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Allergische Krankheiten im Kindesalter E. Hamelmann a *, V. Wahn b und U. Wahn b a Klinik fur Kinder- und Jugendmedizin, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland b Berlin, Deutschland 1 Einteilung allergischer Krankheiten Unter einer Allergie (aus dem Griechischen: fremde Reaktion) versteht man eine uberschießende Immunreaktion auf nichtinfektiöse, an sich harmlose Fremdstoffe (Allergene) mit der Ausbildung von Entzundungszeichen. Aufgrund der zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen der aller- gischen Immunreaktion werden nach Coombs und Gell (1963) 4 Typen von Allergien unterschieden: Typ I: Soforttyp Die Typ-I-Allergie oder Allergie vom Soforttyp ist die häugste Allergieform und IgE-vermittelt. Nach Zweitkontakt mit dem spezischen Allergen vermitteln zellständige IgE-Antikörper innerhalb von Sekunden oder Minuten die Freisetzung von Mediatoren wie Histamin, aber auch Prostag- landinen und Leukotrienen aus den basophilen Granulozyten und Mastzellen. Typische Antigene sind freie oder gelöste Proteine, die vom Immunsystem fälschlich als bedrohlich oder körperfremd gewertet werden. Typische Krankheitsbilder fur diesen Allergie-Typ sind Urtikaria, allergische Konjunktivitis, Heu- schnupfen (Rhinitis allergica) und allergisches Asthma. Lebensbedrohliche Formen stellen das angio- neurotische Ödem (Quincke-Ödem) und der anaphylaktische Schock dar. Typ II: Zytotoxischer Typ Bei Überempndlichkeitsreaktionen vom Typ II werden im Serum zirkulie- rende IgG- oder IgM-Antikörper an zellständige Antigene gebunden. Hierdurch werden nach Opsonisie- rung (lat. schmackhaft machen) die betroffenen Zellen mithilfe des Komplementsystems, Makropha- gen und naturlicher Killer (NK)-Zellen zerstört (Lyse). Typische Allergene stellen hierbei z. B. Medikamente oder transfundiertes Blut dar. Beispiele fur Typ-II-Allergien sind medikamenteninduzierte Thrombopenie, hämolytische Anämie nach Transfusion, die seltene allergische Agranulozytose und die Autoimmunhypothyreose (Hashimoto-Thyreoiditis). Typ III: Immunkomplex-Typ (Arthus-Typ) Typ-III-Überempndlichkeitsreaktionen sind gekennzeich- net durch Antikörperproduktion nicht gegen zellständige, sondern lösliche Antigene mit der Folge von Immunkomplex-Bildung. Diese können sich zum einen an der Innenwand von Kapillaren ablagern (z. B. in der Niere), zum anderen aber auch wie bei Typ II-Reaktionen Komplement aktivieren und zu Zellzerstörung und weitreichenden Entzundungsreaktionen fuhren. Typische Allergene sind z. B. tierische und panzliche (Federn, Mehl, Kot) oder körpereigene Stoffe (Autoantigene). Beispiele fur die Typ-III-Allergien sind Glomerulonephritis, Arthus-Reaktion, Serumkrankheit, Vas- kulitis, Purpura Schönlein-Henoch, systemischer Lupus erythematodes (SLE) und exogen-allergische Alveolitis (EAA) (Farmerlunge, Vogelhalterlunge, Bäckerlunge). *E-Mail: [email protected] Pädiatrie DOI 10.1007/978-3-642-54671-6_112-1 # Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 Seite 1 von 14

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Allergische Krankheiten im Kindesalter

E. Hamelmanna*, V. Wahnb und U. WahnbaKlinik f€ur Kinder- und Jugendmedizin, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, DeutschlandbBerlin, Deutschland

1 Einteilung allergischer Krankheiten

Unter einer Allergie (aus dem Griechischen: „fremde Reaktion“) versteht man eine €uberschießendeImmunreaktion auf nichtinfektiöse, an sich harmlose Fremdstoffe (Allergene) mit der Ausbildung vonEntz€undungszeichen. Aufgrund der zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen der aller-gischen Immunreaktion werden nach Coombs und Gell (1963) 4 Typen von Allergien unterschieden:

Typ I: Soforttyp Die Typ-I-Allergie oder Allergie vom Soforttyp ist die häufigste Allergieform undIgE-vermittelt. Nach Zweitkontakt mit dem spezifischen Allergen vermitteln zellständige IgE-Antikörperinnerhalb von Sekunden oder Minuten die Freisetzung von Mediatoren wie Histamin, aber auch Prostag-landinen und Leukotrienen aus den basophilen Granulozyten und Mastzellen. Typische Antigene sindfreie oder gelöste Proteine, die vom Immunsystem fälschlich als bedrohlich oder körperfremd gewertetwerden.

Typische Krankheitsbilder f€ur diesen Allergie-Typ sind Urtikaria, allergische Konjunktivitis, Heu-schnupfen (Rhinitis allergica) und allergisches Asthma. Lebensbedrohliche Formen stellen das angio-neurotische Ödem (Quincke-Ödem) und der anaphylaktische Schock dar.

Typ II: Zytotoxischer Typ Bei Überempfindlichkeitsreaktionen vom Typ II werden im Serum zirkulie-rende IgG- oder IgM-Antikörper an zellständige Antigene gebunden. Hierdurch werden nach Opsonisie-rung (lat. „schmackhaft machen“) die betroffenen Zellen mithilfe des Komplementsystems, Makropha-gen und nat€urlicher Killer (NK)-Zellen zerstört (Lyse). Typische Allergene stellen hierbeiz. B. Medikamente oder transfundiertes Blut dar.

Beispiele f€ur Typ-II-Allergien sind medikamenteninduzierte Thrombopenie, hämolytische Anämienach Transfusion, die seltene allergische Agranulozytose und die Autoimmunhypothyreose(Hashimoto-Thyreoiditis).

Typ III: Immunkomplex-Typ (Arthus-Typ) Typ-III-Überempfindlichkeitsreaktionen sind gekennzeich-net durch Antikörperproduktion nicht gegen zellständige, sondern lösliche Antigene mit der Folge vonImmunkomplex-Bildung. Diese können sich zum einen an der Innenwand von Kapillaren ablagern(z. B. in der Niere), zum anderen aber auch wie bei Typ II-Reaktionen Komplement aktivieren und zuZellzerstörung und weitreichenden Entz€undungsreaktionen f€uhren. Typische Allergene sindz. B. tierische und pflanzliche (Federn, Mehl, Kot) oder körpereigene Stoffe (Autoantigene).

Beispiele f€ur die Typ-III-Allergien sind Glomerulonephritis, Arthus-Reaktion, Serumkrankheit, Vas-kulitis, Purpura Schönlein-Henoch, systemischer Lupus erythematodes (SLE) und exogen-allergischeAlveolitis (EAA) (Farmerlunge, Vogelhalterlunge, Bäckerlunge).

