Antiberliner 20
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8/9/2019 Antiberliner 20
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K a m p f b l a t t g e g e n M i l i t a r i s i e r u n g / / N r. 2 0 / / F e b r u a r / M rz 2 0 0 9
2 FOLTER. Trotz Verbot istFolter nach wie vor
Bestandteil staatlicher
Repression
6 BUNDESWEHR. Massive An-werbeversuche fr neue
Rekruten auf Messen, in
Schulen und Arbeitsmter
4 NATO. Neue Strategien undMethoden zur Verteidigung
westlicher Werte und
Interessen
ANTIBERLINER
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Das Gerusch macht die Musik. Unter demNamen Industrial werden schon seit den70er Jahren verstrende Aspekte in die Kunsteingebracht. Lauscht man beispielsweise den sanftenKlngen eines Bohrhammers in Kombination derDiamantflexscheibe auf rostfreiem Edelstahl, so bestimmtletztendlich immer noch der Zuhrer, ob es sich dabei umMusik, oder eben unvermeidliche, nervttendeNebeneffekte von Arbeitsgeruschen handelt.
Mit der Zunge verursachte Schnalzgerusche dagegenknnen nur ein schlechtes Plagiat sein: So wei schlie-lich jeder, dass das Original nach Monty Python durchdas Aneinanderschlagen zweier Hlften der Kokosnussentsteht und, nach erkenntnistheoretischer Interpretation,unzweifelhaft von der Gegenwart eines Pferdes zeugt.Somit kann eine Schar Bekokosnusster in entsprechenderVerkleidung als Ritter wahrgenommen werden.Zurckaus dem Mittelalter ber industriegeschdigteGenerationen in die Gegenwart: Das Gerusch der
Presse, Metall auf Metall, Splittern von Kunststoff undvielleicht sogar hin und wieder die Explosion eines ver- gessenen Airbags soll nach dem Willen derBundesregierung in naher Zukunft den Ton einer neuen
Musik angeben. Im neuen Konjunkturpaket heit esVerschrottungsprmie oder frei nach Monty Python:Bringt eure Toten raus! Aber nicht niederfrequenteTanzmusik, sondern Glckseligkeit versprechenderMobilittskaufrausch lautet die gewnschte Partitur.Kleine Geschenke statt groem rger. Hauptsache, dieStrukturen der Produktion werden nicht verndert.Irgendjemand knnte darauf kommen, den Laden, indem er schuftet, lieber zu bernehmen. Oder am Endegar noch mehr.
Denn die Zeche fr die neue Kutsche zahlen alle.Mach es einfach Kanzler-Style, alles wird vom Volkbezahlt, sagt Prinz Pi und verrt auch das Konzept fr
einen anhaltenden Burgfrieden: Gib dem AffenZucker!
Tante Kthe plaudert aus dem Nhkstchen
Bringt eure Toten raus!
Folteropfer vorliegen, die nach-
weisen,dass diese Menschen meist
lebenslange Folgen davontragen.
Dabei ist die Form der Folter,
also ob es sich um eine psychische
oder eine physische Folter han-
delt, irrelevant.Waren die Betrof-
fenen gezielter Manipulation,Er-niedrigungen oder extremem psy-
chischem Stress ausgesetzt, litten
sie noch Jahre spter unter hnlich
starken Langzeitfolgen, wie sie
von Opfern krperlicher Folter
bekannt sind.
Eine Unterscheidung zwi-
schen Folter und erniedrigender
Behandlung ist nicht nur nutzlos,
sondern auch gefhrlich, kom-
mentierte der Psychologieprofes-sor Steven Miles von der Univer-
sitt Minnesota. Die Betroffenen
leiden jahrelang unter so genann-
ten posttraumatischen Belastungs-
strungen:Alptrume, Flashbacks
und Schlafstrungen gehren zu
ihrem Alltag. Selbst krperlicher
Schmerz, Panik oder pltzliche
Bewusstlosigkeit knnen auftre-
ten.
