AOK Forum · Dr. Torsten HoppeTichy, Lei ter der Apotheke des Unikli nikums Heidelberg. Seite 5...
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Informationen zur Gesundheitspolitik in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Ausgabe 3 · 2015
AOK ForumAUSBLICK
„Der Internetmedizin gehört die Zukunft“Vernetzte Kommunikation und Information zur Gesundheit, überall abrufbar und ohne lan-ge Wartezeit: Dieses Bild von der Medizin zeichnet Dr. Markus Müschenich (Bild), Vorstand des Bundesverbandes Internetmedi-zin, im Interview mit dem AOK-Forum. „Internetmedizin ist die Medizin im Zeitalter der Digitalisierung.“ Dem Datenschutz komme dabei eine hohe Priorität zu – „allerdings nicht mit dem Refelex, diese Kommunika-tion zu unterbinden. Das wäre so, als wenn man ernsthaft alle Au-tos abschaffen wollte, um Auto-unfälle zu vermeiden.“ Seite 19
RÜCKBLICK
„Unverzichtbare Aufbauleistung“Brandenburgs früherer Minister-präsident Dr. Manfred Stolpe (Bild) hat der AOK eine „un-verzichtbare Aufbauleistung“ nach der Wiedervereinigung vor 25 Jahren attestiert. Die AOK in Brandenburg habe damals „die Hauptlast bei der Einführung der gesetzlichen Kran-kenversicherung“ im Land getragen, sagte Stolpe beim „AOK-Forum live“ in Potsdam. An der Veranstaltung nahmen zahlreiche Vertreter des Gesund-heitswesens aus den Anfangs-jahren teil. Auch in Schwerin fand ein ähnliches „AOK-Forum live“ statt. Seiten 14 und 15
Bis zu 20 verschiedene Arzneimittel erhalten ältere, multimorbide Patienten am Tag. Deren Interaktionen zu überblicken, stellt den Arzt vor große Herausforderungen. Thema des ersten Arzneimit
telkongresses für Ärzte der AOK Nordost am 13. Januar 2016 in Berlin ist daher die Komplexität der Arzneimitteltherapie zwischen Leitlinien und unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Referenten
sind unter anderen Professor WolfDieter Ludwig, Chef der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und Dr. Torsten HoppeTichy, Leiter der Apotheke des Uniklinikums Heidelberg. Seite 5
Polypharmazie im Fokus
Ihr Draht zur Redaktion:
Tel.: 0800/[email protected]
www.aok-forum.de
AOK Nordost
D ie Zahl der Patienten, die nach einem Aufenthalt in der Klinik
zu Hause weiter künstlich beatmet werden müssen, steigt kontinuierlich. Gleichzeitig nimmt die Rate derer, die von einem Beatmungsgerät entwöhnt werden, ab. Experten haben in den vergangenen Jahren wiederholt darauf hingewiesen, dass die Behandlung von Beatmungspatienten Defizite aufweist – vor allem im ambulanten Bereich.
Ziel des vom Centrum für Gesundheit (CfG) der AOK Nordost 2014 gestarteten Modellversuchs „Praxis für außerklinische Beatmung“ ist es daher, dass der jeweilige Patient die für ihn richtigen und wichtigen Hilfsmittel sowie eine engmaschig „verzahnte“ Behandlung und Betreuung erfährt – und zwar unter Einbindung aller versorgungsrelevanter Parteien wie etwa Haus und Facharzt, Pflegedienst und Medizintechnikhersteller. Seiten 10 und 11
Mehr Lebensqualität als oberstes ZielZukunftsweisend: Das Modellprojekt zur außerklinischen Versorgung von Beatmungs patienten der AOK Nordost setzt neue Maßstäbe.
2 AOK Forum Ausgabe 3 · 2015
Impressum
Inhalt
Das „AOK-Forum – Informationen zur Gesundheits-politik in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern“ wird von der AOK Nordost – Die Gesundheitskasse mehrmals im Jahr herausgegeben.
V.i.S.d.P.: Vorstandsvorsitzender Frank Michalak
Paragraf 13 des Sozialgesetzbuches I verpflichtet Sozialversicherungsträger, wie die gesetzlichen Krankenkassen, die Bevölkerung im Rahmen ihrer Zuständigkeit aufzuklären.
Redaktion: Gabriele Rähse, Leiterin Pressestelle der AOK Nordost (verantw.); Matthias Gabriel, AOK Nordost; Thomas Hommel, KomPart
Redaktionelle Beratung: Jürgen Heese, Ralf Heisig, Monika Klement
Grafik: Désirée Gensrich, KomPart
Druck: Druckerei H. Heenemann
Kontakt: AOK Nordost, Pressestelle,Behlertstraße 33a, 14467 PotsdamTelefon: 0800 26508022202, Telefax: 22926EMail: AOK[email protected]
Verlag: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin
Fotos: AOK Nordost (3, 8, 9, 16, 18, 20); privat (1, 12, 15, 19, 20); Michael Kirsten (4); Florian Kolmer (13); Julian Stähle (14); Volker Tanner (1, 15); sylviabretschneider.de (15); aokbv.de (20); Juri Reetz (21); iStock: ZU_09 (1, 10); Neustockimages, Blankstock (4); massimo colombo, AndreyPopov, DrAfter123 (5); franckreporter, Dean Mitchell, Anatolii Babii (6); franckreporter, Eva Katalin Kondoros, SirikulT (7); shapecharge (8); Zerbor (9); 7000 (14); 35007 (16); joelblit, George Clerk (17), SilviaJansen (18); Fotolia.com: bluedesign (17)
Redaktionsschluss: 2. Dezember 2015
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion; für unaufgefordert eingesandte Texte und Fotos keine Haftung. Leserbriefe geben die Meinung des Einsenders wieder; Kürzungen sind vorbehalten.
Aus den Regionen
4 Prostata – Berlins Kliniken operieren am besten, ergab jetzt ein bundeswei-ter Qualitäts- vergleich.
Polypharmazie – der erste AOK- Arzneimittel- kongress für Ärzte beleuchtet das Problem.
6 Zweitmeinung einholen – positive Zwischenbilanz nach ei-nem halben Jahr RückenSPEZIAL.
7 Patenschaftsfonds für junge Flüchtlinge – Die Gesundheits-kasse unterstützt junge Flüchtlinge auf vielfältige Weise.
8 „Vernetzt im ganzen Land“– AOK-Herbstfest in Schwerin stand ganz im Zeichen der Kassen-Gründung vor 25 Jahren.
9 Vorlesetag – Mehr als 40 Mit- arbeiter der AOK Nordost unter-
stützten die bun-desweite Aktion in Kitas und Schulen.
Im Fokus
10 Neue Maßstäbe – Das AOK-Projekt zur außerklinischen Beatmung sieht seine Aufgabe im begleiten-den Falmmanagement der Patien-ten – mit Erfolg.
Kommentar
12 Chancen nutzen, Risiken bändi-gen – die Telemedizin in Deutsch-land kommt nur langsam voran, so Henning Kraudzun von der „Märki-schen Oderzeitung“. Dabei könnten viele Patienten profitieren.
Vor Ort
13 Helfen, wo die Not am größten ist – Die Initiative „Medizin hilft Flüchtlingen“ betreut rund 3.000 Menschen. Die AOK Nordost unter-stützt das ehrenamtliche Engage-ment der Helferinnen und Helfer.
Live-Extra
14
Selbstverwaltung im Dialog
16 Digitale Angebote im Gesund-heitswesen müssen dem Patien-ten nutzen, meint Rainer Knerler, alternierender Verwaltungsrats-vorsitzender der AOK Nordost.
Gesundheitsnachrichten
17 Anti-Korrupti-onsgesetz – die Bundesregierung unternimmt einen neuen Anlauf zur strafrechtlichen Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen.
Medien
18 Bücher und Webseiten – Für Sie gelesen.
Im Gespräch
19 „Der Patient bestimmt den Versorgungsprozess“ – AOK- Forum im Gespräch mit Dr. Markus Müschenich, Vorstand des Bundes-verbandes Internetmedizin (BIM).
Aus Nordost
20 Üben mit dem Chef-coach – Beim „AOK-Star-Training“ begeistern Profisportler Grundschüler für den Handball.
Platz für Ihre Meinung! An dieser Stelle halten wir Platz für Ihre Meinungen frei. Zuschriften richten Siebitte per Mail an: [email protected]
Hilfsbereit: Die AOK-Vorstände Martin Litsch (2.v.l.) und Frank Michalak (2.v.r.) bei der Übergabe einer Spende des AOK-Bundesverbandes an den Flücht-lingsverein „KARUNA“.
Zufrieden: Dr. Eckehard Frisch, Leiter des Projekts zur außerklinischen Versorgung von Beatmungspatienten bei einer Ver- anstaltung der Pflege-Zukunfts-Initia-tive e.V. in Berlin.
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Aufbruch: Vor 25 Jahren wurde die AOK im Osten Deutschlands neu gegründet. Bei zwei „AOK-Foren live“ blickten die Akteure von damals zurück.
3AOK Forum Ausgabe 3 · 2015
Als ich 1990 in die ehemalige DDR kam, um zusammen mit den ostdeutschen Kollegen und anderen
Helfern aus Westfalen die Allgemeine Ortskrankenkasse in Brandenburg mit aufzubauen, war der Name der KassenArt wortwörtlich zu verstehen. Deutschlandweit gab es alleine 270 AOKs – fast für jeden Landkreis eine. Insgesamt wurden sogar 1147 gesetzliche Krankenkassen in der Bundesrepublik gezählt.
Um die Versorgung der Menschen vor Ort zu gewährleisten und zugleich allen Patienten den medizinischen Fortschritt und die technologischen Entwicklungen gleichermaßen zugänglich zu machen, hat sich die AOK schon vor 25 Jahren für eine auf die Versorgungsregion ausgerichtete Organisationsform stark gemacht. Brandenburgs damalige Gesundheitsministerin Regine Hildebrandt hat den Plan, die im wiedervereinigten Deutschland erste landesweite AOK in Brandenburg zu gründen, gegen Widerstände etwa aus der Bundespolitik umgesetzt. Dieser politischen Weitsicht hat die Gesundheitslandschaft hierzulande viel zu verdanken, wie der ehemalige Ministerpräsident Manfed Stolpe beim „AOKForum live“ in Potsdam betonte.
Viele Gesundheitsreformen später sind wir bei rund 120 Krankenkassen angekommen – darunter elf LandesAOKs. Auch heute ist die AOK Nordost, die 2011 aus der Vereinigung der AOKs in Berlin und Brandenburg sowie der AOK MecklenburgVorpommern entstand, eine Besonderheit. Als einzige Dreiländerkasse unter den Ortskrankenkassen meistern wir zusammen mit Politik und Partnern einerseits die besonderen Ansprüche der medizinischen Versorgung in der Metropole Berlin und andererseits die VersorgungsHerausforderungen in den Flächenländern.
Was Manfred Stolpe kürzlich in Potsdam als „politische Vision“ bezeichnete – nämlich die Vereinigung der nordostdeutschen Bundesländer – lebt die AOK Nordost seiner Ansicht nach vor. Auch wenn wir im Versorgungsalltag immer
wieder an (Landes)Grenzen stoßen, fühlen wir uns im fünften Jahr nach der AOKVereinigung in diesem strategischen Vorgehen bestärkt.
Um im von der Politik gewollten Wettbewerb der Krankenkassen unseren Versicherten, Firmenkunden und Partnern weiterhin passgenaue Leistungen und hervorragenden Service bieten zu können, werden wir unsere Rolle als AOK Nordost auch im neuen Jahr im Sinne einer guten und qualitätsgesicherten Versorgung in der Region ausfüllen.
Und noch mehr: 25 Jahre nach der Gründung der ostdeutschen AOKs werden wir in unserer Region eine der günstigsten Krankenkassen sein. Der Auftrag des AOKVerwaltungsrates, den stabilen Finanzkurs im kommenden Haushaltsjahr fortzusetzen, ist für uns Anspruch und Ansporn zugleich. Deshalb planen wir konsequent mit einem stabilen Beitragssatz von 15,5 Prozent. Innovative und zugleich wirtschaftliche Lösungen werden uns dabei helfen, unsere Beitragszahler von einer Erhöhung wie bei vielen anderen Kassen zu verschonen.
Das Bekenntnis zum stabilen Beitragssatz ergänze ich zu unserem Jubiläum um ein weiteres Versprechen: Auch als Dreiländerkasse werden wir im besten Sinne die „Ortskrankenkasse“ bleiben – nah an den Menschen in der Region und immer dort, wo uns die Versicherten brauchen.
Dass sich die Ansprüche der Kunden im digitalen Zeitalter ändern, ist mittlerweile eine Binsenweisheit: Wir haben früh gesagt, dass der technologische Fortschritt weder in der Versorgung etwa im Bereich Telemedizin, noch in der Kommunikation mit der rasanten Entwicklung sozialer Medien vor eingefahrenen Strukturen Halt macht. Die Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft wird genauso wenig um die öffentliche Verwaltung einen Bogen machen, wie um die gesetzlichen Krankenkassen.
