Alcotest 7110 Evidential - Dräger · Coulometrie wird eine zeitliche Inte-gration des Sensorstroms...

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Gasmeßtechnik Alcotest 7110 Evidential Meßgerät zur gerichtsverwertbaren Atemalkoholanalyse in Deutschland Zu viele Unfälle unter Alkoholein- fluß im Straßenverkehr In Deutschland gab es im Jahr 1998 über 70.000 Verkehrsunfälle mit Be- teiligten unter Alkoholeinfluß mit mehr als 1100 Menschen, die tödliche Verletzungen erlitten. Diese Unfälle, die auf Grund übermäßigen Alkohol- genusses geschehen, zeigen die Not- wendigkeit, durch Alkohol im Straßen- verkehr verursachte Risikosituationen auszuschalten [1,2]. Dazu ist ein genauer, unmißverständlicher Nach- weis von Alkohol notwendig. Für die- sen technischen Nachweis von Alkohol wird eine Atemprobe mit Lungenluft oder eine Probe von venösem Blut aus der Armbeuge entnommen, in denen die Alkoholkonzentration bestimmt wird. Bei der Bestimmung der Atem- alkholkonzentration unterscheidet man zwischen einem Vortest und einer gerichtsverwertbaren (Eviden- tial-) Analyse [3]. Ein Vortest dient den Polizeibeamten auf der Straße als objektive Entschei- dungshilfe, ob nach Überschreiten des Grenzwertes anschließend eine gerichtsverwertbare Atemalkoholana- lyse durchgeführt oder eine Blutprobe entnommen werden muß. Meßgröße aus einer Atemprobe oder aus venösem Blut Im Jahr 1998 hat der deutsche Ge- setzgeber in dem geänderten § 24a des Straßenverkehrsgesetzes [4] für die beiden Verfahren der gerichts- verwertbaren Atemalkohol- und der Blutalkoholanalyse zwei gleichberech- tigte eigene Grenzwerte für die Kon- zentration von Ethanol, dem Trink- alkohol, festgelegt (Bild 1). Die Atem- alkoholkonzentration (AAK), eine Gaskonzentration, wird in Milli- gramm Ethanol je Liter Atemluft (mg/l) angegeben. Die Blutalkohol- konzentration (BAK), eine Flüssig- keitskonzentration, wird in Promille (‰) angegeben und bedeutet die Ethanolmenge in Gramm je Liter Blut. Nach der Änderung des Straßen- verkehrsgesetzes ist der unterste Grenzwert für eine Ordnungswidrig- keit bei einem BAK-Wert von 0,5 Pro- mille (‰), der entsprechende eigen- ständige Grenzwert für die Atemalko- holkonzentration bei einem AAK-Wert von 0,25 Milligramm pro Liter Atem- luft. Grenzwerte der absoluten Fahr- untüchtigkeit in Beschlüssen des Bundesgerichtshofes Zweiter Grenzwert für eine Ordnungswidrigkeit im § 24 a Straßenverkehrsgesetz Erster Grenzwert für eine Ordnungswidrigkeit im § 24 a Straßenverkehrsgesetz Bild 1: Zeitliche Entwicklung der in Deutschland festgesetzten Grenzwerte der Alkoholkonzentration Blutalkoholkonzentration 1953 1966 1973 1990 1998 1,6 ‰ 1,3 ‰ 1,1 ‰ 0,8 ‰ 0,5 ‰ Atemalkoholkonzentration 1998 0,4 mg/l 0,25 mg/l 24 371 Drägerheft 7/00

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Gasmeßtechnik

Alcotest 7110 Evidential

Meßgerät zur gerichtsverwertbaren Atemalkoholanalyse in Deutschland

Zu viele Unfälle unter Alkoholein-fluß im StraßenverkehrIn Deutschland gab es im Jahr 1998über 70.000 Verkehrsunfälle mit Be-teiligten unter Alkoholeinfluß mitmehr als 1100 Menschen, die tödlicheVerletzungen erlitten. Diese Unfälle,die auf Grund übermäßigen Alkohol-genusses geschehen, zeigen die Not-wendigkeit, durch Alkohol im Straßen-verkehr verursachte Risikosituationenauszuschalten [1,2]. Dazu ist ein genauer, unmißverständlicher Nach-weis von Alkohol notwendig. Für die-sen technischen Nachweis von Alkoholwird eine Atemprobe mit Lungenluftoder eine Probe von venösem Blut ausder Armbeuge entnommen, in denendie Alkoholkonzentration bestimmtwird. Bei der Bestimmung der Atem-alkholkonzentration unterscheidet

man zwischen einem Vortest und einer gerichtsverwertbaren (Eviden-tial-) Analyse [3].Ein Vortest dient den Polizeibeamtenauf der Straße als objektive Entschei-dungshilfe, ob nach Überschreitendes Grenzwertes anschließend einegerichtsverwertbare Atemalkoholana-lyse durchgeführt oder eine Blutprobeentnommen werden muß.

