Altersmythen - Stadt Zürich · men, Vermögen, Schulbildung und die Qualität der Nachbarschaft...

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Gesundheits- und Umweltdepartement Intercura 103/2008 Altersmythen Altersmythos Sozialbeziehungen und Sterberisiko nach Hüftfraktur Altersmythos Für das Überleben nach Hüftfrakturen ist die Zufriedenheit mit den Sozialbeziehungen ähnlich wichtig wie die Begleiterkrankungen. Wirklichkeit Die Anzahl Sozialkontakte mit Freunden und Familienmitgliedern die letzten 2 Wochen vor einer Hüft- fraktur, nicht aber die Zufriedenheit damit, sind signifikante Prädiktoren der 2-Jahres Mortalität nach einer Hüftfraktur, von ähnlich grosser Bedeutung wie die Anzahl Behinderungen und Anzahl Begleiter- krankungen (BK) und das Geschlecht. Begründung In der zweiten Baltimore Hüft-Studie wurde prospektiv die 2-Jahres-Mortalität untersucht bei 674 durchschnittlich 81 ± 7 Jahre alten zu Hause Lebenden, die wegen einer Hüftfraktur operiert wurden 25% verstarben innert 2 Jahren. Das Sterberisiko war nicht signifikant beeinflusst von Alter, Rasse, BMI, Depressivität, Ehestand, aber stark von Begleiterkrankungen bei 4 BK RR= 4.5 (p < 0.001) von Anzahl Behinderungen bei 3 Beh. RR = 2.4 (p < 0.001) von Geschlecht bei Männern RR = 2.1 (p < 0.001) von Demenz bei Demenz RR = 1.9 (p < 0.001) Bei Kontrolle für alle obigen Risikofaktoren war das Sterberisiko signifikant beeinflusst von der Anzahl Sozialkontakten zu Freunden und Familie in den 2 Wochen vor der Fraktur: bei fehlen- den Kontakten zu Freunden (RR = 5.0 p < 0.01) oder weniger als einmal täglich (RR 1.8, p < 0.10) im Vergleich zu mindestens einmal täglich persönlichem oder telephonischem Sozialkon- takt. Bei keinem oder wenig Kontakt zur Familie war RR 2.3, p < 0.01 resp. RR 2.6, p < 0.01. Mortimore E et al (2008): Amount of Social Contact and Hip Fracture Mortality, JAGS 56: 1069-1074 ------------------------------------

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Intercura 103/2008

Altersmythen

AltersmythosSozialbeziehungen und Sterberisiko nach Hüftfraktur

AltersmythosFür das Überleben nach Hüftfrakturen ist die Zufriedenheit mit den Sozialbeziehungen ähnlich wichtigwie die Begleiterkrankungen.

WirklichkeitDie Anzahl Sozialkontakte mit Freunden und Familienmitgliedern die letzten 2 Wochen vor einer Hüft-fraktur, nicht aber die Zufriedenheit damit, sind signifikante Prädiktoren der 2-Jahres Mortalität nacheiner Hüftfraktur, von ähnlich grosser Bedeutung wie die Anzahl Behinderungen und Anzahl Begleiter-krankungen (BK) und das Geschlecht.

BegründungIn der zweiten Baltimore Hüft-Studie wurde prospektiv die 2-Jahres-Mortalität untersucht bei 674durchschnittlich 81 ± 7 Jahre alten zu Hause Lebenden, die wegen einer Hüftfraktur operiert wurden

25% verstarben innert 2 Jahren. Das Sterberisiko war nicht signifikant beeinflusst von Alter,Rasse, BMI, Depressivität, Ehestand, aber stark

von Begleiterkrankungen bei ≥ 4 BK RR= 4.5 (p < 0.001) von Anzahl Behinderungen bei ≥ 3 Beh. RR = 2.4 (p < 0.001) von Geschlecht bei Männern RR = 2.1 (p < 0.001) von Demenz bei Demenz RR = 1.9 (p < 0.001) Bei Kontrolle für alle obigen Risikofaktoren war das Sterberisiko signifikant beeinflusst von der

Anzahl Sozialkontakten zu Freunden und Familie in den 2 Wochen vor der Fraktur: bei fehlen-den Kontakten zu Freunden (RR = 5.0 p < 0.01) oder weniger als einmal täglich (RR 1.8, p <0.10) im Vergleich zu mindestens einmal täglich persönlichem oder telephonischem Sozialkon-takt. Bei keinem oder wenig Kontakt zur Familie war RR 2.3, p < 0.01 resp. RR 2.6, p < 0.01.

Mortimore E et al (2008): Amount of Social Contact and Hip Fracture Mortality, JAGS 56: 1069-1074

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Altersmythos

Husten und Viren in Langzeitpflegeeinrichtungen

AltersmythosInfektionen der unteren Luftwege (Lunge und Bronchien) in Langzeiteinrichtungen werden vor allemdurch Influenzaviren verursacht.

WirklichkeitIm Verlaufe eines Jahres machen 41% der Pflegeheimbewohnenden einen viralen Infekt mit Erkäl-tungsviren durch, aber nur 11% werden durch Influenzaviren infiziert.

BegründungAus 33 Pflegeheimen in Boston wurden im Verlaufe von 3 Jahren bei 382 Betagtenheimbewohnendenim Abstand von einem Jahr zwei Serumproben auf Erkältungsviren untersucht und die Unterlagen aufHinweise von Infekten der unteren Luftwege (Bronchitis oder Pneumonie) oder der oberen Luftwegesowie der Harnwege evaluiert.

Bei 41% konnte im Verlaufe des Jahres eine Infektion durch mindestens einem respiratorischesVirus nachgewiesen werden durch Antikörperanstieg um mindestens das Vierfache: Bei 117Personen liess sich eine Infektion mit einem solchen Virus, bei 34 mit zwei solchen Viren und bei5 mit 3 und bei 1 Person mit 4 solchen Viren feststellen.

Die Infektion traf bei 13% den Humanmetapneumovirus, bei 11% den Coronavirus 229 E, bei7% den Respiratory-Cytyal-virus, bei 6,3% den Influenza A-Virus, bei 6% Coronavirus OC 43,bei 5% Influenzavirus B, bei 4% Parainfluenzavirus 3 und bei 2%Parainfluenzavirus 2.

Infektionen der unteren Luftwege waren hoch signifikant assoziiert mit einer dieser 8 Virusinfek-tionen (P = 0,002), mit Infektionen der oberen Luftwege waren schwach damit assoziiert (P =0,02) und Urininfekte waren nicht signifikant damit assoziiert (P = 0,17).

Falsey A R. et al (2008): Long-Term Care Facilities: A Cornucopia of Viral Pathogens. Journal American Geriatrics Society 56:1281-1285

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Altersmythos

Einfluss der Wohnumgebung auf Hirnleistung im Alter

AltersmythosDie geringe Hirnleistung von Betagten in unterprivilegierten Wohnumgebungen ist Folge der erniedrig-ten sozialökonomischen Merkmale und des weniger gesunden Lebensstils der dort Lebenden.

WirklichkeitDie Hirnleistung von Betagten in unterprivilegierten Wohnumgebungen ist niedriger als die in privile-gierten Umgebungen, zum Teil unabhängig von den sozioökonomischen Merkmalen und der gesund-heitlichen Situation, sowie der Zugänglichkeit zu Versorgungseinrichtungen der dort Lebenden.

Begründung:2004 wurden 7 216 über 50-Jährige in England auf ihre Hirnleistung untersucht (in den 5 Bereichenzeitliche Orientierung, 10 Worte lernen, prospektives Gedächtnis, verbale Flüssigkeit, Aufmerksamkeitund geistige Geschwindigkeit, gemessen in Standardabweichungen (SA) von Mittelwerten).

Als eventuell erklärende Faktoren wurden erhoben: Alter, Geschlecht, verschiedene Erkrankun-gen wie hoher Blutdruck, Hirnschlag, Angina Pektoris, Diabetes, depressive Stimmung, Rauch-verhalten, Alkoholtrinkmenge, subjektive Gesundheit, Zugänglichkeit zu verschiedenen Versor-gungsstrukturen, Dauer des Aufenthalts im Quartier und insbesondere die Variablen: Einkom-men, Vermögen, Schulbildung und die Qualität der Nachbarschaft (gemessen in den 7 Dimensi-onen: Einkommensstruktur, Arbeitslosigkeit, ungesunde Umweltbedingungen, Ausbildungsan-gebot, Bauzustand, Gemeindeaktivitäten und Verbrechensrate, je bezogen auf eine statistischeEinheit von durchschnittlich 1 800 Bewohnenden in städtischen und suburbalen Gebieten)

Die Hirnleistung eines Fünftels der Betagten (kontrolliert für Alter und Geschlecht), die in der ammeisten unterprivilegierten Wohnumgebung lebten war 0,6 SA niedriger als die Hirnleistung des-jenigen 1/5, das in der privilegiertesten Nachbarschaft lebte.

Bei Kontrolle für alle oben erwähnten Faktoren betrugen die Unterschiede zwischen dem höchs-ten und niedrigsten 1/5 der Untersuchten: - Bei der Bildung 0,47 SA - Beim Vermögen 0,26 SA -Bei der Wohnumgebung 0,18 SA - Beim Einkommen 0,12 SA

Das heisst, privilegierte Wohnumgebungen fördern die geistige Fähigkeit im Alter auch unabhängigvon den individuellen sozioökonomischen und gesundheitlichen Faktoren (die nur ⅔ der Varianz der Hirnleistung erklären) der dort Lebenden, vermutlich durch höhere Attraktivität für geistig anregendeAktivitäten in privilegierten Wohnumgebungen.

Lang A. I. et al (2008): Neighbourhood deprivation, individual socioeconomic status and cognitive function in older people:Analyses from the English longitudinal study of aging. Journal American Geriatric Society 56: 191 - 198

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Altersmythos

Misshandlung als Kind und Gesundheit im Alter

AltersmythosKindheitstraumata haben keinen Einfluss auf die Gesundheit im Alter.

WirklichkeitOpfer von körperlicher oder sexueller Gewalt in der Kindheit haben im Alter ein signifikant höheresRisiko sowohl für körperliche, als auch psychisch schlechte Gesundheit. Dennoch fühlen sich 50%körperlich gesund und 81% ziemlich bis sehr glücklich.

Begründung383 Allgemeinpraktiker in Australien sandten einen postalischen Fragebogen an alle ihre 77 320 über60-jährigen Patientinnen und Patienten, von welchen 21 822 auswertbare Antworten zurückschickten.

1 458 gaben an, im Alter unter 15 Jahren körperlich und 1 492 sexuell und 662 sowohl körper-lich als auch sexuell misshandelt worden zu sein. 19 569 verneinen beides.

Als körperlich schlechte Gesundheit wurde definiert, wenn Betagte angaben mindestens 3 be-lastende Krankheiten diagnostiziert bekommen zu haben (z. B. Diabetes, Hypertonie, Hirn-schlag, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz, Krebs etc.) oder wenn sie aufgrund körperlicher Be-schwerden zu den 16% wenigst Gesunden gehören gemäss Gesundheitsfragebogen SF 12.

