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„Holsteinisches" Portfolio.i .

Dänemarks Lröffnung am Wundvom 2 . November 1859 .

« S p ä t kommt I h r , doch — I h r kommt!»

(Mit Nachtragb is An f a n g M ä r z 1 8 6 0 .)

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Die

und

der jüngste «flct in derselben.

„Victrix causa Diis placuit —u

M it Actcnstückrn.

Zur Hrientirunge i n p o l i t i s c h - s t a a t s r e c h t l i c h e s R e s u m é

m i t g e s c h i c h t l i c h e n R ü c k b l i c k e n

von

einem Publicisten n. D .

j ^ v V e r s e r ^ J a « lz

X

H arburg, 1 8 6 0 .S e i G E l k a n.

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Dem

„nat iona len V e re in "und

dessen Leitern

gewidmet.

Heidelberg, Ende Ju li 1846.

An

„die wackeren Landsleute über der Elbe."

„Um viel schlechtere und zweideutigere Rechte sind in an­deren Zeiten andere Völkkr in die Waffen getreten und haben unsterblichen Ruhm geerntet; wer wollte, wer dürfte es ver­dammen wenn zur entscheidenden Stunde ein unwiderstehlicher

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Trieb die Einwohner Eurer Lande erfaßte, wenn das Vertrauen in ihre gerechte Sache ihnen eine göttliche Rüstung würde, in der sie jede Rücksicht und jede Berechnung zu Boden würfen, in der sie sich erhöben wie Ein Mann für ihre Eine Sache, nur bedacht auf ihre Ehre und ihr Recht, nur bedacht sich der kräftigen Thaten der Ahnen würdig zu zeigen, deren Fahr­lässigkeiten gut zu machen und um keinen P re is der G ew a l t nachzugeben, die ein Unrecht legalisiren will das sie ihren Nachkommen vererben, mit dem sie an den künf t igen Geschlechtern sündigen würden!"

Geh. Kirchenrath Paulus; Geh. Rath Mi t te rmaier ;Hofrath von Vangerow; Geh. Rath Tiedemann;Hofrath Gmelin; Geh. Rath Schlosser; HofrathGervinus; Prof. Häusser u. s. w. u. s. w.

"Von Eurem großen Rückhalt aber, unserer Deutschen Nation, erwarten wir dann daß sie gleich jetzt von allen Seiten her ihre Theilnahme und unseren Fürsten ihre Bereitwilligkeit kund giebt, gegen jede ausländische Machination, gegen jede unbefugte alte und neue Garantie und Einmischung jede An­strengung zu setzen. Wir erwarten von ihr daß in dem äußersten F a l l ihre äußerste Hül fe le is tung in den höchsten und untersten Regionen Euch nicht abgehen wird."

Geh. Kirchenrath Paulus; Geh. Rath Mi t te rmaier ;Hofrath von Vangerow; Geh. Rath Tiedemann;Hofrath Gmelin; Geh. Rath Schlosser; HofrathGervinus; Prof. Häusser u. s. w. u. s. w.

•„W ir Wenigen wenigstens machen uns anheischig, jeder

nach seiner Lage, mit geistigen oder physischen Kräften, mit

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P e r s o n oder H a b e , j etzt und s p ä t e r , in g u t e n und s c h l i m m e n Z e i t e n für diese ehrenhafte Sache unverrückbar zu stehen; und w ir haben das Vertrauen daß dies kleine beschei­dene Anerbieten in allen Theilen des Vaterlandes sein Echo finden wird."

G eh. Kirchenrath P a u l u s ; G eh. Rath M i t t e r m a i e r ;Hofrath v o n V a n g e r o w ; G eh. Rath T i e d e m a n n ;Hofrath G m e l i n ; Geh. Rath S c h l o s s e r ; HofrathG e r v i n u s ; P rof. H ä u s s e r u. s. w. u. s. w.

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Ein

d r i n g l i c h e s V o r w o r tfü r

M e so es angehl.«Nichtswürdig ist die Nation, die nicht Ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre!»

S ch i l l e r .

„ W i r s i n d E i n V o l k ,U n d e i n i g w o l l ' n w i r h a n d e l n ! "

I n der Feier des Dichters die w ir unlängst begingen, wie einer gleichen sich die Geschichte keiner Z e i t zu erinnern weiß; in dem unwiderstehlichen D r a n g der diese deutsche N a t io n so mächtig e r fa ß te , und a u s dem Alltagsgetr iebe unserer eisernen Zeit und den fesselnden B a n d e n ihres selbstischen S t r e b e n s so hoch sie emporhob in der sittlichen W e l to rd n u n g freie H im m elsregion, in die ursprüngliche Heim ath , die ideale, der See le und deren goldener T rä u m e fast ver­klungene S a g e n ; in dieser Feier des D ichters haben jenen M a h n r u f desselben, jenen E in e n vor allen, M ill ionen von S t im m e n mit U n ­gestüm wiederholt von den Alpen herab b is zu den Ostseegestaden, au f daß er brausend dahinschalle über die Grenzen der Lande bis an die E nden der W e l t ; und die Feier w a r selbst, wie verschieden gedeutet, doch in Wirklichkeit nichts a l s das Zeichen der W ieder­geburt eines einigen Deutschland in der S ee le des V olks . S i e galt , in dem Aufschwung der Alle ergriff und auch den nüchternsten S i n n a u s dem kalten Werkeltagsleben und dessen Alles beherrschenden rein persönlichen Zwecken, dem begeisterten S ä n g e r der Liebe zum „ V a te r l a n d " das er u n s „festhalten" hieß „m it ganzem Herzen".

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Sie war die Erklärung der Massen für die „n a tio n a le P a r te i " ; und wie der letzte Grund nur ihrer Möglichkeit überhaupt, lag hierin ihr wahrster und tiefster und eigenster Sinn. Ein einiges Deutsch­land reich an Ehren und Macht! Daß dieser Eine Gedanke, in den Gefahren der Lage, alle Stämme des Vaterlandes allgewaltig erfaßt habe und alle Stände und Classen der gesammten Bevölke­rung: dies darzuthun aller Welt in der unverkennbarsten Weise warder innere Trieb, dem die Feier entsprang, und dem deutschesten deutscher Dichter galt der Jubel allein!

Ein ergreifendes B ild , so ein ganzes Volk, und von vielenMillionen und sonst so vielfach zersplittert in Kirche und Staat, sich plötzlich erheben zu sehen in dem Einen Bewußtsein seiner Zusammen­gehörigkeit, seiner Einen Persönlichkeit der Alles sich unterordnet mit seinen Sonderinteressen, seiner sittlichen Einheit in der die Par­teien verschwinden, die Liebe den Haß und die Zwietracht besiegt, und sich Jeder ein Glied fühlt des lebendigen Ganzen dessen Größe und Kraft seine Seele erfüllt. Und das ist das Vorrecht eben der deutschen Nation, daß keine wie sie in tiefinnerster Seele dies Be­wußtsein so lauter sich zu erschließen vermag, so voll und so fest und so frisch und so fromm. Aber auch keine wie sie weiß dies Bewußtsein zugleich über die engnationalen Schranken dann wieder hinaus zu erweitern, auch in dem natürlichen Ganzen des Menschen­geschlechts sich nur wieder zu fühlen als ein Volk von B rü ­dern unter den B ru d e r-V ö lke rn , hier jedem das Seine an Ehren und Recht und allen die Liebe aus vollstem Herzen zu gönnen, zu der sich ihr Dichter bekannt hat mit dem empfindsamen Gruß:

„S e id umschlungen, M ill io n e n ,Diesen Kuß der ganzen W e l t ! "

Ein einiges großes und mächtiges Deutschland, in Frieden und Freundschaft mit den Nationen der Welt, allen ändern voran an der Menschheit Geistesbefreiung, dem letzten, dem höchsten Ziel alles staat­lichen Daseins im Schweiße seines Angesichts arbeiten helfen: nie hat es bis jetzt eine Zeit gegeben in der Dies als seinen Beruf klarer das Deutsche Volk in sich selber erkannt hätte, und ein# müthiger lauter und offener es ausgesprochen als in der großen und herrlichen That des letzten 10. November. Aus der innersten Grund­stimmung, wie sie Deutschland's gesammte Bevölkerung zur Zeit eben beseelt, geschieht es daher, ist der Verfasser der Meinung, wenn er in den vorliegenden Blättern als seine Aufgabe sich stellt: den Ver­such eines Beitrags zur befriedigenden Lösung jenes schweren Con­flicts, der an den nördlichen Grenzen des Gesammtvaterlandes wie gar wenig zur Ehre des Deutschen Namens seither, so in einer Weise verlaufen ist die in unversöhnlichsten Haß schließlich die be­nachbarten Völker aus einander zu führen droht.

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Denn, mag man denken wie immer man w ill über die An­gelegenheiten der Herzogthümer Holstein und Schleswig in ihrem Vcrhältniß zum Königreich Dänemark , das Eine steht fest: eine K luft hat sich aufgethan zwischen beiden Theilen der Monarchie der Könige aus Oldenburgischem Haus die man sich angewöhnt hat die ..Dänische" zu nennen; ein Zwiespalt herrscht zwischen der überaus großen Mehrzahl der Bevölkerung der Herzogthümer, und der Re­gierung und der Mehrzahl des Dänischen Volkes, wie selbst die Tage der äußersten offenen Feindschaft — alter wie neuer Zeit — tiefer greifend sie wahrlich nicht aufzuweisen gehabt haben. Und doch hätt' cs so leicht so ganz anders sich wenden können! Denn einer nur klugen Politik des Kopenhagener Cabinets hätt' es unschwer gelingen müssen, nach den Erfahrungen die unseren Landen, da es Ernst ge­worden mit ihrer Sache, leider deutscherseits nicht haben erspart werden sollen, die tiefe Verstimmung gegen Oesterreich und Preußen und den restaurirten Bund, die hier seiner Zeit herrschte, auf die ergiebigste Weise für sich auszubeuten. Wenn man Balsam damals gelegt hätte auf die geschlagenen Wunden; wenn, nach Wieder­herstellung der unmittelbaren landesherrlichen Autorität es S r. Ma­jestät dem Könige verstattet geblieben wäre, die ..gleiche landeS- väterliche Liebe die er gegen seine deutschen wie gegen seine däni­schen Unterthanen hegt", und zwar in seinem wirklich landesväterlichen S inn persönlich in Wirklichkeit hegt, durch aufrichtig versöhnliche Maßnahmen allerseits zu bethätigen; wenn das „Vergessen und Ver­geben" , zu dem Friedrich V II. so rückhaltlos und unbedingt so oftsich bereit erklärt hat, zur Wahrheit geworden, und im Geiste desFriedens und wahrer Verständigung, zum Zweck der Eröffnung einer neuen Aera, der des herzlichen Einverständnisses über die Zeiten des Kriegs und die Ereignisse derselben wirklich ein Strich wäre gezogen worden: wie wäre hier alles Volk, das einmal nicht nachzutragen versteht und zwar wacker sich schlägt aber auch gern sich verträgt, wie alle Liebe desselben wieder dem Landesherrn zugefallen, und alle Achtung und Freundschaft wieder dem tapferen Dänischen Volke! Wie es statt dessen gekommen, ist weltbekannt! Zwar nicht Galgen und Rad, nicht Pulver und Blei wie der „Ausruhr" es mit sich gebracht hätte für ein energisches Gouvernement — wohl aber folgte der Beilegung des offenen Kampfes ein jener bekannten Partei völlig würdiges Regiment, die mit dem März 1848 zur Herrschaft gelangte und Dänemarks Volk in die Waffen gegen uns trieb; jener Partei die genugsam gekennzeichnet worden, nicht durch die spitzen und schar­fen schleswig-holsteinischen Federn, denen Verblendung, könnte man lagen wollen, die Worte dictirte; nein, durch den entschiedensten Gegner aller Deutsch-Schleswig-Holsteiner und unter S r. Majestät Staats­männern der betrautesten Einen, durch den Mann der im Vormärz

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durch ganz Deutschland hindurch als der bitterste Feind unserer vater­ländischen Sache gehaßt ward wie Keiner und verabscheut von Allen!

„D ie Frage wie die verschiedenen Theile der Monarchie zu einandergestellt werden sollten" — schrieb Herr von Scheele im August 1851 in Kopenhagen, wohin er seit dem März 1818 aus den Herzogthümern sich zurückgezogen, und wie immer man urtheilen mag über sein sonstiges Verhalten, diese Worte, gesprochen mitten im Lager der Eiderdänen, erzwingen Respect vor dem „Muthe seiner Meinung" — „jene Frage," sagt Herr von Scheele, „war hier einer Partei in die Hände gefallen welche sie zur politischen Waffe machte, welche das Nationalgefühl umschuf zum Nationalitäts-Princip und mit einer Leidenschaftlichkeit gegen abweichende Ansichten verfuhr, die freilich keine Ueberzeugungen schaffen konnte aber dennoch Schwache hinriß, Furchtsame einschüchterte, Eitelen den Dünkel erhöhte und sich dadurch natürlich einen bedeutenden Einfluß verschaffte. Mancher welcher für einen Patrioten gelten, eine Anstellung in Schleswig er­halten, in Blättern gelobt oder wenigstens nicht gemißhandelt werden wollte, glaubte dieser Fahne folgen zu müssen; und wer einer s. g. Popularität bedurfte, um sich auf seinem Posten zu erhalten, hul­digte mit Wort und That."

„W ohl vernahm man auch in Kopenhagen" — fährt der Verfasser fo rt, und wir verweilen aus guten Gründen ein wenig länger bei seinen Worten, die bekannter zu werden verdienen als sie seiner Zeit es geworden, da die „Zwanglosen Fragmente" eben in Kopenhagen erschienen und der fu ror teutonicus gegen die Person des Ver­fassers, der leider auch später den alten Haß gegen sich wieder neu zu erregen verstand in seiner rücksichtslosen Manier, noch nichts we­niger als beschwichtigt war — „wohl vernahm man auch Aeußerun- gen von hochachtbaren Männern, welche Bedenklichkeiten bei diesem Nationalitätsschwindel verriethen und es einräumten daß sowohl hie- mit nicht in Einklang zu bringende Gerechtsame auch d iesse it der E id e r (im H erzog thum Sch lesw ig ) existirten, als daß solche eine Berücksichtigung verdienten; aber Aeußerungen dieser A rt ver­mochten nicht sich Eingang und Geltung zu verschaffen und wur­den selten laut, weil sie hinreichten um sofort eine Denunciation zu provociren und den so Denkenden mit den gröbsten Schmähungen, als des Mißtrauens würdig, wenn nicht als offenbaren Feind zu verdächtigen. Ein vol lkommener T e r r o r i s m u s bildete sich, wel­cher jeden politischen Gegner nolat et designat ad caedem , und er dauert fort b is au f diese S tu n d e . "

Diese Sätze, wie bemerkt, wurden im August 1 8 5 1 geschrieben, und der Verfasser sagt weiter: „Niemals noch hat jenes Nationalitäts- princip hier kecker sein Haupt getragen als eben jetzt. Niemals noch ist der Terrorismus von der bezeichnten Partei mehr hier geübt

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worden a ls e b e n je tz t . Keine S t e l l u n g , kein Geschlecht, kein moralischer Charak ter , keine Vorgeschichte, kein V erhä l tn iß irgend einer A r t sichert davor a u f die bloße V erm uthung hin a ls ein Feind des V a te r la n d e s bezeichnet zu werden, und möge auch eine gerechte I n ­dignation hierüber bei dem besseren und größeren Theil der B e v ö l ­kerung geweckt werden: gleichviel die Furcht ist da und mit ihr der E i n f l u ß , welchen sie unten und o b e n sich zu verschaffen geeignet ist. S o g a r Historiographen wurden von der herrschenden Tendenz fortgerissen und versuchten, den hohen B e r u f des Historikers ver­gessend, selbst die Geschichte einer momentanen Parteirücksicht un te r ­zuordnen ; und die Presse verschmähte in einseitiger Richtung kein M i t t e l die Absichten der P a r t e i zur G el tung zu b r ingen ; und M a ngel an Einsicht, Leidenschaftlichkeit, Eitelkeit oder Herrschsucht machten die s. g. öffentliche M e in u n g , d. H. die einseitige vernehmbare und herr­schende, in den verschiedenen Schichten unserer M i tb ü rg e r b i s h i n ­a u f z u d e m M i n i s t e r i o den Parteiansichten dienstbar."

S o sprach also ein M a n n wie S e . Excellenz H e r r von Scheele; und mitten hinein in die Zeit , die er so charakterisirt, fiel die U n te r ­werfung von S ch lesw ig un ter die dänische Herrschaft. D em entsprach dann natürlich des Commissars H e r rn v o n T i l l i s c h Tilly'sches Treiben im Land. „ E s verblieb nicht bei Fehlgr if fen ," sagt von dessen Regiment H e r r von Scheele, „ m an vergriff sich in der T h a t an dem Heil igthume des V o lk e s " ; und thu t es noch R o th zu er­w ähnen welche Acte gemeint sind? „Nicht n u r in solchen Kirch­spielen," heißt es in den Fragmenten , „w o das dänische E lement das vorherrschende w a r in der S p ra c h e , und nicht n u r in solchen wo das Uebergewicht zweifelhaft sein konnte oder wo es sich au f die dänische S e i t e neigte , während doch immer noch ein deutsches E le ­ment vorhanden w a r ; sondern auch in Districten wo die V o l k s ­s p r a c h e g a n z u n d a u s s c h l i e ß l i c h d e u t s c h is t , wo k e in e d ä ­n i s c h e B e i m i s c h u n g stattfindet, so z. B . im M ä rz d. I . in den Kirchspielen T re y a , Uelsbye, Fahrenstedt, Havetof t , S a t r u p , S t r u x - dorff, T h u m b y , B o e l , N o rderb ra rup verfügte der Regierungscommissar durch das D epar tem ent des C u l tu s die E i n f ü h r u n g d e r d ä n i s c h e n K i r c h e n - u n d S c h u l s p r a c h e . " Und so geschah es in Wirklich­keit im J a h r e 1 8 5 1 ; und die neueren Zeiten brachten wo möglich noch A ergeres ; und m an f rag t sich entsetzt in den betreffenden D i ­stricten: ist n u r je un te r den T ü r k e n ein Aehnliches vorgekommen? kennt die Geschichte, die W e l t , bei allen G reue ln der S i e g e r über besiegte N at ionen , einen anderen, einen zweiten und gleichen F a l l eines b is zum Wahnwitz gesteigerten N a t io n a l - F a n a t i s m u s ? Auch fehlt in der T h a t fü r die S ach e jedes V ers tändniß , b is m an eben die Z u ­stände kennen lern t in der Haupts tadt am S u n d , wie die Fragm ente sie schildern; denn „ im V erhä l tn iß zum L a n d e , " sagt H e r r von

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Scheele mit Recht, „ist K o p e n h a g e n ein mehr überwiegender Theil der Gesammtheit a l s dies in irgend einem anderen europäischen S t a a t e der F a l l i s t , und ist seine H a l tu n g in der P o l i t ik um so mehr entscheidend." I n Kopenhagen aber w a r jener E iderdänenpartei „die öffentliche M e in u n g dienstbar bis h in au f zu dem M in is te r io !" I n Kopenhagen gelangte dieselbe P a r t e i dann später unmittelbar wieder zum Reichsregiment, nach der kurzen Zwischenregicrung von M ä n n e rn wie O e r s t e d und B l u h m e , mit denen im J a h r e 1 8 5 2 die V ere inbarung festgestellt w ard mit D änem ark am B u n d . D a s Cabinet das noch selber H e r r von Scheele gebildet hatte lenkte voll­ständig wieder ein in die eiderdänischen B a h n e n , unter der Leitung des vom Casino bekannten H er rn K r i e g e r , dem die trau r ige Gestalt des M inis ters fü r S c h le s w ig , der d e u t s c h e H err W o l f h a g e n , eben von den Schleswigschen S t ä n d e n in Anklagestand versetzt, ge­horsam die H an d lieh um Zustände herzustellen, von denen sein H err und Meister frohlockend erklärt h a t :

„ D a s H e r z o g t h u m S c h l e s w i g b e f i n d e t s i ch j e t z t s o w o h l w i e d e r D o t t e r i m E i ! "

J a , im Herzogtbum Sch lesw ig und besonders in Angeln, bei dem in der H eim ath verbliebenen altgermanischen S t a m m der dem stolzesten Reiche der W el t seinen N am en gegeben, besteht bis zur S t u n d e jener entsetzliche Z u s tan d , der un te r den schwarzen G en sd 'a rm en , den fremden dänischen P ries tern , beide. S chu le und Kirche, bereits völlig verödet ha t in dem ebenso frommen a ls lernbegierigen Lande. Und eben jetzt wieder ertheilen, nach V e r l a u f von 3 J a h r e n , den Schleswigschen S t ä n d e n au f deren ernstes Verlangen daß W andel geschafft werde in diesem entsetzlichen Unwesen, S r . M ajes tä t Herren D iener die „allerhöchste R e so lu t ion :"

„ A u f dem von der achten P ro v in z ia l -S tä n d e v e rsa m m lu n g des H erzogthum s Sch lesw ig eingereichten allerunterthänigsten A n trag , wegen V or lage eines Gesetzentwurfs behufs V eränderung der im Anhänge Lit. A. zur V ero rdnung vom 1 5 . Febr . 1 8 5 4 , betreffend die Verfassung fü r das Herzogthum S ch lesw ig , getroffenen B e ­stimmungen über den Gebrauch der Kirchen- U n te r r ich ts - und Gerichtssprache in den verschiedenen Kirchspielen des H erzog thum s, resolviren wir allergnädigst daß dieser A n tra g n ic h t b e w i l l i g t werden kann, und daß es Unser Allerhöchster Wille ist daß es h i n f o r t b e i d e n e r w ä h n t e n B e s t i m m u n g e n s e i n V e r ­b l e i b e n h a b e n s o l l . "

„R esolviren W i r A l l e r g n ä d i g s t ! " Allergnädigst in dem Augenblick wo bei den eben versammelten S t ä n d e n bereits a n d i e z e h n t a u s e n d Pe t i t ionen wieder von Neuem ver langt haben: G o t te s W o r t in der Sp rache die unsere Muttersprache ist, und Unterricht unfern Kindern in der S p ra che ihrer V ä te r ! Und diesen zehntausend

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S t im m e n die heiligsten In teressen ihrer Angehörigen vertretender selbstständiger M ä n n e r und Fam ilienhäupter erwidert einstweilen S r . Majestä t Com m issar :

„ A u s dieser Königlichen Resolution muß für Je d e n es klar werden wie unerschütterlich an höchster S te l le es beschlossen ist, die in Betreff der beiden gleichberechtigten Sprachen im Herzog- thume Sch lesw ig verfassungsgemäß geltenden Bestimmungen a u f ­recht zu erha l ten , und wie unnütz es sein würde die kostbare Z e i t der V ersam m lung m it neuen Versuchen, eine Aenderung hierin zu Wege zu bringen, zu vergeuden!"

J a , eine K ö n i g l i c h e R eso lu t io n ! und „gleichberechtig te"Sprachen! und „verfassungsgemäße" Bestimmungen! „V erfassungsgem äß" jene S p ra chordonna nzen , vou H er rn v. Tillisch erlassen unterm B e la g e ru n g s ­stand! W o l e b e n w i r d e n n , in welchem Theile der W el t , um so heilloses S p i e l m it u n s treiben lassen zu sollen? Und t räum en w ir n u r , hier an den nördlichen Grenzen, wenn wir jenseit im S ü d e n die beiden weltgebietenden Mächte das P r in c ip proclamiren hören nach Entsetzung der F ü rs te n , der fremdländischen H e r rn p a r la vo lonté g é n é r a l e : „ D e n I t a l i e n e r n I t a l i e n ! ? " Umstände freilich ver­ändern die S ache und w ir sind n i c h t — R om agno len ! W i r hier sind — n u r D e u t s c h e ! Und den deutschen V er tre te rn des Herzog- th u m s Sch lesw ig geschieht es schon Recht, wenn ihnen ein dänischer L ieutenant so zu sagen in ' s Angesicht spuckt!

S o steht es hier oben, in dieser u l t im a th u le . bei u n s H y p e r ­boreern ; steht's in der leidigen lästigen und verdrießlichen Sache , die die „ H o l st e i n i sch e " jetzt, oder g a r die „ H o l st e i n - L a u en b u r g i sch e " heißt nach so glücklich erledigter „ S c h l e s w i g - H o l s t e i n i s c h e r " S a c h e ; steht es in diesem, in jenem, in anderen besonderen Punk ten . W a s aber die politische Lage im Allgemeinen betrifft — w ir kommen sogleich weiterhin a u f die S ache zurück — h a t ja auch hier jene P a r t e i , die H e r r von Scheele gekennzeichnet, im G ru n d e zur Zeit Alles d as völlig erreicht, w a s sie n u r jem als gewollt. Natürlich drückte dies Alles der Bevölkerung der H e r z o g tü m e r den S tach e l n u r um so tiefer in die innerste B ru s t , a l s doch nichts weniger a l s etwa der S i e g durch eigene K ra f t D än em ark die Herrschaft wieder in die Hände gegeben hatte. Und w a s verschlägt in der S ache der Schein dieser Apathie, der Sche in dieser R uhe , den äußerlich angesehen al lerdings die D in g e hier an sich tragen, und der wohl benutzt wird um darzuthun wie vortrefflich hier Alles stehe? W ird er doch selber in Kopenhagen von einsichtigen M ä n n e rn fü r nichts Anderes genommen a ls für das w a s er ist! Und wenn die Holsteiner und die welche geborene Sch lesw iger sind sich i n d ie U m s t ä n d e f i n d e n , so ver­steht es sich doch von selbst au s der N a tu r der S ache daß eine O r d n u n g der D in g e nicht sie b e f r i e d i g e n k a n n , die Alles das

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grade tatsächlich durchgeführt hat, was abzuwenden die Lande drei Jahre hindurch unter den Waffen gestanden! Und es genügt schon die Thatsache dieses dreijährigen Kriegs mit Allem was er zurückge­lassen im Gedächtniß der Einzelnen, um, was auf beiden Seiten zu­gleich wohl hin und wieder gehofft beziehungsweise gefürchtet wird, daß schon von selbst der Conflict nämlich sich erledigen werde durch die Macht des Bestehenden, durch die der Gewohnheit in der einfachen Fortdauer der Thatsächlichkeiten wie sie einmal hergestellt sind — eS genügt wie gesagt schon die Thatsache jenes Kriegs, um Erwartungen dieser A rt als Illusionen erscheinen zu lassen. Denn wofür eben ein Land mit einer Bevölkerung von ungefähr einer M illion an der Zahl, und der geistig und materiel best entwickelten eines, drei Jahre lang gekämpft hat mit den äußersten Opfern an Hab und an Leben ist nicht ein Phan tom — das zeigt eben die That — und entschwindet mit Nichten vor dem äußeren Zwa ng aus des Volkes Gemüthern viele Genera t ionen hindurch!

Das Eine also steht außer jeglicher Frage wie wir oben als Thatsache es hingestellt haben, und wie nach der Dinge Verlauf es nicht anders erfolgen konnte, und wie es bemänteln zu wollen hier am wenigsten h ilft: zwischen den Deutschen und Dänen dieserOldenburgischen Monarchie; zwischen dem Königreich Dänemark, um exacter zu sprechen, und den Herzoglichen Landen S r. Königlich Dänischen Majestät herrscht eine Spaltung zur Zeit, liegt eine K luft so tief wie niemals zuvor im heftig entbranntesten Kampf.

Ein Zweites indeß steht nicht minder fest wie sehr beide Theile, von ihrem Recht überzeugt, auf ihrem Recht zu bestehen sich ver­pflichtet erachten und sich frei dünken mögen ein jeder von Schuld, und das Unrecht hassen auf Seiten der Gegner, und auf die Gegner dann selbst, die Personen, die Völker den Haß übertragen wie nur zu natürlich geschieht: in keiner Sphäre des Rechtslebens kann leichter das summum jus auch zur s u m m a injuria werden als in denen des Staats- und des Staatenrechts; denn diese umfassen ja eben die a l l g e m e i n e n Interessen, den Staat seinem wahren Bestand nach gefaßt die höchsten der Völker und des Menschengeschlechts. Und statt der Entzweiung gebieten alle Rücksichten grade hier den innigsten Anschluß in Frieden und Freundschaft. Denn es handelt sich nicht allein für die beiden Länder der Monarchie, bei ihrer benachbarten Lage und unter der Einen Regierung, um ihre ganze Entwicklung auf dem Wege des Fortschritts, die ersichtlich gehemmt ist auf allen Punkten zugleich durch diesen endlosen Zwist. Es handelt sich kann man sagen in letzter Instanz um die Z u k u n f t Eu ropa 's , die wie leicht man es immer mit dem Panslavismus auch nehmen und wie sehr die Gefahren des Napoleonismus überschätzen mag, doch in der

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T h a t n u r gesichert ist durch den P a n g e r m a n i s m u s d. H. durch das f es te Z u s a m m e n s t e h e n a l l e r g e r m a n i s c h e n S t ä m m e .

I m Interesse der H e r z o g tü m e r und Deutschland 's überhaupt, im In te resse D än em ark 's und ganz S k a n d in a v ie n 's , im Interesse E u r o p a ' s weil der wahren C u l tu r wie a u f germanischem G r u n d sie sich au fe rbau t h a t , in der D urchdringung des geistigen E rb e s des A l te r th u m s mit germanischem Geist, ist somit gleich sehr dies Zer# w ürfn iß der feindlichen B rü d e r , der Deutschen und S k a n d in a v e n wie es einmal ta tsächlich besteht und sich nicht wegdisputiren läß t , aller­seits tief und schwer zu beklagen. J a , so weit dies bei Völkern die Pflicht gegen sich selber gestattet, müßte m an n ö t i g e n f a l l s hier den A n ­spruch des R ech ts , und des bestbegründeten R e ch ts , den höheren a l s n u r rein nationalistischen Rücksichten nachsetzen, um durch ein sich F ü g en und Schicken in die Ansprüche je des Ändern a u s der Zwietracht heraus zum Frieden zu kommen.

Thatsache ist daß bereits practisch die S t ä n d e von Sch lesw ig und Holstein selbst von unsrem bestbegründeten Rechte, dem der V e r ­b indung der H e r z o g tü m e r , unter dem D r a n g e der Umstände und zum Zweck der Versöhnung in der Weise einstweilen ein Absehen genommen wie die Umstände eben zunächst es unerläßlich gemacht h aben ; und wir bezweifeln es nicht daß grade hier in den Herzog­t ü m e r n , bei dem tiefsittlichen S i n n der Bevölkerung derselben, im P r in c ip jedenfalls obige S ä tze auch bei Allen volle Zustimmung finden werden, die einer tieferen Auffassung politischer Fragen von europäischer Bedeutung und damit der Lebensfrage der eigenen Lande n u r fähig sein mögen sowie — i h r e n G e f ü h l e n z u g l e i c h d e s G e d a n k e n s Z a u m a n z u l e g e n ! I h r e n G e f ü h l e n , denn wie gesagt sind wir von unfern Nachbaren so schwer, von ihrem Regiment über u n s so t ief im innersten I n n e r n betroffen, daß es a n G r u n d zur E r ­b it terung u n s eben nicht fehlt. Allein die E ide rdänenpa r te i , wie mächtig sie blieb b is a u f den heutigen T a g , ist nicht das Dänische V o lk ; und neben Herren wie Krieger und Lehmann und P l o u g nennt es M ä n n er die seinen, wie die Oersted z. 93., unfern G r im m , unfern H um bold t so nahe stehende Namen. Und v e r i r r t sich ein Volk d as noch M ä n n e r erzeugt von solch' einem Schlage , führt wohl die Z e i t es zurück in die richtige B a h n . Und wie tief immerhin die ge­schlagenen W unden — den H a ß zu bezwingen, und die Liebe walten zu lassen, und Frieden und Freundschaft auch im Völkerverkehr: lehrte dies nicht vor Allem jener S ä n g e r der H u m a n i tä t , den w ir Deutsche mitsammt eben so hoch erst gefeiert haben? W a r d as nicht die I n ­schrift der Kehrseite des B a n n e r s , das w ir so eben so hoch erst in die Lüfte gehoben? U n d d a t r ä f e m a n a l s o m i t u n s e r e r „ b r e n n e n d e n " F r a g e w o h l g r a d e d e n j e n i g e n P u n k t , a u f

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dem s o f o r t e s sich z e i g e n k a n n ob n i c h t w i e d e r e i n f l ü c h ­t i g e r R a u s c h n u r u n s S c h w ä r m e r e r g r i f f i n d e r g r o ß ­a r t i g e n F e i e r ! D e n n es ist zugleich ja der P u n k t — und es giebt keinen geeigneteren und keine geeignetere Z e i t — wo m an an ­greifen muß mit dem ä n d e r n , dem G r u n d g e d a n k e n des 1 0 . Novem­ber, w ir sagen nicht um die E h ren des V ate r landes zu m ehren; nein, u m d i e U n e h r e n u r v o n d e r e s b e f le c k t ist z u t i l g e n . O d er ist es nicht h i e r , wo die P h ra se zur W ah rh e i t w ird , die von der „Schmach der tiefsten E rn iedr igung D eu tsch land 's?" I s t die zeitige Lage in die D änem ark u n s gebracht ha t nicht ganz genau grade die, die gewaltsam u n s aufzuzwingcn im M ä rz 1 8 4 8 die zur Herrschaft gelangte P a r t e i mit Heeresmacht einbrach in unser friedliches L and? und die abzuwenden ganz Deutschland zwei J a h r e nach einander hier in Waffen erschien? und die nach dem Kriege der Frieden d. h. dieV ereinbarung am B u n d vom J a h r e 1 8 5 2 und alle Acten der ihrvoraufgegangenen V erhand lung mit D änem ark von der Neuordnung der D in g e a u f das Allerausdrücklichste ausgeschlossen?

E s sind nahe 1 2 J a h r e seit dem Tage verflossen, daß wir die Waffen erhoben gegen den gewassneten Angriff : 1 2 J a h r e der Leiden, e r s t der vergleichsweise immer noch kleinen des K riegs, d a n n derschweren der Z e i t dieses äußeren Friedens, und das Gedächtniß iststumpf geworden wie jede geistige K ra f t , unter dem Druck des S y s te m s das ganz Deutschland beherrscht ha t b is zur letzten W endung in P re u ß e n . E s dämmert seitdem, und will wieder T a g werden in der S ee le des Deutschen Volkes, und das M orgcnro th strahlt weithin über das Land , seit dem 1 0 . November. Z u m Leben wieder erwacht au s dem todesähnlichen S c h la f nach dem 4 8 e r Bacchanal, nach dem wüsten Getr iebe und den Phantas tereien, nach den Extravaganzen der beiden P a r te ie n , der G o th ae r ebensowohl a l s der D c m o k ra ten -P a r te i , die, wie viel treffliche M ä n n e r auch jede derselben zählte, doch leider die eine a l s solche gleich willenlos w a r wie v a te r lands los leider die Masse der ä n d e rn , besinnt sich d as Volk dieser Deutschen N a t io n ; schau't es sich um und zurück um den W eg v o rw ä r t s wieder zu finden a u s den falschen Fäh r ten heraus , und erinnert sich wieder der Punk te des A u s g a n g s . Und w a s ergiebt sich ihm hier, wenn cs A nfang und E nde vergleicht — das Ende b is j e t z t — in diesem immer noch offnen deutsch-dänischen S t r e i t , den d as wieder erstandene „Reich" „m i t Einem S c h la g e " beenden wollte?

D a s E n d e ist jetzt, in der augenblicklichen L age :D a s Herzogthum S c h l e s w i g , wie in seinen „besonderen" Angelegenheiten durch die Sonderverfassung vom J a h r e 1 8 5 3 , so in den „gemeinsamen" durch die P a te n te vom vorletzten November in der Verfassung völlig v o n H o l s t e i n g e t r e n n t , m i t D ä n e m a r k u n t e r E i n e r V e r f a s s u n g v e r b u n d e n !

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U nd am A n f ä n g e steht, von der siegreichen Umsturzpartei in den M u n d ihm gelegt, S r . M ajestät W o r t vom M ä rz 1 8 4 8 :

„Unser Herzogthum H o l s t e i n soll eine e i g n e V e r f a s s u n g erhalten, dagegen sollen D ä n e m a r k u n d S c h l e s w i g u n t e r E i n e r V e r f a s s u n g v e r b u n d e n w erd en !"

U nd zwischen Anfang und E nde flössen S t r ö m e von deutschem B l u t , vergossen grade zur Abwehr der Verwirklichung dieses W o r t s , zum Schutz des althergebrachten Verfassungsbestands, der „G em ein ­samkeit aller öffentlichen Rechtsverhältnisse der H erzogthüm er" a ls w orin der L andesherr selbst, kaum 2 J a b r e vorher, das „W esen" unsrer Verfassung belegen erklärt und Friedrich VII. in eigner P e r so n , nicht volle 2 M o n a t vor dem Umschwung im M ä rz , „nichts ver­ändern zu wollen" bei seinem R e g ie ru n g sa n t r i t t gelobt ha tte! Zwischen E nde und Anfang füllten sich allüberall die G r ä b e r im Lande mit den unvergessenen Lieben — oder ist es Schwäche vielleicht wenn wir ihrer gedenken? — - drang allüberall in unsre H äuser die T ra u e r um den S o h n , um den V a te r , den M a n n , den E rn ä h r e r , um die K ra f t dieser Lande und die B lü the der J u g e n d , die geführt von den Fürsten und Feldherrn des „R eichs" dem „großen V a te r la n d " treu waren bis in den T o d ; b is in den freudigen Tod fü r die E h re des Deutschen N a m e n s : einst die schmerzliche zwar aber die willige G abe , jetzt die nutzlosen O pfer unsrer V ate r landsl iebe! Zwischen E n d e und A n fan g steht überall in der Friedensverhandlung , wie im N am en des Kaisers in Schw arzenberg 's Note, die die u l t r a - dänischen P l ä n e der neuen V erfassungsordnung besprach in Verb indung m it dem Begehren der I n t e g r i t ä t s - G a r a n t i e :

„ D ie I d e e Holstein mehr a l s früher von den ändern Theilen der Monarchie zu trennen , und S ch le sw ig um so näher mit D änem ark zu verbinden widerspricht dem P r in c ip der I n t e g r i t ä t der Monarchie, dem w ir eine neue G a ra n t ie zu geben bereit sind. Diese I d e e hat nicht ihren U rsprung in einem V erlangen der G roßm äch te ; sie gehört zu jenem System e das mehr oder weniger in jedem Lande nach den verschiedenen N a t io n a l i tä ten eine neue E in theilung der K ar te E u r o p a ' s erstrebt. D ie zu diesem B e h u f unternommenen S ch r i t te , die in dem vom G ra fe n Sponneck au f ­gestellten O rg a n isa t io n sp la n ihren Ausdruck gefunden haben, und deren o f f e n e r oder g e h e i m e r Z w e c k die I n c o r p o r a t i o n S c h l e s w i g ' s i n D ä n e m a r k ist, gehören zu den Neuerungen von 1 8 4 8 , und auch fü r diesen wichtigen T he i l des Nordens scheint die Z e i t gekommen, realen und permanenten Prinz ip ien gemäß ihnen ein Z ie l zu setzen."

S o sprach wie gesagt im Nam en des K aisers F ü rs t S chw arzen ­berg s. Z . und fuhr er dann f o r t :

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„Schleswig hat zu allen Zeiten ein verbindendendes Glied zwischen Holstein und Dänemark gebildet. Im Widerspruch mit der von der Dänischen Krone früher befolgten Politik hat man die Institutionen Schleswigs denen von Holstein zu entfremden gesucht, um sie denen eines demokratischen Dänemarks zu assimi- liren, was eine Verletzung bestehender Rechte nicht weniger als der dauernden Interessen des Königreichs in sich schließt. I n dem Antheil den wir an der Neubegründung der Dänischen Monarchie nehmen, können und wollen wir die Rechte des Deutschen Bundes nicht aufgeben, und die Bedingung unsrer Theilnahme an einer europäischen Garantie ist: keine I n c o r p o r a t i o nSchleswigs in D ä n e m a r k ! "

Die Ordnung der Dinge wie sie heute facti sch besteht geht noch weit über den Sponneck'schen Plan hinaus: sie enthält gradezu diese volle Incorporation wie der 48er März dieselbe am Sund proclamirte. Also der eigenste Kriegszweck der Dänischen Ultras, von Deutschlands Fürsten und Völkern mit den Waffen bekämpft und auf das Be­stimmteste ausgeschlossen im Frieden mit Dänemark, auf das Stricteste durchgeführt und tatsächlich hergestellt: das ist zur Zeit hier diepolitische Lage; ist die Lage in diesem Land dem Ih r Millionen von Deutschen in Euren taufenden Zuschriften einst so stürmisch und laut entgegengejubelt, und „m it Gut und mit B lu t" Euren Beistand ge­schworen! ist die Folge des Kriegs in den doch auch I h r uns Hin­eingetrieben, mit dem „Fluch" unsrer „Söhne und Enkel" uns drohend; ist — zur Zeit — das so klägliche Ende vom Liede, das einst so schwungvoll begann in Weise und Text!

Der Text und die Weise, und die Herrn Verfasser dazu, stehenin der Geschichte verzeichnet mit unvertilgbaren Zügen; allein — wie gesagt — das Gedächtniß scheint stumpf geworden, in den nur zwei Mal 7 Jahren die vorübcrgegangen seit man „m it Schmerz und Entrüstung im Innern von Deutschland die Kunde vernommen, von der Schmach die dem Deutschen Namen von Kopenhagen her zugefügt worden!" W ir greifen beliebig hinein in die 46er Chronik, in die Legion von Adressen in Anlaß des „Offenen Briefs," um demschwachen Gedächtniß zur Hü l fe zu kommen!

„Fünfhundert Bürger und Einwohner Mann he ims " schrieben „den Schutz und die Rettung der bedrohten Nationalität der Herzog­tüm er betreffend" an ihre Landesvertreter, an die zweite badischeKammer:

„D er Offene B rief des Königs von Dänemark über die Erb­folge in den Herzogtümern Schleswig - Holstein und Lauenburg hat die tiefste En t rüs tung in ganz Deutschland hervorge- rufen. Was uns unglaublich schien ist geschehen. Mitten im Frieden, im Angesichte Deutschlands und ganz Europa's sollen

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durch d a s Machtgebot eines kleinen absoluten Herrschers die Rechte eines deutschen B rude rs taa ts gebrochen, ticht deutsche Länder von unsrem V ate r lan d e losgerissen, in ihrer Selbstständigkeit vernichtet und einem ausländischen S t a a t e einverleibt, ihrer N at io n a l i tä t be raub t werden.

D a s D e u t s c h e V o l k h a t schon v i e l e r t r a g e n ; die V erkehrung feierlicher, in der S t u n d e der G efah r gegebener Rechtsverheißungen in ihr Gegentheil ha t es in der Hoffnung und dem S t r e b e n nach dereinstiger Verwirklichung ruhig hinge­nommen und den, wenn auch tief erschütterten G lauben an die V a te r lands l iebe und Treue seiner Machthaber nicht ganz aufge­g e b e n — a b e r e in e so lche S c h m a c h , die an die unglücklichsten, unheilvollsten Zeiten des V ate r landes e r inner t , in welchen seine schönsten Länder, E lsaß und Lothringen, und die Ostsee-Provinzen ihm verloren gingen — e i n e so lche S c h m a c h k a n n u n d w i r d e s n i c h t e r t r a g e n !

V o n der heiligen E rde unsres V ate r landes d a r f keine Scholle losgerissen werden, wenn nicht unsre heiligsten Gefühle mit Füßen getreten w erden , wenn w ir nicht aushören sollen ein Volk zu sein, wenn nicht der letzte Funken von V er trauen in die Zukunft schwinden und die ganze Verfassung des deutschen. B u n d e s sowie seiner einzelnen S t a a t e n zu einem leeren Gaukelspiel herabsinken soll. Aber der erste S c h r i t t zur Losreißung der schönsten Theile unsres V a te r la n d e s , zur B e u g u n g des k r ä f t i g s t e n e d e l s t e n d e u t s c h e n V o l k s s t a m m e s un ter das Joch des A us la ndes ist geschehen. E i n S ch w e ig en , ein Geschehenlassen ihm gegenüber wäre V e r r a t h an d e s s e n Z u k u n f t . Noch t rauen w ir solchen den deutschen Regierungen und ihren Vertre te rn nicht zu ; aber die höchste Z e i t ist daß sie das V er trauen rechtfertigen und die tief aufgeregte öffentliche M einung durch kräftiges Einschreiten be­ruhigen.

H ier b e d a r f es nicht der W or te , sondern der T h a t ; nicht der geheimen diplomatischen Winkelzüge, sondern offener Sch r i t te gethan vor den Augen der N at ion , deren Z u r u f ihnen, wenn sie kräftig und entschieden s ind , gewiß nicht fehlen w i r d , die aber ein schweres V erd am m u n g s-U r th e i l über unsre S t a a t s m ä n n e r a u s ­sprechen würde, wenn sie d iesmal ihre Pflicht versäumten.

W e h e u n s A l l e n , wehe ihnen, wenn sie es könnten! V on der V ate r landsl iebe unsrer Volkskammer haben w ir d as nicht zu fürchten. S i e wird der Regierung dringend und mit männlicher Entschiedenheit, wie sie dem Ernste dieser Angelegenheit ziemt, mahnen zu thun w a s sie dem Volke, dem großen deutschen V a te r ­lande, w a s sie sich selbst schuldig ist: alle ihr inwohnende K ra f t

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dafür aufzubieten, daß die in ihrer staatsrechtlichen Selbstständig­keit gekränkten, in ihrer Nationalität bedrohten Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg in ihren Rechten geschützt, vor der Gefahr der Losreißung von unserm deutschen Vaterlande be­wahrt und dessen schwergefährdete Integrität ungeschmälert er­halten werde.

Feierlich erklären w ir uns bereit. G u t und B lu t zu opfern fü r die E rha ltung der Ehre der N a tio n und der In te g r itä t unsres deutschen V a te rlandes, dieser unsrer höchsten Güter, die wir beide gleich nahe bedroht sehen und stellen die ehrerbietige Bitte:

Die hohe zweite Kammer wolle mit den oben angedeute­ten Anträgen noch die Erklärung an die Staatsregierung ver­binden, daß jedes O p fe r, welches die Regierung von dem Volke zur Erreichung dieses Zieles begehren werde, m it Freuden werde dargebracht werden!

So sprach man in Baden, zu den Ständen des Landes und durch sie zur Regierung, und so hallte es wieder durch alle Stände­kammern in Deutschland; und dabei schrieb man uns selber wie aus dem Herzen von Deutschland, wie von Leipzig z. B. an unsre Holsteinischen Stände:

„Das Vaterland sieht auf Sie! Sie tragen ein Mandat von den Tausenden, welche im konstitutionellen Deutschland für Holstein und Schleswig die Stände ihres Landes anriesen, und mächtig drängt es uns die Erwartung auszusprechen, daß sie jeden A n g r if f aus das Gesammtvaterland k rä ft ig zurückweisen werden.

An der Eider darf sich nicht wiederholen was in Zeiten unsrer Erniedrigung an unserer West- und Ostgrenze geschah. Auf des deutschen Bundes Einschreiten allzusehr zu trauen mahnt freilich die Erfahrung eines Menschenalters, mahnt die Menge getäuschter Hoffnungen ab. Rechnen Sie mehr auf Ihre eigene K ra ft. M it der Darlegung des klaren Rechts allein wird we­nig geholfen werden, denn an bündigen Auseinandersetzungen und schönen Nachweisungen hat es Deutschland niemals gefehlt, aber mit ihnen hat es sich noch niemals gegen die Gewalt geschützt. Entschlossenheit im rechten Augenblicke hätte ihm größe­ren Nutzen gebracht. An des Vaterlandes Marken gestellt müssen die Nordalbingier doppelte Tapferkeit zeigen. Eine schwere P flic h t ruh t auf Ih n e n , eine schwere Verantwort l i ch­keit!

Unser Trost ist indeß, daß in dieser gefährlichen Zeit die hohe Ständeversammlung aus Männern besteht, die sich als wacker und

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wohlgesinnt bewährt haben! Daß solchen Männern deutsche Ge­rechtsame anheimgegeben sind, welche bedenken, daß wenn sie schwach sind und welchen, der Fluch kommender Geschlechter sie t r i f f t ! "

Ja, „vielleicht schon der Fluch der eigenen Söhne und Enkel" fügten die Stimmen aus Sachsen ihrer Mahnung hinzu; und all- überallher erfolgte aus Deutschland derselbe Ruf zu den Waffen, der­selbe Ruf „keinen Zoll breit vom Boden des Rechtes zu weichen", „den Kamps für die heiligsten Güter des deutschen Volkes mit Muth und mit Kraft an's Ende zu führen", „die dänische Schmach von der Brust Deutschlands abzuwaschen!" Und allüberallher dieselben Betheuruugen wie von Breslau z. B. und den schlesischen Städten:

„Fürchtet nicht daß Ih r in diesem Kampf vereinzelt unterliegen werdet; das gesammte deutsche Vo lk wird G u t und B l u t mi t Freuden darbr ingen für die Erhaltung seines klaren Rechtes.

I h r sol l t uns nicht ver loren gehen, wie wir einst Elsaß verloren haben. Im 19ten Jahrhundert soll sich die Schmach nicht wiederholen die, durch die Schwäche und Gleich­gültigkeit unserer Väter verschuldet, wir über ein Jahrhundert er­tragen und anerkennen mußten. Die Errungenschaft der Befrei­ungskämpfe durch die auch Ih r , unsere Brüder, uns wieder verbunden worden — wir wollen sie nicht aufgeben.

Treue Wächter, daß nichts deutscher Gesittung und Nationa­lität Feindliches über unser Vaterland komme, wollen wir es hüten und bewahren, und keins seiner Gl ieder soll uns fü rder entrissen und geraubt werden.

In dieser Gesinnung in der wir Alle übereinstimmen, in dieser Liebe die alle Deutsche verbindet, reichen wir Euch aus fernem Osten die deutsche Bruderhand mit dem Gruße: Schles­wig-Ho ls te in und Deutschland fü r immer!"

O, ja wohl, „Schleswig-Holstein für immer!" Schleswig-Hol­stein, im Offenen B r i e f , so wie es thatsächlich bestand, noch auf 's Ausdrücklichste anerkannt in der „Verbindung" der Herzogthümer in „allen ihren öffentlichen Rechtsverhältnissen" und in ihrer bestehenden „Selbstständigkeit", ist inzwischen zerlegt in eine unmit telbare P ro v inz und in eine selbstlose Dependenzeines Dänemark bis zur E ider ; u n d stumm wie dasGrab ist das Gesammtvaterland nach all' den gewaltigen Worten vom Jahre 46, wo ein „Schweigen" zum Offenen Brief, ein „Geschehen- lassen ihm gegenüber" ein „Verrath" war „an der Zukunft des edelsten deutschen Volksstammes!" Stumm wie das Grab find „die Brüder im Osten und Westen und Süden soweit die deutsche Zunge

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tönt", die „zu thun" sich verschworen, wie im Norden von Deutsch­land unsre südelbischen Nachbaren, „was die Ehre des deutschen Volkes erheischt mit den wackern Männern von Holstein die deutschen Marken zu schirmen!" W ir „M ä n n e r von H o ls te in " haben am Platz nicht g e fe h lt! Die „Bruderhand" aber ließ es ruhig geschehen daß deutsche Waffen — nicht den Geboten des Offenen Briefes, dessen Ordnung der Dinge, wenn sie zurückgeführt würde, uns heut' als Erlösung, als Auferstehung erschiene — daß sie, dem Erfolg nach zu sprechen, uns unsren w irklichen Feinden, uns den Demagogen der Hauptstadt am Sund unterwarfen, den Verführern des wackeren dänischen Volks, die sofort nach dem Hinscheiden Christian's V III. im März 48 des Throns sich bemächtigten, und ihre frevelnde Hand noch heut an der Krone halten; die den w irklichen Angriff auf unsre Landesverfassung machten und jetzt schließlich ihn vollständig durchgeführt sehen.

Jener Zuschriften eine und die gewichtigste aller, die der wir oben unsre Widmung entnahmen, schloß mit den Worten:

„W e n n es anders käme: wenn wir uns in allen den Erwartungen tauschen sollten, die uns Vaterlandsliebe und Hoff­nung auf das Vaterland, Nechtssinn und Ehrgefühl eingegeben haben; wenn deutsche Macht, deutsche Ehren, deutsche Interessen von dem deutschen Volk schmachvoll und gedankenlos aufgegeben werden sollten; wenn ein deutsches Land, das Abstamm Bildung Sprache und Sympathie das unsre nennt, uns ungeahndet ab­gerissen werden darf, und dies zwar von einem der kleinsten Reiche in Europa — dann laßt uns Vaterland Politik Industrie Ehre und die Schaam dazu aufgeben; dann laßt uns mit dem englischen Dichter sagen:

Wenn w ir mit so viel Macht zu HausDie eigne Thür dem Hund nicht wehren können,Dann laßt uns zausen, und dies Volk verliere Den Ruhm der Tapferkeit und P o litik !"

