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Das RDS-PP – Übergang vom KKS zu einer internationalen Norm Aktualisierte Fassung des Artikels aus VGB PowerTech 8/2007 zum RDS-PP (Heinz Müller) Von Dipl.-Ing. Harry Königstein, Ing. (grad.) Heinz Müller und Dipl.-Ing. Jörg Kaiser 87. Jahrgang – Heft 8/2007 ∙ Seite 64 bis 72

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Das RDS-PP – Übergang vom KKS zu einer internationalen NormAktualisierte Fassung des Artikels aus VGB PowerTech 8/2007 zum RDS-PP (Heinz Müller)

Von Dipl.-Ing. Harry Königstein, Ing. (grad.) Heinz Müller und Dipl.-Ing. Jörg Kaiser

87. Jahrgang – Heft 8/2007 ∙ Seite 64 bis 72

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Das RDS-PP

VGB PowerTech 8/2007 1

Das RDS-PP – Übergang vom KKS zu einer internationalen NormAktualisierte Fassung des Artikels aus VGB PowerTech 8/2007 zum RDS-PP

Autor

Dipl.-Ing. Harry KönigsteinSTEAG Power Saar GmbH, Saarbrücken/Deutschland

Ing. (grad.) Heinz MüllerSiemens Power Generation, Erlangen/Deutschland

Dipl.-Ing. Jörg KaiserVGB-Geschäftsstelle, Essen/Deutschland

KurzfassungNeue und zurückgezogene Normen sowie überarbeitete EU-Richtlinien mit Bezug zu Anlagenkennzeichnung und Dokumentation haben auch erheblichen Einfluss auf das Kraftwerk-Kennzeichensystem KKS des VGB Power Tech. Zur Erhaltung der Akzeptanz auf internationa-len Märkten, zur Sicherstellung von Überein-stimmung mit gültigen Normen in Verbindung mit Konformitätserklärungen und zur Erfüllung von Sicherheitsvorschriften in Betrieben ent-stand für Hersteller und Betreiber gleicher-maßen die Notwendigkeit einer Anpassung des KKS an die aktuellen Regelwerke.Im VGB-Arbeitskreis „Anlagenkennzeichnung und Dokumentation“ wurden diese Arbeiten geleistet mit dem Ergebnis einer Fachnorm für die Kennzeichnung in Kraftwerken und eines Schlüsselteils für Kraftwerkssysteme, dem „Systemschlüssel“. Erfahrungen und erkannte Verbesserungspotenziale bei der Anwendung des KKS komplettieren die Anpassung und Erstellung des KKS-Nachfolgesystems. Das neue genormte Kennzeichensystem erhielt den Namen Reference Designation System for Power Plants RDS-PP Die Fachnorm basiert auf den Grundregeln internationaler Normen und berücksichtigt na-hezu vollständig die Strukturen des KKS. Die Kennbuchstaben des KKS-Funktionsschlüs-sels konnten zu ca. 90 % in den neuen System-schlüssel übernommen werden. KKS-Aggre-gate- und Betriebsmittelschlüssel werden im neuen Kennzeichensystem ersetzt durch eine Norm, deren Kennbuchstaben weltweit für alle Fachbereiche und Branchen einheitlich sind. Diese Kennbuchstaben stimmen nicht vollstän-dig mit den KKS-Festlegungen überein.Für den Übergang von KKS nach RDS-PP ste-hen Hilfsmittel zur Verfügung. Diese unterstüt-zen die Umsetzung der KKS-Funktionsschlüs-sel zu RDS-PP Systemschlüssel VGB-B 101 und der Aggregate- und Betriebsmittelschlüs-sel zu den Kennbuchstaben der internationa-len Norm und VGB-B 102.Der folgende Artikel schildert die Entwick-lung des neuen Kennzeichensystems aus dem Blickwinkel der Normung, beschreibt die Hauptmerkmale, nennt Angebote der Unter-stützung durch den VGB-Arbeitskreis „Anla-genkennzeichnung und Dokumentation“ und gibt Empfehlungen für den künftigen Einsatz.

Allgemeines

Zur Kennzeichnung von Anlagen, techni-schen Einrichtungen und Betriebsmitteln in Kraftwerken ist seit Beginn der 70er Jahre das Kraftwerk-Kennzeichensystem KKS des VGB weltweit erfolgreich im Einsatz.

Mit dem Erscheinen internationaler Grund-normen für die Kennzeichnung im Jahr 1996 und der Zitierung dieser Regelwerke in euro-päischen Richtlinien und harmonisierten Nor-men ergab sich die Notwendigkeit, das KKS diesen Vorgaben anzupassen. Hauptmotiva-tion war dabei, als Hersteller durch Normen-konformität auf dem europäischen Markt und weltweit bestehen zu können und für den Be-treiber der Kraftwerke mit einer einheitlichen Kennzeichnung arbeiten zu können.

Die für diese Anpassung nötigen Grundla-gen und bestimmte Erweiterungen am KKS wurden im VGB-Arbeitskreis „Anlagenkenn-zeichnung und Dokumentation“ gemeinsam von Herstellern und Betreibern erarbeitet und in die nationale und internationale Normung eingebracht. Hauptziel war eine Fachnorm für die Kraftwerkstechnik. Im April 2007 ver-öffentlichte der Gemeinschaftsausschuss für Kennzeichnungssysteme GAKS im DIN die nationale Norm DIN 6779-10 „Kennzeich-nungssystematik für technische Produkte und technische Produktdokumentation – Teil 10:Kraftwerke“.

Im Jahr 2008 erschien auf internationaler Ebene die ISO/TS 16952-10 mit dem Titel

„Technical product documentation – Referen-ce designation system – Part 10: Power plants“

Der Verweis auf die Basisnorm IEC 61346-1 mit dem Untertitel „Structuring principles and Reference designation“ war dann na-mens gebend für den Nachfolger des KKS: Reference Designation System for Power Plants – RDS-PP.

Historie

Im März 1969 veröffentlichten drei Hersteller in der Fachzeitschrift „Elektrizitätswirtschaft“ einen Artikel mit dem Titel „System zur Kenn-zeichnung von Geräten und Anlagen in Wär-mekraftwerken“. Dieses System war ausgelegt für die Belange von Planung, Bau und Betrieb für Maschinen- und Elektrotechnik und fand Anwendung unter der Abkürzung AKS (Anla-genkennzeichensystem) oder auch AKZ-Sys-tem. Es nutzte verschiedene Kennbuchstaben aus anderen Normen z. B. das „Gerätekenn-zeichen“ für elektrotechnische Betriebsmittel aus der DIN 40719 Beiblatt 1.

