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VGB PowerTech - Autorenexemplar - © 2015 67 VGB PowerTech 12 l 2015 ISO 14694: Industrial fans – Specifications for balance quality and vibration levels Autor Abstract Comments on the international Standard ISO 14694: Industrial fans – Specifications for balance quality and vibration levels First this article summarises basics of vibra- tion technology. Based on examples and meas- urements, the complex vibration behaviour of axial fans in air-cooled condensers – frequently used in power plants – is described. The emerg- ing problems are explained when assessing and monitoring the vibrations of axial fans result- ing from the application of the international standard ISO 14694, Industrial fans – Specifi- cations for balance quality and vibration levels, 2003. Comparison with the VDI-Standard 3834 “Measurement and evaluation of the mechani- cal vibration of wind energy turbines and their components” (2009) shows possible alterna- tives and solutions to realise a customised and differentiated assessment and monitoring of axial fan vibrations. The presentation of the vibration behaviour of axial fans, the discussed problems based on the application of ISO 14694 and the comparison with VDI-Standard 3834 show the urgent need for modifications of ISO 14694 regarding the assessment and monitor- ing of the vibration behaviour of axial fans. l Anmerkungen zum internationalen Standard ISO 14694: Industrial fans – Specifications for balance quality and vibration levels Frank Weissbuch Dr.-Ing. Frank Weissbuch Geschäftsführer WMT Dinslaken, Deutschland Einleitung Als Schwingungen oder Oszillationen wer- den wiederholte zeitliche Abweichung der Zustandsgrößen eines Systems von einem Mittelwert bezeichnet. Beispiele für Schwingungen sind in der Mechanik, in der Elektrotechnik, der Biologie und in vielen anderen Bereichen anzutreffen. Während wir uns einerseits Schwingungen in vielfältiger Weise zu Nutzen machen wie z.B. bei Schwingrinnen, Saiteninst- rumente, Schlagbohrmaschinen, etc. sind Schwingungen in anderen Bereichen wie der Mikroskopie, Fußgängerbrücken, Ge- bäuden, etc. unerwünscht und können bei Überschreitung entsprechender Schwin- gungsamplituden zu Beschädigungen und Bauteilversagen führen. Des Weiteren werden Maschinenschwingungen dazu benutzt um Schäden an Maschinenkompo- nenten wie z.B. Wälz- und Gleitlagern, Ge- triebeverzahnungen, Wellen etc. frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu beheben. Kennzeichen einer harmonischen Schwin- gung sind neben der Schwingfrequenz in Hertz [Hz], die die Anzahl der zeitlichen Abweichungen pro Sekunde angibt, die Schwingungsamplitude die in den Einhei- ten Schwingweg, Schwinggeschwindigkeit oder Schwingbeschleunigung angegeben wird. Alle drei Größen stehen in einer kon- stanten Phasenbeziehung zueinander und ihre Amplituden lassen sich im Falle einer harmonischen Schwingung, wie nachfol- gend dargestellt, voneinander ableiten: V Peak = 2π f X Peak (1) A Peak = 2π f V Peak (2) mit f: Frequenz der harmonischen Schwingung in [1/s] X Peak : Amplitude des Schwingweges in [mm] V Peak : Amplitude der Schwinggeschwin- digkeit in [mm/s] A Peak : Amplitude der Schwingbeschleuni- gung in [m/s 2 ] Von diesen drei Parametern hat sich die Schwinggeschwindigkeit als Einheit für die Maschinenüberwachung etabliert, da sie den geringsten Dynamikbereich erfor- dert, das beste Signal/Rausch-Verhältnis liefert und eine frühzeitige Fehlererken- nung ermöglicht, wenn einfache Geräte mit einer Breitbandanzeige verwendet werden. Ein wesentlicher Nachteil des Parameters Schwinggeschwindigkeit ist, dass von dessen Amplitude nicht direkt auf Bauteilbelastungen oder auf Kräfte, die auf ein Bauteil einwirken, geschlos- sen werden kann. Eine hohe Schwingge- schwindigkeitsamplitude kann gemäß Gleichung 1 aus einer hohen Frequenz und kleiner Wegamplitude resultieren oder umgekehrt. Ebenso resultiert aus ei- ner hohen Schwinggeschwindigkeitsamp- litude bei niedriger Frequenz eine geringe Beschleunigung und umgekehrt. Dies bedeutet, dass hohe Schwingge- schwindigkeitsamplituden nicht zwangs- läufig zu starken Auslenkungen mit hohen Bauteildehnungen sowie zu großen Bau- teilbeschleunigungen mit großen einge- prägten Kräften führen. Am nachfolgend dargestellten einfachen Beispiel eines ein- seitig eingespannten Biegebalkens sei die- ser Zusammenhang verdeutlicht. Beispiel: Einseitig eingespannter Biege- balken (Bild 1 ): a) Schwinggeschwindigkeit V bei f = 1,5 Hz Auslenkung X a = V/(2π 1,5 Hz) b) Schwinggeschwindigkeit V bei f = 9,0 Hz Auslenkung X b = V/(2π 9,0 Hz) Biegespannung Q B an der Einspannung: Q Ba = 6,0 x Q Bb Schwingeschwindigkeit V am Balkenende Bild 1. Einseitig eingespannter Biegebalken.