*E-Mail: [email protected]

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Typ IV: Verzogerter Typ Typ-IV-Überempfindlichkeitsreaktionen werden nicht wie die vorangehendenTypen allergischer Reaktionen durch Antikörper, sondern durch allergenspezifische T-Zellen vermittelt.Diese wandern zum Ort der Allergenpräsentation (Haut, Schleimhaut) und f€uhren dort nach mehrerenStunden bis Tagen durch Zytokinfreisetzung zu leukozytären Infiltration und Entz€undung. TypischeAllergene sind Alloantigene von Transplantaten, Tuberkulin, Nickel, Duftstoffe.

Beispiele f€ur die Typ-IV-Allergie sind allergisches Kontaktekzem, Transplantatabstoßung undTuberkulinreaktion.

2 Bedeutung der atopischen Krankheiten bei Kindern

Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat die Häufigkeit atopischer Erkrankungen im Kindesalter so starkzugenommen, dass sie heute zu den häufigsten chronischen Gesundheitsproblemen im Kindes- undJugendalter gehören. In der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland desRobert Koch-Instituts (KIGGS-Studie) aus 2007 wurde festgestellt, dass neben Adipositas und Aufmerk-samkeitsstörungen (ADHS) Allergien, Asthma und atopische Dermatitis/atopisches Ekzem die häufigs-ten chronischen Erkrankungen imKindes- und Jugendalter darstellen und unverändert weiter in Zunahmebegriffen sind.

Der Begriff Atopie (aus dem Griechischen: „Ortlosigkeit“) ) besagt hierbei, dass die betroffenenPatienten auf den wiederholten Kontakt mit nat€urlichen Umweltstoffen (Pollen, Milben, Nahrungsmittel-proteine, etc.) infolge einer genetischen Disposition mit einer allergischen Reaktion vom Soforttypreagieren, also einer schnell einsetzenden Überempfindlichkeitsreaktion. Pathogenetisch kann der BegriffAtopie gleichgesetzt werden mit der krankhaft erhöhten Bildung von Immunglobulin-E-Antikörpern(IgE).

Die klinischen Manifestationen ergeben sich aus der Art der spezifischen Allergene und betreffen vorallem die Atemwege (allergisches Asthma, allergische Rhinitis), das Auge (allergische Konjunktivitis),die Haut (Urtikaria, Kontaktekzem, atopisches Ekzem [fr€uher Neurodermitis]), den Gastrointestinaltrakt(Nahrungsmittelallergie, orales Allergiesyndrom) oder haben einen systemischen Verlauf (Anaphylaxie).

Diese verschiedenen allergischen Manifestationen treten oftmals gemeinsam oder in einer altersabhän-gigen Sequenz („atopischer Marsch“) beim selben Patienten auf und können somit zu einer ausgeprägtenMultimorbidität mit hohemAusmaß an Krankheitsbeschwerden und Einschränkungen der Lebensqualitätf€uhren. In g€unstigen Fällen können allergische Erkrankungen jedoch auch durch den nat€urlichen Verlaufim Sinne einer Spontanremission mit zunehmendem Alter völlig verschwinden.

3 Immunologische Grundlagen

3.1 Immunglobulin-E-Synthese und RegulationDie immunologische Grundlage der allergischen Reaktion vom Soforttyp (Typ-I-Allergie) ist dieIgE-vermittelte Aktivierung von Effektorzellen. Die vermehrte Produktion von IgE-Antikörpern stelltalso ein pathognomonisches Kennzeichen allergischer Erkrankungen dar.

Voraussetzung f€ur eine allergische Immunantwort ist eine spezifische Sensibilisierung. Sie setzt diePräsentation bestimmter Strukturen (Epitope) eines Allergens (eine Substanz, die €uber Vermittlung desImmunsystems Überempfindlichkeitsreaktionen auslöst) f€ur T-Lymphozyten voraus. Hierzu interagierenantigenpräsentierende Zellen (APC) mit ruhenden (naiven) T-Lymphozyten. AntigenpräsentierendeZellen (z. B. Makrophagen der Bronchialmukosa oder Langerhans-Zellen der Haut) phagozytierenAllergene, prozessieren sie intrazellulär und bieten den T-Lymphozyten kleine Allergenfragmente als

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T-Zell-Epitope €uber Histokompatibilitätsantigene der Klasse II (MHC Klasse II) dar. T-Zell-Epitope sindlineare Peptide mit einer Länge um 15 Aminosäuren, die durch proteolytische Enzyme aus dem Gesamt-allergen herausgeschnitten werden.

Die T-Zell-Epitope werden dann im Kontext von MHC-Klasse-II-Antigen auf der Oberfläche der APCexprimiert. Der MHC-Peptid-Komplex wird mithilfe des T-Zell-Rezeptors von T-Zellen erkannt, wobeisich im Verlauf der T-Zell-Reifung bei jedemMenschen ein vielfältiges Repertoire an spezifischen T-Zell-Rezeptoren entwickelt. Diese können jeweils ein bestimmtes T-Zell-Epitop in optimaler und spezifischerWeise erkennen.

Die Interaktion antigenpräsentierender Zellen mit T-Lymphozyten mit Ausbildung des trimolekularenKomplexes aus dem durch MHC-Klasse-II-Molek€ule präsentierten allergenen Peptid und dem T-Zell-Rezeptor ist das erste notwendige Signal f€ur die T-Zell-Aktivierung (Abb. 1). In Gegenwart kostimula-torischer Signale beim Zell-Zell-Kontakt, die das zweite Signal induzieren, werden ruhende T-Zellendurch antigenpräsentierende Zellen vollständig aktiviert.

Drainierender Lymphknoten

Antigenpräsentation und Aktivierung naiver T-Lymphozyten

Allergenreexposition

Remodelling der Atemwege

Mastzell-Infiltration

Produktion vonantigenspezifischem IgE

Eosinophilen-Infiltration

Allergischer Entzündungsprozess

Periphere Gewebe

Antigenaufnahme und -verarbeitung

APCAPC

APC

NaiveT

MHC

MHC

MH

C

TCR

TCR

TCR

B7 CD28

CD40ICO5

ICO

5

ICO5

COS-

L

CO40L

OX-4

0-L

Ox-

40

PD-1

Th2

B

Mast

Eo

TregTm

IL-5IL

-4

IL-1

3IL-4

IL-10, Il-13

COS-L

Abb. 1 Induktion einer allergenvermittelten Immunantwort und Regulation der allergisch geprägten Entz€undung. (APC:antigenpräsentierende Zelle; TCR: T-Zell-Rezeptor; Treg: T-regulatorische Zelle; Tm: T-Gedächtniszelle, Th: T-Helferzelle;IL: Interleukin; Eo: Eosinophiler; Mast: Mastzelle; MHC: major histocompatibility complex)

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Die aktivierten T-Lymphozyten produzieren die f€ur die IgE-Produktion bedeutsamen regulatorischenZytokine und steuern anhand ihres Profils die Differenzierung von T-Helferzelltypen mit unterschied-lichen Funktionen im Rahmen immunologischer Prozesse. Typische T-Helfer-Subpopulationen sind:

– T-Helfer-1-Zellen (TH1), welche z. B. durch die Produktion der Zytokine IL-2 und Interferon-gcharakterisiert werden,

– T-Helfer-2-Zellen (TH2), welche u. a. Interleukin-4 (IL-4), IL-13 und IL-5 produzieren und– T-Helfer-17-Zellen (TH17), die durch die Produktion von IL-17 gekennzeichnet sind.

