Anna Ehrlich/Christa Bauer Der Wiener Kongress...König Georg III. und sein Prinzregent Georg August...

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Anna Ehrlich/Christa Bauer Der Wiener Kongress Diplomaten, Intrigen und Skandale Mit 80 Abbildungen Amalthea

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Anna Ehrlich/Christa Bauer

Der Wiener KongressDiplomaten, Intrigen und Skandale

Mit 80 Abbildungen

Amalthea

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Bildnachweis

Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. (Seite 162); © Imagno/Austrian Archives (Seite 247 und Nachsatz).

Die restlichen Bilder stammen aus dem Privatarchiv der Autorinnen beziehungsweise aus dem Bildarchiv Wienfuehrung (www.wienfuehrung.com). Die Autorinnen bedanken sich für die Abdruckgenehmigungen. Der Verlag konnte in einzelnen Fällen die Rechteinhaber der reproduzierten Bilder nicht ausfindig machen, er bittet ihm bestehende Ansprüche zu melden.

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© 2014 by Amalthea Signum Verlag, WienAlle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: Silvia Wahrstätter, vielseitig.co.atUmschlagbild und Vorsatz (Hofburg, Redoutensaal): Carl Schütz © Imagno/Wien MuseumLektorat: Martin BrunyHerstellung und Satz: VerlagsService Dr. Helmut Neuberger& Karl Schaumann GmbH, HeimstettenGesetzt aus der 12,5/16,6 Punkt Garamond Premier ProGedruckt in der EUISBN 978-3-85002-865-3

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Inhalt

Einleitung 13

Vorgeschichte 16

Die Koalitionskriege 16

Napoleons Aufstieg 17

Die Eroberung Deutschlands 17 · Einmarsch in Wien und Berlin 18 · Die Besetzung von Sachsen und Polen 20 · Der Verrat des Zaren 21 · Die Befreiungskriege 22 · Friedensengel Marie Louise 24

Napoleons Untergang 26

Der Russlandfeldzug 27 · Die Koalition der Gegner 28 · Niederlage und Verbannung 31

Die Situation in Wien 32

Die Kongressstadt Wien 32

Die laute, verwinkelte Altstadt 33 · Die Hofburg 37 · Das Glacis und die Vorstädte 40 · Die ländlichen Vororte und die idyllische Umgebung 41

Die wirtschaftliche Lage 43

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Das Kulturleben 45

Klingendes, tanzendes Wien 46 · Musikalische Dilettanten 47

Die Vorbereitungen 49

Die Planung der Verhandlungen 49

Die Geheimpolizei und ihre Konfidenten 51

Die Aufgaben der Obersthofämter 54

Die Festlegung der Rangordnung 55 · Die Quartierbeschaffung 56

Das Vergnügungsprogramm 60

Die Planung der Jagden und der Feste 60 · Die Besichtigungsliste 60

Das Militär 65

Kostenrechnungen und Vorauszahlungen 67

Die Gastgeber 68

Die kaiserliche Familie 68

Der gute Kaiser Franz 68 · Die göttliche Kaiserin 70 · Die Brüder des Kaisers 73 · Randfigur Marie Louise 76

Die Diplomaten 78

Der Kanzler und Kongressleiter Metternich 78 · Gentz, der schillernde Kongresssekretär 83 · Wessenberg, der ungesellige Diplomat 86

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Die Gäste 88

Die Monarchen und ihre Familienmitglieder 89

Die Russen 89 · Die Preußen 97 · Die Bayern 100 · Dänemark 102 · Württemberg 104

Tratsch und Klatsch 106

Neugierige rund um die Hofburg 106 · Ehrenposten und Equipagen 108

Nicht erschienen 108

König Georg III. und sein Prinzregent Georg August Friedrich 108 · Die Bourbonen von Frankreich, Spanien und Neapel 109 · Bernadotte, der Kronprinz von Schweden 109

