Anregungen für pädagogische Fachkräfte zum Umgang mit der … · 2020. 5. 19. · Autorinnen:...

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SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 1 Anregungen für pädagogische Fachkräfte zum Umgang mit der Corona-Krise in der Schule SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie

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  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 1

    Anregungen für pädagogische Fachkräfte

    zum Umgang mit der Corona-Krise in der Schule

    SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 2

    Herausgeber

    Schulpsychologisches Inklusionspädagogisches Beratungs- und Unterstützungszentrum (SIBUZ)

    Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie

    Dessauerstraße 49-55

    12249 Berlin

    www.berlin.de/sen/bildung/unterstuetzung/beratungszentren-sibuz/steglitz-zehlendorf/

    Autorinnen: Mandy Freitag, Stephanie Krause, Justyna Menke, Annette Schäfer, Katrin Theiss, Jill Weinrich

    Redaktion: Katrin Baumhöver-Balder, Karen Kursawe, Annette Schäfer, Matthias Siebert

    Anlage: Madeleine Körschner-Purat

    Illustration: Annette Schäfer

    Layout: Matthias Siebert

    Weitere Mitwirkende: Regine Gartmann, Yvonne d’Hargues, Charlotte Hirz, Madeleine Körschner-Purat,

    Nils Noack, Dr. Eva Randhawa, Nina Shyti

    Stand: 19.05.2020

    http://www.berlin.de/sen/bildung/unterstuetzung/beratungszentren-sibuz/steglitz-zehlendorf/

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 3

    Liebe Schulleitungen, liebe Pädagog*innen, liebe Erzieher*innen,

    die Ihnen vorliegende Broschüre wurde vom Fachbereich Schulpsychologie des SIBUZ Steglitz-

    Zehlendorf unter dem Eindruck der Herausforderungen, welche die Corona-Krise in kürzester Zeit an

    uns alle gestellt hat, erarbeitet. Zum jetzigen Zeitpunkt, kurz vor Ostern 2020, gab es bereits eine

    dreiwöchige Phase, in der die Schulen geschlossen waren und das Lernen zuhause stattfand. Berichten

    aus diversen Quellen zufolge gab es sehr unterschiedliche Vorgehensweisen, Lernstoff zu übermitteln

    und Kontakt zu den Schüler*innen zu halten. Zugleich gab es sehr unterschiedliche Voraussetzungen

    innerhalb der Familien, das Lernen im häuslichen Umfeld zu ermöglichen und zu unterstützen. Neben

    den Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Wissensinhalten gilt eine besondere Sorge den Kindern

    und Jugendlichen, die innerhalb ihrer Familie eventuell schon seit Längerem sozialen Konflikten

    ausgesetzt sind. Wenn die durch den Schulbesuch vorgegebene Tagesstruktur und die sozialen

    Kontakte weitestgehend wegbrechen, können aus familiären Konflikten persönliche Krisensituationen

    entstehen. Mit der Verunsicherung bezüglich der seelischen Gesundheit einiger Schüler*innen

    umzugehen und sich aus der wahrgenommenen Hilflosigkeit zu befreien, stellt eine große

    Herausforderung dar.

    Der Zeitraum, in dem Sie die Schüler*innen nicht gesehen haben, muss mehr oder minder als Blackbox

    gesehen werden, ein mehrwöchiger Zeitraum, der keine Feriensituation darstellte und von dem Sie nur

    eingeschränkt wissen, wie es den Kindern und Jugendlichen ergangen ist. Wenn die Beschulung wieder

    starten kann, werden einige von Ihnen recht bald zum normalen Schulalltag zurückkehren können.

    Einige werden jedoch emotional sehr verunsicherte Schüler*innen wie auch Kolleg*innen antreffen. Mit

    der vorliegenden Broschüre möchten wir Ihnen helfen, sowohl den möglichen Herausforderungen

    während der Schulschließungen als auch bei der Wiederaufnahme des Schulbetriebs zu begegnen.

    Für einen besseren Überblick sind zunächst die wichtigsten Punkte der einzelnen Kapitel

    zusammengefasst, bevor Sie dann Überlegungen zur Vorbereitung auf den Schulstart und zur

    Kommunikation innerhalb der Schule finden können. Weiterführend gehen wir auf Möglichkeiten und

    Grenzen der Unterstützung innerhalb der Schule ein. Im Anschluss geht es um die Sensibilisierung für

    die unterschiedlichen Startbedingungen, welche die Schüler*innen nach der Phase des Lernens zuhause

    mitbringen. Im darauffolgenden Abschnitt finden Sie Gedanken für die Gestaltung eines gelingenden

    Schulneustarts und zur Absicherung der Informationsqualität. Schließlich bieten wir Ihnen Anregungen

    zur Durchführung eines Klassengesprächs und haben zudem Informationen zum Umgang mit Ängsten,

    Belastungsreaktionen und Trauma für Sie zusammengestellt. Des Weiteren vertiefen wir die Frage nach

    Einschätzungsmöglichkeiten einer Kindeswohlgefährdung. Zuletzt sind wichtige Anlaufstellen für

    Schüler*innen und Familien tabellarisch zusammengestellt, und es wird ein Instrument zur

    Einschätzung der Schüler*innen nach dem Lernen zuhause gegeben. Uns ist dabei stets bewusst, dass

    die konkrete Vorgehensweise und Umsetzung der Maßnahmen sich je nach Schulform, Schulart und

    Alter der Schüler*innen stark unterscheiden kann.

    SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie

    Berlin, April 2020

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 4

    Inhalt Das Wichtigste auf einen Blick ................................................................................................................ 5

    Wie wir uns auf den Schulstart vorbereiten können .............................................................................. 6

    Möglichkeiten und Grenzen eigener Unterstützung ............................................................................... 9

    Unterschiedliche Startpositionen der Schüler*innen ........................................................................... 10

    Erster Schultag - einen sicheren Ort schaffen ....................................................................................... 12

    Faktencheck ........................................................................................................................................... 15

    Anregungen zur Durchführung eines Klassengesprächs ....................................................................... 16

    Umgang mit Ängsten ............................................................................................................................. 20

    Umgang mit Trauma und Belastungsreaktionen .................................................................................. 23

    Kinderschutz .......................................................................................................................................... 26

    Zusammenstellung wichtiger Anlaufstellen .......................................................................................... 29

    Anlage: Einschätzung nach dem Lernen zuhause ................................................................................. 31

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    Das Wichtigste auf einen Blick

    Wie wir uns auf den Schulstart vorbereiten können

    Positive Gesprächskultur als Beitrag zur Stärkung

    des Selbstwirksamkeitserlebens

    Klärung und Festlegung von Gelingensbedingungen,

    Rollenverteilung und Kommunikationsstrukturen

    unter Beachtung des Datenschutzes

    Möglichkeiten und Grenzen eigener Unterstützung

    Reflektion eigener Gedanken und Gefühle,

    Selbstfürsorge und Abgrenzung sind für die

    Funktions- und Handlungsfähigkeit unabdingbar

    Fokus auf Vermittlung weiterführender

    Hilfestellungen und Anlaufstellen bei Problemen, die

    schulintern nicht gelöst werden können

    Unterschiedliche Startpositionen

    der Schüler*innen

    Große Heterogenität im Lernstand,

    im Arbeitsverhalten sowie der

    emotionalen Verfassung

    Einrichtung eines definierten

    Zeitraums in dem auf Benotung

    verzichtet wird

    Erster Schultag – einen sicheren

    Ort schaffen

    Möglichkeiten der Gestaltung

    des gemeinsamen Ankommens

    Vermittlung von Sicherheit

    durch Struktur, Wertschätzung

    und Beziehungsangebot

    Faktencheck

    Vermittlung von

    wahrheitsgemäßen, klaren und

    transparenten Informationen,

    die Orientierung geben und

    über aktuelle Maßnahmen und

    deren Gründe aufklären

    Anregungen zur Durchführung eines Klassengespräches

    Bessere Einschätzung von Belastungen und

    Auswirkungen durch Gruppengespräche

    Erleben von sozialer Eingebundenheit und gegenseitiger

    Unterstützung

    Umgang mit Ängsten

    Auswirkungen von Angstreaktionen auf das

    Lern- und Arbeitsverhalten (z.B. Minderung der

    Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit)

    Strategien zur Reduzierung der Angst (z.B.

    Aufgreifen bekannter Rituale/Abläufe)

    Umgang mit Trauma und Belastungsreaktionen

    Breites Spektrum an Reaktionen von Kindern

    und Jugendlichen auf belastende Ereignisse

    Zeitnahe medizinisch-psychologische

    Abklärung bei anhaltenden

    Verhaltensänderungen

    Kinderschutz

    Immense Belastung führt zur Verschärfung von Konflikten

    und Krisen

    Schule als wichtige Kontrollinstanz: fachliche

    Einschätzung und Sensibilität für Thematik

    Bei anhaltendem „unguten Bauchgefühl“: Rücksprache

    mit Kolleg*innen, Dokumentation von Auffälligkeiten und

    (Rechts-) Beratung durch eine insoweit erfahrene

    Fachkraft für Kinderschutz

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 6

    Wie wir uns auf den Schulstart vorbereiten können

    Für unsere momentane Situation gibt es kein Drehbuch. Wir alle sind verunsichert, einige von uns

    stark belastet. Jeder hat eine unterschiedliche Umgangsweise mit der Situation gefunden.

