Alte instrumentale Volksmusik in den Gemeinden des ...

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Seite 1 von 21 LANDSCHAFTSPARK BINNTAL Alte instrumentale Volksmusik in den Gemeinden des Landschaftsparks Binntal und im Goms Ergebnisse einer Nachforschung Verfasser: Anselmo Loretan Erstellt 2017

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LANDSCHAFTSPARKBINNTAL

Alte instrumentale Volksmusik in den Gemeinden des Landschaftsparks Binntal und im Goms

Ergebnisse einer Nachforschung

Verfasser: Anselmo Loretan Erstellt 2017

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Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort Seite 3 2 Einleitung Seite 3 3 Schweizer Volksmusiksammlung Seite 4 4 Volksmusikforschung Ricco Peter Seite 6 5 D‘Walpeni Seite 6 6 Notationen von Luzi Bergamin Seite 8 7 Julius Wyden (*1928), Ernen Seite 9 8 Schweizer Nationalphonothek Lugano Seite 11 9 Weitere Nachforschungen und Ergebnisse Seite 12 10 Tanz anno dazumal Seite 13 11 Schlussbemerkungen Seite 14 12 Quellenangaben Seite 15 13 Bildnachweis Seite

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1 Vorwort

2016 erhielt ich vom Landschaftspark Binntal ein Mandat zur Erforschung der instrumentalen Volksmusik in den Park-gemeinden und der Region Goms. Bei meinen Untersuchungen der alten instrumentalen Volksmusik in den Parkgemeinden des Regionalen Naturparks Pfyn-Finges (2015 – 2016) stiess ich immer wieder auf Dokumente, welche auf die Volksmusik der Gemeinden des Landschaftsparks Binntal und der Region Goms hinweisen. Es drängte sich geradezu auf diesen nachzugehen Neben den Ergebnissen der Forschung in schriftlicher Form soll auch ein Teil der gefundenen Kompositionen bear-beitet, neu arrangiert/ instrumentiert und am beim Anlass „Walliser Volksmusik und Tanz wie anno dazumal“ am Samstag, 18. November 2017 in Grengiols zur Aufführung gebracht werden. Ich danke German Bregy (Leuk) für die Zurverfügungstellung älterer Bücher über die Schweizer Volksmusik, Beat Ritz und der Gemeinde Grengiols für den Hinweis auf das Walpeni-Archiv und der Möglichkeit dieses einzusehen, Elmar Schmid (Zürich/Binn) für das Notenmaterial von Walpeni- und anderer traditionellen Stücken, Ricco Bergamin (Liebe-feld) für die Aufzeichnungen seines Vaters Luzi, Julius Wyden (Ernen) für die zahlreichen Gespräche und die Noten- und Tondokumente sowie allen weiteren Personen, welche mich bei diesen Nachforschungen unterstützt haben. Die Hinweise waren sehr hilfreich. Ein spezieller Dank an Tobias Salzgeber aus Raron für die Bearbeitung der in Grengiols zur Aufführung gelangenden Kompositionen und dem Landschaftspark Binntal für Ihr Interesse und Engagement für die einheimische Volksmusik.

2 Einleitung

Als Basis der Untersuchung dienten mir u.a. Dokumente, Sammlungen, Archive, Noten/Tondokumente und Gesprä-che mit zahlreichen Personen. Da die Volksmusikanten damals in der Regel auswendig gespielt und die Stücke nicht notiert haben gibt es leider nur wenige Notendokumente. Einige Werke sind aber auf Tonträgern (Schallplatten, Ton-kassetten, Magnetbändern etc.) erhalten und konnten teils digitalisiert werden. Die (vorläufigen) Ergebnisse der Un-tersuchungen sollen im Folgenden dargelegt werden.

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3 Schweizer Volksmusiksammlung

„Seit ihrer Gründung vor 37 Jahren setzt sich die Gesellschaft für die Volksmusik in der Schweiz (GVS) mit verschie-denen Aktivitäten und Publikationen für ihr Ziel ein, die traditionelle Schweizer Volksmusik zu fördern und zu erfor-schen. Mit der Veröffentlichung der Sammlung Hanny Christen 1991 bietet sich die Gelegenheit in umfassenderem Masse die Schweizer Volksmusik zu fördern und zu erforschen. Diese Sammlung enthält über 10‘000 alte, zum Teil sehr wertvolle Melodien aus fast allen Regionen der Schweiz. Die Volkskundlerin und Sammlerin Hanny Christen wurde zu Lebzeiten von den meisten Kulturschaffenden verkannt, belächelt und sogar verschmäht, was sie aber nicht darin hinderte, den unermesslichen Reichtum an traditionellen Melodien ohne jegliche Hilfe und trotz beschwerlicher Umstände akribisch zusammenzutragen. Anfangs der 1990er Jahre hatte der Komponist und Musikverleger Fabian Müller den Nachlass von Hanny Christen - mehr als 20 Jahre nach ihrem Tod - aus der Versenkung geholt und gesichtet.“ (1) Mit Hilfe eines kompetenten Autorenteams wurden die handgeschriebenen Notenhefte mittels EDV bearbeitet. Entstanden ist eine Anthologie in 10 Bänden mit Register-band erschienen im Mülirad-Verlag Zürich/Altdorf 2002.

