Am Anfang und am Ende war das Zinn - ERIH...Von Lands’s End bis an die Ufer des Tamar, der...

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31 Regionale Route der Europäischen Route der Industriekultur · Industriekultur 1.13 Cornwall: Ewiger Frühling und Fischerdörfer mit bunten Blumen, alte Adelssitze, umgeben von herr- lichen Gärten, wütende Wellen und sanfte Sandsträn- de, schroffe Klippen und harmonische Felder, Liebe und Leidenschaft vor wildromantischer Kulisse – un- ser Bild vom äußersten Südwesten Englands ist „ver- pilchert“. Die verfilmten Trivialromane der kornischen Kultautorin Rosamunde Pilcher haben ein Klischee geschaffen, das die Region so schnell nicht wieder los wird. Schade eigentlich, denn auf jener in den Atlan- tischen Ozean ragenden Halbinsel ist noch weit mehr zu entdecken als eine scheinbar heile Welt. Cornwall blickt auf eine reiche industrielle Vergangenheit zu- rück. Heute ist es die ärmste Region der britischen In- sel. Die Einkommen liegen etwa ein Viertel unter dem britischen Durchschnitt. Von der einst bedeutenden Bergbauindustrie existieren nur noch Überreste. Doch die sind ebenso zahlreich wie bemerkenswert. Die Schornsteine der verlassenen Zinnminen – die letzte Mine schloss im Jahr 1998 – wurden zu Landmarken einer einmaligen Industriegeschichte, der die Regio- nale Route Cornwall nachspürt. Ausgewählte Land- schaften in Cornwall und West Devon wurden 2006 als Unesco Welterbe anerkannt, wodurch Cornwalls Bergbauerbe auf eine Stufe gestellt wurde mit inter- nationalen Kulturschätzen wie dem Taj Mahal und der Chinesischen Mauer. Der kornische Erzbergbau ist Jahrtausende alt. Schon in der Bronzezeit war Cornwall die Hauptquelle für Zinn. Kornisches Zinn führte zu den Forschungsrei- sen des Pytheas, eines Zeitgenossen Alexanders des Großen, und zu Handelsreisen der Karthager. Das sel- tene Metall war heiß begehrt. Zur Bronzeherstellung wurde es in der Antike in den gesamten Mittelmeer- raum verschifft. Und an dieser Vormachtstellung än- derte sich lange nichts. Bis zum Ende des 19. Jahr- hunderts deckte Cornwall mehr als die Hälfte des Weltbedarfs an Zinn. Die Kupferindustrie kam indes erst durch die Industrielle Revolution in Schwung. Der Einsatz von Dampfmaschinen und ihre Weiterentwick- lung durch kornische Ingenieure ermöglichten den Ab- bau in größeren Tiefen und führten zu einer enormen Steigerung der Produktivität. Die Entwicklung war ra- sant: Um 1800 kamen 85 Prozent der britischen Kup- ferproduktion aus Cornwall, der Rest vom walisischen Konkurrenten in Anglesey. Vor allem die gestiegene Nachfrage nach Messing kurbelte die Kupferindustrie an. Großbritannien wurde nicht nur zum größten Mes- singproduzenten weltweit, sondern auch zum Markt- führer für Zinn und Kupfer. Letzteres benötigte man unter anderem in Blechform, um Schiffsrümpfe zu schützen. Zinn ermöglichte es, korrosionsresistente Konservendosen herzustellen. Ruinen zwischen kargen Weiden zeugen vom Niedergang Von Lands’s End bis an die Ufer des Tamar, der Corn- wall von Devon trennt, zogen sich die Bergbaure- viere, den Erzadern folgend, die sich über eine Län- ge von 160 Kilometern erstreckten. Neben Zinn und Kupfer wurden Blei, Silber, Wolfram, Zink und Ar- sen gewonnen und – in geringen Mengen – Eisen und Uran. Kaolin und Schiefer werden bis heute abge- baut. In der Mitte des 19. Jahrhunderts arbeiten etwa 40 000 Menschen über und unter Tage: Männer und – mehr als anderswo – Frauen und Kinder. Der Kapi- talismus hatte sich etabliert und mit ihm periodisch wiederkehrende Krisen und viel Elend. Ende des 19. Jahrhunderts war der Boom vorbei, die Mehrheit der Bergwerke musste schließen. Als letztes die Zinnberg- werke. Mit Zinn hatte alles begonnen, mit Zinn ende- te eine Ära. Ruinen von Hallen, Hütten, Maschinenhäusern zwischen den kargen Weiden der Nordküste Cornwalls zeugen vom Niedergang der einst so bedeutenden Zinn- industrie. Die Zinnmine Geevor bei Pendeen tanzt allerdings aus der Reihe. Sie überlebte bis 1991 als letzte produzierende Zinnmine dieser Region. Sie war eine der größten von ganz Cornwall und setzte Hun- derte in Lohn und Brot. Das Werk geht auf die Mit- te des 19. Jahrhunderts zurück und ist damit eine der jüngsten Zinngruben im Küstengebiet nordwestlich von Penzance. Ein Steinwurf nur trennt den Förder- turm von den Klippen der Atlantikküste. Die Umge- bung gleicht einem Schweizer Käse, so durchlöchert ist sie von alten Fördergängen und Schächten. Bereits um das Jahr 1700 trieb man die ersten Stollen in den Fels. 1815, knapp ein Jahrhundert, bevor die Elektri- zität Einzug hielt, arbeitete die erste dampfgetriebene Pumpe in einer der umliegenden Zechen. Unter welch harten Bedingungen die Bergleu- te damals schufteten, können heutige Besucher in den engen und niedrigen Gängen der Grube Mexico in unmittelbarer Nachbarschaft der Zinnmine Geevor nachempfinden. Das Bergwerk stammt aus der Zeit um 1800. Damals mussten schon Achtjährige unter Tage arbeiten. Alle Beschäftigten, auch die Frauen und Mädchen, die an der Oberfläche Erzbrocken zer- schlugen und sortierten, arbeiteten zehn Stunden am Tag, sechs Tage die Woche. Das Bergwerk beherrschte das Leben noch über die Arbeit hinaus. So lebten die Minenarbeiter und ihre Familien in kleinen Häusern, die meist von der Minengesellschaft gemietet waren; ihre Werkzeuge, Kerzen, nach 1867 auch das Dynamit, mussten sie selbst kaufen – in Läden, die der Minen- gesellschaft gehörten. Für ihren Broterwerb zahlten die Bergleute mit ihrer Gesundheit, wenn nicht mit ih- rem Leben. Die staubige Luft in den Stollen zerstörte Lunge und Atemwege. Mit nicht einmal 40 Jahren wa- ren die meisten Knappen arbeitsunfähig, viele starben frühzeitig an Schwindsucht. Weltmarktpreis für Zinn fiel über Nacht um ein Drittel Unmittelbar gefährlich war der Arbeitsplatz allemal. Damals schon beuteten die ersten Bergbaubetriebe Lagerstätten unterhalb des Meeresbodens aus. Die- sen Weg ging mehr als 100 Jahre später auch Geevor. Als in den 1950er Jahren die zinnführenden Schichten immer dünner wurden, teufte man den Hauptschacht Am Anfang und am Ende war das Zinn Die Regionale Route Cornwall in Großbritannien