Meßgröße aus einer Atemprobeoder aus venösem BlutIm Jahr 1998 hat der deutsche Ge-setzgeber in dem geänderten § 24ades Straßenverkehrsgesetzes [4] fürdie beiden Verfahren der gerichts-verwertbaren Atemalkohol- und derBlutalkoholanalyse zwei gleichberech-tigte eigene Grenzwerte für die Kon-zentration von Ethanol, dem Trink-alkohol, festgelegt (Bild 1). Die Atem-alkoholkonzentration (AAK), eineGaskonzentration, wird in Milli-gramm Ethanol je Liter Atemluft(mg/l) angegeben. Die Blutalkohol-konzentration (BAK), eine Flüssig-keitskonzentration, wird in Promille(‰) angegeben und bedeutet die Ethanolmenge in Gramm je LiterBlut. Nach der Änderung des Straßen-verkehrsgesetzes ist der untersteGrenzwert für eine Ordnungswidrig-keit bei einem BAK-Wert von 0,5 Pro-mille (‰), der entsprechende eigen-ständige Grenzwert für die Atemalko-holkonzentration bei einem AAK-Wertvon 0,25 Milligramm pro Liter Atem-luft.

Grenzwerte der absoluten Fahr-untüchtigkeit in Beschlüssen desBundesgerichtshofes

Zweiter Grenzwert für eine Ordnungswidrigkeit im § 24 a Straßenverkehrsgesetz

Erster Grenzwert für eine Ordnungswidrigkeit im § 24 a Straßenverkehrsgesetz

Bild 1: Zeitliche Entwicklung der in Deutschland festgesetzten Grenzwerteder Alkoholkonzentration

Blutalkoholkonzentration

1953 1966 1973 1990 1998

1,6 ‰

1,3 ‰1,1 ‰

0,8 ‰

0,5 ‰

Atemalkoholkonzentration

1998

0,4 mg/l

0,25 mg/l

24 371 Drägerheft 7/00

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SERIENNUMMER: ARMF-0002

SW.: 8315101 REV : 4 . 0

PROBENNUMMER:

2

KALIBRIERNR.:

00022

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************************

01234 EVIDENTIAL 56789

PROTOKOLLNR.:

0007

EICH - ENDE:

12 .98

DATUM:

21 . 09 . 98

UHRZEIT START: 14 .55 . S

ENDE :

15 .04 . S

Anforderungen an ein EvidentialgerätDie Basis für die Einführung der gerichtsverwertbaren Atemalkohol-analyse im Straßenverkehrsgesetz bildete ein Gutachten des damaligenBundesgesundheitsamtes [5]. Diesesenthält sehr strenge Anforderungenan eine gerichtsverwertbare Atem-alkoholanalyse in Deutschland, die in der Norm DIN VDE 0405 [6] imDetail festgeschrieben wurden.

Technik des Alcotest 7110 Evidenti-al verhindert falsche MessungenNach der Einführung der gesetzlichenGrundlagen wurde auf Basis der DINVDE 0405 [6] das Dräger Alcotest7110 Evidential (Bild 2) entwickelt,das den strengen Anforderungen aneine gerichtsverwertbare Atemalko-

holanalyse in Deutschland genügt. Es verhindert durch eine ausgefeilteTechnik falsche Meßergebnisse zumNachteil des betroffenen Autofahrers,zum Beispiel bei Mundalkohol, er-kennt Manipulationsversuche undbricht in diesen Fällen die Messungunter Angabe der Gründe sofort ab.Gelangt die Atemluft zur Analyse indas Gerät, werden gleichzeitig ver-schiedene Parameter bestimmt: dieAtemtemperatur, der Ausatemstrom,das Blasvolumen und die Atemalko-holkonzentration.Die Schnittzeichnung des Dräger Al-cotest 7110 Evidential (Bild 3) zeigt

die wesentlichen Bestandteile desGerätes: den Atemschlauch, die bei-den Sensorsysteme, einen internenEthanolspeicher zur Funktionsprü-fung des Sensorsystems, die Elektro-nik, das Anzeigedisplay sowie den in-ternen Drucker.Das in einem kompakten Transport-koffer eingebaute und mit einer Tas-tatur zur Dateneingabe verseheneGerät ist zur stationären sowie, miteinem 12-V-Anschluß, zur mobilen Anwendung geeignet.

