzeigegewandelt. Früher mussteman sich mit einemeinfachen Zeiger imSucher begnügen. Heuteliefern grossflächigeLCD-Displays jede MengeInformationen.

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VerwirrendeÜbersicht: die SkalenBlickt der Neuling zum ersten Mal aufdie Skalen oder die Digital-An-zeigeeines modernen Belichtungsmessers,fragt er sich sicher zu Recht, ob dasalles nicht eher Verwirrung dennKlarheit schafft. Doch hat man sicherst einmal mit der Funktion dereinzelnen Skalen und Anzeigenbefasst, erkennt man schnell, dassselten alle Skalen gleichzeitigbenötigt werden. Konzentriert mansich auf das, was man zum Löseneiner bestimmten Aufgabe wirklichbraucht, ist die Sache nur noch halbso schlimm.

Das grosse Quiz: ASA,DIN oder ISO?Die erste Skala, mit der Sie Bekannt-schaft machen, ist jene, auf der Siedie Filmempfindlichkeit einstellensollen. Und gleich lernen Sie auch dashehre Grundprinzip internationalerKooperation kennen: Alles istgenormt, aber nichts passt! Genormtist zum Beispiel die Angabe derFilmempfindlichkeit in ISO. Aber eineISO-Skala suchen Sie in aller Regelvergebens. Der Grund isteinleuchtend: Die ISO-Skala entstanddurch einfaches "Zusammen-

kleben" der DIN- und ASA-Skala,wobei der DIN-Zahl zur Unterschei-dung noch ein neckisches "°" ange-fügt wurde. Anstelle von "100 ASA"oder "21 DIN" schreibt man heutekorrekterweise "ISO 100/21 °". In derPraxis findet diese komplizierte An-

gabe aber auf keiner Anzeige sorichtig Platz; vor allem nicht beihochempfindlichem Film, wenn etwader Wert "ISO 12500/42°" unterzu-bringen ist (z.B. beim Kodak Tmaxp3200; 2 Blenden gestossen). Die mitzunehmender Filmempfindlichkeitschnell ins Unhandliche an-wachsende ISO-Bezeichnung kolli-diert hier offensichtlich mit demTrend, immer mehr Informationen aufrelativ kleinflächigen Displaysanzuzeigen.Bei Belichtungsmessern mit Zeiger-messwerk und mechanischen Ein-stellscheiben sind stets beide Emp-findlichkeits-Skalen anzutreffen. Siekönnen also zwischen DIN und ASAwählen. Die digital anzeigenden Ge-räte hingegen akzeptieren meistensnur die ASA-Werte. Den Vogel abge-

schossen haben jene japanischenHersteller, deren Geräte laut LCD-Display zwar ISO versprechen, dannaber doch nur ASA-Werte anzeigen.Doch egal ob ISO, ASA oder DIN:ohne geeignete Einstellung der Film-empfindlichkeit ist auch keine kor-rekte Belichtung zu erwarten. Dabeimuss die gewählte Empfindlichkeitdurchaus nicht immer mit dem auf derFilmschachtel aufgedruckten Wertübereinstimmen. Eine möglicheUrsache für eine abweichendeEinstellung ist die Absicht, den Filmspäter forciert zu entwik-keln, ihnalso, wie man sagt, zu stossen. AuchFeinkornentwickler, welche dieFilmempfindlichkeit nicht vollausnutzen, können Grund für einepersönliche Eichung sein.

Abb. 32: Auch wenn ISOsteht: Bei den meistenDigital-Geräten werdennur ASA-Werte akzeptiert.

Abb. 33: Der Platz für dieFilmempfindlichkeit wirdlangsam knapp. Nichtüberall vermochten dieHersteller vonBelichtungsmessern mitder rasanten Entwicklungder Film-Chemie Schrittzu halten. FünfstelligeASA-Werte finden nochnicht auf jeder SkalaPlatz.

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Einfach nur Zahlen: dieÜbertragungs-SkalaBei einfachen Zeigergeräten ist dienächste Skala, mit der Sie zu tun ha-ben, die Übertragungs-Skala. DieseSkala finden Sie in zweifacher Aus-führung: einmal unter dem Zeigerund ein zweites Mal auf der Scheibemit den Belichtungs-Skalen. Die

Zahlen auf der Übertragungs-Skalabedeuten keine physikalische Grosse,sondern dienen in erster Linie dazu,die Scheibe mit den Belichtungs-Skalen in die richtige Position zu dre-hen. Die Intervalle zwischen diesenZahlen sind klugerweise so gewählt,dass sie exakt einer Belichtungsstufeentsprechen. Dank dieser Mass-nahme kann man die Übertragungs-Skala auch für Kontrastmessungenverwenden: jeder Skalenwert mehrbedeutet die doppelte, jeder Skalen-wert weniger die halbe Lichtmenge.Geräte mit Nachführzeiger, Null-punkt-Abgleich oder Digital-Anzeigebenötigen keine Übertragungs-Skala;für die Kontrastmessung sind daherandere Skalen zu verwenden.

Die Untrennbaren:Blende und ZeitDie Bedeutung der Blenden- und derZeitskala sowie deren Zusammen-hang wird hier als bekannt vorausge-setzt. Wer sich diesbezüglich unsi-cher fühlt, dem sei empfohlen, sichan eines der zahlreichen Fotolehrbü-cher zu halten, die sich mit denGrundlagen der Kameratechnik be-fassen. Bei diesen beiden Skalenzeigt sich ein weiterer Unterschiedzwischen der mechanischen Anzeigeund dem LCD-Display: Auf denBelichtungs-Skalen der Zeigergerätesind alle Blenden-Zeit-Paare aufeinen Blick zu erkennen. Auf Grundphysikalischer Nebenbedingungen(Verwackelungsgefahr, allgemeineBildschärfe) und gestalterischer Ab-sichten (Bewegungseffekte, Schär-fentiefe) fällt es leicht, eine geeigneteKombination zu finden. Digital-Anzeigen hingegen präsentieren demBenutzer nur gerade eine einzigeMöglichkeit. Nach Eingabe dergewünschten Blende oderBelichtungszeit wird die dazu pas-sende Zeit oder Blende angezeigt.Erweist sich dieser Wert im konkretenFall als nicht praxisgerecht, muss manentweder kopfrechnen oder dieVorgabe so lange ändern, bis maneine sinnvolle Paarung erhält.

Praktisch vergessen aberdennoch praktisch: derLichtwertWer sich bis jetzt auf die Innenmes-sung seiner Kamera verlassen hat,wird auf dem Handbelichtungsmes-ser noch eine weitere, bis anhin viel-leicht noch unbekannte Skala ent-decken, die entweder mit LW oderEV bezeichnet ist. LW bedeutetLichtwert, EV steht für englisch Ex-posure Value.Die Lichtwertskala wurde erfunden,um den Umgang mit Zeit und Blendezu vereinfachen. Die Angabe "Blende11 bei 1/125 Sekunde" mag

Abb. 34: VerwirrendeÜbersicht: Die Skalen-Scheibe eines Belich-tungsmessers mit Zeiger-messwerk. Konzentriertman sich zunächst auf dieSkalen, die man nor-malerweise wirklichbraucht, ist die Sache nurnoch halb so schlimm.

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im Einzelfall zwar korrekt sein, sie istaber nicht die einzig richtige. Blende5,6 bei 1/500 Sekunde oder Blende 22bei 1/30 Sekunde führen be-lichtungstechnisch zum selben Er-gebnis wie auch noch ein halbesDutzend weiterer Kombinationen.Ganz unterschiedliche Zeit-Blen-den-Paare können also die gleicheBelichtung bedeuten; ein Tatsache,welche die Kommunikation nicht ge-rade vereinfacht. Noch ein Beispiel:Auf Ihrem Belichtungsmesser lesensie Blende 22 bei 1/15 Sekunde ab. AnIhrer Kamera ist jedoch Blende 2,8 und1/500 Sekunde eingestellt. KönnenSie auf Anhieb sagen, ob Sie sokorrekt belichten oder die Einstellungändern müssen? Diese Problemewollte man Mitte der fünfziger Jahremit der Einführung des Lichtwerteselegant aus der Welt schaffen. Dazuwurde eine Skala erfunden, welche dieKombination von Zeit und Blende ineiner einzigen Zahl vereint, diekonstant bleibt, solange sich an denLichtverhältnissen nichts ändert. DerNullpunkt der Lichtwertskalaentspricht Blende 1 bei 1 Sekunde.Verdoppelt man die Zeit odervergrössert man den Blendenwert umeine Stufe, nimmt der Lichtwert umeine Einheit ab. Im umgekehrten Fallwird der Lichtwert um eine Einheitvergrössert. Verdoppelt man hingegendie Zeit bei gleichzeitiger Verringerungdes Blendenwertes um eine Stufe(oder umgekehrt), bleibt der Lichtwertkonstant. Der Lichtwert macht abererst so richtig Sinn, wenn dieentsprechende Skala auch an derKamera oder am Objektiv zu finden ist.Und genau hier liegt der Pferdefuss.Nach ein paar zaghaften Versuchenwurde die Übung nämlich wiederabgeblasen. Einzig die Zeiss-Objektive mit Zentralverschluss für dieHasselblad sind heute noch mit einerLichtwert-Skala ausgerüstet. Beidiesen Objektiven sorgt eine(ausschaltbare) mechanischeKupplung zwischen

dem Blenden- und dem Zeiteinstell-ring dafür, dass bei Änderung des ei-nen Wertes der andere derart nach-geführt wird, dass sich wieder diegleiche Belichtung ergibt. Zur Ein-stellung der Belichtung werden diebeiden Ringe entsprechend derLichtwertskala gegeneinander ver-dreht. Nach Einrasten der Kupplung

kann man die Blenden-Zeit-Paarungbeliebig wechseln, ohne sich weiterum die korrekte Belichtung kümmernzu müssen.Behindernd bei der Einführung desLichtwertes wirkte die Tatsache, dassbei Spiegelreflexkameras mit ihrenWechselobjektiven die mechanischeKupplung von Zeit und Blende grosseProbleme bot. Heute, im Zeitalter derElektronik, ist die Lichtwerteinstellungnur noch eine Frage des Marketings.Was allerdings deren Chancen kaumvergrössert, denn diesbezüglicheWünsche dürften bei den Markt-Strategen ziemlich weit hintenrangieren. Bei den Be-lichtungsmessern hingegen hat dieLichtwert-Skala überlebt und ist dortauch durchaus nützlich. Man kann siezum Beispiel zur Ermittlung desBeleuchtungs- oder Motivkontrastesbenutzen, da hier keine absoluten,sondern nur relative Messwerte not-wendig sind. Dabei profitiert man vomlinearen Aufbau dieser Skala, diemathematisch bedeutend einfa-

Abb. 35: Bei Digitalanzei-gen sind nicht immer alleSkalen gleichzeitigsichtbar (z.B. entwederZeit und Blende oderLichtwerte). Dies verein-facht zwar das Ablesen;dafür hat man, im Gegen-satz zu Zeigergeräten,nicht alle Zeit-Blenden-Paare gleichzeitig im Blick.

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eher zu handhaben ist als die nicht-linearen Blenden- und Zeitskalen.Gehalten hat sich der Lichtwert auchim Sprachgebrauch. Vor allem wo esum Änderungen einer vorgegebenenBelichtung geht, gibt man das Massder Korrektur bevorzugt in Lichtwertenan. Die ebenfalls vielbe-nütztenBlendenstufen gehen mir persönlichnur schwer über die Zunge.Schliesslichkannmanjaeineum eineBlendenstufe reichlichere Belichtungebensogut durch Verdoppelung derZeit erreichen. Da ist der neutraleLichtwert doch bedeutend logischer.Daneben haben sich auch dieBegriffe Belichtungsstufe oderBelichtungsintervall eingebürgert, diezwar dasselbe meinen, aber etwasschwerfälligerwirken. Üblich ist derLichtwert auch bei der Angabe desMessumfanges von Belich-tungsmessern. Dabei muss man be-rücksichtigen, dass der Lichtwert nurdann einer bestimmten absoluten"Helligkeit" entspricht, wenn dieFilmempfindlichkeit bekannt ist. In derRegel beziehen sich Lichtwertangabendaher auf ISO 100/21 °. Die übrigenSkalen, die zum Beispiel derautomatischen Berücksichtigung vonFilterfaktoren, der Kontrastmessungoder der Blendenermittlung beiFilmaufnahmen dienen, variieren vonGerät zu Gerät. Sofern diese Skalenfür spezielle Belange der Fotografievon Bedeutung sind, wird in denentsprechenden Kapiteln daraufeingegangen.

Darf's ein Zehntel mehrsein?Ein Wort noch zur Genauigkeit derDigital-Geräte: In Bezug auf die ei-gentliche Messung besteht kein we-sentlicher Unterschied zu analog an-zeigenden Messgeräten der Spit-zenklasse. Hingegen sind die digita-len Belichtungsmesser bei derGenauigkeit der Anzeige eindeutigüberlegen. Die Belichtungszeitenwerden zwar vernünftigerweise nur

in ganzen Stufen angegeben; dafürerfolgt die Anzeige der Blende meistin Zehntelstufen, wobei die Zehntel-werte als kleine, tiefgestelle Zahlenneben dem ganzen Blendenwert er-scheinen. Die Angabe f/8? darf jedochnicht als f/8,7 gelesen werden, denndie Sieben entspricht sieben Zehntelndes Intervalles bis zum nächsten,ganzen Blendenwert, in diesem Fallf/11. Die Anzeige f/8? bedeutetdemnach Blende 8 plus 7/10Blendenstufen. In dezimaler

Schreibweise würde dies etwa f 10,2entsprechen. Da aber in der Foto-grafie das Hantieren mit halben, drit-tel, oder viertel Blendenstufen üblichist, hat sich die Angabe von Bruch-teilen des Blendenintervalles auch beiden Belichtungsmessern durch-gesetzt. Natürlich lassen sich derartexakte Werte in der Regel nicht aufdas Objektiv übertragen, da die ent-sprechende Skala meistens nurhalbstufige Rastungen aufweist. Auf-und Abrundungen sind also un-umgänglich, was die grosse Genau-igkeit der Anzeige wieder etwas re-lativiert. Sinnvoll sind die Zehntel-werte bei kritischen Beleuchtungs-aufgaben, etwa bei Reproduktionen,da sie einen Abgleich der einzelnenLichtquellen ermöglichen, der höch-sten, professionellen Ansprüchengenügt. Für die normale Aufnahme-praxis halte man sich vor Augen,dass bei einer Belichtungsserie aufDia-Film ein minimales Intervall voneiner drittel Blendenstufe nötig ist, umvisuell überhaupt einen Unterschiedzu erkennen.

Abb. 36: Die kleinen Zah-len neben den Blenden-werten bedeuten Zehntel-Blendenstufen und sindnicht mit Dezimalbrüchenzu verwechseln. DieAnzeige 8,0? meint Blende8 plus 7/10 Blendenstufen,was in rein dezimalerSchreibweise etwa Blende10,2 entsprechen würde.

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Die Objektmessung

Die Objektmessung ist die Messungjenes Lichtanteils, der vom Aufnah-me-Objekt in Richtung Kamera re-flektiert wird (Motivhelligkeit). Eshandelt sich also um genau das Licht,welches, vom Motiv ausgehend, auchdurch das Objektiv auf den Filmgelangt. Bei der Objektmessung richtetman den Belichtungsmesser vomStandort der Kamera aus so auf dasMotiv, dass die Messzelle nur dasvom Objekt reflektierte Licht erfasst.Da für die Messung derKamerastandort nicht verlassenwerden muss und der Be-lichtungsmesser das gleiche "sieht"wie der Fotograf und die Kamera, istdie Objektmessung die bekanntesteund am häufigsten praktizierte Art derMessung. Auch die in allen Spie-gelreflexkameras anzutreffende TTL-Messung ist konstruktionsbedingt aufdie Objektmessung spezialisiert. Allegrundsätzlichen Ausführungen zurObjektmessung gelten daher ebensofür die heute allgemein üblicheInnenmessung. Wichtig für die Praxisder Objektmessung ist die Tatsache,dass das Resultat dieser Messungvon zwei

unterschiedlichen Faktoren abhängt:zum einen von der Beleuch-tungsstärke und zum anderen von derObjekthelligkeit. Zur Erinnerung:Unter Beleuchtungsstärke verstehtman die Stärke jenes Lichtes, das zurBeleuchtung eines Aufnahme-objektes dient. Bei Aussenaufnah-men dürfte dies in der Regel dasSonnenlicht sein. Mit Objekthelligkeitbezeichnet man das Reflexions-vermögen eines bestimmten Körpersoder, etwas ungenauer ausgedrückt,die "Helligkeit" der Oberfläche (ohneBerücksichtigung derBeleuchtungsstärke!). Aus dem Zu-sammenwirken von Beleuchtungs-stärke und Objekthelligkeit ergibt sichdie sogenannte Motivhelligkeit.Anstelle von Objektmessung von"Motivmessung" zu sprechen wäredemnach eigentlich korrekter; dererste Begriff hat sich aber eingebür-gert und ist auch in der DIN-Norm19040 festgelegt.Aus den obigen Ausführungen ergibtsich, dass ein helles Objekt bei ge-ringer Beleuchtungsstärke durchauszur gleichen Motivhelligkeit führenkann wie ein dunkles Objekt bei

Abb. 37: Bei der Objekt-messung wird das vomObjekt reflektierte Lichtgemessen. Wichtig ist dieTatsache, dass dasReflexionsvermögen desObjektes, also die Objekt-helligkeit, die Messungbeeinflusst. Ungleich helleObjekte führen daher trotzidentischerBeleuchtungsstärke zuunterschiedlichen Mess-resultaten.

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grosser Beleuchtungsstärke. Bei einerObjektmessung wird man daher inbeiden Fällen das gleiche Resultaterhalten, was logischerweise auchdie gleiche Schwärzung des Filmeszur Folge hat. Aber auch imumgekehrten Fall, wenn bei gleichhellen Objekten eine variierendeBeleuchtungsstärke zuunterschiedlicher Motivhelligkeitführt, ist eine identische Schwärzungzu erwarten. Das liegt daran, dasssich die Eichung eines Belichtungs-messers auf einen mittleren Grauwertvon 18% Reflexion bezieht unddaherdas Resultat jeder Objektmes-sung unabhänging von der Beleuch-tungsstärke stets eine durchschnitt-liche Schwärzung der Schicht be-wirkt.Dieses Ausgleichen der mittlerenMotivhelligkeit bei unterschiedlicherBeleuchtung oder verschieden hellenObjekten ist in der Regel nicht

chen oder spezielle Stimmungenwiedergegeben werden sollen, sinddie Resultate der Objektmessung mitVorsicht zu geniessen. Man ver-gleiche hiezu auch den AbschnittWeisser Hase, schwarzer Pudel imKapitel Licht und Film. Die in solchenProblemfällen notwendigen Belich-tungskorrekturen kann man entwedernach Gefühl (bei genügender Er-fahrung) oder aber mittels entspre-chender Messtechnik vornehmen.Die Stichworte hiezu lauten: Detail-messung, Ersatzmessung oderLichtmessung.

Die IntegralmessungDie einfachste Form der Objektmes-sung ist die Integralmessung, /nte-gra/deshalb, weil die Messung dasgesamte Bildfeld umfasst, wobei je-des Motivdetail entsprechend seinerGrosse und Helligkeit zum Resultat

nur erwünscht, sondern notwendig,damit der Film unabhängig von denBeleuchtungs- und Motiv-Verhältnis-sen stets die richtige Menge Licht er-hält, um gut durchzeichnete Negativeoder Dias zu liefern. Wenn abergrössere Teile des Motives wesent-lich vom mittleren Grauwert abwei-

beiträgt. Aus dieser Definition ergibtsich die Forderung, dass das Mess-feld möglichst genau mit dem zu fo-tografierenden Motivausschnittübereinstimmen muss. Ganz exaktkann diese Bedingung nur mit einerintegral arbeitenden TTL-Messungerfüllt werden, da hier der Bildaus-

Abb. 38: Mit einem Mess-winkel um 40 (schwarzerKreis) erfassen Hand-belichtungsmesser geradeetwa den den horizontalenBildwinkel einesNormalobjektives(schwarzes Rechteck).Diese integrale Objekt-messung liefert nur dannkorrekte Ergebnisse, wennsich, wie bei diesemBeispiel, innerhalb desMessbereiches licht-mässig nichts Ausserge-wöhnliches befindet.

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schnitt zwangsläufig mit der gemes-senen Fläche identisch ist. BeiHandbelichtungsmessern hat mandas Problem dadurch gelöst, dassman den Messwinkel durch optischeMassnahmen auf etwa 30° bis 40°begrenzt. Dies entspricht ungefährdem horizontalen Bildwinkel ei-

nes Normalobjektives. Nicht über-einstimmende Mess- und Bildwinkelführen leicht zu verfälschten Resul-taten. Bei zu grossem Messwinkelkönnen etwa helle Lichtquellen knappausserhalb des Bildes grosse Fehlerverursachen, während bei zu kleinemWinkel die Messung nicht unbedingtdem für das ganze Bildfeld gültigenMittelwert entspricht. Zur Messungmuss man den Belichtungsmessermöglichst parallel zur optischen Achseder Kamera halten, da zu grosseAbweichungen von derAufnahmerichtung ebenfalls Unge-nauigkeiten verursachen können. BeiAufnahmen mit Teleobjektiven ist dernormale Messwinkel von Hand-belichtungsmessern natürlich zugross. Daher bieten die HerstellerVorsätze an, mit denen der Mess-winkel auf 15°, 10° oder gar 5° ver-kleinert werden kann. Bei solch engenMesswinkeln wird das genaueAusrichten des Belichtungsmesserszum Problem. Deshalb sind dieseVorsätze mit einem kleinen Durch-sichtssucher ausgerüstet, der dasAnvisieren des Motives erleichtert.

Da die Integralmessung alle Motivteilegleich gewichtet, ist ein korrektesErgebnis nur zu erwarten, wenn diedurchschnittliche Objekthelligkeit demgenormten Grauwert von 18%entspricht. Viele Motive erfüllen dieseVoraussetzung; oder sie kommen ihrwenigstens so nahe, dass dieIntegralmessung meistens zu einerbrauchbaren Belichtung führt. Weichtdie Objekthelligkeit hingegenwesentlich vom Eichwert ab, versagtdie integrale Messmethode und liefertim Extremfall derart falsche Werte,dass das Resultat als Ausschussgewertet werden muss. Als Beispielefür solche Problem-Motive müssen wirnoch einmal unseren bereits weitervorne strapazierten weissen Hasenund den schwarzen Pudel bemühen.Diesmal setzen wir den Hasen auf denKohlenhaufen und den Pudel in denSchnee. Dies ergibt zwei Motive, dieGrautöne von Weiss bis Schwarzenthalten; allerdings in einer Vertei-lung, die nun gar nicht mehr einemdurchschnittlichen Grau entspricht.

Den Fall des weissen Hasens wird derBelichtungsmesser wegen desdominierenden Kohlenhaufens alssehr dunkles Motiv erkennen und mitder Empfehlung für eine entspre-chend reichliche Belichtung reagie-ren. Das Endergebnis wäre ein grauerKohlenhaufen mit einem deutlich

Abb. 39: Selektiver unddamit auch genauer wirddie Objektmessung mitVorsätzen zur Verengungdes Messwinkels, die jenach Hersteller den Winkelauf 15', 10', 7,5' oder gar 5'verringern. Die Abbildungzeigt diese Verkleinerungim Vergleich mit dem 30'-Messwinkel

Abb. 40: Beispiel einesObjektes, dessen durch-schnittliche Helligkeit weitunter dem Mittelgrau mit18% Remission liegt. Insolchen Fällen ist auf eineDetail-, Ersatz- oderLichtmessungauszuweichen.

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überbelichteten Hasen. Genau dasGegenteil geschieht beim schwarzenPudel im Schnee. Folgt man derAngabe des Belichtungsmessers,erhält man grauen Schnee und einenPudel, der nur noch als Silhouette zuerkennen ist. Falls man sich ausirgendwelchen Gründen allein auf dieIntegralmessung abstützen muss (weilz.B. keine Detailmessung möglich istoder die Zeit dazu nicht reicht), bleibtnichts anderes übrig, als die Belich-tung rein nach Gefühl und Erfahrungzu korrigieren. Dabei gilt: bei über-wiegend hellen Motiven reichlicher,bei überwiegend dunklen Motivenknapper belichten. AllgemeingültigeRegeln für das Mass der Korrekturkönnen nicht gegeben werden, da dieAbweichung sowohl vom Kontrast alsauch von der mengenmäs-sigenVerteilung der hellen und dunklenMotivteile abhängt.