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  • 31Regionale Route der Europäischen Route der Industriekultur · Industriekultur 1.13

    Cornwall: Ewiger Frühling und Fischerdörfer mit bunten Blumen, alte Adelssitze, umgeben von herr-lichen Gärten, wütende Wellen und sanfte Sandsträn-de, schroffe Klippen und harmonische Felder, Liebe und Leidenschaft vor wildromantischer Kulisse – un-ser Bild vom äußersten Südwesten Englands ist „ver-pilchert“. Die verfilmten Trivialromane der kornischen Kultautorin Rosamunde Pilcher haben ein Klischee geschaffen, das die Region so schnell nicht wieder los wird. Schade eigentlich, denn auf jener in den Atlan-tischen Ozean ragenden Halbinsel ist noch weit mehr zu entdecken als eine scheinbar heile Welt. Cornwall blickt auf eine reiche industrielle Vergangenheit zu-rück. Heute ist es die ärmste Region der britischen In-sel. Die Einkommen liegen etwa ein Viertel unter dem britischen Durchschnitt. Von der einst bedeutenden Bergbauindustrie existieren nur noch Überreste. Doch die sind ebenso zahlreich wie bemerkenswert. Die Schornsteine der verlassenen Zinnminen – die letzte Mine schloss im Jahr 1998 – wurden zu Landmarken einer einmaligen Industriegeschichte, der die Regio-nale Route Cornwall nachspürt. Ausgewählte Land-schaften in Cornwall und West Devon wurden 2006 als Unesco Welterbe anerkannt, wodurch Cornwalls Bergbauerbe auf eine Stufe gestellt wurde mit inter-nationalen Kulturschätzen wie dem Taj Mahal und der Chinesischen Mauer. Der kornische Erzbergbau ist Jahrtausende alt. Schon in der Bronzezeit war Cornwall die Hauptquelle für Zinn. Kornisches Zinn führte zu den Forschungsrei-sen des Pytheas, eines Zeitgenossen Alexanders des Großen, und zu Handelsreisen der Karthager. Das sel-tene Metall war heiß begehrt. Zur Bronzeherstellung wurde es in der Antike in den gesamten Mittelmeer-raum verschifft. Und an dieser Vormachtstellung än-derte sich lange nichts. Bis zum Ende des 19. Jahr-hunderts deckte Cornwall mehr als die Hälfte des Weltbedarfs an Zinn. Die Kupferindustrie kam indes erst durch die Industrielle Revolution in Schwung. Der Einsatz von Dampfmaschinen und ihre Weiterentwick-lung durch kornische Ingenieure ermöglichten den Ab-bau in größeren Tiefen und führten zu einer enormen Steigerung der Produktivität. Die Entwicklung war ra-sant: Um 1800 kamen 85 Prozent der britischen Kup-ferproduktion aus Cornwall, der Rest vom walisischen Konkurrenten in Anglesey. Vor allem die gestiegene Nachfrage nach Messing kurbelte die Kupferindustrie an. Großbritannien wurde nicht nur zum größten Mes-singproduzenten weltweit, sondern auch zum Markt-führer für Zinn und Kupfer. Letzteres benötigte man unter anderem in Blechform, um Schiffsrümpfe zu schützen. Zinn ermöglichte es, korrosionsresistente Konservendosen herzustellen.

