„Früher zählte in China der Preis, heute die Qualität“...Der Kampf um Talente wird auch in...
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„Früher zählte in China der Preis,heute die Qualität“
Marcus Löhnert (links),Steinberg GmbH, im Gespräch mit Oliver Bortz, Deutsche Bank
Marcus Löhnert (links), Steinberg GmbH, hat die Erfahrung gemacht: „Mit deutscher Akkuratesse und Schneidigkeit kommt man in China nicht weit.“
Oliver Bortz (rechts), Deutsche Bank, betont: „Beziehungen sind in China so wichtig wie unternehmerisches Können.“
Zukunft Mittelstand Teil 3: ChinaTrends von morgen, die Unternehmer heute schon kennen sollten.
An China geht für deutsche Mittelständler kaum ein Weg vorbei. Welche Chancen und Herausforderungen dort warten, diskutieren Marcus Löhnert,Gründer der Steinberg GmbH, und Oliver Bortz von der Deutschen Bank.
Foto
s: A
ndre
as K
lehm
Oliver Bortz: Hallo Herr Löhnert, in Ihrem Lager herrscht ja reges Trei-
ben. Wo kommen die ganzen Pakete her, und wo gehen sie hin?
Marcus Löhnert: Wir sind seit unserer Gründung vor zehn Jahren glo-
bal tätig – sowohl im Einkauf, als auch im Verkauf. Unsere Produkte sind
„Made in Germany“. Mehr als 65 Prozent der Wertschöpfung werden in
Deutschland erbracht, darunter so entscheidende Elemente wie die
technische Entwicklung, das Design und sensible Armaturenelemente.
Wie alle namhaften Armaturenhersteller lassen aber auch wir bestimmte
Elemente in China fertigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das funk-
tioniert sehr gut, denn anders als hierzulande noch häufig angenommen
wird, können chinesische Unternehmen auch hervorragende Qualität
liefern.
Bortz: Ja, da hat sich viel getan. Die Deutsche Bank ist schon seit 1872
in China vertreten – und wirtschaftlich gesehen hat sich noch nie so viel
verändert im Land wie derzeit. Heute gibt es viele sehr gut ausgebildete
Fachkräfte, die weltweit konkurrenzfähige Produkte und Leistungen er-
stellen können. Früher zählte in China der Preis, heute mehr und mehr
die Qualität.
Löhnert: Man muss bei seinem Geschäftspartner aber aufpassen, dass
er eben nicht auf Masse, sondern auf Klasse Wert legt. Dann erzielen
wir auch in China höchste Fertigungsqualität zu einem günstigeren Preis
als hierzulande – wenngleich der Lohnabstand zu Deutschland schrumpft.
Von der Werkbank zur DenkfarbrikBortz: China ist in großen Bereichen kein Billiglohnland mehr. Der
Kampf um Talente wird auch in China ausgetragen, und die demo -
grafische Entwicklung wird ihn noch verschärfen.
Löhnert: Dennoch gibt es so leicht keine Alternative zu China. Auch
wenn jetzt viel über die Wachstumsmärkte „Next 11“ geredet wird: Die
Qualität, die wir suchen, finden wir in diesen Ländern nicht.
Bortz: China entwickelt sich von der Werkbank zur Denkfabrik. Inno -
vationen werden in Zukunft häufiger von chinesischen Forschern und
Ingenieuren kommen.
Löhnert: Auch wir sind mit unserem chinesischen Partner dabei, mit
neuen Materialien zu experimentieren. Jetzt ist die Zeit, Partner für die
Technologien von morgen zu suchen.
Bortz: Wir beobachten immer wieder, dass ein erfahrener Partner vor
Ort einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg im Ausland ist. Aber
Unternehmer sollten auch selbst vor Ort sein. Denn China kann man
nicht vom deutschen Schreibtisch aus erschließen. Beziehungen sind in
China so wichtig wie unternehmerisches Können.
Löhnert: Mit deutscher Akkuratesse und Schneidigkeit kommt man in
China nicht weit. Jede Zusammenarbeit ist das Ergebnis eines Fin-
dungsprozesses, bei dem man sich auf eine gemeinsame Schnittmenge
einigt. Das verlangt Flexibilität auch von uns Deutschen.