Wir stellen uns dieser Herausforderung und bieten etwa mit dem wissenschaftlich nachgewiesenermaßen erfolgreichen TelemedizinProgramm „AOKCuraplan Herz Plus“, einer in Kür
ze startenden Videosprechstunde am AOKCentrum für Gesundheit in Berlin sowie mit OnlinePräventionsangeboten wie CoachingKursen bereits praktische Ansätze. Unser Credo, auf das wir auch nach 25 Jahren Arbeit für die Gesundheitsversorgung in der Region weiter Wert legen, lautet dabei: Unsere Angebote müssen den Versicherten nutzen und qualitätsgesichert sein. Bezogen auf digitale Ansätze heißt das: Datensicherheit und Datenschutz sind eine unabdingbare Voraussetzung.
Unter diesen Maßgaben entwickelt, steht ein neues digitales Bonus und Vorteilsprogramm bereits in den Start löchern. Seien Sie gespannt und probieren Sie unsere neue App „FitMit AOK“ aus, die ab Mitte Januar in den AppStores zu finden ist. Ihr Einsatz wird sich buchstäblich auszahlen!
Bis dahin bleiben Sie gesund und gönnen sich und Ihrer Familie besinn liche Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr!
Ihr
Meinung
Credo seit 25 Jahren: Sichere undsinnvolle Versorgung für die Region
Schreiben Sie mir Ihre Meinung:[email protected]
Frank Michalak, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost
4 AOK Forum Ausgabe 3 · 2015Berichte aus Berlin
Prostata: Berlins Klinikenoperieren am bestenDer AOK-Krankenhausnavigator erweitert seine Informationen für Patienten um Qualitäts-Empfehlungen für Eingriffe an der Vorsteherdrüse.
Bei einem bundesweiten Qualitätsvergleich von ProstataOperationen weisen Berliner Krankenhäuser die niedrigste Komplikationsrate auf. Nur in 9,8 Prozent der Fälle kam es nach einer radikalen Prostatektomie zu Schwierigkeiten. Bundesweit lag die Rate bei 19,3 Prozent.
Nach einem gewichteten Statistikverfahren hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) Daten von bundesweit knapp 60.000 AOKVersicherten analysiert, die zwischen 2011 und 2013 wegen radikaler Prostatektomie oder operativer Ein griffe wegen eines benignen Prostatasyndroms behandelt wurden, darunter auch Daten von rund 2.000 Berliner AOKVersicherten. Die Auswertung basiert auf der „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ (QSR) – einem Verfahren, das eine Langzeitbetrachtung von Behandlungsergebnissen ermöglicht, die über den Krankenhausaufenthalt hinausgehen. Seit Ende Oktober können sich Patienten
über die Ergebnisse im AOKKrankenhausnavigator informieren. Diese internetbasierte Orientierungshilfe unterstützt Patienten bei der Suche nach einem geeigneten Krankenhaus und informiert bei bestimmten Indikationen auch über die Qualitätsergebnisse. Mit den neuen Daten zu ProstataOperationen enthält der AOKKrankenhausnavi damit Qualitätsbewertungen in acht Diagnosebereichen, etwa zu OPs an Hüft und Kniegelenken.
„Mit der Auswertung von Routinedaten verfolgt die AOK bereits seit Jahren ein bewährtes Verfahren, das Ärzte und Patienten bei der Wahl eines geeigneten Krankenhauses unterstützen kann“, sagt Frank Michalak, Vorstandschef der AOK Nordost. Die Kasse berät Versicherte zudem in ihren Servicecentern zu planbaren Eingriffen.
NEUES PROGRAMM
Bessere Versorgung bei KopfschmerzEtwa 70 Prozent der Bundes-bürger leiden gelegentlich un-ter Kopfschmerz, drei Prozent sind schwer betroffen. Um deren Versorgung zu verbessern, ko-operieren die AOK Nordost und die Charité-Kopfschmerzambu-lanz im neuen Programm „Kopf-schmerzSPEZIAL“. AOK-Geschäfts-führer Versorgungsmanagement Harald Möhlmann (Bild) hat nach dem Start des Programms mit den ersten rund 50 behandelten Patienten ein positives Fazit ge-zogen: „Die Erfahrungen sollten wir künftig nutzen, um flächen-deckend regional abgestimmte Behandlungspfade aufzubauen.“
Auch Gesundheits-Staatssekretä-rin Emine Demirbüken-Wegner lobte die für Berlin einmalige Verzahnung zwischen dem am-bulanten und stationären Sektor.
MASERN-EPIDEMIE
Viele Berliner ließen sich impfenDie Masern-Epidemie in Berlin gilt offiziell als beendet, wie die Gesundheits-Senatsverwaltung mitteilte. Zwischen Oktober 2014 und dem Spätsommer 2015 er-krankten rund 1.360 Menschen an Masern – es war der größte Ausbruch seit der Einführung der Meldepflicht 2001. Insgesamt ha-ben sich während des Ausbruchs mehr Menschen als im Vorjahr impfen lassen: Wurden in den ersten drei Quartalen 2014 nur etwa 68.280 Impfdosen abge-rechnet, waren es im Vergleichs-zeitraum dieses Jahres mehr als 125.800. Das geht aus der Statis-tik der AOK Nordost hervor, die in Berlin die Abrechnung der Impf-stoff-Verordnungen für alle Kran-kenkassen übernimmt.
www.aok.de/ krankenhausnavigator
Jeder Handgriff muss sitzen: Berliner Kliniken schneiden bei Operationen an der Prostata am besten ab, ergab jetzt ein bundesweiter Qualitätsvergleich.
Das vom Deutschen Bundes-tag verabschiedete Kranken - hausstrukturgesetz (KHSG) be-rücksichtigt Qualitätsaspekte bei der stationären Versorgung und macht weitreichende Vor-gaben, die die Krankenhäuser einzuhalten haben. „Dass der Gesetzgeber endlich Qualität im Zuge der Krankenhausre-form in den Mittelpunkt stellt, begrüßen wir nachdrücklich“, so AOK-Nordost-Vorstandschef Frank Michalak.
Die Gesundheitskasse setzt sich seit Langem für echte Struk-turreformen ein, die sich vor
allem an der Qualität ausrich-ten und immer den Patienten im Blick haben müssen. Insbe-sondere in Flächenländern wie Brandenburg oder M-V müsse die künftige Versorgung neu ge-dacht werden: mit einem Modell guter und schneller Notfallver-sorgung, stabilisierenden Land-krankenhäusern sowie konzent-rierter Hochleistungsmedizin an wenigen Standorten.
Wesentliches Manko: Der Gesetzgeber ändert nichts an der unzureichenden Investitions- verpflichtung der Länder. Wegen der geringen Förderung finanzie-
ren die Krankenhäuser ihre In-vestitionen aus den Betriebs-mitteln, die sie von den Kassen erhalten. Allein die jüngsten Beschlüsse der Bund-Länder-Arbeitsgruppe bescheren den deutschen Kliniken bis 2020 Mehreinnahmen von 3,56 Mil-liarden Euro, zusätzlich zu den bisher vorgesehenen mehr als sechs Milliarden.
Reform auf Kosten der Beitragszahler
5AOK Forum Ausgabe 3 · 2015 Berichte aus Berlin
Mehr als fünf verschiedene Medikamente sind für multimorbide Patienten keine Seltenheit. „Sie kommen so zu Therapien, die nicht mehr gut für die Gesundheit sein können“, sagt Susanne Dolfen, Leiterin Arzneimittelversorgung der AOK Nordost. Und das nicht nur wegen möglicher Wechsel und Nebenwirkungen. „Will ein Mediziner aber ein verordnetes Präparat absetzen, könnte er damit gegen eine Leitlinie verstoßen.“ Hilfestellung will die AOK Nordost beim ersten Arzneimittelkongress für Ärzte am 13. Januar in Berlin geben.
Die Patientensicherheit ist aber nicht das einzige Problem im Versorgungsalltag. Der Arzt muss außerdem die Entscheidungen des Patienten mitbedenken und zudem wirtschaftlich arbeiten. Bei mehr als 100.000 Arzneimitteln, die laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte derzeit zugelassen sind, ist die Suche nach der angemessenen Medikation eine Herausforderung für
den Arzt. Die AOKPharma kotherapieberatung unterstützt: Ärzte können auf freiwilliger Basis ihr Verordnungsverhalten auswerten lassen. Dazu werden die Ver
ordnungsdaten der Praxis mit der Software „pharmPRO“ auf Besonderheiten gescannt. Künftig bietet die AOK die pharmPROBeratung auch in Webkonferenzen an.
Das Leid mit den LeitlinienMultimorbide Patienten stellen Hausärzte bei der Medikation vor Heraus-forderungen. Der AOK-Arzneimittelkongress beleuchtet das Problem.
www.aok-business.de/nordost > Gesundheit > KMU-Gesundheitskompetenz
Patienten des Instituts für psychogene Erkrankungen am Centrum für Gesundheit (CfG) können ihre Therapeuten demnächst zusätzlich per Videosprechstunde konsultieren. Dazu plant das AOKÄrztezentrum in BerlinWedding eine Kooperation mit dem InternetUnternehmen „Patientus“, das sichere Videokonferenzen zwischen Ärzten und Patienten anbietet. Die Patienten sparen lange Wartezeiten und unnöti
ge Anfahrten. Voraussetzung für die Videosprechstunde ist eine umfassende Erstuntersuchung des Patienten im CfG sowie ein Therapieplan.
Mit seinem Therapeuten vereinbart der Versicherte
dann bei Bedarf die Videosprechstunden.
Der OnlineChat wird technisch über den PatientusServer abgewickelt, eine spezielle Software benötigt der Patient dafür nicht. Die OnlineSprechstunde ist abhörsicher. Ähnlich wie beim Online Banking ist die Kommunikation mehrfach verschlüsselt.
Arzt-Konsultation per Video
NETZWERK-KONFERENZ
KMU-Treffen zu gesunder FührungZur ersten nordostweiten Kon-ferenz der KMU-Netzwerke Ge-sundheitskompetenz sind kleine und mittelständische Unterneh-men aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Anfang November in der Haupt-stadt zusammengetroffen. Mehr als 70 Teilnehmerinnen und Teil-nehmer diskutierten über das Thema „Gesunde Führung im Spannungsfeld von Verände-rung, Flexibilisierung und Fürsor-gepflicht“ und tauschten sich in Workshops über Arbeitsschwer-punkte für 2016 aus.
„In jedem Veränderungspro-zess liegt auch die Chance, ge-sundheitsförderliche Bedingun-gen zu schaffen. Aber man muss wissen wie und man muss es wollen, das ist eine Führungsauf-gabe“, sagte Professorin Dr. Antje Ducki von der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin in ihrem Vor-trag mit dem Titel „Gesund füh-ren in Zeiten des Wandels“.
In den verschiedenen KMU-Netz-werken Gesundheitskompetenz in den Bundesländern tauschen sich inzwischen mehr als 100 Un-ternehmen zu aktuellen Gesund-heitsthemen aus. Ein Großteil der Firmen lässt sich zugleich von der AOK Nordost in Fragen eines nachhaltigen Betrieblichen Ge-sundheitsmanagements beraten.
Für die Netzwerkteilnehmer wird zudem regelmäßig eine Qualifizierung zum betrieblichen Gesundheitscoach angeboten. Die Coaches sollen befähigt wer-den, das Gesundheitsmanage-ment im eigenen Unternehmen aufzubauen und kontinuierlich weiter zu entwickeln. Seit 2010 haben bereits 139 Unterneh-mensvertreter an dieser Ausbil-dung teilgenommen.
Der erste Arznei mittelkongress der AOK Nordost mit dem Titel „Multimedikation und das Leid mit den Leitlinien“ findet am 13. Januar 2016 (15-20 Uhr) im EUREF-Campus 18 (Wasserturm beim Gasometer) in der Torgau-er Straße 12–15, 10829 Berlin
statt. Teilnahmegebühr: 50 Eu-ro. Der Kongress wird von der Ärztekammer Berlin als Fort-bildung anerkannt (vier Punkte in der Kategorie A). Ärzte kön-nen sich online anmelden un-ter: www.arzneimittelkongress-aoknordost.de
Premiere im Wasserturm
www.cfg-berlin.de
Arzneimittel-Verordnungsdaten 1. Halbjahr 2015 für über 64-Jährige
5 bis 10 Wirkstoffe 10 oder mehr Wirkstoffe
Berlin 61,1 18,0
Brandenburg 64,3 18,9
Mecklenburg-Vorpommern 68,0 22,6
Verordnungen bei AOK Versicherten in Prozent:
6 AOK Forum Ausgabe 3 · 2015Berichte aus Brandenburg
Eine zweite Meinung schont den RückenPatienten mit Schmerzen im Kreuz sollten sich im AOK-Spezialprogramm begutachten lassen: In vier von fünf Fällen ist eine Operation vermeidbar.
