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Aus- und Umbau der Energienetze-

Aus der Sicht von Naturschutz- und Kulturlandschaftspflege

Fachtagung des Deutschen Rates für Landespflege e.V.

Berlin, 27 September 2012

Anbindung der Offshore- Windernergieanlagen an das Energienetz an Land – Erfahrungen einer FachbehördeArndt Meyer-Vosgerau

Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Aus- und Umbau der Energienetze-

Aus der Sicht von Naturschutz- und Kulturlandschaftspflege

Fachtagung des Deutschen Rates für Landespflege e.V.

Berlin, 27 September 2012

Anbindung der Offshore- Windernergieanlagen an das Energienetz an Land –

Erfahrungen einer FachbehördeGliederung:

• Informationen über den Nationalpark und das Welterbegebiet Niedersächsisches

Wattenmeer

• Erfahrungen der Nationalparkverwaltung:

•Rechtlich/administrativ

•Fachlich/technisch

• Fazit

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

1986: Gründung des NationalparksGröße: 240.000 ha

2001: Novellierung des NationalparkgesetzesEinbeziehung DollartEinbeziehung Küstenheiden und GeestkliffEinbeziehung steinig kiesiger Gründe vor BorkumEinbeziehung Rastgebiet MeerestaucherGröße: 280.000 ha

2010: Erweiterung um EU-VogelschutzgebieteGröße: 346.000 ha68,5 % Ruhezone31 % Zwischenzone0,5 % Erholungszone

LRT MeerDas Prielsystem und die ständig wasserbedeckten Flächen (43%)

Kinderstube vieler Fisch-und Wirbellosenarten !

LRT WattDie Wattflächen (50%)

Lebensraum der Extremverhältnisse2x täglich Ebbe und Flut !

1 Quadratmeter Wattboden enthältbis zu 100.000 Schlickkrebse,bis zu 100.000 Wattschnecken,mehr als 20.000 junge Miesmuschelnoder bis zu 50 dicke Wattwürmer

= 300 gr Biomasse/m²= 3 Tonnen/ha

LRT SalzwiesenDie Salzwiesen (4%)

Ca. 400 Insektenarten sind auf die 25 häufigsten Salzwiesenpflanzen angewiesen

LRT DünenDie Dünen (3%)

LRT andere

Alle anderen marinen und Küstenlebensräume

©C

WSS

Weltnaturerbegebiet Wattenmeer

Seit 26.Juni 2009Gesamtfläche ca. 10.000 km²Küstenlänge ca. 400 km

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/8/80/Logo_Nationalpark_Hamburgisches_Wattenmeer.svg

©C

WSS

Weltnaturerbegebiet Wattenmeer

Kriterium (viii)außergewöhnliche Beispiele der Hauptstufen der Erdgeschichte undwesentliche im Gang befindlicher geologischer Prozesse

Kriterium(ix)außergewöhnliche Beispiele bedeutender im Gang befindlicher ökologischerund biologischer Prozesse in der Evolution und Entwicklung vonLand-, Süßwasser-, Küsten- und Meeres-Ökosystemensowie Pflanzen- und Tiergemeinschaften darstellenKriterium(x) die für die In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt bedeutendsten undtypischsten Lebensräume enthalten, einschließlich solcher, die bedrohteArten enthalten, welche aus wissenschaftlichen Gründen oder ihrer Erhaltung wegen von außergewöhnlichem universellem Wert sind.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/8/80/Logo_Nationalpark_Hamburgisches_Wattenmeer.svg

Erfahrungen mit Anbindungen von OWP durch den

NLP Niedersächsisches Wattenmeer

Rechtlich/administrativ

Situation im Jahr 2000:

zahlreiche Vorhabenträger/Antragssteller: z.B."Borkum West", Prokon Nord"Butendiek", OSB Offshore Bürger- Windpark Butendiek GmbH & Co. KG"Borkum Riffgrund", PNE2 Riff I GmbH "Borkum Riffgrund West", Energiekontor AG "Amrumbank West", Amrumbank West GmbH"Nordsee Ost", WINKRA Offshore Nordsee Planungs- und Betriebsgesellschaft mbH"Sandbank 24", Sandbank 24 GmbH & Co KG"ENOVA Offshore Northsea Windpower", ENOVA OffshoreProjektentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG"DanTysk", Gesellschaft für Energie und Oekologie mbH"Nördlicher Grund", Nördlicher Grund GmbH"Global Tech I", Nordsee Windpower GmbH & Co.KG"Hochsee Windpark Nordsee", EOS Offshore AG"Godewind", Plambeck Neue Energien AG"BARD Offshore 1", BARD Engineering GmbH"Meerwind Ost" und "Meerwind Süd", Meerwind Südost GmbH & Co Rand KG und Meerwind Südost GmbH & Co Föhn KG"Hochsee Windpark He dreiht", EOS Offshore AG"Borkum West II", Prokon Nord Energiesysteme GmbH





zahlreiche Vorhabenträger/Antragssteller, aber

• kein koordiniertes Vorgehen, keine Vorgaben der Raumordnung

• jeder Antragsteller selbst für Anbindung verantwortlich

• Lage der Kabel

• Technik der Anbindung

• zu wenig ausgereifte Verlegetechnik

Folge für die NLPV: u.a.