Als schlechte psychische Gesundheit wurde definiert, wenn Betagte aufgrund ihrer psychischenBeschwerden im SF 12 Fragebogen zu den 16% wenigst psychischen Gesunden gehörten oderdepressive Werte in einem von 2 Depressionsfragebogen angaben.

Das Risiko für schlechte körperliche Gesundheit war erhöht bei körperlicher oder sexueller Miss-handlung im Kindesalter auf das 1,7fache (95% CI, 1,5 bis 1,9) für schlechte psychische Ge-sundheit auf das 2,8fache (95% CI 2,5 bis 3,2) bei Kontrolle für Alter, Geschlecht, Bildung, Zi-vilstand und Migrationsstatus. Wurde zusätzlich kontrolliert für sozialen Support, aktive Religiosi-tät, körperliche Aktivität, Alkohol- und Rauchkonsum, war das Risiko erhöht auf das 1,5fache(95% CI 1,3 bis 1,6) resp. 2,1fache (95% CI 1,9 bis 2,9).

Opfer sowohl von körperlicher als auch sexueller Misshandlung als Kind hatten das 2,6fach er-höhte Risiko für körperlich schlechte und 3,6fache für psychisch schlechte Gesundheit. Bei Kon-trolle für alle oben erwähnte Fakten sind diese Risiko noch 1,8fach (95% CI 1,5 bis 2,1) und2,6fach (95% CI 2,1 bis 3,1) erhöht.

Das heisst, schwere Kindheitstraumen führen zu lebenslang erhöhtem Risiko für körperliche undseelische Gesundheitsstörungen, je schlimmer das Trauma desto schlimmer die Gesundheitsstö-rungen. Dennoch fühlen sich selbst von den Opfern sowohl von körperlicher als auch sexueller Ge-walt in der Kindheit noch 81% mindestens ziemlich glücklich, haben also ihr Trauma gut bewältigt.

Traper B et al (2008): Longterm effects of childhood abuse on the quality of life and health of older people: Result from the de-pression and early prevention of suicide in general practice project. Journal American Geriatric Society 56: 262 - 271.

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Altersmythos

Emotionale Reaktion auf Eröffnung einer Demenzdiagnose

AltersmythosPatienten und ihre Angehörigen, denen eine Demenzdiagnose nach einer Evaluation mitgeteilt wird,reagieren mit depressiven Symptomen oder Angst darauf.

WirklichkeitPatienten und ihre sie begleitenden Angehörigen, denen eine sehr leichte oder leichte Demenzdiagno-se eröffnet wird, reagieren eher erleichtert als mit Symptomen von Depression oder Angst darauf.

Begründung90 Personen im Alter von 73 + 8 Jahren (60% Frauen) und 90 begleitende Personen (61% Ehegatten)wurden vor und zwei Tage nach der Information über die Diagnose keine Demenz (n = 28), „sehr leich-te Demenz entsprechend einer leichten kognitiven Beeinträchtigung„(n = 41) oder „leichte Demenz“(n= 21) mit der geriatrischen Depressionsskala (15 Fragen, max. 15 Punkte = max. depressiv) und demAngstinventar (20 Fragen 1 - 4 Punkte, 80 Punkte = max. ängstlich) untersucht.

Sowohl Demenzkranke als auch ihre Angehörigen hatten keine signifikanten emotionalen Ver-änderungen, sondern leichte, nicht signifikant geringere depressive und ängstliche Symptomatiknach der Diagnoseeröffnung, sowohl bei sehr leichten oder leichten Demenzen: Patienten von2,8 + 1,7 auf 2,6 + 1,7 in der Depressionsskala und 35 + 8 auf 28 + 7 im Angstinventar und dieAngehörigen von 1,8 + 1 auf 1,2 + 0,8 und 37 + 10 auf 31 + 9, resp.

Es war unabhängig davon, ob vor der Evaluation an der Memoryklinik von Zuweisenden einDemenzverdacht geäussert worden war oder nicht.

Lediglich Personen, denen vor der Evaluation eine mögliche Demenzdiagnose suggeriert wor-den war und die als kognitiv intakt diagnostiziert wurden, reagierten mit signifikanter Zunahmevon depressiven Symptomen durch die Information darüber.

Das heisst, der „Rumpelstilzeffekt“einer Demenzdiagnosebenennung bewirkt sowohl für die Betroffe-nen als auch ihre Angehörigen eine emotionale Beruhigung: Sie wissen jetzt woran sie sind, was dieSchwierigkeiten verursacht und was zu tun ist.

Carpenter B. et al (2008): Reaction to a Dementia Diagnosis in Individuals with Alzheimer’s Disease and Mild Cognitive Impair-ment. Journal of American Geriatr. Soc. 56: 405-412

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Gesundheitsempfinden in der Schweiz 1991-2006

UNIVOX Forschungsbericht Gesundheit 2006/07Rolf Wettstein, Sabine Bucher,Prof. Dr. T. Abel, (Verantwortlicher)

Forschungsprogramm UNIVOXUNIVOX ist eine umfassende Langzeitbeobachtung unserer Gesellschaft, die gfs-zürich in Zusam-menarbeit mit rund 20 spezialisierten, zumeist universitären Instituten von 1986 bis 1999 jährlich, ab2000 zwei-jährlich realisiert. Gesamtverantwortung und Koordination:

gfs-zürich, Markt- & SozialforschungUrsula Raymann (Projektleiterin UNIVOX)Dr. Peter-Spichiger-Carlsson (Geschäftsleiter)E-Mail: [email protected]

Modul GesundheitVerantwortung: Prof. Dr. Thomas AbelUniversität Bern, Abteilung Gesundheitsforschung des ISPMNiesenweg 6, 3012 Bern, E-Mail: [email protected]

Methodischer SteckbriefDie Grundlage für die vorliegende Analyse bildet eine durch gfs-zürich zusammen mit fünf weiterenKooperationspartnern im September 2006 durchgeführte Befragung.

Die Befragung wurde nach der bei UNIVOX üblichen Befragungsanlage realisiert. Ein Interview dauer-te im Schnitt 45 Minuten (zusammen mit anderen befragten Themenbereichen). Befragt wurdenStimmberechtigte, die mit Hilfe eines kombinierten Random-/ Quotaverfahrens ausgewählt wurden:Aufgrund der effektiven Verteilung wurden in einem ersten Schritt Deutsch- und Westschweiz sowieagglomerierte und ländliche Gegenden ausgeschieden. Innerhalb dieser Gebiete erfolgte die Ortsaus-wahl nach einem gewichteten Zufallsverfahren. Dabei wurden ca. 70 Gemeinden (sampling points)ausgewählt. In einem zweiten Schritt wurden innerhalb dieser Gemeinden die Zielpersonen für dieInterviews nach dem Quotenverfahren bestimmt. Die Personenauswahl nahmen die BefragerInnenselbst vor. Sie hatten sich dabei bei jeweils 10 Interviews an Quoten für das Geschlecht, das Alter undden Beruf zu halten. Die so realisierte Stichprobe ergibt 705 Befragte, davon 75 % aus der Deutsch-schweiz und 25 % aus der Romandie.Die Grösse der Stichprobe ergibt bei einer Verteilung der %werte von 50:50 ein Vertrauensintervall von+/- 3.8 %. Das heisst, ein Tabellenwert von 50 % liegt für die Gesamtstichprobe mit 95%iger Wahr-scheinlichkeit zwischen 46.2 und 53.8 %. Je näher die %werte an der 50 %-Marke liegen und je weni-ger Fälle die untersuchte Einheit aufweist, desto grösser ist das Vertrauensintervall.

Hauptergebnisse

Im UNIVOX-Modul Gesundheit 2006/2007 wird das Monitoring der selbsteingeschätzten Gesundheitder Schweizer Bevölkerung fortgesetzt. Als neuer Schwerpunkt interessiert das Thema Gesundheits-kompetenz: Wie viele und welche Schweizer und Schweizerinnen verfügen über das Wissen und dieFähigkeiten ihr Leben in gesundheitlicher Hinsicht zu beeinflussen? Deckt sich ihre Selbsteinschät-zung mit der Einschätzung aufgrund der Wissensfragen im vorliegenden UNIVOX-Modul?

Aus Abbildung 1 lässt sich der Verlauf der selbsteingeschätzten Gesundheit über die vergangenen 15Jahre entnehmen. Die Anzahl der Personen, welche ihre eigene Gesundheit als sehr gut einschätzen,ist im Vergleich mit dem Jahr 2004 um 4% auf 40% gestiegen. Im Gegenzug schätzt jede achte Per-son (12%) ihre Gesundheit als schlecht ein, was einen Höchstwert der letzten 15 Jahre darstellt. Die-ser Anstieg der Extreme geht einher mit einer Abnahme der Personen, welche ihre Gesundheit als"gut“einschätzen (27%).

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Abb. 1: Selbsteingeschätzte Gesundheit der Befragten 1991— 2006

Selbst eingeschätzte Gesundheit in den soziodemografischen Gruppen

Selbst eingeschätzte Gesundheit nach Alter und GeschlechtAbbildung 2 zeigt eindrücklich, dass die Gruppe der 65-84-Jährigen ihre Gesundheit schlechter ein-schätzt als die andern Altersgruppen. Über alle Altersgruppen bezeichnen Frauen ihren Gesundheits-zustand tendenziell besser als die Männer. So sind von 13 Personen, die ihre Gesundheit sehrschlecht einschätzen, 10 Männer und nur drei Frauen.

Abbildung 2: Selbsteingeschätzte Gesundheit nach Alter und Geschlecht

Selbsteingeschätzte Gesundheit nach Einkommen und BildungDer selbst eingeschätzte Gesundheitszustand nach unterschiedlichem Bildungsstand betrachtet zeigt,dass Personen mit tiefem Bildungsstand ihren Gesundheitszustand durchschnittlich deutlich schlechtereinschätzen als jene mit mittlerem oder hohem Bildungsstand (Abbildung 3). Bei der Einschätzung desGesundheitszustandes nach Einkommen zeigen sich ebenfalls deutliche Unterschiede. Personen mittiefem Einkommen bezeichnen ihren Gesundheitszustand durchschnittlich deutlich schlechter als die-jenigen mit mittlerem und hohem Einkommen. Diese Verteilung ist allerdings mit Vorsicht zu interpre-tieren, da die Frage nach dem Einkommen von rund einem Fünftel der Befragten nicht beantwortetwurde.