Positive Zwischenbilanz nach einem halben Jahr Laufzeit des strukturierten Versorgungsprogramms RückenSPEZIAL: Nicht einmal bei jedem fünften AOKVersicherten, der sich bei Experten der mit der AOK Nordost kooperierenden Rückenzentren eine Zweitmeinung eingeholt hat, war ein chirurgischer Eingriff notwendig. In der Mehrzahl der Behandlungsfälle konnten die Betroffenen mit gezielter Therapie schonender behandelt werden.
Bei eindeutigen Indikationen ist ein Eingriff gleichwohl unvermeidbar. „Dennoch sollte eine Operation das letzte Mittel gegen die Schmerzen im Rücken sein“, sagt Harald Möhlmann, Geschäftsführer Versorgungsmanagement der AOK Nordost. Die Kasse bietet Rückenschmerzpatienten seit April 2015 daher ein qualitativ gesichertes, interdisziplinäres Zweitmeinungsverfahren in ausgewählten Rückenzentren in Brandenburg, Berlin und MecklenburgVorpommern an.
Der Bedarf ist groß, wie Zahlen des BundesGesundheitssurvey belegen: Demnach kommen in Deutschland jedes Jahr rund 160.000 Rückenpatienten unters Messer. Allein bei der AOK Nordost wurden im Jahr 2012 mehr als 5.600 Versicherte an der Bandscheibe operiert.
Dass eine neuerliche Begutachtung des Gesundheitszustandes nach der Erstdiagnose sinnvoll ist, belegen auch verschiedene Studien: Demnach kann in vier von
fünf Fällen durch konservative Methoden eine Operation verhindert werden.
„Die ersten Ergebnisse des strukturierten Versorgungsprogramms ‚RückenSPEZIAL‘ unterstreichen einmal mehr, die Entscheidung für einen chirurgischen Eingriff nicht voreilig, sondern überlegt und gut beraten zu treffen“, betont AOKExperte Harald Möhlmann.
OsteoporosePatienten in Brandenburg, die eine Selbsthilfegruppe suchen, können eine neue OnlineSuche des Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverbandes (OSD) nutzen. Die InternetPlattform umfasst bundesweit 568 Datensätze von Selbsthilfegruppen zum Thema Osteoporose – der häufigsten Knochenerkrankung im höheren Lebensalter. Aus der Mark sind 38 Gruppen von Bergfelde bis Zeuthen gelistet. Die
AOK hat das Projekt finanziell unterstützt. Die AOK Nordost fördert dieses Jahr acht OsteoporoseSelbsthilfegruppen in Brandenburg, Berlin und MV mit rund 4.800 Euro. Insgesamt unterstützt die Kasse
jährlich rund 86 SelbsthilfeProjekte in Brandenburg in Höhe von knapp 168.000 Euro. Zudem fördern die AOKs im Rahmen der gesetzlich übergreifenden KassenFörderung die Selbsthilfe dieses Jahr allein mit rund 16 Millionen Euro bundesweit und sind somit nicht nur wichtigster Partner in Brandenburg.
Selbsthilfe-Navi zur Osteoporose
AOK-FREE-KICK
Fairplay auf dem SportplatzAnpfiff für den AOK-Free-Kick in Brandenburg: Auf dem Sport-gelände des Cottbuser Pück-ler-Gymnasiums wurde das gemeinsame Projekt der Ge-sund heitskasse sowie des FC Energie Cottbus und des Stadt-sportbundes Cottbus Ende No-vember vorgestellt. Im Rahmen der Initiative „Energie für Vielfalt und Toleranz“ wird Kindern und
Jugendlichen einmal in der Wo-che ein kostenfreies Fußballtrai-ning angeboten. Die Trainer des Nachwuchsleistungszentrums von Energie Cottbus zeigen Tricks beim Spiel mit dem runden Leder und vermitteln Spaß sowie einen fairen Umgang im Sport.
HEALTH CIRCLE
Wertschöpfende GesundheitsbrancheDie Gesundheitsbranche ist vor allem ein Wirtschaftsfaktor. Dies haben Teilnehmer des achten „Health Circle“ der Initiative Ge-sundheitswirtschaft Branden-burg in Potsdam betont. Die AOK Nordost ist Mitglied der Initiative, deren Ziel die Förderung der Ge-sundheitswirtschaft in der Mark ist. Vorgestellt wurde bei der Veranstaltung eine Studie des WifOR-Instituts für drei Reha-Kli-niken in Brandenburg. Die drei Einrichtungen belegten einmal mehr die grundlegenden Trends der Gesundheitswirtschaft als einer äußert wertschöpfenden Wirtschaftsbranche, die oben-drein viele Arbeitsplätze schaffe und sichere, hieß es. In den drei Reha-Kliniken seien zum Unter-suchungszeitpunkt mehr 900 Mitarbeiter tätig gewesen. Das Lohnniveau der Beschäftigten sei vergleichsweise hoch.
www.aok.de/nordost
www.osd-ev.org > selbsthilfe > gruppe-suchen
Mit dem Programm „RückenSPEZIAL“ bietet die AOK Nordost Versicherten ein interdisziplinäres Zweitmeinungsverfahren in ausgewählten Rückenzentren.
7AOK Forum Ausgabe 3 · 2015 Berichte aus Brandenburg
Während die Versicherungsfachleute der AOK Nordost mit den Ländern intensiv die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte für Flüchtlinge abstimmen und vorbereiten, engagieren sich auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheitskasse ehrenamtlich für die vor Krieg, Gewalt und Hunger in Deutschland Asyl suchenden Menschen.
„Dieses Engagement unterstützen wir ausdrücklich“, betonen die Vorstände der AOK Nordost, Frank Michalak und Gerlinde König. Die Integration der Flüchtlinge sei neben der angemessenen gesundheitlichen Versorgung „in erster Linie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. „Die AOK ist als gesetzliche Krankenversicherung wie auch als Unternehmen ein Teil dieser Gesellschaft.“
Wie der Vorstand ankündigte, wird mit Mitteln aus der traditionellen Aktion „Spende statt Weihnachtskarten“
in diesem Jahr ein Patenschaftsfonds begründet. Drei jungen Flüchtlingen, die ohne Angehörige nach Deutschland gekommen sind, soll bei der Integration in der Region BerlinBrandenburg konkret geholfen werden. Im ersten Schritt soll ihnen ab Anfang 2016 ein Praktikum bei der Gesundheitskasse angeboten werden.
Nach der entsprechenden Eignung können sie ab September 2016 dann auch eine Ausbildung bei der AOK – ge
meinsam mit den 50 weiteren Auszubildenden – beginnen, um in Deutschland möglichst rasch eine berufliche Perspektive zu erhalten.
Zudem will die AOK Nord ost den Berliner Verein „KARUNA“ unterstützen, der Mädchen und Jungen hilft, die allein aus Syrien nach Deutschland geflüchtet sind. Die Kasse hat dem Verein mögliche Wohnimmobilien angeboten, die sich eventuell für die Unterbringung der Jugendlichen eignen.
Patenschaftsfondsfür junge FlüchtlingeDie Gesundheitskasse bietet jungen Asylbewerbern, die ohne Familie nach Deutschland gekommen sind, die Chance auf einen beruflichen Start.
Daumen hoch: Die AOK Nordost unterstützt junge Flüchtlinge bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt – in Form von Praktikum und Ausbildung.
Die Länder Brandenburg und Berlin wollen ihre Krankenhausplanung künftig noch enger abstimmen. Dies bekräftigten die Gesundheitsressortchefs Mario Czaja (Berlin) und Diana Golze (Brandenburg) im November bei einer Fachveranstaltung. 50 Experten hatten zuvor in Potsdam über die Notfallversorgung in der Region diskutiert.
Um die Notfallversorgung in dünn besiedelten Regionen
zu sichern, müsse das Gesundheitssystem umgestaltet werden, so Golze: „Für mich ist von zentraler Bedeutung, dass die drei Säulen der Notfallversorgung eng miteinander verzahnt werden.“ Für Golze sind
das der boden und luftgebundene Rettungsdienst der Kommunen, die ambulanten ärztlichen Bereitschaftsdienste sowie die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser, die insbesondere auf dem Lande als „Anker der Gesundheitsversorgung“ dienten.
Neben der Erreichbarkeit ist die medizinische Qualität in der Notfallversorgung vor allem für Berlin zentrales Thema. Berlin hat im Rahmen des neuen Landeskranken
hausplans hierzu Strukturvorgaben erstellt und mit der Ärztekammer Berlin die ärztliche Zusatzqualifikation „Klinische Notfall und Akutmedizin“ vorangebracht. „Das ist ein sinnvoller Weg, die medizinische Versorgung in den Rettungsstellen zu verbessern“, sagte Czaja. „Im Rahmen der zukünftigen gemeinsamen Krankenhausplanung wollen wir die Qualitätsanforderungen gemeinsam weiterentwickeln.“
AOK-PFLEGEREPORT 2015
Jeder dritte Barnimer ist pflegebedürftigSenioren in der Region Nordost werden später pflegebedürftig – so ein Ergebnis des ersten Pfle-gereports der AOK Nordost, den das Gesundheitswissenschaft-liche Institut Nordost (GeWINO) herausgegeben hat. Demnach benötigen die Senioren durch-schnittlich mit 82 Jahren pflege-rische Hilfe, ein Jahr später als 2010. In Brandenburg variiert das Pflege-Eintrittsalter regional erheblich: Während die Senioren in Cottbus mit knapp 84 Jahren pflegebedürftig werden, sind die Menschen in den Kreisen Barnim und Uckermark erst 81 Jahre. Im Barnim ist mit 29,2 Prozent be-reits knapp jeder dritte Einwoh-ner pflegebedürftig: der höchste Anteil im Land. Im Spree-Neiße-Kreis liegt er bei 15,1 Prozent und damit landesweit am niedrigsten.
Für den Pflegereport hat das GeWINO Abrechnungsdaten aller Pflegeleistungen von AOK-Versi-cherten zwischen 2010 und 2014 ausgewertet. Für die Organisa-
tion von Unterstützungsstruktu-ren, etwa im Rahmen der „Bran-denburger Pflegeoffensive“, soll der Report mit seiner Auswer-tung bis auf Kreisebene eine ver-lässliche und repräsentative Pla-nungsbasis für die Politik bieten.
Länder stimmen Klinikplanung enger ab
8 AOK Forum Ausgabe 3 · 2015Berichte aus MecklenburgVorpommern
www.wido.de
„Tief vernetzt im ganzen Land“Das AOK-Herbstfest in Schwerin stand im Zeichen des 25-jährigen Jubiläums der Kassen-Gründung. Ein dickes Lob der Politik gab es auch.
Dieses Jahr stand der Herbst deutschlandweit ganz im Zeichen der „Wendezeit“ von 1989 und des 25jährigen Jubiläums der Wiedervereinigung. Ein Vierteljahrhundert vereintes Deutschland bedeutet auch 25 Jahre Gesundheitskasse in MecklenburgVorpommern.
Vor diesem Hintergrund nutzte die AOK Nordost ihren traditionellen Herbstempfang Anfang November in Schwerin, um an die damaligen Herausforderungen der Auf bauphase zu erinnern und gleichzeitig den Blick auf aktuelle und künftige Aufgaben im Gesundheitswesen zu richten.
Rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur waren der Einladung zum Herbstfest „AOK live – ein Abend für die Gesundheit“ gefolgt, darunter Landtagsvizepräsidentin Regine Lück und Sozialministerin Birgit Hesse. „Ich habe die AOK als vertrauensvollen und kompetenten Ansprechpartner kennengelernt“, so Hesse. „Sie ist
tief vernetzt im ganzen Land.“ Begleitet wurde die Veranstaltung vom Moderatorenteam der Morningshow „Frühaufsteher“ von NDR1 Radio MV, Susanne Grön und Marko Vogt. Sie führten durch ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit aktuellen Themen wie beispielsweise der Integration von Flüchtlingen in das Gesundheitswesen des Landes oder auch Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung.
Verschiedene Themenlounges mit Informationen zu Versorgungsmodellen, zum Engagement für Vielfalt und Toleranz sowie eine Ausstellung zur Aufbauphase und Entwicklung der Gesundheitskasse im Land rundeten das Programm ab.
Höhepunkt der Veranstaltung war eine beeindruckende Show der Sportakrobatinnen des VfL Schwerin unter der Leitung von Trainerin Karola Mevius.
Aufnahme und Integration von Flüchtlingen stellen die Gesellschaft vor große Aufgaben. Sie zu bewältigen, dafür setzen sich viele ein, auch die AOK Nordost.
So nutzte die Gesundheitskasse ihren diesjährigen Herbstempfang in Schwerin, um bei den Gästen mit einer Mitmachaktion für das Projekt „Integration durch Sport“ des Rostocker FC zu werben. Die Gäste konnten Postkarten mit Integrationsmotiven
(Bild) an Familie und Freunde verschicken. Für jede aufgegebene Karte spendete die AOK an das soziale Projekt des Fußballclubs in der Hansestadt. Insgesamt kamen rund 2000 Euro zusammen. Im Rahmen des Projekts bietet der Verein
Flüchtlingskindern aus der angrenzenden Asylbewerberunterkunft einmal in der Woche ein kostenloses Fußballtraining an. „Mit Hilfe von Sport kann Integration bestens gelin
gen“, ist der Vereinsvorstand Nils Greese überzeugt. „Sport ist eine Sprache, die alle verstehen.“ Als besondere Ergänzung geben Spieler und Trainer des Vereins den Kindern zusätzlich Deutschunterricht.
