„Lassma Potsdam unsicher machen und so!“ fileDie Weiterfahrt erfolgte ebenfalls mit dem Bus....
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„Lassma Potsdam unsicher machen und so!“
Die Kiezdeutsch AG in Potsdam 20.01.2013 – 22.01.2013
Hinfahrt
Sonntagmittags um viertel nach zwölf sind wir, die zehnköpfige Kiezdeutsch AG, mit Frau Beck in
einem ICE nach Berlin aufgebrochen. Das war der Beginn von drei anstrengenden,
aufschlussreichen und lustigen Tagen. Die Fahrt wurde dazu genutzt sich zu stärken, zu
unterhalten und sich gegenseitig über den Ablauf der kommenden Tage zu informieren und sie zu
planen. Yasmin wurde dazu delegiert, die Reisewege am Zielort zu organisieren. Nach der Ankunft
am Berliner Hauptbahnhof hat uns also Yasmin sicher zu der Jugendherberge in
Babelsberg/Potsdam geführt.
Dort gab es dann, nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, ein leckeres Abendessen.
Die Mädels haben danach Frau Beck und Oliver in der Jugendherberge zurückgelassen und sind in
die Potsdamer Innenstadt gefahren.
Dort wurde anstatt der gesuchten Shishabar nur eine leergefegte und bitterkalte Stadt
vorgefunden.
Ein Bericht von Melina Kastell und Julia Reindl
Montagmorgen
Heute Morgen (21.1.13) haben wir uns um 7.00 Uhr zum Frühstück getroffen. Abgesehen von der
für eine Jugendherberge üblichen Qualität hatten wir ein sehr ausgewogenes Frühstück mit Müsli,
Brötchen mit diversen Sorten, Fleisch, Käse und natürlich Kaffee. Ursprünglich war die Abreise zum
Babelsberger Bahnhof um 7.35 geplant, was aber durch einzelne Verspätungen verhindert wurde.
Deshalb fuhren wir mit dem Bus zum Potsdamer Bahnhof.
Die Weiterfahrt erfolgte ebenfalls mit dem Bus. Nach dem Fahren in leicht überfüllten Bussen
liefen wir noch etwa zehn Minuten bis zur Montessori Schule in Potsdam von Frau Ulrike Kegler.
Wir hatten eine Gesamtverspätung von etwa zehn Minuten. Dort haben wir um 9.00 Uhr
begonnen uns und unsere Arbeit zu unserem Projekt Kiez-Deutsch vorzustellen.
Unser überraschend aufmerksames Publikum bestand aus Deutschkursen aus der 9.-10.
Jahrgangsstufe. Die Schüler waren sehr interessiert und wir bemerkten schnell, dass ihnen Kiez-
Deutsch recht unbekannt war. Trotzdem beteiligten sich die Schüler sehr eifrig und dachten über
die Thematik nach. Anschließend hatten wir noch ein Gespräch mit der Direktorin Frau Kegler. Sie
erzählte uns kurz von ihrer Schule und wir sprachen über unseren Vortrag und die Reaktionen der
Schüler. Das Konzept der Montessori Schule heißt "Lernen im eigenen Tempo, ohne Stress und
Hektik". Es gibt wesentliche Unterschiede zu dem uns Bekannten Schulsystem. Die Schüler sind
nicht nach ihrem Alter in Klassen sortiert worden, sondern werden nach Leistungstand
zusammengesetzt. Dabei werden in der Regel drei Klassenstufen zusammengelegt und nach
Leistungsstand sortiert. Diese Gruppen werden dann in A, B oder C Klassen sortiert. Ein weiteres
Merkmal der Montessori Schule ist, dass nur die Pflichtfächer Deutsch, Mathematik und Englisch
im Klassensatz unterrichtet werden. Die restlichen Fächer werden als Wahlpflichtprojekte
angeboten, sodass die Schüler sich nach Präferenz für ein Projekt entscheiden können. Dabei sind
die Projekte fächerübergreifend und decken unterschiedlichste Fächer ab, z.B. könnte ein Projekt
Komponenten von Physik, Architektur und Wirtschaft enthalten. Eine weitere Besonderheit der
Schule ist die Benotung. Es werden keine Zensuren bis zur achten Schulkasse vergeben, bis zur 8.
Klasse erfolgt die Benotung mündlich. Frau Kegler äußerte sich sehr positiv über unseren Vortrag.
