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ANTON ZEILINGER Einsteins Spuk

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ANTON ZEILINGER

Einsteins Spuk

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Buch

Wie funktioniert Teleportation? Welche Experimente hat das Teamum Anton Zeilinger durchgeführt, um Photonen zu verschränken?Was ist ein Quantum überhaupt? Und warum verhalten sich Teilchen

wie Wellen?Leicht verständlich und unterhaltsam stellt Anton Zeilinger Schrittfür Schritt seine Experimente und die dahinter stehenden Gedankenaus der Quantenphysik dar. Alice und Bob, zwei Physikstudenten, dieselbst gerade dabei sind, zu lernen, worum es in der Quantenphysikgeht, begleiten den Leser auf seiner Entdeckungsreise in eine Welt

voller faszinierender Rätsel und umwälzender Erkenntnisse.

Autor

Anton Zeilinger, geb. 1945, gilt nicht erst seit seinem Bestseller »Ein-steins Schleier« als Popstar unter den Naturwissenschaftlern. NachStationen am MIT, an den Universitäten Melbourne, Oxford undInnsbruck, den Technischen Universitäten Wien und München undam Collège de France ist er heute Professor an der Universität Wienund am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Ös-terreichischen Akademie der Wissenschaften. Seine Arbeit wurde mitzahlreichen Preisen und Auszeichnungen gewürdigt, darunter demOrden »Pour le Mérite«, dem Forschungspreis der Alexander-von-

Humboldt-Stiftung und dem King-Faisal-Preis 2005.

Im Goldmann Verlag ist von Anton Zeilingeraußerdem erschienen:

Einsteins Schleier (15302)

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Anton Zeilinger

Einsteins Spuk

Aus dem Englischenvon Friedrich Griese

Teleportationund weitere Mysterien

der Quantenphysik

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Die deutsche Fassung wurde vom Autordurchgesehen und ergänzt.

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das FSC-zertifizierte Papier München Super für Taschenbücher

aus dem Goldmann Verlag liefert Mochenwangen Papier.

. AuflageTaschenbuchausgabe Februar 2007

Wilhelm Goldmann Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Originalausgabe 2005by C. Bertelsmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbHUmschlaggestaltung: Design Team München

unter Verwendung einer Illustrationdes Instituts für Experimentalphysik, Universität Wien

KF · Herstellung: Str.Druck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in GermanyISBN: 978-3-442-15435-7

www.goldmann-verlag.de

SGS-COC-1940

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Inhalt

Offenheit und Neugier – ein Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Prolog: Unter der blauen Donau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Glasfaseroptik und Informationsübertragung in derTelekommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Eine kurze Geschichte des Reisens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Zu Wasser und zu Lande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Der Traum vom Fliegen und von der Raumfahrt . . . . . 28Der Science-Fiction-Traum Teleportation . . . . . . . . . . . 35

Der Stoff, aus dem das Licht ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37Licht als Welle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38Licht als Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Schäferhunde und Einsteins Lichtteilchen . . . . . . . . . . . . . . 45Einstein und der Nobelpreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55Ein Konflikt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

Alice, Bob und der Doppelspalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58Was ist Materie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70Quantenunschärfe: nur Sache unserer Unwissenheit –

oder sind die Dinge wirklich so? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74Die Quantenausrede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

Laut Heisenbergs Unschärfebeziehung ist Teleportationunmöglich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

Rettung kommt von der Quantenverschränkung . . . . . . . . . 92Verschränkte Quantenwürfel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

Alice und Bob im Quantenlabor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106Professor Quantinger über die Polarisation des Lichtes . . . . 118

Polarisation einzelner Lichtquanten . . . . . . . . . . . . . . . 124

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Alice und Bob entdecken Zwillingsteilchen . . . . . . . . . . . . . 135Johns Vortrag über Einstein, Podolsky und Rosen . . . . . . . . 148

Das EPR-Realitätskriterium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156Die EPR-Lokalitätsannahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169Das Rätsel der Zwillinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171

Johns Geschichte von den lokalen verborgenen Variablen . . 177Verwirrende Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183Die Geschichte von John Bell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188Verschränkung – ein Quantenrätsel für jedermann . . . . . . . 195Alice, Bob und ihre unverständlichen Beobachtungen . . . . . 210Schneller als das Licht und in die Vergangenheit? . . . . . . . . 215Die fantastische Quantenwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221In den Tiroler Bergen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233

