Analysis I (L¨osungshinweise)
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Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 28. Oktober 2002
1. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Mit (*) oder Knacki gekennzeichnete Aufgaben sind Zusatzaufgaben, die Extrapunkte ergeben.
Aufgabe 1 (5 Punkte)
Man zeige: Fur jedes a ∈ R mit a 6= 0 gilt: (−a)−1 = −a−1.
Beweis: Sei a ∈ R, a 6= 0. (−a)−1 ist Inverses zu −a. Nach Satz 2.7 (Eindeutigkeit der Inversen) ist zuzeigen, dass auch −a−1 Inverses von −a ist. Also:
(−a) · (−a−1) Satz 2.11=== −(a · (−a−1)) (M1)=== −((−a−1) · a) Satz 2.11=== −(−(a−1 · a)) Satz 2.3=== a−1 · a = 1. 2
Aufgabe 2 (5 und 10 Punkte)
a) Man zeige, dass√
7 nicht rational ist.
Beweis: (durch Widerspruch)Annahme: Es gibt p, q ∈ N mit
√7 = p
q . p, q konnen dann teilerfremd gewahlt werden. Es folgt 7q2 = p2.Also ist p2 und damit auch p durch 7 teilbar (!); also p = 7k mit passendem k ∈ N. Man erhalt q2 = 7k2;also ist auch q durch 7 teibar. Dies ist ein Widerspruch zur Teilerfremdheit von p, q 2.
b) Sei Q(√
7) := {a + b√
7 : a, b ∈ Q }. Man zeige, dass Q(√
7) mit den in R definierten Verknupfungen ”+“und ”·“ ein Korper ist.
Beweis: Zunachst gilt fur x, y ∈ Q(√
7) auch −x, x + y, x · y ∈ Q(√
7). Wegen Q(√
7) ⊂ R sind die Axiome(A1)-(A4), (M1)-(M3) und (D) naturlich erfullt. Zu prufen ist also nur (M4). Sei also 0 6= x = a + b
√7 ∈
Q(√
7). Einziger Kandidat fur das Inverse ist naturlich y :=1
a + b√
7=
a− b√
7a2 − 7b2
=a
a2 − 7b2− b
a2 − 7b2
√7.
Verbleibt zu zeigen, dass a2 − 7b2 6= 0. Fur b = 0 ist nichts zu zeigen, fur b 6= 0 folgt dies aus (a) 2.
Aufgabe 3 (je 5 Punkte)
a) Man zeige: Fur alle x ∈ R, x > 0, gilt: x +1x≥ 2.
Beweis: Sei x > 0. Nach Satz 2.19 gilt x2 − 2x + 1 = (x− 1)2 ≥ 0 ⇐⇒ x2 + 1 ≥ 2x. Wegen x > 0 liefertdie Multiplikation dieser Ungleichung mit 1
x die Behauptung 2.
b) Man zeige: Fur alle x, y ∈ R, 0 < x < y, gilt: ( y − x )2 < y2 − x2 .Fur welche x, y ∈ R gilt hier das Gleichheitszeichen?
Beweis: Seien x, y ∈ R, 0 < x < y, gegeben.y2 − x2 − (y − x)2 = 2xy − 2x2 = 2x(y − x) > 0 2. Die Gleichheit (= 0) gilt nur im Falle x = 0 oder x = y.
Aufgabe 4 (5 Punkte) (*)
Sei F2 der in der Vorlesung definierte Korper mit genau zwei Elementen. Man zeige, dass F2 kein geordneterKorper sein kann.Beweis: (durch Widerspruch) Annahme: Es gibt eine passende Anordnung auf F2 = {0, 1}. Dann giltentweder 1 > 0 oder 1 < 0 (Trichotomie (Ord1)). Mit Satz 2.18:Aus 1 > 0 folgt 0 = 1 + 1 > 0 + 1 = 1; aus 1 < 0 folgt 0 = 1 + 1 < 0 + 1 = 1, also jeweils ein Widerspruch 2.
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 4. November 2002
2. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 5 (10 Punkte)
Man zeige : Fur alle x, y ∈ R gilt :|x + y|
1 + |x + y|≤ |x|
1 + |x|+
|y|1 + |y|
.
Beweis: Fur −1 < x < y gilt x1+x < y
1+y ⇐⇒ x(1 + y) < y(1 + x) ⇐⇒ x + xy < y + xy ⇐⇒ x < y.(Die Funktion x 7→ x
1+x ist fur x > −1 streng monoton wachsend.)Deshalb gilt auch wegen |x + y| ≤ |x|+ |y| (Dreiecksungleichung):
|x + y|1 + |x + y|
≤ |x|+ |y|1 + |x|+ |y|
=|x|
1 + |x|+ |y|+
|y|1 + |x|+ |y|
≤ |x|1 + |x|
+|y|
1 + |y|.2
Aufgabe 6 (je 5 Punkte)
Man zeige : Fur alle n ∈ N, n ≥ 1, gilt:
a)n∑
k=1
k2 = 12 + 22 + · · ·+ n2 =n(n + 1)(2n + 1)
6.
Beweis: (vollstandige Induktion)1. Fur n = 1 ist die Beh. richtig.2. Die Behauptung sei fur ein n ∈ N>0 richtig. Z.z. ist die Richtigkeit fur n + 1.n+1∑k=1
k2 =n∑
k=1
k2 + (n + 1)2 =n(n + 1)(2n + 1)
6+ (n + 1)2 =
(n + 1)(n + 2)(2n + 3)6
2.
b)n∑
k=1
k3 = 13 + 23 + · · ·+ n3 = (1 + · · ·+ n)2 =
(n∑
k=1
k
)2
.
Beweis:(vollstandige Induktion)1. Fur n = 1 ist die Beh. richtig.2. Die Behauptung sei fur ein n ∈ N>0 richtig. Z.z. ist die Richtigkeit fur n + 1.n+1∑k=1
k3 =n∑
k=1
k3 + (n + 1)3 =
(n∑
k=1
k
)2
+ (n + 1)3 =(
n(n + 1)2
)2
+ (n + 1)3 =(
(n + 1)(n + 2)2
)2
=(n+1∑k=1
k
)2
2.
Aufgabe 7 (2 und 8 Punkte)
Man zeige: Fur alle n ∈ N>0 gilt:
a)n∑
k=0
(n
k
)= 2n und
n∑k=0
(−1)k
(n
k
)= 0 .
Beweis: In der binomischen Formel (Satz 3.5) setze man a = b = 1 bzw a = −1, b = 1 2.
b)n∑
k=0
k
(n
k
)= n 2n−1 und
n∑k=0
(−1)k
k + 1
(n
k
)=
1n + 1
.
Beweis: Fur n ∈ N, k ≤ n, gilt(
n + 1k + 1
)=
(n + 1) · n · (n− 1) · · · (n− k + 1)(k + 1)!
=n + 1k + 1
(n
k
). Also:
n∑k=0
k
(n
k
)=
n∑k=1
k
(n
k
)=
n∑k=1
kn
k
(n− 1k − 1
)= n
n∑k=1
(n− 1k − 1
)= n 2n−1 nach (a).
1
Ganz ahnlich:
n∑k=0
(−1)k
k + 1
(n
k
)= 1 +
n∑k=1
(−1)k
k + 1
(n
k
)= 1 +
1n + 1
n∑k=1
(−1)k n + 1k + 1
(n
k
)
= 1 +1
n + 1
n∑k=1
(−1)k
(n + 1k + 1
)= 1 − 1
n + 1
n+1∑k=2
(−1)k
(n + 1
k
)= 1 − 1
n + 1(−1 + (n + 1)) =
1n + 1
wegen (a) 2.
Aufgabe 8 (je 5 Punkte) Knacki
a) Es seien x1, x2, · · · , xn positive reelle Zahlen mitn∏
k=1
xk := x1 · x2 · · ·xn = 1. Man zeige:
n∑k=1
xk ≥ n .
Beweis: (durch vollstandige Induktion)
1. Fur n = 1 gilt x1 = 1.
2. Die Ungleichung sei fur ein n ∈ N>0 richtig. Z.z. ist die Richtigkeit fur n + 1. Seien also x1, · · · , xn+1
positiv mit∏n+1
k=1 xk = 1. Dann gilt auf Grund der Induktionsannahme
x1 + · · · + xn−1 + xnxn+1 ≥ n .
Es ist keine Einschrankung, xn ≤ 1, xn+1 ≥ 1 vorauszusetzen (evt. umsortieren). Damit erhalt man
xn(xn+1 − 1) ≤ xn+1 − 1 ⇐⇒ xnxn+1 ≤ xn + xn+1 − 1⇒ x1 + · · ·+ xn + xn+1 − 1 ≥ x1 + · · ·+ xn−1 + xnxn+1 ≥ n ,
die Behauptung. 2
Bemerkung: Sind nicht alle xk gleich (= 1), so kann man sogar xn < 1, xn+1 > 1 voraussetzen und erhaltdie strenge Ungleichung.
b) Es seien y1, y2, · · · , yn beliebige positive reelle Zahlen. Man beweise die Ungleichung vom arithmetischenund geometrischen Mittel (AGM-Ungleichung):
G := n√
y1 · · · yn ≤ y1 + · · ·+ yn
n.
Beweis: Wir setzen xk :=yk
Gund erhalten
∏xk = 1. Mit (a) ergibt sich so die Behauptung 2.
Das Gleichheitszeichen gilt nach (a) Bemerkung genau dann, wenn alle yk gleich sind.
2
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 11. November 2002
3. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 9 (7 Punkte) Man zeige: Zu je zwei Zahlen x, y ∈ R mit x < y gibt es eine rationale Zahl ξ
und eine irrationale Zahl η mit x < ξ < y und x < η < y.Beweis: Es ist keine Einschrankung, 0 < x < y vorauszusetzen - sonst betrachte man das Intervallx + n < y + n mit einem passenden n ∈ N (nach Archimedes gibt es stets ein n > |x|.)
1. Nachweis der Existenz eines ξ ∈ Q. (Q ist die Menge der rationalen Zahlen):Nach Satz 4.5 gibt es ein n ∈ N mit 1
n < y−x (∗). Der Satz von Archimedes sichert die Existenz eines k ∈ Nmit k ≥ ny, also k
n ≥ y (†). Sei k0 das kleinste solche k. Wegen (∗) gilt k0 > 1. Es folgt k0−1n < y und
x(∗)< y − 1
n
(†)≤ k0 − 1
n< y .
ξ := k0−1n ∈ Q leistet also das Gewunschte 2.
2. Nachweis der Existenz eines η ∈ R \Q.Nach 1. gibt es ein ξ∗ ∈ Q mit x√
2< ξ∗ < y√
2. Es folgt sofort mit η :=
√2 ξ∗ ∈ R \Q : x < η < y 2.
Aufgabe 10 (5 und 8 Punkte)
a) Seien m,n ∈ N mit 0 < m ≤ n. Man zeige:n∑
k=m
1k(k + 1)
=1m
− 1n + 1
.
Beweis: (Geschenk!) Nach Gruppenubung 2 gilt∑n
k=11
k(k+1) = nn+1 fur alle n ∈ N>0.
n∑k=m
1k(k + 1)
=n∑
k=1
1k(k + 1)
−m−1∑k=1
1k(k + 1)
=n
n + 1− m− 1
m=
1m
− 1n + 1
2.
b) Man bestimme - falls vorhanden - max,min, inf und sup der Menge
M :=
{n∑
k=m
1k(k + 1)
: n, m ∈ N, 0 < m ≤ n
}.