Mit Sport kann Integration gelingen
VERSORGUNGSREPORT
Mandel-OPs am häufigsten in RostockMandel- und Blinddarm-Opera-tionen sind bei Kindern und Ju-gendlichen die häufigsten ope-rativen Eingriffe. Der kürzlich vorgelegte Versorgungs-Report 2015 des Wissenschaftlichen In-stituts der AOK (WIdO) hat bun-desweit die Operationsraten ausgewertet und regional gro-ße Unterschiede festgestellt: So werden in Mecklenburg-Vorpom-mern 37,4 AOK-Patienten bis 24 Jahre mit Tonsillektomien (Man-delkomplettentfernungen) oder Tonsillotomien (Mandelteilent-fernungen) pro 10.000 Einwoh-ner operiert. Das entspricht dem Bundesdurchschnitt.
Die Unterschiede im Land sind jedoch beachtlich: So liegt die Rate in Rostock (Stadt und Landkreis) bei 46,1. In der Raum-ordnungsregion Westmecklen-burg (Landkreise Ludwigslust-Parchim, Nordwestmecklenburg und Schwerin) hingegen wurden
diese Operationen nur bei 28,3 Patienten pro 10.000 Einwoh-nern durchgeführt. In Deutsch-land wurden 2014 insgesamt 108.000 Mandelentfernungen gezählt. Die Operationsrate sank von 2005 bis 2014 je 10.000 Ein-wohner um ein Fünftel. Bei den Blinddarmentfernungen (Appen-dektomien) liegt die Rate in M-V bei den unter 18-Jährigen bei 26,1 operierten Patienten pro 10.000 Einwohner und damit knapp unter dem bundesweiten Durchschnitt.
Der Versorgungs-Report des WIdO ist eine jährliche Publika-tionsreihe, die über aktuelle Ent-wicklungen in der Gesundheits-versorgung informiert.
Herbstfest der AOK Nordost in Schwerin (v.l.n.r.): Alexander Schirp vom Verwal-tungsrat, Vorstandschef Frank Michalak, Sozialministerin Birgit Hesse, Gerlinde König (stellv. Vorstandsvorsitzende) und Landesgeschäftsführer Frank Ahrend.
9AOK Forum Ausgabe 3 · 2015 Berichte aus MecklenburgVorpommern
Mit Henrietta auf die Schatzinsel oder mit Max und Moritz Streiche spielen: Auch in diesem Jahr haben am bundesweiten Vorlesetag am 20. November zahlreiche Mitarbeiter der AOK Nordost zu spannenden Lesereisen eingeladen. Die Lesepaten lasen unter anderem in mehreren Kitas in Rostock oder Teterow, in Grundschulen in Schwerin oder auch in einer Klinik in Berlin vor. Insgesamt beteiligten sich mehr als 40 AOKMitarbeiter in MecklenburgVorpommern, Brandenburg und Berlin an der Aktion.
Überall lauschten die Kinder gespannt den Geschichten und hatten sichtlich Freude daran. Dass gemeinsame Vorlesestunden aber nicht nur Spaß machen, sondern auch wichtig für die persönliche Entwicklung der Kinder sind, bestätigte erst jüngst eine Studie der Stiftung Lesen. Demnach sind Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, besser in der Schule. Dieser
positiven Wirkung des Vorlesens sind sich auch die Mitarbeiter bei der AOK bewusst. Daher nahm die Gesundheitskasse in diesem Jahr bereits zum vierten Mal am Vorlesetag teil und hilft so, dass Bücher neben Computern, Fernsehern und Handys nicht in Vergessenheit geraten.
Der Fokus der Aktion lag auf dem Thema Inklusion. So lasen einige AOKMitarbeiter speziell in Einrichtungen vor, in denen Kinder mit besonde
ren Bedürfnissen gemeinsam lernen und spielen.
Eine besondere Vorleseaktion fand auch im ParkCenter im Berliner Stadtbezirk Treptow statt. Hier veranstaltete die AOK Nordost gemeinsam mit dem Verein „MyTheo“, der sich für ein gleichberechtigtes und friedliches Miteinander unter Kindern einsetzt, ein großes Lesefest zum Mitmachen.
AOK lädt Kinder zuspannenden Lesereisen einMehr als 40 Mitarbeiter der Gesundheitskasse unterstützten in Kitas und Grundschulen den bundesweiten Vorlesetag.
Schau her, ein tolles Buch: Auch am diesjährigen Vorlesetag lasen Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter der AOK Nordost Kindern in Kitas und Schulen vor.
Die RheumaLiga in MecklenburgVorpommern konnte in diesem Herbst ihr 25jähriges Gründungsjubiläum feiern. Ähnlich wie in Brandenburg, wo der dortige Landesverband ebenfalls auf ein Vierteljahrhundert engagierter Arbeit zurückblicken kann, unterstützt die AOK diese Selbsthilfeorganisation seit Anbeginn. Allein in diesem Jahr wurden beide Landesverbände mit insgesamt 38.000 Euro unterstützt.
Unter dem Motto „Gemeinsam mehr bewegen“ leistendie vor allem ehrenamtlich Engagierten in MV Aufklärungs arbeit rund um das Thema Rheuma und Hilfe zur Selbsthilfe bei den Betroffenen, damit diese so lange
wie möglich selbstbestimmt leben können. Zu den von der
AOK Nordost geförder
ten Projekten gehörte 2015
unter anderem das dreitägige
Seminar „Gesunder
Rücken“, in dem Betroffene
mithilfe von Theorie und prak tischen Übungen
lernen, mit ihren Schmerzen im Alltag besser umzugehen.
Insgesamt unterstützt die AOK Nordost jährlich rund 130 SelbsthilfeProjekte in MecklenburgVorpommern mit einer individuellen Projektförderung in Höhe von knapp 128.000 Euro. „Was die Selbsthilfegruppen leisten, ist nicht hoch genug zu schätzen“, sagt Frank Ahrend, Landesgeschäftsführer der AOK Nordost in MecklenburgVorpommern.
GESUNDHEITSPREIS
Ideen für gesundes AufwachsenFür die Neuauflage des Gesund-heitspreises Mecklenburg-Vor-pommern können noch bis Jahresende Bewerbungen ein-gereicht werden. Gesucht wer-den zukunftsweisende Projekte, die sich der Gesundheitsförde-rung von Kindern und Jugendli-chen vor allem bei Übergewicht und anderen gesundheitlichen Problemen verschrieben haben.
Eine unabhängige Jury aus Wissenschaft, Praxis und Poli-tik entscheidet über die Verga-be und Aufteilung der mit ins-gesamt 30.000 Euro dotierten Preise, die 2016 überreicht wer-den. Gemeinsam mit der Ärzte-kammer M-V hat die AOK Nord-ost den Innovationswettbewerb nach seiner Premiere 2014 in die-sem Herbst bereits zum zweiten Mal ausgeschrieben.
Den Hintergrund für die Wahl des aktuellen Themas bilden Zahlen zum Übergewicht bei Kindern. So belegt etwa der Kinder- und Ju-gendschutzbericht der Landesre-gierung M-V bereits für die unte-ren Schuljahre, dass rund zwölf Prozent der Schüler übergewich-tig sind – mehr als fünf Prozent sogar adipös.
Rheuma-Liga leistet seit Jahren engagierte Arbeit
www.vorlesetag.dewww.aok.de/nordost/
gesundheitspreis
10 AOK Forum Ausgabe 3 · 2015Im Fokus
Montagmorgen. Pünktlich um 9.30 Uhr machen sich Dr. Eckehard Frisch, Lungenfacharzt am Berliner Centrum für Gesundheit (CfG) der AOK Nordost, und eine Atmungstherapeutin auf zum Hausbesuch. Die beiden besuchen Patienten, die nach einem Krankenhausaufenthalt in den eigenen Wänden, in einer betreuten Wohngemeinschaft oder im Pflegeheim weiter beatmetet werden müssen. Bei manchen Patienten besteht die Hoffnung, von der künstlichen Beatmung „entwöhnt“ zu werden. Andere wünschen sich, trotz der gesundheitlichen Einschränkung wieder ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Vom Berliner Stadtbezirk Wedding aus geht es für Eckehard Frisch und Kollegin mit dem Auto zum Alexanderplatz in Mitte, dann weiter nach Kreuzberg. Am Nachmittag stehen noch Termine in Spandau und Frohnau auf der Liste.
Zu den Patienten, denen Frisch und sein Team einmal im Quartal einen Besuch abstatten, gehört auch Antje Mehlei (50). Die Berlinerin sitzt im Rollstuhl. Ein weißer und leicht gekrümmter Schlauch an der Luftröhre – im Fachjargon Trachealkanüle genannt – ermöglicht es ihr, zu atmen. Trotz ihrer Einschränkung kann sich Antje Mehlei – im Gegensatz zu vielen anderen Beatmungspa tienten – gut verständigen.
Antje Mehlei ist auch eine der ersten Patienten, die im Rahmen des Modellversuchs „Praxis für außerklinische Beatmung“ des CfG ambulant
versorgt werden. Und zwar deutlich besser, als dies davor der Fall gewesen sei, sagt sie.
Kein Einzelfall. Seit Jahren sehen Experten in der ambulanten Behandlung von Beat
mungspatienten qualitative Mängel, die zulasten der Lebensqualität der Patienten gehen. „Ärztliche Versorgung von außerklinisch beatmeten Patienten findet im Wesentlichen durch Hausärzte und punktuell durch Fachärzte statt, die kaum Erfahrung im
Bereich der außerklinischen Beatmung haben. Damit sind die Patienten gemessen an der Schwere und Komplexität ihrer Erkrankung unterversorgt“, sagt CfGMediziner Frisch. Nicht selten führe die
nicht ausreichende Versorgung von Beatmungspatienten dazu, dass es zum Drehtüreffekt komme und die Patienten wieder ins Krankenhaus zurück müssten.
Ziel des im Jahr 2014 gestarteten AOKModellversuchs
ist es daher, die Qualität der Behandlung von Beatmungspatienten so optimal wie möglich zu gestalten und die Lebensqualität der Betroffenen trotz gesundheitlicher Einschränkung zu erhalten.
Seit Januar 2014 betreuen Frisch und seine Mitarbeiter im CfG etwa 150 Beatmungspatienten in Berlin. Neben mindestens einem Hausbesuch pro Patient im Quartal durch einen Pneumologen und einer Atmungstherapeutin gehört die Erreichbarkeit an allen Werktagen des CfGTeams sowie eine enge Zusammenarbeit mit allen an der Versorgung Beteiligten zu den Grundelementen des Modellversuchs der Gesundheitskasse für Nordost. Und die Liste der an der Versorgung beteiligten Akteure sei im Fall der beatmeteten Pa
„Das Projekt ist nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung der Arbeit des
Haus- oder Facharztes konzipiert.“Dr. Eckehard Frisch, Pneumologe am CfG der AOK Nordost
Luft zum Leben: Ziel des AOK-Modellprojekts „Praxis für außerklinische Beatmung“ ist es, die Qualität der ambulanten Versorgung von Beatmungspatienten zu verbessern.
Modellprojekt für beatmetePatienten setzt neue MaßstäbeTherapie abstimmen, Medikamente überwachen, Hilfsmittel organisieren: Das Projekt „Praxis für außerklinische Beatmung“ am Berliner Centrum für Gesundheit der AOK Nordost sieht seine Aufgabe im begleitenden Fallmanagement. Das Ziel: mehr Lebensqualität für die Patienten.
11AOK Forum Ausgabe 3 · 2015 Im Fokus
tienten lang, weiß Eckehard Frisch: Haus oder Facharzt, Logopäde, Physiotherapeut, ambulanter Pf legedienst, Hilfsmittellieferant.
Sind viele an der Ver sorgung eines Patienten beteiligt, dann braucht es vor allem Koordination. „Die Rolle des Fallmanagements übernehmen wir“, sagt Frisch. „So gewährleisten wir, dass der jeweilige Patient die für ihn richtigen und wichtigen Hilfsmittel wie auch die beste Behandlung und Betreuung erhält.“ Wichtig ist dem Pneumologen, dass das Angebot „nicht als Ersatz des behandelnden Haus oder Facharztes, sondern als Ergänzung konzipiert ist“.
Auch aus Sicht der beteiligten Pflegekräfte sei ein koordiniertes Vorgehen bei der Versorgung von Beatmungspatienten wichtig. „Viele Pflegekräfte, die Beatmungspatienten betreuen, leisten Außerordentliches. Häufig fehlt ihnen aber ein Ansprechpartner, der weiterhilft, wenn spezielle Fragen auftauchen“, berichtet Frisch.