Die Erfahrungen mit der Anwendung des AKZ-Systems führten Anfang der 70er Jahre zur Weiterentwicklung durch den VGB-Ar-beitskreis „Technische Ordnungssysteme“, in dem Betreiber, Gutachter, Behörden und Her-steller gleichrangig vertreten waren.

Das Ergebnis wurde als „Kraftwerk-Kenn-zeichensystem KKS“ vom VGB als Richtlinie VGB-B 105 veröffentlich. Die Richtlinie wur-de ergänzt durch sogenannte Schlüsselteile

E-Technikinternational

IEC750

IEC61 346

Alle Fachbereicheinternational

IEC/ISO81 346

RDS-PPISO/TS

16 952-10

ISO/TS16 952-1

Alle Fachbereicheinternational

DIN6779-1

KW-Techniknational RDS-PP

DIN6779-10

KKSVGB-B 105AKSKW-Technik

national

E-Techniknational

DIN40 917-219 227

Bild 1. Entwicklung der Fachnorm für Kraftwerke.

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Das RDS-PP

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(Funktions-, Aggregate- und Betriebsmittel-schlüssel) und Anwendungserläuterungen. Neben den elektrotechnischen Betriebsmitteln konnten auch Geräte der Maschinentechnik nach KKS-Festlegungen gekennzeichnet wer-den. Des Weiteren wurde KKS als Basis zur Kennzeichnung von Signalen, Anschlüssen und Dokumenten genutzt (B i l d 1 ).

Mit dem Erscheinen der IEC 61346-2 bzw. DIN EN 61346-2 für die Klassifizierung von technischen Objekten für alle Fachbereiche und der damit verbundenen Zurückziehung von DIN 40719-2 im Jahr 2000 entstand die Situation, dass KKS-Kennbuchstaben ver-wendet werden, die nicht von einer gültigen Norm abgedeckt sind. Somit fanden interna-tionale Festlegungen und Anforderungen kei-ne Berücksichtigung im KKS, was dringende Veranlassung war, das KKS zu überarbeiten und den neuen Anforderungen der interna-tionalen Regelwerke anzupassen. Unter Be-rücksichtigung von DIN 6779-1 entstanden wie eingangs ausgeführt unter maßgeblicher Beteiligung von Mitgliedern des VGB-Ar-beitskreises „Anlagenkennzeichnung und Dokumentation“ (Nachfolger des VGB-Fach-ausschusses „Technische Ordnungssysteme“) in zeitlicher Folge die Fachnormen für Kraft-werke DIN 6779-10, ISO/TS 16952-10 sowie DIN ISO/TS 16952-10.

IEC und ISO haben sich darauf verständigt, die verschiedenen Normen zur Referenzkenn-zeichnung bei der laufenden Überarbeitung unter einer gemeinsamen Normenreihe mit der Nummer 81346 zu veröffentlichen.

Merkmale

Das Referenzkennzeichensystem für Kraft-werke – kurz RDS-PP genannt – ist die kon-sequente Weiterentwicklung des erfolgreichen Kraftwerkkennzeichensystems KKS. Damit verfügt es über die Merkmale eines bewährten Kennzeichensystems und ist

– anwendbar für alle Kraftwerkstypen,

– durchgängig für den gesamten Lebenslauf,

– gleichsinnig für alle Fachbereiche und

– sprachenunabhängig.

Das RDS-PP erweitert das KKS um die Kenn-zeichenblöcke

– „Gemeinsame Zuordnung“ für Standorte, Werkskomplexe und

– „Funktionale Zuordnung“ für die Kenn-zeichnung dynamischer Prozesse.

Das RDS-PP basiert auf Strukturierungsprin-zipien, Kennzeichnungsregeln und Kennbuch-staben internationaler Normen von IEC und ISO und bietet die Voraussetzung für

– weltweite Akzeptanz und

– Anwendung gleicher genormter Kennbuch-staben.

Das RDS erfüllt die Anforderungen europäi-scher Richtlinien nach

– Arbeitssicherheit,

– Ergonomie,

– Beschaffung und

– Konformitätserklärung.

Das RDS-PP ist in vollständiger Übereinstim-mung mit nationalen/internationalen Fachnor-men für Kraftwerke DIN ISO/TS 16952-10 bzw. ISO/TS 16952-10 und erfüllt damit den bereits mehrfach erwähnten internationalen Standard für Kennzeichnungssysteme.

Das RDS-PP kann somit als normenkonformes Kennzeichnungssystem betrachtet werden.

Regelwerke

Das Referenzkennzeichensystem für Kraft-werke RDS-PP besteht aus folgenden Nor-men, Richtlinien und Anwendungserläuterun-gen:

– Fachnorm DIN ISO TS 16952-10,

– Richtlinien VGB-B 101 und VGB-B 102 für kraftwerksspezifische Kennbuchstaben (Systeme bzw. Grundfunktionen und Pro-duktklassen),

– Fachspezifische und kraftwerkstypspezi-fische Anwendungserläuterungen und An-wendungsrichtlinien.

B i l d 2 zeigt die Zusammenhänge mit den Grundnormen.

Fachnorm

Die Fachnorm DIN ISO TS 16952-10 basiert auf den allgemeingültigen Grundnormen (Bild 2) und enthält branchenbezogene Fest-legungen und Regeln zu Kennzeichnungsauf-gaben, Aufbau des Kennzeichens und Dar-stellung der Kennzeichen sowie Festlegungen für besondere Anwendungsfälle. Der Anhang (informativ) bietet eine Checkliste für die Festlegungen zwischen den Projektbeteiligten und Anwendungsbeispiele.

Die Fachnorm ist vergleichbar mit der Richt-linie VGB-B 105 für das KKS.

Nachstehend werden die Schwerpunkte der Fachnorm beschrieben und dabei auf die Unterschiede gegenüber dem KKS hinge-wiesen.

Der allgemeine Kennzeichenaufbau besteht aus maximal drei Teilen, die nach festgelegten Regeln miteinander kombinierbar sind (s i e -h e B i l d 3 ).