    Ruinen zwischen kargen Weiden zeugen vom NiedergangVon Lands’s End bis an die Ufer des Tamar, der Corn-wall von Devon trennt, zogen sich die Bergbaure-viere, den Erzadern folgend, die sich über eine Län-ge von 160 Kilometern erstreckten. Neben Zinn und

    Kupfer wurden Blei, Silber, Wolfram, Zink und Ar-sen gewonnen und – in geringen Mengen – Eisen und Uran. Kaolin und Schiefer werden bis heute abge-baut. In der Mitte des 19. Jahrhunderts arbeiten etwa 40 000 Menschen über und unter Tage: Männer und – mehr als anderswo – Frauen und Kinder. Der Kapi-talismus hatte sich etabliert und mit ihm periodisch wiederkehrende Krisen und viel Elend. Ende des 19. Jahrhunderts war der Boom vorbei, die Mehrheit der Bergwerke musste schließen. Als letztes die Zinnberg-werke. Mit Zinn hatte alles begonnen, mit Zinn ende-te eine Ära. Ruinen von Hallen, Hütten, Maschinenhäusern zwischen den kargen Weiden der Nordküste Cornwalls zeugen vom Niedergang der einst so bedeutenden Zinn- industrie. Die Zinnmine Geevor bei Pendeen tanzt allerdings aus der Reihe. Sie überlebte bis 1991 als letzte produzierende Zinnmine dieser Region. Sie war eine der größten von ganz Cornwall und setzte Hun-derte in Lohn und Brot. Das Werk geht auf die Mit-te des 19. Jahrhunderts zurück und ist damit eine der jüngsten Zinngruben im Küstengebiet nordwestlich von Penzance. Ein Steinwurf nur trennt den Förder-turm von den Klippen der Atlantikküste. Die Umge-bung gleicht einem Schweizer Käse, so durchlöchert ist sie von alten Fördergängen und Schächten. Bereits um das Jahr 1700 trieb man die ersten Stollen in den Fels. 1815, knapp ein Jahrhundert, bevor die Elektri-zität Einzug hielt, arbeitete die erste dampfgetriebene Pumpe in einer der umliegenden Zechen. Unter welch harten Bedingungen die Bergleu-te damals schufteten, können heutige Besucher in den engen und niedrigen Gängen der Grube Mexico in unmittelbarer Nachbarschaft der Zinnmine Geevor nachempfinden. Das Bergwerk stammt aus der Zeit um 1800. Damals mussten schon Achtjährige unter Tage arbeiten. Alle Beschäftigten, auch die Frauen und Mädchen, die an der Oberfläche Erzbrocken zer-schlugen und sortierten, arbeiteten zehn Stunden am Tag, sechs Tage die Woche. Das Bergwerk beherrschte das Leben noch über die Arbeit hinaus. So lebten die Minenarbeiter und ihre Familien in kleinen Häusern, die meist von der Minengesellschaft gemietet waren; ihre Werkzeuge, Kerzen, nach 1867 auch das Dynamit, mussten sie selbst kaufen – in Läden, die der Minen-gesellschaft gehörten. Für ihren Broterwerb zahlten die Bergleute mit ihrer Gesundheit, wenn nicht mit ih-rem Leben. Die staubige Luft in den Stollen zerstörte Lunge und Atemwege. Mit nicht einmal 40 Jahren wa-ren die meisten Knappen arbeitsunfähig, viele starben frühzeitig an Schwindsucht.

