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Zeitschrift der Barmherzigen Brüder in Bayern · 66. Jg. · Jan./Feb. 2014 · Internet: www.barmherzige.de miseri cordia Ehrenmitglieder

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Zeitschrift der Barmherzigen Brüder in Bayern · 66. Jg. · Jan./Feb. 2014 · Internet: www.barmherzige.de

misericordia

Ehrenmitglieder

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Inhalt

Thema: EhrenmitgliederWie wird man Ehrenmitglied? 4

Hermann Hendlmeier 5

Marianne Müller 6

Reinhard Stegmaier 7

Gudrun Kaupper 8

Bayerische OrdensprovinzMünchen: Dr. Thomas Binsack im Ruhestand 9

Regensburg: Neuer Pfl egedirektor 10

Werkstattladen in Nürnberg 11

Treffen der Krankenhaus-MAVs 11

Neue Serie: Zurückgeblättert 12

Barmherzige Brüder weltweitSchwandorferinnen helfen in Indien 13

Provinzkapitel in Österreich 14

Krankenhaus und GesundheitGütesiegel für Herzkliniken des Ordens 14

Hubschrauber-Landeplatz in Straubing 15

Spiritualität als Hilfe im Heilungsprozess 18

Arbeits- und Lebenswelt HeimeTrauerseminar in Straubing 19

Fachtagung „Inklusives Wohnen“ 22

Kirche und Gesellschaft2015: Jahr der Orden 22

Neue Serie Hobbys: Bowling 23

Buchbesprechungen 24

Rätsel 26

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

beim Kreuzworträtsel in unserer Ordenszeitschrift sind in diesem Jahr Tugenden als Lösungswort zu erraten. Das Wort „Tugend“ wirkt verstaubt. Fragt man junge Menschen nach seiner Bedeutung, heben sie fragend die Schultern und schütteln den Kopf.

Der große katholische Theologe und Philosoph Thomas von Aquin nennt die Tugend eine Aus-zeichnung des Geistes, die es ermöglicht, das Rechte zu tun. Edle Gesinnung und sachgerechtes Handeln verschmelzen nach seiner Definition der Tugend miteinander. Die Tugenden lassen eine „geistliche und reife Persönlichkeit“ entstehen, die mit steigendem Lebensalter immer neue Bewährungen zu bestehen hat.

Der Christ ist angesichts eines ständigen Wertewandels auf-gerufen, Modellen einer Tugendethik zu folgen, die ein Leben unter den Bedingungen der Gegenwart gelingen lassen: Treue, Solidarität, Demut, Wahrhaftigkeit, Vertrauen, Gehorsam und Hoffnung auf die Zukunft.

In unserer Ellenbogengesellschaft wirkt der Begriff „Demut“ antiquiert. Wir verbinden damit eher Negatives wie Minder-wertigkeitsgefühle, mangelndes Selbstvertrauen, Unterwür-figkeit bis hin zu Begriffen wie „bucklige Demut“. Papst Franziskus lehrt uns eine fundamentale Demut, die nichts mit falscher Bescheidenheit zu tun hat. Wir müssen den Sinn wahrer christlicher Demut definieren und neu erkennen. Der Apostel Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Thessa-lonicher, in dem es um Anweisungen für das Gemeindeleben geht: „Prüft alles und behaltet das Gute!“

Das Bemühen um Demut kann aus christlicher Sicht nur über die Liebe und damit die Einbeziehung des Menschen in sei-nem Verhältnis zu Gott, zu den Mitmenschen und zur ganzen Schöpfung geschehen. Die Demut bildet das Fundament, die Liebe das Dach; dazwischen müssen die anderen Tugenden ihren Platz finden.

Wenn Christus beim Abendmahl zu seinen Aposteln sagt: „ein Beispiel habe ich euch gegeben“, so meint er damit den demütigen Dienst am anderen Menschen, für den er mit der Fußwaschung ein Zeichen setzt. Wenn wir am Krankenbett stehen, kann es uns um Gewinnoptimierung und Erhöhung der Fallzahlen gehen oder aber auch um den Dienst am kranken Menschen. In diesem Sinn ein tugendreiches neues Jahr.

Ihr

Frater Eduard Bauer

Unser Titelbild entstand am 19. November 2011, als in Regens-

burg zehn neue Ehrenmitglieder der Barmherzigen Brüder ernannt

wurden. Als Zeichen der Verbun-denheit mit dem Orden bekamen

sie unter anderem einen Granatap-fel, den hier Frater Eduard Bauer

an den ehemaligen Chefarzt des Sebastianeums in Bad Wörishofen,

Dr. Anton Meier, überreicht.