J a , „w enn es anders käm e", und — so ist es gekom­men: Dänemark's vollendeter Sieg d .h . des fanatischen Eiderdänen­thums, in den augenblicklichen Zuständen, und Deutschland's vollen­dete Niederlage unter den allerschimpflichsten Umständen! Und wo liegt denn der Punkt wo wir an fassen müssen, um nicht von Neuem uns zum Gespötte der Völker zu machen? W ir wollen ein „einiges" Deutschland „mächtig und groß?" Welcher ist denn der Weg zur Einheit für uns? Nicht in kaiserlich-preußischen Sentimentalitäten dem Drange unverstandener Gefühle sich hingeben, und in dem doktri­nären Behagen einer banqueroten Partei leere Principien reiten! N icht vielhundertjährige staatliche Sonderexistenzen dem Scepter der Hohen-

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zollern bedingungslos unterwerfen! Nicht — mitErlaubniß zu sagen — die acht Millionen Deutschen der Habsburger Monarchie aus Deutsch­land hinaus und unter die Slaven bringen! N icht den vielgliedrigen lebendigen Organismus des deutschen Volks in eine Staatsmaschine zwängen nach Pariser Facon! Im G e g e n th e il: diesen Staatenbau deutscher Nation, nur befreit von den Schnörkeln der Zeiten des Zopfs, in der architektonischen Schöne seiner charakteristischen Mannig­faltigkeit, in seinen wirklich geschichtlichen Realitäten erhalten; die morschen Stützen ihm abthun und die starken Pfeiler verbinden zu hohem und festem Gewölbe; vor Allem indeß das Fundam ent ihm erst repariren, da wo es schadhaft geworden. Das Fundament aber ist: ein gesichertes Recht; dessen sorgsamste Achtung, da wo es be­steht; dessen Aufrichtung wieder, da wo es gebeugt ward — ist die W iedererstarkung des Rechtsbewußtseins im V o lk , wie so treffend den Drängern derselbe Fürst zu erkennen gab, von dem das auf ihn hoffende Deutschland die Worte vernahm:

„D ie W e lt so ll e rfahren daß P reußen ü b e ra ll das Recht zu schützen bere it is t!"

Dieses fürstliche Wort ist auch zu uns hergedrungen, hier in den vergessenen Norden des gemeinsamen Vaterland's. Und, wenn es noch dessen bedarf, sollte nicht nach der Sache Natur und bei dem Um­schwung der Zeit jetzt ernstlich das deutsche Volk „wie Ein Mann sich erheben", nicht bloß um abstracte Programme und Erklärungen niederzuschreiben, nicht um den traurigen 46er Schwindel zu wieder­holen, sondern um dringend zu mahnen, und immer bestimmter zu fordern, und immer fester darauf und entschiedener zu bestehen, daß man vor Allem auch hier, wo das Unrecht sogar von Außen ge­kommen, dem „einigen großen und mächtigen" Deutschland, das wir Alle erstreben, die Basis des Rechts wieder zur Grundlage gebe? ' Des Rechts jedenfalls das der Friedensschluß festgestellt, der 52er Kompromiß nach beendetem Kriege aus dem Dänemark hervorging, als Sieger zwar nicht, als Besiegter indeß viel weniger noch; des Rechts das für uns schon ein schwerstes Opfer enthält. Allein wir bringen es dar, so lange es sein muß, im Interesse des Friedens der Germanischen Welt!

Und so war es gemeint, wie in der Kürze hier dargelegt, was wir oben bemerkten über das Verhältniß der Grundstimmung wie sie grade Deutschland beherrscht zu der vorliegenden Blätter letzten Zielen und Zwecken, die erkennbar genug hiernach hervortreten dürsten und, eben bei dieser Stimmung sowie nach unsrer kurzen Erinnerung für Die so es angeht, gegenwärtig vielleicht einige Theilnahme finden im „einigen großen und mächtigen Deutschland!" Die Darstellung bildet zunächst ein Ganzes für sich, zugleich aber wieder nur einen

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ersten der Beiträge die weiter erscheinen sollen im Fortgang der Sache, wie sie anhängig ist bei der Bundesversammlung und doch so bald wohl noch nicht zum Austrage kommt. Diesem Gange der Entwick­lung in der Weise zu folgen, daß auch jeder weitere Schritt seine volle Würdigung finde im Lichte der Zeit und der Dinge Zusammen­hang, das ist was der Verfasser im Allgemeinen beabsichtigt; und er beginnt hier natürlich mit demjenigen Acte der den letzten Ausgangs­punkt bietet für den ferneren Verlauf, mit D änem ark 's E r ö f f ­nung am B und vom letzten 2. November. Die Reihe kurzer A r­tikel wie sie hierüber folgt, rückschauend zugleich auf den früheren Verlaus und unter Anlage der betreffenden Hauptactenstücke, wird wie wir meinen genügen über die ganze Lage der Sache und deren E n tw ick lung se ither, in dem so widerspruchsvollen Gange der Einzelereignisse, den denkenden Leser vollständig zu orientiren. Und einer Orientirung zunächst aus dem so wirren Gebiete, auf dem ver- muthlich den Meisten doch wohl der Faden abhanden gekommen, be­darf es doch in der That in dieser entscheidenden Z e it ; bedarf es vor Allem nachdem die Trügekunst-Politik der dänischen Eider­partei es offenbar dahin gebracht hat, daß das „große Vaterland" allbereits sich auf dem besten Wege befindet schließlich das noch als glorreichen Sieg zu bejubeln — conferatur Schweden's „Vermittlungs­versuch" vom letzten November — was nur die Besiegelung wäre unsrer vollendetsten Niederlage!

Was endlich noch den Verfasser persönlich betrifft, ist es das erste Mal nicht daß er das Thema behandelt. Es gab eine Zeit wo er es öfter besprach, und wo hin und wieder die Weise einigen Bei­fall fand. Ja sein Name vielleicht, nach mehrjährigem Schweigen, würde bei Manchem wohl noch, wenn auch Anderes nicht, die Neugier doch reizen. Allein er behält ihn für sich, denn nicht die Person-— es soll die Sache hier reden.

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Dänemarks

E r ö f f n u n g am B u n d

vom letzten 2. November.

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Unterm 2. November des ebenverflossenen Jahres hat der %ärn rn!’d Königlich Dänische Herzoglich Holstein-Lauenburgische Bundes- tagsgesandte Herr Bernhard von Bü low an die „Ver- einigten Ausschüsse" der Bundesversammlung im Aufträge seiner Regierung eine M i t t h e i l u n g gerichtet, welche lautet wie folgt:

„Hohe Bundesversammlung hat durch Passus 2 des am 11. December v. I . in der Holstein-Lauenburgischen Ver- fassungsangelegenheit gefaßten Beschlusses die seit dem 11. August 1858 vereinigten sehr verehrlichen Ausschüsse unter Anderem beauftragt, über das Ergebniß der von der Königlich Dänischen Regierung in der 35sten vorigjährigen Bundestagssitznng angekündigten Verhandlung mit den Pro­vinzialständen des Herzogthums Holstein ihr weiteren Be­richt zu erstatten. Anknüpfend an diesen Beschluß und von dem Wunsche geleitet, soweit irgend thunlich, die mit dieser Angelegenheit verbundenen Schwierigkeiten einer gerechten und dauernden Lösung entgegenzuführen, haben Se. Majestät der König den gehorsamst Unterzeichneten anzuweisen geruht, über die erwähnte Verhandlung sowie nicht minder über Allerhöchstihre weiteren Absichten nachstehende von den Hauptaetenftücken begleitete Mittheilung an die verehrlichen Ausschüsse zu richten. In Uebereinstimmmtg mit den der Hohen Bundesversammlung seinerzeit vorgelegten allerhöchsten L&erfit* Patenten vom 6. November vorigen Jahres, wodurch Se.

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die ver­fassungs­

mäßige S tel­lung des

HerzoglhmnS in rer Ge-

sammt- monarchie.

Anerkennung der von den Ständen be- wieienenHal-

tung.

Abweis der Vorschläge

des Stänre- BedenkenS.

Majestät der König für die Herzogthümer Holstein und Lauen­burg die rücksichtlich dieser Herzogthümer beanstandeten Ver­fassungsbestimmungen aufzuheben und mit Beziehung hierauf die holsteinischen Provinzialstände einzuberufen geruht hatten, traten letztere zu Itzehoe am 3. Januar d. I . zusammen. Auf allerhöchsten Befehl wurde der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Verfassung des Herzogthums Holstein nebst dazu gehörigen Motiven, vom königlichenCommissarius derProvinzial-Stände- versammlung vorgelegt. Wie dieser Entwurf in seinen übrigen Bestimmungen frühere Anträge der Versammlung bezüglich der provinziellen Verfassung des Herzogthums thunlichst berücksichtigte, so enthielt der Schlußparagraph eine Auf­forderung an die Stände, ihre Wünsche und Anträge über die verfassungsmäßige Stellung des Herzogthums in der Gesammtmonarchie auf der durch die Allerhöchste Bekannt­machung vom 28. Januar 1852 gegebenen Grundlage voll­ständig auszusprechen. In dieser Beziehung konnte das, freilich für Holstein und Lauenburg aufgehobene, Verfassungs­gesetz vom 2. October 1855 sowie das provisorische Wahl­gesetz vom nämlichen Tage einen Ausgangspunkt und die natürlichste Grundlage für die Verhandlungen darbieten. Die Stände folgten der in dieser Weise an sie gestellten Aufforderung und erstatteten unterm 11. März ihr aus­führliches allerunterthänigstes Bedenken, von einem neuen Entwürfe sowohl einer gemeinschaftlichen Verfassung für die Monarchie als einer besonderen Verfassung für das Her­zogthum Holstein begleitet. Wie die königliche Regierung nicht den Ernst und die Sorgfalt verkennt, womit die Ständeversammlung die derselben gestellte wichtige Aufgabe behandelt hat, so erkennt sie mit Befriedigung an daß die­selbe sich bestrebte Tendenzen zurückzudrängen, die ebenso wenig mit der unbestreitbaren Thatsache, daß gemeinschaft­liche Interessen die verschiedenen Theile der Monarchie mit einander zu einem Ganzen verbinden, im Einklang stehen als sie mit der gegebenen Grundlage für die Ordnung des Staates vereinbar wären. Allein daneben muß die Re­gierung es bedauern daß die Vorschläge, welche die Stände-

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Versammlung hinsichtlich der Ordnung der gemeinschaftlichen Verfassung stellen zu müssen geglaubt hat, so wenig zur Ertheilung der höchsten Sanction geeignet sind. Es bedarf einer weiteren Ausführung nicht daß wenn die Stände eine gemeinschaftliche Verfassung in Vorschlag bringen, welche zu einem jeden gemeinschaftlichen Gesetze und zu einer jeden Geldbewilligung über das Normalbudget hinaus, die Zu­stimmung von vier provinziellen vereinzelt und getrennt ver­handelnden Versammlungen erheischen würde, eine solche Verfassung weder der von der allerhöchsten Bekanntmachung vom 28. Januar 1852 bezweckten Verbindung der einzelnen Theile der Monarchie zu einem wohlgeordneten Ganzen ent­spricht, noch überall practisch möglich oder gerecht sein würde. Ungeachtet die königliche Regierung daher in den von den holsteinischen Ständen abgegebenen Bedenken Vorschläge die geeignet wären von Sr. Majestät sanctionirt zu werden nicht gefunden hat, glaubt sie doch nicht schon jetzt auf die Hoffnung verzichten zu müssen daß eine bessere Erkenntniß dessen, was die gemeinsamen Interessen erfordern, in Hol­stein sich werde geltend machen können. Von der Ansicht ausgehend es sei der Augenblick noch nicht gekommen, eine definitive Bestimmung über die verfassungsmäßige Stellung des Herzogthums in der Monarchie zu treffen, hat die Re­gierung daher geglaubt zur Zeit ihre Aufmerksamkeit darauf richten zu müssen, dem Herzogthum Holstein eine Stellung während der Uebergangsperiode bis zur endgültigen Negu- lirung der Verfassungsverhältnisse zu sichern, durch welche für die dortigen Unterthanen Sr. Majestät jegliche Besorg- niß, es werde der holsteinische Gesichtspunkt bei der Leitung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten aus den Augen ver­loren werden, beseitigt wird, theils aber auf Anbahnung eines Weges, welcher besser als der bisher befolgte durch eine allseitige Erörterung der obschwebenden Fragen zum Ziele zu führen geeignet sein möchte. Die holsteinischen Stände haben es selbst hervorgehoben, wie eine Uebergangs- zeit von größerer Ausdehnung nicht vermieden werden könne, und daß es jedenfalls weiterer Verhandlungen bedürfen

Aufschub der endgültigen Ncgulirung

der Ver­fassungs-

Verhältnisse unter interi­

mistischer- Sicher­

stellung der Holsteini­

schen In te r­essen.

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ll.Jnhattund Motiviruny

der interinn- stischen Be­stimmungen.

Patent vom 23.Sept. v.J. Nr. I. Siche­rung des Be­reichs der be­

sonderen Holst. Ange­legenheiten.

PatentNr.lt. und 111.

Berathende Stimme der Stände in ge­meinsamen Angelegen- heite» der Monarchie.

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würde, ehe ein endlicher Abschluß zu erreichen sei. Soweit thunlich hat die Regierung es demnach sich angelegen sein lassen, für ihre Maßnahmen in den von den Ständen sol­chermaßen dargelegten Ansichten und Wünschen Anknüpfungs­punkte ausfindig zu machen. In erfterer Beziehung haben Se. Majestät unterm 23. September d. I . ein Patent für das Herzogthum Holstein ergehen lassen, „enthaltend einige interimistische Bestimmungen betreffend die Sicherstellung der Interessen des Herzogthums bei Behandlung der ge­meinschaftlichen Angelegenheiten."

„Die hierdurch dem Herzogthum Holstein verliehene Stellung während der Uebergangsperiode ist folgende. Bis eine Verfassungsbestimmung an Stelle des aufgehobenen § 3 der Verordnung vom 11. Juni 1854 treten kann, ist es durch Nr. I. des angeführten Patentes festgeftellt daß eine An­gelegenheit, welche zur Zeit eine besondre holsteinische An­gelegenheit bildet und solchergestalt zu dem dem Ministerium für die Herzogtümer Holstein und Lauenburg angewiesenen amtlichen Wirkungskreise gehört, diesem Ministerium nicht anders als durch ein in Uebereinstimmung mit der Verord­nung vom 11. Juni 1854 erlassenes Gesetz entzogen werden könne. Hierdurch ist die in Gemäßheit der Bekanntmachung vom 28. Januar 1852 früher gezogene und von den hol­steinischen Ständen auch als zweckmäßig anerkannte Grenze zwischen den gemeinschaftlichen und den besonderen Angele­genheiten gegen einseitige Veränderung gesichert. Bezüglich der Behandlung der gemeinsamen Angelegenheiten in der Uebergangszeit ist es sodann durch Nr. II. des gedachten Patentes bestimmt, daß endgültige Gesetze über Gegenstände welche vor Erlaß der Verordnung von 11. Juni 1854 zum Wirkungskreise der früheren berathenden holsteinischen Pro­vinzialstände gehört haben würden für das Herzogthum Hol­stein nicht erlassen werden sollen, bevor der Provinzialstände­versammlung dieses Herzogthums Gelegenheit gegeben sei ihr Gutachten in der betreffenden Angelegenheit abzugeben; und in demselben Umfange ist nach Nr. III. des Patents der Provinzialständeversammlung das Recht zugestanden, Anträge

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in Betreff gemeinschaftlicher Angelegenheiten der Monarchie bei S r. Majestät einreichen zu dürfen. Was besonders die Bekannt- finanziellen Verhältnisse anbelangt so hatten die Stände in ™4aJ“R 03. ihrem Bedenken zwei Punkte hervorgehoben, nämlich theils daß von Alterszeiten eine nicht ganz richtige Postirung der ^aeSer* aus den im Herzogthum belegenen Jntraden fließenden Ein- M M " , nahmen stattfinde, theils daß das Verhältniß nach dem der Beitrag Holstein's zu den gemeinschaftlichen Ausgaben durch das Verfassungsgesetz vom 2. Oktober 1855 und die frühe­ren Budgets regulirt war, auf Grund der verhältnißmäßig größeren Volkszahl, welche eine spätere Volkszählung für den übrigen Theil der Monarchie ergiebt, nicht länger cor­rect sei. I n ersterer Beziehung haben Se. Majestät der Kö­nig in Uebereinstimmung mit den Vorschlägen einer von der Regierung niedergesetzt gewesenen Commission eine Umposti- rung zum Vorth eil der besonderen Finanzen des Herzogthums Holstein durch eine besondre Resolution angeordnet. I n letz­terer Beziehung ist durch Nr. IV . des erwähnten Patents die Quote Holstein's genau nach der letzten Volkszählung in der Monarchie auf 21,64 °/o, anstatt wie früher auf 23 % festgesetzt und somit diese Zahl für den Antheil Holstein's an den gemeinschaftlichen Einnahmen sowohl als für den Beitrag des Herzogthums zu den gemeinschaftlichen Aus­gaben maßgebend geworden (vergl. Nr. V. und V I. des Patents vom 23. Sept. d. I . ) . Gleichwie der Beitrag $Rr altlentnnb Holstein's zu den gemeinschaftlichen Ausgaben solchergestalt ^Bekannt- auf eine feste und gerechte Weise demjenigen der anderen 25.SepU.J. Landestheile gegenüber festgestellt worden, so ist derselbe 9Ji“ ^ unl auch absolut und unabhängig von ändern Einflüssen als dem f§ey ‘e*£’6 souverainen Königlichen Willen normirt worden. Durch 0eme ‘|amen Nr. V II. des Patents haben Se. Majestät es als Allerhöchst Ausgabe,,, ihren Willen ausgesprochen, daß der Beitrag des Herzog­thums Holstein zu den gemeinschaftlichen Ausgaben der Monarchie innerhalb solcher Grenzen gehalten werde, daß es unter gewöhnlichen Verhältnissen und namentlich in Friedenszeiten nicht nothwendig wird, die Provinzialftände- Versammlung des Herzogthums Holstein behufs Aufbringung

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111. Absichten S r . M ajestät

für die endgültige Regnlirung

derVerfassungs-Verhältnisse.

Neue Ver­handlungen

innerhalb der Monarchie.

Zwischen D e- lcgirten der

H ol­steinischen

S tände und des Dänisch-

SchleSwig- schen s. g.

RcichSraths — in gleicher

Zahl.

des zur Deckung der gemeinschaftlichen A usgaben der M o ­narchie von den besonderen Jntraden des Herzogthum s zu entrichtenden B eitra g s zur Vornahm e einer außerordentlichen Repartition aufzufordern. W ie es daher in Verbindung hiemit ausgesprochen worden ist daß S e . M ajestät der K önig au f Vorschlag des Finanzm inisters jährlich das M arim um fcstsetzen werden, welches der au f das Herzogthum Holstein fallende B eitrag zu den gemeinschaftlichen Ausgaben der M onarchie nicht überschreiten dürfe, so haben S e . M a ­jestät auch mittelst allerhöchster Resolution schon jetzt das B udget des Herzogthumö Holstein für die gemeinschaftlichen Angelegenheiten der M onarchie in der nächsten Finanzperiode innerhalh der angegebenen G arantien festgesetzt. Rach wie vor bleibt es aber der Hauptzweck der Bestrebungen der Königlichen Regierung, auf den verfassungsmäßigen W ieder­anschluß der H erzogtüm er Holstein und Lauenburg an die nicht zum Deutschen B unde gehörenden Theile der M onarchie hinzuarbeiten. D er gemachte Versuch durch Verhandlungen mit den holsteinischen Provinzialständen zu einem praktischen Resultate zu gelangen ist freilich erfolglos geblieben; allein die N egierung hat doch nicht die Hoffnung aufgegeben auf dem W ege der Verhandlungen ein Einverständniß zu er­reichen, d as die beste G rundlage einer dauerhaften O rdnung bilden würde. N u r dürfte die gewonnene Erfahrung empfehlen, die neuen Verhandlungen in einer anderen Form und in einem größeren und vollständigeren Um fange a ls früher eintreten zu lassen. E s ist daher die Absicht der Königlichen Negierung in der nächsten Zukunft die geeigneten Schritte vorzunehmen, damit Abgeordnete für das Herzogthum Holstein mit Vertretern der übrigen T heile der M onarchie, in gleicher Z ahl von der holsteinischen P rov in zia l-S tän d eversam m lu n g und von dem Reichsrathe gew ählt, behufs einer gemeinsamen Verhandlung zusammentreten können, in welcher die ver­schiedenen Gesichtspunkte über die zweckmäßigste O rdnung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten durch eine erschöpfende und freie Auswechslung der Gedanken und Wünsche sich in eine mehr übereinstimmende und gemeinsame Ansicht ver-

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einigen können. Möglicherweise wird es sich aus diesen Verhandlungen ergeben, daß die Bedenken die sich dem An­schlüsse des Herzogthums Holstein an eine gemeinschaftliche Verfassung der Monarchie entgegengestellt haben beseitigt ^atioiXr werden können, wenn für die Verfassung vom 2. October 1855 gewisse Modificatione» — die etwa auch von anderen \fg;«rS f Seiten und aus anderen Rückfichten sich als gerecht und scftect. wünschenswerth erzeigen möchten — in's Leben gerufen würden. Durch eine solche umfassende und allgemeine, von der Regierung geleitete Verhandlung zwischen Vertretern der verschiedenen Theile der Monarchie wird dann — so hofft die Königliche Negierung — eine Verfassung vorbe­reitet werden können, welche zn einer den Ansichten der Bewohner der verschiedenen Landestheile über ihre Interessen und Rechte entsprechenden definitiven Ordnung führen würde.

Indem der Unterzeichnete hiermittelst sich des ihm zu Theil gewordenen allerhöchsten Auftrags zu entledigen die Ehre hat, ergreift er diesen Anlaß den vereinigten Aus­schüssen die Versicherungen seiner ausgezeichnetsten Hochachtung

' darzubringen.Frankfurt a. M., den 2. November 1859.

(gez.) B. Bülow."

II.Was an der jüngsten Eröffnung des Kopenhagener Cabinets

in der „Holstein-Lauenburgischen" Sache, die wir so eben ihrem Wortlaut nach mitgetheilt haben, behufs ihrer richtigen Wür- ©»»y« digung zunächst in's Auge zu fassen, ist selbstverständlicher Weise ihre äußere S te llung im Gange der Ereignisse, und Jahrs,zwar insbesondere des eben verflossenen Jahres. Im Zu­sammenhänge der Dinge wie sie im Verlaufe unsrer Angelegenheit nach und nach sich gestaltet haben sind es ja nämlich die Kopen­hagener Patente vom vorletzten 6. November, auf denen die heutige Lage als auf ihrem Grunde beruht. Vergegenwärtigen wir uns zunächst also den Inhalt dieser Patente, und was ihnen dann weiter gefolgt ist in der Entwicklung der Sache.

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sS.fSen“ ’' Durch die N ov ember-Pa ten te vom vorvorigen Jahre nnddie^urch ( m< s. den Tert derselben in der Anlage C . ) sind definitivo Ä f Ü bekanntlich

1) die allgemeinen Bestimmungen (§§ 1—6) der Holsteinischen Sonderverfassung, wie diese durch die Verordnung vom 11. Juni 1854 erlassen war, sowie

2) die Allerhöchste Bekanntmachung vom 23. Juni 1856, eine nähere Bestimmung der besonderen Angelegenheiten des Herzogthums Holstein betreffend, und endlich

3) „für Holstein" („und Lauenburg" wovon w ir absehen können, da dessen Beziehungen zur Sache rein äußerliche sind) die gemeinsame Verfassung vom 2. October 1855

von S r. Majestät Negierung wieder aufgehoben worden. Die Bundesversammlung nämlich, nachdem sie die „Holsteinische" Angelegenheit wieder zur Verhandlung genommen hatte, da sie dafür hielt daß die Ausführung welche Dänemark dem neuen Verfassungswerk für die Herzogthümer und für die Monarchie zu geben für gut befunden, weder was Holstein und Lauen­burg, die beiden Bundesländer, beträfe den Grundgesetzen des Bundes, noch überhaupt jener bindenden Vereinbarung ent­spräche die mit „Dänemark wegen Holstein" im Jahre 1852 am Bunde war zu Stande gekommen — der Bundestag wie gesagt hatte insbesondere die obengedachten Verfassungserlasse tn dieser Beziehung hervorgehoben, und durch Beschluß vom

b sBundeö. ^ Februar 1858 zu erkennen gegeben „daß er," wie die Pa- bDmi858?e6r' tente sich ausdrücken,

1) „das Verfassungsgesetz für die gemeinschaftlichen Ange­legenheiten Unserer Monarchie vom 2. October 1855, insoweit dasselbe auf Unsre Herzogthümer Holstein und Lauenburg Anwendung finden solle,"

sowie2) „die Verordnung vom 11. Juni 1854 betreffend die

Verfassung für das Herzogthum Holstein, insoweit Be­stimmungen derselben dem Beirath der Provinzialstände des gedachten Herzogthums nicht unterbreitet worden sind" — und das waren eben die Bestimmungen der §§ 1—6 — „sowie die Allerhöchste Bekanntmachung

D inge .

a. Aufhebung der vom

Bunde bean­standeten

Verfassungs- Erlasse.

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vom 23. Juni 1856 eine nähere Bestimmung u. s. w. betreffend"

«als in verfassungsmäßiger Wirksamkeit bestehend nicht erkennen könne." Auf Grund -dieses Bundesbeschlusses hatte im Ver­laufe der Verhandlungen die König-Herzogliche Regierung sich bereit finden lassen, für Holstein (und resp. Lauenburg) die be­treffenden Verfassungserlasse als „provisorisch außer Thätigkeit gesetzt anzusehen." Die Bundesversammlung „bestand dagegen auf vollständige Aufhebung indem," wie die bekannte Königlich Dänische Circular-Depesche vom 8. November 1858 sich aus­drückt, „man ohne Rückhalt dem in dieser Beziehung vom Ber­liner Cabinet bei Gelegenheit eines Notenwechsels zwischen diesem und dem Wiener ausgesprochenen Verlangen sich anschloß." Die „Regierung des Königs konnte" dann, nach derselben De­pesche, «sich nicht verhehlen daß die Zurückweisung dieses Be­gehrens aller Wahrscheinlichkeit nach eine auf die Erecutions- ordnung des Bundesrechts gegründete Besetzung der Herzog­tümer Holstein und Lauenburg nach sich ziehen würde." Und fügte auch die Depesche die Bemerkung hinzu: „es müßte denn sein daß die europäischen nicht deutschen Mächte welche den Vertrag vom 8. M ai 1852 unterzeichnet haben" (den Londoner Tractat wegen der Staatssuccession!) „es für angemessen hiel­ten in wirksamer Weise dazwischen zu treten," hatte doch selbst­verständlicher Weise sich dies nicht verwirklicht; «im Gegen- theil," sagt die Depesche, „sind die Vertreter der genannten Mächte darin einig gewesen der Regierung des Königs anzu- rathen dem Begehren zuvorzukommen, indem sie sich zu dieser Maßregel in Gemäßheit früherer Beschlüsse des Bundestags entschlösse," und das Ergebniß eben der desfallsigen .^Zuvor­kommenheit" der Regierung war der Erlaß der November- Patente.

So war die Sache verlaufen in den Verhandlungen am Bundestage, der schon am 29. Novbr. 1857 sie wieder ausge­nommen hatte in der Erklärung seiner Competenz in derselben, nachdem sie durch Oesterreich und Preußen, die als die Man­datare des Bundes die 52er Vereinbarung zu Stande gebracht und gegen die Weise der Ausführung derselben bereits seit

2. der über­einstimmen­den Rath- schläge der

nicht deutschen Mächte.

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Frühjahr 1856 in Kopenhagen remonstrirt hatten, am 29. October 1857 in der Bundesversammlung wieder anhängig gemacht wor­den. Es kommt uns hier weniger an auf den besonderen In ­halt jener Verfassungs-Erlasse, die in der Weise wie angegeben durch die mehrerwähnten Patente definitiv aufgehoben wurden;

bhDadurch um was es sich handelt ist die Lage die die Patente gerufeneLage. p x r v o r r i e f e n . Nach wie vor dem Erlaß derselben hatte das

Herzogthum Holstein eine beschließende Ständeversammlung, eben wie sie eingeführt worden durch jene Verordnung vom 11. Juni 1851, d. h. aber nur für diejenigen seiner Angelegen­heiten, die schon in der Allerhöchsten Bekanntmachung vom 28. Januar 1852 — dem Hauptdocumente für die zwischen „Dänemark wegen Holstein" und dem Bunde getroffene Verein­barung, wie sie durch den Bundesbeschluß vom 29. Juni 1852 genehmigt ward (nt. s. den Tert in der Anlage B . ) — als die „besonderen Angelegenheiten des Herzogthums Holstein" gegen­über den „gemeinsamen Angelegenheiten der Gesammtmonarchie" festgestellt waren. Für diese „gemeinsamen Angelegenheiten" hatte der „Reichsrath" der Monarchie, aus Abgeordneten aller einzelnen Reichsländer zusammengesetzt, nach der Verfassung von 55 die Vertretung gebildet. M it Aufhebung dieser Verfassung für das Herzogthum Holstein hörte selbstverständlich der Reichs­rath für dasselbe auf zu eristiren. In den ..gemeinsamen" An­gelegenheiten entbehrte somit das Land nach Erlaß der Patente jedweder Vertretung, ja selbst der früher bestandenen berathen- den ständischen, an deren Statt durch die Sonder- und die ge­meinsame Verfassung beschließende Repräsentationen von der Regierung waren eingeführt worden. Das heißt: bei konstitu­tioneller Verfassung in den „besonderen" Angelegenheiten ward in den „gemeinsamen" Holstein in Folge der Patente ohne nur berathende Stände wieder absolut regiert, so wie es früher der Fall war bis jene vormärzlichen Stände (1835/36) in's Leben traten. Und diesem Verhältnisse entsprechend verfügte § 2 des bezüglichen der Patente:

„Unsre Minister für die auswärtigen Angelegenheiten, den Krieg, die Marine und die Finanzen sind in Zukunft, insoweit ihr Wirkungskreis sich auf die Herzogthümer Hol-

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stein und Lauenburg bezieht, nach Maßgabe unsrer Aller­höchsten Bekanntmachung vom 28. Januar 1852 Uns allein verantwortlich."Jene Bekanntmachung nämlich, die zunächst nur dieGesammt-

Verw altung und zwar in vormärzlichem Umfange für die Gesammt-Monarchie wieder herstellte, in Betreff einer Gesammt- Vertretung zunächst aber nichts verfügte, hatte eben die An­gelegenheiten der obigen Ressorts für „gemeinsame" erklärt, die betreffenden Ministerien des Königreichs demgemäß zu Gesammt- Minifterien erweitert, und die seitherige Verantwortlichkeit der betreffenden einzelnen Minister gegen den dänischen „Reichstag" auf „den das Königreich angehenden Theil ihrer Wirksamkeit" beschränkt. Eben dieselben Minister waren also nach der ge­dachten Bekanntmachung „dem König allein" verantwortlich „für den die Herzogthümer angehenden Theil ihrer Wirksam­keit"; und wenn später die Gesammtverfassung vom 2. Oktober 1855 sie für die gesummte Monarchie dem „Reichsrath" ver­antwortlich machte, erklärte jetzt eben wieder, bei Aufhebung dieser Gesammtverfassung in der angegebenen Weise, jener §. 2 desPatents sie fürHolstein und Lauenburg für „demKönig allein verantwortlich." Für Dänemark und Schleswig, oder mit den bezüglichen Regierungserlassen und deren Worten zu reden, „für den das Königreich und das Herzogthum Schles­wig angehenden The il ihrer Wirksamkeit" oder „inso­weit ih r W irkungskreis sich auf Dänemark und Schleswig bezog", blieben sie dabei nach Art des Verhältnisses vor Er­laß der Gesammtverfassung, wo sie für das Königreich dem „Reichstag" und für Schleswig Holstein und Lauenburg nur „dem König" verantwortlich waren, natürlicher Weise dem „Reichs­rath" verantwortlich: vorausgesetzt nur, da die „gemeinsamen" Angelegenheiten einer „Gesammt"-Monarchie doch immer ein und dieselben bleiben für alle Theile der Monarchie, und ihre Verwaltung natürlich immer ein und dieselbe und durch ein und dieselben Minister, mag man deren „Wirkungskreis" sich „bezogen" oder von ihrer „Wirksamkeit" einen „Theil" sich denken wie immer man will — vorausgesetzt nur, in bei­den obengedachten Fällen, die nur logische Möglichkeit einer

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c. Doch zu­nächst theore­tisch n u r und interim istisch.

Ordnung der D in g e , in der eben in e in u n d d e r s e lb e n V erw altung ein und derselben Sachen ein und derselbe M inister zugleich dem König a l l e i n und z u g le ic h einem Reichstag oder Reichsrath verantwortlich ist — vorausgesetzt weiter, in dem uns hier Nächstliegenden F a ll, daß überhaupt nur ein „Reichs­rath", eine Vertretung also des „Reichs" d. H . der G e s a m m t- M onarchie, für z w e i T h e i l e derselben ein nur denkbares D in g sei nach W e g f a l l derselben Vertretung für die ä n d e r n zwei Theile — vorausgesetzt endlich daß man eines Reiches G e - sam m t-V erfassu n g auch für die H ä l f t e der Reichstheile wirklich aufzuheben verm ag, und für die ü b r ig e H älfte sie forteristiren kann, diese G esa m m t-V e rfa ssu n g des „Reichs!" Jndeß w ir stellen einstweilen diese logischen S cru p el den gesunden fünf S in n en unsrer Leser anheim und constatiren hier einfach die einfachen D a te n , w ie die Novemberpatente sie auf­gestellt haben und dann zugleich auch a ls Resultate für die G esam m t-M onarchie und die übrigen Theile derselben außer Holstein und Lauenburg die Consequenzen der Sache kurzweg decretirten. Paragraphos 1 nämlich desselben P aten ts, dessen Paragraphos 2 oben m itgetheilt worden, spricht eben ausdrück­lich es au s unter Bezugnahm e au f den Bundesbeschluß vom 11 Februar 1 8 5 8 ;

«Für Unsere zum Deutschen B unde gehörenden Herzog»thümer Holstein und Lauenburg wird das Verfaffungsgesetzvom 2 . October 1 8 5 5 aufgehoben;"

und consequent stehen daneben in dem gedachten Patent„die n ich t zum Deutschen B unde gehörenden Theile

Unserer M onarchie, für welche das Verfassungs-Gesetz vom 2. Octbr. 1855 in u n g e sc h w ä c h te r W ir k s a m k e it zu

. b e s te h e n f o r t f ä h r t !"D a s Gesammtresultat für die M onarchie also w ar: unter

Ausschluß von Holstein und Lauenburg, der e in e n H ä l f t e der Reichstheile, für Dänemark und S ch lesw ig , die ü b r ig e H ä l f t e , ein R e ic h s rath, eine Vertretung w ie jenes Verfassungs-Gesetz sie lediglich a ls die G esa m m tv er tre tu n g natürlich des R e ic h sund a l l e r T h e i l e desselben kannte, a l s so lch e allein sie in 'sD a sein gerufen hatte, und jedes Fundamentes entehrte für die

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rechtliche Existenz irgend einer anderen V ertre tung! O d e r eine G e s a m m t - V e r f a s s u n g der M onarchie wieder fü r die H ä l f t e der M onarchie d. h. der Theile derselben, unter absoluter R e ­gierung der ü b r i g e n H ä l f t e — ein Widerspruch freilich, gleich den obenberührten, n u r noch t h e o r e t i s c h e r Art so lange sie lediglich a u f dem P a p ie re bestanden und nicht auch praktisch die Sache in S cen e gesetzt, nicht jener „Neichsrath" a ls solcher nun etwa auch wirklich berufen w ard , w a s eben den Umständen nach auch durchaus nicht nothwendig schien. D e n n w a r die angegebene freilich die O rd n u n g der N ov em ber-P a ten te , w ard bei d e f i n i t i v e r Aufhebung der Gesammtverfassung von 1855 „ fü r die zum B u n d e gehörenden H e rz o g tü m e r Holstein und Lauenburg" (und der damit in Verbindung stehenden obener­wähnten V erfassungs-B est im m ungen für Holstein) doch nicht auch definitiv jetzt diese N euordnung eingeführt, sondern a l s J n t e r i m i s t i c u m u u r bis zum „verfassungsmäßigen Wieder­anschluß oftgedachter Herzogthümer an die nicht zum Deutschen B unde gehörenden Theile der M onarchie," zu dessen „Herbei­führung" P a te n t I . „die geeigneten Schritte vorbehielt," woneben P a te n t I I I . denn zugleich die Holsteinischen S tä n d e zu demselben B ehuf außerordentlich einberief: eine M a ß n a h m e die sehr wohl zu ihrem endlichen Ziele, zur Wiederherstellung einer einigen und w i r k l i c h e n Reichsverfassung fü r die G e s a m m t-M o n a rc h ie , gleich guten W illen bei der Negierung vorausgesetzt wie bei den Holsteinischen S tä n d e n , sich hinausführen ließ i n n e r h a l b k ü r z e r e r F r i s t a l s b is die alte Gesammtverfassung eine Einbe­rufung des Reichsraths erforderlich machte; ein Act aber zugleich der nu r geboten erschien durch das Bundesrecht ebensowohl wie durch die getroffene V ereinbarung vom J a h r e 1 852 der B u n d e s - Verfassung gemäß.

D ie B undesversam m lung nämlich hatte natürlicher Weise nicht bloß jene N egation, jene Wiederaufhebung der angefochtenen * J | r in W i Verfassungs-Erlasse verlangt , sondern zugleich eine p o s i t i v e Neuordnung der D ing e und zw ar in G emäßheit des B undes - ^definitiv^ rechts soweit dies n u r maßgebend w a r sowie der ebengedachten r-r Dinge. Vereinbarung vom J a h r 1852. I n dieser Vereinbarung aber w a r im Allgemeinen zunächst die vormärzliche Landesverfassung

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der H erzog tüm er wieder anerkannt als die „rechtlich bestehende," und sodann eine zeit- und verfassungsgemäße Weiterentwicklung dieser Verfassung unter Wiederherstellung und Befestigung eines „wohlgeordneten Ganzen" der Gesammtmonarchie in dem B e ­reich der vormärzlichen administrativen Gesammtstaatlichkeit fest­gestellt. F ü r diese Weiterentwicklung erforderte nun die zunächst wieder anerkannte vormärzliche Landesverfassung und somit die Vereinbarung (wie denn auch für Holstein und Lauenburg das Bnndesrecht selbst, insofern es nur auf verfassungsmäßigem Wege Verfassungs-Veränderungen zuläßt) die M i t w i r k u n g der zunächst wieder reactivirten vormärzlichen S t ä n d e . An­drerseits w ar es E i n wohlgeordnetes G a n z e der G e s a m m t - Monarchie, zu der auf Grund jener vormärzlichen administrativen Gemeinschaftlichkeit Dänemark und Schleswig u n d Holstein u n d Lauenburg der Vereinbarung gemäß wieder vereint werden sollten. Und konnte es also hiernach und abgesehen von An­derem nur als selbstverständlich sich darstellen, nur als pflicht­gemäßes Zugeständniß von Dänischer Seite, wenn nach Wieder­beseitigung der rechtswidrigen Ausführung jener Weiterentwicklung ohne Mitwirkung der S tände und bei Herstellung jenes In te r im durch Patent I. und II. zugleich Paten t EH. eben die H o l s t e i n i ­schen S t ä n d e auf den 3. J a n u a r v . J . zu einer Versammlung nach Itzehoe b e r i e f , wo ihnen diejenigen Vorlagen gemacht werden sollten, welche nach Aufhebung der mehrgedachten Ver- faffungserlasse in der bezeichnten Weise, wie das Paten t sich ausdrückt:

„ W ir zur E r g ä n z u n g d e r V e r f a s s u n g Unsres Her­zogthums Holstein erforderlich erachten,"

und wodurch„W ir Unsren getreuen Provinzialständen des Herzog­

thums Holstein Gelegenheit geben werden, ihre W ü n s c h e und A n t r ä g e über die Ordnung der v e r f a s s u n g s m ä ß i g e n S t e l l u n g d e s H e r z o g t h u m s H o l s t e in i n U n s e r e r G e s a m m t - M o n a r c h i e auf der durch die Allerhöchste B e ­kanntmachung vom 28. J a n u a r 18.52 gegebenen Grundlage auszusprechen."

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III.

W ir haben die Ordnung der Dinge auseinandergelegt wie @tänbSiät sie hergestellt worden durch die November-Patente. Diese Ord- eom3$Sden nung enthielt ein Jnterimisticum nur, und das Definitivum KuUate sollte erst festgestellt werden nach stattgehabter Verhand lung fcer{cU'cn‘ m it den Holsteinischen Ständen. Diese Verhandlung er­schien auf den ersten Blick wie bemerkt als von selber geboten, als ein dänisches Zugeständniß; in Wirklichkeit war sie, so wie sie zu Stande kam, ein Zugeständniß dagegen von Seiten des Bundes. Und eben die Art und Weise in der sie zu Stande kam, der Charakter den darnach die Maßregel an sich trug, der Gang der Verhandlung und die Resultate derselben ist was wir weiter zunächst hier in's Auge zu fassen haben.

Was den ersten der ebenberegten Punkte betrifft, die A r t abifg i" ie wie die Ständeverhandlung in Anregung kam woraus erst der wahre Charakter der Maßregel erhellt, fällt der Sache ®tanbe ,am* Verlauf natürlich zusammen mit dem Ver lauf der am Bunde gepflogenen Verhandlungen. Der Bundestag, wie er- ^uj^vom wähnt, hatte dem Bundes- dem Landesverfassung und dem n-Febr.iss«. Recht der Vereinbarung vom Jahre 1852 nicht entsprechend be­funden, wie „Dänemark wegen Holstein" das neue Verfaffungs- werk seit dem Jahre 1853 zur Ausführung gebracht hatte. Der Bundesbeschluß vom 11. Februar 1858 sprach dies aus unter Hinweis auf eine Reihe besonderer Punkte, und verlangte von der Landesregierung oder gebot ihr als Bundesgliede die Er­füllung der ihr obliegenden bezüglichen Rechtspflichten. Zu solchem Zweck war der erste und nothwendigste Schritt die Wiederauf­hebung der angefochtenen einzelnen Verfassungsbestimmungen; dann aber weiter natürlich die landesverfassungs- vereinbarungs- und bundesrechtsmäßige, die jener Rechtspflicht entsprechende Neuordnung der Dinge. Den Umständen nach konnte diese Neuordnung nun einerseits nicht unverzüglich erfolgen. Anderer­seits aber verstand sich von selbst, daß wie zur Ausführung der­selben zwar der sonst souveränen Königlich Dänischen Majestät die Initiative zunächst unbenommen verbleiben mußte und die Bundesversammlung vorerst keine Vorschriften weiter zu machen

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hatte, doch nicht das Vorgehen zu diesem Zweck oder der An­griff der Sache in das Belieben der Landesregierung verstellt bleiben konnte, vielmehr die Negierung auch außerdem dem Bund darüber Mittheilung zu machen hatte, wie und in welcher Weise sie in der Neuordnung der Dinge der ihr obliegenden Verbind­lichkeiten sich zu entledigen beabsichtigte. Und nur eine die Bundesversammlung befriedigende Erklärung in dieser Beziehung konnte natürlicher Weise das Einschreiten des Bundes gegen die Einzelregierung nach Maßgabe der Erecutionsordnung mit Zwangsmaßregeln hintenanhalten.

b e M ,? v o m Nach jenem Bundesbeschluß vom 11. Febr. war dies die 85.Febr.i858. sehr einfache Lage, an der auch der weitere Beschluß vom

25. selbigen Monats natürlich nichts änderte; denn es ergänzte derselbe die Sache nur dahin, daß er der Landesregierung jeden gesetzgeberischen Act auf Grund des rechtswidrig hergestellten Verfassungsbestands untersagte.

m«r?Rüs- Rückäußerung Dänemarks auf die beiden Bundes-vom 26M arz Beschlüsse erfolgte erst zwei Monate später, den 26. März. Die

bezügliche Erklärung glaubte unterscheiden zu müssen zwischen denjenigen Aussetzungen, die die Bundesversammlung gemacht habe an dem neuen Verfassungswerk aus den Grundsätzen des Bundeörechts, und denjenigen andererseits aus „diplomatischen Transaktionen und internationalen zwischen dem Könige von Dänemark und dem Deutschen Bunde abgeschlossenen Acten." Vornämlich um diejenigen Einwände zu beseitigen die aus diesen „in te rnationa len Acten" der Bund hergeleitet habe, „in Betreff deren man dem Bundestage nicht das Recht zuge- ftehen könne, seine eigene exclusive Interpretation mit der Wirkung dieselbe für den ändern dabei interessirten Theil obligatorisch zu machen in Anwendung zu bringen," schlug die Regierung „Unterhandlungen mit dem Bunde durch Abgeordnete" vor „auf Grundlage des Bundesbeschluffes vom 29. Juli 1852" — bekanntlich derjenige Act in dem die Bundesversammlung, zurückgehend auf den Bundesbeschluß vom Jahre 1846, sich einverstanden erklärt hatte mit der von Oesterreich und Preußen im Namen des Bundes vermittelten Beilegung der bestandenen Differenz, d. H. mit Sr. Maj. Friedrich's V II. „Allerhöchsten

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Bekanntmachung" vom 28. Januar 1852 als eben dem Hauptdocument jener in dem bekannten „Depeschenwechsel von 1851/52" getroffenen „Vereinbarung," mit Bezug auf deren Ausführung der Bundesversammlung ihre Competenz d. h. die ihr zustehende Ueberwachung natürlich Vorbehalten verblieb. Diese Vereinbarung war es — und sie kehrt immer hier wieder, weil sie eben die Principien feststellte für die neue Verfassung der Herzogthümer an und für sich und in ihrem Verhältniß zum Königreich — diese am Bund mit der Einzelregierung des Bundeslandes vollzogene und also einen einfachen Bundes­act bildende Vereinbarung war es, worauf jetzt Dänemark seine „ in te rnat ionalen" Conclusionen begründete. Im Uebrigen aber d. H. die Sache vom Standpunkte der Bundesgesetz­gebung aufgefaßt, „konnte die Regierung", wie sie in der November-Depesche von 1858 sich ausließ, „wohl aus Achtung vor den politischen Verpflichtungen des Königs in seiner Eigen­schaft als Mitglied des Deutschen Bundes für Holstein und Lauenburg den Bundesbeschlüffen in Bezug auf die Herzog­thümer sich fügen, selbst dann wenn sie die Haltbarkeit der zur Begründung dieser Beschlüsse angeführten Gründe nicht an­erkannte, natürlich unter der Voraussetzung daß der Bundestag innerhalb der Grenzen seiner unbestreitbaren Competenz ver­blieb." Und da es hier eben hauptsächlich, vom Stand­punkte des Bundesrechts, darum sich handelte daß die ange­fochtenen Verfassungs-Erlasse ohne Mitwirkung der Stände in's Leben getreten waren, während doch die zunächst reaetivirte vor­märzliche Landesverfassung, enthalten in ihren Grundzügen im Allgemeinen Gesetz vom 28. Mai 1831 (m. s. den Tert desselben in der Anlage A.), nur unter ständischer Mitwirkung eine Ver­fassungs-Veränderung zuließ: erklärte die Rückäußerung vom 26. März daß man zuvörderst

„in Anbetracht, daß das Allgemeine Gesetz vom 28. Mai 1831, die Provinzialstände betreffend, für das Herzog­thum Holstein nicht in verfassungsmäßiger Weise ge­ändert sei, den Provinzialständen dieses Herzogthums die Bestimmungen der Sonderver fassung von 1854 vorlegen wolle, gegen deren verfassungsmäßige

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Gültigkeit der Bundesbeschluß Einwand erhoben habe." Außerdem war die Regierung „bereit", um „die Elemente zu einer eventuellen Verfassungs-Revision zu erlangen",

„dieihr durch den Bundesbeschluß dargebotene Gelegenhei t zu benutzen, um ohne inWiderspruch mit der eigenen Auffassung der Rechtsfrage zu gerathen" (wonach nämlich Alles sonst verfassungs- und verein­barungsgemäß sowie dem Bundesrechte entsprechend ge­ordnet und festgestellt worden) „die Stände in die Lage zu versetzen daß sie in a l l gemeiner Weise ihre Wünsche über die Regelung der S t e l l u n g Hols te in ' s in der Gesammtver fassung der Monarchie sich auözusprechen vermöchten."

Wir halten uns hier nicht auf mit der näheren Erforschung des eigentlichen Sinnes dieser so auf Schrauben gestellten Be­reitwilligkeits-Erklärung, und untersuchen auch nicht genauer welche Bewandtniß es hat mit jener Scheidung zwischen dem bundesrechtlichen und dem internationalen, dem völkerrechtlichen in die Frage hineingezogenen Standpunkt, der, so zutreffend diese Scheidung auf den ersten Blick auch erscheinen mag, doch im Zusammenhänge der Dinge und bei Zurückführung der Contro­verse auf ihren Ausgangspunkt, wie schon bemerkt, sich sehr einfach wieder zurückführt auf den einfach bundesrechtlichen Standpunkt —nur unter inzwischen erfolgter Vereinbarung zwischen der Bundesversammlung als solcher und der Landesregierung der Bundesherzogthümer Holstein und Lauenburg in Betreff der Ordnung der Verfassungs-Verhältnisse des Herzogthums Hol­stein für sich und „in seinen auf Gesetz und Herkommen be­ruhenden Beziehungen". Wir erörtern hier diesen Punkt wie gesagt nicht genauer, wenden vielmehr uns zu Dem was hier insbesondere zur Rede steht: die Art wie die Stände-Verhandlung angeregt wurde. Und da ergiebt sich denn klar genug wie sie dänischerseits eben nur in Vorschlag gebracht wurde, nicht um den betreffenden Vorschriften der Verfassung Genüge zu leisten und den bezüglichen Rechtsmangel bei Herstellung der Gesammt- Verfassung nachträglich zu heben; sondern als Ausweg zunächst nur um nicht diejenige Antwort ertheilen zu müssen, die vor

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Allem erforderlich war auf den Bundesbeschluß zur Verhinde­rung des Eintretens der Bundeserecution. Denn diese Antwort bestand, wie schon früher hervorgehoben, oder hätte bestehen müssen in einer klaren und unzweideutigen Kundgebung dar­über, wie und in welcher Weise die Negierung der Meinung sei in der Gesammt-Verfassung dem Bundeörecht und der Ver­einbarung gemäß die einmal sofort nicht zu bewerkstelligende Neuordnung der Dinge ihrerseits herzustellen. Hierüber enthielt aber die Rückäußerung nichts, schob statt dessen vielmehr erst Verhandlungen vor mit den Holsteinischen Ständen, und zwar in der angegebenen unklaren und unbestimmten Weise ohne daß überall nur die Rede war von einer Vor la ge an die Stände, als in welcher die Landesregierung die Initiative zu ergreifen gehabt hätte um den rechts- und verfassungsmäßigen Zustand herbei zu führen: ganz so wie auch früher, da nur noch Oester­reich und Preußen in Kopenhagen reclamirten, man sich zu helfen versuchte um nur erst Zeit zu gewinnen — mit der mit­unter denn freilich auch „Alles gewonnen" — worauf dann damals auch wirklich erst die Verhandlung erfolgte, und zwar „den Ständen Gelegenheit zu geben sich frei auszusprechen!" Und es lag allerdings in den Verhältnissen schon damals, und von Anbeginn an wie späterhin wie wir sehen werden dies nur um so mehr noch der Fall war, daß ihrerseits die Regierung angewandt sein mußte so viel möglich sich passiv in der Sache zu halten, um immer von Neuem den Bund wieder zum Vor­gehen zu nöthigen, zu immer erneuerten Forderungen in dieser leidigen Controverse, die von den nicht deutschen Mächten längst für glücklich erledigt gehalten nach Jahren nun plötzlich wieder aufgetaucht war, das Europäische Concert von Neuem zu stören. Und so das Odium der Sache dem Bund aufzuladen, die eigenen nichtssagenden Schritte und Maßnahmen aber als „versöhn­lichste Anerbietungen" erscheinen zu lassen, darin bestand ja die ganzeHall-Krieger'sche Politik, die so eifrig sie einerseits die „freie und unabhängige der Krone zuständige Initiative" unge­schmälert verlangte, wie in jener November-Depesche vom Jahre 1858, so entschieden zugleich im vollsten Widerspruch hiemit in der ihr ergebenen Presse die Behauptung vertreten ließ: wenn

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4. Aufforde­rung des

Bundes an Dänemark

vom 20. M a i.

6. Däne- mark'S E rw i­derung vom

15. Juli.

die Bundesversammlung die bestehende Ordnung für verfassungs­widrig erklärt, und eine verfassungsgemäße Aenderung dieser Ordnung verlangt, so ist es natürlich an i h r , an der B u n ­desversammlung auch die Art dieser Aenderung eben ihrer­seits anzugeben!