Hanny Christen (1869 -1976) (a)

Der Band VI enthält Melodien aus den Kantonen Fribourg, Bern, Wallis und dem Welschland. Das Kapitel Wallis ent-hält auch Gomser Tänze, welche durch Theodor Franzen (1878 – 1958, Fiesch) überliefert sind. Die Autoren schrei-ben in der Einleitung: „Ein Heft ist mit Gomser Tänzli, Birchi, Fiesch, Theodor Franzen überschrieben. Die Brüder Jo-hann (1864 – 1948) und Theodor Franzen (1870 – 1958) gehörten zu den wichtigen Walliser Musikanten. Ihr Vater hiess Hildebrand, was zum Dorfnamen Hilpe Johann und Hilpe Theodor geführt hat. Mit Birchi wurde der Wohnort der Familie Franzen bezeichnet. Von Otto Franzen, dem Sohn von Johann, erhielt Hanny Christen die Tanzbüchlein der beiden Brüder. Als sie Theodor im Januar 1957 besuchte, war er der letzte der alten Fiescher Musikanten, der am Hackbrett-Kongress am 15. Januar 1912 in Brig dabei war. Die Absicht der Organisatoren dieses Kongresses war eine Bestandesaufnahme über das Hackbrettspiel im Wallis. Die Musikanten spielten um die Wette, der erste Preis betrug 30 Franken. Theodor Franzen begann als Knabe mit einer sog. Sturzpfife zu musizieren, einer Blechflöte mit sechs Löchern. Später erlernte autodidaktisch diverse Blasinstrumente, Hackbrett und Geige. Er erzählt Hanny Chris-ten, dass die damals übliche Klarinette in C gestimmt gewesen sei, damit sie besser zum Hackbrett passe…“ (2) Das Heft „Gomser Tänzli“ beinhaltet vier Schottisch, sechs Polkas, sechs Walzer, zwei Galopps, drei Mazurkas und zwei Märsche. Ausser den Walzern Lauterbacher und Die schöne Tänzerin, den Polkas Urfidel, Sternlein, dem Juden-schottisch und den Märschen Oestreicher, Walliser tragen die Tänze keinen Titel. Ergänzt wird die Sammlung mit den Tänzen Mädeli ruck, ruck, ruck (laut Christen aus dem Baselbiet) und Lust und Leben. In der Sammlung von Hanny Christen werden aus der Region Goms auch noch „Vinzens Gregor“ Jost (15.7.1880 – 15.1. 1968), Hackbrettspieler aus Münster und „Bali Hans“, Johann Walpen-Lagger (1886 – 1958) aus Reckingen er-wähnt. Dieser spielte ebenfalls Hackbrett.

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„Vinzens Gregor“ (b) „Bali Hans“ (c)

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4 Volksmusikforschung Rico Peter

Der 1916 in Arbon geborene Rico Peter sammelte 40 Jahre lang Noten, Musikantenbilder und alles was mit Volksmu-sik zusammenhängt. Im AT Verlag Aarau erschien 1978 das Buch „Ländler Musik – die amüsante und spannende Geschichte der Schweizer Ländlermusik“. Ein Kapitel ist auch dem Wallis gewidmet. Im Rahmen seiner Forschungen besuchte Peter u.a. die Zivilstandsämter von Brig, Blitzingen und Grengiols. Zudem führte er längere Gespräche mit dem Geiger Josef Mutter in Naters. Neben seinem Vorbild Gregor Dirren aus Bür-chen berichtet Mutter auch von seiner ersten Spielpartnerin, der Rosalie Heimen aus Grengiols, die auf ihrem Hack-brett eine wahre Künstlerin gewesen sein muss. In der damaligen Zeit dürfte Rosalie Heimen eine der wenigen öffent-lich musizierenden Frauen gewesen sein. Rico Peter schreibt: „In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde, wenn man von Tanzmusik sprach, drei Namen sicher genannt. Es sind dies der erwähnte Gregor Dirren, der Tanzgei-ger, Alois Heimen ( Grengiols, Vater der Rosalie), der Hackbrettspieler, und Josef Imhof, der Klarinettist. Die drei ta-ten sich zum einem oder anderen Male zu gemeinsamen Musizieren zusammen, hatten aber jeder ein eigenes En-semble, mit dem sie hauptsächlich zum Tanze aufspielten… Der Morschacher Josef Imhof brachte den „Innerschwy-zer Stil“ ins Oberwallis…Im Gegensatz zum Innerschweizer Imhof spielte der am 29. Juni 1853 auf die Welt gekom-mene Alois Heimen eine Musik nach alter Walliser Art. Er spielte zwar auch Geige wie Dirren, war aber auf dem Hackbrett noch viel besser. Darum konnte man die beiden sehr oft zusammen hören. Es waren Pioniere, welche die alte Walliser Volksmusikart über die Jahre ins 20. Jahrhundert retteten.“ (3) Rosalie Heimen spielte zudem öfters mit dem Gliser Geiger Ignaz Gentinetta bevor sie Frau Ritz wurde und mit Ihrem Manne nach Südamerika auswanderte. Rosalies Schwester, die am 6. September 1873 geborene Josephina, heiratet den Alexander Walpen und wurde die Mutter von Adolf und Josef Walpen. Leider ist im Buch von Rico Peter nichts über das genaue Repertoire der damaligen Walliser Tanzmusikanten zu er-fahren (Titel, Noten etc.)