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3 Thema: Ehrenmitglieder

Gottes Ehre unter MenschenDie zwar ein bisschen altmodische, aber dafür nicht weniger schöne bay-erische Grußformel „Habe die Ehre“ darf nicht darüber hinweg täuschen, dass der Begriff „Ehre“ einen negativen Beigeschmack hat – und das nicht oh-ne Grund. Konnte Aristoteles in seiner „Nikomachischen Ethik“ Ehre noch als „Ziel des in Geschäften aufgehenden Lebens“ definieren, haben in den fol-genden Jahrhunderten kleinteilig ausge-feilte Ehrenkodizes, deren Folgen vom Duell bis hin zu so genannten Ehrenmor-den reichen, den Begriff nahezu kaputt gemacht.

Den Tiefpunkt dieser Negativ-Karriere bildet wahrscheinlich der Nazi-Chefide-ologe Alfred Rosenberg, der in seinem unsäglichen Machwerk „Mythus des 20. Jahrhunderts“ schreibt, dass die „Idee der Ehre … Anfang und Ende unseres ganzen Denkens und Handelns“ sei. Ro-senberg hebt dabei vor allem auf den Rassenhass gegen die Juden und gegen andere Minderheiten ab. Nicht umsonst

setzt das Grundgesetz der Bundesrepu-blik Deutschland deswegen auch nicht auf den Begriff der Ehre, sondern auf den der Würde, die – anders als die Ehre – jedem Menschen voraussetzungslos zukommt.

Doch wie passt das alles zusammen mit dem Gesang der Engel über den Feldern von Bethlehem „Ehre sei Gott in der Hö-he“, den wir im Weihnachtsevangelium gehört haben und den wir beim Lobge-sang des Gloria in jeder Eucharistiefeier wiederholen? Da muss es um etwas ganz anderes gehen – und das ist auch der Fall. „Analogie“ nennt man eine solche Sprechweise in der Philosophie. Gott die Ehre zu erweisen, das meint, der grenzenlosen Liebe unseres Schöpfers und Erlösers zu antworten – mit unseren begrenzten Mitteln.

Beim frühen Kirchenlehrer Irenäus von Lyon (135 - 202) gibt es die schöne For-mulierung, dass die Ehre Gottes der le-bendige Mensch sei. Und dazu kommt

Dr. Johannes Schießl, von 1994 bis 1997 Mitarbeiter der Barmherzigen Brüder und von 1998 bis 2012 Chefredakteur der Münchner Kirchenzeitung, ist heute Wis-senschaftlicher Mitarbeiter der Katholischen Akademie in Bayern.

ein Zweites: Alles was dieser Mensch tut, das tut er letztlich „ad maiorem Dei gloriam“ – „zur größeren Ehre Gottes“, wie Ignatius von Loyola (1491-1556), der Gründer des Jesuiten-Ordens, meint. Die Frage ist nur: Wie geht das? Die Antwort ist grundsätzlich gar nicht so kompliziert, wie man vielleicht denken könnte. Sie lautet: Indem der Mensch seinen Nächsten so zu lieben versucht, wie Gott uns immer schon geliebt hat.

Dass das im Einzelfall nicht immer ganz leicht ist und einiger Phantasie bedarf, das steht auf einem anderen Blatt. Aber im Grundsatz gilt das, was nirgendwo schöner als im Römerbrief des Apostels Paulus ins Wort gefasst ist: „Nehmt ei-nander an, wie auch Christus uns ange-nommen hat, zur Ehre Gottes“ (15,7). Solchermaßen kann man das Wörtchen Ehre auch heute verwenden.

Das muss dann freilich Konsequenzen haben für unser Verständnis von Ehre unter Menschen. Da ist der Begriff nur zu halten, wenn alle menschliche Ehre bezogen bleibt auf die vorgängige Ehre Gottes, nur an ihr ist sie zu messen. Und dann ist kein Mensch mehr aufgrund ir-gendwelcher Eigenschaften besonders herausgehoben, steht keiner mehr auf einem besonderen Podest, denn es gilt, was Jesus im Matthäus-Evangelium (23,8) sagt: „Nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.“

Dr. Johannes Schießl

Darstellung des heiligen Ignatius von Loyola in einem Glasfenster der Kirche Saint-Honoré d‘Eylau in Paris – an den Seiten das Monogramm AMDG („Ad maiorem Dei gloriam“ – „zur größeren Ehre Gottes“)

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4 Thema: Ehrenmitglieder

Wie wird man Ehrenmitglied des Ordens?Die Bayerische Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder zählt derzeit 16 Ehrenmitglieder (siehe oben), zehn von ihnen wurden erst im Jahr 2011 ernannt, im Rahmen des „Jahres der Familie des heiligen Johannes von Gott“. Zwei Frau-en zählen zu den Ehrenmitgliedern – wir stellen sie gemeinsam mit zwei Männern auf den folgenden Seiten vor.