Wie geht es Ihnen zur Zeitgesundheitlich?

sehr gutguteher guteherschlecht

schlechtsehrschlecht

Pro

zen

t

60.0%

40.0%

20.0%

0.0%

65- 84

40- 64

18- 39

Alter

SelbsteingeschätzterGesundheitszustand nach

Altersgruppen in %

Grafik 1

Wie geht es Ihnen zur Zeitgesundheitlich?

sehr gutguteher guteherschlecht

schlechtsehrschlecht

Pro

ze

nt

50.0%

40.0%

30.0%

20.0%

10.0%

0.0%

Frau

Mann

Geschlecht

Grafik 2

SelbsteingeschätzterGesundheitszustand nach

Geschlecht in %

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Abbildung 3: Selbsteingeschätzte Gesundheit nach Einkommen und Bildung

Fähigkeit zur gesundheitsförderlichen Alltagsgestaltung nach soziodemografischen MerkmalenWird die Einschätzung der Fähigkeit zur gesundheitsförderlichen Alltagsgestaltung nach den FaktorenAlter, Geschlecht, Bildung und Einkommen betrachtet, unterscheiden sich die Gruppen in den Ein-schätzungen deutlich (Abb. 4 + 5).Die Fähigkeit zur gesundheitsförderlichen Alltagsgestaltung wird offensichtlich vor allem von der Al-tersgruppe 65-84 Jahre als wenig ausgeprägt eingeschätzt. Männer schätzen ihre Fähigkeiten imSchnitt deutlich schlechter ein als Frauen: in den Rubriken "sehr gut" und "gut" sind sie unter-, und inden Rubriken "teils/teils" "schlecht" und "sehr schlecht" sind sie übervertreten.Menschen mit tiefem Bildungsstand schätzen ihre Fähigkeiten, den Alltag gesundheitsförderlich zugestalten weniger gut ein als jene mit mittlerem oder hohem Bildungsstand (Abbildung 5). In den Ein-kommensklassen zeigen sich ebenfalls deutliche Unterschiede (die Ergebnisse sind aufgrund der tie-fen Antwortrate mit Vorbehalt zu betrachten).

Abbildung 4 Fähigkeit zur gesundheitsförderlichen Alltagsgestaltung nacvh Alter und Geschlecht

Wie geht es Ihnen zur Zeitgesundheitlich?

sehr gutguteher guteherschlecht

schlechtsehrschlecht

Pro

ze

nt

50.0%

40.0%

30.0%

20.0%

10.0%

0.0%

7001+

bis 7000

- 4000

HH-Einkommen

SelbsteingeschätzterGesundheitszustand nach Einkommen

in %

Grafik 4

Wie geht es Ihnen zur Zeitgesundheitlich?

sehr gutguteher guteherschlecht

schlechtsehrschlecht

Pro

ze

nt

50.0%

40.0%

30.0%

20.0%

10.0%

0.0%

hoch

mittel

tief

Bildung

SelbsteinschätzterGesundheitszustand nach Bildung in

%

Grafik 3

Wie schätzen Sie Ihre Fähigkeit ein, IhrenAlltag so zu gestalten, dass dies für Ihre

Gesundheit gut ist?

sehrschlecht

schlechtteils/teilsgutsehr gut

Pro

zen

t

60.0%

50.0%

40.0%

30.0%

20.0%

10.0%

0.0%

65- 84

40- 64

18- 39

Alter

Selbsteinschätzung der Fähigkeit zurgesundheitsförderlichen Alltagsgstaltung

nach Altersgruppen in %

Grafik 5

Wie schätzen Sie Ihre Fähigkeit ein, IhrenAlltag so zu gestalten, dass dies für Ihre

Gesundheit gut ist?

sehrschlecht

schlechtteils/teilsgutsehr gut

Pro

zent

50.0%

40.0%

30.0%

20.0%

10.0%

0.0%

Frau

Mann

Geschlecht

Selbsteinschätzung der Fähigkeit zurgesundheitsförderlichen

Alltagsgestaltung nach Geschlecht in %

Grafik 6

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Abbildung 5: Fähigkeit zur gesundheitsförerlichen Alltagsgestaltung nach Einkommen und Bildung

Verstehen von GesundheitsinformationenFür gesundheitsförderliches Verhalten sind Informationen in gesundheitlichen Belangen von grosserBedeutung. Einerseits ist der Zugang zu den Informationsquellen wichtig, aber auch, wie die Informati-onen aufgenommen und umgesetzt werden können. Die Befragung fokussiert auf die Selbsteinschät-zung des Verständnisses von Informationen aus unterschiedlichen Quellen. Hier zeichnet sich ab,dass vor allem bei der Alterskategorie 65-84 Jahre und Personen mit tiefer Bildung und tiefem Ein-kommen, sowie bei den Männern der Anteil jener, die ihre Fähigkeit als schlecht oder sehr schlechteinschätzten, höher ist als in den andern Gruppen. Mündliche Informationen scheinen insgesamt, aberauch bei den oben genannten Gruppen besser verstanden zu werden.Abbildung 6 zeigt, wie sich die Schweizerinnen und Schweizer bei der Aufgabe einschätzen, Informa-tionen aus den Medien hinsichtlich ihres Nutzens zu selektionieren. 61% sind der Meinung, diese Auf-gabe gut oder sehr gut bewältigen zu können, nur 10% schätzen ihre diesbezügliche Fähigkeit alsschlecht oder sehr schlecht ein. Unterschieden nach soziodemographischen Variablen fallen die nega-tiveren Einschätzungen von älteren Menschen und jenen mit tiefer Bildung auf –sie sehen sich in die-ser Frage als massiv weniger kompetent als der Rest der Befragten. Hier muss aber bedacht werden,dass Alter und Bildung korreliert sind, und die absolute Anzahl von wenig Gebildeten in der UNIVOX-Stichprobe relativ klein ist.

Abbildung 6: "Wie gut können Sie im Allgemeinen unterscheiden, welche Informationen in den MedienSie gebrauchen können und welche nicht?"

72%

63%

26%

31%

67%

67%

70%

59%

59%

64%

62%

19%

26%

52%

48%

25%

21%

23%

28%

27%

27%

27%

8%

9%

17%

18%

6%

11%

2%

12%

12%

8%

10%

1%

1%

5%

1%

1%

5%

0%

2%

1%

3%

2%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

hoch

mi ttel

Bi ldungtief

65-84

40-64

Al ter 18-39

WS

Spr achgebiet DS

Männer

Fr auen

Total

kannichgut tei l s-tei l s schlecht nutzeichnicht

Wie schätzen Sie Ihre Fähigkeit ein, IhrenAlltag so zu gestalten, dass dies fürIhre Gesundheit gut ist?

schlechtteils/teilsgutsehr gut

Prozent

60.0%

50.0%

40.0%

30.0%

20.0%

10.0%

0.0%

7001+

bis7000

- 4000

HH-Einkommen

Selbsteinschätzung der Fähigkeit zurgesundheitsförderlichen Alltagsgestaltung

nach Einkommensklassen in %

Grafik 8

Wie schätzen Sie Ihre Fähigkeit ein, IhrenAlltag so zu gestalten, dass dies für Ihre

Gesundheit gut ist?

sehrschlecht

schlechtteils/teilsgutsehr gut

Pro

ze

nt

50.0%

40.0%

30.0%

20.0%

10.0%

0.0%

hoch

mittel

tief

Bildung

Selbsteinschätzug der Fähigkeit zurgesundheitsförderlichen Alltagsgestaltung

nach Bildungsstand in %

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Abbildung 7 Abweichungsscore Ernährungspyramide

37%

28%

25%

30%

32%

27%

36%

27%

30%

29%

29%

59%

65%

70%

68%

63%

64%

58%

67%

66%

63%

65%

4%

7%

5%

2%

5%

9%

5%

6%

4%

8%

6%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

hoch

Bildung tief

65-84

Alter 18-39

WS

Frauen

Total

im Schnittt w eniger als 1/2 Stufe bis 1.5 Stufen mehr als 1.5 Stufen Abw eichung

Um basales Wissen im Sinne funktionaler Gesundheitskompetenz zu messen, wurden die Befragtengebeten, die verschiedenen Nahrungsmittelgruppen hinsichtlich der Häufigkeit des von Ernährungs-fachleuten geratenen Genusses einzustufen. Ergebnis ist eine Art "empirische" Ernährungspyramide,bei welcher sich folgende Besonderheiten im Vergleich mit der propagierten Pyramide zeigen: Wäh-rend "Früchte und Gemüse" mit klarer Mehrheit unter "reichlich geniessen" eingeordnet wird, verteilensich bei "Vollkornprodukte etc. " sowie "Eiweissprodukte" die Antworten ziemlich gleichmässig auf diebeiden unteren Stufen ("reichlich geniessen" und darauf folgende Stufe 2). Bei "Öle, Fette, Nüsse" und"Knabbereien" führt der Mehrheitsentscheid zwar auf die richtige Einordnung in der Pyramide, dieseMehrheit ist jedoch jeweils recht klein.

Um die Antworten auf die Frage nach der Ernährungspyramide genauer analysieren zu können, wur-den sie in einen durchschnittlichen Abweichungsscore umgewandelt, welcher angibt, um wie vieleStufen eine Person über die gesamte Pyramide hinweg durchschnittlich von der Empfehlung abgewi-chen ist. Abbildung 7 zeigt diesen Abweichungsscore getrennt nach soziodemografischen Gruppen.Der Gesamtdurchschnitt aller Abweichungen beträgt in der Gesamtstichprobe 0.8 Stufen (Minimum 0bis Maximum 2.2). Bis auf wenige Ausnahmen zeigt sich ein sehr ausgeglichenes Bild: Die Schweize-rInnen unterscheiden sich untereinander kaum in ihrer Kenntnis der Ernährungspyramide. Die Aus-nahmen sind der Sprachraum und die Bildung: Die WestschweizerInnen haben spürbar besser abge-schnitten als die DeutschschweizerInnen, hoch gebildete besser als Personen mit mittlerer und tieferBildung.

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Grundsätze der Suchtpolitik:Ein Meilenstein in der Zusammenarbeit der Suchtfachleute

Aus dem Jahresbericht 2007 Forelhaus Zürich

Die Verbände Fachverband Sucht (Verband der Suchtfachleute aus der Deutschschweiz), GREA(Verband der Suchtfachleute aus der Romandie) und SSAM (Swiss Society for addiction medicine)anerkennen folgende Grundsätze und orientieren daran ihr gemeinsames politisches Handeln

1. Sucht resultiert aus einer Wechselwirkung zwischen Person, Suchtmittel (Substanz / abhängigkeits-erzeugendes Verhalten) und dem sozialen und wirtschaftlichen Kontext. Sucht ist also nicht einfach einindividuelles Problem, sondern betrifft die ganze Gesellschaft. Deshalb ist Suchtpolitik eine Quer-schnittsaufgabe, die alle Bereiche und Aufgaben der Politik tangiert und die Schaffung von Rahmen-und Lebensbedingungen unterstützt, welche die Entwicklung von Kompetenzen und Selbstverantwort-lichkeit des Individuums fördert.

2. Jedes Individuum ist in erster Linie Bürger und Bürgerin mit Rechten und Pflichten, die unabhängigvon seiner / ihrer gesundheitlichen und sozialen Situation gelten. Konsum und Abhängigkeit stellendiese Rechte und Pflichten grundsätzlich nicht in Frage.

3. Die Entscheidungen des Individuums müssen respektiert werden. Stigmatisierung provoziert sozia-len Ausschluss und Isolation. Der Grundsatz einer Suchtpolitik muss also der Schutz von Personenund ihrem Umfeld vor Diskriminierungen und Schädigungen sein. Ebenso hat die Gemeinschaft An-spruch auf Schutz vor den negativen Auswirkungen von Konsum und Handel.