Erwin Schrödinger und Alpbach . . . . . . . . . . . . . . . . . 242Die Quantenlotterie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245Quantenlotterie mit zwei Photonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253Quantengeld – das Ende der Geldfälscher . . . . . . . . . . . . . . 263

Quantenbits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267Ein Quantenbit kann mehr übertragen, als es tragen kann . 270Die erste Quelle und die ersten Experimente . . . . . . . . . . . . 275Die Superquelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279Die Teleportation an der Donau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281Der verschlungene Pfad zum Experiment . . . . . . . . . . . . . . . 293Teleportation von Nichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300Andere Experimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311Die Zukunft der Quantenteleportation . . . . . . . . . . . . . . . . 317Reisen durch Teleportation? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321Signale vom Himmel über Teneriffa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324FAQs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341Zum Weiterlesen und Weiterhören . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352

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Offenheit und Neugier – ein Vorwort

Ohne Offenheit und Neugier geht es in der Wissenschaft nicht.Neugier, das brennende Verlangen, herauszufinden, was dahintersteckt, zu versuchen, die Welt zu verstehen. Und Offenheit für dasNeue, auch wenn es dem zuwiderläuft, was man eigentlich er-wartet hat. Offenheit und Neugier sind vielleicht die wichtigstenEigenschaften, die ein Wissenschaftler mitbringen muss.

Offenheit und Neugier sind auch das Einzige, was Sie, liebe Le-serin und lieber Leser, mitbringen sollten, wenn Sie dieses Buchaufschlagen und zu lesen beginnen. Es wurde ausdrücklich fürNichtwissenschaftler geschrieben. Ich hoffe daher, dass Sie, wennSie es beendet haben, einen Einblick in eine neue Welt gewonnenhaben, die sich meist einem direkten Zugang durch unser Alltags-verständnis verschließt – die Welt der Quantenphysik.

Sie werden im Folgenden zwei Studenten treffen: Alice und Bob.Die beiden sind selbst dabei zu lernen, worum es in der Quanten-physik geht. Und Sie werden sehen, dass nicht nur Alice und Bobnicht alles verstehen, sondern offenbar sogar ihr Professormanchmal vor Rätseln steht. Sie können sich also beruhigt zu-rücklehnen, wenn auch Sie nicht alles nachvollziehen können.Darum geht es nicht.

Es geht darum, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen undzu sehen, wie moderne Quantenphysik heute im Laboratoriumstattfindet. Sie werden erfahren, wie einfach die Experimente imGrunde sind und wie schwierig es trotzdem ist, zu verstehen, wastatsächlich vor sich geht.

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Die zweite Absicht des Buches aber ist es, Ihnen zu zeigen, wieviele Fragen noch offen sind. Noch wichtiger als die Änderungendurch neue Technologie werden wahrscheinlich die auf der Quan-tenphysik beruhenden Änderungen unserer Weltanschauung sein –Änderungen, von denen wir gegenwärtig nur eine grobe Ahnunghaben. Diese Vermutung liegt deshalb nahe, weil die Quantenphy-sik bereits fast ein Jahrhundert alt ist und dennoch bis heute keineeinheitliche, zufrieden stellende Interpretation gefunden wurde –wahrscheinlich deshalb, weil die Änderungen weit radikaler seinmüssen, als vielen lieb ist.

Zu den Technologien der Zukunft gehören Quantenteleporta-tion und Quantencomputer, aber auch viele andere interessanteIdeen. Sie werden ein Gefühl dafür bekommen, was hinter diesenKonzepten steht und welche enormen Entwicklungsmöglichkeitenhier vorhanden sind – insbesondere in der Datenübertragung so-wie für superschnelle Rechner. Vieles von diesen Dingen beruhtauf einem Phänomen, das Albert Einstein »spukhaft« nannte:Zwei Teilchen können auf viel engere Weise miteinander verbun-den sein, als man dies nach dem gesunden Menschenverstandeigentlich erwarten würde. Beobachtung an einem der beiden Teil-chen beeinflusst das andere, egal, wie weit es entfernt ist. Heutewissen wir durch viele Experimente, dass diese »Verschränkung«kein Spuk, sondern tatsächlich ein Teil unserer Welt ist. Sie wer-den in dem Buch genau kennen lernen, worum es sich handelt undwie sich dies zum Beispiel in der Quantenteleportation anwendenlässt.