Bild 3: Schnittzeichnung des Dräger Alcotest 7110 Evidential

Bild 2: Dräger Alcotest 7110 Evidential

ST-

81

9-9

9

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Gasmeßtechnik / Alcotest 7110 Evidential

sität des ankommenden Lichts undübermittelt ein entsprechendes Signal an die Gerätelektronik. Be-findet sich in der Probenkammer (ca.70 cm3) zwischen den beiden Fen-stern ein Gas (zum Beispiel Ethanol),das einen Teil des Lichtes einer be-stimmten Wellenlänge (in dem Sche-ma der grünen Farbe) verschluckt(absorbiert), nehmen die Lichtinten-sität am Detektor und damit seinelektrisches Ausgangssignal ab. DieseAbnahme ist um so stärker, je größerdie Alkoholkonzentration und je län-ger der Weg des Lichtes durch dasGas sind. Um diese Abnahme auch beisehr kleinen Alkoholkonzentrationengenügend genau nachweisen zu kön-nen, wird das Licht in der Proben-kammer des Alcotest 7110 Evidentialsechsmal an parabolischen goldbe-schichteten Spiegeln reflektiert, in diein der Mitte die Fenster eingelassen

sind, hinter denen sich der Strahlerbzw. der Detektor befinden (Bild 4). Der infrarotoptische Sensor ist einRelativmeßsystem. Er analysiert Un-terschiede zwischen der Atemprobeund der Umgebungsluft, die als Bezugfür die Messung verwendet wird.

Elektrochemischer SensorIn dem elektrochemischen Meßsy-stem (Bild 6), das ähnlich auch indem Vortestgerät Alcotest 7410 [7]verwendet wird, befördert der von ei-nem Elektromotor angetriebene Kol-ben eine Luftprobe genau festgeleg-ten Volumens (ca. 1 cm3) in eineProbenahmekammer. Dort analysiertder elektrochemische DrägerSensordie Atemprobe selektiv und mit hoher Genauigkeit auf Ethanol. In dem Sensor befinden sich eine Meßelek-trode, eine Gegenelektrode und einegeringe Menge von Elektrolyt. DerElektrolyt und das Elektrodenmater-ial sind so gewählt, daß der zu analy-sierende Alkohol an der Katalysator-schicht der Meßelektrode elektro-chemisch oxidiert wird. Die bei derReaktion an der Elektrode frei wer-denden Elektronen führen zu einemStrom über die Anschlußdrähte in die Geräteelektronik. Der elektrochemische Sensor sprichtsehr spezifisch auf Alkohol an. Sokann zum Beispiel Aceton, das in derAtemluft von Diabetikern oder beiHungerkuren vorkommt, das Meßer-gebnis nicht verfälschen, da die Grup-pe der Ketone an den Elektroden

Zwei verschiedene Meßsysteme fürdie AtemalkoholkonzentrationDas Dräger Alcotest 7110 Evidentialermittelt die Atemalkoholkonzentra-tion mit zwei verschiedenen Meßsys-temen, einem Infrarotsensor und einem elektrochemischen Sensor(Bild 4). Beide Meßsysteme messenunabhängig voneinander die Alkohol-konzentration in der ausgeatmetentiefen Lungenluft, die in die Sensorengelangt, und überwachen sich somitgegenseitig. Nur wenn die Ergebnissebeider Sensoren innerhalb sehr engerGrenzen übereinstimmen, wird dieMessung akzeptiert. Durch die Ver-wendung von zwei Meßsystemen un-terschiedlicher analytischer Spezifitäterkennt das Gerät auch zuverlässigeventuell anwesende Fremdsubstan-zen im Atem, die das Ergebnis in irgendeiner Form beeinflussen könn-ten, zum Beispiel Benzin- oder Lack-dämpfe, Aceton sowie Schnüffelgase.