Erosion im NormensystemNach der Verffentlichung der
Folterbilder von Abu Ghraib stie
das Vorgehen der Soldaten weit-
gehend auf Ablehnung. Dennoch
wurde zeitgleich die Frage aufge-
worfen, ob angesichts der neuen
Bedrohung durch Terrorismus das
absolute Folterverbot nicht auf-
zuweichen sei.Auch in dem ge-
genwrtigen Diskurs warf die Vor-
sitzende des Senatsgeheimdienst-
ausschusses,Dianne Feinstein,die
Frage auf, ob denn bei einem dro-henden Terroranschlag nicht
mglicherweise spezielle Ma-
nahmen angebracht wren. Un-
tersttzt durch die mediale Dar-
stellung, die nach dem 11.Sep-
tember 2001 massiv zur Rekon-
struktion des Feindbildes Islam
beigetragen hat, wird der Ruf
nach der legalen Wiedereinfh-
rung der Folter also immer wie-
der laut. Hier zeigt sich deutlich,dass in Folge schockierender Er-
eignisse (wie den Terrorakten der
al Qaida) das gesellschaftspoliti-
sche Koordinatenkreuz in der
westlichen Welt sich verndert.
Und dass es einmal mehr in Zei-
ten allgemeiner Verunsicherung
zu Erosionsprozessen von als ab-
solut geltenden Normen
kommt.
Folter-Hitparade
Die britische Menschen-
rechtsorganisation Re-
prieve hat eine Liste
mit dem am hufigsten
zu Folterzwecken miss-
brauchten Liedgut ver-
ffentlicht. Dass Ver-hrexperten der US-
Streitkrfte in Guanta-
namo Bay laute Musik
einsetzen, um Gefange-
nen die Zunge zu lok-
kern, ist seit lngerem
bekannt. Insbesondere
Enter Sandman von
Metallica, verabreicht in
ohrenbetubenden Do-
sen, erfreute sich beiden Wrtern groer Be-
liebtheit.
DU im Gaza
Die israelische Armee
hat es in Gaza verwen-
det, USA und NATO
schon seit Anfang der
90er im Irak, Somalia,
Jugoslawien und Afgha-
nistan: Depleted Urani-um (DU), abgereichertes
Uran fllt in der Pro-
duktion von Atomstrom
als Abfallprodukt an. Es
ist fast doppelt so
schwer wie Blei, und
beschleunigt durch-
dringt es Stahl wie But-
ter. Militrisch perfekt,
wrden nicht schon bei
der Lagerung die eige-nen Soldaten gefhrdet:
Verschiedene Syndro-
me unter Veteranen
sind bekannt, jetzt
wurde das italienische
Verteidigungsministeri-
um zu Entschdigungs-
zahlungen verurteilt.
Doch Tumore und Leuk-
mie erwarten die
Menschen vor Ort noch4,5 Mrd. Jahre.
B e i Ve r d ac h t w i r d au c hm a l g en a u er n a c hg e h ak t
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Die NATO: Den Markt freibomben
R
ichtungweisend fr die geopolitische Ent-
wicklung der NATO war das Strategiekon-
zept, das 1999 auf dem 50jhrigen Jubilum
des Bndnisses verabschiedet wurde wh-
rend der Angriffskrieg der NATO auf Jugo-slawien bereits in vollem Gange war.Unter Vorsitz des Bundeswehr-
generals Klaus Naumann wurde beschlossen, dass die Sicherheits-
interessen der Mitgliedsstaaten nunmehr nicht erst bei einem mi-
litrischen Angriff ihrer Territor ien berhrt seien,sondern die Ge-
fhrdung auch Akte des Terrorismus, der Sabotage und des orga-
nisierten Verbrechens,sowie die Unterbrechung der Zufuhr lebens-
wichtiger Ressourcen umfasse.Was 1999 in der NATO beschlos-
sen wurde,ist damit nichts weiter als die weltweite militrische Un-
tersttzung der wirtschaftlichen Interessen ihrer bedeutendsten
Mitgliedsstaaten, die Stabilisierung jenes globalen Armutsgeflles,
welches sie zu verantworten haben: Die Militarisierung des Neo-liberalismus.
