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Anfängerpraktikum zur Elektrizitätslehre Studiengänge Chemie und Biochemie Versuchsunterlagen

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Anfängerpraktikum zur Elektrizitätslehre

Studiengänge

Chemie und Biochemie

Versuchsunterlagen

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Anfangerpraktikum zur ElektrizitatslehreStudiengange

Chemie und Biochemie

Inhalt

EinfuhrungVersuch M: Elektrische MessgerateVersuch E1: Strom- und SpannungsmessungenVersuch I1: RLC-Netzwerke

Lernziele

• Sicherheitsvorschriften kennen und konsequent anwenden konnen.

• Im Team arbeiten konnen.

• Grundlegende elektrische Messgerate bedienen konnen.

• Grundlegende praktische elektrotechnische Aufgabenstellungen bearbeiten konnen.

• Schaltungen aufbauen und eventuelle Fehler finden und eliminieren konnen.

• Messkurven mit sinnvoll gewahlten Messpunkten aufnehmen konnen.

• Messkurven mit sinnvoll gewahlten Skalen darstellen konnen.

• Messtechnische Arbeiten protokollieren konnen.

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1 Einfuhrung

1.1 Sicherheitshinweise fur elektrische Laboratorien

Die Praktikumsversuche finden in einem elektrischen Laboratorium statt, in dem die Sicherheits-vorschriften nach VDE 0100 fur ”Elektrische Betriebsraume” eingehalten werden mussen. Arbeitenunter Laborbedingungen bedeutet, dass die außerhalb elektrischer Laboratorien geforderten Sicher-heitsvorschriften wegen der durchzufuhrenden Aufgaben nicht eingehalten werden konnen. Es wirdvorausgesetzt, dass Sie hinsichtlich der Arbeitsbedingungen ”unterwiesen” wurden, also insbesonde-re die moglichen Gefahren kennen. Bei Ihrem ersten Praktikumsversuch mussen Sie unter-schreiben, dass Sie die folgenden Sicherheitshinweise zur Kenntnis genommen haben.

• Einen gefahrlichen elektrischen Schlag kann man bereits ab einer Spannung von 42 V bekommen(”Schutzkleinspannung”). Niemals mit beiden Handen gleichzeitig leitende Teile anfassen!

• Der Sternpunktleiter des Drehstromnetzes ist geerdet. Da viele der in Laboratorien befindlichenMetallgegenstande (Metallteile der Labortische, Heizkorper, Fensterrahmen, Wasserleitung)mit Erde in Verbindung stehen, kann sogar bereits das Beruhren nur eines unter Spannungstehenden Metallteils zu einem elektrischen Schlag fuhren.

• Bei Fehlern in Versuchsschaltungen konnen Gegenstande auch unerwartet Spannung anneh-men, z. B. Gehause und metallene Konstruktionsteile. Also Beruhrungen metallischer Teilegrundsatzlich soweit wie moglich vermeiden!

• Aufbau und Anderung der Verkabelung einer Messschaltung nur im spannungsfreien Zustand!

• Informieren Sie sich vor Beginn uber die Bedienung des Notausschalters, mit dem der gesamteLabortisch elektrisch abgeschaltet werden kann. Der Weg zu diesem Hauptschalter darf aufkeinen Fall zugestellt werden!

• Bei einem Unfall oder dem Verdacht auf eine Storung sofort alle Spannungen mit Hilfe desNotausschalters abschalten und danach einen Betreuer verstandigen.

1.2 Organisatorische Hinweise

Versuchsvorbereitung und -durchfuhrung

• Die Versuchsanleitung ist vor Beginn des jeweiligen Versuches durchzuarbeiten. BeschreibenSie den Versuch in Form von 1-2 handschriftlich angefertigten DIN A4-Seiten, welche zur Ver-suchsdurchfuhrung mitzubringen sind.

• Jeder Versuchstermin beginnt mit einem Gesprach uber Theorie und Praxis des Versuchs.Unvorbereitete Versuchsteilnehmer werden vom Versuch ausgeschlossen.

• Bitte einen Taschenrechner mitbringen!

• Vor Einschalten eines Versuchsaufbaues (auch nach jeder Anderung!) muss dem Betreuer Gele-genheit gegeben werden, die Messschaltung zu kontrollieren. Also nicht ohne Ruckfrage selbsteinschalten!

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• Wahrend der Messungen ist ein Protokoll zu fuhren. Zeichnen Sie bei der Aufnahme von Mes-stabellen sofort auch Diagramme, damit Sie erkennen, ob die Anzahl der Messpunkte ausreicht.Siehe hierzu auch den nachsten Abschnitt.

Abfassung der Versuchsberichte

Normalerweise werden Sie jeden Versuch bereits am Tag der Durchfuhrung vollstandig abschließen.Um dies zu erreichen, wird auf einen ausfuhrlichen Versuchsbericht verzichtet. Stattdessen genugt einKurzbericht, der von jedem einzelnen Studierenden anzufertigen ist. Sie erhalten fur den Kurzberichtvom Versuchsbetreuer eine spezielle Vorlage, in die Sie Messergebnisse und Auswertung eintragenkonnen. Der Kurzbericht enthalt

• das vollstandig ausgefullte und unterschriebene Deckblatt,

• eine Gerateliste mit den Typenbezeichnungen aller verwendeten kommerziellen Gerate bzw.eine technische Kurzbeschreibung sonstiger Gerate, z. B.

o Metrix Tischmultimeter mtx 3250,

o Schaltbrett zur Realisierung von RLC-Filtern,

• Ihre Messergebnisse in Form von Tabellen (eine Unterschrift unter jeder Tabelle erlautert genau,was die Tabelle enthalt),

• die in der Versuchsanleitung geforderte Auswertung. Achten Sie bei der grafischen Darstellungder Messergebnisse auf eine eindeutige Angabe der dargestellten Großen und der Skalierung.Auch hier sind Unterschriften notwendig, die eindeutig erlautern, was die Grafik zeigt. Beispiel:”Ausgangsspannung UA als Funktion der Frequenz f bei konstanter Eingangsspannung UE =20 mV”.

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Versuch M: Elektrische Messgerate

Inhaltsverzeichnis

1 Vorbemerkung 2

2 Messgerate fur elektrische Strome und Spannungen 2

3 Messung von Wechselgroßen mit und ohne Gleichanteil 10

4 Messung von Phasenverschiebungen 12

5 Aufnahme von Kennlinien 13

6 Zener-Diode 14

7 Vorbereitende Aufgaben 16

8 Messaufgaben 168.1 Gleichspannungen und Gleichstrome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168.2 Wechselspannungen und Wechselstrome mit und ohne Gleichanteil . . . . . . 178.3 Phasenverschiebungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198.4 Kennlinie einer Zenerdiode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

9 Literatur 20

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Lernziele

• Digitale Multimeter und Oszilloskope verstehen und bedienen konnen.

• Gleich- und Wechselgroßen mit digitalen Multimetern und Oszilloskopen messen konnen.

• Messmoglichkeiten von Oszilloskopen (inklusive der x-y-Ablenkung) verstehen und be-herrschen.

• Effektivwerten bei sinusformigen und nicht sinusformigen Signalen mit und ohne Gleich-anteil berechnen und messen konnen.

•”Echte“ Effektivwertbildung (TRMS) und die bei Multimetern verwendete Effektiv-

wertbildung verstehen.

• Phasenverschiebungen mit einem Oszilloskop und durch Auswertung von Effektivwert-messungen bestimmen konnen.

• Maßstabliche Zeigerbilder konstruieren konnen.

• Eintor-Kennlinien mit einem Oszilloskop aufnehmen konnen.

• Mit nicht potenzialfreien Geraten umgehen konnen.

1 Vorbemerkung

Bitte arbeiten Sie diese Versuchsunterlagen sorgfaltig durch. Losen Sie auch die vorbereiten-den Aufgaben (Kap. 7). Dadurch konnen Sie kontrollieren, ob Sie fur den Versuch ausreichendvorbereitet sind. Bringen Sie die Losungen der Vorbereitungsaufgaben zum Praktikumster-min mit.

2 Messgerate fur elektrische Strome und Spannungen

Zur Messung elektrischer Spannungen und Strome konnen sehr unterschiedliche Messgerateverwendet werden. Ausfuhrliche Darstellungen findet man in der Literatur (siehe Angabenam Ende dieser Versuchsanleitung). Hier werden nur einige Messgerate kurz beschrieben, dieSie antreffen konnten. In diesem Praktikum werden Sie nur mit digitalen Messgeraten IhreVersuche durchfuhren. Um Ihnen dennoch einen kleinen geschichtlichen Exkurs zu ermogli-chen, werden die damals genutzten analogen Messgerate kurz beschrieben und erklart, da dieletztendliche Bedienung ahnlich dem der Digitalen ist. Dies waren das Drehspulinstrument,das analoge Multimeter und das analoge Oszilloskop. Anschließend werden Ihnen die digita-len Messgerate ebenfalls erklart. Generell wird bei analogen Geraten ein Messwert durch einveranderliches Anzeigeelement wie etwa durch einen beweglichen Zeiger dargestellt. Bei digi-talen Messgeraten wird die Messgroße durch einen Zahlenwert auf einem Display angegeben.Selbstverstandlich ist bei digitalen Geraten normalerweise nicht nur die Anzeige, sondernauch die Auswertung digital, d.h. die analogen Eingangsgroßen werden digital verarbeitet.

a) DrehspulinstrumenteDas ursprunglich wichtigste analoge Messgerat ist das Drehspulinstrument (Abb. 1). Beidiesem Instrument ist eine Spule mit vielen Windungen drehbar in einem Magnetfeld an-geordnet, das von einem Permanentmagneten erzeugt wird. Durch die Polschuhe und das

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Abb. 1: Drehspulmesswerk.

Weicheisenelement, an dem die Spule befestigt ist, wird das Magnetfeld so gefuhrt, dass dieFeldlinien im Luftspalt senkrecht auf den Begrenzungsflachen stehen. Ein durch die Spulefließender Strom verlauft im Luftspalt wiederum senkrecht zu den magnetischen Feldlinien,und zwar auf beiden Seiten der Spule in entgegen gesetzter Richtung. Die dadurch erzeugtenKrafte addieren sich in ihrer Wirkung (warum?) und bilden ein Drehmoment, das die Spulezusammen mit dem Zeiger bewegt. Um den Ausschlag zu begrenzen, muss ein Gegenmomenterzeugt werden, so dass sich ein Gleichgewichtszustand einstellen kann. Zu diesem Zweck istdie Achse, die die Drehspule tragt, durch Drehfedern gelagert (nicht abgebildet). Fließt einGleichstrom I durch die Spule, stellt sich ein fester Gleichgewichtszustand ein, so dass maneinen dem Strom proportionalen Wert ablesen kann, wenn der Zeiger entlang einer Skalagefuhrt wird.

b) Analoge MultimeterHerzstuck eines analogen Multimeters ist das gerade besprochene Drehspulinstrument. Hin-zu kommen eine Reihe von Zusatzeinrichtungen, die es erlauben, neben Gleichstromen auchandere Messgroßen erfassen zu konnen. Auch zur Strommessung werden i. A. zusatzlicheWiderstande benotigt. Ein empfindliches Drehspulinstrument erzeugt ja bereits bei kleinenStromen einen großen Zeigerausschlag. Um auch großere Strome messen zu konnen, mussman einen definierten Anteil des zu messenden Stroms durch Zusatzwiderstande abfuhren(wie mussen solche Widerstande mit der Drehspule verschaltet werden?). Durch Verwendungverschiedener Widerstande schafft man verschiedene Messbereiche fur Strome unterschiedli-cher Großenordnung.