    Bewertungen darüber sollten vermieden, ein achtsames und rücksichtsvolles Miteinander

    gefördert werden. Gespräche in der Schulgemeinschaft über Ängste und Sorgen können zur

    Entlastung beitragen und das Gemeinschaftsgefühl stärken. In Gesprächen können kreative

    Vorschläge erarbeitet werden. Selbstwirksamkeit wird erlebt und Hoffnung auf ein Gelingen

    gefördert. Aus vielen Studien wissen wir, dass gelebte positive Gesprächskultur nicht nur zum

    Lernklima in der Schule und zur Berufszufriedenheit der pädagogischen Fachkräfte beiträgt,

    sondern auch einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit hat. Daher ist in der Zeit der

    Corona-Krise ein besonderes Augenmerk auf die Begegnung aller Beteiligten und den

    gegenseitigen Austausch innerhalb der Schule zu richten.

    Organisation des Schulalltags bzw. des Schulbeginns

    Je nach Schulart und Alter der Schüler*innen wird es ganz unterschiedliche Anforderungen und

    Empfehlungen für die Organisation des Schulalltags geben.

    Bei allen Entscheidungen, die getroffen werden, steht die Gesundheit der Schüler*innen und aller

    an Schule beteiligten Personen im Mittelpunkt. Die Entscheidung darüber, wie und unter welchen

    Maßgaben der Schulbetrieb aufgenommen werden soll, wird vor allem unter den Gesichtspunkten

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 7

    des Gesundheitsschutzes zu treffen sein, unter Berücksichtigung aller Vorgaben der zuständigen

    Gesundheitsbehörden sowie unter Beachtung des Infektionsschutzes.

    Wichtig wird sein, dass sich alle an Schule beteiligten Personen vor Schulbeginn zusammenfinden,

    um sich auszutauschen, zu planen und Vorbereitungen zu treffen. Je nach Größe der Schule wird

    man sich in den verschiedenen Abteilungen zusammenfinden oder im gesamten Kollegium.

    Themen, die besprochen werden, könnten sein:

    Schutz der pädagogischen Fachkräfte und aller an Schule beteiligten Personen

    Wie gehen wir mit Personen, die zur Risikogruppe gehören, um?

    Wie gehen wir mit eigenen Ängsten um?

    Wie können Personen gut vorbereitet werden?

    Wer ist wie stark belastet? Wer traut sich was zu?

    Was kann in der Schule für die Entlastung der Personen etabliert werden?

    Wo können sich belastete pädagogische Fachkräfte extern Unterstützung holen?

    Welche Gelingensbedingungen braucht es?

    Auf welches gemeinsame Vorgehen einigen wir uns?

    Was gibt uns Sicherheit?

    Welche räumlichen Veränderungen sind nötig?

    Welche Unterstützungsangebote gibt es?

    Auf welche Ressourcen können wir zurückgreifen?

    Rollenverteilung

    Welche Rolle übernimmt das Krisenteam?

    Wer übernimmt was?

    Soll es Ansprechpartner für bestimmte Anliegen geben, z.B. für Eltern, Schüler*innen,

    pädagogische Fachkräfte etc.?

    Kommunikationsstrukturen - Gegenseitiger Austausch der pädagogischen Fachkräfte

    Regelmäßiger Austausch der pädagogischen Fachkräfte untereinander stärkt, wirkt

    entlastend und sollte unbedingt etabliert werden, falls diese Strukturen nicht schon an der

    Schule vorhanden sind. Dies kann auch ein Raum sein, in dem Reflexionsprozesse

    stattfinden.

    Wie stark bin ich belastet? Bin ich einsatzfähig? Wo sind meine Grenzen? Wo kann ich mir

    Hilfe holen?

    Pädagogische Fachkräfte können sich durch einen Austausch untereinander stützen, Mut

    machen und gemeinsam für mehr Ausgleich und Entspannung sorgen.

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 8

    Austausch über Schüler*innen

    Klassen- und stufenübergreifende Austausch- und Verständigungsprozesse sind notwendig, um

    einen Austausch über Schüler*innen sowohl zum Leistungsstand als auch zur emotional-sozialen

    Entwicklung zu ermöglichen. Im Kolleg*innenkreis kann überlegt werden, welche Maßnahmen

    durchgeführt werden können und welche Interventionsmöglichkeiten sich für die Zukunft

    anbieten.

    Datenschutz

    In Gesprächen bekommen pädagogische Fachkräfte an der Schule Informationen über die

    Privatsphäre der Schüler*innen und deren Familien. Diese Daten dürfen nicht ohne Zustimmung

    der Eltern bzw. der Personensorgeberechtigten an Dritte weitergegeben werden, da dies eine

    Verletzung des Persönlichkeitsrechts darstellen würde. In diesem Zusammenhang ist auch die

    pädagogische Schweigepflicht zu nennen. Stellen Sie daher immer sicher, dass Sie eine

    Zustimmung der Eltern bzw. der Personensorgeberechtigten einholen, bevor Sie vertrauliche Daten

    weitergeben. Dies gilt auch für die Weitergabe von Informationen an die Klassengemeinschaft.

    Vertrauliche Daten könnten in der Corona-Krise z.B. sein: Information darüber, dass

    Familienmitglieder positiv auf das Coronavirus getestet wurden, Tod eines Familienmitgliedes etc.

    Unterstützung im Umgang mit Todesfällen erhalten Sie im SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich

    Schulpsychologie, nach Maßgaben der Notfallpläne.

    Kooperation mit dem SIBUZ

    Ein Gefühl von Hilflosigkeit kann z.B. bezüglich der Schüler*innen entstehen, die in der Zeit des

    Lernens zuhause nicht erreichbar gewesen sind. Auch für diese Anliegen können Sie die

    kooperative Sprechstunde nutzen, um sich mit den Kolleg*innen aus dem SIBUZ zu beraten. Dieses

    Angebot gilt auch für belastete pädagogische Fachkräfte. Anfragen können per Email

    [email protected] oder Telefon 030 902 99 25 72 an das SIBUZ Steglitz-Zehlendorf

    gerichtet werden.

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 9

    Möglichkeiten und Grenzen eigener Unterstützung

    In unruhigen Zeiten ist es besonders relevant, Sicherheit und Ruhe zu vermitteln. Das Gefühl,

    einen Raum/ein Gehör für Sorgen und Probleme in einem sicheren Rahmen zu bekommen, schafft

    Sicherheit, Struktur und Normalität.

    Damit dies gelingen kann, ist es jedoch von großer Bedeutung, dass Sie als pädagogische

    Fachkräfte eigene Grenzen klar erkennen, ernst nehmen und ziehen. Sie werden Situationen

    erleben, in denen Sie nicht in dem Maße helfen können, welches Sie für richtig und wichtig halten.

    Solche Situationen sind Ihnen sicherlich aus Ihrem normalen schulischen Alltag bekannt. Im

    Nachgang dieser Krise werden Sie sie jedoch vielleicht vermehrt erleben. Versuchen Sie, jetzt

    besonders gut zu schauen, was wirklich möglich ist. Fragen Sie sich:

    Was kann ich in meiner Position tun?

    Was kann ich aktuell selbst bewältigen?

    Wie geht es mir damit?

    Wo sind meine Grenzen/die Grenzen dessen, was Schule leisten kann, und an wen kann ich

    weitervermitteln, wenn diese erreicht sind?

    An wen wende ich mich, wenn ich selbst Unterstützung brauche?

    Sie werden nicht alles lösen können, und das ist auch nicht Ihre Aufgabe. Wichtig ist, dass Sie

    wissen, welche Stelle/n weiterführende Hilfen in spezifischen Situationen anbieten. Dafür haben

    wir Ihnen am Ende der Broschüre eine Liste mit allen wichtigen Anlaufstellen zusammengestellt,

    die sie bei Bedarf weitergeben oder selbst kontaktieren können. Hier erhalten Sie bzw. die

    betroffenen Schüler*innen/Familien zu verschiedenen Themen weiterführende Informationen und

    Unterstützung. Persönliche Beratung erhalten Sie im SIBUZ.

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 10

    Unterschiedliche Startpositionen der Schüler*innen

    Der Fernunterricht bzw. das Lernen zuhause im Zusammenhang mit der Corona-Krise wird bei der

    Rückkehr in den normalen Schulalltag eine große Herausforderung an das Prinzip der

    Chancengleichheit im Unterricht stellen. Familien mussten in den zurückliegenden Wochen lernen,

    ihren gemeinsamen Alltag mit beruflichen und schulischen Verpflichtungen neu und anders zu

    strukturieren. Einigen Schüler*innen wird es gut gelungen sein, eine Tagesstruktur

    aufrechtzuerhalten, selbststrukturiert zu lernen und die gestellten Aufgaben zu bearbeiten. Eltern

    konnten unterstützend zur Seite stehen und motivierend einwirken. Andere Schüler*innen haben

    sich womöglich schwer getan mit der aufzubringenden Selbstdisziplin, beim Arbeiten Misserfolge

    erlebt und aus verschiedensten Gründen weniger auf die Unterstützung ihrer Eltern zurückgreifen

    können. So ist aufgrund der individuellen Erfahrungen, Eindrücke und Leistungsfortschritte im

    häuslichen Kontext bei Rückkehr in den regulären Schulbetrieb eine (große) Heterogenität im

    Lernstand, im Arbeitsverhalten sowie der emotionalen Verfassung der Schüler*innen zu erwarten.

    Sie werden auf Schüler*innen treffen,

    die gerne sofort an den schulischen

    Alltag vor der Schulschließung

    anknüpfen und Normalität erfahren

    wollen – und wiederum auf andere, die

    mehr Zeit benötigen, um sich ein- und

    zurechtzufinden. Zu Beginn wird es

    nicht möglich sein, regulären Stoff und

    anstehende Themen wie im

    „Normalbetrieb“ durchzuarbeiten.

