Angela Buchholz WWU Münster Psychologisches Institut I
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Transcript of Angela Buchholz WWU Münster Psychologisches Institut I
6. ICF Anwenderkonferenz am 5.03.2008 in Bremen
Unterschiede in der Selbst- und Fremdbeurteilung von Leistungseinschränkungen: Artefakt oder konstruktrelevante Information?
Angela BuchholzWWU Münster
Psychologisches Institut I
Klinische Psychologie/Psychotherapie und psychologische Diagnostik
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Unterschiede Fremd-/Selbsturteil
Allgemeine Einflussfaktoren auf Selbstbeurteilung Soziale Erwünschtheit Akquieszenz Selbstdarstellung
Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdurteil Konzeptuelle Unterschiede Psychometrische Unterschiede Unterschiedliche Traditionen in der Interpretation
vgl. Bortz & Döring, 2003
Cheung, 1999Hintergrund
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Interpretation von Unterschieden
Lebensqualität: Verzerrung Stimmung, affektive Symptomatik Kognitive Fähigkeiten Verzerrte Wahrnehmung Response shift
Hilfebedarf: Inhaltliche Interpretation Unterschiedliche Konzeptionen von angemessener Hilfe
& Unterstützung Kann für Therapie nutzbar gemacht werden
Katschnig, 2006Schwarz & Clore, 1986 Slade et al., 1996Van Os et al., 2004
Hintergrund
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Fragestellung
Unterscheiden sich Selbst- und Fremdbeurteilung von Leistungseinschränkungen (ICF)?
Wenn ja, lassen sich diese Unterschiede inhaltlich interpretieren auf Stimmung oder andere Störeinflüsse zurückführen durch unspezifische Fehlerkomponenten aufklären?
Hintergrund
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Stichprobe
Amsterdam Cohort Studies among Drug users Offene Kohortenstudie Langzeitkonsumenten Heroin, Kokain, &/ Amphetaminen Follow-up 2 mal pro Jahr Teilstichprobe für die aktuelle Studie N = 166, Alter 44 (IQR 38 –
48)
Stichprobencharakeristika N(%)
MännlichNationalität (NL)Ethnizität (West-Europäisch)HIV positivAktuell intravenöser Konsum
102(61.1)140(83.8)127(76.0)120(12.0)136(21.6)
Methode
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Instrumente & Durchführung
0. (Standard-Interview der ACS) 1. Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS):
Schweregrad aktueller Symptome2. Measurements in the Addictions for Triage and Evaluation -
ICF coreset and need for care (MATE-ICN) 18 Items aus 7 Kapiteln Aktivitäten&Partizipation[Teilhabe]:
Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen Bedeutende Lebensbereiche Gemeinschafts- und soziales Leben Häusliches Leben Selbstversorgung Allgemeine Aufgaben und Anforderungen Lernen und Wissensanwendung
3. Selbstbeurteilungsbogen MATE-ICN
Methode
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IntimeBeziehungen
InformelleBeziehungen
FormelleBeziehungen
Kontakte knüpfen
Erziehung/Arbeit
Wirtschaftl.Eigenständigkeit
Erholung undFreizeit
Wohnraumbeschaffen
Mahlzeiten/Hausarbeiten
Sich waschen,pflegen, kleiden
AusgewogeneErnährung/Fitness
Medizinischen Rat inAnspruch nehmen
RiskantesVerhalten
Tägliche Routinedurchführen
Mit Stressumgehen
Lernen, Problemelösen, Denken
Beeinträchtigung -Total
Beeinträchtigung -Beziehungen
Beeinträchtigung -Grundanforderungen
Methode
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Ergebnisse
Prüfung Konzeptioneller Unterschiede mit multiplem Gruppenvergleich (konfirmatorische Faktorenanalyse) χ2 = 113.6, df = 85, p = .02; CFI = .95; TLI = .97; RMSEA = .05 Faktorladungen in Bezug auf 4 Items nicht invariant:
Erziehung/Bildung, Arbeit/Beschäftigung Wirtschaftliche Eigenständigkeit Erholung und Freizeit informelle soziale Beziehungen/Familienbeziehungen
Teilnehmer schätzen sich in Bezug auf diese Items systematisch als weniger beeinträchtigt ein als die Interviewer
Methode
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Ergebnisse
Methode
Summenwert M(SD)(Int.) M(SD)(TN) t(165) p
Beziehungen 4.69(3.0) 3.93(3.4) 3.4 .001
Grundanforderungen 6.17(5.1) 6.33(5.4) -.44 .664
Gesamtwert Beeinträchtigungen 20.15(10.2) 16.90(11.5) 4.6 .000
Unterschiede in den Summenwerten
Regression Fremd- auf Selbsturteil
Variable B SE B ß p R2
Gesamtwert Fremd 0.72 0.07 .651 .000 .46
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Ergebnisse
Methode
Einflussfaktoren auf die Selbst/Fremd-Unterschiede (Multiple Regression auf unstandardisierte Residuen)
Variable B SE B ß p
Summenwert HADS -0.32 0.09 .29 .000
Geschlecht -3.54 1.31 -.20 .007
Alter -0.05 0.09 -.04 .600
Dauer des Interviews -3.04 0.05 .07 .367
Interviewer -3.88 1.42 .05 .535
R2 = .14
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Einschränkungen
Kleine Stichprobe für Auswertungen mittels Strukturgleichunsmodellierung
Reihenfolge der Darbietung nicht ausbalanciert „Gelegenheitsuntersuchung“, dadurch evtl. Vernachlässigung
relevanter Störeinflüsse Nicht direkt übertragbar auf Behandlungskontext Sehr spezifische Stichprobe
Diskussion
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Diskussion
Interviewer beurteilen die Teilnehmer als eingeschränkter als diese sich selbst
Inhaltlich unterschiedliche Gewichtung nur im Bezug auf Items, bei deren Beurteilung unterschiedliche Normen eine Rolle spielen
Unspezifische Unterschiede lassen sich zum Teil durch Stimmung und Geschlecht aufklären: Sie sind größer für Männer und Personen mit höherer Symptombelastung (Angst/Depression)
In der Kodierung von Leistungseinschränkungen sollten sowohl Störfaktoren als auch systematische inhaltliche Unterschiede zwischen Fremd- und Selbsturteil genauer untersucht werden
Diskussion
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Danke...
Fred Rist, Gerard Schippers, Anneke Krol Fiona Kat, Joke Bax, Ans Snuverink, Hella Brandt
[email protected] www.mateinfo.eu www.amsterdamcohortstudies.org
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