Rico Peter * 1916 (d)

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5 d’Walpeni

Josef und Adolf Walpen (e)

Josef Walpen (1910 – 1984) „Josef Walpen wurde am 4. Mai 1910 in Grengiols geboren. Zu diesem Zeitpunkt weilte sein Vater bereits in den USA, Kalifornien (1910 – 1919), wo er für den Lebensunterhalt seiner Familie arbeitete, während Mutter Josephine geb. Heimen zu Hause noch eine bescheidene Landwirtschaft weiterführte. Josef war neunjährig als sein Vater nach Grengiols zurückkehrte und Josef ihm zum ersten Mal begegnete.1925 starb Mutter Josephine. Von nun an war der Haushalt bei Walpens eine reine Männersache: Vater Alexander und die bei-den Söhne Adolf und Josef. Josef zeigte als junger Bursche grosses Interesse an der Musik, besonders an der Volksmusik. Vor allem das Klari-nettenspiel hatte es ihm angetan und als er 17 Jahre alt war, schenkte ihm sein Vater eine Klarinette. Neben den landwirtschaftlichen Arbeiten, die zu verrichten waren, blieb Josef genügend Zeit, um tüchtig zu üben. Vater Alexan-der war stolz auf die Fortschritte, die das Klarinettenspiel seines Sohnes machte. Inzwischen hatte Bruder Adolf ein Hackbrett erhalten, und so konnten beide miteinander musizieren. Sie taten dies mit einer Leidenschaft, die alle Mühsal von Berglandwirtschaft und Männerhaushalt vergessen liess.“Z’Walpe Seppi“, wie er von allen genannt wurde, blieb zeitlebens ein begeisterter Klarinettist. Seine Vorbilder waren der Oberwalliser Volksmusikant „z’Hofmuri“ (Moritz Perren, Zermatt) sowie der bekannte Innerschweizer Klarinettist und Volksmusik-komponist Kasi Geisser. Josef war ein begabter und vielseitiger Musiker. Neben der Klarinette spielte er Geige, Hack-brett, Handorgel und in der Dorfmusik das Sopransaxophon – all dies mit einer erstaunlichen Leichtigkeit, obwohl der kaum Noten lesen konnte. Bei vielen Anlässen spielten die Gebrüder Walpen mit den Gebrüdern Lengacher aus Visp zum Tanze auf. 1956 gründeten der Kunstmaler und Tanzgeiger Josef Mutter aus Naters und die Gebrüder Josef und Adolf Walpen die Volksmusikformation „Oberwalliser Spillit“. Ihr Repertoire umfasst überlieferte Stücke u.a. die legendären „Hof-muri-Tänze“, aber auch viele Stegreif-Eigenkompositionen.“ (4)

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Klarinette und Hackbrett Josef Walpen (f) Adolf Walpen (1909 – 1989) Siehe auch: Biografie Josef Walpen. „Adolf Walpen wurde am 14. April 1909 in Grengiols geboren. Die Liebe zur Musik wurde von den Eltern an die Söhne weitergegeben. Als sein Bruder Josef auf der Klarinette die ersten Tänze spielte, wünschte sich Adolf ein Hackbrett als Begleitinstrument. Er bekam es von seiner Tante Rosalie geschenkt, die in jungen Jahren selbst Hackbrett gespielt hat. Mit seinem musikalischen Talent war es für Adolf ein Leichtes, dieses Instrument zu erlernen. An Fasnacht 1928 spielten Adolf und Josef zum ersten Mal in Bister und Lax zum Tanze auf. Es gab zwar eine Rüge des Dorfpfarrers, denn die beiden Burschen waren noch nicht volljährig. Die tanzhungrigen Fasnächtler waren jedoch begeistert. Adolf benutzte das Hackbrett sowohl als Begleit- als auch als Soloinstrument. Eine Spezialität der beiden Brüder war das vierhändige Spiel auf dem Hackbrett, was von den beiden Musikanten eine geradezu akrobatische Schlagtechnik und Koordination erforderte. Es war Adolf ein Anliegen das Hackbrettspiel auch an jüngere Generationen weiterzugeben. Ab und zu fanden sich interessierte Schüler und Schülerinnen bei ihm zu Hause ein, wo er ihnen die wichtigsten Grundlagen beibrachte. Adolf hatte sich ausserdem zum Ziel gesetzt, das Walliser Hackbrett als Begleitinstrument weiterzuentwickeln, d.h. den Wechsel zwischen verschiedenen Tonarten zu erleichtern. Die Brüder begannen selbst Hackbretter herzustellen. Während sich Josef mehr mit dem Handwerklichen auseinandersetzte befasste sich Adolf vor allem mit den musikali-schen Aspekten und brachte die Instrumente schlussendlich zum Klingen.“ (4) Walpeni-Stücke Im Buch Das Hackbrett im Wallis von Amadé Salzmann (Rottenverlag) findet man das Notenmaterial von folgenden Walpeni-Stücken: Walzer 4 (Adolf Walpen, aufgezeichnet Okt. 83), Es Walzerli (Josef Walpen, aufgezeichnet Okt 83), Mazurka 3 (Adolf Walpen), Walzer 6 (überliefert Adolf Walpen), Walzer 7 (Adolf Walpen), Us Grossvatters Zyte (Adolf und Josef Wal-pen) und der Walpi-Marsch (Gebrüder Walpen, überliefert von Beat Tenisch). Zu erwähnen ist zudem die Polka 2. Diese stammt allerdings von Adolf Kreuzer (Hackbrettspieler aus Oberwald).

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Walpi- Marsch (g)

Vom Klarinettisten Elmar Schmid (Zürich/Binn) erhielten wir (apartig) handschriftliche Notenaufzeichnungen folgender Walpeni Stücke: Grängjier Schottisch, Vam Gwätt ambricha (Ländler), Grängjier Polka, Ländler (ohne Titel), und eine Mazurka (ohne Titel, Josef Walpen). Der Grängjier Schottisch ist auch unter dem Namen Grängier Sunnutreluta be-kannt. Dieser Schottisch wird auch regelmässig von Oberwalliser Volkstanzgruppen verwendet. Es existiert eine Tanzchoreographie von Stefan Eyer (Brig-Glis, September 1999).