Alle Effektor-T-Zell-Populationen entwickeln sich aus naiven Vorläufer-T-Zellen (TH0-Zelle), diezunächst im Knochenmark gebildet werden, von dort in den Thymus auswandern und schließlichMHC- und T-Zellrezeptoren (TCR) auf ihrer Oberfläche exprimieren, um hierdurch f€ur die Erkennungkörperfremder Antigene selektiert zu werden. Die Differenzierung zu den verschiedenen Formen derT-Zellen wird durch Transkriptionsfaktoren determiniert, die wiederum durch Zytokine und kostimula-torische Signale induziert bzw. gehemmt werden können. Die Art undWeise, wie und welche Signale aufdie T-Zelle einwirken, entscheidet letztlich die Entwicklung zu einer „proallergischen“ TH2-Zelle,einerTH1-Antwort zur Eliminierung eines intrazellulären Erregers (Viren, intrazelluläre Bakterien) odereiner eher chronisch-entz€undlichen Immunreaktion (TH17) (Kap. ▶ Physiologie der B- und T-Lympho-zyten).

Die IgE-Synthese wird durch Zytokine moduliert, die von aktivierten T-Lymphozyten und anderenZellen produziert werden. Hauptaktivator der IgE-Synthese sind die Zytokine IL-4 und IL-13 (Abb. 1).Als Inhibitoren einer IL-4-induzierten IgE-Synthese sind u. a. Interferon-g, Interferon-a und Prostaglan-din E wirksam.

3.2 Konzept der regulatorischen T-Zellen (Treg)Neben den klassischen TH1- und TH2-Helferzellen ist die Bedeutung der sog. regulatorischen T-Zellenbesonders in den letzten Jahren detailliert charakterisiert worden. Ihre wesentliche Aufgabe ist, Abwehr-vorgänge und Entz€undungsprozesse zu limitieren, um Schaden f€ur den Wirt zu begrenzen und Immun-reaktionen gegen eigentlich harmlose Umweltfaktoren oder eigene molekulare Strukturen und Zellen(Autotoleranz) zu verhindern. Die Funktion von regulatorischen T-Zellen ist sowohl f€ur die Unterdr€u-ckung von Immunreaktionen gegen eigene Strukturen (Autoimmunerkrankungen) wie auch gegenharmlose Umweltfaktoren (allergische Erkrankungen) von entscheidender Bedeutung.

Die Zahl bzw. Funktion regulatorischer T-Zellen zeigt sich bei Patienten mit allergischen Erkrankungenoftmals erniedrigt. Umgekehrt f€uhrt eine erfolgreiche spezifische Immuntherapie/Hyposensibilisierung,also die kontinuierliche Behandlung eines Patienten mit (subkutan oder sublingual) verabreichtemspezifischem Allergen, zur Induktion von allergenspezifischen regulatorischen T-Zellen. Entsprechendkonzentrieren sich viele neue therapeutische Strategien auf die Induktion von regulatorischen T-Zellen,mit dem Ziel eine nat€urliche Toleranzinduktion zu unterst€utzen. Diese heute noch auf experimentellemNiveau befindlichen Konzepte setzen entweder schon auf der Ebene der Antigenpräsentation bei derInduktion eines eher „anti-allergischen“ Aktivierungsstatus der APC an, auf Ebene der T-Zellen durchPolarisierung der T-Zell-Differenzierung zur Ausbildung von Treg, oder auf Ebene der Zytokinproduk-tion durch Unterst€utzung von endogener oder exogener Synthese von regulatorischen Zytokinen (IL-10,TGF-b).

3.3 Die allergisch vermittelte EntzündungNach der Sekretion von IgE-Antikörpern durch Plasmazellen binden sie an spezifische IgE-Rezeptoren,insbesondere an den hochaffinen IgE-Rezeptor (Fcε-Rezeptor I) auf Mastzellen und basophilen

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Granulozyten (Abb. 1). Eine menschliche Mastzelle besitzt etwa 104–105 solcher IgE-Rezeptoren. Beispezifisch sensibilisierten Patienten f€uhrt ein erneuter Allergenkontakt €uber eine Allergenbindung mitzellständigen IgE-Antikörpern auf Mastzellen und Kreuzvernetzung von mindestens 2 benachbartenIgE-Rezeptoren (IgE bridging) zur Aktivierung der Mastzellen. Dies f€uhrt zur Freisetzung und Syntheseneuer präformierter Mediatorsubstanzen. Die Mediatoraussch€uttung (insbesondere von Histamin) ist f€urdie Ausbildung der typischen klinischen Symptome einer Typ-I-Sofortreaktion unmittelbar verantwort-lich.

Neben Mastzellen sind eosinophile Granulozyten wichtige Effektorzellen einer allergischen Immun-reaktion. Sie stehen ebenfalls unter direkter Kontrolle von TH2-Lymphozyten. Interleukin-5 (Abb. 1) istf€ur die Differenzierung und Aktivierung von eosinophilen Vorläuferzellen aus dem Knochenmark undderen Lebensverlängerung verantwortlich. Eosinophile Granulozyten spielen bei der Pathogenese aller-gischer Atemwegserkrankungen eine besondere Rolle. Zwar wird eine akute Atemwegsobstruktion alsReaktion auf Allergene durch die Aktivierung von Mastzellen und deren Mediatoren ausgelöst, dochzeichnen sich Kinder mit allergischen Atemwegserkrankungen insbesondere durch eine Erhöhung derEosinophilenzahl im peripheren Blut, in der bronchoalveolären Lavage, in der nasalen Mukosa und derBronchialschleimhaut aus. Dabei korreliert das Ausmaß der Eosinophilie oftmals mit dem Schweregraddes Krankheitsbildes. Die von Eosinophilen freigesetzten Proteine wie das „major basic protein“ (MBP),die Eosinophilenperoxidase (EPO) und das kationische Protein (ECP) schädigen direkt die Atemwegse-pithelzellen, induzieren selbst eine Degranulation von Mastzellen und Basophilen und fördern dieKontraktion der glatten Bronchialmuskulatur.