    Weltmarktpreis für Zinn fiel über Nacht um ein Drittel Unmittelbar gefährlich war der Arbeitsplatz allemal. Damals schon beuteten die ersten Bergbaubetriebe Lagerstätten unterhalb des Meeresbodens aus. Die-sen Weg ging mehr als 100 Jahre später auch Geevor. Als in den 1950er Jahren die zinnführenden Schichten immer dünner wurden, teufte man den Hauptschacht

    Am Anfang und am Ende war das ZinnDie Regionale Route Cornwall in Großbritannien

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    bis zur siebten Sohle in einer Tiefe von rund 460 Me-tern ab, um neue Vorkommen unter dem Atlantik zu erschließen. Zuletzt reichten die unterirdischen Anla-gen weit über die Küste hinaus. Ein schwarzer Tag im Herbst 1985 machte alle Bemühungen zunichte: Prak-tisch über Nacht fiel der Weltmarktpreis für Zinn auf etwa ein Drittel seines ursprünglichen Wertes. Staat-liche Hilfen blieben aus, es kam zu Massenentlas-sungen. Zwar erholte sich der Zinnpreis zwischenzeit-lich, doch 1991 wurde die Mine endgültig geschlossen. Mit dem Abschalten der Pumpen drang Meerwasser in die Stollen. Der Arbeitsplatz der letzten Minenarbeiter-Generation versank in den Fluten des Atlantiks. Einer Gruppe ehemaliger Bergleute ist es zu ver-danken, dass nicht zugleich eine jahrhundertealte Bergbautradition in Vergessenheit versank. Kurz nach Schließung der Zinnmine Geevor tat sie sich zusam-men, entschlossen, die noch vorhandenen Anlagen

    „ihres“ Bergwerks vor Abriss und Verfall zu bewahren. Mit Erfolg: Bereits 1993 öffnete die Grube wieder ihre Pforten – als Industriemuseum. Bergleute von einst führen heute die Besucher durch die oberirdischen Anlagen und einen Teil der Stollen der benachbarten Mine. Die Zinnmine Geevor gilt heute als größter er-haltener Minenkomplex Großbritanniens. Die ehema-ligen Büros der Zeche dienen nunmehr als Museum für Werkzeug und Zinnprodukte und für eine Samm-lung von Kristallen, die aus der Tiefe geborgen wur-den – ein funkelndes Nebenprodukt der Arbeit in der Finsternis. Zwei Maschinenhallen mit original erhal-tener Ausstattung zeigen eindrucksvoll die technolo-gische Entwicklung der Bergwerksindustrie, insbeson-dere der unterseeischen, die Höhe- und Endpunkt des kornischen Bergbaus darstellt. Die Zinnmine Geevor ist einer von drei ERIH-Ankerpunkten der Cornwall-Route, die zurzeit acht Standorte umfasst. Die Besichtigung der Untertageanlagen der Zeche Poldark gilt als eine der stimmungsvollsten Bergwerks- touren in ganz Europa. Poldark liegt in drei Kilome-ter Entfernung von Helston und ist eine vielseitige Be-sucherattraktion. Den Namen entlehnt der Ort einer Fernsehserie, die in Teilen hier gedreht wurde. Die Entwicklung von Poldark zur Sehenswürdigkeit be-gann im Jahr 1972, als ein gewisser Peter Young in Wendron eine Schmiede erwarb und für Touristen her-richtete, indem er dort unter anderem seine Fahrzeug-sammlung ausstellte. Nachdem er die Nachbargrund-stücke dazugekauft hatte, stieß er bei Erdarbeiten auf den Eingang zu einem Bergwerk des 18. Jahrhunderts, das sich als die Mine Wheal Roots entpuppte. Eini-ge Zeit später öffnete sich das Bergwerk für Besucher. 1999 ging das Unternehmen in Konkurs, wurde jedoch im folgenden Jahr von Transcroft Ltd. übernommen, einem Zusammenschluss von Enthusiasten histo-rischer Bergbauanlagen.

    Auf einer Klippe über dem Atlantik thront das MaschinenhausDie einstündige Untertagetour in 90 Metern Tie-fe macht einige der wichtigsten Erzadern zugänglich, die in Cornwall ausgebeutet wurden. Die Mine selbst war offenbar nicht länger als bis etwa 1780 in Betrieb, doch nutzte das nahe gelegene Bergwerk Wendron of-fenbar noch bis 1856 das Pochwerk und die Aufbe-reitungsanlage. Wesentliche Teile der Anlage sind er-halten, darunter ein Wasserrad, das bis 1970 der auf dem Gelände angesiedelten Molkerei Trenear als An-triebsquelle diente. Das Zechenmuseum von Poldark umfasst die Sammlung der bekannten kornischen Ma-