Neue Strategiekonzepte: Die Naumann-PapiereGeht es nach den tonangebenden NATO-Strategen,soll diese Aus-
richtung der Allianz weiter ausgebaut werden. Der NATO-Gipfel
im Rahmen des 60jhrigen Jubilums im April 2009 wird hierfr
einen weiteren Meilenstein darstellen. Bereits erwhnter Klaus
Naumann hat gemeinsam mit vier anderen hochkartigen NATO-
Generlen ein neues Strategiepapier in die Diskussion eingebracht,
ber welches im April abgestimmt werden soll. Die wichtigsten
Eckpfeiler sind:1. Die Mglichkeit eines Ersteinsatzes von Nukle-arwaffen gegen Staaten ohne Atomwaffen im Falle eines drohen-
den Einsatzes von chemischen Waffen; 2. der Aufbau eines eigenen
NATO-Raketenabwehrschirms; 3. die fortgefhrte NATO-Erwei-
terung im postsowjetischen Raum;4. der Ausbau zivil-militrischer
Kooperationen zur Stabilisierung von Regionen und Staaten; 5.
die Abschaffung des Konsensprinzips zugunsten von Mehrheitsent-scheidungen und die Mitbestimmung militrischer Operationen nur
durch Mitglieder,die sich am Krieg beteiligen;6. die Kriegsfhrung
der NATO auch ohne UN-Mandat. Begrndet wird die Notwen-
digkeit dieser Neuerungen damit, dass die Glaubhaftigkeit und
Handlungsfhigkeit der NATO unbedingt gestrkt werden mssen,
um den Schutz des Zugangs zu notwendigen Ressourcen weiter zu
gewhrleisten.
Afghanistan zum westlichen ProtektoratIm Afghanistan-Krieg wird die strategische Ausrichtung der NATO
bereits sehr deutlich. Das Land ist fr den Westen von groer geo-strategischer Bedeutung.Aufgrund seiner Lage zwischen den riesi-
gen Erdl- und Erdgasvorrten in den Nachbarlndern Kasachstan,
Aserbaidschan,Turkmenistan und Usbekistan auf der einen und dem
Kaspischen Meer auf der anderen Seite wird Afghanistan zu einem
Schlsselland fr den Transit der Rohstoffe in den Westen. Dies setzt
allerdings verlssliche Bndnispartner und eine relative politische Sta-
bilitt voraus, welche 2001 nicht mehr gegeben waren. Ziel des
NATO-Einsatzes in Afghanistan ist es also,das Land zum Protekto-
rat der Allianz zu machen, was mit der Marionettenregierung Kar-
zais allerdings nur in der Hauptstadt Kabul gelungen ist. Im Rest des
Landes gestaltet sich die Kontrolle schwierig.Hier kommt nun ein neues Konzept der NATO-Strategen zum
SCHWERPUNKT
Gegrndet als Bollwerk des Westens gegen den Ostblock zu Zeiten des Kalten Krieges hat die NATO whrend der letz-
ten zehn Jahre einen Wandel erfahren, der ihre Bedeutung wieder vergrert. Verteidigt werden nicht mehr die
Territorien der Mitgliedsstaaten, sondern deren westliche Werte. Geschtzt werden die Mrkte und der Zugang
zu Ressourcen wie l und Gas
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Z u r V er t ei d ig u ng d e r w es tl i ch en W e r te u n d d em Z u g an g z u l i s t j e de s M it te l r ec ht
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tragen, welches sich als Comprehensive Approach einen Namen
macht: die Aufstandsbekmpfung durch eine zivil-militrische Zu-
sammenarbeit. Dabei werden zivile Kompetenzen wie jur istische
Strukturen und humanitre Projekte fr die Umsetzung militri-
scher Ziele nutzbar gemacht.Dies soll die Besatzung fr die afgha-
nische Bevlkerung akzeptabler machen, hat jedoch zur Folge, dass
Hilfsorganisationen wie rzte ohne Grenzen sich aus dem Land
zurckziehen,weil sie jetzt als vermeintliche Kollaborateure der Be-
satzer vermehrt zur Zielscheibe von Anschlgen werden.
Neben der Sicherstellung eines reibungs-
freien Transits bemht sich die nordatlanti-sche Allianz auch um die regionale Installa-
tion des gewnschten Wirtschaftssystems:
Eines (fr den Westen!) vllig offenen Mark-
tes. Die mit Hilfe der Bundesregierung ge-
schaffene Afghan Investment Support
Agency (AISA), ein Investitionsschutzab-
kommen, verwandelt das Land in das neoli-
berale Paradies westlicher Konzerne. Es be-
inhaltet die Mglichkeit eines 100 prozen-
tigen Firmenbesitzes von Auslndern, Steu-
erbefreiung und das Recht auf einen 100prozentigen Gewinntransfer ins Ausland.