Treffer garantiert: dieBelichtungsserieIst man unsicher, führt eine kleineBelichtungsreihe sicher zum Erfolg.Dabei übernimmt man die Angabedes Belichtungsmessers für die ersteBelichtung. Anschliessend werdenzwei weitere Belichtungen mit einerAbweichung vom Messwert um ±1Lichtwert vorgenommen. In ganzkritischen Situationen kann man dieSerie auch auf fünf oder mehrAufnahmen ausdehnen und/oder dasIntervall auf einen halben Lichtwertverkleinern. Falls man genau weiss,dass eine Korrektur generell entwederin Richtung heller oder dunkler zuerfolgen hat, wäre es natürlich sinnlos,sowohl hellere als auch dunklereVarianten (bezogen auf denMesswert) zu belichten. In einemsolchen Fall genügt es, wenn dieSerie nur Aufnahmen mit reichlichereroder knapperer Belichtung umfasst.Man soll sich nicht scheuen, dieseMethode der "Belichtungsfindung"

einzusetzen. Auch gestandene Profiskommen ohne sie nicht aus;manchmal aus reiner Unsicherheit,häufiger aber aus dem Wissen her-aus, dass bei extremen Verhältnissendie technisch beste Belichtung nichtunbedingt das stimmungsmäs-sigstärkste Bild ergibt. Das Wichtigsteund vielleicht auch das Schwierigste,nicht nur bei der Objektmessung,sondern ganz allgemein beim ThemaBelichtungsmessung, besteht darin,die Grenze der jeweiligenMessmethode zu erkennen. JedeMessung führt nur dann zum Erfolg,wenn man sicher ist, die für einebestimmte Situation optimale Messartgewählt zu haben. Ein kritischer Blickkann vor allem bei Kameras mitautomatischer Belichtungssteuerungnichts schaden,

Abb. 41: Wenn es eiltoder man sich unsicherfühlt, gelangt man mit ei-ner kleinen Belichtungs-serie am sichersten zumZiel. Eine einfache Ob-jektmessung dient in die-sem Falle als Anhalts-punkt. Die drei Bildbei-spiele wurden mit einemBelichtungsintervall voneiner Blendenstufe auf-genommen.

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da die Messung hier gewissermas-sen so nebenbei abläuft und wegender normalerweise recht hohen Tref-ferquote kaum mehr beachtet wird.Doch verlässt man den Bereich derberechenbaren Durchschnittsmotive,vermittelt die raffinierte Elektronik mitihren umfangreichen Automa-tik-Programmen eine trügerische Si-cherheit. Messtechnisch mögen dieResultate zwar durchaus gerechtfer-tigt sein, gestalterisch können sieaber um ganze Lichtwerte danebenliegen, weil die Automatik ja nichtwissen konnte, dass Ihnen derschwarze Pudel wichtiger war als derweisse Schnee.

Die DetailmessungWenn eine Integralmessung wegenunausgewogener Helligkeitsverteilungim Motiv keine brauchbaren Wertemehr verspricht, ist die Detailmessungder häufigste Retter in der Not. Beider Detailmessung wird nicht mehrdas ganze Motiv berücksichtigt,sondern nur noch ein kleiner, für dasBild besonders wichtiger Teil. Ameinfachsten führt man eineDetailmessung durch, indem man sichmit dem Belichtungsmesser demMotiv so weit nähert, bis derMesswinkel nur noch den ausge-wählten Bereich erfasst. Das funktio-niert natürlich auch mit einem TTL-Belichtungsmesser, der eine beson-ders gute Kontrolle über den ange-messenen Bildausschnitt ermöglicht.Die Detailmessung ist also nichtsanderes als eine Objektmessung ausder Nähe und wird daher gelegentlichauch als Nahmessung bezeichnet.Aber auch wenn eine Annäherung andas Motiv nicht möglich oder nichtratsam ist, muss man auf eineDetailmessung nicht verzichten. BeimHandbelichtungsmesser bieten sich insolchen Fällen die bereits erwähntenVorsätze zur Verringerung desMesswinkels an, wäh-

rend bei der TTL-Messung ein Ob-jektiv mit längerer Brennweite den-selben Zweck erfüllt. Zum Erfolg führtdie Detailmessung aber nur, wenn dasausgesuchte Detail in seiner Helligkeiteinem mittleren Grau entspricht. Beiextremen Kontrastverhältnissen fälltes nicht

immer leicht, mit Sicherheit ein mitt-leres Grau zu erkennen. Eine Fehl-einschätzung in der Grössenord-nungeines Lichtwertes ist schnell passiert.Noch schlimmer: Manche Motive, wieetwa unser weisser Hase auf demKohlenhaufen, enthalten überhauptkein mittleres Grau, so dass eineDetailmessung zunächst sinnloserscheint. Doch bevor wir resignieren,ziehen wir zwei weitere Pfeile ausdem Köcher: die Zweipunktmessungund die Ersatzmessung.

Zweipunktmessung: dieMethode der ProfisDie Zweipunktmessung erfordert et-was mehr Aufwand als die bisher er-wähnten Messarten, dafür lässt sie

Abb. 42: Eine Detailmes-sung hat stets auf bild-wichtige Teile zu erfolgen.Klar, dass dies beiAktaufnahmen die Hautdes Modelles ist. In diesemFall erfolgte die Messungauf den dem Lichtzugewandten Teil desKörpers. Ganz generell

empfiehlt es sich, beiAufnahmen mit Personendie Belichtung auf dieHautoberfläche abzu-stimmen, wozu eine De-tailmessung am geeig-netsten ist.

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sich praktisch immer anwenden undliefert sehr exakte Resultate. Zuerstmuss man sich entscheiden, welchesdie hellste und welches die dunkelsteStelle des Motives ist, die im Bild nochZeichnung aufweisen soll. Dabei wirdallerdings vorausgesetzt, dass dieHelligkeitsdifferenz zwischen denbeiden ausgewählten Motivstellenden Kontrastumfang des Filmes nichtüberschreitet. Man beachte in diesemZusammenhang auch das Kapitel DieSache mit dem Kontrast.Um die Belichtung zu bestimmen, er-mittelt man für jede dieser zwei Bild-partien durch Detailmessungen dieBelichtungsdaten. Wie Sie nach derLektüre des Kapitels Die Graumachervom Dienst wissen, kann kei-

nes dieser Ergebnisse richtig sein.

Die Belichtung auf die dunkelsteStelle ergäbe ein überbelichtetes, jeneauf die hellste Stelle ein unterbe-lichtetes Bild. Berechnet man jedochaus den Daten der Zweipunktmes-sung den Durchschnittswert, liegtman genau richtig.

In der Praxis geht man so vor, dassman für beide Extreme die Blenden-werte bestimmt, wobei man sich na-türlich stets auf die gleiche Belich-tungszeit beziehen muss. Für dieAufnahme wählt man dann diejenigeBlende, die genau in der Mitte liegt.Dabei muss man allerdings die Dif-ferenz in Belichtungsstufen umrech-nen und entweder den kleinerenBlendenwert um die Hälfte dieserDifferenz erhöhen oder den grösse-ren Wert um gleich viele Stufen ver-kleinern.Bildet man einfach das arithmetischeMittel aus den Blendenzahlen, soerhält man einen falschen Wert.Beispiel: Aus Blende 2 und 8 ergäbesich der Wert 5. Der korrekte Mittel-wert lautet aber Blende 4. Das liegtdaran, dass die Blendenskala nichtlinear, sondern logarithmisch aufge-baut ist.Die mathematisch korrekte Formel fürdie Mittelwertbildung aus den beidenBlendenwerten ki und ka sieht soaus:

Ohne Taschenrechner ist diese For-mel nicht zu schaffen, so dass in derPraxis das Abzählen der Belich-tungsstufen die schnellere und ein-fachere Methode bleibt. Nochbequemer rechnet es sich mit denLichtwerten, die auf jedem besserenHandbelichtungsmesser zu findensind. Wegen der linearen Einteilungder Lichtwertskala liefert hier dieeinfache arithmetische Mittel-wertbildung korrekte Resultate. Zuerstermittelt man die Lichtwerte für diehellste und dunkelste Stelle. Dannwird die Lichtwert-Skala soeingestellt, dass der Anzeige-lndexdem berechneten Mittelwert gegen-übersteht. Nun hat man auf der Zeit-Blenden-Skala alle Paarungen imBlick, die für eine korrekte Belichtungin Frage kommen.

Abb. 43: Um bei derZweipunktmessung eineausgewogene Belichtungzu erhalten, wählt man jeeinen Punkt in denLichtern und in denSchatten. Belichtet wirdauf den Mittelwert.Gleichzeitig liefert dieZweipunktmessung aucheine quantitative Aussageüber den Motivkontrast.

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Leider funktioniert diese Methode nurbei Belichtungsmessern mit me-chanischen Skalen. Digitale Geräteerlauben in der Regel keine manuelleEingabe des Lichtwertes. EineAusnahme bilden moderne Spitzen-geräte, welche die Mittelwertbildunggleich automatisch ausführen und

partie jeweils zwei verschiedene De-tailmessungen vornimmt, um dannden Mittelwert aus diesen vier Mess-werten zu bestimmen. Häufiger wirddie Mehrpunktmessung aber benützt,um die Unsicherheit bei derDetailmessung auf ein mittleres Grauzu verkleinern. Än-

dern Anwender somit alle Rechenar-beit abnehmen. Bereits gibt es auchSpiegelreflexkameras, die in Verbin-dung mit der Spotmessung Mittel-werte automatisch berechnen kön-nen.Die Zweipunktmessung hat noch ei-nen zusätzlichen Vorteil: Sie liefertuns Angaben über den Motivkontrast;eine Grosse, die vor allem in derprofessionellen Fotografie einewichtige Rolle spielt. Aber auch derAmateur, der optimale Ergebnissewünscht, kommt nicht darum herum,sich mit dieser Materie zu befassen.Was man dazu wissen sollte, steht imKapitel Die Sache mit dem Kontrast.Um die Messgenauigkeit zu steigern,kann man die Zweipunktmessung zursogenannten Mehrpunktmessungerweitern. Eine solche liegt vor, wennman beispielsweise in der hellstenund in der dunkelsten Motiv-

stelle nur eines Details misst manderen drei oder vier, von denen manschätzt, dass sie einem mittlerenGrauton entsprechen. Belichtet mananschliessend mit dem Durch-schnittswert, kann man ziemlich si-cher sein, die ideale Belichtung ge-troffen zu haben.

Die Ersatzmessung: kleinerKarton mit grosser WirkungWill man alle Unsicherheiten bei derSuche nach dem mittleren Grau zumvornherein vermeiden, ist die Ersatz-messung das Mittel der Wahl. UnterErsatzmessung versteht man dieDetailmessung eines Objektes, des-sen Grauwert bekannt ist, das aberselbst nicht zum Motiv gehört. Dasmit Abstand bekannteste Ersatzobjektist die Kodak-G rau karte. Dabeihandelt es sich um eine Kartonkarte inder Grosse von 20x25cm, derenneutralgraue Seite genau

Abb. 44: Mit zunehmen-der Zahl der Messpunkteerhöht sich die Mess-Sicherheit. Möchte mandas Resultat nicht inRichtung heller oderdunkler beeinflussen,muss man für jede ge-wählte Graustufe dieselbeAnzahl Punkte messen;also zum Beispiel zweiPunkte in den Lichtern(1,2) und zwei Punkte inden Schatten (3,4). Willman ein Mittelgrau in dieMessung einbeziehen,müssen dort ebenfallszwei Punkte gemessenwerden (5,6).

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Abb. 45: Handhabung derKodak-Neutralgrau-karte.Bei der Ersatzmessungmittels Graukarte mussdarauf geachtet werden,dass man keinen Schattenauf die Karte wirft, der dieMessung beeinflussenkönnte.

Abb. 46: In der profes-sionellen Fotografie wirddie Graukarte häufig ver-wendet. Sie garantiert aufeinfache Art und Weiseeine tonwertrichtigeBelichtung. Aber auch fürden Amateur ist diesesHilfsmittel nützlich.

18% des auffallenden Lichtes reflek-tiert (bei einer Toleranz von nur + 1%!). Die andere Seite ist weiss und hatein Reflexionsvermögen von 90%. Fürdie Messung verwendet man imallgemeinen die graue Seite. Ist dasLicht so schwach, dass derBelichtungsmesser keine Reaktion

mehr zeigt, kommt die weisse Seitezum Zuge. In diesem Fall muss aller-dings entweder die gemessene Zeitmit 5 multipliziert oder die Blende um21/s Stufen geöffnet werden. DieHandhabung der Graukarte ist

einfach: Die Karte wird unmittelbar vordas Motiv gehalten und der Be-lichtungsmesser aus etwa 15-20 cmDistanz so darauf gerichtet, dass erkeinen Schatten auf die zu messendeFläche wirft. Bei dreidimensionalenMotiven richtet man die Graukar-

te so aus, dass sie senkrecht zurWinkelhalbierenden zwischenHauptlichtquelle (im Freien ist dasnatürlich die Sonne) und der Kame-ra-Achse steht. Herrscht diffusesLicht, kann man die Karte direkt gegen die Kamera halten, da ja keinebestimmte Einfallsrichtung des Lichtes auszumachen ist.Eine Ausnahme bilden vorwiegendplane Vorlagen, wie sie zum Beispielbei Reproduktionen üblich sind. Hiermuss die Graukarte immer parallelzur Ebene der Vorlage gehalten werden, da die Helligkeit bei flachen Vorlagen vom Beleuchtungswinkel beeinflusst wird. Wichtig ist, dass dieMessung bei gleicher Beleuchtungsstärke vorgenommen wird, wie sieauch beim Motiv auftritt.Das heisst aber nicht unbedingt,dass man die Graukarte direkt vordas Motiv halten muss. Ist ein Motivunzugänglich oder schlicht zu weitentfernt, kann man eine Ersatzmessung auch am Standort der Kameradurchführen, immer vorausgesetzt,dass dort vergleichbare Lichtverhältnisse anzutreffen sind. Bei Aufnahmen im Freien ist diese Bedingungfast immer erfüllt, so dass man sichein Hin- und Herrennen ersparenkann. Die Ersatzmessung mit derKodak-Graukarte funktioniert auchbei der TTL-Belichtungsmessung.Man muss nur darauf achten, dassdie Karte das ganze Sucherfeld ausfüllt, was leichter fällt, wenn man fürdie Messung vorübergehend ein Teleobjektiv benutzt.Die Graukarte wird auf der ganzenWelt in jedem Fotoatelier verwendet.Aber auch der Amateur, der sichernsthaft mit der Belichtungsmes-sung auseinandersetzt, sollte nichtauf dieses praktische Hilfsmittel ver-zichten. Unter der Bestellnummer152 7795 liefert Kodak zwei Stück"Gray Cards" zusammen mit einer(englischen) Gebrauchsanweisung.Die eine Karte reserviert man mitVorteil für den stationären Ge-

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brauch. Die andere schneidet manam besten in zwei Hälften und stecktdas eine Stück gleich in die Fotota-sche. Unterwegs ist eine halbeGraukarte immer noch besser als eineganze, die aber wegen ihrer Grossezu Hause liegt. Bei der Herstellungvon Farbver-grösserungen kann mandie Graukarte auch zur Bestimmungder Filterwerte benützen. Wenn Sievor jeder Aufnahmeserie ein Bild mitder Graukarte belichten, haben Siespäter im Labor einen genauenAnhaltspunkt für die Farbbalance. Dieanhand der Graukarte ermittelte Filte-

rung gilt dann für alle nachfolgendenAufnahmen, vorausgesetzt sie be-finden sich auf demselben Film unddie Lichtverhältnisse waren konstant.Wer auf Nummer Sicher gehen will,schreibt in eine Ecke der Graukartenoch seinen Namen und schützt sichso vor Verwechslungen und Film-Verlust.

Stellvertreter gesuchtWas tun, wenn eine ungewöhnlicheHelligkeitsverteilung im Motiv zwarnach einer Ersatzmessung verlangt,aber keine Kodak-G rau karte greifbarist? In solchen Fällen ist es praktisch,wenn man ein paar häufig vor-kommende Dinge kennt, die ein kon-stantes Reflexionsvermögen von etwa18% aufweisen und somitstellvertretend für eine Neutral-

Graukarte zur Ersatzmessung her-halten können. Bei Aussenaufnah-men sind asphaltierte Strassen (so-fern nicht zu neu) ein typisches Bei-spiel für ein geeignetes Ersatz-Mo-tiv. Ebenfalls brauchbare Werte liefertein klarer, blauer Himmel, den man inGegenrichtung zur Sonne anvisiert.Aber auch Dinge, deren Reflexions-vermögen nicht den genormten 18Prozent entspricht, lassen sich für dieErsatzmessung verwenden, soferndie Abweichung bekannt ist und übereinen längeren Zeitraum konstantbleibt. Grünes Gras oder Rasenreflektiert nur ungefähr halb so vielLicht. Die Belichtung hat in diesemFall um eine Stufe knapper aus-zufallen, als der Belichtungsmesseranzeigt. Ein weiteres Beispiel, dasimmer wieder zitiert wird, ist Zei-tungspapier. Eine normal bedruckteZeitung soll ziemlich genau einemmittleren Grau entsprechen. Das magzu Zeiten des Bleisatzes ein guter Ratgewesen sein, heute ist aber Vorsichtam Platz. Die Zeitung, die derVerfasser abonniert hat, liegt um eineganze Belichtungsstufe über derHelligkeit einer Graukarte. Wer seinpersönliches Leib- und Magenblattzur Belichtungsmessung miss-brauchen will, tut daher gut daran,vorher einen kritischen Blick auf dieCouleur seiner Zeitung zu werfen. Einweiteres Ersatz-Objekt, das wirklichjederzeit zur Verfügung steht, sind dieeigenen Hände. Natürlich wäre es einZufall, wenn Ihre Handflächen genau18% des Lichtes reflektieren würden.Aber stellen Sie bei Gelegenheit docheinmal fest, um wieviel heller,verglichen mit einer Graukarte, dieInnenflächen Ihrer Hände sind. DieHände des Autors (frisch gewaschen)zum Beispiel ergeben eineBelichtungsangabe, die für einkorrektes Resultat genau um eineStufe zu erhöhen ist. Und dieser Werthat sich seit Jahren nicht verändert!Wenn Sie also in Zukunft

Abb. 47: Klebt man auf dieGraukarte noch je einenGrau- und Farbkeil(Kodak Cat. No. 152 7654)und fotografiert dasGanze bei gleichblei-benden Bedingungen aufdas erste Bild eines jedenFilmes, so hat man einepräzise Referenz, die beider Entwicklung und beimVergrössern eine grosseHilfe ist.

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Abb. 48: Ein kleiner Kreisoder ein Rechteck imSucher eines Spotmeterskennzeichnet dasMessfeld, das in der Regeleinen Messwinkel von nurgerade 1" umfasst. DerMesswert kann direkt imoder neben demSucherbild abgelesenwerden.

Abb. 49: Spotmeter sindspezialisierte Belich-tungsmesser, die sichallein schon durch IhreBauweise von gewöhnli-chen Geräten unterschei-den. Typisches Merkmalsind das Objektiv und dasOkular, welche eingenaues Anvisieren desgewünschten Motivdetailsermöglichen.

jemandem begegnen, der beschwö-rend die Hand vor seine Kamera hält,dann handelt es sich nicht etwa umeinen kultischen Brauch, sonderneinfach um einen Fotografen, der dieKodak-Graukarte vergessen hat.

Bringt die Sache auf denPunkt: die SpotmessungBei weit entfernten Motiven kann esvorkommen, dass eine Detail- oderZweipunktmessung - selbst mit einemden Messwinkel verringerndenVorsatzgerät - nicht mit der nötigenSicherheit durchzuführen ist und auchdie Ersatzmessung am Kame-rastandort keinen Erfolg verspricht.Diese letzte Lücke bei der Objekt-messung schliesst die sogenannteSpotmessung.Dazu benötigt man in der Regel einenspeziellen Belichtungsmesser, dereigens für diesen Zweck konstru-

iert wurde und der auf Grund seinerganz spezifischen Bauweise nur dieseeine Messart beherrscht. SolcheSpotbelichtungsmesser zeichnensich durch einen äusserst kleinenMesswinkel aus, der in der Regel nur1 ° beträgt. Um derart kleine Winkelzu ermöglichen, kombiniert man

eine sehr kleinflächige Messzelle miteiner hochwertigen Optik. Von grosserWichtigkeit bei der Spotmessung istdas genaue Ausrichten des Gerätes.Da bei dem kleinen Messwinkel einAnpeilen des gewünschten Detailsvon Hand kaum Erfolg verspricht,verfügen alle Spotbelichtungsmesserüber einen Sucher, in dem dasMessfeld durch einen kleinen Kreisgekennzeichnet ist. Dank

einem halbdurchlässigen Spiegel er-folgen das Anvisieren und die Mes-sung durch dasselbe Objektiv, waseine hohe Genauigkeit garantiert. DerAufwand fü r die hochwertige Optik undden präzisen Sucher erklärt auch dieTatsache, dass Spotbelich-tungsmesser nicht gerade zum billig-sten Zubehör zu zählen sind. Dazukommt noch, dass ein Spotmeterwegen seiner Spezialisierung nur alsErgänzung zu einem gewöhnlichenBelichtungsmesser sinnvoll ist. Eserstaunt daher nicht, dass dieseGeräte vorwiegend von Berufsfoto-grafen verwendet werden. Inzwischenist die Spotmessung immer mehr auchals Variante der Innenmessung beihochwertigen Spiegelreflexkamerasanzutreffen, wodurch diese Messartauch für den Amateur in Reichweiterückt. Die Vorteile liegen auf derHand: Die Integration derSpotmessung in ein Kameragehäuseverursacht nur einen Bruchteil derKosten eines üblichen Spotmeters.Ausserdem braucht man seineAusrüstug nicht mit einemzusätzlichen Gerät zu belasten undgeniesst erst noch alle

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bekannten Vorzüge der TTL-Mes-sung.Die Praxis der Spotmessung ent-spricht weitgehend der oben be-schriebenen Detail- und Zweipunkt-messung. Allerdings mit dem ent-scheidenden Unterschied, dassMessungen über grössere Distanzenmöglich sind oder wesentlich kleinereDetails angemessen werden können.Auf eine einzige Spotmessung sollteman sich im allgemeinen aber nichtverlassen. Das kleinste, vom mittlerenGrau abweichende Detail, dergeringste Reflex oder die entferntesteLichtquelle, die zufälligerweise in denkleinen Messkreis geraten, könnenzu Abweichungen führen, wie sie dieeinfachste und oberflächlichste Inte-gralmessung nicht verursachenkönnte. Die Zwei- oder gar die Mehr-punktmessung ist daher die Regel,da so Differenzen ausgeglichen wer-den.Damit sind wir bei der Problematikder Spotmessung: Sie ist die Metho-de, welche mehr und präzisere Infor-mationen liefert als jede andere. Sieverlangt aber auch fundiertes theo-retisches Wissen und eine Mengepraktischer Erfahrung. Der Könner

vermag mittels Spotmessung auchdie vertracktesten Belichtungssitua-tionen zu meistern, während ein un-vorsichtiger Neuling damit sogarharmlose Motive verderben kann. EinTip, nicht nur für Anfänger: MarkanteUnterschiede zwischen derSpotmessung und den Ergebnisseneiner normalen Objekt- oder Licht-messung sollten sich stets aus denspeziellen Eigenarten des Motiveserklären lassen. Bleiben die Diffe-renzen ein Rätsel, ist Vorsicht gebo-ten. Man sollte in einem solchen Falldie Spotmessung mit neu festgeleg-ten Messpunkten wiederholen. Bleibtdie Unsicherheit bestehen, kann nurnoch die berühmte Belichtungsreihehelfen. Unerklärliche Differenzen sindmeistens auf einen zu grossenKontrastumfang, kombiniert mit einerbetont unausgewogenen Verteilungvon Lichtern und Schatten,zurückzuführen, wodurch einephysikalisch richtige Belichtung ver-unmöglicht wird. Die beste Belichtungist in solchen Fällen diejenige, welcheneben den bildwichtigen Teilen vorallem die Stimmung optimalwiedergibt; ein Element, das sich al-lerdings nicht messen, sondern nurschätzen lässt.

Abb. 50: Die vielen ein-zelnen Flächen und dieenormen Helligkeitsdiffe-renzen in diesem Motivverlangen nach einer dif-ferenzierten Messung, ambesten in Form einerMehrpunktmessung. Hatman in solchen Situatio-nen einen Spotmeter zurHand, kann man sich einlängeres Umherwandernmit dem Belichtungsmes-ser ersparen.

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Die Lichtmessung

Abb. 51: Bei der Licht-messung wird das auf dasObjekt fallende Licht, diesogenannte Be-leuchtungsstärke, gemes-sen. Das Resultat ist daherunabhängig von derObjekthelligkeit. Das hatzur Folge, dass auch vomMittelgrau abweichendeObjekte tonwertrichtigabgebildet werden.

Wie wir im vorangehenden Kapitelgesehen haben, vermag die Objekt-messung bei richtiger Anwendungsehr genaue Resultate zu erbringen.Mit Hilfe der verfeinerten Methodender Detail-, Ersatz- oder Spotmes-sung bekommt man selbst kompli-zierteste Situationen in den Griff. Darinliegt der grosse Vorteil der ver-schiedenen Messarten der Objekt-messung.Dem stehen leider auch Nachteilegegenüber: Oft sind mehrere Mes-sungen erforderlich, die Suche nacheinem mittleren Grauton oder einemgeeigneten Ersatz-Objekt kannSchwierigkeiten bereiten, und wennes darum geht, Mittelwerte zu be-stimmen, drängt sich auch nochZahlen-Akrobatik auf. Kurz, die Ob-jektmessung ist unter Umständen eineaufwendige und zeitraubendeAngelegenheit.