Damit eosinophile Granulozyten und andere Leukozyten die Pathogenese einer allergischen Atem-wegserkrankung vermitteln können, m€ussen sie zunächst die Endothelsperre des Gefäßbetts €uberwindenund in die Atemwege migrieren. Dies wird durch Adhäsionsmolek€ule ermöglicht, die auf Leukozyten,Endothelzellen und Epithelzellen exprimiert werden und die Interaktion zwischen diesen Zellen beimDurchtritt durch die Barrieren vermitteln. Verschiedene Mediatorstoffe, z. B. Histamin undpro-inflammatorische Zytokine (u. a. IL-4), können die Expression von Adhäsionsmolek€ulen auf derluminalen Oberfläche des Gefäßendothels hochregulieren, so dass die Interaktion mit vorbeiströmendenLeukozyten des Bluts, z. B. eosinophilen Granulozyten, unterst€utzt wird. Der Austritt aus der Blutbahnins Gewebe wird durch chemotaktische Stoffe gesteuert (z. B. sog. Eotaxine), die insbesondere dieEosinophilen anlocken.

Langzeitstudien, insbesondere mit Geburtskohorten, haben zu einem besseren Verständnis desnat€urlichen Verlaufs atopischer Krankheiten gef€uhrt. Die f€ur die allergischen Erkrankungen typischeIgE-Produktion ist ab der 11. Schwangerschaftswoche möglich, doch sind allergenspezifischeIgE-Antikörper (anders als spezifische T-Zellen) im Nabelschnurblut praktisch nie messbar. Dies erklärt,warum Neugeborene in der Regel keine allergischen Reaktionen gegen€uber Umweltreizen aufweisen,z. B. Kontrastmittel. Oftmals ist das Neurodermitis/atopische Dermatitis die erste klinische Manifestationeiner Atopie im Säuglingsalter, die typischerweise schon im 2. und 3. Lebensmonat auftreten kann.Transiente Formen der Nahrungsmittelallergie gegen Kuhmilch und H€uhnerei treten bevorzugt im erstenoder 2. Lebensjahr auf, wohingegen respiratorische Symptome wie das allergisch geprägte Asthmabronchiale und die allergische Rhinitis die höchste Prävalenz im 2. Lebensjahrzehnt aufweisen und seltenvor dem 4. Lebensjahr symptomatisch werden (Abb. 2).

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4 Allergische Krankheitsbilder

4.1 Atopisches Ekzem/Atopische Dermatitis

Ätiologie und Pathogenese Die atopische Dermatitis (AD) manifestiert sich meist zwischen dem 2. und6. Lebensmonat und hat ihre höchste Prävalenz in den ersten beiden Lebensjahren. Atopische Manifes-tationen bei Verwandten ersten Grades, insbesondere das Vorliegen eines atopischen Ekzems (AE) beieinem oder beiden Elternteilen, sind die wichtigsten klinisch erkennbaren Risikofaktoren.

F€ur die Pathogenese des atopischen Ekzems sind sowohl immunologische Mechanismen als auchmechanische Störungen der Schutzfunktion der Haut (Barrieredefekte) maßgeblich. Multiple disponie-rende Gene wurden in großen Studien mit genomweiter Suche (GWAS) identifiziert. Mehrere aktuelleStudien konnten eine genetische Ursache f€ur die epidermale Barrierestörung nachweisen, die eine starkeAssoziation eines Polymorphismus des Filaggrin-Gens (kodiert das filament aggregating protein) mitdem Auftreten einer AD belegen. Histologisch finden sich bei AD sowohl TH1-, TH2- als auch TH17-Zellen im Infiltrat. Der pathognomonische Juckreiz wird dabei nicht €uberwiegend durch Histamin (ausMastzellen), sondern durch Botenstoffe aus T-Zellen (Interleukin 17) oder Keratinozyten (Interleukin 23)vermittelt.

Von den betroffenen Säuglingen gesundet mehr als die Hälfte nach dem 2. Lebensjahr dauerhaft. Etwa20 % entwickeln persistierende ekzematöse Veränderungen bis in die Adoleszenz hinein. Risikofaktorenf€ur eine Krankheitspersistenz sind sehr fr€uhe und schwere Verlaufsformen und gleichzeitig vorliegendefr€uhe Sensibilisierung gegen respiratorische oder Nahrungsmittelallergene (Abb. 3).

Klinische Symptome Im Säuglingsalter manifestiert sich die atopische Dermatitis in der Regel zunächstim Gesicht (Wangenekzem, bei starker Ausprägung der sog. Milchschorf), später am Stamm und denExtremitäten. Das Beugen-Ekzem ist charakteristisch f€ur das Vorschul- und fr€uhe Schulalter. Derchronische Juckreiz und die damit verbundene Störung des Schlafverhaltens belasten Patienten und ihreFamilien beträchtlich.

Der Krankheitsverlauf wird häufig kompliziert durch eine chronische Besiedlung der betroffenenHautareale mit Staphylokokken, deren Superantigene (Toxine) €uber eine direkte T-Zell-Aktivierung diechronische Entz€undung der Haut verstärken. Mitunter f€uhren sie zu schweren purulenten Superinfektio-nen der Haut, deren Ausbreitung durch ständiges Kratzen und dadurch entstehende Wunden gefördertwird. Der Kreislauf aus genetischer Barrierestörung, Feuchtigkeitsverlust, chronischer Entz€undung,

0

5

10

15

20

25

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35

ADAsthmaRhinitis

Prä

vale

nz %

Alter (Jahre)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 13

Abb. 2 Altersabhängige Prävalenz atopischer Krankheitsmanifestation (AD: atopische Dermatitis, Asthma, allergischeRhinitis) im Kindesalter

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starkem Juckreiz und Kratzen und damit verstärkter Schädigung und Kontamination der Haut ist letztlichdaf€ur verantwortlich, das das AE oftmals eine f€ur die betroffenen Familien Belastung und f€ur den Arzteine sehr schwer behandelbare Erkrankung darstellt.

Obwohl eine Nahrungsmittelallergie nicht die primäre Ursache der atopischen Dermatitis darstellt,weisen etwa ein Drittel aller Kinder mit AE eine Sensibilisierung gegen Nahrungsmittelallergene auf.Wiederum etwa die Hälfte dieser Kinder entwickeln eine klinisch relevante Nahrungsmittelallergie, dieihrerseits zu allergenvermittelten Ekzemsch€uben f€uhren kann. Die Rolle von Umweltallergenen f€ur dieAuslösung von Krankheitssch€uben und die Schwere des Verlaufs ist weit weniger klar. Das bevorzugteAuftreten von Ekzemsch€uben in der spezifischen Allergensaison bei größeren Kindern und das positiveAnsprechen einiger Patienten mit AE auf eine erfolgreiche SIT (spezifische Immuntherapie) mit re-spiratorischen Allergenen lassen eine Rolle auch von Innenraum- oder Außenluftallergenen wahrschein-lich erscheinen.

4.2 Asthma bronchialeDie große Mehrzahl (80–90 %) der kindlichen Asthmatiker zeigt Hinweise auf eine exogen-allergischeSensibilisierung und allergische Atemwegsentz€undung der unteren Atemwege. Als Allergenquellen sindneben Hausstaubmilben vor allem Haustiere und Pollen von Bedeutung. Eine Allergenexposition f€uhrtdurch die IgE-vermittelte Sofortreaktion mit Freisetzung vonMediatorsubstanzen ausMastzellen zu einerkurzfristigen Bronchokonstriktion. Dar€uber hinaus steigern bereits sehr kleine Allergenmengen ebenfalls€uber Mediatoren von Mastzellen und eosinophilen Granulozyten die unspezifische bronchiale Hyper-reagibilität (Kap. ▶Asthma bronchiale bei Kindern und Jugendlichen).