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VGB PowerTech 12 l 2015 ISO 14694: Industrial fans – Specifications for balance quality and vibration levels

Autor

Abstract

Comments on the international Standard ISO 14694: Industrial fans – Specifications for balance quality and vibration levels

First this article summarises basics of vibra-tion technology. Based on examples and meas-urements, the complex vibration behaviour of axial fans in air-cooled condensers – frequently used in power plants – is described. The emerg-ing problems are explained when assessing and monitoring the vibrations of axial fans result-ing from the application of the international standard ISO 14694, Industrial fans – Specifi-cations for balance quality and vibration levels, 2003. Comparison with the VDI-Standard 3834 “Measurement and evaluation of the mechani-cal vibration of wind energy turbines and their components” (2009) shows possible alterna-tives and solutions to realise a customised and differentiated assessment and monitoring of axial fan vibrations. The presentation of the vibration behaviour of axial fans, the discussed problems based on the application of ISO 14694 and the comparison with VDI-Standard 3834 show the urgent need for modifications of ISO 14694 regarding the assessment and monitor-ing of the vibration behaviour of axial fans. l

Anmerkungen zum internationalen Standard ISO 14694: Industrial fans – Specifications for balance quality and vibration levelsFrank Weissbuch

Dr.-Ing. Frank WeissbuchGeschäftsführerWMTDinslaken, Deutschland

Einleitung

Als Schwingungen oder Oszillationen wer-den wiederholte zeitliche Abweichung der Zustandsgrößen eines Systems von einem Mittelwert bezeichnet. Beispiele für Schwingungen sind in der Mechanik, in der Elektrotechnik, der Biologie und in vielen anderen Bereichen anzutreffen. Während wir uns einerseits Schwingungen in vielfältiger Weise zu Nutzen machen wie z.B. bei Schwingrinnen, Saiteninst-rumente, Schlagbohrmaschinen, etc. sind Schwingungen in anderen Bereichen wie der Mikroskopie, Fußgängerbrücken, Ge-bäuden, etc. unerwünscht und können bei Überschreitung entsprechender Schwin-gungsamplituden zu Beschädigungen und Bauteilversagen führen. Des Weiteren werden Maschinenschwingungen dazu benutzt um Schäden an Maschinenkompo-nenten wie z.B. Wälz- und Gleitlagern, Ge-triebeverzahnungen, Wellen etc. frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu beheben. Kennzeichen einer harmonischen Schwin-gung sind neben der Schwingfrequenz in Hertz [Hz], die die Anzahl der zeitlichen Abweichungen pro Sekunde angibt, die Schwingungsamplitude die in den Einhei-ten Schwingweg, Schwinggeschwindigkeit oder Schwingbeschleunigung angegeben wird. Alle drei Größen stehen in einer kon-stanten Phasenbeziehung zueinander und ihre Amplituden lassen sich im Falle einer harmonischen Schwingung, wie nachfol-gend dargestellt, voneinander ableiten:

VPeak = 2π f XPeak (1)

APeak = 2π f VPeak (2)

mitf: Frequenz der harmonischen

Schwingung in [1/s]XPeak: Amplitude des Schwingweges

in [mm]

VPeak: Amplitude der Schwinggeschwin-digkeit in [mm/s]

APeak: Amplitude der Schwingbeschleuni-gung in [m/s2]

Von diesen drei Parametern hat sich die Schwinggeschwindigkeit als Einheit für die Maschinenüberwachung etabliert, da sie den geringsten Dynamikbereich erfor-dert, das beste Signal/Rausch-Verhältnis liefert und eine frühzeitige Fehlererken-nung ermöglicht, wenn einfache Geräte mit einer Breitbandanzeige verwendet werden. Ein wesentlicher Nachteil des Parameters Schwinggeschwindigkeit ist, dass von dessen Amplitude nicht direkt auf Bauteilbelastungen oder auf Kräfte, die auf ein Bauteil einwirken, geschlos-sen werden kann. Eine hohe Schwingge-schwindigkeitsamplitude kann gemäß Gleichung 1 aus einer hohen Frequenz und kleiner Wegamplitude resultieren oder umgekehrt. Ebenso resultiert aus ei-ner hohen Schwinggeschwindigkeitsamp-litude bei niedriger Frequenz eine geringe Beschleunigung und umgekehrt.

Dies bedeutet, dass hohe Schwingge-schwindigkeitsamplituden nicht zwangs-läufig zu starken Auslenkungen mit hohen Bauteildehnungen sowie zu großen Bau-teilbeschleunigungen mit großen einge-prägten Kräften führen. Am nachfolgend dargestellten einfachen Beispiel eines ein-seitig eingespannten Biegebalkens sei die-ser Zusammenhang verdeutlicht.

Beispiel: Einseitig eingespannter Biege-balken (B i l d 1 ):a) Schwinggeschwindigkeit V bei f = 1,5 Hz

Auslenkung Xa = V/(2π 1,5 Hz)b) Schwinggeschwindigkeit V bei f = 9,0 Hz

Auslenkung Xb = V/(2π 9,0 Hz)Biegespannung QB an der Einspannung: QBa = 6,0 x QBb

Schwingeschwindigkeit V am Balkenende

Bild 1. Einseitig eingespannter Biegebalken.