Sie war besonders begeistert, da sich ein eher zurückhaltender Schüler als einziger gemeldet hat
und uns sagte, er würde zuhause mit seinem Bruder und auch mit seinem Vater Kiez-Deutsch
spricht. Ab 10.15 wurden wir dann von Schülern der Klassen 9\10 durch die Schule geführt. Wir
sahen einiges, was uns unbekannt war, aber auch was in unserem neuen Oberstufengebäude
ebenfalls integriert wurde. In der Montessori Schule liefen zum Beispiel alle in Socken oder
Hausschuhen durch die Gänge und Räume, was eine sehr gemütliche, heimische Atmosphäre
erzeugte. In unserer Gruppe kam schnell die Idee auf, dies auch bei uns in der Heinrich Böll Schule
einzuführen. Eine weitere gute Idee, die wir in der Schule entdeckten, waren Schlüsselanhänger,
die Erst- bis Drittklässler an Tafeln und Bretter vor den Klassenräumen hängten um anzugeben, wo
sie sich derzeit befinden. Uns ist während der Führung der große Pausenhof der Schule
aufgefallen, welcher etwa das Zweifache unseres Pausenhofes darstellt. Uns sind die hölzernen,
länglichen Sitzbänke der Cafeteria aufgefallen, die wir in unserem Treff wiederfinden können.
Auch die in die Wand integrierten Sitzgelegenheiten kamen uns aus unserem Gebäude bekannt
vor. Die Klassenräume sind je nach dem Fach, welches dort unterrichtet wird, eingerichtet. Keines
der Klassenräume hatte eine Tafel, was für uns sehr überraschend war. Wir erlebten während der
Führung einen Bewegenden Moment: Ein Mädchen aus der 2/3/4 Klasse hatte Schwierigkeiten mit
einer Mathematikaufgabe. Sie ist geistig Behindert und vier Mädchen kamen zu ihr und packten
ihre Hand und sagten "Komm mit wir erklären dir das", ohne dass das Mädchen nach Hilfe
verlangte. Diese Zuvorkommenheit der Schüler erstaunte uns sehr. Nach der Führung wurden wir
zu Kaffee und Tee mit Frau Kegler eingeladen. Wir sprachen in der Runde weiter über die
Montessori Schule und erfuhren sehr viel mehr von Frau Kegler. Sie sprach darüber, dass ein
solches Konzept nicht von Anfang an perfekt funktionierte. Die Schüler dazu zu bewegen
Hausschuhe im Haus zu tragen, wäre bereits eine leichte Hürde gewesen. Selbstverständlich ist
der Bedarf von Lehrmaterialien (es werden keine Lehrbücher genutzt) einer solche Schule enorm,
diese Mittel werden leider nicht vom Staat übernommen. Um diese Materialien finanzieren zu
können, haben sich etwa 70 % der Eltern dazu entschieden die Schule finanziell zu unterstützen.
Das Ergebnis ist sichtbar, die Schule verfügt über wesentlich andere Schulmaterialien als die uns
bekannten und allseits geliebten Schulbücher. Frau Kegler sprach ebenso über die Lehrer. Die
meisten Lehrer die sich an der Schule bewerben, würden nicht zu dem Konzept passen, da sie
durch ihr Pädagogik Studium nur den Frontalunterricht in ihrem Spektrum vorweisen können. Frau
Kegler äußerte sich sehr kritisch gegenüber dem Frontalunterricht, da sie denkt, dass der eine Teil
der Klasse überfordert und der andere unterfordert sei. Dies bestätigten wir aus unseren eigenen
Erfahrungen. Leider drängte uns die Zeit, sodass wir uns von ihr verabschiedeten. Um 11: 35 Uhr
verließen wir die Schule, verpassten jedoch den Bus um einen Haar. Wir liefen zum Bahnhof Park
Sanssouci und fuhren mit der Regionalbahn bis zum Bahnhof Berlin Charlottenburg.
Anschließend liefen wir zu der U- Bahnstation Wilhelmsdorfer Straße und nahmen eine U-Bahn zu
der Station Südstern. Von dort war es nur recht kurzer Fußweg zur Carl-von-Ossietzky- Oberschule.
Ein Bericht von Gayani Muthukumarana und Oliver Wiesenbach
Montagnachmittag
Nach dem Essen haben wir die Schüler der C.v.O. Schule kennengelernt, die auch an dem Projekt
teilgenommen haben. Zunächst war es ein bisschen komisch für uns alle, weil wir ja theoretisch
das ganze Projekt gemeinsam mit ihnen gestaltet haben, ohne sie zu kennen.