Langzeituntersuchungen haben bestätigt, dass die allergische Sensibilisierung zwar nicht die alleinigeUrsache von Asthma darstellt. Trotzdem trägt die Kombination von fr€uhen viralen Atemwegsinfekten mitRhino- oder RS-Viren und lokaler IgE-vermittelter allergischer Atemwegsentz€undung neben der ge-netischen Disposition als wesentlicher Risikofaktor zur Persistenz des fr€uhkindlichen Asthma bronchialebis in das Erwachsenenalter bei (Abb. 4). Insbesondere diese chronisch-persistierenden Verläufe weisenoft ein hohes Symptomniveau, schlechte Symptomkontrolle und zunehmende Verschlechterung derLungenfunktion (schweres allergisches Asthma, SAA) auf und stellen ein sehr ernstes individuellesgesundheitliches und allgemein gesundheitspolitisches Problem dar.

4.3 Allergische Rhinokonjunktivitis (AR)Sowohl die saisonale als auch die ganzjährig auftretende Rhinitis oder Rhinokonjunktivitis manifestierensich in den ersten 2 Lebensjahren außerordentlich selten, obwohl schon in dieser Altersgruppe bei

Alter % mit AD Verlauf der AD

1-2 Jahre 100

3 Jahre 37

4 Jahre 34

5 Jahre 31

6 Jahre 36

7 Jahre 37

Verlaufsmuster Persistierend Intermittierend KompletteRemission

Abb. 3 Langzeitverlauf der atopischen Dermatitis (AD) im Säuglings- und Kindesalter. (Aus: Illi et al. 2004)

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einzelnen Kindern erhöhte IgE-Antikörper z. B. gegen Pollenallergene nachweisbar sind. Im Allge-meinen sind 2–3 Jahre der Allergenexposition Voraussetzung, um eine klinisch relevanteÜberempfindlichkeitsreaktion mit manifesten Symptomen auszulösen. In Europa sind €uber 20 % derJugendlichen von einer saisonalen allergischen Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen) betroffen.

Langzeitverlaufsstudien haben deutlich gemacht, dass eine allergische Entz€undung der Atemwegeselten isoliert auf die oberen bzw. unteren Atemwege beschränkt bleibt. Bei etwa 50–65% der betroffenenKinder entwickelt sich aus einer allergischen Rhinokonjunktivitis ein allergisches Asthma bzw. tretenrhinokonjunktivale Symptome bei einem Asthmatiker auf (Konzept der „united airways“). Umgekehrtergab sich bei Kindern, die zunächst ausschließlich unter einer allergischen Rhinokonjunktivitis litten,dass das Risiko f€ur das spätere Auftreten von Asthma durch eine erfolgreiche SIT halbiert werden konnte.Dies belegt, dass die Hyposensibilisierung nicht nur als symptomatische Behandlung, sondern auch zurImmunmodulation und Asthmaprävention eingesetzt werden kann. Daraus ergibt sich die bislang ehertheoretische Forderung, eine SIT möglichst fr€uhzeitig nach Manifestation der allergischen Symptomatikzu beginnen.

4.4 Urtikaria (Nesselsucht)Mit einer Lebenszeitprävalenz von 20–25% ist die Urtikaria eine der häufigsten Erkrankungen €uberhaupt.Sowohl eine akute (einzelne oder mehrere Quaddeln, die innerhalb von 24 h verschwinden) als auch einechronisch Urtikaria (anhaltende Beschwerden länger als 6Wochen) können sich bereits im Säuglingsalterentwickeln.

Bei atopisch veranlagten Kindern sind akute Sch€ube von Nesselsucht und/oder Quincke-Ödem oftAusdruck einer Nahrungsmittelallergie, während sich f€ur die chronisch spontane Urtikaria (CSU: Persis-tenz von mehr als 6 Wochen, keine bekannten physikalischen Auslöser) in der Regel keine allergischenTriggerfaktoren nachweisen lassen. Die Pathogenese der CSU ist bisher nicht vollständig verstanden,hängt jedoch letztlich mit einer erleichterten Aktivierung vonMastzellen und konsekutiven Histaminfrei-setzung ab. Histologisch zeigt sich ein perivaskuläres, nicht nekrotisierendes mononukleäres Zellinfiltrat,was zumindest bei einem Teil der Patienten auf einen Autoimmunprozesses weist. Der sog. autologeSerumtest weist bei diesen Patienten das Vorhandensein von Auto-Antikörpern nach, die gegenIgE-Antikörper oder IgE-Rezeptoren gerichtet sind und dar€uber eine Mastzellaktivierung induzieren.

0 3 6 11

Alter in Jahre

Vorübergehendefrühe Atemwegs-

obstruktion

NichtatopischeAtemwegs-obstruktion

IgE-assoziierteAtemwegsobstruktion

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Abb. 4 Unterschiedliche Verlaufsformen der rekurrierenden Atemwegsobstruktion im Kindesalter. (Mod. nach Steinet al. 1997)

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Abzugrenzen hiervon ist das hereditäre Angioödem (HAE) als Folge einer unzureichenden Funktiondes C1-Esterase-Inhibitors.

4.5 NahrungsmittelallergienAllergische Reaktionen auf Nahrungsmittel sind im Kindesalter in der Regel durch IgE-Antikörpervermittelt und manifestieren sich an der Haut (periorales Exanthem, Urtikaria, Ekzemschub), am Gast-rointestinaltrakt (Erbrechen, Koliken, Diarrhö) und an den Atemwegen (Rhinitis, Atemnot, Husten,Globusgef€uhl). Die Prävalenz von Nahrungsmittelallergien ist besonders in den ersten Lebensjahrenhoch. Etwa 5 % aller Kinder werden zu irgendeinem Zeitpunkt mit den Symptomen einer allergischenNahrungsmittelallergie auffällig. Die Langzeitprognose einer infantilen Nahrungsmittelallergie istu. a. von der Art des Allergens als Auslöser abhängig. Im Laufe des Kindesalters lassen sich drei Formender Nahrungsmittelallergie unterscheiden:

1. Beim transienten (infantilen) Typ der Nahrungsmittelallergie werden IgE-vermittelte Reaktionen in derRegel durch H€uhnerei, Kuhmilch, Weizen oder Soja ausgelöst. Sie können sich an Haut, Atemwegenund Gastrointestinaltrakt manifestieren. Eine strikte Eliminationsdiät mit entsprechendem Ersatz(z. B. Aminosäurelösung statt Kuhmilch) €uber mehrere Jahre ist aktuell immer noch Therapie derWahl. Die Langzeitprognose ist gut: Prospektive Studien bei Kleinkindern mit Kuhmilchallergie habenergeben, dass 50 % der Patienten nach 1 Jahr, 70 % nach 2 Jahren und 85 % nach 3 Jahren eineklinische Toleranz entwickelt haben.