Mit sm,n :=∑n
k=m1
k(k+1) gilt wegen (a) 0 < sm,n < 1. Die Menge M ist nach oben und unten beschranktund besitzt deshalb ein Infimum und ein Supremum.(i) Behauptung: inf M = 0Beweis: 0 ist untere Schranke. Bleibt also zu zeigen, dass keine großere Zahl untere Schranke sein kann. Seialso ε > 0 eine solche Zahl. Nach Satz 4.5 gibt es ein k ∈ N mit 1
k < ε. Mit m := k, n := k + 1 folgt
Sk,k+1 =1k− 1
k + 2<
1k
< ε .
ε ist also keine untere Schranke fur M 2.(ii) Behauptung: supM = 1Beweis: 1 ist obere Schranke. Bleibt also zu zeigen, dass keine kleinere Zahl obere Schranke sein kann. Seialso η < 1 eine solche Zahl. Da sm,n > 0, bleibt η > 0 zu untersuchen. Nach Satz 4.5 gibt es ein n ∈ N mit1n < 1− η. Wir wahlen m := 1 und erhalten
s1,n =n
n + 1= 1− 1
n> η .
η ist also keine obere Schranke 2.
1
Aufgabe 11 (10 Punkte)
Sei M :={√
x + y
xy: x, y ≥ 1
}⊂ R. Man bestimme - falls vorhanden - maxM,minM, inf M und supM .
(1) Wegen m > 0 fur alle m ∈ M ist 0 untere Schranke fur M . Wir zeigen, dass keine Zahl ε > 0 un-tere Schranke ist. Nach Satz 4.5 gibt es ein n ∈ N>2 mit 1
n < ε. Wir wahlen x = y := n2 und erhalten√n2 + n2
n4=√
2n3
<1n
< ε. Also ist inf M = 0 und wegen 0 6∈ M existiert kein Minimum 2.
(2) Fur x, y ≥ 1 :√
x + y
xy=
√1
xy2+
1x2y
≤√
2. Also ist√
2 obere Schranke fur M . Mit x = y = 1 ergibt
sich√
2 ∈ M , also maxM = supM =√
2 2.
Aufgabe 12 (10 Punkte) Knacki
Es seien a, b ∈ R mit 0 < a < b gegeben. Zwei Funktionen f, g : N → R seien gegeben durch:
f(0) := a, g(0) := b und f(n + 1) := 2f(n)g(n)
f(n) + g(n), g(n + 1) :=
12
(f(n) + g(n)) fur n ∈ N .
Man zeige, dass die Menge A := {f(n) : n ∈ N} nach oben, die Menge B := {g(n) : n ∈ N} nach untenbeschrankt ist und supA = inf B =
√ab gilt.
Beweis: Zur Abkurzung: fn := f(n), gn := g(n).
1. gn+1 − fn+1 =fn + gn
2− 2
fngn
fn + gn=
(fn + gn)2 − 4fngn
2(fn + gn)=
(fn − gn)2
2(fn + gn)≥ 0. Wegen f0 < g0 gilt also
stets fn ≤ gn.
2. fn+1 = 2fngn
fn + gn
1.≥ 2
fngn
gn + gn= fn fur alle n. Es folgt a ≤ fk ≤ fn fur jedes n ≥ k. (winziger
Induktionsbeweis)
3. gn+1 =fn + gn
21.≤ gn fur alle n. Es folgt gn ≤ gk ≤ b fur jedes n ≥ k. (winziger Induktionsbeweis)
4. Fur k, n ∈ N gilt fk ≤ gn. Denn: (i) k ≤ n: fk
2.≤ fn
1.≤ gn und (ii) k > n: fk
1.≤ gk
3.≤ gn.
5. Also ist jedes gk obere Schranke fur A und jedes fk untere Schranke fur B. Es existieren also α := sup Aund β := inf B und es gilt 0 < α ≤ β.
Behauptung: α = β.
Beweis: (durch Widerspruch) Annahme c := β − α > 0.
Mit gn ≥ β, fn ≤ α folgt gn − fn ≥ β − α = c und somit gn − gn+1 = gn − fn+gn
2 = gn−fn
2 ≥ c2 . Ein
kleiner Induktionsbeweis liefert fur jedes k: gn − gn+k ≥ k c2 ⇐⇒ gn+k ≤ gn − k c
2 . Wahlt man k sogroß, dass k c
2 > b gilt (Archimedes), so folgt gn+k < gn− b < 0 im Widerspruch zu gj > 0 fur alle j 2.
6. Nach Adam Riese: fn+1gn+1 = 2fngn
fn + gn· fn + gn
2= fngn. Also gilt fngn = f0g0 = ab (Induktion).
Aus ab = fngn ≤ αgn folgt, dass abα untere Schranke fur B ist, was ab
α ≤ β = α zur Folge hat. Deshalbgilt: ab ≤ α2.
Aus ab = fngn ≥ fnβ = αfn folgt, dass abα obere Schranke fur A ist, was ab
α ≥ α zur Folge hat. Deshalbgilt: ab ≥ α2.
Also zusammen ab = α2 und somit α =√
ab, da α > 0 2.
2
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 18. November 2002
4. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 13 (je 5 Punkte)
Durch Anwendung der Rechenregeln fur Folgen zeige man die Konvergenz der Folgen (an), (bn)und ermittle die Grenzwerte a, b. Sodann ermittle man zu gegebenem ε > 0 ein n0 ∈ N so, dass|an − a| < ε fur alle n ≥ n0 gilt.
a) an :=2n2 + 1
(n + 1)(n + 2)=
2 + 1/n2
(1 + 1/n)(1 + 2/n)→ 2 fur n →∞.
Fur n ≥ 1 gilt nun: |an − 2| = 32n + 1
(n + 1)(n + 2)<
6n + 2
<6n
. Sei nun ε > 0 gegeben. Fur jedes
n > 6ε , also etwa fur n ≥ n0 :=
[6ε
]+ 1 gilt dann |an − 2| < ε 2.
(Hierbei ist [x] die großte ganze Zahl kleiner oder gleich x.)
b) bn :=√
n2 + n− n =n√
n2 + n + n=
1√1 + 1/n + 1
→ 12
fur n →∞.
Hierzu benotigt man√
1 + 1n → 1. Dies folgt mit 1 + x < 1 + x + x2
4 = (1 + x2 )2,
⇒√
1 + x < 1 +x
2, (x > 0), aus 1 <
√1 + 1
n < 1 + 12n .
Mit dieser Abschatzung ergibt sich:∣∣∣∣bn −
12
∣∣∣∣ =
√1 + 1/n− 1
2(√
1 + 1/n + 1)<
12n
4=
18n
.
Sei nun ε > 0 gegeben. Fur jedes n > 18ε , also etwa fur n ≥ n0 :=
[18ε
]+ 1 gilt dann |bn− 1
2 | < ε 2.
Aufgabe 14 (2, 4, 4 und 4 Punkte)
Man untersuche die nachstehenden Folgen auf Konvergenz und ermittle ggf die Grenzwerte.
a) an :=1n2
+2n2
+ · · ·+ n
n2=
1n2
n∑k=0
k =n(n + 1)
2n2→ 1
2.
b) Mit βn := n√
n− 1 > 0 erhalt man fur n ≥ 2 : n = (1 + βn)n =∑n
k=0
(nk
)βk
n >(n2
)β2
n = n(n−1)2 β2
n
und somit β2n < 2
n−1 , was βn → 0 fur n →∞ zur Folge hat 2.
c) c0 := 1, c1 := 2, cn+2 :=12
(cn + cn+1), (n ∈ N).
Fur n ≥ 2 ergibt sich cn − cn−1 = 12 (cn−1 + cn−2)− cn−1 = − 1
2 (cn−1 − cn−2). Ein kleiner Indukti-onsbeweis liefert nun cn − cn−1 =
(− 1
2
)n−1 (c1 − c0) =(− 1
2
)n−1.
Wegen cn = (cn−cn−1)+(cn−1−cn−2)+ · · ·+(c1−c0)+c0 = 1+n−1∑k=0
(−12)k ergibt die geometrische
Summenformel cn = 1 +1− (−1/2)n
1− (−1/2)→ 1 +
23
=53
2.
d) dn :=(
1 +1n2
)n
. Aus der Vorl. ist die Konvergenz der Folge(
(1 +1n
)n
)bekannt - der Grenz-
wert ist die Eulersche Zahl e. Die Folge(
dnn = (1 +
1n2
)n2
)konvergiert als Teilfolge also ebenfalls
gegen e, ist also beschrankt, etwa dnn < K. Deshalb gilt 1 < dn < n
√K. Wegen n
√K → 1 (Tutoren-
programm) folgt dn → 1 fur n →∞ 2.
1
Aufgabe 15 (je 3 Punkte)
a) Es sei (an) eine Folge positiver Zahlen, q ∈ R, und es geltean+1
an≤ q < 1. Man zeige: lim
n→∞an = 0.
Beweis: Fur jedes n > 0 gilt an =an
an−1· an−1
an−2· · · a1
a0· a0 ≤ a0 qn → 0 fur n →∞ 2.
b) Zu gegebenem k ∈ N sei an :=
(nk
)2n
fur n ≥ k. Man zeige, dass die Folge (an)n≥k eine Nullfolgeist.
Beweis: Mit (a):
an+1
an=
12
(n+1
k
)(nk
) =12
(n + 1)n(n− 1) · · · (n− k + 2)n(n− 1) · · · (n− k + 1)
=12
n + 1n− k + 1
=12
(1 +k
n− k + 1)
<12(1 +
12) =
34
=: q < 1
fur n > 3k. Also gilt an → 0 fur n →∞ 2.
Aufgabe 16 (10 Punkte) Knacki
Sei (an) eine Folge positiver Zahlen. Die Folge(
an+1
an
)besitze einen positiven Grenzwert q > 0.
Man zeige, dass dann auch die Folge ( n√
an) gegen q konvergiert.
Beweis:Da die Folge der Quotienten gegen q konvergiert, gibt es zu jedem ε > 0 ein n0 so, dassq − ε < an+1
an< q + ε fur alle n > n0 gilt. Fur ε < q und diese n folgt:
(q − ε)n−n0 an0 < an =an
an−1· an−1
an−2· · · an0+1
an0
· an0 < (q + ε)n−n0 an0
⇒ (q − ε) n
√an0
(q − ε)n0< n
√an < (q + ε) n
√an0
(q + ε)n0
Zur Abkurzung sei K := an0(q+ε)n0
. Es gilt n√
K → 1 fur n → ∞ (Tutorenprogramm). Deshalbkonvergiert die rechte Seite gegen q + ε, die linke Seite gegen q − ε. Es gibt also ein n1 ∈ N mit(q+ε) n
√an0
(q+ε)n0< q+2ε und (q−ε) n
√an0
(q+ε)n0> q−2ε fur alle n > n1. Es ist keine Einschrankung,
n1 ≥ n0 anzunehmen. Fur diese n folgt:
q − 2 ε < n√
an < q + 2 ε.
Da ε > 0 beliebig war, folgt die Behauptung. 2
2
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Dr. H. Koditz
Hannover, den 25. November 2002
5. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 17 (5 Punkte) Man zeige:Ist (an) eine Folge reeller Zahlen mit |an+1−an| <
(12
)n fur fast alle n, so ist (an) eine Cauchy-Folge.