Infrarotoptischer SensorIn dem infrarotoptischen Sensor sendet eine Lichtquelle im infraroten(für das menschliche Auge nicht sicht-sichtbaren) Spektralbereich Licht ver-schiedener Wellenlänge (Farbe) aus.In der schematischen Darstellung(Bild 5) werden statt des nicht sicht-baren Infrarotspektrums die Farbendes sichtbaren Lichts benutzt. DasLicht durchtritt zwei Fenster und ein Interferenzfilter, das nur für be-stimmte Wellenlängen im Bereichvon etwa 9,5 µm durchlässig ist (indem gezeigten Schema für das grüneLicht). Ein Detektor mißt die Inten-

Bild 4: Die zwei Meßsysteme mit einem infrarotopti-schen und einemelektrochemischenSensor sowie demStrömungssensor

Bild 5: Schematische Darstellung der Messung im infrarot-optischen Sensor

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Lampe

Spektral-linien

Gas Infarot-spektrum

Fenster Fenster Interferenz-filter

Detektor

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nicht reagiert. Mit der Auswertungdes Sensorstroms wird die gesamte,bei der elektrochemischen Reaktionumgesetzte elektrische Ladung be-stimmt. Bei dieser sogenanntenCoulometrie wird eine zeitliche Inte-gration des Sensorstroms durchge-führt, wobei das zeitliche Integral der Fläche unter der in Bild 7 darge-stellten Kurve des Sensorstroms ent-spricht. Der Vorteil dieses Auswerte-verfahrens ist die Unabhängigkeit vonder chemischen Reaktionsgeschwin-digkeit. Ändert sich diese zum Bei-spiel infolge von Alterungsvorgängen,führt dies nur zu einer Änderung derIntegrationszeit, nicht aber zu einerÄnderung des vollständigen zeitlichenIntegrals. Dieses hängt nur von derabsoluten Menge der Alkoholmolekülein der im Probenahmesystem zuge-führten Probe von etwa 1 cm3 ab.

Das elektrochemische Meßsystem istein Absolutmeßsystem, das auch klei-ne Mengen von Alkohol in der Umge-bungsluft feststellen kann. Deshalbwird beim ersten Spülvorgang die inden Infrarotsensor strömende Umge-bungsluft vom elektrochemischenMesssystem analysiert. Damit ist eineBeeinflussung des Meßergebnisses

Sen

sors

trom

[µA

]

Zeit [s]

10 20 30 4000

400

500

300

200

100

Bild 6: Elektrochemischer DrägerSensor und zugehöriges Meßsystem mit dem elektrochemischen Sensor

der Atemalkoholmessung durchFremdsubstanzen in der Umgebungs-luft ausgeschlossen.

Zwei EinzelmessungenEntsprechend der Norm DIN VDE0405 [6] erfordert das Dräger Alcotest7110 Evidential immer zwei Einzel-messungen mit jeweils einer unab-hängigen Atemprobe. Bei den zweiEinzelmessungen wird die erste Atem-probe mit dem elektrochemischenMeßsystem analysiert. Ferner muß,zusätzlich zu den Forderungen derNorm DIN VDE 0405, ein gleichzeitigmit dem infrarotoptischen Meßsy-stem gewonnener interner Kontroll-wert der ersten Atemprobe in engenGrenzen mit dem Einzelergebnis deselektrochemischen Meßsystems über-einstimmen. Aufgrund der unter-schiedlichen analytischen Spezifitätder beiden Meßsysteme wird durch

dieses Verfahren der Einfluß vonFremdsubstanzen ausgeschlossen, diezu einer Differenz zwischen dem Ein-zelergebnis des elektrochemischenMeßsystems und dem internen Kon-trollwert des infrarotoptischen Meß-systems führen würden. Die zweiteAtemprobe wird entsprechend derNorm DIN VDE 0405 mit dem infra-rotoptischen Meßsystem analysiert.