Da stellt sich die Frage, ob nicht eineeinfachere Methode schneller zumZiel führen könnte. Die Methode, diediesen Wunsch erfüllt, ist dieLichtmessung. Es handelt sich dabeium die im professionellen Bereich amhäufigsten praktizierte Art derBelichtungsmessung. Um sich einenersten Überblick über die Lichtver-

hältnisse zu verschaffen, greift jederProfi zuerst zur Lichtmessung undnicht selten bleibt es bei dieser einenMessung. Dass die Lichtmessung inAmateur-Kreisen kaum Verbreitunggefunden hat, liegt einfach daran,dass sie ohne Handbelichtungsmessernicht durchzuführen ist. Im Gegensatzzur Objektmessung wird bei derLichtmessung nicht das vom Motiv inRichtung Kamera reflektierte Licht,sondern das von der Beleuchtung aufdas Objekt fallende Licht gemessen.Mit anderen Worten: DieLichtmessung liefert ein Mass für die"Helligkeit" der Beleuchtung; es wirdalso die sogenannteBeleuchtungsstärke ermittelt. Dabeispielt es keine Rolle, ob das Licht vonder Sonne oder von einer odermehreren Kunstlichtquellen stammt.Auch die Art der Beleuchtung (hartes,gerichtetes oder diffuses Licht) istunerheblich. Wichtig ist einzig undallein, wie viel Licht gesamthaft dasAufnahmeobjekt erreicht. Daraus folgt,dass der Belichtungsmesser bei derLichtmessung in der Lage sein muss,Licht aus allen Richtungen zubewerten. In der Praxis beschränktman sich allerdings auf den Halbraumvor dem Objekt, da Licht von hinten inder Regel nichts zurObjektbeleuchtung beiträgt und imübrigen auch kaum zu messen wäre.Um diese Bedingung zu erfüllen,muss man eine spezielle, opake Ka-lotte in Form einer kleinen Halbkugelvor die Messzelle bringen. Dies ge-schieht entweder durch Verschiebenoder Drehen eines fest mit dem Be-lichtungsmesser verbundenen Zu-behörs oder durch Ansetzen einerseparaten Kalotte (sofern man diesenicht verloren oder vergessen hat!).Dieser Vorsatz erweitert den Mess-winkel auf einen räumlichen Winkel

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von 180°. Die Opazität dieser Mess-kalotte ist so festgelegt, dass nur18% des auftreffenden Lichtes dieMesszelle erreicht. Damit wird be-rücksichtigt, dass ein beliebiges Motivnur einen kleinen Teil des Lichtes - imDurchschnitt etwa 18% - in RichtungKamera reflektiert. Die Eichung einesBelichtungsmessers bei Licht-messung bezieht sich demnach, wieschon bei der Objektmessung, aufden genormten, mittleren Grauwert.Das bedeutet, dass dieses Grau

mittelt wird, das Motiv hingegengänzlich unberücksichtigt bleibt, istleicht einzusehen, dass die Objekt-helligkeit keinen Einfluss auf dieMessung hat. Egal, ob es sich um ei-nen sehr hellen oder einen sehrdunklen Gegenstand handelt: DasMessresultat bleibt davon unberührt.Objekte, deren durchschnittlicheHelligkeit über oder unter dem mitt-leren Grauwert liegt, bewirken dahereine stärkere beziehungsweiseschwächere Schwärzung der licht-empfindlichen Schicht. In der Praxisbedeutet dies, dass Objekte mit über-oder unterdurchschnittlicher Helligkeitdank der Lichtmessung mit korrektenTonwerten abgebildet werden.Wie wir bereits im Kapitel Licht undFilm gelernt haben, führen solcheMotive bei der Objektmessung zuunter- oder überbelichteten Bildern.Mit der Lichtmessung können diese

Abb. 52: Für die Licht-messung muss mit eineropaken Kugelkalotte derMesswinkel auf 180* er-weitert werden. Die Mes-sung erfolgt in der Regelunmittelbar vor dem Motivin Richtung Kamera.

auch im Falle einer Lichtmessung zueiner mittleren Schwärzung des Fil-mes führt.

Weiss bleibt weissDie Lichtmessung hat entscheidendeKonsequenzen: Da bei der Messungnur die Beleuchtungsstärke er-

Pannen auf einfache Weise vermie-den werden.Doch auch die Lichtmessung hat ihreGrenzen. Wie jede Messung führt sienur dann zu richtig belichteten Bildern,solange der zulässige Kon-trastbereich des Filmes nicht über-schritten wird. Ist der Motivkontrastzu gross, muss man auf optimale

Abb. 53: Bei diesem Bei-spiel wäre eine integraleObjektmessung wegendes recht dunklen Hinter-grundes und der über-durchschnittlich hellenLeinwände problematischgewesen. Der Einfachheithalber entschied sich derFotograf für eineLichtmessung direkt vordem Kamin. Zur Sicherheitwurden noch zwei weitereNegative mit einerAbweichung von 1 Blendevom gemessenen Wertbelichtet.

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Abb. 54: Solche Situatio-nen mit einer klar über-durchschnittlichen Ob-jekthelligkeit sind ein ty-pischer Fall für die Licht-messung. Da am Kamera-standort die gleichenLichtverhältnisse wie beimMotiv vorlagen (was beiLandschaftsaufnahmenhäufig der Fall ist), konntedie Messung problemlosneben der Kameradurchgeführt werden.

Durchzeichnung in den Schatten oderin den Lichtern verzichten und dieBelichtung gegebenenfalls ent-sprechend anpassen. Auch wennman in derSchwarzweiss-Fotografiesehr kontrastarme (oder rein mono-chrome) Motive aus Gründen derSchärfe und der besseren Durch-zeichnung nicht tonwertrichtig abbil-den möchte, muss man das Ergebniseiner Lichtmessung korrigieren. Mehrzu diesen Themen finden Sie in denKapiteln Die Sache mit demKontrast sowie Farbe und Filter. Istman bei sehr komplexen Licht-undKontrastverhältnissen unsicher, obnun die Licht- oder die Objekt-messung das bessere Ergebnis liefert,so fährt man oft am besten, wennman der Belichtung den Mittelwert ausbeiden Messarten zugrunde legt.Für die Durchführung einer Licht-messung stellt man sich unmittelbarvor das Motiv und richtet den Belich-tungsmesser mit vorgeschobenenerMesskalotte gegen die Kamera. Beidreidimensionalen Motiven soll dieMessrichtung den Winkel zwischenKamera und Hauptlichtquelle in etwa

halbieren. Bei planen Vorlagen (Re-pros) oder bei diffusem Licht hält manden Belichtungsmesser direkt in dieRichtung der Kamera. Vielleichterinnern Sie sich: Die gleichenRatschläge haben Sie schon unterdem Stich wort Die Ersatzmessung fürdie Handhabung der Ko-dak-Graukarte gelesen. Dies ist kein Zufall.Die Lichtmessung entspricht imPrinzip genau der Ersatzmessung mitder Graukarte; allerdings mit demUnterschied, dass die Lichtmessungeinfacher durchzuführen ist und mankeine Graukarte bei sich haben muss.Es kann nichts schaden, beiGelegenheit eine Vergleichsmessungzu riskieren. Wenn Sie alles richtigmachen, müssen beide Resultateidentisch sein. Noch ein Tip: BeiAufnahmen im Freien muss man fürdie Messung nicht unbedingt zummöglicherweise weit entfernten Motivmarschieren. Wie auch dieErsatzmessung, kann dieLichtmessung am Standort derKamera vorgenommen werden; vor-ausgesetzt, es sind dort die gleichenLichtverhältnisse wie beim Motiv an-zutreffen.

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Die TTL-Messung

Um schwierige Lichtsituationen in denGriff zu bekommen oder die Belichtungin kreativer Absicht zu "manipulieren",benötigt man nicht unbedingt einenzusätzlichen Handbelichtungsmesser.Man braucht sich nur daran zuerinnern, dass die meisten in dieKamera integrierten Be-lichtungsmesser nicht nur zur Steue-rung der Belichtungsautomatik zugebrauchen sind. Ausser Spezialka-meras sowie einigen wenigen älterenMittelformat-Modellen verfügen heutealle Spiegelreflexkameras über einensogenannten TTL-Be-lichtungsmesser, welcher die Belich-tung durch das Objektiv ermittelt.Dieser Belichtungsmesser erlaubt dieDurchführung praktisch allerMessungen, die im Kapitel Die Ob-jektmessung beschrieben wurden.Einzig jene wenigen Einfachst-Ka-meras, deren Belichtungsautomatikkeine manuelle Einstellung erlaubt,sind hiefür unbrauchbar. Da sich dieTTL-Messung in einigen Punkten vonder Arbeit mit einem separatenBelichtungsmesser unterscheidet,sind genaue Kenntnisse derFunktionsweise der TTL-Belich-tungsmessung erforderlich. Nur werüber das TTL-System seiner Kameragenau Bescheid weiss, kann ent-scheiden, ob er sich gegebenenfallsnoch auf die Automatik verlassen darfoder ob eine manuelle Nachmessungzu empfehlen ist.

Varianten derTTL-MessungDie TTL-Belichtungsmesser ver-schiedener Kameramarken und -modelle unterscheiden sich vor allemin der Art und Weise, wie sie einzelneBildteile bewerten. Ausgehend vonder Erkenntnis, dass sich bestimmteMotiv-Konstellationen (zum

Beispiel wichtige Details in der Bild-mitte, Himmel in der oberen Hälfte)sehr häufig wiederholen, werdenpraktisch alle TTL-Belichtungsmesserso konstruiert, dass sie gewisseBildzonen stärker bewerten als an-dere. Bei Durchschnitts-Motiven er-höht sich dank dieser Massnahmedie Belichtungssicherheit. Da dieeinzelnen Hersteller zum Teil rechtunterschiedliche Lösungen bevor-

zugen, kann es durchaus geschehen,dass zwei Kameras ein und dasselbeMotiv verschieden belichten. Je mehrsich die Lichtverhältnisse vomDurchschnitt entfernen, um so ehersind Differenzen zu erwarten.

Die IntegralmessungDie älteste Form der TTL-Messung istdie Integralmessung, bei der sich dieMessempfindlichkeit gleichmäs-sigüber das ganze Bildfeld erstreckt.Diese Messart entspricht der normalenObjektmessung mittels Handbe-lichtungsmesser und weist dieselbenVor- und Nachteile auf, die bereits imKapitel Die Objektmessungbesprochen wurden. Vor allem dervermeintliche Vorteil, dass derMesswinkel bei der TTL-Integral-

Abb. 55: Bei der TTL-Messung (Messung durchdas Objektiv) wird nurjener Lichtanteilgemessen, der auchwirklich auf den Film ge-langt. Bei einem Objektiv-wechsel oder bei Verwen-dung von Filtern passtsich die Messung daherautomatisch den aktuellenVerhältnissen an. Imeinfachsten Fall der mit-tenbetonten Messung

werden meist zwei Mess-zellen verwendet, die sichlinks und rechts vomOkular befinden. S=Spiegel; M= Messzelle.

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messung exakt mit dem Bildfeld kor-respondiert und damit stets eindurchschnittliches Resultat garan-tiert, gerät in der Praxis leicht zumBumerang. Sobald wegen abnormerHelligkeitsverteilung der Mittelwertdes Motivs nicht mehr dem Eichwertvon 18% entspricht, ist die Messungin Frage gestellt.Bereits kleinflächige Details, die eineextreme Leuchtdichte aufweisen,

ten; hingegen sind recht häufig kleineKorrekturen notwendig, um wirklichdie geeignetste Belichtung zu er-halten.In der Praxis achte man vor allem aufLichtquellen und helle Reflexe.Möchte man solche Elemente in dasBild miteinbeziehen, ist es am si-chersten, diese für die Messung aus-serhalb des Bildes zu plazieren unddie Belichtungswerte mittels Spei-

können unangenehme Auswirkungenhaben. Ein bekanntes Beispiel sindhelle Lichtquellen am Bildrand, die vonungeübten Fotografen gerneübersehen werden und in der Folgeregelmässig zu unterbelichteten Bil-dern führen. Ähnliches gilt für Land-schaftsaufnahmen, bei denen derhäufig überdurchschnittlich helleHimmel schon bei geringem Flä-chenanteil die Messung zu beein-trächtigen vermag. Diese Nachteilehaben dazu geführt, dass dieintegrale TTL-Messung heutepraktisch verschwunden ist. Wernoch über eine entsprechende ältereKamera verfügt, hat sicher dieErfahrung gemacht, dass die Inte-gralmessung trotzdem durchausbrauchbare Resultate liefert. Völligdaneben liegen wird man damit sel-

chertaste (sofern vorhanden) festzu-halten oder alle Einstellungen manuellvorzunehmen. Für die Aufnahme wirddann wieder der ursprünglicheBildausschnitt eingestellt. Problemebieten auch Motive vor einem sehrhellen oder dunklen Hintergrund. Insolchen Fällen ist entweder eine De-tail- oder eine Ersatzmessung zuempfehlen.

Die mittenbetonte MessungUm die Belichtungssicherheit zu er-höhen, kamen die Kamerakonstruk-teure auf die Idee, das Bildfeld inwichtige und weniger wichtige Zonenzu unterteilen. Da die meisten Leutedas eigentliche Motiv - oderzumindest wesentliche Teile davon -gewohnheitsmässig in der Bildmitteplazieren, lag der Gedanke nahe, die

Abb. 56: Sobald dieLichtverhältnisse vomÜblichen abweichen, wirddie Integralmessungunzuverlässig. In-teressante Stimmungen,zumal wenn es sich umGegenlicht handelt, sindohne Korrektur nicht inden Griff zu kriegen. Vorallem direktes Sonnen-licht, auch wenn die Sonnenur knapp am Randerscheint, verursachtleicht unterbelichtete Bil-der.

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Belichtungsmessung vorwiegend aufdie Mittelzone abzustützen. DieRandzonen werden zwar ebenfallsmitgemessen, vermögen das Resultataber nur wenig zu beeinflussen.Diese Messart erhielt die Bezeich-nung mittenbetonte Messung und istheute in fast allen Spiegelreflexka-meras anzutreffen. Dank derstärkeren Bewertung der Bildmitteergibt sich in der Mehrzahl

als bei der Integralmessung. Den-noch verspricht die mittenbetonteMessung in der allgemeinen Foto-grafie eine recht hohe Trefferquoteund hat sich vor allem bei der auto-matischen Belichtungssteuerung gutbewährt.Verwendet man diese Art der Mes-sung im manuellen Betrieb, mussman sich mit einem Problem befas-sen, das seine Ursache in der unter-

Abb. 57: Da bei der mit-tenbetonten Messung diemittlere Bildzone stärkergewichtet wird als derRand, steigen dieChancen, dass die wich-tigsten Motivteile, die sichin der Regel in derBildmitte befinden, korrektbelichtet werden.

der Fälle eine präzisere Belichtung alsbei der Integralmessung. In Aus-nahmefällen - wenn sich extrem helleoder dunkle Objekte ausgerechnetim Bildzentrum befinden - versagtaber auch die mittenbetonteMessung. Gerade wegen der Beto-nung des Mittelfeldes fallen dann dieAbweichungen sogar grosser aus

schiedlichen Auslegung des Begriffes"mittenbetont" hat. Konzentrierensich bei einer bestimmten Kameraganze 80% der Messempfindlichkeitauf einen Kreis von nur 12mmDurchmesser, so kann anderswoebensogut eine wesentlich flachereVerteilung im Verhältnis 60% : 40%(Mitte : Rand) anzutreffen sein. EineNorm existiert nicht, und jeder Her-steller ist überzeugt, die idealste An-ordnung des Messbereiches gefun-den zu haben.Das führt dazu, dass der Anwendernie so genau weiss, welche Bildteilewie bewertet werden. Selbst wenn inder Gebrauchsanweisung einer Ka-mera ausnahmsweise ein Diagrammmit der Empfindlichkeitsverteilung zufinden ist, nützt das in der Praxiswenig, denn die Grenze zwischen derMittelzone und der wenigerempfindlichen Randzone ist fliessendund im Sucher nicht erkennbar.

Abb. 58: (links) Die Pro-blematik der Innenmes-sung liegt bei der von Ka-mera zu Kamera vari-ierenden Verteilung derMessempfindlichkeit. Diedrei Beispiele zeigen, wieunterschiedlich dieBereiche grösster Emp-findlichkeit angeordnetsein können. Die Folgedavon ist, dass verschie-dene Kameras im Ex-tremfall Resultate liefern,die um ganze Blenden-stufen differieren.

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Abb. 59: Die zur Zeit raf-finierteste TTL-Messme-thode ist die MehrfeldoderMatrixmessung. Imeinfachsten Fall werdennur zwei Zonen, nämlichein zentrales Mittelfeld (1)und die Randzone (2)getrennt bewertet (obereDarstellung). Inzwischengibt es aber auch Kamerasmit 5 Messfeldern, waseine wesentlich diffe-renziertere Auswertungerlaubt (untere Darstel-lung).

Dieses Problem verschärft sich nochbei jenen Kameras, deren Zonegrösster Empfindlichkeit nicht kon-zentrisch um den Bildmittelpunkt,sondern etwas unterhalb davon an-geordnet ist. Diese Massnahme ha-ben einige Konstrukteure im Hinblickauf die statistisch überwiegendenLandschaftsaufnahmen getroffen.Durch die asymmetrische Bewertungder Helligkeitsverteilung wollte manerreichen, dass der oftmalsübermässig helle Himmel nicht zu ei-ner Unterbelichtung des Vordergrun-des führt.Doch damit nicht genug: Die emp-findlichste Messzone muss nicht un-bedingt rund sein, sondern kannauch eine ovale oder elliptische Formaufweisen, deren Grosse ausserdemnoch durch die Brennweite desverwendeten Objektives beeinflusstwird.

All diese Eigenschaften mögen demungeübten Fotografen bei Durch-schnitts-Aufnahmen Vorteile bieten.Demjenigen, der in kniffligen Situa-tionen gezielt messen möchte, stehensie leider nur im Wege. Das merktman spätestens dann, wenn man sichüberlegt, wie eine Innenmessung mitasymmetrischer Emp-findlichkeitsverteilung bei Hochfor-mat-Aufnahmen reagiert. Bis jetzt istnur gerade die Mehrfeldmessung derNikon F4 in der Lage, dieses Problemdurch automatisches Umschalten derEmpfindlichkeit der einzelnenMessfelder zu lösen. Um alleUnsicherheiten zu umgehen, giltdaher der gleiche Rat wie im Falle dergewöhnlichen Integralmessung: Allekritischen Elemente aus demSucherbereich verbannen;Speichertaste benützen oder die Be-lichtung von Hand einstellen; ur-sprünglichen Bildausschnitt wiedererstellen und auslösen. Herrschenbeim Kamerastandort die gleichenLichtverhältnisse wie beim Motiv,kann auch eine Ersatzmessung zumZiel führen. Man beachte hiezu die

entsprechenden Abschnitte im KapitelDie Objektmessung.

Die MehrfeldmessungDie bisher besprochenen Methodender TTL-Messung liefern ohne Be-einflussung durch den Fotografen nurdann befriedigende Ergebnisse, wenndie mittlere Objekthelligkeit nicht zustark vom genormten Durch-schnittswert (18% Remission) ab-weicht und der Kontrast das zulässigeMass nicht überschreitet. KeineBelichtung, die nur auf einer einzigenMessung beruht, ist in der Lage, dieseGrenzen zu überschreiten. Bereitseine Zweipunktmessung an zweigünstig gewählten Stellen ver-

mag die Belichtungssicherheit deut-lich zu steigern. Noch mehr Informa-tionen liefert die Mehrpunktmessung,bei der eine ganze Reihe inter-essierender Details der Reihe nachgemessen werden. Hätte man meh-rere Belichtungsmesser (und genü-gend Hände!) zur Verfügung, könnteman alle Messungen auch in einemArbeitsgang erledigen. Genau diesenWeg beschreitet dieMehrfeldmessung, die gelegentlich

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auch als Matrixmessung bezeichnetwird. Bei der Mehrfeldmessung ist dasgesamte Sucherbild in mehrereSektoren unterteilt, deren Helligkeitvöllig unabhängig voneinander er-mittelt wird. Die rechnerische Aus-wertung dieser Messwerte ermöglichtnicht nur eine simple Mittelwertbildung,sondern liefert auch Aussagen überdie flächenmässige Verteilung hellerund dunkler Zonen. Mit gewissenEinschränkungen kann im selbenArbeitsgang sogar der Motivkontrastermittelt werden. DieLeistungsfähigkeit der Mehrfeld-messung hängt von der Anzahl undForm der Sektoren ab. Im einfachstenFall sindesnurzwei:ein rundesMittelfeld, umgeben von der Rand-zone. Mehr Genauigkeit und raffi-niertere Möglichkeiten verspricht dieAufteilung in fünf Messfelder; etwanach dem Muster: Mitte, oben-links,oben-rechts, unten-links und unten-rechts. Unterschiede bestehen auchbei der Auswertung der Mehrfeld-messung. Anfänglich musste man sichdarauf beschränken, die einzelnenSektoren entsprechend der Hel-ligkeitsverteilung eines Phantom-Motives zu bewerten. DiesesPhantom-Motiv wurde mittelsComputer durch Auswertung vonTausenden von Amateur-Moti-venberechnet. Es leuchtet ein, dass dasdamit erreichte Resultat allzu in-dividuellen Bildideen nicht gerechtwerden konnte. Erst der Einsatz lei-stungsfähiger Kleinst-Computer er-laubte es, die Möglichkeiten derMehrfeldmessung voll auszunützenund die Belichtung erstaunlich diffe-renziert zu steuern. Die zur Zeit amweitesten entwickelteMehrfeldmessung unterzieht dasMotiv einer eigentlichen Bildanalyse,wobei folgende Elemente ausgewertetwerden: allgemeine Helligkeit,Kontrastumfang sowie die Lageüberdurchschnittlich heller oderdunkler Bildteile. Anhand dieser Pa-rameter ist die Elektronik in der La-

ge, gewisse typische Motiv-Situatio-nen zu erkennen. Landschaften, Ge-genlicht-Motive oder Nachtaufnah-men führen bei der Mehrfeldmessungzu charakteristischen Mustern,entsprechend derer der Computerentscheidet, ob das Resultat derMessung gegebenenfalls nach oben

oder unten zu korrigieren ist. Beispiel:Erkennt das Programm eineDämmerungsaufnahme (knappeAllgemein-Helligkeit, grosser Kon-trast) wird automatisch auf die hellenStellen belichtet. Liegt hingegen eineGegenlicht-Situation vor (grosserKontrast, dunkler Mittelteil bei hellerRandzone), dann erfolgt die Belich-tung auf den dunklen Mittelteil. DieseMassnahmen führen zu einer Be-lichtungs-Sicherheit.wiesieimAuto-

Abb. 60: Diese zwei Bei-spiele zeigen, wie dieHelligkeitsverteilung überdie einzelnen Messfelder,je nach Motiv, sehrunterschiedlich ausfallenkann. Durch Auswertungder Differenzen kann dieMatrixmessung ingewissem Umfang denMotivkontrast ermittelnund sogar einzelnetypische Motivsituationenerkennen.

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matikbetrieb von keiner anderen TTL-Messmethode erreicht wird. DieMehrfeldmessung reagiert also genauso, wie in vergleichbaren Situationenauch ein erfahrener Fotografvorgehen würde. Das funktioniertallerdings nur so lange, wie derKamera-Computer die Situationrichtig erkennt. Nun entstehen aberbekanntlich die besten Bilder häufig inüberraschenden und seltenen Motiv-und Lichtsituationen. Und genau hierbeginnt das Problem: Der Anwenderwird lediglich über die durch dieAutomatik bestimmte Blende undBelichtungszeit informiert. In welcheMotiv-Kategorie der Compter dieAufnahme einordnet und wie er dieErgebnisse der Mehrfeldmessungbewertet oder gegebenenfalls korri-giert, bleibt unbekannt. Umsicherzugehen, dass Ihr speziellesBild nicht eventuell genau zu den paarAusnahmen zählt, die der Computernicht bewältigen kann, sind trotzallem noch individuelle Messungenund eigene Überlegungen zuempfehlen. Für die manuelle Be-lichtungsermittlung ist die Mehrfeld-messung wegen der vielen Variablenund der unterschiedlichen Bewertungder einzelnen Messfelder nicht zugebrauchen. Kameras mit

Mehrfeldmessung schalten norma-lerweise automatisch auf mittenbe-tonte Integralmessung um, sobald diemanuelle Betriebsart gewählt wird.

Die SpotmessungFür denjenigen, der auf einen Hand-belichtungsmesser verzichten undsich bei der manuellen Belichtungs-bestimmung lieber auf die TTL-Mes-sung abstützen möchte, bietet dieTTL-Spotmessung das universellsteund präziseste Werkzeug. Leider isteine echte Spotmessung bislang nurbei den Spitzen-Modellen einigerweniger Hersteller anzutreffen. Er-freulicherweise hat die Zahl der Ka-meras, die eine Spotmessung er-möglichen, in der letzten Zeit aberdeutlich zugenommen. Mit derSpotmessung lassen sich Detail-,Mehrpunkt- und Ersatzmes-

Abb. 61: Bei Kameras mitSpotmessung ist dasMessfeld durch einenKreis oder ein Rechteckim Sucher gekennzeichnet.Bei Autofokus-Kame-rasist dieses Feld meistidentisch mit dem AF-Messfeld.

Abb. 62: Einige Kamerasermöglichen beiSpotmessung eine auto-matische Mittelwertbil-dung. Die einzelnenMesspunkte werden derReihe nach anvisiert unddie Werte gespeichert.Wie auch bei der Mes-sung mit einem Handbe-lichtungsmesser gilt es,die Messpunkte sinnvollauszuwählen.