4. Eine kohärente Suchtpolitik umfasst alle Substanzen und Verhaltensweisen, die abhängig machenkönnen. Sie trägt dem Umstand Rechnung, dass die Risiken je nach Person, Konsumform und Kon-sumsituation unterschiedlich sind (vgl. Würfelmodell der Eidg. Kommission für Drogenfragen EKDF imBericht «psychoaktiv.ch»).

5. Die Suchtpolitik muss die Autonomie des Individuums gegenüber Suchtmitteln fördern mit dem Ziel,risikoarmen Konsum oder Abstinenz zu ermöglichen. Personen, welche dazu nicht (mehr) in der Lagesind, bietet sie die Wahl zwischen verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, die den Bedürfnissendieser Personen und ihres Umfelds entsprechen. Behandler und Finanzierer respektieren die Würdedes Betroffenen, seine Integrität, seine Entscheidungen und seine Weltanschauungen.

6. Prävention arbeitet sowohl auf der Verhältnis- wie auch der Verhaltensebene und umfasst damitstrukturell und individuell wirksame Massnahmen, welche die Gesellschaft als Ganzes schützen und /oder die Risikogruppen/-personen speziell ansprechen. Sie muss über genügend Ressourcen verfü-gen und auf dem Stand der Erkenntnisse aus Forschung und Praxis sein. Risikoarme Konsumformenwerden durch Information und andere Massnahmen begünstigt.

7. Schadenminderung richtet sich an Personen, die auf ihren Suchtmittelkonsum nicht verzichten kön-nen und / oder wollen und versucht, die Auswirkungen schädlichen Konsums zu verringern. Sie um-fasst Einrichtungen, in denen diesen Personen Aufenthalt und/oder Arbeit ermöglicht wird, der Konsumvon Suchtmitteln möglich ist, Informationen und Hilfsmittel bereitgestellt und / oder Substanzen ver-schrieben werden.

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8. Die Behandlung von Abhängigen umfasst in der Regel Massnahmen medizinischer und psychosozi-aler Art. Sie muss dem/r Behandelten erlauben, die Autonomie in seinem / ihrem Lebensentwurf zu-rück zu gewinnen, sei dies durch eine umfassende Veränderung ihres Verhaltens, sei dies durch eineReduktion der Symptome der Suchtmittelabhängigkeit. Die Behandlungsangebote müssen differenziertsein und sich an den Bedürfnissen und Ressourcen der betroffenen Personen orientieren. Alle Be-handlungsbedürftigen haben Anspruch auf fachlich angezeigte Behandlung.

9. Der Zugang zu Suchtmitteln ist – nach Massgabe der effektiven Gefährlichkeit des jeweiligenSuchtmittels und in Berücksichtigung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen –klar zu regulieren.Die Bevölkerung und insbesondere die Jugend sind zu schützen. Regulierung zielt auf den Handel.Der Konsum darf nicht strafrechtlich belangt werden.

10. Die konstruktive und zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen allen Säulen der Vier-Säulen-Politik(Prävention, Therapie, Schadenminderung und Repression) ist essenziell.

11. Professionelles Handeln im Suchtbereich orientiert sich an den aktuellen Erkenntnissen aus For-schung und Praxis. Es braucht staatlich finanzierte Forschung und Evaluation im ganzen Suchtbereich;diese muss inhaltlich unabhängig sein. Ihr Gegenstand ist die Gesamtheit der Massnahmen im Sucht-bereich.

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SPAZ Sans Papiers Anlaufstelle Zürich

Ohne Papiere aber mit Rechten!

Die SPAZ hilft den Sans Papiers indem sie

ihren Aufenthaltsstatus und allfällige Möglichkeiten der Legalisierung abklärt bei rechtlichen Konflikten mit Arbeitgeber, Vermieter usw. die juristischen Abklärungen vornimmt

und im Bedarfsfalle als Vermittlerin oder Anklägerin auftritt beim Abschluss einer Kranken–und Unfallversicherung die nötigen Vorabklärungen leistet bei einer geplanten Eheschliessung die rechtliche Sachlage und den Bedarf an Dokumenten ab-

klärt Eltern schulpflichtiger Kinder über die Einschulung bzw. Fortführung der Ausbildung informiert bei gesundheitlichen Problemen die Überweisung an einen Vertrauensarzt oder an eine geeig-

nete Einrichtung vornimmt.

Eine Voranmeldung für eine Beratung ist nicht nötig.

Die Erstkonsultation ist für Sans Papiers kostenlos, jede weitere selbstinitiierte Beratung wird für Ver-dienende mit einem Unkostenbeitrag von Fr. 20.— verrechnet.

SPAZ im Volkshaus Zürich (2. Stock) beim Helvetiaplatz

Montag und Mittwoch, 15h — 19 h

Telefon 043 243 95 [email protected]

SPAZStauffacherstrasse 60, Postfach 1536, 8026 Zürich

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Sans Papiers und medizinische Versorgung

Claudia Pappa et al

1. Wer sind die Sans Papiers?Sans Papiers respektive „Papierlose“sind ausländische Personen, die in der Schweiz leben und zumgrössten Teil arbeiten, aber nicht über eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung verfügen.Der Begriff „Sans Papier“ist in Abgrenzung zu den gebräuchlichen Termini „Illegale“, „Clandestinos“,„Illegalisierte“entstanden, um die Stigmatisierung, welche diese Termini auslösen, zu umgehen. Efio-nayi-Mäder und Cattacin (2002: 5-6) betonen: „Es ist (… ) wichtig festzuhalten, dass die Situation vonPapierlosen primär das Fehlen einer Aufenthaltsbewilligung bezeichnet, aber mit anderen Begleitum-ständen verbunden ist, wie insbesondere:

Das Fehlen einer Aufenthalts- und somit einer Arbeitsbewilligung nach legalem Grenzübertritt; Die Einreise ohne gültige Reisedokumenten oder mit gefälschten Papieren; Die Situation von MigrantInnen nach Verlust oder Nicht-Erneuerung einer Bewilligung; Das Fehlen von Identitätspapieren“.

Die Illegalität kann in diesem Sinn als das Fehlen einer Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung gedeutetwerden, welches ein aufenthaltsrechtliches beziehungsweise arbeitsrechtliches Delikt ist – und nichtein kriminelles. Wie das Aufzeigen der Begleitumstände verdeutlicht, gibt es verschiedene Wege in dieIllegalität, und die Grenze dazu ist schnell überschritten. Das hat zur Folge, dass „letztlich die gesamteLebenswelt ‚illegaler‘Menschen beinahe vollständig von der ihnen anhaftenden Illegalität durchdrun-gen und bestimmt wird“(Assall 2005: 2).

2. GeschlechterverhältnisVerschiedene Studien bestätigen, dass die Mehrheit der Sans Papiers Frauen sind. Laut der Studieder Anlaufstelle für Sans Papiers (2004) stammen diese Frauen vorwiegend aus Lateinamerika undverliessen aus wirtschaftlichen Gründen ihr Heimatland. Die finanzielle Not der Frauen und die darausresultierende Migration entstehen unter anderem dadurch, dass eine Trennung vom Partner oder eineVerwitwung geschehen sind. Ein weiterer wichtiger Migrationsgrund der Frauen ist aber auch die häus-liche Gewalt, welche zu einem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung geführt hat.

Hinzu kommt, dass Frauen auch Opfer von Frauenhandel sein können. Sie wurden mit falschen Ver-sprechen in die Schweiz gelockt, wo sie sich schlussendlich in der Illegalität als Zwangsprostituierteoder als private Hausangestellte wieder finden.

3. Wo arbeiten Sans Papiers?Die meistens Sans Papiers arbeiten in der Schattenwirtschaft. Sie arbeiten grösstenteils in den folgen-den Branchen des Niedriglohnsektors:

Reinigungssektor Umzugswesen Landwirtschaft Privathaushalte Baugewerbe Gastronomie Rotlichtmilieu/Sexgewerbe

Während Phasen von Arbeitslosigkeit arbeiten einige Sans Papiers auch als selbstständig Erwerben-de. Hinzu kommt, dass ein monatlicher Arbeitsplatzwechsel stattfinden kann.

Aufgrund des illegalen Aufenthaltsstatus und der damit einhergehenden permanenten Angst einerAusweisung sind die Sans Papiers leicht auszubeuten. Efionayi-Mäder und Cattacin (2002: 18) haltenin Bezug auf diese Bedingungen Folgendes fest:„In der Praxis ist es für MigrantInnen ohne Aufenthaltsbewilligung beispielsweise schwierig, das Rechtauf Existenzsicherung, welches prinzipiell für alle Personen, unabhängig vom Status gilt, einzufordern,ohne mit einer Ausweisung rechnen zu müssen“.

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„Am deutlichsten äussert sich die Hilflosigkeit der Betroffenen, wenn es um die Arbeitsbedingungengeht“(Assal 2005: 2). Zudem werden sie als „Billig-Arbeitende“im Arbeitsmarkt eingesetzt, wo sieunter dem allgemein akzeptierten Lohnniveau arbeiten. Weiter können sie weder auf einen Kündi-gungsschutz noch auf die Arbeitnehmerrechte zugreifen, da sie sich in einer illegalen Aufenthaltssitua-tion befinden. Die meisten Sans Papiers verfügen über keinen Arbeitsvertrag und erhalten ihren Netto-lohn bar –ohne Quittung –auf die Hand. Diese Umstände können dazu führen, dass sie in Bezug aufihren Lohn entweder ständig vertröstet, oder um diesen betrogen werden.

Weiter hat ein Grossteil der Sans Papiers keine Sozialversicherungen und gleichzeitig spart der Ar-beitgeber, weil er in diesem Fall auch keine Sozialversicherungsabgaben zahlt. Diese ausbeuterischenArbeitsbedingungen erzeugen eine grosse Abhängigkeit vom Arbeitgeber und erschaffen ihm einenweiten Handlungsspielraum, wie er mit einem Sans Papier umgehen kann.

Diese zahlreichen Probleme, die sich aus der Illegalität ergeben, haben schwerwiegende Folgen fürdie Sans Papiers. Wie bereits erwähnt, leben sie unter der permanenten Angst, dass sie in eine Poli-zeikontrolle geraten und dann ausgewiesen werden. Zudem bewirkt diese prekäre Lebensweise, wel-che vorwiegend nur das Überleben sichert, dass die Sans Papiers keine längerfristigen Zukunfts-perspektiven verfolgen können. Auch Dörre und Fuchs (2005: 4) kommen zum Schluss:„(… ), dass sich bei den prekär Beschäftigten neben vielen Kritikpunkten an unbefriedigenden, teilweiseentwürdigenden Arbeitsverhältnissen ein zentraler Mangel bemerkbar macht. Unabhängig von derkonkreten Beschäftigungsform beklagen die ‚Prekarier‘mehr oder minder alle, dass sie im Vergleich zuden Stammbeschäftigten über weitaus geringere Möglichkeiten verfügen, eine längerfristige Lebens-planung zu entwickeln“. Wegen den schlechten Lohn- und Arbeitsverhältnissen und dem fehlendenRechtsschutz (Arbeitsrecht, Sozialversicherungen) sind sie gezwungen, kurzfristige Strategien einzu-schlagen. Diesbezüglich hält die Anlaufstelle für Sans Papiers in ihrer Studie fest (2004: 7):„(… ) ausnahmslos sind alle Sans-Papiers gezwungen, in der Schweiz „niedrig qualifizierte“Arbeit aus-zuführen. Aufgrund ihres fehlenden Aufenthaltsstatus haben sie kaum Möglichkeiten zu einem berufli-chen Aufstieg. Ihre Ressourcen können sie in der Berufswelt kaum zur Entfaltung bringen“.Diese prekären Bedingungen beinhalten ein hohes Risiko von sozialen und gesundheitlichen Proble-men für die Sans Papiers. Efionayi-Mäder und Cattacin halten zu Recht fest (2002: 19):„Schliesslich gilt es darauf hinzuweisen, dass Personen ohne Aufenthaltsstatus nicht nur ständigempsychologischen Stress, sondern auch häufiger Unfällen, Gewalt und anderen Risikosituationen aus-gesetzt sind, die in direktem Zusammenhang mit Illegalität und sozialer Diskriminierung stehen“.