Ländler Walpeni, Notenhandschrift Elmar Schmid (h)

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Unter dem Notenmaterial von Elmar Schmid finden sich noch Fiescher Schottisch, Rohrlegger Schottisch, Gliser Schottisch (Komponisten unklar, wahrscheinlich überlieferte Tänze) und der Hofmuri Schottisch (Moritz Perren, Zer-matt). Diese Stücke wurden von den Walpeni regelmässig gespielt. Walpeni-„Archiv“-Grengiols Im Dachgeschoss der Gemeindeverwaltung Grengiols befindet sich eine kleine Walpeni-Sammlung, welche im Rah-men der Ausstellung 2009 entstand. Neben den Instrumenten der beiden Brüder und beschrifteten Ausstellungstafeln findet man 5 Schallplatten-Singles. Darunter Tanz im Bettlihorn z’Grengiols. Auf der von der damaligen an der Fur-kastrasse in Brig ansässigen Firma Rokomat produzierte Schallplatte spielen Sepp und Adolf Walpen, Fritz und Arthur Lengacher (Visp) und Bethli Stockalper (Nestor/USA) „altväterische Volksmusik“. Unter den 5 Stücken erkannte ich nur den Ländler Vam Gwätt abbricha (Walpeni). Es sind zudem zwei Märsche, ein Schottisch und eine Polka zu hö-ren. Auf den anderen 4 Schallplatten (Tell Record 638, 639,1154, 1162) spielt die Kapelle Walliserbüebe mit Adolf Walpen am Hackbrett und mit dem Walliser Naturjodler Leo Zeiter u.a. Us Grosvatters Zyte (Walpeni) und den Walzer Uff der Furggenalp (trad). Die Sammlung umfasst auch noch eine CD mit Fotos der Walpeni, sowie eine CD des Films „Verborgene Tänze“ von Peter Schweiger. Hier habe die Walpeni einen Auftritt.

Schallplatte „Tanz im Bettlihorn“ (i)

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Programm Walpeni-Tage 2009 in Grengiols (j)

Exkurs: Walliser Hackbrett „Das Hackbrett spielte früher in der Volksmusik eine wichtige Rolle. Geige und Klarinette, beides Instrumente des Ba-rocks und der Klassik, erhielten durch das Hackbrett eine musikalische Ergänzung; denn die Handorgel, welche das Hackbrett weitgehend ablöste, erschien erst ab 1830, und man kann annehmen, dass sie den Weg ins Wallis bedeu-tend später fand. Noch in der Jugend der beiden Brüder Adolf und Josef Walpen schloss das Hackbrett nach eigenen Schilderungen von Adolf eine wichtige Lücke…Doch auch als Solo-Instrument bot das Hackbrett früher musikalische Auflockerung, heisst doch eine noch heute viel gespielter Hackbrett-Walzer Us Grossvatters Zyte… Das Spiel zu zweit auf einem einzigen Instrument, wie es von den Walpeni gepflegt wurde, übernahmen später die Brüder Marcel und Edmund Volken.“ (5) Das Hackbrettspiel wurde auch in der Folge rege gepflegt u.a. von Beat Tenisch aus Binn und etwa Josef-Marie Venetz aus Brig. „Hackbrettbauer, welche heute noch die traditionelle Bauart pflegen, gibt es nur wenige. Die eigentlichen Überlieferer des Walliser Hackbretts waren seinerzeit d’Walpeni. Sie bauten vorerst das Hackbrett ihres Grossvaters nach und stellten im Verlaufe der Zeit an die 30 Instrumente her… In die Fussstapfen der Walpeni traten Johann Imhof in Gren-giols, Eugen Ritz in Bitsch und Markus Tenisch in Binn.“ (6) Das Hackbrett erfreut sich im Oberwallis eines beachtlichen grossen Interesses. So wird Walliser Hackbrett auch an der Allgemeinen Musikschule Oberwallis (amo) von der Lehrkraft David Elsig aus Eischoll unterrichtet. Es besteht seit einigen Jahren auch der Oberwalliser Hackbrett-Zirkel. Interessierte Hackbrettspieler treffen sich regelmässig. Ziel dieser Treffen ist vor allem der Austausch von Erfahrungen, Stücken und Techniken. Dass dabei auch alte, traditio-nelle Stücke gespielt werden versteht sich von selbst. Geleitet wird der Zirkel von Beat Tenisch, Beat Jaggy und Da-vid Elsig. Das Hackbrett findet sich aktuell bei folgenden Formationen des Oberwallis: Balgbrätt, D’Sagufieler, Ephraim Salzmann, Ländlerwerkstatt, Natischer Ländlerfründa, Schlagfertig, apartig, Situwäxil. In deren Repertoire tauchen (teils) auch die oben erwähnten Stücke auf. (7)

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6 Notationen von Luzi Bergamin