    Zusätzlich zu den wahrgenommenen

    Unterschieden im Lern- und

    Arbeitsstand sowie der seelischen Lage

    der Schüler*innen können

    (schulrechtliche) Fragen bezüglich der

    adäquaten Bewertung, der

    Lernentwicklung, den Förderprognosen

    und den Abschlüssen zu

    Verunsicherung führen. Hierzu wäre Ihr

    Ansprechpartner die Schulaufsicht, um

    Auskünfte zu erhalten.

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 11

    Die Umstände sind für alle neu und besonders. Erlauben Sie sich und Ihren Schüler*innen daher

    die Zeit und den Raum, gemeinsam anzukommen und sich zu sammeln. Klassenlehrer*innen

    kennen Ihre Schüler*innen mit ihren individuellen Stärken und Schwächen am besten. Sie können

    einschätzen, wer von ihnen beim Prozess der Wiedereinfindung in den Schulalltag mehr Begleitung

    benötigt und wer bei der Bearbeitung der anstehenden Aufgaben mehr Unterstützung braucht. Sie

    haben einen Überblick darüber, mit welchen Familien ein guter Austausch zum Lernstand möglich

    war und mit welchen Schüler*innen kaum oder gar keinen Kontakt bestand. Mögliche entstandene

    Defizite können im regulären Schulbetrieb nicht direkt aufgeholt werden. Vielmehr ist es primär

    notwendig, überhöhte Leistungserwartungen zu relativieren, schulbezogenen Versagensängsten

    entgegenzuwirken und den Blick für neu entwickelte Ressourcen zu schärfen.

    Eine Möglichkeit besteht darin. dass im Unterricht für einen klar definierten Zeitraum auf die

    Benotung verzichtet wird. Es ist wichtig, dass sowohl der Beginn als auch das Ende dieses „Lernen

    ohne Benotung“ an die Schüler*innen transparent kommuniziert wird. Der konsequente Verzicht

    auf eine Bewertung kann den Schüler*innen ermöglichen, sich ohne Leistungsdruck auf den

    Lernprozess zu konzentrieren. Hierbei ist eine wertschätzende und direkte Rückmeldung zu den

    individuellen Lernfortschritten dennoch essenziell (siehe dazu UKB Berlin, Modul 3 in der

    Quellenangabe).

    Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation und den damit einhergehenden Veränderungen und

    Anpassungen im Schulbetrieb stellt der Ausgleich der Lern- und Leistungsheterogenität eine noch

    größere Herausforderung dar. Sich dieser Schwierigkeit bewusst zu werden, kann helfen,

    entstandene Lernrückschritte innerhalb der Klasse von den eigenen Ansprüchen an die Beschulung

    abzugrenzen. Fordern Sie nicht von sich selbst, alle Antworten alleine finden zu müssen. Hilfreich

    kann sein, hier auf die Stärke der Schulgemeinschaft zurückzugreifen und in den Dialog mit

    Kolleg*innen und Schulleitung zu gehen. Beispielsweise können sie gemeinsam besprechen, wie

    der erste Schultag verlaufen soll, ob Sie sich alle eine fest verabredete „Startphase“ einräumen

    wollen, nach der Sie sich im Plenum oder Klassenverband austauschen, oder auf welche

    Ressourcen innerhalb der Schule zurückgegriffen werden kann (Förderunterricht, Kleingruppen,

    Doppelsteckung). Weitere Anregungen finden sich im Kapitel „Kommunikation in der Schule“ und

    „Erster Schultag“. Am Ende der Broschüre finden Sie außerdem ein mögliches Instrument zur

    Einschätzung der Schüler*innen nach dem Lernen zuhause.

    Quellenangabe:

    UKB, Unfallkasse Berlin (2014). FOSIS – Handlungsempfehlungen zur Gesundheitsförderung im Unterricht. Modul 3.

    Lern- und Leistungsraum. https://www.unfallkasse-berlin.de/sicherheit-und-

    gesundheitsschutz/schulen/unterrichtsmethoden-fosis/modul-3-lern-und-leistungsraum (Abruf 08.04.2020)

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 12

    Erster Schultag - einen sicheren Ort schaffen

    In der ersten Zeit, nachdem die Schule wieder gestartet ist, ist es sinnvoll, den

    Kindern und Jugendlichen Zeit zum Ankommen zu gewähren. Stabile Bedingungen

    helfen, eine emotionale Beruhigung zu fördern. Die Zeit der Schulschließungen hat

    den Alltag der Familien weitreichend beeinflusst. Die Kinder und Jugendlichen haben

    die Verunsicherung der Gesellschaft gespürt und mussten selbst die Kontaktsperren zu den

    Mitschüler*innen einhalten. Einige werden sich gut zuhause beschäftigt haben und sich über viel

    Freizeit gefreut haben. Andere könnten mit vielfältigen Ängsten, Sorgen und eventueller

    Hilflosigkeit von Erwachsenen/Bezugspersonen konfrontiert worden sein. Die Rückkehr zum

    konzentrierten Stillsitzen und Arbeiten bedarf evtl. vor allem bei jüngeren Kindern einer

    Vorbereitungsphase. Schüler*innen, die über einen längeren Zeitraum unter einer sehr hohen

    emotionalen Anspannung gestanden haben, können bei Nachlassen dieser Anspannung z.B.

    nachhaltig müde sein. Sie können sich evtl. nicht lange konzentrieren und benötigen vermehrte

    Pausen (Tipp: z.B. eine Ruheecke im Klassenraum als Rückzugsort einrichten). Andere

    Schüler*innen profitieren von Bewegungspausen. Die gemeinsame körperliche Aktivität hilft,

    Spannungen und Ängste abzubauen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Gleichzeitig kann

    mit körperlicher Anstrengung überschüssige Energie abreagiert werden. So kann auch

    aggressivem Verhalten vorgebeugt werden (vgl. Kapitel Umgang mit Ängsten).

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 13

    Je sicherer sich die Schüler*innen in ihrem Schulalltag wieder

    fühlen, umso besser wird die Wiederaufnahme des Lernens in

    gewohnter Form erfolgen können. Erheblich verunsicherte

    Schüler*innen sind kaum in der Lage, sich auf Lerninhalte

    einzulassen. Äußere Sicherheit wird durch klare Strukturen,

    Verlässlichkeit und Transparenz geschaffen. Hierzu gehört auch

    die Übersichtlichkeit im Klassenraum. Bekannte Regeln und

    Rituale sollten beibehalten und wiederholt werden. Wenn Sie

    neue Regeln einführen müssen, z.B. zur Abstandshaltung,

    besprechen Sie diese mit

    der Klasse.

    Zuständigkeiten bzw.

    Aufgabenverteilungen

    sollten klar formuliert und

    fest verabredet werden. Am besten schreiben Sie die

    Verabredungen auf Kärtchen, Schilder oder Pläne und

    hängen sie gut sichtbar im Klassenraum auf. Die

    Schüler*innen werden besonders gut in den wieder

    zusammengefundenen Klassenverband eingebunden, wenn sie positive Beziehungserfahrungen

    machen. Als Erwachsener ist es wichtig, zuverlässig und wertschätzend dem Einzelnen gegenüber

    zu sein und trotzdem klare Strukturen vorzugeben. Peer-to-Peer-Erfahrungen sollten beobachtet

    und können auch angeleitet werden. Gemeinsame Erfahrungen durch Austausch und Spiel, sowie

    das Gefühl, sich aufeinander verlassen zu können, stärken sichere Beziehungen. Als stabil und

    sicher werden Beziehungen gerade dann erfahren, wenn auch Unsicherheiten ausgehalten werden

    können. Innere Sicherheit entsteht erst, wenn die äußere Sicherheit als dauerhaft und verlässlich

    anerkannt wird.

    Eventuell zeigen einige Schüler*innen in der Zeit des Schulstarts nach der Corona-Krise zunächst

    unverständliches oder destruktives Verhalten. Dies kann sehr anstrengend sein. Mit dem

    Leitgedanken, das Verhalten nicht als „unnormal“ anzusehen, sondern als normale menschliche

    Reaktion auf unnormale Ereignisse, wird eine wertschätzende Perspektive eingenommen. Wenn

    Sie sich trotz aller Schwierigkeiten im Alltag bewusst machen, dass dieses Verhalten in anderen

    Kontexten eine stützende und schützende Funktion eingenommen hatte, ist es besser

    einzuordnen. Ein weiterer, oft als entlastend empfundener Aspekt ist, dass dieses Verhalten nicht

    als Reaktion auf die aktuelle Situation angesehen werden muss. Es bedeutet nicht, dass die

    Schüler*innen das Beziehungsangebot ablehnen. Das Verhalten hatte einen guten Grund, der in

    der Verbindung mit der früheren Situation verständlich wird. So wird die aktuelle Situation besser

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 14

    aushaltbar und Sie stärken gleichzeitig das Gefühl der Schüler*innen, in Ihnen eine stabile und

    zugewandte Bezugsperson zu haben.

    Quellenangabe:

    Großmann, N. & Glatzer, D. (2011). Kriseneinsatz Schule. Ein schulpsychologisches Handbuch. Mit Trainermanual für die

    Fortbildung Stuttgart: Kohlhammer

    UNHCR (2018). Flucht und Trauma im Kontext Schule. 4. aktualisierte Auflage. https://www.unhcr.org/dach/wp-

    content/uploads/sites/27/2019/01/AT_Traumahandbuch_Auflage4.pdf (Abruf 09.04.2020)

    Zimmermann, D. (2017). Traumatisierte Kinder und Jugendliche im Unterricht. Ein Praxisleitfaden für Lehrerinnen und

    Lehrer. Weinheim: Beltz

    https://www.unhcr.org/dach/wp-content/uploads/sites/27/2019/01/AT_Traumahandbuch_Auflage4.pdfhttps://www.unhcr.org/dach/wp-content/uploads/sites/27/2019/01/AT_Traumahandbuch_Auflage4.pdf

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 15

    Faktencheck

    Es hat sich gezeigt, dass es in Krisensituationen wichtig und hilfreich

    ist, verlässliche Informationen transparent zu vermitteln.