Die Fachnorm genügt in vollem Umfang den Grundprinzipien der Strukturierung, die nach verschiedenen Aspekten erfolgen kann. Das Kraftwerk wird nach den Aspekten „Funk-tion“, „Produkt“ und „Ort“ gegliedert. Der Funktionsaspekt betrachtet ein Objekt danach, wie es funktioniert, der Produktaspekt, wie es zusammengesetzt ist. Im Ortsaspekt wird aus-gedrückt, welche Plätze vom selben Objekt für andere Objekte bereitgestellt werden. Für jede Sichtweise/Aspekt kann ein Struktur-baum entwickelt werden, in dem die Regel

Grundnormen DIN EN 81346Industrielle Systeme, Anlagen und Ausrüstungenund Industrieprodukte

DIN EN 81346-1Strukturierungsprinzipienund ReferenzkennzeichenAllgemeine Regeln

DIN ISO/TS 16952-1Technische Produkt-dokumentationKennzeichnungs-systematikGrundlagen

Fachnorm

Richtlinien

Anwendungs-ErläuterungenAnwendungs-Richtlinien

DIN ISO/TS 16952-10Referenzkennzeichensystem Teil 10: Krafwerke

VGB-B 101RDS-PP Kennbuchstaben für KraftwerkssystemeVGB-B 102RDS-PP Kennbuchstaben für Grundfunktionen und Produktklassen für Kraftwerke

VGB-B 116 ErläuterungenTeil A übergeordnetTeile B fachspeziefisch- B1 Maschienentechnik- B2 Bautechnik- B3 Elektro- und Leittechnik- B4 Prozessleittechnik

VGB-B 116 RichtlinienTEIL D kraftwerkstypspezifisch- D1 Wasserkraftanlagen- D2 Windkraftanlagen

RDS-PP

DIN EN 81346-2Klassifizierung vonObjekten und Kennbuchstaben fürKlassen

Bild 2. Zusammenhänge Grundnormen, Fachnormen, Richtlinien, Erläuterungen.

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der Bestandsbeziehung gilt („besteht aus“/ “ist Bestandteil von“), die Beziehungen zwi-schen den Bäumen sind sogenannte Rollenre-lationen (gestrichelte Linien im Bild 3).

Die Kennzeichnung für verschiedene Aspek-te oder Aufgaben erfolgt in Kennzeichen-blöcken mit festem Aufbau. Das allgemeine Schema besteht aus einem Vorzeichen und einem Kennungsteil aus Buchstaben und Zah-len. Buchstaben dienen der Klassifizierung technischer Objekte unter Verwendung der Kennbuchstaben der Richtlinien VGB-B 101 und VGB-B 102; Zahlen werden angewendet, um zwischen Objekten mit gleichen Kenn-buchstaben zu unterscheiden.

Ta b e l l e 1 zeigt die Vorzeichen und ihre Be-deutung.

Im Folgenden werden die Kennzeichenblöcke des RSD-PP beschrieben.

Kennzeichenblock „Gemeinsame Zuordnung“

Dieser Kennzeichenblock kann verwendet werden zur Kennzeichnung von Standorten, Werken, Kraftwerksblöcken und ist zwischen den Projektbeteiligten festzulegen. Er reprä-sentiert keinen der drei Grundaspekte.

Dieser Kennzeichenblock ist neu, die Anwen-dung ist optional. B i l d 4 stellt beispielhaft mehrere Standorte, Wasserkraftwerke und Leitstellen im Bereich der oberen Donau dar.

Kennzeichenblock „Funktion“

Dieser Kennzeichenblock dient zur funktions-bezogenen Kennzeichnung aus der Sicht von Aufgabe und Zweck des technischen Objek-tes. Er entspricht den Gliederungsstufen 1 und 2 des verfahrenstechnischen Kennzeichens vom KKS ohne die Vorzahl des Systemkenn-zeichens und das Aggregate-Zusatzkennzei-chen (siehe auch Abschnitt „Gegenüberstel-lung der Kennbuchstaben KKS zu RDS-PP“).

Neu gegenüber dem KKS ist die Änderung der Gliederungsstufe GS0. Hier kann – wenn er-forderlich – eine Zusammenfassung mehrerer Systeme vorgenommen werden.

B i l d 5 verdeutlicht diese Möglichkeit am Beispiel einer GuD-Anlage.

Es ist nicht generell möglich, für die Gliede-rungsstufe GS0 Kennbuchstaben festzuschrei-ben. Im Anwendungsfall sind Festlegungen zwischen den Projektbeteiligten zu treffen.

Die in Bild 5 verwendeten Buchstaben sind willkürlich gewählt.

Kennzeichenblock „Funktionale Zuordnung“

Dieser Kennzeichenblock dient zur funktions-bezogenen Kennzeichnung aus der Sicht des

- Funktionsaspekt- Produktaspekt- Ortsaspekt

Bild 3. Maximaler Umfang des Kennzeichens, Aspekte, Struktur und Relationen

B

B

C

LWKW

LWKW

LWKW

LWKW

#D1.KB

#D2.SA

#D2.KA

#D2.KB

#D2.KC

LWKWLS PSKW

Schl. A

A ALWKW

PSKW

LS

#D1.KA

#D1.PA

#D1.KY

LS

#D0.KY

LS

110 kV

#D2.KY

#D2.VA

Donau

LaufwasserkraftwerkLeitstellePumpspeicher(kraft)werk

Bild 4. Beispiel für die Kennzeichnung „Gemeinsame Zuordnung“

Tabelle 1. Vorzeichen und ihre Bedeutung.

VorzeichenBezeichnung Kennzeichenaufgabe/Aspekt Herkunft der Vorzeichen

Grundlagen festgelegt in:1 2

# Nummer gemeinsame Zuordnung IEC 81346-1

= Gleich funktionsbezogene Kennzeichnung IEC 81346-1

= = Gleich-Gleich Funktionale Zuordnung ISO/TS 16952-1

+ Plus Einbauortkennzeichnung IEC 81346-1

+ + Plus-Plus Aufstellungsortkennzeichnung ISO/TS 16952-1

– Minus produktbezogene Kennzeichnung IEC 81346-1

: Doppelpunkt Anschlusskennzeichnung IEC 61666

; Semikolon Signalkennzeichnung IEC 61175

& Und Dokumentenkennzeichnung IEC 61355

---

-----

---

--

-----

Bild 5. Gliederungsstufe GS0 im Kennzei-chenblock „Funktion“ am Beispiel einer GuD-Anlage.