Das heisst konkret, dass diese prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse zu einem dauerhaften Stressführen, der einerseits noch durch den Druck von den Angehörigen im Heimatland verstärkt wird. An-derseits wird dieser Druck durch die fehlende Integration und der daraus resultierenden Isolation ver-grössert.

„Prekäre Beschäftigungsverhältnisse bedeuten nicht allein Unsicherheit und materiellen Mangel,vielfach bewirken sie Anerkennungsdefizite und eine Schwächung der Zugehörigkeit zu sozialenNetzen, die eigentlich dringend benötigt würden, um den Alltag einigermassen zu bewältigen“(Dörre/Fuchs 2005: 5).

4. Rechtliche Grundlagen –Nothilfe und GesundheitIn der Schweizer Bundesverfassung, Artikel 12 ist das Recht auf Hilfe in Notlagen festgehalten: „Wer inNot gerät und nicht in der Lage ist, für sich zu sorgen, hat Anspruch auf Hilfe und Betreuung und aufdie Mittel, die für ein menschenwürdiges Dasein unerlässlich sind“. Das heisst, dass alle Personen, diesich in der Schweiz aufhalten und sich in einer Notlage befinden, von diesem Artikel 12 Gebrauch ma-chen können –unabhängig von ihrem ausländerrechtlichen Status.„Weiter geht man davon aus, dass (… ) die Sans Papiers zusätzlichen Gesundheitsrisiken ausgesetztsind, die ebenso mit kontextuellen Faktoren wie dem Zugang zur Gesundheitsversorgung und -präven-tion zusammenhängen wie mit den schwierigen Lebenssituationen unter anderem aufgrund der rechtli-chen Einschränkungen ihrer Aufenthaltssituation“(SFM 2005: 4). 10

Des Weiteren ist in der schweizerischen Bundesverfassung Artikel 12 und Artikel 41 Absatz 1 litera bfestgehalten: „Bund und Kantone setzen sich in Ergänzung zu persönlicher Verantwortung und privaterInitiative dafür ein, dass jede Person, die für ihre Gesundheit notwendige Pflege erhält“.

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Ferner hält SFM in ihrer Studie fest (2005: 28):„Spitäler und ÄrztInnen sind gemäss Art. 128 Strafgesetzbuch (StGB) verpflichtet, in Notfällen Hilfe zuleisten. Öffentliche Krankenhäuser sind in jedem Fall verpflichtet, die medizinischen Behandlungendurchzuführen. ÄrztInnen und Spitalpersonal unterstehen einem Berufsgeheimnis und dürfen darumBehörden nicht über die unbewilligte Aufenthaltssituation von PatientInnen informieren“.Wegen dieser rechtlichen Grundlagen wird deutlich, dass Sans Papiers einen Rechtsanspruch aufmedizinische Behandlungen haben, wenn sie sich in einer Notlage befinden. Aber an dieser Stelle istwichtig zu erwähnen, dass die Möglichkeiten der stationären Versorgung illegal anwesender Personenbis heute noch eher bescheiden bis gar nicht vorhanden sind.

5. Das Krankenkassen-Obligatorium für Sans PapiersZudem hält SFM in ihrer Studie fest (2005: 28), dass: „das seit 1996 geltende Obligatorium, nachdemsich jede Person, die seit mehr als drei Monaten in der Schweiz lebt, für Krankenpflege versichernlassen muss (Art. 3 KVG), auch für Sans Papiers gilt“. Hinzu kommt der Artikel 4 des Bundesgesetzesder Krankenversicherung (KVG), welcher besagt, dass:

„die versicherungspflichtigen Personen unter den Versicherern (… ) frei wählen können; die Versicherer in ihrem örtlichen Tätigkeitsbereich jede versicherungspflichtige Person aufneh-

men müssen“.

Die Realität in Bezug auf die obligatorische Krankenversicherung für die Sans Papiers entspricht abernicht der Theorie. Einerseits haben die Versicherer eher eine ablehnende Haltung gegenüber denSans Papiers und anderseits hält Meditrina im Projektbericht (2007) fest, dass 96 % der Sans Papiers,welche von dieser medizinischen Anlaufstelle Gebrauch machen, nicht im Besitz einer Krankenversi-cherung sind. Dies lässt sich unter anderem mit der Tatsache begründen, dass viele Sans Papiersnicht über die finanzielle Mittel verfügen, um sich eine Krankenversicherung zu leisten.Des Weiteren haben die Sans Papiers Angst, dass durch den Kontakt mit einer Krankenkasse eineAusweisung folgen würde. Diese Furcht der Sans Papiers ist eigentlich unbegründet, da sowohl Kran-ken- wie auch Sozialversicherungen der Schweigepflicht unterstellt sind. Die Schweigepflicht wird auf-gehoben, wenn die Sans Papiers für die Gesundheitsversorgung finanziell nicht mehr selber aufkom-men können und dadurch die Kosten durch den Kanton respektive durch die Sozialhilfe übernommenwerden. In diesem Fall müssen die Sans Papiers mit einer Ausweisung rechnen, da die Sozialhilfeverpflichtet ist, das Fehlen des aufenthaltsrechtlichen Status an die Fremdenpolizei weiter zu leiten.Aber es soll noch darauf hingewiesen werden, dass bei prekären wirtschaftlichen Verhältnissen derVersicherten, ein Anspruch auf Prämienverbilligung (Bundesgesetzes über die KrankenversicherungArtikel 65 Absatz 1) besteht, welcher auch für Sans Papiers gilt.Sans Papiers leiden unter prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen und den erschwerten Zugang zuder Gesundheitsversorgung, welche zu einer erhöhten Vulnerabilität für zahlreiche Risiken führen.Ferner ist festzuhalten, dass diese Risiken einerseits durch strukturelle, anderseits auch durch indivi-duelle Faktoren bestimmt sind.

6. Psychische Probleme bei Sans PapiersDer illegale Aufenthaltsstatus und die damit verbundenen prekären Lebens- und Arbeitsverhältnisseder Sans Papiers können zu psychischen Problemen und psychosomatischen Krankheiten führen.Die Angst vor Polizeikontrollen und vor einer Ausweisung bewirken, dass die Sans Papiers permanentunter Druck stehen. Hinzu kommt, dass sie um ihr Überleben kämpfen müssen, was wiederum grosseAnstrengungen im Alltag mit sich bringt. Auch die rechtlichen Einschränkungen bei der Arbeit, welchezum Beispiel von gewissen Arbeitgebern ausgenutzt werden, setzt die Sans Papiers grossen Belas-tungen aus. Zu diesen ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen werden sie noch zusätzlich mit der Ab-wertung und Stigmatisierung konfrontiert, was wiederum ein immens psychischer Stress zur Folge hat.Hinzu kommt, dass durch die prekäre Lage die Sans Papiers sich rasch am Limit ihrer Kräfte befinden.Zu diesen genannten Punkten kommen die fehlende Integration und die daraus resultierende Isolationdazu, welche noch mehr Druck erzeugen. Des Weiteren müssen Aspekte wie Hoffnungslosigkeit inBezug auf die Zukunftsplanung, Sehnsucht nach den Kindern und Verwandten im Herkunftsland undandere berücksichtigt werden, welche sich negativ auf die Gesundheit der Sans Papiers auswirkenkönnen. Diese erwähnten Probleme können zu Depressionen, Borderline-Störungen, Sucht und/oderzu anderen psychischen Krankheiten oder gar zu Suizid führen.

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7. Physische ProblemeLaut dem Projektbericht von Meditrina (2007: 9) treten am häufigsten gynäkologische Probleme auf.Zu diesen gynäkologischen Problemen zählen unter anderem Schwangerschaftsabbrüche, aber auchGeburtshilfe. Zudem lassen sich in dieser Kategorie auch noch zahlreiche Nieren- und Harnwegprob-leme verorten, welche in einem Zusammenhang zum Tätigkeitsbereich der Migrantinnen im Rotlichtmi-lieu stehen.Die Zahnprobleme machen den zweithäufigsten Anteil an Konsultationsgründen aus. Viele Personenhatten schon seit längerer Zeit keine Zahnkontrolle mehr, was unter anderem zu akuten Zahnproble-men führt. Des Weiteren können diese Probleme auch durch eine schlechte Ernährung respektivedurch die prekären Lebensverhältnisse entstehen.Als dritthäufigster Konsultationsgrund wurden Probleme des Bewegungsapparates genannt. Die Prob-leme des Bewegungsapparates – vor allem Rückenschmerzen – entstehen durch Überbelastung imAlltag in Form von schwerer körperlicher Arbeit, wenig Ruhezeit, psychischen Stress, unregelmässigeArbeitszeiten, mangelhafte psychische und physische Reserven und andere.Zusammenfassend lässt sich aussagen, dass eine enge Verbindung zwischen den psychischen undphysischen Problemen besteht. Die physischen Probleme können auch als psychosomatische Be-schwerden gedeutet werden.

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Meditrina

Ein Projekt von Médecins Sans Frontières (MSF) in Zürich

MSF ist bekannt für seine raschen und zielgerichteten Interventionen in Notfallsituationen. MSF setztsich dafür ein, dass jeder und jede— unabhängig von der jeweiligen Herkunft — Zugang zu notwendi-ger medizinischer Hilfe erhält. MSF kümmert sich seit mehreren Jahren in Schweden, Frankreich, Ita-lien, Spanien und Belgien um benachteiligte Bevölkerungsgruppen, die keinen oder kaum Zugang zurmedizinischen Grundversorgung haben.

Seit anfangs 2006 gibt es in Zürich Meditrina, eine niederschwellige medizinische Anlaufstelle für SansPapiers und Menschen, die kaum oder keinen Zugang zur medizinischen Versorgung haben. Meditrinaversteht sich als Türöffner zum regulären Gesundheitssystem. Das Angebot umfasst kostenlose undanonyme Sprechstunden durch eine Pflegefachfrau oder einen Arzt, da diese Menschen meist keineKrankenversicherung haben und sich eine Behandlung nicht leisten können. Falls eine weitergehendeBehandlung oder Diagnostik indiziert ist, werden die Patienten an ein kollaborierendes Netzwerk vonüber 40 niedergelassenen Allgemein und/oder Spezialärzten überwiesen.