Afghanistan kann als eine der offensten
Volkswirtschaften berhaupt (...) bezeichnet
werden, jubelt das Bundesamt fr Auen-
wirtschaft und bereits profitierende Kon-
zerne wie Alcatel, Siemens und Coca Cola knnen sich bei der
NATO fr die Frei-Schieung dieses Marktes bedanken. Nun ms-
sen nur noch die hearts and minds der Aufstndischen fr diesen
Enduring Freedom der NATO-Mitglieder,Coca Cola & Co. ge-
wonnen werden.
Anfang einer neuen BlockbildungDer NATO-Krieg in Afghanistan und der US-Krieg im Irak sind
mglicherweise erst der Anfang einer umfassenden westlichen In-
tervention zur Umstrukturierung einer weitaus greren Region,
welche im Grunde den gesamten Nahen und Mittleren Osten mit
seinen Rohstoffvorkommen umfasst. Neben Pakistan wird der Iran
als mgliches Interventionsfeld der NATO diskutiert, wobei hier
der Einsatz von Nuklearwaffen nicht ausgeschlossen wird,denn nach
Naumann existiere die Gefahr,der Iran knne eine Region domi-
nieren,die ber die grten l- und Gasreserven der Welt verfgt.
Es ist zudem nicht auszuschlieen, dass die Ressourcenknapp-heit zu einer neuen Blockbildung zwischen der NATO auf der ei-
nen und Rulands und Chinas auf der anderen Seite fhrt. Der
Georgien-Konflikt 2008 und der Gasstreit zwischen Ruland und
der Ukraine legen dies nahe,denn auch hier geht es um geostrate-
gische Interessen. Die geplante NATO-Osterweiterung im postso-
wjetischen Raum um die Ukraine und Georgien stellt eine Bedro-
hung fr Ruland dar,welches bereits mit einer militr ischen Auf-
rstung gedroht hat.Weitere Anzeichen fr eine mgliche Block-
bildung sind die geplanten Raketenabwehrschirme der USA und
der NATO sowie eine massive Intensivierung der Zusammenarbeit
Rulands und Chinas in der Shanghaier
Vertragskooperation, welche als eine ArtGegen-NATO gewertet wird und nun
auch energiepolitische Fragen gemeinsam
besprechen mchte der Iran und Pakistan
haben bereits eine Vollmitgliedschaft bean-
tragt.
Auch auf westlicher Seite knnte der
Block wieder enger zusammenstehen als in
den letzten Jahren. Nach dem Alleingang
der USA im Irak und heftigen transatlan-
tischen Auseinandersetzungen wird fr die
Amtszeit Obamas ein engeres Zusammen-arbeiten der Bndnispartner innerhalb der
NATO erwartet. Nicht zuletzt aufgrund
der wirtschaftlichen Probleme der USA
und der Irak-Katastrophe ist Obama auf
eine bessere Bndnisarbeit mit der EU an-
gewiesen. Das gemeinsame Bestreben, die Marktdominanz gegen
Ruland und China aufrecht zu erhalten, knnte das Wiedererstar-
ken der NATO vorantreiben und die Rolle der EU dabei krftigen.
Auf die Krise folgt die Kriegspolitik
Die offensichtliche Krise des kapitalistischen Systems, welche sichhierzulande in der Zuspitzung der gesellschaftlichen Verhltnisse
zeigt, wird sich nach Auen in einer noch aggressiveren Kriegspo-
litik bemerkbar machen. Die reibungsfreie Ausbeutung anderer Ln-
der durch den offenen Zugang zu Mrkten und Ressourcen wird
in Krisenzeiten noch wichtiger fr die berlebensfhigkeit der
westlichen Dominanz auf dem kapitalistischen Weltmarkt und des
hier herrschenden Lebensstandards.Untersttzt wird dies durch die
fortschreitende Akzeptanz der Militarisierung: Die Legitimierung
von NATO-gefhrten Kriegen scheint seit Afghanistan immer un-
problematischer, ffentliche Gelbnisse vor dem Reichstag und
Denkmler fr gefallene Soldaten der deutschen Bundeswehr wer-den in unserer Gesellschaft wieder mglich.
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G e n er a l se k r et r d e r N A TO , J a a p d eH o o p S c h e f f e r
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Kriegstreibertreffen
Die wichtigsten Kriegs-
treiber unserer Zeit
treffen sich im April
2009 in Strasbourg, um
60 Jahre Krieg und Mili-
tarisierung zu feiern,
neue Kriege zu planenund die Kriegsfhrung
der NATO schneller und
effektiver zu gestalten.