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Zusammenwirkens von technischen Objekten. Er unterscheidet zwischen Gruppenebene und Einzelebene.

Dieser Kennzeichenblock ist neu. Er regelt die einheitliche Kennzeichnung von verfahrens-technischen Prozessen und die Zuordnung von Leitaufgaben, die bislang im KKS unter-schiedlich ausgeführt wurde.

B i l d 6 zeigt als Grundfließschema den Pro-zess eines thermischen Kraftwerkes mit der Kennzeichnung der obersten Strukturebene, den Funktionsbereichen.

Kennzeichenblock „Produkt“

Dieser Kennzeichenblock dient der produkt-orientierten Kennzeichnung von elektrotech-nischen und mechanischen Objekten und bildet mit dem Kennzeichenblock „Funktion“ das eindeutige Betriebsmittelkennzeichen.

Kennzeichenblock „Betriebsmittel“

Dieser Kennzeichenblock (s i e h e Ta b e l l e 2 ) dient der eindeutigen Identifizierung von Betriebsmitteln. Er nutzt die Möglichkeit, auf-einanderfolgende Objekte einer Struktur nach unterschiedlichen Aspekten zu betrachten und mit verschiedenen Vorzeichen zu versehen. In der Kraftwerkstechnik wird der Übergang vom Funktions- zum Produktaspekt genutzt.

Dieser Kennzeichenblock entspricht der „ver-fahrenstechnischen Kennzeichnung“ des KKS.

Das Betriebsmittelkennzeichen ist unter ande-rem Identifikator für Managementsysteme für Anlagendaten und kann mit Ausrüstungsteilen und/oder Erzeugnistypen und deren Informa-tion in Beziehung gesetzt werden. B i l d 7 zeigt das prinzipielle Schema.

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Bild 7 – Beispiel für „Funktionale Zuordnung“

Kennzeichenblock „ P r o d u k t “

Dieser Kennzeichenblock dient der produktorientierten Kennzeichnung vonelektrotechnischen und mechanischen Objekten und bildet mit dem Kennzeichenblock„Funktion“ das eindeutige Betriebsmittelkennzeichen.

Kennzeichenblock „ B e t r i e b s m i t t e l „

Dieser Kennzeichenblock dient der eindeutigen Identifizierung von Betriebsmitteln. Er nutztdie Möglichkeit, aufeinanderfolgende Objekte einer Struktur nach unterschiedlichenAspekten zu betrachten und mit verschiedenen Vorzeichen zu versehen. In derKraftwerkstechnik wird der Übergang vom Funktions- zum Produktaspekt genutzt.

Dieser Kennzeichenblock entspricht der „verfahrenstechnischen Kennzeichnung“ des KKS.

Funktionsaspekt Produktaspekt

GS0 GS1 GS2 GS1 GS2

= AN(N) AAANN AANNN - AA(N)NN AA(N)NN

Vorzeichen Hauptsystem SystemTeilsystem

TechnischeEinrichtung

Vorzeichen GerätBaugruppe Bauteil

= C01 MDY10 QA001 - QA07

Kennzeichenblock „Funktion” Kennzeichenblock „Produkt“

Betriebsmittelkennzeichen

Beispiel: = C01 MDY10 QA001 – QA07

Windenergieanlage C01 (Reihe C, Nr. 1)

Windturbinensteuerung MDY10, Leistungsteil QA001,

Leistungsschütz QA07

Bild 8 – Kennzeichenblock „Betriebsmittel“ mit Beispiel eines Kennzeichens

Versorgungsprozessez.B. Deionatspeicherung

Hauptprozess ==P2 ==P4

Erzeugung desEnergie-

trägermedium-stromes

Rück-gewinnung

Energie- undTrägermedium

UmwandlungDampf in

mechanischeEnergie

Umwandlung mechanischein elektrische

Energie

ElektrischeEnergie

Entsorgungsprozessez.B. Rauchgasbehandlung

Input BrennstoffLuft

Energie-freisetzung

durchVerbrennen

Übernahmethermische

Energie durchWärmetausch

Speise-wasser

Rauchgas==P1 ==P3

Frischdampf

Deionat

Rauchgas

Bild 7. Beispiel für die Anwendung des Betriebsmittelkennzeichens in einem Instandhaltungstool.

Tabelle 2. Kennzeichenblock „Betriebsmittel“ mit Beispiel eines Kennzeichens

Bild 6. Beispiel für „Funktionale Zuordnung“.

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Kennzeichenblock „Einbauort“

Dieser Kennzeichenblock wird angewen-det zur Kennzeichnung der Einbauorte von technischen Objekten. Neben der bisherigen Kennzeichnungsmöglichkeit für Einbausys-teme der Elektro- und Leittechnik wurden Kennzeichenmasken geschaffen für die orts-bezogene Kennzeichnung von Einrichtungen der Maschinentechnik. So kann beispielswei-se die Entnahmestelle für einen Messwert an einem Pumpenaggregat exakt lokalisiert wer-den, indem das Betriebsmittelkennzeichen unter dem Ortsaspekt verwendet wird.

Kennzeichenblock „Aufstellungsort“

Dieser Kennzeichenblock wird angewendet zur Kennzeichnung von örtlichen Lagen wie Bauwerke, Flächen usw.

Signalkennzeichnung

Die eindeutige Kennzeichnung von Signalen erfolgt mit der Kombination aus Referenz-kennzeichen und dem Signalnamen nach fol-gendem Aufbau:

Referenzkennzeichen ; Signalname

Für die Kraftwerkstechnik wurden die allge-meinen Festlegungen gemäß der IEC 61175/DIN EN 61175 für den Signalnamen spezifi-ziert. Aufbau und Kennbuchstaben des Signal-namens wurden ohne Änderungen vom KKS in die Norm übernommen.

Vorzeichen Signalname

; AA (N)NN

Für die Signalbereiche (2. Buchstabe des Si-gnalnamens) „B = Einzelsteuerung“, „G = bi-näre Prozesssignale“ und „H = Grenzsignale“ wurden Ziffernbereiche festgelegt, z. B. XB01 für Rückmeldung ein/auf, XB02 für Rückmel-dung aus/zu.