Der Bund respectirte dagegen natürlicher Weise die Prä­rogative der Oldenburgischen Krone, und enthielt sich jedweder Weisung in der gedachten Beziehung. Er verlangte indeß unterm 20. Mai von der König-Herzoglichen Regierung nun­mehr „ in einer Frist von 6 Wochen längstens bestimmte M i t th e i lun g über die Art und Weise, wie sie die Verfassungs­verhältnisse Holsteins und Lauenburgs gemäß dem Beschlüsse vom 11. Februar zu regeln gedächte." Für den Fall daß die Mittheilung dann die ernste Absicht bekunden würde, den Rechts­ansprüchen der Herzogthümer und des Bundes Nachkommen zu wollen, stellte der Bund, indem er die Entscheidung über die Sache sich vorbehielt, seine Zustimmung in Aussicht zu der nochmaligen Verhandlung erst wieder mit den Holsteinischen Ständen: jener nur vorläufigen wieder wie die Regierung sie vorgeschlagen, der dann schließlich natürlich noch immer diejenige folgen mußte, welche zur definitiven Ordnung der Verfassungs- Verhältnisse über die von der Regierung zu machende besondere Verfassungs-Vorlage die Vereinbarung wie wir näher noch sehen werden verlangte. Von dem Inhalt der Mittheilung aber machte der Bund daun auch noch abhängig, unter Verstärkung der Aufforderung vom 25. Februar, ob und in welcher Form etwa einzugehen sein möchte auf die anderweitig von der Re­gierung beantragten Unterhandlungen.

Gemäß jener Politik der Passivität erwiderte Dänemark unterm 15. Juli, indem es zugleich die schon oben erwähnte Erklärung abgab „daß, um in einem ändern Punkte dein Bun­destag entgegenzukommen, es bereit sei die Gesammtverfassung vom 2. October 1855 in ihrer Totalität als provisorisch für Holstein und Lauenburg außer Thätigkeit gesetzt anzu­sehen," wie

„eine Mi t thei lung von jener Tragwei te bei der vor­handenen Sachlage vor Eröffnung der Unterhandlungen

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nicht gemacht werden könne, ohne gleichzeitig ein Vor­greifen zu sein das im Widerspruch mit dem Vorgesetzten Zwecke selbst stände, nämlich mit der Herbeiführung eines gütlichen Vergleichs über die Stellung Holstein's und Lauen­burg's in der Gesammtmonarchie."

So gedrechselt hier wieder die Worte hervorkamen in beiden Punkten zugleich, so wenig besagte das „Zugeständniß" im ersten und so bestimmt ward im zweiten das gestellte Ver­langen zunächst wieder abgelehnt, und statt des bundesrechtlichen Standpunktes, des eigenen der Sache auf dem freilich die ein­zelne Bundesregierung den Beschlüssen der Bundesversammlung zu gehorsamen hat, der internationale in den Vordergrund ge­stellt, der der Angelegenheit fremde auf dem aber die unter­handelnden Theile mit dem gleichen Recht ihrer Meinung, ihrer Interpretation der Tractate um die es sich handelt sich gegen­überstehen: hier der Vereinbarung am Bunde vom Jahre 52, über die bei der -herrschenden Differenz in der Auffassung der­selben eine Einigung dann nur wieder hätte erlangt werden können nicht ohne Concessionen von Seiten des Bundes in einem neuen Compromiß, während, wenn die Einigung nicht erfolgte und die Frage damit von Neuem eine europäische ward, die Umstände damals d. H. die Stimmungen der Mächte für Dänemark doch noch immer sehr günstige waren. Ungeachtet des Allen ließ der Bund sich auch jetzt noch, beseelt von dem Wunsche im Interesse des Friedens und der Ruhe Europas der Bundes-Erecution sich überhoben zu sehen, die doch eben auch Dänemark als sonst „souveräne europäische Macht" traf, erst wieder zu weiteren Verhandlungen in der Angelegenheit herbei. Es geschah dies im Bundesbeschlusse vom 12. August, der zwar einerseits jetzt mit dem Holsteinischen Ausschüsse den besonderen Erecutions-Ausschuß in der Sache zusammentreten, im Uebrigen aber Dänemark einladen ließ durch seinen Gesandten am Bund „den beiden vereinigten Ausschüssen in vert raul icher Weise die geforderte Mittheilung zukommen zu lassen." Da­bei verlangte der Bund eine Erklärung darüber, ob auch die übrigen angefochtenen Verfassungserlasse gleichzeitig mit der Gesammtverfassung „außer Wirksamkeit treten würden."

6. Bundes­beschlust vom

12. August.

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mark^Ant. Dänemarks Antwort erfolgte unterm 9. September. Sie i^Septbr! enthielt neben der Erklärung „daß die Regierung die in Bezug

auf die gemeinschaftliche Verfassung für Holstein und Lcmenburg angekündigte Absicht auch auf die vorerwähnten, von dieser Ver­fassung unzertrennlichen Bestimmungen in Anwendung bringen wolle," die Ermächtigung des Gesandten Sr. Majestät am Bunde

„den vereinigten Ausschüssen auf an ihn ergangene Auffor­derung diejenigen vertraulichen Mittheilungen zu machen, welche sich bei dem jetzigen Stande der schwebenden Frage über die Mittel und Wege um die verfassungsmäßige Stellung der Herzogthümer Holstein und Lauenburg in der Monarchie zu ordnen machen ließen;"

und hierzu hatte die Regierung sich bereit finden lassen „indem sie in der für die gewünschte Mittheilung angebotenen con- fidentiellen Form eine Anbahnung zu der durch die Erklärungen vom 26. März und 15. Ju li vorgeschlagenen förm lichen U nterhand lung zu finden geglaubt."

8. Einigung Nach einem solchen Resultat der seit dem 11. Februar Deftervcid; 6 mm ^ 0n jn ^cn September hineingezogenen Verhandlung der

« uSuæri"ritt Sache vereinigten sich Oesterreich und Preußen zunächst — die Bunde's-" schon im Jahre 56 zu remonstriren begonnen hatten — unter

Cctcbeu858. bestimmtester Androhung der Bundeserecution vor Allem die definitive Aufhebung jener Verfassungs-Erlasse zu fordern, die rechts- und verfassungswidrig in's Leben getreten waren. Die übrigen Bundesglieder traten der Einigung bei, und hatte dies da es „zur Kenntniß der Regierung gebracht" worden sowie der „einstimmige Rath der nicht deutschen Mächte", die doch nunmehr soweit es das Herzogthum Holstein betraf von der Berechtigung des Bundes die vollste Ueberzeugung erlangt hatten, jene „Zuvorkommenheit" Dänemarks zur alsbaldigen Folge, mit der durch die November-Patente I. und II. die Er-

9 cii( lasse definitiv aufgehoben sowie durch das Patent No. I I I . die BcriScbct Holsteinische S tändeversam m lung einberufen wurde.

6‘ Das war der Dinge Verlauf für die hier fragliche Maß­nahme, eben die der Ständeberufung; was war der Charakter derselben wenn der Bund ihr nun zustimmte?

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IV.D ie E in igung P re u ß e n 's und Oesterreich's und der übrigen

Bundesglieder vom October 1858 in der „Holsteinischen" Sache verlangte, un ter Androhung sofortiger Bundeserecution, die defini­tive Aufhebung jener Verfassungs-Erlasse welche die früheren Bundesbeschlüsse beanstandet h a t t e n : diese definitive Aufhebung erfolgte in den November-Patenten und w a r damit jenem B u n d e s ­verlangen ein G enüge geschehen. E s handelte sich nun weiter um die N euordnung der D in g e , in Betreff deren der B u n d schon unterem 20. M a i „in einer Frist von 6 Wochen längstens bestimmte M it thc i lung" verlangt hatte. Diese M ittheilung, wie v e r la n g t , w a r seither nicht erfolgt. D ie Pa ten te beriefen statt dessen die Holsteinischen S tä n d e zu einer nochmaligen V er­hand lu ng , wie sie im J a h r e vorher bereits statt gehabt hatte, da n u r noch von Oesterreich und P reu ßen die S ache geführt wurde. Auch hierzu ertheilte — und damit zum In te r im also, b is nach Sch luß der V erhandlung — der B u n d seine Zustim ­m u n g ; und wie verhielt es sich sonach mit dem C h a r a k t e r der M a ß n a h m e , der der S tän d ebe ru fu ng ?

Je n e f r ü h e r e V e r h a n d l u n g mit den Holsteinischen S tä n d e n im J a h r e 1857 — und erst ein Rückblick a u f sie stellt die Sache in 's richtige Licht — w a r seiner Zeit wie erinnerlich ohne jeden Erfo lg geblieben. W a s nämlich vor Allem zur F rage stand w a r nicht eine „Verbesserung der Sonderverfassung des H er­zogthums Holstein", wie dänischerseits stets es dorgestellt wurde zumal in der unkundigen europäischen Presse, vielmehr die S te l lung der Herzogthümer in der Gesammtmonarchie; und hätte hierüber die Regierung den einberufenen S tä n d e n , und zw ar in dem Entw ürfe einer neuen gemeinsamen Verfassung oder den bezüglichen Aeuderungen der beanstandeten a l ten , schon dam als eine V orlage ihrerseits zu machen gehabt. S i e enthielt sich aber schon dam als jeder In i t ia t ive , legte den S tä n d e n nu r den E n t ­w u r f einer neuen Sonderverfassung vor, der überdies kaum sich unterschied und n u r in den unwesentlichsten Punkten von der factisch bestehenden Sonderverfaffung, und

b. Charakter der M a ß ­nahme der

Einberufung der S tän d e.

l . Rückblick auf die

S tan d e- verhandlung

vom Jabre 1857.

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„sollte dabei den Provinzialständen Gelegenheit gegeben sein, sich frei und ohne Rückhalt über die A b g r e n z u n g der g e m e i n s c h a f t l i c h e n und der b e s o n d e r e n A n g e ­l e g e n h e i t e n auszusprechen, und ebenso unabhängig ihre Wünsche und Ansichten in Betreff der S t e l l u n g H o l ­s t e i n ' s z u r G e s a m m t m o n a r c h i e vorzubringen, i n s o ­f e r n diese F rage mit der Abgrenzung der Competenz der Provinzialstände in nothwendigem Zusam menhang stehe."

Noch gewundener und unklarer lauteten die Anssprüche der Regierung in den nach W ien und B e r l in gegebenen E r ­klärungen über die S ach e , wobei das verfassungsmäßige Recht der „ P r o v i n z i a l " - S tä n d e der H e rz o g tü m e r zur M itwirkung bei der Feststellung der Gesammtverfassungs-Verhältnisse stets a u f das Atterbestimmteste in Abrede gestellt wurde. E in E r ­greifen der In i t ia t iv e von S e iten der S tä n d e behufs Aufstellung eines E n tw u r fs einer neuen Gesammtverfassung hätte hiernach also sofort die Regierung selbst inhibiren müssen a l s ein Ü b e r ­schreiten der Competenz, und w a s verblieb da an „Wünschen und Absichten" „unabhängig" noch „vorzubringen?" Auch w a r die Zeitlage im Allgemeinen dam als noch sehr wenig günstig fü r ein solches Vorgehen in der Sache seitens der Holsteini­schen S tä n d e . Dieselben beschränkten sich daher , unter ein­gehender Verhandlung des neuen Sonderverfassungsentw urfs , w a s die Gesammtverfassung betraf au f den Nachweis der Rechts# Widrigkeit der factisch bestehenden O rd n un g d. h. des octropirten Verfassungsgesetzes vom J a h r e 55. S i e erwarteten von der R egierung die Vorlage einer Gesammtverfassung, die entworfen w äre in Gemäßheit ihrer begründeten Rechtsansprüche. E iner solchen V orlage würde a lsdann in sorgfältigster B e ra th u n g alle ihr gebührende Beachtung ständischerseits zu Theil werden, wo­bei eine „V erbindung aller Theile der Gesammtmonarchie zu einem wohlgeordneten G anzen" , wenn nur nach den Princip ien jener Vereinbarung („Selbstständigkeit" und „Gleichberechtigung" aller Reichstheile) hergeftellt, ausdrücklich a ls den Interessen auch der H e rz o g tü m e r entsprechend erklärt wurde selbst wenn „die Gemeinsamkeit noch umfassender w ürde a l s sie im V or-

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märz gewesen/' während doch nur jene, die vormärzliche der Vereinbarung zu Grunde lag.

Dies Verhalten nannte die Regierung einen "passiven Wider­stand gegen das 52er System!" ein »nicht Eingehen der Stände auf das vorgeschlagene Arrangement!" und die Sache blieb wie gesagt ohne jeden weiteren Erfolg. Nur daß ein Jahr wieder gewonnen war, dänischerseits, bis zur Anbringung der Angelegenheit durch Oesterreich und Preußen an den Bund! Seit dieser An­bringung bis zum Erlaß der November-Patente war dann wie­der ein Jahr in Verhandlungen hingegangen, und nun brachten diese Patente — von Neuem eine Einberufung der Holsteinischen Stände, von Neuem zum Zweck einer nur vor läuf i gen Verhand­lung nach Lage der Umstände wie wir weiterhin sehen werden; und das Ende stand also glücklich wieder beim Anfänge der Dinge!

Die Lage indeß war doch nicht völlig dieselbe. Das ge­meinsame Verfaffungsgesetz vom Jahre 55 war zugleich definitiv aufgehoben durch die gedachten Patente, und das: „für Holstein und Lauenburg" mit der „fortdauernden Wirksamkeit für Däne­mark und Schleswig" war schon in sich selbst eine nichtssagende Phrase, die man der Schwierigkeit der Umstände Nachsehen konnte in denen in Kopenhagen die Regierung allerdings sich befand; war zunächst jedenfalls nur ein theoretischer Satz, nur eine Gesetz-Disposition die nichts weniger als die Notwendig­keit ihrer Verwirklichung in sich trug. Auch Vorlagen waren den Ständen bei der Einberufung schon zugesagt, in Betreff eben der Neuordnung der Gesammtverfassungs-Verhältniffe. Nur gebunden an die Vereinbarung vorn Jahre 52, an die „Aller­höchste Bekanntmachung" vom 28. Januar, sollten wirklich die Stände jetzt „unabhängig und frei und ohne Rückhalt" sich aussprechen dürfen, nicht über die „Abgrenzung der gemein­schaftlichen und besonderen Angelegenheiten und die Stellung Holsteins in der Gesammtmonarchie, insofern sie mit dieser Abgrenzung in Zusammenhang stehe," oder wie ähnlich in den Depeschen nach Wien und Berlin die kunstvollen Wendungen seiner Zeit lauteten, in denen die Sprache benutzt ward zur Ver­schleierung der Gedanken, lieber jene Vor l agen vielmehr

2. Erfolg- losigkeit der

Stände- Verhandlung

vom Jahre 1857.

3. Veränderte Sachlage im Jahre 1858.

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4. Zustim­mung des

Bundes un­term 11. D e ­cember 1858 zur Stand e-

berufung.

5. Charakter der

Maßnahme.

die die Regierung verheißen, und zwar in Betreff eben der Neuordnung der G e s a m m t v e r f a s s u n g a l s s o l c h e r , soll­ten sie unbehindert und frei ihre Anträge stellen. Wunsch und Wille des Landes selbst, um dessen Recht es sich handelte, konnte damit zu bestimmtem und klarem Ausdruck gelangen, und insoweit empfahl sich denn allerdings die M aßnahm e dem Bunde und — concedirte er sie!

D ie Zustimmung erfolgte, zu dieser nochmaligen vorläufigen Verhandlung der Landesregierung mit den Holsteinischen S t ä n ­den — und zugleich wie schon bemerkt auch zum In te rim also, bis nach Schluß der Verhandlung, so wie es festgestellt w ar durch die N ovem ber-Paten te — im Bundesbeschluffe vom 11. December; und ward den Fortgang der Sache im Auge zu halten so wie s .Z . zu berichten über die Resultate derselben den Vereinigten Ausschüssen dabei der Auftrag ertheilt. Eine nur „ v o r l ä u f i g e " w a r aber auch wieder diese neue V er­handlung, trotz der in Aussicht gestellten Regierungs-Vorlagen, da es eben nur um die „Wünsche" und „Anträge" der S tände sich handelte, die durch die definitive O rdnung — w ir kommen auf die Sache zurück — mit zu besch l ie ßen berufen waren.

D e r C h a r a k t e r der M aßnahm e ist hiernach ersichtlich. S ie w ar ein Z u g e s t ä n d n i ß des B u n d e s wie klar auf der Hand liegt, unter A ufschub wieder der definitiven Neuordnung der Dinge, über die bis dahin der Bund nicht einmal sene „Mittheilung" erlangt hatte die vom 20. M a i „ innerhalb 6 Wochen" erfolgen sollte, und für die von dänischer Seite überhaupt noch seither n icht d a s G e r i n g s t e erfolgt war. D a s e i n z i g e Resultat der ganzen Verhandlung im Laufe des letzten J a h r s , nach Wiederaufnahme der Sache von Seiten der B undes­versammlung, w ar das r e i n n e g a t i v e : die Aufhebung der rechtswidrigen Verfassungserlaffe unter vollständiger Offenlassung der Frage der Neuordnung, die a ls die positive, die entscheidende Seite der Sache v o r d e r H a n d s u s p e n d i r t , nun erst nach dem Schluß der Verhandlung wieder der Holsteinischen S tände überhaupt zur Erörterung, zur Sprache gelangen konnte.

D i e s w ar die Lage, dies der Charakter der Sache nach dem V erlauf der seitherigen Verhandlungen am B u nd e , und

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wir verlieren kein W ort über den Gegenstand weiter, der klarer I nicht vorliegen kann als er in Wirklichkeit vorliegt. Nichts- ' destoweniger — wie wir nur kurz noch erwähnen, weil es im

Allgemeinen die Haltung der Regierung in Kopenhagen und die ihrer Politik so treffend charakterisirt — nichtsdesto­weniger hatte die mehrgedachte Depesche die den Gesandten bei den nicht deutschen europäischen Höfen, bei den Theilnehmern an dem Londoner S t a a t s e r b f o l g etractat der beiläufig mit der V e r f a s s u n g natürlich allganz nichts zu schaffen h a t , die Patente vom 6. November 1858 communicirte; hatte in ihr S e . Ercellenz der Conseils-Präsident H a l l , S r . Dänischen Majestät derzeit Minister des A uswärtigen, den Mächten die Dreistigkeit infinuiren zu lassen:

" D e r K önig , unser erlauchter H e rr , hat sich in dieser Weise zu dem Schritte entschlossen, der j e d e n A n l a ß z u r E r e c u t i o n b e s e i t i g e n m u ß . E r hat j e d e m V e r l a n g e n w i l l f a h r t , zu dessen Begründung das deutsche Bundesrecht angerufen werden könnte. D ie Regierung des Königs schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß d e r B u n d dieses Verfahren zu schätzen wissen und auch s e i n e r s e i t s d a z u b e i t r a g e n werde, daß diese Differenz endlich einer friedlichen Lösung entgegengehe. S i e giebt sich um so mehr dieser Hoffnung hin a ls es ihr u n m ö g l i c h ist a u f dem W e g e d e r Z u g e s t ä n d ­n isse w e i t e r v o r z u g e h e n ! "

Und den T rum pf setzte Herr K r i e g e r , der Märzdemagoge, durch den M und seines Conseils-Präsidenten mit der Drohung d a r a u f :

„Wenn daher gegen alles Erwarten der B und n e u e B e g e h r e n von größerer Tragweite Vorbringen würde, so wäre es die gebieterische Pflicht jeder Dänischen Ne­gierung sich dem mit um so g r ö ß e r e r E n t s c h lo s s e n ­h e i t zu w id e r s e t z e n , als sie zählen könnte a u f d e n e r g e b e n e n u n d e n e r g i s c h e n B e i s t a n d d e r N a t i o n ! ! —

6. Dänische Insinua­

tionen.

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c. D ie Ver­handlungen

u. Bejchliisse der letzten

Stäiidcriät.

1. D ie V or­lagen der

Regierung:

aa. nener (u. zw. 4let)

Entwurf einer Hol­steinischen Sonder­

verfassung.

V.

Das Patent No. III. vom 6. November 1858 rief die Holsteinischen Stände zu einer außerordentlichen Versamm­lung auf den nächsten 3. Januar nach Itzehoe zusammen. Hier sollten ihnen diejenigen Vorlagen von Seiten der Regierung gemacht werden, die nach Aufhebung der vom Bunde bean­standeten Verfassungserlaffe „zur Ergänzung der Verfassung" nothwendig wären. Schon die Gestalt dieser Vorlagen, wie sie nun wirklich erfolgten, entsprach jener Haltung der November- Depesche die wir so eben gelegentlich blosgelegt haben. Be­trachten wir hier zunächst die auf Grund dieser Vorlagen in der Ständeversammlung geführten Verhandlungen.

Die Ständeversammlung ward richtig eröffnet am 3. Jan. in der Stadt Itzehoe. Zur „Ergänzung" der „Sonderverfassung des Herzogthums Holstein", die a ls solche natürlich gar keiner Ergänzung bedurfte, da nur diejenigen ihrer Bestimmungen waren hinfällig geworden, die selbst die Regierung noch erst unterm 9. September für „von der gemeinschaftlichen Verfassung unzertrennlich" erklärt hatte und die eigentlich zu dieser, nicht zu der Sonderverfassung gehörten - zum Zweck solcher „E r­gänzung" übergab der landesherrliche Commissar einen noch­maligen neuen „Holsteinischen Sonderverfassungsent­w urf", jetzt den vierten der Zahl nach seit dem Jahre 1853 wo der Entwurf der factisch bestehenden Sonderverfassung, mit Ausnahme wie bekannt der jene Bestimmungen enthaltenden ersten 6 Paragraphen, von der Regierung zur Berathung war vorgelegt worden. Zwei Jahre später folgte diesem ersten ein zweiter, nach dem Erlasse jener Verfassung im Juni 1854 im folgenden Jahr; in eben demselben Jahr nämlich war die Ge- sammtverfassung erlassen, die vom 2. October; dieser Erlaß aber war selbst schon ein zweiter verbesserter nach Wiederauf­hebung jenes früheren vom Jahre 1851, in dem die erste Gc- sammtverfassung der Monarchie publicirt w ar; und nun er­forderte wieder die neue Gesammtverfassung Modifikationen auch der Holsteinischen Sonderverfassung. Der Entwurf ward abgelehnt von den damals schon (nach der Verfassung) mitbe-

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schließenden Ständen; nichtsdestoweniger erließ die Regierung im Jahre 1856 jene „nähere Bestimmung der besonderen An­gelegenheiten des Herzogthums Holstein", die die November- Patente dann später mit aufhoben. Einen anderen, den dritten Holsteinischen Sonderverfassungsentwurfveranlaßte darauf, wieder 2 Jahre später, jene Verhandlung mit den Ständen im Jahre 1857, deren Verlauf wir schon oben des Näheren besprochen haben. Und jetzt, nach Verlauf von wieder 2 Jahren, kam die Regierung denn endlich mit dem vierten hervor. Sie alle sahen sich gleich wie ein Ei dem ändern, zumal was den Hauptpunkt betraf, ihre „mit der gemeinschaftlichen Verfassung unzertrennlichen Bestimmungen" d. h. über die Stellung des Herzogthums in der Gesammtmonarchie und damit über der schwebenden Frage eigensten Gegenstand überhaupt. Im Uebrigen freilich gewährten sie hin und wieder in der Ordnung der be­sonderen Verfassungsverhältnisse Holsteins, dem aber zunächst doch sehr beiläufig nur noch in Betracht kommenden Punkte, einzelne Anträge und Forderungen die jedesmal die Stände gestellt hatten sowie einige sonstige Verbesserungen bestehender Einrichtungen. Und — um gelegentlich dies hier gleich mit zu bemerken — weil die Stände für solche Verbesserungen in untergeordneten Punkten, die fie überdies nicht allein so weit sie wirkliche Fortschritte waren auf der Bahn einer freien und liberalen Entwicklung unbedingt aeceptirten, sondern zugleich noch so wenig genügend befanden, daß sie in vielfacher Hinsicht in ihren Wünschen und Anträgen wie u. A. für Preßfreiheit weit deren Maß überschritten; weil die Stände des Landes allerdings nicht gewillt waren, wie das Kopenhagens Regiment sich darauf Rechnung gemacht hatte, um den Preis jener kleinen und kleinlichen Concessioners die Unabhängigkeit Holstein's der Fremdherrschaft hinzugeben: deshalb hieß es z. B. in der November-Depesche: „sie wiesen das selbst zurück was sie selber erkannt hätten als wirkliche Verbesserungen." Deshalb schrieb man hinaus, auf diesen Umstand gestützt, von der Hauptstadt am Sund in die Londoner Blätter z. B. und wo sonst nur die Presse gleich unwissend war oder käuflich genug um dafür erstanden zu werden: „Seht da diese Holsteinischen Urreactionäre"

(beiläufig die »Junker» des

Hol» fieinischen Landtags)

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bb. die eben aufgehobene Gesammt- Verfassung

vom 2. O cto­ber 1855.

2. D ie Aus­gabe der Stände.

— sonst „Urrevolutionäre!" — „wie sie halsstarrig abweisen, in ihrem feudalistischen Sinne, jede Weiterentwicklung im Geiste der Zeit wie die liberale Negierung immer von Neuem sie bietet!" Und mit dem banalen Geschimpfe auf die „Junker" im Lande d. H. auf die Männer die ihres Gleichen, wie der Krieg es erwiesen und die Opfer desselben, an Vaterlandsliebe; die ihres Gleichen an Freisinn und Aufklärung suchen unter ihren Standesgenossen in allen Ländern der Welt, stimmten überlaut ein im "großen Vaterland" selbst — nicht die ge­achteten Blätter der deutschen Demokratie — die Lieblingsjournale des sich „demokratisch" nennenden Pöbels!

Doch — die Reventlow, Baudissin, Ranzau sind Namen die des fremden Verfechters in der That nicht bedürfen, die sich selber vertreten; und die Blome, die P lessen, und wie sie sonst weiter heißen, haben redendes Zeugniß von sich selber gegeben in diesen Zeiten des äußersten Dänischen Ueber- muths; haben das ganze Gewicht ihres persönlichen Ansehens für Freiheit und Recht dieser - äußersten deutschen Marken" — einst die dringendsten Schutzbefohlenen unserer gesummten Nation— haben die Macht ihres Worts hierfür eingelegt wieder mit dem äußersten Nachdruck grade in derselben Versammlung, deren Verhandlungen hier unseren Gegenstand bilden und deren Er­öffnung bereits, um auf die Sache zurückzukommen, die In ­tentionen des Cabinets als die stets gehegten erwies. Denn im Verlauf von 8 Jahren zum vierten Mal nun jener unver­meidliche „Holsteinische Sonderverfassungsentwurf" bildete eben die eine der beiden Vorlagen der Landesregierung; die andre aber und die die den Hauptpunkt betraf, oder denjenigen Punkt der eigentlich allein nur zur Frage stand in dem obschwebenden Streit, nämlich die Einfügung der Herzogthümer in das „wohl- geordnete Ganze" der Gesammtmonarchie oder die Ersetzung, die rechts- und verfassungsgemäße, des eben aufgehobenen rechts­widrigen Gesammtverfassungsgesetzes; diese andre und zweite Regierungsvorlage war — wieder dies selbe eben aufge­hobene Verfassungsgesetz!!

Die Stände konnten nicht zweifeln, nach der ganzen Lage der Dinge und der allgemeinen Situation, daß nunmehr ihre

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Aufgabe dahin gestellt sei positiv vorzugehen. Wunsch und Wille des Landes um dessen Verhältnisse es sich handelte in dem am Bunde geführten Streit sollten klar und bestimmt zu­nächst constatirt werden: das war ja der Sinn der wieder­holten Verhandlung wie sie von der Bundesversammlung concedirt worden war. Und hatte von Neuem auch wieder, wie ihre Vorlagen beschaffen waren, die Regierung es vorge­zogen sich passiv zu halten, war es jetzt an den Ständen die Initiative zu ergreifen. Und unter diesem Gesichtspunkte ward die Verhandlung geführt und das Bedenken erstattet.

Das Bedenken erfolgte unterm 11. März v. I . , und zwar in der Form eines motivirten eigenen Verfassungsentwurfs, der mit Rücksicht auf die »gemeinsamen" Angelegenheiten der Monarchie — die nach wie vor gemeinsam verwaltet wurden unter den „gemeinsamen" Ministerien (der Finanzen, des Kriegs, der Marine und des Auswärtigen) — in einem ersten und allgemeinen Theil eine neue Gesammtverfassung der Monarchie, und für Holsteins »besondre" Angelegenheiten in einem zweiten und besonderen Theil eine neue Sonderverfassung für Holstein enthielt. Die Stände widerstrebten also diesmal so wenig, wie es in der früheren Diät von 1857 der Fall war, jener »Verbindung der einzelnen Thei le der Monarchie" die die Grundlage bildete in dem vereinbarten „System vom Jahre 185*2." Auf dies System und speciell auf die Allerhöchste Bekanntmachung vom 28. Januar waren ausdrücklich die Stände auch bei der [(Eröffnung wieder ver­wiesen, wie schon im Einberufungs-Patente. Ein zweiter und wichtiger Punkt des Systems war indeß die »politische" Tren­nung der Herzogtümer Schleswig und Holstein, und in den privaten Versammlungen der Ständemitglieder, die den Zweck hatten die Meinungsverschiedenheiten nicht öffentlich hervortreten zu lassen, entspann sich um diesen Punkt zuerst ein sehr hef­tiger Streit.

In viel taufenden Zuschriften nämlich ward vom Land an die Stände die Forderung gestellt auf »unverbrüchliches Festhalten" an der altlandesverfassungsgemäßen, an jener »in alter und neuer Zeit so blutig besiegelten", „alle öffentlichen

3. DaS Stände-

Bedenken, in Gemäßheit

derAllerhöchsten

Bekannt­machung vom

28. Januar 1852:

aa. das»wohl­

geordnete Ganze« des »Systems von 1852« acceptirt;

(Landes- Petitionen, natürlich

vom Stand­punkte des

Rechts.,

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lStandpunkt der Stände zugleich der politische.)

Rechtsverhältnisse" — nach König Christian's V III. Wort — umfassenden Verbindung unsrer Schleswig-Holsteinischen Lande, die thatsächlich noch bestand in vollständigster Nechtsgeltung landesherrlicherseits anerkannt bis in den März 1818; nur daß an die Stelle des untergegangenen Schleswig-Holsteinischen Landtags durch das factisch dann eingetretene absolute Regiment in dem neuen Verfassungsgesetz vom Jahre 1831 berathende Stände „zuvörderst für jedes Herzogthum besonders" wieder eingeführt waren: eine Ordnung der Dinge die doch bekanntlich in keiner Weise an der Einheit der Herzogthümer und der ganzen Gesetzgebung derselben das Mindeste änderte, da abgesehen von den untergeordneten localen Verhältnissen, die für jedes der Herzogthümer natürlich besondre waren und besondre sein mußten, immer ein und dieselben Gesetze für das verbundene Gebiet nach wie vor natürlich erlassen, immer dieselben Gesetzentwürfe in beiden Ständeversammlungen zugleich zur Vorlage kamen, und nach statt gehabter Berathung in ein und derselben Urkunde und ein und demselben Terte für die „deutschen Lande" des Königs wie sie früherhin hießen durch die "Schleswig-Holsteinische" (früher „Deutsche") Kanzlei publicirt wurden. Diese ihre Verbindung zu einer vollständigsten innern politischen Einheit in Gesetzgebung und Verwaltung in höchster Instanz hatten beständig die Herzogthümer unter all' ihren politischen Gütern als das Höchste geschätzt, und der natürliche Standpunkt, wie er der rechtliche war, war für Land und Volk: eben „un­verbrüchlichstes Festhalten" an dieser „politischen Einheit," als an der von Land es wegen seither nicht das Geringste ver­geben war.

Der rechtliche Standpunkt war nun der natürliche zunächst auch für die Stände des Landes, die auch als solche seither hier nicht das Geringste vergeben hatten. Von Bundes wegen indeß hatte die Sache sich anders gestaltet. In der getroffenen Vereinbarung von 1831/5 Z hatte die Bundes- Versammlung geglaubt das Opfer darbringen zu müssen: die Einwilligung zur „politischen" Trennung der Herzogthümer d. h. der Sonderung der höchsten Staats-Administration durch Einführung eigener Ministerien je für Schleswig und Holstein

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anstatt der früher gemeinschaftlichen Schleswig-Holste inischen Kanzlei (in den „besonderen" Angelegenheiten der H e rz o g tü m e r , versteht sich, neben den obengenannten vier Gesammt-Ministerien) sowie der S o n d e ru n g der höchsten V erw altung der Rechtspflege durch Errich tung eines eigenen höchsten Gerichtes für Schlesw ig u n te r Beschränkung des früher gemeinsamen schleswig-holsteinischen a u f Holstein. J e n e V ereinbarung w a r bekanntlich zu S ta n d e gekommen unter beständigem Einwirken der europäischen Mächte, und insofern zugleich kann m an sagen ein europäischer Act. Auf der B a s i s desselben stand der B u n d auch noch jetzt, standen Oesterreich und P reußen im Einverständniß der nicht deutschen europäischen Mächte. A uf diese B a s is a l s unabweichliche hatte auch die Landesregierung die S tä n d e verwiesen. F ü r die S tä n d e aber, d a s O r g a n zur Landesvertretung, d as staatlich constituirte verfassungsgemäße, konnte der n a t ü r l i c h e S t a n d p u n k t , der r e c h t l ic h e nicht allein , mußte selbstverständlich z u g le ic h der p o l i t i s c h e maßgebend sein. Und w a r unter den Landesver­tretern auch nicht E iner zu finden, der den rechtlichen Anspruch dieser H e rz o g tü m e r S chlesw ig und Holstein au f ihre altherge­brachte politische Einheit durch den äußeren Z w a n g der B u n d e s ­vereinbarung auch im Mindesten n u r für in Zweifel gestellt hielt: beschlossen eben so einmüthig doch am Ende die S tä n d e , w enn auch die meisten erst nach dem Kampfe schwerster S e lbs t­ü berw indung , gegen jenen äußeren Z w a n g auch in dieser B e ­ziehung einen (jetzt unnützen) W i d e r s t a n d n ich t zu erheben; auch hierin vielmehr dem System jener V ereinbarung sich e i n s t ­w e i l e n z u f ü g e n .

Acceptirten in dieser Weise nun die Holsteinischen S tä n d e , wie das „wohlgeordnete G anze" (d a s nun verfassungsgemäß feftzustellende statt des in vormärzlicher Zeit nur „injuria t e m p o r u m “ allm ählig herbeigeführten) der Gesammtmonarchie, so die „politische" T rennung der H e rz o g tü m e r Schlesw ig und Holstein in Gemäßheit der Allerhöchsten Bekanntmachung vom 28. J a n u a r oder des „ S y s te m s " vom J a h r e 1 8 52 a ls die G rundlage ihres neuen V e rfa s su n g s -E n tw u r fs : so schlossen sie auch in den Einzelbestimmungen meistens den V orlagen sich an , unter Aenderuugen hier und da die doch nicht so sehr wesentlich

bb. auch die 1852er

"polilische« T rennung

der H erzog- tl) linier

accep tirt;

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cc. m it be­schließender (Stimme der

einzelnen Landes-

vertretuiigen, ohne

Gcsamnit- Vertretung, auch in den

»gemein­samen«

Angelegen­heiten,

<ld. und zwar für Holstein schon gleich während d. unvermeidl.

weiteren Interim .

waren; wichen dann aber darin hauptsächlich von der Auffassung ab wie die Regierung sie stets über die Sache gehegt hatte, daß sie auch in den „gemeinsamen-' Angelegenheiten statt einer gemeinsamen Repräsentation, wovon ja bisher nur allein immer die Rede gewesen, jetzt eine besondre Repräsen­tation jedes der Länder der Monarchie — ein so scharf noch bis dahin allerdings nicht hervorgetretener Gedanke — als das Bedingniß bezeichneten und das einzige Mittel einer allerseits sicherstellenden Ordnung der Dinge; als die allein erübrigende Form, nach den gemachten Erfahrungen, in der die Herzogthümer neben dem Königreich in der Gesammt-Monarchie die durch das System von 1852 zugleich ihnen zugesprochene „G le ich­berechtigung" und „Selbstständigkeit" sich gesichert erachten könnten. Und fungiren sollten natürlich als solche Sonderre­präsentationen in den „gemeinsamen" Angelegenheiten auch die für die „besonderen" schon bestehenden einzelnen Landesvertre­tungen. Wie sich von selber verstand sollten aber auch in den übrigen Theilen der Gesammt-Monarchie erst noch diese einzelnen Landesvertretungen über die Sache vernommen werden, sowie bis zur definitiven Feststellung der neuen Verfassung Garantien gegeben daß auch einstweilen schon in der Behandlung der „gemeinsamen" Angelegenheiten, gegenüber den anderen Reichs- theilen für die ja die alte Gesammt-Verfassung nach den No­vember-Patenten und also der „Reichsrath" zunächst noch be­stehen bleiben sollte, auch Holstein's Interessen gebührendermaßen gewahrt blieben. Und hierzu bedürfe es, meinte das Stände­bedenken, daß auch während des weiteren Interim schon bis zur definitiven Ordnung in diesen „gemeinsamen" Angelegen­heiten kein neues Gesetz ohne die Zustimmung auch ihrer, der Holsteinischen Stände, erlassen würde.

Dies, in der Hauptsache, waren der Stände Beschlüsse in der letzten Diät: es bleibt uns übrig zu sehen welche Aufnahme sie fanden auf dänischer Seite, welch' Ergebniß sie hatten in der Negierung Entschließungen, welche Schritte und Maßnahmen von Kopenhagen her folgten.

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VI.Welche Schr i t te und Maßnahmen von K o p e n - Auf .

Hagen her folgten auf die Beschlüsse der letzten Holsteinischen fjjjjjSg', Ständeversammlung und welche Aufnahme überhaupt sie feKmbCrbie d änischersei ts fanden: das ist der letzte der Punkte den wir Regi°rungs- hier zu erörtern haben in der Erörterung der äußeren, der crlaffe- geschichtlichen Stellung des jüngsten Acts der Regierung in der „Holsteinischen" Sache, der Eröffnung am Bund vom letzten 2. November; denn diese Mittheilung bildet eben den Schluß jener Maßnahmen: die Vorlage jetzt für die nächste Bundes­entschließung zur Weiterführung der Sache ihrer Erledigung entgegen. Wenig Wochen vorher erst, vor dem 2. November, war der officielle Bescheid der Negierung erfolgt auf das Ständebedenken. Gleich beim Schluß der Versammlung hatte indeß der Commissar der Regierung seine Meinung über die Sache schon zu erkennen gegeben; officiös erfolgte sofort auch in der dänischen Presse die eifrigste Discussion der Forderungen Holstein's; und Haltung und Resultat der dänischen Auffassung war wesentlich gegeben durch den si t t l i ch - p o l i t i sch e n S t a n d- ».Dernmich. punkt des Ständebedenkens, dessen Ausfall ganz anders Standpunkt

des Stande»man in Kopenhagen sich vorgestellt hatte. Betrachten wir denn bedenrensmzunächst diesen sittlichen Standpunkt im Licht dieser Zeit, im Zeit.rHinblick z. B. auf den so ähnlichen Fall, aber doch noch sowesentlich ändern, jenseit der südlichen Grenzen des Gesammt- vaterlandes.

Die kleineren Staaten von Mittelitalien, Modena, Parma, und das größere Toscana mit seiner Hauptstadt Florenz zeigen der Welt eben jetzt das erhebende Beispiel, wie fein besonderes Dasein, seine staatliche Eristenz ein Volksstamm, ein Land freu­dig hingeben kann an ein anderes Land, an einen verbrüderten Stamm um dem Ideal unserer Tage in der Staatengeftaltung, dem volklichen Staat der gesammten Nation und aller Stämme derselben einen Schritt näher zu rücken. Solche Bildungenliegen freilich im eigensten Ziele der Geschichte der Welt, des Menschengeschlechts; sie sind ganz insbesondere die sittlich-

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politische Aufgabe eben der gegenwärtigen Zeit , für die nocb nicht staatlich gesammelten großen N ationen wie die italisch: eben und unsre eigene N a t io n ; und es gehört zu den eigensten Zeichen der Zeit daß während sonst die G e w a l t , die Macht eines fremden und höheren W illens a u f dem Wege der Eroberung die Unterwerfung erzwang oder die Verschmelzung der S ta m m - zu einigen Volksstaaten, diese nunmehr erfolgt in dem O pfe r des eigenen staatlichen Daseins durch freien Entschluß, durch die eigene W a h l selbst sonst so niedrig geachteter S tä m m e wie der mittelitalischen, die so lebhaft ergriffen von jener sittlich­politischen Pflicht eine sittliche S tä rke in ihrem T h u n offen­baren, wie die Geschichte nicht häufig sie aufzuweisen vermag. K e i n Beispiel indeß kennt die Geschichte der W elt von einer Opferbereitheit, von einer Selbstüberwindung, von einer sittlich­politischen K raf t wie in dem einmüthigen Entschlüsse seiner frei­gewählten Vertreter a u s allen S tä n d e n und Classen der ge­stimmten Bevölkerung unter den zahlreichen S tä m m e n der deutschen N ation eben derjenige unlängst sie dargelegt hat, der von Alters den N am en der „frommen Holsten" geführt. D enn es fragte sich hier nicht um ein O p fe r der Selbstständigkeit zu Gunsten der E inigung der eigenen N a t io n ; es fehlte der Trieb des nationalen P r in c ip s , das ein O p fe r wie dies allerdings zu erleichtern verm ag; ja der grade zur Zeit so mächtige D ra n g eben desselben P r in c ip s erschwerte im Gegentheil n u r um so mehr noch die Sache, a ls es einer E in igung galt statt mit dem eigenen, dem deutschen, mit einem anderen und fremden wenn immerhin auch verwandten, mit dem dänischen Volk. Und diese Ein igung, wie m an jetzt sie verfassungsgeinäß festzustellen bereit sich erklärte, hatte in vormärzlicher Z e i t , da sie der Landes­verfassung zuwider doch schon tatsächlich eingetreten w a r unter dem einen und absoluten Regenten der M onarchie, einen so ent­schiedensten Widerspruch in den H e rz o g tü m e r n hervorgcrufen, daß die vollständigste und selbst dynastische T re nn u n g vom Königreich allem politischen S treben a ls letztes Endziel verstellt wurde. M itt le rw eile w aren überdies jene Ereignisse erfolgt, in denen die bis dahin in Kopenhagen die O pp o s i t ion s-P a r te i w a r , nachdem sie des Reichsregiments sich zu bemächtigen gewußt,

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drei Jahre hindurch uns mit Krieg überzog. Und nach dem Kriege schloß Deutschland — das Volk selbstverständlich, denn was vermöchte der Bund ohne Geschehenlassen des Volks? — nach dem Kriege schloß Deutschland einen Frieden für uns, der unter Aufnahme wieder jener Verbindung mit Dänemark und Forderung derselben jetzt als rechts- und verfaffungsgemäßer, sogar die politische Trennung der Herzogtümer gebot! der in der ungebundenen Willkür mit der zu schalten und walten der Dänischen Herrschüft hier einstweilen verstattet ward, viel schwe­rere Drangsal für uns mit sich gebracht hat als selber der Krieg! Allein trotz alle dem unterwarfen die Stände, jetzt da der Bund jener Willkür ein Ende zu setzen verhieß, sich dem Frieden mit Dänemark wie Deuschland ihn abgeschlossen; unter­warfen sie jetzt wieder sich Deutschland's Gebot, wie sie damals es thaten bei Entwaffnung der Lande auf Deutsch­land's Geheiß! Sie trugen von Neuem den Sieg über sich selbst wieder davon, die Unbesiegten im Kriege; über ihre be­gründetsten politischen Sym- und Antipathien! Sie brachten das Opfer ihres unbestreitbarsten Rechts, das Opfer der Tren­nung der engverbundenen Lande, damit nicht störend von Neuem diese Frage der Herzogtümer der neuen deutschen Bewegung, dem Aufschwung in Preußen in den Weg wieder träte; damit Europa im Norden hier zur Ruhe gelange; damit wirk l ich der Friede wiederhergestellt werde auf dem Gebiet wo sich Deutsche und Skand inaven berühren: der Friede hier zwischen der süd- und der nord-germanischen Welt und damit das e in trächtige Zu sammen stehen a l le r germani­schen S tämme d. H. die einzige Bürgschaft, gegen den Westen wie gegen den Osten, des sichren Bestands des Euro ­päisch e n Friedens und a l le r B i l d u n g C u l t u r und C i v i l i s a t i o n unsrer Zei t !

Dies war der Standpunkt, der höhere, der sittlich-politische b- Aufnahme von dem die Holsteinischen Stände in ihrer letzten Diät ihre Beurteilung Aufgabe faßten und sie zur Erledigung brachten. Die Sache bä$ ftJcre verfehlte auch auf dänischer Seite ihres Eindruckes nicht, bei Männern wie O e r st e d und B l u h m e und Bang , bei Allendie nur die Sache zu fassen vermochten. Die herrschende

s

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1. Ausspruch dcs Stände- cem m iffius.

Coterie, die ihr dienende Presse, begriffen den s i t t l i chen I n ­halt zwar n ich t, aber den pol i t i schen doch! Sie erkannten sehr wohl den sehr bedenklichen Umstand daß eine Mäßigung wieder wie die eben bewiesene, daß solche Selbstüberwindung unter so erschwerenden Umständen in den bestimmenden deut­schen und europäischen Kreisen, wo unsre Lande durch ihre Haltung so viel schon gewonnen hatten als Dänemark durch die seine seit länger verloren, doch endlich die Lage auf's Klarste hervortreten, doch endlich jeden Zweifel mußte darüber schwin­den lassen wo das Recht hier belegen und mit ihm die Ver­söhnlichkeit, und wo die Gewalt und mit ihr die Halsstarrigkeit. Und je besser die Herren K r i e g e r und H a l l dies begriffen, und die Partei der sie dienten, und die sie beherrschte; und je bestimmter sie grade hatten erwarten zu dürfen geglaubt, daß da der Bund nun den Herzogthümern wieder seinen Beistand verhieß, die Stände von Holstein wieder hervorkommen wür­den, unter Verwerfung der Basis vom Jahre 1852, mit dem vollen Verlangen des altgeschichtlichen Landesrechts; je gewisser sie hiemit all' die alten Antipathien, an denen die Sache der Herzogthümer zu Grunde gegangen, schon wieder (mflebett sahen in den Kreisen der großen, der Europäischen Politik: desto schwe­rer traf sie der Schlag der die wahrhaft staatsmännische Hal­tung unserer Holsteinischen Stände ihnen beibringen mußte. Und ihrem inneren Ingrimm, ihrer verbissenen Wuth ließ die Kopen- hagener Presse denn auch alsbald ihren Lauf in den Schmä­hungen wieder, womit sie die Stände überschüttete in ihren Erörterungen der Sache. Und dem Allen entsprach denn auch der officielle Bescheid, wiewohl sehr gewichtige Stimmen doch auch sich anders hatten vernehmen lassen.

Der erste Ausspruch erfolgte, von Seiten der Landesre­gierung, über das Ständebedenken schon beim Schluß der Ver­sammlung durch den Commissar der Negierung, wenn auch nicht im Aufträge derselben. Herr v. Levetzau, keineswegs zwar in Allem und Jedem der gefügige Diener der damals herrschenden Herren, aber doch stark influcncirt von der herr­schenden Richtung und überrascht von dem neuen, dem zum ersten Mal jetzt mit so großer Bestimmtheit vorangestellten Ge-

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danken, dem der Sondervertretung der einzelnen Länder der Gesammt-Monarchie auch in den „gemeinsamen" Angelegenheiten ohne Gesammt-Vertretung des Ganzen, erklärte sofort, da ihm das Bedenken zu Händen gekommen, den Inhalt desselben für geradezu widersprechend der durch die „Allerhöchste Bekannt­machung" gegebenen Grundlage jenes „wohlgeordneten Ganzen" zu dem „die verschiedenen Theile der Monarchie verbunden" sein sollten; und sprach erbedauernd sich aus über den hartnäckigen Widerstand den die Stände-Versammlung den zum Besten der Monarchie wie des Landes selbst auf diese Grundlage basirten Intentionen der Negierung im „altseparatistischeu," im „staats- auflösenden" Sinne entgcgenzustellen nicht ablasse. Die „ D ä ­nische Correspondenz," zur Zeit der Einberufung der Stände in's Leben gerufen nach Art der „Oesterreichischen" und der früheren „Preußischen Correspondenz" — denn Kopenhagen darf nicht Zurückbleiben hinter Wien und Berlin, und in einem ritter­lichen Herrn aus altadligem Geschlechte, aus deutschem Ge- schlechte, der auch tapfer gestritten hatte in den Reihen unsrer Armee gegen die Dänische Revolution wie sie derzeit noch hieß, der aber im Gang der Ereignisse sich daun später verwandelt sah in einen „dänischen Contingents"-Officier und seine Stellung begriff, hatte die höhere Staatspolitik des damaligen Cabinets eine gefügige Feder für ihr neues Organ und gegen den „Auf­ruhr der Herzogtümer" den geeigneten Kämpen gefunden — die „Dänische Correspondenz" unternahm es sofort jene Erklärung des Stände-Commissars ausführlich zu motiviren, und natürlich gegenüber den Holsteinischen Ständen nach hergebrachter Manier in den allerschwersten Beschuldigungen. Ja, die Berlingsche Z e i t u n g , in ihrer bekannten Stellung zum jedesmaligen Gouvernement, erklärte gradezu das ganze Auftreten in Itzehoe für eitel „Lüge" und „Perfidie." Zwar selbst ein Mann wie GrafSponneck, der über die Sache daun schrieb, sprach ganz anders sich aus; er bezeichnete den von den Ständen betretenen Weg als den den Umständen nach allein praktisch noch aus­führbaren, der auch der Allerhöchsten Bekanntmachung keines­wegs widerstreite; allein Graf Sponneck war längst wieder von den Herren überflügelt, die im März 1848 den Umsturz

2. Tie »Dä­nische Cor­respondenz«

und die »Berlingsche

Zeitung«

(dagegenGraf

Sponneck)

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c. der offl» cielleBescheid

l.Pateiitvom 23.Sept. v.J. mit Abweis der Stände­

beschlüsse für das

Definitivum.

bewerkstelligt hatten und einer der Koryphäen der Casino-Partei war der leitende Mann im Ministerium Hall. Es lautete dem­gemäß auch der o ffic ie lle Bescheid auf die Ständebeschlüsse, als er endlich erfolgte:

„ In dem allerunterthäm'gsten Bedenken welches Unsre getreue Provinzialstände - Versammlung des Herzogthums Holstein unter dem 11. Mär; d. I . über die Vorlagen ab­gegeben hat, welche Wir zur Ergänzung der Verfassung des Herzogthums Holstein erforderlich erachteten, und wodurch der Provinzialstände - Versammlung Gelegenheit gegeben worden ihre Wünsche und Anträge über die Ordnung der verfassungsmäßigen Stellung des Herzogthums Holstein in Unserer Gesammt-Monarchie auf der durch die Allerhöchste Bekanntmachung vom 28. Januar 1852 gegebenen Grund­lage auszusprechen, haben Wir Vorschläge welche ge­eignet wären von Uns Allerhöchst sanctionirt zu werden nicht gefunden."

Es erging dieser Bescheid unterm 23. September v. I . , in einem „Patent für das Herzogthum Holstein," dessen Ein­gang aus den eben wiedergegebenen Worten bestand. Dasselbe ertheilte hierauf die allerhöchste Versicherung:

„Es ist jedoch Unser Allergnädigster Wille daß ferner auf einen ver fassungsmäßigen Anschluß Unsrer Herzogthümer Holstein und Lauenburg an die nicht zum Deutschen Bunde gehörigen Theile Unsrer Monarchie hin­gearbeitet werde,"

und fügte dann weiter hinzu:„Da Wir indessen besorgen müssen daß annoch einige

Zeit verstreiche bis dies Ziel erreicht sein wird, so haben Wir Allerhöchst beschlossen auf Grundlage Unsrer Aller­höchsten Bekanntmachung vom 28. Januar 1852 und im Anschlüsse an Unsre Patente vom 6. November v. I . zur Sicherung der Interessen Unsres Herzogthums Holstein bei Behandlung gemeinschaftlicher Angelegenheiten bis zur Durchführung einer endgültigen Negulirung der Verfassungs-Verhältnisse einige interimistische Bestim­mungen hinsichtlich dieses Herzogthums zu treffen."

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Es folgen sodann in 7 einzelnen Nummern die gedachten Verfügungen, und ist der Erlaß demnach bezeichnet als „Patent für das Herzogtum Holstein enthaltend einige interimistische Bestimmungen, betreffend die Sicherstellung der Interessen des Herzogthums Holstein bei Behandlung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten." Ergänzt ward dies Patent durch zwei Bekanntmachungen aus dem Finanzministerium d. d. 24. und 25. September, „wegen Allerhöchst veränderter budgetmäßiger Postirung und Berechnung verschiedener, die in dem Herzogthum Holstein belegenen Domainen betreffender Einnahmen und Aus­gaben s. w. d. a.," und „betreffend den von dem Herzogthum Holstein zur Deckung der gemeinschaftlichen Ausgaben der Monarchie während der Finanzperiode vom 1. April 1860 bis zum 31. März 1862 zu leistenden Bei trag."