In Zusammenarbeit mit der Zürcher Aidshilfe bietet Meditrina seit Mai 2007 auch gratis HIV-Schnelltests an. Diesen Test anzubieten ist auch für die öffentliche Gesundheit von einem nicht zuunterschätzenden Interesse, da die Sans Papiers kaum oder sicherlich nicht in genügendem Rahmenvon den bestehenden HIV/AIDS-Kampagnen berücksichtigt werden.

Neben der rein medizinischen Versorgung bietet Meditrina in Zusammenarbeit mit anderen entspre-chenden öffentlichen und/oder privaten Stellen auch eine weitergehende Beratung an. Die Patienten,die Meditrina aufsuchen, im Speziellen die Sans Papiers, wissen oft nicht, dass sie Anspruch auf eineKrankenversicherung und auch auf Prämienverbilligung haben. In diesem Sinne ist Meditrina nicht nurein wegweisendes Projekt, sondern entspricht ganz klar einem Bedürfnis, dem bis anhin nur be-schränkt Rechnung getragen wurde.

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Die Kunst interdisziplinärer Zusammenarbeit

*M. Mahrer, P. Meier, M. Mögel, F. Pedrina, E. Ryf, H. Simoni

Wie zu recht immer wieder betont wird, kommt sowohl bei präventiven Massnahmen wie auch bei In-terventionen, die zum unmittelbaren Schutz von Kindern erfolgen, der interdisziplinären Zusammenar-beit eine zentrale Rolle zu. Das Gelingen dieser Zusammenarbeit stellt hohe Anforderung an alle Be-teiligten.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit setzt namentlich Folgendes voraus:

Ein gewisses Verständnis des jeweils anderen Fachgebietes; das beinhaltet einerseits summari-sche Kenntnisse der Sichtweise und der Fähigkeiten, die zu lösungsorientiertem Handeln in dergemeinsam definierten Problematik eingesetzt werden können.

Andererseits sind zum Teil sehr spezifische Kenntnisse in bestimmten Bereichen gefragt, die diegegenseitige Abstimmung an Schnittstellen zwischen benachbarten Fachgebieten klären helfen.Es muss zudem darauf geachtet werden, dass in verschiedenen Disziplinen teilweise andereSprachen gesprochen und manche Ausdrücke mit unterschiedlichen Bedeutungen oder Wer-tungen verwendet werden. Die persönliche Fähigkeit, den eigenen Beitrag mit anderen zu koor-dinieren und ihn in einem übergeordneten Interventionskontext, in dem die jeweiligen Rollenausreichend definiert sind, einzuordnen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert die Entwicklung einer gemeinsamen Kultur, in der Wissenzu den verschiedenen Aspekten der frühen Kindheit und Erfahrung mit abgestimmten und vernetztenInterventionen zusammenwachsen. Diese Kultur ist nur zum Teil in gemeinsamen Grundsätzen undSchriften festlegbar, sondern wird im individuellen Fall von den konkreten Beiträgen der jeweils an derVernetzung beteiligten Personen geprägt. Sie muss deshalb mit dem Dazukommen von Mitarbeiternstets dem eingebrachten, sich verändernden Fachwissen angepasst und entsprechend der Erfahrun-gen neu konstruiert werden.Eine Gefahr für diese anspruchsvolle Art der Zusammenarbeit liegt darin, dass angesichts der unter-schiedlichen Hintergründe leicht Missverständnisse in der Kommunikation auftreten können, die zuKonfusion oder auch zu verletzenden Entwertungen führen. Persönliche Vorbehalte und Vorurteilemachen dann offene Aussprachen, die für die Arbeit unabdingbar sind, sehr schwierig. Es ist zu be-denken, dass in komplexen Kindesschutzfällen die Probleme des Kindes und die widersprüchlichenund gefährlichen Reaktionen seiner nahen Bezugspersonen sich in den verschiedenen Beurteilungenoder Haltungen der Helfer widerspiegeln können. Es ist dann wichtig, dass die Helfer Probleme desFalles von den Problemen, die in der fachübergreifenden Kommunikation ihren Ursprung haben, un-terscheiden können. Die Arbeit im Frühbereich bedeutet für alle beteiligten Fachpersonen, dass sie dieBereitschaft mitbringen müssen, sich auf längere Sicht der interdisziplinären Auseinandersetzung alseinem begleitenden Prozess zu stellen. Er wird so lange dauern wie das Engagement im Arbeitsbe-reich der frühen Kindheit selbst.

Weil kleine Kinder sich nicht selber für ihre Bedürfnisse wehren können, erfordern angemessene Inter-ventionen zum Schutz von Kindern manchmal mutige und ganz oft kreative Lösungen.

Fallbeispiel

Vernetzung kann lebensrettend sein

Die folgende Beschreibung einer familiären Krisensituation zeigt in aller Deutlichkeit, wie wichtig Ver-netzung und Kompetenzklärung in Kindesschutzmassnahmen sind. Dank Vernetzung und mit einergrossen Portion Glück konnte der Tod eines kleinen Mädchens verhindert werden.Die Mutter einer Familie mit drei Kindern (10 Jahre, 7 Jahre und 3 Monate alt) war an einem schwerenpsychischen Leiden mit erheblichen Zwängen erkrankt, was ihr die Betreuung der Kinder erschwerteund das ganze familiäre System belastete. Zwar befand sich die Familie in einer freiwilligen Beratungin einem Jugendsekretariat, aber die Notsituation der Familie verstärkte sich, da die Mutter sich wei-gerte, geeignete Hilfe anzunehmen. Der älteste Knabe zeigte schwere Belastungssymptome, er kam

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nie pünktlich zur Schule, konnte sich nicht konzentrieren und die Schulleistungen wurden immerschlechter. Der Junge war mit der mütterlichen Erkrankung überfordert und überlastete sich in seinerLoyalität gegenüber der Mutter. Der 7-jährige Bruder musste mit einer besorgniserregenden Unterer-nährung im Kinderspital behandelt werden und wurde anschliessend in einem Kinderheim aufgenom-men. Beide Knaben waren in separater psychologischer Behandlung, wichtige Hinweise auf die Notdes gesamten familiären Systems blieben unbeachtet.

Obwohl die Mutter gegenüber den Fachstellen eine ablehnende Haltung einnahm und die mangelhafteZusammenarbeit zu einer Isolierung der Familie führte, wurde die Gefährdung der Kinder erst spätgemeldet. In einem Gutachtenauftrag wurde viel Zeit in die Klärung der Frage einer Fremdplatzierungder Kinder investiert. Die Beistandschaft für die Kinder wurde erst ein halbes Jahr nach der Gefähr-dungsmeldung errichtet.

Zuviel Zeit war verstrichen, in der die Situation des Babys nicht im Fokus gestanden war. Dem mittler-weile 8 Monate alten Mädchen ging es inzwischen so schlecht, dass es in akuter Lebensgefahr war.Nur dank der Beobachtungen des Kinderheims, in dem der mittlere Bruder untergebracht war, und derumsichtigen Verantwortungsübernahme der Beiständin konnte das kleine Mädchen in einem dramati-schen Einsatz aus der gefährdenden häuslichen Situation herausgenommen und ebenfalls im Kinder-heim platziert werden. Auch das dritte Kind musste schliesslich in einer Institution untergebracht wer-den.

Dank der von nun an besser vernetzten Kindesschutzmassnahmen konnte die Situation der Familiestetig verbessert werden. Einige Jahre später hatte sich die Familie soweit erholt, dass die Massnah-men aufgehoben werden konnten.

— — — — — — — — — — —© aus: Kindesschutz in der frühen Kindheit; 0 - 3 Jahre

Interdisziplinäre Regionalgruppe Zürich,Gesellschaft für die seelische Gesundheit in der frühen Kindheite.V. (GAIMH), 2. Auflage 2007

Die Broschüre „Kindesschutz in der frühen Kindheit; 0— 3 Jahre“kann kostenlos bezogen werden bei: Jugend–und Familienhilfe, Amt für Jugend und Berufsberatung, Dörflistrasse 120, 8090 Zürich GAIMH Kontaktstelle für die Schweiz, c/o PD Dr. med. Fernanda Pedrina, Limmatstrasse 65, 8005 Zürich Vormundschaftsbehörde der Stadt Zürich, c/o Monika Mahrer, Postfach 8225, Stauffacherstrasse 45, 8036 Zürich

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Vontobel-Preis für Altersforschung 2008Prof. Dr. Mike Martin

Anlässlich des 9. Zürcher Gerontologietages der Universität Zürich wurde der Vontobel-Preis für Alters-forschung 2008 an eine Nachwuchsforscherin und einen Nachwuchsforscher der Universität Zürichverliehen; eine Vertreterin der Inneren Medizin und einen Psychologen. Der Preis, von der Familien-Vontobel-Stiftung mit 30‘000 Franken dotiert, ist einer der weltweit grössten auf diesem Gebiet.

Der Vontobel-Preis für Altersforschung 2008 wurde im Frühjahr dieses Jahres landesweit und interna-tional mit dem Ziel ausgeschrieben, den herausragenden wissenschaftlichen Nachwuchs in der geron-tologischen Forschung aus allen Wissenschaftsgebieten mit einem Altersbezug in der Schweiz zu för-dern. Dabei soll, so die Ausschreibung, der Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis, insbe-sondere die Erschliessung von Grundlagenwissen für die Praxis und praktischer Erfahrungen für dieForschung sowie die wissenschaftliche Überprüfung der gerontologischen Praxis unterstützt werden.Ein wichtiges Anliegen ist auch die Information und Sensibilisierung der Öffentlichkeit zu Fragen desAlterns in der Gesellschaft, um Möglichkeiten der Solidarität zwischen verschiedenen Generationen,Alters- und Berufsgruppen im Umfeld der Gerontologie aufzuzeigen. Teilnahmeberechtigt warenNachwuchsforscherinnen und -forscher, die in der Schweiz tätig sind oder sonst einen engen Bezugzur Schweiz aufweisen.

Die wissenschaftliche Qualität aller eingereichten Arbeiten, welche die formalen Kriterien erfüllten,wurde von jeweils mehreren Fachgutachterinnen und Fachgutachtern unabhängig voneinander beur-teilt. Dabei wurden die Kriterien Relevanz, Aktualität, Originalität, Methodik, Vollständigkeit und Ver-ständlichkeit bewertet.

Die 22 eingereichten Arbeiten deckten ein breites fachliches Spektrum ab und waren durchgehend vonsehr hoher Qualität und internationalem Rang. Die Zahl hochrangiger Einreichungen aus allen Lan-desteilen der Schweiz und dem Ausland stellt den bisher höchsten Wert dar und spricht für die wach-sende Qualität und Breite gerontologischer Forschung.

Die Jury beurteilte die Arbeiten unter Beizug externer, unabhängiger Fachgutachten und verteilte diePreissumme zu gleichen Teilen auf die Erstautorin und den Erstautor von zwei herausragenden Arbei-ten:

Einen Preis erhält

Simon Forstmeier, Zürich

für die zusammen mit einem Koautor verfasste und in der Zeitschrift «Psychology and Aging» zur Pub-likation angenommene Arbeit:

«Motivational reserve: Lifetime motivational abilities contribute to cognitive and emotionalhealth in old age».