    Informationen geben nicht nur Orientierung, sondern beruhigen und

    werden als „entlastend“ erlebt. Es sollten Informationen über die

    aktuelle Situation, über das weitere Vorgehen und die Gründe für

    eine Maßnahme gegeben werden.

    Informationen sollten klar, eindeutig und wahrheitsgemäß sein.

    Dabei sollten keine Versprechungen oder Prognosen gemacht

    werden, die nicht eingehalten werden können. Es könnte sein, dass

    einige Schüler*innen „unseriöse“ Informationen über die Corona-

    Krise erhalten haben. Orientieren Sie sich deshalb an den Inhalten

    der Informationen, die von den öffentlich rechtlichen

    Medieninstitutionen und der Senatsverwaltung Berlin herausgegeben

    werden, und geben Sie ausschließlich diese Information an die

    Schüler*innen weiter.

    Quellenangabe:

    Lasogga, F., Gasch, B, (2011). Notfallpsychologie. Lehrbuch für die Praxis 2. Auflage. Heidelberg: Springer Medizin Verlag

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 16

    Anregungen zur Durchführung eines Klassengesprächs

    Die Auswirkungen der Corona-Krise werden von Schüler*innen individuell unterschiedlich erlebt.

    Im Gespräch mit den Schüler*innen kann herausgefunden werden, wie von jedem/r einzelnen

    Schüler*in die Zeit des Lernens zuhause erlebt wurde und die Gegenwart erlebt wird. Mit Wissen

    um mögliche Belastungen können Auswirkungen auf Schulleistungen, auf Lernleistungen und auf

    das Verhalten in der Schule besser eingeordnet werden bzw. externe Hilfsangebote initiiert

    werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es nach Belastungssituationen/Krisensituationen hilfreich

    ist, Gespräche zu führen. Außerdem bieten sie die Möglichkeit, soziale Eingebundenheit bzw.

    Gemeinschaftsgefühl und gegenseitige Unterstützung zu erleben.

    Wichtige Grundsätze:

    Alle möglichen Reaktionen bzw. Auffälligkeiten in und nach dieser „unnormalen“ Situation sind als

    vollkommen normal anzusehen. Bitte bewerten Sie die Aussagen und Reaktionen der

    Schüler*innen nicht!

    Wenn Sie mit den Schüler*innen in dieser Situation erste Gespräche führen, ist es aus unserer

    Sicht wichtig, dass Sie sich dabei nicht vorrangig auf die Gefühlsebene konzentrieren wie z.B. „Wie

    hast du dich gefühlt?“ oder „Wie fühlst du dich gerade?“, weil hiermit Gefühlsüberflutungen

    ausgelöst werden könnten. Gespräche, bei denen Gefühle im Mittelpunkt stehen, werden in der

    Regel zu späterer Zeit geführt und bedürfen je nach Stärke einer erlebten Belastung u.U.

    fachlicher Kompetenz. Sinnvoll ist es, danach zu fragen, was die Schüler*innen erlebt haben und

    was ihnen hilft, mit der momentanen Situation und in nächster Zeit zurechtzukommen. Das

    können Strategien sein, die bisher erfolgreich waren.

    Vorschlag für die Durchführung eines Klassengespräches/Gruppengesprächs (Formulierung kann

    altersgemäß angepasst werden).

    Gruppengespräch (in Anlehnung an: Großmann & Glatzer, 2011)

    Das Gespräch sollte zu Beginn der Schule von einer oder auch zwei Personen durchgeführt werden,

    die die Klasse kennen, i.d.R. ist das der Klassenlehrer*in oder auch das Klassenleitungsteam (eine

    Person übernimmt die Gesprächsführung, die zweite unterstützt und begleitet). Auch könnten die

    Mitarbeiter*innen der Schulstation unterstützen. Pädagogische Fachkräfte, die selbst stark

    betroffen oder belastet sind, sollten für das Gespräch nicht eingesetzt werden. Es ist ratsam, sich

    auf das Gespräch vorzubereiten. Um Zeitdruck zu vermeiden, sollte für ein Klassengespräch

    ausreichend Zeit eingeplant werden (i.d.R. mehr als 45 Minuten). Diese Vorlage kann zur

    Gedächtnisstütze in die Hand genommen werden.

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 17

    Setting:

    Wenn möglich Stuhlkreis bilden.

    Vorgehen erklären:

    Angebot erläutern: z.B. Wir möchten gerne mit euch

    darüber reden, was ihr in der Zeit zuhause erlebt habt.

    Gesprächsregeln auf Tafel oder Flipchart visualisieren:

    Teilnahme an dem Gespräch ist freiwillig (auch wenn der eine oder andere Schüler*in

    „nur“ zuhört, ist das völlig in Ordnung).

    Jeder darf ausreden.

    Alles, was gesagt wird, ist von allen vertraulich zu behandeln.

    Erfahrungen/Erlebnisse sammeln, z.B. mit folgenden offenen „W“-Fragen:

    Was habt ihr in den letzten Wochen erlebt?

    Wie habt ihr euren Tag verbracht?

    Was ist euch durch den Kopf gegangen?

    u.ä.

    Alternativ: Erfahrungen/Erlebnisse über das Ausfüllen von Kärtchen sammeln:

    o Bei älteren Schüler*innen können die Gedanken oder Erfahrungen/Erlebnisse auch

    gesammelt werden, indem jede/r Schüler*in ein Kärtchen ausfüllt. Danach werden

    entweder die eigenen Karten oder in anonymisierter Form eine andere Karte vorgelesen.

    o Besprechen Sie jedes Kärtchen im Plenum, z.B.: Welche Gedanken, Anregungen gibt es

    hierzu? Wer möchte etwas dazu sagen?

    o Die Karten können nach Bereichen auf dem Boden oder an der Wand geordnet werden

    (clustern), z.B. Situation beim Lernen, Familie, Freizeit etc.

    Bitte bewerten Sie die Aussagen und Reaktionen der Schüler*innen nicht und halten Sie auch die

    Schüler*innen dazu an, die Aussagen von Mitschülern bzw. Mitschülerinnen nicht zu bewerten.

    Informieren Sie die Schüler*innen, dass in solch einer „unnormalen“ Zeit körperliche und

    emotionale Reaktionen (Angstgefühle, Schlafprobleme, Konzentrationsprobleme, Sorgen,

    Lernschwierigkeiten, Niedergeschlagenheit …) auftreten können und dies kein Zeichen von

    Versagen/Schwäche ist. Man braucht sich wegen solcher Reaktionen nicht zu schämen!

    Alle Reaktionen sind in so einer „unnormalen“ Situation/Zeit normal.

    Zukunft und Bewältigungsstrategien:

    Regen Sie die Schüler*innen dazu an, darüber zu sprechen, was ihnen bisher half, schwierige

    Situationen zu bewältigen. Ziel: Bewusstmachung von bewährten Bewältigungsstrategien und

    Erweiterung des Bewältigungsrepertoires durch die Aktivierung eigener Ressourcen. Fragen an

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 18

    Schüler*innen, die davon berichten, dass sie die vergangenen Wochen als schwierig erlebt haben,

    könnten z.B. sein:

    Was hat euch bisher in Situationen geholfen, in denen es euch schlecht geht?

    o Was habt ihr da gemacht, um euch abzulenken?

    Wie könnt ihr euch gegenseitig unterstützen?

    Zu wem kann ich gehen, wenn es mir schlecht geht?

    Mit wem kann ich reden?

    In diesem Zusammenhang können auch Strukturierungshilfen für den Alltag besprochen

    werden, um Sicherheit zu geben.

    Es hat sich bewährt, die Bewältigungsmöglichkeiten bzw. Selbsthilfemethoden an der Tafel zu

    sammeln oder schriftlich zusammenzufassen. So wird für einzelne Schüler*innen eine Erweiterung

    der eigenen Handlungsmöglichkeit unaufdringlich angeboten (z.B. darüber reden, Radfahren,

    Musik hören, etc.)

    Gesprächsabschluss:

    Zusammenfassung der Teilnehmerkommentare

    Wertschätzung für Äußerungen und das gegenseitige Zuhören mitteilen

    Gesprächsangebote für Einzelne: „Wir bleiben jetzt noch da, falls jemand von euch noch

    Fragen hat, über die ihr einzeln mit uns sprechen möchtet.“

    Nach dem Gruppengespräch bietet sich eine Nachbesprechung mit Kollegen*innen an. Die

    pädagogischen Fachkräfte können die Schüler*innen mit ihren momentanen Bedürfnissen sensibel

    wahrnehmen, mögliche Auffälligkeiten registrieren und ihnen die nötige Unterstützung

    zukommen lassen, ohne sie zu stigmatisieren. Die weitere Entwicklung von Schüler*innen, die sich

    nicht an dem Gespräch beteiligt haben, sollte feinfühlig beobachtet werden. Auch dem vielleicht

    aufkommenden Bewegungsbedürfnis sollte entgegengekommen werden, um den Abbau von

    Spannungen zu unterstützen.