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Dies bedeutet, dass bei gleicher Schwing-geschwindigkeitsamplitude V die Biege-spannungen und damit Belastungen an der Einspannung des Balkens im Verhält-nis der Frequenzen variieren. In ähnlicher Art und Weise variieren auch bei gleicher Schwinggeschwindigkeitsamplitude die Beschleunigungen und damit die Kräfte die auf ein Bauteil wirken bei unterschied-lichen Frequenzen. Durch diese simple Betrachtung werden die Schwierigkeiten bei der Festlegung von allgemein gültigen und zulässigen breitbandigen Schwingge-schwindigkeitsgrenzwerten deutlich. Die Angabe der breitbandigen Schwingge-schwindigkeit erfolgt als Effektivwert der Schwinggeschwindigkeit auch bekannt als RMS (Root Mean Square) Wert und wird wie folgt definiert: Funktion V(t) über ein Zeitintervall zwi-schen t1 und t2

t2

∫V2 (t)dt (3)t1Veff = ∙–––––––

t2 – t1

Hierbei wird je nach Anwendung und Norm der Frequenzbereich innerhalb des-sen der Effektivwert ermittelt wird, defi-niert. Beispielsweise unterscheidet die DIN ISO 10816-3, Mechanische Schwingungen – Bewertung der Schwingungen von Maschi-nen durch Messungen an nicht rotierenden Teilen, abhängig von den Maschinendreh-zahlen zwischen den Frequenzbereichen

10 Hz bis 1.000 Hz für Maschinendreh-zahlen oberhalb von 600 min-1 und 2 Hz bis 1.000 Hz für Drehzahlen unterhalb von 600 min-1. Damit wird deutlich, dass sowohl niederfrequente Anteile, die z.B. aus Bauwerks- und Strukturschwingungen herrühren, und hochfrequente Schwin-gungen, die durch den Maschinensatz selbst generiert werden, in einem Kenn-wert – dem Effektivwert der Schwingge-schwindigkeit – zusammengefasst werden. Anders ausgedrückt werden höherfrequen-te kritische Schwingungen mit geringen Amplituden, wie sie ein defekter Maschi-nensatz emittiert, durch unkritische nie-derfrequente Schwingungen mit relativ hohen Amplitudenwerten überlagert.

Axiallüfter in lufgekühlten Dampf-Kondensatoren

Im sogenannten Rankine-Kreisprozess, der einen Vergleichsprozess für das Dampf-kraftwerk in seiner einfachsten Form dar-stellt, ist der Kondensator ein wesentliches Element, welches das bei hohem Druck verdampfte Arbeitsmittel anschließend bei niedrigem Druck kondensiert. Im Kraft-werksbereich wird zwischen Trocken- und Nasskühlung unterschieden. Luftgekühlte Kondensatoren, die zu den Trockenküh-lungssystemen gehören, werden häufig in Regionen eingesetzt in denen nur wenig oder kein Kühlwasser zur Verfügung steht. B i l d 2 zeigt den prinzipiellen Aufbau

eines lufgekühlten Kondensators, der im wesentlichen aus den Elementen Dampflei-tung, Wärmetauscher - Bündel, sowie Lüfter mit Antriebsmotor und Getriebe besteht.Die Lüfter erreichen mittlerweile Durch-messer von bis zu 42 ft = 12,8 m. Die Flü-gelanzahl liegt zwischen 5 und 9 Flügeln. Als Antriebmotoren kommen einstufige sowie polumschaltbare zweistufige Asyn-chronmotoren zum Einsatz. Vermehrt werden auch Umrichter geführte Antrie-be verwendet, die variable Antriebsdreh-zahlen ermöglichen. Die Getriebe sind überwiegend zweistufige schrägverzahnte Stirnradgetriebe. Lüfterwelle, Antriebsmo-tor und Getriebe befinden sich in der Mit-te der Lüftertragbrücke. Das Getriebe ist starr oder elastisch mit der Lüfterbrücke verbunden. Die Lüftertragbrücke ist eine Stahlkonstruktion bestehend aus zwei mit-einander verstrebten Hauptträgern sowie begehbaren Gittern (s. B i l d 3 ).

Schwingungsverhalten der Lüfter

Bei der Lüfterbrücke handelt es sich struk-turmechanisch um ein Kontinuum mit mehreren Freiheitsgraden und einer un-endlichen Anzahl von Eigenfrequenzen und dazugehörigen Eigenmoden. Bedingt durch die Systemanregung haben sich fol-gende Eigenfrequenzen und Eigenmoden als relevant für das Schwingungsverhalten der Lüfterbrücke herausgestellt: 1. Biegei-genfrequenz der Brücke in vertikaler und horizontaler Richtung sowie die erste Tor-sionseigenfrequenz um die Längsachse der Brücke. Speziell bei elastisch gelagerten Getrieben kommen lokale Eigenfrequen-zen der Antriebseinheit hinzu. B i l d 4 oben zeigt beispielsweise die Systemant-wort einer Lüfterbrücke in vertikaler Rich-tung auf einen sog. Bump Test – eine Aus-lenkung der Brücke mit anschließendem gedämpften Ausschwingvorgang. Bild 4 unten zeigt das dazugehörige Spektrum mit der ersten vertikalen Biegeeigenfre-quenz bei 9,25 Hz.