Einsteins Spuk zeigt meine persönliche Sicht, die sicher nicht vonallen Physikern geteilt wird. Ich habe auch nicht vor, die Leserin-nen und Leser mit erhobenem Zeigefinger zu belehren. Vielmehrmöchte ich, dass wir uns die Dinge gemeinsam ansehen, und diesgeschieht eben am besten, indem man den Leuten bei ihrer Arbeit»über die Schulter schaut«. Ich lade Sie daher ein, sich geistig dieÄrmel hochzukrempeln und sich auf das Abenteuer Quantenphy-sik einzulassen. Dass nicht alle Fragen beantwortet werden, mögeauch Anregung sein, sich selbst neue Gedanken zu machen.

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Einige Teile in Einsteins Spuk beschreiben unmittelbar persön-liche Erfahrungen, beispielsweise der Besuch auf Teneriffa. An-dere sind fiktiv, wie etwa die Dialoge zwischen Alice und Bob.Aber auch sie beruhen auf tatsächlich durchgeführten Experi-menten. Es wird zudem bewusst offen gelassen, an welchem Ortdie Geschichte von Alice und Bob spielt. Die Leserin, der Leserwird Hinweise auf mehrere Orte finden. Ebenso sind Alice undBob nicht nur fiktive Studenten, sondern auch die handelndenPersonen in Protokollen der Quantenkommunikation und Quan-tenteleportation. Ich hoffe, dass die Leser diesen Versuch, Quan-tenunbestimmtheit auch in den Aufbau des Buches einfließen zulassen, mit Vergnügen zur Kenntnis nehmen werden.

Es ist meine vielleicht unbescheidene Hoffnung, mit EinsteinsSpuk ein wenig dazu beizutragen, dass Sie, liebe Leserin und lieberLeser, das beginnende Quantenjahrhundert als genauso spannendund aufregend empfinden wie der Autor, der selbst sehr neugierigauf die neuen Entwicklungen ist.

Anton Zeilinger, Wien, im Oktober 2005

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Danksagung

Einsteins Spuk verdankt seine Entstehung dem Einsatz vieler Men-schen, zuallererst den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen undMitarbeitern in meiner Arbeitsgruppe, mit denen ich während derletzten dreißig Jahre zusammenarbeiten durfte. Viele in dem Buchberichtete Ergebnisse sind das Resultat meiner langjährigen Zu-sammenarbeit mit diesen Wissenschaftlern. Ich empfinde es als be-sondere Auszeichnung, einen Beruf zu haben, in dem ich einerseitsjunge Leute in neues Wissen einführen kann, das ich selbst faszi-nierend finde, und in dem andererseits diese jungen Leute immerwieder faszinierende Ideen und neue Sichtweisen hervorbringen.Gleichzeitig ist meine Gruppe in viele internationale Netzwerkemit anderen Wissenschaftlern weltweit eingebunden. Hier findetein ständiger Austausch von neuen Ideen und wissenschaftlichenResultaten statt.

Die Forschungsergebnisse wären nicht möglich gewesen ohnedie ständige Unterstützung durch meine Frau Elisabeth, die mirimmer den nötigen Freiraum für meine zeitintensive Beschäftigungmit der Wissenschaft gab.

Ganz besonderer Dank gilt Andrea Aglibut, nicht nur für diehervorragende Anfertigung des Manuskripts aus oft verwirrendenDiktaten, sondern auch für ihre Mithilfe bei der Zusammenstel-lung des Buches sowie für ihre vielfältige organisatorische Unter-stützung. Für Recherchen und die genaue Überprüfung meiner An-gaben danke ich Bibiane Blauensteiner und vielen anderen, dieMaterial für dieses Buch beigetragen haben.

Ein wesentlicher Bestandteil des vorliegenden Werkes sind dieAbbildungen. Die Cartoons sollen den Text nicht nur etwas auf-

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lockern, sondern dem Leser wesentliche Punkte intuitiv näherbringen. Hier habe ich mit Thomas Hamann eine sehr interessanteZusammenarbeit gefunden. Physikalische Sachverhalte, vor allemDetails von Experimenten, stelle ich in Form von Zeichnungen ander Tafel dar, so wie ich dies in Vorlesungen für Studenten auchmache. Ich hoffe, dem Leser damit ein wenig das Gefühl eines di-rekten Gedankenaustauschs zu geben. Für die Anfertigung der Fo-tografien und ihre grafische Ausarbeitung sowie für ihre Hilfe beiFotorecherchen danke ich Jacqueline Godany.