In der Regel sind Ehrenmitglieder bei ihrer Ernennung bereits im Ruhestand: das jüngste Ehrenmitglied ist 65 Jahre alt, die beiden ältesten sind gerade 87 geworden.

Was sind Kriterien für eine Ehrenmit-gliedschaft? In den Generalstatuten des Ordens (Nummer 29) heißt es: „Die Hospitalität drängt uns, dass wir Per-sonen und Gruppen an den geistlichen Gütern des Ordens teilhaben lassen. Der General kann daher im Namen unseres

ganzen Ordens natürliche und juristische Personen, die vom Provinzdefinitorium vorgeschlagen werden, durch die Ehren-bruderschaft unserer Gemeinschaft an-gliedern.“ Es ist also der Generalprior, der oberste Barmherzige Bruder, der auf Vorschlag der Provinzleitung ein Ehren-mitglied ernennt. Folgende Bedingun-gen nennen die Generalstatuten dafür:

• Bekenntnis des christlichen Glau-bens;

• beispielhaftes Verhalten in Privat-, Familien- und Berufsleben;

• Wertschätzung für unseren Orden und bemerkenswerte Förderung seines Werkes der Hospitalität.

„Äußerliche Privilegien sind mit der Ernennung zum Ehrenmitglied nicht verbunden“, erklärt Provinzial Frater Emerich Steigerwald, es gehe eher um „geistliche Güter“. Im Mittelpunkt steht

die spirituelle Verbundenheit mit dem Orden. Ehrenmitglied Reinhard Steg-maier formulierte es in seiner Dankes-rede am 19. November 2011 so: Die positiven Erfahrungen und freundschaft-lichen Begegnungen mit den Brüdern hätten dazu beigetragen, „dass wir uns in unserer Arbeit … mit dem Auftrag des Ordens immer mehr identifizieren konn-ten.“ Er versicherte, dass die Geehrten „besonders in spiritueller Hinsicht“ die Weiterentwicklung der Ordensfamilie auch künftig mittragen wollten.

Neun der zehn 2011 ernannten Ehren-mitglieder waren Mitarbeiter bzw. Be-legarzt bei den Barmherzigen Brüdern. Im Durchschnitt waren sie rund 36 Jahre für eine Ordenseinrichtung tätig. Offen-bar ist in diesen Jahren ein lebendige Beziehung und eine besondere Nähe entstanden.

js

Die Ehrenmitglieder der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder • Dr. Johannes Bienert, Osterhofen, ehem. Chefarzt für Psychiatrie am Bezirksklinikum Mainkofen• Erwin Giller, Dorfen, ehem. Verwaltungsleiter in Algasing• Dr. Ernst Graf, Regensburg, ehem. urologischer Belegarzt, Krankenhaus Regensburg• Dr. Alwin Hechenrieder, Tegernheim, Ltd. Medizinaldirektor i.R., Regierung der Oberpfalz• Hermann Hendlmeier, Feldkirchen, ehem. Leiter der Landwirtschaft in Straubing• Prälat Franz Xaver Hirsch, Regensburg• Konrad Kammermeier, Saal, ehem. Verwaltungsleiter, Krankenhaus Regensburg• Gudrun Kaupper, Höchstadt (Aisch), ehem. Verwaltungsangestellte in Gremsdorf• Georg Lippert, Bad Füssing, ehem. Küchenchef im Krankenhaus Regensburg• Fritz Manz, Pettendorf, ehem. Pflegedirektor im Krankenhaus Regensburg• Dr. Anton Meier, Bad Wörishofen, ehem. Chefarzt im Sebastianeum Bad Wörishofen• Marianne Müller, München, ehem. Gesamtleiterin am Krankenhaus München• Don Cristóbal Navarro Fuentes, Teruel (Spanien), ehem. Generalvikar• Weihbischof em. Werner Radspieler, Bamberg• Dr. Gerhard Rey, Lappersdorf, ehem. Gesamtleiter am Krankenhaus Regensburg• Reinhard Stegmaier, Regensburg, ehem. Leiter des Sozialdienstes am Krankenhaus Regensburg

Bei der Ernennung der Ehrenmitglieder im November 2011 entstand dieses Foto mit (von links) Dr. Anton Meier, Dr. Ernst Graf, Konrad Kammermei-er, Marianne Müller, Prälat Franz Xaver Hirsch, Provinzial Frater Eme-rich Steigerwald, Hermann Hendlmeier, Gudrun Kaupper, Reinhard Steg-maier, Provinzsekretär Frater Eduard Bauer, Erwin Giller und Fritz Manz

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5 Thema: Ehrenmitglieder

Landwirt aus ÜberzeugungHermann Hendlmeier, Ehrenmitglied der Barmherzigen Brüder, leitete 37 Jahre lang die Straubinger Landwirtschaft