    schinenbaufirma Holmans aus Camborne und zeigt unter anderem den ersten in der Grafschaft verwende-ten Presslufthammer. Geradezu waghalsig thront das Maschinenhaus der Grube Levant auf einer Klippe über dem Atlan-tik. Es beherbergt die älteste Schwinghebelmaschi-ne Cornwalls. Die Dampffördermaschine mit einem Zylinderdurchmesser von 61 Zentimetern, entworfen von Francis Mitchell, stammt aus der Fabrik von Har-veys of Hayle und nahm 1840 ihren Dienst auf. An stürmischen Tagen konnten die Bergleute die Wellen über ihren Köpfen lärmen hören, denn das Bergwerk erstreckte sich über eine Meile unter dem Meeresbo-den und erreichte eine Tiefe von 640 Metern. Im Laufe der Jahrzehnte förderte es rund 130 000 Tonnen Kup-fererz, 24 000 Tonnen Zinnerz und beträchtliche Men-gen an Arsen. Um den Bergleuten den Weg zu den ent-fernten Stollenanlagen zu erleichtern, erhielt die Mine 1857 ein Ein-Mann-Aufzugsystem, das jedoch 1919 zu-sammenbrach und 31 Menschen in den Tod riss. 1930 stellte das Bergwerk den Betrieb ein. Nur fünf Jahre später kaufte eine Gruppe von Privatleuten, die spä-ter den Kern der Trevithick-Gesellschaft bilden sollte, die historische Fördermaschine auf, um sie an Ort und Stelle zu erhalten. Einige Stollen wurden von der nahe gelegenen Geevor-Mine in den 1960er Jahren erneut aufgeschlossen und bis zu deren Schließung im Jahr 1991 genutzt. Heute befindet sich die Levant-Dampf-maschine im Besitz des National Trust und wird wäh-rend der Sommersaison zwischen März und Oktober täglich unter Dampf gesetzt. Maschinenhäuser wie das der Grube Levant be-ziehungsweise deren Überreste sind typisch für Corn-wall. Diese meist relativ kleinen Gebäude überziehen das ganze Land, wenn auch nirgends so spektakulär wie im Revier St. Just, zu dem auch der Komplex der Botallack Mine gehört. Zwei Stollen reichten bis unter die Meeresoberfläche, was in diesem Teil des Reviers nicht ungewöhnlich ist. Die einzigartige Geografie und Mineralogie dieser Gegend bildeten die Voraussetzung dafür, dass hier die weltweit größte Dichte unterseei-scher Bergwerke im 18. und 19. Jahrhundert zu ver-zeichnen war. Solche technischen Meisterleistungen wären undenkbar gewesen ohne den Erfindergeist der Ingenieure. Der berühmteste unter ihnen ist Richard Trevithick (1771 – 1833), der die ersten funktionsfä-higen Dampflokomotiven baute. Die hier zum Einsatz kommende Hochdruck-Dampfmaschine spielte auch im Bergbau eine große Rolle.

    Balancierbalken der Dampfmaschine wiegt mehr als 50 TonnenDie beiden Dampfmaschinen von East Pool an der Hauptstraße zwischen Camborne und Redruth gehö-ren zu den beeindruckendsten Zeugnissen der Berg-werksgeschichte Cornwalls. Das Bergwerk East Pool war vom frühen 18. Jahrhundert bis 1784 als Kupfer-lieferant aktiv und erlebte 1834 eine Wiedergeburt als Zinnmine. Zwischenzeitlich förderte sie auch Ar-sen, Wolfram und Uran aus mehr als 550 Metern Tie-fe. 1897 verschmolz sie mit dem nahe gelegenen Berg-werk Wheal Agar. Der Einbruch eines Stollens führte 1921 zur Abteufung des neuen Schachts Taylor, um so Zugang zu Stollenanlagen jenseits der Unglücksstelle zu schaffen. Deren Drainage übernahm eine Maschi-ne, die von der Zeche Carn Brea hierher verlegt wurde. Diese Dampfmaschine eines Typs, wie ihn Richard Trevithick erstmals gebaut hatte, versah ih-ren Dienst seit 1892. Sie stammte aus dem Werk der

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    bekannten Maschinenbaufirma Harveys of Hayle. Ihr Dampfzylinder misst 2,28 Meter im Durchmesser, der Balancierbalken wiegt mehr als 50 Tonnen. Die Gru-be East Pool schloss 1945 seine Pforten, doch blieb die Dampfmaschine bis 1954 in Betrieb, um Draina-gewasser aus der benachbarten South-Crofty-Mine zu pumpen. Danach erwarb der amerikanische Historiker Grenville Bathe die Maschine und übergab sie später der Trevithik-Gesellschaft, die sie 1967 dem National Trust überantwortete. Der National Trust ist auch Ei-gentümer der Dampfmaschine Michell’s Whim, eine Fördermaschine anno 1887, die auf der gegenüberlie-genden Straßenseite liegt und ebenfalls zu besichtigen ist. Das angrenzende Industrie-Erlebnis-Zentrum mit seiner fesselnden audio-visuellen Präsentation bie-tet einen Überblick über das industrielle Erbe Corn-walls. Es gibt nur wenige Plätze, die die Bedeutung der Dampfkraft für den Bergbau besser illustrieren als East Pools Industriedenkmale. Die Übertagegebäude des Bergwerks König Edward in Camborne sind von allen Zinnminen in Cornwall die am besten erhaltenen. Sie umfassen einen Röstofen, eine Waschbühne, ein Fördermaschinenhaus mit an-geschlossenem Kesselhaus, ein Pochwerk mit so ge-nannten kornischen Stampfern sowie eine horizonta-le, heute mit Pressluft betriebene Zwillingsförderwelle der ortsansässigen Firma Holmans. Die Anlage war früher Teil der Mine South Condurrow, die 1890 ge-schlossen, später jedoch als Ausbildungsbergwerk der Camborne School of Mines wiedereröffnet wurde und bis in die Mitte der 1970er Jahre in Betrieb war. 1987 schloss sich eine Gruppe von Ehrenamtlichen zusam-men, um die Gebäude zu restaurieren und sie für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Heute steht die Zeche unter der Leitung einer Vereinigung, zu der Re-präsentanten verschiedener lokaler Industriekultur-gruppen gehören. Im ehemaligen Kalzinierofen resi-diert das „Erlebniszentrum Erzeisenbahn“ (Mineral Railways Discovery Centre).

