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3 Flüchtlingskinder aus der Stadt Mosul, Irak, machen sich auf die Suche nach der nächsten Wasserstelle. © UNHCR/S.Baldwin Krisenherd Irak: Nothilfe für Flüchtlinge und Vertriebene aktuell Nr. 68 - Ausgabe 3, 2014

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Flüchtlingskinder aus der Stadt Mosul, Irak, machen sich auf die Suche nach der nächsten Wasserstelle. © UNHCR/S.Baldwin

Flüchtlingskinder aus der Stadt Mosul,

Krisenherd Irak:Nothilfe für Flüchtlinge und Vertriebene

aktuell Nr. 68 - Ausgabe 3, 2014

ImpressumHerausgeber: UNO-Flüchtlingshilfe e.V.Wilhelmstraße 42, 53111 BonnTel. 0228-62 98 60, Fax 0228-62 98 [email protected] www.uno-fluechtlingshilfe.de

Regionalstelle Nord: Dr. Reinhold FriedlTel./Fax 0441-88 52 [email protected]

Redaktion: Dietmar KappeRealisation: agence GmbH, Köln

Humanitäres Aufnahme-programm erweitertAm 12. Juni 2014 entschied die Innenministerkonferenz in Bonn, das humanitäre Aufnahmeprogramm für syrische Flüchtlinge von Bund und Ländern um 10.000 Plätze zu erweitern. Damit stellt Deutschland für insgesamt20.000 Bürgerkriegsflüchtlinge eine temporäre Aufnahme zur Verfügung.

Hans ten Feld, UNHCR-Vertreter in Deutschland, spricht von einem „wichtigen Zeichen der Solidarität mit den Opfern dieses furchtbaren Konfliktes“. UNHCR liegen noch keine konkreten Inhalte des Aufnahme-programms vor. Bund und Länder müssen erst über Auswahlkriterien entscheiden und diese in einer Aufnahmeanordnung festsetzen.

www.uno-fluechtlingshilfe.de/hap

Strom und Wasser & The RefugeesMusik kann verändern. Gerade, wenn sie von denjenigen kommt, denen Ungerechtigkeit widerfahren ist. Das glaubt auch Musiker Heinz Ratz, der in Flüchtlingsheimen viele begabte Musi-ker aus aller Welt kennen lernte. Flücht-linge ohne Instrumente, ohne Auftritte. Trotz Residenzpflicht und Arbeitsverbot ging Ratz mit ihnen auf Tour.

So wie in diesem Jahr: Ab dem 14. Juli fährt „Strom und Wasser & The Refu-gees“ auf zwei großen Flößen den Mit-tellandkanal entlang, spielt in deut-schen Städten und stellt das Thema „Frauen auf der Flucht“ in den Fokus. So viel Engagement und Kreativität haben wir mit 4.000 Euro unterstützt.

www.strom-wasser.de

Flucht aus der UkraineSeit vielen Monaten steht die Krise in der Ukraine in den Schlagzeilen. UNHCR-Meldungen zufolge sind durch den Konflikt bislang etwa 120.000 Menschen innerhalb des Landes ver-trieben worden. Ukrainer flüchten auch verstärkt in andere Länder, vor allem nach Russland. Seit Beginn des Jahres sind dort etwa 168.000 Ukrainer angekommen.

In Folge der gestiegenen Vertriebenen-zahlen hat UNHCR seine Präsenz in der Ukraine verstärkt und unterstützt die Hilfsmaßnahmen der lokalen Behörden. Außerdem rief UNHCR die ukrainische Regierung dazu auf, ein zentrales Registrierungssystem für die Vertriebenen einzurichten, um besser helfen zu können.

Kurz notiert

On Tour: Heinz Ratz mit seiner Band „Strom und Wasser & The Refugees“. © G.Löhr

Die Flucht geht weiter: Syrer überqueren die Grenze nach Jordanien. © UNHCR/O.Laban-Mattei

Kleidung falten in einem ukrainischen Sanatorium, das als Unterkunft für Vertriebene dient. © UNHCR/N.Dovha

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Rubrik

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Wegen Geldmangel, logistischer Probleme und der prekären Sicherheitslage erhalten seit Juni fast 800.000 Flüchtlinge in Afrika weniger Lebensmittel. Mit furchtbaren Folgen vor allem für die Kinder: Es drohen verstärkt Unterernährung, daraus resultierendeAnämie (Blutarmut) und Wachstumsstörungen. UNHCR versucht Abhilfe zu schaffen und ist ständig für hungernde Flüchtlinge im Einsatz. Dank Ihrer großzügigen Spende konnten wir unseren Beitrag leisten und die UNHCR-Operationen unterstützen.

Ein UNHCR-Mitarbeiter kümmert sich um sechs Uhr morgens um die ersten Patienten im Ernährungszentrum. © UNHCR/F.Noy

Nahrungsmittelhilfe in Kamerun 2

Irak: Nothilfe für Flüchtlinge 4

Michele Poletto: Einsatz in Kamerun 6

Weltflüchtlingszahlen 2013 7

Tatkräftige Flüchtlinge in Zaatari 8

Breakout – Wie weit kommst du? 10

Mein Erbe soll helfen 11

Kurz notiert 12

Drastische KürzungenBesonders die weit abgelegenen Flüchtlingslager in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), in Kamerun, im Tschad und Südsudan sind von Kürzungen betrof-fen. Dort sind die Essensrationen für etwa 450.000 Flüchtlinge um mindestens 50 Prozent reduziert wor-den. „Es ist unerträglich, dass in der heutigen Welt des Überflusses Flüchtlinge Hunger leiden müssen. Oder dass ihre Kinder nicht in die Schule gehen können,

weil sie ihrer Familie helfen müssen zu überleben“, sagt Flüchtlingskom-missar António Guterres.

UNHCR hilft in BatouriSeit Dezember 2013 sind rund 90.000 Menschen aus der ZAR nach Kame-run geflüchtet. Nach wochen- oder gar monatelanger Flucht und der verzweifelten Suche nach etwas Ess-barem, erreichten sie in einem katas-trophalen Gesundheitszustand die Grenze. „Wir hatten nur etwas Milch und Blätter zum Essen. Sonst nichts“, berichtet die 17-jährige Habsatou. Um hungernde Flüchtlingskinder in Kamerun besser versorgen zu kön-nen, hat UNHCR gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen in Batouri ein Ernährungszentrum errichtet.

Inhalt

Kinder vor dem Hungertod gerettet

Über 50 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kam der UNHCR-Jahresbericht „Global Trends“, der zum Welt-flüchtlingstag am 20. Juni veröffentlicht wurde.

Diese Zahl ist eine Steigerung um sechs Millionen gegenüber dem Vorjahr. Deutlich mehr Flüchtlinge benötigen also Unterstützung und Hilfe. Aber dafür fehlt das Geld. Vor wenigen Wochen erst musste die Lebens-

mittelhilfe für Tausende Flüchtlinge in Afrika gekürzt werden. In einigen Ländern um mehr als die Hälfte. Dabei haben schon geringfügige Kürzungen der Basis-ration katastrophale Auswirkungen für Menschen, die ohnehin geschwächt und besonders anfällig für Krankheiten sind.

Doch nicht nur in Afrika fehlen die Mittel, um Flüchtlingen gebührend helfen zu können. UNHCR berichtet auch von erheb-

lichen Finanzierungslücken für die Irak- und Syrienhilfe, die die Stabilität einer ganzen Region gefährde. Ohne verstärkte internationale Hilfe ist das Leben von Tausen-den Flüchtlingen bedroht - überall auf der Welt.

Bernd SchlegelVorsitzender

Erdnusspaste gegen UnterernährungEtwa 40 Prozent der ankommenden Flüchtlingskinder sind unterernährt. Am schlimmsten trifft der Hunger die Kinder unter fünf Jahren. In Batouri bekommen sie Milch und therapeu-tische Fertignahrung - Plumpy’nut - eine energiereiche Paste aus Erdnuss-butter, Vitaminen und Mineralien.

„Einige der Kinder sind so schwach, dass sie nicht selber trinken können. Wir versorgen sie dann mit einen Schlauch durch die Nase. Die erste Mahlzeit des Tages ist um sechs Uhr morgens, die letzte nachts um zwei“, berichtet John Majaliwa, ein UNHCR-Ernährungsspezialist in Batouri.

Nahrungsmittelhilfe in Kamerun

Herzlichen Dank!