Anschlusskennzeichnung

Die eindeutige Kennzeichnung von Anschlüs-sen an elektrischen oder mechanischen Be-triebsmitteln erfolgt mit der Kombination aus Referenzkennzeichen und Anschlusskennzei-chen nach folgendem Aufbau:

Referenz- kennzeichen

:Anschluss-

kennzeichen

Für die Kraftwerkstechnik gilt ohne Ein-schränkung IEC 61666/DIN EN 61666.

Dokumentenkennzeichnung

Die herstellerneutrale, objektbezogene Kenn-zeichnung von Dokumenten erfolgt mit der Kombination aus Objektkennzeichen und dem Dokumentenartklassenschlüssel nach folgen-dem Aufbau:

Objekt- kenn-

zeichen&

Dokumenten- artklassen- schlüssel,

Zählteil

/ Blatt- nummer

Als Objektkennzeichen kommt in erster Linie das Referenzkennzeichen zur Anwendung, je nach Anwendungsfall können auch andere Ordnungssysteme eingesetzt werden z.B. Typ-bezeichnung für das Maßbild eines Serienfa-brikates.

Aufbau des Dokumentenartenklassenschlüs-sels DCC mit Zählteil sowie die Kennbuch-staben sind in vollständiger Übereinstimmung mit IEC 61355-1/DIN EN 61355-1.

In der Richtlinie VGB-B 103 sind kraftwerks-spezifische Dokumentenarten mit ihrer Zu-ordnung zum DCC aufgelistet.

Richtlinien für Kennbuchstaben

In der Fachnorm sind den alphabetischen Datenstellen der einzelnen Kennzeichenblö-cke Tabellen aus zwei verschiedenen VGB-Richtlinien zugeordnet (Ta b e l l e 3 ).

Richtlinie VGB-B 101 „Kennbuchstaben für Kraftwerkssysteme (Systemschlüssel)“

Für die Gliederungsstufe GS1 des Kenn-zeichenblockes „Funktion“ gilt die Richtlinie VGB-B 101, „Kennbuchstaben für Kraft-werkssysteme (Systemschlüssel)“ Der System-schlüssel ersetzt den KKS-Funktionsschlüssel.

Die Richtlinie VGB-B 101 wurde vom VGB Arbeitskreis „Anlagenkennzeichnung und Dokumentation“ erarbeitet und ist der ver-bindliche Buchstabencode für die Systeme der Kraftwerkstechnik. Durch die Verweisung in der Fachnorm DIN ISO/TS 16952-10 erhält diese Richtlinie normative Bedeutung.

Die Richtlinie VGB-B 101 basiert auf der Grundnorm DIN EN 81346-2, die in ihrer Tabelle 3 einen Rahmen für ein Klassifizie-rungsschema für sogenannte Infrastrukturob-jekte bereitstellt. Darin werden die Buchsta-ben A, V bis Z fest vorgegeben, der Bereich B bis U steht für branchenspezifische Festlegun-gen zur Verfügung.

Kennzeichenblock tkudorPnoitknuF

Gliederungsstufe GS 0 1 2 1

Abschnitt 0 1 2 3 4 1 2

Datenstelle/Datentyp = AN(N) AAA NN AA NNN - AA (N)NN

Kennzeichnung von Systemen nach VGB-B 101

Klassifizierung von Grundfunktionen und Produktklassen nach VGB-B 102

Tabelle 3. Zuordnung der Kennbuchstabenabschnitte zu den Regelwerken.

156 B101 : 2010-04

von bisab bis vor

4.14.2 Datenstellen 1 (S1), 2 (S2) und 3 (S3)

a M Systeme zur Umwandlung in und Ableitung von elektrischer Energie

MA Dampfturbinensystem

MAA

Hochdruck-Turbine Grenzen: von Dampfeinlassorgan, Schnellschlussventil bzw.

kombiniertes Schnellschluss-/Stellventil bis Entnahme-, Anzapf- und Abdampfstutzen und bis Eintritt/Austritt anderer turbineninterner Systeme

MAB

Mitteldruck-Turbine Grenzen: von Überströmleitung einschließlich Stellglied bzw.

von Abfangorgan bis Entnahme-, Anzapf- und Abdampfstutzen und bis Eintritt/Austritt anderer turbineninterner Systeme

a MAC

Niederdruck-TurbineGrenzen: von Überströmleitung einschließlich Stellglied bzw.

von Abfangorgan oder von Dampfeintrittsstutzen bis Entnahme-, Anzapf- und Abdampfstutzen und bis Eintritt/Austritt anderer turbineninterner Systeme

MAD Lagerung

MAE - reserviert für spätere Normung -

MAF - reserviert für spätere Normung -

MAG

Kondensationssystem Grenzen: von Kondensatorhals bzw. -eintrittsstutzen

bis Kondensatoraustrittsstutzen einschließlich angeschlossener Entspannungsgefäße einschließlich der dem Kondensator zugeordneten messtechnischen Einrichtungen

MAH Treibwassersystem einschließlich Pumpeneinrichtung und Wasserbecken

Grenzen: ab Austritt anderes System bis vor Eintritt Wasserstrahler

a MAJ

EvakuierungGrenzen: ab Austritt Kondensator

bis vor Eintritt Atmosphäre und ab Austritt Treibwassersystem einschl. Wasserstrahlsauger bis vor Eintritt Treibwassersystem bzw. ab Abzweig Treibdampfversorgung bis Dampfstrahlsauger und bis vor Kondensateintritt in Kondensator bzw. Vakuumentspanner

MAK Kraftübertragungseinrichtung einschließlich Wellendreheinrichtung

a MAL

Entwässerungs- und Entlüftungssystem Grenzen: von Sammelstelle bzw.

ab letzter Entwässerungs-/Entlüftungsarmatur bis vor Einspeisung in anderes System

MAM Dampfabsaugesystem (falls getrennt von *MAW* vorhanden)

Grenzen: ab Abzweig Absaugung an Dichtungen bis vor Einleitung in anderes System

Tabelle 4. Ausschnitt aus dem „Systemschlüssel VGB-B 101“.

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Das RDS-PP

6 VGB PowerTech 8/2007

Dieser Freiraum von B bis U wurde genutzt, um den Funktionsschlüssel des KKS nahezu unverändert „einzupassen“. Neu aufgenom-men wurden Systeme neuer Technologien wie CO2-Abtrennung, Luftzerlegung, Fermentie-rung, Solarthermie usw.