    Rascher Aufstieg zu einer der reichsten Bergbaustädte GroßbritanniensUrsprünglich war das fünf Kilometer entfernte Redruth eine unbedeutende Marktstadt, bis im 18. Jahrhundert eine stark gesteigerte Nachfrage nach Kupfererz ein-setzte. Das in den kornischen Zinnminen gewonnene Kupfererz war bis dahin meist ungenutzt geblieben. Mit der einsetzenden Industriellen Revolution änderte sich das, Kupfer wurde als Ausgangsmaterial für Mes-sing ein gefragter Rohstoff. Redruth war von Kupfererz-Lagerstätten umgeben und stieg schnell zu einer der größten und reichsten Bergbaustädte Großbritanniens auf, die Einwohnerzahl wuchs rasch an. Die meisten Bergarbeiterfamilien profitierten allerdings nicht vom neuen Reichtum, sie blieben arm. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wandelte sich Redruth von einer Markt- und Bergbaustadt in eine Wohn- und Handelsstadt. Großbritannien importierte mittlerweile den Großteil seines Kupfers aus dem Ausland, der Niedergang des kornischen Bergbaus setzte ein. Viele der Bergarbeiter wanderten in die neuen Bergbaugebiete Amerikas, Asi-ens, Australiens und Südafrikas aus. Der Bergbaubezirk von Camborne und Redruth erreichte wegen der hier gemachten wegweisenden technologischen Fortschritte internationale Bedeu-tung. Dazu gehören die Dampfmaschinen von Richard Trevithick, William Bickfords Erfindung der Sicher-heitszündschnur, die das Leben unzähliger Bergleu-te rettete, und das Haus von William Murdoch, das

    1792 weltweit als erstes mit Gas beleuchtet wurde. In einem ehemaligen Geschäftshaus in Redruht ist heu-te die Bibliothek für kornische Studien beheimatet, an der niemand vorüber gehen kann, der sich mit der Ge-schichte Cornwalls befasst. Mehr als 30 000 Bücher und Broschüren zur Geschichte, Geografie, Industrie und Handel stehen dem Nutzer unter fachkundiger Anleitung professioneller Bibliothekare zur Verfügung, mehr als tausend Zeitschriften, Newsletter und Jah-resberichte von kornischen Unternehmen, mehr als 160 000 Fotografien und Postkarten von Cornwall aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, eine große Sammlung von familiengeschichtlichen Quellen und Daten einer Volkszählung, dazu umfang-reiches Kartenmaterial.

    Ehemaliges Bergwerksgelände wird zu beliebtem NaherholungsgebietAls die Unesco 2006 dem Bergbaugebiet von Corn-wall und West Devon den Status eines Welterbes verlieh, nahm in Redruth der lange gehegte Wunsch Gestalt an, die Industriebrache rund um die Zeche Ro-binson zu rekultivieren. Mithilfe von britischen und EU-Fördergeldern entstand in sechs Jahren ein 19 Hektar großer Landschaftspark, Heartlands genannt, dem ein modernes Museums- und Erlebniskonzept zu-grunde liegt. Die multimedial aufbereitete Industriege-schichte zum Anfassen, auf die Besucher an diesem ERIH-Ankerpunkt treffen, ist Teil einer Anlage, die Er-holung und Naturgenuss bietet, wo ehemals Halden, Schlote und Maschinen den Horizont bestimmten. Monumentale Zeugnisse der frühen Industrialisierung, darunter eine Cornwall'sche Balancierdampfmaschine und gewaltige Dampfkessel, erzählen die Geschichte der regionalen Erzförderung. Per 270-Grad-Filmlein-wand reist der Besucher in eine Zeit, in der Cornwall nicht nur das kostbare Zinn, sondern auch Technolo-gie und hochqualifizierte Bergleute in alle Welt expor-tierte. In Form von Klanginstallationen schildern ehe-malige Bergleute die Schwerstarbeit im Stollen. Dabei geht es auch um Standesrituale, die jeder Neukum-pel über sich ergehen lassen musste – eine Art Äqua-tortaufe untertage. Die interaktive Erlebniswelt ist in großzügige Außenanlagen eingebettet, die das ehema-lige Bergwerksgelände zu einem beliebten Naherho-lungsgebiet machen. Besonders originell ist die Idee, die Emigration kornischer Bergleute durch einen Botanischen Gar-ten mit Pflanzen aus Übersee zu veranschaulichen. Beim Thema Emigration ist nicht nur an Massenaus-wanderungen zu denken, die ein Phänomen des 19. Jahrhunderts waren. Auswanderung gab es schon seit dem 18. Jahrhundert und nicht nur in Zeiten der Not, denn Bergleute aus Cornwall waren bei der Erkun-dung und Ausbeutung neuer Lagerstätten weltweit ge-fragt. Einem geflügelten Wort zufolge („A Cornishman could be found at the bottom of any man-made hole anywhere in the world“) waren kornische Bergleu-te auf dem Grund jeder von Menschenhand geschaf-fenen Grube weltweit anzutreffen. Sie nahmen ihre Er-fahrung, ihre Technologie und ihre Lebensweise mit in ihre neue Heimat. So finden sich heute kornische Ma-schinenhäuser in vielen Ländern der Erde, in Neusee-land ebenso wie in Mexiko, Australien und Südafrika. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Kupfer- und Zinnminen in Cornwall weitgehend erschöpft. Bergwerke in anderen Ländern konnten billiger pro-duzieren. Einige Zinnminen wurden angesichts des steigenden industriellen Bedarfs an Arsen – häufig ein