    Wir wissen im Moment nicht, wie sich die Corona-Krise weiterentwickelt. Vermutlich wird es noch

    etwas dauern, bis wir einen Prozess der „Renormalisierung“ einleiten können. In oder nach

    anderen Krisensituationen hat sich gezeigt, dass der Schulalltag eine stabilisierende und

    angstreduzierende Wirkung auf Schüler*innen haben kann, die aber individuell sehr

    unterschiedlich ausfallen kann. Es wäre daher hilfreich, wenn auch über den ersten Schulalltag/

    die erste Schulwoche hinaus Gesprächsangebote für Schüler*innen organisiert werden könnten.

    Angepasst an den Unterstützungsbedarf können die Angebote nach gewisser Zeit zurückgefahren

    werden (siehe auch Kapitel „Kommunikation innerhalb der Schule“).

    Quellenangabe:

    Großmann, N., Glatzer, D. (2011). Kriseneinsatz in der Schule. Ein schulpsychologisches Handbuch. Mit Trainermanual

    für die Fortbildung. 1. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer GmbH

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 19

    Hintergrundinformation:

    Jeder Mensch hat je entsprechend seiner bisherigen lebensgeschichtlichen Erfahrungen Bewältigungsstrategien (Coping-

    Strategien) entwickelt, die im konkreten Fall je nach Vorerfahrung angewandt werden. Eine generelle erworbene

    Strategie, die ebenfalls im Notfall eine Rolle spielen könnte, ist der Grad an kommunikativer Offenheit: Einige Menschen

    haben z.B. in ihrem Leben nicht gelernt, über Probleme zu sprechen, sondern sie nur mit sich selbst auszumachen,

    während andere gewohnt sind, über alles mit irgendjemandem zu reden. Auch diese Vorerfahrungen wirken sich in

    Krisensituationen aus, z.B. im Kontakt zu Lehrer*innen oder Helfer*innen. Eine Variante von Verarbeitungsstrategien

    sind sogenannte Abwehrmechanismen. Sie helfen, Frustrationen zu mildern. Sie reduzieren für die betreffende Person

    Konflikte, Spannungen und Angstgefühle. In Belastungssituationen/Krisensituationen werden häufig folgende

    Abwehrmechanismen beobachtet: Verleugnung, Verdrängung, Rationalisierung, Regression, Somatisierung.

    Verleugnung bedeutet, dass die Betroffenen das Geschehen nicht wahrhaben wollen. Sie verhalten sich so, als würde

    es keine Krise geben. Dazu könnte auch gehören, dass man sich, entgegen dem realen Informationsbedürfnis, keine

    realen Informationen über das Geschehen wünscht (Lasogga & Gasch, 2011).

    Verdrängung heißt, dass die Betroffenen das Geschehen zwar wahrnehmen, aber möglichst rasch zu vergessen

    suchen. Im Alltagssprachgebrauch wird dieser Mechanismus sogar von anderen Menschen als

    Verarbeitungsmechanismus angeboten: „Vergiss es doch einfach!“ Verdrängungsmechanismen sind häufig dafür

    verantwortlich, dass belastete Personen Hilfe ablehnen, obwohl diese aus fachlicher Sicht förderlich ist: „Ich will nur

    in Ruhe gelassen werden“ (Lasogga & Gasch, 2011).

    Rationalisierung bedeutet, dass Betroffene versuchen, das Geschehen nachträglich als konsequente Folge von

    vorangegangenen Verhaltensweisen zu rechtfertigen. Es werden oft diverse Gründe angegeben, warum das

    Geschehen eintreten „musste“ (Es konnte eigentlich gar nicht anders kommen!). Es werden sogar positive Aspekte

    herangezogen, die das Geschehen als in gewisser Weise nützlich erscheinen lassen. Dass eine Krise unter

    existenzialphilosophischer Betrachtung tatsächlich positive Veränderungen einleiten kann, soll hier nicht diskutiert

    werden (Lasogga & Gasch, 2011).

    Auch der Abwehrmechanismus der Regression ist häufig zu beobachten. Die Menschen fallen auf frühere

    Entwicklungsstufen zurück. Z.B. kann es bei Grundschülern vorkommen, dass sie weinen und schreien und

    „bemuttert“ werden möchten (Lasogga & Gasch, 2011).

    Unter Somatisierung versteht man in der Psychologie das Phänomen, dass ein psychischer Konflikt in ein körperliches

    Symptom überführt wird bzw. sich darin ausdrückt. Somatisierung ist somit ganz allgemein ein Prozess, bei dem sich

    seelische und meist unbewusste Konflikte, die nicht verarbeitet werden konnten, als körperliche Symptome

    ausdrücken. Bei einer Angsterkrankung kann das etwa Herzrasen sein oder auch Tinnitus. Häufig hat eine solche

    Störung Symbolcharakter für die Ursache, sodass eine psychische Ursachenforschung hilfreich sein kann, indem man

    etwa Verbindungen zu belastenden Lebensereignissen herstellt (Stangl, 2020).

    In diesem Zusammenhang sei auch der sekundäre Krankheitsgewinn zu erwähnen. Dieser könnte beispielsweise darin

    bestehen, dass man im Zentrum des Interesses steht, dass man schonend behandelt wird. Dies kann auch dazu

    führen, dass positive Veränderungsprozesse bewusst hinausgezögert werden, um nicht wieder selbstverantwortlich in

    Aktion treten zu müssen (Lasogga & Gasch, 2011).

    FAZIT: Biologische, soziokulturelle und individuelle vermittelnde Variablen bestimmen, wie eine Krise verarbeitet wird

    Quellenangabe:

    Lasogga, F., Gasch, B. (2011). Notfallpsychologie. Lehrbuch für die Praxis 2. Auflage. Heidelberg: Springer Medizin Verlag

    Stangl, W. (2020). Stichwort: 'Somatisierung'. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.

    WWW: https://lexikon.stangl.eu/5340/somatisierung/ (2020-04-07)

    https://lexikon.stangl.eu/5340/somatisierung/

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 20

    Umgang mit Ängsten

    Vor dem aktuellen Hintergrund der Corona-Pandemie

    können sich verschiedene Ängste ausbilden oder

    bereits bestehende Ängste verstärken (soziale Ängste,

    Leistungsängste, Existenzängste, Ängste selbst zu

    erkranken, Ängste um Angehörige u.v.m.). Ganz

    allgemein erfüllt Angst allerdings eine wichtige Schutz-

    und Alarmfunktion. Sie hilft uns, Gefahren zu erkennen

    und bereitet unseren Körper auf schnelles Handeln vor. Angst zu haben ist also generell, aber

    besonders auch jetzt, normal und völlig legitim. Das Ziel kann es demnach nicht sein, keine Angst

    mehr zu empfinden, sondern einen hilfreichen Umgang mit der Angst zu finden. Wichtig ist hier,

    dass nicht alle Menschen durch die aktuellen Geschehnisse Ängste entwickeln oder erleben. Ebenso

    wie wir uns beispielsweise in der Extrovertiertheit unterscheiden, sind wir auch in der

    (genetischen) Disposition der Ängstlichkeit verschieden. Ein wichtiger Faktor ist die subjektive

    Bewertung der Ereignisse, also ob wir eine Situation als Bedrohung wahrnehmen, sowie die

    Bewertung verfügbarer Bewältigungsmöglichkeiten. Eine Situation oder ein Ereignis wird als

    gefährlich bewertet, wenn die Anforderungen (subjektiv) die eigenen Ressourcen zur Bewältigung

    übersteigen. Dies löst eine Stressreaktion und ggf. Angst aus.

    Eine Angstreaktion zeigt sich auf vier Ebenen:

    Körperliche Ebene

    Herzrasen

    Schwitzen

    Atemnot

    Zittern, weiche Knie

    Gedankliche Ebene

    Finde ich wieder den Anschluss an meine

    Klasse?

    Werden meine Großeltern sterben?

    Verlieren meine Eltern ihren Job?

    Kann ich meinen Abschluss noch

    erreichen?

    Verhaltensebene

    flüchten/vermeiden

    Hilfe suchen

    Einnahme von Medikamenten/ Alkohol/

    Drogen

    Aggressives Verhalten

    Gefühlsebene

    Hilflosigkeit

    Furcht

    Resignation

    Gefühl des Ausgeliefertseins

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 21

    Angst wird als unangenehmer Zustand erlebt, und die Strategien zum Umgang mit diesem Erleben

    sind sehr vielfältig. So können manche Schüler*innen ein Rückzugs- oder Vermeidungsverhalten

    zeigen oder im Gegenteil verstärkt den Kontakt und die Aufmerksamkeit des Schulpersonals

    suchen. Des Weiteren ist ein gereiztes, aggressives Verhalten ebenso ein mögliches

    Reaktionsmuster. Außerdem kann auch ein Rückfall auf ein früheres Entwicklungsstadium

    beobachtet werden. So können bereits abgelegte Entwicklungsängste wie z.B. Angst vor der

    Dunkelheit oder Trennungsängste (Trennung von nahen Bezugspersonen) wieder aktiviert werden.

    Je nach Alter versuchen manche Schüler*innen ihre Ängste mit Alkohol- und Drogenkonsum zu

    beruhigen.

    Da Angst ein Gefühl mit einer starken körperlichen Komponente ist, können diese körperlichen

    Begleitsymptome (Herzrasen, Hyperventilieren, Muskelanspannung usw.) zusätzlich beängstigend

    wirken. Der Körper arbeitet während eines Angstanfalls auf Hochtouren, Adrenalin wird

    ausgeschüttet und sehr viel Energie verbraucht. Dies bindet viel Kapazität, sodass bei

    Schüler*innen mit einer Angstreaktion die Aufmerksamkeit und Konzentration gemindert, Denk-

    und Lernvorgänge gestört sowie der Abruf von Lernstoff blockiert werden können. Allerdings kann

    der Körper diesen hohen Erregungszustand nicht lange aufrechterhalten und reguliert sich selbst

    durch natürliche, biologische Gegenprozesse wieder herunter. Dieses „Herunterfahren“ kann sich

    im Unterricht durch Erschöpfungszustände zeigen. Außerdem können Ängste zu Schlafstörungen

    führen, was sich wiederum auf die Leistungsfähigkeit in der Schule auswirkt.