Der Systemschlüssel verwendet drei Kenn-buchstaben und definiert für bestimmte Sys-teme die Grenzen. Bei den Benennungen wurden Anpassungen an aktuelle Normen vorgenommen.

Der „Systemschlüssel“ wird vom VGB-Ar-beitskreis „Anlagenkennzeichnung und Do-kumentation“ laufend aktualisiert. Ein Aus-schnitt aus der VGB-B 101 ist in Ta b e l l e 4 dargestellt.

Richtlinie VGB-B 102 „Kennbuchstaben für Grundfunktionen und Produktklassen“

Für die Gliederungsstufe GS2 des Kennzei-chenblockes „Funktion“ und die GS1 des Pro-duktaspektes des Betriebsmittelkennzeichens gilt die Richtlinie VGB-B 102. Sie ersetzt den KKS Aggregate- und Betriebsmittelschlüssel.

Die Richtlinie VGB-B 102 wurde vom VGB-Arbeitskreis „Anlagenkennzeichnung und Do-kumentation“ erarbeitet und ist der verbindli-che Buchstabencode für die Grundfunktionen und Produktklassen der Kraftwerkstechnik.

Die Richtlinie VGB-B 102 basiert auf der Grundnorm DIN EN 81346-2, die technische Objekte nach Zweck oder Aufgabe klassi-fiziert und in ihren Tabellen 1 und 2 Kenn-buchstaben für Haupt- und Unterklassen be-reitstellt.

Diese Festlegungen gelten gleichermaßen für alle Fachgebiete, wie Bau-, Verfahrens-, Ma-schinen- und Elektrotechnik über alle Bran-chen.

In Ta b e l l e 5 werden einige Beispiele auf-geführt, die die Unterschiede zwischen KKS und RDS-PP bei Kennbuchstaben und Be-zeichnungen verdeutlichen sollen.

Ta b e l l e 6 zeigt einen Ausschnitt aus der DIN EN 81346-2 mit der Unterteilung nach technischen Fachbereichen am Beispiel der

Hauptklasse „Speichern von Materie und In-formation“.CA – CE:Speicherung von elektrischer EnergieCF – CK:Speicherung von InformationCL – CY:Speicherung von Stoffen, thermischer und mechanischer Energie

Ta b e l l e 7 zeigt ausschnittsweise die Um-setzung der Tabelle 2 der Grundnorm DIN EN 81346-2 mit Ergänzungen durch kraft-werksspezifische Begriffe in die Richtlinie VGB-B 102.

Vergleich Kennzeichenaufbau und Inhalte KKS zu RDS-PP

In B i l d 8 wird am Beispiel der verfahrens-technischen Kennzeichnung des KKS der Übergang zum RDS-PP Betriebsmittelkenn-zeichen dargestellt.

Anwendungserläuterungen

Normen stellen die allgemeinen Regeln und Festlegungen zur Verfügung. Zur rationellen Umsetzung in die Praxis dienen Anwendungs-erläuterungen und Anwendungsrichtlinien des VGB-Arbeitskreises „Anlagenkennzeichnung und Dokumentation“. Sie bieten detaillierte Unterstützung zunächst fachbereichsüber-greifend (Teil A) und orientieren sich dann spezifisch an den technischen Fachbereichen Maschinentechnik, Bautechnik, Elektro- und Leittechnik und Prozessleittechnik (Teile B1 bis B4). Für verschiedene Kraftwerkstypen gibt es Anwendungsrichtlinien (Teile D1 und D2).

Die Anwendungserläuterungen enthalten Bei-spiele aus der Praxis und sind auch für Schu-lungsmaßnahmen geeignet.

Auswirkungen

Sehr häufig gestellte Fragen im Zusammen-hang mit der Einführung des RDS-PP sind: Was bedeutet dies nun konkret für

– meine bestehende Anlage,

– meine in Planung und Errichtung befind-liche Anlage bzw.

– meine künftige Neuanlage?

– Ab wann muss ich das RDS-PP einsetzen?

– Ist das KKS damit nicht mehr gültig?

– … u.s.w.

Auf diese ganz sicher wichtigen und konkre-ten Fragen gibt es keine einfachen „Ja/Nein“-Antworten oder verbindliche Termine.

Ganz allgemein ist festzuhalten, dass Normen keine bindenden Gesetze sind, die Anwendung ist zwischen den Vertragspartnern zu verein-baren. Eine Anwendungspflicht kann sich aber aufgrund von Rechts- oder Verwaltungs-

Tabelle 6 – Ausschnitt aus DIN EN 81346-2

Aktualisierung durch VGB AK AD, Juli 2011 13 / 19

Tabelle 6. Auszug aus DIN EN 81346-2.

Tabelle 5. Beispiele zu VGB-B 102.

KKS (Aggregatestahl) RDS/PP (VGB-B 102)

AA Armaturen Kann werden FL Sucherheitsarmatur FM Brandschutzklappe QM Absperrarmatur QN Regelklappe RM Rückschlagarmatur

BB Apparate Speichereinrichtungen (Behälter)

wird CM Speichern von Stoffen: Behälter, Tank, Kessel, Silo

CT Direkter Messkreis Temperatur

wird BT Umwandlung einer Eingangsvariablen Temperatur

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Das RDS-PP

VGB PowerTech 8/2007 7

vorschriften sowie aufgrund von Verträgen oder sonstigen Rechtsgründen ergeben.

Von besonderem Interesse werden die Nor-men immer dann, wenn keine einvernehm-liche Lösung zwischen den Vertragspartnern gefunden wird oder gar Menschen oder Tech-nik zu Schaden kommen. In diesen Fällen gilt der Grundsatz, dass bei Anwendung des Stan-des von Wissenschaft und Technik (den die Normen im Allgemeinen wiedergeben) von einer Erfüllung der Anforderungen ausgegan-gen werden kann. Das können die Anforde-rungen einer Spezifikation im Bieterverfahren sein, das kann aber auch die Anforderung an die Sicherheit von Mensch und Technik sein. Werden keine gültigen Normen verwendet, ist durch den Betroffenen der Nachweis zu füh-ren – gegebenenfalls unter Einbeziehung drit-ter Stellen –, dass auch die gewählte eigene Lösung die Anforderungen abdeckt.