Simon Forstmeier wurde 1973 in Darmstadt geboren und promovierte 2004 im Fach Psychologie ander Universität Trier in Deutschland mit der Bestnote «Summa cum laude». Seit 2005 arbeitet er alsOberassistent am Lehrstuhl Psychopathologie und Klinische Intervention und als Koordinator des Spe-zialambulatoriums für Psychotherapie am Psychologischen Institut der Universität Zürich. Er erhielt2007 von der Hedwig Widmer-Stiftung Forschungsgelder zur Erforschung von Ressourcen im Alter undseit 2008 von der Tropos-Stiftung für humane Verhaltensforschung zum Thema motivationaler Reser-vekapazität. Ebenfalls 2008 wurde er als «Young Investigator» des Schweizerischen Alzheimerforums

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berufen. Herr Forstmeier engagiert sich für sein Forschungsgebiet auch in anderer Weise; so ist erGutachter einer ganzen Reihe angesehener Fachzeitschriften in seinem Gebiet und amtet als Mither-ausgeber des Open Psychology Journals in Grossbritannien.

Die Arbeit von Forstmeier geht der Frage nach, welche Fähigkeiten zur Handlungs- und Motivationsre-gulation es Personen mit einer fortschreitenden Demenzerkrankung ermöglichen, ihr Leben trotz zu-nehmender kognitiver Einschränkungen zu bewältigen. Die Arbeit fokussiert damit auf ein neues Kon-zept der Lebensgestaltung im Bereich gerontologischer Forschung und erklärt damit die differenziellenEntwicklungsverläufe im Alter. Die Arbeit richtet damit den Blick in neuartiger Weise auf die enormenAnpassungsleistungen, die Personen im Alter erbringen. Die Laudatio der Jury für die Arbeit von HerrnForstmeier lautet:

Ebenfalls einen Preis (ex aequo) erhält

Jana Henschkowski, Zürich

für die von ihr zusammen mit sechs Koautorinnen und Koautoren verfasste und der Zeitschrift «BritishMedical Journal» zur Publikation eingereichte Arbeit«Anti-fall efficacy of oral supplemental vitamin D and active vitamin D: A meta-analysis ofrandomized controlled trials».

Jana Henschkowski wurde 1971 in Münster geboren. Sie hat in Greifswald und Dresden Medizin stu-diert und 1999 ihr Staatsexamen abgelegt; 2006 erhielt sie den Facharzttitel für Nephrologie und 2007für Innere Medizin. Frau Henschkowski hat zwischen 2002 und 2005 am Inselspital in Bern in den Be-reichen Innere Medizin und Nephrologie gearbeitet und ist seit 2005 Ärztin am Universitätsspital Zürichan der Klinik für Rheumatologie.

Die von Henschkowski und Kollegen vorgelegte Arbeit beleuchtet die für die medizinische Praxis sehrwichtige Frage, welcher Umfang und welche Art von Therapien sich günstig auf die Sturzprävention imAlter auswirken. Sie wertete dazu längsschnittliche Daten von über 2400 Personen aus und analysiertedie therapeutische Wirkung unterschiedlicher Dosen und Präparatarten auf die Entwicklung vonSturzprävalenzen. Auf der Basis dieser Analysen erarbeitete sie genaue und fundierte Hinweise für diesturzpräventive Therapie mit Vitamin D. Die Arbeit legt damit die Grundlage für weiterführende Studien,die den präventiven Einsatz über die gesamte Lebensspanne und in unterschiedlichen Studienpopula-tionen untersuchen.

Die Laudatio der Jury für die Arbeit von Frau Henschkowski lautet:

Mit der Vergabe des Vontobel-Gerontologiepreises an Herrn Simon Forstmeier würdigt dieJury eine Person, die in ihrer Arbeit in innovativer Weise den Schwerpunkt auf die adapti-ven Fähigkeiten und Möglichkeiten alter Menschen lenkt und dazu neuartige Konzepteentwickelt und empirisch überprüft. Herr Forstmeier verbindet dabei bisher unabhängigetheoretische Zugangsweisen der plastizitätsorientierten Altersforschung und der Hand-lungs- und Motivationsregulation. Die Arbeit belegt erstmals, dass dem Konzept der moti-vationalen Reservekapazität über die Messung kognitiver Leistungsfähigkeit hinaus einsubstanzieller zusätzlicher Erklärungswert zukommt und sich daher für mögliche Interven-tions- und Präventionsmassnahmen zur Steigerung regulativer Kapazität anbietet. Die Ar-beit zeichnet sich durch ein bemerkenswertes theoretisches und methodisches Niveau,ein elaboriertes methodisches Design und hohe wissenschaftliche Kompetenz aus. Mitdieser innovativen Arbeit wird ein zukunftsweisendes neues Konzept in die Erforschungvon adaptiven Kapazitäten alter Menschen eingeführt, das für weiterführende Untersu-chungen im Bereich der Prävention zukunftweisende Bedeutung hat.

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Mit der Vergabe des Vontobel-Gerontologiepreises an Jana Henschkowski würdigt die Juryeine Person, die in ihrer Arbeit eine für die Präventionspraxis hoch bedeutsame Fragestellungder Wirksamkeit unterschiedlicher Vitamin D-Präparate und -dosen zur Vorbeugung von Stür-zen und Sturzfolgen behandelt. In einem methodisch rigorosen Verfahren werdenlängsschnittliche Daten zur präventiven Wirkung von Vitamin D-Therapien ausgewertet undauf der Basis dieser strikten Evidenz eindeutige Behandlungsempfehlungen für unterschiedli-che Teilpopulationen abgeleitet. Gerade der meta-analytische Ansatz, das hohe methodischeNiveau der Arbeit und die Nutzung eines umfassenden längsschnittlichen prospektiven Da-tensatzes mit dem darin enthaltenen Informationsschatz können als beispielhaft für die grund-lagenorientierte medizinisch-gerontologische Praxis gelten. Die Ergebnisse der Studie im Hin-blick auf die Prävention von Stürzen haben grosses Potenzial, die Konzeption umfassenderPräventionsmassnahmen zu fördern.

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Die wichtigsten Aspekte der westlichen Religionen auf die Ausübung des Arzt-berufes*

H. Rüegger, M. Rossi, S. Behloul

**Heinz Rüegger: Protestantische Religion

Was muss ein Arzt/eine Ärztin von Religion wissen?Ein Arzt/eine Ärztin muss verstehen, dass Religion bzw. Spiritualität eine der sechs Grunddimensionen menschlichen Lebens dar-

stellt, die eine individuelle Identität ausmachen. dass religiöse Menschen auch während einer Krankheit bzw. während eines Spitalaufenthaltes

das Bedürfnis haben, die ihrer Religion entsprechenden Lebensordnungen einzuhalten. Das be-trifft etwa gewisse Vorschriften im Blick auf Speisen oder Körperreinigung oder den Vollzug ge-wisser religiöser Rituale.

dass die Situation des Krankseins, des Stossens an Grenzen sowie des Sterbens oft eine Erfah-rung darstellt, die grundsätzliche Fragen nach dem eigenen Selbstverständnis aufwirft, Fragen,die eine existenzielle bzw. spirituelle Tiefendimension haben.

dass die religiöse bzw. spirituelle Lebenshaltung eines Menschen eine Ressource sein kann, dieihm hilft, mit der ihm zugemuteten Situation des Krankseins so umzugehen, dass er Hoffnungschöpfen und die aktuelle Situation des Krankseins konstruktiv in sein Leben integrieren kann.Dies ist insbesondere in palliativen Situationen und im Rahmen der end-of-life-care zu beachten.

dass Religion bzw. Spiritualität salutogenetische Wirkung haben kann, in seltenen Fällen sogarbis hin zu Phänomenen spiritueller Heilungen.

dass religiöse Menschen gerade Sterben und Tod gerne mit rituellen Handlungen begleiten,durch die sie die Wirklichkeit dessen, was sie trägt, angesichts der krisenhaften Situation desSterbens zum Ausdruck bringen. Auch der Umgang mit dem Verstorbenen unmittelbar nachdem Eintritt des Todes ist oft von religiösen Traditionen geprägt.

dass in gewissen Kulturen und Religionen, die nicht primär durch den aufgeklärt-westlichen Sä-kularismus geprägt sind, die Spannungsfelder ‚Mann – Frau’und ‚Nähe (Berührung) – Distanz’von Tabus besetzt sind, die es nach Möglichkeit zu respektieren gilt. Es kann sein, dass dadurchdie Behandlung einer Patientin durch einen Arzt oder Pfleger zum Problem wird.

dass Phänomene wie Sterbehilfe oder Einsatz lebensverlängernder Massnahmen mit spezifischreligiös bestimmten Einstellungen verbunden sein können (orthodoxe Juden etwa wünscheni.d.R. weitgehende lebenserhaltende Massnahmen). Diese gilt es insbesondere beim Eruierendes mutmasslichen Willens eines Patienten im Zustand der Urteilsunfähigkeit zu berücksichti-gen.

Ein Arzt/eine Ärztin muss diese religiöse/spirituelle/existenzielle Dimension der Patientinnen und Pati-enten wahrnehmen und ernstnehmen. Er/sie muss – ungeachtet seiner/ihrer eigenen religiösen oderweltanschaulichen Einstellung – sicherstellen, dass Patientinnen und Patienten sich in ihrer religiösenbzw. spirituellen Prägung respektiert erfahren. Dazu bedarf es der Bereitschaft,

entsprechende Signale oder Mitteilungen der Patienten sensibel wahrzunehmen und im Ge-spräch anzusprechen;

sich ggf. nach besonderen Wünschen bzw. Traditionen zu erkundigen, die z.B. für das Herrich-ten einer verstorbenen Person gelten sollen;

ggf. eine Spitalseelsorgerin oder einen Spitalseelsorger als Spezialist für die spirituellen Aspektebeizuziehen oder sich dafür einzusetzen, dass eine dem religiösen Hintergrund der Patientinentsprechende geistliche Begleitung möglich wird.

Mattia Rossi: Jüdische ReligionGemäss jüdischem Glauben ist das Leben ein Geschenk Gottes. Jeder Moment des Lebens, ob amAnfang oder am Ende des Lebens, besitzt eine Heiligkeit. Dies bedeutet, dass alles unternommenwerden muss, um menschliches Leben zu erhalten. Der Patient hat eine Verpflichtung, dafür zu sor-gen, dass er gesund bleibt und falls er krank wird, alles zu unternehmen, um wieder gesund zu wer-den. Es gibt im Judentum keine Autonomie des Patienten. Da der Körper als Leihgabe Gottes angese

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hen wird, kann der Mensch nicht entscheiden, ob er weiterleben will oder nicht. Dieser Entscheid liegtnicht in der Hand des Menschen, sondern in Gottes Hand.

Gleichzeitig hat auch der Arzt die Aufgabe, das Leben eines Menschen zu bewahren Auch am Endedes Lebens eines Menschen muss stets dafür Sorge getragen werden, dass die Ernährung und Flüs-sigkeitszufuhr eines Menschen gewährleistet ist und er adäquat mit Sauerstoff versorgt wird.Die Heiligkeit des Lebens zeigt sich auch darin, dass Abtreibungen nur nach strenger medizinischerIndikation bei Gefahr für das Leben der Mutter durchgeführt werden dürfen.

