„Marimba-Virus erfasst Decho · „Marimba-Virus" erfasst Dechow Katarzyna Mycka und Franz Bach...

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Gadebusch-Rehnaer Zeitung „Marimba-Virus" erfasst Dechow Katarzyna Mycka und Franz Bach verzauberten Dorfbühne Dechow mit nie gehörten Marimbaphonen DECHOW Mit virtu osen Ma- rimba-Klängen startete der Dechower Kultursommer jetzt in die zehnte Saison. Ka- tarzyna Mycka und Franz Bach musizierten an zwei zusam- men 500 Kilogramm schweren Instrumenten - den Marimba- phonen. Und die polnische Ausnah- mekünstlerin, Jahrgang 1972, lies sich nicht nehmen, das in der Tat exotisch anmutende Schlaginstrument kurz zu er- klären. So stamme das Marim- baphon oder kurz Marimba ur- sprünglich aus Afrika und habe zunäch st durch Sklaven Ein- zug in die Volksmusiktradition einiger Regionen Süd- und Mittelamerikas gehalten, be- vor es in Europa und Asienpo- pulär wurde. Schmunzelnd st immten die Das Marimba- Duo Katarzyna Mycka und Franz Bach eröffnete die 10. Dechower Kulturtage beiden Künstler Gastgeberin Irmgard von Puttkamer zu, die eingangs gemeint hatte, man müsse sch on „Schlagzeug stu- diert" haben, um das moderne Marimba - bestehend aus 60 schmalen Plättchen von Pali- sanderholz sowie leichtmetal- lischen Resonanzröhren auf einem Buchenholzrahmen - richtig spielen zu können. Dass die Ankündigung von fünf 2/3 Oktaven Tonumfang ähnlich einem Klavier keines- fal ls untertrie ben war, wurde dem staunenden Publikum bei der ersten Kostprobe aus ei- nem Kon zert des Namensvet- ters und weltberühmten Klas- sikers Johann Sebastian Bach (1685 -1 750) bewusst. Die lei- denschaftlichen Marimba-Vir- tuosen machten in Dechow Der Beifall in Dechow wollte nicht enden. auch gar keinen Hehl aus ihrer Verehrung für den barocken Tonmeister aus Leipzig, zumal dieser n achweislich selbst gern mit der Instrumentie- rung seiner Stücke experimen- tiert und variiert habe. Mit der eigens für sie kom- ponierten „Brasilian Fantasie" des heute in Miami lebenden Brasilianers Ney Rosauro zeig- ten Katarzyna Mycka und Franz Bach mit ihr en Marim- baphonen dann, wie di e Musik Johann Sebastian Bachs wohl klingen würde, wäre dieser einst persönlich nach S üdame- rika gekommen. Das mit zwe i, vier manchmal sogar sechs wollig umgarnten Schlägeln unterschiedlicher Härte ange- schlagene zweireihige „Xylo- phon" erinnerte dabei zeitwei- se tatsächlich an Reggae auf leeren Petroleumfässern. „Da wird doch der Bach glatt zur Samba", raunte es im staunen- den Publikum. Hatte bis hierher das ,,Ma- rimba-Virus" schon den einen oder anderen Gast der Kultur- tage Dechow infiziert, so sorg- ten Katarzyna Mycka und Franz Bach mit Flamenco nach Maurice Ravel (1875 - 1937) und Emmanuel Sejourne (Jahrgang 1961) so- wie Tangos des legendären As - tor Piazzolla (1921 -1992) für echte Verzückung. FOTOS: BERND MÖSCHL Das hingerissene Auditori- um lauschte teilweise mit offe- nen Mündern und zollte nicht enden wollenden Applaus bi s si ch die direkt aus Stuttgart an- gereisten Künstler noch eine Zugabe abrangen. Zwei mit- einander auf mehreren Meter langen Marimbaphonen „tan- zende" Virtuosen intonierten ein vor noch nicht einmal zwei Jahren uraufge führtes Stück des jun gen Dresdener Gitar- risten Daniel Nikolas Wirtz na- mens ,,V alse Valse" und trom- melten dabei ni cht nur die zweimal 60 Klanghölzer ihrer Marimbas, sondern auch die Dechower Bühnenbretter sturmr eif. Der Beifall wollte nicht enden. Bernd Möschl

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Gadebusch-Rehnaer Zeitung

„Marimba-Virus" erfasst Dechow Katarzyna Mycka und Franz Bach verzauberten Dorfbühne Dechow mit nie gehörten Marimbaphonen

DECHOW Mit virtuosen Ma­rimba-Klängen startete der Dechower Kultursommer jetzt in die zehnte Saison. Ka­tarzyna Mycka und Franz Bach musizierten an zwei zusam­men 500 Kilogramm schweren Instrumenten - den Marimba­phonen.