Mit dem Drehspulinstrument lasst sich auch eine Gleichspannung U messen, weil sich eineSpannung durch einen bekannten Widerstand R aufgrund der Beziehung U = R · I auf einenMessstrom I zuruckfuhren lasst. Da der Innenwiderstand des Drehspulmesswerks recht kleinist, wurden bei Anlegen von ublichen Messspannungen so große Strome durch das Messwerkfließen, dass es zerstort wurde. Zur Messungen von Spannungen mussen also in Multime-tern Zusatzwiderstande so angebracht werden, dass der Strom durch das Messwerk auf einemessbare Großenordnung reduziert wird (wie mussen diese Widerstande mit der Drehspuleverschaltet werden?). Bei Multimetern lassen sich damit auch verschiedene Messbereiche furGleichspannungen wahlen.

Eine Schaltung zur gleichzeitigen Messung von Strom und Spannung an einem Widerstandmit zwei Multimetern zeigt Abb. 2. Daraus geht hervor, dass ein ideales Strommessgerat

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Abb. 2: Messschaltung zum Messen von Spannung und Strom an einem bzw. durch einenWiderstand.

einen verschwindend kleinen Innenwiderstand, ein ideales Spannungsmessgerat einen unend-lich großen Innenwiderstand haben muss (warum?).

Gleichstrome und -spannungen werden in den DC-Bereichen (”direct current”) gemessen, oftunterteilt nach DCA und DCV fur Strome (Ampere) bzw. Spannungen (Volt). Die Art derMessung wird entweder nur durch den Bereichswahlschalter eingestellt oder durch getrennteAnschlussbuchsen fur ”A” und ”V” realisiert. Um eine Uberlastung des Messwerks zu ver-meiden, muss sich das Messgerat vor Inbetriebnahme der Schaltung in der unempfindlichstenStellung der richtigen Messgroße (großter Skalenendwert von Strom bzw. Spannung) befin-den. Nach Inbetriebnahme schaltet man das Instrument stufenweise empfindlicher, bis einhinreichend großer Zeigerausschlag abzulesen ist. Was geschieht, wenn man die Messbereichefur Strome und Spannungen verwechselt? Also aufpassen!

Die Richtung des Zeigerauschlags zeigt die Richtung des Gleichstroms an. Bei machenGeraten befindet sich die Nullanzeige mitten auf der Skala, so dass positive und negati-ve Strome angezeigt werden konnen. Bei den meisten Instrumenten liegt die Nullstellungdes Zeigers jedoch ganz links, so dass der Zeiger nur nach rechts ausschlagen kann. SolcheMessgerate mussen stets so in den Stromkreis geschaltet werden, dass ein positiver Stromvom positiven Anschluss ”+” bzw. ”A” zum Gegenanschluss ”-” bzw. ”COM” (”common”)fließt. Bei der Spannungsmessung muss das hohere Potenzial an Klemme ”+” bzw. ”V”, dasniedrigere an Klemme ”COM” angeschlossen werden. Schaltet man das Instrument falsch inden Stromkreis, besteht die Gefahr einer Zerstorung des Messwerks!

Neben Gleichspannungen und -stromen lassen sich mit einem Multimeter auch Gleichstrom-widerstande messen. Dazu wird eine interne Batterie benotigt. Wie konnte die innere Ver-schaltung aussehen, wenn Messbereiche fur verschieden große Widerstande realisiert werden?

Weiterhin kann man mit einem Multimeter auch Wechselstrome und -spannungen messen(AC-Bereiche (”alternating current”), oft unterteilt nach ACA und ACV fur Strome bzw.Spannungen). Dazu braucht man allerdings weitere Zusatzelemente. Lasst man einen si-nusformigen Wechselstrom durch ein Drehspulmesswerk fließen, so sieht man bei niedrigenFrequenzen, dass der Zeiger um den Nullpunkt schwankt. Mit wachsender Frequenz fuhrt dieTragheit des drehbaren Elements aber dazu, dass der Zeiger nicht schnell genug folgen kann.Die Schwankungsbreite wird mit wachsender Frequenz immer kleiner und verschwindet fastganz, so dass man trotz Stromflusses keine Anzeige mehr erhalt. Hier besteht offensichtlicheine große Gefahr, die Drehspule durch zu große Strome zu uberlasten. Man braucht alsoeine Zusatzmaßnahme, um Wechselgroßen messen zu konnen. Diese besteht in einer Betrags-bildung des Messstroms durch Gleichrichter. Die negativen Halbwellen des sinusformigen

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Verlaufs werden dabei ”nach oben geklappt”.

Bei analogen Multimetern erfolgt die Gleichrichtung automatisch, wenn man einen Wechsel-strom- oder Wechselspannungs-Messbereich wahlt. Da normalerweise die Frequenz der un-tersuchten Strome groß genug ist, zeigt das Messinstrument aufgrund der Tragheit desMesswerks einen festen Wert an, namlich den Mittelwert des durch die Spule fließendenStroms. Den gemessenen Wert, also den Mittelwert des gleichgerichteten Stroms, bezeichnetman als ”Gleichrichtwert”. Wir werden darauf im folgenden Abschnitt noch einmal zuruck-kommen.

c) Digitale MultimeterWie bei allen digital arbeitenden Messgeraten, besteht der wesentliche Schritt in der digita-len Erfassung der Messgroßen. Das bedeutet, dass die zu messenden Strome und Spannungenabgetastet und mit Hilfe eines Digital-Analog-Umsetzers quantisiert werden. Dadurch ste-hen sie als zeitliche Abfolge von Zahlenwerten zur Verfugung. Das hat den großen Vorteil,dass die Signale mit Prozessoren digital weiter verarbeitet werden konnen. Damit hat mangrundsatzlich viel mehr Moglichkeiten, die Messgroßen in der gewunschten Weise auszuwer-ten, als bei analogen Geraten. Als Beispiel sei die Messwert-Quadrierung genannt, wie sie zurErmittlung des Effektivwerts (siehe Abschnitt. 2) benotigt wird. Die analoge Realisierungder Quadrierung erfordert einen nicht unerheblichen Aufwand, wenn sie uber einen großenWertebereich korrekt erfolgen muss. Digital bedeutet die Quadrierung eine einfache Rechen-operation.

Das grundsatzliche Blockschaltbild eines digitalen Multimeters fur die Messung von Span-nungen und Stromen zeigt Abb. 3. In der Eingangsstufe wird durch Impedanzwandler, rea-lisiert durch elektronische Schaltungen mit Operationsverstarkern, dafur gesorgt, dass dieAnforderungen an gute Strom- bzw. Spannungsmessgerate (sehr niedriger bzw. hoher Ein-gangswiderstand) gut erfullt werden. Dies stellt einen weiteren wesentlichen praktischenVorteil dar, weil die durch die endlichen Eingangswiderstande entstehenden Messfehler meistvernachlassigt werden konnen (dieser Vorteil hat allerdings nichts mit der Digitalisierung zutun, Impedanzwandler werden auch bei hochwertigen analogen Messgeraten eingesetzt). Eineweitere Vereinfachung ergibt sich dadurch, dass man auf die Große der zu messenden Großebei vielen Geraten, auch bei dem im Praktikum verwendeten Tischmultimeter, nicht achtenmuss, weil sich die Empfindlichkeit automatisch der Messgroße anpasst. Bei dem verwen-deten Tischmultimeter muss man allerdings bereits beim Anschluss zwischen Strom- undSpannungsmessung unterscheiden (so wie dies auch im Blockschaltbild dargestellt ist). InAbb. 4 konnen Sie die beiden digital Multimeter sehen, mit denen Sie im Praktikum arbei-ten werden. Das mtx 3250 ist dabei das stationare Multimeter und das PeakTech 3430 dasmobile handliches Multimeter. Meist ist ein modernes stationares Multimeter in Auflosungund Genauigkeit gegenuber den Handlichen genauer und erlaubt eine Kommunikation miteinem Computer, wodurch eine Datenaufnahme erheblich vereinfacht wird. Achten Sie dar-auf, dass handliche Multimeter haufig zwei unterschiedliche Eingange fur die Strommessungbesitzt, die fur unterschiedliche Stromstarken ausgelegt sind.

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Analog-Digital-

Umsetzer

Prozessor Anzeige

Art derDaten-

auswertung

Spannungs-folger

Strom-Spannungs-

Wandler

u(t)

i(t)

u (t)u

u (t)i

COM

A

COM

uk

V

Abb. 3: Vereinfachtes Blockschaltbild eines digitalen Multimeters zur Messung von Spannun-gen und Stromen.

(a) PeakTech 3430 (b) mtx 3250

Abb. 4: Die beiden im Praktikum vorkommenden digitalen Multimeter.

d) Analoge OszilloskopeDas klassische Oszilloskop basiert auf der spannungsgesteuerten Ablenkung eines Elektro-denstrahls in einer evakuierten Glasrohre (Braunsche Rohre, Abb. 5). Durch Anlegen einerSpannung zwischen Anode und einer geheizten Kathode treten an der Kathode Elektronenaus, die zu einem Strahl fokussiert und beschleunigt werden und beim Auftreffen auf einenLeuchtschirm einen hellen Punkt erzeugen. Zwei Paare paralleler Platten, an die Spannungengelegt werden konnen, dienen der Ablenkung des Elektronenstrahls in vertikale und horizon-tale Richtung.

Dies ist jedoch nicht mehr Stand der Technik, da durch die heutige Technik digitale Aus-wertungen deutlich mehr Moglichkeiten eroffnen.

e) Digitale OszilloskopeDie meisten in der Praxis verwendeten Oszilloskope sind Digitaloszilloskope. Ahnlich zu dendigitalen Multimetern, liegen auch hier digitale, bzw. quantisierte Daten vor und werden

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Abb. 5: Elektronenstrahl-Rohre.

dann auf dem Bildschirm dargestellt. Die meist verwendete Betriebsart eines Oszilloskopsbesteht darin, den zeitlichen Verlauf eines periodischen Signals darzustellen.Dazu wird das abgetastete Signal auf dem Bildschirm entweder auf Zeit- oder X-Y-Basisdargestellt. Damit das zeitliche Signal nicht permanent zeitlich wandert, sondern festgehal-ten wird, kommt ein Trigger zum Einsatz. Dieser synchronisiert die Abtastung mit der zumessenden Spannung und erzeugt ein stabiles Bild. Machen Sie sich mit der Triggerfunktiondes Oszilloskops im Praktikum (DSO1052B) vertraut!