Beweis: Sei ε > 0 gegeben. Es gibt ein n1 ∈ N mit(
12
)n−1< ε fur alle n ≥ n1. Es gelte obige
Ungleichung fur alle n ≥ n0 ≥ n1. Die Dreiecksungleichung liefert fur m > n ≥ n0:
|am − an| = |(am − am−1) + (am−1 − am−2) + · · ·+ (an+1 − an)| ≤m−1∑k=n
|ak+1 − ak|
<
m−1∑k=n
(12
)k
=(
12
)n m−n−1∑k=0
(12
)k
=(
12
)n−1 (1− (
12)m−n
)<
(12
)n−1
< ε .
Also ist (an) eine Cauchy-Folge 2.
Aufgabe 18 (3,3,3 und 6 Punkte)
Man uberprufe die folgenden Reihen∞∑
n=1
an auf Konvergenz:
a) an :=n + 1
n!: Fur n ≥ 6 gilt (n − 3)(n − 2) = n2 − 5n + 6 ≥ n + 6 > n + 1. Deshalb:
n+1n! < (n−3)(n−2)
1·2···(n−3)(n−2)(n−1)n < 1(n−1)n . Da
∑∞n=6
1(n−1)n konvergiert, konvergiert auch unsere Reihe.
∞∑n=1
an =∞∑
n=1
1(n− 1)!
+∞∑
n=1
1n!
= 2∞∑
n=0
1n!− 1 = 2e− 1. (Vorlesung!)
b) an := 2−n + 3−n :∞∑
n=1
an =∞∑
n=1
(12
)n
+∞∑
n=1
(13
)n
= 1 +12
=32. (Geometrische Reihen!)
c) an := n!3−n. Die Folge (an) ist keine Nullfolge, da fur n > 3 stets an = 1·2·3·4···n3···3 > 2
9 gilt. DieReihe divergiert.
d) an :=(1
2
n
)(1) Fur n ∈ N>0 gilt:
(∗) an =(1
2
n
)=
12·
12 − 1
2·
12 − 2
3· · ·
12 − (n− 1)
n= (−1)n−1 1
2
n∏k=2
2k − 32k
.
Die Reihe uber diese Binomialkoeffizienten ist also alternierend.
(2) Außerdem:∣∣∣∣an+1
an
∣∣∣∣ =2n− 1
2(n + 1)< 1. Also ist die Folge (|an|) monoton fallend.
(3) Aus (∗) : |an| =12
n∏k=2
2k − 32k
<12
n∏k=2
2k − 22k
=12
n∏k=2
k − 1k
=12
1n→ 0 .
Die Folge (|an|) ist deshalb eine Nullfolge.(4) Das Leibniz-Kriterium liefert mit (1)-(3) die Konvergenz der Reihe
∑an.
1
Aufgabe 19 (6 und 4 Punkte)
Sei (an) eine monotone Nullfolge. Man zeige:a) Verdichtungssatz von Cauchy
∞∑n=1
an konvergiert ⇐⇒∞∑
n=1
3na3n konvergiert.
Auf die Voraussetzung der Monotonie der Folge (an) kann nicht verzichtet werden (Beispiel!).
Beweis: oBdA seien alle an ≥ 0. Die Konvergenz ist also gleichbedeutend mit der Beschranktheitder Partialsummen sn :=
∑nk=1 ak, Sn :=
∑nk=1 3ka3k . Da die Folge (an) monoton fallt, gilt fur
k ≥ 1 :
3ka3k =32(2 · 3k−1a3k) ≤ 3
2(a3k−1+1 + · · ·+ a3k) und a3n−1 + · · ·+ a3n−1 ≤ 2 · 3n−1a3n−1 .
⇒ : Sei sn < K fur alle n. Sn ≤ 3a3 +n−1∑k=1
32
3k+1∑j=3k+1
aj ≤32
s3n ≤ 32K.
⇐ : Sei nun Sn ≤ M fur alle n.
s3n−1 =n∑
k=1
3k−1∑j=3k−1
aj ≤n∑
k=1
3k−1 2 a3k−1 = 2Sn−1 − 2a1 ≤ 2M − 2a1 .
Da die Folge (sn) monoton wachst, folgt aus der Beschranktheit jeder Teilfolge auch die Beschrankt-heit der gesamten Folge 2.Beispiel: an := 0 fur ungerade n und an := 2
n sonst. Die Reihe∑
an divergiert (harmonischeReihe), die andere Reihe ist die Nullreihe, also konvergent.b) Die Reihe
∑∞n=1 n−α, α ∈ Q , konvergiert genau dann, wenn α > 1 .
Beweis: Zunachst konvergiert die Reihe fur α < 0 nicht, da dann die Koeffizienten keine Nullfolgebilden. Fur α > 0 ist die Koeffizientenfolge monoton fallend. Nach (a) konvergiert die Reihe genaudann, wenn
∑∞n=1 3n 3−nα =
∑∞n=1 3n(1−α) konvergiert. Diese geometrische Reihe konvergiert genau
fur α > 1 2.
Aufgabe 20 (10 Punkte) Knacki
Sei a > 0. Man untersuche die Reihe∞∑
n=1
(n√
a− 1)
auf Konvergenz.
1. 0 < a < 1: Wegen∑n−1
k=0 xk = 1−xn
1−x gilt fur x = n√
a : 1−a1− n√a
=∑n−1
k=0n√
ak
<∑n−1
k=0 1 = n.
Also : 1− n√
a >1− a
n. Da die Partialsummen der harmonischen Reihe
∞∑n=1
1n
unbeschrankt wach-
sen, gilt dies auch fur unsere Reihe. Die Reihe divergiert.
2. a > 1: Die Partialsummen der Reihe∞∑
n=1
(1− 1
n√
a
)wachsen unbeschrankt (nach 1.).
Wegen 1− 1n√
a=
n√
a− 1n√
a≤ n√
a− 1 divergiert unsere Reihe auch fur a > 1.
2
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 2. Dezember 2002
6. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 21 (je 5 Punkte)
a) Es seien (an), (bn) Folgen positiver reeller Zahlen und es gelte g := limn→∞
an
bn> 0. Man zeige:
∞∑n=0
an konvergiert ⇐⇒∞∑
n=0
bn konvergiert .
Welche Aussage gilt im Falle g = 0?
Beweis: Wegen an
bn→ g > 0 gilt g
2 < an
bn< 2g fur fast alle n. Aus an < 2g bn folgt mit dem Majorantenkrite-
rium die Konvergenz von∑
an aus der Konvergenz von∑
bn. Umgekehrt liefert bn < 2g an die Konvergenz
von∑
bn, falls∑
an konvergiert. 2
Ist g = 0, so erhalt man mit an
bn< 1 fur fast alle n nur an < bn. Also folgt aus der Konvergenz von
∑bn die
Konvergenz von∑
an.
b) Man untersuche auf Konvergenz:∞∑
n=1
(√
n− 2)2
n2 +√
n4 + 1und
∞∑n=1
(√
n− 2)2
n3 +√
n4 + 1.
Im ersten Fall wahlen wir als Vergleichsreihe die divergente harmonische Reihe∑
1n , bn := 1
n . Wegen an
bn→ 1
divergiert die erste Reihe.Im zweiten Fall wahlen wir die konvergente Reihe
∑1
n2 , bn := 1n2 . Wegen an
bn→ 1 konvergiert die zweite
Reihe.
Aufgabe 22 (je 3 Punkte)
Man untersuche folgende Reihen auf Konvergenz:
a)∞∑
k=2
(k√
k − 1)k
. Wurzelkriterium: k√|ak| =
k√
k−1 → 0 fur k →∞ (HA 14b). Also konvergiert die Reihe.
b)∞∑
k=2
(k√
k − 1)
.
Sei wk := 1 − 1k√
k. Wegen k
√k → 1 gilt (0 <)wk < 1 fur fast alle k. Es folgt 1
k = (1 − wk)k ≥ 1 − k wk
(Bernoulli-Ungl.), also wk ≥ 1k (1 − 1
k ) > 12k fur k > 2. Mit k
√k − 1 = k
√k wk > 1
2k hat man also einedivergente Minorante gefunden, die Reihe divergiert.
c)∞∑
k=1
(k!)2 · 2k
(2k)!.
Das Quotientenkriterium liefert:an+1
an=
((k + 1)!)22k+1(2k)!(2k + 2)!(k!)22k
=2(k + 1)2
(2k + 1)(2k + 2)→ 1
2fur k → ∞. Die
Reihe konvergiert.
d)∞∑
k=1
(2k)!(2k)k
.
Das Quotientenkriterium liefert:an+1
an=
(2k + 2)!(2k)k
(2k + 2)k+1(2k)!= (2k+1)
(1 +
1k
)−k
→∞. Die Reihe divergiert.
1
Aufgabe 23 (8 Punkte)
Fur alle n ∈ N sei sn :=n + 1
n√
n!. Man zeige: lim
n→∞sn = e.
Beweis: Sei an := snn =
(n + 1)n
n!.
1. Beh.: limn→∞
an+1
an= e.
Beweis:an+1
an=
(n + 2)n+1n!(n + 1)n(n + 1)!
=(
n + 2n + 1
)n+1
=(
1 +1
n + 1
)n+1
→ e fur n →∞ 2.
2. Nach HA 16 konvergiert dann auch (sn) gegen e Box.
Aufgabe 24 (10 Punkte) Knacki
Fur alle x, y ∈ R, n ∈ N gilt(
x + y
n
)=
n∑k=0
(x
k
)(y
n− k
). (Nicht beweisen! - vergl. A 18)
Man zeige, dass fur alle α, x ∈ R, |x| < 1 die Reihen∞∑
k=0
(α + 1
k
)xk und
∞∑k=0
(−α
k
)xk absolut konvergieren
und berechne ihr Cauchy-Produkt.
Beweis: Wir zeigen die absolute Konvergenz von∞∑
n=0
(β
n
)xn fur alle β ∈ R und alle x mit |x| < 1 mit dem
Quotientenkriterium:∣∣∣∣∣(
βn+1
)xn+1(
βn
)xn
∣∣∣∣∣ =∣∣∣∣x β(β − 1) · · · (β − n) · n!
β(β − 1) · · · (β − n + 1) · (n + 1)!
∣∣∣∣ = |x| ·∣∣∣∣β − n
n + 1
∣∣∣∣→ |x| fur n →∞.
Also konvergiert die Reihe fur alle |x| < 1 2.
Cauchy-Produkt:( ∞∑k=0
(α + 1
k
)xk
)·
( ∞∑k=0
(−α
k
)xk
)=
∞∑n=0
(n∑
k=0
(α + 1
k
)xk
(−α
n− k
)xn−k
)
=∞∑
n=0
(n∑
k=0
(α + 1
k
)(−α
n− k
))xn
=∞∑
n=0
(1n
)xn = 1 + x .
2
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 9. Dezember 2002
7. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 25 (4 und 5 Punkte)
Man zeige:
a) ∀ x, y ∈ R, y − x < 1 : (y − x) exp(x) ≤ exp(y)− exp(x) ≤ y − x
1 + x− yexp(x) .
Beweis: Es handelt sich um (iii) aus Satz 7.5. Die Funktionalgleichung der Exponentialfunktion(Satz 7.4) liefert, da die Exponentialfunktion stets positiv ist:
exp(y)− exp(x) = exp(x) (exp(y − x)− 1)Satz 7.5(ii)
≤ exp(x)(
11− (y − x)
− 1)
=y − x
1 + x− yexp(x)
und
exp(y)− exp(x) = exp(x) (exp(y − x)− 1)Satz 7.5(i)
≥ exp(x) (y − x + 1− 1) = exp(x) (y − x) 2.Die linke Ungleichung gilt also ohne die Einschrankung y − x < 1.
b) ∀ a ∈ R ∃L > 0 : x, y ≤ a ⇒ | exp(x)− exp(y)| ≤ L |x− y| .