Die Zahl der Patienten, die auf außerklinische Beatmung angewiesen sind, steigt kontinuierlich. Betroffene leiden häufig an einer Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) – umgangssprachlich auch als „Raucherlunge“ oder „Raucherhusten“ bekannt –, oder an neuromuskulären Erkrankungen infolge schwerer Unfälle, einer Querschnittslähmung, einem Schlaganfall, Parkinson oder Multipler Sklerose.
Die steigende Zahl an Beatmungspatienten und die nicht immer optimale Versorgung der Patienten habe die AOK Nordost auf den Plan gerufen, sagt AOKPflege Geschäftsführer HansJoachim Fritzen. „Das Modellprojekt zur außerklinischen Beatmung hat sich in den vergangenen zwei Jahren sehr bewährt. Es zeigt, dass eine optimale ambulante Versor
gung von Beatmungspatienten möglich ist, wenn sie von einem koordinierenden Fallmanagement begleitet ist. Verläuft die multiprofessionelle Versorgung in geordneten Bahnen, dann sichert das ein Stück Lebensqualität für die Patienten“, betont Fritzen. Ziel der AOK sei es daher, das möglichst viele betroffene AOKVersicherte von dem Modellprojekt profitierten. „Auswertungen unserer Versichertendaten zeigen nämlich, dass die Zahl der tracheotomierten Patienten in der ambulanten Versorgung in den vergangenen vier Jahren um 7,6 Prozent gestiegen ist. Schon deshalb ergibt sich für uns Handlungsbedarf.“
Die Leiterin des Zentrums für die Entwöhnung langzeitbeatmeter Patienten an der Berliner Charité und 2. Vorsitzende der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB), Dr. Simone Rosseau, fasst die Situation von Beatmungspatienten so zusammen: „Die Probleme fangen bereits im Krankenhaus auf der Intensivstation an und setzen sich über die Krankenhausentlassung bis hin in den ambulanten Bereich fort.“ Meist fehle es an spezialisiertem Wissen, um die Patienten angemessen zu versorgen (siehe Interview).
Das Modellprojekt der AOK Nordost zur außerklinischen Beatmung begrüßt die Expertin. Dr. Frisch und sein Team hätten sich der Probleme in der ambulanten Versor gung beatmeter Patienten angenommen. Klarer Pluspunkt des Modellversuchs sei: „Ein Spezialist für pneumologische Beatmungsmedizin koordiniert die komplexe Zusammenarbeit aller an der Versorgung beteiligten Akteure.“ Daher habe die DIGAB das Projekt auch im Sommer 2015 mit dem ersten Preis für das „Beste Abstract“ geehrt.
Was ist unter Entwöhnung bzw. Weaning zu verstehen?Mit Weaning (engl.) ist norma-lerweise das Abstillen eines Säuglings gemeint. Genauso kann man Menschen von der künstlichen Beatmung ent-wöhnen. Bei 80 bis 85 Prozent der Patienten auf Intensivstati-onen ist eine Entwöhnung re-lativ einfach zu erreichen und dauert im günstigsten Fall nur wenige Tage. Bei 15 bis 20 Pro-zent der Beatmungspatienten ergeben sich jedoch erhebliche Probleme bei der Entwöhnung.
Was leistet das Zentrum?Das Zentrum, das seit 2008 existiert und im Dezember 2010 von der DGP zertifiziert wurde, ist für Intensivpatien-ten mit kompliziertem Entwöh-nungsprozess eine Möglichkeit, doch noch eine Beatmungsent-wöhnung zu erzielen. Das Be-sondere an dem Zentrum: Ein multiprofessionell aufgestell-tes Team aus Pneumologen, Atmungstherapeuten, Physio-therapeuten, Logopäden, und Pflegekräften kümmert sich dort sehr intensiv um die Pati-enten. Das können typische In-tensivstationen in dieser Inten-sität häufig nicht leisten.
Wie steht es um die Chancen der Patienten, bei denen die Entwöhnung kompliziert ist?Uns gelingt es, etwa zwei Drit-tel der schwer kranken Patien-ten mit drohendem Weaning-versagen doch noch von der künstlichen Beatmung zu ent-wöhnen. Ein Teil von ihnen kann dann wieder in die Häus-lichkeit zurückkehren und ein autonomes Leben führen.
Beatmungspatienten sind bislang nicht optimal ver-sorgt. Wo liegen die Defizite? Die Probleme fangen bereits im Krankenhaus auf der Inten-sivstation an und setzen sich über die Krankenhausentlas-sung bis hin in den ambulan-ten Bereich fort. Zumeist fehlt
es an spezialisiertem Wissen, um die Patienten angemessen versorgen zu können.
Sie haben kürzlich die Öko-nomisierung in diesem Me-dizinbereich angesprochen. Was genau kritisieren Sie? Der Beatmungspatient ist, sa-lopp gesagt, zum Dukatenesel geworden. Kliniken verdienen an ihm, Medizintechnikher-steller, und ambulante Pflege-dienste insbesondere in gro-ßen Wohngemeinschaften, die in vielen Fällen eher typischen Pflegeheimen entsprechen. Die Kosten für die ambulante Be-treuung eines Beatmungspati-enten mit Kanüle belaufen sich auf rund 250.000 Euro pro Jahr, das ist viel Geld. Das Problem ist, dass die Patienten häufig keine geregelte medizinische Betreuung haben, da Hausärzte eher selten über Erfahrungen mit der Beatmung verfügen. Die heute überwiegend Be-troffenen sind alte, sehr kran-ke Menschen, die häufig nicht mehr über sich entscheiden können und somit nicht mehr selbstbestimmt sind. Angehöri-ge wissen in diesen Situationen oft auch nicht weiter.
Wie bewerten Sie das Modell- projekt der AOK Nordost? Die ärztliche Betreuung von Patienten, die nach einem Kli-nikaufenthalt zu Hause weiter beatmet werden müssen, ist bislang nicht klar geregelt, es gibt viele Defizite. Nicht selten führt das dazu, dass die Patien-ten rasch wieder ins Kranken-haus zurück müssen. Zudem werden sehr viele Patienten mit einer Beatmung entlassen, die durchaus entwöhnt werden könnten. Herr Dr. Frisch und sein Team haben sich dieser Probleme angenommen. Der große Pluspunkt an dem Pro-jekt: Ein Spezialist für pneumo-logische Beatmungsmedizin koordiniert die komplexe Zu-sammenarbeit aller an der Ver-sorgung beteiligten Akteure.
Interview
„Die Patienten sind häufig nicht selbstbestimmt“Dr. Simone Rosseau, Leiterin von Berlins erstem von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) geprüften Zentrum für die Entwöhnung langzeitbeatmeter Patienten.
www.cfg-berlin.de
12 AOK Forum Ausgabe 3 · 2015Kommentar
Zwölf Jahre sind seit dem politischen Beschluss zur Einführung der elektronischen Gesundheits
karte (eGK) vergangen. Doch aus dem MilliardenProjekt, welches als zentraler Baustein bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens gilt, ist längst ein Desaster geworden. Das Vorhaben wur
de in schier endlosen Debatten zwischen Akteuren der Selbstverwaltung zerrieben, hinzu kamen technische Pannen.
Bejubelt würde ein gänzliches Scheitern vor allem von der Ärzteschaft, deren Vertreter gewaltige Blockaden aufgebaut haben. Über Vorteile für Patienten – etwa die schnelle Verfügbarkeit medizinischer Informationen in Notfällen – spricht kaum noch jemand.
Die eGK mag als prominentes Beispiel einer zerfaserten Gesundheitspolitik gelten, durch die Innovationen immer
wieder ausgebremst werden. Während die digitale Vernetzung der Gesellschaft voranschreitet und elektronische Kommunikation alltäglich ist, wird das Gesundheitswesen von dieser Entwicklung abgekoppelt. Technisch ist schon vieles möglich: Patientenakten, Diagnosen und Medikationspläne könnten Ärzte
per Knopfdruck austauschen, unnötige Untersuchungen sowie mancher Behandlungsfehler ließen sich vermeiden. Mediziner könnten deutlich besser kooperieren. Doch es fehlt ein Überbau.
Zwar will die Bundesregierung mit dem EHealthGesetz deutlich mehr Tempo machen, um digitale Anwendungen in Kliniken und Arztpraxen zu verankern und die Telematikinfrastruktur auf einen flächendeckenden Einsatz vorzubereiten. Ein großer Wurf ist abermals nicht gelungen, was freilich nicht zu erwarten war: Vieles im Konzept von
Minister Hermann Gröhe ist auf ein Mindestmaß zurechtgestutzt. Zudem wirkt die Überzeugungsarbeit der Politik miserabel. „Dampfmacher“ Gröhe wird vermutlich bald die Puste ausgehen.
Dabei hat gerade die Telemedizin eine faire Chance verdient. Die Technologie könnte das Management chronischer Erkrankungen in häuslicher Umgebung erleichtern und im ländlichen Raum durchaus Lücken bei der Versorgung schließen – als Ergänzung zu ärztlichen Angeboten vor Ort. Doch bis dato werden schon Pilotprojekte mit datenschutzrechtlichen Argumenten verdammt.
Allerdings ist auch die ITBranche den Nachweis schuldig, die zentrale Speicherung hochsensibler Daten so zu organisieren, dass unerlaubte Zugriffe ausgeschlossen werden können. Gleichzeitig darf die Digitalisierung nicht unzähmbare BigDataTechnologien hervorbringen, wodurch Patienten auf bestimmte Profile reduziert werden. Dies wäre der Einstieg, um das Solidarprinzip der gesetzlichen Krankenkassen langsam auszuhöhlen. Darüber hinaus sollten scharfe, strafbewehrte Regularien für den Datenschutz stehen. Dies alles könnte mehr Vertrauen schaffen, was zwingend notwendig ist für den Weg ins eHealthZeitalter.
Henning Kraudzun ist Redakteur bei der „Märkischen Oderzeitung“.
Chancen nutzen – Risiken bändigenDie Telemedizin kommt in Deutschland nur schleppend voran. Dabei könnte die Technologie
das Management chronischer Erkrankungen erleichtern und Lücken in der Versorgung auf dem Land schließen, meint Henning Kraudzun von der „Märkischen Oderzeitung“.
„Scharfe, strafbewehrte Regularien für den Datenschutz sind bei eHealth unverzichtbar.”
Unter der Überschrift „Besse-re Hilfe für Patienten mit Kopf-schmerzen“ widmet sich die Berliner Zeitung dem Vertrag „RückenschmerzSPEZIAL“, den AOK Nordost und die Univer-sitätsmedizin Charité kürzlich geschlossen haben. Im We-sentlichen gehe es bei dem Pro-gramm darum, dass sich mehre-re Ärzte beziehungsweise Helfer um die Betroffenen kümmer-ten, schreibt die Zeitung. „Ziel ist ein gemeinsamer Behand-lungsplan, der auch gemeinsam
abgerechnet wird.“ Derzeit be-teiligen sich etwa 20 Ärzte an dem Projekt. Patienten, die das Programm be reits absolviert hätten, äußerten sich sehr po-sitiv. „Ich hatte nicht mit einer so großen Veränderung gerech-net“, zitiert die Zeitung eine der Teilnehmerinnen.
Die Schweriner Volkszeitung geht auf die Ankündigung der AOK Nordost ein, den Beitrags-satz zur Krankenversicherung im nächsten Jahr stabil bei 15,5
Prozent zu halten. Mit diesem Beitragssatz plane die Gesund-heitskasse aktuell ihren Haus-halt für 2016, zitiert das Blatt Vorstandschef Frank Michalak. Die endgültige Entscheidung treffe der Verwaltungsrat im De-zember. Zuvor hatte das Bundes-gesundheitsministerium erklärt, der durchschnittliche Zusatzbei-trag steige 2016 voraussichtlich um 0,2 Prozentpunkte auf 1,1 Prozent. Der durchschnittliche Beitrag zur Krankenversicherung läge dann bei 15,7 Prozent.
Die Märkische Allgemeine aus Potsdam blickt im Interview mit dem Chef der AOK Nordost, Frank Michalak, auf die Aufbau-jahre in Brandenburg nach der „Wende“ zurück. „Es war anfangs relativ schwierig. Und trotzdem eine super Zeit“, erinnert sich Michalak. Eigentlich habe es für Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) je eine AOK geben sollen. Doch die frühere Sozialministe-rin Regine Hildebrand habe ent-schieden: „Ganz Brandenburg bekommt nur eine AOK.“
Pressestimmen
13AOK Forum Ausgabe 3 · 2015 Vor Ort
Alles in diesem improvisierten Behandlungszimmer ist durch ehrenamtliche Arbeit entstanden. Die Wände haben Schüler gestrichen. Die Vorhänge, die die beiden Behandlungsliegen voneinander abschirmen, die Tische und Computer, die Regale für Medikamente, all das haben die Mitglieder der Initiative „MedizinhilftFlüchtlingen“ selbst eingerichtet. An drei Tagen in der Woche werden in diesem Kellerraum in der Notunterkunft Thielallee Flüchtlinge behandelt. Von Ärzten der Initiative. Ehrenamtlich.