Die o. g. Formulierungen sind sicher keine konkrete Antwort auf die eingangs gestellten Fragen und decken keineswegs auch nur an-nähernd vollständig den Komplex von Aus-schreibungsverfahren, Produktsicherheit, Arbeitssicherheit u.a.m. ab; sie sollten nur die Komplexität des Themas andeuten.

Nachfolgende Fakten lassen sich trotzdem zu-sammenfassen und sind bei der Entscheidung zum Einsatz des Kennzeichensystems zu be-rücksichtigen:

– Das KKS ist eine (internationale) „Haus-norm“ des VGB, das mangels fehlender normativer Vorgaben den Stand der Technik bis zum Zeitpunkt des Erscheinens interna-tionaler Normen darstellte.

– Das RDS-PP ist ein international normativ abgesichertes Kennzeichensystem. Auf die ISO/TS 16952-10 wird in mehreren zutref-fenden internationalen Normen verwiesen.

– Das RDS-PP integriert Systematiken und Kennbuchstaben, die für alle Branchen gel-ten, eine mittelfristige Vereinfachung der Integration von „Standardkomponenten“ in den Kraftwerksprozess wird sich ergeben.

– Lieferer von „Standardkomponenten“ kön-

nen die Kennzeichnung nach RDS nicht mit dem Hinweis auf Standards in anderen Industriezweigen oder eigene Hausnormen ablehnen. Damit wird die Umsetzung von RDS-PP auch bei diesen Lieferanten ver-einfacht; dies entlastet Planer und Betreiber von aufwendigen Nacharbeiten.

– KKS und RDS-PP werden über viele Jahre nebeneinander existieren und auch betreut werden.

– Mögliche Probleme bzw. Mehraufwand bei der Einführung können für den Betreiber entstehen, wenn am gleichen Standort ver-schiedene Kennzeichensysteme eingesetzt werden; diese können die Anlagen- und Personensicherheit, aber auch die Betriebs-führungssysteme betreffen.

– Die Anwender müssen eigenes Know-how für RDS-PP aufbauen, die VGB-Kraft-werksschule bietet hierzu entsprechende Lehrgänge an.

– Für RDS-PP liegen inzwischen erste An-wendungserfahrungen vor.

Die Autoren möchten sich jedoch nicht um konkrete Empfehlungen drücken:

Bestandsanlagen:

Derzeit kein Handlungsbedarf, Entscheidung bei einer wesentlichen anlagentechnischen Änderung oder Nachrüstung im Einzelfall.

Anlagentechnische Nachrüstungen bzw. Modernisierungen:

In vorhandene und in der Planung befindliche Projekte sollte nicht mehr eingegriffen wer-den. Entscheidung bei einer wesentlichen an-lagentechnischen Änderung oder Nachrüstung im Einzelfall.

KKS Verfahrenstechnisches Kennzeichen

Vor-zeichen

V(Z)

Gesamt-anlage

System-Kennzeichen(Funktions-schlüssel)

Aggregat-Kennzeichen(Aggregat-schlüssel)

BetriebsmittelKennzeichen

(Betriebsmittel-schlüssel)

= A/N NAAANN AANNNA AANN

# A . . / . . N = ANN AAANN AANNN - AA(N)NN

VZ GemeinsameZuordnung

VZ Funktionsaspekt VZ Produkt-aspekt

RDS-PP Betriebsmittelkennzeichen

<1> Gesamtanlage kann teilweise in neuen Kennzeichenblock „Gemeinsame Zuordnung“ abgebildet werden

<2> Funktionsschlüssel wird ersetzt durch Richtline VGB-B 101

<3> Aggregateschlüssel wird ersetzt durch Richtlinie VGB-B 102

<4> Betriebsmittelschlüssel wird ersetz durch Richtlinie VGB-B 102

<1> <2> <3> <4>

Bild 8. Beispiel für die Anwendung des Betriebsmittelkennzeichens in einem Instandhaltungstool.

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B102:2010-11

Kennbuch-stabe

Letter code Benennung Denomination

BZ Anzahl von Ereignissen, Zählun-gen, Kombinierte Aufgaben

Number of events, counts, combined tasks

BZ Ereignisanzahlmessung Event-number measuring

BZ Kombiwandler (Spannung und Strom)

Combined instrument transformer (Voltage and current)

BZ Messung von Anzahl von Ereignis-sen

Measurement of number of events

C_ Speichern von Energie, Informa-tion oder Material

Storing of energy, information or material

CA Kapazitive Speicherung elektri-scher Energie

Capacitive storage of electric energy

CA Kompensationskondensator (elekt-risch)

Correction capacitor (electrical)

CA Kondensator (elektrisch) Capacitor (electrical)

CA Koppelkondensator Coupling capacitor

CB Induktive Speicherung elektri-scher Energie

Inductive storage of electric en-ergy

CB Speicher, induktiv Inductive storage

CB Supraleiter Superconductor

CC Chemische Speicherung elektri-scher Energie

Chemical storage of electric en-ergy

CC Akkumulator Accumulator

CC Lithium-Metall-Akku Lithium-ion rechargeable battery

CC Pufferbatterie Buffer battery

CC Sekundärzelle Secondary cell

CC Speicherbatterie Storage battery

CC Speichern, chemisch Chemical storage

CF Speichern von Informationen Storage of information

CF Analogwertspeicher Analog value storage

CF CD-ROM CD ROM

CF EPROM EPROM

CF Ereignisspeicher Event memory

CF Festplatte Hard disk

Tabelle 7. Auszug aus VGB-B 102

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Das RDS-PP

Neuanlagen

Für komplett neue Anlagen, die noch nicht in der Planung sind, sollte ab 2008 RDS-PP ein-gesetzt werden; Argumente dagegen könnten nur sicherheitsspezifische Aspekte an einem gemeinsamen Standort mit „KKS-Kraftwer-ken“ sein (Anmerkung: Es gibt auch diverse Standorte, an denen KKS und das Vorgänger-system AKZ nebeneinander existieren).

Für bereits in der Planung befindliche An-lagen ist entsprechend Planungsstand abzu-wägen, mit welchem Aufwand ein Umplanen möglich wäre.

Pflege und Unterstützung bei der Anwendung

Der VGB-Arbeitskreis „Anlagenkennzeich-nung und Dokumentation“ als Mitgestalter bei der Normung und inhaltlicher Heraus-geber der VGB-Richtlinien zum RDS-PP ist sich bewusst, dass die Einführung des RDS-PP entsprechender Unterstützung bedarf.