Es ist auch moglich, einen externen Trigger an das Oszilloskop anzuschließen und so eineSynchronisation zu erreichen. Im ”x-y-Modus” wird die Spannung an Kanal I als horizontaleAchse, die an Kanal II als vertikale y-Achse verwendet. Dies kann man z. B. zur Darstellungeiner Kennlinie nutzen: Wenn man mithilfe eines Widerstands den Strom durch ein Bau-element in eine proportionale Spannung umwandelt, so hat man neben der Spannung amBauelement eine stromproportionale Spannung zur Verfugung. Auf diese Weise kann man dieSpannung als Funktion des Stroms u(i(t)) darstellen. Bei sinusformigen Signalen wird dabeidie Kennlinie u(i) in jeder Periode einmal durchlaufen, so dass man ein stehendes Bild erhalt.

Damit Sie sich schon vor Beginn des Praktikums etwas mit einem Oszilloskop vertraut ma-chen konnen, folgt eine Erklarung anhand des Oszilloskop DSO1052B, welches im Praktikumverwendet wird. Im Folgenden werden die wichtigsten Bedienelemente anhand der Abb. 6erlautert. Die Erlauterung ist sehr kurz gefasst und keineswegs vollstandig sondern dientdem Einstieg in die Bedienung eines solchen Messgerats. Fur genauere Erlauterungen stehtim Praktikum ein Handbuch zur Verfugung.

Es handelt sich um ein zwei-kanaliges Gerat mit zwei BNC-Eingangen. Der dritte Eingangist ein externer Triggereingang, der im Praktikum nicht benotigt wird. Mit den Drehknopfenoberhalb dieser lasst sich die vertikale Einstellung des jeweiligen Signals vornehmen. Mit denTasten 1 und 2 lasst sich der jew. Kanal aktivieren/deaktivieren sowie konfigurieren (Kopp-

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Abb. 6: Digital Oszilloskop Keysight DSO1052B, Frontpanel

lung, Dampfung, Invertierung...). Mit den großen Drehknopfen lasst sich die Skalierung dery-Achse vornehmen. Einige mathematische Operationen lassen sich mit der entsprechendenTaste konfigurieren. Rechts neben den Kanalen befindet sich die Steuerung des Triggers.Das obere Bedienpaneel ist fur die Skalierung und Einstellung der x-Achse zustandig. Zu-letzt gibt es rechts eine Anzahl von zusatzlichen Optionen, wie etwa die Cursor oder auchMeasurement- Funktionen und den Run-Knopf, mit dem kontinuierliche oder auch Einzel-messungen gewahlt werden konnen. Ein Bild ist in Abb. 7 zur Vorbereitung gegeben.

f) LabornetzteilIm Praktikum werden Sie ein Labornetzteil benutzen im Ihre vorliegende Schaltung versor-gen zu konnen. Es wird ein DC-Labornetzteil genutzt, welches in Abb. 8 zu sehen ist. EinLabornetzteil ist immer dann sinnvoll, wenn Sie mit unterschiedlichen Spannungen arbeitenmochten und schnell einen Uberblick uber den benotigten Strom Ihrer Schaltung erlangenmochten. Das von Ihnen genutzte Labornetzteil hat genau drei Anschlussmoglichkeiten. Zweidavon sind Festspannungsquellen mit konstanten 12 V und 5 V mit je 500 mA Output. DieseAnschlusse finden Sie mittig am Frontpanel wieder. Der untere linke Anschluss erlaubt einevariable Einstellung der gewunschten Spannung. Dieses Gerat liefert eine Ausgangsspan-nung von 0-30 V und einem maximalen Strom von 0-2,5 A. Die Spannung lasst sich dabeiuber den Voltage-Drehknopf oben rechts am Frontpanel einstellen. Der Drehknopf fur dieCurrent, ebenfalls oben rechts, limitiert den maximalen Strom und dient nicht der Einstel-lung des Stroms.

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Abb. 7: Digital Oszilloskop Keysight DSO1052B, Frontpanel.

Abb. 8: Labornetzteil PeakTech 6035D, Frontpanel.

g) FunktionsgeneratorEin weiteres Gerat um eine Schaltung zu versorgen oder anzuregen ist der sogenanntenFunktionsgenerator. Dieser bietet im Gegensatz zu einem Labornetzteil die Moglichkeit mitAC zu arbeiten. Der von Ihnen genutzte Funktionsgenerator ist in Abb. 9 abgebildet. Diedrei elementaren Funktionen die mit dem Generator ausgegeben werden konnen sind obenlinks am Frontpanel wieder zu finden. Dies sind eine Sinus- und Dreiecksform und Logic.Die fur Sie weiteren wichtigen Funktionen sind DUTY, fur Duty-Cycle, AMPL Level, furAmplituden Level bzw. Starke, OFFSET, fur die Verschiebung des Signals und FREQ, furdie Einstellung der Frequenz einer Funktion.

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Abb. 9: Funktionsgenerator mtx 3240, Frontpanel.

3 Messung von Wechselgroßen mit und ohne Gleich-

anteil

Wir beschranken uns hier auf Wechselgroßen mit periodischen Zeitverlaufen. Zur einfachenCharakterisierung solcher Wechselgroßen x(t) verwendet man verschiedene Kenngroßen wieden Mittelwert und den Effektivwert. Den zeitlichen Mittelwert erhalt man durch Integrationuber eine Periode T .

x(t) =1

T

+T/2∫−T/2

x(t)dt. (1)

Zieht man den Mittelwert von der Zeitfunktion ab, so erhalt man per Definition ein mittel-wertfreies Signal. Diesen Anteil nennt man den ”Wechselanteil” x∼(t) des Signals

x∼(t) = x(t)− x(t) = x(t)−X=. (2)

Den Mittelwert bezeichnet man dazu passend auch als ”Gleichanteil” X=. Der Wechselan-teil ist messtechnisch leicht durch einen Kondensator abzuspalten, da der Kondensator furGleichstrom undurchlassig ist.

In Abb. 10 ist die Zerlegung in Gleich- und Wechselanteil fur ein allgemeines und ein si-nusformiges Signal dargestellt. Die schraffierten Flachen sind jeweils gleich groß (warum?).Die Differenz zwischen maximalem und minimalem Wert der Wechselgroße bezeichnet manals Spitze-Spitze-Wert XSS. Bei einer sinusformigen Wechselgroße ist die Amplitude desWechselanteils gleich dem halben Spitze-Spitze-Wert.

Zur Angabe der Starke einer Wechselgroße wird haufig der Effektivwert berechnet odergemessen. Er ist definiert als

X =

√√√√√√ 1

T

+T/2∫−T/2

x2(t)dt. (3)

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Abb. 10: Zerlegung einer allgemeinen und einer sinusformigen Wechselgroße in Gleich- undWechselanteil.

Durch diese Definition wird erreicht, dass eine Wechselgroße mit einem bestimmten Effektiv-wert dieselbe elektrische Leistung in einem Widerstand in Warme umsetzt wie eine Gleich-große (Strom oder Spannung) derselben Starke. Entsprechend der englischen Bezeichnungdes Effektivwerts als ”Root Mean Square” findet man haufig die Bezeichnung RMS.

Zwischen dem Effektivwert einer Wechselgroße X und dem Effektivwert des WechselanteilsX∼ besteht folgender Zusammenhang (nachrechnen!):

X2 = X2= +X2

∼. (4)

Die Messung des Effektivwerts erfordert entsprechend der Definitionsgleichung (3) eine inanaloger Technik nur relativ schwer zu realisierende Messvorschrift. Deshalb wird in analogenGeraten statt des Effektivwerts meist ein anderer, leichter messbarer Wert, der ”Gleichricht-wert” gemessen und durch Umskalierung in den Effektivwert uberfuhrt. Die Umskalierungerfolgt unter Zugrundelegung einer sinusformigen Wechselgroße. Dies wird im Folgenden er-klart:

Der Gleichrichtwert ist definiert als Mittelwert des Betrags einer Wechselgroße, wobei dieBildung dieser Große meist nur fur den Wechselanteil x∼(t) sinnvoll ist (dem entspricht dasAusfiltern des Gleichanteils durch einen Kondensator).

| x | = 1

T

+T/2∫−T/2

| x(t) | dt. (5)

Der Betrag einer Zeitfunktion kann mit Gleichrichtern leicht gebildet werden. Fur eine kon-krete Zeitfunktion lasst sich der Konversionsfaktor F, der sogenannte ”Formfaktor”, be-rechnen, mit dem der primar gemessene Gleichrichtwert in den zugehorigen Effektivwertumgerechnet werden kann:

X = F · | x |. (6)

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Bei analogen Multimetern wird bei der Anzeige von Effektivwerten grundsatzlich der Konver-sionsfaktor fur sinusformige Wechselgroßen (ohne Gleichanteil) berucksichtigt (F = 1, 11).Hochwertige digitale Multimeter zeigen hingegen ”echte” Effektivwerte nach der Definiti-onsgleichung (3) an. Das wird als TRMS (true RMS) bezeichnet. TRMS-Werte konnen furWechselgroßen mit und ohne Gleichanteile gebildet werden. Mit steigender Frequenz undsteigendem Scheitelfaktor (Verhaltnis von Maximalamplitude zu Effektivwert des Wechse-lanteils) wird die Genauigkeit des TRMS-Wertes allerdings meist schlechter (konnen Sie sichGrunde dafur vorstellen?).

4 Messung von Phasenverschiebungen

Haufig interessiert man sich fur die Spannungs-Ubertragung vom ”Eingang” zum ”Ausgang”einer ”linearen” elektrischen Schaltung. Lineare Schaltungen entstehen z. B., wenn man aus-schließlich Widerstande R, Kondensatoren C und Induktivitaten L verwendet. Als Eingangund Ausgang dient jeweils ein Klemmenpaar, an dem die Eingangsspannung uE(t) bzw.die Ausgangsspannung uA(t) auftritt. Die dazwischen liegende Schaltung wird als Zweitorbezeichnet. Abb. 11 zeigt ein allgemeines Zweitor. Das angedeutete RC-Glied ist nur alseinfaches Beispiel fur eine spezielle ”Fullung” des Zweitors gemeint.

Abb. 11: Spannungen an einem Zweitor.