    Wie können Schüler*innen unterstützt werden?

    Angst führt häufig zum Rückzug auf Vertrautes und Bekanntes, das ein Gefühl von Sicherheit

    und Kontrolle gibt. Im Schulkontext kann dies beispielsweise dadurch gestützt werden, dass

    bekannte Rituale und Abläufe in der Klasse wieder aufgegriffen werden. Ein wertschätzendes,

    vertrauensvolles Klassenklima sowie eine klare und transparente Tagesstruktur

    (Unterrichtsstruktur) schaffen Stabilität und Vorhersagbarkeit. Wenn möglich, bauen Sie

    besonders bei jüngeren Kindern Freiraum für Bewegung ein (strecken, dehnen, Schultern

    kreisen). Das baut Anspannung ab und fördert die Sauerstoffaufnahme. Die Wahrnehmung von

    Selbstwirksamkeit, eigener Kompetenz und Handlungsmöglichkeit stärkt das Selbstvertrauen

    und wirkt Ängsten entgegen. Zudem kann die Einführung von Lernräumen Belastung reduzieren

    (siehe Kapitel „Unterschiedliche Startpositionen der Schüler*innen“).

    Es sollte klar ein/e Ansprechpartner*in für die Schüler*innen benannt werden, an den/die sie sich

    mit ihren Sorgen und Ängsten wenden können und es sollten aktiv Gespräche angeboten, aber

    nicht aufgezwungen werden. Lehrkräfte und Erzieher*innen können hier eine Modellfunktion

    einnehmen. Zeigen Sie, dass Sie die Ängste ernstnehmen, aber auch, dass Ängste natürlich und

    normal sind. Je nach Alter können die Schüler*innen sehr gute Ideen zur Angstreduktion

    formulieren. Mögliche Fragen wären z.B.:

    Hast du eine Idee, was dir helfen kann, mit deiner Angst umzugehen?

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 22

    Was hat dir früher / in einer ähnlichen Situation schon einmal geholfen?

    Jüngeren Kindern kann z.B. anschaulich erklärt werden, dass Ängste größer und kleiner werden

    können wie bei einem Luftballon, in den Luft ein- und ausfließt. Ihnen kann u.U. eine Art Talisman

    oder Glücksbringer helfen, älteren Schüler*innen vielleicht ein selbstformuliertes Mantra.

    Achten Sie bei solchen Gesprächen aber bitte auch auf sich und sorgen Sie gut für sich. Wenn Sie

    selbst große Ängste und Bedenken haben, dann sind Sie vielleicht nicht die geeignete

    Ansprechperson für dieses eine Thema. Schätzen Sie für sich selbst ein, ob Sie in solch ein

    Gespräch gehen wollen.

    Sie sollen und müssen nicht die Rolle der therapeutischen Fachkräfte übernehmen. Sollten Sie bei

    einem/r Schüler*in beobachten,

    dass keine Restabilisierung einsetzt

    dass Ängste zu einer starken emotionalen Belastung werden, die

    Handlungsspielräume einschränkt

    dass starke Verhaltensänderungen anhalten (sozialer Rückzug, zunehmendes

    Vermeidungsverhalten usw.),

    suchen Sie bzw. eine Bezugsperson des/der Schüler*in innerhalb der Schule das Gespräch zum/zur

    Schüler*in. Nehmen Sie Kontakt zu den Eltern auf und schildern Sie Ihre Beobachtung und Sorgen.

    Vermitteln Sie ggf. weiter an die Schulpsychologie oder entsprechende Fachkräfte (siehe Kapitel

    „Zusammenstellung von wichtigen Anlaufstellen“). Auch Sie können sich natürlich bei der

    Schulpsychologie beraten lassen.

    Quellenangabe:

    Caby, F. & Caby, A. (2014). Die kleine Psychotherapeutische Schatzkiste Teil 1. Tipps und Tricks für kleine und große

    Probleme vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter. 3. Auflage. Dortmund: Borgmann Media GmbH & Co.

    Heinrichs, M., Strächele, T. & Domes, G. (2015). Stress und Stressbewältigung. Fortschritte der Psychotherapie Band 58.

    1. Auflage. Göttingen: Hogrefe Verlag

    Kuhn, A. (2020, 16. März). Wie spreche ich mit Kindern über ihre Ängste? Das Deutsche Schulportal. https://deutsches-

    schulportal.de/schule-im-umfeld/coronavirus-suanne-walitza-wie-spreche-ich-mit-kindern-ueber-ihre-

    aengste/ [Abruf 07.04.2020]

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 23

    Umgang mit Trauma und Belastungsreaktionen

    Ob eine Erfahrung oder eine Krise von einem Kind oder einem Jugendlichen als besonders

    belastend erlebt wird und in welchem Ausmaß es zu Folgesymptomen kommen kann, hängt von

    vielen Faktoren sowie dem inneren Erleben (Bewertung und Umgang mit dem Ereignis) und

    weiteren Risiko- und Schutzfaktoren ab:

    Risikofaktoren für die

    Entwicklung einer

    posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)

    Schutzfaktoren

    Alter und Entwicklungsstand Bewältigungsstrategien wie offene

    Kommunikation, selbstbewusste und

    optimistische Haltung

    Frühere Traumatisierungen Intelligenz

    Vorherige psychische Erkrankungen Emotionale und soziale Fähigkeiten

    Intensive Symptome (z.B. starke Ängste) nach

    dem Ereignis

    Stabile soziale Bindungen in Familie, Klasse und

    Schule

    Scham- und Schuldgefühle Freundschaften

    Beengte Wohnverhältnisse, etc.

    Während kritische Lebensereignisse relativ häufig sind (die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des

    Lebens mit mindestens einem traumatischen Ereignis konfrontiert zu werden, liegt bei etwa 75%

    für Frauen und ca. 80% für Männer), so entwickelt nur eine Minderheit von ca. 25% chronische

    psychische Probleme. Die Corona-Krise kann in die Gruppe der Naturkatastrophen eingeordnet

    werden. Hier geht man davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit eine posttraumatische

    Belastungsstörung (PTBS) zu entwickeln, bei lediglich ca. 5% der Betroffenen liegt. Bei den

    interpersonellen Traumatisierungen („man-made-Trauma“), wie z. B. im Falle sexualisierter Gewalt

    hingegen, liegt diese hingegen bei ca. 50-80%.

    Das Spektrum an Reaktionen von Kindern und Jugendlichen auf belastende Ereignisse ist ähnlich

    breit wie bei Erwachsenen.

    Generell gilt:

    In und nach dieser unnormalen Situation sind all diese Reaktionen erst einmal als vollkommen

    normal anzusehen (Liste unvollständig):

    Quelle: Senf, W. & Broda, M. (2012)

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 24

    Grundschulkinder (Flucht und Trauma im Kontext Schule, 2018):

    Erhöhte Wachsamkeit, Schreckhaftigkeit und Unruhe

    Erhöhte körperliche Reizbarkeit, Übererregtheit und aggressives Verhalten

    Konzentrationsprobleme, verminderte Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Leistungsabfall

    Erhöhter „Konkurrenzkampf“ um die Aufmerksamkeit des Lehrers

    Sich von Gleichaltrigen zurückziehen, Verlust von Interessen, erhöhtes Konfliktpotential im

    Interaktionsverhalten mit anderen Kindern

    Verlust bereits erworbener Fähigkeiten (z.B. Rückfall in ein kleinkindhaftes Verhalten,

    Einnässen, Einkoten, Daumenlutschen)

    Psychosomatische Beschwerden (Kopfweh, Bauchweh, Hautausschläge etc.)

    Niedergeschlagenheit (Depressivität, Bedrücktsein, Traurigkeit)

    Traumatische Erlebnisse werden immer wieder nachgespielt und gezeichnet (ggf.

    sexualisiertes Verhalten)

    Wesensveränderungen

    Jugendliche:

    Erhöhte Wachsamkeit, Schreckhaftigkeit und Unruhe

    Erhöhe körperliche Reizbarkeit, Übererregtheit und vermehrt rebellisches Verhalten

    fehlende Hausaufgaben

    Verlust von Interessen, Rückzug vom Freundeskreis

    verminderte Konzentration, Aufmerksamkeit und Ausdauer

    Niedergeschlagenheit, Grübeln, Ängste und Panikattacken oder „in der Unauffälligkeit

    auffälliges“ Verhalten

    Schulprobleme (Leistungsabfall, Streitereien, auffälliges Verhalten, Schule schwänzen, etc.)

    Psychosomatische Beschwerden (Kopfweh, Bauchweh, Hautausschläge etc.)

    selbstverletzendes Verhalten, Substanzmissbrauch

    mitunter sexualisiertes und promiskuitives Verhalten

    Sollten die beobachteten Verhaltensweisen der akuten Belastungsreaktion nicht nach einigen

    Tagen bereits besser werden und selbst in 4–6 Wochen nicht abgeklungen sein, sondern gleich

    bleiben oder sogar stärker werden, ist ein zeitnahe medizinisch-psychologische Abklärung, z.B. im

    Rahmen einer telefonischen Sprechstunde, einer Schulhilfekonferenz oder unter Hinzuziehung

    eines Facharztes zu empfehlen.