Und die polnische Ausnah­mekünstlerin, Jahrgang 1972, ließ es sich nicht nehmen, das in der Tat exotisch anmutende Schlaginstrument kurz zu er­klären. So stamme das Marim­baphon oder kurz Marimba ur­sprünglich aus Afrika und habe zunächst durch Sklaven Ein­zug in die Volksmusiktradition einiger Regionen Süd- und Mittelamerikas gehalten, be­vor es in Europa und Asienpo­pulär wurde.

Schmunzelnd stimmten die Das Marimba-Duo Katarzyna Mycka und Franz Bach eröffnete die 10. Dechower Kulturtage

beiden Künstler Gastgeberin Irmgard von Puttkamer zu, die eingangs gemeint hatte, man müsse schon „Schlagzeug stu­diert" haben, um das moderne Marimba - bestehend aus 60 schmalen Plättchen von Pali­sanderholz sowie leichtmetal­lischen Resonanzröhren auf einem Buchenholzrahmen -richtig spielen zu können.

Dass die Ankündigung von fünf 2/3 Oktaven Tonumfang ähnlich einem Klavier keines­falls untertrieben war, wurde dem staunenden Publikum bei der ersten Kostprobe aus ei­nem Konzert des Namensvet­ters und weltberühmten Klas­sikers Johann Sebastian Bach (1685 -1750) bewusst. Die lei­denschaftlichen Marimba-Vir­tuosen machten in Dechow

Der Beifall in Dechow wollte nicht enden.

auch gar keinen Hehl aus ihrer Verehrung für den barocken Tonmeister aus Leipzig, zumal dieser nachweislich selbst gern mit der Instrumentie­rung seiner Stücke experimen­tiert und variiert habe.

Mit der eigens für sie kom­ponierten „Brasilian Fantasie"

des heute in Miami lebenden Brasilianers Ney Rosauro zeig­ten Katarzyna Mycka und Franz Bach mit ihren Marim­baphonen dann, wie die Musik Johann Sebastian Bachs wohl klingen würde, wäre dieser einst persönlich nach Südame­rika gekommen. Das mit zwei,

vier manchmal sogar sechs wollig umgarnten Schlägeln unterschiedlicher Härte ange­schlagene zweireihige „Xylo­phon" erinnerte dabei zeitwei­se tatsächlich an Reggae auf leeren Petroleumfässern. „Da wird doch der Bach glatt zur Samba", raunte es im staunen­den Publikum.

Hatte bis hierher das ,,Ma­rimba-Virus" schon den einen oder anderen Gast der Kultur­tage Dechow infiziert, so sorg­ten Katarzyna Mycka und Franz Bach mit Flamenco nach Maurice Ravel (1875 -1937) und Emmanuel Sejourne (Jahrgang 1961) so­wie Tangos des legendären As­tor Piazzolla (1921 -1992) für echte Verzückung.

FOTOS: BERND MÖSCHL

Das hingerissene Auditori­um lauschte teilweise mit offe­nen Mündern und zollte nicht enden wollenden Applaus bis sich die direkt aus Stuttgart an­gereisten Künstler noch eine Zugabe abrangen. Zwei mit­einander auf mehreren Meter langen Marimbaphonen „tan­zende" Virtuosen intonierten ein vor noch nicht einmal zwei Jahren uraufgeführtes Stück des jungen Dresdener Gitar­risten Daniel Nikolas Wirtz na­mens ,,Valse Valse" und trom­melten dabei nicht nur die zweimal 60 Klanghölzer ihrer Marimbas, sondern auch die Dechower Bühnenbretter sturmreif. Der Beifall wollte nicht enden.

Bernd Möschl