Editorial

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Bei der Blutuntersuchung wird festgestellt, ob der Flüchtlingsjunge sich mit Malaria infiziert hat. © UNHCR/C.Fohlen

ALGIERSYRIEN

TÜRKEI

ZYPERN

IRAK

JORDANIEN

ISRAEL

LIBANON

ANKARA

TEL AVIV

BEIRUT

AMMANBAGDAD

ITALIEN SERBIEN

KROATIEN

BOSNIEN-HERZEGOWINABELGRAD

ZAGREB

ROM

SÜDSUDAN

JUBA

KAMERUN

TSCHAD

N´DJAMENA

YAOUNDE

DAMASKUS

SARAJEVO

MONTE-NEGRO

PODGORICA

ZAATARI

ZENTRALAFRIK.REPUBLIK

BANGUIBATOURI

Gesundheitszustand stabilisiertAußerdem kümmert sich UNHCR in Batouri um die Trinkwasserversor-gung, um sanitäre Einrichtungen und Unterkünfte. Da unterernährte Kinder besonders anfällig für Infek-tionen sind, werden Blutuntersu-chungen (Malaria) und Impfkampa-gnen durchgeführt. UNHCR konnte so den Gesundheitszustand vieler Flüchtlingskinder stabilisieren und Leben retten - auch mit Ihrer Unter-stützung!

Mit Ihrem Beitrag helfen sie uns, das Leben von hungernden, unternährten Flüchtlings-kindern zu retten!

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Wegen Geldmangel, logistischer Probleme und der prekären Sicherheitslage erhalten seit Juni fast 800.000 Flüchtlinge in Afrika weniger Lebensmittel. Mit furchtbaren Folgen vor allem für die Kinder: Es drohen verstärkt Unterernährung, daraus resultierendeAnämie (Blutarmut) und Wachstumsstörungen. UNHCR versucht Abhilfe zu schaffen und ist ständig für hungernde Flüchtlinge im Einsatz. Dank Ihrer großzügigen Spende konnten wir unseren Beitrag leisten und die UNHCR-Operationen unterstützen.

Ein UNHCR-Mitarbeiter kümmert sich um sechs Uhr morgens um die ersten Patienten im Ernährungszentrum. © UNHCR/F.Noy

Nahrungsmittelhilfe in Kamerun 2

Irak: Nothilfe für Flüchtlinge 4

Michele Poletto: Einsatz in Kamerun 6

Weltflüchtlingszahlen 2013 7

Tatkräftige Flüchtlinge in Zaatari 8

Breakout – Wie weit kommst du? 10

Mein Erbe soll helfen 11

Kurz notiert 12

Drastische KürzungenBesonders die weit abgelegenen Flüchtlingslager in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), in Kamerun, im Tschad und Südsudan sind von Kürzungen betrof-fen. Dort sind die Essensrationen für etwa 450.000 Flüchtlinge um mindestens 50 Prozent reduziert wor-den. „Es ist unerträglich, dass in der heutigen Welt des Überflusses Flüchtlinge Hunger leiden müssen. Oder dass ihre Kinder nicht in die Schule gehen können,

weil sie ihrer Familie helfen müssen zu überleben“, sagt Flüchtlingskom-missar António Guterres.

UNHCR hilft in BatouriSeit Dezember 2013 sind rund 90.000 Menschen aus der ZAR nach Kame-run geflüchtet. Nach wochen- oder gar monatelanger Flucht und der verzweifelten Suche nach etwas Ess-barem, erreichten sie in einem katas-trophalen Gesundheitszustand die Grenze. „Wir hatten nur etwas Milch und Blätter zum Essen. Sonst nichts“, berichtet die 17-jährige Habsatou. Um hungernde Flüchtlingskinder in Kamerun besser versorgen zu kön-nen, hat UNHCR gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen in Batouri ein Ernährungszentrum errichtet.

Inhalt

Kinder vor dem Hungertod gerettet

Über 50 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kam der UNHCR-Jahresbericht „Global Trends“, der zum Welt-flüchtlingstag am 20. Juni veröffentlicht wurde.

Diese Zahl ist eine Steigerung um sechs Millionen gegenüber dem Vorjahr. Deutlich mehr Flüchtlinge benötigen also Unterstützung und Hilfe. Aber dafür fehlt das Geld. Vor wenigen Wochen erst musste die Lebens-

mittelhilfe für Tausende Flüchtlinge in Afrika gekürzt werden. In einigen Ländern um mehr als die Hälfte. Dabei haben schon geringfügige Kürzungen der Basis-ration katastrophale Auswirkungen für Menschen, die ohnehin geschwächt und besonders anfällig für Krankheiten sind.

Doch nicht nur in Afrika fehlen die Mittel, um Flüchtlingen gebührend helfen zu können. UNHCR berichtet auch von erheb-

lichen Finanzierungslücken für die Irak- und Syrienhilfe, die die Stabilität einer ganzen Region gefährde. Ohne verstärkte internationale Hilfe ist das Leben von Tausen-den Flüchtlingen bedroht - überall auf der Welt.

Bernd SchlegelVorsitzender

Erdnusspaste gegen UnterernährungEtwa 40 Prozent der ankommenden Flüchtlingskinder sind unterernährt. Am schlimmsten trifft der Hunger die Kinder unter fünf Jahren. In Batouri bekommen sie Milch und therapeu-tische Fertignahrung - Plumpy’nut - eine energiereiche Paste aus Erdnuss-butter, Vitaminen und Mineralien.

„Einige der Kinder sind so schwach, dass sie nicht selber trinken können. Wir versorgen sie dann mit einen Schlauch durch die Nase. Die erste Mahlzeit des Tages ist um sechs Uhr morgens, die letzte nachts um zwei“, berichtet John Majaliwa, ein UNHCR-Ernährungsspezialist in Batouri.

Nahrungsmittelhilfe in Kamerun

Herzlichen Dank!

Editorial

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Bei der Blutuntersuchung wird festgestellt, ob der Flüchtlingsjunge sich mit Malaria infiziert hat. © UNHCR/C.Fohlen

ALGIERSYRIEN

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KAMERUN

TSCHAD

N´DJAMENA

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DAMASKUS

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PODGORICA

ZAATARI

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BANGUIBATOURI

Gesundheitszustand stabilisiertAußerdem kümmert sich UNHCR in Batouri um die Trinkwasserversor-gung, um sanitäre Einrichtungen und Unterkünfte. Da unterernährte Kinder besonders anfällig für Infek-tionen sind, werden Blutuntersu-chungen (Malaria) und Impfkampa-gnen durchgeführt. UNHCR konnte so den Gesundheitszustand vieler Flüchtlingskinder stabilisieren und Leben retten - auch mit Ihrer Unter-stützung!

Mit Ihrem Beitrag helfen sie uns, das Leben von hungernden, unternährten Flüchtlings-kindern zu retten!

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Dramatische Konsequenzen„Wir haben eine explosive Situation, ein Überschwappen des syrischen Konflikts in den Irak, während gleich-zeitig Tausende Syrer in die Nachbar-länder strömen“, sagt Flüchtlingskom-missar António Guterres. „Wenn wir keine ausreichende humanitäre Hilfe

Drei Millionen Syrer flüchteten bisher in die Nachbarländer. Der Hilfsbedarf ist immens und steigt täglich. Die Kämpfe im Irak verschärfen die Lage noch. Dort hat die Zahl der Vertrie-benen 1,2 Millionen erreicht. 300.000 von ihnen suchten Schutz im kur-dischen Teil des Landes. Unter den Flüchtenden sind Jesiden, Christen und andere religiöse Minderheiten, die immer wieder Zielscheibe der Gewalt werden.

Unterstützen Sie unsere Irak-Nothilfe:

leisten, dann wird das dramatische Konsequenzen für die Flüchtlinge und die Stabilität der ganzen Region haben.“ Aus Geldmangel drohe die Kürzung von Lebensmittelrationen. Die Einschränkung ärztlicher Versor-gung könne zu Epidemien führen.

Massenflucht im IrakIm Laufe dieses Jahres verschlechterte sich die Lage im Irak zusehends. Mas-sive Fluchtbewegungen begannen zu-nächst im Gouvernement Anbar, wo nach Kämpfen eine halbe Million Men-schen ihre Dörfer und Städte verließen. Weitere 700.000 Iraker flüchteten aus Ninive und angrenzenden Provinzen im Norden des Landes. Dort eroberte die islamistische Terrorgruppe IS, die auch in Syrien operiert, Stadt um Stadt. Darunter auch Mosul, die zweitgrößte

Stadt des Irak. Eine panikartige Massen-flucht war die Folge.

Schutz in der GrundschuleViele Vertriebene suchten Schutz in den Gouvernements Erbil und Duhok, die im irakischen Kurdengebiet liegen.Sie fanden Aufnahme in Schulen, Moscheen, Kirchen und provisorischen Camps. In der Hekma Grundschule in der Stadt Erbil kamen Behnam, seine Frau Nadia und seine fünf Kinder unter. In der Nacht zuvor flüchtete die Familie aus dem Dorf Qaraqosh bei Mosul. Behnam ist froh, dass sie eine Blei-be haben. Doch die Umstände sind schwierig: „Es ist so heiß hier“, sagt Nadia. „Viele Menschen müssen sich ein Badezimmer teilen, in dem es keine Dusche gibt.“ 700 Vertriebene leben in der Schule, auf engstem Raum.