Bei sinusformiger Speisung des Zweitors tritt auch am Ausgang eine sinusformige Spannungauf, die dieselbe Frequenz f bzw. Kreisfrequenz ω = 2πf wie die speisende Spannung be-sitzt. In diesem Fall beschreibt man die Situation am Besten mit komplexen Amplituden,also mit den komplexen Spannungen UE und UA . Der Unterschied zwischen Eingangs-und Ausgangsspannung lasst sich durch das Verhaltnis der Amplitudenbetrage und die Pha-senverschiebung ausdrucken. Das Amplitudenverhaltnis lasst sich leicht bestimmen, indemman die reellen Amplituden oder die Effektivwerte von Ausgangs- und Eingangsspannungdurcheinander dividiert. Dies liefert das Verhaltnis

V =UA

UE

=UA

UE

. (7)

Die Phasenverschiebung zwischen Eingang und Ausgang kann mit einem zweikanaligen Os-zilloskop direkt sichtbar gemacht werden (Abb. 12). Uberlegen Sie sich, wie Sie aus denabgelesenen Werten fur ∆t und T die Phasenverschiebung berechnen konnen. Alternativlasst sie sich auch aus Effektivwerten bestimmen. Dazu muss man neben den Effektivwerten

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D

Abb. 12: Zur Bestimmung der Phasenverschiebung zwischen zwei Sinusschwingungen.

D

j =

Abb. 13: Zeigerdiagramm, das der Situation in Abb. 12 entspricht.

der Eingangs- und Ausgangsspanuung (UE und UA) auch den Effektivwert der Spannungs-differenz zwischen Ein- und Ausgang U∆ messen. Das zugehorige Zeigerdiagramm (Abb. 13)reprasentiert den Maschenumlauf UE = U∆ + UA. Aus dem Kosinussatz erhalt man

ϕ = arccos

U2A + U2

E − U2∆

2UAUE

= arccos

U2A + U2

E − U2∆

2UAUE

. (8)

Man kann also durch Messung der drei Spannungen die Phasenverschiebung ϕ bestimmen.

Das Amplitudenverhaltnis und die Phasenverschiebung kann man zu einer komplexen Ubert-ragungsfunktion zusammenfassen, die die komplexen Ein- und Ausgangsgroßen verbindet.

UA = H · UE, H = V ejϕ. (9)

Prufen Sie dies nach!

5 Aufnahme von Kennlinien

Als Kennlinie eines elektrischen Bauelements mit zwei Anschlussklemmen (”Eintor”) bezeich-net man die Darstellung der Gleichspannung an dem Bauelement als Funktion des hindurchfließenden Gleichstroms U = f(I) oder umgekehrt I = f(U). Solche Kennlinien konnenPunkt fur Punkt (U, I) gemessen werden oder mit einem Oszilloskop unter Verwendung vonWechselgroßen niedriger Frequenz dargestellt werden (bei einer Gleichspannungsquelle saheman auf dem Oszilloskop nur einen einzigen Punkt der Kennlinie). Eine Messschaltung zur

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Aufnahme der Kennlinie eines Eintors mit dem Oszilloskop zeigt Abb. 14.

Abb. 14: Aufnahme der Kennlinie eines Eintors mit einem Oszilloskop unter Verwendung derx-y-Ablenkung. Das Symbol fur das Oszilloskop zeigt symbolisch die vier beteiligten Plattenzur Ablenkung des Elektronenstrahls.

Um die Strom-Spannungs-Kennlinie Ix = f(Ux) des unbekannten Eintors aufzunehmen, mussdie horizontale x-Ablenkung des Oszilloskops, die normalerweise die Zeitachse reprasentiertund intern erzeugt wird, durch eine von außen eingespeiste Spannung gesteuert werden, dieder Spannung am Eintor ux entspricht. Dazu ist die Betriebsart ”x-y-Ablenkung” des Oszi-loskops vorgesehen. In vertikaler Richtung soll die Ablenkung dem Strom durch das Eintorentsprechen. Dies gelingt durch Umwandlung des Stroms ix in eine proportionale Spannungmithilfe eines Widerstands R. Der zusatzlich in Abb. 14 vorgesehene Vorwiderstand RV dienteiner Strombegrenzung bei eventuellen Verschaltungsfehlern.

Zwei der vier Ablenkungsplatten eines Oszilloskops sind miteinander und mit dem Gehauseelektrisch verbunden (Laborjargon: ”sie liegen auf Masse”). Dieser Punkt wird bei Anschlussan eine Steckdose geerdet. Der Masseanschluss ist in der Messschaltung in Abb. 14 einge-zeichnet. Die beiden Eingange des Oszilloskops sind also ”nicht potenzialfrei”. Die beidenEingange sind mit ”BNC-Buchsen” ausgefuhrt. Außen liegt der mit dem Gehause leitendverbundene ”Masseanschlus”, innen der freie Pol, im Laborjargon auch als ”heißes Ende”bezeichnet.

Das Faktum, dass das Oszilloskop nicht potenzialfrei ist, hat Auswirkungen auf die Wahlder die Schaltung speisenden Spannungsquelle u0. Wurde man als Spannungsquelle den inanderen Versuchsteilen benutzten Funktionsgenerator ohne weitere Maßnahmen einsetzen,entstunde ein Problem dadurch, dass auch der Funktionsgenerator uber die Steckdose geer-det ist. Bei diesem Gerat ist der Ausgang nicht potenzialfrei: er liegt einseitig ”auf Masse”.Uberlegen Sie sich die Folgen einer gleichzeitigen Erdung der Spannungsquelle und des Os-zilloskops durch Betrachtung der Messschaltung fur diesen Fall.

6 Zener-Diode

Die Zener-Diode ist ein nichtlineares Bauelement und besteht aus einem hoch dotierten pn-Ubergang. Eine typische IU-Kennlinie, sowie das Schaltsymbol der Z-Diode sind der Abbil-dung 15 zu entnehmen. Z-Dioden sind Dioden mit genau spezifizierten Durchbruchsspannun-

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gen, daher wird auch haufig nur die Sperrkennlinie der Z-Diode gezeigt. Bei Flussspannun-gen verhalten sich Z-Dioden wie gewohnliche Gleichrichterdioden. Die Durchbruchsspannungwird bei Zener-Dioden als Z-Spannung UZ bezeichnet. Bei dieser steigt der Sperrstrom steilan. Fur UZ < 5 V basiert der Durchbruch auf dem Tunneleffekt (Zener-Effekt). Wegen dersteilen Kennlinie eignet sich die Z-Diode zur Spannungsstabilisierung. Wenn die Eingangs-spannung schwankt, so fuhrt dies in einer Schaltung zwar zu einem hoheren Strom, wegender steilen Kennlinie jedoch nur zu ganz geringen Spannungsanderungen an der Zener-Diode.Ein der Diode parallel geschalteter Verbraucher wird folglich verglichen zu den Spannungs-schwankungen am Eingang eine deutlich reduzierte Spannungsschwankung erfahren. Außer-dem benutzt man Z-Dioden zur Spannungsbegrenzung. Da sie fur Sperrspannungen großerals UZ niederohmig werden, konnen Spannungsspitzen abgeschnitten werden.

Abb. 15: Typischer Kennlinienverlauf einer Zenerdiode, sowie deren Schaltsymbol

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7 Vorbereitende Aufgaben

(a) Machen Sie sich mit den im Praktikum vorkommenden Geratschaften bereits schon zuHause vertraut, damit ein reibungsloser Ablauf vonstatten gehen kann.

Ein nicht Vorbereiten fuhrt zu einem Ausschluss der Veranstaltung.

Labornetzteil: PeakTech 6035DHand-Multimeter: PeakTech 3430Stand-Multimeter: mtx 3250Funktionsgenerator: mtx 3240Oszilloskop: Keysight DSO1052B

Machen Sie sich insbesondere mit der Anleitung des Oszilloskops vertraut und recherchierenSie, wie Sie in den X-Y Modus wechseln konnen.

(b) Bei der Messschaltung nach Abb. 2 entstehen Messfehler aufgrund der endlichen Innen-widerstande der beteiligten Messgerate. Berechnen Sie die auftretenden relativen Fehler vonStrom und Spannung nach:

∆I

Iw=I − IwIw

und∆U

Uw

=U − Uw

Uw

(10)

beide jeweils fur die zwei folgenden Messfalle:

• Messfall I: Innenwiderstand des Strommessgerats RA = 1Ω, Spannungsmessgerat ideal.

• Messfall II: Strommessgerat ideal, Innenwiderstand des Spannungsmessgerat RV =2 MΩ.

Der zu messende Widerstand betragt Rx = 220 kΩ. Bestimmen Sie die relativen Fehler furden Bezugsfall, dass die wahren Werte von Strom und Spannung Iw und Uw auftreten, wennsich die Messgerate beide ideal verhalten.

(c) Berechnen Sie den Effektivwert und den Gleichrichtwert fur ein sinusformiges Signal, einRechteck- und ein Dreiecksignal nach Abb. 10. Mit welchen Werten muss man den gemes-senen Effektivwert beim Rechteck- und Dreiecksignal multiplizieren, wenn man mit einemMessgerat arbeitet, das keine echte Effektivwertmessung (TRMS) durchfuhrt?

8 Messaufgaben

Zur Durchfuhrung der Messungen benotigen Sie neben den verschiedenen Messgeraten undVerbindungskabeln das Schaltbrett nach Abb. 16 und fur die letzte Messaufgabe 6.4 einenzusatzlichen Ubertrager zur Potenzialtrennung.

8.1 Gleichspannungen und Gleichstrome

In diesem Versuchsteil wird der denkbar einfachste elektrotechnische Versuch durchgefuhrt.Sie sollen an einem durch eine Gleichspannungsquelle gespeisten Widerstand Rx Strom undSpannung messen. Bei dieser Gelegenheit werden Sie den Umgang mit den digitalen Multi-metern lernen. Grundsatzlich wird die Messchaltung nach Abb. 2 verwendet, wobei Sie zweidigitale Multimeter zur Verfugung haben.

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W

W

5.1 5.3(nicht benötigt)8.1/2 8.4

Abb. 16: Schaltbrett zu diesem Versuch. Die Kreise kennzeichnen Buchsen, die Sie verkabelnkonnen. Die eingezeichneten elektrischen Bauelemente sind bereits fest eingelotet.

Messungen:

Zunachst muss die Ubereinstimmung der beiden Multimeter uberpruft werden. Entwerfen Siezwei Schaltungen, bestehend aus Gleichspannungsquelle, Widerstand und den beiden Mul-timetern, mit denen Sie mit beiden Multimetern dieselbe Spannung bzw. denselben Strommessen konnen. Fuhren Sie die Messungen mit den Werten: U = 4, 8, 12 V durch.

Realisieren Sie nun die Messschaltung nach Abb. 2 und messen Sie zweimal Strom und Span-nung wie folgt: Setzen Sie zunachst das handliche Multimeter zur Strom- und das stationareMultimeter zur Spannungsmessung ein (Messfall I). Danach fuhren Sie die Messung mit ver-tauschten Rollen der beiden Multimeter durch (Messfall II).