Bortz: Neben den kulturellen gibt es ja auch noch rechtliche Unter-
schiede. Das wird vor allem beim Thema Patentrecht augenfällig.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Löhnert: Wir können zum Glück auf die Loyalität unserer Partner ver-
trauen. Das schützt uns allerdings nicht vor Plagiaten Dritter. Darum mel-
den wir immer Geschmacksmusterschutz an, in Europa, aber auch in Chi-
na. Wir haben gerade erst erlebt, dass ein chinesisches Gericht in einem
Plagiatsfall für uns entschieden hat. Ich glaube, vor sechs Jahren wäre das
Urteil nicht so ausgefallen. Wir bemerken einen Verständniswandel im
Land: Ohne Vertrauen in Eigentumsrechte geht es nicht, wenn die Wirt-
schaft weiter so stark wachsen soll wie in den vergangen Jahren.
Bortz: Alles deutet darauf hin, dass Chinas Wirtschaft auch in den kom-
menden Jahren deutlich wachsen wird. Das heißt für deutsche
Mittelständler: Wer expandieren will, muss eine China-Strategie haben
und konsequent verfolgen. Viele Unternehmen haben das bereits er-
kannt. Sie sind ursprünglich gekommen, weil die Produktionskosten
niedrig waren. Aber sie bleiben, weil ein gigantischer Absatzmarkt lockt.
Neue Marktchancen für den MittelstandLöhnert: Das gilt genauso für uns. Als wir angefangen haben, war das
Retailgeschäft in China gleich null. Inzwischen ist es mit dem Projektge-
schäft gleichgezogen.
Bortz: Massive Investitionen in Infrastruktur und die Konzentration in
Ballungsräumen machen es leichter, große Käuferzahlen zu erreichen.
Heute lebt fast die Hälfte der Bevölkerung in Städten. Das eröffnet ganz
neue Marktchancen auch für den Mittelstand. Bei einigen deutschen
Großunternehmen werden schon bis zu 20 Prozent des Umsatzes in
China erwirtschaftet. Die Absatzchancen steigen: 200 Millionen Chine-
sen zählen schon heute zur Mittelschicht. Die will und die kann konsu-
mieren und legt dabei zunehmend Wert auf Qualität und renommierte
Marken.
Löhnert: China ändert sich rasant. Und doch wird es auch in zehn
Jahren seinen bisherigen Charakter beibehalten haben. Das macht es
so spannend.
Bortz: Die derzeitige Entwicklung im Land wird sich fortsetzen, künftig
werden in einigen Industrien Chinas Unternehmen dominieren. Das ist
aber kein Grund zur Resignation. Wir sollten uns den Blick auf die
Chancen, die in einer Partnerschaft liegen, nicht von den Risiken der
Rivalität verstellen lassen.
Marcus Löhnert ist Gründer und Geschäftsführer der Steinberg GmbH.
Seit 2002 stellt das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf hochwertige
Bad-Armaturen und -Accessoires her, deren Design vielfach ausge-
zeichnet wurde, zum Beispiel mit dem Design-Preis der Bundesrepublik
Deutschland. Rund 50 Mitarbeiter vertreiben die Armaturen über ein
Netz von Großhändlern und betreuen das weltweite Projekt-Geschäft
mit Bauträgern und Hotels: www.steinberg-armaturen.de
Oliver Bortz ist Leiter Geschäftskunden Deutschland bei der
Deutschen Bank. Die Deutsche Bank betreut in Deutschland über
900.000 Mittelstandskunden – vom Freiberufler und Selbständigen über
kleine und mittlere Unternehmen bis zur Aktiengesellschaft – und bietet
Unternehmern maßgeschneiderte Lösungen für ihre geschäftlichen
Engagements und die private Vermögensplanung:
www.deutsche-bank.de/geschäftskunden
„Zukunft Mittelstand“ auch im InternetDas vollständige Gespräch und mehr Informationen zu China finden
Sie unter: www.deutsche-bank.de/geschäftskunden
Eine Serie der Deutschen Bank
„Früher zählte in China der Preis,heute die Qualität“
Marcus Löhnert (links),Steinberg GmbH, im Gespräch mit Oliver Bortz, Deutsche Bank
Marcus Löhnert (links), Steinberg GmbH, hat die Erfahrung gemacht: „Mit deutscher Akkuratesse und Schneidigkeit kommt man in China nicht weit.“
Oliver Bortz (rechts), Deutsche Bank, betont: „Beziehungen sind in China so wichtig wie unternehmerisches Können.“
Zukunft Mittelstand Teil 3: ChinaTrends von morgen, die Unternehmer heute schon kennen sollten.