Messung des AtemvolumensDas von dem Probanden in das Gerätabgegebene Atemvolumen wird mitzwei verschiedenen Strömungssenso-ren gemessen. Der erste Strömungs-sensor ist ein Hitzdrahtanemometer,in dem im Gasweg ein dünner Drahtaufgespannt ist, der durch einen elek-trischen Strom erwärmt wird. Mit zu-nehmendem Atemstrom wird der er-wärmte Draht abgekühlt. Diese Abkühlung ist ein Maß für die

Größe des Atemstroms und wird zurBestimmung des Atemvolumens be-nutzt. Zur zweiten Bestimmung desAtemvolumens wird ein Drucksensorverwendet. Vor einer Verengung inder Gasführung im Gerät bildet sichdurch den Atemstrom ein Staudruck,der bei größerem Atemstrom zu-nimmt. Dieser Staudruck wird mitdem Drucksensor ermittelt und istein Maß für die Größe des Atem-stroms.Das geforderte Mindest-Atem-volumen ist vom Alter und Geschlechtdes Probanden abhängig und deutlichgrößer als das Gesamtvolumen desGasführungssystems (ca. 200 cm3).Die Mindestwerte sind in umfangrei-chen Studien festgelegt worden [5],um unabhängig von Alter und Ge-schlecht immer sicherzustellen, daßnur tiefe Lungenluft analysiert wird.Nur bei dieser stellt sich ein fester Zusammenhang zwischen der Alko-

holkonzentration in der Luft und imKapillarblut in den Lungenbläschenein. Werden bei der Abgabe der Atem-probe die vorbestimmten Werte fürdas Blasvolumen und den Atemstrom(mindestens 0,1 Liter/Sekunde) nichterreicht, bricht das Gerät die Messungab. Für eine akzeptable Atemprobemuß darüber hinaus die Ausatemdau-er länger als drei Sekunden sein, undes darf keine Unterbrechung und keinNachatmen, bzw. kein Unterschreitendes Mindestatemstroms während der Abgabe der Atemprobe geben. Für jede Atemprobe hat der Proband dieMöglichkeit zu maximal drei Versu-chen für eine erfolgreiche Atemprobe.

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KolbenElektro-Pumpenmotor

Elektrochemischer Sensor

AnschlussdrähteMesselektrode mit beidseitiger Katalysatorschicht

Probenahme-Kammer

Pumpe zieht Probe

Bild 7: Zeitlicher Verlauf des Sensorstroms des elektrochemi-schen Sensors bei der Analyse einer alkoholhaltigen Atemprobemit etwa 0,5 mg/l Ethanol in derLuft

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Gasmeßtechnik / Alcotest 7110 Evidential

Atemschlauch und Messung derAtemtemperaturDer mehr als einen Meter lange Atem-schlauch des Dräger Alcotest 7110Evidential und der Handgriff desAtemschlauchs werden wie alle ande-ren Teile des Gerätes, die mit derAtemluft in Kontakt kommen, über40 °C geheizt, so daß eine Konden-sation der Atemluft verhindert wird(Bild 8). Diese Heizung wird mitTemperatursensoren überwacht.Über den erwärmten Handgriff, des-sen Temperatur auf einen festen Wertgeregelt ist, wird auch das eingesetzteMundstück erwärmt. Die Mundstückesind mit einem Rückatemventil zurVerhinderung von Luftansaugung ausdem Gerät und mit einer Speichelfalleversehen. Am Eingang des Atemschlauches be-stimmen zwei weitere Temperatur-sensoren, die in den Ausgang desMundstücks ragen, die Temperaturdes Atems, der an diesen Sensorenvorbeiströmt. Die Alkoholkonzentra-tion in der ausgeatmeten Luft (AAK)steigt mit zunehmender Körpertem-peratur und mit zunehmender Aus-atemtemperatur an, da bei höhererKörpertemperatur in der Lunge mehrAlkohol aus dem arteriellen Lungen-blut in die Lungenluft verdampft.Dies geschieht nach einem festenphysikalischen Zusammenhang, demHenry-Gesetz [5]. Ferner wird bei zunehmender Körpertemperatur dieAusatemluft in den oberen Atemwe-gen weniger an Alkohol verarmt. Beider Berechnung des Meßergebnisseswird deshalb die Atemalkoholkonzen-tration mit Hilfe der beiden Atem-temperatur-Sensoren im Atem-schlauch immer auf eine feste Aus-atemtemperatur von 34 °C bezogen,damit zum Beispiel Personen mit er-höhter Körpertemperatur nicht durchein dadurch erhöhtes Meßergebnisbenachteiligt werden.Die Atemtechnik unmittelbar vor derAbgabe der Atemprobe und die Um-gebungstemperatur haben ebenfalls einen Einfluß auf die Messung derAtemalkoholkonzentration am Endedes Ausatemvorgangs, da zum Beispielbei Hyperventilation (übermäßiger Atmung) oder tiefen Umgebungstem-peraturen der Mund-Rachen-Raumund die Luftröhre gegenüber norma-len Bedingungen abgekühlt werden.Damit sinkt die Ausatemtemperaturund in Folge die unkorrigierte Atem-