Ich hatte mich schon sehr lange mit dem Gedanken getragen,dieses Buch zu schreiben. Dafür, dass dieser Gedanke schließlichrealisiert wurde, danke ich besonders John Brockman. Der Groß-teil der Texte wurde von mir auf Englisch verfasst und dann vonFriedrich Griese innerhalb von sehr kurzer Zeit ins Deutsche über-setzt, wobei Sibylle Auer als Lektorin für Einheitlichkeit des Ge-dankenflusses sorgte. Ganz besonderer Dank gebührt aber Johan-nes Jacob vom Verlag C. Bertelsmann, der mich mit der richtigenMischung von Geduld und Ungeduld motivierte.

Last but not least gebührt mein Dank allen Institutionen, diedurch ihre Unterstützung die wissenschaftliche Arbeit meinerGruppe über viele Jahre ermöglicht haben. Zu nennen sind hierinsbesondere der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen For-schung, die Europäische Kommission – und vor allem die öster-reichischen Steuerzahler.

Es ist unmöglich, hier den vielen Menschen besonders zu dan-ken, von denen ich wichtige Anregungen erhalten habe. Erwähnenmöchte ich jedoch meinen akademischen Lehrer Helmut Rauch,der von Anfang an mein Interesse an fundamentalen Fragen för-derte und seine Begeisterung dafür an mich weitergab, sowieMichael Horne, der mir die Augen für das faszinierende Phäno-men der Verschränkung öffnete, für »Einsteins Spuk«.

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Prolog: Unter der blauen Donau

Alljährlich am 1. Januar leitet das Neujahrskonzert der WienerPhilharmoniker das junge Jahr ein. Es wird aus dem Goldenen Saaldes Wiener Musikvereins in alle Welt übertragen (Bild 1). Milliar-den begeisterter Hörer lauschen den schönen Walzern, Polkas,Ouvertüren und anderen Stücken von Johann Strauß Vater undSohn und deren Zeitgenossen. Wenn das Programm beendet ist,applaudieren die Zuhörer, doch alle warten noch auf die Zugabe.Dann setzen ganz leise die Streicher ein, und wieder klatschen alle,denn sie erkennen das erwartete Stück. Das Orchester schweigt,und der Dirigent wünscht den Anwesenden und den Zuhörern inaller Welt ein glückliches Neues Jahr. Wieder setzen die Streicherein, und das Orchester spielt den berühmten Walzer »An der schö-nen blauen Donau« von Johann Strauß, der oft als inoffizielleNationalhymne Österreichs bezeichnet wird. Es gibt nicht vieleMusikstücke, die zugleich die Freude und die untrennbar mit demmenschlichen Dasein verbundene Melancholie so gut vermittelnkönnen wie diese Musik, die für die großen Bälle des kaiserlichenWien geschrieben wurde und noch heute alljährlich während derBallsaison aufgeführt wird.

Die Anwesenden und die Zuschauer an den Fernsehern ahnennicht, dass unweit des Goldenen Saals, innerhalb der Wiener Stadt-grenzen, mit modernster Technik ein Experiment durchgeführtwird, das die Vorstellungskraft herausfordert, einerseits mit Ideen,die man bisher nur aus der Science-Fiction kannte, andererseitsmit seinen Folgen für das Verständnis der uns umgebenden Welt.

Das Konzert endet mit der letzten Zugabe, dem »Radetzky-marsch« von Johann Strauß, einem der schmissigsten und fröh-

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lichsten Stücke, die je geschrieben wurden. Wir verlassen den Kon-zertsaal und fahren an die Donau. Es ist ein schöner Wintertag,und es sind nur wenige Menschen unterwegs, weil der 1. Januarein Feiertag ist. Der Fluss fließt in zwei Armen durch Wien, dieeine lang gestreckte Insel umschließen. Um vom Ufer auf die Inselzu gelangen, nehmen wir die Steinspornbrücke, die, weil sie fürden öffentlichen Verkehr gesperrt ist, nicht einmal auf allen Kar-ten verzeichnet ist.