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sungen besonders einfach durch-führen, da man wegen des kleinenMesswinkels den Aufnahmestandort inder Regel nicht verlassen muss.Ausserdem ist die Spotmessung dieeinzige TTL-Messart, die eine be-queme und exakte Ermittlung desMotivkontrastes erlaubt. Im Gegensatzzu einem Spotbelichtungsmesser istder Messwinkel bei der TTL-Spotmessung nicht konstant, sondernhängt von der Brennweite desverwendeten Objektives ab. In derPraxis spielt dies jedoch keine Rolle,da die Messfläche immer in einemkonstanten Verhältnis zur gesamtenBildfläche steht. Die Messfläche mussauf der Suchermattscheibe exaktbezeichnet sein, da sonst keinebrauchbare Spotmessung möglich ist.Bei Kameras mit auswechselbarenMattscheiben fehlt die Kennzeichnungbei einigen Varianten. Wenn Sie fürspezielle Fälle Sucherscheiben ohneSpot-Markierung benutzen, sollten Sieauf die Spotmessung verzichten. ImÜbrigen unterscheidet sich die TTL-Spotmessung nicht von derjenigen miteinem Handbelichtungsmesser.Besonders bequem in der praktischenAnwendung ist die Spotmessung mitjenen Kameras, die bis zu 10Messwerte speichern können unddaraus automatisch den Mittelwerterrechnen. Aber Achtung: Dieangemessenen Punkte müssen mitBedacht gewählt werden. Mit stei-gender Anzahl x-beliebiger Punktenähert sich das Resultat nämlich immermehr demjenigen einer reinenIntegralmessung! Eine Steigerung derBelichtungssicherheit bedeutet dieseMethode nur dann, wenn man zumBeispiel drei Messpunkte aus-schliesslich in den Lichtern und dreiweitere ausschliesslich in denSchatten bestimmt. Dieses Verfahrenentspricht im Prinzip der Zwei-punktmessung; allerdings mit demUnterschied, dass das Risiko einerPanne durch ungünstige Wahl eines

Messpunktes deutlich verringert wird.

FilmreflexionsmessungDa bei Spiegelreflexkameras derSpiegel im Moment der Belichtunghochklappt und jede normale Mes-sung unterbricht, müssen die Belich-tungsdaten kurz vor der Auslösunggespeichert werden. Eine Berück-sichtigung von Helligkeitsänderungenwährend des Verschlussablaufes istso nicht möglich. Dies wäre aberzumindest in zwei Fällen sinnvoll:Erstens bei Langzeitbelichtungen,während derer aus irgendwelchenGründen eine unerwartete undbedeutende Änderung der Lichtver-

hältnisse denkbar ist; und zweitensbei der TTL-Blitzsteuerung, bei dersowohl die Messung als auch dieRegelung der Blitzleistung logi-scherweise nur während der Belich-tung erfolgen kann. Um diesen"blinden Fleck" der TTL-Messung zubeseitigen, wurde dieFilmreflexionsmessung eingeführt. Zudiesem Zweck befindet sich imSpiegelkasten eine zusätzlicheMesszelle, welche das von der Film-oberfläche reflektierte Licht misst.Diese Methode setzt allerdings vor-aus, dass die Schichten der verwen-deten Filme über sehr ähnliche Re-flexionseigenschaften verfügen. ZumGlück wird diese Bedingung

Abb. 63: Bei der Filmre-flexionsmessung erfassteine im Spiegelkastenuntergebrachte Messzelledas von der Filmober-fläche reflektierte Licht.Diese Messart wird vorallem für die automati-sche Leistungssteuerungbeim Blitzen verwendet.S= Spiegel (hochge-klappt); F= Filmoberflä-che; M= Messzelle.

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momentan von den meisten Produk-ten erfüllt.Zukünftige Entwicklungen könntenjedoch durchaus zu Problemen füh-ren. Man bedenke in diesem Zusam-menhang nur, dass eine Oberflächeum so mehr Licht absorbiert, je dunk-

ler sie ist. Ein Filmtyp, bei dem diesesProblem schon heute auftritt, ist derPolaroid 35mm Sofortdiafilm. DieserFilm führt mit seiner tiefschwarzenund gleichzeitig hochglänzendenOberfläche jede TTL-

Blitzmessung in die Irre. Eine Kor-rektur via Filmempfindlichkeits-Ein-stellung ist nicht möglich, da sowohlÜber- als auch Unterbelichtung auf-treten kann. Im allgemeinen gelangtwegen der schwarzen Oberfläche zuwenig Licht auf die Messzelle. In un-

günstigen Situationen kann aber dieZelle wegen Direkt-Reflexionen ander glänzenden Schicht auch durchzuviel Licht getäuscht werden. DieMessung des von der Filmoberflächereflektierten Lichtes wird heute in allenmodernen Kameras mit TTL-Blitzautomatik verwendet. Für diemanuelle Messung kommt dieseMethode nicht in Frage, da sie - be-dingt durch ihr Prinzip - nur währendder Belichtung funktioniert.

Wann welcheMessart wählen ?Von allen zur Zeit bekannten TTL-Messarten sind für die manuelle Be-lichtungsbestimmung nur drei mit Er-folg einsetzbar: die Integralmessung,die mittenbetonte Messung und dieSpotmessung. Alle drei haben ihrespeziellen Vor- und Nachteile. In derPraxis hängt die Wahl aber nicht nurvon der besonderen Eignung für einebestimmte Aufgabe ab, sondern auchvon der Verfügbarkeit dergewünschten Methode. Nur ganzwenige Kameras bieten alle dreiMessarten in einem Gehäuse. Häufigwird man daher gezwungen sein, diezweitbeste Messmethode zu wählen,was aber immer noch besser ist, alsheikle Lichtsituationen einfach derAutomatik zu überlassen.Die reine Integralmessung ist heutenur noch selten anzutreffen. Wirklichexakte Resultate liefert sie nur beiproblemlosen Motiven, bei denenman ohnehin nicht auf eine manuelleBelichtungsermittlung angewiesenist. Detail- und Kontrastmessungensind nur bedingt möglich. Wegen dergleichmässigen Emp-findlichkeitsverteilung über das ge-samte Bildfeld muss man daraufachten, dass das angemessene Detailwirklich den ganzen Sucher ausfüllt.Am leichtesten gelingt dies noch beiLandschaftsaufnahmen, wenn maneinerseits nur den Himmel und

Abb. 64: Die Integral-messung führt nur bei ei-ner einigermassen aus-gewogenen Helligkeits-verteilung zu einer richti-gen Belichtung.

Abb. 65: Bei schwierigenMotiven und automa-tischer Belichtung ergebendie mittenbetonteMessung oder noch besserdie Matrixmessung diehöchste Trefferquote.

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andererseits nur die Landschaft inden Sucher nimmt. Vorsicht ist auchbei kleinen Objekten vor einem über-durchschnittlich hellen oder dunklenHintergrund geboten. Korrekturen"nach Gefühl" sind hier häufig unum-gänglich.Die mittenbetonte Messung ist mitAbstand die häufigste Variante derTTL-Messung, die meist auch in dermanuellen Betriebsart zur Verfügungsteht. Für die individuelle Be-lichtungsbestimmung stellt die mit-tenbetonte Messung die universellsteMethode dar, die auch ungeübtenAnwendern wenig Probleme bereitet.Voraussetzung sind allerdings ge-naue Kenntnisse der Empfindlich-keitsverteilung über das Bildfeld. Obdas Verhältnis von Bildmitte zurRandzone 80%: 20% oder 60% : 40%beträgt, ist für die Praxis einbedeutungsvoller Unterschied. Auchdie flächenmässige Aufteilung solltebekannt sein. Am besten ist es, wennsich die Angaben zur Empfind-lichkeitsverteilung auf eine konkreteMarkierung auf der Sucherscheibebeziehen. Aussagen wie "Konzen-trierung der Messempfindlichkeit aufeinen Viertel der Bildfläche" nützen inder Praxis herzlich wenig. Liefert dieGebrauchsanweisung nicht mehrInformationen, sollte man sich nichtscheuen, beim Lieferanten derKamera präzisere Angaben einzu-holen.Plaziert man abwechslungsweiseausgewählte Bildelemente in derBildmitte, so sind mit der mittenbe-tonten Messung in gewissem UmfangDetail- und Kontrastmessungenmöglich. Die angemessenen Detailssollten allerdings eine bestimmteGrosse nicht unterschreiten, da sonstzu grosse Messfehler auftretenkönnen. In den meisten Fällen ist diemittenbetonte Messung aber dasbeste Mittel, um die Belichtung schnellund einfach auf bildwichtige Teileabzustimmen.

Mit der Spotmessung hat der Prakti-ker das vielseitigste und exaktesteWerkzeug zur Bestimmung der Be-lichtung zur Hand. Die Spotmessungsetzt allerdings viel Erfahrung undgenaue Kenntnisse über die Grund-lagen der Belichtungsmessung vor-

aus. Ist diese Bedingung erfüllt, gibtes praktisch keine Situation, die sichmittels Spotmessung nicht bewältigenliesse. Auf der anderen Seite existiertaber keine Messmethode, die beiunbedachter Anwendung derartfalsche Resultate wie dieSpotmessung liefern könnte. Ausdiesem Grunde arbeiten auch erfah-rene Fotografen nur dann mit derSpotmessung, wenn das Motiv unddas Licht diese Massnahme auchwirklich erfordern. Falls die Zeitdrängt oder eine einfachere Situationvorliegt, ist die mittenbetonteMessung auf alle Fälle vorzuziehen.

Abb. 66: Mit der Spot-messung lassen sichauch extreme Licht- undKontrastverhältnissemeistern. Wer den ge-danklichen, zeitlichen undmanuellen Mehraufwandnicht scheut, wird mit derSpot-Mehrpunkt-messungseine Filme amgenauesten belichten.

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Die Sache mit dem Kontrast

Jede Belichtungsmessung hat strenggenommen nur dann einen Sinn,wenn man sich gleichzeitig auch überden Kontrast Gedanken macht. ImKapitel Licht und Film haben wirgesehen, dass jeder Film einegewisse Mindest-Lichtmenge benötigt,damit bei der Entwicklung überhauptmetallisches Silber entstehen kann.Sind andererseits durch einen starkenLichteinfluss alle Silberhalogenid-Kristalle belichtet, wird eine weitereSteigerung der Helligkeitlogischerweise keine zusätzlicheSchwärzung mehr bewirken.Daraus folgt, dass ein Film Lichtein-drücke nur innerhalb eines begrenz-ten Intervalles korrekt wiederzugebenvermag. Um ein Motiv mit all seinenTonwerten abzubilden, muss dergesamte Umfang von der dunkelstenbis zur hellsten Stelle in diesemBereich untergebracht werden

können. Übersteigt der Motivkontrastden zulässigen Belichtungsumfang,so ist streng genommen keinekorrekte Belichtung mehr möglich.Bei kleinerem Motivkontrast hingegen,müssen mehrere Belichtungswerteals richtig betrachtet werden. Umdiese speziellen, im Foto-Alltag

aber recht häufigen Situationen zuverstehen und entsprechend reagie-ren zu können, müssen wir uns nocheinmal mit etwas Theorie befassen.Als Kontrast werden in der Fotografieganz allgemein Unterschiede zwi-schen hell und dunkel bezeichnet. Dasich der Begriff Kontrast auf ver-schiedene Dinge beziehen kann, isteine sprachliche Eingrenzung uner-lässlich.In diesem Kapitel muss man grund-sätzlich zwei Arten von Kontrast un-terscheiden: Den Motivkontrast undden Negativkontrast. Motivkontrastmeint den maximalen Unterschiedzwischen hellster und dunkelsterStelle des Motives. Der Negativkon-trast (oder Schwärzungsumfang) istdie durch den Motivkontrast bedingteSchwärzungsdifferenz im fertigentwickelten Negativ. Der ebenfallsverwendete Begriff Belichtungsum-fang bezeichnet die durch den Mo-tivkontrast bedingte Differenz dergrössten und kleinsten auf die foto-grafische Schicht einwirkenden Be-lichtung.

Die SchwärzungskurveDen Schlüssel zum Verständnis dermeisten Fragen im Zusammenhangmit dem Stichwort Kontrast stellt diesogenannte Schwärzungskurve dar.Diese Kurve zeigt uns in übersichtli-cher Form, wie ein Film in Abhängig-keit von der auf ihn einwirkenden Be-lichtung (und der Entwicklung) rea-giert. Die Entstehung einer Schwär-zungskurve ist etwa vergleichbar miteiner Belichtungsserie, wie sie gele-gentlich von jedem Praktiker zumEinkreisen der optimalen Belichtungdurchgeführt wird. Dabei sind zweiPunkte entscheidend. Erstens: DieSerie muss den

Abb. 67: Unter Motivkon-trast versteht man dieHelligkeitsdifferenz zwi-schen der hellsten und derdunkelsten nochdurchzeichneten Motiv-stelle. Als Messpunktewären in diesem Beispieldie helle Stirn des Mäd-chens (1) und eine Stelleim dunklen Kleid (2) zuwählen.

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gesamten Bereich von der völligenUnterbelichtung bis zur totalen Über-belichtung umfassen. Zweitens: Ummesstechnisch reproduzierbare Er-gebnisse zu gewährleisten, wähltman bewusst ein extrem einfachesMotiv, nämlich eine homogene, graueFläche. Man könnte also zum Beispieleine Aufnahmeserie von einerNeutral-Graukarte herstellen, bei derman von Aufnahme zu Auf-

(Transparenz 0,001, entsprechendeiner Dichte von 3,0) bis zum hellstenWeiss (Transparenz 1, entsprechendeiner Dichte von 0,0). DieSchwärzung (Dichte) einer Film-schicht in Abhängigkeit von der Be-lichtung wird in Form eines Diagram-mes dargestellt, wie es in Abbildung69 zu sehen ist. Die horizontaleAchse repräsentiert die Stärke derBelichtung in Luxse-

nähme die Belichtung um ein be-stimmtes Intervall erhöht. Dadurchwürde man eine ganze Reihe unter-schiedlicher Negative erhalten, derenDichte man einzeln ausmessen und inForm einer Kurve darstellen könnte.Um das ganze Prozedere zu verein-fachen, geht man in der Praxis aberanders vor. Anstelle mehrerer, abge-stufter Belichtungen begnügt mansich mit einer einzigen. Dafür ist dasAufnahmeobjekt in seiner Helligkeitabgestuft, wodurch man alle not-wendigen Dichte-Messungen auf ei-nem einzigen Negativ vornehmenkann. Ein solches spezielles Objektfür Messzwecke ist unter der Be-zeichnung Stufengraukeil oder all-gemein als Graukeil bekannt. EinGraukeil besteht aus einer Reihegleichmässig abgestufter Flächen mitgenau definierter Remission(Aufsichtsgraukeil) beziehungsweiseTransparenz (Durchsichtsgrau-keil).Wegen des grösseren Kontrastum-fanges kommt für die Ermittlung einerSchwärzungskurve nur einDurchsichtsgraukeil in Frage. DieTransparenz (Mass für die Durch-sichtigkeit) eines solchen Keiles er-streckt sich vom tiefsten Schwarz

künden. Um die physikalischenMasseinheiten mit dem physiologi-schen Helligkeitsempfinden desmenschlichen Auges in Einklang zubringen, wählt man für die Belichtungeinen logarithmischen Massstab. Dasheisst, jede Zunahme um den Faktor10 erscheint gleich gross und bewirkteine Vergrösserung derlogarithmischen Belichtung um 1,0.Eine Änderung um eine Belichtungs-stufe, die einer Verdoppelung (oderHalbierung) der Belichtung entspricht,schlägt sich auf der logarithmischenSkala mit 0,3 nieder (Log 2 = 0,3).Auf der senkrechten Achse des Dia-grammes wird für jeden Belichtungs-wert die gemessene Dichte des ent-wickelten Negatives eingetragen. DieDichte ist ein Mass für die "Un-durchsichtigkeit" eines Materials.Auch die Dichte-Skala ist logarith-misch aufgebaut. Ein völlig transpa-renter Film hat theoretisch die Dichte0. Wegen der unvermeidbarenGrunddichte wird dieser Wert aller-dings nicht ganz erreicht. Die maxi-mal erreichbare Dichte eines SW-Filmes liegt je nach Film-Typ zwi-schen 2,0 und 3,0. Daraus ergibt sichein Negativkontrast von etwa 1:32 bis1:250.

Abb. 68: Ein Aufsichts-graukeil (Kodak Cat.Nr.1527662), wie er in derFotografie häufig verwen-det wird. Ein Durch-sichtsgraukeil sieht ähn-lich aus. Der deutlichgrössere Helligkeitsum-fang lässt sich druck-technisch aber nicht dar-stellen.

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Eine Kurve, die Fotografen insSchleudern bringtWenn wir eine typische Schwär-zungskurve, wie sie Abbildung 69zeigt, vom Nullpunkt (A) in Richtungzunehmender Belichtung interpre-tieren, stellen wir als erstes fest, dassbereits ohne Lichteinfluss einegewisse Dichte vorhanden ist. Dieseminimale Schwärzung heisst Grund-dichte oder Schleier. Sie ist physika-

nennt man Schwellenwert, eineGrosse die auch zur Bestimmung dernominellen Filmempfindlichkeitherangezogen wird. Je weiter linksder Punkt B liegt, um so empfindli-cher ist der Film.Bei weiter steigender Belichtung be-ginnt die Emulsion besser zu reagie-ren. Sie tut dies aber vorerst nochzögernd und unproportional. Wir be-finden uns hier im Bereich der Unter-

lisch bedingt und lässt sich nichtrestlos vermeiden. Hingegen kanneine Überentwicklung den Schleierverstärken, was längere Kopierzeitenund eine verminderte Kontrast-wiedergabe zur Folge hat. Wird dieBelichtung nun langsam gesteigert, sogeschieht vorerst gar nichts, bis wirden Punkt B erreichen. Erst ab diesemPunkt ist die Belichtung stark genug,damit sich in den Silberhalogenid-Körnern erste Entwicklungskeimebilden können. Die Belichtung amPunkt B, welcher genau 0,1 über demSchleier liegt,

belichtung, in der Fachsprache auchDurchhang genannt. Wegen desnoch flachen Verlaufes der Kurvekönnen Schattenpartien, die in die-sem Abschnitt liegen, nur mit redu-ziertem Detail-Kontrast wiedergege-ben werden.Mit zunehmender Belichtung ver-grössert sich die Steilheit der Kurvekontinuierlich bis zum Punkt C, wo siein den linearen Teil übergeht. Linearbedeutet, dass eine Erhöhung derBelichtung in konstanten Schritteneine Steigerung der Dichte inebenfalls konstanten Schritten zur

Abb. 69: Die Schwär-zungskurve veranschau-licht, wie ein Filmmaterial(in Zusammenhang mitder Entwicklung)Lichteindrücke in eineSchwärzung der Schichtumsetzt. Fotografischnutzbar ist streng ge-nommen nur der geradeTeil der Kurve (C-E = Be-reich der richtigen Be-lichtung).A = Schleier; B = Schwel-lenwert; B-C = Durchhang;D = mittlere Belichtung(mittelgrau); E-F =Schulter; S = Schwär-zungsumfang.

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Folge hat. Von Punkt C bis Punkt E hatdie Kurve daher die Form einerGeraden. Dies ist der Bereich derrichtigen Belichtung. Nur zwischen Cund E werden Helligkeits- respektiveBelichtungsdifferenzen optimal inDichtedifferenzen umgesetzt. Nachdem Punkt E beginnt dieSchwärzungskurve wieder abzufla-chen, und wir gelangen in den Bereichder Überbelichtung. In der Regel wirddieser Kurventeil durch die Lichtereiner Aufnahme belegt. Mit nochweiter zunehmender Belichtungverschwindet die Zeichnung immermehr in der allgemeinen Schwärzung.Das Maximum der Schwärzung wirdim Punkt F erreicht. Den Bereichzwischen E und F nennt man Schulter.Nach dem Maximum F ist es unterbestimmten Voraussetzungen sogarmöglich, dass die Dichte wieder ab-nimmt, ein Effekt, den man als Sola-risation bezeichnet, da er früher oftdurch die direkte Abbildung der Sonneverursacht wurde. Bei modernenMaterialien tritt eine Solarisation nurnoch sehr selten auf.

Die berühmte Grenze: 1:32Anhand der Schwärzungskurve istleicht einzusehen, dass eine völligkorrekte Wiedergabe von Hellig-keitsdifferenzen nur auf dem geradenKurventeil zwischen Punkt C und Eerwartet werden kann. Dieser Bereichentspricht in der Theorie ungefähreiner logarithmischen Belich-tungsdifferenz von 1,0 oder einemKontrast von 1:10; was wiederum eineDifferenz von etwas mehr als 3Lichtwerten ergibt. In der Praxis wirdder Kontrast durch Streulicht imObjektiv, in der Kamera und beimVergrössern etwas verringert, so dassman in der Praxis mit einermaximalen Belichtungsdifferenz von1,2 rechnen kann (siehe Abb. 69,Belichtungsintervall von 1,0 bis 2,2).Dies entspricht einem Motivkontrastvon 1:16 oder einer Hel-

ligkeitsdifferenz von 4 Lichtwerten.Dieser Wert gilt als ideal für all jeneArbeiten, die entweder gedruckt oderin Form einer Papiervergrösse-rungihr Publikum erreichen sollen.

Ist man etwas toleranter und akzep-tiert Schatten, die etwas in denDurchhang (B-C), und Lichter, die bisin die Schulter (E-F) hinein reichen,dann kann man den maximalenKontrastumfang mit 1:32 (ent-sprechend fünf Belichtungsstufen)ansetzen. Für anspruchsvolle Arbei-ten gilt dieses Verhältnis als absolutoberste Grenze. Wird sie überschrit-ten, werden die Auswirkungen auchfür den Laien sichtbar. Die einzigeAusnahme bildet die Dia-Projektion,die Kontraste bis zu 1:64 (sechs Be-lichtungsstufen) verkraftet.

Belichtungsspielraumund KontrastWenn der lineare Teil der Schwär-zungskurve (C-E) als Bereich derrichtigen Belichtung angesehen wird,können wir in Bezug auf den Kontrastdrei grundsätzliche Situationenunterscheiden, von denen zwei in derRegel eine Korrektur der vomBelichtungsmesser geliefertenAngaben erfordern.

1. Der Motivkontrastentspricht dem Bereich derrichtigen BelichtungDiese erste Situation stellt den Idealfalldar. Der Motivkontrast beträgt 1:16und lässt sich daher ohne Verlusteinnerhalb des Bereichs der richtigenBelichtung unterbringen (Abb. 70).Voraussetzung ist allerdings einekorrekte Belichtung, denn einBelichtungsspielraum steht nicht zurVerfügung. Jede Abweichungverschiebt entweder die Schatten inden Durchhang oder die Lichter in dieSchulter, was in den entsprechendenPartien Unter- beziehungsweiseÜberbelichtung bedeutet.

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Wenn die Filmhersteller dennoch ei-nen mehr oder weniger grossen Be-lichtungsspielraum versprechen, wirddies durch einen sehr allmählichenÜbergang im Bereich des Durchhangsund der Schulter erreicht. BeiFehlbelichtung bleiben dieAufnahmen zwar in weiten Gren-

nicht mehr im Bereich der richtigenBelichtung unterbringen (Abb. 71).Eine technisch korrekte Belichtung istin diesem Fall nicht möglich. Würdeman zum Beispiel mittels Zwei-punktmessung auf einen Mittelwertbelichten, wäre sowohl in den Lich-tern als auch in den Schatten einVerlust an Zeichnung in Kauf zu neh-men. Diese Art der Belichtung gilt alsungünstig, da gleich beide Enden derTonwertskala beeinträchtigt werden.In der Regel fährt man besser, wennman die Belichtung so festlegt, dassentweder die Schatten oder die Lichternoch auf den geraden Teil derSchwärzungskurve zu liegen kom-men. Dafür muss man auf Zeichnungam anderen Ende der Skalaverzichten. Ob eine korrekte Wieder-

zen kopierbar, Verluste in den Schat-ten oder Lichtern lassen sich hinge-gen nicht vermeiden.

2. Der Motivkontrast istgrosser als der Bereich derrichtigen BelichtungÜbersteigt der Motivkontrast dasVerhältnis von 1:16 wesentlich, lässtsich der gesamte Tonwertumfang

gäbe der Schatten oder der Lichterwichtiger ist, hängt in erster Linie vonder Art des Motives und den Wün-schen des Fotografen ab. In zweiterLinie sind auch die Eigenschaften desverwendeten Filmmaterials zubeachten.Bei Negativfilmen bereiten vor allemzu dünne Schattenpartien Sorgen,während in zu dichten Lichtern meist

Abb. 70: Der Belich-tungsumfang (Motivkon-trast) dieses Bildbeispielsbetrug gerade etwa 4Blendenstufen (1:16) undMess sich somit genau imBereich der richtigenBelichtung unterbringen.Eine exakte Belichtungwar notwendig, denn jedeAbweichung hätte einenVerlust in den Lichternoder in den Schattenbedeutet.