Die Delegationen 110

Großbritannien 110 · Russland 114 · Preußen 118 · Schweden und Portugal 119 · Spanien 119 · Sachsen 120 · Frankreich 120 · Die bekannteren Vertreter anderer Staaten 123

Zaungäste 125

Der Schöpfer der Draisine 126 · Die Brüder Mälzel 127 · Kern und der Amputationsapparat 128 · Madersperger und die Nähmaschine 128 · Isabey verewigt den Kongress 129 · Die Tänzerinnen und Tänzer aus Paris 130 · Neukomm, Talleyrands Entspannungshilfe 131 · Zacharias Werner, Dichter und Prediger 132

Der Kongress feiert 134

Der Einzug der Monarchen 134

Der Leopoldstädter Höhepunkt 135 · Eine organisatorische Meisterleistung 137

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Salons, Salonières und vornehme Damen 138

Besuche und Koterien 138 · Der Salon der Gräfin Molly Zichy-Ferraris 141 · Der Salon Zichy-Vásonykeö 142 · Der Salon der Fanny Arnstein 143 · Gastgeber Joseph Schwarzenberg 144 · Der rosarote Prinz 144 · Lady Castlereagh empfängt 145 · Herzogin Wilhelmine von Kurland-Sagan 146 · Dorothée von Talleyrand-Périgord 148 · Der Salon der russischen Andromeda 149

Die Feste 152

Unterhaltung oder Langeweile? 152 · Das große Feuerwerk im Prater 153 · Die Redouten in der Hofburg 154 · Das Augarten-fest 156 · Smith bittet zur Kassa 158 · Jagden und Manöver 159 · Die Redoute paré in der Hofburg 160 · Die Besichtigung des Schlachtfeldes 161 · Erholung in Schönbrunn 161 · Das Oratorium von Händel 163 · Das Praterfest 164 · Ball bei Metternich 167 · Das Fest des Zaren 168 · Superstar Beethoven 169 · Das Karussell in der Winterreitschule der Hofburg 171 · Die lebenden Bilder 173 · Lustiges Faschingstreiben 175 · Die große Schlittenfahrt 175

Trauerfälle, Gedenken und eine Katastrophe 177

Ein königliches Begräbnis 177 · Tod und Begräbnis des Prinzen de Ligne 178 · Das Requiem für Ludwig XVI. 179 · Eine Brandkatastrophe zum Jahreswechsel 181

Der Kongress arbeitet 183

Das Eröffnungsspiel 183

Der schlaue Fuchs schlägt zu 185 · Die Politik der vertraulichen Annäherung 191

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Die Krise 192

Uneinigkeit und Streit 192 · Der Starrsinn des Zaren 193 · Metternich am Tiefpunkt 195 · Die Krise spitzt sich zu 196 · Die offizielle Kongresseröffnung 198 · Das Geheimbündnis 198

Die Einigung über Sachsen und Polen 202

Der Zar lenkt ein 202 · Die Beschlüsse 204

Die Kommissionen 205

Die Verifizierungskommission 206 · Die Redaktionskommis-sion 206 · Die Rangkommission 207 · Die Statistische Kommis- sion 207 · Die Militär-, Akzessions- und Deklarationskommis-sion 209 · Die Kommission für die freie Flussschifffahrt 210 · Die Kommission für die Ächtung des Sklavenhandels 211

Die Neuordnung Italiens 212

Die Vorgeschichte 213 · Neapel und Parma 214

Die Schweiz 218

Die Neuordnung Deutschlands 219

Die deutsche Frage 219 · Der Fünfmächteausschuss und seine Entwürfe 221 · Territoriale Forderungen 224

Weitere »Negoziationsgegenstände« 227

Pressefreiheit, Urheberrecht und Buchhandel 227 · Die Juden 229 · Der Malteserorden 232