Von UNHCR kam Hilfe. Auf schnellstemWeg brachten Mitarbeiter Hundertevon Matratzen und Decken in die Schule. Sie versorgten die Flüchtlinge mit dem Notwendigsten: Hygienear-tikel, Seife, Zahnbürsten und vieles mehr. Der Bedarf ist groß für Men-schen, die nichts mitnehmen konnten.

Aus dem Wüstenboden gestampftBevor Mitte Juni das Flüchtlingslager errichtet wurde, war Garmawa nur ein Stück öder Wüste. Garmawa liegt 35 Kilometer nordöstlich von Mosul entfernt. Nachdem immer mehr Menschen die Stadt verließen und sich Richtung Nordosten auf den Weg machten, erlaubten die kurdischen Behörden den Bau eines Camps. In kürzester Zeit stampften UNHCR und seine Partner das Flüchtlingslager aus dem Wüstenboden und errichteten quasi eine Kleinstadt mit eigener

Infrastruktur. Es gibt Elektrizität, Wasser, Latrinen und sanitäre Einrich-tungen. Außerdem wurde ein Gesund-heitszentrum gebaut, in dem zwei Ärzte, eine Krankenschwester und ein Apotheker arbeiten.

Ein Camp reicht nichtZwei Wochen nach Baubeginn hatten bereits mehr als 1.000 Menschen im Camp Zuflucht gefunden. Heute stehen dort über 1.100 UNHCR-Zelte, Helfer haben zusätzlich Matratzen und Decken verteilt. Doch Garmawa allein wird nicht reichen, um die vielen Flüchtlinge in der Region auf-zunehmen. In einem früheren Weizen-feld in Khazair, südlich der Stadt Erbil, wurde ein neues Flüchtlingslager errichtet. Drei weitere sind im Bau oder in Planung.

Gefahr für syrische FlüchtlingeDer Irak-Konflikt bedroht auch syrische Flüchtlinge, die in diesem

Krisenherd Irak: Nothilfe für Flüchtlinge und Vertriebene

UNHCR-Zelte im Flüchtlingslager Garmawa, Irak. © UNHCR/S.Baldwin

Jetzt online spenden: www.uno-fluechtlingshilfe.de/irak-nothilfe

IBAN: DE94 3702 0500 0008 2900 00Bank für Sozialwirtschaft Köln

BIC: BFSWDE33XXX

Land leben. In der westlichen Provinz Anbar liegt das Flüchtlingslager Al-Qaem. Dort leben 5.000 Syrer, die in den Sog der Gewalt geraten sind. In der unmittelbaren Umgebung desCamps kam es zu Kämpfen, die unter den Flüchtlingen Panik auslösten. UNHCR reagierte schnell und ver-sorgte die Menschen mit Kerosin, Diesel und Mehl. Im Irak, in Syrien und seinen Nach-barländern ist UNHCR im ständigen Einsatz für Flüchtlinge und verteilt Lebensmittel, Wasser, Zelte, Matratzen und Medikamente. Weitere Hilfe wird dringend gebraucht - doch dafür fehlt das Geld.

Permanente Herausforderungen

Flüchtlingskinder aus Mosul füllen von einem Tanklastzug Wasser in Plastikflaschen ab. © UNHCR/S.Baldwin

Nach ihrer Flucht aus Mosul haben die Geschwis-ter Aufnahme in einer Dorfschule gefunden. © UNHCR/S.Baldwin

BAMAKO

MAURETANIEN

MALI

ALGERIEN

NIGER

BURKINA FASO

Elfenbein-küste

GUINEA

SENEGALNIAMEY

NOUAKCHOTT

DAKAR

CONAKRY

YAMOUSSOUKRO

OUAGADOUGOU

ALGIERSYRIEN

TÜRKEI

KUWAIT

IRAK

JORDANIEN

IRAN

SAUDI-ARABIEN

ANKARA

TEHERAN

RIAD

AMMANBAGDAD

ITALIEN SERBIEN

KROATIEN

BOSNIEN-HERZEGOWINABELGRAD

ZAGREB

ROM

KINSHASA

DEM. REP.KONGO

SÜDSUDAN

JUBA

ZENTRAL-AFRIK.REPUBLIK

UGANDA

RUANDA

BURUNDI

TANSANIA

SAMBIA

ANGOLA

KONGO

KAMPALA

DODOMA

LUANDA

BRAZZAVILLE

BANGUI

LUSAKA

KIGALIBUJUMBURA

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Dramatische Konsequenzen„Wir haben eine explosive Situation, ein Überschwappen des syrischen Konflikts in den Irak, während gleich-zeitig Tausende Syrer in die Nachbar-länder strömen“, sagt Flüchtlingskom-missar António Guterres. „Wenn wir keine ausreichende humanitäre Hilfe

Drei Millionen Syrer flüchteten bisher in die Nachbarländer. Der Hilfsbedarf ist immens und steigt täglich. Die Kämpfe im Irak verschärfen die Lage noch. Dort hat die Zahl der Vertrie-benen 1,2 Millionen erreicht. 300.000 von ihnen suchten Schutz im kur-dischen Teil des Landes. Unter den Flüchtenden sind Jesiden, Christen und andere religiöse Minderheiten, die immer wieder Zielscheibe der Gewalt werden.

Unterstützen Sie unsere Irak-Nothilfe:

leisten, dann wird das dramatische Konsequenzen für die Flüchtlinge und die Stabilität der ganzen Region haben.“ Aus Geldmangel drohe die Kürzung von Lebensmittelrationen. Die Einschränkung ärztlicher Versor-gung könne zu Epidemien führen.

Massenflucht im IrakIm Laufe dieses Jahres verschlechterte sich die Lage im Irak zusehends. Mas-sive Fluchtbewegungen begannen zu-nächst im Gouvernement Anbar, wo nach Kämpfen eine halbe Million Men-schen ihre Dörfer und Städte verließen. Weitere 700.000 Iraker flüchteten aus Ninive und angrenzenden Provinzen im Norden des Landes. Dort eroberte die islamistische Terrorgruppe IS, die auch in Syrien operiert, Stadt um Stadt. Darunter auch Mosul, die zweitgrößte

Stadt des Irak. Eine panikartige Massen-flucht war die Folge.

Schutz in der GrundschuleViele Vertriebene suchten Schutz in den Gouvernements Erbil und Duhok, die im irakischen Kurdengebiet liegen.Sie fanden Aufnahme in Schulen, Moscheen, Kirchen und provisorischen Camps. In der Hekma Grundschule in der Stadt Erbil kamen Behnam, seine Frau Nadia und seine fünf Kinder unter. In der Nacht zuvor flüchtete die Familie aus dem Dorf Qaraqosh bei Mosul. Behnam ist froh, dass sie eine Blei-be haben. Doch die Umstände sind schwierig: „Es ist so heiß hier“, sagt Nadia. „Viele Menschen müssen sich ein Badezimmer teilen, in dem es keine Dusche gibt.“ 700 Vertriebene leben in der Schule, auf engstem Raum.

Von UNHCR kam Hilfe. Auf schnellstemWeg brachten Mitarbeiter Hundertevon Matratzen und Decken in die Schule. Sie versorgten die Flüchtlinge mit dem Notwendigsten: Hygienear-tikel, Seife, Zahnbürsten und vieles mehr. Der Bedarf ist groß für Men-schen, die nichts mitnehmen konnten.

Aus dem Wüstenboden gestampftBevor Mitte Juni das Flüchtlingslager errichtet wurde, war Garmawa nur ein Stück öder Wüste. Garmawa liegt 35 Kilometer nordöstlich von Mosul entfernt. Nachdem immer mehr Menschen die Stadt verließen und sich Richtung Nordosten auf den Weg machten, erlaubten die kurdischen Behörden den Bau eines Camps. In kürzester Zeit stampften UNHCR und seine Partner das Flüchtlingslager aus dem Wüstenboden und errichteten quasi eine Kleinstadt mit eigener

Infrastruktur. Es gibt Elektrizität, Wasser, Latrinen und sanitäre Einrich-tungen. Außerdem wurde ein Gesund-heitszentrum gebaut, in dem zwei Ärzte, eine Krankenschwester und ein Apotheker arbeiten.

Ein Camp reicht nichtZwei Wochen nach Baubeginn hatten bereits mehr als 1.000 Menschen im Camp Zuflucht gefunden. Heute stehen dort über 1.100 UNHCR-Zelte, Helfer haben zusätzlich Matratzen und Decken verteilt. Doch Garmawa allein wird nicht reichen, um die vielen Flüchtlinge in der Region auf-zunehmen. In einem früheren Weizen-feld in Khazair, südlich der Stadt Erbil, wurde ein neues Flüchtlingslager errichtet. Drei weitere sind im Bau oder in Planung.