Fragen sollten direkt an die VGB-Geschäfts-stelle gerichtet werden. Dort erfolgt eine Re-gistrierung der Interessenten zum RDS-PP, die über die aktuellen Entwicklungen zeitnah in-formiert werden. Aktuelle Informationen wer-den auch auf der VGB-Website bereitgestellt (www.vgb.org/db_rds.html).

Für konkrete fachliche Anfragen gibt es the-matische Kernteams aus dem AK, welche diese bis zu einer gewissen Tiefe kostenfrei beantworten. Ergänzend stehen die Kern-teams für Angebote zu kostenpflichtigen In-genieurleistungen zur Verfügung bzw. können entsprechende Kontakte vermitteln.

Die VGB-Kraftwerksschule, ebenso Mitglied im VGB-Arbeitskreis Anlagenkennzeichnung und Dokumentation, bietet bei Bedarf Lehr-gänge und Seminare zum Thema RDS-PP an.

Literatur

EU-Rich t l in i en

RICHTLINIE 2004/17/EG DES EUROPÄI-SCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 31. März 2004 zur Koordinierung der Zuschlagserteilung durch Auftraggeber im Bereich der Wasser-, Energie- und Verkehrs-versorgung sowie der Postdienste

RICHTLINIE 2004/18/EG DES EUROPÄI-SCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 31. März 2004 über die Koordinierung der Verfahren zur Vergabe öffentlicher Bau-aufträge, Lieferaufträge und Dienstleistungs-aufträge

RICHTLINIE 2006/42/EG DES EUROPÄI-SCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 17. Mai 2006 über Maschinen und zur

Änderung der Richtlinie 95/16/EG (Neufas-sung)

RICHTLINIE 2001/95/EG DES EUROPÄI-SCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 3. Dezember 2001 über die allgemeine Produktsicherheit

Na t iona le Gese tze /Vero rdnungen

BetrSichV

„Betriebssicherheitsverordnung vom 27. Sep-tember 2002 (BGBl. I S. 3777), zuletzt geän-dert durch Artikel 5 der Verordnung vom 6. März 2007 (BGBl. I S. 261)“ Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Be-reitstellung von Arbeitsmitteln und deren Be-nutzung bei der Arbeit, über Sicherheit beim Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen und über die Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes

GPSG

„Geräte- und Produktsicherheitsgesetz vom 6. Januar 2004 (BGBl. I S. 2 (219)), zuletzt geändert durch Artikel 3 Abs. 33 des Geset-zes vom 7. Juli 2005 (BGBl. I S. 1970) Gesetz über technische Arbeitsmittel und Verbrau-cherprodukte (Geräte- und Produktsicher-heitsgesetz - GPSG)

Nor men

DIN EN 60204-1

Sicherheit von Maschinen — Elektrische Aus-rüstung von Maschinen — Teil 1: Allgemeine Anforderungen

DIN EN 61355-1

Klassifikation und Kennzeichnung von Do-kumenten für Anlagen, Systeme und Einrich-tungen

DIN EN 61175

Industrielle Systeme, Anlagen und Ausrüstun-gen und Industrieprodukte – Kennzeichnung von Signalen

DIN EN 61666

Industrielle Systeme, Anlagen und Ausrüs-tungen und Industrieprodukte – Identifikation von Anschlüssen in Systemen

DIN EN 81346-1

Industrielle Systeme, Anlagen und Ausrüstun-gen und Industrieprodukte; Strukturierungs-prinzipien und Referenzkennzeichnung – Teil 1: Allgemeine Regeln

DIN EN 81346-2

Industrielle Systeme, Anlagen und Ausrüstun-gen und Industrieprodukte; Strukturierungs-prinzipien und Referenzkennzeichnung – Teil 2: Klassifizierung von Objekten und Kodie-rung von Klassen

DIN ISO/TS 16952-1

Technische Produktdokumentation – Refe-renzkennzeichensystem – Teil 1: Allgemeine Anwendungsregeln

DIN ISO/TS 16952-10

Technische Produktdokumentation – Refe-renzkennzeichensystem – Teil 10: Kraftwerke

VGB Rich t l in i en

VGB-B 101

Referenzkennzeichensystem für Kraftwerke RDS-PP Kennbuchstaben für Kraftwerkssys-teme (Systemschlüssel) – 2010

Reference Designation System for Power Plants RDS-PP, Letter Codes for Power Plant Systems (System Key) – 2010

VGB-B 102

RDS-PP – Referenzkennzeichensystem für Kraftwerke, Kennbuchstaben für Grundfunk-tionen und Produktklassen – 2010

Reference Designation System for Power Plants, Letter Codes for Basic Functions and Product Classes – 2010

VGB-B 103

Kennbuchstaben für Dokumentenartklassen in Kraftwerken (DCC-Schlüssel) – 2010

Designation codes for document kind classifi-cation code (DCC key) – 2010

VGB-R 171

Lieferung der Technischen Dokumentation (Technische Anlagendaten, Dokumente) für Kraftwerke – 2010

Provision of Technical Documentation (Tech-nical Plant Data, Documents) for Power Plants – 2010

Fachauf sä t ze

Horst Anders, Philipp Freymeyer, Helmut Ho-tes: System zur Kennzeichnung von Geräten und Anlagen in Wärmekraftwerken. „Elekt-rizitätswirtschaft“ 68. Jahrgang, 6. Heft, 17. März 1969, Seiten 181 bis 192

Horst Anders, Philipp Freymeyer, Helmut Hotes: Kennzeichnung der elektrotechni-schen, meß- und regeltechnischen Anlagen, Anlagenteile und Geräte in Wärmekraftwer-ken. „Elektrizitätswirtschaft“ 68. Jahrgang, 6. Heft, 17. März 1969, Seiten 193 bis 197

Hugo Popp: Die neue Vornorm DIN V 6779-1. VGB Kraftwerkstechnik 72 (1992), Heft 7

Hugo Popp: Der Norm-Entwurf DIN 6779-10/Mai 1998. VGB Kraftwerkstechnik 3/99

Heinz Müller, Rainer Ahleff: Referenzkenn-zeichnung nach ISO/TS 16952-1 bzw. DIN ISO/TS 16952-1. DIN Mitteilungen, 3/2007

Rainer Ahleff, Zbynek Cihlar: ISO/IEC struc-turing and designation standards – A frame-work for industry. ISO Focus May 2007 □

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