Auswertung:

Gehen Sie von der Annahme aus, dass sich das digitale Multimeter ideal verhalt (was be-deutet das?). Berechnen Sie unter dieser Annahme den Wert des benutzten Widerstands Rx.Berechnen Sie ferner den wesentlichen auftretenden Messfehler. Geben Sie ihn als relativenFehler, bezogen auf die ohne Anwesenheit der Messgerate am Widerstand Rx auftretendenWerte, an.

8.2 Wechselspannungen und Wechselstrome mit und ohne Gleich-anteil

Messungen:

Mit dem Funktionsgenerator konnen Sie verschiedene Wechselspannungsverlaufe mit undohne Gleichanteil erzeugen. Generieren Sie eine sinusformige eine rechteckformige und einedreieckformige Spannung mit und ohne Offset. Stellen Sie die Amplituden der Wechselan-teile mithilfe des Oszilloskops auf 3 V ein und verwenden Sie einen Gleichanteil von 2 V.

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Verwenden Sie eine Frequenz von etwa 1kHz. Fuhren Sie die folgenden Messungen jeweilsfur alle drei Signale durch:

• Mit dem handlichen Multimeter: messen Sie die im Gleichspannungs- und im Wech-selspannungsbereich angezeigten Spannungen.

• Mit dem stationaren Multimeter: messen Sie die Effektivwerte in den beiden Ein-stellungen ”VACTRMS” (Effektivwert nur des Wechselanteils) und ”VAC+DCTRMS”(Effektivwert von Gleich- und Wechselspannung zusammen).

• Zeichnen Sie die Verlaufe der drei Signalformen ohne Gleichanteil und skalieren Siedie Achsen. Zusatzlich zeichnen Sie ein Dreieck-Signal mit einem Gleichanteil von 2V. Bestimmen Sie zu den Verlaufen die Frequenz, die Periodendauer sowie die Peak-Peak-Spannung Upp.

Auswertung:

Uberprufen Sie die gemessenen Ergebnisse. Zur Uberprufung der mit dem Multimeter erhal-tenen Werte mussen Sie sich uberlegen, was Sie eigentlich im Gleich- und Wechselspannungs-messbereich gemessen haben. Fur die Auswertung benotigen Sie die in der vorbereitendenAufgabe (b) berechneten Effektivwerte und Gleichrichtwerte.

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8.3 Phasenverschiebungen

Es werden die Phasenverschiebungen an einem speziellen Zweitor gemaß Abschnitt 3 ge-messen. Bei dem Zweitor handelt es sich um ein CR-Glied mit variablem Widerstand (”Po-tenziometer”). Durch Drehen am Potenziometer konnen verschiedene Phasenverschiebungeneingestellt werden.

Messungen:

Betrachten Sie das Eingangs- und Ausgangssignal auf dem Oszilloskop. Stellen Sie durchVariation des Potenziometers zwei unterschiedliche Phasenlagen (∆φ = 30 und ∆φ = 90)ein und messen Sie die Phasendifferenzen zwischen Ein- und Ausgang jeweils genau mit demOszilloskop und gemaß Abschnitt 3 die Effektivwerte mit dem Digitalmultimeter.

Auswertung:

Berechnen Sie fur beide Potenziometerstellungen die Phasenverschiebungen zwischen Ein-und Ausgang nach beiden Messmethoden. Zeichen Sie jeweils ein maßstabliches Zeigerbildder Spannungen.

8.4 Kennlinie einer Zenerdiode

Dieser Versuchsteil folgt Abschnitt 4. Als spezielles Eintor wird in diesem Versuch eine”Zenerdiode” verwendet. Wahrend eine normale Diode in eine Spannungsrichtung leitet undin die andere sperrt, wird die Zenerdiode ab einer bestimmten Spannung auch in ”Sperrrich-tung” leitend.

Messungen:

Realisieren Sie die Messschaltung nach Abb. 14. Da das Oszilloskop einseitig geerdete Eingangebesitzt, kann der ebenfalls einseitig geerdete Ausgang des Funktionsgenerators nicht direktbenutzt werden, um die Schaltung zu speisen. Aus diesem Grunde wird zur Potenzialtren-nung ein Ubertrager zwischengeschaltet, dessen Sekundarwicklung potenzialfrei ist. BeachtenSie das Schaltbild im wahrend des Versuches ausgeteilten Umdruck.

Nehmen Sie im x-y-Modus die Kennlinie der Zenerdiode bei sinusformiger Anregung mit ei-ner Frequenz von etwa 300 Hz auf. Skizzieren Sie die Kennlinie in ein Diagramm UR = f(UZ),indem Sie Wertepaare vom Oszilloskop ablesen. Der Widerstand R zur Messung des Stromsbesitzt den Wert 1 kΩ.

Stellen Sie Strom IZ und Spannung UZ der Zenerdiode auch als Zeitfunktionen auf demOszilloskop dar. Skizzieren Sie die beiden Zeitfunktionen in einem gemeinsamen Diagramm.Achten Sie dabei auf die korrekte Lage der Nulllinien von Strom und Spannung.

Auswertung:

Skalieren Sie die Strom-Achse der bereits gezeichneten Kennlinie, so dass Sie die gewunschteKennlinie IZ = f(UZ) darstellen. Erklaren Sie ferner den Verlauf der gemessenen Zeitfunk-tionen von Zenerstrom und -spannung. Beachten Sie dabei den Zusammenhang der Verlaufeim Hinblick auf den Betriebszustand und erklaren sie diesen.

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9 Literatur

Schrufer, Elmar: Elektrische Messtechnik, Hanser Fachbuchverlag 2004, ISBN 3446220704

Becker, W-J., Bonfig, K.W., Hoing, K.: Handbuch der elektrischen Messtechnik, HuthigVerlag Heidelberg, 2000, ISBN 3-7785-2769-X

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Versu h E1 Strom- und Spannungsmessungen,KompensationsmessverfahrenFür Studierende mit Physik als Nebenfa hInhaltsverzei hnis1 Vorbemerkung 22 Grundlagen 22.1 Der Spannungsteiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22.2 Ersatzspannungsquelle für lineare S haltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32.3 Spannungsmessung dur h Kompensation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32.4 Strommessung dur h Kompensation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Vorbereitende Aufgaben 54 Versu hsdur hführung 54.1 Strom-Spannungs-Kennlinie einer Quelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54.2 Der Spannungsteiler ohne und mit Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Auswertung 76 Literatur 8Lernziele

• Idee des Kompensationsmessverfahrens verstehen• Praktis he Erfahrungen beim Aufbau elektris her S haltungen sammeln• Grundsätzli he Überlegungen beim Entwurf von Messs haltungen kennen lernen (z.B. Tren-nung der Messs haltungen für Strom und Spannung)E1 - 1

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1 VorbemerkungBitte arbeiten Sie diese Versu hsunterlagen sorgfältig dur h. Lösen Sie au h die vorbereitendenAufgaben (Kap. 3). Dadur h können Sie kontrollieren, ob Sie für den Versu h ausrei hendvorbereitet sind. Bringen Sie die Lösungen der Vorbereitungsaufgaben zum Praktikumsterminmit.2 Grundlagen2.1 Der Spannungsteileru0

R1

R2 u2

i

u0

(1 − α) · R

u2

i

α · R

R

RLAbbildung 1: Ein Spannungsteiler kann aus zwei diskreten Widerständen R1 und R2 oder alseinstellbarer Spannungsteiler aus einem Widerstand R mit vers hiebbarem Mittelabgri aufge-baut werden. Die Stellung des Mittelabgris wird dur h den Wert von α angegeben (0 ≤ α ≤ 1).S haltet man zwei ohms he Widerstände R1 und R2 gemäÿ Abb. 1 mit einer Spannungsquelle u0zusammen, so kann man am Widerstand R2 eine Spannung u2 < u0 abgreifen. In dem dur hdie Spannungsquelle und die beiden Widerstände gebildeten Stromkreis ieÿt der Strom i =u0/(R1 + R2). Damit erhält man für die Spannung u2 am Widerstand R2 den Wert

u2 = R2 i = u0

R2

R1 + R2

.Häug werden die Widerstände R1 und R2 dur h einen einzigen Widerstand R mit vers hieb-barem Mittelabgri gebildet. Die Spannung u2 erre hnet si h in diesem Fall mit R1 = (1−α) R,R2 = α R und R = R1 + R2 zu u2 = α u0 (0 ≤ α ≤ 1).Die oben angegebene Beziehung zur Bere hnung von u2 gilt nur für den unbelasteten Span-nungsteiler. Dur h Ans hluss eines Lastwiderstandes RL wird der Spannungsteiler belastet,und die Spannung u2 sinkt. Re hneris h lässt si h dies erfassen, wenn man die entstandeneParallels haltung aus R2 und RL zu einem Ersatzwiderstand R

2zusammenfasst und R

2statt

R2 in die oben angegebene Formel zur Bere hnung von u2 einsetzt man erhältu2 = u0

R′

2

R1 + R′

2mitR

2= (

1

R2

+1

RL

)−1.E1 - 2

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2.2 Ersatzspannungsquelle für lineare S haltungenBeliebige Zusammens haltungen aus idealen Quellen und linearen S haltelementen (z.B. ohm-s hen Widerständen) verhalten si h linear. Die Strom-Spannungs-Kennlinie einer linearen S hal-tung ist eine Gerade. Jede lineare S haltung kann also dur h eine Ersatzspannungsquelle ersetztwerden, wie sie in Abb. 2 dargestellt ist, wenn man deren Elemente ui und Ri entspre hendwählt.ui

Ri

u

i

La

st

i

u

ui

iKAbbildung 2: Ersatzspannungsquelle mit den Elemente ui und Ri. Abhängig von der anges hlos-senen Last ergibt si h als Strom-Spannungs-Kennlinie eine Gerade. Die negative Steigung dieserGeraden ist glei h dem Innenwiderstand Ri der Ersatzspannungsquelle es gilt Ri = ui/iK.2.3 Spannungsmessung dur h KompensationMessobjekt ux

iV

V

Voltmeter mitInnenwiderstandRVAbbildung 3: Spannungsmessung dur h Ans hlieÿen eines Voltmeters direkt an die Klemmendes MessobjektsDie Messung der Spannung ux an den Klemmen eines Messobjekts erfolgt meist dur h Ans hlie-ÿen eines Voltmeters direkt an die Klemmen des Messobjekts (siehe Abb. 3). Da allerdings jedesVoltmeter einen endli h groÿen Innenwiderstand RV aufweist, ieÿt dur h das Voltmeter derStrom iV = ux/RV . Dieser Strom wird dem Messobjekt entnommen und kann die Spannungs-messung beeinussen.Mit Hilfe eines Kompensationsmessverfahrens kann man den Strom i, wel her dem Messobjektentnommenen wird, zu Null ma hen und damit eine mögli he Beeinussung der Spannungs-messung vermeiden. Die dazu erforderli he S haltung ist in Abb. 4 dargestellt. Die Messungder Spannung ux am Messobjekt erfolgt dur h Verglei h mit einer Spannung uy, die voneinem Voltmeter gemessen und angezeigt wird. uy wird von einer (Hilfs-)Spannungsquelle

uH ≥ uy und einem einstellbaren Spannungsteiler R bereitgestellt. Je na h Stellung des Abgrisam einstellbaren Spannungsteiler kann uy kleiner, gröÿer oder glei h ux sein. Der Strom idur h das Amperemeter A vers hwindet genau dann, wenn ux = uy gilt, denn dann ist keinePotentialdierenz zwis hen den Klemmen des Amperemeters vorhanden, die einen Strom dur hE1 - 3

