Adventandacht für die Regionalschwestern Bonn/ Rhein · PDF fileSonntag im Advent,...
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Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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Adventandacht für die Regionalschwestern
Bonn/ Rhein-Sieg
der Johanniter-Schwesternschaft
gehalten in der Kapelle des Johanniter-Krankenhauses in Bonn
am 25. November 2014
Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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Eingangswort:
1 Mache dich auf, werde licht; denn dein
Licht kommt, und die Herrlichkeit des
HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe,
Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel
die Völker; aber über dir geht auf der HERR,
und seine Herrlichkeit erscheint über dir. 3 Und die Heiden werden zu deinem Lichte
ziehen und die Könige zum Glanz, der über
dir aufgeht.
Jesaja 60. 1 – 3 (Übersetzung: Luther-Bibel, 1984/ Stuttgart 2013)
Gemeinsames Gebet
(im Wechsel)
Herr Jesus Christus! Wir warten auf Dein Kommen, wie wir auf Frieden war-ten in dieser Zeit der äußeren und inne-ren Friedlosigkeit.
Wir warten auf Dein Kommen, wie wir nach Gerechtigkeit hungern und an der Ungerechtigkeit zwischen den Völkern und Klassen leiden.
Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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Wir warten auf Dein Kommen, wie uns nach Freiheit dürstet, weil wir die Fes-seln der Schuld und der Bedrückung spüren.
Gib denen die Hoffnung wieder, die sie verloren haben. Gib denen die Liebe neu, die nur noch kalt miteinander umgehen.
Öffne unsere Augen, damit wir einen Vor-
schein Deiner Freude in unserem Leben zu sehen bekommen. Darum bitten wir Dich!
J. Moltmann in „Unsere Zeit in Gottes Händen“ Evangelische Gebete, Gütersloh 2009
Lied:
EG Nr. 7, „Oh Heiland reiß die Himmel auf“
Strophen 1 und 5
Gedanken zu Sacharja 9.9 (Übersetzung: Luther-Bibel, Stuttgart 2013)
Mit dem kommenden Sonntag, dem ersten
Sonntag im Advent, beginnt das neue Kir-
chenjahr 2014/2015.
Für viele Menschen hierzulande, vor allem
aber für die Kinder beginnt damit eine er-
wartungsfrohe Zeit. Nicht nur für Kinder
aus Familien mit christlicher Tradition!
Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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Auch meine ehemalige Kollegin Hülya, eine
Alewitin, stellt, seit ihre beiden Kinder in
den Kindergarten gingen, zum 24. Dezember
einen Weihnachtsbaum auf. Es war wohl-
gemerkt ein nicht-konfessioneller Kindergar-
ten.
Und natürlich liegen für Hülyas Kinder un-
ter diesem Weihnachtsbaum ebenfalls Ge-
schenke. Zumindest dieser Brauch scheint
mittlerweile kulturübergreifend.
Kultur- wie gerationsübergreifend scheint
auch jene ansteckende Unruhe zu sein, die
die Erwachsenen oft schon vor dem ersten
Advent heimsucht. So nehme ich es jeden-
falls wahr, wenn ich in der Vorweihnachts-
zeit durch die Bonner Innenstadt laufe.
Nicht nur für Familien mit kleineren Kin-
dern ist diese Vorweihnachtszeit eine echte
Herausforderung. Das beginnt schon damit,
dass dienstliche Verpflichtungen und häus-
liche Wünsche unter einen Hut gebracht
werden wollen. – Hier in der Kapelle sitzt si-
cher die eine oder andere Mitschwester, die
jetzt schon weiß, dass sie am Heiligen
Abend Dienst haben wird. Und sich viel-
Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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leicht bang fragt, ob sie bis zum Fest noch
mit allem fertig wird, was sie sich vorge-
nommen hat.
Was will schließlich alles bedacht, geplant,
organisiert und auf den Weg gebracht sein.