Diese September-Erlasse (in. s. den Tert derselben in der Anlage D.) enthalten die früher erwähnte geringe M o d i ­f icat ion, die eingetreten ist für Holstein in der durch die November - Patente herbeigeführten interimistischen Lage wie wir sie oben im Allgemeinen näher dargelegt haben. Die be­zügliche Bestimmung findet sich in Nr. 2 und Nr. 3 des erwähnten Patents, und die Aenderung besteht darin, daß während den November-Patenten gemäß das Herzogthum Holstein in allen „gemeinsamen" Angelegenheiten jedweder Vertretung entbehrte und überall nicht gehört wurde, ein solches Gehör den Holsteinischen Ständen nunmehr zugelegt ward, allein in wesentlicher Beschränkung in zwiefacher Hinsicht, nämlich:

1) nur für denjenigen Bereich der gedachten Ange­legenheiten, welche wie das Patent sich ausdrückt „vor Erlaß der Holsteinischen Sonder - Verfassung vom 11. Juni 1854 zum Wirkungskreise der früheren berathenden Holsteinischen Provinzialstände gehört haben würden;" und

2) sollen für diesen Bereich die Holsteinischen Stände, wie einerseits zu „allerunterthänigsten Anträgen" be­rechtigt sein, so andrerseits bei neuen Gesetzen ihr „Gutachten abzugeben," also nur berathende Stim­men haben.

2. D ie Be­kannt-

machungen vom 24. und 25.Sept. v .J.

,1. neue interimi-

stischeLestim- mungen der September­

erlasse :

1. die eigent­liche Ver­fassung

betreffend;

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2. bas finan­cielle Ver-

hältnih Hol­stein's zur Monarchie betreffend.

Dies, wie gesagt, ist die einzige Aenderung die neuer­dings eingetreten ist in dem oben bezeichneten Interim, wie die November-Patente es festgestellt haben. Außerdem aber enthalten die September-Erlasse einige fernere neue interim istische Bestim m ungen, und haben wir diese hier schließlich noch in der Kürze hervorzuheben.

Die Nr. 1 des Patents bestimmt in dieser Beziehung: „Eine Angelegenheit welche zur Zeit eine besondre

Holsteinische Angelegenheit bildet, und solchergestalt zu dem Unserem Ministerium für die Herzogthümer Holstein und Lauenburg angewiesenen amtlichen Wirkungskreise gehört, soll diesem Ministerium nicht anders als durch ein in Über­einstimmung mit Unserer Allerhöchsten Verordnung vom I I . Juni 1854 erlassenes Gesetz entzogen werden."Das heißt: das gegenwärtige Gebiet der „besonderen"

Angelegenheiten des Herzogthums Holstein, und damit die Com- petenz der Holsteinischen Stände, soll nicht ohne Zustimmung dieser Stände beschränkt werden. Oder: es bedarf dieser Zustimmung zur Erweiterung des Bereichs der „gemeinsamen" Angelegenheiten der Gesammt - Monarchie auf Kosten der „be­sonderen" Angelegenheiten Holsteins. Oder: die „Selbstständig­keit" des Herzogthums in seinen „besonderen" Angelegenheiten erhält dadurch eine Garantie, daß jede Schmälerung derselben in der angegebenen Weise von der ständischen Zustimmung ab­hängig gemacht wird. Diese Verfügung enthält eigentlich nur formel eine Neuerung, wie w ir später des Näheren darauf zurückkommen werden, und haben wir sie auch um des willen hier nicht der obengedachten Anordnung des Patents an die Seite gestellt, mit der sie sonst allerdings wohl die Bedeutung einer Modification des Interim theilen könnte; denn sie enthält ja eine Beschränkung der absoluten Gewalt, die die November- Patente in Holstein einstweilen wieder hergestellt hatten.

Die übrigen Bestimmungen (Nr. 4 — 7) des Patents be­treffen das financ ie lle V e rh ä ltn iß Holsteins zur Ge- sammtmonarchie: den Beitrag desselben zu den gemeinschaft­lichen Ausgaben und den Antheil an den gemeinschaftlichen Einnahmen der Monarchie. Der 'seither hier geltende Ansatz

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w ar 23 % ; der letzten Volkszählung gemäß setzen N r. 4 — 6 des P a ten ts in den verschiedenen in Betracht kommenden B e ­ziehungen denselben herab au f 21,64 % . N r. 7 aber enthält überdies die Bestimmung, daß der bezügliche B eitrag

„ i n n e r h a l b so lcher G r e n z e n gehalten werde, daß es unter gewöhnlichen Verhältnissen und namentlich in Fricdens- zeiten n ic h t nothwendig w ird, Unsre Provinzialständever­sammlung des Herzogthums Holstein behufs Aufbringung des zur Deckung der gemeinschaftlichen Ausgaben der M o ­narchie von den besonderen Jn traden des Herzogthums zu entrichtenden B eitrags zur Vornahm e einer a u ß e r o r d e n t ­lic h e n R e p a r t i t i o n aufzufordern,"

und soll demgemäß „für jedes einzelne J a h r aus Vorschlag des Finanzministerium s in diesem S in n e ein M a x im u m Aller­höchst festgestellt werden".

I n der zweiten „Bekanntmachung," der vom 25. S ep tb r., erfolgt dann die F e s ts te l lu n g dieses M a x im u m , und zw ar wie im Allgemeinen so vertheilt in die einzelnen Posten, für die Finanzperiode vom 1. A pril 1860 bis zum 31 M a i 1862 (R b th lr. 7 ,2 5 5 ,0 7 2 ); die Vertheilung au f die beiden Ja h re im Allgemeinen wird Vorbehalten, während speciel der Zuschuß aus den besonderen Einnahm en Holsteins — das Uebrige deckt Holsteins Antheil an den gemeinsamen Einnahm en — für das erste J a h r zu 908 ,880 R bthlr. festgesetzt und für das zweite J a h r dieselbe Sum m e a ls M axim um ausgestellt wird.

D ie erste „Bekanntmachung," die vom 24. Septem ber, die die „ U m p o s t i r u n g " en thält, beschäftigt sich mit den „Kathenabgaben und Kathenverbittelsgeldern u. s. w .," und be­stimmt für die mehrgedachte Finanzperiode die Zulage zur E in ­nahme und Zulage zur Ausgabe zu den Posten des vorläufigen N orm albudgets vom 28. Februar 1856 auf Rbthlr. 221 ,000 .

I n a l l e n diesen Beziehungen wie w ir zum Schluß noch erwähnen müssen hatten auch die Ho l s t e i n i s c h e n S t ä n d e Aenderungen verlangt: die September-Erlasse indeß geben die betreffenden Verfügungen, ohne dieses Umstandes in ihrer Fassung irgendwie zu gedenken, a ls einseitige allergnädigste W illens­entschließungen.

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e. D ie Er­öffnung am

Bund.

c .T e rE rö ff .nung am

Bund allge­meiner Cha­

rakter und Gegenstand gegenüber

dem eigent­lichen Gegen­stände der Streitfrage.

I . Charakter: Pflicht­

schuldige Bericht­

erstattung.

Bekanntmachungen und Patent waren Ende September erlassen — Anfang November erfolgte die E r ö f f n u n g am Bund!

VILUnter flüchtigem Rückblick auf das Wiedererstehen der be­

dauerlichen Differenz zwischen Deutschland und Dänemark nach der getroffenen Vereinbarung vom Jahre 1852, auf Oesterreich's und Preußen'ö Reklamationen in Kopenhagen seit dem Jahre 1856, auf die Wiederaufnahme der Sache von Seiten des Bundes unterm 29. Novbr. des nächstfolgenden Jahrs, und auf den Gang der bezüglichen Verhandlungen am Bunde bis zum Erlaß der November-Patente vom Jahre 1858 haben wir die Ordnung der Dinge auseinandergelegt, wie sie hergestellt wor­den eben durch diesen Allerhöchsten Erlaß unter einstweiliger Zustim­mung der Bundesversammlung, und übersichtlich dann auch die Thatsachen in der Kürze zusammengestellt, in deren Folge die „Holsteinische" Angelegenheit sich weiter verlaufen hat in diesem ihrem neuesten und gegenwärtigen Stadium (das eben datirt von dem Datum jener November-Patente als der Grundlage des heut noch bestehenden Interim) bis zur Eröffnung am Bund vom letzten 2ten November als dem jüngsten der Acte in dem langwierigen Völkerproceß. Es ergiebt sich hieraus für die Eröffnung am Bund deren äußere Stellung im Gang der Ereignisse, der Platz den sie einnimmt in der Sache Verlauf und dessen genaue Bezeichnung zunächst unerläßlich war um ihren Inhalt sich überall nur znm Verständnisse zu bringen. Bezeichnen wir nun, wie die Umstände fordern bevor wir dem Inhalte der Mittheilung im Einzelnen uns zuwenden, den Cha­rakter im Allgemeinen den die Auslassung an sich trägt sowie was ihren Gegenstand ausmacht gegenüber dem Gegenstände, dem wahren und eigentlichen, der Streitfrage überhaupt.

Der Charakter der Mittheilung ist kein andrer als der einer pflichtschuldigen Berichterstattung eines einzel­nen Bundesgliedes an die Bundesversammlung. Dem Inhalte der Patente vom 6. Novbr. 1858 nämlich — Wieder-

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aufhebung der Gesammtverfassung vom 2. Octbr. 1855 sammt was ihr anhängig „für Holstein und Lauenburg", und noch­malige Verhandlung mit den Holsteinischen Ständen zu dem­selben Zweck wie schon früher im Jahre 1857, dem des Ver­nehmens der „Wünsche" und „Anträge" der Stände — hatte die Bundesversammlung einstweilen ihre Zustimmung ertheilt in der zwischen ihr und der Landesregierung wieder erwachsenen Differenz über die Ausführung der Principien der Vereinbarung am Bunde, der vom Jahre 1852. Das Resultat der Verhand­lung sollte die Basis dann bilden für die Weiterführung der Sache zwischen Regierung und Bund, und hatte jene der Bundes­versammlung somit selbstverständlicher Weise dies Resultat s. Z. berichtlich zur Kenntniß zu bringen. Außerdem war schon früher durch Bundesbeschluß dem König von Dänemark als Herzog von Holstein eine Mittheilung darüber abverlangt worden, wie er seinerseits die Verfassung neu zu ordnen gedächte; und war einstweilen von dieser Mittheilung auch ein Absehen genommen, da erst die Ständeverhandlung noch wieder eintreten sollte, stand doch jetzt, eben nach beendigter Ständeverhandlung, es mit der Sache wieder wie früher bevor die Verhandlung vereinbart war. Die Eröffnung am Bund erstreckt sich auch demgemäß „über die erwähnte Verhandlung" und die Ergebnisse derselben d. h. die desfalls erfolgten Regierungsbeschlüffe, „sowie nicht minder über Atterhöchstihre" (nämlich Sr. Majestät) „weitere Absichten". Der Charakter der Mittheilung ist also ersichtlicher Weise der oben bezeichnete; und verhält es sich so auch in Betreff der „weiteren Absichten", wenn gleich die Worte der Mittheilung — die in ihrem „soweit irgend thunlich" (m. s. oben den Tert) an der Mögl i chkei t einer „dauernden und gerechten Lösung" natürlich nicht, wie es scheinen könnte, einen Zwe i f e l haben zurücklassen wollen — dies nur zunächst so erscheinen lassen in Betreff des Verlaufs und der Folgen der Ständeverhandlung. In Wirklichkeit erfüllt offenbar auch in jener ändern Beziehung in ihrer Mittheilung als solcher die Regierung nur eine Bundespf l i ch t ; und ist eben dies gleich zuerst hier um so bestimmter hervorzuheben als es auf das Grundverhältniß der Differenz im Allgemeinen zurückweis't,

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und seitens der Dänischen Presse man ja immer von Neuem wieder zu hören bekommt — wie auch s. Z. so entschieden die „Dänische Correspondenz" es behauptete, freilich in Ueberein- stimmung nur mit dem Schluß der Depesche vom 8. November, in dem ja Alles bereits für geschehen erklärt wurde was zu verlangen der Bund überhaupt nur ein Recht habe — daß der „souveräne" Regent der „souveränen" Monarchie diese „innere Angelegenheit" doch allein zu entscheiden habe, und sein Con- feriren mit dem Bund im Grunde pure G e f ä l l i g k e i t sei! Das Gegentheil anerkennt auch die Mittheilung gradezu soweit cs die Verhandlung mit den Holsteinischen Ständen betrifft, indem sie sagt: „Anknüpfend an diesen Beschluß" (den der Bundes­versammlung vom 11. December v. I . ) hat Se. M aj.den Unterzeichneten anzuweisen geruht u. s. w." Und in Abrede stellt sie das wahre Verhältniß ebenso wenig mit Bezug auf die „weiteren Absichten".

1,1 f 8 cn‘ Der allgemeine Charakter den die Eröffnung am Bund in Wirklichkeit an sich trägt, wie er hier dargelegt worden, ist wie man sieht also ein anderer als er nach der Weise erscheinen muß, wie man dänischerseits sonst beständig beflissen war über das anze Grundverhältniß der Differenz alle Welt irrezuführen. Ganz auf dieselbe Weise verhält es sich aber zugleich mit dem was im Al l -gemeinen den Gegenstand bildet, h i e r der Eröffnung am Bund, do r t der Streitfrage überhaupt; und wir gelangen hiemit eben an den Ca r d i n a lp unk t der D i f f e r e n z : an den j en i gen Umstand der der a l l e r ­wicht igste ist i n der ganzen Lage der D i n g e und zur Z e i t sie v ö l l i g beherrscht ; der die ganze Frage ver­rückt hat von dem im Grunde allein ihr eigenen Gebiete auf ein ihr im Grunde völlig fremdes Gebiet; der hier als streitig erscheinen läßt, was sich Alles zuletzt doch von selber erledigt nach den unanfechtbarsten Vorschriften positiv geltenden Rechts, dagegen als abgemacht überall nicht zur Sprache mehr kommen läßt, was von je nur den Gegenstand des Streites hat bilden können und um was es von je unseren Gegnern auch allein

nifnf[cffä nur zu thun gewesen!Holstein? Der Gegenstand nämlich mit dem die E r ö f f n u n g am

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Bund im Allgemeinen zu thun hat ist: das Herzogthum Holstein. Es ist dies Bundesland Holstein und dessen Be­ziehung und Stellung zur Gcsammt-Monarchie so ausschließlich der Gegenstand der v. Bülow'schen Mittheilung, daß wer diese nur kennt und nicht die Verhältnisse sonst gar nicht zu der Vorstellung gelangt, als könnte es überhaupt in dem dänisch­deutschen Conflicte noch um sonst was sich handeln als um dies Herzogthum Holstein und dessen Verfassungs-Beziehungen zur übrigen Monarchie. Ja, die große Zahl derer die auch wohl früher gehört haben von dem auch der öffentlichen Aufmerk­samkeit doch nicht grade entzogenen Streite, kennen doch auch hatte die Frage überhaupt nicht mehr anders denn als die „ Ho l s t e i n i s c h e " — zu schweigen von der „Hols te in- Lauenburgischen" — Frage. Diese „Holsteinische" Frage ist aber doch heut' keine andre als die die sie immer gewesen: die „Schleswig-Hols te i n i sche" Frage; diese selbst aber wieder, den Kern der Sache betrachtet, war nie eine andre, viele Jahrhunderte durch, als die „Schleswigsche" Frage.

Viele Jahrhunderte durch — denn diese „Schleswigsche" b'Frage ist nicht wie andre Fragen der Zeit von so ganz jungem 8 8 ® « * Datum. Ihre Anfänge datiren um über ein halbes Jahrtausend 'm tR «." zurück. Das Gebiet das das heutige Herzogthum Schleswig umfaßt, hatte bis dahin zum größeren Theil zum Königreich Dänemark gehört und zwar seit so früh als es überhaupt nur Land, ein Königreich Dänemark gab, nach dessen Gründung für uns hier erst die Geschichte beginnt d. H. das was den Namen „Geschichte" verdient, die mehr zusammenhängende Kunde der Ereignisse und Zustände. Von Alters her sitzen gebliebene südgermanische Volksreste, vornämlich in Angeln, an der süd­lichen Hälfte der östlichen Küste; der freigebliebene Stamm südgermanischer Friesen, in unsrem alten Nordfriesland, an der südlichen Hälfte der westlichen Küste; die wachsende deutsche (kann man schon sagen) Bevölkerung in dem zum dänischen Schleswig, damals Südjütland genannt, hinzugekommenen Strich südlich von Treene und Schlei bis an die heutige Grenze: das waren von Anbeginn an die mächtigen Fremdelemente in dem vom nordgermanischen Lande, vom Königreich Dänemark, bald

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r. Zug der Geschichte

zum »Fürsten»

thum Schleswig- Holstein.«

3. Däne- mark's W i­derstreben

in blutigen Kriegen.

unter Dänischen Prinzen gesonderten Herzogthum. Und in der engen Verbindung dieser Dänischen Prinzen, die in dem Grenz­lande natürlich nach Unabhängigkeit strebten, mit den Grafen von Holstein im benachbarten deutschen Land; und im regel­rechten Verlaufe, dem natürlichen der Dinge, in dem die höhere Cultur wie der Magnet das Eisen die niedre Cultur, in dem die größere Masse nach dem Gesetze der Schwere die kleinere Masse unwiderstehlich heranzieht; in diesem natürlichen Gange der Entwicklung der Dinge, den wir hier nur andeuten können, ward national wie politisch das Herzogthum Schleswig dem Dänischen Norden immer weiter entfremdet; ward es politisch und national, bis auf die übrig gebliebenen Neste natürlicher Volksthümlichkeit, der früheren dänischen, mit dem deutschen Herzogthum Holstein zu einem einigen Staats- und Gemein­wesen verbunden: zu jenem „ Fürstenthnm Schleswig- Holstein" des Friedens von Brömsebroe, des Vorläufers (für den Norden hier) des Westphälischen Friedens, des Begründers des neueren Europäischen Staatensystems.

Dänemark widerstrebte Jahrhunderte durch dieser staatlichen Neubildung in immer erneuerten Kriegen; und in diesen blutigen Kriegen haben Jahrhunderte durch mit einander gegen Dänemark die Herzogthümer gekämpft — eben um Schleswigs w illen. Es endeten jedes Mal die immer erneuerten Fehden mit dem immer erneuerten Siege der Schleswig-Holsteinischen Waffen. Sie endeten jedes Mal mit der immer erneuerten Anerkennung der Selbstständigkeit Schleswigs von Dänischer Seite. Ja, Margaretha die Große belehnte sogar die Grafen von Holstein mit dem Herzogthum Schleswig, und entwickelte daraus stch der Lande dynastische Einheit. Die Gründerin zwar der Cal- marischen Union verstand die Interessen der Dänischen Politik nicht wie sie Herr Wegener versteht, Sr. jetzt regierenden Majestät Reichshistoriograph, von dem die Rede gewesen in den Fragmenten des Herrn v. Scheele wie in unsrem „Dring­lichen Vorwort" wir es mitgetheilt haben. Margaretha der Großen war's aber noch frisch im Gedächtniß, wie Gerhard von Holstein und sein Vetter Johann das ganze Königreich Dänemark schon so gut wie getheilt hatten. Sie erinnerte auch

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wie nur der Großmuch der Grafen das Königreich überhaupt nur seine Wiederherstellung zu danken, wie die Anerkennung der Unabhängigkeit, immer des Herzogthums Schleswig, die Bedingung gebildet hatte für die Wiederherstellung b' Ä i" des Reichs. Margaretha die Große war dabei der Meinung, daß wohl am Ende die Zeiten des Grafen Gerhard des Großen für Dänemark noch einmal zurückkehren könnten, wenn noch einmal sich Dänemark wider Schleswig erhöbe, wenn sich die Lande im Süden Dänemark zum Feind wieder machte, und sich dieser Feind dann verband gar mit den Gegnern im Norden;und selbst nur der Bestand ihres Reichs schien ihr nicht andersgesichert als durch Friede und Freundschaft mit den Fürsten von Schleswig und Holstein. Sie schloß diesen Frieden, und für Schleswig gewann sie, fü r das bei dem Zug der Ge­schichte unwiderbringlich verlor'ne, dieHegemonie im skandinavischen Norden! Zwar Erich, der Thor, wollte „den Fehler verbessern." Er griff wieder an um wiederSchleswig zu unterwerfen, und es entspann sich von Neuemein blutiger Krieg; allein Näthe und Ritter seines eigenen Reichs verwarfen das Unternehmen; es endete wieder wie alle Fehden vorher, und „bevollmächtigte Sendboten des Königreichs einer-" mit „bevollmächtigten Sendboten der Herzogthümer an­drerseits" schlossen, im Sinne jener Politik wieder die Marga­retha verfolgte, an der Grenze zu Colding zwischen den beider­seitigen Landen endlich für „ewige" Zeiten einen „freundlichen Frieden." Und 400 Jahr ward dieser Friede gehalten bis —Erich, der Pommer, wieder zu Ehren gelangte; bis Herr We­gener wieder den „Fehlgriff" der großen Margaretha entdeckte; bis die Partei der er diente an's Ruder gelangte.

Es erstand diese Partei, das „junge Dänemark" kann man sagen, in der dänischen Hauptstadt in den 1830er Jahren; Gefettet' und sie ist keine audre als die in unsrem „Dringlichen Vor- S & 5 . wort" nach den Fragmenten des Herrn v. Scheele zugleich schon gezeichnete. Die jungen Gemüther im sundischen Klein-Paris waren lebhaft ergriffen von der Bewegung der Zeit. Die Be­schäftigung mit dem Staate und der Umgestaltung desselben im Lichte der Zeit, mit der liberalen Reform des ganzen Staatswesenö

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führte natürlich zur Beschäftigung mit derGeschichte des Staats. Da tauchten empor aus dem Strome derLethe die glanzvollen Bilder von Altdänemark's Macht, von der Dänischen Herrschaft im Skandina­vischen Norden. Sie war verloren gegangen, durch Dänemark's Schuld; sie wiedergewinnen — war das gegebene Ziel! In die neue Union die „Morgengabe" zunächst, dann hauptsächlich intest die Grundlage wieder, der Rückhalt, die Stütze für Dänemark's Hegemonie war natürlich— „Südjütland", die „alte Provinz, durch List und Gewalt Danmark's Rige entfremdet", doch selber noch immer „von heimlicher Sehnsucht erfüllt nach dem heimischen Norden", dem „dänischen Mutterland!" Das ward zur f i r en Idee in der Hauptstadt am Sund, wo man vom Herzogthum Schleswig und den Zuständen dort seit Jahr­hunderten schon nicht mehr das Mindeste wußte, uud als „raben­dänisch" bis dahin die Sprache bezeichnet hatte die, in den nörd­lichen Theilen des Landes gesprochen, jetzt den Bcfitztitel bildet für „die alte Provinz". M it dieser firen Idee trat Jung­dänemark alsdann in die heftigste Opposition gegen das Re- gierungssystem; gegen das althergebrachte, das neuerdings zwar die Herzogthümer ebensowenig befriedigte, weil es die hier in­zwischen verlangte Wiederaufhebung jener Fusionen nicht be­willigen wollte, die sich allmählig gebildet hatten in der höchsten Verwaltung der Gesammtmonarchie seit Untergang der Schles­wig-Holsteinischen Ständevcrfassung bei dem einen und absoluten Regimente der Monarchie; das andererseits aber unverbrüchlich doch festhielt an der „Selbstständigkeit Schleswig's und dessen Verbindung mit Holstein" wie diese Verbindung und Selbst­ständigkeit noch thatsächlich bestand.

Die Opposition in den Herzogthümern half, sehr wider Willen, der Dänischen Opposition; und diese siegte — natür­lich — im März 1348. Das Ministerium stürzte uud mit ihm das System. Vom Casino und Hippodrom kamen die neuen Minister. Die Herrn decrctirten, wie Hippodrom und Casino, jetzt durch den Mund Sr. Majestät der kaum 6 Wochen vorher bei der Thronbesteigung proclamirt hatte:

„Schutz der Selbstständigkeit Schleswig's und der Ver­bindung desselben mit Holstein;"

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die Herren decretirten, jetzt 6 Wochen später, durch Sr. Majestät Mund:

„Trennung Schleswig's von Holstein, das eine eigeneVerfassung erhält, und Verbindung Schleswig's mitDänemark unter Einer Verfassung!"

Und nach 400 Jahren Friede entbrannte wieder der K rieg — und wieder um das Herzogthum Schleswig!

Um das Herzogthum Schleswig und dessen Stellung in der Monarchie, wie ein nur flüchtiger Blick in die Acten erweis't, drehten sich alle Verhandlungen die gleich nebenher- gSeSSfé liefen zur Wiederherstellung des Friedens seit Ausbruch des Kriegs; und die Basis auf der England zu vermitteln ver- ^KauonV suchte war: die „Unabhängigkeit Schleswig's." Die Stellung des Herzogthums Schleswig war der Kern- und der Mittelpunkt aller späteren Verhandlungen als eben die Nicht-Jncorporation des Landes in Dänemark. Diese Nicht-Jncorporation Schleswig's ward die Bedingung der Theilnahme Oesterreich's und Preu- ßen's an dem Londoner Tractate behufs Feststellung einer neuen und einheitlichen Erbfolge für alle einzelnen Länder der Olden* burgischen Monarchie im Interesse der Integrität derselben als „permanenten Princips." Dieselbe Nicht-Jncorporation Schles­wig's bildete den wesentlichen Punkt in dem gesammten „De­peschenwechsel," den Oesterreich und Preußen im Namen des Bundes mit Dänemark führten, um dem „reinen und einfachen"Berliner Frieden, der nur dem Kriege ein Ende setzte durch Einstellung der Feindseligkeiten, seinen Inhalt zu geben. Durch denselben Depeschenwechsel ward die Vereinbarung zu Stande gebracht, die vom Jahre 1852 eben über den Inhalt des Friedens, über die Friedensbedingungen, und das Opfer der „politischen" Trennung der Herzogthümer ward hier dar­gebracht gegen die Bedingung der Nicht-Jncorporation Schleswig's. Die vollendete Thatsache der Jncor- po ration Schleswig 's ist die charakteristische dagegen der ^ s'eu augenblicklichen Lage, wie die November-Patente sie hergestellt haben und auch durch die September-Erlasse in der Hauptsache nichts daran anders geworden. Denn jene „Gesammt" Verfassung der „Monarchie," jener „Reichs"rath derselben für die Hälfte

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c. Doch zu­nächst nur für

t" elftem die Sache vom

Bundwieder- aufge-

nommen.

der Reichstheile in ungeschmälertem Fortbestand und definitiv aufgehoben für die andre, die zweite Hälfte: was anders ent­hält diese Ordnung der Dinge als den eiderdänischen Staat ; als, unter Ausschluß von Holstein und Lauenburg, Schleswig, wie durch seine Sonderverfassung vom Jahre 185 L in seinen „besonderen" Angelegenheiten, so durch die Patente auch in den „gemeinsamen- in der Verfassung von Holstein getrennt, m it Dänemark unter Einer Verfassung ver­einigt? Und was anders ist dies als die vollständigste Durch­führung des Schlachtrufs der Kopenhagener Märzrevolution, und alles dessen mithin wogegen 2 Jahre hindurch ganz Deutsch­land gekämpft hat, Fürsten und Volk? was anders als grade das Gegentheil von dem was als die Hauptfriedensbedingung, als der wesentlichste Punkt ftipulirt worden ist, nicht von der „revo­lutionären" Behörde der „Deutschen Centralgewalt," nein von der restaurirten „Durchlauchtigsten Deutschen Bundesversamm­lung?!"

Der Gegenstand also, der wahre und wirkliche der Streit­frage überhaupt ist: das Herzogthum Schleswig; ist es heute sowohl wie cs immer es war, in allen Kämpfen der Herzogthümer mit dem Königreich Dänemark zu jedweder Zeit. Die Art und Weise indeß wie mit „Dänemark wegen Holstein" die Vereinbarung am Bunde geschloffen und formulirt ward hat es mit sich gebracht, daß auch an dem Herzogthum Holstein von dänischer Seite ein Bruch der Friedensbedingungen sich einstweilen begehen ließ. Das Herzogthum Holstein, wie früher ein Theil und Lehen des Deutschen Reichs so jetzt ein zum Deutschen Bunde gehörendes Land, ist schließlich indeß immer gesichert genug gegen Däne­marks Gewalt eben durch seine Beziehung zum Bunde, durch die klarsten Bestimmungen der Bundesgesetzgebung; und eben nur in Schleswig's Verhältniß zum schwebenden Streit liegt grade der Grund, daß da der Bund sich veranlaßt sah fü r H o l ­stein zunächst gegen den Friedensbruch Dänemarks, wie er thatsächlich eingetreten, mit der Forderung der Erfüllung der Friedensvereinbarung vorzugehen, nicht die Sache so einfach und rasch sich erledigt hat wie es sonst durch die Natur der

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Verhältnisse gegeben wäre. W ie aber selber der B u n d , und a u s sehr triftigen G ründen und mit der allergünstigsten W i r ­kung für die S tre i t f ra g e überhaupt w a s insbesondere die e u r o ­p ä i s c h e S e i te derselben betrifft, nu r für Holstein zunächst die Sache in Anregung gebracht, so hat natürlicher Weise auch in der ganzen Verhandlung seit W iederaufnahme der Sache von S e i t e n der B undesversam m lung es seither n u r sich handeln können um das H e r z o g t h u m H o l s t e i n ; und handelt von diesem allein denn auch die Eröffnung am B u n d , neben deren besonderem I n h a l t e , zu dem w ir nunmehr uns wenden, m an den w ahren I n h a l t der S tre i t f rag e doch stets im Auge behalten muß, um nicht die Hauptfiche selbst au s dem Gesicht zu ver­lieren und nicht das wahre Gebiet fü r die Lösung der F rage , das seither noch vom B u n d e , i n d i e s e m e r s te n n u r v o r b e r e i ­t e n d e n S t a d i u m d e r S a c h e , dem erst d a s e n t s c h e i d e n d e f o l g e n wird, überall nicht betretene.

VIII.D ie von Bülow 'sche M ittheilung an die Vereinigten A u s ­

schüsse, a ls Bericht der Landesregierung an die B u n desve rsam m ­lung, um faßt ihrem I n h a l t e nach wie oben schon angedeutet, und mußte umfassen nach dem Ergehen der September-Erlasse, a ls welche den Abweis des Ständebedenkens über die definitive O rd n u n g der Verfassung enthielten,

4. den V e r la u f der V e r h a n d l u n g der H o l s t e i n i s c h e n S t ä n d e , mit jenem Resultate derselben in B e tre ff des Definitivum, und

2 . S r . M ajes tä t w e i t e r e A b s ic h te n in demselben Betreff, dem der rechts- und verfassungsgemäßen N e u o r d n u n g d e r D i n g e .

Nach Lage der Sache und allem Voraufgegangenen wie w ir es dargelegt haben, w a r nämlich die Landesregierung über beide Punkte zugleich jetzt j a der B undesversam m lung zu einer M ittheilung verpflichtet, und gab ja auch letztere selber wie sie nun in der Eröffnung erfolgte sich einfach a l s pflichtgemäßenBericht der Negierung. E s enthält aber dieser Bericht dann

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D. N äherer In h a l t der Erbfinung

am Bund und W ürdigung desselben.

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zugleich noch ein D rittes . Denn was den ersten der beiden Punkte, die Ständeverhandlung, betrifft wurden zwar einerseits wie gesagt das Bedenken der Stände und die Vorschläge des­selben zur Neuordnung der Verfassung von der Regierung zu­rückgewiesen, und ließen Sr. Maj. Absichten, mochten sie sein welche sie wollten, schon wegen der unumgänglichen weiteren Verhandlungen am Bunde, auch jetzt wieder nicht sofort sich in Ausführung bringen. Andrerseits hätte nach jenen Vor­schlägen selber und der Art ihrer Fassung bis zur definitiven Ordnung auch immer noch einige Zeit erst vorübergehen müssen, und waren zugleich auch für diese Zeit und die Dauer derselben, für die mit dem Interim der November-Patente man sich nicht begnügen zu können erklärte, behufs Aenderung der Lage in bestimmten einzelnen Punkten bestimmte einzelne Forderungen von den Ständen gestellt worden. Die Regierung erließ denn nun auch, wie die Eröffnung besagt an knüpfend an die desfa ll figen Ständeanträge, einige neue Bestimmungen fü r das fernere In te r im , und zwar zugleich wie wir gesehen in jenen vorjährigen September-Verfügungen, in denen die Be­schlüsse der Stände behufs des Definitivum ihre Zurückweisung fanden. Und bevor wir hier bei Erörterung der von Bülow- schen Mittheilung und des näheren Inhalts derselben, nach den Erklärungen die sie ertheilt betreffs der Verhandlungen der Stände über das Definitivum, zu Sr. Majestät weiteren Ab­sichten gelangen, haben wir Dasjenige demgemäß noch erst in Erwägung zu nehmen was sie vorbringt über die neuen „inter­imistischen Bestimmungen."

Ib e ? ' Betrachten wir nun zunächst wie die Eröffnung sich aus- tic»crldifc=ce läßt über die Stände Verhandlung und die Resultate der# Ä f ( des selben in Betreff desjenigen Gegenstandes, dessen Erörterung Definitivum, überhaupt nur bei ihrer Einberufung bezweckt worden d. H. i n

Betref f des Def in i t i vum, so hält dasjenige was Herr Sachgemäß- vvnBülvw hierüber den Ausschüssen notificirt oder der referi rende ^ferat«81ct°* ^h ^ t l der Eröffnung am Bund sich streng an den wahren

Eröffnung, und wirklichen Sachverhalt. Und es ist dies um so mehr hier besonders hervorzuheben, als man seit länger bekanntlich hat gewohnt werden müssen, selbst in den officiellen Erlassen des Kopen-

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Hagener Cabinets und bei der verwickelten Lage selbst in den Thatsächlichkeiten, auch wohl Irrungen hin und wieder mit unterlaufen zu sehen. Das Referat Herrn v. Bülow's ist von solchen Irrungen frei; und das mag immerhin dem Verfasser mit persönlich zu danken sein: dem sehr ehrenwerthen Vertreter S r. Majestät am Bunde, der, nichts weniger als geneigt I l lu ­sionen sich hinzugeben und wie der Krone zugleich seinen heimi­schen Landen, den Herzogthümern, und deren wahren Interessen ergeben, auch, was nicht immer der Fall ist bei Dänemarks neueren Staatsmännern, die Verhältnisse kennt um die es sich handelt. Ihm persönlich mag immerhin auch mit verdankt werden müssen, daß im Gegensatz zu der sonst üblichen däni­schen Darstellung die Mittheilung selbst nicht ihren Charakter verleugnet, den der Erfüllung wie schon bemerkt einer einfachen Bundespflicht. Immerhin mag indeß für solche Wendung zum Bessern der Ursprung zugleich — wovon mehr weiterhin — doch auch anderswo liegen.

Wie streng aber, wie gewissenhaft die Eröffnung am Bund 9Jjff0 ntee, in ihrem hier in Rede stehenden Theile sich an die Thatsachen hält, kommen hin und wieder doch Aeußerungen nnd Aus- rm^Erläu- drücke vor die dem der Verhältnisse Kundigen Anstoß er­regen, die dem Uneingeweihten auch wohl i r r i g e V o r ­stel lungen beibringen könnten, und die um deswillen hier nicht unberührt bleiben sollen. So ist zuerst, wenn es heißt daß die im Entwürfe den Ständen neuvorgelegte Sonder- verfassnng „ f rüh e re Anträge der Ständeve rsammlung thunlichst berücksichtigte", nicht außer Acht zu lassen, daß § £ £ das Thunliche leider nach Befinden des Gouvernements auf anträse;“ einige wenige untergeordnete Punkte sich beschränkte. Wird aber die Sonderverfassung selbst dann die p ro v in z ie l le genannt, Kv8su"ng so kann dieser Ausdruck natürlich nur in dem Sinne gebraucht at8ji($™c.in’ sein wie bei der offt'ciellen Bezeichnung der durch das All­gemeine Gesetz vom M ai 1831 angeordneten berathenden Stände, die eingerichtet genau nach dem Muster der Preußischen auch den Namen („Provinzial"-Stände) von diesen entlehnten. Zwar dieser Name, das „W ort", wird auch heut' noch gebraucht — wie der Herr Ritter N ip p erd a von der „Dänischen Cor-

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3. Vorlage der ausge­

hobenen Ge- sammt-

verfassung an die Stände als »natür­

licher Grund»

respondenz" seine ganze Gelehrsamkeit dazu aufgewandt hat — um zu beweisen daß wirk l ich die Herzogthümer „Provinzen" seien. Dies geschieht aber doch selbstverständlich nur da „wo Begriffe fehlen"! Denn, wie sich von selber versteht, konnte die mißbräuchliche Anwendung der preußischen Bezeichnung so wenig das „souveräne Herzogthum" Schleswig, wie es in unzähligen Acten der Dänischen Könige heißt, als das Bundes­herzogthum Holstein — konnte der der Lage in Preußen voll­kommen entsprechende, auf unsere ganz anderen Verhältnisse dann aber übertragene Name doch keineswegs diese Herzog­thümer Schleswig und Holstein (die noch nach Christian's V III. officieller Erklärung am Bunde vom Jahre 46 «nicht P ro ­vinzen eines ändern Staats", sondern „im gedeihlichen Besitz einer selbstständigen Verfassung, Gesetzgebung und Verwal­tung, unabhängige Länder einerGesammtmonarchie" waren) in Wirklichkeit irgendwie in „Provinzen" verwandelt haben. Freilich, um so sorgfältiger sollte der mißverständliche Aus­druck, der in der officielten Bezeichnung leider immer noch fortbesteht was die Herzogthümer betrifft, während im König­reiche längst die «Provinzial"-Stände (vereinigt) sogar zum „Reichstag" erhoben sind, jedenfalls doch von Denen und Allen vermieden werden, .die wie der Autor der Mittheilung das Ziel ihres Strebens in einer wahren und wirklichen Verständigung erblicken. Wenn andererseits endlich, was das Verhältniß des Herzogthums Holstein zur Gesammtmonarchie betrifft, für die desfallsigen Verhandlungen der Ständeversammlung auch die Mittheilung wieder die eben aufgehobene Gesammt- verfassung vom 2. October 1855 als Ausgangspunkt und natürliche Grundlage bezeichnet: so war es einerseits ohne Zweifel wie gelegentlich schon bemerkt die Sache der Staats­regierung, mit der Vorlage eines Entwurfs einer neuen Ge- sammtverfassung hier in Wirklichkeit vor den Ständen die Initiative zu ergreifen, und nicht „quanzweise" blos, nicht so wie geschehen. Der Vorwurf indeß der hier mit Recht sich erheben läßt — und wir haben selber schon oben auch unfern Theils ihn erhoben — trifft doch andrerseits mehr die Lage im Allgemeinen d. H. den inneren Widerspruch schon der No-

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vember-Patente. Oder widerspricht es sich nicht einen leben­digen Baum mitten durch Wurzel und Stamm in zwei Hälften zerspalten und dabei erklären: aber die eine der Hälften soll mit nichten verdorren, sondern lustig und wohlgemutst weiter grünen und blüh'n! Hat es Sinn und Verstand einem luftigen Bau, den vier Eckpfeiler tragen, davon zwei drunter ausschlagen und zugleich decretiren: aber daß bei Leibe das Ding sich nicht beikommen lasse nun etwa umfallen zu wollen! Und wodurch unterscheidet sich dies von dem Decret der Patente: die Ge- sammtverfassung der Monarchie — sie die eben in istrer Geltung für die Gesammtsteit der Monarchie istre ganze Bedeutung hatte, ihr ganzes Wesen, ihre ganze Eristenz — ist für grade die Hälfte der Tsteile dieser Gesammtmonarchie beseitigt, unter un­geschmälertem Fortbestand für die ändern zwei Tsteile! Und wie gäb' es aus solcher Lage überhaupt nur ein Weiterkommen? Und sofern eben die Regierung die Lage nicht ändern wollte, war sie nicht selbstverständlich genötstigt jeder Initiative sich zu enthalten? Der hier zu erhebende Vorwurf trifft also den Standpunkt im Allgemeinen, nicht den besonderen Fall der die Consequenz nur enthält; und in diesem besonderen Falle war doch auch nur fü r den Gang der Verhandlungen, als „Anknüpfungspunkt", als „natürliche Grundlage", die eben auf­gehobene Verfassung wieder zur Vorlage gebracht worden.

Das Resultat jener Verhandlungen — nämlich der Ständeversammlung, oder deren „Wünsche und Anträge über die verfassungsmäßige Stellung des Herzogthums in der Ge­sammtmonarchie," oder die „Vorschläge welche die Ständever­sammlung hinsichtlich der Ordnung der gemeinschaftlichen Ver­fassung stellen zu müssen geglaubt" — erklärt schließlich die Mittheilung in ihrem bezüglichen ersten hier in Rede stehenden Abschnitte für „zu r Ertheilung der höchsten Sanction nicht geeignet." Dieselbe Eröffnung, wie hiermit derBundes- Versammlung, war dem Lande wie wir gesehen im September- Patente geworden. Das Patent hatte sich jeder Motivirnng dabei enthalten; die Eröffnung am Bund läßt sich zu einer Motivirnng herbei. Doch ist es allein der Stände Verlangen nach Sondervertretung jedes einzelnen Reichslandes

c. Des S tände- bedenkenS

Abweis, und W iderlegung der Grunde

desselben.

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1. DieSonder-

vertretungen auch in den »gemcinsa-

nien» Ange­legenheiten

nicht „practisch

unmöglich;«

auch fü r die „gemeinsamen" Angelegenheiten, was in dieser Beziehung in der Eröffnung hervorgehoben wird, und zwar als „weder überall praktisch möglich oder gerecht noch dem wohlgeordneten Ganzen der Allerhöchsten Bekanntmachung vom 28. Januar 1852 entsprechend." Ueberraschen konnte die Abweisung nach allem Voraufgegangencn nicht; im Gegentheile, sie stand mit Bestimmtheit zu erwarten. Die Schwerfälligkeit eines so zu sagen Vierkammersystems (für Dänemark, Schleswig, Holstein und Lauenburg) liegt auch auf flacher Hand. Die „Unmöglichkeit" indeß wird man nicht zugeben können, die „praktische" nicht und die „rechtliche" nicht; und ebensowenig den Widerspruch mit der „Allerhöchsten Bekanntmachung."

Für die praktische Möglichkeit ist der beste Beweis, z. B. in Schweden, die Wirklichkeit. Die praktische Möglichkeit ist ferner gegeben mit der Voraussetzung der Möglichkeit über­haupt nur einer „Gesammtvertretung." Zwar nicht einer Gesammtvertretung wie man jenseits die Sache versteht; denn da versteht man sie ja, wie die bezügliche Vorschrift der Ge- sammtverfassung erweis't (die über die Anzahl der Reichsraths­männer aus den einzelnen Reichstheilen) und wie diese Vor­schrift ausdrücklich im Dänischen Reichstage bei der Verhandlung über die Annehmbarkeit der gedachten Verfassung von dem Vorsitzenden des Comite's ihrem Sinne nach erläutert ward: da versteht man die Sache ja als die „Unterordnung der Her# zogthümer, die selbstverständliche, unter das Königreich!" Eine Gesammtvertretung indeß, wenn hergestellt nach den Principle« der 1852er Vereinbarung, mußte doch immer noch wahren: die „Selbstständigkeit" und die „Gleichberechtigung" aller ein­zelnen Reichsländer. Die damit gegebene Form, die eine oder die andre denn es giebt ihrer mehre, die der Curien etwa oder nur der Curien-Abstimmung, würde demgemäß immer noch ein selbstständiges Beschließen innerhalb des Kreises der Re­präsentanten je der einzelnen Länder, würde Dasjenige also hier immer übrig noch lassen müssen weshalb das Vierkammer­system der einzelnen Landesvertretungen für „praktisch unmöglich" erklärt werden soll. Die „Gesammtvertretung" wäre somit nicht minder „praktisch unmöglich." Und wenn man einwendet es

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gäbe doch gemeinsame Interessen, allen einzelnen Neichsländern gemeinsam in Wirklichkeit, und der einzelnen Reichsländer Re­präsentanten würden daher auch unschwer in der Gesammtver- tretung sich einigen können in Betreff der Handhabung dieser Interessen, der Verwaltung derselben: was verändert sich hieran nur im Allergeringsten, setzt man statt der „Gesammtvertretung" die „Sondervertretungen der einzelnen Länder?"

Die practische Möglichkeit solcher Ordnung der Dinge, wie sie die Stände verlangen, ist also von selber gegeben mit der practischen Möglichkeit einer Gesammtvertretung der Monarchie, wie wenn sie eintreten sollte sie geordnet sein müßte den Prin- cipien des „Systems von 1852" gemäß. Die „Gerechtigkeit" aber — wie könnt' es ihr Abbruch thun, wenn die „unab­hängigen Länder" der Gesammtmonarchie auch selbstständig beschlössen über ihre gemeinsamen Angelegenheiten, durch seine eigene Landesvertretung ein jedes derselben? Die Stände von Holstein finden ersichtlicher Weise, nach dem einmüthig in der Sache von ihnen gefaßten Beschlüsse, nichts „Ungerechtes" hierin für das Herzogthum Holstein. Die Stände von Schleswig, das steht außer Zweifel, würden die Sache ebenso ansehen für das Herzogthum Schleswig: nur daß das geschichtliche Landes­recht überhaupt beide Ständekörper wieder vereinigt verlangte, um mit den Worten König Friedrich's III. zu reden, zum un­zertrennlichen „corpus integrale“ des „Schleswig-Holsteinischen Landtags" wie derselbe bestand, Jahrhunderte durch, „als die Grundveste der hergebrachten uralten Landesverfassung;" nur daß ein Verlangen wie dies um so gerechtfertigter schiene, als im Königreich schon das 1849er Grundgesetz die besonderen Stände für die Jnselstifte und Jütland, die eingeführt wurden mit der Einführung der besonderen berathenden Stände für Schleswig und Holstein im Jahre 1831, längst verfassungs­gemäß wie eben vorher schon bemerkt zum „Dänischen Reichs­tag" vereinigt hat. Jndeß das System der Vereinbarung vom Jahre 1852 ist ja mit der „politischen- Trennung der Herzog- thümer dazwischen getreten, und einstweilen hätten die Herzog- thümer je ihre besonderen Landtage. Dazu kommt denn die Ritter- und Landschaft von Lauenburg. Dies seit so Kurzem

2. Die Sache wirerspricht auck nicht der «Gerechtig­

keit;«

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3. D ie Sa»e widerspricht ebensowenig der »A ller­

höchsten B e­kannt­

machung«.

überall erst an die Krone gelangte Land würde aber am we­nigsten offenbar eine „Ungerechtigkeit" sehen in einer O rd n u n g der D ing e wie der obengedachten. B le ib t übrig von den „un­abhängigen Ländern" der Monarchie das Königreich Dänem ark. F ü r das Königreich D änem ark freilich würde die S ache das „Unrecht" enthalten: daß die Herzogthümer nicht länger De- pendenzen desselben blieben! daß es ein Ende dann hätte mit der in der N a tu r der Verhältnisse freilich so wohl begründeten Herrschaft des souverainen Dänischen Volks über uns deutsche Heloten hier im Norden der Elbe! mit der geborenen M a jo r i tä t , der alles entscheidenden, seiner 4 7 Vertreter im Reichsrath der Monarchie über die geborene M in o r i tä t unsrer 33 V e r t r e t e r ! !

Z w a r , w a s den Reichsländern einzeln und jedem also gerecht, könnte noch ein Unrecht enthalten gegen die E inheit der Monarchie, gegen die „Verbindung der einzelnen T heile" der­selben wie sie festgestellt worden in der A l l e r h ö c h s t e n B e ­k a n n t m a c h u n g . Allein so die D inge geordnet wie von den S tä n d e n verlangt in einer eigenen Verfassung der Gesammt- monarchie, und der Bereich der Gemeinsamkeit festgestellt in der Verfassung, sammt der V erw altung derselben durch die Gesammt- ministerien, und der F o rm ihrer V erhandlung in den Landes­vertre tungen , und dem Auswege im F a ll eines Dissenses der Letzteren, wie dies Alles die S tä n d e in Vorschlag gebracht h a b e n : wie fehlte es da an dem „wohlgeordneten G a n z e n ? " W a s freilich immer noch fehlt ist die Eine G esam m tvertre tung; dies „w ider­spricht" aber so wenig der Allerhöchsten Bekanntmachung, daß im T er te derselben, von Anfang bis E n d e , überall nicht die Rede ist von einem solchen O rg a n e . Und hat m an auch früher sich meistens jenes „wohlgeordnete G anze" verbunden gedacht m it einem gemeinsamen R a th e , einer gemeinsamen Vertre tung aller Länder der M o n arch ie , ändert sich damit doch nichts an der rechtlichen Lage, an dem In h a l te der Allerhöchsten B ekann t­machung selber. S o viel ist überdies jedenfalls aber gewiß wie w ir näher noch sehen w e rd e n : ein solcher Reichsrath der Monarchie mit seinen bestimmten die Landesstände beschränkenden Rechten ließ rechts- und verfassungs- und vereinbarungsgemäß n u r sich Herstellen u n t e r Z u s t i m m u n g a l l e r e i n z e l n e n

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Landtage. Und wenn nun der Landtag von Holstein nicht zustimmen w ill, nach Wiederaufhebung der octroyirten 55er Gesammtverfaffung, der deshalb rechts- und verfassungs- und vereinbarungswidrigen; wenn er dabei sogar principiel keines­wegs sich gegen die Sache erklärt, sondern zur Zeit nur sie ab­lehnt nach den gemachten Erfahrungen, nach der bestimmten Erklärung von dänischer Seite daß im „Reichsrathe" jene "Unterordnung" unter das Dänische Volk die „Gleichberechtigung" sei die den Herzogthümern gebühre; wenn er nicht das Mindeste einwendet gegen eine Gesammtvertretung, in der gemäß dem Systeme der 52er Vereinbarung die Gleichberechtigung wirklich gewahrt und gesichert wäre: heißt das sich in Widerspruch setzen mit demselben Systeme; mit dessen Hauptdocumente, der „Allerhöchsten Bekanntmachung?"

Die Eröffnung am Bund behauptet den Widerspruch, viel- leicht ohne die volle persönliche Zustimmung ihres Verfassers. £aIQ t.berAls aus dessen Seele gesprochen darf dagegen wohl gelten, wie ®tänbe-die Eröffnung sich ausläßt über die Haltung der Stände, in gegen früher so völlig verändertem Tone. Denn bislang wiederhallten ja die Kopcnhagener Erlasse stets von den här­testen Anklagen gegen die Stände von Holstein, als „beherrscht von der Adels-, der Junkerpartei die den Frieden nicht wolle um im Trüben zu fischen, die jeden versöhnlichsten Schritt der liberalen Negierung im Interesse ihrer mittelalterlichen Privile­gien zurückweise." „Lüge und Perfidie" — nach der Berling- schen Zeitung, und hatte sogar in Holstein ein Blatt dies zu wiederholen die Stirn — war noch im April vorigen Jahres das ganze Auftreten der Stände. Jetzt

„verkennt die königliche Regierung nicht den Ernst und die S o r g f a l t , womit die Ständeversammlung die ihr gestellte wichtige Aufgabe behandelt hat."

Ja, sie„erkennt mit Befriedigung an, daß dieselbe sich be­strebte Tendenzen zurückzudrängen die" —

bis dahin beständig ihr zum schwersten Vorwurf gemacht waren!

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IX.Öffnung über Wie in dem September-Patente für das Herzogthum Holstein ,'interimisti- erklärt die Regierung in ihrer Eröffnung am Bund, wie wir mungmvf“Se °*'en gesehen, die Vorschläge der Stände in Betreff der neuen bber=er!affT Gesammtvrdnung für die allerhöchste Sanction nicht geeignet »-Sich-rung befunden zu haben; und gab das Patent diese Erklärung ohne Interessen", Begründung, so versucht die Eröffnung dagegen sie doch in

der Kürze zu motiviren. Im Patente ward weiter die Neu­ordnung der Gesammtverfassung Vorbehalten, und erfolgten so­dann für die Zeit „bis zur Durchführung einer endgültigen Re­gulirung der Verfassungs-Verhältnisse" einige „interimistische Bestimmungen" für das Herzogthum Holstein „zur Sicherung seiner Interessen bei der Behandlung gemeinschaftlicher Angelegen­heiten." Auch in der Eröffnung erfolgen zunächst auf den Versuch jener Motivirung diese interimistischen Bestimmungen, und auch hier wieder — im Gegensatz zum September-Patente — ist eine kurze Begründung des Inhalts hinzugefügt. Es bringt dieselbe ausdrücklich die Bestimmungen in Verbindung mit den „von den Ständen solchermaßen dargelegten Ansichten und Wünschen," in denen die Regierung „sich habe angelegen sein lassen für ihre betreffenden Maßnahmen Anknüpfungspunkte ausfindig zu machen;" und wenn wir oben bereits dieser Bestimmungen In ­halt kurz wiedergegeben — sie enthielten die Eine Modification in dem Interim der November-Patente wie wir näher es dar­gelegt haben, und die anderweitigen Aenderungen der seitherigen Sachlage — haben wir hier jetzt die Sache nach ihrem Werthe zu würdigen, auch mit Bezug auf die entsprechenden Stände- Beschlüsse.

ftStionM* Jene Eine M od ifica tion in dem In te r im der No- 3Ä m b e r f vember-Patente bezog sich nicht auf die Lage der Gesammt- «bnÄende- monarchic; nicht auf das gegenseitige Verhältniß der Theile >sSnbe Ler derselben; nicht auf die Spaltung der Monarchie längs der gm3men Linie der Eider oder die thatsächliche Herstellung des eiderdäni-

tKiten!"’ schen Staats, des Königreichs Dänemark mit der incorporirten Provinz Schleswig und der Absonderung Holstein-Lauenburg's als des Königreichs Dependenz. Hieran änderte nichts das September-

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P a te n t m it den ihm angehängten beiden Bekanntmachungen a u s dem Finanzministerium. D e r e i d e r d ä n i s c h e S t a a t m i t d e r D e p e n d e n z H o l s t e i n - L a u e n b u r g ist die noch z u r S t u n d e b e s t e h e n d e O rd n u n g der D inge . N u r insofern die N ov e m be r -P a te n te in den „gemeinsamen" Ange­legenheiten ohne jede M itwirkung der S tä n d e das Herzogthum H o l s t e i n der a b s o l u t e n G e w a l t S r . M a j e s t ä t un ter­warfen, t ra t eine Aenderung ein in der Lage der D inge . Und zwar erhielten nunm ehr

die S t ä n d e von H o l s t e i n eine b e r a t h e n d e S t i m m e i n d e n ^ g e m e i n s a m e n " A n g e l e g e n h e i t e n , doch i n b e s c h r ä n k t e m B e r e i c h n u r : „soweit" nämlich „diese Angelegenheiten" nach der Negierung D afü rh a l ten „zum Wirkungskreise der früheren berathenden P ro v in z ia l ­stände gehört haben würden."