Auf der Insel steuern wir ein graues Gebäude an, das hinter hohenBäumen versteckt liegt. Hier befindet sich das Pumpwerk der Wie-ner Kanalisation. Unter dem Fluss verläuft ein großer Abwasserka-nal, der beide Seiten miteinander verbindet. Er soll das gesamteAbwasser von der Ostseite der Donau, von den Wienern liebevoll»Transdanubien« (»Jenseits der Donau«) genannt, auf die andereSeite zu einer riesigen Abwasseraufbereitungsanlage pumpen, denndie sehr umweltbewussten Wiener möchten nicht, dass Abwasserdirekt in den Fluss geleitet wird und dort die Umwelt gefährdet.

Wir betreten das Gebäude und begeben uns mit dem Fahrstuhlzwei Etagen nach unten. Nun befinden wir uns tiefer als die Was-sermassen des Flusses. Nach einem kurzen Gang tut sich ein Tun-nel auf, welcher die Flussufer in Transdanubien und im eigentlichenWien miteinander verbindet. In diesem Tunnel verlaufen parallelAbwasserröhren und zahlreiche Kabel.

Versteckt in der Nähe des Eingangs zu einem der Tunnel erwar-tet uns eine andere Szene: In einer Ecke stoßen wir auf einen klei-nen Raum mit Plexiglaswänden. Drinnen erkennen wir Laserlicht,eine Menge Hightech-Geräte einschließlich modernster Elektro-nik, Computer und dergleichen (Bild 2). Dort treffen wir RupertUrsin. Er erzählt uns, er sei Student der Universität Wien undarbeite an seiner Doktorarbeit, die er in Kürze abzuschließenhoffe. Thema seiner Dissertation ist die »Quantenteleportationüber lange Distanzen«. Wir bitten ihn, uns kurz zu erklären, waswir hier sehen. »Bei dem Experiment geht es darum, den Quanten-zustand eines Lichtteilchens – eines Photons – von der Donauinselhinüber nach Wien zu teleportieren«, sagt er.

Als er merkt, dass wir nicht viel verstehen, erläutert er, es sei so

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etwas Ähnliches wie das »Beamen« in der Science-Fiction, »abernicht ganz«, fügt er grinsend hinzu, um dann mit einer Erklärungzu beginnen. Wir verstehen noch immer kaum etwas, lauschen ihmaber mit wachsender Faszination. Er verspricht uns für später ge-nauere Auskünfte. Einstweilen möchten wir uns nur ein wenig mitden von ihm benutzten Ausdrücken vertraut machen, uns an denVersuchsaufbau und die hier erforschten allgemeinen Konzepte ge-wöhnen und die seltsame Umgebung näher kennen lernen.

Die Laser, erfahren wir, dienen hauptsächlich dazu, ganz beson-dere Photonenpaare zu erzeugen, die miteinander »verschränkt«sind. Diese Verschränkung bedeutet, dass die zwei Photonen engmiteinander verknüpft sind. Wird das eine gemessen, so wirkt sichdies unverzüglich auf das andere aus, gleichgültig, wie weit die bei-den voneinander entfernt sind.

Mit der Bezeichnung »Verschränkung« wollte der österreichi-sche Physiker Erwin Schrödinger (Bild 3) im Jahre 1935 einen hoch-interessanten Sachverhalt charakterisieren. Albert Einstein hattekurz vorher in einer Arbeit gemeinsam mit Boris Podolsky undNathan Rosen gezeigt, dass es nach der Quantenphysik einenhochinteressanten Sachverhalt geben müsste. Wir betrachten zweiTeilchen, die miteinander in Wechselwirkung getreten sind, zumBeispiel bei einem Zusammenstoß, und jetzt wieder auseinanderfliegen. Dann kann es sein, dass die beiden noch immer auf sehrenge Weise miteinander zusammenhängen. Beobachtung eines derbeiden Teilchen beeinflusst sofort, das heißt mit beliebig großerGeschwindigkeit, den Zustand des anderen. Albert Einsteinmochte dies nicht und bezeichnete es als »spukhafte Fernwir-kung«. Er hoffte, dass die Physiker einen Weg finden könnten, derdiesen Spuk wieder aus der Welt schafft. Erwin Schrödinger dage-gen akzeptierte diese Verschränkung als etwas ganz Wesentliches.Er meinte, dass sie uns zwingt, von allen unseren lieb gewordenenVorstellungen, wie die Welt beschaffen ist, Abschied zu nehmen.