An China geht für deutsche Mittelständler kaum ein Weg vorbei. Welche Chancen und Herausforderungen dort warten, diskutieren Marcus Löhnert,Gründer der Steinberg GmbH, und Oliver Bortz von der Deutschen Bank.
Foto
s: A
ndre
as K
lehm
Oliver Bortz: Hallo Herr Löhnert, in Ihrem Lager herrscht ja reges Trei-
ben. Wo kommen die ganzen Pakete her, und wo gehen sie hin?
Marcus Löhnert: Wir sind seit unserer Gründung vor zehn Jahren glo-
bal tätig – sowohl im Einkauf, als auch im Verkauf. Unsere Produkte sind
„Made in Germany“. Mehr als 65 Prozent der Wertschöpfung werden in
Deutschland erbracht, darunter so entscheidende Elemente wie die
technische Entwicklung, das Design und sensible Armaturenelemente.
Wie alle namhaften Armaturenhersteller lassen aber auch wir bestimmte
Elemente in China fertigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das funk-
tioniert sehr gut, denn anders als hierzulande noch häufig angenommen
wird, können chinesische Unternehmen auch hervorragende Qualität
liefern.
Bortz: Ja, da hat sich viel getan. Die Deutsche Bank ist schon seit 1872
in China vertreten – und wirtschaftlich gesehen hat sich noch nie so viel
verändert im Land wie derzeit. Heute gibt es viele sehr gut ausgebildete
Fachkräfte, die weltweit konkurrenzfähige Produkte und Leistungen er-
stellen können. Früher zählte in China der Preis, heute mehr und mehr
die Qualität.
Löhnert: Man muss bei seinem Geschäftspartner aber aufpassen, dass
er eben nicht auf Masse, sondern auf Klasse Wert legt. Dann erzielen
wir auch in China höchste Fertigungsqualität zu einem günstigeren Preis
als hierzulande – wenngleich der Lohnabstand zu Deutschland schrumpft.
Von der Werkbank zur DenkfarbrikBortz: China ist in großen Bereichen kein Billiglohnland mehr. Der
Kampf um Talente wird auch in China ausgetragen, und die demo -
grafische Entwicklung wird ihn noch verschärfen.
Löhnert: Dennoch gibt es so leicht keine Alternative zu China. Auch
wenn jetzt viel über die Wachstumsmärkte „Next 11“ geredet wird: Die
Qualität, die wir suchen, finden wir in diesen Ländern nicht.
Bortz: China entwickelt sich von der Werkbank zur Denkfabrik. Inno -
vationen werden in Zukunft häufiger von chinesischen Forschern und
Ingenieuren kommen.
Löhnert: Auch wir sind mit unserem chinesischen Partner dabei, mit
neuen Materialien zu experimentieren. Jetzt ist die Zeit, Partner für die
Technologien von morgen zu suchen.
Bortz: Wir beobachten immer wieder, dass ein erfahrener Partner vor
Ort einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg im Ausland ist. Aber
Unternehmer sollten auch selbst vor Ort sein. Denn China kann man
nicht vom deutschen Schreibtisch aus erschließen. Beziehungen sind in
China so wichtig wie unternehmerisches Können.
Löhnert: Mit deutscher Akkuratesse und Schneidigkeit kommt man in
China nicht weit. Jede Zusammenarbeit ist das Ergebnis eines Fin-
dungsprozesses, bei dem man sich auf eine gemeinsame Schnittmenge
einigt. Das verlangt Flexibilität auch von uns Deutschen.