Derzeit werden rund 2.300 Flüchtlinge in fünf Notunterkünften in Berlin von der Initiative medizinisch betreut. Hinzu kommen etwa 800 weitere Flüchtlinge aus Einrichtungen in der Nähe, die die Hilfe der 90 Ärzte, 50 Pflegekräfte, 30 Dolmetscher und 20 weiteren Helfer benötigen. Es ist die Erstversorgung, die von der Initiative „MedizinhilftFlüchtlingen“ sichergestellt wird. Denn ein großer Teil der Flüchtlinge besitzt noch keinen Behandlungsschein, der es ihnen ermöglicht, die medizinische Regelversorgung in Anspruch zu nehmen.
Laura Hatzler ist eine der Ärzte, die sich in der Initiative engagiert. „Unter unseren Patienten sind viele Kinder“, sagt die 30Jährige. Viele von ihnen sind durch die Erfahrung der Flucht verschlossen und ängstlich. Hinzu kommt die Sprachbarriere. Bei jeder Behandlung ist ein Übersetzer dabei. „Das Krankheitsspektrum gleicht dem der Berliner Bevölkerung. Die Patienten kommen meist wegen Fieber,
Husten, Halsschmerzen und MagenDarmInfektionen, die für Kinder aber sehr gefährlich sein können“, so Lau
ra Hatzler. Eine angemessene Erstversorgung der Flüchtlinge ist dringend nötig, da sie nach den Strapazen der Flucht geschwächt und anfällig für Infektionskrankheiten sind.
Neben den Sprechstunden zählen daher auch Impfaktionen zur Arbeit der Initiative. Eine solche Impfaktion von 200 Flüchtlingen in einer Turnhalle in BerlinDahlem war der Anlass für die Gründung im Dezember 2014. Heute ist „MedizinhilftFlüchtlingen“ die größte
ehrenamtliche, trägerunabhängige medizinische Hilfsinitiative in Berlin.
Die Initiative finanziert die Ausrüstung und die Medikamente, die für die medizinische Akutversorgung benötigt werden vorwiegend aus Einzelspenden. Seit September unterstützt die AOK Nordost dieses außerordentliche Engagement durch administrative Hilfe. Denn die Organisation der Sprechstun
den, das Erstellen der Dienstpläne, Abrechnungen und das Beantworten von Anfragen nimmt immer mehr Zeit in Anspruch und wurde bisher von den Ärzten selbst gemacht. Doch deren Fähigkeiten werden in den Notunterkünften gebraucht. Dort, wo die Not am größten ist.
Dort helfen, wo die Not am größten ist„Medizin-hilft-Flüchtlingen“ ist die größte medizinische Hilfsinitiative in Berlin. Mehr als 3.000 Menschen werden derzeit von Ärzten, Pflegekräften und Dolmetschern ehrenamtlich betreut. Die AOK Nordost unterstützt das Engagement.
Vertrauen gewinnen: Ärztin Laura Hatzler mit Kindern einer Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan.
Etwa zwei Drittel der Patienten
sind Kinder.
Asylsuchende Menschen in Ber-lin sollen ab Januar 2016 nach der Erstregistrierung eine elekt-ronische Gesundheitskarte (eGK) erhalten. Darauf haben sich Se-natsverwaltung und Kassen, da-runter die AOK Nordost, verstän-digt. Die Senatsbehörden sollen die nötigen Daten sowie ein Bild erfassen und elektronisch an die Kassen übermitteln. Bis zur
eGK-Ausstellung erhalten Asyl-bewerber einen Behandlungs-schein. Bei der Frage, ob die eGK besonderes gekennzeich-net wird, hat die AOK für einen diskriminierungsfreien Zugang plädiert. Sobald die vorgese-hene Kennzeichnung technisch realisiert werden kann, werden die Kassen dies bei der Karten-herstellung umsetzen.
Berlin startet mit eGK für Flüchtlinge
www.medizin-hilft- fluechtlingen.de
14 AOK Forum Ausgabe 3 · 2015LiveExtra
Wer in Ostdeutschland über die Gesundheits und Sozialpolitik nach der Wiedervereinigung spricht, kommt an ihr nicht vorbei. „Ich hoffe, ihr ein würdiger Vertreter zu sein“, formulierte Dr. Manfred Stolpe in Gedenken an die 2001 verstorbene Regine Hildebrandt, die seit 1990 als
brandenburgische Gesundheitsministerin die Politik weit über die Landesgrenzen hinaus prägte. 25 Jahre später trafen sich ihre Wegbegleiter, um bei den „AOKForen live“ in Potsdam und Schwerin einen Blick auf ein Vierteljahr
hundert Gesundheitsversorgung zu werfen.
Dass diese Zeit untrennbar mit der AOK verbunden ist, machte der ehemalige Ministerpräsident Stolpe Mitte November im Potsdamer Kutschstall deutlich. Er bescheinigte der Kasse eine „unverzichtbare Aufbauleis
tung“. Die AOK habe eine „große Verantwortung und die Hauptlast bei der Einführung der Gesetzlichen Krankenversicherung“ getragen.
Grünes Licht dafür, dass die AOK in Brandenburg 1991 als erste landesweite Kasse in
Deutschland starten konnte, gab Regine Hildebrandt. Am Nikolaustag 1990 habe sie diese „richtig gute und weitreichende Entscheidung“ getroffen, so Stolpe. Als schlüssig bezeichnete er auch die 20 Jahre später vollzogene Vereinigung der LandesAOKs in Brandenburg, Berlin und
MecklenburgVorpommern zur heutigen AOK Nordost. Was für die Politik eine Zukunftsvision ist, habe die AOK vorgemacht.
Aus Sicht MecklenburgVorpommerns beschrieb Friedrich Wilhelm Bluschke
ein paar Wochen zuvor beim Schweriner „AOKForum live“ den Anfang im Norden. „Es galt, dass ab Jahresbeginn 1991 jeder Bürger Mitglied einer Krankenkasse sein konnte. Unsere wichtigste Aufgabe war es dabei, gemeinsam mit
Aufbruch in einneues GesundheitssystemVor 25 Jahren wurde die AOK neu gegründet: Akteure von damals und heute blickten beim „AOK-Forum live“ in Potsdam und Schwerin auf den Umbau des ostdeutschen Gesundheitswesens zurück.
1990Staatsvertrag: Am 3. Oktober feiert Deutschland die Wiedervereinigung. Der Einigungsvertrag vom Juli 1990 sieht auch die Einführung eines gegliederten Systems der Krankenversicherung vor.
1991Neugründung: Zum 1. Januar starten die AOK für das Land Brandenburg sowie in M-V die AOKs in Schwerin, Rostock und Neubrandenburg.
1993Erstes Reformgesetz nach der Wende: Das Gesundheitsstrukturgesetz inklusive Risiko-strukturausgleich schafft das freie Wahlrecht. AOKs, BKKs, IKKs verlieren den Charakter als Primärkassen mit zugewiesenen Mitgliedern.
„Klassentreffen“ (v.l.n.r.): Beim „AOK-Forum live“ im Potdsamer Kutschstall erinnerten sich Dr. Hans-Joachim Helming (KV Brandenburg), Detlef Affeld (ehemaliger Gesundheitsstaats-Sekretär), Dieter Borchmann (früherer Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg), Gesundheitsexperte Hartmut Reiners und „Aufbauhelfer“ Fred Nadolny.
15AOK Forum Ausgabe 3 · 2015 LiveExtra
allen Partnern im Land die Solidargemeinschaft zukunftssicher zu organisieren“, so der langjährige AOKVorstand.
Auch die ehemalige Landessozialministerin Dr. Martina Bunge blickte zurück: 41 Gesetze und Reformen, sie
ben Gesundheitsminister in 25 Jahren zeigten die enorme Dynamik im Gesundheitswesen, so Bunge.
Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider, der ehemalige Chef der Kassenärztlichen Vereinigung, Dr. Wolfgang Eckert, sowie Wolfgang Gagzow von der Landeskrankenhausgesellschaft diskutierten über Meilensteine der Gesundheitspolitik mit Stichworten wie „MorbiRSA“, elektronische Gesundheitskarte und hausarztzentrierte
Versorgung. „Mittlerweile hat sich MV zu einem modernen Gesundheitsland entwickelt“, resümierte Bluschke.
Auf die sogennanten Aufbauhelfer aus den westdeutschen AOKs warteten 1990 große Aufgaben. In MV unterstützen Kollegen wie Bluschke aus SchleswigHolstein, in Brandenburg Kassenvertreter aus Westfalen. Daran erinnerten der damalige GesundheitsstaatsSekretär Detlef Affeld und Fred Nadolny, ehemaliger Geschäftsführer der AOK in Brandenburg. Dass auch Dieter Borchmann als früherer Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Brandenburg aus Westfalen kam, habe manche Abstimmung vereinfacht.
„Der Umbau ist eine tolle Leistung, die Bewunderung verdient“, lobte Hartmut Rei
ners, 18 Jahre Referatsleiter für Grundsatzfragen im Gesundheitsministerium. Er illustrierte in Potsdam die Probleme des DDRGesundheitswesens eindrücklich: 62 Jahre Durchschnittsalter der Kliniken, veraltete Medi
zinTechnik und Engpässe in der ArzneimittelVersorgung. Aber: „Die ambulante Versorgung der DDR hatte eine moderne Struktur“ (siehe Interview im AOKForum 22015).
Zur Frage, warum sich das System der niedergelassenen Praxen nach der Wiederver
einigung auch in der Ärzteschaft durchsetzte, sagte der brandenburgische KVChef Dr. HansJoachim Helming: „Zur Wende zählte nur das Neue. Und zum Schluss kam die Ideologisierung des Themas.“
Wie ideologiefrei die Ärzteschaft und die Kassen heute zusammenarbeiten, zeigt das 2009 gegründete „Joint Venture“ von AOK und KV mit dem Titel „Innovative Gesundheitsversorgung in Brandenburg“, auf die Helming abschließend verwies.
In Berlin übernimmt die AOK Berlin 1991 die Geschäfte auch im Ostteil der wiederverei-nigten Metropole. Rund 1.200 Mitarbeiter der DDR-Sozialver-sicherung gehen zur AOK Ber-lin und müssen von einem Tag auf den anderen bundesdeut-sche Regelungen im Osten um-setzen. Auch in Berlin gilt es, gegen Bonner Widerstände
eine einheitliche AOK aufzu-bauen, wie der damalige Ge-schäftsführer der AOK Berlin, Herwig Schirmer, beim „AOK-Forum live“ erinnerte. Bis in die 1990er-Jahre musste die AOK Berlin für den Ost- und West-teil einen eigenen Haushalt führen. Nichtsdestotrotz findet Schirmer: „Für alle war es eine produktive und bewegte Zeit.“
Wendezeit in Berlin
„Die ersten Jahre waren eine prägende Phase für die gesundheits-
politische Entwicklung des Landes.““
Dr. Martina Bunge
„Die AOK ist für die
Zukunft gut gerüstet.“
Dr. Manfred Stolpe
„Die Gesundheitskasse hat sich seit jeher immer
auch aktiv in aktuelle gesellschaftliche
Prozesse eingebracht.“Sylvia Bretschneider
2007Neuer Risikostrukturausgleich: Mit dem Wettbewerbsstärkungsgesetz wird der Gesundheitsfonds etabliert – zwecks fairer Lasten- und Finanz- verteilung zwischen den Kassen.
2010/2011Die AOKs in Berlin und Brandenburg schließen sich 2010 zusammen, 2011 kommt die AOK M-V dazu. Die heutige AOK Nordost – die einzige Dreiländerkasse unter den Ortskrankenkassen – betreut 1,75 Millionen Versicherte.
1994Fusion im Norden: Aus den AOKs in den ehemaligen DDR-Bezirken entsteht die AOK Mecklen-burg-Vorpommern.
16 AOK Forum Ausgabe 3 · 2015Selbstverwaltung im Dialog
Digitale Angebote müssen dem Patienten nutzenDie Sozialversicherung verfügt über jahrhundertlange Erfahrungen mit Versichertendaten. Wer, wenn nicht die gesetzlichen Kassen sollten digitale Gesundheitsangebote für Versicherte unterbreiten, meint Rainer Knerler.
Die AOKs in Ostdeutschland feiern als eine wichtige Sozialversicherung und Solidargemeinschaft ihren 25. Geburtstag. In den vergangenen Jahren wurde das Gesundheitswesen in der Region auf neue Füße gestellt. Diese gesundheitspolitische, genauso wie die gesamte soziale und wirtschaftliche Entwicklung hat die gemeinsame Selbstverwaltung der AOK, bestehend aus Arbeitnehmer und ArbeitgeberVertretern, intensiv begleitet.
Aber natürlich hat die Sozialversicherung im Osten auf der Basis des bundesdeutschen Sozialgesetzbuches nicht bei Null angefangen. Die Geschichte der Krankenversicherung reicht bekanntermaßen mehr als 130 Jahren zurück. Was Bismarck seinerzeit auf den Weg brachte, ist über die Jahrzehnte zu einem festen Bestandteil des deutschen Sozialstaates geworden. Diesen umfassenden Schutz für Versicherte und Patienten auf hohem Niveau
zu organisieren, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht, ist auch künftig das Ziel der gemeinsamen Selbstverwaltung. Digitale Versorgungs und Präventionsprogramme können insbesondere in ländlichen Regionen helfen, diesen Standard zu halten.