Luzi Bergamin (1901 – 1988) ist als Klarinettist und Komponist vor allem in Bündner Musikantenkreisen bis heute be-kannt. Er war in den 1960-er-Jahren oft auf Wanderungen im Wallis unterwegs auch um bekannte Walliser Musikan-ten zu treffen (u.a. Felix Schmid, Gebrüder Walpen). Zudem war er bis in die 1970-er-Jahre nebenamtlich bei Radio Bern tätig (hauptsächlich mit Rudolf Marbacher). In dieser Funktion begleitet er um 1965/1970 eine Aufnahmeequipe ins Wallis für Feldaufnahmen ins Wallis. Von diesen erstellte er zuhause ab Band die Notationen. Damit er die Bänder zuhause abhören konnte, kaufte er sich ein UHER Reporter-Tonbandgerät mit 13 cm-Spulen. Dieses damals relativ teure Gerät hätte er sich nicht angeschafft, wenn die Auswertung der Tonaufnahmen für ihn und das Studio Bern nicht einen hohen Stellenwert besessen hätte. Es existierten von Radio Bern zwei Bänder. Wie viele Tänze diese insgesamt enthielten ist nicht überliefert. Für die Notationen scheint Bergamin eine Vorselektion vorgenommen zu haben. Es gibt drei handschriftliche Versionen die-ser Notationen von ca. einem Dutzend Tänzen. Aus dem untersuchten Gebiet stammen vermutlich die Mazurka Alp Furggen, der Schottisch Baschi Tanz, die Polka Grängier Alpfest (auch unter dem Titel Chäspeter-Polka) und der Gommer Schottisch. Es sind traditionelle Stücken, der Autorenschaft sich nicht eruieren lässt. Kopien dieser Notizen erhielt ich von Luzis Sohn Ricco, welcher mich 2016 in Varen aufsuchte. Ricco Bergamin über-gab mir zusätzlich Kopien von zwei älteren Tänzen aus dem Oberwallis. Polka (Originalkomposition von Josef-Marie Imhof *1946) für 2 Klarinetten arrangiert von Adolf Imhof und Alte Walliser Tanzweise (übermittelt durch J.M. Imhof) für 2 Klarinetten und Kontrabass ebenfalls von Adolf Imhof arrangiert. (8)

Notennotation Baschi-Tanz von Luzi Begamin (k)

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7 Julius Wyden (* 1928), Ernen

„ Der Erner Glockenspieler Julius Wyden wurde 1928 in Ernen geboren. Sein Vater starb schon 1930. Kaplan Ema-nuel Jentsch hat sich damals der jungen Witwe und des kleinen Julius angenommen und sie betreut. So war es selbstverständlich, dass Julius als Altardiener bei jeder Messe diente und so in die Aufgaben des Sigristen und Glöckners hineinwuchs und bereits 1936 das Läuten zur Rosenkranz-Andacht und zu den Werktagsmessen selbst-ständig ausführen konnte. Er, der gut sechzig verschiedene Melodien beherrscht, wurde dann 1943 offiziell Glöckner von Ernen.“ (9) Julius Wyden ist auch für sein handwerkliches Geschick bekannt. So gelang dem geschickten Bauern die Instandset-zung des defekten, alten Uhrwerks der Pfarrkirche.

Julius Wyden , Ernen (l) Eine weitere Leidenschaft Wydens ist das Handorgelspiel. Er erwarb damals eine Record-Handorgel in Zürich und lernte das Spiel bei einer Angestellten der Rhone-Werke, welche aus Zürich stammte und dort einem Handorgelklub angehörte. Diese brachte ihm auch das Notenlesen und erste Stücke bei. Wyden spielte regelmässig mit Musikanten wie den Walpeni, Adolf Kreuzer (Organist und Hackbrettspieler) aus Oberwald, Eugen Ritz (Hackbrett) aus Bitsch und Josef Imsand (Klarinette) aus Ulrichen. (10) Ich besuchte Julius Wyden im Verlaufe des Jahres 2016 mehrmals in seiner Wohnung beim Dorfplatz (Oberer Hen-gert) in Ernen. Er hat rund 50 eigene Stücke geschrieben. Diese zunächst handschriftlich niedergelegten Stücke hat er später teils mit einem Notensetzprogramm auf seinem Computer bearbeitet. Von vielen seiner Stücke gibt es auch Aufnahmen. Diese hat er alleine auf der Handorgel oder mit anderen Musikanten wie Josef Imsand in seiner Stube aufgenommen. Mit Hilfe von Beat Jaggy (Gamsen) konnte ich diese Aufnahmen und die Notendokumente sichern.

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Julius Wyden mit Anselmo Loretan, Ernen 2016 (m)

Im Vorwort zu seiner Sammlung schreibt Wyden: „ Ich habe 50 eigene Notenstücke geschrieben. Es sind gefällig schöne, zum Teil schwere Tänze, die eine virtuöse Fingerfertigkeit erheischen. Der Stiel ist zum Teil von Geisser… Bündner – Oberwalliser – Gommer- Walpen – und welsche Eifisch und Eringer Einschlag…Die Notenstücke sind auf L geschrieben, sollten aber auf S gespielt werden. L = leicht spielbar, S = mit eingebauten Verzierungen, schwer.“ (11) Diese Notensammlung umfasst 65 Stücke, es sind also nicht alle von Julius Wyden selber. Von ihm selber sind (An-gabe Wyden):

• Polkas • Mächtig breit, Saalpolka, Ländler Musik, In vollem Schwung, Im Lüemer Schritt, Der Lustig, Mutig voran, Lustig

im Kreis herum, Hoch hinauf, Dr Winterabend, Gmietli, Dr Abusitz, Meyemorgend, Rund um • Ländler • In der Sengstuba (in er Stuba), Stimmungsmacher, Von unten herauf, Dem Schül schiina, Auf geht’s, Der

Ahorn, Silvesterball • Walzer • Im Holzbode, Morgentau, Ägetgy, Hoch Wasser, Auf dem Parkett, Winterzauber • Märsche • Maschgitanz, der Trouw • Schottisch • Zu Hause, im Weigii, im Trippelschritt, im Platzji, der Gige Zischtag, Im Mätut Bärner, Der Langsi erwacht,

Weihnachten, Fasnachtsanfang • Mazurkas • Adventsmasulga, Sommer in der Kammer • Fox • Auf zum Tanz

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Notenhandschrift Walzer „Im Aegetgy“ von Julius Wyden (n)