Doch auch der Wider-
stand wird sich in
Strasbourg und Baden-
Baden zeigen. Protago-
nisten der antimilitari-
stischen Bewegung ru-
fen zu Demonstratio-
nen, Blockaden und di-rekten Aktionen auf.
dazwischengehen.org
Aus Liebe zu Rosa
Im Januar 2009 er-
schien die Broschre
Die Revolution sagt:
ich war, ich bin, ich
werde sein. Luxemburg
und Liebknecht frs 21.
Jahrhundert. Das ge-
schichtspolitische Heft
wurde herausgegeben
von der ALB und demStudierendenverband
DieLinke.SDS und be-
fasst sich mit dem Leben
und Wirken der beiden
Revolutionre Karl Lieb-
knecht und Rosa Luxem-
burg zwischen Weltkrieg
und Revolution (1914-
1919).
Die Broschre kann
bestellt werden unter:ww.antifa-versand.de
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I hre aktuelle Aufgabe im In-neren besteht neben der Le-gitimation der Auslandsein-stze vor allem in Werbung und
Rekrutierung in eigener Sache,
und diese ist durchaus vielfltig.
Prsenz auf Messen ...Ein Teil des umfangreichen Werbe-
und Rekrutierungsprogramms derBundeswehr besteht in deren Pr-
senz auf Fachmessen. Egal ob auf
der Jugendmesse YOU in Berlin,
bei dem Kongress der Deutschen
Gesellschaft fr Chirurgie oder
auch auf der Computerspiele-
Messe Games Convention in
Leipzig, die Bundeswehr war mit
einem eigenen Stand und einem
aufgemotzten Infotruck vertreten.
Nach eigenen Angaben waren esim Jahr 2008 mehr als 40 Fachmes-
sen unterschiedlichster Bereiche,
auf denen die Bundeswehr prsent
war.So soll ein noch strkerer Ein-
fluss auf das ffentliche Bewusst-
sein genommen werden und
gleichzeitig das Militr als ein se-
riser und zukunftsfhiger Arbeit-
geber dargestellt werden.
...Arbeitsamter und SchulenNeben den Fachmessen sind vor
allem Jobmessen als auch die Bun-
desagentur fr Arbeit direkt ein
Schwerpunkt der Rekrutierungs-
arbeit. Bundesweit unterhlt die
Bundeswehr in elf Arbeitsagentu-
ren eigene Bros,und in ber 200
Agenturen finden regelmige
Werbeveranstaltungen statt. Kar-
riere Treff nennt sich dieses Re-
krutierungsprogramm. Hierzutouren speziell geschulte Soldaten
mit schwerem Gert, so wie ei-
nem als Informationszentrum
umgebauten Truck, dem so ge-
nannten Karriere-Truck und un-
terschiedlichem Kr iegsgert zum
Anschauen und Anfassen durch
grere und kleinere Stdte in
Deutschland.Ebenfalls im Gepck
befinden sich Unmengen an Wer-
bematerial wie Broschren oderDVDs, in denen die Bundeswehr
ber unterschiedliche Beschfti-
gungsmglichkeiten bei den ver-
schiedenen Waffengattungen, der
medizinischen Abteilung oder
Verwaltung informiert. Kletter-
wand und allerlei technische Ge-
rtschaften wie ein Flugsimulator
oder ein Feldjgermotorrad lsst
besonders fr junge Menschen das
Militr attraktiv erscheinen. Vorallem aber die Perspektivlosigkeit
durch Hartz IV und eine hohe
Jugendarbeitslosenquote helfender Bundeswehr bei ihrer Rekru-
tierungsoffensive ungemein.
Gern werden auch mit Schul-
klassen Planspiele durchgefhrt,
bei denen die Schler in unter-
schiedliche Rollen schlpfen und
versuchen, weltpolitische Kon-
flikte zu lsen,welche dann auch
fast immer in Kriegseinstzen
mnden. Der Informationsstand
auf dem Schulhof oder dem Uni-versittscampus gehrt mittler-
weile zum Standardprogramm.
Auch mit gezielten Freizeitange-
boten wie z.B. Camps oder Be-
sichtigungen von ausgemuster-
tem Kriegsgert buhlt die Bun-
deswehr um die Gunst der Ju-
gend.