Beweis: Es handelt sich um (iv) aus Satz 7.5. Seien oBdA y < x ≤ a. Nach (a) gilt:
exp(y)− exp(x) ≥ (y− x) exp(x) ⇐⇒ (0 <) exp(x)− exp(y) ≤ (x− y) exp(x) ≤ exp(a) (x− y).
Mit L := exp(a) folgt die Behauptung 2.
Aufgabe 26 (4,4 und 6 Punkte) Man untersuche die folgenden Reihen auf Konvergenz:
a)∞∑
k=2
1k (ln k)n
, (n ∈ N). Der Verdichtungssatz von Cauchy (HA 19a) zeigt, dass die Reihe ge-
nau dann konvergiert, wenn die Reihe∞∑
k=2
3k 13k (ln 3k)n
=∞∑
k=2
1kn (ln 3)n
konvergiert. Diese Reihe
konvergiert nach HA 19b genau fur n > 1 2.
b) α > 0,∞∑
k=1
αln k =∞∑
k=1
exp(ln k lnα) =∞∑
k=1
(exp(ln k))ln α =∞∑
k=1
kln α. Wieder nach HA 19b
konvergiert diese Reihe genau fur ln α < −1 ⇐⇒ α <1e
2.
c) Analog (b): α > 0,
∞∑k=1
α√
k =∞∑
k=1
(exp
(√k))ln α
.
Fur lnα ≥ 0 ⇐⇒ α ≥ 1 bilden die Reihenglieder keine Nullfolge, die Reihe divergiert. NachGruppenubung (die Exponentialfunktion wachst starker als jede Potenz) gilt zu gegebenem n ∈N fur hinreichend große k: exp
(√k)
> kn. Die Summanden unserer Reihe lassen sich also fur
lnα < 0 ⇐⇒ 0 < α < 1 durch(exp
(√k))ln α
< k−n | ln α| abschatzen. Wahlt man nun n sogroß, dass −n | lnα| < −1, so hat man wieder nach HA 19b eine konvergente Majorante. Die Reihekonvergiert also fur alle α ∈ (0, 1) 2.
1
Aufgabe 27 (1,3 und 3 Punkte)
Man ermittle Real-, Imaginarteil und Betrag folgender komplexer Zahlen:
a) a :=3 + 4 i
4− 3 i=
(3 + 4i)(4 + 3i)(4− 3i)(4 + 3i)
=25i
25= i, Re a = 0, Im a = 1, |a| = 1.
b) (n ∈ N) : Sn :=n∑
k=0
ik =1− in+1
1− i. Wegen i4k = 1, k ∈ N, gilt offensichtlich Sn = Sn+4k fur alle
k ∈ N. Also gilt fur k ∈ N:
S4k = 1 , S4k+1 = 1 + i , S4k+2 = i , S4k+3 = 0 .
c) z2 = 3 + 4 i (alle Losungen).
Mit z = x + i y , (x, y ∈ R), erhalten wir mit z2 = x2 − y2 + 2ixy die beiden Gleichungen
x2 − y2 = 3, 2xy = 4 =⇒ (x, y 6= 0)
woraus x2 − 4x2 = 3 ⇐⇒ x4 − 3x2 − 4 = 0. Diese quadratische Gleichung in x2 besitzt wegen
x2 > 0 genau eine Losung x2 = 12
(3 +
√9 + 16
)= 4, also x1,2 = ±2. Insgesamt erhalt man genau
zwei Losungen:z1 = 2 + i und z2 = −2− i .
Aufgabe 28 (8 Punkte) Knacki
Man zeige: Fur jedes a > 0 gilt: limn→∞
n(
n√
a− 1)
= ln a.
Beweis: Wir benutzen die Ungleichungen (i) und (ii) aus Satz 7.5.
an := n(
n√
a− 1)
=a1/n − 1
1n
=exp( 1
n ln a)− 11n
(i)
≥1n ln a + 1− 1
1n
= ln a.
Fur hinreichend große n gilt ln an < 1. Fur diese n folgt:
an =exp( 1
n ln a)− 11n
(ii)
≤1
1− 1n
ln a− 1
1n
=1n ln a
1n(1− 1
n ln a)=
ln a
1− 1n ln a
.
Ingesamt: ln a ≤ n(
n√
a− 1)≤ ln a
1− 1n ln a
. Der Einschliessungssatz 5.11 liefert die Behauptung 2.
2
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 16. Dezember 2002
8. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 29 (je 5 Punkte)
a) Man zeige, dass der Sinus hyperbolicus sinh : R → R, sinhx := 12 (ex−e−x) streng monoton wachsend ist,
also eine Umkehrfunktion Areasinus hyperbolicus arsinh: R → R besitzt und arsinh x = ln(x +
√1 + x2
)gilt.
Beweis: Fur y > x gilt (ey− e−y)− (ex− e−x) =1
exey(exey +1)(ey− ex). Da die Exponentialfunktion stets
positiv und streng monoton wachsend ist, ist dieser Ausdruck stets positiv 2.
x = sinh y = 12 (ey − e−y) ⇐⇒ e2y − 2xey − 1 = 0. Diese quadratische Gleichung (in ey) besitzt genau eine
positive Losung ey = x +√
1 + x2 ⇐⇒ y = arsinh x = ln(x +
√1 + x2
)2.
b) Man zeige: Fur alle x, y ∈ R gilt: arsinh x + arsinh y = arsinh(x
√1 + y2 + y
√1 + x2
).
Beweis: Rechen, rechen! Man beachte;(xy +
√(1 + x2)(1 + y2)
)2
= 1+(x√
1 + y2 + y√
1 + x2)2
. Damit:
arsinh x + arsinh y = ln(x +
√1 + x2) + ln(y +
√1 + y2
)= ln
((x +
√1 + x2)(y +
√1 + y2 )
)= ln
(x√
1 + y2 + y√
1 + x2 + xy +√
(1 + x2)(1 + y2))
arsinh(x√
1 + y2 + y√
1 + x2)
= ln(
x√
1 + y2 + y√
1 + x2 +√
1 + (x√
1 + y2 + y√
1 + x2 )2)
.
Offensichtlich gleich!
Aufgabe 30 (je 5 Punkte)
a) Man zeige: Zu a, b ∈ R gibt es c, d ∈ R mit a sinx+ b cos x = c sin(x+d) fur alle x ∈ R. Zu a = 3, b = −4ermittle man passende c, d.
Beweis: Fur a = b = 0 tut es c = d = 0. Sei also a2 + b2 > 0.a sinx + b cos y =
√a2 + b2
(a√
a2+b2sinx + b√
a2+b2cos x
). Wegen cos(R) = [−1, 1] gibt es ein β ∈ R mit
a√a2+b2
= cos β. Wegen sinβ = ±√
1− cos2 β = ± b√a2+b2
konnen wir durch evt Ubergang von β zu −β
erreichen, dass sinβ = b√a2+b2
gilt. Also:
a sinx + b cos y =√
a2 + b2 (cos β sinx + sinβ cos x) =: c sin(x + d) , (d := β) 2 .
3 sinx− 4 cos x = 5 ( 35 sinx− 4
5 cos x) ergibt c = 5 und d = − arccos 35 .
b) Man zeige: Fur alle x ∈ R und alle n ∈ N∗+ gilt: sinx = 2n sinx
2n
n∏k=1
cosx
2k.
Beweis: (durch Induktion)(1) Fur n = 1 ist die Beh. wegen sinx = 2 sin x
2 cos x2 richtig.
(2) Sei die Beh. fur n richtig. Dann gilt wegen sin x2n = 2 sin x
2n+1 cos x2n+1 :
2n+1 sinx
2n+1
n+1∏k=1
cosx
2k= 2 2n sin x
2n
2 cos x2n+1
n∏k=1
cosx
2k· cos
x
2n+1
IV== sinx 2.
1
Aufgabe 31 (je 5 Punkte)
Fur x ∈ R, n ∈ N∗+ sei ζn,k := ei kn x, k = 0, · · ·n. Durch geradlinige Verbindung von ζn,k mit ζn,k+1 erhalt
man einen Polygonzug, der 1 mit eix verbindet. Die Lange diese Polygonzuges ist Ln :=n−1∑k=0
|ζn,k+1 − ζn,k|.
Man zeige:a) Ln = 2n
∣∣∣sin x
2n
∣∣∣. Denn: |ζn,k+1 − ζn,k| =∣∣∣ei k+1
n x − ei kn x
∣∣∣ =∣∣∣ei k
n xei x2n
∣∣∣︸ ︷︷ ︸=1
∣∣ei x2n − e−i x
2n
∣∣ = 2∣∣∣sin x
2n
∣∣∣.Da die Summe genau n Summanden enthalt, folgt die Behauptung 2.
b) limn→∞
Ln = |x|.
Da(
x2n+1
(2n+1)!
)fur 0 < x < 1 eine monotone Nullfolge ist, folgt x − x3
6 ≤ sinx ≤ x fur diese x (Wie inder Vorlesung die sin-Reihe betrachten (Leibniz)!). Fur hinreichend große n gilt | x
2n | < 1. Fur diese n undpositive x ist also ( man beachte, dass sin auf (0, 1) positiv ist ):
x
2n− x3
6 · 8n3≤ sin
x
2n≤ x
2n⇐⇒ x− x3
24n2≤ 2n sin
x
2n≤ x .
Nach dem Einschliessungssatz folgt die Beh. zunachst fur positive x. Da sinx ungerade ist, folgt die Beh.auch fur negative x 2.
Aufgabe 32 (10 Punkte) Knacki Tschebyscheff-PolynomeMan beweise mit Hilfe der Eulerschen Formel cos nx + i sinnx = einx = (cos x + i sinx)n, n ∈ N, dass es(eindeutig bestimmte) Polynome Tn, Un mit ganzzahligen Koeffizienten gibt, derart, dass gilt:
cos nx = Tn(cos x) und fur n > 0 sinnx = Un−1(cos x) · sinx .
(Tn bzw. Un−1 heißen Tschebyscheff-Polynome erster bzw. zweiter Art.)Man zeige ferner die Gultigkeit der Rekursionsformel Tn+1(x) = 2xTn(x)− Tn−1(x), (n > 0), und berechneTj fur j = 1, 2, 3, 4.
cos nx + i sinnx = einx = (cos x + i sinx)n =n∑
k=0
(n
k
)ik sink x cosn−k x
=[n/2]∑k=0
(−1)k
(n
2k
)sin2k x cosn−2k x + i
[(n−1)/2]∑k=0
(n
2k + 1
)(−1)k sin2k+1 x cosn−2k−1 x
=[n/2]∑k=0
(−1)k
(n
2k
)(1− cos2 x)k cosn−2k x + i sinx
[(n−1)/2]∑k=0
(n
2k + 1
)(−1)k(1− cos2)kx cosn−2k−1 x .
Offensichtlich sind die Summen Polynome in cos x. Vergleich von Real- und Imaginarteil liefert die Behaup-tung. Fur x ∈ [−1, 1] gilt Tn(x) = cos(n arccos x). Addieren der beiden Gleichungen:
Tn+1(x) = cos((n + 1) arccos x) = cos(n arccos x) cos(arccos x)− sin(n arccos x) sin(arccos x)Tn−1(x) = cos((n− 1) arccos x) = cos(n arccos x) cos(arccos x) + sin(n arccos x) sin(arccos x)
liefert Tn+1(x) + Tn−1(x) = 2 cos(n arccos x) cos(arccos x) = 2xTn(x), die Rekursionsformel. Hieraus be-rechnet sich T0(x) = 1, T1(x) = x, T2(x) = 2x2 − 1, T3(x) = 4x3 − 3x, T4(x) = 8x4 − 8x2 + 1.