Die weiteren Stücke der Sammlung sind überlieferte Tänze wie etwa Obergommer Polka oder die Oberwalliser Polka (auch zu finden in anderen Quellen) und ein Schottisch von Moritz Perren, hier Der Hoffmuritschi genannt. Der Marsch Im Eifisch Tauw stammt vermutlich von Hans Vomsattel aus Sierre und der Schottisch Genisch Hasetanz von Eugen Ritz (Bitsch). Einige Tänze bezeichnete Wyden als „einä vam Seppi“ (Josef Imsand, Ulrichen). Im Gespräch mit dessen Bruder Vitus (17. März 2016) zeigte sich aber, dass Josef Imsand selber nie etwas komponiert hat auch weil er des Notenlesens und -schreibens nicht mächtig war. Wyden meinte also Stücke, welche von Josef Imsand häufig gespielt wurden. Die Polka Villa Cassel tönt verdächtig nach Kasi Geisser (1899 -1943). Der in Arth im Kanton Schwyz geborene Geis-ser war in seinen Zeiten der Klarinettenstar der Volksmusikszene und hinterliess 915 (!) Kompositionen. Im Werkver-zeichnis des Buchs „Kasi Geisser – Leben und Schaffen des berühmten Schweizer Volksmusikmusikanten“ von Ernst Roth (Verlag Gamma & Cie., Altdorf 1982) findet sich kein Stück mit dem Titel Villa Cassel. Ich übermittelte eine Auf-nahme des Stückes (Wyden) an SRF-Volksmusikredaktor und Geisser-Kenner Dani Häusler. Dieser kannte das Stück ebenfalls nicht, konnte aber bestätigen dass Melodik und Harmonik an Geisser erinnern. Der Ursprung des Stückes wird also wohl im Dunkeln bleiben. (12)

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8 Schweizer Nationalphonothek (Lugano)

Im Archiv der Schweizer Nationalphonothek befinden sich auch Aufnahmen in Form von Magnetbändern (Hanny Christen). Es findet sich eine Aufnahme der Gommer Spielmanne und den Walpeni. Diese wurde am Radio ausge-strahlt (vermutlich direkt mit Mikrophon). Das Aufnahmedatum ist der 11. April 1964, der Aufnahmeort ist unbekannt. Es sind vier Stücke mit unbekannten Titeln zu hören (Positionen A1 – A4 auf dem Magnetband 18BD1020). Hanny Christen war am 12. bis 14. Juli 1960 für Feldaufnahmen im Goms. Sie besuchte in Ulrichen Vitus Garbeli, Ludwig Imfeld und Anna Imsand; in Gletsch Rudolf und Alfred Senggen; in Oberwald Familie Kreuzer und in Unter-wasser bei Oberwald Hans Kreuzer. Auf dem Magnetband 18BD1018 befinden sich unter den Positionen A(x): A1/A2: ohne Titel, Vitus Garbeli (Hackbrett) A3: In Müeters Stübeli, Vitus Garbeli (Hackbrett, Männerstimme), Anna Imsand (Frauenstimme) A4: Schottisch, Ludwig Imfeld (Mundharmonika), Vitus Garbely (Akkordeon) A5: Und wenns emal scho aper isch, Ludwig Imfeld (Mundharmonika) A6/A7: ohne Titel (Jodel), Vitus Garbeli (Hackbrett, Männerstimme). Ludwig Imfeld (Männerstimme) A8: siehe A3 A9: Ansage Hanny Christen A10: Dryschrittler, Ludwig Imfeld (Mundharmonika), Vitus Garbeli (Hackbrett) A11: Märschli vo de Dorfmusik, Ludwig Imfeld (Mundharmonika), Vitus Garbely (Hackbrett) A12/A13: Ansagen Hanny Christen/Ludwig Imfeld A14. Tänzli vom Cesar Toni, Ludwig Imfeld (Mundharmonika), Vitus Garbeli (Hackbrett) A15: In Müeters Stübeli, Vitus Garbeli (Hackbrett) A16: In Müeters Stübeli, Anna Imsand (Frauenstimme), Vitus Garbeli (Hackbrett, Männerstimme) A17: S’isch mer alles ei Ding, Anna Imsand (Frauenstimme, Vitus Garbeli (Harmonium) A19: ohne Titel (vermutlich S’Gemsgebirg); Alfred Senggen (Karinette) A20: Gespräch mit Alfred Senggen A21–A23: ohne Titel (Vermutlich S’Gemsgebirg), Rudolf Senggen (Akkordeon) A24: Bätteltampe trullolio, Jeanne Eyer-Kreuzer (Frauenstimme) A25: Gespräch mit Jeanneli Eyer-Kreuzer A26: Ansage Hanny Christen A27/A28: Der Dütsch (Schottisch), Adolf Kreuzer (Geige), Richard Kreuzer (Hackbrett) A29: Schottisch, Adolf Kreuzer (Geige), Richard Kreuzer (Hackbrett) A30: Walzer, Adolf Kreuzer (Geige), Richard Kreuzer (Hackbrett), Lina Kreuzer und Jeanne Eyer-Kreuzer