Auf unsere Frage nach dem Zweck der verschränkten Photonenim Experiment erwidert Rupert lächelnd: »Das ist der Zaubertrick.«

Er behält eines der beiden verschränkten Photonen in seinemMinilabor unter der Donau und schickt das andere durch eine

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Glasfaser an den Empfänger jenseits des Flusses. Dabei spricht ervon »Alice« und »Bob«, die einander Photonen schicken und mit-einander reden, als seien sie Menschen. Es sind jedoch, wie sichherausstellt, imaginäre Experimentatoren: Alice, die hier in ihremLabor sitzt, und Bob jenseits des Flusses.

Auf unsere Frage, warum die gerade Alice und Bob heißen, ant-wortet Rupert, dass ursprünglich Entschlüssler den Sender mit Abezeichnet haben und den Empfänger mit B, entsprechend den ers-ten Buchstaben des Alphabets. Wegen der einfacheren Sprechweisesind daraus irgendwann Alice und Bob geworden.

Rupert zeigt uns die dünne Glasfaser, durch die das Photon zuBob geschickt wird – eine ganz gewöhnliche Glasfaser, ähnlichdenen, die heute in der Telekommunikation üblich sind.

Durch diese Glasfaser kann man Licht von einem Ort zum an-deren schicken. Wir folgen mit den Augen dem Kabel von RupertsLaser. Es führt durch die durchsichtige Plexiglaswand seines klei-nen Labors bis zu der Stelle, wo es sich zu all den anderen Kabelngesellt, die durch die großen Tunnel unter der Donau verlaufen.Rupert folgt unserem Blick und fragt: »Möchtet ihr sehen, wo eshingeht?«

Glasfaseroptik und Informationsübertragungin der Telekommunikation

Eine Glasfaser besteht offenbar aus zweierlei Glas, damit unterwegs keinLicht verloren geht: Eine dichtere Glassorte in der Mitte ist mit einemMantel aus einer dünneren Sorte umkleidet (Abbildung 1). Dadurch kannLicht, das in den Kern eingetreten ist, nicht mehr heraus. Es wird von demMantel in den Kern zurückgespiegelt, sobald es entweichen möchte. DieFaser ist zudem von einer Reihe äußerer Hüllen aus Kunststoff oder ähn-lichem Material umgeben und sieht am Ende aus wie ein ganz gewöhn-liches Kabel. Mit solchen Glasfasern kann man Licht über viele Kilometerhinweg leiten.

Die Glasfaseroptik brachte einen der großen technischen Durchbrücheunserer Zeit. Zu den Neuerungen, die auf sie zurückgehen, gehört der

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Abbildung 1 Aufbau einer Glasfaser, wie sie zur Übertragung von Datenmit Hilfe von Licht verwendet wird. Die Faser besteht aus zwei verschie-denen Glassorten. Das Glas im Kern ist optisch dichter. Licht, das sich imKern befindet, kann daher nicht in den Mantel treten, der aus optischdünnerem Glas besteht. Solche Glasfasern können gebogen werden unddaher Licht leicht um Ecken leiten.

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schnelle Internetzugang, denn der extrem hohe Datenfluss zwischen mo-dernen Computern ist nur durch Lichtwellen zu erreichen. Früher mussteman, um Daten zu übertragen, verschiedene Orte auf der Erde mit Strom-kabeln verbinden. Der Haken daran ist, dass über solche Kabel nur relativgeringe Datenmengen übertragen werden können. Wären die Computernoch immer durch normale Kupferkabel miteinander verbunden, würdedas Herunterladen der heute üblichen großen Dateien eine Ewigkeit dau-ern.