  • 34 Industriekultur 1.13 · Regionale Route der Europäischen Route der Industriekultur

    Cornish Mining World Heritage Site OfficeThe Percuil BuildingCornwall Council, Old County HallTruro, TR1 3AY , Cornwall, England, GBTel. 00 44 / 18 72 / 32 25 86, www.cornish-mining.org.uk

    Seite 31: 1–3 Pendeen. Geevor Tin Mine 4 Helston. Poldark Mine 5 Pendeen. Botallack MineSeite 32: 1–3 Pendeen. Levant Mine 4 Pool. East Pool Mine, Schacht Michell 5 Pool. East Pool Mine, Schacht TaylorSeite 33: 1, 2 Camborne. King Edward Mine 3 Redruth. Cornish Studies Library 4, 5 Redruth. HeartlandsSeite 34: 1–3 St. Austell. Wheal Martyn 4 Kaolinabbau bei St. Austell 5 Callington. Kit Hill Country ParkFotos: 31.1, 31.2, 32.1–4, 34.1, 34,4 Rainer Klenner, Kaarst; 31.3 Jens Klein, Leipzig; 31.5, 32.5 National Trust; 34.5 Cornwall County; alle anderen Standorte

    Text: Frieder Bluhm, Lorenz Töpperwien, Cornish Mining World Heritage Site Office

    Begleitmineral des Zinn – auf Arsengewinnung umge-stellt. Besonders die Abraumhalden der Zinngewin-nung wurden aufgearbeitet. Mit katastrophalen Fol-gen: Durch die Arsenstäube wurden weite Teile des Landes um die Bergwerke vergiftet und zur Wüste. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts begann man mit der Rekultivierung des Landes. Doch Cornwalls Boden birgt noch einen weiteren Schatz, der ihm seit bereits 250 Jahren entrissen wird. Die Rede ist vom Kaolinabbau. Kaolin, auch Porzel-lanerde oder weiße Tonerde genannt, blieb lange Zeit ein Monopol chinesischer Porzellanhersteller. Erst im frühen 18. Jahrhundert gelang es, den begehrten Roh-stoff auch in Europa und Amerika ausfindig zu ma-chen. 1746 entdeckte der Apotheker und Töpfer Wil-liam Cookworthy bei St. Austell Lagerstätten, die an Qualität alle anderen europäischen Fundplätze bei Weitem übertrafen und die englische Keramikproduk-tion revolutionierten. 150 Jahre später überschwemm-ten Dutzende von regionalen Herstellern den Markt mit ihren Porzellanerzeugnissen. Überproduktion und fehlende Qualitätsstandards waren mitverantwortlich für die schlechten Arbeitsbedingungen und die gerin-gen Löhne, die in der englischen Porzellanbranche ge-zahlt wurden. Größter Abnehmer für Kaolin war zu diesem Zeitpunkt bereits die Papierindustrie – sie ver-wendet weiße Tonerde bis heute als Füllstoff und Auf-heller. Derzeit gehen lediglich rund 12 Prozent der in Cornwall geförderten Porzellanerde in die Keramikher-stellung. Den Löwenanteil von 80 Prozent verbraucht die Papierindustrie, der Rest findet sich in Farben, Kosmetika, Plastik und pharmazeutischen Erzeugnis-sen wieder. Für Cornwall ist der vielseitig verwendbare Rohstoff noch vor Zinn und Kupfer der lukrativste Bo-denschatz überhaupt.

