aktualisiert Mai 2020 Amateurfunktechnik Zauberhaftes 6-m ... · MARTIN STEYER – DK7ZB Nicht...

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Amateurfunktechnik FA 3/00 • 299 © Box 73 Amateurfunkservice GmbH 2020 www.funkamateur.de Ich kenne Amateure, die seit 1990 auf dem 6-m-Band QRV sind und immer dann, wenn sie ihr Gerät eingeschaltet hatten, nie eine Station hörten… Die Faszi nation die- ses Grenzbereichs zwischen KW und UKW liegt darin, dass Ausbreitungsvorhersagen nur sehr begrenzt gemacht werden können und sich Erfolge dagegen mit einer sehr guten Kenntnis des Bandes und seiner Be- dingungen einstellen. Manche Amateure sind diesem Band völlig verfallen, der 6-m-Bazillus ist weit verbrei- tet … Spätestens wenn typische F2-Side - scatter-Signale aus JA oder TEP aus 7Q7 zu hören sind, ist es mit dem häuslichen Frieden vorbei, und der OM ist nicht mehr ansprechbar! In der jetzigen Talsohle der Sonnenaktivität müssen wir uns zumeist mit der – nicht minder interessanten – Spo ra dic- E-Ausbreitung begnügen. Besondere Betriebsbedingungen Grundsätzlich sollte man sich vor der Be- triebsaufnahme über die Situation seiner Umgebung informieren. Wer in verkabel- ten Siedlungen wohnt, hat möglicherweise schlechte Karten. Gibt es S6-Probleme im 2-m-Band, so könnte es auch auf 6 m Ärger geben. Wird bei S6 zumindest durch die BNetzA gemessen, ob die Kabelfernseh- anlagen ordnungsgemäß aufgebaut und ge- schirmt ist, haben wir bei Störungen des bzw. durch den Kanal 2 im Band I praktisch keine Abhilfemöglichkeiten. Dort wird in der Regel der Rückkanal für den Internet- zugang via Kabel-TV übertragen. Im Störungsfall hat der Amateur auf 6 m abzuschalten (Non-Interference-Basis)! Hier könnte eine gewisse Zurückhaltung al- len Amateuren zugute kommen, die lang fris- tig auf dem 6-m-Band funken wollen. Es ist äußerste Vorsicht anzuraten und ein Vorab- test zu empfehlen. In jedem Fall sind das Fernsehprogramm bzw. eventuelle Surf- Gewohnheiten der Nachbarn mit in die Überlegungen einzubeziehen. So habe ich es trotz dieses Handicaps ge- schafft, bisher ohne Ärger im vollverkabel- ten Wohngebiet über die Runden zu kom- men. Nur mit vielem Hören, keinen eigenen CQ-Rufen und möglichst kurzen Durch- gängen erreichte ich in 10 Jahren 446 Lo- cator-Mittelfelder in 108 DXCC-Gebieten (Stand 4 / 2020: 792 Locator-Mittelfelder in 189 DXCC-Gebieten). Zwar kann ich nicht mit den deutschen Top-DXern mithalten; da ich noch mit erheblichem Zeitaufwand Antennen baue sowie weiteren Beschäfti- gungen nachgehe, ist das für meine Mög- lichkeiten ganz ordentlich … Leider scheinen alle mit Mikroprozessoren ausgestatteten Geräte wie auch Transfor- matorstationen, HV-Freileitungen und die Deutsche Bahn das 6-m-Band als hochfre- quente Müll kippe zu nutzen. In keinem an- deren Amateurband finden sich so viele Störsi gnale. Bedauerlicherweise genießen wir keinerlei Schutz davor. Wer von den oben geschilderten Heim - suchungen ganz oder teilweise verschont bleibt, kann sich glücklich preisen und ist zu beneiden. Sind Sie vielleicht gar Rent- ner oder können als Freiberufler weitge- hend über Ihre Zeit frei verfügen? Dann sind Sie der ideale 50-MHz-Amateur! Betriebstechnik Durch die schon angesprochenen Beson- derheiten und die auf 6 m herrschenden Ausbreitungsbedingungen ist die Betriebs - technik völlig anders als auf der Kurzwelle und auch auf den UKW-Bändern. Ragchewing („Lumpenkauen“ = Klön- QSO) ist fast unbekannt, weil entweder die Ausbreitungsbedingungen zu wechsel- haft sind oder seltenere Stationen auftau- chen, mit denen sowieso nur QSOs im Schnellverfahren abzuwickeln sind. Im ersten Durchgang, selbst bei einer Europa-Verbindung, beschränkt man sich daher normalerweise auf Rapport und ei- genen Locator. Wo es ganz schnell gehen muss, entfallen ferner die beiden letzten Buchstaben für das Kleinfeld! Ist dem Partner anzumerken, dass er es nicht ganz so eilig hat, kann noch der Name nachge- liefert werden. Alle weiteren Angaben wie Standort, technische Stationsdaten oder Wetter sind meistens nicht gewünscht, weil die Gegenstation die Bandöffnungen zu möglichst vielen Kontakten nutzen will. Selbstverständlich ergeben sich ebenso Ge- legenheiten für längere QSOs, nur sollte man ein Gespür dafür entwickeln, welches die Interessen der Gegenstation sind. „GM1XYZ, you are 5 and 9 in JO51AE“ als Übermittlung im ersten QSO-Durch- gang reicht völlig aus, damit der Partner im Bilde ist. Unter Umständen folgt dann nur noch „73 and good DX“ und das war es … Seltene Stationen, die nur einmal im Son- nenfleckenmaximum auftauchen, oder DX- peditionen erwarten gar nur den Rapport und keinen Locator! Bei dem zu Bandöffnungen herrschenden Gedränge im Bandabschnitt zwischen etwa 50,050 MHz und 50,200 MHz liegen auf einer Frequenz manchmal zwei Stationen. Wenn diese aus derselben Richtung kom- men, sich jedoch ausbreitungsbedingt ge- gen s eitig nicht hören, sind Missverständnis- se nicht auszuschließen. Daher sollte das Rufzeichen der Station, die den Rapport be- kommt, mit erwähnt werden. Dringend anzuraten ist die Nutzung eines DX-Clusters via Internet oder Packet-Ra- dio. Cluster-Zugriff ist in vielen Logbuch- programmen integriert. Ansonsten im Inter- net www.dxsummit.fi oder direkt www.dx summit.fi/#/?include=50MHz aufrufen. Aber bitte nicht jede gehörte italienische Station weitermelden, das frustriert nur die anderen Cluster-Nutzer. Neu auftauchende Gebiete und Locatoren einmal einzugeben reicht, um über die Bandbedingungen zu in- formieren. Sinnvoll ist es, die Locators der eigenen und der gemeldeten Station hinzu- zufügen sowie eine Info, ob die Station le- diglich gehört oder auch gearbeitet wurde: JO51AE<ES>KN99DA –08 FT8 tnx QSO oder etwa JO51AE<>KN77MO 53 hrd die Ausbreitungsart in spitzen Klammern ggf. leer lassen, wenn unklar. 6-m-/4-m-Crossband-Betrieb kommt infra- ge für QSOs mit Gegenstation nicht über das 70-MHz-Band verfügen (www.70mhz. org). Für der artige Verbindungen ist 50,285 MHz als Anrufzentrum vorgesehen. Bandplan Unbedingt einzuhalten ist der 50-MHz- Bandplan. Im Bakenbereich bis 50,030 MHz (ohnehin hierzulande untersagt) sowie von Zauberhaftes 6-m-Band (1): besondere Betriebstechnik MARTIN STEYER – DK7ZB Nicht umsonst heißt das 50-MHz-Band „The Magic Band“. Können Sie sich vorstellen, dass auf einem völlig toten UKW-Band plötzlich eine Station aus der Karibik auftaucht und CQ ruft? Genau das ist 6 m. Vergessen Sie alles, was Sie bisher über UKW zu wissen glaubten, und lesen Sie die folgenden Hinweise zum Umgang mit diesem Mysterium! aktualisiert Mai 2020 Bild 2: Prinzip der Ausbreitung via sporadi- sche E-Schicht: Distanz 1000 km bis 2200 km TX RX 130 km virtuelle Höhe E S -Schicht 110 km

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Amateurfunktechnik

FA 3/00 • 299© Box 73 Amateurfunkservice GmbH 2020 www.funkamateur.de

Ich kenne Amateure, die seit 1990 auf dem6-m-Band QRV sind und immer dann,wenn sie ihr Gerät eingeschaltet hatten, nieeine Station hörten … Die Faszi nation die-ses Grenzbereichs zwischen KW und UKWliegt darin, dass Ausbreitungsvorhersagennur sehr begrenzt gemacht werden könnenund sich Erfolge dagegen mit einer sehrguten Kenntnis des Bandes und seiner Be-dingungen einstellen.Manche Amateure sind diesem Band völligverfallen, der 6-m-Bazillus ist weit verbrei-tet… Spätestens wenn typische F2-Side -scatter-Signale aus JA oder TEP aus 7Q7zu hören sind, ist es mit dem häuslichenFrieden vorbei, und der OM ist nicht mehransprechbar! In der jetzigen Talsohle derSonnenaktivität müssen wir uns zumeist mitder – nicht minder interessanten – Spo ra dic-E-Ausbreitung begnügen. Besondere Betriebsbedingungen