Die Idee der Glasfasertechnik ist einfach: Statt elektrischem Stromnutzt man Licht als Träger der Information, die von einem Computer zumanderen geschickt wird. Dass Glasfasern sehr viel besser sind als Strom-kabel, hat einen einfachen Grund. Er hängt mit einer wichtigen Eigen-schaft des Lichtes zusammen, nämlich der Tatsache, dass es schwingt.Licht ist eine Schwingung elektrischer und magnetischer Felder, die sichdurch Glas, Luft und sonstige Stoffe fortpflanzt. Es gibt elektromagneti-sche Felder, die sehr langsam schwingen, und andere, die sehr schnellschwingen. Die Frequenz der Schwingung besagt, wie oft das Feld inner-halb einer Sekunde hin- und herschwingt. Im Grunde verhält es sich mitder Schwingung des Lichtes nicht anders als mit der Schwingung einerSchaukel: Genau wie ein Kind auf einer Schaukel, so schwingt auch daselektromagnetische Feld hin und her.

Man kann auch ein anderes Bild heranziehen, etwa das von Wellen, diesich auf einem Teich oder einem See ausbreiten. Wenn man einen Steinhineinwirft, breiten sich von der Stelle, wo der Stein auftrifft, kleine Wel-len aus (Abbildung 2). An diesen Wellen können wir zwei charakteristi-sche Bewegungen beobachten, die grundsätzlich auf alle Wellen zutref-fen. Erstens sehen wir, dass die Welle sich auf dem Wasser auf und abbewegt. Die Häufigkeit, mit der ein bestimmter Punkt der Welle in einerSekunde auf und ab schwingt, ist die Frequenz der Welle. Zum Beispielschwingt eine Welle, deren Frequenz fünf Hertz beträgt, fünfmal in derSekunde auf und ab. Zweitens sehen wir, dass die Welle sich von der Ein-schlagstelle des Steins nach außen fortpflanzt und in Form von Bergenund Tälern über den Teich eilt. Der Abstand zwischen zwei benachbartenBergen ist die Wellenlänge. Bei dieser Wellenbewegung wird aber keinWasser über den Teich transportiert. Man kann sie vielmehr so verstehen,dass Wassermoleküle durch ihre Bewegung ihre Nachbarn zum Mitma-

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Abbildung 2 Wellenausbreitung in einem Teich.

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chen anregen. Die Wellenbewegung kann daher als eine gegenseitige An-regung von Teilen der Wasseroberfläche verstanden werden.

Ähnlich verhält es sich mit einer elektromagnetischen Welle, die sichbeispielsweise von einer Funkantenne aus nach außen fortpflanzt. Es gibteine Folge von elektrischen und magnetischen Feldern, die sich von derAntenne her nach außen ausbreiten, genau wie die Wellen auf dem Teich(Abbildung 3).

Obwohl die Wasserwelle kein Wasser über den Teich transportiert –und die elektromagnetische Welle auch keinen Strom –, kann man dieseWellen dazu nutzen, um Nachrichten zu verschicken oder allgemein In-formation zu übertragen. Dies geschieht dadurch, dass man die Welle aufirgendeine Weise verändert. Dabei wird die Information den ausgehen-den Wellen durch eine Änderung der Schwingung aufgeprägt. Generellkann die Schwingung auf zweierlei Weise geändert werden: Entwederändert man die Frequenz – wie oft die Welle auf der Teichoberfläche aufund ab geht – oder die Amplitude der Schwingung – wie weit die Ober-fläche sich in einer Schwingungsperiode auf und ab bewegt.

Man kann diese Konzepte leicht spielerisch nachprüfen, indem man dieHand in einer gefüllten Badewanne ganz leicht und langsam auf und abbewegt. Es entstehen kleine Wellen, die sich ausbreiten. Nun kann man dieHand häufiger schwingen lassen, also die Frequenz erhöhen, ohne etwasdaran zu ändern, wie weit sie sich auf und ab bewegt. Dabei bleibt dieHöhe der Wellen ungefähr gleich, aber sie schwingen schneller. Ein Emp-fänger der Wellen kann auf diese Weise eine Nachricht erhalten, wenn wiruns zuvor mit ihm darüber verständigt haben, was die Frequenzänderungbedeutet; er kann sie dann korrekt deuten. Eine höhere Frequenz könntebeispielsweise eine Warnung vor einer Gefahr bedeuten.