Nach dänischer Auffassung ist dieser Bereich ein n u r enger. L f$ “flbefetn J a , gewöhnlich behauptet m an dänischerseits — und H e rr ®i?tnebet H a u p tm a n n R i p p e r d a hat gründlich es nachgewiesen a u s der ”a“ne|‘a8e/n Bezeichnung der vormärzlichen S tä n d e a l s „provinzialer", unter M ißbrauch von N am en wie D a h lm a n n und Niebuhr — daß ™$flbreac\u selbstverständlicher Weise die „gemeinsamen" Angelegenheiten, die der Gesammtmonarchie, stets von dem Wirkungskreise der „ P ro - Verfassung; v in z ia l" -S tä n d e ausgeschlossen gewesen; daß die Compctenz die­ser letzteren natürlich habe beschränkt sein müssen au f die „be­sonderen" Angelegenheiten, die „provinziellen" der „Landes-" oder richtiger „S ta a ts th e i le ." E in Raisonnement ohne Zweifel sehr schlagender Art, wieder a u s dem N a m e n der Sache für d as W e s e n derselben. D ie s Wesen indeß wie es sich t h a l - säch lich geltend gemacht, bevor der B e r l in e r H err Gardelieute- iieiHt noch unter die S t a a t s m ä n n e r gegangen, umfaßte in Wirk­lichkeit, wie es Je d e rm a nn weiß der auch n u r die oberflächlichste Kunde von der Sache besitzt, die gesammte Gesetzgebung und nicht bloß des „P riva trech ts" wie m an wieder einwenden will, sondern des „öffentlichen" dazu und des a u f die „O rg an isa t io n" der Monarchie und deren Theile bezüglichen sogar bis hin zu dem M a ß e , daß selbst die Idee einer Vertre tung der G esam m t­monarchie wie schon Christian V I I I . 1842 sie an re g te , daß

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2. und mit »beschließen­der -Stimme,

nach dem Sinne der

Verein­barung von

1852;

3. und ist nichts

hieran geändert durch die »rechts-

widrige Aus führung« des

»I852r Systems;«

also eine Frage gerade wie die um welche es wesentlich hier sich handelt, den „Provinzial"-Ständen aller „Provinzen" zur Berathung vorgelegt wurde. Und schon nach dem eigensten I n h a l t e des Verfassungsgesetzes vom Jahre 1831 war die gestimmte Gesetzgebung der Lande Schleswig und Hol­stein, war eine jede Veränderung in der Verfassung der Her- zogthümer ausdrücklich an die Mitwirkung der „Provinzial"- Stände gebunden. Und aus dem eigensten I n h a l t e jener Fr iedensvere inbarung zwischen Dänemark und dem Bunde von 1851/52, und aus dem innersten Wesen der V e r h ä l t ­nisse und der Sache — da das Ziel eben der „Friede", die „Verständigung" war zwischen den „unabhängigen Ländern" der Gesammtmonarchie — geht klar wie der Tag als die Absicht hervor:

Die nur berathenden „ P r o v i n z i a l " - S t ä n d e auch der Herzogthümer erhalten, wie für den dänischen „Reichs"- Tag dies seit länger schon eingetreten, zunächst und vor Allem mitbeschließende Stimme; und durch freie Ver ­e inbarung mit der Regierung ebensowohl als unter einander verständigen sich alsdann die einzelnen Lan­desvertretungen (auch die Ritter- und Landschaft des Herzogthums Lauenburg) über das „wohlgeordnete Ganze" der Gesammtmonarchie, im Bereiche der schon im Vor­märz bestandenen administrativen Gemeinsamkeit.

So waren factisch wie rechtlich die Dinge belegen und entsprach es eben so wenig der vormärzlichen Landesverfassung, der in der Friedensvereinbarung zunächst reactivirten, wie dem Inhalt und Sinn der Vereinbarung sonst, wenn die Regie­rung in ihrer A u s fü h ru n g des neuen Ver fassungs­werks zuerst und vor Allem die „gemeinsamen" Angelegen­heiten der Competenz der „Provinzial"-Stände der Herzogthü- mer entzog, und, diese dem neuen „Reichsrath" der Monarchie überweisend, nur für den auf die „besonderen" Angelegenheiten eines jeden der beiden Herzogthümer beschränkten Bereich der ständischen Wirksamkeit den seither nur „berathenden" Ständen „beschließende" Stimme ertheilte. Und dasAlles geschah ohneMitwirkung derStände,

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denen nur die S o nd er Verfassungen vorgelegt wurden, und nur zur „Berathung" natürlich, und mit Ausnahme derjenigen Bestimmun­gen derselben (der §§. 1 - 4 der Verfassung für Schleswig und der §§. 1— 6 der für Holstein) die eben auf die Stellung der Lande innerhalb der Monarchie sich bezogen, auf die Abgrenzung der „besonderen" und der „gemeinsamen" Angelegenheiten: ein Verfahren zu dem leider aus politischen Rücksichten, insbesondere gegenüber auch dem Dänischen Reichstage, (der denn doch aber erst selber beschloß über die Beschränkung seiner Competenz auf die in Zukunft „besonderen" Angelegenheiten des Königreichs gegen­über den fortan wieder „gemeinsamen" der Monarchie) selbst das Ministerium Oer sted sich entschließen zu müssen glaubte (während es andrerseits freilich in seiner (der ersten) Gesammtverfassung, der vom Jahre 1851, die „nicht gerechtfertigte Unterordnung der Herzogthümer unter das Königreich" durch eine nur „berathende"Stimme des „Reichsraths" vermeiden wollte); eine Procedur, die auf den Grund hin für verfassungsgeinäß erklärt wurde, daß die „gemeinsamen" Angelegenheiten n iemals „gehört hätten zum Wirkungskreise der früheren berathenden Provinzial­stände", wogegen jetzt die Negierung selbst von diesem „ver- faffungsgemäßen" Verfahren wenigstens „ i n sowe i t " ja zuge­steht daß es verfassungswidrig gewesen, „ a l s " wie die Eröff­nung besagt »die gemeinsamen Angelegenhei ten zum Wi rkungskrei se der berathenden Provinzial stände gehör t haben wür den ! "

Nach Wiederaufhebung auch der seitherigen Gesammtverfassung, 1(der zwei ten, der vom Jahre 1855, die dem „Reichsrathe" ®äl6een£ie „beschließende" Stimme ertheilt hatte auf Geheiß des souve- rainen Dänischen Volkes, des »»Reichstags"), forderten dem- gemäß auch als ihr verfassungsmäßiges Recht und aus Grund Interim; der Vereinbarung vom Jahre 1852 und der Allerhöchsten Be­kanntmachung vom 28. Januar die Stände von Holstein in ihrer letzten Diät wie für das Definitivum — nach den gemach­ten Erfahrungen mit jener geborenen Majorität der Dänen im Reichsrathe — so schon gleich für das Interim so lang es noch dauere:

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mitbeschließende Stimme des Holsteinischen Land­tags in der gesammten Gesetzgebung, in allen „ge­meinsamen" wie in den „besonderen" Angelegenheiten,

ohn "dieses Diese Forderung ist allerseits im Rechte begründet. Sie^ aber weiter begründet, betrachtet man nur die Sache aus

"gesichertst fcem Gesichtspunkte den selber in der Eröffnung am Bund die Regierung voranstellt. Denn welche „Sicherung der I n ­teressen" bietet dem Herzogchum Holstein in den „gemeinsamen" Angelegenheiten und der „Behandlung derselben" eine nur „berathende" Stimme der Holsteinischen Stände? Wie kann man hier reden, wie die Eröffnung es thut, von einer „Stellung des Herzogthums während der Uebergangsperiode," durch welche

„jede Besorgniß, es werde der Holsteinische Gesichtspunkt bei der Leitung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten aus den Augen verloren werden, für die dortigen Ltnter- thanen Sr. Majestät beseitigt wird?"

Mge£üb«t Gebunden ist an und für sich schon die absolute Ge-tenGewalt«*- w alt ja keineswegs an die „Gutachten berathender" Stände;

und wenn auch sonst wohl Regierungen selbst ohne verfassungs­mäßigen Zwang in gegenwärtigen Zeiten nicht ganz unbeachtet lassen, was von ihren nur berathenden Landesvertretungen ihnen vorgestellt wird; wenn unter Umständen selbst, da auf den Geist Alles ankommt und nicht auf den Buchstaben, auf die Macht der Verhältnisse und nicht des beschriebenen Papiers, nur be­rathende Stände sogar wohl größeren Einfluß zu üben ver­mögen als mitbeschließende Kammern: so sind doch hier die Verhältnisse eben, die Thatsächlichkeiten, von der Beschaffenheit gerade daß sich die Sache Herausstellen würde als die leerste Formalität. Denn, hält man sich nur an die „absolute Ge­walt," an die Krone selbst, an den Landesherrn: so leidet es allerdings nicht den mindesten Zweifel, daß dort Wille und Absicht ausschließlich gerichtet ist auf eine gleich gerechte Be­handlung und gleich eifrige Fürsorge für a l le einzelnen Länder der Gesammtmonarchie, von einem Standpunkt der über den Streitenden steht. Allein von Absicht und Wille bis zur Entschließung und That führt hier der Weg durch die Reihen der Rathgeber der Krone, und dies sind Dänische Männer

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alle in und ausschließlich, in dem Streit zwischen Sr. Ma­jestät deutschen und dänischen Unterthanen! Dazu kommt über dies aber der Umstand hinzu, daß es ja factisch und practisch ganz anders hier steht als die November-Patente zunächst es erscheinen ließen: daß es leere Redensart ist mit dem oben ge­dachten Satz, wonach „dem Könige allein" die Gesammtminister „verantwortlich" sind in den „gemeinsamen" Angelegenheiten „für das Herzogthum Holstein;" daß in diesen über das Land die absolute Gewalt, Sr. Majestät freier und souverainer Wille nicht w irk lich, sondern nur scheinbar, nur formel verfügt; daß in Wahrheit dagegen und practisch und factisch dem sou­verainen Dänischen Volke und dem Belieben desselben hier das Herzogthum unterworfen ist — vorausgesetzt nämlich daß jene andere Redensart der November-Patente von der die eben gedachte nur die einfache Consequenz (jene vom „halben Ge­summten" und dem „ungeschmälerten Fortbestände" von „Ge­summt"-Verfassung und „Reichs"-Rath für die eine „Hälfte" des Ganzen unter definitiver Beseitigung für die übrige Hälfte) — vorausgesetzt wie gesagt, was ja wirklich erfo lgt ist, daß auch diese andere und zweite unqualificirbare Redensart, nicht wie man annehmen durfte beim Erlaß der Patente eine solche verblieb, sondern zur Ausführung kam; daß durch E in­berufung der M itg lie d e r fü r Dänemark und Schles­wig die „halbe Gesammt"-Verfassnng und der Quasi-„Reichs"- Rath derselben auch practisch in Scene gesetzt, und auch wei­ter einstweilen deren practische Wirksamkeit festgestellt ward.

Denn in der That, wie gelegentlich angedeutet bereits, ist doch nur ein Widerspruch in sich selbst, ist schon ein logisches Unding eine politische Ordnung in der in ein und denselben Sachen — den „gemeinsamen" der Gesammtmonarchie, die aus Dänemark und Schleswig und Holstein und Lauenburg be­steht — und in ein und derselben Verwaltung dieser „gemein­samen" Sachen, ein und derselbe Minister „ insowei t sich sein Wirkungskreis auf Holstein und Lauenburg bezieht" dem „König allein", im Uebrigen aber zugleich einem „ Reichsrath" verant­wortlich ist! „Der „Wirkungskreis" der Gesammtminister „be­geht" sich eben mit Nichten „ insowe i t " auf Holstein und

bb. viel we­niger gegen-

über dem Dänisch- Schlesw. «Reichs-«

Rathe, dem wirklich in Scene ge­

setzten.

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Lauenburg und anderweitig auf Dänemark und Schleswig. Eine Theilung wie diese ist eine leere Wortmacherei, ist eben ein Widerspruch in sich selbst, denn es „bezieht" sich der Wir­kungskreis gerade unterschiedslos auf die Gesammtmonarchic und alle Theile derselben, für die die „gemeinsamen" Ange­legenheiten eben gemeinsame sind d. H. ein und dieselben und natürlich nicht anders als gemeinsam sich handhaben, gemeinsam sich leiten und ordnen und regeln lassen. Sind in dieser gemeinsamen Leitung der „gemeinsamen" Angelegenheiten der Gesammtmonarchie aber „für Dänemark und Schleswig" die Einen Gesammtminister dem Dänisch-Schleswigschen „Reichs"- rathe, also der großen Majorität seiner Dänischen Mitglieder, also den vom Dänischen Volke gewählten Vertretern, also selber dem Dänischen Volke für ihre Verwaltung „verantwortlich": so sind sie es h ie rm it zugleich auch „soweit sich ihr Wir­kungskreis auf Holstein und Lauenburg bezieht." Das heißt: das Dänische Volk, durch die große Majorität seiner Vertreter im „Reichörath" zwingt eben einfach zum Rücktritte die ge­summten Gesammtminister für den Fall, daß deren Leitung der „gemeinsamen" Angelegenheiten a lle r Theile der Monarchie nicht jener Dänischen Majorität, also nicht dem Dänischen Volk convenirt. Das Dänische Volk zwingt die Krone damit — die trotz ihrer „absoluten Gewalt" über Holstein und Lauenburg doch hier nicht die alten Gesammtminister behalten kann, und für Dänemark und Schleswig neue und zweite ernennen — zur Bestellung von anderen und gefügigeren Herren für die eine und gemeinsame Verwaltung der einen und „gemeinsamen" Angelegenheiten a lle r Theile der Monarchie in einseitig däni­schem Sinne. Und ist solchemnach diese Verwaltung in ihrem ganzen Bereiche, worauf immer man sich den „Wirkungs­kreis" der Minister „bezogen" denkt, vollständig abhängig vom Dänischen Volke, ebensowohl für Holstein und Laucn- burg wie für Dänemark und Schleswig; ist also das Her­zogthum Holst ei u (und natürlich auch Lauenburg) für den ganzen Bereich der „gemeinsamen" Angelegenheiten (Finanzen, Krieg, Marine und Auswärtiges) als einfache Dependenz des eiderdänischen Staa ts wirklich dem souveränen

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B e lieben des Dänischen V o lks un te rw orfen . Und war bei der Minorität der Vertreter aller 3 Herzogthümer zu­sammen gegen die Majorität der Vertreter des Königreichs (33: 47) auch dies schon der Fall (und zwar für a lle 3 Her­zogthümer als Dependenzen des Königreichs) als die Gesammt- verfassung wirklich eine „Gesammt"-Verfassung noch war, sie auch für Holstein und Lauenburg in Geltung noch stand, tritt gegenwärtig das Mißverhältniß doch noch viel crasser hervor.Denn was Schleswig betrifft, dem eiderdänischen Staate jetzt incorporirt in dem Dänisch-Schleswigschen „Reichs"-Rathe mit dessen fast 4. fachet Majorität (47 :13) der Vertreter des Kö­nigsreichs gegenüber denen des Herzogthums, gaben diesen früher doch immer noch einen kräftigsten Rückhalt im Rcichsrath der M o­narchie die (20) Vertreter der beiden übrigen Herzogthümer.Und Holstein und Lauenburg wurden doch zum Mindesten noch gehört im Reichsrath der Monarchie durch diese ihre Vertreter. Gegenwärtig indeß haben sie überall keinen Theil, keinen Theil an der Vertretung die nichtsdestoweniger die Vertretung des „Reiches" ist; gegenwärtig stst allergnädigst den „Provincial"- Ständen Holstein’s zu „berathen" »erstattet, worüber der Dä- nisch-Schleswigsche „Reichs"-Rath d. H. das Dänische Volk in den „gemeinsamen" Angelegenheiten der Gesammt-Monarchie seine die Negierung bindenden souverainen Beschlüsse faßt. Wo­bei denn dem Herzogthum Holstein der Trost freilich verbleibt daß stets die Gesammtminister, auch die jedesmal neuen wenn die alten dem souveränen Dänischen Volke nicht länger gefallen,„insoweit sich ihr Wirkungskreis auf dies Herzogthum bezieht" in den November-Patenten „dem König alleinver an t wor t l i ch " sind!!

So viel über die eine, die jenes Interim modificirende BeSudS- „ interimistische Bestimmung zur Sicherung der Interessen des Herzogthums Holstein in den gemeinsamen Angelegenheiten und der Behandlung derselben während der Uebergangsperiode", für @4t5e.et' die aus der ganzen Lage der Sache und allen Umständen nach sich also die Nothwendigkeit einer Abänderung dahin ergiebt, daß für den ganzen Bereich, wie schon oben bemerkt, der „ge­meinsamen" Angelegenheiten die Holsteinischen Stände mitbe-

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l . D ie Ver­fassung be­

treffend— im Grunde

nichts Neues!

schließende Stimme erhalten. Denn dies, und nur dies ge­währt wirkliche „Sicherung" in dem hier fraglichen Punkte. Und dies, und nur dies entspricht den „von den Ständen dar­gelegten Ansichten und Wünschen", in denen die Regierung „für ihre Maßnahmen" ja „Anknüpfungspunkte hat ausfindig'machen wollen." Das hat die Negierung auch wollen in den übrigen Punkten der September-Erlasse, und ist hier auch die That wie wir in der Kürze jetzt sehen werden nicht hinter dem Willen zurückgeblieben, nur daß die Sache von keiner Erheblich­keit ist.

Die Nr. I. des Patentes nämlich„sichert die in Gemäßheit der Bekanntmachung vom

28. Januar 1852 früher gezogene, von den Holsteinischen Ständen auch als zweckmäßig anerkannte Grenze zwischen den gemeinschaftlichen und den besondrer: A nge le ­genheiten gegen einseitige V erände rung",

wie die Eröffnung besagt. Und die Eröffnung hat Recht, nimmt man es nicht gar zu genau in Betreff der „Anerkennung" der „Grenze", die in der „Allerhöchsten Bekanntmachung" doch auch Einzelnes ausschließt von den „besondren" Angelegenheiten, ohne daß die Stände der Sache eben ihre „Anerkennung" ertheilt hätten — die Eröffnung hat Recht mit dieser ihrer Behaup­tung. Denn keine „besondere" Angelegenheit des Herzogthums Holstein soll nach Nr. I. des Patents ohne Zustimmung der Stände fortan eine „gemeinsame" werden können. Diese Ver­fügung indeß enthält im Grunde nichts Neues, wie oben schon angedeutet. Zwar nicht der §. 3 der Holsteinischen Sonderver­fassung, den die Eröffnung hier anzicht und der nur h'e „ge­meinsamen" Angelegenheiten näher bespricht, wohl aber die A l­lerhöchste Bekanntmachung vom 23. Juni 1856 „eine nähere Bestimmung der besonderen Angelegenheiten des Herzogthuins Holstein betreffend" verfügte bereits, in Folge Verlangens der Holsteinischen Stände und der Oefterreichisch-Preußischen Re­clamatione» in Kopenhagen, daß „fernerhin der Kreis der Son­derangelegenheiten Holsteins nicht ohne Zustimmung der Stände eine Beschränkung erleiden" solle. Diese Allerhöchste Bekannt­machung ist nun zwar auf Verlangen des Bundes, weil den

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S tä n d e n nicht vorgelegt, durch die N ov e m b e r -P a te n te wieder m it aufgehoben worden, und ist f o r m e l damit zugleich jene Bestimmung wieder mit weggefallen. D a ß gegen s ie aber der B u n d nichts ha t einwenden wollen versteht sich von selber; denn es w a r natürlich mit Nichten eine r e f o r m a t i o in p e ju s , cine D e te r io ra t io n , eine Verschlimmerung der Lage die der B u n d für Holstein verlangte. M a t e r i e l , d a r f m an sagen, mußte also jene Bestimmung bestehen bleiben, und reducirt sich die Sache a u f eine bloße Form ali tä t .

D ie N r . I V . — V I. des P a te n t s (N r . I I . und I I I . enthalten die obengedachte Modification), die B e i t r a g und A n t h e i l des H erzogthums Holstein in Betreff der gemeinsamen Ausgaben und E innahm en neu bestimmen, entsprechen vollkommen dem Verlangen der S tä n d e . D ie ganze Differenz beläuft sich indeß a u f nicht I V» pCt., und zu Gunsten des Herzogthums n u r bei den Ausgaben.

D ie N r . V I I . des P a te n ts und die zweite Bekanntmachung, die vom 25 . Septem ber , haben es zu thun mit dem „ M a r i ­nt u m . " D ie Feststellung desselben entnimmt freilich die Cassen des Herzogthums Holstein der beliebigen Disposition des D ä n i ­schen Volks oder der Vertreter desselben im Dänisch-Schleswig- schen „Reichsrathe." Auch ist über die Höhe des M a x im u m schwerlich K lage zu führen. Allein es handelt sich ja natürlich in den „gemeinsamen" Angelegenheiten und den F inanzen der­selben nicht bloß mit das M a ß d e r B e t e i l i g u n g der ein­zelnen Länder, sondern zugleich um die V e r w e n d u n g der zur V erfügung stehenden M it te l ; und in dieser Beziehung bleibt nach wie vo r das H e r z o g t h u m H o l s te in , wenn nicht auch in den F inanzen die S tä n d e mitbeschließende S t im m e erhalten, der a b s o l u t e n G e w a l t d. h. d e s D ä n i s c h e n V o l k s n n t e r w o r f e n .

W a s schließlich die erste Bekanntmachung betrifft, die vom 24 . September, genügt es d a ran zu erinnern daß ihren Gegen­stand bilden:

„ K a th e n a b g a b e n und K a th e n v e rb i t te l sg e ld e r , Aequi- valent für ein Fenerungsdepntat an einen B a u e r v o g t in der Grafschaft R a n z a u ; B e i tr a g zu der Besoldung

2. D ie F i ­nanzen be­treffend —

nicht von E r ­heblichkeit!

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für den I n t e n d a n t e n von Wandsbeck; Vergütung für Forstaccidentien an einen H a u s v o g t im Amt B o rd es ­holm u. s. w. u. s. w ."

Ueberdies aber enthält die „Umpostirung" mehr Einnahmen, die au s „besonder«" zu „gemeinsamen", a ls umgekehrt, werden!

X.“ffnSjber " D ie Königliche Regierung" — sagt H err v o n B ü l o w tofucreÄ« ,n semer Mittheilung an die Vereinigten Bundesausschüffe —

sichten«, „bedauert die Vorschläge der Holsteinischen S tä n d e " (nämlich die „hinsichtlich der O rdn un g der gemeinschaftlichen Verfassung") zur Allerhöchsten S an c t io n so wenig geeignet befunden zu haben." Nichtsdestoweniger „glaubt sie nicht schon setzt au f die Hoffnung verzichten zu müssen, daß eine bessere Erkenntniß dessen w a s die gemeinsamen Interessen erfordern in Holstein sich werde geltend machen können"; und „von der Ansicht ausgehend es sei der Augenblick noch nicht gekommen, eine definitive Bestimmung über die verfassungsmäßige S te l lu ng des Herzogthums in der Monarchie zu treffen, hat die Negierung" — die das Dasein „gemeinschaftlicher die verschiedenen Theile der Monarchie zu einem Ganzen verbindender Interessen" a ls „unbestreitbare Thatsache" hinstellt, und es „nach wie vor den Hauptzweck ihrer Bestrebungen sein läß t auf den verfassungsmäßigen W ie­deranschluß der Herzogthümer Holstein und Lauenburg an die nicht zum Bunde gehörenden Theile der Monarchie hinzu- arbeiten" — hat, wie gesagt, „die Negierung daher geglaubt ihre Aufmerksamkeit" (wie einerseits au f die „fernere interimi­stische S te llung Holstein 's, so andererseits) „au f die Anbahnung eines W egs richten zu müssen, welcher besser a l s der bisher be­folgte durch eine allseitige Erör terung der obschwebenden Fragen zum Ziele zu führen geeignet sein möchte."

“'Ä t m i T E s ist der hier schließlich noch in Betracht kommende wich- S ? Ma?« tigste Punkt in der Angelegenheit überhaupt, über den die von

Bülow'sche M ittheilung mit den vorstehenden Worten an ver­schiedenen S tellen sich au s läß t : der Punkt in dem es um die „ A b s i c h t e n S r . M a j e s t ä t " sich handelt, um die „weiteren"

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nämlich wegen „d e f i n i t i v e r Regu l i r u ng der Ver ­fassungs-Verhä l t n i sse" , worüber anders als über den Abweis der Forderungen der Stände, bis dahin auch nicht ein­mal andeutungsweise irgend Etwas verlautet hatte und das in der Eröffnung Kundgegebene nichts weniger als vorauszusehen war. „Der gemachte Versuch" (in Betreff jener Regulirung) „durch Verhandlungen mit der Holsteinischen Provinzialstände­versammlung zu einem praktischen Resultate zu gelangen", heißt es dann weiter in der Eröffnung, „ist freilich erfolglos ge­blieben. Allein die Regierung hat doch nicht die Hoffnung aufgegeben auf dem Wege der Verhandlungen ein Einverständ- niß zu erreichen, das die beste Grundlage einer dauerhaften Ordnung bilden würde. Nur dürfte die gewonnene Erfahrung empfehlen, die neuen Verhandlungen in einer anderen Form und in einem größeren und vollständigeren Umfange als früher eintreten zu lassen." Diese neuen Verhandlungen, fährt hier­auf die Mittheilung fort, sollen „von der Negierung geleitet" „umfassende und allgemeine" sein „zwischen Vertretern der ver­schiedenen Theile der Monarchie", wodurch, „so hofft die König­liche Regierung, eine Verfassung wird vorbereitet werden können, welche zu einer den Ansichten der Bewohner der verschiedenen Landestheile über ihre Interessen und Rechte entsprechenden definitiven Ordnung führen würde. Denn „in der gemein­samen Verhandlung" werden „die verschiedenen Gesichtspunkte über die zweckmäßigste Ordnung der gemeinschaftlichen Ange­legenheiten durch erschöpfende und freie Auswechslung der Ge­danken und Wünsche sich in eine mehr übereinstimmende und gemeinsame Ansicht vereinigen können." Als die gedachten „Vertreter der verschiedenen Theile der Monarchie" behufs der gemeinsamen Verhandlung endlich sollen einestheils fungiren: „Abgeordnete für das Herzogthum Holstein, von der Holstei­nischen Provinzialständeversammlung", und andererseits „Ver­treter der übrigen Theile der Monarchie, vom Reichsrathe ge­wählt", beide „in gleicher Zahl"; und sollen „die geeigneten Schritte" in der „nächsten Zukunft" schon vorgenommen werden.

Das ist in logische Folge gebracht was etwas bunt durch einander geworfen, und mehrfach sich wiederholend die Mit-

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b. Einzelne auch hier wie­der Anstoß er­regende Wen­dungen und Ausdrücke.

theilung zu erkennen giebt über '-Sr. Majestät Absichten". Der wesentliche Bestand dieser Absichten, wie man sicht, bestimmt sich einerseits negat i v andrerseits posi t i v . Nachdem die Holsteinischen Stände nach Aufhebung der Gesammtverfassnng vom 2. October 1855 s. w. d. a. gehört worden waren, hätte die Regierung eigentlich sofort ihre Beschlüsse zu fassen ge­habt über die Weise in der sie i hrerse i t s nun die Ver fassungs-Verhäl tn i sse neu zu ordnen gedächte, und hätte sie hierüber der Bundesversammlung dann Mitthei­lung machen müssen. Solche Beschlüsse hat sie indcß zur Zeit nicht geglaubt schon fassen zu sollen, und erhält auch die Er­öffnung nicht die bezügliche Mittheilung, die schon vom 20. Mai 1858 wie oben erwähnt „innerhalb einer Frist von 6 Wochen längstens bestimmt" hätte erfolgen sollen. Die „Absichten Sr. Majestät" verbleiben in dieser Beziehung d. h. betreffs der mater ie l l en Neuordnung der Gesammtverfassung der Mon­archie demgemäß nach wie vor im vollständigsten Dunkel, und nur was die formel l e Seite der Sache betrifft enthält die Eröffnung eine positive Erklärung. Diese Erklärung aber geht dahin daß, unter Offenlassung der Frage jener materiellen Neu­ordnung, neue Verhand l ungen i nnerhalb der M o n ­archie noch erst wieder beabsichtigt werden, und zwar zwischen Abgeordneten einerseits der Holsteinischen S t ände und andererseits des Quasi - , , Reichs " - R a t h s f ü r D ä ­nemark und Schleswig, beide in gleicher Zahl.

Es versteht sich von selbst daß, nachdem seit der Einbe­rufung der Stände fast ein volles Jahr wieder verflossen war, eine Kundgebung wie diese eben was den Hauptpunkt der noch­maligen Verhandlungen betrifft und die Art der Zusammen­setzung der neuen Notabeln-Versammlung, unter denjenigen Au­toritäten deren Beurtheilung sie nun vorlag die öffentliche Mei­nung am wenigsten zu befriedigen im Stande war. Ganz abgesehen indeß von dem eben Gezeichneten Hauptpunkte finden auch hier wieder, in dem in Rede stehenden Abschnitte der Eröffnung, sich eine Reihe von Ausdrücken und Wen­dungen vor, die vielerseits sicher nicht ohne Anstoß ver­nommen worden oder geeignet sind nur wieder M i ß v e r st ä n d-

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nisse in der Sache herbeizuführen. So in dem „Landestheil" Holstein z. B. die verhoffte „bessere Erkenntniß", neben der „unbestreitbaren Thatsache" der Jntereffen-Gemeinschaft, und die Weise in der von der „definitiven Bestimmung" die Rede ist; so zumal und vornämlich der „Wiederanschluß der Herzog­tümer Holstein und Lauenburg" an die übrige Monarchie als an ein Dänemark-Schleswig. Versuchen wir hier zunächst ehe wir uns zur Hauptsache wenden, in diesen Punkten die Dinge in der Kürze in's Klare zu bringen.

Es liegt auf der Hand daß wenn die Regierung gemeint hätte jetzt eine „de fin itive Bestimmung" schon treffen zu sollen, sie doch auch diese natürlich erst dem Bundestage hätte vorlegen müssen, da eben die Sache eine streitige ist zwischen dem Bunde und dem Bundesgliede („Dänemark wegen Holstein"), und ein „Definitivum" also nicht hergestellt werden kann ohne Einverständniß vorher und Zustimmung des Bundes. Schon der Umstand indeß daß selbst nur die „neuen Verhand­lungen" die Negierung als von ihr beabsichtigt der Bundes- Versammlung notificiren läßt, und daß diese Mittheilung selber wie schon früher hervorgehoben, indem sie „anknüpft" an „Be­schlüsse der Bundesversammlung," sich als die einfache Erfüllung einer Bundespflicht zu erkennen giebt, ist der Beweis daß man seine Stellung zur Sache richtig zu würdigen weiß, und daß man nicht wie es nach der Fassung der M itthe ilung scheinen könnte zur einseitigen Erledigung die Befugniß sich beilegt. Das geschieht eben in Wirklichkeit in der Mittheilung nicht; wie aber die Umstände sind und in ähnlichem Anlasse wir sie schon oben berührt haben, hätte man besser wie uns bedünken will auch den Schein nur vermieden, denn er bildet offenbar nur ein neues Argument für die alte Entstellung des wahren Sachverhalts, und kommt für den Zweck der Verständigung der Punkt also wohl in Betracht.

Was ferner die „unbestreitbare Thatsache" betrifft, nämlich der „gemeinsamen Interessen welche die verschie­denen Theile der Monarchie zu einem Ganzen verbinden," ward diese ja freilich früher von den Herzogtümern so ent­schieden geleugnet, daß man die Wohlfahrt der Lande (wie schon

1. Die >-defi- niiiveBestim- mung» der Regierung über die

Neuordnung.

2. Die "Unbe­streitbare

Thatsache» der gemein­samen Inter­

essen.

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3 .S ie zu ver­hoffende

„bessere Er- kenntniß« in

Holstein.

gelegentlich erwähnt) gradezu für bedingt erklärte durch die vollständigste und selbst dynastische Trennung vom Königreiche. Allein die Dinge haben in dieser Beziehung doch sehr wesentlich st'ch geändert. Selber die Stände von Holstein haben auf das Allerausdrücklichste jene Thatsache als solche einmüthig auch anerkannt. Schon in der vorletzten Diät ist mit den allerbe­stimmtesten Worten diese Anerkennung erfolgt; und wenn be­kannte Erpectorationen des Kopenhagens Cabinets das Gegen- theil jener Diät zum Vorwurfe gemacht haben, nämlich ein hartnäckiges Beharren in separatistischen Umtrieben, so setzte man damit sich nur in Widerspruch mit den „unbestreitbarsten Thatsachen." In der letzten Diät haben dann die Holsteinischen Stände nicht minder bestimmt von Neuem es anerkannt, nicht minder ausdrücklich wieder es einmüthig ausgesprochen, daß in einem gewissen Bereiche die Interessen der Herzogthümer aller­dings identische seien mit denen des Königreichs. Und ist man hiemit denn glücklicher Weise zu Dem wieder zurückgckehrt, was so nachdrücklich seiner Zeit — — Uwe Jens Lörnsen gelehrt hat!

Und auch mit Rücksicht auf das „was jene Interessen erfordern," fehlt es auch jetzt schon in Holstein nicht an der richtigsten Würdigung und bedarf es einer „besseren E r - kenntniß " nicht erst. Man leugnet hier nicht daß auch eine gemeinsame Behandlung der „gemeinsamen" Angelegenheiten, soweit sie eben reichen, selbst in einer gemeinsamen Vertretung der einzelnen Länder neben der gemeinsamen Administration ihre großen und unverkennbaren Vorzüge hat. Nur verlangt man für solchen gemeinsamen Länderrath vollaus auch die wahre und wirkliche „Gleichberechtigung," wie der Bund sie aus­bedungen (oder Oesterreich und Preußen für ihn) in den Ver­handlungen mit Dänemark von 1851 — 1852 und Dänemark den Herzogtümern ausdrücklichst sie zugestanden. Und nur weil im Widerspruch hiemit, wie schon oben bemerkt, man nach den gemachten Erfahrungen alle Aussichten verlor dies Zuge- ständniß auch wirklich zur Ausführung kommen zu sehen, ver­warf man in Itzehoe die ganze Idee der Gesammtvertrctung, und forderte statt dessen auch in den „gemeinsamen" Angelegen-

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heiten Sonderrepräsentation auch für das Definitivum. M a n gelange, n u r e b e n in D ä n e m a r k , zur „bessern Erkenntniß;" man zeige sich nur bereit zur Gewährung der „Gleichberechtigung," in einer der mehrfach sich bietenden Formen, und Holstein hätte nichts gegen eine Reichsvertretung mehr einzuwenden.

Denn Ein Reich ist in Wirklichkeit diese Gesammtmonarchic unter dem Scepter der Oldenburger; allein mit Nichten Ein „ S t a a t , " mit Nichten Ein „Land," sondern zusammengesetzt aus Wean“ cn* den „unabhängigen L ä n d e r n der Monarchie," wie König- Herzog Christian V III . noch selber erklärt hat. Und „ L a n d e s - . t h e i l " a ls Bezeichnung dieser Länder der Monarchie, und „ S t a a t " a ls Bezeichnung der Gesammtheit der Länder, wie hin und wieder auch H err v. B ü low statt „Monarchie" wieder sagt, sind hier so wenig am Platze wie die Bezeichnung „ P ro ­vinz," die wenn auch mißbräuchlich hergebracht für die vor­märzlichen S tänd e doch Christian V III . noch selber so entschieden zurückwies; sind so wenig die rechten und richtigen Namen, wie es richtig und recht ist wenn Dänemark allein, in seinem „ R i g s d a g " z . B . , a ls das „Reich" sich gerirt. Dänemark ist „P rov inz" der Gesammtmonarchie, w e n n die Herzogthümer es sind, wenn absolut mal die Theile der Gesammtmonarchie mit der Bezeichnung „Provinz" belegt werden sollen. I n der That sind von Rechtswegen diese Theile indeß, sind die Herzogthümer „unabhängige Länder der Monarchie," „Länder" des „Reichs," und ein Gleiches ist Dänemark, nicht aber das „Reich!" Und dies Reich, diese Monarchie die man sonst eben so gut, die man besser sogar, da B ildung und Geist doch entscheidender ist als die Lage der Residenz und das Zahlenverhältniß — das von n u r 3 zu 2 — die S c h l e s w i g - H o l s t e i n i s c h e nennt wenn sie die D ä n i s c h e heißen soll, nennt man am besten gewiß weil beiden Theilen gerecht nach dem herrschenden Hause d i e O l d e n - b u r g i s c h c M o n a r c h i c !

XI.5. M öglicher

D ie Stellung der Herzogthümer, der unabhängigen Länder, neben dem Königreich Dänemark, dem unabhängigen Lande, tn dieser Oldenburgischen Monarchie; die „Verbindung der 'ESswsg.«

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aa. Für Dä­nemark und

Schleswig d.»Fortbe­

stand» d. für Holstein und Lauenburg

«aufgehoben. Gesammt- verfassung» widerspricht

inbest:

einzelnen Theile der Monarchie" zu dem „wohlgeordneten Ganzen - der Allerhöchsten Bekanntmachung und der Verein­barung am Bunde vom Jahre 1852: das ist es um was es sich handelt in diesem am Bunde geführten Processe, in dem die v. Bülow'sche Mittheilung die jüngste Vernehmlassung bildet. Dies „wohlgeordnete Ganze" war dänischerseits hergestellt durch das Gesammt-Verfassungsgesetz vom 2. October 1855. Ein „Ganzes" war allerdings, aber ein „wohlgeordnetes" nicht, nach Befinden des Bundes geschaffen durch dies Gesetz, und „für Holstein und Lauenburg" erfolgte dessen Wiederaufhebung, die vom Bunde verlangte. Dabei erfolgte zugleich das Decrct über den Fortbestand des Gesetzes und der Verfassung für Däne­mark und Schleswig, unter Vorbehalt des „verfassungs­mäßigen Wiederanschlusses Holstein undLauenburg's an die nicht zum Bunde gehörenden Thei le der M o ­narchie." Dieser Wendung bedient sich, wie die Patente sich ihrer bedienten, auch die Eröffnung am Bund, und spricht sie dann weiter es aus:

„daß wenn für die Verfassung vom 2. Octbr. 1855 gewisse Modifikationen, die etwa auch von ändern Seiten und aus ändern Rücksichten sich als gerecht und wünschens- werth erzeigen möchten, in's Leben gerufen würden, dann möglicherweise die Bedenken beseitigt werden könnten, die sich dem Anschlüsse des Herzogthums Holstein an eine gemeinschaftliche Verfassung der M o ­narchie entgegen gestellt hätten."

ES ist diese unter den bedenklichen Aeußerungen der Eröff­nung, soweit sie hier nur zur Rede stehen, die bedenklichste offenbar; denn zu leicht nur läßt sich die Sache dahin ver­stehen, als bestände eben zur Zeit in der That eine „gemein­schaftliche Verfassung der Monarchie" nur mit Ausnahme Hol­stein's (und Lauenburg's natürlich), also eine gemeinschaftliche Verfassung für ein Dänemark-Schleswig, und als könnte sehr wohl diese Verfassungs-Verbindung auch fortbestehen bleiben unter fortdauernder Absonderung Holstein und Lauenburg's, wenn „möglicherweise" jene „Bedenken" nämlich nicht „sich beseitigen ließen." Allein jenen „Anschluß" an Dänemark in den es

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hineinmanövrirt worden in der caftrirten „Gesammt"-Verfaffung vom Jahre 1855, weis't das Herzogthum Schleswig —• und es berührt also die Sache grade den Ca rd in alp unkt der Frage, den in der Verhandlung am Bunde in diesem erst nur vorbereitenden Stadium noch überall nicht beregten — grad' so entschieden zurück wie das Herzogthum Holstein; und wie für das Herzogthum Holstein ist für das Herzogthum Schleswig eben dieselbe Gesammtverfasfung gleich landesver- fassungs- und bundesvereinbarungswidrig.

Denn es handelte sich in der Bundesvereinbarung um das Herzogthum Holstein und „dessen a u f Gesetz un d H e r k o m m e n b e r u h e n d e B e z i e h u n g e n , " wie es sich hierum g jg }£ gehandelt hatte gleich in dem ersten in der Differenz gefaßten Bundesbeschlusse vom Jahre 1816, dem auch im Jahre 1852 ge= in der Bundesversammlung wieder zu Grunde gelegten, nur jungen« unter Modification jener Beziehungen, natürlich zum Herzog- Schleswig; thum Schleswig als mit dem Holstein nach der Erklärung Sr.Majestät selber „alle öffentlichen Rechtsverhältnisse" von Alters gemein hatte (mit Ausnahme bekanntlich der gesonderten Stände­versammlungen und der Bundesbeziehungen für Holstein versteht sich). Die Bundesvereinbarung stipulirte auch demgemäß für das Herzogthum Schleswig als rücksichtlich „Holstein's auf Gesetz und Herkommen beruhender Beziehungen" in allen und jeden Dingen auf ein Haar ganz dasselbe, wie für das Herzog­thum Holstein. Widersprach nun für Holstein die Verfassung der Monarchie, die von der Landesregierung ja auch „für Hol­stein" beseitigte, der Bundesvereinbarung und den Stipula­tionen derselben; und bestimmte die Verfassung natürlich dasselbe für Schleswig wie für das Herzogthum Holstein: harmonirt sie vielleicht dann „für das Herzogthum Schleswig" mit der­selben Vereinbarung und deren Einzelbestimmungen!?

Die Landesverfassung andrerseits, wenn auch bei ge- nächs rea"«- sonderten Ständekörpern, war so genau ein und dieselbe für mÄz" sX beide Herzogtümer zugleich, daß sie in ein und demselben Er- fm Ä lü r lasse für beide publicirt wurde: in dem „Allgemeinen Gesetze für die Herzogtümer Schleswig und Holstein vom 28. Mai 5S S ” ' 1831," wie denn auch die gestimmte Gesetzgebung ja für beide K Ü s

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c. der »Ge- sammt«-Ver­fassung selber,

1. deren Wesen besteht in d.Geltung für die »Ge» sammtheit«,

2. und die auch Bestim­mungen ent­hält ganz spe­ciel für Hol st. u.Lauenburg.

ein und dieselbe war, und ein und dieselbe auch bleiben konnte bei den nur „krachenden" Ständen, denen immer ein und die­selben Gesetzesvorlagen gemacht wurden, soweit es nicht um Dinge sich handelte von localer Natur die natürlich besondre für jedes Herzogthum bleiben mußten. Jenes Gesetz, hat die Landesregierung unumwunden bekannt in ihrer Erklärung am Bunde noch vom 26. März 1858, „sei in verfassungsm äßiger Weise nicht geändert worden;" und wenn hinzugefügt ward „für das Herzogthum Holstein," so geschah es weil eben allein von Holstein die Rede war; denn es ist notorisch für Schleswig eben so wenig ein Schritt erfolgt, der irgendwie eine Aenderung des Gesetzes hätte enthalten können. Eben der Umstand daß jenes Gesetz nicht verfassungsmäßig geändert, daß die Gesammt- verfassung somit, als jenem Gesetze zuwider den Ständen nicht vorgelegt, verfassungswidrig erlassen w a r: eben dies war der laudesverfassungs- (und dann auch bundesvereinbarungs-) mäßige Grund der Wiederaufhebung der Gesammtverfassung für das Herzogthum Holstein. Und für das Herzogthum Schleswig soll diese Verfassung zu Recht bestehen? Soll zu Recht hier bestehen weil die November-Patente erklären: „Die Gesammtverfassung ist aufgehoben für Holstein und Lauenburg, besteht aber für Dänemark und Schlesw ig in ungeschwächter Wirksamkeit fort?!"

Den logischen Widerspruch dieser Phraseologie, die die Hälfte zum Ganzen und das Ganze zur Hälfte macht, haben wir oben verschiedentlich schon näher hervorgehoben. Auch der Widerspruch mit dem Recht, für den ein schlagendstes Argument eben beigebracht worden aus jenem „Allgemeinen Gesetze" vorn 28. M a i, ward früher schon angedeutet in der kurzen Bemer­kung, daß die ganze Nechtseristenz der Gesammtverfassung beruhe auf ihrer Geltung natürlich für die Gesam m theit der Monarchie, daß in rechtlicher ebensowohl wie in factischer Hin­sicht ihr ganzes Wesen allein in dieser Geltung bestehe. Und wie stellt sich die Sache wenn man sie genauer sich ansieht?

Die Gesammtverfassung besagt:„§. 26. Von den von dem Könige ernannten 20 M it­

gliedern des Reichsraths müssen . . . . 4 im Herzogthum

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Holstein und 1 im Herzogthum Lauenburg ihren W ohnort haben.

§. 2 7 D ie Holsteinische S tändeversam m lung istberechtigt 6 und die Lauenburgische Ritter- und Land­schaft 1 Mitglied zu wählen.

§. 28 . Durch unmittelbare W ahlen w e r d e n . . . . in dem Herzogthum Holstein 8 M itglieder gewählt.

D ie Gesammtverfassung soll fortbestehen, besagen die N o ­vember-Patente , »tit ungeschwächter Wirksamkeit" für D änem ark und S chlesw ig . D ie Gesammtverfassung besteht a u s den P a r a ­graphen derselben, und so wenig wie die Paten te hat irgend ein späterer Act irgend einen der P a ra g ra p h e n von diesem F or t­bestand ausgenommen. „ I n ungeschwächter Wirksamkeit" bestehen also fort fü r D änem ark und Schlesw ig auch die obigen P a r a ­graphen. Z u dem „N eichs" -R ath „ fü r D änem ark und S ch les­w ig" gehören also nach wie vo r: die 2 0 M itglieder a u s den Herzogthümern Holstein und Lauenburg. D a s w äre ja aber nicht ein „R eichs"-R ath „ fü r D änem ark und Schlesw ig ," das w äre ja der richtige Reichsrath der Gesammtmonarchie. Und mit diesem richtigen Reichsrathe fü r die Gesammtmonarchie be­stände ja die Gesammtverfassung fort: auch » für Holstein und Lauenburg" . F ü r Holstein und Lauenburg ist aber die Gesammtverfassung „aufgehoben." F ü r Holstein und Lauenburg giebt es also keine M itglieder des Reichsraths m ehr , und für D ä nem ark und Schlesw ig sind auch jene „ § § der Gesamm t­verfassung" in der Wirklichkeit damit aufgehoben. J e n e §§ je­doch, weil die Gesammtverfassung a ls solche die a u s ihren §§ eben besteht, „bestehen for t" nach den Paten ten „für D änem ark und Schlesw ig ." Und sie m ü s s e n schon fortbestehen fü r D ä n e ­mark und S chlesw ig; denn die „ fü r Dänem ark und Schlesw ig in ungeschwächter Wirksamkeit fortbestehende" Gesammtverfassung, hat sie tatsächlich auch ihre 2 0 Holstein-Lauenburgischen Reichs­ra th sm änn er durch ihre Aufhebung „für Holstein und Lauen­burg" verloren, und sind diese M itgl ieder „gegen ihren Willen a u s dem Reichsrathe entfernt," besagt ja überdies in ihrem

§. 2 5 : „Kein Mitglied kann gegen seinen W illen a u s dem Reichsrathe entfernt werden!"

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l>b. Die »für Dänemark u.

Schleswig fortbcsieben- de Gesammt- Verfassungtt wäre eine neue »ge­meinsame

Verfassung f. Dänemark u. Schlesw.tt

Die einfachen 5 Sinne genügen nun freilich nicht, in dem ununterbrochenen Widerspruche dieser Thesen und Anthithesen, von denen jene sich folgerichtig die eine aus der ändern erge­ben, die Continuität der Nechtsentwickelung sich zum Bewußt­sein zu bringen. Der gesunde Menschenverstand findet, an die Worte sich haltend, indes) nicht den mindesten Anstoß an dem Fortbestand eines Gesetzes für einzelne Theile einer Monarchie unter Aufhebung des Gesetzes für andre Theile derselben. Und das geht auch sehr wohl bei allen solchen Gesetzen, deren Wesen nur nicht in der Geltung eben für die Gesammtheit besteht. Gesetze wie diese, wenn sie fortbestehen sollen, können natürlich nur fortbestehen für die Gesammtheit der Monarchie. Und das­selbe gilt selbstverständlich wenn man sie aufhebcn will. Ge­setze wie diese enthalten ja auch Bestimmungen für einen jeden der einzelnen Reichstheile für sich; und daß diese Bestimmun­gen, soweit sie die Theile betreffen für welche die Aufhebung eintritt, nicht fortbestehen können für die übrigen Theile, ist frei­lich so klar schon an sich wie wir im vorliegenden Falle es so­eben verdeutlicht haben. Gesetze gedachter Art enthalten indeß auch Bestimmungen anderer Art, auch Vorschriften nicht füreinen jeden der Reichstheile für sich, und können diese natürlich auch fortgelten selbst für einen einzelnen Theil unter Aufhebung derselben für alle übrigen Theile, obwohl ursprünglich sie gel­ten sollten für die ganze Monarchie. Bestimmungen z. B. wie §. 10 der Gesammtverfassung: „Der König hat keine Verant­wortlichkeit; seine Person ist heilig und unverletzlich. Die M i­nister sind verantwortlich für die Führung der Regierung"; wie §. 11 „der König ernennt und verabschiedet u. s. w ."; wie§. 14: „die Minister bilden unter dem Vorsitze des Königs denGeheimen Staatsrath, in welchem u. s. w." — Bestimmungen wie diese, erlassen für eine Gesammtmonarchie, können, wenn etwa aufgehoben für einzelne Theile der Monarchie, sehr wohl dann noch fortgelten für die übrigen Theile. Zu den Bestim­mungen dieser Art gehören im vorliegenden Falle auch alleüber den Reichsrath, soweit sie nur nicht speciel sich auf Hol­stein und Lauenburg beziehen. Und daß eben alle Bestim­mungen der hier bezeichneten Art, unter Wegfal l der

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Ill

übrigen, fortbestehen sollten für Dänemark und Schleswig wie sie die Gesammtverfassung enthielt: das konnte allein na­türlicher Weise die Regierung im Sinne haben. Das ent­sprechende Rechtsvcrfahren zur Ausführung der Sache wäre dann aber selbstverständlich gewesen: durch einen besonderen Ge­setzgebungsact die Republic irung der betreffenden Bestim­mungen der aufgehobenen Gesammtverfassung, der hinfällig ge­wordenen als solcher nicht für einzelne Theile sondern für alle der Monarchie, für Dänemark und Schleswig unter Weglas­sung der übrigen Bestimmungen jener Verfassung und unter anderweitiger Bezeichnung des Reichs -Rath natürlich.

Dies wie gesagt war der gewiesene Weg die Absichten der Regierung zur Ausführung zu bringen. In diesem Wege inbest hätte sich ja auf's Klarste herausgestellt, daß unter Auflösung des „wohlgeordneten Ganzen" der Monarchie durch den Weg­fall der seitherigen Gesammtverfassung derselben nun Schles­wig m it Dänemark verbunden geworden durch eine neue und besondere gemeinsame Verfassung, in voll­ständigster Verfaffungstrennung von Holstein und Lauenburg. „Die Idee Holstein mehr als früher von den ändern Theilen der Monarchie zu'trennen und Schleswig um so näher mit Dänemark zu verbinden" — besagte aber s. Z. die (im Vor­worte) schon angezogene Fürst Schwarzenberg'sche Depesche im Namen des Kaisers — „gehört zu den Neuerungen von 1848, denen, realen und permanenten Principien gemäß, auch für diesen wichtigen Theil des Nordens ein Ziel zu setzen die Zeit gekommen." Als den „offenen oder geheimen Zweck der zu diesem Behuf unternommenen Schritte", wie sie „in dem Spon- neck'schen Verfassungsplane ihren Ausdruck gefunden", nennt die Depesche, und sehr richtig, die „ Inco rpo ra t ion Schles­w ig 's in Dänemark." Die „Bedingung" aber „unserer Theilnahme an einer Europäischen Garantie", nämlich der In ­tegrität der Monarchie, läßt mit den ausdrücklichsten Worten S. M. der Kaiser von Oesterreich in jener Depesche erklären, „ist: Schleswig's Nicht incorporat ion" (woraus die Con- sequenz für den betreffenden Londoner Tractat und für die Frage des ferneren Rechtsbestandes desselben gegenüber der thatsächli-

cc. wave »Schleswig'S Incorpora­tion^ der Bruch der

Haupt- sriedens-

bedingiing.