Dampfleitung

Trockenkammer

Lüfterbrücke

Höhe

Wind Wand

WärmetauscherBündel

Lüfter

Einlass Düse

Lüfterschutz-Gitter

Plattform Stützen

Bild 2. Prinzipieller Aufbau eines lufgekühlten Kondensators [2].

Motor und GetriebeLuftstrom

Lüfterbrücke Lüfter

Bild 3. Prinzipieller Aufbau einer Lüfterbrücke mit Antrieb [3].

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Bild 4. Systemantwort einer Lüfterbrücke auf einen Bump Test.

Zeit in s

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Frequenz in Hz

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0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 5 5.5 6 6.5 7 7.5 8 8.5 9 9.5 10 10.5 11 11.5 12 12.5 13 13.5 14 14.5 15 15.5 16 16.5 17 17.5 18 18.5 19 19.5 20

Bild 5. Zeitsignal der Schwinggeschwindigkeit (oben) und Spektrum (unten) gemessen an einer Lüfterbrücke in vertikaler Richtung.

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Die Eigenfrequenzen der Lüfterbrücke in horizontaler Richtung, der Torsion und der Antriebseinheit werden in gleicher Weise ermittelt. Die Eigenmoden werden mittels Modalanalyse bestimmt.

Die Systemanregung erfolgt primär durch die Lüfterflügel, die die Lüfterbrücke pas-sieren und dabei eine aerodynamische Re-aktionskraft erfahren, die wiederum durch die Lüfterwelle auf die Lüfterbrücke über-tragen wird. Diese Anregung ist mit der sog. Flügelpassierfrequenz dem Produkt aus Lüfterdrehzahl und Anzahl der Flügel an der Lüfterbrücke messbar. Das Verhältnis der Flügelpassierfrequenz zu den Eigenfre-quenzen der Lüfterbrücke entscheidet hier-bei mit über die Amplitude der Brücken-schwingungen. Da es sich bei der Anregung durch die Flügel um eine impulsförmige Anregung handelt, werden auch immer die Eigenfrequenzen der Lüfterbrücke ange-regt. Während sich die Anregung der Brü-cke durch das Passieren der Flügel überwie-gend in der vertikalen Richtung auswirkt, macht sich eine Unwucht des Lüfters in der horizontalen Ebene bemerkbar. Durch die horizontale Steifigkeit der Brücke und die geringe Drehfrequenz großer Axiallüfter ist eine Unwucht nur mit entsprechend sensi-tiver Sensorik und nachgeschalteter Signal-analyse sicher zu detektieren.

B i l d 5 (oben) zeigt die Schwinggeschwin-digkeit gemessen an einer Lüfterbrücke in vertikaler Richtung. Die Schwankung der

Schwingungsamplitude resultiert aus in-stationären Strömungsbedingungen am Lüftereinlass bzw. aus instationären umge-benden Windgeschwindigkeiten und -rich-tungen. Das Spektrum in Bild 5 (unten) zeigt die Lüfterdrehfrequenz bei 1,54 Hz und deren Harmonische. Die Ausprägung der 4. Harmonischen bei 6,15 Hz resultiert aus der 1. Biegeeigenfrequenz der Lüfter-brücke bei ca. 6,2 Hz. Desweiteren ist die Flügelpassierfrequenz bei 9,2 Hz (6 Flügel x 1,54 Hz) zu erkennen.

Das in B i l d 6 (unten) dargestellte Spek-trum der Schwingungen gemessen an ei-nem zweistufigen Lüftergetriebe (B i l d 7 ) zeigt die Zahneingriffskomponenten der ersten und zweiten Getriebestufe bei ca. 540 und 124 Hz sowie deren Harmonische. Die Zahneingriffskomponenten ergeben sich aus dem Produkt der Drehzahlen der Getriebewellen und der Anzahl der Zähne des jeweiligen Zahnrades und sind auch im Neuzustand des Getriebes detektierbar.

Aufgrund der vorhergehend beschriebe-nen Schwingungscharakteristik der Lüf-terbrücken und Getriebe wird deutlich, dass der RMS Wert der Schwinggeschwin-digkeit, der in der Regel einen Frequenzbe-reich von 1 bis 1.000 Hz umfasst, nieder- und hochfrequente Frequenzkomponenten umfasst und gleich gewichtet.

B i l d 8 (oben) zeigt das Zeitsignal der Schwinggeschwindigkeit und den RMS Wert (Mittelungszeit 1 sec.) der Schwing-

geschwindigkeit (unten) gemessen an einem zweistufigen Lüftergetriebe in ho-rizontaler Richtung. Die Schwankung der Schwingungsamplitude resultiert aus der instationären Anströmung der Flü-gel und verursachen Schwankungen des RMS Wertes zwischen 3 und 17 mm/s. Die Fluktuation der RMS Werte während des fehlerfreien Anlagenbetriebes erschwert eine sinnvolle Grenzwertfestlegung bei der Überwachung von Axiallüftern mittels Summenschwingungspegel.