Grundsätzlich sollte man sich vor der Be-triebsaufnahme über die Situation seinerUmgebung informieren. Wer in verkabel-ten Siedlungen wohnt, hat möglicherweiseschlechte Karten. Gibt es S6-Probleme im2-m-Band, so könnte es auch auf 6 m Ärgergeben. Wird bei S6 zumindest durch dieBNetzA gemessen, ob die Kabelfernseh -anlagen ordnungsgemäß aufgebaut und ge-schirmt ist, haben wir bei Störungen desbzw. durch den Kanal 2 im Band I praktischkeine Abhilfemöglichkeiten. Dort wird inder Regel der Rückkanal für den Internet-zugang via Kabel-TV übertragen.Im Störungsfall hat der Amateur auf 6 mabzuschalten (Non-Interference-Basis)!Hier könnte eine gewisse Zurückhaltung al-len Amateuren zugute kommen, die lang fris -tig auf dem 6-m-Band funken wollen. Es istäußerste Vorsicht anzuraten und ein Vorab-test zu empfehlen. In jedem Fall sind dasFernsehprogramm bzw. eventuelle Surf-Gewohnheiten der Nachbarn mit in dieÜberlegungen einzubeziehen. So habe ich es trotz dieses Handicaps ge-schafft, bisher ohne Ärger im vollverkabel-ten Wohngebiet über die Runden zu kom-men. Nur mit vielem Hören, keinen eigenenCQ-Rufen und möglichst kurzen Durch-gängen erreichte ich in 10 Jahren 446 Lo-

cator-Mittelfelder in 108 DXCC-Gebieten(Stand 4/2020: 792 Locator-Mittelfelder in189 DXCC-Gebieten). Zwar kann ich nichtmit den deutschen Top-DXern mithalten;da ich noch mit erheblichem ZeitaufwandAntennen baue sowie weiteren Beschäfti-gungen nachgehe, ist das für meine Mög-lichkeiten ganz ordentlich…

Leider scheinen alle mit Mikroprozessorenausgestatteten Geräte wie auch Transfor-matorstationen, HV-Freileitungen und dieDeutsche Bahn das 6-m-Band als hochfre-quente Müll kippe zu nutzen. In keinem an-deren Amateurband finden sich so vieleStörsi gnale. Bedauerlicherweise genießenwir keinerlei Schutz davor.Wer von den oben geschilderten Heim -suchungen ganz oder teilweise verschontbleibt, kann sich glücklich preisen und istzu beneiden. Sind Sie vielleicht gar Rent-ner oder können als Freiberufler weitge-hend über Ihre Zeit frei verfügen? Dannsind Sie der ideale 50-MHz-Amateur! Betriebstechnik

Durch die schon angesprochenen Beson-derheiten und die auf 6 m herrschendenAusbreitungsbedingungen ist die Betriebs -technik völlig anders als auf der Kurzwelleund auch auf den UKW-Bändern.Ragchewing („Lumpenkauen“ = Klön-QSO) ist fast unbekannt, weil entweder die Ausbreitungsbedingungen zu wechsel-haft sind oder seltenere Stationen auftau-chen, mit denen sowieso nur QSOs imSchnellverfahren abzuwickeln sind.

Im ersten Durchgang, selbst bei einer Europa-Verbindung, beschränkt man sichdaher normalerweise auf Rapport und ei-genen Locator. Wo es ganz schnell gehenmuss, entfallen ferner die beiden letztenBuchstaben für das Kleinfeld! Ist demPartner anzumerken, dass er es nicht ganzso eilig hat, kann noch der Name nachge-liefert werden. Alle weiteren Angaben wieStandort, technische Stationsdaten oderWetter sind meistens nicht gewünscht,weil die Gegenstation die Bandöffnungenzu möglichst vielen Kontakten nutzen will.Selbstverständlich ergeben sich ebenso Ge-legenheiten für längere QSOs, nur sollteman ein Gespür dafür entwickeln, welchesdie Interessen der Gegenstation sind.„GM1XYZ, you are 5 and 9 in JO51AE“als Übermittlung im ersten QSO-Durch-gang reicht völlig aus, damit der Partner imBilde ist. Unter Umständen folgt dann nurnoch „73 and good DX“ und das war es …Seltene Stationen, die nur einmal im Son-nenfleckenmaximum auftauchen, oder DX-peditionen erwarten gar nur den Rapportund keinen Locator!Bei dem zu Bandöffnungen herrschendenGedränge im Bandabschnitt zwischen etwa50,050 MHz und 50,200 MHz liegen aufeiner Frequenz manchmal zwei Stationen.Wenn diese aus derselben Richtung kom-men, sich jedoch ausbreitungsbedingt ge -gen seitig nicht hören, sind Missverständnis-se nicht auszuschließen. Daher sollte dasRufzeichen der Station, die den Rapport be-kommt, mit erwähnt werden.Dringend anzuraten ist die Nutzung einesDX-Clusters via Internet oder Packet-Ra-dio. Cluster-Zugriff ist in vielen Logbuch-programmen integriert. Ansonsten im Inter-net www.dxsummit.fi oder direkt www.dxsummit.fi/#/?include=50MHz aufrufen.Aber bitte nicht jede gehörte italienischeStation weitermelden, das frustriert nur dieanderen Cluster-Nutzer. Neu auftauchendeGebiete und Locatoren einmal einzugebenreicht, um über die Bandbedingungen zu in-formieren. Sinnvoll ist es, die Locators dereigenen und der gemeldeten Station hinzu-zufügen sowie eine Info, ob die Station le-diglich gehört oder auch gearbeitet wurde:JO51AE<ES>KN99DA –08 FT8 tnx QSOoder etwa JO51AE<>KN77MO 53 hrd –die Ausbreitungsart in spitzen Klammernggf. leer lassen, wenn unklar.6-m-/4-m-Crossband-Betrieb kommt infra-ge für QSOs mit Gegenstation nicht überdas 70-MHz-Band verfügen (www.70mhz.org). Für der artige Verbindungen ist 50,285MHz als Anrufzentrum vorgesehen. Bandplan

Unbedingt einzuhalten ist der 50-MHz-Bandplan. Im Bakenbereich bis 50,030 MHz(ohnehin hierzulande untersagt) sowie von

Zauberhaftes 6-m-Band (1):besondere BetriebstechnikMARTIN STEYER – DK7ZB

Nicht umsonst heißt das 50-MHz-Band „The Magic Band“. Können Sie

sich vorstellen, dass auf einem völlig toten UKW-Band plötzlich eine

Station aus der Karibik auftaucht und CQ ruft? Genau das ist 6 m.

Vergessen Sie alles, was Sie bisher über UKW zu wissen glaubten, und

lesen Sie die folgenden Hinweise zum Umgang mit diesem Mysterium!

aktualisiertMai 2020

Bild 2: Prinzip der Ausbreitung via sporadi-sche E-Schicht: Distanz 1000 km bis 2200 km

TX RX

130 kmvirtuelle Höhe

ES-Schicht 110 km

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Amateurfunktechnik

300 • FA 3/00 © Box 73 Amateurfunkservice GmbH 2020www.funkamateur.de

50,400 bis 50,500 MHz darf, auch im eige-nen Interesse, nicht gefunkt werden. 50,030bis 50,100 MHz ist aus schließlich für CWreserviert, 50,100 bis 50,130 MHz für in-terkontinentalen Verkehr in CW und SSB.Erst oberhalb von 50,130 MHz sollen inner -europäische QSOs stattfinden. LaufendeVerstöße gegen diesen Bandplan dürfenuns nicht dazu animieren, die schlechtenBeispiele nachzuahmen. Eine der dümmsten Unsitten ist es, auf derInterkontinentalfrequenz 50,110 MHz CQ-DX zu rufen. Machen dies mehrere Statio-nen gleichzeitig, ist das Chaos vorprogram-miert. „Seltene Vögel“ mit Band erfahrungmeiden folglich diese Frequenz! Es kannnicht oft genug gesagt werden, dass die„50,110“ eine andere Funktion als die„144,300“ auf 2 m hat und eben keinenormale Anruffrequenz ist. Ferner ist es eine besondere Rücksichtslo-sigkeit gegen über den Telegrafisten, nochunterhalb von 50,110 MHz in SSB mit eu-ropäischen Stationen zu arbeiten. FT8-Betrieb ist auf 50,313 MHz üblich, DXaußerhalb Europas auch auf 50,323 MHz.Europäer rufen dort auf Sekunde 00 und 30. Band- und Bakenbeobachtung