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<ld.2>ie »G e­lam m t«-V er­

fassung da­gegen ist h in­fä llig natürl. für die ganze M onarchie,» , es handelt sich uni eine »neue für a lle v ier

R eichs­länder.«

chen Lage des Augenblicks, um dies hier beiläufig zu bemerken, sich von selber ergiebt). S c h l e s w i g ' s N ic h t in c o r p o r a t io n — w ir haben schon der Sache gedacht — ward dann der Kern- und der Mittelpunkt aller Friedensverhandlungen und auf das Allerausdrücklichste allerseits ausgeschlossen im Frieden. D er Fortbestand" also der „für Holstein und Lauenburg" de­finitiv aufgehobenen „Gesamm t"-Verfassung der M onarchie „für Dänemark und S ch lesw ig , wäre nichts a ls der B r u c h gerade der H a n p t - F r i c d c n s b e d i n g u n g !

D ie s Alles mußte au f's Klarste hervortreten, w ie gesagt, wenn die Regierung für das, w as sie vor hatte und ausgefübrt hat, den Rechtsweg jenes besonderen Gesetzgebungsactes betrat. Jetzt ist es verdeckt durch die Phrase der N ovem ber-P atente. D iese Phrase indeß enthält eine Rechtsnullität, so lange zwei­m al zwei nur noch vier und nicht die H älfte das Ganze ist. D ie „ G e s a m m t" - V e r f a s s u n g ist h i n f ä l l i g , mit ihrer Aufhe­bung „für Holstein und Lauenburg", nach allen Begriffen von Recht wie nach den einfachsten Denkgesetzen, f ü r d ie „ G e s a m m t " - M o n a r c h i e u n d a l l e T h e i l e d e r s e l b e n . Und die Frage ist nicht die eines „Anschlusses" von Holstein an ein „ D ä n e­m ark-Schlesw ig", das die Machthaber einstweilen zwar ta tsäch ­lich hergeftellt haben, allein im allerschneidendsten Widerspruche mit allem Recht und Gesetz. D ie Frage ist n ic h t eine neue Verbindung zwischen H olstein-Lauenburg etwa und jenem D ä - m ark-Schleswig. D i e F r a g e v i e l m e h r i s t , na c h v ö l l i ­g e m W e g f a l l e d e r V e r f a s s u n g d e r M o n a r c h i e , für a l l e v i e r Länder derselben die E i n „wohlgeordnetes Ganze" und nicht etwa wieder in z w e i T h e i l e n es bilden sollen, die Herstellung einer n e u e n rechts- und verfassungsgemäßen, einer w a h r e n u n d E i n e n „ G e s a m m t " - V e r f a s s u n g d e r M o n a r c h i e . S o verlangt es ausdrücklich ja auch die Allerhöchste Bekanntmachung, auf die a ls „unabweisliche Grund­lage" die Regierung selber verwiesen hat und die nichts w eni­ger kennt a ls ein Dänem ark - S ch lesw ig . Und von einer» An­schlüsse von Holstein an ein D änem ark-Schlesw ig, an „die ge­meinschaftliche Verfassung der Monarchie" hier reden, heißt schließlich nichts Andres a ls den zw ar factisch vorhandenen aber

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rechts- und Vertrags- und verfassungswidrig bestehenden, augen­blicklichen Zustand zur totalen Verkehrung des wahren und wirk­lichen Sachverhalts mißbrauchen.

XII.W ir haben die Punkte erledigt, von der Hauptsache abge-

sehen, die Bedenken erregen konnten in der Eröffnung am B und Nhändiun- nach Form und Fassung derselben, hier w as die „weiteren Ab- M stÄ^nd sichten S r . M ajestät" anbetrifft, von denen die Eröffnung handelt in ihrem dritten und letzten Theile. W ir wenden nns jetzt zu der H a u p t s a c h e s e l b s t : den in Vorschlag gebrachten n e u e n V e r h a n d l u n g e n wieder im In n e rn der M onarchie, zwischen D elegirten der S tän d e des Herzogthums Holstein und Delegirten des Q u a s i r e i c h s r a t h s v o n D ä n e m a r k u n d S c h l e s ­w i g , unter Offenlassung der Frage der materiellen Neuordnung.

D er nächste Gedanke der hierbei sich aufdrängt ist der, L$ erf>fep“e daß die neuen Verhandlungen geraume Zeit wieder in Anspruch Wleswig-s nehmen, und liegt es nahe die Klage n e u e r V e r s c h l e p p u n g tion«°-°dem hier zu erheben. E s liegt nahe zu sagen daß da man wirklich U rp artus in Kopenhagen, in der widerspruchsvollen Lage seines: Zwei sind gleich V ier! oder: die Hälfte ist gleich dem Ganzen! kei­nen vernünftigen Vorschlag zu S tande zu bringen weiß, man nur darau f natürlich sein Augenmerk wende imm er von Neuem die Sache auf die lange Bank wieder zu schieben, immer von Neuem den B und und dessen Einschreiten aufzuhalten bis im Lauf der Ereignisse etwa günstigere Umstände einträten, bis der B und wohl am Ende ganz auseinander fiele: das zunächst dock- g ar leicht, wie man am S u n d vielleicht denken mag, sich er­gebende Resultat dieser kritischen Zeit. Und w äre E ins jeden­falls dabei ja auch sichrer G ew inn: daß in ihrer immer län ­geren D auer nämlich auch a ls fait accompli die augenblick­liche Lage im m er mehr sich befestigte: S ch lesw ig 's Verfassungs- Trennung von Holstein auch in den „gemeinsamen" Angelegen­heiten und dessen Verbindung mit dem Königreich unter E iner Verfassung d. h. S c h l e s w i g ' s I n c o r p o r a t i o n , dasE n d z i e l das zu e r k ä m p f e n D ä n e m a r k d i e W a f f e n

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e r g r i f f . Und geht ja doch selber auch die Mittheilung auf ein Gleiches wieder h inaus: auf die Anerkennung sogar des D ä - nisch-Schleswigschen „Reichsraths" von Seiten der Holsteinischen S tänd e in den vorzunehmenden Wahlen der Abgeordneten beider­seits, in der Art der Zusammensetzung derNotabeln-Versammlung.

^System detf E s scheint dies Alles so klar wie der hellichte T a g , und (J 5 f “ wir sind nicht der M einung es für absurd zu erklären. E s e'Eeudung m ag wirklich so sein tnt S in n aller Derer, die wie H err K r ie - $röffuungr 9 e r / die Seele des unlängst entlassenen Cabinets und M it- ae&t.tu/' Unterzeichner des Casino-Programms, des 48er M ärzdictats des

r- B.: souveränen Dänischen Volkes, nach wie vor nichts vor Augenhaben als ihr I d o l : „ B is zur Eider!" Schon vor der E r ­öffnung am Bund hatte Herr Krieger indeß ja seit länger bereits seine Demission eingereicht, und w ir sind doch so frei diesen Schritt nicht zurückzuführen a u f — den Kammerherrn B e r l i n g , den ja auch später entlassenen! Vielmehr, irren w ir nicht, war Herr M o n r a d der M a n n , der aufrichtig jetzt wie es scheint zu „realen und permanenten Principien" bekehrt, seinen einstigen Kampfgenossen aus dem Ministerium trieb. Und, irren wir hierin, ist E ins doch gewiß: woher immer der Einfluß gekom­men sein mag, das System der E i d e r - P a r t e i , vorher so con­sequent in der ihm eigenen Weise zur Ausführung gebracht, ward e r s c h ü t t e r t in seinerOmnipotenz schon seit einiger Zeit, schon u n t e r d e m k ü rz l i c h e n t l a s s e n e n M i n i s t e r i u m selbst.

Bruchmi/des Grade btc E r ö f f n u n g a m B u n d , trotz ihrer W ahlen T rüÄ fff der S tände und des „Dänisch-Schleswigschen Reichsraths",

Wltlf; der nun nach Lage der Dinge, nach der wirklichen Einberufung wie sie schon im Herbste erfolgt w a r und nach der stattgehab­ten Verhandlung gegen Ende des J a h r s , grade zur Zeit des Erlasses der Eröffnung am B u n d , bei der immer in Kopen­hagen noch herrschenden S t im m ung doch a ls factische G ru nd ­lage so leicht nicht sich abweisen ließ — grade die Eröffnung am B u nd giebt hierfür mehrfach B ew eis : für eine W e n d u n g z u m B e s s e r n in der bezeichnten Weise. W ir haben ver­schiedentlich oben auch in dieser Beziehung schon besondre ein­zelne Punkte der Eröffnung hervorgehoben: so den Umstand

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besonders daß sie sich s t r e n g a n d e n T h a t b e s t a n d h i e l t , während die Staatsschriften z. B . des Herrn Reichshistorio­graphen, des hier in die Wissenschaft der Geschichte — die er sonst w ohl zu behandeln versteht — hineinpfuschenden Hand­langers der Eiderpartei, a ls den eigensten Charakter der Politik dieser P artei — um genau es so auszudrücken w ie es sich wirklich verhält, wobei denn die Schärfe des Ausdrucks, die w ir sonst gern vermeiden, nicht u ns, sondern dem Verhalten der S ach e zur Last fällt — die vollendete Lüge in jeder Zeile hervortreten lassen. D ie vollendete Lüge, die leider das innerste Wesen bildet jenes Täuschungsspstems, in dem man der gan­zen Geschichte unserer ganzen Vergangenheit geradezu in 's Gesicht schlagend alle W elt und sich selber mit dem Satze betrügen w ill, den H err W e g e n e r herausbringt a ls seine höchste 'Errungenschaft a u s den „Schätzen des Kopenhagener Geheimen Archivs", und den er „der W ahrheit die Ehre zu geben a ls braver dänischer M ann" in der allerdirectesten Um ­kehr aller notorischsten Wirklichkeit und im allercrassesten Widerspruch mit a ll' den unzähligen S taa tsacten , in denen seit 5 0 0 Jah ren b is herab au f Christian V II I ., ja b is au f S e in e jetzt regierende M ajestät König Friedrich V II ., die „S elb st­ständigkeit" S ch le sw ig s a u f's Allerausdrücklichste anerkannt w orden, und in den drei letzten Jahrhunderten auch dessen „Verbindung" mit Holstein in „allen öffentlichen Rechtsverhält­nissen" unter entsprechender Trennung vom Königreich D ä n e­mark, in die W orte zusammenfaßt:

„ D i e Ge s c h i c h t e l e h r t v o n G o r m d e m A lte n , d em G r ü n d e r d e s D ä n i s c h e n R e i c h s , b i s a u f F r i e d r i c h V II. d a ß d ie g e r e c h t e u n d n o t h w e n - d i g e P o l i t i k d e r D ä n i s c h e n K ö n i g e s t et s d i e s w i c h t i g e G r e n z l a n d " — e b e n z w i s c h e n E i d e r u n d K ö n i g s a u — „ a l s D ä n e m a r k s P r o v i n z d e m R e i c h e g e w a h r t h a t ! ! "

E s steht dieser Satz an der Spitze der Schrift die sich die Aufgabe stellte, den loyalen und legitim en und konservativen W iderstand, den unsre Lande der eiderdänischen M ärzrevolution leisteten, zum „Aufruhr der H erzogtü m er" , zur „Empörung"

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Kt».in der v e r­änderten

S p ra ch e be­tre ffs derH al- tu n g d. Holst.

S tä n d e ;

cc . in den in Aussicht ge­

stellten M o d i- ficationen der

G esam m t- verfassung a ls solcher;

zu stempeln w ie m an ja heutiges T a g s noch beständig es hören m uß, zum „E om plo t eines ehrgeizigen K ronprä tenden ten"; und dem Zwecke entsprachen die M itte l vollkommen: a llübera ll E in Gewebe von Lug und T ru g in diesen reichshistoriographisch- eremplarischen S taa tssch riften . F indet aber D e m g e g e n ­ü b e r sich s t r e n g e G e w i s s e n h a f t i g k e i t in den T h a t s ä ch- l i c hke i t e n der v. B ü low 'schenM itthei'lung , so w ird hier a llerd ings w a s sonst sich von selber versteht zu einem w ohl zu beachtenden und erfreulichen Umstande, zu einem Zeichen daß endlich die V ernunft neben der Leidenschaft auch am S u n d wie es scheint w ieder zur G eltung gelangt.

I n derselben Beziehung haben w ir ebenfalls auch schon hingewiesen a u f die so sehr v e r ä n d e r t e S p r a c h e g e g e n ­ü b e r d e n H o l s t e i n i s c h e n S t ä n d e n , die die bekannte D e ­pesche an die V ertreter des Dänischen H ofs bei den nicht deut­schen M ächten über die D iä t von 57 so m aß los schnöde behandelte, und die auch im folgenden J a h re w ieder in einer gleichen D e ­pesche, in der vom 8 . N ovem ber, von sich zu hören bekamen:

" D ie ihnen verheißene G elegenheit sich frei au szu ­sprechen w urde ihnen in vollem M aß e gew ährt; jedoch vermieden sie sorgfältig ihre Wünsche in einer Weise zu präcisiren die eine gütliche V erständigung anbahnen konnte!"

M a n vergleiche hiem it, m it dem „passiven W iderstande", m it den „feindseligen B estrebungen" die sie „dem im J a h re 1852 vorgezeichneten S ystem entgegensetzten," wie noch die N ovem ber- Depesche wieder von N euem erklärte im crassesten W iderspruche m it den bestimmtesten S tän d eerk läru ng en : m an vergleiche hier­m it wie jetzt die E röffnung am B u n d über die Sache sich a u s ­läß t, wie sie a n e r k e n n e n d d e n S t ä n d e n , wi e sie d e r H a l t u n g d e r s e l b e n v o l l e G e r e c h t i g k e i t w i d e r f a h r e n l ä ß t , und der Wechsel der D in g e ist augenfällig genug.

D azu kommt die E rk lärung d i e V e r f a s s u n g v o n 5 5 i n e t w a „ g e r e c h t e r " u n d „ w ü n s c h e n ö w e r t h e r " W e i s e „ m o d i f i c i r e n " z u w o l l e n : ein Z ugeständniß, so wie es jetzt in der E röffnung gemacht w ird , gerade in demjenigen Punkte um den es vor Allem sich handelt. D en n allerdings

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hatte früher bereits, in ihrer Erklärung vom 26. M ärz 1858, der Rückäußerung au f den Bundesschluß vom 11. (und 25.) Februar, die Negierung

„keine Schwierigkeiten 'gemacht für Holstein und Lauenburg eine Modification dieser oder jener Special- bestimmuug der Gesammtverfassung anzuregen, die, wenn man auch einen solchen M angel an Uebereinstim- mung nicht nachgewiesen finde, doch a ls mit dem B u n ­desrechte weniger in Uebereinstimmung stehend betrachtet werden könnte."

Hier erstreckten sich aber, wie man sieht, die in Aussicht ge" stellten Veränderungen nur, nach M aßgabe des „Bundesrechts," au f dieHerzogthümer „ H o l s t e in und L a u e n b u r g , " für welche besondere Ausnahme-Bestimmungen statuirt werden sollten bei unverändertem Fortbestände der gedachten „Gesammt"-Verfassung für — Dänemark-Schleswig. W a s zunächst also und scheinbar a ls Concession hier sich darstellte, w ar in der T ha t nur ein erster Schritt zur Durchführung des Eiderprincips: eine Aus" nähme-, eine Sonderstellung Holstein und Lauenburg's durch besondre auf sie bezügliche Modifikationen der Gesammtverfassung, die dann aber eben nicht mehr die „Gesammt"-Verfassung der Monarchie w a r sondern eine Verfassung D ä n e m a r k - S c h l e s ­w i g ' s unter Ausschluß von H o l s t e i n - L a u e n b u r g , bei Ver­bindung der beiden Theile durch b e s o n d e r e Verfassungs-Be­stimmungen, durch der seitherigen Verfassung nicht veränderten Rest nämlich a ls a n d r e und z w e i t e „Gesammt"-Verfassung der Monarchie! Gegenwärtig dagegen ist für die „zweckmäßigste O rdnung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten" auf dem von der Regierung vorgeschlagcnen Wege, dem der „Verhandlung zwischen Vertretern der verschiedenen Theile der Monarchie," von einer solchen Procedur keineswegs mehr die Rede. Gegen­wärtig sind die bezüglichen Verfassungs-Veränderungen nicht für „Holstein und Lauenburg" in Aussicht gestellt, sondern f ü r d ie G e s a m m t - V e r f a s s u n g als solche, f ü r d ie G e s a m m t - M o n a r c h i e . Denn es lauten die unzweideutigen Worte der Eröffnung in dieser Beziehung, daß obschwebende Bedenken möglicherweise beseitigt werden könnten (die „Bedenken" die,

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dd. in derWiederaner- kennuug der Ständecom-

petenz in »ge­meinsamen« Angelegen­

heiten;

wie man sich ausgedrückt hat, „dem Anschlüsse des Herzogthums Holstein an eine gemeinschaftliche Verfassung der Monarchie sich entgegeugestellt haben")

„wenn fü r die Verfassung vom 2. October 1855 gewisse M od ifica tionen , die etwa auch von anderen Seiten und aus ändern Rücksichten sich als gerecht und wünschenswerth erzeigen möchten, in's Leben gerufen würden."

Es ist also ersichtlicher Weise ein wirkliches Zugeftändniß, das hier in der Eröffnung gemacht wird, wogegen man für sein Däne­mark bis zur Eider ja so krampshaft bis dahin an dem unverän­derten Fortbestände jener Verfassung beständig festhielt.

Was dann weiter noch kurz hier erwähnt zu werden ver­dient, ist ein Punkt mit dem es sich ähnlich wie mit dem eben besprochenen verhält. Auch schon die gedachte Erklärung nämlich vom 26. März, indem sie erkannte daß einstweilen „die kon­stitutionelle Thätigkeit des Reichsraths soweit sie Holstein be­treffe nicht in ihrem ganzen Umfange aufrecht erhalten werden könnte", verkündigte die Absicht

„einstweilen für Holstein sich der Annahme jeder Maß­regel durch den Reichsrath enthalten zu wollen, in Be­treff welcher früher die Holsteinischen Stände einen berathenden E in fluß auszuüben berechtigt waren."

Der Reichsrath hatte zu thuh mit den „gemeinsamen" An­gelegenheiten, und es war also anerkannt in den eben wieder­gegebenen Worten schon vom März 1858, daß auch die vor­märzlichen Stände (wie sie zunächst reactivirt waren nach der Vereinbarung von 1852 und bis zur Einführung der neuen Sonderverfassungen in alter Weise auch forteristirten) doch auch verfassungsmäßig betheiligt gewesen in einem gewissen Bereiche an den „gemeinsamen" Angelegenheiten. Anderweitig indeß, wie schon oben erwähnt, hatte man dänischerseits dies stets in Abrede gestellt. Verfassungsgemäß hätten die „Provmzwl"- Stände der Herzogthümer, behauptete man und zwar als vor­züglichstes Argument gegen die Ansprüche der Herzogthümer und der Bundesversammlung, ausschließlich mit den „beson-

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deren," den „provinciellen" Angelegenheiten je Schlesw igs und Holsteins zu thutt gehabt; und ward d as Gegentheil dann er­wiesen aus den offenkundigsten Thatsachen, so erklärte man diese Thatsachen für mißbräuchliche Ausnahmen in Folge der Rück­sichtnahme einer schwachen Regierung, auch wohl einer „R e­gierung von Landesverräthern!" Perorirte nun aber wieder ganz in demselben Geschmacke auch nach Schluß der Verhandlung der letzten Ständeversam m lung die „Dänische C orresponden t, und schrieben die dienstbeflissenen Federn aller O rten es nach, so gewinnt dem gegenüber eine besondre Bedeutung auch hier wieder der Passus der von Bülow'schen M ittheilung, in dem die Rede ist von

„Gegenständen" (der „ g e m e i n s a m e n A n g e l e g e n ­h e i t e n " ) „welche vor E r laß der Verordnung vom 11. J u n i 1854" (der neuen Holsteinischen Sonderver­fassung) „ z u m W i r k u n g s k r e i s e d e r f r ü h e r e n be- r a t h e n d e n H o l s t e i n i s c h e n P r o v i n z i a l s t ä n d e gehört haben würden."

E in letzter endlich, aber nicht der geringste der hier in Betracht kommenden Punkte, ist der au f das V e r h ä l t n i ß der R e g i e r u n g zum B unde sich beziehende in B etreff der hier vorliegenden V e r p f l i c h t u n g im Allgemeinen. D ie früher von Kopenhagen aus desfalls geltend gemachte Auffassung konnte nicht bestimmter sich aussprechen,' a ls s. Z . es geschehen ist in der mehrfach gedachten Circulardepesche vom 8. November 1858. D en W eg den die Negierung nach der Vereinbarung von 1852 zum Vollzüge der letzteren ihrerseits einzuschlagen für gut be­funden, bezeichnet die Depesche zunächst a ls eine

„nach den reiflichsten Erwägungen mit vollkommenster Loyalität und in besonderer Berücksichtigung der Sonder- Jntereffen Holsteins betretene B a h n ; "

und waren dem Vollzüge, nach der Depesche, große Schwierig­keiten vorangegangen, und „sollten noch größere folgen, da schon im Ja h re 1856 Deutschland gegen die neue Verfassung jene Einsprache erhob, die die neue Differenz mit dem Bunde her­vorrief," so hatte

e e . in der A n ­erkennung der

»V erpflich­tung« gegen­über d. B ü n d e

im A llge­m einen.

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„die Differenz eine Reihe verschiedener Phasen durch­laufen, deren jede einzelne Zugeständnisse der Dänischen Regierung im Interesse des Friedens zur Folge gehabt, die aber nur neue und stärkere Anforderungen hervor­gerufen:"

eine Klage, den Umständen nach viel sonderlicher als wenn, wer einem Ändern zu dem Betrage von 100 verschuldet ist, und ihm erst 10 und dann 10 und dann nochmal 10 zahlt, sich über die „neuen" und immer „stärkeren" Restforderungen beschwert! M it dieser Abzahlung nun — soweit es überhaupt eine war — bemerkt die Depesche mit Recht „kam man endlich auf den Punkt, daß die Regierung das Gesetz vom 2. October 1855, betr. die Gesammtverfassung, für Holstein und Lauen­burg sowie ferner diejenigen Bestimmungen der Sonderverfassung für Holstein, die sich auf das besagte Gesetz beziehen, aufzuheben sich veranlaßt sah." Rach dieser Maßnahme aber, der der November-Patente, erklärt die Depesche wie w ir schon oben erwähnten sei

„auf dem Wege der Zugeständnisse wei ter vorzu­gehen unmögl ich; denn jeder Anlaß zur Execu­t ion sei nun vollständig beseit igt , nachdem aus Achtung vor dem Bundesbande, das ihn für Holstein und Lauen­burg verpflichte, der König a l lem und jedem V e r ­langen w i l l f a h r t habe zu dessen Begründung das Deutsche Bundesrecht angerufen werden könne."

W ir haben gesehen daß auch mit dem Erlasse der November- Patente p o s i t i v dänischerseits n icht das A l l e rg e r in g s te erfolgt war, von dem was nach „Deutschem Bundesrechte" unter event. Eintreten der „Execution" verlangt werden konnte und mußte; und dies ergiebt sich denn anch auf's Klarste aus der ganzen Darlegung des Sachverlaufs in der Circulardepesche selber; denn hiernach bestand eben das Ende in dem r e in N e ­ga t i v e n der Aufhebung der rechtswidrig octropirten Gesammt­verfassung unter vollständigem Vorbehalte der rechts- und ver­fassungsgemäßen Neuordnung. Sollte aber „wider alles Er­warten" der Bund nun sich beifallen lassen auch für diese Neu-

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ordnung die E rfü llu n g der V ereinbarung zu „begehren ," ein V erlan gen das selbstverständlich gleich der in der S ache gefaßte erste Bundesbeschlnß schon ausdrücklich gestellt h a tte , so — drohten die H erren die in Kopenhagen d as R egim ent fü h rten : m it der W iederholung der „Selbsthülfe der V erzw eiflung" des V olks, wie sie im M ä rz 1848 sich so erfolgreich erwiesen!

E s versteht sich von selbst daß Ercessivitäten wie diese in den betreffenden Kreisen n u r den E rfo lg haben konnten, den im m er sie haben müssen; den beiläufig bemerkt — und nach allem V oraufgegangenen sind w ir der M einung steht es u n s zu, unum w unden es auszusprechen, und denken w ir kann es ge­schehen ohne m ißverstanden zu werden — den die E xtravaganzen auch hatten in die selber die H e rz o g tü m er, von ganz Deutsch­land gehetzt, leider im V orm ärz verfielen in der im m er einsei­tiger sich ausbildenden "correcten" D octrin und den M a ß - und Kopflosigkeiten der ih r folgenden P ra x is . D enn au f die M assen, die greifbare S ch lagw örter w ollen , wirkt d as Extrem e zw ar im m er am besten natürlich ; allein der N o r t o r f e r T a g hatte w ohl genugsam erwiesen, daß fü r den M assenkampf in der T h a t doch die F üh rer noch fehlten; und in den urtheilsfähigen Kreisen der Europäischen D ip lo m a tie , der d as Schicksal der Lande zu­nächst anheimgestellt blieb und die später denn auch bekanntlich dasselbe einstweilen entschieden hat in dem einm üthigen W ider­stande der nicht-deutschen M ächte gegen das sich regenerirende D eutschland und den von ihm u n s geleisteten B e istand , konnte der S ach e der H erzogthüm er nicht gründlicher geschadet werden, a ls durch die Uebertreibungen unsrer vormärzlichen Rechts- und Geschichts-D eductionen, wie sie sogar der B u n se n 'schen Denk­schrift höchst bedauerlicher W eise — und nicht verstanden ein­m al —- noch zu G runde gelegt w urden. D a s K openhagener C abinet indeß, in der Dreistigkeit seiner Entstellung der offen­vorliegenden T hatsachen, hat d a fü r S o rg e ge trag en , sich die D änem ark von früher so günstig gestimmten M ächte m ehr und m ehr zu entfremden. Und mögen w ir im m erhin diesem Umstande und der Erkenntniß desselben es m it zu verdanken haben : Thatsache ist, daß auch in dem hier fraglichen Punkte die E röffnung am B u n d , gegenüber jenen R edensarten von E r-

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3. Dagegen Hall's elder- dämsche Aeu- ßerunqen im «ReichSrathe» ohne Belang.

füllung aller Verbindlichkeiten von Seiten Dänemarks gegen den Bund, doch der Wahrheit wieder die Ehre und unumwun­den es zugiebt, daß doch weitere Verp f l i ch tungen noch in Wirklichkeit rückstanden.

Freilich, wir wissen sehr wohl wenn wir hier den Versuch machen aus diesen Daten der Kundgebung noch des Ministerium Hall schon eine Wendung zum Bessern in Kopenhagen erwei­sen zu wollen, daß wer die „R e ic h s ra th s " -V e rh a n d lu n - gen dieser letzten D i ä t etwas genauer verfolgt hat, einen gewichtigen Einwurf hier sogleich bei der Hand hat. In der Sitzung nämlich vom letzten 23. November stand der Präsidial- Antrag zur zweiten Verhandlung, betreffend den Ausschluß des einen Schleswigschen Mitgliedes das sein Mandat beibehaltend an der inkompetenten Versammlung nicht fernerhin hatte Theil nehmen wollen. Die nicht eiderdänische Minorität bezeichnte in der Verhandlung die Lage als „düster" und „unklar", als „un­heimlich" und „gefahrvoll"; Herr H a l l , der Conseilspräsident, meinte indeß „man sehe Gespenster", und fügte hinzu: „er halte sich überzeugt, daß es von der größten Bedeutung sei, daß der Reichsrath zusammengetreten und daß es nicht gelungen wäre dessen Zusammentritt zu ve rh ind e rn ; und dies sei na­mentlich von Bedeutung für die künftige Behandlung der Ver­fassungssache in der Versammlung von De leg i r ten , de­ren Zustandekommen zur Berathung über dieselbe er wünsche." Verräth sich hier einerseits wovon man sonst nichts erfahren, daß doch auch Widerspruch schon erhoben worden gegen die Einberufung des Quasi-Reichsraths, so zeigen andrerseits diese Worte wie der Herr Conseilspräsident allerdings noch so voll­ständig befangen war in der eiderdänischen Politik, daß er grade in deren Sinne auch die Art der Wahl der neuen Notabeln in Vorschlag gebracht hatte und sie auszubeuten gedachte. In der Politik war Herr Ha l l indeß wie bekannt nur ein Werkzeug in den Händen von Kr ieger, dessen Einfluß auf ihn persön­lich sich auch dann noch behauptete als er im Cabinet überhaupt schon durch M onrad gebrochen war. Und Herr Monrad ist offenbar der Mann der Situation — in P a r i s bringt er augenblicklich seine Mußezeit zu! — und Herr Nottwi t t, der

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Präsident des neugebildeten Cabinets dieser homines novi und viri obscuri, nur der verlorene Posten, nur der brauchbare Chef für dies U eb e r g a n g s-M in ister iu m d as den Reichstag, den eben versammelten, wohl nicht lang überleben wird. Und be­stand auch die erste der M aßnahm en des neuen Cabinets in B etreff des Herzogthums S ch lesw ig in der Ernennung des D e ­partem entschefs, des bekannten Herrn R e g e n b u r g zum „ D i­rector" des M inisterium eben für das Herzogthum S ch le sw ig ; und w ar damit der Urheber der nach S r . Ercellenz Herrn v. S c h e e le „an dem Heiligthume des Volks sich vergreifenden" Sprachordonanzen, dessen knabenhaftes Gebühren zugleich Herr v. Scheele so treffend gekennzeichnet hat in seinen „Zwanglosen Fragm enten", zum de facto M inister für S ch lesw ig erhoben: so scheinen ja allerdings nach dieser significanten M aßnahm e zu­nächst die Herren Platzmacher für die neue Politik genau die S p u r wieder der früheren einhalten zu wollen. Allein es steht doch zu hoffen daß der de jure M inister, der interimistische, für S ch le sw ig Herr B aron B l ir e n - F in e c k e in jenem Acte nur vorläufig aus der Roth eine Tugend gemacht hat. D enn a ls „ p ra c t isc h e r Skandinave", nach seiner bekannten Broschüre, und a ls „Grundeigenthümer" ist der mit einer Schwester der Frau G em ahlin des „Thronfolgers" vermählte und überhaupt in der Gesellschaft sehr w ohl situirte Herr doch wohl schwerlich gew illt, mit der „staatsauflösenden" Politik der Kopenhagener M ärzdem agogen, der skandinavistischen Träum er und Phantasten sich zu befassen. Er, derselbe M inister, eine Art N otabilität schon neben seinen namenlosen C ollegen , der zu Hadersleben a ls Präsident der landwirthschaftlichen Versam m lung ja erst unlängst erklärte:

„E ine ächt Dänische Politik nenne ich die der A c h tu n g v o r J e d e r m a n n ' s R e ch t, er sei hoch oder niedrig, reich oder arm , er bete sein Vaterunser g le ic h v ie l ob D ä n is c h ob D e u t s c h !* )

*) M . s. jedoch die nachträglichen Notizen am Schluffe dieser Schrift.

4. D ie v ir i ob sc u r i aber d esneuenM i-

nisteriums hoffen«, nur

die P latz­macher f. eine neue P olitik .

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XIII.b X f t i D ie W ege sind unberechenbar die die Dänische P o litik , die UAnähm" d a s M inisterium R o t t w i t t , die der H err B a ro n B l i r e n - }rigtbe‘eÄ ' F i n e c k e , so lange sie sich am R u d er befinden, zu w andeln b%Vnm beschließen m ögen. Thatsache aber ist und in der Eröffnung

am B u n d a u f 's Bestimmteste angezeigt, daß nach der Demission des H errn K r i e g e r unter dem M in isterium H a l l in den letzten T agen desselben eine W endung zum B essern, ein erster B ruch wenigstens m it dem crassesten Eidersystem vorläufig eingetreten ist in der H aup tstad t am S u n d . E s ist diese veränderte Lage, diese neue S itu a t io n d as fü r den besonderen I n h a l t der „A b­sichten S r . M a jestä t," der „w eiteren" fü r die definitive O rd n un g der D inge , ganz besonders in 's Auge zu fassende allgemeine M o m en t; und schließen w ir demnach unsre E rörterungen hier m it einer W ürd ig u n g der Sache auch von dem eben bezeichnten S tandpunk te, d. h. bezugnehmend a u f den gedachten einstweiligen

b a Ä f e Wechsel der Lage, der sehr w ohl freilich von Neuem w ieder au f wird«"auf etnc Täuschung h inau slau fen und eine politische S itu a tio n auch neue T au - in K openhagen w ieder herbeiführen kann, wie sie bestandauslauf" beim Erlasse der N o v e m b e r-P a te n te .

fchau'blsEu Gleich beim E r la ß der N o v em ber-P a ten te erklärte b a s ' bJ o ? S r M in isterium , daß es „den konstitutionellen W iederanschluß der

zumBessern.. H e rz o g tü m er H olstein und Lauenburg an die nicht zum B undegehörenden Theile der M onarchie sich Vorbehalte." D e r I n h a l tder F riedensvereinbarung zwischen D änem ark und dem B unde verlangte auch in der T h a t eine V erbindung a l l e r einzelnen Länder der M onarchie zu E i n e m „wohlgeordneten G anzen ," und wenn die thatsächliche Lage die die N ovem ber-Paten te her­stellten statt dessen un ter Ausschluß von Holstein und Lauenburg ein D ä n e m a rk -S c h le sw ig enthielt, konnte doch diese O rd n u n g der D inge eben n u r a ls In te r im gelten sollen, und sah die N egierung , um eines Friedensbruches nicht definitiv sich schuldig zu machen, gegenüber dem B u n de und den nicht deutschenM ächten, den doch genugsam schon allerseits bei der Sache factisch betheiligten, zu jenem ausdrücklichen V orbehalte aller­d ings sich gezwungen. D e r F ü h re r im C abinet w a r indeß

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einer der K oryphäen der Eiderpartei, und daß die Principien der Letzteren die ausschließlich leitenden waren zeigte ja auch das ganze V erfahren zumal des M inisterium für Schlesw ig, zeigten allein schon auf die schlagendste und unzweideutigste Weise dessen vielberufene O rdonanzen vom vorletzten December: die Verbote „für Schlesw igs der G elehrten- und Kunst- und Geschichts- u. s. w. Vereine, die nördlich der Eider natürlich ebensowohl a ls südlich derselben ihre M itglieder haben und, unter Protection oder Theilnahme S r . M ajestät selber, affilirt sind der Landesuniversität a ls welche ausdrücklich mit aufgeführt wird in der Allerhöchsten Bekanntmachung vom 28. J a n u a r 1852 unter den „den beiden Herzogthümern gemeinsam ver­bleibenden nicht-politischen Anstalten." Jene ^tatsächliche O rd ­nung seit den Novem ber-Patenten w ar also die der Regierung, nach ihrer damaligen Zusammensetzung, grade schließlich er­wünschteste, und hatte man Ursache den Vorbehalt für nichts a ls für Phrase zu halten. M an hatte Ursache in der Verfassungs­frage das V erhalten des M inisterium auf die Theorie der „Verschleppung" auch wirklich zurückzuführen, und anzunehmen daß es die Absicht sei aus dem erwarteten Resultate der S tände- V erhandlung nur die „Unausführbarkeit" jenes Wiederanschlusses dem A uslande darzuthnn, den in diese „innere Angelegenheit" des „Dänischen S ta a ts " beständig sich einmischenden Europäischen M ächten, um dann am liebsten au ch a d m i n i s t r a t i v noch Holstein-Lauenburg abzusondern oder „den beiden zum Deutschen B unde gehörenden Herzogthümern" jene „Sonderstellung" zu geben, die man ja öfter von Kopenhagen her unter der Hand auch schon angeregt, die man im letzten Septem ber dann sogar nicht Bedenken trug a ls „Gegenconcession gegen S ch lesw ig 's Inco rp o ra tion " einem V erm ittlungs-V ersuche Schw eden's zu Grunde zu legen, und die allerseits freilich am Vollständigsten Alle befriedigt hätte , wenn n u r eben nicht — S c h l e s w i g w ä r ' und a ls K e r n p u n k t d e r F r a g e ! wenn nicht eine „S tellung von Holstein wie die von Limburg und Luxemburg" jene Inco rp o ra tion in der T ha t zur Kehrseite hätte, und das scheinbar größefte Zugeftändniß von Dänischer S eite in W irk­lichkeit somit nichts Andres enthielt, a ls den vollständigsten S ieg

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bb. Zweifel an einem ernstlichen

Wechsel der Lage.

unsrer wi rkl ichen Feinde d. H. der Eiderdänen - Partei, und damit der Herzogthümer und Deutschlands vollendetste Nieder­lage. Oder höchstens, konnte man denken, würde sich die Re­gierung entschließen wollen, in der Weise wie sie auch wirklich ja schon am Bunde erklärt hatte, durch eigene und besondere Verfaffungsbestimmungen Holstein-Lauenburg wieder zu ver­binden mit ihrem Dänemark bis zur Eider.

So stand es zur Zeit da man die November-Patente er­ließ. Das bezügliche eiderdänische Staatsprincip, so sehr man sich Mühe gab vor den Mächten es zu verdecken durch das diplomatische Vorsichhertragen des „wohlgeordneten Ganzen," des 1852er Systems, war wieder das herrschende in Kopenhagen „bis zu dem Ministerio hinauf." Zehn Jahre Geschichte hatte es hinter sich überdies, und das System seiner Politik hatte sich praktisch erwiesen diese zehn Jahre hindurch als durchge­bildetstes Täuschungs- und Trügesystem. Wer steht denn dafür wird man uns einwenden wollen, daß nicht wieder von Neuem auch jener „Wechsel der Lage" nur eine Täuschung enthält? daß mit all' jenen Punkten in der Eröffnung am Bund, aus denen eine „Wendung zum Bessern" wir uns vorphantasirten, man es lediglich abgesehen hat auf neue Illusionen? daß es in der Eröffnung auch wieder nur Redensart ist mit dem „Hauptzwecke der Bestrebungen" — „nach w ie v o r ! " sagt die Eröffnung — „der Königlichen Regierung auf den ver­fassungsmäßigen Wiederanschluß Holstein-Lauenburg's wieder hinzuarbeiten?" Spricht die Eröffnung doch selbst von diesem „Anschlüsse Holstein's als von dem „an eine gemeinschaftliche Verfassung der Monarchie," und in einer Wendung wonach dieser Anschluß eventuell als „unmöglich" erscheint, ein bestehendes Dänemark-Schleswig und dessen möglicher Fortbestand also vorausgesetzt wird! Und nimmt sie für die Wahl der Notabeln behufs der neuen Verhandlungen doch dies Dänemark-Schleswig auch noch ausdrücklich zur Grundlage! Wer steht also dafür daß nicht auch selbst die Eröffnung, nur unter dem Scheine des Einlenkens, wieder nichts Andres im Auge hatte als „neue Verschleppung?" Verschleppung von Neuem unter weiterer

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Befestigung des fait accompli des eiderdänischen Staats, wo die „Logik der Thatsachen" dann schließlich das Ihre thut ?!

Ist dies wirklich der Fall — und wer vermißt sich bestimmt c° S 2 8e hier entscheiden zu wollen? — dann gestaltet sich freilich die wenÄ"! Sache sehr einfach, was eben „S r. Majestät weitern Absichten" betrifft. Dann hülfe überhaupt kein weiter Verhandeln, und finb- selbst nicht am Bunde. Das E in tre ten unverzüglich der B und es execut ion, die seit dem 12. August *) 1858 schon vorbereitet nur einstweilen sistirt ward unterm 11. December, wäre die nächste und selbstverständliche Folge der Sache. Und anzudauern natürlich hätte die Bundeserecution, bis ihre Ziele erreicht wären und vollständig erreicht; bis die im ersten Beschlüsse der Bundesversammlung, dem vom 11. Februar 1858, geforderte bestimmte Erfüllung der Bundesvereinbarung, für die positiv ja seither nicht das Allergeringste erfolgt ist, und nicht jene Mittheilung mal die unter'm 20. Mai in einer Frist von 6 Wochen dem Bunde zu machen war — bis diese Forderung vollständig durchgeführt wäre: durchgeführt nämlich für „ H o l st e i n" an und für sich sowie mit Rücksicht auf dessen „ a u f Gesetz und Herkommen beruhende Beziehungen" d. h. auch f ü r Schleswig. Und- könnte auch die Truppenbesetzung sich natürlich nicht ausdehnen auf das nicht zum Deutschen Bunde gehö­rende Herzogthum Schleswig; und scheint eine Besetzung von Hol­stein und Lauenburg zunächst auch nur den eigensten Zwecken der Eiderpartei zu dienen: so zeigt doch eine nähere Erwägung der Sache, die wir füglich dem Leser hier anheimstellen können, daß jene Besetzung ein vollständig ausreichendes Mittel und streng in den Grenzen der Bundestags-Competenz wäre, zur Erzwingung der Friedenserfüllung auch für das Herzogthum Schleswig.

So würde die Sache sich machen im obengedachten Falle. **§*£,55® Allein wir setzen voraus, und wir hoffen und wünschen im SundzurBe. Interesse des Friedens, daß man doch wirklich am Sund zur f ' g c f Besinnung zu kommen beginnt; daß die Männer die jetzt noch

*) S. 29 Z. 10 v. o. ist irrthümlich der I I. August gedruckt, waswir hiemit berichtigen. Und S. 38 Z. 14 v. o. I 29. Juli statt Juni.

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im Hintergrund stehen in dieser Uebergangszeit, bald aber öffentlich an die Spitze sich als die leitenden stellen werden, der Vereinbarung zu genügen doch ernstlichst entschlossen auch definitiv endlich zu brechen gewillt sind mit dem Eider princip der Märzrevolution, und wenigstens D as ungeschmälert den Herzogthümern zu gewähren was noch die Allerhöchste Bekannt­machung von 1852 ihnen gesichert. Und da kann man denn

„neuen^V cr- nur' eben unter dieser Voraussetzung, was die neuen Ver - 6anbunbflfür Handlungen im Allgemeinen betrifft (die „zwischen Ver- ^iritTbrS tretern der verschiedenen Theile der Monarchie") unbedingt der h a fte n ^ O rd - v* Bülow'schen Mittheilung Recht geben, wenn sie ein „ E i n ­

s p r ü c h e n verständniß" als die „beste Grund lage einer dauer- haften O rd n u n g " bezeichnet. Sie ist die „beste" schon des­halb, weil sie, eben im friedlichen Wege, die einzige ist. Und nicht minder gewiß ist was die Mittheilung hinzufügt, daß „in der gemeinsamen Verhandlung" zwischen den gedachten Vertre­tern „die verschiedenen Gesichtspunkte über die zweckmäßigste Ordnung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten durch eine er­schöpfende und freie Auswechslung der Gedanken und Wünsche sich in eine mehr übereinstimmende und gemeinsame Ansicht ver­einigen können." Wenn zumal aber um die „Bedenken" gegen die Gesammtrepräsentation — denn nur gegen diese ha­ben die Holsteinischen Stände „Bedenken", und nicht wie die Mittheilung sagt gegen „Holstein's Anschluß an eine gemein­schaftliche Verfassuug" —■ „beseitigt" zu sehen, die Regierung in der Gesammtverfassung vom Jahre 1855 wirklich diejenigen „Modifikationen" zur Ausführung bringen w ill, die „als ge­recht und wünschenswerth sich aufweisen lassen": dann „könnte" allerdings durch die gemeinsame Verhandlung „eine Verfassung" auch wirklich wohl „vorbereitet werden, welche zu einer den Ansichten der Bewohner der verschiedenen Landes (!) theile über ihre Interessen und Rechte entsprechenden definitiven Ordnung führen würde." Ja eine Verhandlung von Vertretern aller an der Sache Betheiligter bietet ja das einzige Mittel zur Erlan­gung des „Einverständnisses", jener „einzigen Grundlage einer dauerhaften Ordnung!" Und da ließe sich denn, in der Aus­sicht die sich hier böte, auch der Zeitverlust wieder, auch die neue

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Verzögerung doch wohl noch am Ende ertragen. D enn wickelt an und für sich schon ein Völkerproceß doch nicht so sehr ein­fach sich ab und nicht in den gemessenen Fristen wie der ge­meine Civilproceß, haben die S tänd e von Holstein ja selber in ihrem Bedenken, wie H err von B ü low gelegentlich sehr richtig hervorhebt, noch weitere Verhandlungen erst im In n e rn der M onarchie, nämlich mit den übrigen Landesvertretungen, a ls unvermeidlich vorausgesetzt. W enn aber an und für sich die gemeinsame V erhandlung , die aller Betheiligtcn, den einzigen W eg bietet zu einem friedlichen E inverständniß , ertrügen ver­mutblich in der Hoffnung desselben nach der „Verschleppung" der Sache 1 2 J a h r e h i n d u r c h dieHerzogthümer das 1 3 t e J a h r noch dazu!

D ie Betheiligten nun, die zum „Einverständniß" gelangen sollen, sind wie die Eröffnung richtig besagt d ie „ v e r s c h i e ­d e n e n T h e i l e " d e r M o n a r c h i e , d i e V e r t r e t e r z u r g e m e i n s a m e n V e r h a n d l u n g zu s t e l l e n h a b e n . Diese „verschiedenen Theile der M onarchie" aber sind nicht, wie an ­derweitig dieselben in der Eröffnung bezeichnet werden,

1. das Herzogthum H o l s t e i n und2. die „ ü b r i g e n T h e i l e d e r M o n a r c h i e " ,

für welche letztere nach den „Absichten S r . M ajestät" der „Reichs­ra th " , für Holstein die S tän d e die Vertreter erwählen sollen. D enn die „übrigen Theile", da von Lauenburg abgesehen ist, bilden wiederum hier ein D änem ark-Schleswig, fü r dessen Eristenz aber sammt „R eichsrath" jedes Rechtsfundament fehlt. D ie „Theile der M onarchie" sind einerseits das Königreich, andrerseits die Herzogthümer Schlesw ig Holstein und Lauenburg. Diese v i e r Theile der Gesammtmonarchie sind die an dem „wohlgeordne­ten G anzen" und dessen Feststellung betheiligten vier „unabhän­gigen Länder" nach König Christians V III. W orte noch vom Ja h re 46, „selbstständig" und „gleichberechtigt" nach der B u n ­desvereinbarung selbst. Und daß von diesen vier Ländern e in j e d e s d e r s e l be n , durch die W ahl der Bevölkerung oder durch die ihrer S tän d e , seine Vertreter zu stellen hätte für die neuen Verhandlungen, das verstünde sich in der T h a t ja doch völlig von selber.

a

bb. D ie Art der Zusam» mensetzung der neuen

Notabeln- Versamm-

lung:

l.v o n Rechts wegen aus Vertretern aller vier

Länder der M onarchie;

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ausN t"- Unverkennbar indeß hätte eine sehr schwierige S tellung , Sen^bk so mächtig wie immer doch die E iderpartei noch bliebe, eine

n °A ? fth l Regierung in Kopenhagen die wirklich gewillt wäre, das Princip 3k S e n r' dieser P a rte i unter die in der V ereinbarung übernommenen

b!nnnötbTge« Verpflichtungen hinunterzuzwingen, und diesen Verpflichtungen Vorbehalten, nachzukommen in A usführung der Vereinbarung. Politische Rück­

sichten könnten demgemäß wohl vielleicht hier ein Absehen anrathen von der Rechtswidrigkeit des factisch bestehenden „D änem ark- Schlesw ig" und des „R eichsraths" desselben; könnten diese Thatsachen einstweilen — unter bestimmtem Protest natürlich gegen den Rechtsbestand derselben, wie schon in ihrer letzten D iä t, meinen w ir, die Holsteinischen S tänd e ihn b e s tim m t hät­ten erheben sollen — auch für die Zusammensetzung der neuen „Notabeln-V ersam m lung" noch gelten lassen. D enn einestheils w ä r ' es hierbei ja überhaupt nicht mehr abgesehen au f die B e­festigung der Thatsache, der jenes eidcrdänischen S ta a ts . An- derntheils würde der bestimmte Protest die V erjährung, um uns so auszudrücken, ja a u f 's Bestimmteste unterbrechen. D azu käme überdies aber, w as die Hauptsache ist, daß bei der vollen N otorität der S tim m ung und H altung von Schlesw ig, so gern die Eiderpartei auch die Sache so würde darstellen wollen und so sehr sie f o r m e l der genommenen G rundlage nach dazu berechtigt erschiene, doch m an Niemandem au f der W elt die Ueber- zeugung beibringen w ürde: daß in den Differenzen die sich er­geben möchten zwischen den Abgeordneten des „Reichsrathö" und denen der Holsteinischen S tän d e , M einung und W ille der Ersteren auch etwa M einung und W ille des Herzogthums Sch les­wig sei. Schlesw ig selbst würde im Gegentheile, bei der vollen Id en titä t seiner und H olstein's Interessen, in den Abgeordneten der Holsteinischen S tän d e und nicht in denen des Q uasi-Reichs- ra th s seine V ertreter erblicken. Und d ie S o r te D iplom atie — denn die undiplom atische W elt ist über die Sache im K laren — müßte doch in der T ha t erst erfunden w erden, die in dieser Beziehung S a n d in die Augen sich streuen ließe. N un sollen die Holsteinischen S tän d e aber „in gleicher Z ah l" ihre Abge­ordneten wie der „R eichsrath" seine V ertreter erwählen, und das. „ r e a l e und p e r m a n e n t e V erhältn iß" also w äre d ie s : gleich

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viele V ertre ter der H erzogthüm er H olstein und S ch lesw ig gegen­über gleich vielen des K önigreichs D änem ark — so daß so die Sache betrachtet auch die „gleiche Z a h l" , die sonst a llerd ings ohne jede B edeutung w äre , nicht ungewichtig erschiene.

B e i der neuen V e rh a n d lu n g , m ag die V ersam m lung zu­sammengesetzt w erden wie im m er sie w ill, bleibt selbstverständlich indeß und un ter allen Umständen Vorbehalten die schließliche V ernehm ung der verfassungsgem äß bestehenden einzelnen Landes­vertretungen, a ls derjenigen O rg a n e die die einzigbefugten sind über die bezügliche N euordnung der V erfassungsverhältniffe die definitive Beschlußnahm e fü r die einzelnen Länder zu fassen; und erfolgt n u r ein E inverständniß in der N otabeln-V ersam m - lung selbst, w ird auch die Zustim m ung der Landesvertretungen, jedenfalls der H e rz o g tü m e r , nicht fehlen. D ieser Z u s t i m m u n g a b e r , und zw ar a u c h d e r H e r z o g t ü m e r S c h l e s w i g u n d H o l s t e i n neben dem Königreich D änem ark und der R eichs- und L andes-R eg ierung ; dieser f r e i e n V e r e i n b a ­r u n g bedarf es ja schon a u s dem einfachen p r a k t i s c h e n G ru n d e , w eil ja durch sie erst d as Endziel aller V erhandlungen überhaup t und d as Endziel der 1852er V ereinbarung selber, der F riede, und ein w ahrer und wirklicher, möglich w ird . Und w enn w a s die r e c h t l i c h e S e ite der S ache betrifft auch nicht wirklich, wie es der F a ll ist, a u s der V ere inbarung selbst d as Recht der freien Entschließung fü r u ns sich herleiten ließe: w ird nicht der Länder und V ölker freie Selbstbestim m ung zur Zeit, sogar hin b is zur W a h l nicht bloß ih rer N egierungsform en vielm ehr ihrer D y n astien , grade in den bestimmenden Kreisen der Europäischen P o litik , und fü r Länder sogar von der B i l ­dungsstufe wie die jetzt zwischen T iber und P o , m it dem äu ßer­sten Nachdrucke allem Anderen vorangestellt? Und h ie r , zw i­schen E lbe und K ön igsau , in diesen geistig und m ateriel so reich gesegneten Landen, die „nichts w eiter verlangen in ih rer ange­borenen L o y a litä t" , wie sogar in der Russischen H auptstad t in den B lä tte rn zu lesen w a r , „ a ls die E rfü llu n g der ihnen er- theilten Zusagen und der Consequenzen derselben;" wo in der allererregtesten Z eit die Landesvertretung auch n u r einen leisesten Zw eifel nicht aufkommen ließ a n den geheiligten Rechten des

c c . Im m er aber Vorbe­ha lten die

freie Zustim- munq der ver­

fassungs­mäßigen ein­zelnen Lan» d esv ertre -

I un gen.

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legitimen Landesherrn, der doch zu uns grade so wie der Fürst von T oscana z. B . zu seinem Lande sich stellte — hier sollte das Königreich Dänem ark den Schleswig-Holsteinischen Landen, allem Recht, aller Verfassung, allen Verträgen zuwider seine W illkür so ohne W eiteres nur aufdecretiren wollen? N ein , das will D änemark nicht, in seinem eigensten Interesse, das wieder zu sich gekommene; denn das w är’ ja der W eg den Oester­reich gewandelt und — w a s w a r d e r E r f o l g f ü r d e n K ö n i g d e r L o n g o b a r d e n ? !