(Frauenstimmen) A31: Meitschi putz di; Interpreten siehe A30 A32: Adolf Kreuzer und Jeanneli Eyer-Kreuzer erzählen A33: Der Dütsch (Dryschrittler), Hans Kreuzer (Geige) A34: Gespräch mit Hans Kreuzer Aus den Gesprächen geht hervor, dass Alfred Senggen Kantonier und Winterwächter auf der Grimsel war. Sein Bru-der half ihm bei der Arbeit. Christen meint, um Mäuse zu vertreiben müsse man Hackbrett spielen, wie es Karl Wal-pen schon empfohlen hatte. Alfred Senggen erzählt (1960), dass er schon seit drei Jahren keine Musik mehr mache, höre aber im Winter im Sonntag jeweils die Ländlermusiksendung am Radio. Senggen holte jeweils am Sonntag bei schönem Wetter die Post in Oberwald entweder zu Fuss oder auf den Skiern. Er ist 1905 geboren, sein Bruder Rudolf 1904. Adolf Kreuzer erzählt, das er den Tanz Meitschi putz di von seinem Vater gelernt habe, der in Oberwald während fünf-zig Jahren als Sekundarlehrer tätig war und jeden Tag die Geige spielte. Am Abend machten sie jeweils zusammen Musik. Er begleitete seinen Vater auf dem Harmonium (damals spielte er noch nicht Geige und Hackbrett). Der Vater war 1864 geboren und hatte mit der ersten Frau drei Kinder, mit der zweiten neun, von denen 5 starben. Auf die Frage, was für Lieder sie damals sangen erwähnt Kreuzer Ich bin vom Gottvatter feiner Postiillion, zehr‘ die drei Rosse vor den Wagen.

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Von links nach rechts.: Adolf Kreuzer, Ludwig Imfeld, Anton Leimoberhaus (o)

Hanny Christen besuchte Vitus Garbeli in Ulrichen am 9. Oktober 1960 ein weiteres Mal. Neben ihm waren Vrene Blatter (Geige) und Josef Imfeld (Klarinette) anwesend. Auf dem Magnetband 18BD1014 sind unter den Positionen A(x) zu hören: A9: ohne Titel (Walliser Tänzli), Vitus Garbeli (Hackrett), Vrene Blatter (Geige), Josef Imfeld (Klarinette) A10: Polka, Interpreten wie A9 A11: Schottisch, Interpreten wie A9 (13)

9 Weitere Nachforschungen und Ergebnisse

Schweizer Volksliederarchiv in Basel Dieses Archiv besuchte ich 2015 im Rahmen der Untersuchungen zur instrumentalen Volksmusik im Raume Leuk. Die Dokumente sind da nicht digitalisiert sondern müssen auf Basis eines Registers in Schachteln gesucht werden. Es zeigte sich, dass aus dem Raume Oberwallis meist nur handgeschriebene Liedtexte (vor allem liturgische), aber keine Noten vorhanden sind. Für die instrumentale Volksmusik ist dieses Archiv nicht von Bedeutung Mediathek Kanton Wallis Die Verantwortliche der Walliser Musikbibliothek Frau Annie Thiessoz Reiynard ist der Angelegenheit nachgegangen und teilte mir in einem Mail vom 21.04. 2015 mit, dass Notendokumente von Johann Imahorn (1878 – 1957), Gregor Brantschen (1894 – 1987), Adolf Imhof (1906 – 1976), Oscar Lagger, Gustav Zimmermann (1877 – 1926) aus dem Oberwallis vorhanden sind. Aus der Sparte der reinen Volks- und Populärmusik lässt sich nichts finden. Volksmusik in Binn Vitus Imsand aus Obergesteln zeigte mir eine Single-Schallplatte (Treffpunkt Binn) der Kapelle Bergkristall aus Binn, welche ich nun in digitalisierter Form habe. In der Kapelle spielten: Josef Imhof (Klarinette), Markus Tenisch (Handor-gel), Beat Tenisch (Hackbrett) und Wilhelm Nossek (Bass). Die Platte ist bei Polidor (Nr. 2229 181) erschienen und Herausgeber war der Verkehrsverein Binn (Datum mir nicht bekannt). Folgende Stücke wurden eingespielt: Strahler-Marsch aus dem Binntal (Josef Imhof), Treffpunkt Binn (Schottisch, Josef Imhof), In der Freiche (Walzer, Markus Te-nisch), Lengenbach-Steinklopfer (Beat Tenisch). (14) Von den Tenisch’s existieren noch weitere Stücke u.a. Am Geisspfadsee( Walzer , Markus und Beat) und Im Ofehore (Walzer, Beat)

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Schallplatte „Treffpunkt Binn“ (p)

10 Tanz anno dazumal

Beim Besuch von Hanny Christen (Januar 1957) bei Theodor Franzen erzählt dieser über die Tänze von damals: „Die Musikanten seien ungeniert gewesen, hätten selber befohlen, wie der Tanzanlass zu gestalten sei. In einem Bauer-haus wurden eine grosse Stube ausgeräumt, Bänke an die Wand gestellt und ein kleines Podium für die Musikanten in einer Ecke errichtet. Da wurde zwei bis drei Tage getanzt. Als dann am Schluss das Heimfahri (Kehraus) gespielt wurde, seien kaum mehr Tänzer dagewesen. Die lagen in der Scheune und schliefen. Es war üblich, vier bis fünf Tänze hintereinander zu spielen und dann zu pausieren… Mit Bewunderung erwähnte er den Geiger z’Vollmärchi vo Ried, ein besonders guter Musikant, der auch in betrunkenen Zustand bestens weiterspielte. Sie hätten ihn jeweils am Stuhl festgebunden, damit er nicht herunterfallen konnte.“ (15) Julius Wyden aus Ernen berichtet, dass die Tänze nicht selten von 2-3 Privatpersonen in Wirtschaften oder Stuben organisiert wurden. Der Fasnachtstanz dauerte jeweils drei Tage. Gespielt wurde von 14 Uhr bis in die frühen Mor-genstunden. Von Mitternacht bis 1 Uhr gab es jeweils eine einstündige Pause in der die Leute nach Hause gingen um sich zu verpflegen. Die Leute waren sehr tanzfreudig und seien schon beim ersten gespielten Stück aufgesprungen um zu tanzen. Getrunken wurde vor allem Wein (kein Bier) aus Italien und manchmal gab es an den Anlässen auch Fleischsuppe (später Sandwiches aus der Bäckerei). Der Lohn der Musikanten betrug 20 Franken und sie trugen nor-male Kleidung und in späteren Jahren wurde ein Gilet Mode. Wyden berichtet auch von „verborgenen Tänzen“, wel-che regelmässig am Sonntag in einer Stube in Ausserbinn stattfanden. Gelegentlich tauchte der in Fiesch stationierte Polizist zur Kontrolle auf. Der sei jeweils zu Fuss oder mit dem Velo nach Ausserbinn gekommen. (16) Vitus Imsand, Bruder des verstorbenen Klarinettisten Josef Imsand (1935 – 2015) aus Ulrichen weiss zu berichten, dass in der „Mitternachtspause“ die Burschen auch von Dorfmädchen nach Hause zum „Kaffee“ eingeladen wurden. Da wurde tüchtig Fleisch aufgeschnitten. Andere verpflegten sich in dieser Stunde im Hotel. In Ulrichen war es nicht üblich, dass bei den Tanzanlässen Speisen angeboten wurde. Neben dem Wein gab es hier mit der Zeit auch Bier. Beliebt (und berüchtigt) sollen dann auch die „Rossi-Bars“ gewesen sein. Hier gab es neben Rossi auch andere Spiri-tuosen. (17)