    Im Umgang mit Jugendlichen ist zu bedenken, dass es ein kleines Kunststück ist – und immer auch

    ein Risiko – Schüler auf Krisensignale anzusprechen bzw. Hilfe so anzubieten, dass man sich

    einerseits nicht aufdrängt, andererseits nicht unverbindlich bleibt.

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 25

    Wichtig bei solchen Angeboten ist, dass die pädagogische Fachkraft sensibel

    die Eigenständigkeit der Jugendlichen in der Krise anerkennt

    vermittelt, worin sie Krisensignale sieht

    die Unabgeschlossenheit des Krisenprozesses aushält

    möglichst wenig Zeitdruck/ Lösungsdruck aufbaut

    das Unterstützungsangebot klar abgrenzt (Gespräch, Vermittlung von Kontakten)

    eigene Wege zur Bearbeitung der Krise ermöglicht

    die Ablehnung oder Zurückweisung des Angebotes akzeptiert und deutlich macht, ob/ wie

    dieses Angebot bestehen bleibt.

    Sollte bei Ihnen dabei „ein komisches Bauchgefühl“ nicht nachlassen, möchte ich Sie auf das

    Unterkapitel Kinderschutz in diesem Leitfaden verweisen.

    Quellenangabe: UNHCR (2018). Flucht und Trauma im Kontext Schule. 4. aktualisierte Auflage. https://www.unhcr.org/dach/wp-

    content/uploads/sites/27/2019/01/AT_Traumahandbuch_Auflage4.pdf (Abruf 09.04.2020)

    Imm-Bazlem, U. & Schmieg, A.-K. (2017). Begleitung von Flüchtlingen mit traumatischen Erfahrungen. Heidelberg:

    Springer

    Großmann, N., Glatzer, D. (2011). Kriseneinsatz in der Schule. Ein schulpsychologisches Handbuch. Mit Trainermanual

    für die Fortbildung. 1. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer GmbH

    Senf, W., Broda, M. (2012) Praxis für Psychotherapie, Ein integratives Lehrbuch, Heidelberg: Springer Verlag

    Eikenbusch, G., „Keine Katastrophe – kein notwendiges Übel“

    https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/zeitschriften/paedagogik/themenschwerpunkte/schuelerkrisen.

    html, (07.04.2020)

    https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/zeitschriften/paedagogik/themenschwerpunkte/schuelerkrisen.htmlhttps://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/zeitschriften/paedagogik/themenschwerpunkte/schuelerkrisen.html

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 26

    Kinderschutz

    Die mit der Corona-Krise einhergehenden Kontakteinschränkungen und Schließungen von Schulen,

    Jugendfreizeiteinrichtungen, Spielplätzen, Kindertagesstätten, Sportvereinen etc. stellen eine

    Ausnahmesituation für Berliner Familien dar. Bei einigen Schüler*innen mag die nun viel

    verbrachte Zeit mit Eltern und Geschwistern als eine positive Erfahrung und Erinnerung

    wahrgenommen werden, in anderen Haushalten führt das plötzliche und andauernde Mehr des

    familiären Zusammenseins auf engem Raum häufiger und wiederholt zu Konflikten. In

    Kombination mit der andauernden Unsicherheit und den Sorgen vor dem, was uns erwartet,

    bedeutet es eine immense Belastung für Familien und kann zu einer Verschärfung von Krisen

    führen. Kinder und Jugendliche aus schon vor der Krise bereits belasteten Familiensystemen sind

    in der sozialen Isolation und durch die Kontaktsperren mehr noch auf sich selbst gestellt und

    ungünstigen familiären Konstellationen teils schutzlos ausgeliefert bzw. in hoch belasteten

    Haushalten gefährdet.

    Da Kitas und Schulen häufig als wichtige Kontrollinstanzen in Fällen von Kindeswohlgefährdung

    dienen, werden insbesondere nach Wiederöffnung und -aufnahme des Regelbetriebs Ihre

    qualifizierte Einschätzung und Ihr fachliches Gespür wertvoll sein. Mit einer geschärften

    Wahrnehmung und Sensibilität für die Thematik dürfen und sollen Sie Ihrem gesunden

    Menschenverstand trauen und einem möglichen diffusen ungutem „Bauchgefühl“ die nötige

    Beachtung schenken.

    Mit großer Wahrscheinlichkeit kommen die meisten Schüler*innen zunächst verändert aus dem

    Lernen zuhause zurück in den regulären Schulalltag. Das ist nach der einschneidenden letzten Zeit,

    den damit möglicherweise einhergehenden Ängsten und der sozialen Isolation nicht

    verwunderlich. Veränderungen im Verhalten der Schüler*innen können normaler Anteil der

    Verarbeitung dieser Krise sein, und jegliche Reaktionen sind hier denkbar (siehe auch Kapitel

    „Umgang mit Ängsten“ und „Umgang mit Trauma und

    Belastungsreaktionen“).

    Diese Tatsache mag sich erschwerend auf die schon per se

    schwierige Einschätzung einer vermuteten Kindeswohlgefährdung

    legen, sollte Sie aber vielmehr noch darin bestärken, auf Ihr eigenes

    Gefühl und wichtiges Gespür für Ihre Schüler*innen zu vertrauen.

    Haben Sie umso mehr einen aufmerksamen Blick für die Kinder und

    Jugendlichen, die Ihnen schon vor der coronabedingten Auszeit

    Sorgen bereiteten.

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 27

    Möglicherweise hilft an dieser Stelle die Definition von Kindeswohlgefährdung als Gedankenstütze:

    „Kindeswohlgefährdung liegt nach deutschem Recht vor, wenn das körperliche, geistige und/oder

    seelische Wohl eines Kindes durch das Tun oder Unterlassen der Eltern oder Dritter gravierende

    Beeinträchtigungen erleidet, die dauerhafte oder zeitweilige Schädigungen in der Entwicklung des

    Kindes zur Folge haben bzw. haben können. Kindeswohl bezieht sich auf gegenwärtige,

    vergangene und auf zukünftige Lebenserfahrung und Lebensgestaltung eines Kindes.“ (Deutsches

    Jugendinstitut (DJI) - Handbuch, 2004).

    Kinderschutz bedeutet demnach, alle Menschen unter 18 Jahren vor einer Gefährdung zu

    schützen. Zu den Erscheinungsformen von Kindeswohlgefährdung zählen neben Vernachlässigung

    bzw. Verwahrlosung die physische und/oder psychische Misshandlung sowie Formen sexueller

    Gewalt. Gewichtige Anhaltspunkte für eine Gefährdung finden Sie u.a. auf dem Meldebogen

    Kinderschutz in den Notfallplänen, die zu jeder Zeit als ein wertvolles Instrument zur Klärung von

    aufkommenden Fragen dienen können und auch genutzt werden sollten.

    Auch kann es helfen, sich bei Unsicherheiten mit Kollegen*innen zu besprechen, sich

    auszutauschen und den Raum für Perspektivwechsel zu öffnen. Dokumentieren Sie stets

    Auffälligkeiten, um sich selbst abzusichern. Suchen Sie das Gespräch mit der Schulleitung, wenn

    Sie ein ungutes Gefühl nicht loslässt, und legen Sie gemeinsam weitere Schritte des Vorgehens

    fest. Wohlmöglich gibt es bereits einen schulinternen Verfahrensablauf für Fälle vermuteter

    Kindeswohlgefährdung.

    Bei aufkommenden Sorgen um ein Kind und die Familie haben Sie zudem immer Anspruch auf

    Beratung durch eine im Kinderschutz erfahrene Fachkraft. Das Kinderschutzzentrum Berlin e.V.

    wurde von der Senatsverwaltung beauftragt, diesen Beratungsanspruch sicherzustellen. Es bietet

    neben der Onlineberatung für Kinder und Jugendliche und der Krisenintervention für betroffene

    Familien daher auch die Fachberatung bei vermuteter Kindeswohlgefährdung für pädagogische

    Fachkräft an. Da die Einschätzung häufig komplex sowie emotional belastend ist, kann die

    professionelle Unterstützung bei der Prozessbegleitung durch die neutrale und wertschätzende

    Fachkraft mit langjähriger Erfahrung sehr hilfreich und entlastend sein. Die Beratungen sind

    kostenfrei und werden vertraulich behandelt. Rat, Unterstützung und Terminvereinbarungen sind

    telefonisch von Montag bis Freitag zwischen 9 – 20 Uhr unter der Telefonnummer 030 – 683 91 10

    zu erhalten.

    In einer Pressemitteilung vom 03.03.2020 betont die Senatorin für Bildung, Jugend und Familie,

    Frau Scheeres, dass Kinderschutz auch in Corona-Zeiten das oberste Gebot ist. Angebote der

    Jugendhilfe und des Kinderschutzes sind trotz der getroffenen Maßnahmen weiterhin erreichbar,

    und Beratungsstellen der Erziehungs- und Familienberatungsstellen sowie andere Anlaufstellen im

    Kinderschutz bieten Unterstützung an. Unter Einhaltung bestimmter Vorsichtsmaßnahmen

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 28

    werden in Kinderschutzfällen weiterhin Hausbesuche und notwendige Therapien durchgeführt,

    aufgrund der besonderen Situation teilweise in alternativen Beratungs- und Betreuungsformen.