D a s will Dänem ark nicht, das „wieder zu sich gekom­mene" wie w ir hoffen und wünschen im Interesse des Friedens der Germanischen W e lt, und der Sicherung damit der E u ltu r unsrer Zeit und der Aufgaben derselben. Und es handelt sich eben alle in , für die Herstellung dieses F riedens, hier zwischen Deutschen und D ä n e n , um D ä n e m a r k ' s H altung. D enn die Herzogthümer „verlangen in ihrer Loyalität" wie gesagt nichts weiter zunächst a ls ihr neues „verbrieftestes Recht," das der „Selbstständigkeit" und „Gleichberechtigung" der „politisch getrennten" Lande in dem „wohlgeordneten Ganzen derG esam m t- monarchie." Und w as D änemark zu gewähren, wie es bisher es verweigert hat, ist wieder nichts Andres a ls dies verbrief­teste Recht. G e w ä h r t e s d i e s R e c h t, dann is t d ie S a c h e b e e n d e t und der F r i e d e ist da . G e w ä h r t e s e s n ic h t , erfolgt nicht die Zustimmung des Dänischen Reichstags, oder überhaupt nicht das „Einverständnis!" in der neuen Notabeln- Versammlung, in fernerem B eharren etwa der Dänischen D e- legirten au f die „selbstverständliche Unterordnung der Herzogthümer unter das Königreich"; soll die W endung zum Bessern, die sich am S unde gezeigt hat, auch jetzt wieder enden m it einer Täuschung von Neuem : n u n , so w ä r e n w i r h i e r ü b e r b a l d g e n u g j a i m K l a r e n , da jedenfalls doch die V ornahm e der neuen V erhandlungen binnen kürzester Frist ohne Verzögerung eintre- ten müßte. Und da könnten denn D än e m a rk s Spekulationen a u f Deutschland's V erfall wohl füglich, will uns bedünken, au f sich hier beruhen. D a würde die B u n d e s e x e c u t i o n , n u r u m e i n K u r z e s h i n a u s g e s c h o b e n , sofort w iedereintreten wie im obengedachten Falle.

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Nur freilich war' immer, in beiden Fällen zugleich, dann noch wohl zu erwägen, ob nach Dänemarks Bestehen auf dem Bruche der Friedensvereinbarung, es nicht überhaupt auch zu Ende wäre mit der Vereinbarung selber! Und wenn auch nicht Krieg wieder einträte, sollte in der neuen Vereinbarung die doch nothwendig würde das sich regenerirende Deutschland nur möglicherweise gesonnen sein, dem Königreich Dänemark oder dessen eiderdänischen Ultra's die Concessionen von 1852 von Neuem zu bieten? Könnte die neue Bedingung des neu zu schließenden Friedens nur irgend denkbarer Weise eine an­dere sein als, nach Reparirung des „Bruchs mit der Ver­gangenheit" wieder, das altgeschichtliche Landesrecht und die Wiederherstellung desselben: als dies Recht sowie es bestand noch bis zum März 1818, anerkannt noch ausdrücklich von Sr. jetzt regierenden Majestät; das Recht der Herzogthümer Schleswig und Holstein nicht bloß „unabhängige Länder der Gesammtmonarchie" zu sein, sondern auch der „G e­meinsamkeit a lle r ihrer öffentlichen Rechtsverhält­nisse;" das Recht das zuletzt sich doch immer wieder wird geltend machen, als nur die äußere Consequenz der inneren E in h e i t der Herzogthümer, die sich nicht wegdecretiren läßt; die so wenig sich tilgen läßt wie — Herrn Wolfhagen zum Trotze — die Geschichte der Lande, wie des Friedens von Brömsebroe

„Fürstenthum S c h le s w ig -H o ls te in ! " * )

* ) Bevor diese B lätter die Presse verlassen, haben die „Vereinigten BundeSauSschüsse in der „Holstein-Lauenburgischen" Sache ihren Antrag gestellt (18. Februar), und wird ohne Zweifel derselbe in der Bundes- tagssitzung in der die Beschlußfassung erfolgen soll ( 8. M ärz) einstimmige Annahme finden.

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E s lautet der Antrag:» H o h e B u n d e s v e r s a m m l u n g m ö g e

i . durch V e r m i t t e l u n g des königl ich dänischen H e r r n G e s a n d t e n f ü r Hol s t e i n u n d L a u c n b u r g der königlich-herzogl ichen dänischen R e g i e r u n g u n t e r B e z u g n a h m e a u f die v o r h c r g e g a n g e n e n E r ö r t e r u n g e n kund geben, da ß die B u n d e s v e r s a m m l u n g z wa r :

a ) in den b i s h e r i g e n M a ß n a h m e n de r R e g i e r u n g , i n sbes on der e in den der holsteinischen S t ä n d e v c r s a m m l u n g gemachten V o r l a g e n u n d in der e infachen Zur ück wei sung der P r o p o s i t i o n e n dieser S t ä n d e noch i m m e r die E r f ü l l u n g der durch den B u n d e s b e s c h l u ß v o m 11. F e b r . 1858, Ziff er 2, sub a u nd b festgestcllten Ver p f l i c h t u n ge n derse lben zu vermissen, u n d deß h a l b a u f deren schleunige E r l e d i g u n g zu be­stehen h a b e ; g l e i chwohl

b ) m i t Rücksicht a u f die von der königl ich-herzogl ichen R e g i e r u n g m i t ­telst des H e r r n G e s a n d t e n f ü r Hols te i n u n d L a u e n b u r g u n t e r m 2. N o ­v ember 1859 gegebenen E r k l ä r u n g e n von dem zur E r w i r k u n g d e r A u s f ü h r u n g j enes Beschlusses durch B u n d e s b e s c h l uß v o m 12. August 1858 bere i t s eingelei tc ten bundeSgesetzl ichen V e r f a h r e n noch f er ne r A bs t a nd ne h me n werde .

S i e knü p f t jedochc ) h i e r a n die B e d i n g u n g , daß bi s z u r Her s t e l l ung eines def in i t i ven, den

Zus i che r ungen v on 1851 u n d 1852 entsprechenden Ver f as su ng Szus t an des1 ) hinsichtlich der B e s t i m m u n g ü be r die G e g e n s t ä n d e , welche a l s

a l l gemei ne oder besondere Ange l egen he i t en bet r achte t we r den sollen, d e r T e n o r der Al lerhöchsten B e k a n n t m a c h u n g v o m 2 8 . J a ­n u a r 185 2 ausschließl-ich m a ß g e b e n d sei u nd

2 ) in W a h r u n g der Gle i chbe recht i gung der deutschen B u n d e s l ä n d e r m i t den ü b r i g e n T d e i l e n der M o n a r c h i e f ü r die D a u e r des Zwis chcnzus tandeS alle Ges e t zvo r l a gen , welche dem R e i c h s r a t h e zugehen, auch den S t ä n d e n der H e r z o g t ü m e r Hol s t e i n u nd L a u e n b u r g u n t e r b r e i t e t w e r d e n , u nd kein Gesetz ü b e r g e m e i n ­schaftl iche Ang e le gen he i t en , name nt l i ch auch in Finanzsa chen, f ü r die H e r z o g t ü m e r erlassen werde , w e n n es nicht die Z u s t i m m u n g der S t ä n d e dieser H e r z o g t ü m e r e rhal te n hat , i n de m die B u n d e S - V e r s a m m l u n g V e r o r d n u n g e n , welche i m Wi de r s p r uc h h i e r mi t erlassen wer d en soll ten, a l s r echt sver bindl ic h f ü r die H e r z o g t ü m e r n ickt w e r d e bet r achten können.

I I. D e r königl ich-herzogl ichen R e g i e r u n g f e r ne r zu eröffnen, daß die B u n d e s v e r s a m m l u n g der Absicht dieser R e g i e r u n g , D e l e g i r t e der v e r ­schiedenen T h e i l e des R e i c hs zu B e r a t h u n g e n übe r eine gemeinschaft l iche def in i t ive V e r f a s s u ng zu b e r u f e n , u n t e r de r B e d i n g u n g nicht ent gegen t r e t en wol le , daß

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a) d em P r i n c i p der V e r e i n b a r u n g v on 1851 u nd 1852 entsprechende V e r h a n d l u n g e n m i t D c l e g i r t e n der gesetzlichen S p e c i a l v e r t r e t u n g e n sämmt l i che r LandeSt he i l e s ta t t f i nden, d a ß

b ) dieselben m i t mögl ichster B e s c h l e u n i g u n g h e r b e i g e f ü h r t we r d e n , d a m i t in den H e r z o g t ü m e r n de r Her s t e l l ung eines gesetzmäßigen V e r - f a f f ung s zu f l ande s diese Z wi s ch e n ma ßr e g e l nicht u n n ö t h i g e V e r z ö g e r u n g verursache, u n d daß

c ) selbs tverständl ich durch diese B e r a t h u n g e n der V e r h a n d l u n g m i t den S t ä n d e n der H e r z o g t ü m e r in keiner Wei s e p r ä j u d i c i r t w e r b e . “

E s entspricht dieser A n t r a g , wie m a n sieht, in Al l em u n d J e d e m un s r e n obi gen R e c h t s a u s f ü h r u n g e n . E s w i r d B e z u g g e n o m m e n v o r Al l em a u f die „ Zu s i c h e r u n ge n “ , a u f die „ V e r e i n b a r u n g von 1851/52“, un d u n t e r wi e d e r h o l t e r A n d r o h u n g des „bundesgesetz l ichen V e r f a h r e n s “ d. H. der B u n d e s e r e c u t i o n die „schleunige E r l e d i g u n g “ de r „ V e r p f l i c h t u n g e n “ v e r ­l a n g t , die, w i e der BundeS bcs ch l uß v o m i i . F e b r u a r 1858 sie z u s a mm e n ­g ef aßt hat , d e r R e g i e r u n g obl i egen a u s j ene r V e r e i n b a r u n g u n d in den „ b i s h e r i g e n M a ß n a h m e n der R e g i e r u n g “ nicht zur E r f ü l l u n g gekommen. D a b e i i nde ß w i r d , u n t e r V o r a u s s e t z u n g „mög l i chs t er B e s c h l e u n i g u n g “ der S a c h e u nd Z u g r u n d e l e g u n g w i e d e r der V e r e i n b a r u n g von 1851/52 sowie m i t V o r b e h a l t der Z u s t i m m u n g schließlich der S t ä n d e der H e r z o g t ü m e r / der vorgesch l agenen V e r h a n d l u n g d e r N o t a b e l n „ni cht entgegen get r e t en“ ; „ u n t e r der B e d i n g u n g “ jedoch d a ß wi e sich v on Re c h t s weg e n v on selber vers teht d ie e inzelnen L a n d e S v e r t r e t u n g e n die D e l e g i r t e n e r wä h l e n , so daß die „pol i t i sche Rücksi cht nahme“ v o n d e r w i r oben gesprochen h abe n nicht f ü r s t a t t haf t b e f unde n w o r d e n : ein P u n k t w o r ü b e r vielleicht doch noch wei t er e V e r h a n d l u n g e n erst w i e d e r er f o l ge n dür f t en . D i e neue „ i n t e r ­imistische B e s t i m m u n g “ bet ref fs der Fests te l lung der besonder en g e g e nü b e r den geme i ns amen Ange l e genhe i t e n w i r d i m A n t r a g e accept i r t , wie sie der V e r e i n b a r u n g entspricht , d a n e be n a b e r in „ a l l e n “ geme in sa men, u n d n a t ü r ­lich auch den „ F i n a n z “ - S a c h e n , wie w i r a l s une r l äß l i ch es aufgewiesen h abe n, schon f ü r d a s wei t e r e I n t e r i m f ü r die S t ä n d e de r H e r z o g t ü m e r „beschl i eßende“ S t i m m e v e r l a n g t . Un d w e n n dies V e r l a n g e n gestellt w i r d m i t dem bes onder en H i n z u f ü g e n , d a ß „ i m Wi d e r s p r u c h hi emi t er lassene V e r o r d n u n g e n v o n der B u n d e s v e r s a m m l u n g nicht a l s rechtsver bindl ich f ü r die H e r z o g t ü m e r w ü r d e n erachte t w e r d e n “ , so ist d a m i t zugleich gegen den RechtSbest and e ines „ R e i c k s “ - R a t h s „ v o n D ä n e m a r k u n d S c h l e s w i g “ a u f die a l lergeeignetste Wei se P r o t e s t e ingelegt .

D e r Kö n i g - He r z o g l i c h e B u n d e S t a g S g e s a n d t e h a t auch seinersei t s z w a r V e r w a h r u n g e ingel egt gegen jene „ B e d i n g u n g “ der Zus ammen s e t zung der N o t a b e l n - V e r s a m m l u n g , w a s d ie „ni ch t z um B u n d e g e hör enden T h e i l e de r M o n a r c h i e “ bet r i f f t , a l s a u f welche die C o m p e t e n z des B u n d e s t a g s n ickt sich erstrecke. E s ist d i es a b e r n u r de r a l t e u n d of t ge hör t e dänische E i n w a n d , d a ß jedenfa l l s doch f ü r die ebengedachten T h e i l e de r M o n a r c h i e die so uv e räne Ent s chl i eßu ng S r . M a j . v o n A u ß e n her unbeschrankt sei,

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daft i n s b e s on d e r e auch m i t brtt t H e r z o g t h u m S c h l e s w i g a l s n i cht d eu t ­schem B u n d e s l a n d e d e r B u n d a l l ganz nicht zu schaffen habe . U n d an u n d f ü r sich ist d i e s u nz we i f e l h a f t r icht ig . U ms t än d e a b e r v e r ä n d e r n die S a c h e . D i e L a n d e s r e g i e r u n g der B u n d e s h e r z o g t h ü m e r H o l s t e i n u n d L a u e n b u r g , die zugleich die L a n d e s r e g i e r u n g von S c h l e s w i g u n d D ä n e ­m a r k ist u n d die G e s a m m t r e g i r r u n g d e r M o n a r c h i e , h a t der B u n d e s ­v e r s a m m l u n g g e g e n ü b e r f ü r „ H o l s t e i n u n d d e s s e n a u f G e s e t z u n d H e r k o m m e n b e r u h e n d e B e z i e h u n g e n " , d. H. e iner se i t s z u m H e r - z o g t h u m S c h l e s w i g u n d a nd r er s e i t s zum Kön i g r e i c h D ä n e m a r k , ganz bes t i mmte a u f Ho l s t e i n ' s S t e l l u n g zu al len ü b r i g e n T b e i l e n d e r M o n ­archie u n d i n s o w e i t a u f die G e s a m m t v e r s a s s u n g sich beziehende Aer vs t i c h t unge n ü b e r n o m m e n ; u n d m i t der besonderen U e b e r n a b m e eben solcher bes t i mmt er Ve r p f l i c ht unge n , denen doch auch der souveränst e S o u ­v e r ä n sich nicht zu entz iehen v e r m a g , w i r d es j a ersicht l icher Wei se zu e inem leeren Gau ke l s p i e l , wi l l m a n dem B e r e ch t i g t e n g e g e n ü b e r , w e n n er E r f ü l l u n g v e r l a n g t , sich d a n n stets wi e d e r be rufen a u f die abs t r ac t e S o u - v r r ä n e t ä t die a n u n d f ü r sich dem Verpf l i cht e t en zusteht . E s ist d ies g r a d e Da s s e l b e a l s w e n n de r E i g e n t h ü m e r z. B . , d e r e i nem A n d e r e n eine S e r v i t u t a n se inem Grundst ücke bestellt h a t , d e r A u s ü b u n g dieser Gerecht i gkei t v on S e i t e n des Letz teren dic abs t r ac te Ausschl ießl ichkei t des E i g e n t h u m s r e c h t s entgegenstel l t . I n den p r i v a t e n V er h ä l t n i s s e n hel fen hi er die Ger i cht e . Z n den öffent l ichen, den B e z i e h u n g e n de r S t a a t e n u n t e r e i n a n de r , gebr i cht es b i s jetzt im Al l ge me i ne n a n solchen B e h ö r d e n . W e r die M a c h t h ier besitzt kann solchen Ve r b i nd l i ch k e i t e n sich entz iehen, u n d h i e r f ü r fehl t es d e n n a l l e r d i n g s auch i m B u n d e s g e b i e t e ( w o doch die B u n d e s v e r s a m m l u n g bes teht ) n icht a n e inzelnen B e i s p i e l e n ; m i t e iner B e r u f u n g h i er auf , wi e sie dänischerse i ts j a so häu f i g e r f o l gt , w i r d a b e r doch d u r c h a u s n i chts g e ä n d e r t a n de r F r a g e des R e c h t s . D i e r e c h t ­l i c h e F o l g e — u n d die t h a t f ä c h l i c h e ohne Z w e i f e l — w e n n die R e ­g i e r u n g sich w e i g e r t i h r e n V e r p f l i c h t u n ge n n a c h z u k o mme n de r en ganz em U m f a n g e nach, ist die Bun deSbr se t z un g . na t ü r l i c h n u r des B u n d e s g e b i e t s v on Hols te in u n d L a u e n b u r g , a n d a u e r n d i ndeß b i s zu r vol len E r f ü l l u n g , auch i n sbes on de r e f ü r S c h l e s w i g u n d dessen „ N i c h t i n c o r p o r a t i o n " a l s der wesent lichs ten B e d i n g u n g der gan z en V e r e i n b a r u n g .

D a ß , i n s b e s o n d r e f ü r S c h l e s w i g , d a s M i n i s t e r i u m R o t t w i t t u n d de r H e r r B a r o n B l i r e n F i n e c k e nicht de r M e i n u n g gewesen sind, i n E r f ü l l u n g de r V e r e i n b a r u n g v on 1851/52 jener „ W e n d u n g zum B e s ­seren^ wei t er e F o l g e geben zu sol len, die in de r „ E r ö f f n u n g a m B u n d " sich angezei gt f a n d , h a b e n die jü ng s t en Er e i gni s se g e n u g s a m gel ehr t . H e r r R e g e n b u r g m i t dem C o m m a n d e u r k r e u z des D a n e b r o g - O r d e n s b e g n a d i g t — d a s a l le in schon g e n ü g t die W i r t s c h a f t zu charakteris i ren , d ie d e r M i n i s t e r f ü r S c h l e s w i g zu f ü h r e n f ü r g u t b e f unde n . Fre i l ich , a l s M i n i s t e r de r A u s w ä r t i g e n h a t er durch sein S c h r e i b e n a n den T h r o n ­f ol ge r — d a s in de r d i p l omat i s chen C o r r e f p o n d e n z seines Gle i chen sucht —

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sich selbst u n d die Däni sc he S a c h e derges t a l t v ros t i t u i r t , daß auch ohne den R ü c k t r i t t des G c s a mm t mi n i s t e r i u m seines B l e i b e n s n icht l ä n g e r gewesen w ä r e i n dem v on ihm bekleideten A m t e . J e n e r Rüc k t r i t t ist inzwischen noch rascher a l s w i r e r wa r t e t en e r f o l g t , jetzt beschleunigt durch den plötz l ichen T o d des C o n s e i l s p r ä s i d e n t e n ; u n d H e r r M o n r a d h a t sich e rwies en a l s den „ M a n n der S i t u a t i o n . “ H e r r M o n r a d h a t in der B i l d u n g des neuen C a b i n c t S f rei l ich m i t e inem u n t e r ge o r d n e t e n Pos t e n sich zunächst wi eder b e g n üg e n müssen, w i e d e r m i t d em Dä n i s ch e n C u l t u S - M i n i s t e r i u m neben d e r inter imis t i schen F ü h r u n g des Dä n i s ch e n M i n i s t e ­r i u m des I n n e r n : H e r r H a l l ist von N e u e m wi e de r nicht b l oß M i n i s t e r des A u s w ä r t i g e n sondern auch Con s e i l Sp r ä s t de n t ; u n d M i n i s t e r f ü rS c h l e s w i g ist sogar w i e d e r H e r r W o l f h a g e n , gegen den inder Sch l e s wi g ' s c hc n S t ä n d c v e r s a m m l u n g , wi e w i r nachtr ägl ich ber icht igen, der Ank l a g e s t a n d bis jetzt n u r ( w i e d e n n mi t t l e r we i l e auch gegen H e r r n H a l l a l s f r üh e r e n M i n i s t e r f ü r S c h l e s w i g ) in A n t r a g geb rach t w o r d e n . H e r r K r i e g e r i n d e ß ist doch n i c h t wi e de r r i ng e t r e t en . u nd H e r r Ha l l könnt e f o r t f a h r c n M o n r a d ' s Ansichten sich u n t c r z u o r t n e n , sowie H e r r W o l f h a g e n sich n icht m i n d e r ge f üg ig erweis en. I n H e r r n R a a S l ö f f , dem M i n i s t e r f ü r Hol s t e i n u nd L a u c n b u r g , h a t d a s C a b i n e t übe r di e s ein n e u e s M i t g l i e d e r h a l t e n , d a s f r üh e r e i n ma l a l s M i n i s t e r f ü r S c h l e s w i g zurücktr a t , we i l es doch dem crassen Eide r sys t eme nicht zu d ienen gewi l l t w a r ; u n d der M a r i n e - M i n i s t e r A d m i r a l S t e e n - B i l l e , d a s M i t g l i e d des Bl u h me ' sc h en M i n i s t e r i u m von 185 1 / 52 ( de m Oe r s t ed bekannt l ich erst s pät e r h i n z u t r a t ) , w a r stets ein entschiedener G e g n e r der K o p e n h a g e n s M ä r z r c v o l u t i o n u n d der P r i n c i p i e n derse lben. H e r r F e n g e r , wiede r F i n a n z m i n i s t e r , ist M o n r a d speciel bef r e un d e t ; H e r r T b e s t r u p , wi e de r K r i e g S m i n i s t e r , u n d H e r r G a f f e , J u s t i zmin i s t e r f ü r d a s K ö n i g ­reich D ä n e m a r k , sind pol i t i sche N u l l e n . D a s so zusammengesetz te neue G c s a m m t m i n i s t e r i u m ist w o h l n u n selbst wi e de r n i chts w e i t e r a l s ein U e b e r g a n g S - M i n i s t e r i u m , dem d as j e n i g e erst fo l gen w i r d i m wei t e r en V e r l a u f e de r S a c h e , d a s be r u f en sein d ü r f t e zur def in i t iven R e g u l i r u n g de r V e r f a s s u n g s - V e r h ä l t n i s s e in G e m ä ß h e i t de r V e r e i n b a r u n g von 1851/52. I s t H e r r M o n r a d indeß wirkl ich , wi e w i r vorausgese t z t h abe n, zu „ r ea l en u n d p e r m a n e n t e n P r i n c i p i e n “ bekehr t , so d ü r f t e doch auch d a s gegen ­w ä r t i g e C a b i n e t schon f or t gehc n in d em W e g e , den die E r ö f f n u n g a m B u n d wi e w i r gesehen be r e i t s a ng e s c h l a g e n — w e n n auch n u r u n t e r d em Z w a n g e der d r o h e n d e n B u n d e s e r e c u t i o n !

F r e i l i ch , die „Al l geme i ne Nor d i sc h e K o r r e s p o n d e n z “ — n u r ein a n ­de r e r T i t e l f ü r die „ D ä n i s c h e C o r r e s p o n d e n z “ — t i s c h t v o n N e u e m ih r unge waschenes Z e u g w i e d e r a u f in i h re r j üngst en L u c u b r a t i o n ü be r den A n t r a g de r B u n d e s a u s s c h ü s s c , u n d w i e d e r h o l t d a s ganze Reg i s t e r de r a l t e n u n d a b g e t h a n e n e n Abgeschmackthei t en i n de m sie e r k l ä r t : „ W i r h abe n schon neul ich h c r v o r g e ho b cn d a ß ein V e r l a n g e n des B u n d e s , der R e p r ä s e n t a t i o n H o l s t e i n ' s w ä h r e n d des P r o v i s o r i u m s beschl ießende B e -

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f u g n i ß i n d e n A n g e l e g e n h e i t e n d e r M o n a r c h i e z u g e b e n , g r a d e z u u n m f ü l l b a r ( ! ) ist, u n d b e d a r f e s d e s B e w e i s e s h i e r f ü r u m so w e n i g e r , a l s m a n d i e U n m ö g l i c h k e i t g e w i ß se lb st i n F r a n k f u r t n ic h t l e u g n e n w i r d ( ü ) . D e r V o r s c h l a g zu e i n e m B u n d e S b e s c h l u s s e , w i e er v o r w e n i g e n T a g e n s e i t e n s d e r V e r e i n i g t e n A u s s c h ü s s e g e s t e l l t ist, b e g n ü g t sich i n d e s s e n h i e m i t n o c h k e i n e s w e g s ( ! ! ) ; er g e h t ü b e r d i e b i s h e r w e n i g s t e n s i n d e r ä u ß e r e n F o r m i n n e g e h a l t n e G r e n z e , u n d g r e i f t i n k la r e n W o r t e n ü b e r d i e E i d e r ( ! ) . W e n n sch on a n u n d f ü r sich d er- ' ( v o n d e n A u s s c h ü s s e n n ä m ­l i c h ) „ v o r g e s c h l a g e n e n Z u s t i m m u n g “ ( d e s B u n d e s t a g s n ä m l i c h ) „ z u d e m V o r h a b e n ( ! ) d e r D ä n i s c h e n R e g i e r u n g , d i e G e s a m m t v e r f a f f u n g D e l e g i r t e n a u s d e n v e r s c h i e d e n e n L a n d e S t h e i l e n z u r P r ü f u n g v o r z u l e g e n , e i n a r g e s M i ß v e r s t ä n d n i ß z u G r u n d e l i e g t ( ! ) , d a d e r B u n d s e i t e n s d e r g e n a n n t e n R e g i e r u n g g a r n i c h t u m e i n e so lch e Z u s t i m m u n g a n g e g a n g e n ist ( ! ! ! ) , d i e A u s s c h ü s s e v i e l m e h r n u r v o n d e m V o r h a b e n i n K e n n t n i ß g ese tz t s in d ( ! ! ) , so w ä r e e s e i n e u n b e s t r e i t b a r e t t e b e r s c h r e i t u n g s e i n e r E o m v e t e n z ( ! ! ) , w e n n d e r B u n d d i e i n d e m V o r s c h l a g s ( s o l l h e i ß e n i n d e m A n t r a g e d er A u s s c h ü s s e ) „ e n t h a l t e n e n F o r d e r u n g e n i n B e t r e f f d e r W a h l d e r D e l e g i r t e n f ü r d a s K ö n i g r e i c h u n d d a s H e r z o g t h u m S c h l e s w i g s ( w o g e g e n j a f r e i ­l ich a u ch H e r r v . B ü t o w e i n s t w e i l e n V e r w a h r u n g e i n g e l e g t h a t ) „ z u m B e s c h l u ß e r h e b e n w o l l t e : e i n e C o m p e t e n z ü b r r s c h r e i t u n g g e g e n w e l c h e d ie D ä n i s c h e R e g i e r u n g sich b e g r e i f l i c h e r W e i s e m i t a l l e n i h r z u G e b o t e s t e h e n d e n M i t t e l n v e r w a h r e n m u ß ( ! ! ) “ . M i t d e r „ S e l b s t h ü l f e d e r V e r ­z w e i f l u n g “ v o n S e i t e n d e s D ä n i s c h e n V o l k s , h ä t t e f ü g l i c h d i e „ K o r ­r e s p o n d e n z “ n o c h h i n z u f ü g e n m ö g e n , u m v o l l s t ä n d i g z u h a r m o n i r e n m i t d e r 58er N o v e m b e r - D e p e s c h e , d e r e n H a l t u n g u n d T o n h i e r i n A l l e m u n d Z e d e m w i e d e r h e r v o r g e k e h r t ist. S r . M a j e s t ä t g e t r e u e L a n d e s k i n d e r a u s d e n H e r z o g t ü m e r n i n d e ß . d i e in K o p e n h a g e n g a r n i s o n i r e n , w ü r d e n i h r e n L a n d e s h e r r n sch on zu schützen w i s s e n , s o l l t e d e r E i d e r p a r t e i d a n a c h g e ­lü s t e n n o ch e i n m a l m i t „ d e r E n t f a l t u n g d e r S t a n d a r t e d e r R e p u b l i k " g e g e n i h r e n K ö n i g u n d H e r r n Z w a n g u n d G e w a l t z u ü b e n . U n d d i e A b s u r d i t ä t e n d e r N o v e m b e r - D e p e s c h e s in d j a a u ch e in f ü r a l l e m a l b e s e i ­t i g t d u r c h d i e b ü n d i g s t e n E i n r ä u m u n g e n d e r „ E r ö f f n u n g a m B u n d , “ d i e m a n d e m c> d e v a n t H e r r n G a r d e - L i e u t e n a n t u n d d es sen g e f ä l l i g e n N a c h s c h w ä t z e r n z u m S t u d i u m e m p f e h l e n d a r f .

A u c h d i e a u s g e z e i c h n e t e H a l t u n g d e r e b e n v e r s a m m e l t e n S c h l e s ­w i g ' s c h e u S t ä n d e u n d d e r e n e n e r g i s c h e s A u f t r e t e n ; d i e d r i n g e n d e n F o r d e r u n g e n d e r D e u t s c h e n P e t e n t e n , d i e e i n z e l n e i n J e d e r i h r V e r ­l a n g e n V o r b r i n g e n m ü s s e n , o h n e d a ß i r g e n d w e l c h e B e s p r e c h u n g ü b e r d i e S a c h e » e r s t a t t e t w ä r e , u n d d e r e n Z a h l sich d o ch g e g e n w ä r t i g w o h l schon a n d i e 2 0 ,0 1 1 0 b e l ä u f t ; d i e i m m e r e r n e u e r t e n A n r e i z u n g e n s e i t e n s d e r D ä n i s c h e n M i n o r i t ä t , d i e n i c h t m ü d e w i r d v o n „ A u f r u h r “ u n d „ E m p ö r u n g “ z u r e d e n , w i e d e r H e r r B a r o n B l i r e n F i n e c k e i h n e n d i e W o r t e w i e d e r i n d e n M u n d g e l e g t h a t ; d e s H e r r n B a r o n ' s u n e r h ö r t e r B e r i c h t a n

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S - M . in der Sprachsache: dies Alles und A n d re s w a s nähe r dam it zu sam m en hän g t kann doch nicht ohne W ir k u n g bleiben-

E s k a n n d o c h n i c h t o h n e W i r k u n g b l e i b e n . u n d u m s o w e n ig e r ^ n a t ü r l i c h a l s a u f d a s betre ffendeAetens tück polizeilich g e fa h n d e t w i r d u n d

„ C r i m i n a l u n t e r s u c h u n g " e ingele i te t w o r d e n ü b e r die V e r b r e i t u n g desselben, w e n n in i h r e r „ A d r e s s e a n d c n K ö n i g " die Sch leSw igsche S t ä n d e v e r ­s a m m lu n g es a u s s p r i c h t : „ A u f die t r a u r i g e n W i r r e n d er J a h r e 1648 b i s 1850 find i o J a h r e g e f o l g t , welche w i r nicht a l s F r i e d e n s j a h r e zu bezeichnen w a g e n . A u f die Z e i t des offenen K a m p f e s fo lg te zunächst eine Z e i t , in welcher es v o l l s t ä n d i g a n e i n e m g e o r d n e t e n u n d g e s e t z l i c h e n Z u s t a n d e f e h l t e - T i e B e v ö lk e r u n g h ie l t fest a n der H o f f n u n g a u f eine A e n d e r u n g dieses t r a u r i g e n Z u s t a n d e s , im H inb lick a u f die durch die inzwischen s ta t tg e fu nd e n en V e r f a s s u n g s - V e r ä n d e r u n g e n im K ön ig re ich zur N o t w e n d i g k e i t g e w o rd e n e N e u g e s t a l t u n g der M o n a r c h i e . D i e A l le r ­höchste B e k a n n t m a c h u n g v o m 2 8 . J a n u a r 1 85 2 ließ diese H o f f n u n g f r e i ­lich a u f d a s kleinste M a a ß z u s a m m e n s c h w in d e n ; u n d doch ist nicht e in ­m a l d a s j e n ig e g e w ä h r t w o rd e n , w a s d a s H e r z o g t h u m nach dieser B e ­k a n n tm a c h u n g u n d den v o r h e rg e g a n g e n e n V e r h a n d l u n g e n e rw a r t e n d u r f t e ? '

E S k a n n d o c h n i c h t o h n e W i r k u n g b l e i b e n , w e n n in A u s ­f ü h r u n g dieser K l a g e u nd a n k n ü p fe n d a n den P a s s u s der Allerhöchsten B e k a n n t m a c h u n g , die „ d e r dänischen u n d d er deutschen N a t i o n a l i t ä t im H e r z o g t h u m S c h l e s w i g völlig gleiche B e r e c h t ig u n g u n d k rä f t igen S c h u tz " verspricht, die Adresse e rk l ä r t : „ A l l e rg n ä d ig s t e r K ö n i g ! E s f e h l e n u n s d i e W o r t e , u m u n s e r e G e f ü h l e a u s z u d r ü c k e n , w e n n w i r dessen gedenken , w ie sehr d a s G e g e n th c i l dieser V e r h e i ß u n g e inge tre ten ist! W i r wissen es w o h l , u n d E w . M a j e s t ä t h ab en es w ie d e r h o l t a u s ­gesprochen. daß d em l a n d e sv ä tc r l i ch c n H erzen E w . M a j e s t ä t I h r e U n t e r ­t a n e n , gleichvie l ob dieselben deutsch o de r dänisch r e d e n , gleich lieb s e i e n ; d aß eS E w . M a j e s t ä t ganz e iner le i sei welche S p r a c h e dieselben gebrauchen , w e n n sie n u r ge t reue U n t e r t a n e n seien. A b e r die f r ü h e r e n M i n i s t e r i e n h a b e n e s z u v e r h i n d e r n g e w u ß t , d aß die l a n d e s v ä t e r ­lichen V e r h e i ß u n g e n u n d Absichten E w . M a j e s t ä t zur A u s f ü h r u n g u n d dem L a n d e zu G u t e k am e n . A n die S t e l l e der versprochenen G le ichb e rech t i ­g u n g beider S p r a c h e n ist eine g e w a l t s a m e u n d schonungslose U nte rdrückung der deutscheu S p r a c h e getre ten . D u r c h einen A n h a n g d e r V e r fa s su ng f ü r S c h l e s w i g v o m 15. F e b r u a r 185 4 ist in d e r P r o b s t e i F l e n s b u r g m it 2 6 Kirchspie len , in d er S t a d t T o n d e r n u nd 10 K irchsp ie len der P r o b s t e i T e n d e r n , in 4 K irchsp ie len der P r o b s t e i H u s u m u n d B r e d s t c d t , in 9 Kirchspielen d er P r o b s t e i G o t t o r s s die seit J a h r h u n d e r t e n bestandene ausschließliche deutsche S ch u l sp ra c h e g e w a l t s a m u n d gegen den W unsch der E i n w o h n e r v e r d r ä n g t , so daß in a llen diesen K irchsp ie len n u r b i s zu 4 S t u n d e n in der Woche deutsch u n te r r i c h te t w e r d e n d a r f , welches a b e r nicht e in m a l geschieht. I n dem g rö ß te n T h e i l dieser K irchsp ie le ist die deutsche S p r a c h e die ausschließliche, fast in a l len ü b r i g e n die über-

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wie gende Vo l k s s p r a ch e , u n d w i r d de r Unt er r i cht d a h e r in den meisten dieser Kirchspie le in e iner den K i n d e r n f r emde n S p r a c h e cr thei l t . A u f a l le Wei se w i r d zu v e r h i nd e r n versucht , daß K i n d e r in diesen Kir chspi e len durch deutsche H a u s l e h r e r unt e r r i cht e t we r d e n , u n d d a s gemei ns ame H a l ­t en e ines solchen H a u s l e h r e r s durch zwei oder mehr er e F a m i l i e n ist u n ­b e d i n g t u n t e r s a g t wor den - W e n n es nicht v e r hü t e t w e r d e n konnte , daß u n t e r solchen Ums t änden viele K i n d e r a u s den s o ge n an n t e n gemischten Di s t r i k t en , d- h. a u s al len v o r e r w ä h n t e n Kirchspie len , v o n i h ren E l t e r n nach solchen S ch u l d i s t r i c t r n , w o die S ch u l s p r a ch e deutsch ist, in die Kost gegeben w u r d e n , so h a t m a n doch diesen letzten Versuch d e r E l t e r n , ihr e K i n d e r in i h re r M u t t e r s p r a c h e erziehen zu lassen, dad u r ch w i r k u n g s l o s zu macken g e wu ß t , daß die K i n d e r gez wu n g en w u r d e n , zur C o n f i r m a t i o n in dänischer S p r a c h e zu ihr en E l t e r n zurückzukehren, u n d zu diesem Zweck sich die letzten J a h r e v o r de r C o n f i r m a t i o n in dänischer S p r a c h e u n t e r ­r ichten zu lassen. B e i solchem Un t e r r i cht de r K i n d e r in e iner i hnen f r emde n S p r a c h e ist es eine n o t h w e n d i g e F o l g e , d a ß m i t w e ­n i g e n A u s n a h m e n e i n e z u c h t l o s e Z u g e n d h e r a n w ä c h s ' t , welche in den Landsc hulen a u ß e r n o t h d ü r f t i g e m S c h r e i b e n u n d R ec h ne n n u r e t w a s Däni sch- Lesen u n d e inige dänische P h r a s e n a u s w e n d i g ler nt . ' '

E s kann D i e s , u n d w a s sonst die Adresse noch v o r b r i n g t , doch a u c h i n D e u t s c h l a n d , wi l l u n s bedünken, n icht ganz ohne W i r k u n g bl e iben. U n d auch in Deu t s ch l an d , so hoffen w i r , w i r d m a n dem Beispi e l e fo lgen, d a s d e r L a n d t a g von C o b u r g in d e r S a c h e gegeben. D a s P r e u ß i s c h e H e r r e n h a u s w i r d seine S t i m m e wi e d e r erheben f ü r d a s neue „ v e r b r i e f ­teste R e c h t ' de r H e r z o g t ü m e r , wie es so e i n m ü t i g sie erhob im A p r i l 1 8 5 7 , d a doch „e i ne W u n d e des Ge wi s s e n s h ier offen geb l i eb e n" u m m i t den W o r t e n e ines M a n n e s wi e D r . S t a h l zu reden. Und v o n den P r e u ß i s c h e n A b g e o r d n e t e n h abe n j a vo r l ä u f i g schon — z w a r n i c h t w i e w i r m e i n e n a n d i e r e c h t e A d r e s s e w a s w i r e ins twei len doch hier n u r gelegent l ich a nd e u t e n wol l en — sehr n a m h a f t e M ä n n e r sehr erns thaf t e W o r t e gesprochen. U n d h a b e n w i r j e t z t ü b e r d i e s n i c h t d e n „ n a t i o n a l e n V e r e i n ! ? "

Geschrieben, den 2. M ä r z i860.

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Anlage».

A llg e m e ine s Gesetz, w egen A n o r d n u n g von P r o v i n z i a l s t ä n d e n in den H e r z o g t ü m e r n S c h l e s w i g u n d H o ls te in , v o m 28. M a i >831.

G r u n d z ü g e der vorm ärz l ichcn V er fa s su ng d er H e r z o g t ü m e r . Allerhöchste B e k a n n t m a c h u n g vom 28. J a n u a r 1852.

G r u n d z ü g e d e r N e u o r d n u n g der V e r f a s s u n g s - V e r h ä l t n i s s e d e r H e r z o g t ü m e r u n d d er G e s a m m tm o n a r c h ie .

D i e N o v e m b e r - P a t e n t e v on 1858.D a s I n t e r i m b is zu r def in it iven R e g u l i r u n g d er V e r f a s ­su n g s -V e rh ä l tn i s s e .

Die S e p t e m b e r - E r l a s s e von 1859.M o d i f ik a t io n e n des I n t e r i m nach den V e r h a n d l u n g e n der letzten Holsteinischen S t ä n d e v e r s a m m l u n g .

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A.

Allgemeines Gesetzwegen Anordnung von Provinzialständen in den Herzog»

thümern S ch lesw ig und Holsteinv o m 2 8 . M a i 1831.

W i r F r e d e r i k d e r S e c h s t e re. , t h a n kund h i e m i t : W i e W i r m i t Rücksicht a u f U n f e r n f ü r d a s H e r z o g t u m Ho l s t e i n e r f o l g t e n B e i t r i t t z u m D e u t s c h e n L u n d e b e r e i t s f r ü h e r beschlossen h a b e n , f ü r dieses He r * z o g l h u m e i ne de n Z e i t u m s t ä n d e n u n d V e r h ä l t n i s s e n a ng e me s s e ne s tändische V e r f a s s u n g e i n z u f ü h r e n , so wo l l e n W i r auch d e m H c r z o g l h u m S c h l e s w i g e ine g le iche V e r f a s s u n g zu D h c i l w e r d e n lassen, u n d d a d u r c h Un s e r e n s ä m m t l i c h e n g e t r e u e n U n t e r l h a n c n in be i d en H e r z o g t ü m e r n e inen n e u e n d a u e r n d e n B e w e i s U n s r e s une r s ch ü t t e r l i c he n V e r t r a u e n s u n d U n s r e r u n - g e l h r i l l e n H u l d u n d L i e b e geben .

D i e zu e i n e r mög l i c hs t z we c kmä ßi ge n V o l l z i e h u n g dieser V e r f a s s u n g e r f o r d e r l i c h e n f ü r d a s H e r z o g t u m H o l s t e i n ge t r of f e ne n E i n l e i t u n g e n u n d V o r b e r e i t u n g e n , a u f w e i t e W i r l a n d e s v ä t c r l i c h be d ac ht g e we s e n sind, sol len d a h e r a u f d a s H e r z o g t u m S c h l e s w i g erstreckt, b e s o n d e r s die T r e n ­n u n g d e r A d m i n i s t r a t i o n v o n d e r J u s t i z in b e i d e n H e r z o g t ü m e r n z ur A u s f ü h r u n g g e b r a c h t u n d zu de m E n d e ein ge mei ns c ha f t l i c he s O b e r a p - p e l l a t i o n s g e r i c h t , wel ches g le ic hfa l l s f ü r d a s H e r z o g t u m L a u e n b u r g die höchste I n s t a n z b i l d e t , e r r i ch t e t w e r d e n .

Gl e i c h ze i t i g m i t diesen n e u e n E i n r i c h t u n g e n sol len d ie S t ä n d e in W i r k s a m k e i t t r e t e n , u m , dur ch e ine ange mes se ne L h e i l n a h m e a n d e r V e r ­w a l t u n g , i n U n f e r n g e t r e u e n U n t e r t a n e n de n S i n n u n d E i f e r f ü r d a s g e m e i n s a m e W o h l noch m e h r zu be l e be n , U n s v o n de n M i t t e l n z u r B e ­f ö r d e r u n g dieses W o h l s d ie zuver läss igs te K u n d e zu verschaf fen, u n d da - du r c h d a s B a n d we l c h e s U n s e r K ö n i g l i c h e s H a u s m i t U n s r e m V o l k e v e r e i n i g t noch fester zu k n üp f e n .

Z u r B e g r ü n d u n g d e s V e r h ä l t n i s s e s d e r S t ä n d e w o l l e n W i r F o l g e n ­d e s a l l c r g n ä d i g s t u n g e o r d n e t h a b e n .

8 - i .E s sol len z u v ö r d e r s t f ü r Un s r e H e r z o g t ü m e r S c h l e s w i g n n d H o l ­

stein P r o v i n z i a l s t ä n d e ein g e f ü h r t w e r d e n , welche sich a l s b e r a t e n d e S t ä n d e in j e d e m H e r z o g t u m f ü r sich v e r s a m m e l n , j edoch m i t vö l l i g g le ichen B e ­f ug n i s s e n u n d Pf l i c h t e n .

D u r c h die a b g e s o n d e r t e V e r s a m m l u n g d e r S t ä n d e w i r d so w e n i g i n d e m S o c i a l - N e r u s U n s r e r S c h l e s w i g - H o l s t e i n i s c h e n R i t t e r s c h a f t , f ü r welch en es be i den b i s h e r i g e n V o r s c h r i f t e n u n d n a m e n t l i c h be i d e m I n «

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h a l t d e r R e s o l u t i o n v om 27. Z u n i 1732 sein B e w e n d e n b e h ä l t , a l s in den sonstigen V e r h ä l tn i s s e n , die Unsere H e r z o g t h ü m c r S c h l e s w i g u nd H o l . stein v e rb in d e n , e tw a s v e rä nd e r t .

8. 2.D i e P r o v i n z i a l s t ä n d e bestehen a u s g e w ä h l t e n sowie a u s solchen A b-

g eo rdne ten , denen W i r eine besondre S t i m m e bei legen w e rd e n , u nd b i l ­den d a s gesetzmäßige O r g a n der verschiedenen S t ä n d e U ns re r ge t reuen U n t e r th a n e n in jedem H c r z o g th u m .

8- 3.

D i e a l lgem eine B e d i n g u n g d er W a h lb e r e c h t ig u n g wie d er W ä h l b a r ­keit ist d a s L a n d - w ie städtische E i g e n t h u m .

Z u r W a h l b e r e c h t ig u n g w ie z u r W ä h l b a r k e i t e ines städtischen A b g e ­o rd n e te n ist z w a r d a s städtische B ü r g e r r e c h t n icht e r f o r d e r l i c h ; jedoch b e ­d a r f die W a h l e ines jeden A b g e o r d n e te n , welcher m i t e iner B e s t a l lu n g oder zum B e h u f am t l ich e r V e r r i c h tu n g e n m i t e inem C o n f i r m a t i o n s - P a - ten te versehen ist, U ns re r Allerhöchsten G e n e h m i g u n g .

Auch sollen d er ständischen V e r s a m m l u n g in jedem H e r z o g t h u m A b ­g eo rd ne te f ü r die Geistl ichen u n d f ü r Unsre Kielische U n iv e r s i t ä t b e i w o h ­n en , die W i r A l l e rg n ä d ig f l e rn enn en w erd en .

8 . 4 .M i t Rücksicht a u f die im 8- 2 e n th a l t e n e n B e s t i m m u n g e n w erd en

W i r die E n t w ü r f e solcher a llgemeinen Gesetze, welche V e r ä n d e r u n g e n in P e r s o n e n - u nd E ig e n th u m S re c h te n u n d in den S t e u e r n u nd öffentlichen Lasten zum G e g e n s t a n d h ab en , soweit sie E i n H e r z o g t h u m alle in ang e he n d er ständischen V e r s a m m l u n g dieses H e r z o g t h u m s , sowei t sie a b e r beide H e r z o g t h ü m c r betreffen, beiden ständischen V e r s a m m lu n g e n d e r H erz og - t h ü m c r zu r B e r a t h u n g v e r le ge n lassen.

8 - 5D i e ständische V e r s a m m lu n g f ü r jedes H e r z o g t h u m kann nicht n u r

in A n s e h u n g d er zu ih re r W irksam ke i t g eh ö r ig en G eg e n s tä n d e V orsch läge u n d A n t r ä g e , sondern auch B i t t e n u n d B eschw erden welche a u f d a s spe­cielle W o h l u n d In t e r e s s e des ganzen H e r z o g t u m s oder e ines T h e i leS desselben B e z ie h u n g haben a n b r in g e n , u n d W i r w e r d e n ü be r solche w ie ü b e r d iejenigen P u n k t e d ie W i r ih n e n zur B e r a t h u n g v e r le g e n lassen U nsre Beschlüsse ertheilen .

§■ 6 .

D i e C o m m u n a l a n g e l e g e n h e i t e n in jedem H e r z o g t h u m w ol len W i r u n t e r V o r b e h a l t Unsere r Aufsicht u n d G e n e h m i g u n g den Beschlüssen der ständischen V e r s a m m l u n g überlassen, w ie denselben d en n auch die B e f u g - n iß bc ige lcg t sein soll die R e p a r t i t i o n d e r in jedem H c r z o g t h u m zu e n t ­r ichtenden, nicht b e re i ts gesetzlich r e g u l i r t e n A n l a g e n ü b e r die c on t r ib u i - r e n d e n D is t r i c te selbst zu beschaffen u n d die A r t d e r V c r t h e i l u n g zu b e ­s t immen ; beides jedoch u n t e r V o r b e h a l t U ns re r zu bew irken den G e n e h ­m ig u n g .

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8 - 7 .

D i e ständische V e r s a m m l u n g f ü r jedes H e r z o g t h u m t r i t t zus ammen w e n n W i r selbige e i n b e r u f en .

Di e s e s w i r d r e g e l m ä ß i g jedes zwei te J a h r geschehen, auße ro r den t l i ch a b e r so oft W i r es f ü r n ö t h i g f inden.

D i e D a u e r der ständischen V e r s a m m l u n g f ü r jedes H e r z o g t h u m w o l ­len W i r i mm e r den U m s t ä n d e n nach bes t i mmen, u n d d a r n a c h d e r V e r ­s a m m l u n g die A u f h e b u n g derse lben a n k ü n d i g e n lassen.

§. 8 .

Z u r n äh e r e n R e g u l i r u n g d e r s tändischen Ver h ä l t n i s s e in jedem H e r ­z o g t h u m u nd ü be r d a s V e r f a h r e n bei den W a h l e n u nd in den ständischen V e r s a m m l u n g e n wol l en W i r f ü r jedes H e r z o g t h u m besondr e Vor s ch r i f te n er lassen. Z n densel ben w e r d e n W i r auch Unsre allerhöchste Ent s chl i eßu ng ü b e r die Z a h l der verschiedenen A b g e o r d n e t e n f ü r jedes H e r z o g t h u m er­öffnen.

E h e W i r a b e r in A n s e h u n g des sonst igen I n h a l t s der U n s zu sol ­chen Vor s ch r i f t en vo r z u l e g en d cn E n t w ü r f e Unsr e endl iche allerhöchste R e ­sol u t i on er t hei l en , sollen d a r ü b e r e r f a h r e n e M ä n n e r a u s beiden H e r z o g ­t ü m e r n v e r n o m m e n u n d zur B e r a t u n g gezogen we r den .

Auch w e r d e n W i r , w e n n W i r künf t i g in diesen besonderen Gesetzen A b ä n d e r u n g e n a l s w o h l t h ä t i g u n d nützlich erachten w ü r d e n , diese n u r nach v o r g ä n g i g e r B e r a t u n g m i t den S t ä n d e n jedes H e r z o g t h u m s tref fen.

Urkundl i ch rc- G e g e b e n rc. K o p e n h a g e n den 28. M a i 1831 .

ß .

Allerhöchste Bekanntmachungv o m 2 8 . J a n u a r 1 8 5 2 .

(A ls Ergebniß des »Depeschenwechsels von 1851/52«, d h. der Verhandlungen Oesterreich'- und Preußen's im Nam en des Bundes m it „Dänemark wegen H olstein«, durch Bundes­

beschluß vom 29. J u li 1852 genehmigt.)

W i r F r ede r i k der S i e b e n t e , von G o t t e s G n a d e n K ö n i g v on D ä n e ­ma r k , der W e n d e n u n d G o t h e n , He r z og zu S c h l e s w i g , Ho l s t e i n , S t o r - m a r n , D i t h ma r s c h e n , L a u e n b u r g u n d O l d e n b u r g , t h u n kund h i emi t a l len Un f e r n l ieben u n d get r euen U n t e r t a n e n :

U n s ist a l l e r un t c r t hä ni gs t v o r g e t r a g e n , d a ß die V e r h a n d l u n g e n der i m v or i gen Z a h r e in F o l g e Unseres Al lerhöchsten M a n i f e s t e s v om 14. J u l i

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1850 in F lensburg zusammenberufenen angesehenen M ä n n e r nicht zu der von Uns beabsichtigten Uebereinstimmung hinsichtlich der wichtigsten Angelegenheiten Unserer M onarchie und namentlich der S te llu n g Unseres H erzogthum s S chlesw ig in derselben geführt haben.

W i r haben deshalb au f die Resultate dieser Verhandlungen nicht w eiter bauen wollen, sondern den Allerhöchsten Beschluß gefaßt, daß m it der O rd n u n g der Angelegenheiten Unserer M on arch ie , unter B eibeha lt und weiterer Entw icklung der E inrichtungen, welche entweder a lle T h e ile derselben umfassen oder den einzelnen Theilen derselben zu G runde gelegt sind, in dem Geiste vorgeschritten werde, die rechtlich bestehenden V e r ­hältnisse aufrecht zu erhalten und zu verbessern.

S o w ie daher die unverringerte Aufrechthaltung Unserer M onarch ie in dem ganzen territoricllcn Um fange m it dem Beistände der europäischen Großmächte fü r die Z u ku nft gesichert werden w ird , so soll auch die V e r ­bindung zwischen den verschiedenen Th eilcn der M onarchie zu einem wohlgeordneten Ganzen aufrechtcrhalten und befestigt w erden, vorläufig vermittelst einer V e rw a ltu n g der gemeinschaftlichen Angelegenheiten durch gemeinschaftliche B ehörden, und demnächst vermittelst einer gemeinschaft­lichen Verfassung fü r die B ehandlung der gemeinschaftlichen Angelegen­heiten, zu deren E in fü h ru n g W ir so bald als möglich die erforderlichen S chritte vornehmen werden.