2
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 6. Januar 2003
9. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 33 (je 5 Punkte) Man zeige:a) Fur stetige Funktionen f, g : [a, b] → R sind auch die Funktionen
Mf,g(x) := max(f(x), g(x)) und mf,g(x) := min(f(x), g(x)) stetig.
Beweis: Fur a, b ∈ R gilt max(a, b) = 12 (a + b + |a − b|) und min(a, b) = 1
2 (a + b − |a − b|). Des-halb ist Mf,g(x) = 1
2 (f(x) + g(x) + |f(x) − g(x)|) stetig da f − g, x 7→ |x| ebenso wie Summen undHintereinanderschaltungen stetiger Funktionen stetig sind - ebenso mf,g 2.
b) mit Hilfe des ε, δ-Kriteriums, dass die Funktion f : R>0 → R, f(x) := 1x2 stetig ist.
Beweis: Sei x0 > 0 und ε > 0 gegeben. Wahle δ := min(
x0
2,ε x3
0
6
). Fur alle x > 0 mit |x− x0| < δ gilt
dann wegen x + x0 < 32x0, x > x0
2 (∗):∣∣∣∣ 1x2− 1
x20
∣∣∣∣ = |x− x0||x + x0|x2x2
0
< δx + x0
x2x20
(∗)< δ
32x0
4x4
0
= δ6x3
0
≤ ε 2
Aufgabe 34 (10 Punkte)
Die Funktion f : R → R sei definiert durch f(x) :=∣∣[x + 1
2
]− x∣∣. Man skizziere f und weise nach, dass f
auf R stetig ist. Die Funktion g : R → R sei definiert durch g(x) := f( 1x ) fur x 6= 0, g(0) := a. Kann man a
so wahlen, dass g bei 0 stetig wird?
f ist an jedem x0 6∈ { 2k+12 : k ∈ Z} stetig, da x 7→ |x| stetig ist. Stellvertretend fur die kritischen Stellen
untersuchen wir x0 := 12 . Fur x ∈ (0, 1
2 ) gilt f(x) = x, fur x ∈ [ 12 , 1) gilt f(x) = 1 − x. Offensichtlich ist fbei x0 stetig 2.
Wegen g( 22k+1 ) = 1
2 , k ∈ Z, und g( 1n ) = 0, n ∈ N, hat g bei 0 keinen Grenzwert. Die Frage ist also zu
verneinen.
Aufgabe 35 (je 5 Punkte)
a) Sei f : [0, 1] → R eine stetige Funktion mit f(0) = f(1). Man zeige die Existenz eines c ∈ [0, 1] mitf(c) = f
(c + 1
2
).
Beweis: Die Funktion g : [0, 12 ] → R, g(x) := f(x+ 1
2 )−f(x) ist stetig und es gilt: g(0) = f( 12 )−f(0), g( 1
2 ) =f(1)−f 1
2 ) = −g(0), also g(0)g( 12 ) ≤ 0. Nach dem Zwischenwertsatz gibt es also ein c ∈ [0, 1
2 ] mit g(c) = 0. 2
b) Fur a < b sei f : [a, b] → [a, b] eine stetige Funktion. Man zeige: Es gibt mindestens ein x ∈ [a, b] mitf(x) = x.
Beweis: g : [a, b] → R, g(x) := f(x)− x ist stetig und es gilt: g(a) = f(a)− a ≥ 0, g(b) = f(b)− b ≤ 0. DerZwischenwertsatz liefert die Existenz eines c ∈ [a, b] mit g(c) = 0 2.
1
Aufgabe 36 (10 Punkte) Knacki Sonnenaufgangslemma
Sei f : R → R eine stetige Funktion. x ∈ R heißt Schattenpunkt von f , wenn ein y > x mit f(y) >f(x) existiert. a, b ∈ R, a < b , seien keine Schattenpunkte, alle Punkte im Intervall (a, b) seien jedochSchattenpunkte. Man zeige :a) Fur alle x ∈ (a, b) gilt f(x) ≤ f(b) .Beweis: Sei x ∈ (a, b) gegeben.(i) Beh.: B := sup{y : y ≥ x, f(y) ≥ f(x)} ≥ b (B = ∞ moglich)Annahme: B < b. Jedenfalls: f(x) > f(y) fur alle y > B (∗). Es gibt ein t ∈ [x,B] mit f(t) ≥ f(y) auf [x,B],da f stetig ist. Wegen (*) ist t kein Schattenpunkt. Da aber t ∈ (a, b), ist t Schattenpunkt – Widerspruch.(ii) Wegen f(y) ≤ f(b) fur alle y ≥ b gilt:sup{f(y) : x ≤ y ≤ B} = sup{f(y) : x ≤ y ≤ b} =: M .Da f stetig ist, gibt es x0 ∈ [x, b] mit f(x0) = M (≥ f(b)). Somit: f(y) ≤ f(x0) fur alle y ≥ x0, x0 ist keinSchattenpunkt, also x0 = b, M = f(b) und f(x) ≤ f(b).
b) f(a) ≤ f(b). Beweis: f(x) ≤ f(b) nach (a) ⇒ limx→a+0
f(x) = f(a) ≤ f(b).
c) f(a) = f(b). Beweis: Nach (b) ist f(a) ≤ f(b). Ware f(a) < f(b), so ware a Schattenpunkt.
Aufgabe 37 (5 Punkte) (*)
Seien a1, . . . , an, b1, . . . , bn ∈ R, (n ∈ N∗). Man zeige :
L :=n∑
k=1
(n∑
l=1
(akbl − albk)2)
= 2
n∑k=1
a2k
n∑k=1
b2k −
(n∑
k=1
akbk
)2 ,
folgere hieraus die Cauchy-Schwarz’sche Ungleichung(n∑
k=1
akbk
)2
≤
(n∑
k=1
a2k
)(n∑
k=1
b2k
)
und gebe notwendige und hinreichende Bedingungen dafur an, dass in dieser Ungleichung das Gleichheits-zeichen steht.
0 ≤n∑
k=1
(n∑
l=1
(akbl − albk)2)
=n∑
k=1
(n∑
l=1
(a2kb2
l + a2l b
2k − 2akalbkbl)
)
=n∑
k=1
(a2
k
n∑l=1
b2l + b2
k
n∑l=1
a2l − 2akbk
n∑l=1
albl
)= 2
(n∑
k=1
a2k
n∑l=1
b2l −
n∑k=1
akbk
n∑l=1
albl
)
= 2
n∑k=1
a2k
n∑k=1
b2k −
(n∑
k=1
akbk
)2 .
Das Gleichheitszeichen gilt genau fur L = 0, d.h. wenn fur alle k, l : akbl = albk gilt. Sind alle al = 0, so istdies richtig. Ist aber etwa a1 6= 0, so gilt dies genau dann, wenn fur alle k = 1, · · · , n : bk = b1
a1ak =: λak gilt
- kurz, wenn (a1, · · · , an), (b1, · · · , bn) ∈ Rn linear abhangig sind.
Aufgabe 38 (5 Punkte) (*)
Man zeige: Genugt x ∈ R \ Z einer Gleichung xn + an−1xn−1 + · · · + a1 x + a0 = 0, (n > 0), mit ganzen
Zahlen a0, · · · , an−1, so ist x irrational.
2
Beweis: oBdA n > 1.Sei x ∈ Q \ Z. Dann gibt es p ∈ Z \ {0}, q ∈ N, q > 1 mit x = p
q . Durch Kurzung kann man zudemsicherstellen, dass p und q teilerfremd sind.qnPn(x) = qn(xn + an−1 xn−1 + · · ·+ a1 x + a0) = pn + an−1 pn−1q + · · ·+ a1 pqn−1 + a0 qn = pn + q z miteinem z ∈ Z. p ist nicht durch q teilbar, also gilt Pn(x) 6= 0 2.
Aufgabe 39 (5 Punkte) (*)
Eine Funktion f : D ⊂ R → R heisst gleichmaßig stetig, falls
∀ ε > 0 ∃ δ > 0 ∀ x, y ∈ D, |x− y| < δ : |f(x)− f(y)| < ε .
Man zeige: Die Funktion f : R → R, f(x) := x2 ist nicht gleichmaßig stetig, wohl aber die Funktiong : R≥0 → R, g(x) :=
√x.
Beweis:1. f ist nicht gleichmaßig stetig:Sei ε := 1 und δ > 0 beliebig. Dann folgt aus |f(x)− f(y)| = |x2− y2| = |x+ y||x− y| mit x := 1
δ , y := 1δ + δ
2
zwar |x− y| = δ2 < δ, jedoch |x2 − y2| = 1 + δ2
4 > ε = 1 2.2. g ist gleichmaßig stetig.Sei ε > 0 gegen. Nach Beispiel 11.2 der Vorlesung kann man δ := ε2 wahlen. Da δ also nicht von x, y abhangt,ist g gleichmaßig stetig 2.
Aufgabe 40 Weihnachtsgeschenke ohne Abgabe
a) Man zeige: Fur kein n ∈ N>1 ist n4 + 4n eine Primzahl.
Beweis: Wir betrachten das (komplexe) Polynom p(z) := z4 + 4n. Dieses Polynom besitzt die vierNullstellen 2n/2(± 1√
2± i 1√
2) = 2(n−1)/2(±1 ± i). Zusammen fassung konjugiert komplexer Nullstellen
ergibt die Faktorisierung p(z) =(z2 − 2
n−12 z + 2n
)(z2 + 2
n−12 z + 2n
). Fur gerade n ist n4 + 4n sicher
keine Primzahl. Fur ungerade n ergibt z = n in obiger Faktorisierung eine Zerlegung von p(n) = n4 +4n.Da fur n ≥ 3 stets 2n > 2
n−12 n (Induktion!) gilt, ist keiner der Faktoren 1 2.
b) Auf dem Rand einer Kreisscheibe K verteilen wir n paarweise verschiedene Punkte. Jeder Punkt wirdmit jedem anderen Punkt geradlinig verbunden. Keine drei dieser Verbindungsstrecken mogen sich ininneren Punkten von K schneiden. In wie viele Flachenstucke fn wird die Kreisscheibe auf diese Weisezerlegt?Hinweis : Kennt man f1, · · · , fn , so kann man fn+1 durch diese Zahlen ausdrucken.
Sorgfaltiges Zahlen ergibt fur n > 1 : fn = fn−1+n−2∑k=0
(k(n−k−2)+1). Wegen fn−f1 =∑n−1
k=1(fk+1−fk)
erhalt man mit bekannten Formeln:
fn =124
n4 − 14
n3 +2324
n2 − 34
n + 1 .
Die Zahlen 1, 2, 4, 8, 16 werden also auf naturliche Weise durch 31 fortgesetzt.
c) Wir betrachten die Menge
M :=
{x ∈ R :
30∑k=1
k
x− k≥ 15
3613
}.
3
Man zeige: M ist die (disjunkte) Vereinigung von endlich vielen Intervallen, deren Langensumme gerade(1.1.2003 =)112003 = 31 · 3613 ist.
Fur spatere Jahre behandeln wir gleich mit a > 0, n ∈ N:
M :=
{x ∈ R :
n∑k=1
k
x− k≥ a
}.