Päckchen müssen gepackt und zur Post ge-
tragen werden. Einkaufslisten und Wunsch-
zettel wollen abgearbeitet sein. Das Weih-
nachtsgebäck soll in diesem Jahr endlich
wieder einmal selbstgemacht sein und nicht
aus dem Supermarkt. Wie im vorigen Jahr,
und dem Jahr davor. –
Auch wer im wohlverdienten Ruhestand ist,
hat in dieser Zeit nicht selten alle Hände
voll zu tun. Dass alles nicht mehr ganz so
zügig geht, wie früher, macht die Sache
nicht gerade leichter.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schnell
die großen und kleinen Notwendigkeiten der
Vorbereitung auf das Fest die Vorfreude
verderben können. Plötzlich gerate ich aus
dem Tritt, weil ich mir zu viel in meinen
Terminkalender gepackt habe. Das summie-
ren sich unversehens zu einem Berg, der
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mir den Blick für das Wesentliche der Ad-
ventszeit zu verstellen droht.
Damit geht mir nicht nur die Zeit der Be-
sinnung verloren, in der ich zur Ruhe kom-
men wollte, Kraft schöpfen, mich einstim-
men auf das Weihnachtsfest. Sondern auch
jene Botschaft, die hinter dem Wochen-
spruch für die erste Woche des neuen Kir-
chenjahres steht. – Wir finden diesen
Spruch beim Propheten Sacharja, Kapitel 9,
Vers 9. Dort heißt es in der Luther-
Übersetzung:
„Siehe, dein König kommt zu dir, ein Ge-
rechter und ein Helfer“ Sacharja 9.9
(Übersetzung: Luther-Bibel 1984/Stuttgart 2013)
Mit dieser Ankündigung stellt der Prophet
Sacharja eine vermeintlich festgefügte Ord-
nung auf den Kopf. Sie hat etwas befreien-
des, versöhnliches, geradezu Mut machen-
des.
„Siehe Dein König kommt zu Dir…“ das
heißt für die Angesprochenen, dass sie nicht
länger darauf warten müssen, wann ‚ihr‘
König Zeit für sie hat, ihnen sein Ohr leiht.
Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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Nicht sie stehen vor der Tür und warten da-
rauf, irgendwann hereingelassen zu werden
zur Audienz. Um ihre Bitten in der Unge-
wissheit vorzutragen, ob sie überhaupt ge-
hört werden!
Nein, dieser König wird zu ihnen kommen.
Und es ist kein Herrscher, vor dem man
sich fürchten muss. Oder Angst haben, weil
er unerfüllbare Ansprüche und Forderungen
stellt. Dieser König ist ein Gerechter und,
wie Sacharja sagt, ein Helfer.
Wer den Wochenspruch zu Ende liest, weiß
sofort, auf wen Sacharjas Prophezeiung
hinweist, denn der neunte Vers bleibt nicht
bei dem Helfer stehen. Sondern verkündet
auch, dass er arm ist und auf einem Esel
reiten wird. Es kommt ein König, der eben
nicht von dieser Welt ist und mit Pomp, Ge-
töse und Fanfaren Einzug hält.
Für mich hat diese Ankündigung eine zeit-
lose Dimension. Denn sie galt nicht nur
dem Volk Israel nach dem Babylonischen
Exil. Sie gilt mir und meiner Zeit ebenso!
Was der Prophet Sacharja als Zukunftsvisi-
on entwirft, ist im Stall von Bethlehem
Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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Wirklichkeit geworden. Dort hat sich Gottes
große Barmherzigkeit in der Menschwer-
dung Jesu offenbart. Gott kommt mir in
seinem Sohn mit seiner grenzenlosen Liebe
entgegen. Darum feiern wir in vier Wochen
das Weihnachtsfest.
Das ist, so sehe ich es, auch der Grund, wa-
rum wir uns heute hier als Mitglieder,
Freunde und Förderer der Johanniter-
Schwesternschaft zusammengefunden ha-
ben.