Gefahr für syrische FlüchtlingeDer Irak-Konflikt bedroht auch syrische Flüchtlinge, die in diesem

Krisenherd Irak: Nothilfe für Flüchtlinge und Vertriebene

UNHCR-Zelte im Flüchtlingslager Garmawa, Irak. © UNHCR/S.Baldwin

Jetzt online spenden: www.uno-fluechtlingshilfe.de/irak-nothilfe

IBAN: DE94 3702 0500 0008 2900 00Bank für Sozialwirtschaft Köln

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Land leben. In der westlichen Provinz Anbar liegt das Flüchtlingslager Al-Qaem. Dort leben 5.000 Syrer, die in den Sog der Gewalt geraten sind. In der unmittelbaren Umgebung desCamps kam es zu Kämpfen, die unter den Flüchtlingen Panik auslösten. UNHCR reagierte schnell und ver-sorgte die Menschen mit Kerosin, Diesel und Mehl. Im Irak, in Syrien und seinen Nach-barländern ist UNHCR im ständigen Einsatz für Flüchtlinge und verteilt Lebensmittel, Wasser, Zelte, Matratzen und Medikamente. Weitere Hilfe wird dringend gebraucht - doch dafür fehlt das Geld.

Permanente Herausforderungen

Flüchtlingskinder aus Mosul füllen von einem Tanklastzug Wasser in Plastikflaschen ab. © UNHCR/S.Baldwin

Nach ihrer Flucht aus Mosul haben die Geschwis-ter Aufnahme in einer Dorfschule gefunden. © UNHCR/S.Baldwin

BAMAKO

MAURETANIEN

MALI

ALGERIEN

NIGER

BURKINA FASO

Elfenbein-küste

GUINEA

SENEGALNIAMEY

NOUAKCHOTT

DAKAR

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Michele Poletto inmitten einer zentralafrikanischen Flüchtlingsfamilie in Kamerun. © UNHCR

Warum fliehen die Menschen?Die Flüchtlinge sind meist Muslime. Vor einem Jahr stürzte die muslimische Opposition Séléka die Regierung. Christliche Milizen griffen darauf die muslimische Bevölkerung an. Viele flohen nach Kamerun, in eine der ärmsten Regionen der Welt.

Was tut UNHCR in Kamerun?Ich war ganz am Anfang des Einsatzesdort, als viele Flüchtlinge ankamen und erste Hilfeleistungen brauchten. Es musste eine Struktur aufgebaut werden, um die Menschen unter-zubringen, zu registrieren und in sichere Regionen zu bringen. Dort bekommen sie Wasser, Nahrung und medizinische Hilfe. Ein sehr kleines Team musste all dies bewältigen.

Was hat Dich besonders beschäftigt?Der Zustand der Ankommenden! Man sah den Menschen die erlittene Gewalt an. Ich sah Kinder mit Mache-ten-Wunden am Kopf. Sie waren sehr geschwächt und unterernährt, ohne Kraft zum Weinen. Man fragt sich, wer ihnen so etwas antut!

Was haben die Flüchtlinge gesagt?Ich besuchte Flüchtlingsunterkünfte an der Grenze und habe zwei bis drei Tage in den Dörfern gelebt. Ein Mädchen erzählte mir, wie die Milizen in ihr Dorf kamen und das Feuer eröffneten. Sie konnte sich verstecken und musste über Stunden ansehen, was im Dorf passierte.Die Flüchtlinge haben alles zurückge-lassen und liefen teilweise wochenlang. Viele kommen in schlechter Verfassung an. Aber man kann auch sehen, wie es

ihnen nach ein paar Tagen besser geht. Sie sind dankbar für jede Hilfe. Eine ältere Frau war so glücklich, weil sie mit Hilfe von UNHCR ihren Mann wiederfand, von dem sie auf der Flucht getrennt wurde.

Was kann man tun, um zu helfen?Der Bedarf ist groß. In Kamerun ist es sehr schwierig, in die abgelegenen Regionen zu kommen. Spenden helfen uns, für sauberes Wasser zu sorgen, gegen Krankheiten und Unterernährung vorzugehen. Wir bringen die Menschen von der Grenze weiter ins Landesinnere, wo wir besser für sie sorgen können.Ich hoffe, dass wir der Welt mehr davon berichten können, was hier gerade passiert.

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Erschreckende Zahlen

Desaströser SyrienkonfliktHauptgrund für diesen massiven Anstieg ist der Krieg in Syrien. 2,5 Mil-lionen Menschen wurden durch ihn zu Flüchtlingen, 6,5 Millionen zu Binnen-vertriebenen. Flucht und Vertreibung haben auch in Afrika erheblich zuge-nommen - vor allem in Zentralafrika und im Südsudan seit Ende 2013.

UNHCR benennt drei Gruppen von Flüchtenden. So wurden insgesamt 16,7 Millionen Flüchtlinge gezählt, die höchste Zahl seit 2011. Gleichzeitig waren 33,3 Millionen Menschen inner-halb ihres Landes auf der Flucht und 1,1 Millionen stellten einen Asylantrag - die Mehrzahl von ihnen in Industrie-staaten.

Humanitäre Hilfe benötigtMehr als 50 Millionen Flüchtlinge bedeuten eine riesige Zahl von Men-schen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen ist - eine große Heraus-forderung für die Nachbarländer, für die internationale Gemeinschaft und Hilfsorganisationen weltweit.

Rückkehr und dauerhafte Lösungen2013 konnten 1,8 Millionen Menschen in ihre Heimat zurückkehren. Das sind fast eine Million weniger als im Vorjahr. Unter ihnen waren 414.000 Flüchtlinge und mindestens 1,4 Milli-onen Binnenvertriebene. Rund 98.400 Flüchtlinge fanden in 21 Drittstaaten eine neue Heimat.

Politische Lösung gefordert„Die internationale Staatengemein-schaft muss ihre Differenzen ausräu-men und Lösungen für die Konflikte finden - im Südsudan, in Syrien, der Zentralafrikanischen Republik und anderswo“, appellierte UN-Flücht-lingskommissar António Guterres angesichts der erschreckenden Zahlen.

Zum ersten Mal seit dem Zweiten Welt-krieg gibt es auf der Welt mehr als 50 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene (Flüchtlinge im eigenen Land). Der UNHCR-Jahres-bericht Global Trends zeigt, dass Ende 2013 über 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht waren - sechs Millionen mehr als ein Jahr zuvor.

Weltflüchtlingszahlen 2013 - Global Trends

www.uno-fluechtlingshilfe.de/global-trends-2013

Michele war im Frühjahr 2014 mit dem UNHCR-Nothilfeteam in Kamerun an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik. Er übernahm dort die Öffentlichkeitsarbeit – sammelte Informationen für UNHCR, machte Fotos und schrieb Artikel zur Lage.

Im Einsatz Michele Poletto in Kamerun

UNHCR-Nothilfeteam

ALGERIEN

ALGIER

TÜRKEI294.304 Kinder

ITALIEN

ROM

KAMERUN

YAOUNDE

LAMPEDUSASIZILIEN

TUNESIEN

LIBYEN

ÄGYPTEN56.154 Kinder

SYRIEN

TRIPOLIS

TUNIS

JORDANIEN291.238 Kinder

IRAK77.125 Kinder

LIBANON387.007 Kinder

NORDAFRIKA7.629 Kinder

TSCHAD

SÜDSUDAN

JUBA

SUDAN

ZENTRALAFRIK.REPUBLIK

BANGUI

KINSHASA

DEM. REP.KONGO

KHARTUM

N´DJAMENA

KONGO

BRAZZAVILLE

In Rabaa al-Sarhan, einem jordanischen Ort nahe der Grenze zu Syrien, wird die Familie von Abu Saleh als Flüchtlinge registriert. © UNHCR/J.Kohler

´93 ´95 ´97 ´99 ´01 ´03 ´05 ´07 ´09 ´11 ´13

(in Millionen)60

50

40

30

20

10

0

Flüchtlinge weltweit / 1993 - 2013

Flüchtlinge und Asylsuchende Binnenvertriebene

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Michele Poletto inmitten einer zentralafrikanischen Flüchtlingsfamilie in Kamerun. © UNHCR

Warum fliehen die Menschen?Die Flüchtlinge sind meist Muslime. Vor einem Jahr stürzte die muslimische Opposition Séléka die Regierung. Christliche Milizen griffen darauf die muslimische Bevölkerung an. Viele flohen nach Kamerun, in eine der ärmsten Regionen der Welt.

Was tut UNHCR in Kamerun?Ich war ganz am Anfang des Einsatzesdort, als viele Flüchtlinge ankamen und erste Hilfeleistungen brauchten. Es musste eine Struktur aufgebaut werden, um die Menschen unter-zubringen, zu registrieren und in sichere Regionen zu bringen. Dort bekommen sie Wasser, Nahrung und medizinische Hilfe. Ein sehr kleines Team musste all dies bewältigen.