Wir haben uns in der Bibliothek kennengelernt, wobei sich die gegenseitige Vorstellung eher
zurückhaltend ergeben hatte. Nachdem eine Schülerin der Kreuzberger begonnen hatte eine
Powerpoint mit deren Aufgaben und Ergebnissen vorzustellen haben auch wir unsere Ergebnisse
präsentiert. Es war interessant zu sehen wie unterschiedlich und doch ähnlich wir uns alle waren.
Während einer offenen Gesprächsrunde begrüßte uns die Schulleiterin kurz und verschwand
wieder. Wir haben gegenseitig Erfahrungen ausgetauscht und einander Fragen gestellt.
Ich hatte den Eindruck, die Schüler hatten ein enges und persönliches Verhältnis zu ihrer Lehrerin,
jedoch hatten die Schüler untereinander kein besonders freundschaftliches Verhältnis.
Generell aufgefallen an der Schule ist mir der große Anteil an ausländischen Schülern oder besser
gesagt, der besonders kleine Anteil an Deutschen Schülern. Die Schule an sich war sehr groß,
jedoch auch nicht sauber oder modern. Alles war etwas heruntergekommen. Die Mensa der
Schule war riesen groß, jedoch auch lieblos und ungemütlich gestaltet.
Vielleicht sind wir auch nur verwöhnt wegen unserem neuen Gebäude... :)
Am schlimmsten waren auf jeden Fall die Toiletten in der Schule, dreckig, stinkend und versifft.
Insgesamt kann ich den Besuch an der C.v.O. Schule und die Bekanntschaft mit deren Schülern als
sehr positiv bewerten.
Ich habe einen guten Eindruck der dortigen Verhältnisse und der Gewohnheiten der Schüler
gewinnen können. Außerdem war es spannend die anderen Teilnehmer und der Arbeitsweise,
sowieso Auffassung des Projekts zu sehen.
Ein Bericht von Yasmin Özocak und Priscilla Yousafi
Montag später Nachmittag
Nach dem Besuch in der Carl-von-Ossietzky Schule in Berlin Kreuzberg haben wir mit Frau Prof. Dr.
Heike Wiese und der Kollegin Conny eine kleine Führung durch Berlin gemacht. Zuerst führte uns
Frau Prof. Dr. Heike Wiese an eine Mauer, die auch ihr persönlich sehr gefällt, da an der Mauer
viele Beispiele für unser Projekt (Kiezdeutsch) zu sehen sind, z.B. die Aufschriften „Canim ich
werde dich für immer und auf ewig lieben. Versprochen. Damit wurden zwei Sprachen, die
türkische und die deutsche Sprache, gemischt und beim Wort „Canim“ [tr.: canım] das i-Punkt
nicht weggelassen, obwohl dieses in der türkischen Sprache der Fall gewesen wäre. Ein weiteres
Beispiel ist „Ik liebe dir“, was den Dialekt der Berliner Bevölkerung zeigt.
Zunächst wurden wir von Frau Prof. Dr. Heike Wiese herzlich zu sich nach Hause eingeladen und
haben die öffentlichen Verkehrsmittel dafür genutzt. Wir liefen zu den U-Bahn Stationen und
brauchten ca. 20-30 Minuten, um das
Haus von Frau Wiese zu erreichen. Wir liefen durch das Engelsbecken, das zuvor ein Kanal war.
Aufgrund des Gestanks baute man diesen zu einem Park um. Es waren auch Leute zu sehen, die
auf dem eingefrorenen Teich in diesem Park Schlittschuh liefen. Trotz des „unaufgeräumten“
Hauses und der Geburtstagsparty, die Frau Prof. Dr. Wieses Sohn am vorherigen Tag zu Hause
gefeiert hatte, wurden wir sehr liebevoll aufgenommen. Wir gingen hinunter in das Spielzimmer
und gleichzeitig auch den „Kinoraum“ und schauten uns zwei Videos vom sogenannten „Tiger“ an,
der in Berlin Kreuzberg bekannt für das geschauspielerte Sprechen vom Kiezdeutschen ist. Er
beweist, dass auch gebildete Menschen fähig dazu sind, Kiezdeutsch zu sprechen, denn „Tiger“
selbst ist als Rechtsanwalt tätig ist. Wir sprachen über diese zwei Videos und kamen zu dem
Entschluss, dass im Kiezdeutschen der Satzbau oft verändert wird. Statt „Ich gehe danach ins Kino“
oder „Danach gehe ich ins Kino“, wird oft „Danach ich gehe ins Kino“ gesagt. Ebenso werden des
Öfteren Wörter aus anderen Sprachen übernommen wie beispielsweise „tam“ aus dem Türkischen
[tr.: genau, exakt] oder „lesh“ aus dem Arabischen [arab.: widerlich] und werden mit dem
Deutschen verknüpft. Desweitern wurde das Weglassen der Präpositionen bei Orts- und
Zeitangaben angesprochen. Dazu hatten wir die Beispiele „Ich geh Aldi“ oder „Ich geh Donnerstag
Kino“ genannt.