„Ich war Landwirt aus Überzeugung“, sagt Hermann Hendlmeier. 37 Jahre lang leitete er die Landwirtschaft der Barm-herzigen Brüder in Straubing. 2011 ging er mit 69 Jahren in Ruhestand. Seine Liebe zur Natur bereichert auch das Rentnerdasein. „Ich bin jeden Tag in Wald und Flur unterwegs. Mir war noch keinen Tag langweilig.“

Tierhaltung bis 1989

Hermann Hendlmeier stammt aus einer Landwirtschaft im Landkreis Regens-burg. Für ihn stand immer fest, Landwirt zu werden. Nach seiner Lehre sammelte er berufliche Erfahrungen in fünf land-wirtschaftlichen Betrieben, bevor ihn Prior Frater Silvester 1974 als Leiter der Straubinger Landwirtschaft einstellte. Zwölf Brüder lebten zu dieser Zeit in

Hermann Hendlmeier, Ehrenmitglied der Barmherzigen Brüder und langjähriger Leiter der Straubinger Landwirtschaft, liebt die Natur.

der Einrichtung. Damals, erinnert sich Hermann Hendlmeier, war die Hal-tung von Rindern (circa 110 Tiere) und Schweinen (500 Mastschweine und 40 Zuchtsauen) wichtiger Pfeiler der Land-wirtschaft. 1989 wurde die Tierhaltung aufgegeben. „Eine Verpachtung der Landwirtschaft war nie ein Thema.“ Von den insgesamt fünf landwirtschaftlichen Betrieben der Barmherzigen Brüder in Bayern wurde einzig die Straubinger Landwirtschaft nicht verpachtet.

Die Entscheidung, den Schwerpunkt auf Speisekartoffeln zu setzen, hat sich be-währt. „Wir haben im Gäuboden einen sehr fruchtbaren Boden“, weiß Hermann Hendlmeier. Die Anbaufläche für Spei-sekartoffeln wurde von 10 auf 45 Hektar ausgebaut. Insgesamt werden in Strau-bing 130 Hektar Ackerland bewirtschaf-

tet (davon 20 Hektar Zuckerrüben und 65 Hektar Getreide). Hinzukommen 11 Hektar Wald, der eine gute wirtschaftli-che Ergänzung zum Ackerbau bedeutet, und 1,5 Hektar Grünland.

Seit 1975 ist die Straubinger Landwirt-schaft der Barmherzigen Brüder als Lehrbetrieb anerkannt. Hermann Hendl-meier bildete während seiner Dienstzeit circa 90 Lehrlinge aus. Dabei war es ihm wichtig, die Landwirtschaft als interes-santes Berufsfeld darzustellen. Er legte bei seinen Lehrlingen auch auf Persön-lichkeitsbildung und die richtige Ein-stellung zur Arbeit Wert. Nur ein Land-wirt aus Überzeugung steht Höhen und Tiefen durch. Der Neubau der Landwirt-schaft auf der gegenüberliegenden Seite der Äußeren Passauer Straße 1999 war für Hermann Hendlmeier das schönste Ereignis, der Brand des Kartoffellagers am 9. Februar 2009 das schlimmste.

Vertrauen zu den Brüdern

Hermann Hendlmeiers Verhältnis zu den Barmherzigen Brüdern ist von großem Vertrauen geprägt. „Sie waren immer ein fairer, hervorragender Dienstge-ber.“ Die christlichen Werte haben ihm schon seine Eltern auf dem heimischen Bauernhof vermittelt. Auch heute noch schaut er gern auf einen Sprung bei Hans Emmert, Geschäftsführer der Barmher-zigen Brüder Straubing, vorbei. Als Eh-renmitglied wird er regelmäßig zu Ver-anstaltungen eingeladen und fühlt sich der Gemeinschaft zugehörig.

Der Übergang vom Beruf in den Ruhe-stand war für Hermann Hendlmeier kein Problem: „Man muss genauso leben wie davor auch.“ Er kümmert sich in Feld-kirchen weiterhin um Haus und Garten und versorgt Schafe und andere Tiere. Am liebsten verbringt er seine Zeit im Freien. „Mir gibt die Natur etwas. Ich freue mich an ihrer Vielfalt.“

Ursula Eisenmann

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6 Thema: Ehrenmitglieder

Mit Neugier und GerechtigkeitssinnEhrenmitglied Marianne Müller arbeitete 44 Jahre lang im Krankenhaus Barmherzige Brüder München

„Müllerin, jetzt kimmst und packelst aus!“ So erscholl der Ruf des legendären Barmherzigen Bruders Sixtus Birner, wenn er mal wieder ein „Überlebens-paket“ von einem seiner vielen Gönner bekommen hatte. Der ohnehin stark übergewichtige Frater Sixtus war En-de der 1960er Jahre eine zentrale Figur der Pflegedienstleitung im Krankenhaus Barmherzige Brüder München und mit vielen Prominenten befreundet.