Was hat Dich besonders beschäftigt?Der Zustand der Ankommenden! Man sah den Menschen die erlittene Gewalt an. Ich sah Kinder mit Mache-ten-Wunden am Kopf. Sie waren sehr geschwächt und unterernährt, ohne Kraft zum Weinen. Man fragt sich, wer ihnen so etwas antut!

Was haben die Flüchtlinge gesagt?Ich besuchte Flüchtlingsunterkünfte an der Grenze und habe zwei bis drei Tage in den Dörfern gelebt. Ein Mädchen erzählte mir, wie die Milizen in ihr Dorf kamen und das Feuer eröffneten. Sie konnte sich verstecken und musste über Stunden ansehen, was im Dorf passierte.Die Flüchtlinge haben alles zurückge-lassen und liefen teilweise wochenlang. Viele kommen in schlechter Verfassung an. Aber man kann auch sehen, wie es

ihnen nach ein paar Tagen besser geht. Sie sind dankbar für jede Hilfe. Eine ältere Frau war so glücklich, weil sie mit Hilfe von UNHCR ihren Mann wiederfand, von dem sie auf der Flucht getrennt wurde.

Was kann man tun, um zu helfen?Der Bedarf ist groß. In Kamerun ist es sehr schwierig, in die abgelegenen Regionen zu kommen. Spenden helfen uns, für sauberes Wasser zu sorgen, gegen Krankheiten und Unterernährung vorzugehen. Wir bringen die Menschen von der Grenze weiter ins Landesinnere, wo wir besser für sie sorgen können.Ich hoffe, dass wir der Welt mehr davon berichten können, was hier gerade passiert.

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Erschreckende Zahlen

Desaströser SyrienkonfliktHauptgrund für diesen massiven Anstieg ist der Krieg in Syrien. 2,5 Mil-lionen Menschen wurden durch ihn zu Flüchtlingen, 6,5 Millionen zu Binnen-vertriebenen. Flucht und Vertreibung haben auch in Afrika erheblich zuge-nommen - vor allem in Zentralafrika und im Südsudan seit Ende 2013.

UNHCR benennt drei Gruppen von Flüchtenden. So wurden insgesamt 16,7 Millionen Flüchtlinge gezählt, die höchste Zahl seit 2011. Gleichzeitig waren 33,3 Millionen Menschen inner-halb ihres Landes auf der Flucht und 1,1 Millionen stellten einen Asylantrag - die Mehrzahl von ihnen in Industrie-staaten.

Humanitäre Hilfe benötigtMehr als 50 Millionen Flüchtlinge bedeuten eine riesige Zahl von Men-schen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen ist - eine große Heraus-forderung für die Nachbarländer, für die internationale Gemeinschaft und Hilfsorganisationen weltweit.

Rückkehr und dauerhafte Lösungen2013 konnten 1,8 Millionen Menschen in ihre Heimat zurückkehren. Das sind fast eine Million weniger als im Vorjahr. Unter ihnen waren 414.000 Flüchtlinge und mindestens 1,4 Milli-onen Binnenvertriebene. Rund 98.400 Flüchtlinge fanden in 21 Drittstaaten eine neue Heimat.

Politische Lösung gefordert„Die internationale Staatengemein-schaft muss ihre Differenzen ausräu-men und Lösungen für die Konflikte finden - im Südsudan, in Syrien, der Zentralafrikanischen Republik und anderswo“, appellierte UN-Flücht-lingskommissar António Guterres angesichts der erschreckenden Zahlen.

Zum ersten Mal seit dem Zweiten Welt-krieg gibt es auf der Welt mehr als 50 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene (Flüchtlinge im eigenen Land). Der UNHCR-Jahres-bericht Global Trends zeigt, dass Ende 2013 über 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht waren - sechs Millionen mehr als ein Jahr zuvor.

Weltflüchtlingszahlen 2013 - Global Trends

www.uno-fluechtlingshilfe.de/global-trends-2013

Michele war im Frühjahr 2014 mit dem UNHCR-Nothilfeteam in Kamerun an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik. Er übernahm dort die Öffentlichkeitsarbeit – sammelte Informationen für UNHCR, machte Fotos und schrieb Artikel zur Lage.

Im Einsatz Michele Poletto in Kamerun

UNHCR-Nothilfeteam

ALGERIEN

ALGIER

TÜRKEI294.304 Kinder

ITALIEN

ROM

KAMERUN

YAOUNDE

LAMPEDUSASIZILIEN

TUNESIEN

LIBYEN

ÄGYPTEN56.154 Kinder

SYRIEN

TRIPOLIS

TUNIS

JORDANIEN291.238 Kinder

IRAK77.125 Kinder

LIBANON387.007 Kinder

NORDAFRIKA7.629 Kinder

TSCHAD

SÜDSUDAN

JUBA

SUDAN

ZENTRALAFRIK.REPUBLIK

BANGUI

KINSHASA

DEM. REP.KONGO

KHARTUM

N´DJAMENA

KONGO

BRAZZAVILLE

In Rabaa al-Sarhan, einem jordanischen Ort nahe der Grenze zu Syrien, wird die Familie von Abu Saleh als Flüchtlinge registriert. © UNHCR/J.Kohler

´93 ´95 ´97 ´99 ´01 ´03 ´05 ´07 ´09 ´11 ´13

(in Millionen)60

50

40

30

20

10

0

Flüchtlinge weltweit / 1993 - 2013

Flüchtlinge und Asylsuchende Binnenvertriebene

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Die Champs-Élysées in der WüsteEs herrscht reges Treiben auf der „Champs-Élysées“, ein Ort des Han-dels und des Zeitvertreibs. Für alle ist etwas dabei: Es gibt Brautkleider, Kosmetikartikel, Vorhänge und natürlich allerlei Köstlichkeiten. Wir befinden uns nicht in Paris. Es flanie-ren auch keine Touristen durch die Straße, die mittlerweile über 3.000 Geschäfte zählt. Zaatari ist der Ort des Geschehens. Ein Flüchtlingslager mitten in der Wüste Jordaniens, nur einige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Rund 100.000 syrische Flüchtlinge leben hier.

Zakaria der BäckerViele von ihnen übten in ihrer Heimat einen Beruf aus und hatten ihr eige-nes Gewerbe. Wie der 43-jährige Zakaria. Schon früh fing er mit seinem Handwerk an, bereits 30 Jahre lang ist er Bäcker. Seit Ende 2012 lebt er in Zaatari. Auch hier hält ihn nichts davon ab, weiterhin Croissants, Pizzen und die traditionellen Teigtaschen – Samosas – zu backen. In seiner Bäckerei „Salam“ kaufen viele Lands-leute ein. Zakaria ist nicht der Einzige, der hier arbeitet. Vier weitere Ange-stellte backen Süßes und Salziges.

Am alten Leben anknüpfen

Voll und eng ist es auf der sogenannten Champs-Élysées, der Marktstraße des Flüchtlingslagers Zaatari. © UNHCR/S.BaldwinTatkräftige Flüchtlinge in Zaatari

Einkaufen bei QasimViele syrische Flüchtlinge in Zaatari haben mit der Zeit eine erstaunliche Eigeninitiative entwickelt. Sie wol-len nicht untätig herumsitzen und wissen, woran es im Flüchtlingslager fehlt. Ihre Ideen und Träume zu ver-wirklichen, ist nicht immer einfach. Wie kann man in einem Flüchtlings-lager einen Supermarkt mit einem mehr oder weniger großen Sortiment bauen? Der 30-jährige Qasim Muqdad, der schon Supermärkte in Syrien und Kuwait besaß, wusste wie: Er hat acht Container zusammengeschmolzen und einen Zementboden eingefügt.

Ein Flüchtlingslager ist eine enorme logistische Herausforderung. UNHCR und seine Partner tun alles dafür, die Menschen in Camps zu schützen und zu versorgen. Trotz aller Anstrengungen fehlt es den Flüchtlingen noch an vielem, auch Kleinigkeiten, die das Leben lebens-wert machen. In vielen Flüchtlings-lagern entstehen deshalb Märkte, Geschäfte öffnen. Auch wenn die Menschen sich nichts mehr wün-schen, als in ihre Heimat zurück-zukehren, so möchten sie doch an ihr altes Leben und den gewohnten Alltag anknüpfen.

Dank dieser Größe können in Qasims Supermarkt 500 bis 1.000 Kunden täglich einkaufen.