Nicht, um eine nette Tradition fortzuführen,
die zur Vorweihnachtszeit dazu gehört, wie
der Adventkranz und das Weihnachtsge-
bäck. Das vielleicht auch.
Aber ich erlebe diese Schwesternschaft als
eine Gemeinschaft, die den Auftrag an-
nimmt, Gottes Wort in die Welt zu tragen
und mit Leben zu füllen!
Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir die
Gewissheit der Botschaft, die hinter den
Worten des Propheten Sacharja stehen, mit
in die bald beginnende Adventzeit hinein-
nehmen und uns von ihr tragen lassen!
Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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AMEN
Lied:
EG Nr. 1, „Macht hoch die Tür“
Strophen 1 bis 5
Fürbitten:
Barmherziger GOTT! Vor uns liegt die Ad-
ventzeit. Sie will uns hinführen und vorbe-
reiten auf das Weihnachtsfest, an dem wir
die Geburt Deines Sohnes JESUS CHRISTUS
feiern wollen.
Wir danken Dir, dass wir inne halten kön-
nen und Kraft aus Deinem Wort schöpfen.
Wir bitten Dich, stärke uns durch Deine
Gegenwart. Lass uns begreifen, dass in all
unseren Alltagssorgen und –nöten Du es
bist, der uns trägt.
Wir danken Dir, dass Du uns in Deinem
Sohn JESUS CHRISTUS entgegen gekommen
bist, als Du ihn in diese Welt gesandt hast.
Du hast uns damit ein Zeichen Deiner un-
ergründlichen Liebe gesetzt.
Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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Wir bitten Dich, erhalte in uns in die Zuver-
sicht und die Hoffnung. Lass uns lebendige
Zeugen Deiner Liebe sein und bleiben.
Wir bitten Dich, lass uns bei allen vollen
Terminkalendern, Aufgaben und Planungen
der Vorweihnachtszeit nicht aus den Augen
verlieren, worum es im Advent geht!
Wir danken Dir, für die Gemeinschaft der
Johanniter-Schwesternschaft und für alle
unsere Kolleginnen und Kollegen in den
Häusern des Ordens. Wir danken Dir für die
Aufgaben und Herausforderungen vor die
Du uns stellst.
Hilf uns, miteinander auszukommen. Auch
mit denen, mit denen wir nicht auf gleicher
Wellenlänge liegen.
Gib uns Geduld, wenn etwas nicht gelingt
und gib uns den Mut Fehler einzugestehen
und aus ihnen zu lernen.
Wir danken Dir, für die Patientinnen und
Patienten, die Bewohnerinnen und Bewoh-
ner, die sich uns anvertrauen, die ihre Hoff-
nung mitbringen bei uns in guten Händen
zu sein.
Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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Wir bitten Dich, gib ihnen das Vertrauen in
Deine Güte und Gerechtigkeit und die Ge-
wissheit, dass sie bei uns aufgehoben sind
mit allem, was sie bewegt und bedrückt.
Wir bitten Dich um Frieden in dieser Welt,
um Versöhnung und Verständnis unter den
Völkern und Religionen.
Wir bitten Dich für die Bedrängten und Be-
drückten. Befreie die Gefangenen und Gefol-
terten und lass die Verfolgten und Flücht-
linge eine neue, sichere Heimat finden.
Wir bringen in der Stille vor Dich, was uns
bewegt.
Vaterunser
Segen:
Gott segne uns,
der zu uns steht,
auch wenn es sonst keiner tut,
der unseren Weg begleitet,
auch wenn wir ihn alleine gehen,
der uns entgegenkommt,
auch wenn wir ihn verlassen haben.
Andacht für die Johanniter-Schwesternschaft
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Gott segne uns,
sein Segen fließe durch unsere Hände und
Füße, dass auch wir verlässliche Begleiter
werden.
AMEN A. Büchelin in:
„Jeden Augenblick segnen“, Eschbach 2008