Beurteilung des Schwingungs-verhaltens von Axiallüftern nach ISO 14694

Gemäß ISO 14694 werden Axiallüfter mit einem Durchmesser zwischen 2.800 und

Zeit in s

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0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600 650 700 750 800 850 900 950 1,000

Bild 6. Zeitsignal der Schwinggeschwindigkeit (oben) und Spektrum (unten) gemessen an einem zweistufigen Lüftergetriebe in horizontaler Richtung.

Bild 7. Schwingungsmessung an zweistufigem Lüftergetriebe.

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12.500 mm sowie einer Leistung unter 300 kW der Lüfter Applikations Kategorie BV 3 zugeordnet. Aus der Kategorie BV 3 ergeben sich in Abhängigkeit von der Aufhängung des Lüfters folgende in situ Schwingungsgrenzwerte nach ISO 14694 gemäß Ta b e l l e 1 .

Die Art der Aufhängung wird wie folgt de-finiert:

Starre Aufhängung: Die niedrigste Eigen-frequenz von Lüfter und Aufhängung in der betrachteten Messrichtung liegt ober-halb der Drehfrequenz des Lüfters. Ein Lüf-ter auf einem Betonfundament wird gene-rell als starr aufgehängt klassifiziert.

Flexible Aufhängung: Die niedrigste Ei-genfrequenz von Lüfter und Aufhängung in der betrachteten Messrichtung liegt un-terhalb der Drehfrequenz des Lüfters. Ein auf Schwingungsisolatoren aufgestellter Lüfter wird generell als flexibel aufgehängt klassifiziert.

Da typische Eigenfrequenzen von Lüfter-brücken mit Lüfterdurchmessern von ca. 10 m zwischen 6 und 12 Hz in vertikaler und horizontaler Richtung liegen und die Drehzahlen dieser Lüfter meist zwischen 1,4 Hz bis 2,4 Hz liegen, werden die meis-ten Aufhängungen als starr klassifiziert.

Der Bezug auf die Drehfrequenz des Lüf-ters zur Klassifikation der Aufhängung er-

scheint hier nicht sinnvoll, da die primäre Anregung der Lüfterbrücke durch die Flü-gelpassierkomponente (Lüfterdrehzahl x Anzahl der Flügel) erfolgt und diese meist oberhalb der niedrigsten Eigenfrequenz von Lüfter und Aufhängung liegt.

Die angegebenen in situ Grenzwerte gel-ten für sog. “Filter-Aus“-Messungen, die in der Norm als Breitband oder Overall Messungen definiert werden ohne kon-krete Frequenzbereiche zu nennen. Da in Annex C der ISO 14694 die Unwucht des Lüfters als eine mögliche Schwingungsur-sache genannt wird, ist davon auszugehen, dass der Frequenzbereich, der zur Berech-nung des RMS Wertes genutzt werden soll, die Drehfrequenz des Lüfters umfasst. Als obere Frequenz ist die in den Normen üb-liche Grenze von 1.000 Hz zu wählen.

Da der RMS Wert der Schwinggeschwin-digkeit über einen Frequenzbereich von der Lüfterdrehfrequenz bis zu 1.000 Hz berechnet wird, kann sich folgendes, an

einem realen Beispiel dargestelltes, Prob-lem ergeben: Nach der Inbetriebnahme von starr aufge-hängten Axiallüftern der Kategorie BV-3 wurde ein RMS Wert von über 9 mm/s an den Getrieben ermittelt. Hierdurch wur-de eine Lüfterabschaltung ausgelöst und weitere Untersuchungen eingeleitet. Eine Spektralanalyse der Messdaten zeigte, dass der RMS Wert primär durch die do-minante Schwingungskomponente bei der Flügelpassierfrequenz von 9,2 Hz mit einer Amplitude von über 12,7 mm/s erzeugt wurde. Mit diesen Informationen ließen sich folgende weitere Größen berechnen und messtechnisch validieren:Schwingweg

V 12,7 mm/sx = –––––– = –––––––––– = 0,22 mm 2π · ƒ 2π · 9,2 s-1

Schwingbeschleunigung

a = 2π · ƒ · V = 2π · 9,2 s-1 12,7 mm/s =0,73 m/s2 = 0,075 g

Tab. 1. In situ Grenzwerte nach ISO 14694.

Zustand Starre Aufhängung Flexible Aufhängung

Peak Wert [mm/s] RMS Wert [mm/s] Peak Wert [mm/s] RMS Wert [mm/s]

Inbetriebnahme 6,4 4,5 8,8 6,3

Alarm 10,2 7,1 16,5 11,8

Abschaltung 12,7 9,0 17,8 12,5

Zeit in s

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ratio

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Zeit in s10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180 190 200 210 220 230 240 250 260 270 280 295

Bild 8. Zeitsignal der Schwinggeschwindigkeit (oben) und RMS Wert1 (unten) gemessen an einem zweistufigen Lüftergetriebe in horizontaler Richtung.