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Die 100 Tage 234

Napoleons Rückkehr 234

Abschiedsgeschenke 238 · Briefe an Marie Louise 240

Der Kriegsverlauf 241

Napoleons Verbannung 243

Die Wiener Kongressakte 245

Die Unterzeichnung 245

Das Normalexemplar 247

Der Tractat 248

Polen 248 · Deutschland 248 · Niederlande 253 · Schweiz 253 · Italien 254 · Portugal 256 · Flussschifffahrt 256 · Allgemeine Verfügungen 256

Die Anhänge 257

Kritikpunkte 259

Die Nachwirkungen 261

Die Folgekongresse 261

Österreich 261

Die Finanzen 261 · Die Gründung der Nationalbank 263 · Wissenschaft und Technik 264 · Handel und Verkehr 266 · Lifestyle Biedermeier 266

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Die Heilige Allianz 272

Juliane von Krüdener 272 · Das laut tönende Nichts 273 · Die Unstimmigkeiten 276

Der Deutsche Bund 277

Der Friedensbund 277 · Das System Metternich 278 · Turnvater Jahn und das Wartburgfest 280 · Die »Hep-Hep-Unruhen« 281 · Die Karlsbader Beschlüsse 281 · Das Ende des Deutschen Bundes 283

Nachwort 284

Anmerkungen 285

Quellen- und Literaturverzeichnis 288

Chronisten 288 · Zeitungsberichte 289 · Archive 289 · Literatur 290

Personenregister 296

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Die Delegierten zum Wiener Kongress, kolorierter Druck von Godefroy nach Isabey. V. l. n. r. stehend: Arthur Wellesley Herzog von Wellington (Großbritannien), Joaquim Lobo da Silveira (Portugal), António de Saldanha da Gama (Portugal), Carl Axel Graf Löwenhielm (Schweden), Jean-Louis de Noailles (Frankreich), Klemens Fürst von Metternich (Österreich), André Marie Jean-Jaques Dupin (Frankreich), Karl Robert Graf von Nesselrode (Russland), Emmerich Joseph Herzog von Dalberg (Frankreich) Fürst Andreas Kyrillowitsch Rasumowsky (Russland), Lord Charles-William Stewart (Groß-britannien), Richard Le Poer Trench Earl of Clancarty (Großbritannien), Hofrat Niko-laus von Wacken (Österreich), Friedrich von Gentz (Österreich), Wilhelm von Humboldt (Preußen), William Earl of Cathcart (Großbritannien).V. l. n. r. sitzend: Karl August von Hardenberg (Preußen), Pedro de Sousa-Holstein Herzog von Palmella (Portugal), Henry Robert Stewart Viscount Castlereagh (Groß-britannien), Johann Philipp von Wessenberg-Ampringen (Österreich), Pedro Gómez Marquis von Labrador (Spanien), Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord (Frankreich), Gustav Ernst von Stackelberg (Russland).

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Einleitung

Im September 1814 versammelten sich Napoleons ehemalige Freunde und Feinde in Wien zu einem Kongress, wie ihn die Welt noch nie gesehen

hatte. Die vielen Gäste warfen sich in den Wirbel der Lustbarkeiten, man feierte und tanzte, eine Vergnügung jagte die andere. Die großen Damen führten ihre prächtigen Roben und ihren Schmuck in die Ballsäle, um einander zu überstrahlen. Die Alkoven und die Salons spielten eine wichti-gere Rolle als die Sitzungssäle. Die Versammlung glich einem endlosen Karneval, bei dem die vielen Teilnehmer nach den Schrecken des Krieges das Leben wieder voll genießen wollten. Die Hocharistokratie, durch die Französische Revolution gedemütigt, aber durch vielfältige Bande über alle territorialen Grenzen hinaus miteinander verwoben, sah sich endlich wieder in ihrer Bedeutung bestätigt. Die Geheimpolizei legte Stöße von Akten über die intimsten Angelegenheiten der anwesenden Hoheiten an, und die Wiener, die kräftig zur Kasse gebeten wurden, standen als Zaun-gäste Spalier, gafften, tratschten und raunzten.