Nachdem wir über die beiden Videos gesprochen hatten, machten wir uns auf den Weg zum
türkischen Restaurant Mercan. Da dieses Restaurant nicht weit entfernt war, gingen wir zu Fuß
und bemerkten, dass in der Innenstadt Berlins viele ausländische Mitbürger Läden und
Restaurants besitzen. Wir erkannten, dass im Zentrum Berlins eine Vielfalt von Migration zu
erleben ist. Als wir in das Restaurant Mercan eingetreten sind, wurden wir freundlich begrüßt und
an einen großen Tisch zusammengesetzt. Als Vorspeise gab es Salat und Zaziki [tr.: Cacık]zur
Auswahl.
Als Hauptspeise gab es Aubergine mit Lammfleisch, Aubergine mit Kalbfleisch, Kartoffeln mit
Buletten, gekochte weiße Bohnen, Kohl und Reis zur Auswahl. Sobald alle fertig mit Essen waren,
bestellten sich manche Kollegen/Kolleginnen schwarzen Tee.
Darauf verabschiedeten wir uns von Frau Prof. Dr. Heike Wiese und der Kollegin Conny und hatten
Freizeit, um das zu tun, worauf jeder einzelne Lust hatte. Wir waren meistens in Gruppen mit ca.
6-8 Personen und spazierten ein wenig in Berlin.
Ein Bericht von Özge Karabayar und Duygu Gazi
Dienstagmorgen
Wie jeden Morgen haben wir in unserer Jugendherberge als Gruppe gefrühstückt. Um 8 Uhr
haben wir uns mitsamt unserem Gepäck auf dem Weg zur Universität Potsdam gemacht.
Die Universität und der Campus befinden sich direkt neben dem Schloss Sanssouci. Um ca. 9 Uhr
wurden wir herzlich an der Universität empfangen.
Herr Professor Christian Schröder, Spezialist für Deutsche Sprache und Linguistik, unterrichtet seit
kurzem wieder an der Universität. Aufgrund seiner Ehe mit einer Türkischen Frau, interessiert er
sich für sehr für die Türkische Sprache. Er untersuchte die Sprache und zog dafür für mehrere
Jahre in die Türkei.
In seinem Büro erzählte er uns mehr aus seinem Aufenthalt in der Türkei und seinen Forschungen.
Er beschäftigte sich mit der zum Beispiel mit der Frage “Was ist eine Muttersprache und was
kennzeichnet sie?“. Außerdem beobachtet er den Lernprozess beim erlernen einer neuen Sprache
und welche Rolle das Alter dabei spielt. Daraufhin haben wir unsere Forschungsergebnisse
ausgetauscht und sind dann zu den Hörsälen gegangen. Herr Professor Schröder ließ uns an einem
seiner Seminare teilhaben, wo sich eine Gruppe von Studenten befand, die sich mit dem Projekt
“Kiezdeutsch“ intensiver befasst hatten und uns Teil ihrer Arbeit werden ließen. Die Studenten
waren in 7 Kleingruppen eingeteilt gewesen, wovon wir mit zwei der Gruppen kooperierten. Wir
haben kurze Präsentationen über unsere Ergebnisse gehalten und führten anschließend eine
Diskussionsrunde, in der wir über unsere Arbeit, aber auch vor allem über die Arbeit der
Studenten uns unterhielten.
Die Studenten waren sehr offen und freundlich uns gegenüber und hörten uns sehr aufmerksam
zu. Nach dem Seminar sind wir mit Professor Schröder in die Mensa zum essen gegangen.
Anschließend gab es eine kleine Führung durch das Schloss und der Parkanlage von Sanssouci.
Ein Bericht von Büsra Karakoc und Mariam Walli
Rückfahrt Nach dem Treffen mit den Studenten waren alle müde und hatten nur noch ein Ziel: Dunkin‘
Donuts.
Nachdem alle die freie Stunde am Berliner Hauptbahnhof dazu genutzt hatten, sich bei diversen
Fast Food Ketten einzudecken, begann die Heimreise um halb fünf.
Im Zug wurde wieder geschlemmt, Musik gehört und teilweise geschlafen, bis wir um halb zehn
endlich mit Verspätungen den Frankfurter Hauptbahnhof erreicht hatten.
Ein Bericht von Melina Kastell und Julia Reindl