Marianne Müller trat 1966 mit 18 Jahren nach ihrer Ausbildung zur Großhandels-kauffrau bei der Baywa in den Dienst des Krankenhauses und war zunächst vor allem mit der Abrechnung für das neu installierte Bundeswehrkranken-haus beschäftigt. Das hinderte Frater Sixtus aber nicht daran, sich von ihr Tee kochen oder eben ein Paket auspacken zu lassen. Was der Bruder nicht mochte, wurde an den Prior weitergereicht, er-innert sich Marianne Müller, die 2011 zum Ehrenmitglied der Barmherzigen Brüder ernannt wurde.

Offen für Innovatives

„Ich habe sehr gern bei den Brüdern gearbeitet, es war eine schöne Zeit und ich habe bis heute eine gute Beziehung zu den Brüdern“, sagt Marianne Müller, die 44 Jahre im Haus tätig war. Die Brü-der schätzten ihrerseits die zupackende und zugewandte Art der Mitarbeiterin, die sich selber als „ehrgeizig, neugierig, wissbegierig, aufgeschlossen“ charak-terisiert und sich in zahlreichen Kursen weitergebildet hat. Marianne Müller: „Ich habe immer alles Neue eingeführt und gesetzliche Veränderungen, zum Beispiel die AVR, das Krankenhausfi-nanzierungsgesetz, die Bundespflege-satzverordnung sowie die DRG verwal-tungstechnisch umgesetzt.“ Schon 1969 übernahm sie die Finanzbuchhaltung, die sie nach und nach auf Elektronische

Datenverarbeitung umstellte. 1983 über-trug ihr der Orden auch die Leitung der EDV. Ab 1992 war sie für den Bereich „Rechnungswesen und Controlling“ ver-antwortlich, ehe sie 2001 stellvertreten-de Gesamtleiterin und 2005 schließlich für die letzten Jahre ihres beruflichen Wirkens auch Gesamtleiterin wurde.

Sie habe es nicht immer einfach gehabt, stellt Marianne Müller im Rückblick fest. Denn sie sei „immer ein eigenstän-diger Mensch“ geblieben und bekannt für ihren Gerech-tigkeitssinn. Be-vorzugungen oder Benachteiligungen seien nicht ihre Sa-che. Immer habe sie sich für einen gerechten Umgang untereinander ein-gesetzt, was eine langjährige Mitar-beiterin einmal mit den Worten um-schrieb: „manch-mal hart, aber im-mer gerecht“.

„Hart“ sei vielleicht nicht das richtige Wort, meint Müller, aber einen „hohen Anspruch“ habe sie nicht nur an sich, sondern auch an ihre Mitarbeiter gehabt. „Das Herz befehle“ ist am ersten Wir-kungsort des heiligen Johannes von Gott in Granada in Stein gemeißelt, danach habe sie versucht zu leben.

Ein guter Zusammenhalt in der Abtei-lung, im Haus, war der Verwaltungs-fachfrau immer wichtig. Ein Stück weit liegt dieser Wunsch nach gelingender Gemeinschaft wohl auch in ihrer Kind-heit begründet: Als sie fünf Jahre alt war, verloren sie und ihre zwei Brüder die Mutter. Auch der Vater starb früh, sodass sie zur Selbstständigkeit gezwun-

gen wurde und bei den Barmherzigen Brüdern – mit Prior Angelus Thaler und Oberin Clarissa Schwarz – eine neue Fa-milie fand.

Enorm fleißig

Unprätentiös, offen und freundlich geht Marianne Müller auf andere zu. Die „Fa-milie des heiligen Johannes von Gott“ ist für sie nicht nur ein Schlagwort. Sie hat mit den Prioren das Krankenhaus zum Wohl der Patienten mitgestaltet: mit dem humorvollen Angelus Thaler, der Frater Sixtus einmal mit (Gaudi-) Eintrittskar-ten zu einem fiktiven „Wildschweinren-nen“ in den Forstenrieder Park schickte, mit Pater Leodegar Klinger, „der immer für einen da war“, mit dem jungen Fra-ter Benedikt Hau und vielen anderen. Frater Benedikt, heute Provinzökonom, erinnert sich an den enormen Fleiß, den Marianne Müller an den Tag legte; auf-grund ihrer langjährigen Tätigkeit sei sie

zudem „mit allem und jeden vertraut“ gewesen, eine Art „Grande Dame“ des Hauses.