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uy

A

uH

R

iV

V

i

uxMessobjekt

Abbildung 4: Spannungsmessung mit Hilfe eines Kompensationsmessverfahrens. Dur h Einstel-lung des Spannungsteilers R wird der Strom i zu Null abgegli hen, und es gilt ux = uy.das Amperemeter treiben könnte. Als Amperemeter verwendet man ein mögli hst empndli- hes Messinstrument, wel hes sowohl positive wie au h negative Ströme anzeigen kann, alsobeispielsweise ein Zeigerinstrument mit Mittelstellung des Zeigers im stromlosen Zustand. DieMessung der Spannung ux erfolgt nun folgendermaÿen: Man vers hiebt den Mittelabgri desSpannungsteilers R so lange, bis das Amperemeter A den Strom i = 0 anzeigt. Nun kannuy = ux am Voltmeter V abgelesen werden.2.4 Strommessung dur h Kompensation

Messobjekt uA

ix

A

Amperemeter mitInnenwiderstandRAAbbildung 5: Strommessung dur h Eins halten eines Amperemeters in den Leiter mit dem zumessenden Strom ixDie Messung des Stromes ix in einem Leiter erfolgt meist dur h Auftrennen des Leiters undEins halten eines Strommessgerätes (siehe Abb. 5). Da allerdings jedes Amperemeter einenInnenwiderstand RA > 0 aufweist, fällt am Amperemeter eine Spannung uA ab, wel he dieStrommessung beeinussen kann.

RS

uH

u = 0VMessobjekt A

RA

uAix (RS + RA)

ix

Abbildung 6: Strommessung mit Hilfe eines Kompensationsmessverfahrens. RS wird so einge-stellt, dass uH = ix (RS + RA) gilt dadur h wird die Spannung u zu Null, und der Strom ixieÿt vollständig dur h das Amperemeter A.Mit Hilfe eines Kompensationsmessverfahrens kann man den Spannungsabfall uA kompensie-ren und damit eine mögli he Beeinussung der Messung vermeiden. Die dazu erforderli heE1 - 4

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S haltung ist in Abb. 6 dargestellt. In Reihe mit dem Amperemeter wurden eine Hilfsspan-nungsquelle uH und ein einstellbarer Widerstand RS ges haltet. RS wird so eingestellt, dassder Spannungsabfall an Amperemeter und Widerstand RS zusammen genau glei h der Span-nung uH ist (Bea hten Sie die Ri htung der Hilfsspannungsquelle!). Dies wird mit Hilfe einesSpannungsmessgeräts kontrolliert, wel hes (dur h Variation von RS) auf den Wert u = 0 V ab-gegli hen wird. Dadur h wird der Strom dur h dieses Spannungsmessgerät zu Null, und ix ieÿtvollständig dur h das Amperemeter A. Als Spannungsmessgerät verwendet man ein mögli hstempndli hes Messinstrument, wel hes sowohl positive wie au h negative Spannungen anzeigenkann, also beispielsweise ein Zeigerinstrument mit Mittelstellung des Zeigers im spannungslosemZustand. Au h ein empndli hes Amperemeter ist einsetzbar.3 Vorbereitende Aufgabenu0

(1 − α) · R

u2,mB

α · R

R

RL

u0

(1 − α) · R

u2,oB

α · R

R

Abbildung 7: Unbelasteter und dur h den Widerstand RL belasteter SpannungsteilerBetra htet wird der in Abb. 7 dargestellte einstellbare Spannungsteiler. Im unbelasteten Zu-stand, als ohne Ans hluss des Lastwiderstandes RL, hat die Ausgangsspannung u2 des Span-nungsteilers den Wert u2,oB. Zahlenwerte: u0 = 10 V, R = 10 kΩ, u2,oB = 5 Va) Auf wel hem Wert α steht der Mittelabgri des Spannungsteilers?b) Nun wird der Lastwiderstand RL = 10 kΩ anges hlossen. Wie groÿ ist die si h nuneinstellende Spannung u2,mB?4 Versu hsdur hführung4.1 Strom-Spannungs-Kennlinie einer QuelleMit Hilfe der in Abb. 8 dargestellten Messs haltung soll ein Teil der Strom-Spannungs-Kennlinie(ix in Abhängigkeit von ux) einer Quelle (= Messobjekt) aufgenommen werden. Der Strom ix,wel her der Quelle entnommen wird, kann mit Hilfe des verstellbaren Widerstandes R1 variiertwerden und wird vom Vielfa hmessinstrument Metrix im jeweils empndli hsten mögli hender angegebenen Messberei he angezeigt. Die Messung der Spannung ux erfolgt mit Hilfeeines Kompensationsmessverfahrens. Für jeden Messpunkt muss der Strom ∆i mit Hilfe deseinstellbaren Spannungsteilers R2 zu Null abgegli hen werden, so dass dann uy = ux gilt undsomit ux am Voltmeter abgelesen werden kann. Die gesamte Messs haltung ist so aufgebaut,dass der Strom ix in einem eigenen Strompfad ieÿt und dadur h keine Spannungsabfälle inE1 - 5

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R1 = 11500 Ω12 V 5 V

+/ − 250 µA

400 mV

ux

∆i

uy

ix

0, 5 / 5 mA

(Messobjekt)

Quelle

grün

grün

rot

schwarz

R2 =11500 Ω

Abbildung 8: Messs haltung zur Bestimmung der Strom-Spannungs-Kennlinie einer Quelle(= Messobjekt)Leitungen oder Ste kkontakten verursa hen kann, wel he die Spannungsmessung verfäls henkönnten.Die bes hriebene Messs haltung ist geeignet, den gröÿten Teil der Stom-Spannungs-Kennlinieder Quelle auszumessen. Eine kleine Veränderung ist notwendig, um den Leerlauf der Quelle(d.h. ix = 0) zu erfassen: Es ist notwendig, den Strompfad zu unterbre hen, beispielsweise dur hHerausnehmen des Vielfa hmessinstruments.Völlig ungeeignet ist die S haltung jedo h zur Messung des Kurzs hlussstroms der Quelle. DerStrompfad weist immer einen endli h groÿen Widerstand auf, minimal den Innenwiderstand desals Amperemeter verwendeten Vielfa hmessinstruments. Daher ist immer eine Spannung ux > 0erforderli h, um Strom dur h den Strompfad zu treiben. Im Kurzs hlussfall ist jedo h ux = 0!12 V

5 V+/ − 250 µA

ux

∆i

5 mA

(Messobjekt)

Quelle

grün

grün

rot

schwarz

ix

R1 =11500 Ω

Abbildung 9: Messs haltung zur Bestimmung des Kurzs hlussstroms einer QuelleUm den Kurzs hlussstrom der Quelle zu messen, soll die S haltung aus Abb. 9 verwendetwerden. Der Strom ∆i muss dur h geeignetes Einstellen des verstellbaren Widerstandes R1 zuNull abgegli hen werden in diesem Fall gilt au h für die Ausgangsspannung der Quelle ux = 0,d.h. es liegt der erwüns hte Kurzs hluss der Quelle vor. Der Ausgangsstrom ix der Quelle istglei h dem gesu hten Kurzs hlussstrom und kann am Vielfa hmessinstrument (Messberei h0,5 mA) abgelesen werden.

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12 V 15 V

∆i

+/ − 250 µA

zweipoliger Umschalter

R2 =11500 Ω

R1 = 11500 Ω(mit Skala)

15 V

Abbildung 10: S haltung zur Messung der Ausgangsspannung eines einstellbaren Spannungstei-lers R1 in Abhängigkeit von der Stellung des Mittelabgris. Die Ausgangsspannung von R1 wirdje na h Stellung des zweipoligen Ums halters mit Hilfe des Kompensationsmessverfahrens oderdirekt dur h das Voltmeter gemessen.4.2 Der Spannungsteiler ohne und mit BelastungDie in Abb. 10 dargestellte S haltung soll zur Messung der Ausgangsspannung eines einstell-baren Spannungsteilers verwendet werden. Die Ausgangsspannung wird in der eingezei hnetenStellung des zweipoligen Ums halters mit Hilfe des Kompensationsmessverfahrens gemessen.Wegen des Abglei hs auf ∆i = 0 wird der Spannungsteiler ni ht belastet. (Dieser Abglei hmuss für jeden Messpunkt neu vorgenommen werden!)Dur h Ums halten der S haltkontakte wird das Voltmeter direkt an den Mittelabgri desSpannungsteilers ges haltet, wodur h dann der dur h das Voltmeter ieÿende Strom den Span-nungsteiler belastet. Die gemessene Spannung wird je na h Stellung des Mittelabgris desSpannungsteilers vers hieden stark vom unbelasteten Fall abwei hen.Im Versu h ist die Ausgangsspannung des Spannungsteilers für folgende Stellungen des Mitte-labgris in jeweils beiden Stellungen des zweipoligen Ums halters aufzunehmen: α = 0; 0,05;0,1; 0,2; 0,3; . . . 0,9; 0,95; 1.5 AuswertungZu 4.1:

• Zei hnen Sie die Strom-Spannungskennlinie der vermessenen Quelle.• Bere hnen Sie die Elemente der zugehörigen Ersatzspannungsquelle.Zu 4.2:• Zei hnen Sie die aufgenommenen Kennlinien des Spannungsteilers ohne und mit Belastungin ein einziges Diagramm ein.