alkoholkonzentration ab. Ebensoführen Hypoventilation (abgeflachteAtmung) oder hohe Umgebungstem-peratur zu einer Erhöhung der Atem-temperatur und somit der unkorri-gierten Atemalkoholkonzentration.Wird hingegen das Endergebnis mitHilfe der gemessenen Atemtempera-tur korrigiert und auf eine Atem-temperatur von 34 °C bezogen, habendie Atemtechnik und die Umgebungs-temperatur keinen Einfluß mehr aufdas Meßergebnis [8]. Die Messungder Atemtemperatur im Ausgang desMundstücks und die daraus abgelei-tete Korrektur der Meßergebnisse derAlkoholkonzentration schließen Ver-fälschungen durch die Körper- undUmgebungstemperatur sowie durchdie Atemtechnik aus.

Erkennung von MundalkoholNimmt der Proband kurz vor der Mes-sung der Atemalkoholkonzentrationeine alkoholhaltige Substanz zu sich(zum Beispiel alkoholhaltige Pralinenoder Mundspray), nimmt die Atem-luft zusätzlich zu dem Alkohol aus der Lunge auch Alkohol aus diesenSubstanzen im oberen Mund-Rachen-raum auf. Dadurch steigt die in derAtemluft gemessene Alkoholkonzen-tration über den Wert in der Lungen-luft an. Dieser Anstieg geht jedochdurch Aufnahme des Mundrestalko-hols mit dem Speichel oder durch Re-sorption im Körper innerhalb wenigerMinuten vollständig zurück [8]. UmVerfälschungen des Meßergebnissesdurch eventuell vorhandenen Rest-

alkohol oder andere Restsubstanzenim Mund auszuschließen, ist deshalbvor dem Meßzyklus eine Kontrollzeitvon mindestens 10 Minuten einzuhal-ten. Während der Kontrollzeit darf derProband weder rauchen noch irgendetwas zu sich nehmen. Nach dieserZeit ist sichergestellt, daß diese Rest-substanzen vollständig aus demMund-Rachenraum entfernt wurdenund somit eine Beeinflussung des Ergebnisses nicht stattfinden kann.Ferner ist auch durch die gefordertegenaue Übereinstimmung der Ergeb-nisse der zwei Atemproben im Abstandvon zwei bis fünf Minuten eine Beein-flussung des Endergebnisses durchMundrestalkohol ausgeschlossen.

MeßablaufDer Meßablauf des Dräger Alcotest7110 Evidential ist im Gerät fest pro-grammiert und kann nach Startenund Eingabe der Probandendatenwährend des automatischen Ablaufsdes Meßzyklus nicht mehr von außenbeeinflußt werden [8]. Dadurch istdie Bediensicherheit beim Einsatzdes Gerätes sichergestellt. Das DrägerAlcotest 7110 Evidential verwendetfür alle Messungen der Alkoholkon-

Bild 8: BeheizterAtemschlauch mit zwei Sensoren am Eingang desAtemschlauches zurMessung der Atem-temperatur und einem Temperatur-sensor zur Messung der Heizungs-temperatur

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zentration, der Atemtemperatur unddes Atemvolumens jeweils zwei von-einander unabhängige Meßsysteme,die sich gegenseitig überwachen. DieErgebnisse dieser verschiedenen Meß-systeme müssen bei den beiden Ein-zelmessungen im Abstand von zweibis fünf Minuten in sehr engen Gren-zen übereinstimmen [6]. Nur wennbeide Einzelmessungen erfolgreichabgeschlossen werden und jeweils zu einem gültigen Einzelergebnisführen, wird das gültige Endergebnisangezeigt. Schließlich wird ein Unter-suchungsprotokoll über einen inter-nen oder externen Drucker ausgege-ben [8]. Der gesamte Meßzyklusnimmt aufgrund der Analyse der zweiunabhängigen Atemproben, der Prü-

fung der Umgebungsluft auf Fremd-substanzen, der Funktionsprüfungder Sensoren mit Ethanol aus dem in-ternen Ethanolspeicher und des um-fangreichen Prüfablaufs etwa sechsMinuten in Anspruch.