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noch ein Rest von Zeichnung zu fin-den ist. Durch Nachbelichten derLichter beim Vergrössern kann man-ches Bild noch gerettet werden.Anders beim Diafilm: Hier sind dieLichter problematisch, die bei Über-belichtung "ausfressen" und sehrunschön wirken. Es wäre jedochfalsch, daraus den Schluss zu ziehen,Diafilme seien ganz allgemein auf dieLichter, Negativfilme hingegen auf dieSchatten zu belichteten. Dieser leideroft erteilte Ratschlag gilt wirklich nur,wenn der Kontrast das zulässigeMass überschreitet. Was aber heisstauf die Lichter oder Schattenbelichten? Würde man denBelichtungsmesser einfach auf diedunkelste Stelle des Motives richtenund das Resultat unbesehen auf dieKamera übertragen, kämen dieseTeile in die Mitte des Bereichs derrichtigen Belichtung zu liegen. Deruntere Teil der Schwärzungskurvebliebe ungenutzt; die Aufnahme wäre,gesamthaft gesehen, deutlichüberbelichtet.

Eine korrekte Belichtung auf dieSchatten hat so zu erfolgen, dass diedunkelsten Details, die noch deutlichZeichnung aufweisen sollen, auf denPunkt C der Schwärzungskurve zuliegen kommen. Wegen der Eichungaller Belichtungsmesser auf ein mitt-leres Grau wird aber jeder Grauton,auf den die Belichtung abgestimmtwird, dem Punkt D zugeordnet, wel-cher die Strecke C-E halbiert. Da wirwissen, dass das Intervall C-E vierBelichtungsstufen umfasst, brauchenwir die Belichtung nur um zwei Stufenzu vermindern, um von Punkt D zuPunkt C zu gelangen. Im Klartext: Umoptimal auf die Schatten zu belichten,misst man die dunkelste Motivstelle,in der man noch Zeichnung habenmöchte. Die aus dieser Messungermittelte Belichtung wird dann umzwei Stufen verringert. Falls mananstelle von 1:16 mit einemzulässigen Kontrast von 1:32 rechnet,beträgt die Korrek-

tur2,5 Belichtungsstufen. Mit dieserMethode erhält man - unabhängigvom Kontrast - Bilder, deren Schattenund Mitteltöne stets optimal im Bereichder richtigen Belichtung liegen. DieBelichtung auf die Lichter erfolgtanalog; mit dem einzigen Unterschied,dass in diesem Fall die

Abb. 71: Bei dieser Auf-nahme war der Kontrastfast doppelt so gross wieder Bereich der richtigenBelichtung. Die Schattenund Lichter reichen weit inden Durchhang bzw. bisüber die Schulter. DerSchwärzungsumfang (S)ist zwar noch etwas ange-wachsen; der Kontrast inden Schatten und denLichtern ist aber stark ge-staucht. Das Problem lässtsich nur lösen, indem mansich für eine optimaleDurchzeichnung derSchatten oder der Lichterentscheidet. Die beidenBildbeispiele zeigen zweientsprechende Varianten,die sich nicht nur in derBelichtung, sondern auchin der Stimmung deutlichunterscheiden.

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Abb. 72: Ist der Kontrastkleiner als 1:16, kann manden Bereich der Be-lichtung ein Stück nachlinks oder rechts ver-schieben, ohne den gera-den Teil der Schwär-zungskurve zu verlassen.Das heisst: Bei kon-trastarmen Motiven be-steht ein echter Belich-tungsspielraum, bei des-sen Ausnutzung keinVerlust an Zeichnung zubefürchten ist.

Belichtung um 2 beziehungsweise2,5 Stufen zu erhöhen ist.

3. Der Motivkontrast istkleiner als der Bereich derrichtigen BelichtungDiese Situation kommt in der Praxiseher selten vor, obwohl sie aus derSicht der Belichtungsmessung ei-gentlich die bequemste wäre. Beträgtder Motivkontrast, wie in Abbildung 72dargestellt, nur zwei Belich-

tungsstufen (Motivkontrast 1:4), sokönnen wir - bei Messung auf einenMittelwert - die Belichtung um eineganze Stufe vergrössern oder ver-kleinern ohne den Punkt C oder E zuüberschreiten.Dabei ändert sich lediglich die mittlereDichte der entwickelten Schicht; dieWiedergabe der Helligkeitsunter-schiede bleibt davon unberührt. Ausdiesem Grund ist dies auch der ein-

zige Fall, in dem man ohne Ein-schränkung von Belichtungsspielraumsprechen kann. Er beträgt in unseremBeispiel genau ±1 Belichtungsstufe.Der Anfänger wird diese Tatsachedankbar zur Kenntnis nehmen und dieBelichtung wie gewohnt bestimmen.Es ist ja schliesslich beruhigend, zuwissen, dass Messfehler in gewissenGrenzen keinerlei Verlust anZeichnung nach sich ziehen.Diese Belichtung "auf Sicherheit" istallerdings nicht optimal. Der Grund:Der Film erhält mehr Licht, als für dieWiedergabe aller Grauwerte unbe-dingt notwendig wäre. Nun bedeutetaber jedes Mehr an Licht eine Verrin-gerung der Abbildungsschärfe. Ur-sache hiefür ist Streulicht innerhalbder Emulsion, wodurch vor allemscharf begrenzte Hell-Dunkel-Über-gänge beeinträchtigt werden. Wer aufhöchste Bildschärfe Wert legt, solltedaher die Belichtung so knapp wiemöglich halten. Das Optimum ist dannerreicht, wenn die Schatten gerade aufden Punkt C der Schwärzungskurvezu liegen kommen. Um dies zu errei-chen, muss man die ermittelte Be-lichtung um die Hälfte der Differenzzwischen Motivkontrast (Belich-tungsumfang) und dem Bereich derrichtigen Belichtung verringern. Inunserem Beispiel bedeutet dies, dasswir die Belichtung gegenüber einemMotiv mit normalem Kontrast um eineganze Stufe reduzieren können. EinBelichtungsspielraum nach untenbesteht jetzt allerdings nicht mehr.Wir haben ihn gewissermassenzugunsten einer besserenSchärfeleistung verschenkt. DieTatsache, dass bei kleinem Mo-tivkontrast eine entsprechend knap-pere Belichtung für die Wiedergabealler Helligkeitsstufen ausreicht, kannman auch dadurch beschreiben, dassman sagt, der Film habe bei geringemMotivkontrast eine höhereEmpfindlichkeit. Physikalisch

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gesehen ist das zwar absolut korrekt;man lasse sich aber in der Praxis nichtdazu verleiten, die notwendigeAnpassung der Belichtung durch eineErhöhung der ISO-Ein-stellung amBelichtungsmesser vorzunehmen! Daauf einem Film in aller Regel Motivemit recht unterschiedlichem Kontrastbelichtet werden, ist es vorsichtiger,die Korrektur für jede Aufnahmeseparat zu bestimmen.

Die obigen Überlegungen gelten pri-mär für SW-Material. Zwar zeichnenauch Farbfilme bei knapper Belichtungschärfer, doch sind hier noch andereEffekte zu berücksichtigen. BeimFarbnegativfilm erhöht sich mitzunehmender Belichtung die Intensitätder Farben. Ist höchste Farbsättigunggefordert, sollte dieses Material imRahmen des Belichtungsspielraumeseher reichlich belichtet werden.Zusätzlich wird bei modernenFarbnegativfilmen durch Über-belichtung auch noch die Körnigkeitreduziert (im Gegensatz zum klassi-schen SW-Material!). Diese Ent-wicklung hat sogar dazu geführt, dassdie Empfindlichkeit der neustenFarbnegativfilme vom Herstel-lergeringer angegeben wird, als diesder rein densitometrischen Bestim-mung entsprechen würde. Im Klar-text: Um die oben genannten Effektezu erreichen, ist eine gewisseÜberbelichtung fest eingeplant.Nochmals anders zeigt sich die Si-tuation beim Diafilm: Da sich die Hel-ligkeit (zumindest bei der Projektion)später nicht mehr ändern lässt, ist beider Belichtung auch der Aspekt derStimmung zu berücksichtigen.Besteht auf Grund der Kontrastver-hältnisse ein Belichtungsspielraum,kann das gleiche Motiv heller oderdunkler abgebildet werden, ohnedass man von einer "richtigen" oder"falschen" Belichtung sprechenkönnte. Im allgemeinen sollte derEindruck des Bildes möglichst demsubjektiven Helligkeitseindruck der

Wirklichkeit entsprechen. Man wirddaher helle Motive reichlicher, dunklehingegen knapper belichten.

Der Gamma-WertWenn man sich anhand der Schwär-zungskurve überlegt, wie jedes Be-lichtungsintervall ein entsprechendesSchwärzungsintervall auf dem Filmbewirkt, ist leicht einzusehen, dassdie Steigung der Kurve dieseUmsetzung entscheidend beeinflusst.Bei einer steilen Kurve (über 45°) fälltder Schwärzungsumfang

grosser aus als der Belichtungsum-fang. Verläuft die Kurve hingegenflach (unter 45°), ist das Gegenteil derFall.Mathematisch wird diese Tatsachedurch den Winkel zwischen dem ge-raden Kurventeil und der Horizontalenbeschrieben. Dieser Steigungswinkelwird mit dem griechischenBuchstaben y (=Gamma) bezeichnet.Die absolte Grosse des Win-

Abb. 73: Filme mit einemgrossen Gamma-Wert(oben)dehnen denNegativkontrast, so dassder maximale Schwär-zungsumfang bereits voneinem kleineren Mo-tivkontrast erreicht wird.Kleine Gamma-Werte(unten) stauchen denNegativkontrast. DerMotivkontrast darf in die-sem Fall deutlich höhersein, ohne dass derBereich der richtigenBelichtung überschrittenwird. Die Grosse desGamma-Wertes ist film-abhängig und kann durchdie Wahl der Ent-wicklungsmethodezusätzlich beeinflusstwerden.

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Abb. 74: Dass eine Gra-dationsverflachung nichtimmer das richtige Mittelist, um hohe Kontraste inden Griff zu bekommen,belegen diese beidenBilder. Die obere Ver-grössemng erfolgte aufein weiches Papier mit

Gradation 0. Obwohl derTonwertumfang die ganzeSkala umfasst, macht dieAufnahme einen flauenEindruck. Die untereVariante wurde auf Gra-dation 2 (normal) ver-grössert. Dank des grös-seren Detail-Kontrasteswirkt das Bild nun deutlichbrillanter. Damit der helleBildteil in der Mitte nochZeichnung erhielt, musstediese Partie allerdingskräftig nachbelichtetwerden.

kels, der sogenannte Gamma-Wert,wird in der Tangens-Funktion ange-geben, wobei Gamma 1,0 einer Stei-gung von 45° entspricht. Ein Gammaüber 1,0 bedeutet eine steilere, einGamma kleiner als 1,0 eine flachereKurve. Bei Negativfilmen wird ein

normierter Gamma-Wert von 0,7 an-gestrebt; bei Umkehrmaterial beträgtder Wert 1,5. Umgangssprachlichspricht man auch von der Steil-he/feines Filmes, wobei ein Gamma über0,7 als hart, ein solches unter 0,7 alsweich bezeichnet wird. Der Gamma-Wert von Negativmaterial hängt abernicht nur vom chemischen Aufbau ab,sondern kann durch die Entwicklungin bestimmten Grenzen beeinflusstwerden. Hält man sich bei derVerarbeitung an die

Standard-Angaben der Film- undChemikalienhersteller, ist beim SW-Film in der Regel ein Gamma um 0,7zu erwarten. Durch Ändern von Tem-peratur, Entwicklungszeit und Kon-zentration oder durch den Einsatzspezieller Entwickler lässt sich dasResultat von hart bis weich variieren.Da liegt der Gedanke nahe, Kon-trastprobleme durch Anpassen desGamma-Wertes aus der Welt zuschaffen (siehe auch Das Zonensy-stem). Die Idee scheint einleuchtend:Je flacher zum Beispiel dieSchwärzungskurve verläuft, destogrosser der Belichtungsumfang, dervom Film aufgenommen werden kann.Das bedeutet aber, dass die einzelnenGraustufen auf dem Negativ näher"zusammenrücken" müssen,wodurch die Wiedergabe feinsterAbstufungen beeinträchtigt odersogar verunmöglicht wird. SolcheAufnahmen erscheinen in den Detailsoft flau und kraftlos, obwohl sämtlicheTöne vom tiefsten Schwarz bis zumhellsten Weiss im Bild vertreten sind.Das maximale Belichtungsintervalldurch eine flachere Gradation ummehr als eine Belichtungsstufevergrössern zu wollen, ist daher in derPraxis nicht zu empfehlen. DieselbenÜberlegungen sprechen übrigensauch gegen die oft unnötigeVerwendung von Fotopapier derGradation 0. Meist ist es sinnvoller,den Kontrast durch Nachbelichtenoder Abwedeln in den Griff zubekommen.

Kontrastbeurteilung inder PraxisDie obigen Betrachtungen zum The-ma Kontrast zeigen deutlich, dass dieBeurteilung des Motivkontrastes beider Ermittlung der Belichtungsdateneine wichtige Rolle spielt. Doch wiegeht man in der Praxis vor, um eineverwertbare Aussage über denherrschenden Kontrast zu erhalten?Die sicherste und genauste Me-

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thode ist die Messung des Kontrastesmit einem Handbelichtungsmesser.Zur Messung wird die hellste und diedunkelste Stelle des Motivesherangezogen, die im fertigen Bildnoch deutliche Zeichnung aufweisensollen.Bei der Auswahl der anzumessendenMotivpartien muss man jedochrealistisch vorgehen und nur solcheStellen berücksichtigen, in denenman später wirklich noch Details er-kennen möchte. Völlig dunkle Schattenund hellste Spitzenlichter ohne jedeZeichnung schaden nichts, solangesie in der Aufnahme nicht dominieren.So wäre es etwa unsinnig,punktförmige Lichtquellen (z.B.Strassenlampen) als Objekte bei derMessung zu berücksichtigen. Ebensokann man kleine Schlagschatten oderReflexe übergehen. Strengphysikalisch gesehen wären ohnediese Relativierung des Motivkontra-stes die wenigsten Motive im Intervallder richtigen Belichtung unterzu-bringen.

Die Handhabung des Belichtungs-messers bei der Kontrastmessungentspricht dem Vorgehen, wie es imKapitel Objektmessung unter derÜberschrift Die Detailmessung er-läutert wurde. Der zu berücksichti-gende Motivkontrast ist gleich derHelligkeitsdifferenz zwischen denbeiden ausgewählten Messstellen.Für aufnahmetechnische Belange istdie Angabe in Belichtungsstufen amgeeignetsten. Für die Messung kannman daher die Blendenskala, dieLichtwertskala oder sonst eine Skalades Belichtungsmessers, die inBelichtungsstufen unterteilt ist,verwenden.

Kontrastbestimmung beiTTL-MessungGrundsätzlich sind Kontrastmessun-gen auch mit einem TTL-Belich-tungsmesser möglich. Allerdings be-steht dabei die Schwierigkeit, die an-zumessenden Zonen mit der nötigenGenauigkeit einzugrenzen. Grunddafür sind die oft nicht genau defi-

Abb. 75: Bei der Kon-trastmessung ist es wich-tig, die Messpunkte mög-lichst realistisch zu wäh-len. In diesem Beispielwürde man mit einerMessung auf die dunkleTüre (1) und einer weiterenauf die hellen Steine (2)richtig liegen. Hingegenhätte es keinen Sinn, auchnoch die extrem dunkleDach-Unter-sicht (3) undden strukturlosen Himmel(4) zu berücksichtigen, daes nichts ausmacht, wenndiese Stellen im fertigenBild keine Zeichnung mehraufweisen.

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Abb. 76: Derartige Licht-verhältnisse sollten jedenFotografen automatischzur Vorsicht mahnen:Solche Motive sind nichtsfür den schnellen Schussohne einen kritischenBlick auf die Be-lichtungsdaten. Mit etwasÜbung gelingt es, solcheSituationen richtigeinzuschätzen, damit man

nicht erst nach demEntwickeln der Aufnahmenvom extremen Kontrastüberrascht wird.

nierten Messwinkel der TTL-Mes-sung. Man beachte zu diesem The-ma das Kapitel Die TTL-Messung.Am besten für Kontrastmessungengeeignet sind Spiegelreflexkameras,die über eine Spotmessung verfügen.Dank des sehr engen Messwinkelserleichtert die Spotmessung dasAnvisieren und Eingrenzen der

ausgewählten Messpunkte ganzwesentlich. Steht keine spezielleSpotmessung zur Verfügung, kannman den Messwinkel ersatzweiseauch mit einer längeren Brennweiteeinengen; ein Vorgehen bei dem sichZoomobjektive als besonderspraktisch erweisen. Für die Ermittlungdes Kontrastes wählt man dieBetriebsart Blendenautomatik. Beivorgegebener Zeit wird so für jedenMesspunkt die passende Blendeangezeigt. Die Differenz inBlendenstufen entspricht dann demgesuchten Motivkontrast. DiesesVorgehen führt bei allenSpiegelreflexkameras zum Ziel, wobeiallerdings die Differenz gewis-sermassen an den Fingern abge-

zählt werden muss, da man die Blen-denwerte nicht einfach subtrahierendarf.

Rechnerisch bequemer gestaltet sichdie Sache, wenn man die Kamera inder manuellen Betriebsart verwendenkann. Das funktioniert aber nur, wenndie Anzeige auf Abweichungen vonder eingestellten Belichtung nichteinfach mit einem "+" oder "-" reagiert.Zum Glück drücken sich heute diemeisten anspruchsvolleren Geräteetwas präziser aus und geben dasMass der Abweichung inBelichtungsstufen an. Allerdings solltedie Anzeige zumindest auch halbeStufen berücksichtigen, da dasErgebnis sonst nicht mit dernotwendigen Genauigkeit abgelesenwerden kann. Um den Kontrast zuermitteln, wird zuerst mittels normaler,mittenbetonter Integralmessung dieBelichtung auf 0 abgeglichen. Dannrichtet man die Kamera - ohne Zeitoder Blende zu verändern - auf diehellste und die dunkelste Motivpartie.Addiert man anschliessend dieabsoluten Werte der Abweichung fürbeide Positionen, erhält man denUmfang des Kontrastes inBelichtungsstufen. Zeigt die Anzeigebeim Anvisieren der hellsten Stellebeispielsweise eine Abweichung von+3 und in den dunkelsten Details einesolche von -2, so ergibt sich einMotivkontrast von 3 + 2 = 5Belichtungsstufen.

Kontrast über den DaumengepeiltEs wurde bereits am Anfang diesesKapitels erwähnt, dass eine Belich-tungsbestimmung stets unter Be-rücksichtigung der Kontrastverhält-nisse erfolgen soll. Dennoch wird dererfahrene Praktiker den Motivkontrastnicht bei jeder Aufnahme mess-technisch bestimmen. Mit einigerÜbung lassen sich nämlich viele Mo-tive auch rein visuell beurteilen. Dabeiist allerdings mit einiger Sicherheit nureine Einteilung in zwei Kate-

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gorien möglich: in Motive deren Kon-trast deutlich unter- oder deutlichüber dem durchschnittlichen Umfangvon 1:16 (4 Belichtungsstufen) liegt.Wer zum Beispiel eine Nebel-Land-schaft fotografieren möchte, kannziemlich sicher sein, dass der zuläs-sige Kontrastumfang nicht über-schritten wird. Andererseits sollte beiGegenlicht-Situationen automatischdie Warnlampe blinken: Hier ist in derRegel ohne Aufhellung oderKompromisse bei der Belichtungnichts zu machen. Aber schon einegewöhnliche Szene nach dem be-rühmt-berüchtigten Motto "Sonne imRücken und Blende 16" kann den Filmüberfordern.Um sich mit der Problematik desKontrastes vertraut zu machen,empfiehlt es sich, so häufig wie mög-lich Kontrastmessungen durchzu-führen. Auch wenn Sie ein Motiv garnicht fotografieren möchten, kann esfür eine Kontrast-Übung nützlich sein.Schätzen Sie den Kontrastumfangerst visuell. Richten sie dannanschliessend Ihren Belichtungs-messer oder Ihre Kamera auf diehellste und die dunkelste Stelle. Si-cher werden Sie anfänglich über-

rascht sein, wie viele Motive das zu-lässige Mass überschreiten und wieleicht man sich verschätzt! DieFilmleute kennen einen kleinen Trick,mit dem sich der Kontrast visuell rechtgut beurteilen lässt. Sie betrachtendie zu filmende Szene durch einensogenannten Kontrastfilter, der inWirklichkeit nichts anderes als einstarker Grau- oder Dunkelgrünfilterist. Dieser Filter reduziert dieAllgemeinhelligkeit so stark, dass dasAuge in dunklen Schattenpartienkeine Details mehr zu erkennenvermag. Dadurch entsteht einEindruck, der in etwa einem Diapo-sitiv entspricht, dessen Belichtung aufdie Lichter abgestimmt wurde. Einenfür unsere Zwecke geeignetenKontrastfilter sucht man sich ameinfachsten im eigenen Papierkorb:Ein unbelichtetes, aber entwickeltesStück Diafilm genügt. In ein gewöhn-liches Diarähmchen gefasst, stellt esden billigsten, aber durchaus taugli-chen Kontrastfilter dar. Wegen derhohen Dichte ist er allerdings nur fürhelles Tageslicht geeignet. Ausser-dem sollte man ihn nur kurz benützen,da der Effekt wegen der Adaption desAuges nach einiger Zeit verschwindet.

Abb. 77: Keine Angst vorhohen Kontrasten:Obwohl in diesem Bildausser Schwarz undWeiss kaum noch Zwi-schentöne vorkommen, isteine gelungene Aufnahmeentstanden. Der Fotografhat einfach aus der Noteine Tugend gemacht undsich für einescherenschnittartige Wie-dergabe des interessantenSchattenspielsentschlossen.

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Das Zonensystem

Beim Zonensystem handelt es sichum eine spezielle Methode zur Be-stimmung der Belichtung, wobeidurch eine angepasste Entwicklungder Negativkontrast so gesteuertwird, dass Vergrösserungen - unab-hängig vom Motivkontrast-stets aufein Papier mittlerer Gradation mög-lich sein sollten.Um es gleich vornewegzunehmen:Das Zonensystem ist aus heutigerSicht eine umstrittene Methode.Während die einen Fachleute dasZonensystem in den höchsten Tönenloben, halten es andere schlicht fürüberflüssig. Dieser alte Streit soll hierweder neu aufgerollt noch endgültigentschieden werden. Zwei Punktescheinen mir aber unbestritten:Erstens ist die konsequente An-wendung des Zonensystems rechtkompliziert und nur in der Schwarz-weiss-Fotografie sinnvoll; und zwei-tens führen in den allermeisten Fällenandere Methoden der Belich-tungsbestimmung schneller und ein-facher zum Ziel.Aus diesem Grund wird das Zonen-system im Rahmen dieses Buches nurkurz gestreift. Wer sich ausführlicherüber diese Technik informierenmöchte, dem sei das im gleichenVerlag erschienene Werk Das Zo-nensystem von Henk Roelfsemaempfohlen.Um den Sinn des Zonensystems zuverstehen, muss man das fotografi-sche Umfeld zu seiner Entstehungs-zeit betrachten. In den dreissigerJahren überlegte sich der amerikani-sche Fotograf Ansel Adams, wie erden von Aufnahme zu Aufnahme va-riierenden Motivkontrast in den Griffbekommen könnte. Sein Ziel war, injedem Fall ein ideales Negativ zu er-halten, das sich ohne Probleme aufein Papier mittlerer Gradation ver-grössern liess. Das Ergebnis seiner

jahrelangen Studien und Versuchewar schliesslich das Zonensystem,das eine umfassende Kontrolle überden Kontrast von der Aufnahme biszum fertigen Print gewährleisten soll.Dabei spielten zwei Dinge eine wich-tige Rolle: 1. Die damaligenSchwarzweiss-Filme (Farbe kannteman noch kaum!) erreichten nochnicht denselben Kontrastumfang wieheutige Materialien und verfügten nurüber einen sehr beschränktenBelichtungsspielraum. 2. DasZonensystem verlangt eine demKontrast angepasste Entwicklung. Dievor dem Zweiten Weltkrieg auch imAmateurbereich übliche Verwendungvon Glasplatten kam dieser Forderungentgegen, da jedes Negativ einzelnentwickelt werden konnte. Im Zeitalterdes Roll-und Kleinbildfilmes macht dieindividuelle Behandlung einzelnerAufnahmen bedeutend mehrProbleme. Wer pro Motiv nicht einenganzen Film opfern möchte, dem bleibtnur noch das in diesemZusammenhang häufig empfohleneZerstückeln des Filmes; einemühsame Prozedur, die nichtjedermanns Geschmack entspricht!Planfilme, die modernen Nachfolgerder Glasplatten, bieten dem Amateurallein schon auf Grund der enormenAusrüstungskosten keine Alternative.Schwierigkeiten entstehen auch beider für das Zonensystem so wichti-gen Anpassung des Gamma-Wer-tes: Zwar reagieren auch moderneFilme auf eine verlängerte oder ver-kürzte Entwicklungszeit mit einerÄnderung des Kontrastes, doch tunsie dies in wesentlich geringeremMasse als ihre Vorfahren. Schliess-lich haben sich die Hersteller alleMühe gegeben, dass trotz Abwei-chungen der Zeit oder Temperatur

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(sprich trotz "Entwicklungsfehlern")möglichst gleichbleibende Resultateentstehen. Ohne individuelle und an-gepasste Entwicklung bietet das Zo-nensystem aber überhaupt keinenNutzen, es sei denn den, dass Siedurch die einzelnen Schritte undÜberlegungen zu einer konsequentenund ruhigen Arbeitsweise gezwungenwerden.