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6 Literatur• Pregla, R: Grundlagen der Elektrote hnik, Hüthig Verlag Heidelberg• Alba h, M.: Grundlagen der Elektrote hnik 1, Pearson Studium

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Versuch I1: RLC-Netzwerke

Inhaltsverzeichnis

1 Vorbemerkung 2

2 Lineare Netzwerke bei sinusformiger Anregung 22.1 RC-Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32.2 Reihenschwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

3 Lineare Netzwerke bei Anregung mit rechteckformigen Spannungen unterschied-licher Tastverhaltnisse 63.1 RC-Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63.2 Reihenschwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

4 Vorbereitende Aufgaben 8

5 Messaufgaben 85.1 RC-Glied bei sinusformiger Anregung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95.2 RC-Glied bei rechteckformiger Anregung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95.3 Reihenschwingkreis bei sinusformiger Anregung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105.4 Reihenschwingkreis bei rechteckformiger Anregung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Lernziele

• Verstehen der messtechnischen Bedeutung der ”komplexen Rechnung”

• Messen an RLC-Netzwerken bei sinusformiger und nichtsinusformiger Anregung

• Messen von Impedanzen

• Konstruktion maßstablicher Zeigerbilder

• Darstellung von Frequenzgangen als Bodediagramm

• Bestimmen von Schwingkreis-Guten

• Darstellung von Einschwingvorgangen mit dem Oszilloskop

• Bestimmen von Abklingkonstanten

I1 - 1

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1 Vorbemerkung

Bitte arbeiten Sie diese Versuchsunterlagen sorgfaltig durch. Losen Sie auch die vorbereitenden Auf-gaben (Kap. 4). Dadurch konnen Sie kontrollieren, ob Sie fur den Versuch ausreichend vorbereitetsind. Bringen Sie die Losungen der Vorbereitungsaufgaben zum Praktikumstermin mit.

2 Lineare Netzwerke bei sinusformiger Anregung

In diesem Versuch betrachten wir elektrische Netzwerke, die nur Widerstande (R), Induktivitaten(L) und Kondensatoren (C) enthalten. Diese Bauelemente sind in idealisierter Form durch folgendeBeziehungen zwischen Strom und Spannung definiert

uR(t) = R · iR(t) , (1)

uC(t) =1

C

iC(t)dt , (2)

uL(t) = L ·diL(t)

dt. (3)

Durch Zusammenschaltung von R, L, C entsteht stets ein ”lineares” Netzwerk. Fur ein lineares Netz-werk gilt das Superpositionsprinzip: werden in das Netzwerk mehrere elektrische Quellen integriert,so kann man den Zustand des Netzes (Spannungen und Strome in allen Bauelementen) dadurch be-rechnen, dass man die Beitrage der einzelnen Quellen getrennt berechnet und addiert (superponiert).Lineare Netzwerke haben eine weitere damit direkt zusammenhangende Eigenschaft: erzeugen alleQuellen sinusformige (”harmonische”) Anregungen, so sind alle im Netzwerk vorkommenden Span-nungen und Strome ebenfalls sinusformig mit derselben Frequenz f . Diese Eigenschaft fuhrt zu einererheblichen Vereinfachung bei der Berechnung der Spannungen und Strome bei sinusformigen Anre-gungen: da man schon weiß, dass alle Großen sinusformig verlaufen, muss man nur die Amplitudenund Phasen berechnen.

Das vereinfachte Verfahren dazu liefert die ”komplexe Rechnung”. Ausgangspunkt ist die tatsachliche,reelle harmonischen Zeitfunktion u(t) = U cos(ωt + ϕ) mit der Kreisfrequenz ω = 2πf . DieserFunktion wird rechnerisch ein Imaginarteil (die imaginare Einheit wird mit j bezeichnet) hinzugefugt,so dass man die Zeitfunktion durch Realteilbildung zuruckerhalt.

u(t) = Re

U cos(ωt+ ϕ) + jU sin(ωt+ ϕ)

(4)

Auch wenn das Hinzufugen des Imaginarteils zunachst eine Aufblahung der mathematischen Be-schreibung zu sein scheint, ergeben sich daraus letzlich erhebliche Vereinfachungen. Mit Hilfe derEulerschen Formel ejϕ = cosϕ+ j sinϕ lasst sich schreiben:

u(t) = Re

Uej(ωt+ϕ)

. (5)

Das Produkt Uejϕ wird zur komplexen Amplitude U = Uejϕ zusammengefasst. Hat man durch eineNetzwerkberechnung die komplexe Amplitude X = Xejϕ einer gewunschten Große gefunden, so lasstsich die zugehorige Zeitfunktion durch folgende Operation gewinnen

x(t) = Re

Xejωt

. (6)

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Bei bekannter Frequenz wird die Zeitfunktion also vollstandig durch die komplexe Amplitude be-schrieben. Wegen der Einfachheit der Ruckgewinnung der Zeitfunktion sieht man meist bereits diekomplexe Amplitude als Ergebnis einer Berechnung an. Die wesentliche Vereinfachung der kom-plexen Rechnung ergibt sich daraus, dass die Beziehungen zwischen Spannungen und Stromen anRLC-Elementen sich als (komplexe) algebraische Gleichungen schreiben lassen. Die Entsprechungensind wie folgt

uR(t) = R · iR(t) ⇐⇒ UR = R · IR , (7)

uC(t) =1

C

iC(t)dt ⇐⇒ UC =1

jωC· IC , (8)

uL(t) = L ·diL(t)

dt⇐⇒ UL = jωL · IL . (9)

Offenbar entspricht die Multiplikation mit einer Konstanten auch im Komplexen einer Multiplika-tion. Die Integration im Zeitbereich entspricht einer Division durch jω, die Differenziation einerMultiplikation mit jω. Die Addition bzw. Subtraktion von Spannungen und Stromen gemaß denKirchhoffschen Gleichungen kann einfach auf die komplexen Amplituden ubertragen werden.

2.1 RC-Glied

Anstatt einer allgemeinen Darstellung wird die Vorgehensweise der ”komplexen Rechnung” im Fol-genden am Beispiel erklart. Man betrachte die in Abbildung 1 gezeigte Schaltung aus einem ohmschenWiderstand R und einem Kondensator mit der Kapazitat C, das sogenannte RC-Glied.

Abb. 1: RC-Glied als Beispiel fur ein lineares Netzwerk

Mit Hilfe komplexer Bauelementgleichungen und komplexer Kirchhoffschen Maschen- und Knoten-gleichungen konnen die im Netzwerk auftretenden komplexen Spannungen und Strome (es fließt nurein einziger Strom) bestimmt werden. Fur die komplexe Amplitude der Spannung U 1 am Eingangerhalt man:

U 1 = UR + U 2 = R · I +1

jωC· I =

(

R +1

jωC

)

I = Z · I (10)

Den komplexen Quotienten von Strom und Spannung bezeichnet man als Impedanz Z, den Kehrwertdavon als Admittanz Y . Ein Kondensator hat also die Impedanz bzw. Admittanz

Z =U

I=

1

jωC=

1

Y, (11)

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die Reihenschaltung von R und C hat die Impedanz

Z = R +1

jωC=

1

Y. (12)

Abb. 2: Zeigerdiagramm der im RC-Glied auftretenden Spannungen

Die Phasenbeziehungen zwischen Spannungen und Stromen lassen sich durch ”Zeigerdiagramme”veranschaulichen (Abb. 2). Der (nicht eingezeichnete) Stromzeiger liegt parallel zu dem Zeiger derkomplexen Spannung UR, weil an einem ohmschen Widerstand Strom und Spannung in Phase sind.An einem Kondensator eilt der Strom I der Spannung U 2 hingegen um 90 Grad vor (mathema-tisch positive Drehrichtung der Zeiger), was sich aus dem Faktor 1/j ergibt. Zwischen den beidenSpannungen UR und U2 besteht demnach eine Phasenverschiebung von 90 Grad.

2.2 Reihenschwingkreis

Einen einfachen elektrischen Schwingkreis erhalt man, wenn man einen Widerstand, eine Spule undeinen Kondensator in Reihe schaltet (Abbildung 3). In einem solchen Kreis kann elektrische Energiezwischen Kondensator und Induktivitat hin- und herschwingen.

Abb. 3: Reihenschwingkreis

Die Impedanz der Reihenschaltung betragt

Z =U

I= R + j

(

ωL−1

ωC

)

(13)

und ist somit frequenzabhangig. Die Impedanz wird reell, wenn sich die beiden imaginaren Anteilegerade kompensieren. Die zugehorige Frequenz f0 heißt Resonanzfrequenz:

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ω0L−1

ω0C= 0 ⇒ f0 =

1

2π√LC

(14)

Der Schwingkreis befindet sich fur diese Frequenz in Resonanz. Der Strom I wird dann maximal, weiler nur noch durch den Widerstand R bestimmt ist. Der Strom fließt auch durch die Blindelementeund kann dabei an diesen Spannungen erzeugen, die wesentlich großer als die angelegte SpannungU1 sind. Fur die Spannung UL(ω0) an der Spule und die Spannung UC(ω0) am Kondensator beiResonanz ergibt sich:

∣UL(ω0)

∣=

∣UC(ω0)

∣=

∣I0(ω0)

∣ω0L =

∣U0

1

R

L

C. (15)

Das Verhaltnis der Spannung am Blindwiderstand zur angelegten Spannung bei Resonanz wird GuteQ genannt.

Q =1

R

L

C=

ω0L

R=

1

ω0CR(16)

Normiert man die Admittanz auf den Leitwert G = 1

R, so erhalt man fur den Betrag |Y (ω)|

Gund die

Phase ϕ(ω)

|Y (ω)|

G=

1√

1 +Q2( ωω0

− ω0

ω)2

(17)

ϕ(ω) = arctan

(

−Q

(

ω

ω0

−ω0

ω

))

. (18)

Das Verhalten des Schwingkreises als Funktion der Frequenz wird haufig durch ein ”Bode-Diagramm”dargestellt. Bei einem Bode-Diagramm wird der Betrag logarithmisch dargestellt, wahrend die Phaselinear aufgetragen wird. Fur die logarithmische Darstellung des Betrags, z. B. einer Admittanz Y ,

verwendet man den Ausdruck 20 lg(∣

YY0

)

dB. Um die Logarithmierung durchzufuhren, muss man

durch eine geeignet gewahlte Bezugsgroße∣

∣Y0

∣ dividieren, um ein dimensionsloses, reelles Argumentfur die Logarithmusfunktion zu erhalten. Um diese Art der Logarithmierung eindeutig zu kennzeich-nen, versieht man das Ergebnis mit einer Pseudoeinheit, namlich dem deziBel (dB). Im Fall desSchwingkreises bezieht man am besten auf die Admittanz bei Resonanz, also auf G = 1

R.

Eine logarithmische Darstellung ist vor allem aus zwei Grunden sinnvoll. Zum einen lassen sich großeWertebereiche uber mehrere Zehnerpotenzen gut darstellen, zum anderen bilden sich Abhangigkeitennach Potenzgesetzen (z. B. proportional ω, ω2, 1/ω, 1/ω2) als Geraden ab, deren Steigung unmit-telbar Aufschluss uber die Potenz gibt. So fuhrt eine Proportionalitat zu ω zu einer Steigung von20 dB/Dekade, wahrend sich eine Potenz von 1/ω2 durch eine fallende Gerade der Steigung -40dB/Dekade abbildet (eine Dekade bedeutet Verzehnfachung der Frequenz).