Für einen ersten Anhaltspunkt ist die Echt-zeitdarstellung gemeldeter Verbindungenauf www.dxmaps.com ein probates Mittel.Diese Karte startet normalerweise mit derGrundeinstellung 50 MHz und Europa.Doch Vorsicht, wenn andere Stationen ausihrem Locator-Mittelfeld (wie JO51) QSOsmelden, müssen die nicht an Ihrem Stan-dort empfangbar sein. Und davon, was Sta-tionen in exponierter Lage wie DK8NEmelden, kann man oft nur träumen … Deshalb und mehr als auf anderen Bändernsind Hören und gezielte Bandbeobachtungder Schlüssel zum Erfolg. Das macht manheutzutage am besten mit einem SDR, wodas ganze Band auf einen Blick sichtbar ist– es genugt bereits ein DVB-T-Stick.So gehört – besonders im Sommerhalbjahr– das Absuchen des Bakenbands zum tägli-

chen Ritual. Dabei ist eine zusätzliche,nicht zu scharf bündelnde Hilfsantenne,eventuell sogar eine rund um empfangen-de, nützlich, wie etwa ein Vertikaldipol.Gehörte Baken nimmt man in den Speicher,um später schneller einen Überblick überdie aktuellen Bedingungen zu bekommen. Die Polarisation spielt bei Fernausbreitungkeine Rolle, da die reflektierenden Schich-ten (ES, F2) die Polarisationsebene drehen.Bei Tropo-Beobachtungen ist die Polarisa -tion dagegen wichtig!Dass auf manchen Frequenzen mehrereBaken liegen, ist kein Problem. Selten gibtes Ausbreitungsbedingungen, bei denen eszu Interferenzen kommt, außerdem benutztman ja meist Richtantennen zum Lokali-sieren des Signals.Interessant ist es, sich auf der Website derUKSMG (www.uksmg.org) Bakensignalezum Vergleich direkt anzuhören. Fernerkönnen Signale im Bereich 35 MHz bis 60MHz, insbesondere von zwischen 46 MHzund 49,8 MHz arbei tenden schnurlosenTelefonen in Spanien, Südost- und Osteu-ropa, auf eine Öffnung hindeuten.Wenngleich die TV-Sender im Kanal 2 ab-nehmen, sind nicht selten Videosignale, vor-wiegend aus östlichen Richtungen, zu hören,die eine ES-Öffnung als Ursache haben.Man erkennt sie als breitbandige, brum-mende und in der Feldstärke stark schwan-kende Signale. Durch viel Hören und inten-sive Bandbeobachtung gelingt es, so man-che Bandöffnung frühzeitig zu erkennen.Im Sonnenfleckenmaximum ist das Ver -folgen der Solardaten (DK0WCY oderWWV-Meldungen im DX-Cluster, derAus breitungskasten von N0NBH „Solar-Terrestrial Data“ auf zahlreichen Websites,www.spaceweatherlive.com) ein unbeding-tes Muss für Erfolg beim DX. Gerätetechnik

An die Großsignalfestigkeit der Gerätewerden keine speziellen Anforderungen ge-stellt, sodass jedes im Handel befindliche,auch gebrauchte Gerät mit dem 6-m-Band

oder sogar selbst gebaute Transverter ein-facher Bauart ausreichen. Auch der dem-nächst lieferbare 50-MHz-/28-MHz-Trans-verter BX-300-50 aus dem FA-Leseerservicewww.box73.de fällt in diese Kategorie.Wünschenswert sind auf der Transceiver-Seite Passband-Tuning zur Bandbreiten ein -en gung und zusätzliche schmale SSB- undCW-Filter. Ein guter einstellbarer Störaus -taster ist in keinem anderen Band so bedeu-tend und dienlich wie hier.Die Empfängerempfindlichkeit ist mit 8 dBbis 10 dB völlig ausreichend, das dürftenwohl alle Geräte schaffen. Zusätzliche Emp -fangsvorverstärker sind praktisch über flüs -sig, es sei denn, das Koaxialkabel zur An-tenne ist extrem lang. Das terrestrischeRauschen und der Störnebel sind gerade indiesem Band sehr hoch. Für das Sendesignal in SSB ist ein Sprach-prozessor dringend zu empfehlen, um beigeringen Feldstärken noch von der Gegen-station gehört zu werden.Des Weiteren ist eine Scan-Funktion hilf-reich, auch wenn die Störsignale häufighinderlich sind. Auf viele Bandöffnungenbin ich durch den Scanner aufmerksam ge-worden, der bei Anwesenheit im Shackdurchläuft. Heutzutage kann gerade hierein SDR, wo das ganze Band auf einenBlick sichtbar ist, außerordentlich nützlichsein, wie bereits eingangs erwähnt. So oder so ist ein zusätzliches 6-m-Gerätvon Vorteil – wollten Sie sich nicht schonimmer ein zweites Ersatz-, Mobil- oderPortabelgerät, evtl. gebraucht, kaufen? Wer nur gelegentlich auf 6 m umschaltet,hört meist nichts … Auch ein Transverteroder Konverter, der ein 2-m-Allmode-Gerätals Basis zum Umsetzen des 6-m-Signalsverwendet, kann gute Dienste leisten. Sendearten

Bei Spo ra dic-E-(ES-)Öffnungen ist SSBdie überwiegende Betriebsart, währendbei MS, Aurora und F2-FernausbreitungCW eindeutig im Vorteil ist. Selbst beimtäglichen Suchen nach Baken ersparen uns

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Sendebetrieb in Deutschland (vorläufig)

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* synchronisierte Baken** DB0DUB, JO31AA DB0HGW, JO64QC DF0ANN, JN59PL

IARU-R3*

IARU-R2*

IARU-R1*

Bandplan für das 6-m-Band

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Amateurfunktechnik

FA 3/00 • 301© Box 73 Amateurfunkservice GmbH 2020 www.funkamateur.de

Hörkenntnisse in CW langes Suchen inLis ten und das Drehen der Antenne. BeiEs-Doppel- und Mehrfachsprüngen wieauch bei MS dominiert allerdings inzwi-schen FT8, weil sich diese Ausbreitungs-modi damit weit häufiger und länger nut-zen lassen als in SSB und CW. Antennen

Grundsätzlich gilt wie auf allen anderenBändern, dass die Antenne nicht gut genugsein kann. Dennoch reicht für die meistenKontakte, die über ES laufen, eine kleineRicht antenne wie eine HB9CV oder eine 3- bis 4-Element-Yagi. Diese ist entwedernoch zusammen mit anderen UKW-An-tennen auf einem gemeinsamen Mast un-terzubringen, oder es genügt ein kleiner,zusätzlicher Fernsehrotor zum Drehen. Eine 2-Element-Quad, mit den Daten einer3-Element-Yagi vergleichbar, ist genausogut einsetzbar, stellt allerdings durch dieRaumstruktur ein voluminöses Gebilde dar.Besonders gut lässt sich eine schon vor-handene KW-Quad durch weitere Draht-schleifen für 50 MHz ergänzen.Für bestimmte Ausbreitungsarten (ES-Mehr-fachsprünge, F2, Side scatter, TEP) sindschärfer bündelnde Antennen hilfreich. 10dBd Gewinn, gleich be deutend mit einerYagi von 1,2 λ Boomlänge, sind dazu dasrichtige Mittel …Vorsicht ist geboten, wenn kommerzielleAntennen mit hohen Gewinnen angepriesenwerden. So sind aus den USA importierteYagis sehr breitbandig, weil dort das Bandvon 50 MHz bis 54 MHz reicht. Die ausge-wiesenen Gewinne sind kaum plausibel.Hat man KW-Richtantennen (Mehrband-Beam, LPDA), so bietet sich ein Platz ober-halb in 1,5 m bis 2 m Abstand als optimal

an. Der Höhenbedarf verkleinert sich, wenndie 6-m-Antenne zu einer vorhandenenUKW-Antennenanlage hinzukommen soll,weil dann die 6-m-Antenne aus me cha - nischen Gründen sicherlich am weites tenunten angebracht wird.Wo kein Platz für zusätzliche 6-m-Anten-nen ist, tut es für ES-Verbindungen sogar eine horizontal verspannte KW-Draht an -tenne (Einbanddipol, W3DZZ, FD-4), ggf.in Verbindung mit einem kleinen Anten-nenkoppler in π-Schaltung. QSL-Karten, Diplome, Conteste