Der Kongress gab der Stadt den bleibenden Ruf und das Ansehen einer Weltstadt: »Die Stadt Wien bietet gegenwärtig einen überraschenden Anblick dar; alles, was Europa an erlauchten Persönlichkeiten umfasst, ist hier in hervorragender Weise vertreten. Der Kaiser, die Kaiserin und die Großfürstinnen von Russland, der König von Preußen und mehrere Prinzen seines Hauses, der König von Dänemark, der König und der Kronprinz von Bayern, der König und der Kronprinz von Württemberg, der Herzog und die Prinzen der Fürstenhäuser von Mecklenburg, Sachsen-Weimar, Sachsen- Coburg, Hessen usw., die Hälfte der früheren Reichsfürsten und Reichsgrafen, endlich die Unzahl von Bevollmächtigten der großen und kleinen Mächte von Europa – dies alles erzeugt eine Bewegung und eine solche Verschieden-heit von Bildern und Interessen, dass nur die außerordentliche Epoche, in der

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wir leben, etwas Ähnliches hervorbringen konnte. Die politischen Angelegen-heiten, welche der Hintergrund dieses Bildes sind, haben indessen noch keinen wirklichen Fortschritt gebracht.« So umreißt Friedrich Gentz (1764–1832), Klemens Graf Metternichs (1773–1859) Berater, erster Sekretär und Proto-kollführer am Kongress, die Situation um die Jahreswende 1814/15.

Hierher gehört das berühmte Bonmot des alten Fürsten Charles Joseph de Ligne (1735–1814): »Le congrès danse beaucoup, mais il ne marche pas« (»Der Kongress tanzt, aber er geht nicht weiter«), mit dem er die Schwer-fälligkeit der Verhandlungen kritisierte. Oder handelte es sich dabei nur um einen Scherz auf Kosten des tanzwütigen Zaren? Denn de Ligne selbst sagte dazu: »On dit que j’ai dit que le congrès danse et ne marche pas, ce qui fait que rien ne transpire que ces messieurs.« Der zweite Teil des Bonmots ist ein Wortspiel, denn »transpirer« kann mit »transpirieren«, aber auch

Der Kongress tanzt, zeitgenössische Karikatur. In der Mitte die drei Monarchen von Österreich, Preußen und Russland. Rechts hält der König von Sachsen seine Krone fest, ganz rechts die Republik Genua, während ganz links Talleyrand in aller Ruhe zusieht und Castlereagh zu resignieren scheint.

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mit »durchsickern« übersetzt werden: »Daher sickert nichts durch« – oder aber – »daher schwitzt niemand als diese Herren«.

Erzherzog Johann (1782–1859) schrieb in sein Tagebuch: »Nichts als Visiten und Gegenvisiten; Essen, Feuerwerk, Beleuchtung. Überhaupt habe ich seit 8–10 Tagen nichts getan.« Die Wiener murrten über die Kosten: »Das ist eine neue Art, Krieg zu führen: den Feind auffressen.« Und Maxi-milian Montgelas, der Vertreter Bayerns, machte dem Kongress den Vorwurf, »dass durch stets wiederkehrende Festlichkeiten die unausgesetzte Aufmerksamkeit, welche den dort zu behandelnden wichtigen Fragen gebührte, allzu oft zerstreut wurde«.

Das Ausmaß der Zerstreuungen, das den Gästen geboten wurde, täuscht jedoch leicht darüber hinweg, dass enorm viel gearbeitet wurde, und zwar in den Ausschüssen. Dort saßen nicht die Fürsten, sondern ihre bevollmächtigten Vertreter, und diese waren froh, ihre Herren anderwärtig beschäftigt zu wissen. Denn die Verhandlungen gestalteten sich äußerst schwierig, wie Marschall Blücher sagte: »Der Kongress gleicht einem Jahr-markt in einer kleinen Stadt, wo jeder sein Vieh hintreibt, es zu verkaufen und zu vertauschen.«

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