Das Bode-Diagramm der Admittanz eines Schwingkreises fur verschiedene GutenQ ist in Abbildung 4dargestellt. Bei den Frequenzen f+45 und f

−45, bei denen der Betrag des Phasenwinkels von Z 45

betragt, sind Re Z und Im Z betragsmaßig gleich:

|Z(f±45)| =

√2 · |Z(f0)| =

√2 · R . (19)

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10−3

10−2

10−1

100

101

102

103

−80

−60

−40

−20

0

ω \ ω0

|Y/G

| in

dB

Q=0,1Q=1Q=10

10−3

10−2

10−1

100

101

102

103

−100

−50

0

50

100

ω \ ω0

Pha

se in

Gra

d

Abb. 4: Bode-Diagramm der Admittanz des Reihenschwingkreises (Bezug auf die Admittanz bei Re-

sonanz) fur verschiedene Guten Q

Der Strom ist in diesem Fall um 3 dB gegenuber dem Resonanzfall abgesunken. Die Frequenzen f+45

und f−45 werden obere und untere Grenzfrequenz genannt, ihre Differenz ist die Bandbreite

∆f = f+45 − f−45 . (20)

Damit wird die Gute

Q =f0

∆f. (21)

Sie kann somit auch als Maß fur die relative Breite der Resonanzkurve angesehen werden (s. Abbil-dung 4).

3 Lineare Netzwerke bei Anregung mit rechteckformigen

Spannungen unterschiedlicher Tastverhaltnisse

Die bisherigen Betrachtungen gelten nur fur Netzwerke, die sich im eingeschwungenen Zustand be-finden: die Quellen sind schon seit beliebig langer Zeit eingeschaltet und die Einschaltvorgange sindvollstandig abgeklungen. In diesem Versuchsteil interessieren wir uns nun fur die Ein- und Aus-schwingvorgange verschiedener Netzwerke bei Anregung mit einer rechteckformigen Spannung. Alseinfaches Beispiel betrachten wir zunachst wieder das RC-Glied.

3.1 RC-Glied

Die Differenzialgleichung (DGL) fur das in Abbildung 5 gezeigte Netzwerk kann mit Hilfe vonMaschen- und Bauelementgleichungen aufgestellt werden

u0(t) = uR(t) + uC(t) = R · i(t) + uC(t) = RCduC(t)

dt+ uC(t) . (22)

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Abb. 5: RC-Glied bei Anregung mit rechteckformiger Spannung

Die allgemeine Losung der so gefundenen DGL lautet

uC(t) = uh(t) + up(t) , (23)

wobei uh(t) die Losung der homogenen DGL duC(t)dt

+ 1

RCuC(t) = 0 ist und up(t) die partikulare

Losung unter Berucksichtigung der anregenden Funktion u0(t). Mit dem Ansatz uh(t) = K · eλt

und der charakteristischen Gleichung λ + 1

RC= 0 folgt fur die homogene Losung uh(t) = K · e−

t

RC .Die Konstante K kann aus der Anfangsbedingung uC(t = t0) bestimmt werden. Verwendet manals Anregungssignal eine Rechteckspannung nach Abbildung 5 mit der Pulsbreite T (Periodendauer2T ) und der Amplitude U0, so erhalt man im eingeschwungenen Zustand fur die beiden Bereiche0 ≤ t < T und T ≤ t < 2T die Losung

uC(t) =

U0e−

Tτ −1

e−Tτ +1

e−t

τ + U0

(

1− e−t

τ

)

0 ≤ t < T

−U0e−

Tτ −1

e−Tτ +1

e−t−T

τ − U0

(

1− e−t−T

τ

)

T ≤ t < 2T.(24)

3.2 Reihenschwingkreis

Abb. 6: Reihenschwingkreis

Die Differenzialgleichung fur die Kondensatorspannung uC(t) fur den Reihenschwingkreis nach Ab-bildung 6 lautet

d2uC(t)

dt2+

R

L

duC(t)

dt+

1

LCuC(t) =

u0(t)

LC. (25)

Fur die charakteristische Gleichung der DGL gilt dementsprechend

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λ2 +R

Lλ+

1

LC= 0. (26)

Mit der Resonanzfrequenz ω0 = 1√

LCund dem Dampfungsgrad D = R

2Lω0

folgt fur die Losung dercharakteristischen Gleichung:

λ1/2 = −Dω0 ± ω0

√D2 − 1. (27)

Der Wurzelausdruck kann imaginar, reell oder gleich Null sein, je nachdem, wie sich die Werte derBauelemente zueinander verhalten. Man unterscheidet die folgenden drei charakteristischen Falle,die getrennt betrachtet werden mussen:

• D > 1: Uberkritische Dampfung

• D = 1: Kritische Dampfung

• D < 1: Gedampft periodischer Fall

Die allgemeine Losung der Differenzialgleichung fur λ1 6= λ2 lautet:

uC(t) = K1eλ1t +K2e

λ2t. (28)

Fur die Bestimmung der beiden Konstanten K1 und K2 werden zwei Anfangsbedingungen zumZeitpunkt t0 benotigt.

4 Vorbereitende Aufgaben

a) Uberlegen Sie, wie Sie aus dem Zeitverlauf von uC(t) bei einem RC-Glied mit rechteckformigerAnregung (Gleichung 24) die Zeitkonstante τ auf einem Oszilloskop ablesen konnen. WelchesVerhaltnis zwischen der Pulsbreite T und der Zeitkonstante τ muss dafur gelten ?

b) Berechnen und zeichnen Sie fur die in Abbildung 7 dargestellte Schaltung die Spannung uC(t)fur t > 0. Der Schalter wird zum Zeitpunkt t = 0 geschlossen. Fur die Anfangsbedingungenzum Zeitpunkt t = 0 gilt: uC(t) = u0 und i(t) = C · duC(t)

dt= 0.

Abb. 7: LC-Netzwerk

5 Messaufgaben

Die einzelnen Messschaltungen werden mit Hilfe eines Steckbretts und verschiedener Bauelementerealisiert. Die Widerstande sind mit R1 bis R5 gekennzeichnet (R1 ist zunachst unbekannt, R2 = 1kΩ,R3 = 10kΩ, R4 = 2kΩ, R5 = 1Ω), die Spule und die Kapazitat mit L bzw. C. Fur die Erzeugung dessinus- bzw. rechteckformigen Anregungssignals U0 steht ein Funktionsgenerator zur Verfugung.

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5.1 RC-Glied bei sinusformiger Anregung

Messungen:

Bauen Sie mit Hilfe des Steckbretts ein RC-Glied auf, das aus dem Widerstand R1 und der KapazitatC besteht.

a) Messen Sie mit dem Multimeter den Wert des Widerstandes R1 und der Kapazitat C.

b) Stellen Sie die Amplitude der Eingangsspannung am Frequenzgenerator mit Hilfe des Oszillo-skops auf U0 = 2, 5 V ein. Messen Sie fur die Frequenzen 1 kHz und 10 kHz die SpannungenUR1

und UC mit dem Multimeter.

Auswertung:

a) Zeichnen Sie fur die Frequenzen 1 kHz und 10 kHz jeweils ein Zeigerdiagramm der SpannungenU0, UC und UR1

(Maßstab: 100 mV = 0,5 cm).

b) Berechnen Sie den Wert der Kapazitat C und vergleichen Sie ihn mit dem gemessenen unddem tatsachlichen Wert (100 nF). Benutzen Sie fur R1 den mit dem Multimeter gemessenenWert (tatsachlicher Wert 100 Ω).

5.2 RC-Glied bei rechteckformiger Anregung

Messungen:

Tauschen Sie R1 gegen R3 = 10 kΩ aus.

a) Wahlen Sie als Anregungssignal ein Rechtecksignal und stellen Sie die Spannungen uC(t) undu0(t) gleichzeitig auf dem Oszilloskop dar. Wahlen Sie zunachst eine niedrige Frequenz (f =100 Hz), um einen vollstandigen Auf- bzw. Entladevorgang betrachten zu konnen.

b) Skizzieren Sie den Verlauf der Spannungen und bestimmen Sie aus dem Zeitverlauf die Zeit-konstante τ .

c) Variieren Sie bei festem τ die Frequenz zu f = 1 kHz und skizzieren Sie den Verlauf von uC(t)und u0(t).

d) Variieren Sie bei fester Frequenz des Rechtecksignals die Zeitkonstante τ , indem Sie den Wi-derstand R3 wieder gegen R1 austauschen. Skizzieren Sie die Verlaufe von uC(t) und u0(t).

Auswertung:

a) Berechnen Sie die Zeitkonstante τ fur R3 und C und vergleichen Sie sie mit dem abgelesenenWert.

b) Erlautern Sie den Verlauf der Spannungen uC(t) und u0(t) fur variable Frequenzen f des An-regungssignals bzw. fur variable Zeitkonstante τ .

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5.3 Reihenschwingkreis bei sinusformiger Anregung

Messungen:

Bauen Sie mit Hilfe des Steckbretts einen Reihenschwingkreis aus dem Widerstand R1, der Indukti-vitat L und der Kapazitat C auf. Stellen Sie die Amplitude der Eingangsspannung am Frequenzge-nerator mit Hilfe des Oszilloskops wieder auf U0 = 2, 5 V ein.

a) Messen Sie die Spannungen UR1und U0 fur folgende Frequenzen mit dem Multimeter: 100 Hz,

300 Hz, 500 Hz, 700 Hz, 1 kHz, 2 kHz, 3 kHz, 4 kHz, 5 kHz, 6 kHz, 7 kHz, 8 kHz, 9 kHz, 10kHz. Bestimmen Sie die Resonanzfrequenz f0 und nehmen Sie rund um f0 einige zusatzlicheMesspunkte auf.

b) Messen Sie mit dem Multimeter die Spannungen UL(f0) und UR1(f0).

Auswertung:

a) Berechnen Sie den Strom I(f0) und bestimmen Sie L und C.

b) Berechnen Sie den theoretischen Wert der Resonanzfrequenz (L = 100 mH) und vergleichenSie ihn mit dem gemessenen.

c) Berechnen Sie die Gute des Schwingkreises Q mit den Werten aus b) fur L und C.

d) Bestimmen Sie den Betrag der auf den Widerstand bezogenen Impedanz ZR

als Funktion derFrequenz und zeichnen Sie das Ergebnis in ein Bodediagramm. Bestimmen Sie dabei die Phaserechnerisch aus den gemessenen Bauelementwerten. Lesen Sie aus dem Bode-Diagramm dieGute ab und vergleichen Sie mit dem vorher erhaltenen Ergebnis.

5.4 Reihenschwingkreis bei rechteckformiger Anregung

Messungen:

Wahlen Sie als Anregungssignal ein Rechtecksignal mit einer Frequenz von f = 100 Hz. VariierenSie den Widerstand R, stellen Sie fur jeden dieser Falle den Verlauf der Spannungen uC(t) und u0(t)auf dem Oszilloskop dar und skizzieren Sie ihn fur die drei Falle R = R1 = 100 Ω , R = R3 = 10 kΩund R = R4 = 2 kΩ.

Auswertung:

Um welche charakteristischen Falle handelt es sich?

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