Noch heute wirkt Marianne Müller im Vorstand des Stiftungszentrums der Barmherzigen Brüder mit. Und wo lie-gen neben der „Barmherzigkeit“, wie sie manchmal formuliert, ihre Passionen? Sie „gartelt“ gerne rund um ihr Reihen-haus in Aubing und in einem wenige Kilometer entfernten Schrebergarten. Dorthin fährt sie meist mit dem Rad –das Radlfahren liebt sie ebenso wie das Wandern, aber da zieht ihr Mann nicht mehr so mit. Der wird dafür von Marian-ne Müller nach den neuesten Rezepten von Alfons Schuhbeck und Co bekocht.

Johann Singhartinger

Marianne Müller

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7 Thema: Ehrenmitglieder

Unermüdlicher NetzwerkerEhrenmitglied Reinhard Stegmaier (69) leistete am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg auf verschiedenen Feldern Aufbauarbeit

Sozialdienst, Öffentlichkeitsarbeit, Haus-zeitung, Pastoralrat, Chorleitung, Kunst im Krankenhaus, Festgottesdiens te – all dies ist am Regensburger Krankenhaus und über die Region hinaus untrennbar mit dem Namen Reinhard Stegmaier verbunden: mehr als 35 Jahre im Dienste der Barmherzigen Brüder, die im Jahre 2011 mit der Ernennung zum Ehrenmit-glied gekrönt wurden.

Einsatz für Junge, Gefährdete und Kranke

Der gebürtige Passauer Reinhard Steg-maier wurde 1969 nach dem Studium der Sozialpädagogik und der Kirchenmusik mit 25 Jahren zum ersten kirchlichen Ju-gendreferenten der Diözese für die Stadt Regensburg berufen. Zwei Jahre später knüpfte der inzwischen junge Familien-vater Kontakt zum Orden der Barmher-zigen Brüder. „Mit dem damaligen Prior Donatus Wiedenmann gründete ich die Initiative ‚Dienst junger Leute im Kran-kenhaus’. Es gelang mir rund 60 junge Menschen zu motivieren, die ihren eh-renamtlichen Sonntagsdienst am Kran-kenhaus leisteten und somit den Pfle-gedienst ein wenig entlasteten“, erzählt Reinhard Stegmaier. Als Prior Frater Donatus dann ein paar Jahre später an-klopfte, um den jungen Sozialpädagogen

an das Krankenhaus Barmherzige Brü-der zu holen, war der Niederbayer be-reits einige Jahre in der Sozialarbeit am Bezirkskrankenhaus Regensburg tätig.

Als Reinhard Stegmaier am 1. Mai 1979 den Sozaldienst am Regensburger Kran-kenhaus etablierte, den er über 35 Jah-re leiten sollte, gab es noch den „Män-ner- und den Frauenbau“ an der Klinik. „Prior Frater Donatus war damals sehr vorausschauend, er hatte die Notwen-digkeit des Sozialdienstes gespürt, ganz im Sinne des Ordensgründers Johannes von Gott den Menschen in seiner Ge-samtheit zu betrachten und ihm neben der medizinisch-pflegerischen Betreu-ung eine Hilfe bei sozialen und persönli-chen Problemen an die Seite zu stellen“, fasst Stegmaier das große Hilfs- und Be-ratungsangebot zusammen, welches er im Laufe der Jahre mit der engagierten Unterstützung seiner Mitarbeiterinnen bewältigte.

Freude an neuen Aufgaben

Pionierarbeit zu leisten zieht sich wie ein roter Faden durch sein Arbeitsleben: Reinhard Stegmaier war von 1989 bis 2002 der Vorsitzende des neugegrün-deten Pastoralrates und leitete ab 1991 zudem die Pressestelle des Hauses. Die

Redaktion der Hauszeitung „intern“, Hausradio, Imagefilm und TV-Gesund-heitsforen entstanden unter seiner Ägi-de. Seit 2007 war er zudem Vorsitzender des Fördervereins.

Reinhard Stegmaier war und ist ein unermüdlicher Netzwerker, ein großer Organisator und Kommunikator, unzäh-lige Ordensfeste und Gottesdienste hat er als Dirigent der Chorgemeinschaft St. Fidelis/St. Pius musikalisch berei-chert. Das Oratorium „Leben und Werk des Johannes von Gott“ ist dank seiner Initiative entstanden. Vom heutigen Ge-neralrat Rudolf Knopp stammte einst die Idee zu den hauseigenen Kunstausstel-lungen, die seit 1993 unter der Reihe „Kunst im Krankenhaus“ bis heute ei-nen festen Kulturplatz in Regensburg besetzen. Seit der Berufung von Frater Rudolf Knopp nach München kuratier-te und betreute Reinhard Stegmaier bis über sein Ausscheiden aus dem aktiven Dienst 2006 das Kulturangebot.

Er, der selbst stets als fairer Teamplayer agierte, ist untrennbar mit der Unterstüt-zung seitens seiner Frau Maria verbun-den, die als studierte Kirchenmusikerin neben ihrer Tätigkeit als Leiterin der Zentralbibliothek des Ordens auch mit ihren Sopransoli so manchen Festgot-tesdienst verschönerte.