***Samuel Behloul: IslamGrundsätzliches zur Pflege–und Medizinrelevanten Aspekten

GebetIm Leben des gläubigen Muslims spielt das tägliche Gebet die zentrale Rolle. Das vorgeschrie-bene fünfmalige Beten wird oft auch von kranken Muslimas und Muslimen durchgeführt. DasGebet dauert etwa zehn bis fünfzehn Minuten. Wenn im Spital die Möglichkeit besteht, sollte einRaum zur Verfügung stellt werden, in welchem der gläubige Muslim sein Pflichtgebet ungestörtdurchführen könnte. Ansonsten kann eine Ecke des Zimmers mit einer Trennwand ausgestattetwerden.

Das Verständnis von KrankheitDer Koran spricht von Gott (arab. Allah) als dem Schöpfer und Lenker aller Dinge. Gemäss die-ser zentralen Aussage des Korans gelten Krankheit und körperliche Gebrechen nicht als Strafe,sondern werden als Prüfung Gottes angesehen. Da es aber weltweit über 50 islamische Staatengibt, mit über 1 Milliarde von Gläubigen, kann Krankheit aufgrund kultureller Einflüsse jedoch un-terschiedlich erlebt werden.

KörperpflegeBezüglich der Körperpflege gibt es im Islam genaue Vorschriften. Aus diesem Grund solltenPflegende muslimischen PatientInnen die Körperpflege wenn immer möglich selbst überlassen.Die Körperpflege ist nicht nur von hygienischer, sondern auch von ritueller Bedeutung. Für dasGebet besteht die Vorschrift der rituellen Reinheit. Diese kann durch rituelle Waschungen er-reicht werden.

IntimsphäreWeiter sollte in der Pflege berücksichtigt werden, dass Glaubens-anhörige des Islam aufgrundder vielen Regeln oft ein ausgeprägteres Schamgefühl haben als Menschen des westlichen Kul-turkreises. Für sie ist es besonders wichtig, dass sie sich an einem Ort waschen können, wo sievor fremden Blicken geschützt sind.

— — — — — — — — — — — -*Mattia Rossi, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich aus„Religiöse und spirituelle Inhalte in der ärztlichen Ausbildung: Eine systematische Zusammenfassung der Literatur… “**Dr. theol. Heinz Rüegger, MAE, Institut Neumünster, Neuweg 12, 8125 Zollikerberg

***Dr. phil. Samuel M. Behloul, Religionswissenschaftliches Seminar, Universität Luzern, Kasernenplatz 3, 6000 Luzern

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SiL Spezialisierte integrierte Langzeitversorgung für an Demenz erkrankte Menschen und

ihre Angehörigen

Ein Projekt im Gesundheitsnetz 2025 der Stadt Zürich in Kooperation mit den Pflegezentren der StadtZürich, der Memory-Klinik Entlisberg und der Spitex Stiftung Alterswohnungen (SAW)

Ursula Hanhart und Corinne Scheiber

Braucht es ein weiteres Angebot?

Überschlagsmässig bieten in der Stadt Zürich ca. 70 Stellen irgend etwas für Menschen mit Demenzund deren Angehörigen an. Noch mehr von demselben, heisst das nicht 'Eulen nach Zürich' tragen?

SiL ist etwas anderes

Nein, denn beim Projekt geht es eigentlich um Begleitung mit langem Atem. SiL hilft den Menschen mitDemenz, ihren Alltag möglichst lange zu meistern und mit den Veränderungen fertig zu werden. Auchdas soziale Umfeld wird einbezogen und in ihrem Engagement für die Person mit Demenz gestärkt.Dank dem Dreierpaket 'Früherkennung - Therapie - Hausbesuche' sollen Menschen mit Demenz mög-lichst lange in ihrer vertrauten Umgebung verbleiben und die Angehörigen die herausfordernde Beglei-tung und Pflege erfolgreich schaffen können.SiL arbeitet mit der Hausärztin / dem Hausarzt zusammen, mit der Memory-Klinik und mit jenen Stel-len, die gerade das anbieten, was für diesen einen Patienten oder diese bestimmte Familie zu diesemZeitpunkt sinnvoll ist.

SiL ist das, was noch fehlt

SiL richtet sich nach den Bedürfnissen der Menschen mit Demenz und ihren Familien. Auf Wunschbesucht die SiL-Mitarbeiterin die Familie zuhause, klärt ab, wo die Probleme liegen und sucht im Dia-log mit der Familie die jeweils passende Lösung. Dabei hilft SiL, bestehende Angebote gezielt zu fin-den und zu nutzen.Nicht immer stehen Schwierigkeiten im Vordergrund, die auf eine handfeste Entwirrung warten. Manch-mal wird es wohl nur darum gehen, der Familie Verständnis für ihre Sorgen und Nöte entgegenzubrin-gen.

Erste Reaktionen auf SiL

Anfangs Oktober 2008 haben die Medien über das neue Angebot berichtet. Seither melden sich Interes-sierende per Telefon, ein Mann ist gleich persönlich in der Memory-Klinik Entlisberg vorbei gekommen.Die Anliegen unterscheiden sich zwar, zeigen jedoch Situationen auf, in denen das Verständnis für diePerson mit Demenz auf harte Probe gestellt wird.Wie gut, dass Ihr jetzt endlich mit SiL gestartet seid! Wir haben nämlich eine Klientin mit Demenz, dieuns einfach nicht in die Wohnung lässt, obwohl wir lang und geduldig Aufbauarbeit geleistet haben. Dadie Frau als Diabetikerin aufs Insulin angewiesen ist, machen wir uns natürlich Sorgen. Bietet Ihr jetztauch Supervision an?

Sie glauben es nicht, mein Vater fühlt sich bei bester Gesundheit und mag überhaupt nicht einsehen,dass es mit ihm bergab geht. Er will nicht aufhören mit dem Autofahren, er weigert sich den Hausarztaufzusuchen und die Termine in der Memory-Klinik hat er kurzerhand abgesagt. Mutter kann nichtsausrichten, und wenn ich ihn auf seine Schwierigkeiten aufmerksam mache, sagt er bloss: "Bub, dubist ja selber krank." Können Sie von SiL hier helfen?

Mein Mann leidet an Alzheimer. Wenn er heute bei Bank- oder Gemeindeangelegenheiten unter-schreiben sollte, muss ich vorher mit ihm seine Unterschrift üben. Was geschieht, wenn es einmal garnicht mehr geht? Kann ich irgendwelche Vorkehrungen treffen?

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Gut zu wissen

SiL gibt es nur in der Stadt Zürich. Für Abklärung oder Beratung braucht es (im Gegensatz zur Memory-Klinik) keine ärztliche Zu-

weisung. Die Kosten belaufen sich pro Abklärung/Beratung auf Fr. 144.- (Fr. 60.- zulasten der Krankenkasse, Fr. 84.- Selbstbehalt) SiL im Pflegezentrum Käferberg startet 2009.

Für Terminvereinbarungen wenden Sie sich an:SiL im Pflegezentrum Entlisberg, Corinne ScheiberParadiesstr. 45, 8038 Zürich, Tel. 079 754 63 [email protected] Entlisberg, SekretariatParadiesstr. 45, 8038 Zürich, Tel 043 495 11 [email protected]

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Alzheimer Business Lunche

Eine Koproduktion der Memory Klinik Entlisberg und derSchweiz. Alzheimervereinigung Zürichim Festsaal des Pflegezentrums Riesbach,Witellikerstrasse 19, 8008 Zürich

Wir laden Menschen mit Demenz, Angehörige, Freunde und Interessierte zu einem Vortrag und Dis-kussion von ca. 30 Minuten mit anschliessendem, gemütlichem Mittagessen ein.Der Business Lunch findet jeweils am Donnerstag von11.30 Uhr bis ca. 14.00 Uhr statt.

Die Kosten für den Vortrag und das anschliessende Esseninkl. Getränken betragen Fr. 20.--.

Bitte melden Sie sich bis am Dienstag der jeweiligen Woche bei unserer Alzheimer Informati-onsstelle, Forchstrasse 362, 8008 Zürich an:Tel. 043 499 88 63 oderE-Mail: [email protected].

Sie finden unser Jahresprogramm auch auf www.alz-zuerich.ch

Programm für den Alzheimer Business Lunch 2008

20. November 2008Ernährung, Essen und DemenzFrau Corinna Nussbaumer, Pflegeexpertin, HöFA IIAufgrund ihrer langjährigen Berufserfahrung in der Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenzwird sie uns über unterschiedliche Pflegekonzepte informieren und dabei auf Beispiele eingehen, diedie Ressourcen der Betroffenen gleichsam berücksichtigen und fördern.

11. Dezember 2008WeihnachtsgeschichteMit einer Weihnachtsgeschichte möchten wir den Alltag ein paar Stunden hinter uns lassen und dieAdventstimmung mit Ihnen geniessen.

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Memory-Klinik Entlisberg

Theapeutische Angebote 2008

Gedächtnistraining, wöchentlich in Gruppen

Dienstag 9.00 - 10.15 Uhr

Dienstag 10.30 - 11.45 Uhr

Mittwoch 13.30 - 15.00 Uhr

Mittwoch 12.30 Uhrgemeinsames Mittagessen, Kosten Fr. 12.—

Mittwoch 15.15 - 16.30 Uhr

Freitag 9.00 - 10.15 Uhr

Gespräche nach Vereinbarung

ÄrztlicheGespräche

Dr. med. G. Bieri-Brüning Leitende Ärztin

Beratungs-gespräche

U. Hanhart Gerontologin SAG

PsychotherapeutischeGespräche

Dipl. PsychologinS. Rohde

LeiterinMemory Klinik

WeiterbildungMonatliche Gesprächsgruppen für Partnerinnen und PartnerDienstag, 4. November und 2. Dezember 08, jeweils 14.00— 15.30hLeitung: Dipl.-Psych. S. Rohde, Leiterin der Memory-Klinik

Erfahrungsaustauschfür Töchter und Söhne, Schwiegertöchter und Schwiegersöhne einesvon Demenz betroffenen Elternteils:Donnerstag, 20. November 08, 19.00— 21.00h

Die Teilnahme ist unentgeltliche. Wir bitten Sie um Anmeldung!

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Erscheint 4x jährlichJahresabonnement Fr. 15.00Einzelnummer Fr. 5.00

Verlag:Stadtärztlicher Dienst ZürichPostfach 3251, 8021 ZürichTel. 044 412 11 11Fax 044 362 12 13

Druck:Eduard Truninger AG8040 Zürich

Redaktion:PD Dr. med. A. WettsteinChefarzt SAD

Beratung:Dr. med. C. BruppacherStv. Chefarzt SAD

Sekretariat / ProduktionEdith Kappeler SAD044 412 43 [email protected]

Impressum Intercura

Publikation des Stadtärztlichen Dienstes SAD Züricheiner Dienstabteilung des Gesundheits–und Umweltdepartementes