Bei ES-QSOs innerhalb Europas ist der Wegvia Büro recht erfolgreich, doch je seltenerdie Station und das Gebiet, desto eher sindPaypal-Zahlungen notwendig oder „Green-Stamps“ ($$), sehr selten noch IRCs, fürden Direktversand zu investieren.Gute Dienste leistet die von Guido,DL8EBW, dankenswerterweise akribischgepflegte VHF-Datenbank. Diese ist beiwww.mmmonvhf.de einsehbar oder via Pa -cket-Radio mit SH/VHF <Call> in denCLX-Clustern abrufbar und enthält Ein-träge von aktiven 50-MHz-Stationen invielen Ländern.Wichtigste Kriterien beim Arbeiten neuerStationen sind Locator-Felder und DXCC-Gebiete. Mehrere Organisationen und Zeit-schriften, auch der FUNKAMATEUR (vor-aussichtlich erneut in FA 6/2020), füh renentsprechende Top-Listen. Die größte Her-ausforderung ist, das DXCC (mindes tens100 Gebiete) zu ar beiten; schneller kommtman zum WAC (Worked all Continents),wenngleich auch das Jahre dauern kann.Solange aktive Teilnahme an Contestenhierzulande als Li zenzauflage verboten ist,spricht al lerdings nichts dagegen, sich z. B.

aus dem Stationsangebot zum UKSMG -Som mer contest, der am ersten zusammen-hängenden Juni-Wochenende stat t findet,die Rosinen herauszupicken.In den PR-Mailboxen gibt es eine RubrikSIX bzw. 50 MHz, wo aktuelle und inte -ressante Informationen zu finden sind; imFUNKAMATEUR wird man auf den Ama-teurfunkpraxis-Seiten fündig. Ferner frei-lich im Web, so auch auf www.funkamateur.de unter Amateurfunkpraxis/DX.Der in Europa wichtigste Zusammenschlussvon 6-m-Amateuren ist die UKSMG (Uni-ted Kingdom Six Metre Group, uksmg.org),der zudem zahlreiche aktive 50-MHz-DXeraußerhalb Groß britanniens angehören.Die UKSMG gibt viermal im Jahr eine Mit-gliederzeitschrift heraus (Six News, Jour-nal of the UK Six Metre Group) und fördertDXpeditionen, 6-m- Aktivitäten in sel tenenLändern und Bakenprojekte. Des Weiterenenthält die Website der italienischen 6-m-Enthusias ten (www.sixitalia.org) Links zuweltweiten 50-MHz-Websites.

Literatur[1] Steyer, M., DK7ZB: Doppeldipol fur 50 MHz und

70 MHz. FUNKAMATEUR 68 (2019) H. 5, S.453–455

[2] Steyer, M., DK7ZB: Zweiband-Oblong-Schleifenfür 6 m und 4 m sowie andere Bänder. FUNK-AMATEUR 67 (2018) H.3, S. 260–261

[3] Steyer, M., DK7ZB: Erfahrungen beim Aufbau ei-ner Zweiband-Quad für 4 m und 6 m. FUNK-AMATEUR 65 (2016) H. 4, S. 365–367

[4] Steyer, M., DK7ZB: 4-Element-Hochgewinn-Ya-gi für das 6-m-Band. FUNKAMATEUR 63 (2014)H. 3, S. 300–301

[5] Steyer, M., DK7ZB: Verschachtelte Zweiband-Yagi für das 6-m- und 10-m-Band. FUNKAMA-TEUR 62 (2013) H. 6, S. 646–649

[6] Steyer, M., DK7ZB: Zweielement-Portabel-Beamfür 6 m bis 17 m nun in neuer Version. FUNK-AMATEUR 61 (2012) H. 10‚ S. 1061–1064

f [MHz] Call Locator ERP [W] Antenne f [MHz] Call Locator ERP [W] AntenneDaten wichtiger, in DL potenziell via ES hörbarer Baken

50,000 GB3BUX IO93BF 25 Kreuzdipol, hor.50,004 I0JX JN61GW 10 3-El.-Yagi, hor.50,010 SV9SIX KM25NH 30 Dipol, vert.50,012 OH1SIX KP11QU ? Kreuzdipol, hor.50,012 OX3SIX HP15EO 100 Dipol, hor.50,017 OH0SIX JP90XI 3 Dipol, hor.50,018 5B4CY KM64KU 15 Groundplane50,022 LX0SIX JN39AV 5 Big Wheel50,023 SR5FHX KO02KH 3 5/8-Vertikal50,025 9H1SIX JM75FV 5 Groundplane50,028 SR3FHB JO91CQ 10 Groundplane50,030 YU1EO/B KN04ML ? ?50,033 VE2RCS/B FN25UP ? ?50,033 ZD8VHF II22TB 50 5/8-Vertikal50,035 CS3BSM IM12OR 10 Loop, hor.50,036 SR8FHL KO11HF 4 Dipol, hor.50,044 ZS6TWB/B KG46RC 30 3-El.-Yagi, N (SSB!)50,045 OX3VHF GP60QQ 20 Groundplane50,047 PY4AQA/B GG88DS 30 Loop50,050 ZS6JON KG33VV 20 3-El.-Yagi, N50,054 OZ6VHF JO57EI 25 Kreuzdipol, hor.50,058 HB9SIX JN47LH 7 Hor., SW50,060 GB3RMK IO77UO 40 Dipol, hor. N/S50,065 GB3IOJ IN89WE 10 V-Dipol, hor.50,066 OE3XAC JN78SB 10 Loop, hor.

50,072 EA8SIX IL28GC 10 Dipol, hor.50,400 IW3FZQ JN55VF 10 5/8-Vertikal50,402 OY6BEC IP62MB ? ?50,413 ZB2SIX IN76HD 5 Inverted V50,414 OK0SIX JN99CT 5 Groundplane vert.50,415 ED8YAJ IL18CP 10 ?50,416 EA4KM IN80BE 50 5 El. Hor.50,417 OH9SIX KP36OI 35 Dipolgruppe, hor.50,422 S55ZRS JN76MC 8 Groundplane50,425 PI7SIX JO21FV 50 Kreuzdipol, hor.50,437 ES0SIX KO18KX 15 Dipol, hor. O/W50,443 GB3MCB IO70OJ 40 Dipol, hor. NW50,447 JW7SIX JQ68TB 10 4-El.-Yagi, S50,448 FX4SIX JN06CQ 5 7 El. N50,451 LA7SIX JP99EC 20 4-El.-Yagi, S50,457 TF1SIX HP94SC 8 Dipol vert.50,464 GB3LER IP90KJ 2 Dipol50,468 SK3SIX JP73HC 15 Kreuzdipol, hor.50,471 OZ7IGY JO55WM 25 Big Wheel50,475 OK0NCC/B JN79EW 2 2 ¥ 2 El. O/W50,479 JX7SIX IQ50RX 10 Dipol, hor.50,483 DB0ANN JN59PL 1 Loop, hor. 50,483 DB0DUB JO31AA 1 Dipol, vert.50,483 DB0HGW JO64QC 2 Magnet-Loop50,485 SV1SIX KM17UX 25 Dipol, vert.

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Die Genehmigungsauflagen für die Nut-zung des 6-m-Bandes sehen ausschließlichhorizontal polarisierte Antennen vor. Vonden dafür geeigneten, gebräuchlichstenRichtantennentypen wird jeweils einenachbausichere Baubeschreibung gegeben,und es kommen die Vor- und Nachteile zurSprache. Alle Antennen habe ich in denvergangenen Jahren aufgebaut und in derPraxis erprobt.

2-Element-HB9CV-Richtantenne

Im Gegensatz zu einer Yagi-Antenne wer-den bei diesem Antennentyp beide Ele-mente gespeist. Die genauere Wirkungs-weise ist in [1] nachzulesen, eine detaillier-te Baubeschreibung für verschiedene Bän-der habe ich in [2] veröffentlicht.

Das Mittelstück der Elemente besteht je-weils aus 1-m-Stücken aus 16 mm × 1,5 mmAluminium rohr, deren Enden durch Ein sä -gen geschlitzt werden. Mit einer Schlauch-schelle lässt sich das 12 mm × 1 mm-Alu -minium-Inne n rohr zum Feinabgleich ver-schieben bzw. arretieren. Die Maße gehenaus Bild 1 hervor.Als Boom bieten sich Alu-Vierkantrohre25 mm × 25 mm oder 20 mm × 30 mm an.

Die Elementrohre werden auf dem Boomaufliegend oder diesen durchdringend be-festigt.

Die Phasenleitung besteht aus dem Innen-leiter samt PE-Isolierung eines RG213-Koaxialkabels. Dies muss einen lichtenAbstand von 5 mm zum Boomrohr bzw.den Elementen haben. Dazu werden 5 mmdicke Isolierstoff-Klötzchen aus PVC oderHolz mit einer Lage Isolierband befestigt.Dann wird die Phasenleitung daraufgelegt(Bild 2) und anschließend durch mehrereLagen Isolierband festgehalten.

Schneller und einfacher lässt sich die An-passleitung wohl kaum bauen. Für dieseKonstruktion erweist sich ein Festkonden-sator von 30 pF als geeignet, dazu schaltetman drei 10-pF/500-V-Keramik-Konden-satoren parallel. Untergebracht wird dasGanze in einer Isolierstoffdose (Feucht -raum-Elektrodose) mit einer am Boom ge-erdeten Koaxbuchse. Bei abweichenderMechanik ist ein Lufttrimmer (max. 50 pF)zum Abstimmen notwendig.