Die rationale Funktion f(x) :=∑n
k=1k
x−k − a hat in jedem Intervall (k, k + 1), k = 1, · · · , n − 1 genaueine Nullstelle xk und noch eine Nullstelle xn in (n,∞) – man beweise dieses und skizziere den Graphen
von f . Die gesuchte Langensumme ist Ln,a =n∑
k=1
(xk − k) =n∑
k=1
xk −n(n + 1)
2.
Ferner f(x) = 0 ⇐⇒ −n∏
k=1
(x− k) +1a
n∑k=1
kn∏
j=1
(k)
(x− j) = 0.
Hierbei soll die Schreibweise bedeuten, daß im Produkt der k-te Faktor wegzulassen ist.
Bei Polynomen p(x) = −xn + an−1xn−1 + · · ·+ a0 gilt nach dem Satz von Vieta: an−1 =
∑nk=1 xk falls
n paarweise verschiedene Nullstellen xk vorliegen. Also:n∑
k=1
xk =n(n + 1)
2+
n(n + 1)2a
⇒ Ln,a =n(n + 1)
2a.
4
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 13. Januar 2003
10. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 41 (2,2 und 4 Punkte) Man berechne folgende Limiten (a ∈ R,m, n ∈ N>0):
a) limx→0
1−√
1− x2
x2= lim
x→0
x2
x2(1 +√
1− x2 )= lim
x→0
11 +
√1− x2
=12
.
b) limx→∞
√x (√
x + 1−√
x ) = limx→∞
√x
1√x + 1 +
√x
= limx→∞
1√1 + 1/x + 1
=12
.
c) limx→a
xn − an
xm − am= lim
x→a
xn−an
x−axm−am
x−a
= limx→a
xn−1 + xn−2a + · · ·+ xan−2 + an−1
xm−1 + xm−2a + · · ·+ xam−2 + am−1=
n
man−m .
Aufgabe 42 (je 2 Punkte)
Fur folgende Funktionen ermittle man jeweils einen ”naturlichen Definitionsbereich“ und die Ableitung(a > 0):a) f1(x) := x(xx) = exx ln x = eln x ex ln x
⇒ f ′1(x) = eln x ex ln x
(lnx ex ln x)′ = x(xx)
(1x
xx + lnxxx(lnx + 1))
= x(xx) xx−1 (1 + x lnx (1 + lnx)) .
b) f2(x) := (xx)x = ex2 ln x ⇒ f ′2(x) = (xx)x (2x lnx + x) .c) f3(x) := x(xa) = exa ln x ⇒ f ′3(x) = x(xa) (a xa−1 lnx + xa−1) = x(xa) xa−1 (1 + a lnx) .
d) f4(x) := x(ax) = eax ln x ⇒ f ′4(x) = x(ax) (ax ln a lnx +ax
x) = x(ax) ax (ln a lnx +
1x
) .
e) f5(x) := (lnx)1x = e
1x ln ln x ⇒ f ′5(x) = (lnx)
1x
(− ln lnx
x2+
1x2 lnx
).
f) f6(x) := ln(ln(x2 + x + 1)) ⇒ f ′6(x) =1
ln(x2 + x + 1)1
x2 + x + 1(2x + 1) .
Der Definitionsbereich ist fur (a) - (d) stets R∗+, (e) gilt fur x > 1und in (f) x2 + x + 1 > 1 ⇐⇒ x2 + x > 0 ⇐⇒ x ∈ (−∞,−1) ∪ (0,∞).
Aufgabe 43 (je 5 Punkte)
a) Fur welche m,n ∈ N ist die Funktion f(x) :={
xn fur x ≥ 0xm fur x < 0 im Nullpunkt differenzierbar? Man
berechne gegebenenfalls die Ableitung.
Fur n = m ist f naturlich uberall differenzierbar mit Ableitung f ′(x) = nxn−1. Sei also n 6= m.(i) n = 0, m > 0. Hier ist f in 0 nicht stetig, also auch nicht differenzierbar. Genau so n > 0, m = 0.
(ii) n, m > 0, n 6= m. limx→0,x>0
xn
x= lim
x→0,x>0xn−1 = 0 fur n > 1 und = 1 fur n = 1. Ebenso fur x < 0. Ist
etwa n = 1 und somit m > 1, so ist f bei 0 nicht differenzierbar. Gilt aber n, m > 1, so folgt f ′(0) = 0.
1
b) Man zeige: Die Funktion f auf R mit f(0) := 0 und f(x) := x
(1 + 2x sin
1x
)fur x 6= 0 ist uberall
differenzierbar, es gilt f ′(0) > 0 und jede Umgebung von 0 enthalt Intervalle, in denen f ′ negativ ist. Manversuche sich an einer Skizze!
Fur x 6= 0 ist f als Zusammenstzung differenzierbarer Funktionen differenzierbar. Fur x = 0 existiert derGrenzwert limx→0
f(x)x = 1 = f ′(0)(> 0).
Fur x 6= 0 gilt f ′(x) = 1 + 4x sin1x− 2 cos
1x
. f ′(
12kπ
)= −1, (k ∈ Z). Da f ′ fur x 6= 0 stetig ist, gibt es
Intervalle um diese Punkte, wo f ′ negativ ist 2.
Aufgabe 44 (10 Punkte) Knacki
Zu gegebenem x0 ∈ R sei f : [x0, x0 +1] → R eine im Punkt x0 differenzierbare Funktion mit f(x0) 6= 0. DieFolge (xn) sei definiert durch
xn :=
(f(x0 + 1
n
)f(x0)
)n
.
Man untersuche die Folge (xn) auf Konvergenz und bestimme gegebenenfalls den Grenzwert.
Da f in x0 differenzierbar ist, ist f in x0 auch stetig. Deshalb folgt aus f(x0) 6= 0, dass f(x0 + 1/n) undf(x0) fur hinreichend große n nicht 0 sind und gleiches Vorzeihen haben. OBdA seien beide positiv. Deshalbbetrachten wir fur diese n:
(∗) yn := ln xn =ln f(x0 + 1
n )− ln f(x0)1n
.
Da f auf einer Umgebung von x0 positiv ist, ist ln f(x) dort definiert und als Zusammensetzung von bei
x0 differenzierbaren Funktionen dort differenzierbar mit Ableitung (ln f(x))′|x=x0 =f ′(x0)f(x0)
. (∗) ist ein
Diffenzenquotient von ln f bei x0, besitzt also diesen Grenzwert. Also:
limn→∞
xn = exp(
f ′(x0)f(x0)
).
2
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 20. Januar 2003
11. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 45 (8 Punkte)
Es sei f : (0, π) → R definiert durch f(x) :=2x
sinx. Man zeige, dass f umkehrbar ist, bestimme den Defini-
tionsbereich von f−1 und berechne (f−1)′(π).
(i) f ist umkehrbar.Beweis: Seien x, y ∈ (0, π), x < y gegeben. Der Mittelwertsatz liefert die Existenz eines ξ ∈ (x, y) mit
f(y) − f(x) = f ′(ξ)(y − x) = 2sin ξ − ξ cos ξ
sin2 ξ(y − x). Gilt also f ′(x) 6= 0 auf (0, π), so ist f injektiv und
somit umkehrbar. Nun gilt f ′(x) = 0 ⇐⇒ x = tanx (auf (0, π)). Wegen tanx < 0 auf (π2 , π) ist nur
das Intervall (0, π2 ) zu untersuchen. Der Mittelwertsatz liefert dort tanx = (1 + tan2 η)x > x mit einem
geeigneten η ∈ (0, x). Also: f ′(x) 6= 0.(ii) Da f ′(x) 6= 0 und stetig, folgt f ′(x) > 0 mit dem Zwischenwertsatz aus f ′(π/2) = 2. f ist also strengmonoton wachsend. Ferner gilt limx→0+ f(x) = 2 und limx→π− = ∞. Also gilt f((0, π)) = (2,∞) (Zwischen-wertsatz).
(iii) Wegen (f−1)′(x) =1
f ′(f−1(x))folgt mit f(π
2 ) = π sofort (f−1)′(π) =1
f ′(π/2)=
12
2.
Aufgabe 46 (3, 3 und 6 Punkte)
Es sei f : [a, b] → R auf [a, b) differenzierbar. Man beweise oder widerlege:
a) Ist f im Punkte b differenzierbar, so existiert B := limx→b−
f ′(x), und es gilt f ′(b) = B.
Die Behauptung ist falsch! Z.B. besitzt die Einschrankung der Funktion f aus A43b auf das Intervall [−1, 0]eine Ableitung, die bei b = 0 keinen Grenzwert besitzt. 2
b) Existiert B := limx→b−
f ′(x), so ist f in b differenzierbar, und es gilt f ′(b) = B.
Banalerweise falsch! f(x) := 0 auf [0, 1), f(1) := 1 ist in 1 nicht stetig, also auch nicht differenzierbar. 2
c) Ist f in b stetig und existiert B := limx→b−
f ′(x), so ist f in b differenzierbar, und es gilt f ′(b) = B.
Diese Aussage ist richtig. Denn:Sei f auf [a, b) differenzierbar und limx→b− f ′(x) =: B existiere. Zu geg. ε > 0 gibt es also ein δ > 0 so, dassaus a ≤ b − δ < x < b stets |f ′(x) − B| < ε folgt. Zu jedem dieser x gibt es nach dem Mittelwertsatz einξx ∈ (x, b) mit f(x)−f(b)
x−b = f ′(ξx). Folglich:∣∣∣∣f(x)− f(b)x− b
−B
∣∣∣∣ = |f ′(ξx)−B| < ε ⇒ limx→b−
f(x)− f(b)x− b
= f ′(b) = B 2.
Aufgabe 47 (10 Punkte)
Aus einem Halbkreis und einem Rechteck werde ein Rundbogenfenster des Umfangs L > 0 geformt (sieheBild unten!). Wie muss man vorgehen um ein Fenster moglichst großer Flache zu bekommen?Bemerkung: Wir verwenden ”zwanglos“ die Formeln U = 2rπ und F = r2π fur Umfang und Flache einesKreises vom Radius r.
Es gilt L = rπ + 2x + 2r ⇐⇒ r = L−2xπ+2 und Flache F = r2π
2 + 2rx =(
L−2xπ+2
)2π2 + 2 L−2x
π+2 x =: F (x) (Bez.nach Bild!).
Es gilt 0 ≤ x ≤ L2 und F (0) =
(L
π+2
)2π2 , F (L
2 ) = 0. Ist ξ eine innere Extremstelle, so gilt dort F ′(ξ) = 0.
F ′(x) = 4L− xπ − 4x
(π + 2)2= 0 ⇐⇒ x =
L
π + 4(=: ξ) .
Dieses ist offensichtlich eine innere Stelle. F (ξ) =L2
2(π + 4)> F (0) =
(L
π + 2
)2π
2. Also erhalt man fur
x = ξ maximale Flache 2.
Aufgabe 48 (10 Punkte) Knacki
Nach Planck wird das Emissionsvermogen eines schwarzen Strahlers der Temperatur T (T bzg. der Kelvin-Skala, also T > 0) beschrieben durch
E(λ) =c2~λ5
1exp
(c~
kTλ
)− 1
, 0 < λ < ∞
(λ Wellenlange, c, ~, k positive Konstanten).Man zeige: E(λ) hat genau eine Maximalstelle λm, und es gilt
λm · T = const. (Wiensches Verschiebungsgesetz).