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Das Beispiel zeigt, dass die Struktur-schwingungen der Lüfterbrücken mit ei-ner Wegamplitude von 0,22 mm bzw. einer Beschleunigungsamplitude von 0,075 g zu einer Abschaltung der Lüfter führte. Auch ohne weiteren Nachweis ist zweifelsfrei er-sichtlich, dass die geringe Auslenkung ei-ner 10 m langen Stahlkonstruktion mit ei-ner Amplitude von 0,22 mm keinen Einfluß auf deren Lebendauer haben kann. Ebenso ist ersichtlich, dass eine auf den Antrieb wirkende Beschleunigung von 0,075 g ei-nen zu vernachlässigenden Einfluß auf die Antriebskomponenten ausübt. Ungeachtet der oben beschriebenen Sach-verhalte bestand der Betreiber der Lüfter auf die Einhaltung der ISO 14694 wodurch ein erheblicher konstruktiver, zeitlicher und monetärer Aufwand durch die zusätz-liche und offensichtlich unnötige Verstei-fung der Brückenkonstruktion von insge-samt 60 Lüftern entstand.An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Erhöhung der Biegesteifigkeit der Lüf-terbrücke zu einer Reduktion der Schwin-gungsamplitude bei einer Unwucht des Lüfters führt und damit noch schwieriger zu detektieren ist.Ein weiteres Problem bei der Anwendung der ISO 14694 ist die nicht spezifizierte Mittelungszeit bei der Berechnung der RMS Werte der Schwinggeschwindigkeit. Wie in Bild 8 dargestellt, schwankt der RMS Wert zwischen ca. 3 und 17 mm/s in einem Messzeitraum von ca. 5 Minuten aufgrund instationärer Strömungsbedingungen. Die Mittelungsdauer beträgt hierbei tm=1 sec. und entspricht der Mittelungszeit han-delsüblicher Schwingungstransmitter mit integrierter RMS Wert Berechnung. Dies bedeutet, dass der so ermittelte RMS Wert in diesem Fall eher die Umgebungsbedin-gungen des Lüfters representiert als den Zustand des Lüfters.

Alternativen und Lösungen

Mögliche alternative Vorgehensweisen bei der Beurteilungen des Schwingungsverhal-tens von Axiallüftern zeigt die VDI – Richt-linie 3834, Messung und Beurteilung der mechanischen Schwingungungen von Wind-energieanlagen und deren Komponenten, [4] deren Empfehlungen auf der Analyse der Schwingungsmessungen von mehr als 450 Windenergieanlagen beruht. Das Her-anziehen der VDI 3834 ist durch die prin-zipielle Übereinstimmung zwischen Axi-allüftern und Windenergieanlagen in den folgenden Bereichen gerechtfertigt:

– Beide Systeme unterliegen äusseren Ein-flüssen wie unsymmetrische Anström-verhältnisse sowie stochastische Wind-geschwindigkeitsfluktuationen

– Es erfolgt eine aerodynamische Interak-tion zwischen Flügeln und Tragstruktur

– Drehzahlen und Struktureigenfrequen-zen liegen in niederfrequenten Berei-chen

– Die Antriebsstränge bestehen aus Rotor-lager, Getriebe, Motor bzw. Generator

Im Folgenden werden die wesentlichen Unterschiede zwischen der ISO 14694 und der VDI 3834 hinsichtlich der Erfassung und Beurteilung von Schwingungen dar-gestellt.

Mittelungsverfahren und Beurteilungsgrößen

Gemäß VDI 3834 soll als Mittelungsverfah-ren, ebenso wie in der ISO 14694, die ener-gieäquivalente Mittelung, also der RMS Wert, gewählt werden. Allerdings werden in der VDI 3834 die speziellen Betriebsbe-dingungen von Windenergieanlagen, wie die Änderung der Windgeschwindigkeit und Anströmrichtung des Windes, be-rücksichtigt, die zu ständig wechselnden Schwingungsanregungen und damit zu kurzzeitigen Änderungen der Messwerte mit häufigen starken Amplitudensprüngen führen. Nur selten gibt es längerfristige stabile Betriebsbedinungen wie sie in an-deren Schwingungsnormen wie z.B. der ISO 10816 zur Beurteilung des Maschi-nenzustandes gefordert werden. Daher ist es unbedingt notwendig die gemessenen Kenngrößen über vorgegebene Zeiträume zu mitteln um diese Schwankungen auszu-gleichen.

Beurteilungsdauer

Die Beurteilungsdauer hängt gemäß VDI 3834 von der Art und dem Zeitverlauf der Einwirkungen durch Wind auf die Ge-samtanlage und ihre Komponenten sowie von der Beurteilungsgröße ab. Für aero-dynamisch angeregte Schwingungen der Gondel, Türme und Komponenten mit Frequenzen zwischen 0,1 Hz und 10 Hz und relativ großen Beschleunigungen und Geschwindigkeiten soll die Beurteilungs-dauer 10 Minuten betragen. An den Getrie-ben und Generatoren können zusätzlich die charakteristischen, bauartbedingten Schwingungen mit Frequenzen zwischen 10 Hz und größer als 1.000 Hz auftreten. Sollen hier nur diese höherfrequenten An-teile beurteilt werden, genügen Beurtei-lungszeiträume von 1 Minute.