Aktuelle Diskussionen und Kritik an den Kassen angesichts der Digitalisierung, die mittlerweile alle Lebensbereiche erreicht hat, sind damit aus meiner Sicht in ei
nem ganz anderen Licht zu betrachten. Wer, wenn nicht die gesetzlichen Krankenkassen als Körperschaften des öffentlichen Rechts, können die hohe Verantwortung im Umgang mit den Sozialdaten der Versicherten übernehmen?
Und mit den Kritikern sind wir uns einig, dass Datensicherheit und Datenschutz eine notwendige Voraussetzung für sinnvolle und Nutzen bringende Angebote für die Versicherten sind. Ob das internationale Konzerne wie Apple oder Google oder private Assekuranzen so umfassend zusichern, wie es eine gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland tun kann, wage ich zu bezweifeln.
Die Selbstver waltung wird dafür Sorge tragen, dass das bewährte Solidarprinzip in der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten bleibt – mit klassischen Präventionsangeboten, genauso wie mit modernen DigitalProdukten für junge Versicherte.
Rainer Knerler, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Nordost
Die AOK Nordost startet ohne Beitragserhöhung ins nächste Jahr. Dafür macht sich die Selbstverwaltung der größten regionalen Krankenkasse stark. Entsprechend hat die Kasse ihren Haushalt 2016 geplant, der am 17. Dezember vom Verwaltungsrat verabschiedet werden soll. Anlässlich der Festlegung des Durchschnittsbeitrages in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hatte Frank Michalak, Vorstands
vorsitzender der AOK Nordost, im Herbst erklärt: „Wir werden unseren stabilen Finanzkurs beibehalten und den Beitragssatz konstant bei 15,5 Prozent halten. Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen.“ Michalak bezeichnet die Fortführung eines kassenindividuellen Zusatzbeitrages in Höhe 0,9 Prozent als „ambitioniertes Ziel“ angesichts zahlreicher kostenintensiver Gesetzesvorhaben.Das Bundesgesundheitsmi
nisterium hatte Ende Oktober den durchschnittlichen GKVZusatzbeitragssatz veröffentlicht. Entsprechend der SchätzerkreisPrognose wird der durchschnittliche Zusatzbeitrag 2016 um 0,2 Beitragssatzpunkte auf 1,1 Prozent angehoben. Damit steigt 2016 der Durchschnittsbeitrag in der Krankenversicherung von 15,5 Prozent auf 15,7 Prozent.
Stabiler Finanzkurs
SCHÜLERBAROMETER
AOK gehört zu den besten ArbeitgebernAus Schülersicht ist die die AOK einer der attraktivsten Arbeit-geber in Deutschland. Das ergab in diesem Jahr erneut das Tren-dence Schülerbarometer.
Die Gesundheitskasse lan-dete demnach im Ranking auf Platz 16, während andere Kran-kenkassen weit abgeschlagen bewertet wurden: Die DAK kam auf Platz 62, die Barmer GEK auf Platz 76 und die TK schaffte es nur auf Platz 84. Auch im Branchen-vergleich mit Versicherungen und Banken bleibt die AOK vorne. So liegen etwa die Sparkassen Finanzgruppe (18), die Deutsche Bank (31) und Allianz Gruppe (39) hinter der Gesundheitskasse.
Das Trendence-Institut forscht im Bereich Arbeitgeber-marke, Personalmarketing und Personalgewinnung und hat im ersten Halbjahr 2015 rund 13.000 Schülerinnen und Schü-ler der Klassen acht bis 13 an all-gemeinbildenden Schulen zum Thema berufliche Zukunft so-wie über die für sie attraktivsten Arbeitgeber befragt.
YOUNG BRAND AWARDS
K(l)assen-BesterDer „Young Brand Awards 2015“ für die beliebteste Krankenkasse bei den 13- bis 30-Jährigen geht auch dieses Jahr an die AOK – Die Gesundheitskasse. Schon in den Jahren 2011, 2013 und 2014 hat-te die AOK das Rennen gemacht.
In der Kategorie „Beste Kranken-kasse“ (Bereich Finanzen) waren auch die Mitbewerber der TK, die Betriebskrankenkassen, die Kaufmännische Krankenkasse, die BARMER GEK und die DAK nominiert. Die AOK lag mit 43,6 Prozent der Stimmen deutlich vor der TK (35,5 Prozent). Die ande-ren Nominierten bleiben alle un-ter acht Prozent.
17AOK Forum Ausgabe 3 · 2015 Gesundheitsnachrichten
Anlass für das AntiKorruptionsgesetz ist ein Urteil des Bundesgerichtshofes von 2012. Dem Richterspruch zufolge ist es derzeit nicht illegal, wenn niedergelassene Ärzte Geschenke als Gegenleistung für die Verordnung von Medikamenten annehmen. Ein ähnlicher Gesetzesentwurf der schwarzgelben Bundesregierung war kurz vor der Bundestagswahl 2013 vom Bundesrat an den Vermittlungsausschuss verwiesen worden und konnte somit nicht weiterverfolgt werde.
Und das sieht der Entwurf, der derzeit parlamentarisch beraten wird, unter anderem vor: Wer Ärzte und andere Heilberufler für Verordnungen oder Zuweisungen Gegenleistungen zukommen lässt, dem drohen künftig strafrechtliche Sanktionen. Gleiches gilt für den Vorteilsnehmer.
Dem Strafgesetzbuch sollen dazu zwei spiegelbildlich formulierte neue Paragrafen 299a „Bestechlichkeit im Ge
sundheitswesen“ und 299b „Bestechung im Gesundheitswesen“ hinzugefügt werden. Adressaten des Paragrafen 299a sind sämtliche Heilberufler, deren Ausbildung staatlich geregelt ist – also Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Psychologische Psychotherapeuten, Kinder und JugendlichenPsychotherapeuten, Apotheker, Pflegekräfte, Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten. Geplant sind Geld und Freiheitsstra
fen – letztere bis zu drei Jahren, in schweren Fällen bis zu fünf Jahren. Bestechung und Bestechlichkeit werden im Regelfall nur auf Antrag verfolgt. Das soll auch für das Gesundheitswesen gelten. Antragsberechtigte sind neben unmittelbar Verletzten und ihren Berufsverbänden laut Gesetzentwurf berufsständische Kammern, Kassenärztliche und Kassenzahnärztliche Vereinigungen sowie gesetzliche und private Kassen.
Die AOK Nordost stärkt ihre Stelle zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen. Die sogenannte Missbrauchsbekämpfungsstelle wurde personell verstärkt und erhält Unterstützung von einem ehemaligen Mitarbeiter des Landeskriminalamtes Berlin.
In der Abteilung werden die Hinweise etwa von Versicherten, Medizinern oder Therapeuten ausgewertet, die auf Unregelmäßigkeiten oder
die rechts beziehungsweise zweckwidrige Nutzung von Krankenkassengeldern hindeuten. Wenn sich ein Anfangsverdacht auf straf bare Handlung erhärtet, wird die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Vor dem Hintergrund des geplanten Antikorruptionsgesetzes wird sich die Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden nach Einschätzung der Krankenkasse erheblich ausweiten.
Hinweise können schriftlich, telefonisch oder per EMail gegeben werden. Die AOK
Nordost b e h a n delt alle
Informationen streng
vertraulich.
MORBI-RSA
AOK warnt vor SchnellschüssenIn der Debatte um den Morbi-RSA – dem zentralen Instrument zum Finanzausgleich unter den gesetzlichen Krankenkassen – warnt die AOK vor Schnellschüs-sen. AOK-Nordost-Vorstandsvor-sitzender Frank Michalak, der bis Jahresende auch Interimsvor-stand des AOK-Bundesverban-des ist, rief bei einer Handels-blatt-Tagung in Berlin dazu auf, in der Diskussion um Zusatzbei-träge das Thema der steigenden Leistungsausgaben, die kassen-individuellen Rücklagen und die Systematik des Morbi-RSA nicht in einen Topf zu werfen. „Nicht die Neugestaltung des Risiko-strukturausgleichs ist der ent-scheidende Hebel des Wettbe-werbsmodells der GKV, sondern die Verfügbarkeit wirksamer Handlungsparameter zur Beein-flussung von Qualität und Wirt-schaftlichkeit der Gesundheits-versorgung“, betonte Michalak.
Die Kassen benötigten einen deutlich größeren Spielraum, um die Versorgung ihrer Versicherten qualitativ hochwertig und wirt-schaftlich gestalten zu können und sich so im Wettbewerb zu differenzieren.
Mit Kritik reagierte der künf-tige Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, auf Äußerungen der Tech-niker Krankenkasse (TK) zum Zu-sammenhang von Prävention und Zuweisungen aus dem Ge-sundheitsfonds: „Entweder hat die TK unser Finanzierungssys-tem nicht verstanden oder sie be-treibt gezielte Desinformation.“
TK-Chef Jens Baas hatte Fehl- anreize beim Morbi-RSA und eine vermeintliche Präventionsfeind-lichkeit des Finanzausgleichs be-klagt. „Prävention ist sinnvoll“, sagte Litsch für die AOK, die den höchsten Anteil an kranken und chronisch erkrankten Versicher-ten habe und mit 40 Prozent al-ler GKV-Präventionsausgaben den größten Anteil stemme. Ge-sunde Menschen seien für Versi-cherungen immer noch die bes-ten Risiken.
Anti-Korruptionsgesetz auf der ZielgeradenHand aufhalten im Gesundheitswesen soll künftig unter Strafe stehen: Die Bundesregierung unternimmt einen neuen Anlauf zur strafrechtlichen Bekämpfung von Fehlverhalten von Ärzten und Heilberuflern.
AOK geht gegen Fehlverhalten vor
Vor dem Zieleinlauf: Nach dem Willen von Union und SPD soll das Anti-Korrup-tionsgesetz im nächsten Jahr alle Hürden genommen haben.
Kontakt:AOK Nordost, 14456 PotsdamTel: 0800 265080-31983E-Mail: corinna.keller@ nordost.aok.de
18 AOK Forum Ausgabe 3 · 2015Medien
Aufgrund steigender Pflegebedürftigkeit kommt ambulanten Unterstützungs und Entlastungsangeboten eine Schlüsselrolle zu. Das ist ein Fazit des ersten Pflegereports der AOK Nordost, den das Gesundheitswissenschaftliche Institut Nordost (GeWINO) der Kasse vorgelegt hat.
Zentrales Ergebnis der ausgewerteten Abrechnungsdaten aller Pflegeleistungen AOK NordostVersicherter der Jahre 2010 bis 2014: 95 Prozent der Pflegebedürftigen, die Geldleistungen in Anspruch nehmen, bleiben im eigenen Zuhause, wenn sie sich zuvor haben beraten lassen. Zugleich werden entlastende, ambulante Pflegeangebote zu selten genutzt. Die Verhinderungspflege etwa bei Krankheit der Pflegepersonen wurde 2014 nur in 14 Prozent aller Fälle bean
tragt. Die Kurzzeitpflege beanspruchte nur jeder Zehnte. „Beratungsbesuche können offensichtlich mit wertvollen Informationen unterstützen, wie sich Pflegebedürftige Hilfe und praktische Unterstützung für die häusliche Pflege holen können“, so GeWINOGeschäftsführer Dr. Thomas Zahn. „Entlastende Pflegean
gebote werden aber noch viel zu wenig abgerufen.“
Inzwischen ist knapp jeder vierte Einwohner über 70 Jahre in der Region Nordost pflegebedürftig. Gut die Hälfte der Senioren wurde bis an ihr Lebensende trotz Pflegebedürftigkeit ausschließlich zu Hause umsorgt. Knapp 20 Prozent wurden im Heim betreut.
Von Pflegeberatung können alle profitierenGut beratene Pflegebedürftige wechseln seltener ins Heim, nutzen die Angbeote aber zu wenig, so der erste Pflegereport der AOK Nordost.
KOMMUNIKATION
Miteinander reden will gelernt sein
Gute Gespräche gehören zu den Kernprozessen in Unternehmen – in denen der Ge-sundheitsbranche sowieso. Das vor-
liegende Buch vermittelt da-her hilfreiche Grundkenntnisse, wie Kommunikation in Gesund-heitsberufen gelingen kann. Vor allem die zwischen Ärzten und Pflegekräften.Renate Tews: Wie bitte? Kommu-nikation in Gesundheitsberufen. Springer-Verlag, 2. Auflage, 2015.
MANAGEMENT
Von großen und kleinen Pillen
Katharina Stroh-meyers Buch ist pr imär keines über Günter Eich-berg als ehemali-gen Präsident von Schalke 04. Was
der Fußballfan auf Anhieb kaum weiß: Eichberg machte auch als Besitzer von Kliniken und Reha-Einrichtungen und, nach seiner Auswanderung nach Florida, so-gar als Arzneimittel-Produzent Schlagzeilen.Katharina Strohmeyer: Günter Eich-berg. Neue Buchschmiede, 2014.