Bortz: Neben den kulturellen gibt es ja auch noch rechtliche Unter-
schiede. Das wird vor allem beim Thema Patentrecht augenfällig.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Löhnert: Wir können zum Glück auf die Loyalität unserer Partner ver-
trauen. Das schützt uns allerdings nicht vor Plagiaten Dritter. Darum mel-
den wir immer Geschmacksmusterschutz an, in Europa, aber auch in Chi-
na. Wir haben gerade erst erlebt, dass ein chinesisches Gericht in einem
Plagiatsfall für uns entschieden hat. Ich glaube, vor sechs Jahren wäre das
Urteil nicht so ausgefallen. Wir bemerken einen Verständniswandel im
Land: Ohne Vertrauen in Eigentumsrechte geht es nicht, wenn die Wirt-
schaft weiter so stark wachsen soll wie in den vergangen Jahren.
Bortz: Alles deutet darauf hin, dass Chinas Wirtschaft auch in den kom-
menden Jahren deutlich wachsen wird. Das heißt für deutsche
Mittelständler: Wer expandieren will, muss eine China-Strategie haben
und konsequent verfolgen. Viele Unternehmen haben das bereits er-
kannt. Sie sind ursprünglich gekommen, weil die Produktionskosten
niedrig waren. Aber sie bleiben, weil ein gigantischer Absatzmarkt lockt.
Neue Marktchancen für den MittelstandLöhnert: Das gilt genauso für uns. Als wir angefangen haben, war das
Retailgeschäft in China gleich null. Inzwischen ist es mit dem Projektge-
schäft gleichgezogen.
Bortz: Massive Investitionen in Infrastruktur und die Konzentration in
Ballungsräumen machen es leichter, große Käuferzahlen zu erreichen.
Heute lebt fast die Hälfte der Bevölkerung in Städten. Das eröffnet ganz
neue Marktchancen auch für den Mittelstand. Bei einigen deutschen
Großunternehmen werden schon bis zu 20 Prozent des Umsatzes in
China erwirtschaftet. Die Absatzchancen steigen: 200 Millionen Chine-
sen zählen schon heute zur Mittelschicht. Die will und die kann konsu-
mieren und legt dabei zunehmend Wert auf Qualität und renommierte
Marken.
Löhnert: China ändert sich rasant. Und doch wird es auch in zehn
Jahren seinen bisherigen Charakter beibehalten haben. Das macht es
so spannend.
Bortz: Die derzeitige Entwicklung im Land wird sich fortsetzen, künftig
werden in einigen Industrien Chinas Unternehmen dominieren. Das ist
aber kein Grund zur Resignation. Wir sollten uns den Blick auf die
Chancen, die in einer Partnerschaft liegen, nicht von den Risiken der
Rivalität verstellen lassen.
Marcus Löhnert ist Gründer und Geschäftsführer der Steinberg GmbH.
Seit 2002 stellt das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf hochwertige
Bad-Armaturen und -Accessoires her, deren Design vielfach ausge-
zeichnet wurde, zum Beispiel mit dem Design-Preis der Bundesrepublik
Deutschland. Rund 50 Mitarbeiter vertreiben die Armaturen über ein
Netz von Großhändlern und betreuen das weltweite Projekt-Geschäft
mit Bauträgern und Hotels: www.steinberg-armaturen.de
Oliver Bortz ist Leiter Geschäftskunden Deutschland bei der
Deutschen Bank. Die Deutsche Bank betreut in Deutschland über
900.000 Mittelstandskunden – vom Freiberufler und Selbständigen über
kleine und mittlere Unternehmen bis zur Aktiengesellschaft – und bietet
Unternehmern maßgeschneiderte Lösungen für ihre geschäftlichen
Engagements und die private Vermögensplanung:
www.deutsche-bank.de/geschäftskunden
„Zukunft Mittelstand“ auch im InternetDas vollständige Gespräch und mehr Informationen zu China finden
Sie unter: www.deutsche-bank.de/geschäftskunden
Eine Serie der Deutschen Bank