Dankbar für Anerkennung und Öffnung des Ordens

Freudig und überrascht nahm Rein-hard Stegmaier damals den Anruf von Provinzial Frater Emerich Steigerwald mit der Kunde der Ehrenmitgliedschaft entgegen und bilanziert: „Ich bin sehr dankbar, jahrzehntelang in einer Ein-richtung der Barmherzigen Brüder mit gestaltet zu haben. Es war wohltuend zu erleben, wie sich eine Ordensleitung den Mitarbeitern und Freunden des Ordens im Laufe der vergangenen Jahrzehn-te geöffnet und zugewandt hat“. Sein Wunsch sei es auch in Zukunft die Wei-terentwicklung des Ordens zu beglei-ten, so der „Familienmensch“ Reinhard Stegmaier, der im Kreise seiner Lieben, mit drei Kindern, Schwiegerkindern und sieben Enkeln, den Ruhestand „aktiv ge-nießt“.

Kirsten Oberhoff

Reinhard Stegmaier

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8 Thema: Ehrenmitglieder

Gudrun Kaupper erinnert sich gerneFast viereinhalb Jahrzehnte war die Verwaltungsangestellte bei den Barmherzigen Brüdern Gremsdorf tätig

Sie war gerade einmal 15 Jahre alt, als sie am 15. November 1954 bei den Barmherzigen Brüdern Gremsdorf ihren Dienst antrat: Gudrun Kaupper, Ehren-mitglied der Barmherzigen Brüder seit 2011. Ihre mittlere Reife hatte sie kurz zuvor an der Handelsschule in Forch-heim erlangt und war auf Vermittlung des Arbeitsamtes ihres Heimatortes Höchstadt/Aisch in die Einrichtung für Menschen mit Behinderung gekommen. Eingestellt hatte sie schließlich Prior Frater Winthir Wallner.

Prior war oberste Instanz

„Meine ersten Aufgaben waren, Rech-nungen zu überweisen und diverse Bu-chungen durchzuführen“, erinnert sich Gudrun Kaupper. Mit ihr im Büro arbei-tete noch Frater Eucherius, ein sehr ge-

wandter Verwaltungsfachmann, den sie duzen durfte. Eigentlich befanden sich Leitung und Verwaltung des Hauses in einer Hand. „Der Prior war nun einmal die oberste Instanz“, bemerkt Kaupper, die insgesamt 44 Jahre in der Einrich-tung tätig war. Nach wenigen Monaten – Frater Eucherius hatte die Einrichtung verlassen – musste sie bereits alle anfal-lenden Büroarbeiten übernehmen. Was heute mehrere Fachleute in der Finanz-, Mitarbeiter- und Heimbewohnerverwal-tung tun, hatte sie damals alleine zu er-ledigen.

Unvergesslich bleibt Gudrun Kaupper der legendäre Provinzökonom Frater Clarus Bierler. An jedem Monatsende musste sie in das damalige Provinzialat nach Regensburg fahren, um ihre Unter-lagen – vor allem auch die Rechnungs-abschlüsse – vorzulegen und überprüfen zu lassen. „Seine Büroordnung war von ganz eigenem Stil. Trotzdem fand er hin-ter und zwischen allen Aktenbergen im-mer das richtige Schriftstück“, bemerkt die ehemalige Verwaltungsangestellte. Gudrun Kaupper war aber in den An-fangsjahren nicht nur als kompetente Verwaltungskraft gefragt, sondern sie hatte ihre Chefs auch zu chauffieren. „Damals besaßen die Prioren ja noch keinen Führerschein.“

Frater Pantaleon und das Autofahren

Sehr gut im Gedächtnis ist Gudrun Kaupper noch Prior Frater Pantaleon Forsthuber und im Besonderen sein Fahrstil. Mitte der 1950er Jahre hat er während seiner Gremsdorfer Priorenzeit seinen Führerschein erworben und sich gleich anschließend ein Auto zugelegt. „Und dann ist er einfach sehr gerne und sehr viel gefahren“, sagt Kaupper, und ergänzt schmunzelnd, „auch wenn er es nicht so ganz beherrscht hat“. Dafür

habe er umso besser schimpfen können – und zwar über alles und jeden im Stra-ßenverkehr, und regelrechte Schweiß-ausbrüche habe er dabei bekommen. Noch heute glaubt Gudrun Kaupper, dass Prior Pantaleon wohl mehr als nur einen Schutzengel gehabt haben muss. In Eigenregie hatte sich Frater Pantaleon Forsthuber auch das Orgelspielen bei-gebracht. „Dies war dann auch hin und wieder nicht zu überhören.“

Im Großen und Ganzen denkt Gu-drun Kaupper sehr gerne an ihre Zeit in Gremsdorf zurück. „Ich durfte viel erleben, ich habe so manchen Mitarbei-ter kommen und gehen sehen und habe Generationen von Barmherzigen Brü-dern kennengelernt.“ Sie hat immerhin mit neun Prioren und drei Gesamtlei-tern zusammengearbeitet. Barmherzige Brüder im ursprünglichsten Sinne waren für Gudrun Kaupper die Fratres Hadri-an Heckner, Pachomius Durmann und Ermin Oggermüller. Sie stellten all ihre Kraft in den „Dienst am Nächsten“.