Zulassung und Eichung als QualitätssicherungsmaßnahmenDas Dräger Alcotest 7110 Evidentialerfüllt die Anforderungen der DINVDE 0405 [6] und wurde von der Phy-sikalisch Technischen Bundesanstalt[9] in einem umfangreichen Prüf-verfahren zugelassen. Damit kann es in Deutschland zur gerichtsverwert-baren Messung der Atemalkoholkon-zentration eingesetzt werden. Überdie technischen Anforderungen unddie Bauartzulassung hinaus wird je-

des einzelne Gerät entsprechend demGesetz über das Meß- und Eichwesenmit der zugehörigen Eichordnung[10] von einem staatlichen Eichamtalle sechs Monate geeicht und versie-gelt, um die immer korrekte Funktionals „Atemalkoholmeßgerät bei deramtlichen Überwachung des Straßen-verkehrs“ sicherzustellen. Dabei müssen die für diese Gerätefestgelegten Eichfehlergrenzen einge-halten werden. Dies stellt eine vomHersteller und Bediener unabhängigezusätzliche Qualitätssicherungsmaß-

nahme dar. Dieses Vorgehen unter-scheidet die Atemalkoholmeßgerätevon der Blutalkoholanalyse, die nichtin der Lage ist, die in dem Gesetzüber das Meß- und Eichwesen an dieEichfähigkeit gestellten hohen Anfor-derungen zu erfüllen. Deshalb kön-nen für die Blutalkoholanalyse nurandere Qualitätssicherungsmaßnah-men angewendet werden. Dabei können ihre Ergebnisse jedoch nichtauf nationale Normale des gesetzli-chen Meßwesens zurückgeführt wer-den und unterliegen keiner staatli-chen Überwachung.

Mit der Änderung der gesetzlichenGrundlagen wird sich die gerichts-verwertbare Atemalkoholanalyse nunauch in Deutschland durchsetzen.Die dafür in dem Dräger Alcotest 7110Evidential verwendete Doppelsensorikund die beiden Einzelmessungen ge-währleisten zusammen mit der Bau-artzulassung und der unabhängigenstaatlichen Eichung die hierfür not-wendige außerordentlich hohe Zuver-lässigkeit der Meßergebnisse.

Literatur[1] Hans-Peter Krüger (Hrsg.), DasUnfallrisiko unter Alkohol, Analyse -Konsequenzen - Maßnahmen, GustavFischer, Stuttgart 1995

[2] Christian Dräger, Petra Pissulla(Hrsg.), Alkohol im Straßenverkehr,Ein vermeidbares Übel?, Gustav Fischer, Stuttgart 1997

[3] Geräte zur Atemalkoholanalyse,Internet http://www.alcotest.com

[4] Straßenverkehrsgesetz vom19.12.1952, Bundesgesetzblatt I S.837,1952, zuletzt geändert am 28.4.1998,Bundesgesetzblatt I S.810, 1998

[5] Günter Schoknecht, Beweissicher-heit der Atemalkoholanalyse, Gutach-ten des Bundesgesundheitsamtes, Unfall- und SicherheitsforschungStraßenverkehr, Heft 86, Wirtschafts-verlag NW - Verlag für neue Wissen-schaft, Bremerhaven 1992

[6] DIN VDE 0405, Ermittlung derAtemalkoholkonzentration

[7] Burkhard Stock, Fritz Thiele, Alcotest 7410: kompakt und präzise,Drägerheft 346, S.15, 1990

[8] Johannes Lagois, Dräger Alcotest7110 Evidential - das Meßgerät zur gerichtverwertbaren Atemalkoholana-lyse in Deutschland, Blutalkohol 37,S.77, 2000

[9] Physikalisch Technische Bundes-anstalt, Gesetzliches Meßwesen undBauartzulassung, Internethttp://www.ptb.de/deutsch/org/q/q3/q31/hp.htm

[10] Eichordnung (mit Anlage 18, Abschnitt 7) vom 12.8.1988, Bundes-gesetzblatt I S.1657, 1988, zuletztgeändert durch § 17 der Verordnungvom 29.6.1998, Bundesgesetzblatt IS.1762, 1998

Dr. habil. Johannes LagoisDräger Sicherheitstechnik [email protected]

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