Das ist hip, das ist cool
Das Ziel dieser Rekrutierungs-manahmen liegt zum einen in
einer direkten Imageverbesse-
rung des Militrs an sich,zum an-
deren als auch damit einherge-
hend in einer Militarisierung der
gesamten Gesellschaft.Das Image
der Bundeswehr soll durch im-
mer professioneller gefhrte Wer-
bemanahmen dahingehend ver-
ndert werden, dass diese als ein
ganz normaler Arbeitgeber untertausend Anderen erscheint. Aus
Sicht der Bundeswehr ist dies
auch bitter ntig,da trotz der in-
tensiven Werbemanahmen und
Untersttzung durch Medien
und Politik immer noch der
Groteil der Bevlkerung Aus-
landseinstze wie in Afghanistan
ablehnend gegenbersteht und
die Bundeswehr noch lange nicht
bei der erwnschten Normalittangelangt ist.
Moderne BauernfngerDass die Bundeswehr ihre Prsenz in Afghanistan und vor der Kste Somalias ausweitet,
ist bekannt. Die Aktivitten an der Heimatfront werden allerdings kaum wahrgenommen
H a n dyb i l de r , K l i n g e l t n e , C om p ut e r sp i e l e d i e
B un de sw eh r m ac ht a uf m o( r) de rn
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Dresden blockiert
Am 14. Februar, dem
Jahrestag der Bombar-
dierung Dresdens durch
die Alliierten, werden
wieder Tausende von
Neonazis in der schsi-
schen Landeshaupt-stadt erwartet. Der
Trauermarsch ist fr
die deutsche Neonazi-
Szene zum immer wie-
derkehrenden Hhe-
punkt des Jahres ge-
worden. Sptestens seit
dem Jahre 2006, als
mehr als 6.000 Teilneh-
mer gezhlt wurden,
gilt die Demonstrationals Grte ihrer Art in
Europa.
Bisher schlug ihnen
in Dresden vergleichs-
weise wenig Wider-
stand entgegen. Ein
ignoranter Polizeiappa-
rat, eine kaum vorhan-
dene Zivilgesellschaft
und nicht zuletzt die
selbstgewhlte Isolati-on der lokalen Antifa-
szene wren hier ur-
schlich zu nennen.
In diesem Jahr hat
sich jedoch mit No
pasarn! ein Vorberei-
tungskreis zusammen
gefunden, der bereits
Untersttzung von
mehr als 40 Antifa-
Gruppen sowie vombundesweiten Netzwerk
der Interventionisti-
schen Linken (IL) gefun-
den hat.
In Koordinierung mit
dem brgerlichen
Bndnis Geh Denken
soll es vielflige Aktio-
nen und Demonstatio-
nen geben, um die Na-
zis endlich zu stoppen.www.antifa.de.
Nach Elssser ist diederzeitige Finanzkri-
se kein systemimma-
nenter Fehler des Kapitalismus,
vielmehr handele es sich um einen
bewussten Angriff des anglo-
amerikanischen Finanzkapitals.
Dieses sei in allen Staaten eng
mit dem Bankkapital verbun-
den. Industrie- und Bankkapital
stnden in einem zunehmendem
Widerspruch zueinander, wes-halb es um den Aufbau einer
Volksfront gehen msse, die das
national (...) orientierte Industrie-
kapital einschliet.
Brgerlicher DiskursGrundstzlich kann hier zwar von
gewhnlichem Standortnationa-
lismus mit kapitalismuskritischem
Anstrich gesprochen werden. Als
Reaktion auf die Finanzkrise warhnliches auch aus den brgerli-
chen Parteien bis hin zu FDP und
CDU zu vernehmen.In der Form
allerdings,wie Elssser diese Inhal-
te prsentiert, bietet er Neonazis
eine offene Flanke fr ihre antise-
mitische Propaganda.
Dass nmlich auch Nazis die
Weltwirtschaft seit jeher als ge-
steuerten Prozess zu erkennen
glauben, der Krisen bewusst her-bei fhrt und zudem die charak-
teristische Trennung von raffen-
dem Bank- und schaffendem In-
dustriekapital vornehmen, sollte
Elssser aufgrund seiner antideut-
schen Vergangenheit wissen.