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In der Mitte: Josef Imsand, Ulrichen (q)

11 Schlussbemerkungen

Die „Erforschung“ der alten Volksmusik im Gebiet bescherte mir interessante Begegnungen, spannende Geschichten und Anekdoten der alten Volksmusikanten, viele Überraschungen und nicht zuletzt auch lange Nächte. Diese Forschungsarbeit stellt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Einiges konnte (noch) nicht weiter verfolgt wer-den. Für Hinweise auf Notendokumente, Tonaufnahmen etc. bin ich der Leserschaft dieser Schrift sehr dankbar. Ergänzen Es gibt zusätzlich auch Volksmusikschätze, welche im Verborgenen auf ihre Entdeckung warten. Kontakt: Anselmo Loretan, Taschonieren West 8, 3953 Varen 079 714 89 01, [email protected]

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12 Quellenangaben

1 Schweizer Volksmusiksammlung, Band VI, Müliradverlag 2002, Vorwort Delorenzi-Schenkel, GVS 2 Schweizer Volksmusiksammlung, Band VI, Müliradverlag 2002 S. 196 3 Ländler Musik, Rico Peter, AT Verlag Aarau 1978 S. 175 ff 4 Tafeln zur Walpeni-Ausstellung 2009 in Grengiols (im Besitz der Gemeinde) 5 Das Hackbrett im Wallis, Amadé Salzmann, Rottenverlag S. 13 ff 6 Das Hackbrett im Wallis, Amadé Salzmann, Rottenverlag S. 18 ff 7 www.walliserhackbrett.ch 8 Gespräche, Mailverkehr des Verfassers mit Ricco Bergamin (Liebefeld, BE) 2016 9 Seelsorge Untergoms http://untergoms.blogspot.ch/2016/06/ 10 Aufnahmen Gespräche des Verfassers mit Julius Wyden am 10. und 17. März 2016 11 Vorwort, Wyden Notensammlung (Julius Wyden, Ernen) 12 Noten- und Tondokumente Wydensammlung (Kopien und digitalisierte Tonaufnahmen beim Verfasser) 13 fonoteca Lugano, Magnetbänder Hanny Christen 18BD1014, 18BD1018, 18BD1020 14 Schallplatte Polidor Nr. 2229 Treffpunkt Binn (digitalisiert beim Verfasser 15 Schweizer Volksmusiksammlung, Band VI, Müliradverlag 2002 S. 178 16 Aufnahmen Gespräche des Verfassers mit Julius Wyden am 10. und 17. März 2016 17 Aufnahme Gespräch des Verfassers mit Vitus Imsand 17. März 2016 Abk.: * fonoteca, Schweizer Nationalphonothek Lugano 13 Bildernachweis Titelbild: Schweizer Volksmusiksammlung Bd VI, Mülirad Verlag Altdorf, S. 212 Das Bild zeigt von links nach rechts: Adolf Walpen, „Bali Hans“, unbekannt, Sepp Mutter und Josef Walpen bei Radio-aufnahmen am 15. Februar 1955 in Brig a Besitzer: Mülirad-Verlag Altdorf b Schweizer Volksmusiksammlung Bd VI, Mülirad Verlag Altdorf, S.248 c Schweizer Volksmusiksammlung Bd VI, Mülirad Verlag Altdorf, S. 257 d „Ländler Musik“, AT Verlag, Foto auf Innumschlag e Foto CD, Walpeni-Sammlung, Gemeinde Grengiols f Besitzer: Anselmo Loretan g „Das Walliser Hackbrett“, Rottenverlag S. 163/164 h Handschriftlich von Elmar Schnid (Zürich/Binn), Kopie bei Tobias Salgeber (Raron) i Schallplatte, Walpeni-Sammlung, Gemeinde Grengiols j Besitzer: Anselmo Loretan (Tafel bei der Walpeni-Sammlung, Grengiols) k Besitzer: Ricco Bergamin (Liebefeld, BE), Notennotation von Luzi Bergamin l Besitzer: Julis Wyden, Ernen m Besitzer: Anselmo Loretan (aufgenommen von Beat Jaggy, Gamsen) n handschriftliche Notennotation (Julius Wyden, Ernen; Kopie beim Verfasser) o Schweizer Volksmusiksammlung Bd VI, Mülirad Verlag Altdorf, s. 242 p Besitzer Schallplatte: Vitus Imsand, Ulrichen q Besitzer: Vitus Imsand, Ulrichen

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