2. Bei den IgE-vermittelten, mitunter lebensbedrohlichen Reaktionen gegen Erdn€usse, Baumn€usse, FischoderMeeresfr€uchte, die sich oft erst zwischen dem 3. und 7. Lebensjahr manifestieren, spricht man vonder persistierenden Form der Nahrungsmittelallergie mit nur sehr geringer Neigung zu Spontanremis-sionen. Auch hier stellt die strikte Allergenkarenz die g€ultige Form der Therapie dar, daneben sind aberErnährungsberatung, Anaphylaxieschulung und Vorhalten der Medikamente gegen schwere anaphy-laktische Reaktionen („Notfall-Set“) erforderlich.

3. Die pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie ist Ausdruck einer echten immunologischen Kreuzre-aktivität, die auf gemeinsamen Epitopen von Pollen- und Nahrungsmittelallergenen beruht. Diewichtigste klassische klinische Manifestation ist das orale Allergiesyndrom (Juckreiz im Mund undRachenbereich nach Genuss von Kern- oder Steinobst bei Birkenpollenallergikern, Kreuzreaktivitätder weit verbreiteten PR-10-Proteine). Diese Form der Nahrungsmittelallergie folgt meist eineretablierten Pollenallergie und wird dementsprechend im Säuglings- und Kleinkindalter selten be-obachtet. Die moderne Form der allergologischen Diagnostik (molekulare Allergiediagnostik) ermög-licht bereits im Serum den Nachweis einer Sensibilisierung gegen eben diese gemeinsamen Pflanzen-proteine oder aber gegen Speicher- und Lipidtransferproteine der Nahrungsmittel, die eher mitgefährlichen anaphylaktischen Reaktionen assoziiert sind.

Eosinophile Gastroenteritis Eine Sonderform stellt die eosinophile Gastroenteritis dar, bei der es nachExposition mit spezifischen Nahrungsmitteln isoliert zu einer ebenfalls meist IgE-vermittelten und durcheosinophile Infiltrate gekennzeichneten Reaktion der Mukosa vor allem des D€unn- und Dickdarmskommt, die sich bis in die Muscularis und Serosa ausbreiten kann. Pathogenetisch wird eine direkteSchädigung des Schleimhautepithels durch das MBP aus den eosinophilen Granulozyten vermutet.Untersuchungen zu Langzeitverläufen liegen bisher nicht vor.

4.6 AnaphylaxieUnter Anaphylaxie (aus dem Griechischen: „Schutzlosigkeit“) versteht man eine potenziell lebensbe-drohliche systemische Reaktion, die auf einer Allergie vom Typ-I (IgE-vermittelte Sofortreaktion) oder

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Typ-III (Immunkomplexreaktion) beruht (Abschn. Einteilung allergischer Krankheiten). Auslöser f€uranaphylaktische Reaktionen im Säuglings- und Kleinkindalter sind insbesondere Nahrungsmittel(Erdn€usse, Baumn€usse, Fische, Meeresfr€uchte etc.), Medikamente (Insulin, Antibiotika) oder Insekten-gifte (Biene, Wespe). Neben den klassischen IgE-vermittelten Reaktionen können auch Anaphylaxie-ähnliche Symptome („pseudoallergische“, anaphylaktoide Reaktionen) z. B. durch Röntgenkontrastmit-tel oder nichtsteroidale antiinflammatorischeMedikamente (z. B. Acetylsalicylsäure) auftreten, bei deneneine IgE-vermittelte Pathogenese nicht nachgewiesen werden konnte.

4.7 InsektengiftallergieDie Prävalenz einer Insektengiftallergie liegt in der allgemeinen Bevölkerung bei 0,4–3 %. Etwa einDrittel der Insektengiftallergiker haben sonstige atopische Manifestationen. Im Kindesalter weisenleichtere Reaktionen gegen€uber Insektengift (Urtikaria oder verstärkte Lokalreaktionen, Grade 0–I) oftauf einen langfristig g€unstigen Verlauf mit einer Spontanremission nach einigen Jahren hin. Das größteRisiko einer lebenslangen schweren und potenziell lebensbedrohlichen Insektengiftallergie tragen Kin-der, die bereits fr€uhzeitig anaphylaktische Episoden mit Beteiligung der unteren Atemwege oder desHerz-Kreislauf-Systems (Grad III–IV) entwickelt haben.

Der nat€urliche Krankheitsverlauf kann durch eine fr€uhzeitig eingeleitete SIT mit gereinigtem Insek-tengift €uber mindestens 3 Jahre deutlich verbessert werden, etwa 75–85 % der bienengiftallergischen undetwa 90–95 % der wespengiftallergischen Patienten sind vor einer systemischen Reaktion auf einenerneuten Stich hierdurch gesch€utzt. Bei Kindern mit ausschließlich die Haut betreffenden systemischenStichreaktionen kann auf eine SIT verzichtet werden.

5 Allergiediagnostik und Therapie im Kindesalter

Diagnostik

Anamnese Die erste und wichtigste Maßnahme bei Kindern mit einer möglicherweise allergisch beding-ten Krankheit ist die sorgfältige Erhebung einer Familienanamnese. Atopische Erkrankungen bei Ver-wandten ersten Grades sind ein bedeutender Risikofaktor f€ur die Manifestation einer Allergie beiKindern. Das Risiko f€ur das Auftreten derselben Erkrankung wie bei den Eltern (z. B. Eltern mit Asthma,Kind mit Asthmarisiko) ist dabei ausgeprägt. Bei der Eigenanamnese sind die besonderen Triggerfaktoren(Jahres- und Tageszeiten, besondere Orte oder Ortswechsel, Nahrungsmittel, Tierkontakt, körperlicheoder seelische Belastung etc.) ebenso wie die genauen Krankheitszeichen (kutane, gastrointestinale,respiratorische oder systemische Reaktionen) sorgfältig zu evaluieren.

Laboruntersuchungen Prinzipiell können Laboruntersuchungen (allergenspezifischer IgE-Nachweisim Serum) ebenso wie Hautteste schon ab dem Säuglingsalter durchgef€uhrt werden. Bei Säuglingenund Kleinkindern, insbesondere bei der Suche nach Nahrungsmittelunverträglichkeiten, stellt derIgE-Test die einfachere und umfangreichere Methode dar. Durch den Einsatz der modernen molekularenAllergiediagnostik ist heute eine Aufschl€usselung der spezifischen Allergene möglich. F€ur die Bestim-mung des Gesamt-IgE im Serum wurden Perzentilen f€ur das Vorschulalter etabliert, die das Ausmaß einerAtopie anzeigen können. F€ur die spezifische Allergiediagnostik kommt der Gesamt-IgE-Bestimmung nurdann diagnostische Bedeutung zu, wenn stark erhöhte Gesamt-IgE-Konzentrationen eine ausgesprochenpolyvalente Sensibilisierung erklären können.