Gerade deswegen verwundert
es,dass Elssser etwa den Terminus
anglo-amerikanische Finanzari-
stokratie benutzt,der bei Neona-
zis als Synonym fr jdischeWeltfinanz gilt.Nicht, dass er mit
seiner Volksfront ein Bndnis bis
hin zur NPD angestrebt htte.
Gegenber dieser hat er sich zu
Anfang der Veranstaltung deutlich
abgegrenzt.Viel wahrscheinlicher
hat er gezielt in tiefbraunen Ge-
wssern gefischt, um fr seine
Volksinitiative neue Anhnger anLand zu ziehen.
Stammtisch ParolenElssser zielt nicht das erste Mal
auf rechte Ressentiments. In ei-
nem Artikel in der Tageszeitung
junge Welt die ihn danach vor die
Tr setzte kritisierte er den So-
zialabbau, stellte ihm aber nicht
etwa Kriegsausgaben oder Steuer-
geschenke fr Superreiche gegen-ber, sondern die staatliche Sub-
vention von Multikulti,Gender-mainstreaming und (...)
schwule(r) Subkultur. In der Wo-
chenzeitung Freitagnahm er sp-
ter Lafontaines Polemik gegen
Fremdarbeiter in Schutz und
bezeichnete Migranten als Waf-
fe gegen das inlndische Proleta-
riat. Schon damals gab es Beifall
aus der rechten Ecke.
Es war also abzusehen,dass sich
ein gutes Dutzend (zum Teil be-kannte) Neonazis unter den 120
Gsten der Veranstaltung befin-
den sollten.Hatte doch selbst der
stellvertretende Bundesvorsitzen-
de der NPD Holger Apfel die In-
itiative begrt und konstrukti-
ve Begleitung seiner Partei ver-
sichert.
Eine handvoll Antifas lie es
sich dann auch nicht nehmen,auf
die provokante Anwesenheit vonNeonazis in Kreuzberg zu reagie-
ren.Sie drang nach dem Ende der
Diskussion in das Lokal ein und
lieferte sich eine Saalschlacht mit
den Rechten,die auch der verur-
teilte Holocaustleugner Gerd
Walther nicht unverletzt ber-
stand.
Zurck auf Los
In der Folge wurde der Volksin-itiative eine uerst intensive,me-
diale Aufmerksamkeit zu Teil.Und
diese wiederum fhrte dazu,dass
Jrgen Elsssers Autorenvertrag
mit dem Neuen Deutschland auf-
gekndigt wurde. Sptestens ab
diesem Zeitpunkt ruderte der nun
arbeitslose Publizist zurck und
gestand ein,durch eine unzuver-
lssige Verkrzung des Sachver-
halts die falschen Leute ange-lockt zu haben.
Am 10.1.2009 lud der Publizist Jrgen Elssser in die Kreuzberger Kneipe Max & Moritz, um
dort seine Thesen zur Finanzkrise zu prsentieren und fr die Grndung einer Volksin-
itiative gegen Finanzkapital zu werben. Ungefragt rief auch die NPD zur Veranstaltung auf,
was bei der inhaltlichen Ausrichtung der Initiative jedoch nicht verwundern darf
Die Geister, die ich rief...
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Wer auf d en Zu g d erQue r f r ont a u f sp ri n g t , l a n -d et g an z s chn el l au f d empol i t i s chen Abs te l l g l e i s
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8/8
Chefsache Folter
Nach 9/11 proklamierte
US-Prsident Bush den
Krieg gegen den Terror.
In seinem Namen er-
folgten nicht nur die
Angriffe gegen Afghani-
stan und Irak, sondernauch die Inhaftierung
zahlreicher Unschuldi-
ger. Unrechtmig wur-
den sie jahrelang ge-
fangen gehalten und
gefoltert, oft zu Tode.
Der Film zeigt neben
den einschlgigen Bil-
dern auch anderes,
nicht so medienwirksa-
mes Material, das nichtweniger schockierend
ist. Seine Strke be-
steht darin, dass er vor
allem jene Schreib-
tischtter entlarvt, die
bislang keinen Prozess
zu befrchten hatten.
Waltz With Bashir
Ausgehend vom Drang
des Regisseurs, seine
eigene in den beru-
higenden Nebel der
Vergessenheit geratene
Vergangenheit aufzu-arbeiten, entstand mit
Waltz With Bashir
eine animierte, auto-
biographische Doku-
mentation, die sich mit
dem Phnomen der
Verdrngung, dem er-
sten Libanonkrieg im
Allgemeinen und dem
Massaker von Sabra und
Shatile im Besonderenauseinandersetzt.