I n Zu ku n ft sollen daher die Angelegenheiten aller T h e ile der M o n ­archie, welche früher vom D epartem ent fü r die ausw ärtigen Angelegen­heiten, vom G cnera l-Q uartie rm eis ter, von den G e n e ra l-A d ju ta n te n fü r den L a n d -u n d S e e -E ta t, von dem General-C om m issariats.Collegium , von dem A d m ira litä ts - und Com m issariatS-Collegium , von der F in a n z -D e p u ­ta tion , von d c rD ire c tio n fü r die Staatsschulden und den sinkenden Fonds und der G enera l - Postdirection erledigt oder Uns allcruntcrthänigst vo r­getragen w urden; so w ie die früher unter die erste und zweite S ection der Rentekammer gehörenden Sachen, so w eit diese das S te u e r- und Abgaben- oder das Hebungs- und Rechnungswesen betreffen, und die früher unter das G eneral-Zollkam m er- und Com m erz-Collegium gehören­den eigentlichen Z o ll- und Colonialsachen, welche sämmtliche Angelegen­heiten, soweit sie das Königreich D änem ark betreffen, schon an die be­stehenden M in is terien übergegangen sind — von dem M in is te riu m des A u s w ä rtig e n , dem K rie g s -M in is te r iu m , dem M a r in e -M in is te r iu m und dem F in a n z -M in is te r iu m nach den bestehenden Vorschriften und so be­handelt werden, daß der W irkungskreis dieser M in isterien , wie eS früher m it den obgenannten Behörden, welche unm ittelbar unter Uns standen, der F a ll w a r, sich auf alle Theile Unserer M onarchie erstrecken.

D e r W irkungskreis der M in isterien fü r das Königreich Dänem arks des Justizm inisterium s, des M in is teriu m s des In n e rn und des M in is te ­rium s fü r das Kirchen- und Schulwesen bleibt unverändert.

D ie früher unter die schleöwig-Holstein-lauenburgische K anzle i ge-

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hörenden S a c h e n , die a u s den H erzog thüm ern S c h le s w ig , Holstein und L au en b u rg eingehenden S a c h e n , welche f rühe r un ter die R entekam m er, oder un te r die G ene ra l -Zo l lkam m er und die d r i t te S e c t i o n des Commerz- C ol leg ium s gehörten — m it A u s n ah m e des an d a s M a r in em in is te r iu m übergegangenen Leuchtfeuer-Wesens und der an da s M in i s te r iu m des A u s w ä r t i g e n übergegangenen Consulatssachen, — sowie die f rühe r u n te r die schleswig-holsteinische R e g ie ru n g gehörenden Geschäfte sollen nach den bestehenden Vorschriften in Z u k u n f t von dem M in is te r iu m fü r da s H e rzog thum S c h l e s w i g , so w ei t sie dieses H erzog thum angehen, und von dem M in i s te r iu m fü r die H e r z o g t ü m e r Holstein und L a u e n b u r g , so wei t sie diese beiden H erzo g th ü m rr an g eh en , w a h r - genommen, und sollen daneben die S a c h e n , welche die f ü r die H e r ­z o g t ü m e r S c h le s w ig und Holstein gemeinschaftlichen nichtpolitischcn E in r ich tu n g en und A n s ta l ten , namentlich die Universi tä t in K ie l , die R itterschaft , den schleswig-holsteinischen K a n a l , da s Brandvers icherungS- wesen, die S t r a f a n s ta l t e n , d a s T a u b s tu m m e n - I n s t i t u t und die I r r e n - Ans ta l t betreffen, von dem M in i s te r fü r d a s H e r z o g t u m S c h le s w ig und dem M in i s t e r fü r die H e r z o g t ü m e r Holstein und L au e n b u rg colle- gialisch behandelt werden.

Unsere sämmtlichen M in is te r sollen ihren ständigen und ausschließ­lichen S i t z in Unserer königlichen H a u p t - und Residenzstadt K openhagen haben.

Unsere sämmtlichen M in is te r machen Unfern Geheimen S t a a t s r a t h a u s , in welchem W i r fü r die Z u k u n f t den Vorsitz führen wollen und an dessen S i t z u n g e n Unser höchstgeliebter O n k e l , S e . königliche Hohei t der E r b p r in z , gleichwie v o rh in , T h e i l nehmen werden- M i t Rücksicht a u f den Geschäftskreis und die O r d n u n g Unsers Geheimen S t a a t s r a t h s soll es b is a u f W eiteres bei den f rüheren R e g e ln sein V erb leiben haben. D a s P ro to c o l l soll von dem S ta a t s s e c r e t a i r ge füh r t werden.

D e r M in is te r fü r d a s H e r z o g t u m S c h l e s w ig und der M in is te r fü r die H e r z o g t ü m e r Holstein und L au en b u rg sind U n s allein fü r ihre A m t s ­fü h ru n g veran tw or t l ich . D i e Veran tw or t l ichke it der übr igen M inis ter , dem dänischen Reichstage gegenüber , ist a u f den T h e i l ih rer amtlichen W ir iam k e i t beschränkt, welcher d a s Königreich D ä n e m a r k angeht, in Uebereinst immung m it dem 8 18 des dänischen Grundgesetzes.

I n F o lg e des § 2 1 des Grundgesetzes haben W i r Unfern M in is te r des A u s w ä r t i g e n , b is a u f W eiteres , zum P rem ie rm in is te r fü r da s K ö n ig ­reich D ä n e m a r k e rn an n t .

S o wie kein Zweife l obw alten kann an Unsrem festen W il len , u n ­verbrüchlich an den B est im m ungen des dänischen Grundgesetzes zu halten , so wollen W i r auch a u f verfassungsmäßigem W ege den P rov inz ia ls tänden f ü r Unser H e r z o g t u m S c h le s w ig , so wie den P ro v in z ia ls tän d en f ü r Unser H e r z o g t u m Holstein, eine solche Entw ick lung zu T h e i l werden lassen, daß jedes dieser H e r z o g t ü m e r hinsichtlich der b ish e r zu dem

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W irk un g sk re i se i h re r b e ra th e n d e n P r o v i n z i a l s t ä n d e gehö renden A n g e le g e n ­heiten eine ständische R e p r ä s e n ta t i o n m i t beschließender M a c h t e rh ä l t .

Z u E r r e i c h u n g dieses Zweckes w ol len w i r d a h e r G ese tzen tw ürfe f ü r jedes dieser beiden g e n a n n te n H e r z o g t ü m e r a u S a rb e i ten u nd deren P r o ­v inz ia l s tänd en zum B edenken v e r le ge n lassen in Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t dem 8 8 des a l lgem einen Gesetzes vom 2 8 . M a i 1831 u n d d er S c h l u ß ­bes t im m u ng in den V e r o r d n u n g e n vom 15. M a i 1834.

D e r G e s e tze n tw u rf , welcher zu diesem Zwecke f ü r d a s H e r z o g t h u m S c h l e s w i g a u s g e a r b e i t e t w e rd e n w i r d , soll in S o n d e r h e i t die n o t w e n d i ­gen B e s t im m u n g e n e n t h a l t e n , u m vollkommen gleiche B e r e c h t ig u n g u nd k rä f t igen S chu tz der dänischen u n d deutschen N a t i o n a l i t ä t in diesem H e r z o g t u m zu w a h r e n u n d zu sichern.

D i e S u s p e n s i o n der W irksam ke i t des s c h l e s w i g - H o l s t e i n - l a u e n b u r g i ­schen O b c r a p p e l l a t io n S -G e r i c h tS in B e z u g a u f d a s H e r z o g th u m S c h l e s w i g w i r d b e ibeha l ten . Z u dem Zwecke, die K om petenz dieses hohen G e r i c h t s def in it iv a u f die H e r z o g t ü m e r H ols te in u n d L a u e n b u r g zu beschränken, w i r d den zuerst zusam m en t re ten den P r o v i n z i a l s t ä n d e v e r s a m m l u n g e n ein G ese tze n tw u rf zum B edenken v o rg e le g t w erd en .

D i e P r o v i n z i a l s t ä n d e f ü r d a s H e r z o g t h u m S c h l e s w i g u n d die P r o ­v inz ia ls tände f ü r d a s H e r z o g th u m H ols te in w erden sobald a l s möglich nach dem A b l a u f d e r g e g e n w ä r t ig e n m i t diesem J a h r e a u f h ö re n d e n W a h l ­per iode , nachdem zuvörderst neue D e p u t i r t e n - W a h l e n v o r g e n o m m e n sind, zusam m en b e ru fen w e rd e n . D ie se W a h l e n sollen in den D is t r ik t e n des H e r z o g t u m s S c h l e s w i g , welche sich im B e l a g e r u n g s z u s t ä n d e befinden, erst nach dessen A u f h e b u n g s ta t t f indcn . D i e S r . D u r c h l . d em H erzoge von S c h l e s w i g - H o l s t e i n - S o n d e r b u r g - A u g u s t e n b u r g zuer the i l te erbliche V i ­r i ls t im m e in d e r schleswigschen P r o v i n z i a l s t a n d e - V e r s a m m l u n g fä l l t f o r t . D e r freie u n d u n b e d in g te G e b r a u c h d er dänischen u n d d e r deutschen S p r a c h e in der P r o v i n z i a l s t ä n d e - V e r s a m m l u n g des H e r z o g t h u m s S c h l e s ­w ig w i r d schon in d e r ersten z u s a m m e n t re te n d e n V e r s a m m lu n g gestattet un d w i r d die dazu erforderl iche V e r a n s t a l t u n g von U n s getroffen w e rd e n .

S o b a l d Unsere L an d esh e r r l i ch e M a c h t in U n f e r n H e r z o g t u m H ols te in vollkommen w ie d e r hergestcllt sein w i r d , soll dieses H e r z o g t u m nach den rechtlich bestehenden Gesetzen, welche n u r a u f v e r f a s s u n g s m äß ig e m W e g e v e r ä n d e r t w e rd e n sollen , r eg ie r t w e r d e n ; zu dem Zwecke, ein g em e in ­schaftliches Z o l l - S y s t e m f ü r die ganze M o n a r c h i e zu W e g e zu b r in g en , soll unverzüglich d a s E r f o r d e r l i c h e zu r A u f h e b u n g d er Z o l l l in ie a n der E i d e r e inge le i tet w e r d e n ; der in e in igen D is t r ic te n des H e r z o g t u m s S c h l e s w i g bestehende B e la g e r u n g s z u s t a n d soll d o r t aufg eh o b en u n d d a s f ü r dieses H e r z o g t u m u n te r m 10. M a i 1851 a u s g e fe r t ig t e die Amnest ie betreffende P a t e n t e iner umfassenden R ev is io n u n te r w o r fe n w erd en . D e n ­jen igen , welche nachher noch fe rn e r v on d er Amnest ie ausgeschlossen blei ben , soll es auch nicht e r l a u b t sein, sich in den ü b r i g e n T h e i l e n U nsere r M o n a r c h i e a u fz u h a l t e n , w ä h r e n d d ag e g e n D ie j e n ig e n , welche nicht von

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der Amnestie ausgeschlossen werden, frei und unbehindert in d as H erzog­thum S c h l e s w i g sollen zurückkehren können.

Hinsichtlich der Verfassung Unsres H e r z o g t u m s L auenburg wollen W ir , nach v orangcgangencr verfassungsmäßiger V er h a n d lu n g m it Unsrer getreuen R it ter - und Landschaft, Unsere Allerhöchsten Beschlußnahmen zur öffentlichen K unde bringen.

Unser V er h ä l tn iß a l s M i t g l i e d des deutschen B u n d e s für die Her» zogthümer Holstein und Lauenburg b leibt unverändert .

W i r erwarten v er tra u ensv ol l , daß Unsere lieben und getreuen Un- terrhanen in allen T he i len Unserer M on arch ie in dem Vorstehenden einen neuen B e w e i s Unsrer landeSväterlichen Fürsorge, welche mit gleicher Liebe sie Alle umfaßt, erblicken werden und hoffen daß es U n s mit der H ülfe des Allmächtigen glücken wird, den unter Unftrrn S c e p t e r vereinten L a n ­den eine glückliche Zukunft zu sichern.

G egeben a uf Uuscrm S ch lo ß C hris t iansborg, den 2 8 . J a n u a r 1852 Unter Unsrer Königlichen H a n d und S i e g e l

Frederik R .(L. S.)

R e v e n t l o w - C r i m i n i l . C M o l t k e . C. F H a n s e n .C. A. B l u h m e . W . ($ F S p o n n e c k .

S t e e n - B i l l e . P . G- B a n g . A> W . S c h e e l .

C.

D i r N o x e m b e r - P a t e n t kvon 1858.

I.

P a t e n twegen Aufhebung des Verfassungs-Gesetzes vom 2. October 1855, für

das H e r z o g t u m Holstein und für das Herzogthum Lauenburg.W i r F r e d e r i k d e r S i e b e n t e , von G o t t e s G n a d en K ö n ig zu D ä n e ­

mark, der W enden und G o t h e n , Herzog zu S c h l e s w i g , Holstein, S t o r m a r n , der Dithmarschen und zu L au enb u rg , w ie auch zu O l ­denburg.T h u n k u n d h i e m i t : N achdem die deutsche B u n d e sv e rsa m m lu n g

durch Beschluß vom H . Februar 1858 kundgegeben, w ie selbige das V er- fassungsgesetz für die gemeinschaftlichen Ange legenheiten Unserer M o n a r ­chie vom 2. O ctober 1 8 5 5 , insoweit dasselbe a u f Unsere H e r z o g t ü m e r Holstein und Lauenburg A n w e n d u n g finden solle, a l s in Verfassung--

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m ä ß i g e r W i r k s a m k e i t b e s t e h e n d n i c h t e r k e n n e n k ö n n e , h a b e n W i r i n G e - m ä ß t h e i t d e s § . 2 3 d e s v o r g e n a n n t e n V e r f a s s u n g S g e s e t z e s v o m 2 . O c t o b e r 1 8 5 5 , n a ch w e l c h e m d a s V e r h ä l t n i ß U n s e r e r H e r z o g t ü m e r H o l s t e i n u n d L a u e n b u r g z u m d e u t s c h e n B u n d e d u r c h d i e s e s G e s e t z n ic h t b e r ü h r t w i r d u n d j e d e a u s d i e s e m V e r h ä l t n i s s e e n t s p r i n g e n d e V e r p f l i c h t u n g e in g e s o n ­d e r t e s A n l i e g e n b i l d e t u n d a l s s o l c h e s d e m R e i c h s r a t h e u n b e i k o m m e n d i s t , b e sc h l os sen , d a s m e h r g e d a c h t c V e r s a s s u n g S g e s e t z , i n s o w e i t d a s s e l b e U n ­s ere H e r z o g t ü m e r H o l s t e i n u n d L a u e n b u r g b e t r i f f t , a u s z u h e b e n .

I n d e m W i r U n s V o r b e h a l t e n , z u r H e r b e i f ü h r u n g e i n e s v e r f a s s u n g s ­m ä ß i g e n W i e d e r a n s c h l u s s t S o f t g r d a c h t e r H e r z o g t ü m e r a n d i e n ich t z u m d e u t s c h e n B u n d e g e h ö r e n d e n T h e i l e U n s e r e r M o n a r c h i e , f ü r w e l c h e d a s V e r s a s s u n g S g e s e t z v o m 2 . O c t o b e r 1 8 5 5 i n u n g e f c h w ä c h t e r W i r k s a m k e i t z u b e s t e h e n f o r t f ä h r t , g e e i g n e t e S c h r i t t e v o r z u n e h m e n , g e b i e t e n W i r d e m ­n ä ch s t w i e f o l g t :

§. i.F ü r U n s r e z u m d e u t s c h e n B u n d e g e h ö r e n d e n H e r z o g t ü m e r H o l s t e i n

u n d L a u e n b u r g w i r d d a s V e r f a s s u n g S g e s e t z v o m 2 . O c t o b e r 1 8 5 5 a u f - g e h o b e n .

8- 2 .U n s e r e M i n i s t e r f ü r d i e a u s w ä r t i g e n A n g e l e g e n h e i t e n , d e n K r i e g , d i e

M a r i n e u n d d i e F i n a n z e n s in d i n Z u k u n f t , i n s o w e i t i h r W i r k u n g s k r e i s sich a u f d i e H e r z o g t ü m e r H o l s t e i n u n d L a u e n b u r g b e z i e h t , n a ch M a ß ­g a b e U n s e r e r A l l e r h ö c h s t e n B e k a n n t m a c h u n g v o m 28 . J a n u a r 1 8 5 2 U n s a l l e i n v e r a n t w o r t l i c h .

Wonach sich ein Jeder, den es angeht, allerunterthänigst zu achten. Gegeben auf Unserem Schlosse C h r i s t i a n s b o r g , den 6 . N o ­

vember 1 8 5 8 .U r k u n d l i c h u n t e r U n s e r e m K ö n i g l i c h e n H a n d z e i c h e n u n d

v o r g e d r u c k t e n J n s i e g e l .Frederik R .

(L. s. ) C H a l l .II.

P a t e n tfür d a s H e r z o g t u m Holstein, wegen A ufhebung der § § . 1— 6 der Verordnung vom 11. J u n i 1 8 5 4 . betreffend die Verfassung für das gedachte H e r z o g t u m , sowie der Allerhöchsten Bekanntmachung vom 23 . J u n i 18 5 6 , eine nähere Bestimmung der besonderen Angelegenheiten

des H e r z o g t u m s Holstein betreffend.W i r F r e d e r i k d e r S i e b e n t e , von G ottes Gnaden K önig zu D ä ­

nemark, der Wenden und Gothen, Herzog zu S c h le sw ig , Holstein, S t o r m a r n , der Dithmarschen und zu Lauenburg, wie auch zu O l ­denburg,T h u n k u n d h i e m i t : N a c h d e m d i e d e u t s ch e B u n d e s v e r s a m m l u n g

d u r c h B e s c h l u ß v o m 1 1 . F e b r u a r 1 8 5 8 k u n d g r g e b e n , d a ß s e l b i g e d i c V e r -

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o r d n u n g v o m 11 . J u n i 1 8 5 4 , betreffend die V e r fa s s u n g fü r d a s H e r z o g ­t h u m H o ls te in , i n s o w e i t B e s t i m m u n g e n derselben dem B e i r a t h der P r o ­v in z ia ls tä n d e des gedachten H e r z o g t h u m s nicht u n terb re i te t w o r d e n stnd, s o w ie die Allerhöchste B e k a n n t m a c h u n g v o m 2 3 . Z u n i 1 8 5 6 , eine näh ere B e s t i m m u n g der besonderen A n g e le g e n h e i t e n des H e r z o g t h u m s H o ls te in betreffend, a l s in v e r fa s su n g sm ä ß ig e r W irksam keit bestehend nicht erkennen könne, h ab en W i r zu v e r o r d n e n beschlossen un d verord n en h i e m i t :

D i e § § . 1— 6 der V e r o r d n u n g v o m 11. Z u n i 1 8 5 4 , betreffend die V e r f a s s u n g f ü r d a s H e r z o g t h u m H olstein , so w ie die Allerhöchste B e k a n n t ­m ac h u n g v o m 2 3 . Z u n i 1 8 5 6 , eine näh ere B e s t i m m u n g der besonderen A n g e le g e n h e i t e n des H e r z o g t h u m s H o ls t e in b etreffend , w erd e n hiedurch a u f g e h o b e n .

W o n a c h sich ein Zeder, den es a n g e h t , a l le r u n ter th än ig s t zu achten. G e g e b e n a u f U nserem S c h los se C h r i s t i a n s b o r g , den 6 . N o v e m ­

ber 1 8 58 .Urkundlich u n ter U nserem K ö n ig l i c h e n H andzeichen und

vorgcdruckten Z n s iegel- F r e d e r i k R .

(L . s . )Z . I . U n s g a a r d .

m .P a t e n t ,

betreffend d ie E i n b e r u f u n g der P r o v i n z i a l s t ä n d e v e r s a m m l u n g fü r d aS H e r z o g t h u m H o l s t e i n .

W i r F r e d e r i k d e r S i e b e n t e , vo n G o t t e s G n a d e n K ö n i g zu D ä n e ­m ar k , der W e n d e n un d G o t h e n , H e r z o g zu S c h l e s w i g , H o lste in , S t o r m a r n , der D i th m a r sc h e n und zu L a u e n b u r g , w i e auch zu O l ­d e n b u r g ,T h u n k u n d h i e m i t : W i r hab en zu beschließen U n s Allerhöchst

b e w o g e n ge fu n d e n , die P r o v i n z i a l s t ä n d e v e r f a m m l u n g f ü r d a s H e r z o g t h u m H o ls te in a u f den 3 . Z a n n a r d e s künftigen Z a h r e s kraft dieses e inzu- berufen.

I n d e m W i r solches f äm m tl ich en U nseren l ieben u n d getreuen Unter- t h an en in Unserem H e r z o g t h u m H o ls te in hierdurch eröffnen, befehlen W i r zugleich Unseren getreuen P r o v i n z i a l s t ä n d e n im H e r z o g t h u m H o ls te in , den A b g e o r d n e t e n oder den v e r o r d n u n g s m ä ß i g statt ihrer e in tretenden S t e l l ­ver tre tern , daß sie sich a n s den gedachten 3. Z a n u a r in Unserer S t a d t Ztzehoe e in f ind cn und d e s jen ig e n g e w ä r t i g sein sollen, w e lches w i r Z h n e n durch Unseren C o m m if fa r iu S w erden v o r l e g e n lassen- I n s b e s o n d e r e w o l ­len W i r der so r g fä l t ig e n P r ü f u n g Unserer gedachten S t ä n d e d ie jen igen V o r l a g e n e m p fo h le n hab en , welche W i r , nach d em die M . 1— 6 der V e r ­o r d n u n g v o m 11. Z u n i 1 8 5 4 , betreffend d ie V e r f a s s u n g fü r d a s H e r z o g ­th u m Hols te in , und die Allerhöchste B e k a n n t m a c h u n g v o m 2 3 . Z u n i 1 8 5 6

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Hite n äh e re B e s t im m u n g der besonderen A n g e le g en h e i te n des H e r z o g t u m s H o ls te in b e t re ffend , so w ie f ü r Unsere zum deutschen B u n d e gehö r igen H e r z o g t ü m e r H ols te in u n d L a u e n b u r g d a s Verfassungsgesetz f ü r die ge­meinschaftl ichen A ng e le g en h e i te n U nsere r M o n a r c h i e v o m 2 . O c t o b e r 1855 in U ebe re in s t im m ung m i t dem Beschlüsse des deutschen B u n d e s vom n . F e ­b r u a r d . Z . durch Unsere Allerhöchsten E r la s se vom heu t igen T a g e a u f ­gehoben w o r d e n s ind , zur E r g ä n z u n g der V er fa s s u n g Unseres H e r z o g ­t u m s H ols te in erfo rder l ich erachten , n n d w od u rch W i r Unseren g e t reuen P r o v in z i a l s t ä n d e n des H e r z o g t h u m s Hols te in G e le g e n h e i t geben w erd en , ih re W ünsche u n d A n t r ä g e ü b e r die O r d n u n g d er v e r f a ssu n g sm äß ig e n S t e l l u n g des H e r z o g t h u m s H o ls te in in U nsere r G e s a m m tm o n a r c h ie a u f der durch die Allerhöchste B e k a n n t m a c h u n g v om 28. J a n u a r 1852 gege­benen G r u n d l a g e auszusprechen . U e b r ig e n s verweisen W i r sie a u f den I n h a l t der V e r o r d n u n g v o m u . J u n i 1854 sowie deren A n h ä n g e u nd versehen U n s zu säm m tl ichen M i t g l i e d e r n der P r o v i n z i a l s t ä n d e v e r s a m m ­lu n g , d aß sie im m e r eingedenk der l a n d e sv ä te r l i ch e n Absichten, in welchen die P r o v i n z i a l s t ä n d e e in g e fü h r t u n d deren B efu gn is se e rw e i t e r t sind, sich die E r r e i c h u n g derselben a ng e leg en sein lassen, dazu ih re rse i ts möglichst b e i t r a g e n u n d dadurch dem in sie gesetzten V e r t r a u e n entsprechen w erden .

D i e V e r s a m m l u n g h a t ih re V e r h a n d l u n g e n so einzurichten , daß die­selben i n n e r h a l b 8 Wochen b ee n d ig t sein können.

W o n a c h sich ein Z ed e r , den es a n g e h t , a l l e r u n te r th ä n ig s t zu achten.G e g e b e n a u f Unserem Sch losse C h r i s t i a n s b o r g , den 6. N o v e m -

ber 1858.U rkund l ich u n t e r Unserem K ö n ig l ic h en H andze ichen u n d

vorgedruck ten Znsiegel- F r e d e r i k R .

(L. s.)3 - I . U n s g a a r d .

D.

Die S e p t e m b e r - E r l a s s eV0N 1 859.

I.

P a t e n tf l i r d a s H e r z o g t u m H o l s t e i n , e n t h a l t e n d e in ig e in te r im is t ische B e s t i m ­m u n g e n , be t re f fend d ie S ic h e r s t e l lu u g d e r I n t e r e s s e n d e s H e r z o g t u m s

H o l s t e in bei B e h a n d l u n g d e r gem e in scha f t l i ch en A n g e le g e n h e i t e n . W i r F r e d e r i k d e r S i e b e n t e , von G o t t e s G n a d e n K ö n i g zu D ä n e ­

m a r k , d e r W e n d e n u n d G o t h e n , H e r z o g zu S c h l e s w i g , H ols te in ,

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© f o r m a m , der «Di t h ma r s c h e n u nd zu L a u e n b u r g , w i e auch zu O l ­d e n b u r g re. rc-T h u n k u n d h i e n t i f : Z n dem a l l e r un t e r t hä ni gs t e n Bed enk en, w e l ­

ches Unsere get r eue P r o v i n z i a l s t ä n d e v e r s a m m l u n g des H e r z o g t u m s H o l ­stein u n t e r m u . M ä r z d. Z. ü be r die V o r l a g e n a bgege ben ha t , welche W i r zur E r g ä n z u n g der Ve r f a s s u ng des H e r z o g t u m s Hols te in e r f o r de r ­lich erachte ten, u nd wo d u r c h der P r o v i n z i a l s t ä n d e v e r s a m m l u n g G e l e g e n ­hei t gegeben w o r d e n , ih re Wünsc he u n d A n t r ä g e ü be r die O r d n u n g der v e r f a s s u n g s m ä ß i g e n S t e l l u n g des H e r z o g t h u m s Hol s t e i n in Unse re r G e - s a m m t m o n a r c h i e a u f de r dur ch die Al lerhöchste B e k a n n t m a c h u n g v om 28 . Z a n u a r 1852 gegebenen G r u n d l a g e auszusprcchen, h abe n W i r V o r ­schläge, weiche geeignet w ä r e n , von U n s Al lerhöchst sa n c t i o n i r t zu w e r ­den, nicht gefunden .

E s ist jedoch Unser Al l e r gn ä d i g s t e r Wi l l e , daß f e r ne r a u f e inen v e r ­f a s s u n g s mä ß i g e n Anschluß Unse re r H e r z o g t ü m e r Hols t e in u n d L a u e n b u r g a n die n icht z u m deutschen B u n d e geh ör i gen T h e i l e Unserer M o n a r c h i e h i ng e a r b e i t e t werde .

D a W i r indessen beso rgen müssen, d a ß annoch e inige Ze i t verstreiche, b i s d ies Zi e l er reicht sein w i r d , so h abe n W i r Al lerhöchst beschlossen, a u f G r u n d l a g e Uns e re r Al lerhöchsten B e k a n n t m a c h u n g v o m 28 . Z a n u a r 1852 u n d i m Anschlüsse a n Unsere P a t e n t e v o m 6 . N o v e m b e r v Z . zur S i c h e r u n g de r I n t e r e s s e n Unseres H e r z o g t u m s Hol s t e i n bei B e h a n d l u n g gemeinschaf t l i cher Ange l e genhe i t e n b i s zur D u r c h f ü h r u n g e iner e n d g ü l t i ­gen R e g u l i r n n g de r V e r f a s s u n g s - V e r h ä l t n i s s e e inige inter imist i sche B e ­s t i mmu n g e n hinsichtlich dieses H e r z o g t u m s zu t ref fen .

Z u diesem E n d e wol l en u n d gebie ten W i r wi e f o l g t :1. E i n e Ange l e genhe i t , welche zur Z e i t eine besondere holsteinische

Ang e l e g e n h e i t b i lde t , u nd solcherges tal t zu dem Unser em M i n i s t e r i u m f ü r d ie H e r z o g t ü m e r Hol s t e i n u n d L a u e n b u r g angewiesen en amtl ichen W i r ­kungskre ise g e h ö r t , soll diesem M i n i s t e r i u m nicht a n d e r s , a l s durch ein in Uc b e r e i n s t i mmu ng m i t Unse re r Allerhöchsten V e r o r d n u n g v o m u . Z u n i 1854 erlassenes Gesetz entzogen wer den .

2. I n den gemeinschaf t l ichen Ange l e genhe i t e n Unse re r M o n a r c h i e sollen e n d g ü l t i g e Gesetze ü b e r G e g e n s t ä n d e , welche v o r E r l a ß Unserer V e r o r d n u n g v o m 11. Z u n i 1854 zum Wi r k un g s k r e i s e der f r üh e ren b e r a ­t e n d e n Hols te in ischen P r o v i n z i a l s t ä n d e geh ö r t h a b e n w ü r d e n , f ü r d a s H e r z o g t u m Hol s t e i n nicht erlassen we r d e n , bevo r der P r o v i n z i a l s t ä n d e - v e r s a mm l u n g dieses H e r z o g t u m s Ge l e g e n h e i t gegeben ist, i h r G u t a c h t e n in der bet re f fenden A n g e l e g e n h e i t abz ugeben.

3 . Gl e i chf a l ls wol l en W i r v ou der P r o v i n z i a l s t ä n d e v e r s a m m l u n g Unseres H e r z o g t u m s Ho l s t e i n solche a l l e r un t e r t hä ni gs t e A n t r ä g e in B e ­t reff gemeinschaf t l icher Ange l egen he i t en d e r M o n a r c h i e cn t gege nne hmen , deren E i n r e i c h u n g zu je ne m f r üh e r e n Wi r kun gs kr e i se d e r P r o v i n z i a l s t ä n d e ­v e r s a m m l u n g gehör t e .

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4 . F e r n e r h a b e n W i r m i t Rücksicht d a r a u f , d a ß es durch die letzte s ta t tg eh ab te V o l k s z ä h lu n g d a r g e t h a n ist, wie die V o lk s z a h l U nseres H e r ­z o g t h u m s H ols te in einen g er in ge ren T h e i l d e r V o lk s z a h l Unsere r M o n ­archie auSm ach t , a l s f r ü h e r , beschlossen, daß, b is a n d e rw e i t ig v on U n s h ie rü b e r v e r f ü g t w i r d , v on dem H e r z o g t h u m H ols te in n u r 2 1 ,m P r o c e n t zu den gemeinschaftlichen A u s g a b e n d er M o n a r c h i e b e ig e t rag en w erd en sollen.

5 . A l s B e i t r a g des H e r z o g t h u m s H o ls te in zur B e s t r e i tu n g der ge­meinschaftl ichen A u s g a b e n der M o n a r c h i e sind zunächst 2 1 , 64 P r o c e n t der jen igen S t a a t s e i n n a h m e n anz u seh e n , welche b i sh e r gemeinschaftliche gewesen sind.

6 . S o d a n n entr ichte t d a s H e r z o g t h u m H ols te in von dem jen igen B e t r a g e , um welchen die gemeinschaftlichen A u s g a b e n der M o n a r c h i e die gemeinschaftlichen E i n n a h m e n e tw a übersteigen möchten, 21,64 P r o c e n t , welche A u s g a b e a u s den besonderen J n t r a d e n des H e r z o g t h u m s abzu- h a l t e n ist.

7. D a cs indessen Unser Allerhöchster W i l le is t, daß der B e i t r a g des H e rz o g th u m S H ols te in zu den gemeinschaft l ichen A n S g a b e n der M o n ­archie i n n e r h a l b solcher G re n ze n g eh a l te n w erd e , d aß es u n t e r g e w ö h n ­lichen V erh ä l tn i s se n u n d n am ent l ich in FriedenSze i ten nicht n o th w e n d ig w ird . Unsere P r o v i n z i a l s t ä n d e v r r s a m m lu n g des H e rz o g th u m S H ols te in be­h u f s A u f b r i n g u n g des z u r Deckung d er gemeinschaftlichen A u s g a b e n d e r M o n a r c h i e v on den besonderen J n t r a d e n des H e r z o g th u m S zu en t r ich ten ­den B e i t r a g e s zu r V o r n a h m e einer auß e ro rd en t l i ch e n R e p a r t i t i o n aufzu- fo rd e rn , so h ab en W i r Allerhöchst beschlossen, f ü r jedes einzelne J a h r a u f V orsch lag U nseres F in a n z m in i s t e r s in diesem S i n n e d a s M a x i m u m fest- zusetzen, welches der a u f d a s H e r z o g t h u m H ols te in fal lende B e i t r a g zu den gemeinschaftlichen A u s g a b e n der M o n a r c h i e nicht überschrei ten d a r f .

W o n a c h sich a l le r u n te r th ä n ig s t zu achten.U rkundlich u n t e r Unserem K ö n ig l i c h e n Handzeichen u n d

vorgedruckten Znsiegel .G eg e b e n a u f Unserem Sch losse C h r i s t i a n s b o r g , den 23 . S e p ­

t em b er 1859.F r e d e r i k R .

(L . 8 )C H a l l . I . Z . U n s g a a r d . F e n g e r

i i .

Bekanntmachungw eg e n A lle rhöchs t v e r ä n d e r t e r b u d g e t m ä ß i g e n P o s t i r u n g u n d B er e c h n u n g v ersc h ie de n er , d ie i n d em H c r z o g t h u m e H o l s t e in b e l e g e n e n D o m a i n e u

b e t r e f f e nd e r E i n n a h m e n u n d A u s g a b e n s. w . d . a .S e i n e M a j e s t ä t der K ö n i g h ab en a u f a l l e r u n te r th ä n ig f le des fä l l ige

V o rs te l lu n g des F i n a n z m i n i s t e r i u m s u n t e r m 23. d . M . Allerhöchst zu re- so lv iren g e ru h t , w ie f o l g t :

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$. 1.V o m I. A p r i l i 860 an fallen folgende, seither unter den H ols te in i ­

schen D o m a in e -Z n tr a d e n inbefaßte E in n ahm en aus dem B u d g e t für ge­dachte D o m a i n e n h inw eg und werden a u f das B u d g e t für die besonde­ren E in n a h m e n des H erzogthum s Holstein übertragen:

Kathenabgaben und K athenverbitte lsgelder ,R e c o g n i t i o n s von H andwerk und Gew erben , d as Ä q u i v a l e n t für die Benutzung der zu der R an zau er Adm inistra­

tur gehörenden Ländereien,die in dem Plönschen Districte verkommenden Physicatgelder , B r a u ­

h ausgelder, Kirchengelder,die in dem A m te S t e i n b u r g vorkommende A bg a be von Kathenstellen

in P o p e n b e rg , G r u n d a b g a b e vom B urg -D is tr ic te ,die im Am te S e g e b e r g vorkommenden ZuchthauSgelder von G ie -

fchenhagen,die unter der Grafschaft R an zau vorkommenden stehenden Q u a r t a l ­

gelder, neuen Dienstgelder , Schlachtergelder, A bgabe für Kirchspiels- oder Bier-Accife ,

d i e unter der Herrschaft P in n e b e r g v o r k o m m e n d e G r u n d s t e u e r u n d der Freiheitsschatz,

die unter der H eb u ng der R e n d s b u r g s Centralcasse vorkommenden A bgaben von den Holsteinischen A n ze ig en , A bgaben von dem W irthS- hause „die S a g e m ü h le " ,

ferner die zur S u p p l i r u n g der C ontribut ion zu ihrem vollen ur­sprünglichen B etr a g e erforderliche S u m m e von 6 4 7 6 « # 6 7 fi>.

§ • 2 .

G leichw ie die Jag d in tra d cn und S tr a n d in tr a d e n schon jetzt a l s ge­meinschaftliche E in n a h m e n geführt werden, so sollen vom i . A p r i l i 860 an auch die Laudemiengelder. die A bgaben für B e fr e iu n g vom M ü h l e n ­zwange, die Feste- und AntrittSgelder. sowie die R e c o g n i t i o n s p r o fa­

c u l t a t e a l i e n a n d i a l s solche geführt werden. D asse lbe soll der F al l sein m it erblosen G eld ern . Ferner sollen folgende E in n a h m e n a u f d as B u d ­get der Holsteinischen D o m a in e n übertragen w e r d e n :

Civilbrüchen von den eigentlichen D om ain e -D is tr ic ten , Feuerungsdeputatge lder unter dem A m te Neum ünstcr , Pred igerge lder unter dem A m te C iSm ar.E i n - P r o c s t g e l d e r in den Aemtern Reinbeck, T r i t t a u und T rem S -

büttel sowie in Norderdithmarschen.Pfl icht- und T egenroggen im A m te R e n d s b u r g . 'Anker- und Lagergeld unter der H eb u ng der Centralcasse.

$ 3.A u f d as A u s g a b e - B u d g e t der Holsteinischen D o m a in e n sind folgende

zur Zeit a u f dem Holsteinischen S p e c i a l - B u d g e t aufgeführte Pöste zu ü b e r tra g en ;

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U n t e r s t ü t z u n g e n a n v o r m a l i g e Z a h l e n l o t t o - C o l l e c t e u r e u n d L o t t o - O f f i c i a n t e n ,

A e q u i v a l e n t f ü r e i n F e u e r u n g s d e p u t a t a n e i n e n B a u e r v o g t i n de r G r a f s c h a f t R a n z a u ,

A e q u i v a l e n t f ü r E i n z i e h u n g d e r A c t i o r n d e r f r ü h e r i n G l ü c k s t a d t b e f i n d l i c h e n r e f o r m i r t c n G e m e i n d e u n t e r d i e S t a a t s a c t i v e n ,

d i e A u s g a b e f ü r d a s O b s e r v a t o r i u m i n A l t o n a , d i e A u s g a b e f ü r d i e A r m e n s c h u l e i n E u t i n ,B e i t r a g zu d e r B e s o l d u n g f ü r d e n I n t e n d a n t e n a u f d e n D o m a i n e -

g ü t e r n W a n d s b e c k u n d W e l l i n g s b ü t t e l ,D e p u t a t f e u e r u n g S - V e r g ü t u n g f ü r d e n A m t m a n n d e s A m t s Re i n b e c k , V e r g ü t u n g f ü r F o r s t a e c i d e n l i e n a n e i n e n H a u s v o g t i m A m t e Bor - -

d e S h o l m ,V e r g ü t u n g f ü r d e n W e g f a l l d e r D i e n s t w o h n u n g a n e i n e n H a u s v o g t

i m A m t e C i s m a r ,V e r g ü t u n g f ü r F o r s t a c c i d e n t i e n a n d e n A m t s v e r w a l t e r d e r G r a f ­

s cha f t R a n z a u ,V e r g ü t u n g a n d e n A m t s v e r w a l t e r i n P l ö n ,B e s o l d u n g f ü r d e n K ä m m e r i e r i n A l t o n a .

D i e b i s h e r i g e A b h a l t u n g v o n C r i m i n a l k o s t e n i n d e n P l ö n s c h e n A e m - t e r n s o w i e i n v e r s c h i e d e n e n D i s t r i c t e n d e r A e m t e r A h r e n s b o e c k u n d C i s ­m a r f ü r R e c h n u n g d e r g e m e i n s c h a f t l i c h e n C a s s e f a l l t v o m I A p r i l i 860 h i n w e g .

U n t e r B e r ü c k s i c h t i g u n g d e r v o r s t e h e n d e n B e r i c h t i g u n g e n u n d d e r U n s v o r g e l e g t e n A u f k l ä r u n g e n ü b e r d i e w a h r s c h e i n l i c h e n E i n n a h m e n u n d n o t h - w e n d i g e n A u s g a b e n a n d e n j e n i g e n U n s e r e r D o m a i n e n , we l c h e i n U n s e r e m H r r z o g t h u m e H o l s t e i n b e l e g e n s i n d , h a b e n W i r b e s t i m m t , d a ß f ü r d i e F i n a n z p e r i o d e v o m l . A p r i l i 860 b i s z u m 3 1 . M ä r z 1862 f o l g e n d e Z u ­l a g e n zu d e n i n d e m v o r l ä u f i g e n N o r m a l b u d g e t v o m 2 8 . F e b r u a r 1 8 5 6 f ü r d ie se D o m a i n e n a u f g e f ü h r t e n P o s t e n b e r e c h n e t w e r d e n s o l l e n :

§ . 4 .

§ . 5 .

Z u l a g e z u r E i n n a h m e .ad §. 1, C.

a. D a s Landwesen m m.1. E i n n a h m e n v o n d e n D o m a i n e d i s t r i e t e n2 . P a c h t a b g a b e n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 . A n d e r e D o m a i n e - E i n n a h m e n . . . . . . . . . . . . . . . .4 . S t r a n d g e l d e r . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

78.000 «P29.000 „ 36,400 „

400 „

143,800 *$>

b. D a s Forst- nnd Jagdw esen . 80,200 „

zusammen. . . 224,ooo « f

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Z u l a g e z u r A u s g a b e .ad §. 14, II. D.

a . D a s L a n d w c s e n m . m .1. A u s g a b e n bei d en e inze lnen D o m a i n c n . . 61,MO2 . A u s g a b e n bei den P a c h t u n g e n .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52,MO „3 . A u s g a b e n , w e lche m i t den s teh end en D o m a i n e -

E i n n a h m e n i n V e r b i n d u n g stehen — — 30,000 „1 4 3 ,0 0 0 « #

b. D a s F o r s t - u n d J a g d w e s e n 53,OM « fc . V e r s c h ie d e n e A u s g a b e n 2 8 , 0 « ) „

z u s a m m e n . . . 2 2 4 , o o o «#>D a so lchem nach die Z u l a g e z u r E i n n a h m e u n d die Z u l a g e z u r A u s ­

g a b e b a l a n c i r c n , w i r d f ü r d ie F i n a n z - P e r i o d e n u r d e r a u s d en P o s i t i o n e n d e s N o r m a l b u d g e t s r e s u l t i r e n d e U ebcrschuß 1 , 2 7 9 , 9 5 0 f ü r d ie g e m e i n ­schaftl iche C asse z u r E i n n a h m e zu b erechnen sein.

V o r s t e h e n d e Alle rhöchste R e s o l u t i o n w i r d z u r N a c h r i c h t u n d N a c h ­a c h t u n g f ü r a l le B e t r e f f e n d e n a n d u r c h b e k a n n t g em a c h t .

K ö n i g l i c h e s F i n a n z m i n i s t e r i u m , K o p e n h a g e n , d e n 2 4 . S e p t b r . 185 9 .

F e n g e r .A n d r e s e n .

m .

Bekanntmachung,betreffend den von dem Herzogthume Holstein zur Deckung der gemein­schaftlichen Ausgaben der Monarchie während der Finanzperiode

vom 1. April 1860 bis 3 1 . März 1862 zu leistenden Beitrag.

S e . M a j e s t ä t d e r K ö n i g h a b e n a u f d e s f ä l l i g e a l l e r u n t e r t h ä n i g s t e V o r s te l lung d e s F i n a n z m i n i s t e r i u m s u n t e r m 2 3 . d. M . A l le rhö ch s t zu reso lv i- r e n g e r u h t , w ie f o l g t :

§ I .Z u r A b h a l t u n g d e r j e n ig e n A u s g a b e n , w elche i n G e m ä ß t h e i t d e s v o r ­

lä u f ig e n N o r m a l b u d g e t s v o m 28 . F e b r u a r 1 8 5 6 u n d d e r U n s v o r g e l e g t e n A u f k l ä r u n g e n ü b e r d ie B e d ü r f n i s s e d e r g e m e insch a f t l i ch e n A d m i n i s t r a t i o n in d e r F i n a n z p e r i o d e v o m 1. A p r i l i 8 6 0 b i s 3 1 . M a r z 1 8 6 2 b evors tchen w e r d e n , soll v o n U n s e re m H e r z o g t h u m e H o l s t e in e in B e i t r a g gele is tet w e r ­d en v o n höchs tens 7 , 2 5 5 , 0 7 2 d e re n V e r k e i l u n g v o r l ä u f i g f o l g e n d e r ­m a ß e n v e r a n s c h l a g t w i r d :

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zu Unserer Civil l is te . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 4 6 ,2 4 0 * #„ den A p p a n a g en Unseres Königlichen H a u se s . . 160,162 „„ Unserem Geheim en S t a a t S r a t h e . . . . . . . . . . . . . 28,738 „

zur Verzinsung und A b t r a g u n g der S t a a t s s c h u l d - . 2,472,586 „zum P e n s io n s w e s e n 584 ,496 „zu Unserem M in is te r io des A u s w ä r t i g e n .... 103,104 „,, Unserem K r i e g s m in i s t c r io . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,850,683 „„ Unserem M a r i n e m i n i s t e r i o . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 848 ,663 „„ Unserem F i n a n z m in is tc r i o . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190,653 „

zu verschiedenen und unvorhergesehenen A u s g a b e n . 669,747 „

zusammen 7255072 «#D i e V e r th e i lu n g dieses B e i t r a g e s a u f die beiden J a h r e , a u s welchen

die F inanzper iode besteht, behalten W i r Uns vor näher zu bestimmen.§. 2 .

D ieser B e i t r a g ist fo lgendermaßen a u f z u b r in g e n :a ) durch den A n thc il Unseres H e rzog thum s Holstein, a l 6 4 / i o o o o an den

gemeinschaftlichen E in n a h m e n der M onarch ie . Dieser ist veranschlagtevom Ucberschuß a u s den D o m a n ia l - E i n n a h m e n zu 764,013«#vom Uebcrschuß vom H erzog thum L a u e n b u r g . 108,200 „vom Ueberschuß von den dänisch-westindischen Znseln 18,545 „ von Zinsen von und A b t rä g en a u f S t a a t S a c t i v e n . 355.820 „von den Zinsen des O e rc s u n d S fo n d e s . . . . . . . . . . . . . . . . . . 519,360 „vom Uebcrschuß des E i d e r c a n a l s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „vom Uebcrschuß a u s den Zoll- , Kartenstempel- nebst

S c h i f f f a h r t s - A b g a b e n , B r e n n e r e i - Z n t r a d e n , Re-cognit ionen von H a n d e ls re ise n d en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,359,030 „

vom Ucberschuß vom Pos t- und Telegraphenw esen . 95,701 „von den C la s s e n -L o t to - J n t r a d c n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43,280 „von verschiedenen E i n n a h m e n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173,363 „

zusammen 5,437,312«#b ) durch einen Zuschuß a u s den besonderen E in n a h m e n Unseres H e r ­

z o g t u m s Holstein, welcher fü r da s F in a n z ja h r vom 1 A p r i l i 860 bis zum 31. M ä r z 1861 zu 908,880 «# festgestellt w i r d , und fü r d a s F in a n z ja h r vom I . A p r i l 1861 big zum 31. M ä r z 1862 von U ns näher festgestkllt werden w i r d , dergestalt jedoch, daß gedachte S u m m e von 908,880 «# nicht überschritten w ird .

S o lch es w i rd zur Nachricht und N achachtung fü r Alle, die cs an- geht, hiedurch bekannt gemacht.

Königliches F inanzm in is te r ium zu K o penhagen den 25. S e p t b r . 1859. g e n g e r -

A n d r e s e n -

Druck von Ackermann W ulff.

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I n h a l t

W idm ung ( S . 5 - 7 ) .

D rin g lich es V o rw o rt für D ie so es angeht (S . 9- 26).(Deutschland's Schillerfeier — bas eiderdänische Regiment über die Deutschen H e. loten in Schleswig (nach S r . Excellenz H errn von Scheeles — und Deutschland'- Adressen vom Ja h re 1846.)

D änem ark'S E röffnung am B u n d .A. W o r t l a u t derselben (I. S . 29—35).v . A e u ß e r e S t e l l u n g derselben im G a n g e d e r E r e ig n i s s e , insbesondere des

letzten Jah re s .I . D ie N ovem ber-Patente vom Jah re 1858: D ie G rundlage der zur Zeit (doch

nur interimistisch) bestehenden O rdnung der Verfassungs-Verhältnisse Holstein's und der Monarchie, und Einberufung der Holsteinischen S tände (II . S . 35—42.)

(Rückblick auf die Wiederaufnahme der »Holstein-(Lauenburg]ischen« Sache: zunächst durch Oesterreich und Preußen im Jah re 1856; darin durch den Bundestag selbst, 29. Nov. 57.)

II. D ie S tänded iät vom vorigen Jahre.a. D ie hierauf bezüglichen Verhandlnngen am Bunde vom 11. F ebruar 58 bis

zur Einberufung der S tände unterm 6. November 58. (III. S . (43 —50).

b. D er hieraus sich ergebende Charakter der M aßnahme (a ls Zugeständniß des Vundes). ( IV . S . 51 -5 5 ).

(Rückblick auf die Einberufung und die D iä t der S tände von 1857).

c. D ie Verhandlungen der letzten S tänded iät (V. S . 56—62).(Beiläufig die »Junker« des Holst. Landtags: die Reventlow, Baudissin, Rantzau u. s. w ., sowie die Blomc und Plessen — der »natürliche» S tandpunkt des »Rechts« der Landes­

petitionen, und der »politische» Standpunkt der S tände.)

II I . D ie Ausnahme der Ständebeschlüsse Dänischerscits und die erfolgten Regie- rungserlasse (VI. S . 63—72).

(D er sittlich - politische Standpunkt des Ständebedenkens (Analogie der V erhältnissem it denen in »M ittelitalien«] — Eindruck Dänischerscits — der c i-d ev an t P reuß. G ardelieu- tenant H err R itter Ripperda und die Berlmäsche Zeitung — dagegen G raf Sponneck im

S inne von M ännern wie Oersted, Bluhme, u. s. w.)

C . D er Eröffnung am Bund a l l g e m e in e r C h a r a k t e r und G e g e n s t a n d gegen­über dem eigentlichen Gegenstände der S treitfrage (V III. S . 72—81).

(Charakter: pflichtschuldige Berichterstattung. Gegenstand: der Eröffnung ausschließlich H olstein; der S treitfrage hauptsächlich Schleswig, wie von Altersher (Geschichtlicher Rück­blick: M argaretha die Große und ihre politischen Corrigenten als Erich, der T ho r, und — der Geheimerath Wegener, das »Junge Dänemark« und die Kopenhagener M ärzrevo­lution]. Doch v o r l ä u f i g die Sache eben nur für Holstein (und Lauenburg] vom Bunde

wieder ausgenommen.)

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D. N ä h e r e r I n h a l t der Eröffnung am Bund und Würdigung deffelben.

I . D ie Eröffnung über die Ständcverhandlung, in Betreff des Definivum (V I'I . € . 81 -8 9 ).

(Beiläufig die »provinzielle» Sonderverfaffung Holstein'S.)

II . D ie Eröffnung über die neuen »interimistischen Bestimmungen» (IX . S . 90-100).(D ie H erzogtüm er unterworfen der »absoluten Gewalt«-, nicht sowohl S r . M ajestät, a ls

deS souverainen Dänischen Volkes weil des-Dänisch-SchleSwigschen Quasireichsratys.)

I I I . D ie Eröffnung über » S r . M ajestät weitere Absichten-«, in Betreff nämlich der definitiven Verfassungs- Regulirung.

a. Bestand der weiteren Absichten S r . M ajestät, und einzelne Anstoß erregende Wendungen und Ausdrücke (X . S . 100—105).

(R. B . die »Landestheile-« des » S taa ts« oder der »Dänischen« (richtig: der »Oldenbnrai» jchen«] Monarchie.)

b. Insbesondere der »Wiederanschluß Holstein's» an ein vorausgesetztes — Dänemark-Schleswig (X I. S . 105—112).

(Ein solches »Dänemark - Schleswig» cher Bruch der Hauptfriedensbedingung als der der »Nichtincorporation Schleswig's».)

c. D er Einwand »neuer Verschleppung« unter Schleswig'« Incorpora tion , und dem gegenüber der in der Eröffnung angczeigte Bruch mit dem cras- festen Eidersysteme (X II . S . 112—123).

(D ie Trügekunst - P o litik des gedachten S y s ten is und des reichshistoriographischen H a n d ­lan g e rs desselben — die h o m in e s n o v i und v i r i o b s c u r i des neue» M in isterium R o tt- w itt hoffentlich n u r die Platzm acher fü r eine neue P o litik — H e rr B a ro n Blixen-Finecke —

H e rr M o n ra d der M a n n !)

d. Würdigung der Absichten S r . M ajestät, auch mit Bezugnahme auf die atu zeigte Wendung zum Bessern (X III. S . 124—133).

(Conf. für den F all daß es mit dieser »Wendung» wieder auf eine Täuschung hinanslaufen soll, der König der Longobarden und das Schicksal das ihn betroffen — cons, überhaupt die «freie Selbstbestimmung der Völker», wie proclam irt von den Mächten z. B . fü r M it- telitalien — conf. am Letzten, des Friedens von Brömsebroe sober des Westphälischcn,

könnte man sagen) »Fürstenthum Schleswig-Holstein.»)

Nachträgliche N ot iz en ( S . 133- 140).(D ie neuesten Ereignisse bis zu Anfang M ärz 1860, einschließlich des A ntrags der Vereinigten Bundesausschüsse vom 18. Februar.)

A nla g en (S . 141- 158).(D ie für die actnelle Lage sowie für die definitive Regulirung der Verfassungs-Ver­hältnisse Holstein's und der Monarchie hauptsächlich in Betracht kommenden Acten- stücke.)

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Historisk bogsamling08.9655Die "Holsteinische" Frage und der jüngste Act in derselben

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