Die Theorie in kürzeBeim Zonensystem geht jeder Auf-nahme eine eingehende messtech-nische Beurteilung des Motives vor-aus. Dabei wird die Szene in einzelneBelichtungszonen unterteilt, vondenen jede einem ganz bestimmtenWert der Motivhelligkeit entspricht. Inder Aufnahme von Abbildung 78 sindall diese Zonen eingezeichnet. DerGraukeil darunter gibt die dazu-gehörenden Grauwerte wieder. DieSkala erstreckt sich von l bis IX (AnselAdams verwendete hiefür römischeZiffern). Die Differenz zwischen zweibenachbarten Zonen beträgt genaueinen Belichtungswert, woraus folgt,dass die gesamte Zonenskala 9Blendenstufen umfasst. Die mittlereZone V entspricht dem uns bereitsbekannten mittleren Grau von 18%Remission. Wie wir aus demvorangehenden Kapitel wissen,vermag unser Film nur maximal 5Stufen wiederzugeben (Motivkontrast1:32). Unter der Voraussetzung, dassdie Zone V im fertigen Bild alsmittleres Grau erscheinen soll, stehenuns daher für eine Aufnahmenormalerweise nur Zone III bis VII zurVerfügung. Die Zonen III und VIIweisen dabei noch Zeichnung auf,während M und VIII den tiefstenSchatten beziehungsweise denSpitzenlichtern entsprechen. DieZonen l und IX können nichtgleichzeitig wiedergegeben werden;sie setzen lediglich die Grenzen fürdie mögliche Verschiebung derTonwert-Skala fest.

In der Praxis geht man so vor, dassman ein mittleres Grau mit Zone Vbelegt. Stellt man dann fest, dass dieSchatten, die noch Zeichnug aufwei-sen sollen, in der Zone III und dieLichter in Zone VII liegen, so hat manGlück gehabt und wird bei Belichtungauf Zone V und Standard-Ent-wicklung ein gut durchzeichnetesNegativ erhalten, das sich auf Papiermittlerer Gradation vergrössern lässt(Abbildung 78).Was geschieht aber, wenn dieSchatten auf Zone II und die Lichter

auf Zone VII zu liegen kommen? Indiesem Fall verschiebt man die Zo-nenskala um einen Wert nach unten,das heisst, man gibt den Schattenwieder die Zone III. Der gesamte Mo-tivumfang von 6 Stufen liegt damitneu zwischen Zone III und VIII (Abb.79). Die Zone V befindet sich wegender Verschiebung nun allerdings aufeinem um eine Stufe dunkleren Grau.Weil beim Zonensystem immer aufZone V belichtet wird, resultiertfolglich eine Überbelichtung um eineBelichtungsstufe. Da der Kontrast inunserem Beispiel mit 6 Stufen (Zone IIIbis VIII) zu gross ist, schreibt dasZonensystem

Abb. 78: Beim Zonensy-stem wird jedem Bildteil(Zone) eine Zahl (I-IX) zu-geteilt, die einem be-stimmten Grauwert ent-spricht. Ohne Eingriffkönnen fotografisch 5Zonen (III-VII) mit Zeich-nung wiedergegebenwerden. Die Belichtungerfolgt stets auf Zone V.

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Abb. 79: Übersteigt derBelichtungsumfang 5Stufen, wird die Zonen-skala so weit nach linksverschoben bis dieSchatten wieder auf Zone

III zu liegen kommen.

Abb. 80: Liegt der Kon-trast unter 5 Stufen, ver-schiebt man die Skalanach rechts, damit sichdie Schatten wiederum inder Zone III befinden.

eine kürzere Entwicklungszeit vor, umso die Steilheit des Filmes zu ver-ringern. Die Vorschriften für die Ver-kürzung der Zeit sind so abgestimmt,dass zusammen mit der oben er-

wähnten Überbelichtung ein Negativvon durchschnittlicher Dichte, abergeringerer Kontrastwiedergabe, ent-steht. Dank diesen Massnahmensollte es möglich sein, auch unser

Motiv-Beispiel mit einem Kontrast von6 Stufen auf Papier mittlerer Gradationzu kopieren. Beiunterdurchschnittlichem Kontrastgeschieht genau das Gegenteil: DieZonenskala wird so weit nach obenverschoben, dass die Schatten wiederin die Zone III zu liegen kommen (Abb.80). Die sich daraus ergebendeUnterbelichtung (Belichtung wieimmer auf Zone V) erfordert eineVerlängerung der Entwicklungszeit,wodurch gleichzeitig auch das Gam-ma steiler wird. Der dadurch erhöhteKontrast sollte wiederum das Ver-grössern auf eine mittlere Gradationerlauben.Analysiert man das Zonensystem, sokann man unschwer erkennen, dassdas Vorgehen weitgehend der imKapitel Objektmessung beschrie-benen Zweipunktmessung entspricht,kombiniert mit den Überlegungen zumThema Kontrast, die imvorangehenden Kapitel zu findensind. Ein optimal belichtetes Negativvermag (mit kleinen Konzessionen)durchaus eine bis zwei Kontraststufenmehr aufzunehmen, als es demUmfang eines Fotopapieres mittlererGradation entspricht. Mit den be-kannten Labor-Tricks wie Nachbe-lichten oder Abwedeln bringt man inder Regel auch diese zwei Stufennoch auf das Papier. Und dies erstnoch ohne den Kontrast in den Detailsvermindern zu müssen. ModerneGradationswandel-Papie-re, diesogar eine individuelle Kon-traststeuerung einzelner Bildteile er-lauben, bringen noch einen weiterenAspekt in die Diskussion. Berück-sichtigt man den technischen Fort-schritt, sind auch ohne Zonensystemperfekte Schwarzweiss-Bildermöglich. Man vergesse in diesemZusammenhang nie, dass am Endenur das Ergebnis zählt. Der Fotografwird an seinen Bildern gemessen undnicht an der Art und Weise, wie er dieBelichtung ermittelt oder seine Filmeentwickelt.

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Farbe und Filter

Wenn in diesem Kapitel von Farbegesprochen wird, so ist damit eineEigenschaft des Motivs gemeint. Obeine Aufnahme auf SW- oder Farbfilmerfolgt, spielt in diesem Zusam-menhang nur in Ausnahmefällen eineRolle. Interessant in Bezug auf unserThema ist hingegen der Einfluss, dendie Farbe auf das Ergebnis einerBelichtungsmessung ausüben kann.Die Ursache für so manche vorerstunerklärliche Fehlbelichtung liegt inder Tatsache, dass unser Auge Farbeanders interpretiert als einBelichtungsmesser. Damit fügt sichein weiteres Element in die Reihe allder Dinge, die man bei der Ermittlungder Belichtung beachten muss.Gleichzeitig zeigt sich daran abereinmal mehr, dass die Be-lichtungsmessung ein zu komplexerVorgang ist, um ihn unbesehen einerAutomatik zu überlassen.

Messtechnik kontraPhysiologieWas wir als Licht bezeichnen, ist ausphysikalischer Sicht ein winzig kleinerTeil aus dem riesigen Spektrum derelektromagnetischen Wellen mitWellenlängen zwischen mehrerenKilometern (Radio-Längstwellen) undwenigen Milliardstel-Millimetern

(Gamma-Strahlung). Nur gerade wassich im Bereich zwischen 400 und700nm (nm = Manometer; 1nm = 1Millionstel-Millimeter) abspielt,können unsere Augen als Licht er-

kennen. Diese Spanne entspricht denFarben des Regenbogens beginnendbei Dunkelblau (400nm) und endendbei Dunkelrot (700nm). Aber nicht alleFarben innerhalb des sichtbarenSpektrums werden von uns gleich gutwahrgenommen. Am empfindlichstenist das menschliche Auge bei grünemLicht (550nm). Von da aus nimmt dieEmpfindlichkeit sowohl in Richtungkürzerer (Blau) als auch in Richtunglängerer Wellenlänge (Rot)kontinuierlich ab. Für

Abb. 81: Spektrale Emp-findlichkeit für CdS-Foto-widerstände und Silizi-um-Dioden. Zum Vergleich:die spektraleEmpfindlichkeit des

menschlichen Auges. DieKurven zeigen, dass dieMesszellen nicht bei allenFarben genau so wie dasAuge reagieren. DieUnterschiede sind al-lerdings nicht bei allenZellen gleich gross undvariieren deshalb vonHersteller zu Hersteller.

Abb. 82: Die Umsetzungvon Farben in reine Hel-ligkeitswerte hat ihreTücken. Was sich bunt soschön abhebt, kann beiSchwarzweiss in fasteinheitlichem Grau ver-sinken. Beim Messen vondominierenden Farbenmuss man daher wissen,wie der Belichtungs-messer die Farbe sieht.

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Wellenlängen unter 400nm (Ultra-violett) sowie über 700nm (Infrarot)sind wir "blind". Diese Gegebenheitenhaben Konsequenzen für die Fo-tografie. Die Tatsache, dass wir Grünals helle, Blau und Rot hingegen alsdunkle Farbe empfinden, muss zumBeispiel bei der Umsetzung in einschwarzweisses Silberbild berück-sichtigt werden. Durch eine panchro-matische (= für alle Farben gültige)Sensibilisierung sorgen die Filmher-steller dafür, dass alle Grautönefarbwertrichtig, das heisst entspre-chend dem Helligkeitseindruck desmenschlichen Auges, abgebildetwerden.Der Belichtungsmesser - ein techni-sches Gerät - reagiert leider nicht injeder Situation wie unser Auge. Diespektrale Empfindlichkeit der ge-

bräuchlichen Messzellen weicht mehroder weniger deutlich von derjenigendes menschlichen Auges ab.Schlimmer noch: Bestimmte Zellenreagieren auf Licht, das weder derFilm noch unser Auge wahrnehmenkönnen. So etwa die ersten Silizium-Dioden, die mit ihrer ausgeprägtenVorliebe für Blau und Ultraviolett dieFotografen das Fürchten lehrten,während CdS-Fotowiderstände früherfür eine gewisse Vorliebe für Rottönebekannt waren. Mit entsprechendenFiltern gelang es inzwischen, diespektrale Empfindlichkeit derMesszellen weitgehend derjenigendes menschlichen Augesanzugleichen. Die Betonung liegt auf"weitgehend". Misst man eine intensivrot oder blau gefärbte Fläche mitverschiedenen Geräten, so wird manselten identische Werte erhalten.Abweichungen bis zu einerBelichtungsstufe sind durchausdenkbar. Wer auf Nummer Sichergehen möchte, tut daher gut daran,das Farbverhalten seines Belich-tungsmessers mit ein paar Ver-gleichsmessungen oder Testaufnah-men zu ermitteln. Dieser Hinweis giltauch für TTL-Belichtungsmesser, dienormalerweise mit den gleichenMesszellen ausgerüstet sind.Probleme können auch bei der Film-reflexionsmessung auftreten. Da dieFilmschichten je nach Hersteller eineunterschiedliche Färbung aufweisen,wird gefärbtes Licht nicht von jedemFilm im gleichen Masse reflektiert. DieFolge ist eine Unsicherheit bei derMessung, die vor allem beimonochromen Motiven in der Grös-senordung eines ganzen Lichtwertesliegen kann.Wichtig ist die spektrale Empfindlich-keit eines Belichtungsmessers beiObjekten mit ausgeprägten Farbdo-minanten. Dazu zählen nicht nur mo-nochrome Motive, sondern auchbunte, bei denen eine bestimmteFarbe flächenmässig überwiegt.Vorsicht ist vor allem bei Dominan-

Abb. 83: Der Vergleichzwischen der farbigen undder schwarzweissenAbbildung eines Farbfä-chers zeigt die unter-schiedliche Helligkeit dereinzelnen Farben. Blauund Rot werden amdunkelsten, Gelb am hell-sten wiedergegeben. Grünund Orange liegen etwadazwischen.

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ten an den Enden des sichtbarenSpektrums, also bei Rot und bei Blau,geboten. Dabei gilt: Je gesättigter dieFarbe, um so grosser die Auswirkungeiner ungenügend korrigiertenFarbempfindlichkeit. Farbdominantenentstehen aber auch bei an und fürsich farblosen Objekten, die mitfarbigem Licht beleuchtet werden.Das gleiche gilt für selbstleuchtendeMotive wie Lampions oder farbigeKirchenfenster. Um sicherzugehen,dass Farbdominanten die Messungnicht verfälschen, greift man mitVorteil zur Lichtmessung oder zurErsatzmessung auf eine Graukarte.Vor allem bei Aufnahmen aufUmkehrmaterial ist dies die einzigeMethode, um monochrome Motiveoder solche mit Farbdominantenkorrekt zu belichten.Bei farbigem Licht oder selbstleuch-tenden Gegenständen versagt leiderauch diese Messmethode. Hier bleibtnichts anderes übrig, als dieBelichtung auf eine normale Objekt-messung abzustützen und gegebe-nenfalls nach Gefühl und Erfahrungzu korrigieren. Helle Farben (Gelb,Grün) erfordern eine reichlichere,dunkle Farben (Rot, Blau) hingegeneine knappere Belichtung. Das Aus-mass der Korrektur hängt neben demFarbton auch von der Sättigung derFarbe ab. Man beachte zu diesemThema auch den AbschnittSelbstleuchtende Motive im KapitelSpezielle Situationen.

Die psychologischeHelligkeit der FarbeDas Wissen um die physikalischenZusammenhänge bei Farbdominan-ten ist nur die eine Hälfte des Pro-blems; die andere besteht im recht-zeitigen Erkennen dieser Gefahr. Er-innern wir uns: Alle Belichtungsmes-ser sind auf ein mittleres Graugeeicht. Schon das Auffinden diesesGraus in einer ganzen Palette vonGrauwerten zwischen Schwarz und

Weiss bereitet gewisse Schwierig-keiten. Nun sind aber unsere Motivein der Regel farbig. Wie soll man daentscheiden, ob eine Objektmessungein korrektes Resultat ergibt? StellenSie sich eine gelbe, in Richtung Ockerabgetönte Fläche neben einerzweiten in knallig-leuchtendem Rotvor. Welche dieser beiden Farben istdie hellere? Falls Sie sich intuitiv fürdas Rot entscheiden, werfen Sieeinen Blick auf Abbildung 83: So wirddas sichtbare Farbspektrum voneinem SW-Film in Grautöne um-

gesetzt und so sieht auch ein gutkorrigierter Belichtungsmesser dieFarben.Unser von allerlei menschlichenEmpfindungen geprägter Eindruckeiner Farbe ist leider ein schlechterIndikator für die tatsächliche physi-kalische Helligkeit. Bei Farbdomi-

Abb. 84: Bei der Beurtei-lung der physikalischenHelligkeit von Farben lässtsich der Mensch durchpsychologische Effektetäuschen. Knallige Farbenbrauchen nicht unbedingtheller zu sein als wenigerauffällige. Das gelbe Motivwar messtechnisch bedeu-tend heller als das rote,auch wenn die Farben unsgedruckt nun als etwagleich hell erschei-

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Abb. 85: In der SW-Foto-grafie kann die Farbtren-nung mit entsprechendenFarbfiltern stark verbessertwerden. Das obere Bildentstand ohne Filter,während das untere mitHilfe eines Orange-Filtersaufgenommen wurde.Neben der allgemeinenKontraststeigerung ist vorallem die Abdunklung desblauen Himmelsaugenfällig.

nanten verlasse man sich daher we-niger auf sein Gefühl als auf dieGrundzüge der Farbenlehre. Für diePraxis genügt es, wenn man weiss,dass Rot und Blau zu den dunklen,Gelb und Grün hingegen zu den hellenFarben zählen.

SW-Bilder: Farbumsetzungnach WunschBei der Belichtung auf Dia- oderFarbnegativfilm stehen rein techni-sche Gesichtspunkte im Vordergrund.Nur bei einer optimal auf das Materialabgestimmten Belichtung ist einekorrekte Wiedergabe der Farbe inBezug auf Helligkeit und Sättigung zuerwarten. In der Schwarzweiss-Fotografie hingegen ist es nichtimmer sinnvoll, die Umsetzung vonFarben nach rein physi-

kalischen Gesichtspunkten zu beur-teilen.

Normalerweise wird jedem Farbtonein der Farbhelligkeit entsprechenderGrauwert zugeordnet. Dieses Grauentspricht aber nicht in jedem Falldem psychologischen Eindruck, deneine Farbe auf den Betrachter ausübt.Ein aggressives Rot oder ein giftigesBlaugrün verlieren ihre emotionaleWirkung völlig, wenn sie als kraftlosesDunkelgrau erscheinen. Umwenigstens einen Rest des ur-sprünglichen Eindruckes zu erhalten,kann es daher notwendig sein, dieUmsetzung von Farben in Grautönebewusst zu manipulieren. ZurBeeinflussung der Helligkeit vonFarbtönen kommen zwei Methoden inFrage. Enthält ein Motiv mehrereverschiedene Farben, wird man dasZiel am besten durch die Verwendungfarbiger Filter, auch Kontrastfiltergenannt, erreichen. Bei mono-chromen Bildern wird die Umsetzungin reine Helligkeitsstufen ge-wissermassen vorweg genommen.Ein Farbfilter könnte hier allenfalls dieAllgemeinhelligkeit vermindern.Monochrome Motive fotografiert mandaher ohne Filter. Eine Objekt-messung stellt sicher, dass die Be-lichtung unabhängig von der Farb-helligkeit in die Mitte der Schwär-zungskurve zu liegen kommt, waseine optimale Wiedergabe des ge-samten Kontrastumfanges ermöglicht.Eine Korrektur in Richtung heller oderdunkler sollte man in solchen Fällenerst beim Vergrössern in Erwägungziehen, da nur das fertige Positiv eineschlüssige Beurteilung erlaubt.

Farbfilter: wiebelichten?In der Schwarzweiss-Fotografie sindFarbfilter ein probates Mittel zurSteuerung des Kontrastes. ManchesMotiv würde ohne den Einsatz einesGelb-, Rot-, Blau- oder Grün-

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filters in tristem Grau versinken. Jenach Dichte und Farbe schluckt aberein solcher Filter einen Teil des Lich-tes, das sonst auf den Film gelangenwürde. Auf dem Fassungsring allerFilter ist daher ein Verlängerungs-faktor eingraviert, der angibt, umwieviel man die Belichtungszeit ge-genüber der ohne Filter ermitteltenZeit verlängern muss. Dieser Faktorgilt aber nur für weisses Licht.Solange die Verteilungstemperatur(Farbtemperatur) desAufnahmelichtes nicht allzu stark vonden genormten 5500K (Tageslicht)abweicht, ist die Handhabung desVerlängerungsfaktors einfach undpraxisgerecht. Liegt die Vertei-lungstemperatur aber wesentlich tie-fer, was zum Beispiel bei Haushalt-glühlampen mit etwa 2800K der Fallist, so darf man sich auf den ange-gebenen Faktor nicht mehr verlas-sen.Gegenüber dem Tageslicht passiertdas rötlich gefärbte Kunstlicht einenRotfilter mit geringeren Verlusten,während ein Blaufilter einen grösse-ren Anteil absorbiert. Im ersten Fallwäre demnach der Verlängerungs-faktor kleiner, im zweiten Fall höheranzusetzen, als auf dem Filter ange-

geben. Das Mass der Abweichunghängt neben der Verteilungstempe-ratur vor allem von der Filterfarbe undder Filterdichte ab. Wegen der vielenVariablen sind exakte Angaben nichtmöglich, so dass man sich imEinzelfall auf seine Erfahrung ver-lassen muss. Als Anhaltspunkt kön-nen folgende Werte dienen: BeiKunstlicht reduziert sich der Verlän-gerungsfaktor eines Orangefilters von4x auf 2x; bei einem mittlerenBlaufilter erhöht sich die Korrektur von2x auf 3x.

Keine Probleme dank TTL-Messung?Mit der Erfindung derTTL-Messsungschienen auch die Probleme um denVerlängerungsfaktor beseitigt. Da dieInnenmessung alle lichtschluk-

Abb. 86: Farbfilter könnendie Stimmung bis insDramatische steigern.Diese Aufnahme verdanktihre Wirkung einemRotfilter, der den Himmelund die grüne Vegetationsehr dunkel erscheinenlässt, während die grauenSteine der Ruine praktischunbeeinflusst bleiben. Die-se Manipulation bewirkteine enorme Steigerungdes Kontrastes und einevöllig veränderte Hellig-keitsverteilung; eine Tat-sache, die es bei der Be-lichtung zu berücksichti-gen gilt. Das kleine Bildzeigt die gleiche Situation,aber ohne Filterfotografiert.

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Abb. 87: Ein Polarisa-tionsfilter steigert bei be-stimmten Bedingungennicht nur den Kontrast,sondern lässt bei Farb-aufnahmen auch die Far-ben gesättigter erschei-nen. Der Unterschied istbei diesen beiden Ver-gleichsaufnahmen gut zuerkennen. Die Belichtungwurde bei der amwenigsten wirksamenStellung des Polfiltersermittelt (kleines Bild).

kenden Filter berücksichtigt, ist aufden ersten Blick eine stets korrekteBelichtung zu erwarten. Doch leiderstimmt dies nicht in allen Fällen.Wirklich problemlos sind nur Konver-sionsfilter bei Farbaufnahmen undKontrastfilter geringer Dichte beiSchwarzweiss. Farbfilter mittlerer undhoher Dichte verursachen nicht seltenBelichtungsfehler, die auf zweiGründe zurückzuführen sind. Zumeinen spielt die bereits frühererwähnte, mögliche Abweichung derspektralen Empfindlichkeit derMesszelle eine Rolle; zum anderengerät bei SW-Aufnahmen die beab-sichtigte Steigerung des Kontrastesfür das Messsystem zum Stolperstein.Nehmen wir einmal an, Sie wollen dieWirkung einer Landschaftsaufnahmedurch Verwendung eines Rotfiltersdramatisieren. Der blaue Himmel, derin der Helligkeit einem mittleren Grauentspricht, wird durch den Filter fastschwarz wiedergegeben. DieHelligkeit von Wolken, Strassen undHäusern hingegen wird durch denRotfilter vergleichs-

weise wenig vermindert. Das heisst,aus einem Motiv, dessen einzelneElemente alle ungefähr eine mittlereHelligkeit aufweisen, entsteht durchdie Filterung ein Bild mit extrememKontrast. Überwiegen die abgedun-kelten Flächen wie Himmel und Ve-getation flächenmässig, so "sieht"der Belichtungsmesser ein unter-durchschnittlich dunkles Motiv, wor-aus aus bekannten Gründen eine zureichliche Belichtung resultiert. DieErfahrung in der Praxis zeigt, dass dieInnenmessung bei Verwendung einesOrange- oder Rotfilters häufig zuüberbelichteten Negativen führt.Andere Filterfarben und Motiv-situationen können aber auch unter-belichtete Bilder ergeben, so dassbeim Einsatz von Farbfiltern generellVorsicht geboten ist. Korrekturenwerden am einfachsten über die +/-Einstellung der Kameravorgenommen. Wer sich beim Ein-schätzen solcher Situationen nochunsicher fühlt, sollte die Belichtungmanuell ermitteln. Die Messung hatdabei ohne Filter zu erfolgen. An-schliessend wird entweder die Be-

lichtungszeit oder die Blende nachMassgabe des Filterfaktors korrigiert,wobei die Belichtungsautomatiknatürlich auf manuell stehen muss.Dann wird der Filter vor das Objektivgesetzt und die Aufnahme mit deneingestellten Werten belichtet.

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Noch ein Spezialfall: derPolarisationsfilter

Polarisationsfilter sind in der Farbfo-tografie das mit Abstand am häufig-sten verwendete Zubehör. Aber auchdieser Filter ist belichtungstechnischnicht ohne Tücken. Der üblicherweiseangegebene Verlängerungsfaktor von3x stimmt nämlich nur beiunpolarisiertem Licht und wird durchdie Grunddichte des Filtersverursacht. Bei rein polarisiertemLicht schwankt der Faktor zwischen3x und unendlich, abhängig vomWinkel zwischen der Polarisa-tionsebene des Filters und derSchwingungsebene des polarisiertenLichtes. Im fotografischen Alltagkommt polarisiertes Licht allerdingsnie alleine vor, sondern erreichthöchstens einen Anteil von 40%. DerVerlängerungsfaktor bewegt sichdaher in der Praxis zwischen 3x und4x. Fotografisch ist vor allem der po-larisierte Anteil interessant, da wir nurdiesen mittels Polfilter beeinflussenkönnen.In der Regel möchte man mit Hilfedieser Filter die häufig polarisiertenAnteile von Reflexionen unterdrük-ken; mit dem Resultat, dass die Far-ben der betroffenen Oberflächen ge-sättigter erscheinen. Doch je mehrpolarisiertes Licht zurückgehaltenwird, desto dunkler erscheinen dieentsprechenden Motivpartien. Bei derTTL-Messung geschieht daher dasgleiche, wie beim Einsatz einesFarbfilters: Auf einen vergrössertenAnteil dunkler Bildteile reagiert dieBelichtungsautomatik mit einerreichlicheren Belichtung. Eine Be-lichtungszugabe läuft aber den Be-mühungen um intensivere Farben(zumindest bei Diafilm) entgegen. Umden gewünschten Effekt dennoch zuerreichen, hat sich folgendesVorgehen bewährt: Zuerst dreht manden Polfilter in die Stellung, in der erseine schwächste Wirkung entfaltet.Dann wird die Belichtung

entweder manuell eingestellt oder mitder Speichertaste festgehalten.Anschliessend bringt man den Filterwieder in die gewünschte Positionund betätigt den Auslöser. Arbeitetman mit einem Handbelichtungs-messer, so hält man sich einfach anden vom Filterhersteller empfohlenenVerlängerungsfaktor.