Hinweise zur Messung und AuswertungFür die Windenergieanlagen müssen un-terschiedliche Kenngrößen festgelegt werden, wobei in allen Fällen sowohl die Schwingbeschleunigung als auch die Schwinggeschwindigkeit zu messen sind. Für die einzelnen Komponenten einer WEA gelten:

Gondel und Turm – Beurteilungsbeschleunigung in m/s2

– Beurteilungsgeschwindigkeit in mm/s – Beuteilungsdauer: 10 min zwischen

0,1 Hz und 10 Hz – Untere Grenzfrequenz unterhalb der Ro-

tordrehfrequenz

Rotorlager mit Wä lzlagern – Beuteilungsdauer der Beurteilungsbe-

schleunigung: 10 min zwischen 0,1 Hz und 10 Hz

– Untere Grenzfrequenz unterhalb der Ro-tordrehfrequenz

– Beuteilungsdauer der Beurteilungsge-schwindigkeit: 1 min zwischen 10 Hz und 1.000 Hz

Getriebe – Beuteilungsdauer der Beurteilungsbe-

schleunigung: 10 min zwischen 0,1 Hz und 10 Hz und 1 min zwischen 10 Hz und 2000 Hz

– Die untere Grenzfrequenz sollte im nie-derfrequenten Beurteilungbereich un-terhalb der Rotordrehfrequenz liegen

– Beuteilungsdauer der Beurteilungsge-schwindigkeit: 1 min zwischen 10 Hz und 1.000 Hz

Generator – Beuteilungsdauer der Beurteilungsbe-

schleunigung: 1 min zwischen 10 Hz und 5.000 Hz

– Beuteilungsdauer der Beurteilungsge-schwindigkeit: 1 min zwischen 10 Hz und 1.000 Hz

Schwingungsgrenzwerte für den Betrieb

Die Richtwerte zur Festlegung der Schwin-gungsgrenzwerte für Warnung und Alarm werden nach VDI 3834 ebenfalls in Ab-hängigkeit von den Anlagenkomponen-ten definiert. Als Beurteilungsgrößen werden die Schwingbeschleunigung und Schwinggeschwindigkeit herangezogen (Ta b e l l e 2 ).

Üblicherweise werden die Grenzwerte für die Warnmeldung auf Basiswerte der bei-den Beurteilungsgrößen bezogen, die sich aus den Erfahrungen für die Messorte und Messrichtungen der jeweiligen Komponen-te ergeben. Liegen keine Basiswerte vor, z.B. bei Neuanlagen, soll auf die Erfahrung mit anderen Anlagen zurück gegriffen wer-den. Es wird jedoch empfohlen die War-nung -Grenzen nicht höher als das 1,25-fa-che der Zonengerenze I/II einzustellen. Aufgrund der Unterschiede der WEA ist es nicht möglich eine Anleitung zur Fest-legung der Alarmgrenzwerte zu geben. Im Allgemeinen liegen die Alarm Grenzwerte innnerhalb der Zonen II und III. Es wird aber empfohlen die Alarmgrenzen nicht höher als das 1,25-fache der Zonengerenze II/III einzustellen.

Empfehlungen für die Schwingungsüberwachung

Mittels einer Summenschwingungsüber-wachung in Kombination mit den genann-ten Kennwerten läßt sich eine einfache Langzeitüberwachung einer WEA reali-sieren. Aufgrund der relativ langen Mit-

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telungszeiten eignet sich diese Methodik nicht für die sicherheitsrelevante Anlagen-überwachung im Sinne des Maschinen- und Anlagenschutzes. Zu diesem Zweck ist eine permanente Schwingungsüberwa-chung erforderlich, die keine oder nur ge-ringe Mittelungszeiten aufweist.

Die zur Fehlerfüherkennung an Windener-gieanlagen installierten schwingungsba-sierten Zustandsüberwachungssysteme erfordern weiterführende Analysen mit individuell angepassten Grenzwerten. Die in der VDI 3834 empfohlenen Schwin-gungsrichtwerte sind als Grenzwerte in Zu-standsüberwachungssystemen nicht geeig-net. In der Regel müssen die Grenzwerte anlagenspezifisch auf Basis von Referenz-messungen unter Berücksichtigung von schwingungsbeeinflussenden Betriebspa-rametern definiert werden. Wesentlicher Bestandteil ist zudem die frequenzselek-tive Überwachung bauteilabhängiger Er-reger- und Defektfrequenzen wie z.B. die Zahneingriffs- und Wälzlagerüberrollfre-quenzen.