Beweis:Wegen λ5 (exp
(c~
kTλ
)−1) ≥ λ5 c~
kTλ gilt limλ→∞
E(λ) = 0. Da die Exponentialfunktion schneller wachst als jede
Potenz, gilt ferner auch limλ→0+0
E(λ) = 0. Da E > 0 auf R>0, besitzt E mindestens eine Maximalstelle. Dort
gilt notwendig E′(λ) = 0.
E′(λ) = −c2h5λ
(exp
(c~
kTλ
)− 1
)− exp
(c~
kTλ
)c~kT
λ7(exp
(c~
kTλ
)− 1
)2 .
Mit t := c~kTλ gilt also E′(λ) = 0 ⇐⇒ 5 =
tet
et − 1=: g(t). Aus g(t) = t(1+t+t2/2+···)
t+t2/2+··· folgt limt→0+0
g(t) = 1.
limt→∞
g(t) = ∞ ist klar. Als Produkt zweier positiver monoton wachsender Funktionen ist g monoton wach-
send, nimmt also (da stetig) nach dem Zwischenwertsatz 5 an genau einer Stelle tm = c~kTλm
≈ 4.965114232an, also ist λm T = c~
ktmkonstant.
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 27. Januar 2003
12. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 49 (je 4 Punkte) Man berechne folgende Grenzwerte:
a) A := limx→0
(ax + bx
2
) 1x
mit a, b > 0;(ax + bx
2
) 1x
= exp(
1x
ln(
ax + bx
2
)). Da die Exponentialfunktion stetig ist, genugt es den Grenzwert des
Exponenten zu ermitteln. Dies ist ein Fall fur l’Hospital.
limx→0
(1x
ln(
ax + bx
2
))= lim
x→0
1ax + bx
(ax ln a + bx ln b) =ln a + ln b
2= ln
√ab ⇒ A =
√ab 2.
b) B := limx→0
(1
sinx− 1
x
);(
1sinx
− 1x
)=
x− sinx
x sinx. Dies ist auch wieder ein Fall fur l’Hospital. Schoner geht es mit Potenzreihen:
x− sinx
x sinx=
x− x + x3
3! −+ · · ·x2 − x4
3! +− · · ·=
x3! + · · ·
1− x2
3! + · · ·→ 0 = B fur x → 0 2.
c) C := limx→0+
(1− x)ln x;
(1−x)ln x = exp(lnx·ln(1−x)). Fur den Exponenten lnx·ln(1−x) =ln(1− x)
1ln x
ist dies ein Fall fur l’Hospital:
limx→0+
ln(1− x)1
ln x
= limx→0
− 11−x
− 1x ln2 x
= limx→0
x ln2 x
1− x= 0 ⇒ C = 1 2 .
Aufgabe 50 (3, 3 und 4 Punkte) Man zeige die Gultigkeit folgender Ungleichungen fur jedes n ∈ N:
a)2n+1∑k=0
xk
k!< ex fur x 6= 0 . Beweis:
Die linke Seite ist das Taylorpolynom (2n+1)-ten Grades fur die Funktion ex an der Stelle x0 = 0. Fur jedesx 6= 0 sichert der Satz von Taylor die Existenz eines ξ zwischen 0 und x mit (Lagrange-Rest):
ex =2n+1∑k=0
xk
k!+
eξ
(2n + 2)!x2n+2 >
2n+1∑k=0
xk
k!2.
b)2n+1∑k=1
(−1)k−1
kxk > ln(1 + x) fur x > −1, x 6= 0 . Beweis:
Wegen (ln(1 + x))(k) =(−1)k−1(k − 1)!
(1 + x)kist die linke Seite das Taylorpolynom 2n + 1-ten Grades fur die
Funktion ln(1 + x) an der Stelle x0 = 0. Fur jedes x 6= 0 sichert der Satz von Taylor die Existenz eines ξzwischen 0 und x mit (Lagrange-Rest):
ln(1 + x) =2n+1∑k=1
(−1)k−1
kxk +
(−1)2n+1
2n + 21
(1 + ξ)2n+2x2n+2 <
2n+1∑k=1
(−1)k−1
kxk 2.
c) Mit Hilfe des Satzes von Taylor bestimme man√
17 mit einer Genauigkeit von 10−4.
√17 = 4
(1 + 1
16
)1/2. Taylorentwicklung um 0 mit passendem ξ zwischen 0 und x:√
1 + x = 1 +( 1
2
1
)x + · · ·+
( 12
n
)xn +
( 12
n + 1
)(1 + ξ)1/2−n xn+1.
Hier ist x = 116 . Der (Lagrange) Rest Rn ist fur n = 3 positiv und R3 ≤ 15
24·165 ≈ 5.96 · 10−7. Einsetzen indas Taylorpolynom ergibt:
√17 > 67553
16384 ≈ 4.12307 mit obigem Maximalfehler (multipliziert mit 4) 2.
1
Aufgabe 51 (3 und 5 Punkte)
Fur jedes n ∈ N sei fn : R → R, fn(x) :=(
tanh1x
)2n
fur x 6= 0 und fn(0) := 1 ( tanhx := sinh xcosh x ).
Man zeige:a) Die Folge (fn) konvergiert auf ganz R punktweise und ermittle die Grenzfunktion f .
Beweis: fn(0) = 1 → 1 fur n →∞. Die Funktion x 7→ tanh x ist streng monoton wachsend mit | tanh x| < 1fur alle x. Deshalb gilt fn(x) → 0 fur n →∞ fur x 6= 0. Grenzfunktion f(x) = 0 fur x 6= 0, f(0) = 1.
b) Die Folge (fn) konvergiert nicht gleichmaßig auf ganz R, fur jedes a > 0 konvergiert sie jedoch gleichmaßigauf R \ (−a, a).
Beweis: Die Grenzfunktion ist nicht stetig. Nach Satz 13.4 kann die Konvergenz also nicht gleichmaßig aufganz R sein. Sei nun a > 0 gegeben. Die Funktion fn ist eine gerade Funktion und fur x ≥ 0 streng monotonfallend. Also gilt fur fn(x) ≤ fn(a) fur |x| > a. Wegen fn(a) → 0 folgt die gleichmaßige Konvergenz aufR \ (−a, a) 2.
Aufgabe 52 (10 Punkte) Knacki
Seien Sn, Cn die n-ten Taylorpolynome des Sinus bzw. des Cosinus.Man zeige: Fur alle k ∈ N gilt:
S4k+3(x) < sinx < S4k+1(x) fur x > 0 undC4k+2(x) < cos x < C4k(x) fur x 6= 0, und x 6= 2nπ, n ∈ Z, falls k = 0.
Beweis: Wir beweisen die Behauptung durch vollstandige Induktion. Da cos x und alle Taylorpolynome C2j
gerade Funktionen sind, genugt es die Beh. fur x > 0 zu beweisen. Wir notieren zunachst die Taylorpolynome
S2k+1(x) = x− x3
6± · · · (−1)k x2k+1
(2k + 1)!und C2k(x) = = 1− x2
2± · · · (−1)k x2k
(2k)!
und erkennen S′2k+1(x) = C2k(x), C ′2k(x) = −S2k−1(x), (k > 0). (∗)
(1) Induktionsanfang: k = 0Zu zeigen ist: x − x3
6 < sinx < x, 1 − x2
2 < cos x < 1 fur x > 0 (mit den gen. Ausnahmen). sinx < xund cos x < 1 (Ausnahmen!) ist bekannt. Es gilt also f0(x) := x− sinx > 0, (x > 0),. Deshalb ist F0(x) :=x2
2 +cos x−1 streng wachsend (F ′0 = f0) mit F0(0) = 0. Also ist F0(x) > 0, (x > 0). Dies ist eine der zu bew.
Ungleichungen. Ferner folgt mit g0(x) := cos x − 1 + x2
2 > 0 genau so, dass G0(x) := sinx − x + x3
6 strengwachsend ist und wegen G0(0) = 0 auch G0(x) > 0, (x > 0), erfullt. Dies ist die zweite noch ausstehendeUngleichung.(2) Induktionsschluss: Sei nun die Beh. fur ein k ∈ N richtig.Wir betrachten fk(x) := sin x− S4k+3(x) > 0. Es folgt, dass Fk(x) := C4k+4(x)− cos x streng wachsend istund bei 0 verschwindet (Beachte C ′
4k+4 = −S4k+3 wegen (∗)) und Fk(0) = 0. Also ist Fk(x) > 0, (x > 0),eine zu bew. Ungleichung. Mit gk := Fk erhalten wir genau so Gk(x) := S4k+5(x)− sinx > 0, (x > 0), eineweitere Ungleichung. Hiermit fahren wir fort, also hk := Gk ergibt Hk(x) := −C4k+6(x) + cos x > 0, nocheine Ungleichung. Warum aufhoren? Wir setzen jk := Hk, was Jk(x) := −S4k+7(x) + sinx > 0 ergibt, dieletzte zu beweisende Ungleichung 2.
2
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Dr. H. Koditz
Hannover, den 10. April 2003
13. Ubungsblatt zur Analysis I (Losungshinweise)
Aufgabe 53 (6 Punkte)
Man zeige: Fur jedes α < 0, α 6= −1 konvergiert die Folge
(n∑
k=1
kα − nα+1
α + 1
).
Man formuliere eine analoge Aussage fur α = −1 .Hinweis: Man grenze xα durch geeignete Treppenfunktionen ein.
Beweis: Sei also α < 0, α 6= −1 und An :=∑n
k=1 kα − nα+1
α+1 , n ≥ 1.(i) Die Folge (An) ist streng monoton fallend.
An+1 −An = (n + 1)α − (n + 1)α+1
α + 1+
nα+1
α + 1= (n + 1)α − 1
α + 1((n + 1)α+1 − nα+1)
MWsatz=== (n + 1)α − ξα < 0 .
Dies gilt mit einem ξ ∈ (n, n + 1), da wegen α < 0 die Funktion x 7→ xα streng monoton fallend ist.(ii) Die Folge (An) ist nach unten beschrankt.Wir betrachten ϕ : [1,∞) → R, ϕ(x) := nα auf [n, n + 1). Wegen ϕ(x) ≥ xα gilt fur jedes n:
0 ≤∫ n
1
(ϕ(x)− xα)dx =n−1∑k=1
kα −∫ n
1
xα dx =n−1∑k=1
kα − nα+1 − 1α + 1
⇒n∑
k=1
kα − nα+1
α + 1≥ nα − 1
α + 1≥ − 1
α + 12.
Fur α = −1 erhalt man analog die Existenz des Grenzwertes γ := limn→∞
(n∑
k=1
1k− log n
)die beruhmte
Euler-Mascheroni Konstante. Fur praktische Berechnung ersetzt man ubrigens log n durch log(n + 12 ).
Aufgabe 54 (5 Punkte)
Fur n, m ∈ N berechne man snm :=∫ 2π
0
sinnx sinmxdx und cnm :=∫ 2π
0
cos nx cos mxdx .
Additiontheoreme: cos(n±m)x = cos nx cos mx∓sinnx sinmx, sin(n±m)x = sinnx cos mx±cos nx sinmx:
sinnx sinmx =12
(cos(n−m)x− cos(n + m)x) , cos nx cos mx =12
(cos(n + m)x + cos(n−m)x) .
Elementare Intergation ergibt fur n 6= m sofort snm = cnm = 0. Fur n = m = 0 : s00 = 0, c00 = 2π und furn = m 6= 0 : snn = 1
2
∫ 2π
0(1− cos 2nx) dx = π = cnn.