Vernetzt dank YusefObgleich die Läden in der Champs-Élysées nicht legal sind, werden sie toleriert. Ebenso wie Yusefs Arbeit. In Syrien war er Elektriker. Von sei-nem Wissen und seiner Erfahrung profitieren viele Bewohner Zaataris. Läden wie Qasims Supermarkt oder Zakarias Bäckerei kämen ohne Strom nicht aus. Viele Familien wollen auch abends in ihren Wohncontainern noch Licht haben oder fernsehen. Deshalb vernetzt Yusef die Container mit dem Stromnetz des Lagers. Pro Auftrag verlangt er ein bisschen mehr als fünf US-Dollar. Ein bis fünf Mal wird er am Tag gerufen. Sein Geschäft rentiert sich.

Ein bisschen NormalitätAll das sind Zeichen dafür, dass vertriebene Menschen, die Verwandte und Freunde zurücklassen mussten, ein bisschen Normalität zurückgewinnen möchten. Das Leben in Zaatari ist in

vielerlei Hinsicht nicht einfach. Der Wohnraum ist sehr begrenzt und das Wüstenklima extrem. Hinzukommt die Unsicherheit darüber, wann die Flüchtlinge in ihre Heimat zurück-kehren können. Zu arbeiten und eigenes Geld zu verdienen, gibt den Menschen ein Stück von jener Auto-nomie zurück, die sie auf ihrer Flucht verloren haben.

Yusufs BrautkleiderNormalität bedeutet, das Leben nicht zum Stillstand kommen zu lassen. In Zaatari werden Feste gefeiert, darunter auch Hochzeiten. Damit die Bräute nicht auf ein Brautkleid verzichten müssen, gibt es in der jordanischen Champs-Élysées immer mehr Frauenboutiquen, in deren Sortiment Brautkleider nicht fehlen. Der 22-jährige Yusuf ist Inhaber einer solchen Boutique – „Hala Fashion“ heißt sie. Frauen können hier üppig mit Blumen und Pailletten verzierte Brautkleider leihen. Der Preis beträgt 35 US-Dollar pro Tag.

Das Beste machenDie 3.000 Geschäfte in der Hauptstraße Zaataris sind einerseits ein Zeichen dafür, dass sich viele damit abgefun-den haben, dass eine Rückkehr in der nahen Zukunft nicht möglich ist. Andererseits jedoch zeigen sie auch, dass die Flüchtlinge das Beste aus ihrer Situation machen wollen und versuchen, an ihr altes Leben anzu-knüpfen.

„Ein Tag im Leben“ Video-Doku über Zaatari: www.uno-fluechtlingshilfe.de/zaatari

BAMAKO

MAURETANIEN

MALI

ALGERIEN

NIGER

BURKINA FASO

Elfenbein-küste

GUINEA

SENEGALNIAMEY

NOUAKCHOTT

DAKAR

CONAKRY

YAMOUSSOUKRO

OUAGADOUGOU

ALGIERSYRIEN

TÜRKEI

ZYPERN

IRAK

JORDANIEN

ISRAEL

LIBANON

ANKARA

TEL AVIV

BEIRUT

AMMANBAGDAD

ITALIEN SERBIEN

KROATIEN

BOSNIEN-HERZEGOWINABELGRAD

ZAGREB

ROM

KINSHASA

DEM. REP.KONGO

SÜDSUDAN

JUBA

ZENTRAL-AFRIK.REPUBLIK

UGANDA

RUANDA

BURUNDI

TANSANIA

SAMBIA

ANGOLA

KONGO

KAMPALA

DODOMA

LUANDA

BRAZZAVILLE

BANGUI

LUSAKA

KIGALIBUJUMBURA

DAMASKUS

SARAJEVO

MONTE-NEGRO

PODGORICA

ZAATARI

Stolz präsentiert Zakaria seine Minipizzen auf dem Tablett. „Salam“ - Frieden - heißt seine Bäckerei. © UNHCR/S.Baldwin

Kabelgewirr auf der Champs-Élysées. Elektriker Yusef legt Anschlüsse und versorgt die Hütten mit Strom. © UNHCR/S.Baldwin

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Die Champs-Élysées in der WüsteEs herrscht reges Treiben auf der „Champs-Élysées“, ein Ort des Han-dels und des Zeitvertreibs. Für alle ist etwas dabei: Es gibt Brautkleider, Kosmetikartikel, Vorhänge und natürlich allerlei Köstlichkeiten. Wir befinden uns nicht in Paris. Es flanie-ren auch keine Touristen durch die Straße, die mittlerweile über 3.000 Geschäfte zählt. Zaatari ist der Ort des Geschehens. Ein Flüchtlingslager mitten in der Wüste Jordaniens, nur einige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Rund 100.000 syrische Flüchtlinge leben hier.

Zakaria der BäckerViele von ihnen übten in ihrer Heimat einen Beruf aus und hatten ihr eige-nes Gewerbe. Wie der 43-jährige Zakaria. Schon früh fing er mit seinem Handwerk an, bereits 30 Jahre lang ist er Bäcker. Seit Ende 2012 lebt er in Zaatari. Auch hier hält ihn nichts davon ab, weiterhin Croissants, Pizzen und die traditionellen Teigtaschen – Samosas – zu backen. In seiner Bäckerei „Salam“ kaufen viele Lands-leute ein. Zakaria ist nicht der Einzige, der hier arbeitet. Vier weitere Ange-stellte backen Süßes und Salziges.

Am alten Leben anknüpfen

Voll und eng ist es auf der sogenannten Champs-Élysées, der Marktstraße des Flüchtlingslagers Zaatari. © UNHCR/S.BaldwinTatkräftige Flüchtlinge in Zaatari

Einkaufen bei QasimViele syrische Flüchtlinge in Zaatari haben mit der Zeit eine erstaunliche Eigeninitiative entwickelt. Sie wol-len nicht untätig herumsitzen und wissen, woran es im Flüchtlingslager fehlt. Ihre Ideen und Träume zu ver-wirklichen, ist nicht immer einfach. Wie kann man in einem Flüchtlings-lager einen Supermarkt mit einem mehr oder weniger großen Sortiment bauen? Der 30-jährige Qasim Muqdad, der schon Supermärkte in Syrien und Kuwait besaß, wusste wie: Er hat acht Container zusammengeschmolzen und einen Zementboden eingefügt.

Ein Flüchtlingslager ist eine enorme logistische Herausforderung. UNHCR und seine Partner tun alles dafür, die Menschen in Camps zu schützen und zu versorgen. Trotz aller Anstrengungen fehlt es den Flüchtlingen noch an vielem, auch Kleinigkeiten, die das Leben lebens-wert machen. In vielen Flüchtlings-lagern entstehen deshalb Märkte, Geschäfte öffnen. Auch wenn die Menschen sich nichts mehr wün-schen, als in ihre Heimat zurück-zukehren, so möchten sie doch an ihr altes Leben und den gewohnten Alltag anknüpfen.

Dank dieser Größe können in Qasims Supermarkt 500 bis 1.000 Kunden täglich einkaufen.

Vernetzt dank YusefObgleich die Läden in der Champs-Élysées nicht legal sind, werden sie toleriert. Ebenso wie Yusefs Arbeit. In Syrien war er Elektriker. Von sei-nem Wissen und seiner Erfahrung profitieren viele Bewohner Zaataris. Läden wie Qasims Supermarkt oder Zakarias Bäckerei kämen ohne Strom nicht aus. Viele Familien wollen auch abends in ihren Wohncontainern noch Licht haben oder fernsehen. Deshalb vernetzt Yusef die Container mit dem Stromnetz des Lagers. Pro Auftrag verlangt er ein bisschen mehr als fünf US-Dollar. Ein bis fünf Mal wird er am Tag gerufen. Sein Geschäft rentiert sich.

Ein bisschen NormalitätAll das sind Zeichen dafür, dass vertriebene Menschen, die Verwandte und Freunde zurücklassen mussten, ein bisschen Normalität zurückgewinnen möchten. Das Leben in Zaatari ist in

vielerlei Hinsicht nicht einfach. Der Wohnraum ist sehr begrenzt und das Wüstenklima extrem. Hinzukommt die Unsicherheit darüber, wann die Flüchtlinge in ihre Heimat zurück-kehren können. Zu arbeiten und eigenes Geld zu verdienen, gibt den Menschen ein Stück von jener Auto-nomie zurück, die sie auf ihrer Flucht verloren haben.

Yusufs BrautkleiderNormalität bedeutet, das Leben nicht zum Stillstand kommen zu lassen. In Zaatari werden Feste gefeiert, darunter auch Hochzeiten. Damit die Bräute nicht auf ein Brautkleid verzichten müssen, gibt es in der jordanischen Champs-Élysées immer mehr Frauenboutiquen, in deren Sortiment Brautkleider nicht fehlen. Der 22-jährige Yusuf ist Inhaber einer solchen Boutique – „Hala Fashion“ heißt sie. Frauen können hier üppig mit Blumen und Pailletten verzierte Brautkleider leihen. Der Preis beträgt 35 US-Dollar pro Tag.