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Tante Erna empfie lt heute: Wer i s t Husse in aus Hawai i wi rkl i ch?
Benedikt Pliquett ist nicht
nur Torwart beim FC St.Pau-
li, sondern engagiert sich
auch gegen Nazis und Ras-sismus. Grund genug, mit
ihm ein Interview fr denAntiberlinerzu fhren
Der FC St. Pauli hat in
der aktuellen Saison
keine schlechte Hin-
runde gespielt.Glaubst du, der Auf-
stieg in die erste Fussball-Bundes-
liga ist in diesem Jahr noch drin?
Wenn man sich die aktuelle Ta-bellensituation anschaut, dann
sind es ja nur drei Punkte, die
den Abstand zu einem Aufstiegs-
platz ausmachen.
Und wenn man die fehlende
Konstanz vieler Mannschaften
in der Hinrunde auch in Be-
tracht zieht, dann haben wir si-
cher noch alle Mglichkeiten.
Fr Gstemannschaften auf
St.Pauli ist das Stadion am Mil-lerntor ein echter Hexenkessel.Was
bewirkt diese Stimmung bei euch
Heimspielern?
Ich denke,wenn man sich unse-
re Heim- und Auswrtsbilanz
anschaut,dann kann man daraus
einiges schlieen:Es scheint bei
vielen in der Mannschaft einiges
zu bewirken. Mir ist es eigent-
lich fast egal, ob home or away,
ich will immer gewinnen. Undwenn ich dann von den gegne-
rischen Fans bepbelt werde,
dann stachelt mich das genau so
an. Aber wir haben ja auswrtsauch immer reichlich eigene
Fans dabei.
Werdet ihr auswrts fter bepbelt?
Naja das bliche halt, das dich
die gegnerischen Fans nicht
mgen. Hufig ist es dann sim-
pel wie Schei Sankt Pauli,
aber ab und zu gibt es leider
auch politisch unkorrekte Rufe.
Der FC St. Pauli ist fr seine an-
tifaschistisch eingestellten Fans be-kannt, und auch du engagierst dich
selbst gegen Rechts.Wie kam es zu
diesem fr Fussballspieler eher un-
gewhnlichen Einsatz?
Ich bin so erzogen worden und
auch in einem eher linken Um-
feld aufgewachsen. Hinzu
kommt mein Hip-Hop Life-
style und in diesem Zusam-
menhang schon frhe negative
Erfahrungen mit Nazis. Jetzt,wo ich ffentlich Gehr finde,
versuche ich mich mit Betracht
auf Nachhaltigkeit gegen
Rechts stark zu machen.
Die Ultr Sankt Pauli machen
gegen staatlichen Rassismus mobil
und untersttzen Migranten, die
von Abschiebung bedroht sind.Was
hltst du von diesem Engagement?Egal welche Vorurteile dem Be-
griff Ultr heutzutage anhn-
gen, finde ich es echt fanta-
stisch, wie viel positives sozia-
les Engagement von dieser
Gruppe ausgeht. Speziell die
Zusammenarbeit mit den Mi-
granten im Abschiebelager in
Horst - nrdlich von Hamburg
- finde ich unglaublich toll.
In der Mnnerdomne Fussball istHomosexualitt noch immer ein
riesiges Tabu.Vor welchen Proble-
men knnte ein Spieler beim FC
St. Pauli stehen, wenn er sich ou-
ten wrde?
Ich verstehe es auf der einen
Seite nicht, warum sich keiner
outet, kann mir aber denken,
wovor viele Angst htten. So
ein coming out als Fuballer
wrde sicherlich fr ein riesi-ges Medienspektakel sorgen,
aber auf der anderen Seite auch
zu Ausgrenzung und Miach-
tung fhren, da unsere Gesell-
schaft,bzw. die Fankultur noch
nicht so weit ist. Grundstzlich
bin ich da derselben Meinung
wie unser Prsident Corny
Littmann selbst bekennender
Homosexueller: Einer von elf
ist homosexuell (nicht zu wrt-lich nehmen).
Egal wo, ich willimmer gewinnen
B e ne di k t B en e P l i qu e t t, T o rw a r t d e s F CS t. Pa ul i