Aufgabe 55 (je 3 Punkte )
Man berechne folgende Integralea) Substitution: t = log x ergibt:∫ e
1
log xdx
x(log2 x− log x + 1)=
∫ 1
0
t
t2 − t + 1dt =
12
(∫ 1
0
2t− 1t2 − t + 1
dt +∫ 1
0
dt
t2 − t + 1
)=
12
log(t2 − t + 1)|10 +2√3
arctan1√3
=2√3
arctan1√3
=π
3√
3.
1
b) Mehrfache partielle Intergation ergibt:∫ π
0
x3 cos xdx = x3 sinx|π0 − 3∫ π
0
x2 sinxdx = · · · = 12− 3π2.
c) ∫ 1
0
x3√
1 + x2dx1+x2=t==
12
∫ 2
1
(t− 1)√
t dt
=12
∫ 2
1
(t3/2 − t1/2) dt =15
(2
52 − 1
)+
13
(1− 2
32
)=
2√
2 + 215
.
d) Id :=∫ 1
0
x lnx√1− x2
dx.
Wegen x lnx → 0 fur x → 0 und ln x√1−x2 → 0 fur x → 1 ist der Integrand bei 0 und 1 stetig erganzbar
durch die Funktionswerte 0, also integrierbar. Wir ermitteln eine Stammfunktion auf (0, 1) mit partiellerIntegration.
F (x) =∫
x√1− x2
lnx dx = −√
1− x2 lnx +∫ √
1− x2
xdx.∫ √
1− x2
xdx
1−x2=t2== −∫
t2
1− t2dt = t− 1
2ln
1 + t
1− t=√
1− x2 − ln(1 +
√1− x2
)+ lnx.
Also: F (x) = lnx(1−
√1− x2
)+√
1− x2 − ln(1 +
√1− x2
). F ist durch F (0) := 1 − ln 2, F (1) := 0
auf [0, 1] stetig fortsetzbar, also Id = F (1)− F (0) = ln 2− 1 2.
e)∫ 1/2
0
arccos xdx = x arccos x|1/20 +
∫ 1/2
0
x√1− x2
dx =π
6+ 1−
√34.
f)∫ π/2
0
(x3 − x2 + x) sinx dx. Partielle Integrationen der einzelnen Teile ergeben: I = 34π2 − π − 3.
Aufgabe 56 (3,3,4 und 3 Punkte) Knacki
Sei f : R → R eine stetige Funktion. Fur jedes r > 0 sei fr : R → R definiert durch
fr(x) :=12r
∫ x+r
x−r
f(t)dt .
Man zeige:a) fr ist differenzierbar.Beweis: Mit einer beliebigen Stammfunktion F von f liefert der Haupsatz 15.16 mit Satz 15.17 sofortfr(x) = F (x+r)−F (x−r)
2r . Also ist f differenzierbar mit f ′r(x) = f(x+r)−f(x−r)2r .
b) Fur jedes x ∈ R gilt limr→0
fr(x) = f(x).Beweis: Sei x ∈ R und ε > 0 gegeben. Da f in x stetig ist, gibt es ein r0 > 0 derart, dass fur alle t mit|t− x| < r0 stets |f(x)− f(t)| < ε gilt. Es folgt fur 0 < r < r0:
|fr(x)− f(x)| = 12r
∣∣∣∣∫ x+r
x−r
(f(t)− f(x)) dt
∣∣∣∣ ≤ 12r
∫ x+r
x+r
|f(t)− f(x)| dt ≤ 12r
∫ x+r
x+r
ε dt = ε 2 .
c) Auf jedem Intervall [a, b] konvergiert die Folge (f 1n) gleichmaßig gegen f .
Beweis: Seien a < b gegeben. Auf dem abgeschlossenen Intervall [a − 1, b + 1] ist f stetig, also auchgleichmaßig stetig. Zu gegebenem ε > 0 gibt es demzufolge ein n0 ∈ N, derart, dass fur alle x ∈ [a, b], n ≥ n0
stets |f(t)− f(x)| < ε fur alle t mit |t− x| < 1n gilt. Also folgt wie in (b) fur alle x ∈ [a, b]:
|f 1n(x)− f(x)| = n
2
∣∣∣∣∣∫ x+1/n
x−1/n
(f(t)− f(x)) dt
∣∣∣∣∣ < ε 2 .
d) Ist f gleichmaßig stetig, so konvergiert (f 1n) sogar auf ganz R gleichmaßig gegen f .
Beweis: Beweis wie in (c). Die Einschrankung auf das Intervall [a − 1, b + 1] ist hier uberflussig, da f aufganz R gleichmaßig stetig ist.
2
Aufgabe 57 ohne Abgabe Knacki
a) Seien f, g : [a, b] → R stetige Funktionen. Man zeige:
∫ b
a
f(x)g(x) dx ≤
(∫ b
a
f2(x) dx
) 12
·
(∫ b
a
g2(x) dx
) 12
. Cauchy-Schwarzsche Ungleichung
Beweis: Wir benutzen die bekannte Cauchy-Schwarzsche Ungleichung fur das kanonische Skalarprodukt~a ·~b := (a1, · · · , an) · (b1, · · · , bn) =
∑nk=1 akbk ≤
√∑nk=1 a2
k ·√∑n
k=1 b2k = ‖~a‖‖~b‖ im Rn. Zu jedem n ∈ N>0
wahlen wir die aquidistante Zerlegung (a = x0, x1, · · · , xn = b). Die Riemannschen Naherungssummen:
S1 :=1n
n∑k=1
f(xk)g(xk) , S2 :=1n
n∑k=1
f2(xk) , S3 :=1n
n∑k=1
g2(xk)
konvergieren fur n →∞ gegen die obigen Integrale. Nun gilt aber:
S1 =(
f(x1)√n
, · · · , f(xn)√n
)·(
g(x1)√n
, · · · , g(xn)√n
)≤
(n∑
k=1
f2(xk)n
) 12
·
(n∑
k=1
g2(xk)n
) 12
=√
S2
√S3 .
Fur n →∞ erhalt man die gewunschte Ungleichung. 2
b) Sei f : [a, b] → R stetig differenzierbar und es gelte f(a) = 0. Man zeige:∫ b
a
|f(x)f ′(x)| dx ≤ b− a
2
∫ b
a
(f ′(x))2dx . Ungleichung von Opial
Beweis: g(x) :=∫ x
a
|f ′(t)|dt ist eine Stammfunktion von |f ′| mit g(a) = 0, g ≥ 0.
Ferner gilt: |f(x)| =∣∣∣∣∫ x
a
f ′(t) dt
∣∣∣∣ ≤ ∫ x
a
|f ′(t)|dt = g(x). Also:∫ b
a
|f(x)f ′(x)|dx ≤∫ b
a
g(x)g′(x) dx =12g2(b).
Cauchy–Schwarz-Ungl.:12g2(b) =
12
(∫ b
a
1 · |f ′(x)|dx
)2
≤ 12
∫ b
a
dx
∫ b
a
(f ′(x))2dx =b− a
2
∫ b
a
(f ′(x))2dx2.
3
Institut fur MathematikUniversitat Hannover
Prof. Dr. W. Ebeling und Mitarbeiter
Hannover, den 8. Februar 2003
Klausur zur Analysis I (Losungen)
Bearbeitungszeit: 8.15 – 10.15
Aufgabe 1 (10 Punkte)
Es sei 0 ≤ a ≤ 1. Zeigen Sie, dass dann fur jedes n ∈ N folgende Ungleichung gilt:
(1 + a)n ≤ 1 + (2n − 1)a
Beweis: (vollstandige Induktion)(i) n = 0: (1 + a)0 = 1 ≤ 1 + (20 − 1)a = 1 ist richtig.(ii) Sei die Behauptung fur ein n ∈ N richtig. Dann folgt:
(1 + a)n+1 = (1 + a)n(1 + a)IV≤ (1 + (2n − 1)a)(1 + a) = 1 + 2na− a + a + (2n − 1)a2
a2≤a
≤ 1 + 2na + (2n − 1)a = 1 + (2n+1 − 1)a 2.
Aufgabe 2 (10 Punkte)
Die Folge (an) sei bei gegebenen A ∈ R, q ∈ (−1, 1), rekursiv definiert durch
a0 := A , an+1 := 1 + q an , (n ∈ N) .
Man zeige, dass die Folge konvergiert und berechne den Grenzwert.Hinweis: Man notiere einige Folgenglieder, errate eine explizite Darstellung von an und beweise diese.
Beweis: a1 = 1 + qA, a2 = 1 + q(1 + qA) = 1 + q + q2A, a3 = 1 + q + q2 + q3A, · · ·Wir behaupten an = 1 + q + q2 + · · · qn−1 + qnA
geom. Summenformel===1− qn
1− q+ qnA.
Den (sehr einfachen) Induktionsbeweis spare ich mir!Die Rechenregeln fur Folgen ergeben wegen qn → 0 die Konvergenz unserer Folge gegen 1
1−q 2.
Aufgabe 3 (10 Punkte)
Man zeige durch einen ε-δ-Beweis die Stetigkeit von f(x) :=x
1 + xim Punkt x0 = 1. Konkret gebe man zu
ε := 1100 ein brauchbares δ > 0 an.
Beweis: Sei ε > 0 gegeben und δ := min(1, 2ε). Dann gilt fur alle x mit |x− 1| < δ ≤ 1(⇒ x ≥ 0):∣∣∣∣ x
1 + x− 1
2
∣∣∣∣ =|x− 1|
2(1 + x)<
δ
2(1 + x)≤ δ
2≤ ε 2 .
Zu ε = 1100 kann man also δ = 1
50 wahlen.
Aufgabe 4 (10 Punkte)
Es sei f : (−1,∞) → R definiert durch
f(x) =
{ x
ln(1 + x)fur x 6= 0
1 fur x = 0 .
Man zeige, dass f in 0 differenzierbar ist und bestimme f ′(0).
Beweis: Wir betrachten den Differenzenquotienten von f bei 0:
Df (x) =f(x)− f(0)
x=
xln(1+x) − 1
x=
x− ln(1 + x)x ln(1 + x)
Das Grenzverhalten fur x → 0 untersuchen wir mit der Regel von de l’Hospital:
limx→0
x− ln(1 + x)x ln(1 + x)
l′H= limx→0
1− 11+x
ln(1 + x) + x1+x
= limx→0
x
(1 + x) ln(1 + x) + x
l′H= limx→0
1ln(1 + x) + 1 + 1
=12
.
Also ist f bei 0 differenzierbar und es gilt f ′(0) = 12 2.
Aufgabe 5 (10 Punkte)
Man bestimme das Taylorpolynom dritter Ordnung von f(x) = (sinx)2 an der Stelle x0 = 0 und zeige, dassfur das Restglied R3(x) die Abschatzung |R3(x)| ≤ 1
48 fur alle x ∈ [0, 12 ] gilt.
f ′(x) = 2 sinx cos x = sin 2x, f ′′(x) = 2 cos 2x, f ′′′(x) = − 4 sin 2x, f ′′′′(x) = −8 cos 2x. Das Taylorpoly-nom dritter Ordnung lautet also mit Lagrange-Rest:
f(x) = T3(x) + R3(x) = f(0) + f ′(0)x +f ′′(0)
2x2 +
f ′′′(0)6
x3 +f ′′′′(ξ)
24x4 = x2 − 8 cos 2ξ
24x4
mit einem passenden ξ zwischen 0 und x. Das Taylorpolynom lautet also T3(x) = x2, und fur den Rest gilt
|R3(x)| = 8 | cos 2ξ|24
x4 ≤ 13
124
=148
fur 0 ≤ x ≤ 12 2.