Belichtungszeit verlängernoder die Blende öffnen?Die Methode, die Belichtungszugabedurch einen Multiplikator für dieBelichtungszeit anzugeben, stammtnoch aus der Zeit, als man für die Ex-position den Objektivdeckel entfernteund die Sekunden von Hand abzählte.Hantiert man heute mit demVerlängerungsfaktor, erhält manhäufig Resultate, die zwischen deneinstellbaren Zeiten liegen.Schlimmstenfalls muss man einehalbe Stufe nach oben oder untenrunden; eine Entscheidung bei der esimmerhin um einen ganzen Lichtwertgeht! Mit der Blende lässt sich dieBelichtung viel subtiler steuern. Dafürmüssen die Verlängerungsfaktorenallerdings in Belichtungsstufenumgerechnet werden. Fürganzzahlige Zweier-Potenzen ist dieskein Problem: Aus den Faktoren 2x, 4xoder 8x werden eine, zwei oder dreiBlendenstufen. Bei Wertendazwischen gestaltet sich die Sacheetwas schwieriger. Die allgemeineFormel für die Umrechnung desVerlängerungsfaktors Vt in eineBelichtungszugabe in BlendenstufenVB lautet:

log Vt log 2Damit Sie aber nicht

jedesmal den Taschenrechnerbemühen müssen, finden Sie imAnhang dieses Buches eine Tabelle,die Sie von jeder Rechnerei befreit.Eine Kopie dieser Tabelle in IhrerFototasche entlastet Sie auchunterwegs von Zahlen-Akrobatik.

VB =

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Die Blitzlichtmessung

Abb. 88: Bei der Blitz-lichtmessung muss dieBrenndauer des Blitzesberücksichtigt werden.Entscheidend ist dasProdukt von Brenndauerund momentaner Hellig-keit. Dies entspricht derFläche unter den Ab-brennkurven im Diagramm.Obwohl Blitz 1 kürzerleuchtet als Blitz 2, gebenbeide die gleicheLichtmenge ab. EineMesszeit, die für den Blitz1 gerade ausreicht, würdeden Blitz 2 nur teilweiseerfassen.

Das Messen von Blitzlicht stellt ganzbesondere Anforderungen an einenBelichtungsmesser. Bei einerLeuchtdauer, die je nach Blitzgerätnur gerade 1/SO'000 bis 1/125 Se-kunde beträgt, sind eine verzöge-rungsfrei reagierende Messzelle undeine ebenso schnelle Elektronik diewichtigste Voraussetzung. Dabeigenügt es nicht, einfach nur die mo-mentane Helligkeit zu ermitteln. Ge-nauso wichtig ist die Berücksichti-gung der Leuchtdauer eines Blitzes,da für die Belichtung das Produkt vonLichtstärke und Zeit der Einwirkungauf den Film entscheidend ist. Einsehr kurzer, heller Blitz ergibtrechnerisch die gleiche Belichtung

wie ein weniger heller Blitz mit ent-sprechend längerer Brenndauer. EinBlitzbelichtungsmesser muss daherin der Lage sein, die Helligkeit einesBlitzes über die gesamte Leuchtzeitzu integrieren.Die Anzeige der Belichtung erfolgt inBlendenwerten, da die Leuchtdauerdes Blitzes und nicht der Kameraver-

schluss die Länge der Belichtungszeitbestimmt. Dies gilt aber nur, solangedie Verschlusszeit länger als dieBrenndauer des Blitzes ist. Kamerasmit Schlitzverschluss erfüllen dieseForderung automatisch, da hier diekürzeste Synchronisationszeit in derRegel systembedingt 1/125 Sekundeoder mehr beträgt. Anders liegt derFall bei Zentralverschlüssen, die sichbis zur kürzesten Zeit von 1/500Sekunde synchronisieren lassen.Solche Verschlüsse sind durchaus inder Lage, einen "langsamen" Studio-Blitz (Leuchtdauer bis 1/125Sekunde) zeitlich zu beschneiden.Damit dies keine Unterbelichtungverursacht, bieten aufwendigereBlitzbelichtungsmesser dieMöglichkeit, die Messzeit in weitenGrenzen der Verschlusszeit derKamera anzupassen. Diesbezüglichkeine Probleme bieten batterie- oderakkugespeiste Blitzgeräte, da derenBlitzdauer bei Volleistung bei etwa1/1000 Sekunde liegt und damit jedemögliche Synchronisationszeit un-terbietet.

Einer für allesFrüher beherrschten Blitzbelich-tungsmesser einzig die Lichtmes-sung. Moderne Geräte hingegen sindwahre Alleskönner. Neben der reinenBlitzmessung erlauben sie in derRegel auch das Messen vonDauerlicht und selbst kombinierteMessungen von Dauer- und Blitzlichtbedeuten kein Problem. Dabei ist esmöglich, sowohl die Licht- als auchdie Objektmessung mit allenZubehörteilen für beide Lichtarteneinzusetzen. Das heisst, dass allegrundsätzlichen Ausführungen in denKapiteln Die Objektmessung und DieLichtmessung auch für das Arbeitenmit Blitzlicht gelten.

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Für die Blitzmessung muss der Be-lichtungsmesser mit dem Blitzgerätsynchronisiert werden. Dies ist not-wendig, um den Beginn der Messungexakt mit dem Aufleuchten des Blitzesin Übereinstimmung zu bringen. DieSynchronisation kann auf zwei Artenerfolgen: entweder über Kabel oderaber automatisch (ohne Kabel). Imersten Fall wird der Be-lichtungsmesser mittels eines Syn-chronkabels mit dem Blitzgerät ver-bunden. Ein Druck auf die Messtastebewirkt dann gleichzeitig das Zündendes Blitzes. Im automatischen Betriebist es der Blitz selbst, der über dieMesszelle des Belichtungsmessersden Messvorgang aktiviert. DerProbeblitz für die Messung wird indiesem Fall mit der entsprechendenTaste am Blitzgerät ausgelöst. VieleBlitzbelichtungsmesser bieten auchdie Möglichkeit, Blitze kumulie-

rend zu messen. Nach dem erstenBlitz bleibt das Gerät gewissermas-sen "auf Empfang" und addiert dieLichtleistung von jedem weiteren Blitzzum Resulat der vorangegangenenMessung. Mit dieser Option wird dieTechnik des Mehrfach-Blit-zenserheblich vereinfacht. Diesen Blitz-Trick kann man immer dannanwenden, wenn bei statischenMotiven die Blitzleistung für eineAufnahme nicht reicht und dasvorhandene Licht so schwach ist,dass man den Verschluss ohne Ge-fahr eine gewisse Zeit offen lassenkann.Der sogenannte Intermittenz-Effektbewirkt allerdings, dass so etwa ab 8Blitzen das Reziprozitätsgesetz nichtmehr gilt. Das bedeutet, dass diedoppelte Anzahl Blitze nicht mehreiner Belichtungszunahme von einerStufe entspricht.

Abb. 89: Beispiel einerAufnahme mit einem so-genannten Wanderblitz.Bei dieser Technik hält derFotograf das Blitzgerät inder Hand und schreitetdamit das Motiv ab. Dabeiwerden in regelmässigenAbständen so viele Blitzeausgelöst, bis die Szenerieden Vorstellungen desFotografen entsprechendausgeleuchtet ist. MiteinemBlitzbelichtungsmesserlässt sich zwar für einebestimmte Distanz dieungefähre Blende ermit-teln, die Ausleuchtunghingegen ist weitgehendGlücks- und Übungssache,da man den Effekt erst imfertigen Bild überprüfenkann. Für die Aufnahmedieser riesigen Steinbruch-Höhle wurden etwa zweiDutzend Blitze ausgelöst.

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Abb. 90: Beim Aufhellenmit Blitzlicht ist die richti-ge Dosierung des Blitzesentscheidend. Das grosseBild zeigt ein Beispiel, beidem die Aufhellung gut mitder Umgebung harmoniert,ohne die Stimmung zuzerstören. Die Leistungdes Blitzlichtes lag eineStufe unter der Helligkeitdes Hintergrundes.

Im Kampf gegenSchatten:der AufhellblitzIn der professionellen Fotografie wirdBlitzlicht oft in Kombination mitDauerlicht verwendet. Meist dient derBlitz dazu, bei Aussenaufnah-mendie Schatten aufzuhellen oder beidiffusem Licht mehr Brillanz undFarbsättigung im Vordergrund zu er-reichen (z.B. in der Mode-Fotogra-fie). Ein derart eingesetztes Blitzlicht

tisch. Doch leider funktionieren nichtalle Systeme gleich gut, und vor allemist es schwierig, den durch die Aufhell-Automatik erzielten Effektvorauszusehen. Als häufigster Fehlersind "überblitzte" Bilder zu be-mängeln; das heisst Aufnahmen, beidenen der aufgehellte Vordergrundgleich hell wie der Hintergrund er-scheint, wodurch die ursprünglicheGegenlichtstimmung verloren geht.Bei wichtigen Aufnahmen ist es daherempfehlenswert, die Sache selbst indie Hand zu nehmen. DieBestimmung der Belichtung erfolgt inzwei Etappen. Zuerst ermittelt mandie Werte für den Hintergrund, wobeiman beachten muss, dass dieBelichtungszeit nicht kürzer als dieBlitz-Synchronisationszeit gewähltwerden darf. Das so gefundene Zeit-Blenden-Paar überträgt man auf dieKamera. In einem zweiten Schritterfolgt nun die Bestimmung derAufhellung. Dazu ist eineLichtmessung mit Hilfe eines Blitz-belichtungsmessers nötig. Den Be-lichtungsmesser hält man von der zubestimmenden Schattenpartie aus

Die kleine Vergleichsauf-nahme oben wurde mitden gleichen Belich-tungsdaten, jedoch ohneAufhellblitz aufgenommen.Bei dem kleinen Bildrechts war das Blitzlichtgleich hell wie das Lichtim Hintergrund. Dadurchwurde die Gegenlicht-stimmung richtiggehend"weggeblitzt". Aufnahmen:Urs Tillmanns

nennt man Aumeiiuiiu.. uicac Technikkann aber auch der Amateur nutzen,um etwa bei Porträts im Gegenlichtbessere Ergebnisse zu erzielen. DasProblem dabei ist die richtigeDosierung der Blitzleistung, damit einmöglichst natürlicher Eindruckentsteht.Sogenannte "Computer"-Blitzgeräteoder Kameras mit TTL-Blitzsteue-rung und dem passenden System-Blitz lösen diese Aufgabe automa-

so in Richtung Kamera, dass er nurvom Aufhellblitz und dem Streulicht,nicht aber von der Hauptlichtquelledirekt getroffen wird. Die Blende, diedabei ermittelt wird, sollte 1 bis 2 Stu-fen unter dem an der Kamera einge-stellten Wert liegen. Ist dies nicht derFall, muss man die Leistung des Blit-zes am Gerät entsprechend regelnoder den Abstand des Blitzgerätes soverändern, dass sich der gewünschteBlendenwert ergibt.

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Spezielle Situationen

In der Praxis stösst man immer wiederauf Motiv- oder Lichtsituationen, diemesstechnische Probleme bieten.Einige dieser Schwierigkeitenwiederholen sich häufig in stets glei-cher Form, so dass es möglich ist, insolchen Fällen auf Erfahrungswertezurückzugreifen. In den folgendenAbschnitten finden sie Erläuterungenzu ein paar besonders typischenProblem-Situationen. Konkrete Be-lichtungsempfehlungen sind dabei alsRichtwerte für eigene Versuche zuverstehen und beziehen sich auf eineFilmempfindlichkeit von ISO 100/21°.Bei Langzeitaufnahmen ist dernotwendige Schwarzschild-Fak-torgesondert zu berücksichtigen.

High-KeyBei sogenannten High-Key-Aufnah-men wird ein helles Motiv in einemebenfalls hellen - mitunter sogar völligweissen - Umfeld abgebildet. Ei-

ne normale integrale oder mittenbe-tonte Objektmessung ergibt meist einzu dunkles Resultat, weshalb die

Lichtmessung auf jeden Fall vorzu-ziehen ist. Bei High-Key-Porträts führtauch eine Detailmessung auf dasGesicht zum Erfolg. Wenn Sie High-Key-Motive auf Diafilm fotografieren,können Sie den Effekt durch einegezielte Überbelichtung um et-

wa einen halben bis einen ganzenLichtwert verstärken.

Low-KeyLow-Key-Aufnahmen sind das Ge-genteil von High-Key-Bildern. Ein(meist) dunkles Objekt erscheint dabeivor einem ebenfalls dunklen oder garschwarzen Hintergrund. Auch hierführt die Lichtmessung in der Regelam schnellsten zum Ziel. Oft wirdaber ein Low-Key-Effekt auch durchein Streiflicht oder gar ein Gegenlichtals Hauptlichtquelle erreicht. Indiesem Fall liefert eine Lichtmessungkeine brauchbaren Werte. Man fährtdaher besser, wenn man sich auf eineObjektmessung abstützt und dieBelichtung um eine bis zwei Stufenvermindert. Die genausten Resultateliefert eine Zweipunkt-Spotmessungauf einen Punkt im Schatten und aufeine im Licht aufleuchtende Stelle desMotivs.

Abb. 91: (Oben) Winter-landschaften sind typi-sche Beispiele für High-Key-Bilder. Das Resulateiner Objektmessungkann nur mit entspre-chender Korrektur (Be-lichtungszugabe) über-

nommen werden. EineLichtmessung ist daher,wenn immer möglich,vorzuziehen.

Abb. 92: (Links) Beispieleiner Low-Key-Aufnah-me. Die Belichtung wurdemittels Nahmessung aufdie der Kamera zuge-wandten Seite des Mo-dells abgestimmt.

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Abb. 93: Bei Gegenlicht-situationen muss mansich in der Regel fürZeichnung in den Schat-ten oder m den Lichternentscheiden. In diesemFall hat sich der Fotograffür die Mauer (Schatten)entschlossen. Dass dieSonne dann nur noch alsvöllig überbelichteterStern erscheint, wurdebewusst in Kaufgenommen.

GegenlichtGegenlichtsituationen verlangenmeistens Kompromisse. Wenn mandie Schatten nicht aufhellen kannoder will, muss man sich entscheiden,ob die dramatische Stimmung odereine detaillierte Wiedergabe deseigentlichen Motives wichtiger ist. Imersten Fall hat die Belichtung auf denHintergrund zu erfolgen. Da-

bei darf man die Belichtung ruhig eineBelichtungsstufe reichlicher haltenals gemessen, da der Hintergrundzwar Zeichnung aufweisen muss,aber gleichzeitig durch eine gewisseÜberstrahlung den Eindruck vonHelligkeit erwecken soll.

Wenn Sie aber Ihr Motiv - etwa beieinem Gegenlicht-Porträt - nicht nurals Silhouette sehen möchten, ist eineDetailmessung auf den Vordergrundzu empfehlen. Der dadurch meistvöllig überbelichtete Hintergrund istnicht ohne Reiz und ergibt eineWirkung, die oft derjenigen einerHigh-Key-Aufnahme gleicht.

MischlichtEine Mischlichtsituation liegt dannvor, wenn innerhalb eines Motivesverschiedene Lichtarten durch ihrespeziellen Eigenschaften in Erschei-nung treten. Ambekanntesten ist dieKombination von Tages- und Kunst-licht (Glühlampenlicht). SolcheMischlichtbilder gelingen nur in derDämmerung, da sonst keine an-nehmbare Balance zwischen Tages-und Kunstlicht zu erwarten ist. Wennsich die beiden Lichtarten tatsächlichmischen, kann die Belichtungs-messung wie gewohnt erfolgen.Reizvoller ist aber die Situation, wennzwar beide Lichtarten vorkommen,aber unterschiedliche Motivteilebeleuchten. Dies ist etwa bei Däm-merungsaufnahmen von erhelltenGebäuden der Fall. In der Regel wirddie Belichtung auf das Gebäude-ln-

Abb. 94: Mischlicht-Auf-nahmen können zu sehrreizvollen Resultaten füh-ren. Bei Dämmerungsauf-nahmen ist die richtigeBalance zwischen Tages-und Kunstlicht entschei-dend. Da man weder aufdas eine noch auf das an-dere gross Einfluss neh-men kann, bleibt nichtsanderes übrig, als abzu-warten, bis sich mit fort-schreitender Dämmerungdie beste Mischung vonselbst ergibt.

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nere, also auf den Kunstlichtteil, ab-gestimmt. Im Wohnbereich ist bei ei-ner Verschlusszeit von einer Sekundemit einem Blendenwert um 5,6 zurechnen.Um die für solche Aufnahmen typi-sche Abend- oder Nachtstimmung zuerhalten, muss man warten, bis dasTageslicht auf einen Lichtwertabgesunken ist, der zirka eine biszwei Stufen unter demjenigen desKunstlichtes liegt. Nach dieser Me-thode entstand das Beispiel von Ab-bildung 94.

ReproduktionenBei Reproduktionen sind zwei Dingebesonders zu beachten: die Gleich-mässigkeit der Ausleuchtung und eineeventuelle Abweichung der mittlerenHelligkeit der Vorlage vom ge-

normten Grauwert. Die Ausleuchtungkann nur mit einem Handbelich-tungsmesser genügend genau kon-trolliert werden. Die Abweichung überdas gesamte Bildfeld sollte einToleranzfeld von 1/3 Lichtwert nichtüberschreiten. Dabei ist die ücht-messung vorzuziehen, da man beieiner Objektmessung aus der Näheleicht Schatten auf der Vorlage ver-

ursacht, welche die Messung verfäl-schen können.Die exaktesten Resultate liefert dieLichtmessung, wenn man anstelleder Kugelkalotte einen speziell fürdiesen Zweck vorgesehenen Plan-Diffusor verwendet. Möchte man fürdie eigentliche Belichtungsmessung

auf den TTL-Belichtungsmesser zu-rückgreifen (nützlich bei Repros imNahbereich oder beim Einsatz vonFiltern), so vertauscht man für dieMessung die Vorlage mit einer Ko-dak-Neutralgraukarte.

Motive, die man nichtmessen kannEs gibt eine Reihe von Motiven, beidenen eine Belichtungsmessung(trotz aller Technik!) äusserstschwierig oder sogar unmöglich ist.Dazu gehören zum Beispiel Feuer-werk, Blitze (Gewitter), nächtlicheStrassenszenen oder selbstleuch-tende Objekte. In solchen Fällenbleibt nichts anderes übrig, als sichauf Schätzungen oder Erfahrungs-

Abb. 95: Bei Nachtauf-nahmen bieten die gerin-ge Allgemeinhelligkeitsowie die meist riesigenKontraste die grösstenProbleme. Mit Tabellenund Erfahrungswertenkommt man oft weiter alsmit zweifelhaftenMessresultaten.

Abb. 96: (Links) Bei Re-pros kommt es neben dereigentlichen Belichtungvor allem auf einemöglichst gleichmässigeAusleuchtung der Vorlagean.

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Abb. 98: Gewitterblitzefotografiert man gleichwie Feuerwerk. Da mannie zum voraus weiss,wie lange man den Ver-schluss bis zum näch-sten Blitz offen haltenmuss, sind nächtlicheGewitter die beste Vor-

aussetzung für eigeneExperimente.

werte zu verlassen. AusgedehnteBelichtungsreihen sind dabei keinZeichen von Unsicherheit, sondernoft das einzige Mittel, um einmaligeGelegenheiten nicht zu verpassen.

NachtaufnahmenBei Nacht- oder Available-Light-Auf-nahmen können sowohl eine zu ge-ringe Allgemeinhelligkeit als auch dermeist enorm hohe Motivkontrast dasAus für den Belichtungsmesserbedeuten. Zum Glück weisen vieleAvailable-Light-Motive unabhängigvon Zeit und Ort eine ziemlich kon-stante Helligkeit auf, was das Arbei-ten mit Erfahrungswerten stark er-leichtert.Die Belichtungswerte für folgendetypische Situationen können als An-haltspunkte für das Sammeln eigenerErfahrungen dienen (alle Werte aufISO 100/21° bezogen):

Theater, Fussballsta-dion (Flutlicht): 1/60s, f/2

Städtische Strassen-szenen, Zirkus: 1/30s, f/2

Gut beleuchtete Ausstellungsräume, Museen: 1/15s, f/2Innenaufnahmen beinormaler Haushaltbeleuchtung, grossesLagerfeuer: 1/8s, f/2

Nahaufnahmen bei Kerzenlicht, Weihnachtsbäume in Innenräumen, beleuchtete Bauten und Denkmäler: 1/4s, f/2

Schwach beleuchteteStrassen, weit entfernte, beleuchteteGebäude: 2s, f/2

Schneelandschaft beiVollmond: 10s, f/2

Normale Landschaftbei Vollmond: 20s, f/2

Feuerwerk, GewitterblitzFeuerwerk kann auf Fotos eindrück-licher erscheinen als in der Wirklich-keit; dies besonders dann, wenn manmittels Langzeitbelichtung dieLichtspuren mehrerer Feuerwerks-körper in einem einzigen Bild fest-

hält. Dazu befestigt man die Kameraauf einem Stativ und stellt denVerschluss auf B. Für die Blende istein Wert von 5,6 oder 8 zu empfeh-len. Die Belichtungszeit richtet sichnach der Art des Feuerwerkes undbeträgt etwa 3 bis 10 Sekunden.Gewitterblitze lassen sich nur nach

Einbruch der Dunkelheit einigermas-sen gezielt fotografieren. Das Vorge-hen ist ähnlich wie beim Feuerwerk.Die Kamera, vorzugsweise mit einemWeitwinkel-Objektiv ausgerü-

Abb. 97: Das Prinzip fürFeuerwerksaufnahmen istdenkbar einfach: Blendeauf etwa 5,6 einstellen,Verschluss öffnen, eineFeuerwerks-Phaseabwarten und den Ver-schluss wieder schliessen.Die Verwendung einesStatives ist dabeiunerlässlich. Aufnahme:Andreas Fahrni

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stet, kommt auf ein stabiles Stativ undwird auf den Teil des Horizontesgerichtet, über dem am meisten Blitzeniedergehen. Die Blende stellt manauf 5,6 und den Verschluss auf B.Nach dem Öffnen des Verschlusseswartet man einfach, bis ein oder auchmehrere Blitze innerhalb desBildfeldes eingeschlagen haben.Wenn keine anderen Lichtquellen(Autoscheinwerfer, Strassenlampen)vorhanden sind, kann man den Ver-schluss ohne weiteres mehrere Mi-nuten offen halten.

Selbstleuchtende ObjekteBesonders schwierig ist die Belich-tungsbestimmung bei selbstleuch-tenden Objekten. Dazu gehören etwaLampions, Beleuchtungskörper (alsMotiv) oder Feuer. Auch Glasbilder(Kirchenfenster) gehören in dieseKategorie, obwohl sie genauge-nommen nicht selber leuchten. DieseMotive reflektieren nicht einfach

- wie andere Objekte - das auf siefallende Licht, sondern sie strahlenselber Licht ab, was ihnen eine ganzbesondere optische Qualität verleiht.Wichtig ist, dass der Eindruck desLeuchtens in der Aufnahme erhaltenbleibt; die Belichtung darf alsokeinesfalls zu knapp ausfallen. Alseinzige Möglichkeit zur Belich-tungsmessung bietet sich die Ob-jektmessung an. Damit das meistschwarze Umfeld das Resultat nicht

verfälscht, hat die Messung als Nah-oder Spotmessung zu erfolgen. Umdas Leuchten zu betonen, ist eineBelichtungszugabe notwendig. DieseZugabe richtet sich nach derFarbhelligkeit des Objektes undschwankt zwischen Null bei Dunkel-

rot und etwa 1,0 bis 1,5 Lichtwertenbei hellen Gelbtönen. Ein Motiv, dasaus fotografischer Sicht ebenfalls alsselbstleuchtend gilt, ist der Mond.Messtechnisch ist unser Trabanthöchstens mit einemSpotbelichtungsmesser zu erfassen.Schätzungen fallen wegen dernächtlichen Dunkelheit in Regel viel zuhoch aus! Wer den Vollmond als Motiverkoren hat und ihm mit einemTeleobjektiv zu Leibe rückt, sollte esmit Blende 8 bei 1/60 Sekunde ver-suchen. Übrigens: Verschlusszeitenüber 1/15 Sekunde führen zu Un-scharfe. Der Mond legt nämlich in-nerhalb von 2 Minuten eine Distanzzurück, die dem eigenen Durchmesserentspricht.

Abb. 99: Der Mond alsMotiv ist viel heller, alsman vermutet. Bei Blende8 ist eine Belichtungszeitvon 1/60 Sekunde an-gemessen. Kein Wunder;auf dem Mond scheintschliesslich die ganzeNacht die Sonne!