• höchst intensive Antragsberatung der Vorhabenträger

• Empfehlungen zur Kooperation




Situation bis zur Änderung des EnWG:

zahlreiche Zulassungs- und Genehmigungsbehörden:•Netzanbindung AWZ bis Eintritt Küstenmeer:

Bundesamt f. Seeschifffahrt und Hydrographie gem. SeeAnlVO(§ 2)

•Netzanbindung Küstenmeer bis an Land:NLWKN - wasserrechtliche Genehmigung gem. § 133 NWG

- deichrechtliche Genehmigung Deichquerung InselLandkreis - deichrechtliche Genehmigung Deichquerung KüsteNLPV - Befreiung gem. § 17 NWattNPGWSD - Strom- und Schifffahrtspolizeiliche Erlaubnis

mit jeweils eigenen Antragsunterlagen und - verfahren

Folge für die NLPV: Durchführung von sog. Konvoiverfahren mit NLWKN- gemeinsame Antragsunterlagen u. -verfahren- inhaltlich u. zeitlich aufeinander abgestimmte Entscheidungen





Vorgaben im LROP fehlen, deshalb Durchführung v. RO-verfahren

• Anbindung Alpha Ventus (vormals Borkum-West, Testfeld DOTI, Prokon Nord)

• weitere ca. 8 Anträge über Norderney – Entwicklung des Korridorgedankens

• Nordergründe und

• Riffgatt

Erst dann Änderung des LROP:

• nachrichtl. Übernahme der Anbindungen Nordergründe u. Riffgatt und

• Festlegung des Kabelkorridors Norderney (gepl. für bis zu 8 Systemen)

LROP_Ergänzung 2006





LROP, Änderungsverordnung v. 21. Januar 2008:Die als verbindliche Ziele der Raumordnung formulierten Regelungen lauten:„Der bis 2015 zu erwartende Transport der in der ausschließlichen Wirtschaftszone vor der niedersächsischen Küste durch Anlagen zur Windenergienutzung auf See erzeugten Energie hat nach Ausschöpfung der Kapazitäten der Norderneytrasse über nur eine weitere Trasse durch die 12-Seemeilen-Zone zu erfolgen. Diese ist vorrangig außerhalb des Nationalparks „Niedersächsisches Wattenmeer“ zu führen.

Von Satz 2 kann abgewichen werden, wenn eine Verlegung im oder am Rande des Emsfahrwassers nicht möglich ist. Ist eine Verlegung im oder am Rande des Emsfahrwassers nicht möglich, so kommt vorrangig eine Führung durch Seegatts in Betracht“.




Situation ab Änderung des EnWG:

• für die Anbindungen der OWP nur noch ein Vorhabenträger verantwortlich

• Zentrales Planfeststellungsverfahren (konzentrierende Wirkung, keine Einzelverfahren)

• erneute Anpassung des LROP ( Festlegung des sog. Emskorridors, gepl für bis zu 5 Systemen)

Folge für die NLPV:- Wegfall der Befreiungsverfahren, aber starke Einbindung in Planfest.-verf.

- keine Reduzierung der Beratungstätigkeit

- keine Änderung auf fachtechnischer Ebene, weiterhin TÖB



Fachlich/technisch:


Fachliche Anforderungen an Vorhabenträger:

• Begründung der Erforderlichkeit/ Alternativenwahl

• Beschreibung der potentiellen Auswirkungen auf die Schutzgüter und Erhaltungsziele

• Maßnahmen zur Vermeidung von Beeinträchtigungen

• Bewertung der verbleibenden Auswirkungen auf die Schutzgüter und Erhaltungsziele des vom Vorhaben betroffenen Raumes: u.a. FFH-/VP

• Kompensationsmaßnahmen

• Vorhabenbegleitendes Monitoring der Auswirkungen• Erfolgskontrolle der Vermeidungs-, Kompensations-, Kohärenzsicherungsmaßnahmen



Fachlich/technisch

Situation aktuell:

Fachliche Anforderungen an den Vorhabenträger• allgem. Anforderungen wie bisher

• Weiterentwicklung von Standards zur Untersuchung, Bewertung der Schutzgüter

• Weiterentwicklung von Standards für Nebenbestimmungen der Genehmigung

• Weiterentwicklung von Standards zum Monitoring

Tabelle BestandsdarstellungGegenstand Ergebnis (Geländearbeit und Vorinformationsauswertung) Anmerkungen zu Vorinformationen

Rinnen- und Wattmorphologie

Flächendeckende Darstellung der Rinnen- und Wattmorphologie mit Hilfe schiffsgestützer, hochauflösender flächendeckenden 3D –Fächerecholot- bzw. Side-Scan-Sonar-Vermessungen500m beiderseits der Trasse

Peildaten der WSV, des NLWKN (FSK), Bildflüge der NLPV zum Miesmuschelmanagement

Bodentyp Charakterisierung von Bodentyp Sedimentstruktur/ Bodenart 500m beiderseits der TrasseLagerungsdichte an repräsentativen Punkten der Trassenabschnitte und im Bereich von Horizontalbohrstellen

Biotoptypen Flächendeckende Darstellung der Biotoptypen unter Verwendung der Kartieranleitung (NLÖ2004) im Bereich 500m beiderseits der Trasse und im Bereich von 500m um Transport, Lager- u. a. Baustelleneinrichtungen auf der Basis von Geländebegehungen, Side-Scan bzw. Echolotuntersuchungen; Aufzeigen von Interpretationslücken; Verifizierung anhand von Dredge-und Greiferproben, Meth. nach TMAP. Darstellung der FFH-Lebensräume

Biotoptypenkarte für den terrestrischen Bereich, Miesmuschelkartierung bei NLPV; Sedimentverteilung NLWKN (FSK)

Pflanzen Detaildarstellung gefährdeter und geschützter Pflanzenarten im Bereich 50m beiderseits der Trasse und im Bereich von 50m um Transport, Lager- u. a. Baustelleneinrichtungen nach dem Pflanzenartenerfassungsprogramm d. NLWKN (ehem. NLÖ)

Detailkarte von Seegrasvorkommen im Bereich von 250m beiderseits der Trasse Seegraskartierungen des NLWKN (FSK)

Tiere Karte der Seehund u. Kegelrobben- Liegeplätze im potentiellen Störradius von 1000m beiderseits der Trasse an fünf Terminen im Sommerhalbjahr; Zusammenschau aus den vergangenen 5 Jahren

Seehundzählflüge des LAVES, Kegelrobbenzählflüge der NLPV

Flächendeckende Brutvogelkarte im Bereich von 500m beiderseits der Trasse, im Bereich von 500m um Transport, Lager- u. a. Baustelleneinrichtungen; Zusammenschau aus den vergangenen 5 Jahren

Brutvogelkartierungen NLWKN- Staatl. Vogelschutzwarte

Karte der Rastvogelvorkommen im Bereich von 1000m beiderseits der Trasse, im Bereich von 1000m um Transport, Lager- u. a. Baustelleneinrichtungen; Zusammenschau aus den vergangenen 5 Jahren

Rastvogelerfassungen NLWKN- Staatl. Vogelschutzwarte

Qualitative, verbale Darstellung einer typischen Fischfauna der Wattrinnen

Flächendeckende Karte der Makrozoobenthosgemeinschaften des Eulitorals soweit im Bereich 250m beiderseits der Trasse. Entlang der Trasse zur artenbezogenen Charakterisierung entsprechend der Anzahl der vorgefundenen Lebensgemeinschaften je 1 repräsentative Station inkl. Standortbeschreibung , desgleichen für repräsentative Referenzstationen Methode nach TMAP

Landschaftsbild/ Stille Qualitative, flächenbezogene Darstellung der für Naturerleben und stille Erholung geeigneten Bereiche im Sicht- und Hörradius um die Baustellen



Fachliche Anforderungen

an den Vorhabenträger



Entwicklung der Verlegetechnik:

Von der offenen Bauweise bis zum Vibrationsschwert

Offene Bauweise





Kabelfräse





Vibrationspflug





Vibrationsschwert



Fazit:

• die Kabelanbindungen sind auf dem Weg, aber

• es wird eng: weitere Korridore sind erforderlich, aber wo?

• naturschutzfachlich bleiben sie trotz Verbesserungen problematisch

• die Verlegetechnik ist verbessert, aber es bedarf weiterer Innovation

• Begleitmonitoring und Forschung ist zur Beurteilung m.öglicherLangzeitfolgen fortzuführen bzw. zu entwickeln

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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