Das Beste machenDie 3.000 Geschäfte in der Hauptstraße Zaataris sind einerseits ein Zeichen dafür, dass sich viele damit abgefun-den haben, dass eine Rückkehr in der nahen Zukunft nicht möglich ist. Andererseits jedoch zeigen sie auch, dass die Flüchtlinge das Beste aus ihrer Situation machen wollen und versuchen, an ihr altes Leben anzu-knüpfen.

„Ein Tag im Leben“ Video-Doku über Zaatari: www.uno-fluechtlingshilfe.de/zaatari

BAMAKO

MAURETANIEN

MALI

ALGERIEN

NIGER

BURKINA FASO

Elfenbein-küste

GUINEA

SENEGALNIAMEY

NOUAKCHOTT

DAKAR

CONAKRY

YAMOUSSOUKRO

OUAGADOUGOU

ALGIERSYRIEN

TÜRKEI

ZYPERN

IRAK

JORDANIEN

ISRAEL

LIBANON

ANKARA

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BEIRUT

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UGANDA

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KAMPALA

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BRAZZAVILLE

BANGUI

LUSAKA

KIGALIBUJUMBURA

DAMASKUS

SARAJEVO

MONTE-NEGRO

PODGORICA

ZAATARI

Stolz präsentiert Zakaria seine Minipizzen auf dem Tablett. „Salam“ - Frieden - heißt seine Bäckerei. © UNHCR/S.Baldwin

Kabelgewirr auf der Champs-Élysées. Elektriker Yusef legt Anschlüsse und versorgt die Hütten mit Strom. © UNHCR/S.Baldwin

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Breakout – Wie weit kommst du?

Weit weg ohne Geld54 Studenten aus München haben das Ziel, innerhalb von 36 Stunden die größtmögliche Distanz zwischen sich und dem Geschwister-Scholl-Platz zu bringen. Dabei dürfen sie zur Fortbe-wegung kein eigenes Geld verwenden. Für jeden Kilometer werden Spon-soren im Anschluss einen Betrag an das DAFI-Programm spenden, das von der UNO-Flüchtlingshilfe (s. Kasten) unterstützt wird.

Mit viel Kreativität wurde die außerge-wöhnliche Sponsorenaktion als erste ihrer Art in Deutschland umgesetzt. Einige Teams setzen auf Trampen,

andere überreden Schaffner, einen Platz im Zug zu bekommen. Jedes der27 Zweierteams hat eine eigene Strate-gie. Auch die Ziele können unterschied-licher nicht sein: Team 15 legte über 3.000 Kilometer zurück und erreichte Teneriffa. Andere kamen bis nach Kroatien, Spanien oder in die Türkei.

Begeisterung und HilfsbereitschaftInsgesamt sammelten die Studenten rund 11.000 Euro! Robert Darius, neben Moritz Berthold der Hauptorga-nisator der Aktion, ist begeistert und plant schon den nächsten Breakout: „Es ist wirklich toll zu sehen, dass durch die Hilfe von so vielen Menschen so weite Strecken zurückgelegt werden konnten. Die Spendensumme reicht aus, um sechs Flüchtlingen ein Jahr lang ein Stipendium zu finanzieren!“

Wir bedanken uns für dieses tolle Engagement der Münchner Studenten

Abenteuer Spenden sammeln

Weniger als ein Prozent aller Flüchtlinge schafft es zu studieren. Deshalb wurde 1992 die Deutsche Akademische Flücht-lingsinitiative Albert Einstein, kurz DAFI genannt, ins Leben gerufen.

DAFI hat bereits mehr als 7.000 Flücht-lingen in über 70 Ländern ein Studium ermöglicht. Rund 95 Prozent finden nach ihrem Studium eine Beschäftigung.

Über DAFI:

11

Kurz vorm Startschuss in München steigt die Auf-regung. Wo werden die Breakout-Teams am Ende landen? © C.Berthold

Mein Erbe soll helfen

Ein Gespräch im VertrauenSeit zehn Jahren bin ich als Mitarbei-terin verantwortlich für Nachlässe, die der UNO-Flüchtlingshilfe zugutekom-men. In jedem Nachlass gibt es per-sönliche Dinge, die einem Menschen viel bedeuten und mit Erinnerungen verbunden sind. Deswegen bemühe ich mich sehr, Vertrauen zu schaffen und Wünsche über die spätere Verwendung mit einzubeziehen.

So auch bei dem 76-jährigen Spender aus einer kleinen Stadt im Osten von Deutschland. Das erste Gespräch mit ihm liegt bereits über ein Jahr zurück. Es drehte sich vor allem um seine

Sammlung von Ölgemälden und Gra-fiken. Sie liegt ihm am Herzen. Natür-lich weiß er, dass wir Wertgegenstände aus einem Nachlass verkaufen, um das Geld Flüchtlingsprojekten zur Verfü-gung zu stellen. Doch diese Aufgabe will er in guten Händen wissen.

Die menschliche Seite ist wichtigNach und nach entstand ein lebendigesBild von dem älteren Herrn und dem, was ihm wichtig ist. Er ist promovierter Naturwissenschaftler und hat in der Forschung gearbeitet. Erst spät erfuhr ich, dass er gebürtig aus Oberschlesien stammt und als Kind selbst Flucht erlebte. Die anfängliche Unsicherheit

Nachlässe sind eine besondere Form des Spendens

Viele Menschen in Deutschland haben noch erlebt, wie es war, auf der Flucht zu sein, die Heimat verlassen zu müssen. Dass ihnen oft fremde Menschen geholfen haben, werden sie sicher nie vergessen. © UNHCR

Sein Erbe für einen guten Zweck einzusetzen, das ist eine sehr persönliche Entscheidung. Meist erfahren wir erst nach der Testamentseröffnung, dass wir bedacht wurden. Manchmal aber treten Menschen auch bereits zu Lebzeiten mit uns in Kontakt und sprechen über ihre Pläne. Dafür braucht es viel Vertrauen. Über eine solche Begegnung möchten wir berichten.

verwandelte sich bald in ein offenes Gespräch. Es geht schließlich auch darum, mit seinem Nachlass in seinem Interesse umzugehen.

Aber auch die korrekte AbwicklungIch freue mich, wenn es mir gelingt, einen guten Kontakt aufzubauen. Aber es ist auch immer wichtig, mir einen Überblick zu verschaffen, was an Aufgaben auf uns zukommt. Denn in diesem Fall sollen wir als Universal-erbe bedacht werden. Mit der Familie ist das so abgesprochen. Die nächsten Angehörigen erhalten jedoch ein Vermächtnis. Darum soll sich später bei der Abwicklung des Nachlasses der Schwager kümmern.

Unser Spender findet: „Es ist eine gute Sache, mit seinem Erbe zu helfen.“

www.uno-fluechtlingshilfe.de/testament

Bei mir können Sie Ihre Fragen in einem persönlichen Gespräch stellen. Rufen Sie mich einfach an. Sie errei-chen mich unter der Rufnummer 0228 - 62 986 19.

Ulrike MaasAnsprechpartnerin für Testaments-spenden

Ich bin für Sie da

Geschafft! Ting Xiang und Georg Lämmel vom Team 10 freuen sich: Bis nach Grömitz an der Ostsee haben sie sich durchge-schlagen. © privat

München. Freitag, 13. Juni, 9:59 Uhr.Eine Gruppe junger Frauen und Männer drängt sich um den Brunnen auf dem Geschwister-Scholl-Platz. Einer gibt Kommandos durch ein Megaphon. Dann zählen alle runter: „zehn, neun, ..., eins, LOOOS!“

und hoffen, dass ihr Beispiel viele begeisterte Nachahmer findet!

Machen Sie mit! Information und Unterstützung bei Katja Hantel: [email protected] Tel. 0228 - 62 986 17

Alles über die Breakout-Aktion unter

www.breakout-muenchen.de

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Breakout – Wie weit kommst du?

Weit weg ohne Geld54 Studenten aus München haben das Ziel, innerhalb von 36 Stunden die größtmögliche Distanz zwischen sich und dem Geschwister-Scholl-Platz zu bringen. Dabei dürfen sie zur Fortbe-wegung kein eigenes Geld verwenden. Für jeden Kilometer werden Spon-soren im Anschluss einen Betrag an das DAFI-Programm spenden, das von der UNO-Flüchtlingshilfe (s. Kasten) unterstützt wird.

Mit viel Kreativität wurde die außerge-wöhnliche Sponsorenaktion als erste ihrer Art in Deutschland umgesetzt. Einige Teams setzen auf Trampen,

andere überreden Schaffner, einen Platz im Zug zu bekommen. Jedes der27 Zweierteams hat eine eigene Strate-gie. Auch die Ziele können unterschied-licher nicht sein: Team 15 legte über 3.000 Kilometer zurück und erreichte Teneriffa. Andere kamen bis nach Kroatien, Spanien oder in die Türkei.