Die 2-Element-Cubical-Quad

Als legendäre Kurzwellen-Richtantenne(„Königin der DX-Antennen“) schon seitJahrzehnten bekannt, weiß man inzwischen,dass es sich um keine Wunderantennehandelt und dass es auch keine „DX-Zu -satz gewinne“ oder Vorteile im vertikalenÖffnungswinkel gegenüber einer 3-Ele-ment-Yagi gibt. Gleichwohl handelt essich um eine unkomplizierte, leicht nach-zubauende und daher empfehlenswerteRichtantenne. Beim gegebenen Reflektor-abstand von 0,1 λ stellt sich ein Strah-lungswiderstand von etwa 50 Ω ein.Das Tragegerüst besteht aus einem Mittel-teil aus Vierkant-Alu 25 mm × 25 mm ×2 mm oder aus einem stabilen Hartholz-Stück. Meist verursachen die Spreizer(„Spider“) und die Befestigung der Isolier-stäbe die größten Probleme beim Selbst-bau; darum will ich hier eine sehr preis-werte sowie unkomplizierte Variante vor-stellen.Aus dem Baumarkt werden acht Rega l trä -ger besorgt (diese gibt es in Aluminium- undStahlblechausführung) und gemäß Bild 4befestigt. Ein mehrfacher Farb anstrichbeugt ggf. frühzeitiger Korrosion desStahls vor!

Die Isolierstäbe mit maximal 1,20 m Längekönnen aus GFK-Material, PVC-Ins tal la -tionsrohr oder noch einfacher aus Bam-busrohr (Enden verschließen, mit klaremBootslack streichen) bestehen. Geeignetsind auch Gardinenschleuderstäbe, die ausverschiedenen Isoliermaterialen im Handelsind. Die Befestigung ist mit Schrauben,Schlauchschellen oder durch Fixieren mitkräftigem Bindfaden und PVC-Isolier-band denkbar.Als Draht für die Elemente kann aufge-trenntes Zwillings-Netzkabel oder Klin-geldraht mit 0,8 bis 1 mm Leiterdurchmes-ser genommen werden. Die Abmessungender Gerüst- und Drahtkonstruktion erge-ben sich aus Bild 4. Dabei hat die Strah-lerschleife 6,00 m Umfang, die Reflektor-schleife 6,28 m.

Zauberhaftes 6-m-Band (2):Richtantennen – schnell aufgebautMARTIN STEYER – DK7ZB

Die ersten Versuche mit einem Stück Draht lassen bestimmt den Wunsch

nach einer leistungsfähigeren Antenne aufkommen. Einfache Richtanten-

nen, wie sie nachfolgend beschrieben werden, sind noch mit einem preis-

werten TV-Rotor zu drehen oder passen an einen vorhandenen Mast.

Tabelle 1: Parameter der AntennenAntennentyp Gewinn V/R-Verhältnis Bandbreite@SWV <1,6 Boom2-Element-HB9CV 4,2 dBd 15…20 dB 800 kHz 80 cm2-Element-Quad 5,6 dBd 15…20 dB 1 MHz 60 cm3-Element-Yagi 6,5 dBd 20…25 dB 500 kHz 190 cm

R

Sx

3000

2770

750450 430

xC = 30 pFCBild 1:

Schema und Maße der HB9CV

Bild 2: Konstruktion der Phasenleitung

Bild 3: Die HB9CV „in the air“

Anschlusskasten

Koaxialkabel50

ohne Stub

1,50m

1,57m

0,6m

Ω

Bild 4: Abmessungen der 2-Element-Quad

HB9CV+ kleiner Elementabstand+ recht gute Rückdämpfung+ unauffälliges Aussehen+ leicht abzugleichen+ gut unter vorhandenen UKW-Antennenoder über einem Beam für Kurzwelle unterzubringen

– Phasenleitung mechanisch aufwendig– Kompensationskondensator erforderlich

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Elektrisch gleichwertig sind die liegendeQuad(rat)-Form und die auf der Spitze ste-hende Diamant-Form (engl. Diamond-Shape). Die zweite wird deshalb gewählt,weil der Anschluss kasten mit der Mantel-wellendrossel auf diese Weise einfacheran einem Spreizer befestigt zu befestigenist (Bild 5). Damit kein Wasser in den Ka-belanschluss laufen kann, sollte die Ein-speisung nach oben verlegt werden. Elek-trisch ist es ohne Be lang, ob an der oberenoder unteren Spitze eingespeist wird.

Bild 7 zeigt das Schema des W1JR-Balunsnach [1]. Nur Koaxialkabel mit einem Wel -lenwiderstand von 50 Ω ist geeignet; diesentspricht auch der Fußpunktimpedanzvon Quad und Speiseleitung. Wird 3-mm-Teflonkabel RG316 oder RG174/U verwendet, kann ein Amidon-Ring-kern T130-6 (gelb) zum Einsatz gelangen.Ein größerer Kern T200-6 lässt sich sogarmit RG58 bewickeln, ist allerdings schwe-rer und teurer.

Direkter Anschluss einer koaxialen Speise -leitung ist möglich, jedoch neigt die Quaddann leicht zum Schielen, und es steigt dieTendenz, vertikal polarisierte Störungenaus der Umgebung (von Computern o. Ä.)aufzunehmen [3].Der Strahler kann auf geringstes SWV undder Reflektor auf maximale Rückwärts un -terdrückung durch Längenänderungen ab-geglichen werden. Die angegebene Längedes Strahlers erweist sich wahrscheinlichals etwas zu groß.

Das Kürzen ist jedoch schnell und einfachmöglich, erst danach sollte die endgültigeFixierung der Drähte erfolgen. Die Pro-portionen der Quad erkennt man in Bild 8. 3-Element-Yagi-Antenne

Es gibt nahezu beliebig viele Kombina tio -nen von Längen und Abständen der Ele-mente, die zu einem Gewinn von 5 dBd bis7,5 dBd führen. Dabei haben jene Kons -truktionen mit den niedrigeren Gewinnengroße Bandbreiten und einen hohen Fuß-punktwiderstand (50 Ω), bei Höchstgewinnergeben sich eine geringe Bandbreite, denk-bar schlechte Rückdämpfung und ein sehrniedriger Fußpunktwiderstand.

Die hier beschriebene Variante (Bild 9)stellt einen guten Kompromiss zwischenGröße und elektrischen Daten dar. Grund-lage war eine 4-Element-Fernsehantennefür den Kanal 4, die man heute vielleichtnoch auf Flohmärkten bekommt. DurchNutzung dieser Grundkonstruktion ergabsich 1999 eine konkurrenzlos preiswertewie leistungsfähige Antenne.

Selbstverständlich bleibt es dem Nachbauerunbenommen, eine eigene mechanischeRealisierung zu wählen. Dabei muss aberder Element-Durchmesser von 12 mm un-bedingt eingehalten werden! Beim Baumu-ster habe ich die vorhandenen Ele menteeinfach verlängert; aus dem alten Falt dipol-Strahler und dem nicht benötigten Elementfällt genug Rohr dazu ab.

Da der Strahlungswiderstand auf 12,5 Ωberechnet wurde [4], ist auf einfachemWeg eine Transformationsleitung aus zweiparallelen 50-Ω-Kabeln mit einer elek -trischen Viertelwellenlänge zu erstellen(Bild 10). Diese wirkt gleichzeitig als ver-einfachter Sperrtopf (Mantelwellensperre)und transformiert auf das 50-Ω-Speise -kabel. Dazu muss die Koaxialbuchse unbe-dingt mit einem Masseband am Boom ge-

Bild 6: Der Anschlusskasten mit dem Balun

Koaxialbuchse50Ω zum TRX

Einspeisung Quad

Bild 7: Schema des Baluns nach W1JR

Bild 8: Fertige 2-Element-Quad im Betriebs-zustand

296cm 282cm 267cm

125cm60cm

R S D

Bild 9: Abmessungen der 3-Element-12,5-Ω-Yagi

Koaxialbuchse

50 Ω parallel2 x λ /4 ·V

StrahlerStrahler

Anpassdose

Bild  10: Schema der Transformations-leitung/Mantelwellensperre

Bild 11: Die 3-Element-Yagi im Testbetrieb

Bild 5: Befestigung der Spreizer mit Regal -trägern

Quad+ preiswerte, ohne spezielle Aluminuim -rohre zu erstellende Konstruktion

+ recht breitbandig und unkritisch– infolge räumlicher Ausdehnung schlechtmit vorhandenen UKW-Antennen kombi-nierbar

– besser als separate Konstruktion aufzu-bauen

– schlecht zerlegbar für Transport

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erdet werden. Bei H155-Kabel mit Luft-PEund VF = 0,79 ist die Kabellänge 118 cm(Aircell 5 0,82/122 cm), während RG58(weniger empfehlenswert) mit VF = 0,67auf genau 100 cm kommt.Das Strahlermittelteil erfordert eine iso-lierte Montage; dazu ist der Erregerdipolin der Mitte aufzutrennen (Bild 12). Das16-mm-Rohr wird mithilfe eines dar über -geschobenen PVC-Installationsrohrs vonBoom und Halteschelle isoliert. Die elek-trische Verbindung zwischen Strahler undDoseninnenteil erfolgt mittels Edelstahl-Blechtreibschrauben und untergelegtenLötösen (Bild 13).