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Haut-/Provokationstests Bei älteren Kindern und der Verwendung von Prick-Tests mit Nahrungsmittel-allergenen sollten frische Nahrungsmittel verwendet werden (sog. Prick-to-prick-Methode), da dieQualität der kommerziellen Nahrungsmittelallergenextrakte nicht befriedigend ist. Die Messung nah-rungsmittelspezifischer IgG-Antikörper ist ohne klinischen Aussagewert und somit verzichtbar.

Der Atopy-Patch-Test, ein Epikutantest zur Messung von Typ-IV-Reaktionen (Abschn. Einteilungallergischer Krankheiten), kann als Ergänzung f€ur besondere Allergene (Hausstaubmilben, Nahrungs-mittel) eingesetzt werden, insbesondere bei Kindern mit atopischer Dermatitis. Der klassische Epikutan-test sollte bei Jugendlichen mit der Frage nach Kontaktallergie (Nickel, Kosmetika etc.) eingesetztwerden.

Provokationstests (konjunktival und nasal) sollten bei Frage der klinischen Relevanz einer spezifischenSensibilisierung insbesondere vor Beginn einer SIT und bei diskrepanten Befunden zwischen Anamnese,Hauttest und In-vitro-Test eingesetzt werden. Bronchiale Allergen-Provokationen sollten wegen desRisikos von höhergradigen anaphylaktischen Reaktionen, wenn €uberhaupt, nur in klinischen Studienzum Einsatz gelangen.

Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie sind orale Provokationstests (goldener Standard: doppel-blinde, plazebokontrollierte Nahrungsmittelprovokation, DBPCFC) f€ur die Diagnosestellung erforder-lich, da f€ur die Diagnose anamnestische Hinweise oder der Nachweis einer Sensibilisierung meist nichthinreichend sind. Nur bei nachgewiesener spezifischer Sensibilisierung und einer eindeutigen rezentenAnamnese mit allergischen/anaphylaktischen Reaktionen nach Einnahme des spezifischen Nahrungs-mittels sollte hierauf verzichtet werden.

Lungenfunktion Bei Kindern mit Asthma bronchiale sind Lungenfunktionsmessungen sowohl f€ur dieDiagnostik als auch f€ur die Verlaufskontrolle von ausschlaggebender Bedeutung (Kap. ▶Asthma bron-chiale bei Kindern und Jugendlichen).

Therapie Die fr€uhzeitige Diagnostik und Einleitung therapeutischer Maßnahmen hat f€ur den Langzeit-verlauf der allergischen Krankheit größte Bedeutung. Vielfach kann die Therapie nach Diagnosestellungdurch den hausärztlich tätigen Kinderarzt durchgef€uhrt werden. Bei starken Symptomen oder unklarenTherapieoptionen sollte ein pädiatrischer Allergologe zu Rate gezogen werden, bei polymorbidenPatienten mit schlechter Symptomkontrolle oder komplizierten Verläufen (z. B. schweres Asthma,schwere Nahrungsmittelallergie) kann ein €ubergeordnetes Zentrum involviert werden („3-Stufen-Konzept“ der Versorgung). Insbesondere bei atopischen Kindern mit Komorbidität (Asthma, allergischeRhinitis, atopische Dermatitis und Nahrungsmittelallergie) ist eine ganzheitliche Therapie von hoherBedeutung. Das Behandlungskonzept hängt vomAlter des Patienten und der Krankheitsmanifestation ab,basiert aber grundsätzlich immer auf folgenden 4 Säulen:

Triggervermeidung Bekannte und versteckte Allergenquellen m€ussen identifiziert und minimiert undandere auslösende Faktoren wie bakterielle Superinfektion bei AE oder virale Infekte bei Asthma m€ussenber€ucksichtigt werden. Notwendige Diäten m€ussen in enger Absprache mit einer Ernährungsfachkraftnach Diagnose einer klinisch relevanten Nahrungsmittelallergie verschrieben und nicht sinnvolle Diätenin jedem Falle vermieden werden. Bei allergischen Erkrankungen der Atemwege ist die Vermeidung vonInnenraumallergenen (Tierhaare, Milbenallergene, Schimmel) von großer Bedeutung, da hierdurch diemedikamentöse Behandlung optimiert und manchmal sogar vermieden werden kann. Sanierungsmaß-nahmen sind f€ur eine Reihe von Innenraumallergenen etabliert. Die passive Tabakrauchexposition sollteim häuslichen Bereich komplett vermieden werden, da sie einen der größten Risikofaktoren f€ur dieEntstehung von Asthma und Exazerbationen darstellt.

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Schulung Eltern, Betreuer und betroffene Patienten m€ussen fr€uhzeitig in die Behandlung eingebundenwerden, um die Krankheitseinsicht zu verbessern und Therapieadhärenz und Compliance der betroffenenKinder zu fördern. Schulungskonzepte f€ur das kindliche Asthma bronchiale, die atopische Dermatitis undAnaphylaxie wurden entwickelt und systematisch evaluiert. Ihr Ziel ist es, den betroffenen Patienten undihren Familien ein hohes Maß an Autonomie und Selbstständigkeit aufgrund eines guten Informations-standes zu ermöglichen.

Medikamentöse Behandlung Die antiallergische Therapie basiert im Wesentlichen auf folgendenMedikamentengruppen:

– H1-Antihistaminika: Nichtsedierende H1-Antihistaminika der 3. Generation, z. B. Cetirizin, Des-loratadin und Fexofenadin, haben sich bei der Behandlung der allergischen Rhinitis und der Urtikariaals wirksam erwiesen. Sie zeichnen sich durch ein besonders gutes Sicherheitsprofil aus. Bei ADzeigen die meisten kontrollierten Studien mit nichtsedierenden Antihistaminika nur mäßige Juckreiz-reduktion. Ein deutlicher therapeutischer Effekt auf den Hautzustand konnte nicht abgeleitet werden.Ältere Präparate sollten wegen der sedierenden Nebenwirkungen und Beeinträchtigung des Schlaf-profils grundsätzlich gar nicht eingesetzt werden.

– Topische Kortikosteroide: Topische Kortikosteroide werden f€ur Asthma bronchiale (inhalative Kor-tikosteroide: ICS) und die allergische Rhinitis (als Nasenspray) eingesetzt, wobei sie in der Regelzumindest in der spezifischen Saison täglich im Sinne einer antientz€undlichen Dauertherapie verwen-det werden. Topische Kortikosteroide (Budesonid, Fluticason, Mometason etc.) sind das derzeitwirksamste Prinzip einer antiinflammatorischen Medikation des Asthmas, bewirken jedoch keineHeilung. Wesentliche Nebenwirkungen sind hier lokale Pilzinfektionen bei falscher Inhalationstechnikund Einbußen im Längenwachstum bei langjährigem mittel- bis hochdosiertem Gebrauch.Auch f€ur die Behandlung des AE stellen topische Steroide (Hydrocortison, Mometasonfuroat,

Methylprednisolon u. a.) die wichtigste Stoffklasse zur antientz€undlichen Therapie dar und werdeninsbesondere bei akuter Exazerbation €uber mehrere Tage und bei sehr schweren Verläufen auch €ubermehrere Wochen angewandt. Hierbei ist auf die irreversible Schädigung der Haut im Sinne einerAtrophie zu achten.