Wie dargestellt, existieren bzgl. der Schwin-gungsmessung und -beurteilung folgende wesentliche Unterschiede zwischen der ISO 14694 und der VDI 3834:

– Als Beurteilungsgröße wird neben der Schwinggeschwindigkeit die Schwing-beschleunigung eingeführt

– Die Beurteilungsdauer der Beurteilungs-größen ist komponentenabhängig

– Die Frequenzbereiche der effektiven Be-urteilungsgrößen sind komponentenab-hängig

– Die VDI 3834 Richtwerte der Schwing-geschwindigkeit entsprechen einem Viel-fachen der Richtwerte der ISO 14694 für die Strukturschwingungen

– Die VDI 3834 Richtwerte der Schwing-geschwindigkeit der Antriebskompo-nenten sind wesentlich geringer als die Richtwerte der ISO 14694

– Es wird dargestellt, dass eine Summen-schwingungsüberwachung nur mit rela-tiv langen Mittelungszeiten sinnvoll ist. Diese langen Mittelungszeiten stehen jedoch einer sicherheitsrelevanten Anla-genüberwachung entgegen

– Die in der VDI 3834 empfohlenen Schwingungsrichtwerte sind als Grenz-werte in Zustandsüberwachungssyste-men nicht geeignet

– Installierte schwingungsbasierte Zu-standsüberwachungssysteme erfordern weiterführende Analysen mit individuell angepassten Grenzwerten

Zusammenfassung

Der vorliegende Artikel beschreibt das komplexe Schwingungsverhalten von Axiallüftern in luftgekühlten Konden-satoren, das sich aus niederfrequenten Schwingungen der Tragstruktur und hö-herfrequenten Schwingungen des Lüfter-antriebs zusammensetzt und stellt die An-regungsmechanismen wie stochastische Windgeschwindigkeitsfluktuationen und Anströmrichtung, aerodynamische Inter-aktion zwischen Flügeln und Tragstruk-tur, sowie charkteristische kinematische Schwingungen des Antriebs dar. Anhand eines realen Beispiels werden die aus der Anwendung der ISO 14694, Industrial fans – Specifications for balance quality and vi-bration levels, entstehenden Probleme bei der Beurteilung und Überwachung von Axiallüftern dargestellt, die zu aufwän-digen und unnötigen Modifikationen der Tragstruktur und/oder der Aufhängung

sowie zu Änderungen des Lüfterbetriebes führen können. Durch einen Vergleich mit der VDI – Richtlinie 3834, Messung und Beurteilung der mechanischen Schwingun-gungen von Windenergieanlagen und deren Komponenten, werden mögliche Alterna-tiven und Lösungen aufgezeigt, um eine angepasste und differenzierte Beurteilung und Überwachung von Axiallüftern zu re-alisieren.Aufgrund der Darstellung der Beurteilung und Überwachung der Schwingungen von Industrielüftern gemäß ISO 14694, den daraus entstehenden Problemen und dem Vergleich mit der VDI – Richtlinie 3834 für Windenergieanlagen wurde der drin-gende Modifikationsbedarf des ISO 14694 Standards hinsichtlich der Beurteilung der Schwingungslevel von Industrielüftern verdeutlicht.

Referenzen[1] Jacques Muiyser, Danie N.J. Els, Sybrand

J. van der Spuy and Albert Zapke: Simul-taneous measurement of air flow and blade loading conditions at large-scale cooling sys-tem fans, R & D Journal, of the South Afri-can Institution of Mechanical Engineering, 2014.

[2] Jacques Muiyser, Danie N.J. Els, Sybrand J. van der Spuy and Albert Zapk: The Deter-mination of Fan Blade Aerodynamic Loading From a Measured Response, Proceedings of the ASME 2015 Turbine Technical Confe-rence and Exposition TE2015 June 15-19, 2015, Montreal, Canada.

[3] International Standard ISO 14694: Indust-rial fans – Specifications for balance quality and vibration levels, 2003.

[4] VDI-Richtlinie 3834: Messung und Beurtei-lung der mechanischen Schwingungungen von Windenergieanlagen und deren Komponen-ten, 2009, VDI – Gesellschaft Entwicklung Konstruktion Vertrieb. l

Tab. 2. Richtwerte für Onshore-Windenergieanlagen mit Wälzlagern ≤ 3 MW.

Komponente Effektive Beurteilungsbeschleunigung [m/s2] Effektive Beurteilungsgeschwindigkeit [mm/s]

Gondel und Turm Frequenzbereich ≤ 0,1 bis 10 Hz Frequenzbereich ≤ 0,1 bis 10 Hz

Zonengrenze I/II Zonengrenze II/III Zonengrenze I/II Zonengrenze II/III

0,3 0,5 60 100

Rotor mit Wälzlagerung Frequenzbereich ≤ 0,1 bis 10 Hz Frequenzbereich 10 bis 1.000 Hz

Zonengrenze I/II Zonengrenze II/III Zonengrenze I/II Zonengrenze II/III

0,3 0,5 2,0 3,2

Getriebe Frequenzbereich ≤ 0,1 bis 10 Hz Frequenzbereich 10 bis 1.000 Hz

Zonengrenze I/II Zonengrenze II/III Zonengrenze I/II Zonengrenze II/III

0,3 0,5 3,5 5,6

Frequenzbereich 10 bis 2.000 Hz

7,5 12,0

Generator mit Wälzlagerung

Frequenzbereich 10 bis 5.000 Hz Frequenzbereich 10 bis 1.000 Hz

Zonengrenze I/II Zonengrenze II/III Zonengrenze I/II Zonengrenze II/III

10 16 6,0 10

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