Begeisterung und HilfsbereitschaftInsgesamt sammelten die Studenten rund 11.000 Euro! Robert Darius, neben Moritz Berthold der Hauptorga-nisator der Aktion, ist begeistert und plant schon den nächsten Breakout: „Es ist wirklich toll zu sehen, dass durch die Hilfe von so vielen Menschen so weite Strecken zurückgelegt werden konnten. Die Spendensumme reicht aus, um sechs Flüchtlingen ein Jahr lang ein Stipendium zu finanzieren!“

Wir bedanken uns für dieses tolle Engagement der Münchner Studenten

Abenteuer Spenden sammeln

Weniger als ein Prozent aller Flüchtlinge schafft es zu studieren. Deshalb wurde 1992 die Deutsche Akademische Flücht-lingsinitiative Albert Einstein, kurz DAFI genannt, ins Leben gerufen.

DAFI hat bereits mehr als 7.000 Flücht-lingen in über 70 Ländern ein Studium ermöglicht. Rund 95 Prozent finden nach ihrem Studium eine Beschäftigung.

Über DAFI:

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Kurz vorm Startschuss in München steigt die Auf-regung. Wo werden die Breakout-Teams am Ende landen? © C.Berthold

Mein Erbe soll helfen

Ein Gespräch im VertrauenSeit zehn Jahren bin ich als Mitarbei-terin verantwortlich für Nachlässe, die der UNO-Flüchtlingshilfe zugutekom-men. In jedem Nachlass gibt es per-sönliche Dinge, die einem Menschen viel bedeuten und mit Erinnerungen verbunden sind. Deswegen bemühe ich mich sehr, Vertrauen zu schaffen und Wünsche über die spätere Verwendung mit einzubeziehen.

So auch bei dem 76-jährigen Spender aus einer kleinen Stadt im Osten von Deutschland. Das erste Gespräch mit ihm liegt bereits über ein Jahr zurück. Es drehte sich vor allem um seine

Sammlung von Ölgemälden und Gra-fiken. Sie liegt ihm am Herzen. Natür-lich weiß er, dass wir Wertgegenstände aus einem Nachlass verkaufen, um das Geld Flüchtlingsprojekten zur Verfü-gung zu stellen. Doch diese Aufgabe will er in guten Händen wissen.

Die menschliche Seite ist wichtigNach und nach entstand ein lebendigesBild von dem älteren Herrn und dem, was ihm wichtig ist. Er ist promovierter Naturwissenschaftler und hat in der Forschung gearbeitet. Erst spät erfuhr ich, dass er gebürtig aus Oberschlesien stammt und als Kind selbst Flucht erlebte. Die anfängliche Unsicherheit

Nachlässe sind eine besondere Form des Spendens

Viele Menschen in Deutschland haben noch erlebt, wie es war, auf der Flucht zu sein, die Heimat verlassen zu müssen. Dass ihnen oft fremde Menschen geholfen haben, werden sie sicher nie vergessen. © UNHCR

Sein Erbe für einen guten Zweck einzusetzen, das ist eine sehr persönliche Entscheidung. Meist erfahren wir erst nach der Testamentseröffnung, dass wir bedacht wurden. Manchmal aber treten Menschen auch bereits zu Lebzeiten mit uns in Kontakt und sprechen über ihre Pläne. Dafür braucht es viel Vertrauen. Über eine solche Begegnung möchten wir berichten.

verwandelte sich bald in ein offenes Gespräch. Es geht schließlich auch darum, mit seinem Nachlass in seinem Interesse umzugehen.

Aber auch die korrekte AbwicklungIch freue mich, wenn es mir gelingt, einen guten Kontakt aufzubauen. Aber es ist auch immer wichtig, mir einen Überblick zu verschaffen, was an Aufgaben auf uns zukommt. Denn in diesem Fall sollen wir als Universal-erbe bedacht werden. Mit der Familie ist das so abgesprochen. Die nächsten Angehörigen erhalten jedoch ein Vermächtnis. Darum soll sich später bei der Abwicklung des Nachlasses der Schwager kümmern.

Unser Spender findet: „Es ist eine gute Sache, mit seinem Erbe zu helfen.“

www.uno-fluechtlingshilfe.de/testament

Bei mir können Sie Ihre Fragen in einem persönlichen Gespräch stellen. Rufen Sie mich einfach an. Sie errei-chen mich unter der Rufnummer 0228 - 62 986 19.

Ulrike MaasAnsprechpartnerin für Testaments-spenden

Ich bin für Sie da

Geschafft! Ting Xiang und Georg Lämmel vom Team 10 freuen sich: Bis nach Grömitz an der Ostsee haben sie sich durchge-schlagen. © privat

München. Freitag, 13. Juni, 9:59 Uhr.Eine Gruppe junger Frauen und Männer drängt sich um den Brunnen auf dem Geschwister-Scholl-Platz. Einer gibt Kommandos durch ein Megaphon. Dann zählen alle runter: „zehn, neun, ..., eins, LOOOS!“

und hoffen, dass ihr Beispiel viele begeisterte Nachahmer findet!

Machen Sie mit! Information und Unterstützung bei Katja Hantel: [email protected] Tel. 0228 - 62 986 17

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Flüchtlingskinder aus der Stadt Mosul, Irak, machen sich auf die Suche nach der nächsten Wasserstelle. © UNHCR/S.Baldwin

Flüchtlingskinder aus der Stadt Mosul,

Krisenherd Irak:Nothilfe für Flüchtlinge und Vertriebene

aktuell Nr. 68 - Ausgabe 3, 2014

ImpressumHerausgeber: UNO-Flüchtlingshilfe e.V.Wilhelmstraße 42, 53111 BonnTel. 0228-62 98 60, Fax 0228-62 98 [email protected] www.uno-fluechtlingshilfe.de

Regionalstelle Nord: Dr. Reinhold FriedlTel./Fax 0441-88 52 [email protected]

Redaktion: Dietmar KappeRealisation: agence GmbH, Köln

Humanitäres Aufnahme-programm erweitertAm 12. Juni 2014 entschied die Innenministerkonferenz in Bonn, das humanitäre Aufnahmeprogramm für syrische Flüchtlinge von Bund und Ländern um 10.000 Plätze zu erweitern. Damit stellt Deutschland für insgesamt20.000 Bürgerkriegsflüchtlinge eine temporäre Aufnahme zur Verfügung.

Hans ten Feld, UNHCR-Vertreter in Deutschland, spricht von einem „wichtigen Zeichen der Solidarität mit den Opfern dieses furchtbaren Konfliktes“. UNHCR liegen noch keine konkreten Inhalte des Aufnahme-programms vor. Bund und Länder müssen erst über Auswahlkriterien entscheiden und diese in einer Aufnahmeanordnung festsetzen.

www.uno-fluechtlingshilfe.de/hap

Strom und Wasser & The RefugeesMusik kann verändern. Gerade, wenn sie von denjenigen kommt, denen Ungerechtigkeit widerfahren ist. Das glaubt auch Musiker Heinz Ratz, der in Flüchtlingsheimen viele begabte Musi-ker aus aller Welt kennen lernte. Flücht-linge ohne Instrumente, ohne Auftritte. Trotz Residenzpflicht und Arbeitsverbot ging Ratz mit ihnen auf Tour.

So wie in diesem Jahr: Ab dem 14. Juli fährt „Strom und Wasser & The Refu-gees“ auf zwei großen Flößen den Mit-tellandkanal entlang, spielt in deut-schen Städten und stellt das Thema „Frauen auf der Flucht“ in den Fokus. So viel Engagement und Kreativität haben wir mit 4.000 Euro unterstützt.

www.strom-wasser.de

Flucht aus der UkraineSeit vielen Monaten steht die Krise in der Ukraine in den Schlagzeilen. UNHCR-Meldungen zufolge sind durch den Konflikt bislang etwa 120.000 Menschen innerhalb des Landes ver-trieben worden. Ukrainer flüchten auch verstärkt in andere Länder, vor allem nach Russland. Seit Beginn des Jahres sind dort etwa 168.000 Ukrainer angekommen.

In Folge der gestiegenen Vertriebenen-zahlen hat UNHCR seine Präsenz in der Ukraine verstärkt und unterstützt die Hilfsmaßnahmen der lokalen Behörden. Außerdem rief UNHCR die ukrainische Regierung dazu auf, ein zentrales Registrierungssystem für die Vertriebenen einzurichten, um besser helfen zu können.

Kurz notiert

On Tour: Heinz Ratz mit seiner Band „Strom und Wasser & The Refugees“. © G.Löhr

Die Flucht geht weiter: Syrer überqueren die Grenze nach Jordanien. © UNHCR/O.Laban-Mattei

Kleidung falten in einem ukrainischen Sanatorium, das als Unterkunft für Vertriebene dient. © UNHCR/N.Dovha

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