    Auch die RSD (Regionalen Sozialen Dienste) der Jugendämter sind, wenn auch teils telefonisch

    oder per Mail, zu erreichen und viele Träger haben zur Gewährleistung des Kinderschutzes trotz

    der momentanen Herausforderungen flexible und kreative Ideen entwickelt. Kinderschutz hat

    Priorität – bei einer eingehenden Kinderschutzmeldung wird nach wie vor das berlineinheitliche

    Kinderschutzverfahren zur Risikoeinschätzung durchgeführt, auch durch Hausbesuche, wenn dies

    erforderlich ist. Die Krisendienste der bezirklichen Jugendämter sind täglich erreichbar. Der

    Berliner Notdienst Kinderschutz und auch die Hotline Kinderschutz sind weiterhin 24 Stunden an 7

    Tagen in der Woche geschaltet. Eine Beratung bei der Hotline wird mehrsprachig angeboten und

    kann anonym erfolgen. Die wichtigen Telefonnummern für alle Kinder und Jugendlichen, die Hilfe

    benötigen, sowie für Erwachsene, die sich Sorgen um ein Kind machen, sind:

    Hotline Kinderschutz: Telefon 030 – 61 00 66

    Kindernotdienst: Telefon 030 – 61 00 61

    Jugendnotdienst: Telefon 030 – 61 00 62

    Mädchennotdienst: Telefon 030 – 61 00 63

    Wir alle haben einen Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung (§8a SGB VIII). Trauen Sie sich

    selbst und Ihrem unguten Bauchgefühl und gehen Sie diesem nach. Scheuen Sie sich nicht, die

    Expertise und Unterstützung der insoweit erfahrenen Fachkräfte für Kinderschutz in Anspruch zu

    nehmen. Stellen Sie für Ihr eigenes Wohlbefinden Fragen bei Unklarheiten – nach §8b SGB VIII

    haben Sie Anspruch auf diese Rechtsberatung.

    Quellenangabe:

    Deutsches Jugendinstitut (DJI): Handbuch Kindeswohlgefährdung nach § 1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst

    (ASD). https://db.dji.de/asd/ASD_Handbuch_Gesamt.pdf (Abruf 08.04.2020)

    Kinderschutzzentrum Berlin e.V. Hilfen für Kinder, Jugendliche und Eltern. https://www.kinderschutz-zentrum-berlin.de/

    (Abruf 08.04.2020)

    Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Kinderschutz geht vor – auch in Corona-Zeiten. Pressemitteilung vom

    03.04.2020: https://www.berlin.de/sen/bjf/service/presse/pressearchiv-2020/pressemitteilung.915657.php

    (Abruf 08.04.2020)

    Sozialgesetzbuch (SGB VIII). Achtes Buch. Kinder- und Jugendhilfe. §8a SGB VIII. Schutzauftrag bei

    Kindeswohlgefährdung. Zuletzt geändert durch Art. 8 G v. 30.11.2019: https://www.sozialgesetzbuch-

    sgb.de/sgbviii/8a.html (Abruf 08.04.2020)

    Sozialgesetzbuch (SGB VIII). Achtes Buch. Kinder- und Jugendhilfe. §8b SGB VIII. Fachliche Beratung und Begleitung zum

    Schutz von Kindern und Jugendlichen. Zuletzt geändert durch Art. 8 G v. 30.11.2019:

    https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbviii/8b.html (Abruf 08.04.2020)

    https://db.dji.de/asd/ASD_Handbuch_Gesamt.pdf

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 29

    Zusammenstellung wichtiger Anlaufstellen

    Auf der Website der Senatsverwaltung für Bildung Jugend und Familie sind aktuelle Informationen

    z.B. Antworten zur Schulschließung und zu Anlaufstellen für Familien zu finden:

    https://www.berlin.de/sen/bjf/coronavirus/aktuelles/

    Nachfolgend finden Sie eine Zusammenstellung von wichtigen Anlaufstellen für Schüler*innen und

    Familien.

    Wenn Sie weiteren Beratungsbedarf haben, können Sie sich natürlich wie gewohnt vertrauensvoll

    an Ihr SIBUZ wenden.

    Einrichtung

    Erreichbarkeit Schwerpunkte

    Berliner Krisendienst

    Persönlich oder telefonisch:

    wochentags 16:00- 24:00 Uhr

    Tel: 030 390 63 90

    Schloßstr. 128

    12163 Berlin

    Beratung und Unterstützung in

    Krisen- und Notsituationen für

    Betroffene, Angehörige und anderen

    Beteiligte

    Hotline Kinderschutz Rund um die Uhr erreichbar:

    Tel: 030 61 00 66

    Beratung und Unterstützung rund

    um das Thema Kinderschutz

    Kindernotdienst Tel: 030 61 00 61

    Beratung und Unterstützung für

    Kinder und Eltern.

    Inobhutnahme von Kindern bis 14

    Jahren außerhalb der

    Öffnungszeiten des zuständigen

    Jugendamtes.

    Jugendnotdienst Tel: 030 61 00 62

    Beratung und Unterstützung von

    Jugendlichen ab 14 Jahren.

    Inobhutnahme von Jugendlichen

    außerhalb der Öffnungszeiten des

    zuständigen Jugendamtes.

    Mädchennotdienst Rund um die Uhr erreichbar:

    Tel: 030 61 00 63

    Beratung von Mädchen und jungen

    Frauen zwischen 12 und 21 Jahren.

    Notunterbringung möglich.

    neuhland

    Tel: 030 873 0111

    Nikolsburger Platz 6

    10717 Berlin

    Beratung von Kindern, Jugendlichen

    und jungen Erwachsenen in

    psychosozialen Krisen.

    Unterstützung und Beratung zum

    Thema Suizid.

    U25

    https://www.u25-berlin.de/

    Online Beratung in Krisen und bei

    Suizidgedanken für Jugendliche.

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 30

    Einrichtung

    Erreichbarkeit

    Schwerpunkte

    Telefonseelsorge

    Rund um die Uhr erreichbar:

    Tel: 0800 111 0 111

    Tel: 0800 111 0 222

    Chat- und Mailberatung:

    www.telefonseelsorge.de

    Beratung in Krisen und bei

    Suizidalität.

    Anonym.

    Muslimische Telefonseelsorge Rund um die Uhr erreichbar:

    Tel: 030 443 509 821

    Beratung in Krisensituationen.

    Anonym.

    Russischsprachige

    Telefonseelsorge Telefon Doweria

    Rund um die Uhr erreichbar:

    Tel: 030 440 308 454

    Beratung in Krisensituationen.

    Anonym.

    Elterntelefon

    Mo- Fr. 9:00- 11:00 Uhr, Do.

    17:00- 19:00 Uhr

    Tel: 0800 111 0 550

    Fragen der Erziehung. Beratung für

    Eltern.

    BIG Hotline Täglich 9:00- 24:00 Uhr

    Tel: 030 611 03 00

    Beratung und Unterstützung beim

    Thema häusliche Gewalt für Frauen

    und ihre Kinder.

    LARA Mo-Fr 9:00- 18:00 Uhr

    Tel: 030 216 88 88

    Beratung und Unterstützung für

    vergewaltigte und sexuell belästigte

    Frauen.

    Wildwasser

    MädchenBeratungsstelle

    Mo, Di 10:00- 13:00 Uhr

    Do 13:00- 16:00 Uhr

    Tel: 030 282 44 27

    Mädchen* und junge Frauen* bis 27

    Jahre, die sexualisierte Gewalt

    erleben, erlebt haben oder

    befürchten.

    Berliner Jungs

    Mo-Fr 10:00-16:00 Uhr

    Tel: 030 236 33 983

    Mail: [email protected]

    Beratung und Unterstützung von

    Jungs* die Opfer sexualisierter

    Gewalt wurden.

    Kind im Zentrum

    Mo-Fr. 10:00-12:00 Uhr.

    Rückruf möglich.

    Tel: 030 282 80 77

    Mail: [email protected]

    Beratung zum Thema sexueller

    Missbrauch.

    Weisser Ring

    Mo-So 07:00-22:00 Uhr Tel:

    116 006

    Onlineberatung:

    www.weisser-ring.de

    Beratung und Unterstützung von

    Menschen, die Opfer von Straftaten

    geworden sind.

    Queer Leben

    Tel: 030 23 36 90 70

    Mail: Beratung@queer-

    leben.de

    Beratung für inter*, trans* und

    queer lebende Menschen

  • SIBUZ Steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Schulpsychologie 31

    Anlage: Einschätzung nach dem Lernen zuhause Für pädagogische Fachkräfte, die sich einen Überblick über die Startpositionen ihrer Schüler*innen verschaffen wollen.

    Schüler*in:

    Selbststrukturiertes Lernen

    war möglich, Computer,

    eigener Arbeitsplatz u.ä.

    waren vorhanden.

    Zum effektiven Lernen fehlten

    der eigene Computer, der

    eigenen Arbeitsplatz. u.ä..

    Gestellte Aufgaben wurden

    bearbeitet.

    Gestellte Aufgaben wurden

    nicht abgegeben.

    Ein kommunikativer

    Austausch mit der Lehrkraft

    war erfolgt.

    Hat keinen Kontakt zur

    Lehrkraft aufgenommen.

    Es konnte in einer ruhigen

    Atmosphäre gearbeitet

    werden.

    Beengte Wohnverhältnisse,

    kleinere Geschwister u.ä.

    erschwerten das Arbeiten.

    Unterstützung durch das

    Elternhaus war vorhanden.

    Auf elterliche Unterstützung

    konnte nicht zurückgegriffen

    werden.

    Die Zeit des homeschoolings

    wurde als positive

    Familienzeit wahrgenommen.

    Familiäre Belastungen

    (Existenzängste, Krankheit,

    Todesfall u.a.) erschwerten

    den Zugang zum Lernen.

    Der Schüler/die Schülerin

    wirkt gelöst.

    Der Schüler/die Schülerin

    wirkt belastet.

    © April 2020, Madeleine Körschner-Purat