Wie bei der HB9CV ist zum Feinabgleichauf bestes Stehwellenverhältnis ein Ver-schieben der 12-mm-Rohre in den 16-mm-Mittelstücken und anschließendes Arretie-ren mit Schlauchschellen notwendig. Rück -

laufnull bei 50,150 MHz ist erreichbar.Nicht erst seitdem mir beim Testen dieserAntenne (Bild 11) im Oktober 1999 mit5X1T ein neues DXCC-Land glückte, binich von der Leistungsfähigkeit der Yagisin 12,5-Ω-Technik überzeugt ... Andere Antennen

Die beschriebenen Bauformen sind für ES-Bedingungen völlig ausreichend. FürTEP -und F2-Ausbreitung sind jedoch eineschärfere Bündelung und ein höherer Ge-winn zwingend. Bei einer Boomlänge von

1 λ erreichen nach modernen Gesichts-punkten entworfene Yagis einen Gewinnvon 9,5 dBd; dies genügt bei HF-gün sti -ger Lage vollkommen, um auch flach ein-fallende, ferne DX-Signale aufnehmen zukönnen.Wer zwei gestockte 3-Element-Yagis oderHB9CVs mit etwa 4 m Abstand aufbauenkann, erhält schon eine exzellente DX-Antenne mit sehr geringem vertikalen Öff-nungswinkel, vgl. a. [5].Quad-Antennen mit mehr als zwei Ele-menten in Einbandausführung haben einungünstiges Aufwand-Nutzen-Verhältnis,zudem sind sie sehr sperrig. Yagis sind daeindeutig sinnvoller. Wer sich für den

Nachbau größerer und leistungsfähigerer6-m-Yagis interessiert, findet in [4] Bau-beschreibungen für Hochgewinn-Yagismit sehr guter Rückdämpfung.Beim Kauf von 6-m-Yagis ist zu beach-ten, dass gerade aus den USA importierteAntennen für den Frequenzbereich bis 52 MHz oder noch höher konzipiert sind,wodurch erheblicher Gewinn für uns ver-schenkt wird. Dass die dort genannten Daten überdieshäufig zu optimistisch sind, sei hier nur amRande erwähnt ...

SpeisepunkteIsolierrohr

50 cmø16x1,5mm

50 cmø16x1,5mm

ø12mmø12mm

2820mm

Bild 12: Konstruktion des Strahlers (dieMaße unbedingt einhalten!)

Bild  13: Aufbau des

Strahlerelements und Blick in die

Anpassdose

3-Element-Yagi+ sehr gutes Größen-Leistungs-Verhältnis+ sehr gute Rückdämpfung+ hoher Gewinn– wegen der geringeren Bandbreite empfindlicher gegen nah benachbarteKurzwellenantennen

– Mindestabstand über Beams 1,80 m– kompliziertere Mechanik beim Strahler

Literatur[1] Krischke, A., DJ0TR: Rothammels Antennen-

buch. 13. Aufl., DARC-Verlag, Baunatal 2013[2] Steyer, M., DK7ZB: HB9CV-Antennen für 2 m,

6 m und 10 m. FUNKAMATEUR 46 (1997) H. 12, S. 1446-1447

[3] Hummerstone, B., G3HBR: A Three ElementQuad (plus a 2el). SIX NEWS, Journal of the UKSix-Metre Group, Issue 61 (1999) May, S. 42

[4] Steyer, M., DK7ZB: 6-m-Yagis in 12,5-Ω-Technik. FUNKAMATEUR 47 (1998), Heft 4, S. 446–447

[5] Petermann, Ch., DF9CY: 4-über-4-Element-An-tenne für das 50-MHz-Band. FUNKAMATEUR46 (1997) H. 4, S. 448–449

[6] Fuchs-Collins: HB9CV, Richtantenne mit allenVariationen. 6. Aufl., Frech-Verlag, Stuttgart 1994.Bezug: nur noch antiquarisch

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Amateurfunkpraxis

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Das 6-m-Band bietet neben Ausbreitungs-phänomenen, die von der Kurzwelle herbekannt sind, auch solche, wie sie typischfür die UKW-Bereiche sind. Aus diesemGrund gibt es kein Amateurband, welchesso viele verschiedene Ausbreitungsartenkennt wie dieses.Das Salz in der Suppe sind Bedingungen,die aus Kombinationen der unten beschrie-benen bestehen und so zu überraschenden,nicht vorhersagbaren und kaum wieder be-obachtbaren Verbindungen führen. Die sporadische E-Schicht (Es)Sie entsteht vor allem in den Sommermo-naten zwischen Mai und August, seltenerim Dezember und Januar. In den Jahren desSonnenfleckenminimums schei nen die In-tensitäten größer zu sein als im Ma ximum.Die reflektierenden Wolken mit ionisiertenMetallionen aus Meteoriten sowie Elektro-nen aus Gasmolekülen liegen in einer Höhevon etwa 100 km und haben ei ne Schicht-dicke von einigen Kilometern.Diese Wolken, deren Entstehung und Ab-hängigkeiten teilweise noch unklar sind,weisen eine Ausdehnung von 60 km bis200 km bei einer Schichtdicke von 2 kmbis 4 km auf und wandern recht schnell. Ei-ne Vorhersage, wann und wo sie auftreten,ist nicht möglich. Lediglich statistisch las-sen sich bestimmte Tendenzen erkennen,das Einzelereignis ist nicht vorhersagbar.

Die Ausbreitungsbedingungen wechselnabrupt, und die Signale der beobachtetenStationen können starken Schwankungenunterliegen, aber im Extremfall sehr hoheFeldstärken aufweisen. So sind Es-Kon -takte mit weniger als 100 mW Sendeleis -tung über ganz Europa machbar. Typisch

ist, dass unser Nachbar 30 km weiter eineStation mit S9 hört, die bei uns nicht ein-mal zu ahnen ist. Da auch der umgekehrteFall eintritt, bekommt so jeder selbst beigeringen Leistungen seine Chance.Die scheinbare Höhe der Reflexionszonegemäß Bild 1 liegt bei etwa 120 km bis 130 km, unter Berücksichtigung der Erd-krümmung kann man so im Normalfall eine Sprung distanz über 1000 km bis etwa2200 km erwarten (Bild 2). Bei starker Io-nisation sinkt die minimal überbrückbare

Entfernung auf wenige Hundert Kilo meter.Es-Bedingungen kündigen sich auf niedrige -ren Frequenzen an (10-m-Band beobach-ten!). Wenn es auf dem 20-m-Band prak-tisch kaum noch eine tote Zone gibt undlaut starke Verbindungen über 200 km bis300 km möglich sind, herrscht bei 6-m-DXern allerhöchste Alarmbereitschaft!Mitunter sind zwei Es-Sprünge mit einerAusbreitung von Signalen über eine Entfer-nung von 2500 km bis 4500 km möglich.So lassen sich auch andere Kontinente, wieAfrika und Vorderasien, in den Sommer-monaten recht häufig erreichen. Besondersbegünstigt sind Amateure weiter südlich.Stationen aus EA7, 9H, IT9 und Süditalienmelden daher häufig DX im Cluster, wovonwir hierzulande nur träumen können.Im Bereich von 2300 km bis 2500 km gibtes für Es so etwas wie eine tote Zone, für

die normalerweise ein Einfachsprung zuweit und ein Doppelsprung zu nah ist. Sta-tionen in dieser Entfernung sind sehr schwerzu arbeiten.Bislang nicht erklärbar, obgleich meist alsMehrfach-Es beschrieben, sind Transatlan-tik-Funkmöglichkeiten von Europa nach W und VE in der Zeit von Mitte Juni bisMitte Juli. Dabei müsste es sich um Drei-fach- oder sogar Vierfachsprünge handeln.Das Irritierende dabei ist, dass die Bedin-gungen recht lange anhalten können undmanche W-Stationen über Stunden hörbarsind, ganz im Gegensatz zur normalen Ein-fach-Es. Schwer vorstellbar ist, wie sichschnell bewegende, einzelne Es-Wolken ge - rade so gruppieren, dass längere Zeit derar-tige Bedingungen bestehen bleiben. Field-Aligned Irregularities (FAI)Während der Es-Saison gibt es Streubedin-gungen, bei denen die Stationen ihre Anten-nen nicht direkt aufeinander zu drehen, son-dern gemeinsam einen abseits des Groß -

kreises liegenden Scatter punkt in den Es-Schichten anzupeilen haben. Eine Station istmeist südwestlich, die andere südöstlich desScatter-Punkts. Diese Signale mit geringerFeldstärke sind oft rau, ähnlich wie bei Au-rora, und mit flatterndem Fading behaftet.Die Ereignisse sind parallel zu Es- bzw. vorund nach Es-Öffnungen zu beobachten undtreten besonders in Südeuropa auf.Typisch sind QSOs von Südfrankreich nachYU, wobei beide Stationen ihre Antennennach HB9 ausrichten müssen. Charakte -ristisch ist, dass bei direkter Antennenrich-tung die Signale verschwinden. FAI istauch von 2 m her bekannt und wird auchals Es-Backscatter bezeichnet. Nordlichtreflexionen (Aurora)An der Polarkappe können entlang der dortzur Erde hin gekrümmten Magnetfeldlinien