    Interaktives Besucherzentrum lässt Arbeitsalltag lebendig werdenGenerationen von Familien haben in St. Austell seit der Mitte des 18. Jahrhunderts unter meist harten Be-dingungen weiße Tonerde gefördert. Wie das vor sich ging, macht der rund zehn Hektar große Landschafts- und Themenpark von Wheal Martyn anschaulich. Be-sucher des ERIH-Ankerpunktes erleben dort Corn-walls größtes noch betriebenes Wasserrad, stoßen auf eine historische Pumpanlage zur Entwässerung der in der Gegend verbreiteten Moore und staunen über eine vollständig erhaltene viktorianische Porzellanfa- brik samt Maschinen, Ofenanlagen und Dampfloko-motive. Ein interaktives Besucherzentrum lässt den harten Arbeitsalltag von Männern, Frauen und Kin-dern lebendig werden und führt die vielen Produkte auf, in denen weiße Tonerde enthalten ist. Die für die Region so typischen Abraumkegel sind heute überwu-chert oder renaturiert. Ihr erstaunlicher Artenreichtum steht in krassem Gegensatz zu der Mondlandschaft des unmittelbar benachbarten modernen Tagebaus. Beide Welten verbindet ein rund zwei Kilometer lan-ger Spazierweg. Der Blick von der Besucherplattform in den mehr als 100 Meter tiefen Tagebau zeigt mo-derne Maschinen bei einer Arbeit, die einmal fast aus-schließlich von Menschen verrichtet wurde. Das nahegelegene Charlestown, dessen male-rischer Hafen schon in vielen Filmen als Kulisse diente, ist zwischen 1792 und 1801 erbaut worden und gilt als die weltweit am besten erhaltene Hafenanlage aus ge-orgianischer Zeit. Ursprünglich dazu gedacht, Kupfer zu exportieren und Kohle zu importieren, wurde der Hafen schon bald für den Export von Porzellanerde ge-

    braucht. Nicht das einzige industrielle Relikt in dieser Gegend: Im und rund um das Luxulyan Tal haben sich verschiedene Anlagen erhalten, darunter ein drei Mei-len langer, künstlich angelegter Mühlbach, der die vie-len Wasserräder und Wasserdruckmotoren der Fowey Consols Mine antrieb und die Dampfmaschinen und Erzaufbereitung mit Wasser versorgte. Das beeindru-ckendste Bauwerk innerhalb des Tales ist zweifellos der Treffry Viadukt, eine imposante Granitstruktur, die sowohl einen Mühlbach als auch eine Erzbahntrasse hoch über den Talboden führt.

    Abwesenheit Jahrhunderte langer Arbeit ist überall greifbar Ganz im Osten des kornischen Welterbegebietes, an der Grenze zu West Devon, sollte man einen Abste-cher zum Kit Hill unbedingt einplanen. Zwischen Dart-moor und Bodmin Moor gelegen, ist dieser wilde und schroffe Granithügel berühmt für seine schöne Aus-sicht und seine bemerkenswerte Flora und Fauna. Weithin sichtbar ist ein einzelner, im Jahre 1858 er-bauter Schornstein, der für die Bergbauvergangenheit dieser Gegend steht. Heute ist das 152 Hektar große Areal ein Landschaftspark, der Natur und industriel-les Erbe in sich vereint. Der Hügel ist mit 334 Me-tern über dem Meeresspiegel der höchste Punkt des Tamartals und bietet grandiose Ausblicke über Corn-wall von Küste zu Küste. Kit Hill ist seit 5 000 Jahren von menschlichen Ak-tivitäten geprägt. Zeugen Grabhügel aus der Bronze-zeit von der kultischen Bedeutung des Ortes, so domi-nierte vom frühen 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert die Ausbeutung der reichen Mineralvorkommen, na-mentlich von Zinn, Silber, Kupfer und Wolfram. Dabei stellte die Geologie des Hügels die Bergleute vor große Probleme. Denn es gibt keine Quellen und Bäche an der Oberfläche mit Ausnahme der Entwässerungska-näle der Minen. Das Wasser bahnte sich seinen Weg unterirdisch. Kaum ein Quadratmeter des Hügels, der nicht von Bergleuten und Steinbrechern, die den Gra-nit abbauten, umgedreht wurde. Nur wenige Struk-turen sind erhalten, einige dafür mehr als 200 Jahre nahezu unverändert, darunter frühe Bahnanlagen und Granitblöcke, die aus dem Fels geschnitten, aber nie abtransportiert wurden. Sie stehen geradezu sinnbild-lich für jenen Zipfel Englands, in der die Abwesenheit Jahrhunderte langer Arbeit überall greifbar ist. Die Su-che nach Spuren industrieller Vergangenheit: In Corn-wall ist sie besonders beeindruckend und seltsam be-rührend. n