Abb. 100: Werden Licht-quellen selbst zum Motiv,so gelten besondereRegeln. ReproduzierbareErgebnisse ergibt nur eineObjektmessung möglichstnahe der Lichtquelle. Damitdas Motiv aber auchwirklich zu leuchtenscheint, ist eine Be-lichtungszugabe von einerbis zwei Belichtungsstufennötig.

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Tabellen

SW-Filme; korrigierte Belichtungszeiten bei Langzeitaufnahmen(gerundete Werte in Sekunden)gemessene Belichtungszeit: 1 2 3 4 6 8 10 12 14 16 18 20 25 30 40 50 60

Agfapan 25 2 4 7 10 17 25 35 40 45 55 65 75 95 120 175 225

Agfapan 100, Agfapan 400 2 5 9 13 20 30 40 50 60 75 85 95 125 160 225

Agfaortho 25 2 4 7 9 16 22 30 35 45 50 60 70 90 115 160 220

llford Pan F 1 3 5 7 12 18 25 30 40 45 50 60

llford FP4 2 6 11 17 30 50 65 85 105 130 155 180 250 330

llford HP5 1 3 5 7 12 17 23 30 35 40 45 55 70 90 130 170 212

llford XP-1 2 4 6 9 16 23 30 40 45 55 65 75 100

Kodak T-Max 100 2 4 6 9 15 22 30 35 45 55 60 70 95 120 170 230 290

Kodak T-Max 400 1 3 5 7 10 15 20 25 30 35 40 50 60 75 105 140 170

Kodak Technical Pan 1 2 4 6 9 13 18 22 25 30 35 40 55 70 100 140

Kodak Plus-X, Tri-X 2 5 9 14 25 35 50 65 80 95 110 130 175 225 335 460 600

Kodak Recording 2 4 8 10 20 30 40 50 60 70 85 95 130

Dia-Filme; korrigierte Belichtungszeiten bei Langzeitaufnahmen(gerundete Werte in Sekunden)gemessene Belichtungszeit : 1 2 3 4 6 8 10 12 14 16 18 20 25 30 40 50 60

Agfachrome 50 RS 2 5 8 12 20 30 40 50 60 70 80 95 125

Agfachrome 100 RS 2 4 7 10 17 23 30 40 50 60 65 75 100 125

Agfachrome 200 RS 1,5 3 5 8 12 17 20 30 35 40 45 50 65 80 115

Agfachrome 1000 RS 1 3 5 6 10 13 17 20 25 30 35 40 50 60 80 105

Fujichrome RF 50 1,5 4 6 8 12 17 20 25 30 35 40 50 60 75 105

Fujichrome RD 100 1 2 3 5 8 10 16 19 22 25 30 30 35 45 60 80 95

Fujichrome 64 T RTP 1 3 5 7 11 15 20 25 30 35 40 45 60 75 105

Ektachrome 64 EPR 2 5 8 12 19 25 35 40 50 60 70 80 100

Ektachrome 100 EPN 2 4 7 10 17 23 30 40 45 55 65 75 95 120

Ektachrome 100 Plus EPP 1,5 4 6 9 16 23 30 40 50 60 70 80 105

Ektachrome 200 EPD 1,5 3 5 8 12 18 23 30 35 40 45 50

Ektachrome 400 EL 1,5 4 8 12 21 32 45 55 70 85 100 120

Ektachrome P800/1600 EE 1,5 4 8 12 21 32 45 55 70 85 100 120

Ektachrome 50 EPV 1 3 5 7 13 20 27 35 45 55 60 75 100

Ektachrome 160 EPT 1,5 3 5 8 12 17 23 28 35 40 45 50 65 80

Kodachrome 25 2 5 9 14 25 35 45 60 75 85 100

Kodachrome 64 2 4 7 10 17 24 30 40 50 60 70 80 110

Kodachrome 200 1,5 4 7 10 20 30 40 50 65 80 95 110

88

Farbnegativ-Filme; korrigierte Belichtungszeiten bei Langzeitaufnahmen(gerundete Werte in Sekunden)

gemessene Belichtungszeit: 1 2 3 4 6 8 10 12 14 16 18 20 25 30 40 50 60

Agfacolor XRS 100 1 3 5 7 11 16 21 30 35 40 45 50 70 85 120

Agfacolor XRS 200 1 3 5 7 11 16 22 30 35 40 45 50 70 90 120

Agfacolor XRS 400 1 3 5 7 12 16 22 30 35 40 45 55 70 90 130

Agfacolor XRS 1000 2 4 7 10 17 25 30 40 50 55 65 75 100 125

Fujicolor Super H R 100 1,5 4 6 9 14 20 25 35 40 50 55 65 85 110

Fujicolor Super HR 400 2 4 7 10 17 25 30 40 45 55 65 75 100

Fujicolor HR 1600 2 5 8 11 20 25 35 45 55 65 80 90 120

Kodacolor Gold 100 2 5 8 12 20 30 40 50 60 75 85 100

Kodacolor Gold 200 1,5 4 7 10 17 25 35 40 50 60 70 80 110

Kodacolor VR 400 1,5 4 6 9 15 20 25 35 40 50 55 65 85 105

Kodacolor VR 1000 3 7 13 20 35 50 70 95 115

Konica SR 100 1,5 3 5 7 12 16 20 25 30 35 40 45 60 75 105

Konica SR 200 2 5 8 12 20 30 40 50 60 75 85 95 130

Konica SR 400 1,5 3 5 7 10 14 19 23 25 30 35 40 55 65 90 115

Scotch Color Print HR 100 1,5 4 6 9 16 25 30 40 50 60 70 80 110

3M Color Print HR 100 2 5 8 11 20 25 35 45 55 65 80 90 120

3M Color Print HR 200 1,5 3 5 7 11 15 20 25 30 35 40 45 55 70 100

3M Color Print HR 400 1,5 4 6 9 13 17 20 25 30 30 35 45 55 80 100

Umrechnung von Verlängerungsfaktoren in Blendenstufen

Verlängerungsfaktor 1,0 1,3 1,6 2,0 2,5 3,0 4,0 5,0 6,0 8,0 10,0

13,0

16,0

20,0

25,0

32,0

Belichtungszugabe in Blendenstufen 0 1/3 2/3 1 1V3 12/3 2 21/3 22/3 3 31/3r>2/3 /3 4 41/3 42/3 5

Blitzleitzahlen in Abhängigkeit von der Filmempfindlichkeit

Filmempfindlichkeit

ISO 25/1 5' 5 6 7 8 9 10 11 12 14 16 18 20 22 25 28 32 36 40 45 50

ISO 50/1 8' 8 9 10 11 12 14 16 18 20 22 25 28 32 36 40 45 50 56 64 72

ISO 64/1 9' 9 10 11 12 14 16 18 20 22 25 28 32 36 40 45 50 56 64 72 80

ISO 100/21 ' 11 12 14 16 18 20 22 25 28 32 36 40 45 50 56 64 72 80 90 100

ISO 200/24' 16 18 20 22 25 28 32 36 40 45 50 56 64 72 80 90 100 110 125 140

ISO 400/27' 22 25 28 32 36 40 45 50 56 64 72 80 90 100 110 125 140 160 180 200

ISO 800/30' 32 36 40 45 50 56 64 72 80 90 100 110 125 140 160 180 200 225 250 280

ISO 1000/31 ' 36 40 45 50 56 64 72 80 90 100 110 125 140 160 180 200 225 250 280 320

ISO 1600/33' 45 50 56 64 72 80 90 100 110 125 140 160 180 200 225 250 280 320 320 360

ISO 3200/36' 64 72 80 90 100 110 125 140 160 180 200 225 250 280 320 320 360 400 450 500

ISO 6400/39' 90 100 110 125 140 160 180 200 225 250 280 320 320 360 400 450 500 560 640 720

89

Belichtungsmesser, technische Daten

Modell Anzeige;Abgleich

Messarten Messbereich(bei ISO 100/21')Film-empfindlichkeit

Messwinkel(bei Objekt-messung)

Synchron-zeiten

Skalen

Gossen Sixon 2 Zeiger;Übertra-gungsskala

Dauerlicht: Objekt-und Lichtmessung

LW +3 bis +17;ISO 6/9' bis3200/36'

40' Verschlusszeit, Blende,DIN und ASA

Gossen Sixtomat2

Zeiger;Nullpunkt-abgleich

Dauerlicht: Objekt-und Lichtmessung

LW +3 bis +17;ISO 6/9' bis12'000/42'

30' Verschlusszeit, Blende,Lichtwert, DIN und ASA

Gossen Lunasix3

Zeiger-instrument;Übertra-gungsskala

Dauerlicht: Objekt-und Lichtmessung

LW -4 bis +17 ISO0,8/0' bis25'000/45'

ca. 30' (mitZubehör 15'und 7,5')

Verschlusszeit und Blende,Lichtwert, Kino-Gangzahlen, DIN und ASA

Gossen Lunalite Leucht-dioden;Lichtwaage

Dauerlicht: Objekt-und Lichtmessung

LW+1 bis +17;ISO O.8/O' bis100'000/51'

ca. 30' (mitZubehör 15'und 7,5')

Verschlusszeit und Blende,Lichtwert, Korrektur-faktoren, Zonenskala, DINund ASA

Gossen LunasixF

Zeiger-instrument;Nullpunkt-abgleich

Dauer- und Blitz-licht: Objekt- undLichtmessung

LW-1 bis +17;ISO 0,8/0' bis100'000/51°

Dauerlicht: 30';Blitzlicht: 20'

1/60 Sek Verschlusszeit und Blende,Lichtwert, Korrektur-faktoren, Zonenskala, DINund ASA

Gossen Profisix Zeiger-instrument;Nullpunkt-abgieich

Dauerlicht: Objekt-und Lichtmessung;(mit Zubehör auchBlitzlicht)

LW -4 bis +17;ISO 0,8/0' bis100'000/51°

30' (mitZubehör 10', 5'und 1')

Verschlusszeit und Blende,Lichtwert, Korrekturfaktor,Zonenskala, Ci-ne- Skala,DIN und ASA

Gossen Multisix LCD-Digital-anzeige

Dauer- und Blitz-licht: Objekt-, Licht-und Kontrastmes-sung

LW -2 bis +18(Blitzlicht: f/2,8bis f/45); ISO 1/1'bis 800'000/60'

Dauerlicht: 30';Blitzlicht: 20';(mit Zubehör15' und 7,5')

1/60 Sek bis1/250 Sek

Anzeige von Verschlusszeitund Blende, Lichtwert,Korrekturfaktoren,Kontrast, Beleuchtungs-stärke, DIN und ASA

GossenMastersix

LCD-Digital-anzeige

Dauer- und Blitz-licht: Objekt- undLichtmessung;Kontrast- Farbtem-peratur-, Dichte-undLuxmessung

LW -4 bis +18,Blitzlicht: f/2,8 bisf/256; ISO 1/1 'bis800'000/60'

Dauerlicht: 30',Blitzlicht: 20';(mit Zubehör10', 5' und 1')

Anzeige von Verschluss-zeit, Blende, üchtwert,Korrekturfaktoren, Kon-trast, Beleuchtungsstärke,Dichte, Farbtemperatur,DIN und ASA

Gossen Spot-Master

LCD-Anzeige,digital oderanalog

Spotmessung vonDauer- und Blitz-licht; Blitz-Addi-tionsmessung

LW +1 bis +22;Blitzlicht: f/2,8 bisf/45; ISO 1/1 'bis80'000/50'

r(Sucherfeld ca.15')

1/1 000 Sekbis 1/8 Sek

Alle Skalen direkt im Su-cher sichtbar: Ver-schlusszeit und Blende,Zonenskala, Lichtwert,Korrekturfaktor, ISO

Minolta Auto-Meter IM, Auto-Meter IIIF

LCD-Digital-und Analog-anzeige

Auto-Meter III:Dauerlicht: Licht-und Objektmes-sung, Mittelwertbil-dung; IIIF: zusätz-ich Blitzmessung

Dauerlicht: LW -2,4 bis + 22,5;Blitzlicht: f/1 ,4 bisf/64; ISO 12/1 2'bis 6400/39'

40' (mitZubehör 10'oderS')

1/60 und1/250 Sek(nur Auto-Meter IIIF)

Anzeigen für Belich-tungszeit, Blende, Licht-wert, ASA; zusätzlicheAnaloganzeige für Blen-denwerte

Minolta Flash-Meter IV

LCD-Digital-und Analoganzeige

Objekt- und Licht-messung, addie-rende Blitz-Mes-sung, getrennteAnzeige von Dauer-und Blitzlicht,Mittelwertbildung

Dauerlicht: LW -2bis +22; Blitzlicht:f/1 ,0 bis f/90; ISO8/10' bis 6400/39'

40', (mitZubehör 10'und 5')

30 min bis 1/1000 Sek

Belichtungszeit, Blende,Lichtwert, ASA, AnzahlBlitze, zusätzliche Ana-logskala für Blenden werteund Kontraststufen

90

Mess Zubehör Abmes- Diverses Zirka- Modell

zelle sungen, PreisGewicht DM/

sFrCdS-Fo- ca. 60g 140- Gossentowider- 153- Sixon 2stand

CdS-Fo- ca. 90g 160.- Gossentowider- 173- Sixtomat 2stand

CdS- Vorsatz für 15' und 7,5', Vorsätze für Be- Besonders grosser Mess- 320.- GossenWider- leuchtungs- und Durchlichtmessung, Mikro- bereich, Skala in zwei 428.- Lunasix 3stand skopie und Labor, Sonde für Messungen im Empfindlichkeits-Bereiche

Nahbereich oder auf der Mattscheibe umschaltbarSi-Diode wie Lunasix 3 Skala zur einfachen An- 250.- Gossen

wendung des Zonensy- 315- Lunalitestems; Messwertspeicher

2 Si-Dioden wie Lunasix 3 wie Lunalite 420.-549.-

Gossen Lunasix F

Si-Diode wie Lunasix 3; Zusätzliche Vorsätze für Blitz-licht-, Farbtemperatur-, Spot- und Filmebe-

Durch 10 verschiedeneVorsätze äusserst vielsei-

400.-525-

Gossen Profisix

nenmessung (bei Fachkameras) tig verwendbares Gerät

2 Si-Dioden wie Lunasix 3 Automatische Mittelwertbil-dung aus 15 Messwerten,

700-729.-

Gossen Multisix

beliebig lange Messwert-speicherung

2 wie Lunasix 3, zusätzlich Vorsätze für Farb- Messwertspeicherung, Mit- 1000- GossenSi-Dioden temperatur-, Spot- und Filmebenenmessung telwertbildung aus 15 Mes- 1199- Mastersix

(bei Fachkameras) sungen, Timer für Langzeit-aufnahmen

Si-Diode 9,0x5,7x 19,0cm;

Mittelwertbildung aus bis zu10 Messungen, Berück-

1000-1178-

Gossen Spot-Master

ca. 400g sichtigung der Filmentwick-lung beim Zonensystem,Messwertspeicherung

Si-Diode Objektmessungsblende, Spotvorsatz für 10' 13,2x6, drehbarer Messkopf, spe- III: Minoltaund 5', Plan-Diffusor, sphärischer ND-Diffu- x3,1cm; ziell für Nahaufnahmen: Mi- 330.- Auto-Meter III,sor 4x und 8x, Lochmaske für Labormessun- 170g ni-Lichtmessfühler mit bieg- 475.- Auto-Meter IMFgen, Mini-Lichtmessfühler, Booster II für barem Haltearm, Mittel- IIIF:Mattscheiben- Filmebenen- Okular- und Mi- wertbildung aus zwei Mes- 570-kroskopmessung. sungen 795.-

Si-Diode wie Auto-Meter III/IIIF; 15,3x6, wie Auto-Meter III/IIIF, zu- 1120- Minoltax 2,8cm; sätzlich: drahtlose Übertra- 1395.- Flash-Meter IV200g gung der Einstellwerte auf

die Kameras Minolta 9000und 7000 (Datenempfän-ger DR-1000 notwendig)

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Modell Anzeige;Abgleich

Messarten Messbereich (beiISO 100/21')Film-empfindlichkeit

Messwinkel(bei Objekt-messung)

Synchron-zeiten

Skalen

MinoltaSpotmeter-F

LCD-Digital-und Analog-anzeige,

Spotmessung vonDauer- und Blitzlicht,Kontrastmessung,Mittelwertbildung

Dauerlicht: LW +1bis +22; Blitz: f/2bist/90; ISO 12/12' bis 6400/39'

1° (Sucherbildca 20")

1 bis1/1000Sek

Verschlusszeit, Blende,Lichtwert, ASA, zusätzlicheAnalogskala fürBlendenwerte

Pentax DigitalSpotmeter

LED-Digi-talanzeige,Angabe inLichtwerten

Spotmessung vonDauerlicht

LW +1 bis +20;ISO 6/9' bis6400/39'

r(Sucherbild26')

Verschlusszeit, Blende,Lichtwert, ASA

PentaxSpotmeter V

Zeigerin-strument,Angabe inLichtwerten

Spotmessung fürDauerlicht

LW+1 bis +19;ISO 12/1 2' bis6400/39'

1' (Sucher ca.15')

Verschlusszeiten, Blende,Lichtwert, ASA und DIN

Quantum Calcu-Light-X

zweistelligeLED-Di-gitalanzei-ge, Übertragungs-Ska-la

Dauerlicht; Objekt-und Lichtmessung

LW -3 bis +21 ; ISO1/0' bis800'000/60'

30' (MitZubehör: 10')

Verschlusszeit und Blende,Lichtwert, ASA und DIN,Kino-Gangzahlen,Übertragungsskala

Quantum Calcu-Light-XP

LED-Digi-talanzeige,Übertra-gungs-Ska-la

Dauerlicht: Objekt-und Lichtmessung

LW -7 bis +21 ;ISO 1/0' bis800'000/60'

30' (mitZubehör: 10')

Verschlusszeit und Blende,Lichtwert, ASA und DIN,Kino-Gangzahlen,Übertragungsskala

Quantum Calcu-Flash-ll

LED-Digi-talanzeige;Übertra-gungs-Ska-la

Dauer- und Blitz-licht: Objekt- undLichtmessung, ad-dierende Blitzmes-sung

Dauerlicht: LW +3bis +24, Blitzlicht:Blende 1,0 bis 45;ISO 1/0' bis50'000/48'

30' (mitZubehör 10')

1/15Sek bis1/500 Sek

Blendenwerte, ASA undDIN, Übertragungs-Skala

Sekonic Multi-Lumi

Zeigerin-strument;Übertra-gungs-Ska-la

Dauerlicht: Objekt-und Lichtmessung

LW +2 bis +18;ISO 6/9' bis12'000/42'

Verschlusszeit, Blende,Lichtwert, ASA und DIN

Sekonic StudioDeluxe

Zeigerin-strument;Übertra-gungs-Ska-la

Dauerlicht: Objekt-und Lichtmessung

LW +4 bis +17;ISO 6/9' bis12'000/42'

54' Verschlusszeit, Blende,Kino-Gangzahlen, Licht-wert, ASA und DIN

Sekonic Digi Lite/ Digi Lite F

LCD-Digital-und Analoganzeige

Dauerlicht: Objekt-und Lichtmessung;Digi Lite F:zusätzlich Blitz-lichtmessung

Dauerlicht: LW 0bis +20; (Blitz-licht: Blende 1,4bis 90); ISO 3/6"bis 8000/40'

54' (mitZubehör 5')

1 bis 1/500Sek

Verschlusszeit, Blende,Lichtwert, ASA, zusätzlicheAnalogskalen für ganzeund 1/10 Blendenweile

Sekonic DigiproX-1

LCD-Digital-und Analog-anzeige

Dauer- und Blitzlicht:Objekt- undLichtmessung, ad-dierende Blitzmes-sung

Dauerlicht: LW+1bis +18; Blitzlicht:Blende 1 ,0 bis 90;ISO 6/9' bis8000/40'

55' (mitZubehör 10')

1 bis 1/500Sek

Verschlusszeit, Blende,Lichtwert, ASA, AnzahlBlitze, zusätzliche Ana-loganzeigen für ganze und1/10 Blendenwerte

Sekonic Digi-Spot

LCD-Digital-anzeige

Spotmessung fürDauer- und Blitzlicht

Dauerlicht: LW +1bis +20; Blitzlicht:Blende 5,6 bis 90;ISO 3/6' bis8000/40'

1°,umschaltbarauf 20'

1 bis 1/500Sek

Verschlusszeit, Blende,Lichtwert, ASA, zusätzli-che Analogskala für 1/10Blendenwerte

92

Mess- Zubehör Abmes- Diverses Zirka- Modellzelle sungen; Preis

Gewicht DM/sFr

Si-Diode 15,0x8,9

zusätzliche Blenden- oder 850- Minoltax 4,8cm; LW-Anzeige im Sucher, Su- 895- Spotmeter-F240g cheranzeige beleuchtbar,

Betonung der Schattenoder Lichter wählbar

Si-Diode 14,4x8, 949.- Pentaxx 4,4cm; 785.- Digital Spotme-245g ter

Si-Diode 16x12,7 Sucherskala beleuchtbar 579- Pentaxx 6,2cm; 498- Spotmeter V

450g

Si-Diode Spotvorsatz für 10', Glasfaservorsatz für Ob- 1 0 x7 x fortlaufende Messung bei —— Quantumjektmessung an schwer zugänglichen Stel- 3cm; gedrückter Messtaste; 360.- Calcu-Light-Xlen und Mattscheibenmessung, Plandiffusor, 112g beim Loslassen wird der2 drehbare Vorsätze für bequemere Licht- letzte Messwert gespei-messung, Filtervorsatz mit verschiedenen | chertFarbfiltern für die automatische Berücksichti-gung von Filterfaktoren

Si-Diode wie Calcu-Light-X, zusätzlich Vorsatz für Mi- 1 0 x 7 x grosse Empfindlichkeit, mit —— Quantumkrosokopie 3cm; Zubehör als Labor-Belich- 435.- Calcu-üght-XP

112g tungsmesser verwendbar

Si-Diode wie Calcu-Light-XP 1 0 x7 x3cm;130g

425.-565-

Quantum Calcu-Flash-ll

CdS- 136.- SekonicFoto- 154- Multi-Lumiwider-stand

Selen- 10,7 x 5,9 Messwertspeicherung 229- SekonicFoto- x 3,0cm; durch mechanische 229- Studio Deluxeelement 250g Zeigerarretierung

Si-Diode Spotvorsatz für 5' 12,1 x6,4x 2,3cm;

Digi Lite;346-

Sekonic Digi Lite /

110g 395.- Digi Lite FF: 540-560-

Si-Diode Spotvorsatzfür 10' 12,2x6,8

Akustische Anzeige bei fal- 799- Sekonicx 2,7cm; scher Einstellung, Speiche- 810.- Digipro X-1205g rung aller Einstelldaten

auch bei ausgeschaltetemGerät

Si-Diode 13,7x6,2

749- Sekonicx 5,1cm; 747- Digi-Spot255g

93

Lieferanten-Verzeichnis

Gossen GmbHPostfach 1780 8520Erlangen Telefon09131 827-1

Minolta Handels-GmbHKurt-Fischer-Strasse 502070 Ahrensburg Telefon04102 70-235

Pentax Handels-GmbHPostfach 540169 2000Hamburg 54 Telefon 0405617-0

Multiblitz Mannesmann GmbHOberstrasse 89 5000 Köln 90Telefon 02203 130 11

Sekonic Europa E. E.ElectronicSpaldingerstrasse 64 2000Hamburg 1 Telefon 040231021

Erno Photo AGNiederhaslistrasse 128157 Dielsdorf Telefon01 853 21 53

Minolta (Schweiz) AGRiedstrasse 6 8953Dietikon Telefon 017405311

Pentax (Schweiz) AGIndustriestrasse 2 8305Dietlikon Telefon 018333860

Ott + Wyss AG Napfweg3 4800 Zofingen Telefon062 51 70 71

Lübco Company AG/SA5632 Buttwil Telefon 05744 38 38

Belichtungsmesser, technische DatenDie Tabellen auf den vorangehenden Seiten die-nen dazu, dem Interessierten einen ersten Über-blick über die verschiedenen Marken und Modellezu verschaffen. Aus Platzgründen konnten al-lerdings nicht alle Geräte des Marktes vollständigerfasst werden. Verzichtet wurde vor allem auf einpaar Modelle der untersten Preisklasse, dieteilweise nicht einmal über die Möglichkeit derLichtmessung verfügen. Die Übersicht entsprichtdem Stand Frühjahr 1989. Noch mehrEinzelheiten als in unserer Tabelle finden Sie inden Detail-Prospekten der einzelnen Firmen. Dieangegebenen Preise sind nur als ungefährenVergleichswert zu betrachten. Den jeweils gülti-

gen Verkaufspreis erfahren Sie bei Ihrem Fach-händler.

Lieferanten-VerzeichnisDem Lieferanten-Verzeichnis können Sie die An-schrift der Generalvertretungen in der Bundesre-publik Deutschland und der Schweiz entnehmen.Der Verkauf von Belichtungsmessern an denEndverbraucher erfolgt allerdings ausschliesslichüber den Fachhandel. Jedoch kann es bei derVielfalt des Angebotes durchaus vorkommen,dass dort nicht immer über alle GeräteProspektmaterial vorrätig ist. In diesem Falle wirdIhnen der betreffende Importeur sicher gerne mitUnterlagen weiterhelfen.

GeneralvertretungSchweiz:

GeneralvertretungDeutschland:

GossenMinoltaPentaxQuantumSekonic