– Systemische Kortikosteroide: Die wirksamste Medikation f€ur die Behandlung akuter Asthma-Exazerbationen sind systemische Kortikosteroide. Wegen ihrer Nebenwirkungen (Glukoseintoleranz,Gewichtszunahme, Wachstumshemmung, Blutdruckerhöhungen, Katarakt, Immunsuppression, Ne-bennierenrindensuppression) sind sie in der niedrigsten möglichen Dosis und möglichst kurz einzu-setzen.

– Leukotrienantagonisten: Montelukast, ein oraler Leukotrien-Rezeptorantagonist (LTRA), zeichnetsich durch eine milde antiinflammatorische und bronchodilatatorische Eigenschaften aus. Bei derDauertherapie des leichten bis mittelschweren Asthma bronchiale, insbesondere auch des Belastungs-asthmas, ist er ein wichtiges Therapieprinzip, besonders in Kombination mit inhalativen Kortikostero-iden.

– Kurz- bzw. rasch wirksame b-2-Sympathomimetika (short bzw. rapid acting beta agonists SABA/RABA): SABA/RABA werden intermittierend im Sinne eines Bedarfsmedikaments bei Asthmabronchiale sowie präventiv zur Vorbeugung von belastungsabhängiger Obstruktion bei Sportasthmaeingesetzt.

– Langwirksame b-2-Sympathomimetika (long acting beta agonists: LABA): Bei mittelschwerem bisschwerem Asthma bronchiale stehen sie in Kombination mit inhalativen Kortikosteroiden f€ur dieDauertherapie zur Verf€ugung und können dazu beitragen, die Dosis inhalativer Kortikosteroide zuvermindern und die Symptomkontrolle zu verbessern.

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– Topische Calcineurininhibitoren: Pimecrolimus und Tacrolimus sind Makrolaktame, die die Freiset-zung proinflammatorischer Zytokine aus T-Zellen vermindern können. Als topische Medikamente f€urdie Behandlung der atopischen Dermatitis sind sie ab dem 3. Lebensjahr zugelassen und ergänzen denEinsatz von topischen Kortikosteroiden. Bei subakuten Verläufen können sie intermittierend im Sinneeiner „proaktiven Intervalltherapie“ eingesetzt werden und helfen so, das Entz€undungsniveau undsomit den Steroidbedarf gering zu halten.

– Anti-IgE-Antikörper: Mehr als 90 % der Kinder mit allergischen Atemwegserkrankungen zeigenIgE-vermittelte allergische Reaktionen. Omalizumab, ein rekombinanter humanisierter monoklonalerAntikörper gegen IgE, ist f€ur die Behandlung von Jugendlichen und Kindern ab 6 Jahren mit schweremallergischem Asthma bronchiale zugelassen, welche unter Standardtherapie mit ICS/LABA keineausreichende Symptomkontrolle erreichen und/oder gehäuft exazerbieren. Omalizumab wirkt allerge-nunspezifisch, somit auch bei polyvalenter Allergie, und wird subkutan injiziert. Eine Zulassung f€urdie Behandlung von zunächst erwachsenen Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria wird f€ur 2013erwartet.

– Epinephrin (Adrenalin): Die meisten anaphylaktischen Reaktionen bei Kindern treten außerhalb vonArztpraxen oder Kliniken auf. Die vordringlichste Erste-Hilfe-Maßnahme bei beginnendem anaphy-laktischem Schock ist die intramuskuläre Injektion von Epinephrin durch Patienten oder deren Be-treuungspersonen. Gefährdete Personen und ihre Betreuer sind entsprechend zu schulen und mitentsprechenden Notfallmedikamenten zu versorgen. Besonders gefährdet sind Patienten mit persistie-render Nahrungsmittelallergie gegen Erdn€usse und Baumn€usse und Patienten mit vorbestehendemAsthma bronchiale.

Allergenspezifische Immuntherapie/Hyposensibilisierung (SIT) Die einzige verf€ugbare kausale The-rapie allergischer Atemwegserkrankungen und der Insektengiftallergie ist die spezifische Immuntherapie.Ziel ist es, durch subkutane oder sublinguale Verabreichung von unterschwelligen Allergenmengen insteigender Dosierung €uber mehrere Jahre (in der Regel 3 Jahre) einen Zustand der (klinischen und/oderimmunologischen) Toleranz gegen€uber dem spezifischen krankheitsauslösenden Allergen herzustellen.Eine Langzeittherapie dieser Art kann den nat€urlichen Langzeitverlauf eindeutig g€unstig beeinflussen undbei allergischen Rhinitikern die Neumanifestation eines allergisch bedingten Asthmas bronchiale ebensowie die Neusensibilisierung gegen weitere Allergene signifikant reduzieren. Ergebnisse aus klinischenStudien zur oralen Immuntherapie (OIT) bei Nahrungsmittelallergie sind vielversprechend, aber aufgrundder häufigen Nebenwirkungen noch nicht geeignet, in die klinische Routine zu €ubertragen.

Prävention Maßnahmen der primären Allergie- und/oder Asthmaprävention (zum Erhalt der Gesund-heit) beinhalten die Vermeidung der Aktiv- und Passivtabakrauchexposition (besonders in derSchwangerschaft), die Vermeidung eines schimmelpilzfördernden Innenraumklimas, die Minimierungder Exposition gegen€uber Luftschadstoffen des Innen- und Außenraums, das Beachten einer ausgewo-genen und nährstoffdeckenden Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit und im 1. Lebensjahr, dieDurchf€uhrung der Schutzimpfungen nach STIKO-Empfehlungen, die Vermeidung von Übergewicht unddas ausschließliche Stillen in den ersten 4 Lebensmonaten.

Bei Säuglingen mit erhöhtem Allergierisiko sollte, falls das Stillen nicht möglich ist, in den ersten4 Lebensmonaten eine hypoallergene Formula verabreicht werden. Das Halten von felltragenden Haus-tieren ist nicht mit einem erhöhten Risiko f€ur die Entstehung von Allergie/Asthma verbunden, sollte aberbei nachgewiesener Sensibilisierung gegen Tierepithelien unbedingt vermieden werden.

Maßnahmen zur Sekundärprävention (zur Fr€uherkennung und damit rechtzeitigen Behandlung) sindInterventionen wie die Beseitigung von Innenraumallergenen (Haustiere, Milben) oder eine fr€uhzeitig

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applizierte spezifische Immuntherapie. Über den langfristigen Effekt derartiger Interventionen kann heuteeine abschließende Bewertung nicht vorgenommen werden.

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