Zauberhaftes 6-m-Band (3):DX und die Physik der IonosphäreMARTIN STEYER – DK7ZB

Hawaii auf 6 m, konkret KH7Y, gearbeitet am 02. 04. 2014 u. a. von SP3RNZ,

27 934 km auf dem langen Weg. Wie kann so etwas auf einem UKW-Band

gehen? Passiert das öfter? Ist es gar vorhersagbar? Glück allein hilft nicht

immer – im Folgenden wird erklärt, was man wissen sollte.

TX RXRX

Es-Schicht 100km

130kmvirtuelle Höhe

Bild 2: Zone für

die häufigste Es-Ausbreitung

von Zentral-DL aus;infolge einer

virtuellen Höhe der Reflexionszone

von 120 km bis 130 km kommenSprungdistanzen

zwischen 1000 kmund 2200 km

zustande.

1000 km

2200 km

Bild 1: Es-Ausbreitung mit einem Ein-fachsprung

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Amateurfunkpraxis

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Teilchen des Sonnenwindes bis in tiefereSchichten der Ionosphäre vordringen. Hierbewirken sie farbige Lichterscheinungenals sichtbares Zeichen der Ionisierung vonGasmolekülen, für Funkwellen entsteht eine diffuse Reflexionszone. Telegrafie -signale werden mit einem Zischen hörbar,es ist kein sauberer CW-Ton einzustellen.SSB-Signale sind meist völlig unverständ-lich, nur selten kann mit SSB ein lesbaresQSO geführt werden.In der Regel tritt Aurora auf 50 MHz früherund mit stärkeren Signalen als auf 144 MHzin Erscheinung. In Mitteleuropa ist Auroraweitaus seltener als in Skandinavien. InZeiten hoher Sonnenaktivitäten liegt die

größte Häufigkeit; das Beobachten derWWV-Daten, z. B. in DX-Clustern, er-möglicht eine gewisse Vorhersage, sieheauch www.swpc.noaa.gov/ovation/North_New.html. Die Aurora-Bake DK0WCY auf10,144 MHz liefert ständig aktuelle WWV-Daten und Aurora-Warnungen in CW.Aurora beginnt meist nachmittags gegen1500 UTC, am Abend gibt es dann nachvorübergehendem Abflauen weitere Ma -xima. Entfernungen vom Nahbereich bis zuetwa 1500 km sind dabei zu überbrücken,die Antennen müssen grundsätzlich in nörd -liche Richtungen weisen. Aurora-Öffnun-gen beginnen häufig im Nordwesten, danntritt ein Wandern der Reflexionszone nachNord osten auf.Nach und mit Aurora kann es in Nord -europa zu Aurora-Es kommen, dann sindVerbindungen nach GM, LA, SM und OHmit guten, unverzerrten Signalen und hohenFeldstärken möglich.Infolge Rotation der Sonne mit 28 TagenDauer kann es nach diesem Zeitraum durchdieselben Fleckengebiete zu einer Wieder-holung der Aurora-Bedingungen kommen. Troposphärische Ausbreitung

(Tropo)Diese spielt wegen der gegenüber höherenUKW-Bändern deutlich größeren Wellen-länge keine solche Rolle wie auf 2 m, 70 und 23 cm, wo bei Inversions wet ter lagendie bekannten Überreichweiten auftreten.

Die normale Bodenwelle ist nach 30 km bis50 km nicht mehr nachzuweisen. Durch In-homogenitäten in der Troposphäre kann esjedoch zu einer Streuung und Beugung inRichtung Erdboden kommen, sodass überdie Bodenwelle hinaus Entfernungen von150 km bis 300 km zu überbrücken sind.Die Signale können stark in der Feldstärkeschwanken, langfristiges Fading ist üblich.Skeds dehne man deshalb über einen län-geren Zeitraum aus. In den Morgenstundensind die Tropo-Bedingungen besser alsnach zunehmender Tageserwärmung. Dieauf den höheren Bändern mit lauten, weitentfernten Signalen einhergehenden Inver-sions-Überreichweiten (Duct-Bildung) sindin dieser Form auf 6 m nicht bekannt.Troposcatter, eine Streuung von sehr star-ken Sendesignalen an troposphärischen Inhomogenitäten mit überbrückbaren Ent -fernungen von bis zu 1000 km, wie auchauf 2 m üblich, kann erst mit Leistungenab etwa 10 kW ERP stattfinden und spieltsomit in Deutschland keine Rolle. Trans Equatorial Propagation (TEP)Diese Ausbreitungsart ist nur für UKW-Frequenzen bekannt und erstreckt sich aufVerbindungen, die senkrecht zum erd -magnetischen Äquator, wie in Bild 5 ver-anschaulicht, stattfinden. Nördlich und süd -lich desselben bilden sich in mehrerenHundert Kilometern Höhe ionisierte Wol-ken durch aufsteigende Plasmablasen. Diese beugen die Funkwellen so, dass etwa5000 km bis 7000 km überbrückt werdenkönnen (Bild 4). Dabei haben die beidenbeteiligten Stationen etwa gleiche Entfer-nungen vom Äquator. Denkbar ist fernerein Modell, bei dem die Wellen zwischenden Spread-F-Wolken noch einmal einen„Hop“ über den Erdboden machen.Der Sprung endet normalerweise im Mittel-meerraum; Amateure in Deutschland kön-nen seltener direkt von TEP-Ausbreitungprofitieren. Erst wenn zusätzlich Es-Bedin -gungen auftreten, erreichen TEP-Signaleauch Stationen, die weiter nördlich liegen.TEP tritt lediglich bei hoher Sonnenakti-vität in den Jahren des Maximums auf, be-vorzugt in den frühen Abendstunden desFrühjahrs und des Herbstes kann mit dieserAusbreitungsart gerechnet werden. Statio-nen in EA, I, SV und 9H haben sogar dieChance, auf 2 m zu Entfernungsrekordenzu kommen!Die Signale sind mit S 1 bis S 3 in DL rechtleise, haben ein charakteristisches Flatternund eine Dopplershift. Telegrafie mit nichtzu schnellem Tempo um 50 BpM ist die beste Sendeart für TEP, da SSB-Signaleunsauber klingen und ihre Feldstärke häufignicht ausreicht. Stationen aus 7Q haben dieoptimale Entfernung und Lage für QSOsnach Europa.

Ionosphärenausbreitung (F2)Nur bei höchster Sonnenaktivität im Maxi-mum tritt auf dem 6-m-Band eine Ausbrei-tung über die für normale, interkontinentaleKurzwellenausbreitung verantwort licheF2-Schicht auf. Die F2-Schicht be findetsich im Sommer bei langer Sonnen -einstrahlung in etwa 400 km, an einemWintertag mit kürzerer Sonnenscheindauerin 300 km Höhe. Verantwortlich für die Ionisation der in der F2-Schicht auf der jeweiligen Tagseite der Erde befindlichenGasmoleküle sind der von der Sonne kom-mende, Sonnenwind genannte, Teilchen-strom sowie die energiereiche Strahlung.Normale IonosphärenausbreitungSolare Fluxwerte von über 185 und eine et-was unruhige Erdmagnetik mit Werten vonA = 20…30 erweisen sich als gute Voraus-setzung für 6-m-F2-Kontakte in alle Erd-teile. Die Monate Februar/März und Okto-ber/November bieten in den Jahren desMaximums mehrere Tage, an denen teil-weise mit beachtlichen Feldstärken DX zuarbeiten ist und ein gewisses „Kurzwellen-Fee ling“ herrscht. Weit entfernte Stationenlassen sich dabei auch mit Mehrfachsprün-gen erreichen. Dazu muss die Welle abermöglichst flach auf die F2-Schicht treffen.Antennen, deren Strahlungskeule einen ge-ringen vertikalen Er hebungswinkel unter10 ° aufweist, sind eindeutig im Vorteil.Dies ist zum Beispiel bei hoch angebrach-ten Yagi-Antennen von 5 m bis10 mBoomlänge der Fall.So ergeben sich Sprünge von 4000 km bis4500 km bzw. Vielfache davon. Mit zwei„Hops“ erreicht man W und VE, dreimalist für VK nötig.