KRIMI
Mordnacht in der Gesundheitsbranche
Fünf Le ichen pflastern den Fall von Hauptkom-misar Jan Kolos-ky aus Bochum. Zu tun hat es der Kommissar mit
korrupten Pharmamanagern und kriminellen Psychiatern. Erfunden hat ihn der ehemalige Chef des AOK-Bundesverban-des, Dr. Herbert Reichelt. Der kann nicht nur Morbi-RSA, son-dern auch Krimi.Herbert Reichelt: Bochumer Mör-derwoche. CMZ-Verlag, 2015.
Für Sie gelesen
Gut beraten, gut informiert: Der „Pflegereport 2015“ der AOK Nordost kann per E-Mail kostenlos angefordert werden: [email protected]
FITMIT AOK
Mit neuartiger App Prämien sammelnZusätzlich zu klassischen Prä-ventionskursen und dem bekann-ten Gesundheitskonto bietet die AOK Nordost ihren Versicherten ab kommendem Jahr ein neues Bonus- und Vorteilsprogramm im Bereich Gesundheitsförderung an. Mithilfe einer neu entwickel-ten App für Smartphones sollen Versicherte zu einem gesunden Lebensstil motiviert werden, der sich buchstäblich auszahlt.
Unter dem Namen „FitMit AOK“ ist die App ab Mitte Januar 2016 für die Betriebssysteme iOS und Android in den App-Stores erhältlich, die den digitalen und mobilen Zugang zu dem neuen Angebot ermöglicht.
Teilnehmer des Programms kön-nen mit der FitMit AOK-App ih-re sportlichen Aktivitäten wie Joggen oder Radfahren in Prä-mienpunkte umrechnen lassen. Punkte gibt es nicht nur für ei-nen aktiven Lebensstil, sondern auch für Vorsorgeuntersuchun-gen beim Arzt sowie für Mitglied-schaften im Fitnesscenter oder Sportverein.
Dafür laden die Nutzer der App Fotos von ihren Mitglied-schafts-Bescheinigungen oder Arzt-Nachweise über die App hoch oder dokumentieren durch Scannen sogenannter QR-Codes regelmäßige Besuche im Fitness-Studio.
Je häufiger der Nutzer aktiv ist und durch gesundheitsbe-wusstes Verhalten Punkte sam-melt, desto höherwertigere Prä-mien erarbeitet er sich: Geplant sind Einkaufsrabatte bei Sportar-tikel-Herstellern sowie Sach- und Barprämien. Aktivitätsdaten der Nutzer werden nur lokal in der App gespeichert und nicht an die AOK weitergegeben, sodass der Datenschutz umfassend ge-währleistet ist.
www.aok.de/nordost
FitMit AOK
19AOK Forum Ausgabe 3 · 2015 Im Gespräch
„Bei der Internetmedizin bestimmt der Patient den Versorgungsprozess“
Vernetzte Kommunikation und Information zur eigenen Gesundheit, überall abrufbar und ohne Wartezeit: So stellt sich Vordenker Markus Müschenich die Zukunft der Medizin vor.
Herr Dr. Müschenich, Sie stehen dem Bun-desverband Internetmedizin, BIM abge-kürzt, vor. Was ist unter Internetmedizin eigentlich zu verstehen?
Internetmedizin ist die Medizin im Zeitalter der Digitalisierung. Vereinfacht gesprochen funktioniert sie nach dem iPhonePrinzip: vollständig vernetzte Information und Kommunikation, einfacher Zugang zu jeder Zeit, keine Wartezeiten. Und vor allem: Der Patient bestimmt den Versorgungsprozess.
Wie ließe sich die Internetmedizin stärker in den Versorgungsalltag einbringen: über den Innovationsfonds, der ab dem kom-menden Jahr an den Start geht?
Die Auswahlkriterien des Innovationsfonds passen perfekt zur Internetmedizin. Einzige Ausnahme: Die viel zu lange Zeitschiene passt nicht zur Dynamik der Entwicklung der Internetmedizin. Dies kann dazu führen, dass internetmedizinische Anwendungen aus Deutschland zuerst von Patienten in anderen Ländern im Rahmen der dortigen Regelversorgung genutzt werden.
Ihr Verband will, dass die Telematikstruk-tur, die mit dem eHealth-Gesetz neue Anreize bekommen soll, auch Anbietern internetmedizinischer Angebote offen steht. Das würde den Kreis derer, die Ein-blick in hochsensible Patientendaten hät-ten, erheblich vergrößern. Ein Risiko?
Nein. Das Konzept hinter dem eHealthGesetz stammt aus der Zeit vor der Einführung der Smartphones und berücksichtigt folgerichtig nicht die vom Patienten initiativ ausgehende Kommunikation mit den verschiedenen Leistungserbringern. Genau diese Art der Kommunikation wird allerdings von den Patienten gewünscht.
Heutzutage entscheiden sich Diabetiker, Herzkranke oder Schwangere dafür, ihre täglich anfallenden Gesundheitsinformationen über internetmedizinische Anwendungen zu dokumentieren. Sie wollen diese Informationen dann auch mit ihren Ärzten teilen. Dies verbessert eindeutig die medizinische Versorgung. Mit diesem Ziel ist dem Schutz der Daten
freilich stets eine hohe Priorität einzuräumen. Allerdings nicht mit dem Reflex, diese Kommunikation zu unterbinden. Das wäre so, als wenn man ernsthaft alle Autos abschaffen wollte, um Autounfälle zu vermeiden. Sie sehen in der Internetmedizin eine Chance, die Sektorengrenzen im Gesund-heitswesen zu überwinden. Wie kann die Kommunikation etwa zwischen Arztpraxis und Krankenhaus dadurch reibungsloser funktionieren?
Die Internetmedizin führt dazu, dass der Patient seine Gesundheits daten künftig selber verwaltet. Große Computerfirmen wie Apple oder Klinikketten wie die Mayo Clinic in den USA machen es uns gerade vor. Der Patient nutzt die elektronische Patientenakte auf seinem iPhone, und alle Daten aus der ambulanten und der stationären Versorgungswelt werden dort gespeichert. Abrufbar sind die Daten dann per Mausklick beim nächsten Arztbesuch oder während des Krankenhausaufenthaltes. Und nach der Behandlung erfolgt ein entsprechendes Update.
Was erwarten Sie sich von der Mitglied-schaft der AOK Nordost im BIM mit Blick auf die Digitalisierung der Medizin?
Wie gesagt: Die Internetmedizin entwickelt sich rasant. Ziel des Bundesverbands Internetmedizin ist es, diese Dynamik so zu unterstützen, das unser Gesundheitssystem maximal profitiert. Dazu bedarf es nicht nur der innovativen Startups, sondern auch starker Partner, die helfen, innovative Lösungen und Ansätze mitzugestalten. Mit der AOK Nordost wollen wir genau dafür Sorge tragen.
Demnach ist es folgerichtig, dass Kranken-kassen wie die AOK Nordost auf dem Feld der Digitalisierung schon aktiv sind?
Die Krankenkassen haben als erste das Potenzial der Internetmedizin erkannt und damit begonnen, digitale Versorgungsstrategien zu entwickeln. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AOK Nordost sind hier besonders aktiv und können so im Kontext der Herausforderrungen in drei Bundesländern neue Antworten auf bisher unbefriedigend gelöste Probleme geben.
Dr. Markus Müschenich (54) ist Gründungsmitglied und Vorstand des Bundesverbandes Internetmedizin (BIM). Bis 2012 war der Kinderarzt Mitglied des Vorstandes der Sana Kliniken AG, zuvor Medizinischer Vorstand der PaulGerhardtDiakonie in Berlin. Er ist Managing Partner von FLYING HEALTH – die StartupManufaktur und Gründer der Denk fabriken „Concept Hospital“ und „Concept Health“. Markus Müschenich lebt in Berlin. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Die Internetmedizin revolutioniert die Infor-mations- und Kommunikationsmöglichkei-ten für Patienten, Leistungserbringer und Krankenkassen – davon zeigen sich die Mit-glieder des im November 2012 gegründe-ten Bundesverbandes Internetmedizin (BIM) überzeugt. Eigenen Angaben zufolge setzt
sich der Verband dafür ein, dass die Inter-netmedizin in Deutschland mit allen Betei-ligten vorangebracht werden kann. Der BIM versteht sich dabei als „Plattform“ für Kran-kenkassen, Ärzte, Kliniken wie auch Anbie-ter internetmedizinischer Leistungen. Infos: www.bundesverbandinternetmedizin.de
Plattform für die Medizin von morgen
20 AOK Forum Ausgabe 3 · 2015Aus Nordost
In Stahnsdorf kam Dagur Sigurdsson sogar ins Schwärmen. Dort erlebte der deutsche HandballBundestrainer beim „AOKStarTraining“ im September die Schülerin Josi von der HeinrichZilleGrundschule. Während Sigurdsson vom Rand das Geschehen auf dem Spielfeld beobachtete, erzielte die Grundschülerin ein Tor nach dem anderen. „Das Mädchen ist der Wahnsinn“, sagte Sigurdsson über die talentierte Spielerin.
Dagur Sigurdsson ist einer von zahlreichen HandballSpitzensportlern, die im Rahmen des „AOK StarTrainings“ in diesem Jahr erstmals hautnah mit Schülern trainierten. Das Projekt des Deutschen HandballBundes (DHB) und der Gesundheitskasse richtet sich an Grundschulen. Bei der bundesweiten Aktion hatten sich insgesamt 1.082 Schulen für das „AOK StarTraining“ beworben.
Unter der Schirmherrschaft von Weltmeister Christian „Blacky“ Schwarzer und RekordNationalspielerin Grit Jurack trugen namhafte Profis den HandballSpaß an 22 ausgewählte Schulen; eine in jedem DHBLandesverband. Zu ihnen zählten neben der
HeinrichZilleGrundschule in Stahnsdorf auch die Grundschule West in Parchim und die Grundschule Werbellinsee in BerlinSchöneberg.
Gemeinsam mit den HandballProfis erlebten ausgewählte Grundschüler ein zweistündiges SchnupperTraining mit einem Aufwärmprogramm, zahlreichen
Wurf und Geschicklichkeitsprüfungen sowie einer abschließenden HandballParty auf dem Schulhof für alle Schüler.
Ziel der Sportaktion ist es, Grundschülern die Freude an der Bewegung, am Spielen sowie am sportlichen Miteinander zu vermitteln und sie so für den Handball zu begeistern.
Üben mit dem ChefcoachBeim „AOK-Star-Training“ begeistern Profisportler Grundschüler für den Handball – und legen sich dafür richtig ins Zeug.
Martin Litsch (58) übernimmt zum Jahres-beginn 2016 das Amt des Vorstandsvorsit-
zenden des AOK-Bundesver-bandes. Der Aufsichtsrat des Verbandes wählte den aktu-ellen Vorstandschef der AOK NORDWEST einstimmig. Zu-letzt hatte Litsch den Verband zusammen mit dem Chef der AOK Nordost, Frank Michalak, kommissarisch geführt.
Der CDU-Ar-beitnehmer-flügel CDA hat Karl-Josef Laumann (58) als Bundesvor-
sitzenden mit großer Mehr-heit wiedergewählt. Der Pflege-Bevollmächtigte und Patienten-Beauftragte der Bundesregierung ist seit 2005 CDA-Vorsitzender.
Professorin Antje Ducki und Professor Jonas Schrey-ögg sind in den Beirat des Wis-senschaftlichenInstituts der AOK (WIdO) be-rufen worden.Ducki lehrt Arbeits- und
Organisationspsychologiean der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Schreyögg hat den Lehrstuhl für Manage-ment im Gesundheitswesen an der Uni Hamburg inne.
Personalien
Der TeltowkanalHalbmarathon verbindet das Gedenken an den Mauerfall jedes Jahr im November auf besondere Art mit einem SportEvent, das über die Region hinaus Beachtung findet. Die 1.500 Startplätze waren bereits vor Ablauf der Anmeldefrist vergeben. Als offizieller Laufbegleiter der Veranstaltung hat
die AOK Nordost mit über 50 Teilnehmern auch dieses Jahr wieder ein beachtliches Starterfeld gestellt und es in mehreren Kategorien aufs Siegertreppchen geschafft. Bei dem erstmals ausgetragenen Wettbewerb der Firmenstaffeln belegte das Team der AOK den 3. Platz. Bei den Frauen siegte eine Kollegin über die 7,1 Kilo
meter, eine andere holte über 14,1 Kilometer den 2. Platz. Am Start war auch eine Staffel der AOKSportbotschafter mit KanuOlympiasieger Sebastian Brendel, Beachvolleyballer Jonathan Erdmann und AuswahlKanute Stefan Kiraj. Gemeldet waren Sportler aus 31 Nationen, darunter zwei Flüchtlinge aus Eritrea,
die bei der Potsdamer Laufschule und AOKPartner gotorun eine sportliche Heimat gefunden haben.
31 Nationen am Start
Augen auf und volle Konzentration: Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson und eine Schülerin beim gemeinsamen Training.