Umgekehrt kann man die Höhe, über die sich die Hand auf und ab be-wegt, vergrößern, dabei aber die Frequenz unverändert lassen. Nun wer-den die Wellen tiefer – auch dies eine Veränderung, die ein ferner Beob-achter erkennen kann. Tatsächlich werden beide Verfahren, Informationin einer Welle zu verschlüsseln, bei elektromagnetischen Wellen benutzt.Das erste wird als Frequenzmodulation bezeichnet und bei der UKW- undFernsehübertragung benutzt, das zweite als Amplitudenmodulation; eskommt bei der Funkübertragung im Frequenzbereich der Lang-, Mittel-und Kurzwellen zum Einsatz.

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Abbildung 3 Licht ist eine elektromagnetische Welle, die sich im freienRaum ausbreitet. Im Bild sieht man eine Momentaufnahme des elektri-schen Feldes. Die Länge jedes Pfeils gibt an, wie groß die Stärke des elek-trischen Feldes an der jeweiligen Stelle ist. An einer gegebenen Stelleschwingt das elektromagnetische Feld auf und ab. Gleichzeitig breitet sicheine Welle, ähnlich der Wasserwelle im Raum, aus, etwa im Bild von linksnach rechts. Mit dem elektrischen Feld verbunden ist ein magnetischesFeld, das im Bild nicht gezeichnet ist. Es steht rechtwinkelig auf das elek-trische.

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Ein wichtiger Punkt ist, dass die Informationsmenge, die eine Wellebefördern kann, von ihrer Frequenz abhängt. Und zwar kann eine Welleumso mehr Information übertragen, je höher ihre Frequenz ist. Genaudeshalb ist Licht ein so geeigneter Informationsträger. Die typischeSchwingungsfrequenz von Licht beträgt fast 1015 Hertz. Das sind eineMillion Milliarden Schwingungen pro Sekunde. Demgegenüber kann einStromdraht in der Regel nur Frequenzen übertragen, die etwa eine Milli-arde Schwingungen pro Sekunde nicht übersteigen, und das über nichtzu lange Strecken. Das ist immer noch viel, aber doch eine Million Malweniger als die Frequenz des Lichtes! Moderne Computer sind daherheute durch Glasfaserkabel verbunden, und nur auf den letzten paar Kilo-metern bis zum privaten Anwender werden noch Telefondrähte aus Kup-fer verwendet.

Rupert benutzt bei seinem Experiment ein Glasfaserkabel, um ei-nes seiner verschränkten Photonen von dem Labor auf der Donau-insel unter dem Fluss hindurch in die Stadt zu transportieren. Mitunseren Blicken folgen wir der Faser in den Tunnel. Da fragtRupert: »Möchtet ihr sehen, wo es hingeht?« Das möchten wirsehr gern, und damit beginnt unser kleiner Ausflug in den Unter-grund von Wien.

Wir betreten zunächst eine Röhre mit einem Durchmesser vonetwa vier Metern, die steil abwärts führt. Unter uns verlaufen zweiRohrleitungen von rund einem Meter Durchmesser, die, wie uns Ru-pert erklärt, das Abwasser befördern. Auf unser Wohlbehagen wirktsich das nicht sonderlich aus, weil sie dicht versiegelt sind, auchwenn es ein bisschen seltsam riecht. Man kann bequem aufrecht ge-hen, aber viel Platz ist nicht. Rechts und links verlaufen Kabeltras-sen. In einem dieser Kabel befindet sich unsere kleine optische Faser.

Einer von uns bemerkt: »Genau wie im ›Dritten Mann‹« und er-innert damit an einen der größten Filme aller Zeiten, der im Wiender Nachkriegszeit spielt; zu den großartigsten Szenen gehörenwilde Verfolgungsjagden in der Kanalisation der Stadt. Jeden Au-genblick rechnen wir damit, dass Orson Welles um die Ecke kommt,und wir haben das von Anton Karas auf der Zither gespielte Harry-Lime-Thema im Ohr.

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Anton Zeilinger

Einsteins SpukTeleportation und weitere Mysterien der Quantenphysik

Taschenbuch, Broschur, 352 Seiten, 12,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-442-15435-7

Goldmann

Erscheinungstermin: Januar 2007

Schon Einstein rätselte über das Phänomen der „spukhaften Fernwirkung“. Der WienerExperimentalphysiker Anton Zeilinger bietet – unterhaltsam und für den Laien verständlichgeschrieben – nicht nur fundierten Einblick in einen der spannendsten Bereiche der Physik,sondern zugleich eine umfassende Einführung in die Quantenphysik.