Grundsätzlich muss der gesamte Ausbrei-tungsweg in die Tageszone fallen. In denfrühen Morgenstunden von 0800 UTC bis0900 UTC sind dann Ostasien und der Pa-zifik erreichbar, 1400 UTC bis 1500 UTCist die optimale Zeit für Verbindungen nachW, VE und Mittelamerika. Afrikaner undSüd amerikaner kommen fast ganztägig he -rein.Für F2-Ausbreitung im 50-MHz-Band kom -men nur die Zeiten höchster Sonnen akti vi -

Bild 3: Sichtbares Nordlicht der Aurora bo-realis über einer EISCAT-Anlage in Ram fjord - moen/Norwegen am 25.10 .09, 13.16 Uhr (Ti-telbild FA 12/2009). Foto: Thilo Bubek

erdmagnetischer

ES-Wolke

Spread-F-Wolken

Äquator

7Q

DL

Mittelmeerraum

Bild 4: Entstehen von TEP-Ausbreitung

Page 9: aktualisiert Mai 2020 Amateurfunktechnik Zauberhaftes 6-m ... · MARTIN STEYER – DK7ZB Nicht umsonst heißt das 50-MHz-Band „The Magic Band“. Können Sie sich vorstellen, dass

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tät infrage. Diese lässt sich anhand der aktu-ellen Daten wie Sonnenfleckenzahl R undFlux F verfolgen, also DK0WCY, DX-Clus -ter sowie weitere Quellen im Internet stän-dig beobachten.Eine Spitze mit einer SonnenfleckenzahlR > 160 lag im November 1999 und be-scherte mir einen Kontakt mit JA über F2-Sidescatter, s. u.; ähnlich hohe Wertegab es zum Jahreswechsel 2011/2012 unddann Ende März 2014 wieder.Ionosphären-Rückstreubedingungen(F2-Backscatter)Derartige von der Kurzwelle bekannten Er -scheinungen sind zu Zeiten von F2-Fern -

ausbreitung für Europa-Kontakte zu nutzen.Die F2-Schicht streut die Signale mit einemcharakteristischen, rauen Ton zu rück, wieBild 6 veranschaulicht. Dazu müssen dieAntennen beider beteiligten europäischenStationen in Richtung des Ausbreitungs -pfades zeigen. Hohe Sendeleistungen füh -ren zu überproportional größeren Feldstär-ken, weshalb unsere Nachbarn aus PA, OZu. a. meist gute Signale haben, uns aber un-ter Umständen nicht aufnehmen können.Lokale Ionosphärenausbreitung(Spread-F)Des Weiteren können im Sonnenflecken-maximum lokal erhöhte Ionisationen derF2-Schicht zu Reflexionen von 50-MHz-Signalen führen. Die eigentliche maximalnutzbare Frequenz MUF liegt dabei deut-lich niedriger, sodass die auf 6 m zu arbei-tenden Länder auf 10 m gar nicht hörbarsind. Besonders typisch ist dies für Verbin-dungen nach Afrika. Analog zu TEP profi-tieren hiervon zumeist Stationen im Mittel-meerraum, nur bei zusätzlichem Es oder be-sonders herausragenden Bedingungen ha-ben deutsche Amateure eine Chance. Seitliche Ionosphären-Streuausbreitung (F2-Sidescatter)Von Europa aus führt dieses interessanteAusbreitungsphänomen besonders in denost asia tischen oder pazifischen Raum. Son - nen fleckenmaximum und hoher solarer Fluxsind notwendig; charakteristisch ist, dass die

Ausbreitung nicht entlang des Großkreisesstattfindet, der die kürzeste Verbindungzweier Punkte auf der Erde darstellt. DieStreuung/Reflexion der Signale erfolgt seit-lich des Großkreises.Japanische Stationen sind dann beispiels-weise aus Richtungen von 90° bis 100° amlautesten. Sie sind besser über Sidescatterzu arbeiten, weil deren Entfernung von10 000 km für zwei normale F2-Sprünge zuweit und für drei zu nah ist.Ursache sind wohl lokal höhere Ionisatio-nen in den Bereichen senkrechter Sonnen -einstrahlung auf die Erde, meist liegen dieSpread-F-Wolken in Höhe des Äquators.Stark bündelnde Antennen sind wiederum

vorteilhaft, da die Feldstärken sehr niedrigsind und die Signale an der Lesbarkeits-grenze liegen. CW ist eindeutig die besteSendeart. Ionoscatter (IS)Zu jeder beliebigen Zeit sind mit hohenStrahlungsleistungen (ähnlich wie bei Tro -po scatter) Streusignale der Ionosphäre mitgeringer Feldstärke zu erzeugen. Für die

Streuung ist hauptsächlich die D-Schichtverantwortlich, die Verbindungen im Be-reich von 700 km bis 2000 km möglichmacht. Radaranlagen nutzen diesen Effektzur Iono sphärenforschung aus. Obzwar zuZeiten höherer Ionisation zuweilen die not-wendigen Sendeleistungen sinken, ist diesin Deutschland leider zu keinem Zeitpunktaktuell … Meteorscatter (MS)Wie 2-m-Amateuren bestens bekannt, sindentlang kurzzeitiger Ionisationspfade vonMeteoriten („Sternschnuppen“) Reflexio-nen möglich. Bursts, d. h. länger anhaltende

Echos, treten wegen des geringeren be nö -tigten Ionisationsgrades auf 6 m wesent -lich häufiger und lang anhaltender als auf2 m auf.MS-Verbindungen werden heutzutage häu-fig im WSJT-Mode FSK441 durchgeführt.Neben FSK441 wird auf dem 6-m-Banddie JT6M-Modulation des WSJT-Paketsbenutzt. K1JT hat diese speziell auf die Ei-gentümlichkeiten des 6-m-Bands hin opti-miert. Die Übertragungsgeschwindigkeit istzwar deutlich geringer als bei FSK441, aberdafür kann JT6M neben kurzen MS-Pingszusätzlich auch sehr leise Signale im Rau-schen (bspw. Ionoscatter) decodieren.Selbst nur kurzzeitige Reflexionen (Pings)von << 1 s Dauer sind damit praktisch im-mer lohnend. Zu Zeiten von Meteorströ-men, beispielsweise den Perseiden, Gemi-niden und Quadrantiden, erweisen sichaufgrund der mitunter minutenlangen Re-flexionen sogar SSB und CW als brauch-bar. Wer einmal MS-Signale hö ren will,lässt auf der Frequenz einer etwa 1000 kmentfernten Bake einfach mal den Empfän-ger durchlaufen. Innerhalb einer Stundesind selbst bei normalen Bedingungenmehrere Pings zu hören.QSOs via Reflexion am Mond, schon auf 2 m Privileg weniger Stationen, sind we-gen der Leistungsbeschränkung für unsauf dem 6-m -Band ein unerfüll barerTraum. Auch der gegenüber CW erhebli-che Empfindlichkeitsgewinn des WSJT-Modes JT65 reicht dazu nicht aus. Oh-nehin sind weltweit nur eine Handvoll Sta-tionen entsprechend ausgerüstet. W7GJ(www.bigskyspaces. com) ist hier mit vier11-Element-Yagis sicher das Maß allerDinge. Demgegenüber bieten Reflexionenan Tropo- bzw. Ionosphärenschichten, wiedargestellt, genügend Betätigungs mög lich -keiten, um Weitverbindungen her zu stellensowie die Kenntnisse zur Wellenausbrei-tung zu vertiefen. Das DXCC ist mit entsprechender Beharr-lichkeit und viel Glück auch mit 25 W ERPzu schaffen – packt es an, (X)YLs undOMs!

www.dk7zb.com

Literatur/Quellen[1] White, I., G3SEK: The VHF/UHF-DX-Book. DIR

Publishing Ltd., 1992 [2] NASA Marshall Space Flight Center: Sunspot and

the Solar Cycle. www.sunspotcycle.com[3] Miller, D.: IPS Radio and Space Services.

www.ips.gov.au[4] Field, D., G3XTT: 6 m Handbook. 4. Aufl., RSGB,

Potters Bar 2011; FA-Leserservice R-6474[5] Field, D., G3XTT: Six & Four. RSGB, Bedford

2013; FA-Leserservice R-6900

Magneticequator

F2-Schicht

F2-FernausbreitungF2-Backscatter

EU-Station 1

EU-Station 2 DX-

StationDX-

Station

EU-Station 2EU-

Station 1

Bild 5: Weltweit beobachtete TEP-Linien; der Verlauf des magnetischen Äquators weist Ano malien auf, die zu Ausbreitungs-pfaden im Winkel bis zu 45° querab zu den Längen-graden führen können.

Bild 6: Ausbreitung über die F2-Schicht