„Respektsperson“

Mitarbeiter, die sie noch aus ihrer aktiven Gremsdorfer Zeit kennen, schildern sie als eine „Respektsperson“, die äußerst korrekt ihre Arbeit tat – sie gehörte auch jahrelang dem Direktorium der Grems-dorfer Einrichtung an. Gleichzeitig bleibt aber auch ihr „großes soziales Ge-wissen“ in Erinnerung. Privat kennt man sie als „geselligen Menschen“ und Ge-nießerin kulinarischer Köstlichkeiten. Noch heute geht Gudrun Kaupper gerne auf Reisen. Vor kurzem fuhr sie auf der Donau von Passau bis zum Schwarzen Meer. Sie war aber auch schon in Neu-seeland, Japan und auf den Galapagos-inseln und hat mit der Transsibirischen Eisenbahn Russland durchquert.

Mit Leidenschaft löst sie Kreuzworträt-sel, auch regelmäßig die in dieser Zeit-schrift. Und sie hat auch schon gewon-nen: vor zwei Jahren einen zweitägigen Aufenthalt in Kostenz. Auch dort traf sie auf einen ehemaligen Prior von Grems-dorf: Frater Silvester Ganghofer. Und solche Begegnungen machen Gudrun Kaupper noch heute eine ganz beson-dere Freude.

Johannes Salomon

Zwei Ehrenmitglieder unter sich: Gudrun Kaupper und der mittlerweile emeritierte Bamberger Weihbischof Werner Radspie-ler, der am 8. Januar 2012 in Gremsdorf zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

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9 Thema: Ehrenmitglieder

Pionier christlicher HospizarbeitDr. Thomas Binsack, Chefarzt der Münchner Palliativstation, ist nun im Ruhestand

Er war ein regelmäßiger Kantinen-Gän-ger – bei einem Chefarzt eher unge-wöhnlich. Dort sah man ihn dann beim Mittagessen im lockeren Gespräch im Kreise der Kollegen. Manchmal war ihm auch eine gewisse Anspannung anzumerken, wenn er eilenden Schrit-tes mit leicht vorgebeugtem Oberkör-per zur Essensausgabe kam. Mitunter klingelte auch sein Telefon. Dr. Thomas Binsack war immer konzentriert bei der Sache, sei es am Telefon, im Gespräch, im Kontakt mit Patienten und Mitarbei-tern. Ende Dezember wechselte er in den Ruhestand.

Identifikation mit dem Orden

Bei einer kleinen Feier im Münchner Konvent der Barmherzigen Brüder sagte Provinzial Frater Emerich Steigerwald, es falle schwer, „eine Persönlichkeit zu verabschieden, die überzeugend und verlässlich gewirkt und sich mit unse-rem Ordensauftrag identifiziert hat“. In 23 Jahren hat Dr. Thomas Binsack am Krankenhaus Barmherzige Brüder Mün-chen nicht nur die erste Palliativstation Bayerns aufgebaut und geleitet, er hat einiges zum heutigen Stellenwert von Palliativmedizin und Hospizarbeit in Bayern beigetragen. Zahlreichen Besu-chergruppen erläuterte er geduldig die

Arbeit auf der Station, in vielen Vorträ-gen machte er die Hospizidee bekannt und stand für Interviews mit der Presse bereit – Frater Emerich sprach von einer „quasi missionarischen Aufgabe“.

Hohes Ansehen

Kooperationen, zum Beispiel mit dem Caritasverband und den Maltesern, wa-ren dem Palliativmediziner besonders wichtig, um ein „umfassendes Netz der Betreuung schwerkranker und sterben-der Menschen“ zu weben, „ganz wesent-lich ergänzt durch das Johannes-Hospiz in der Notburgastraße“. Auch bei Politik und Kostenträgern genießt Dr. Binsack hohes Ansehen, unter anderem als Vor-sitzender des Stiftungsrates der Bayeri-schen Stiftung Hospiz.

Im Verein zur Förderung des Johannes-Hospizes in München ist Thomas Bin-sack, so drückte es Provinzial Frater Emerich aus, als „stiller und umsichti-ger Organisator und Ideengeber sowie Bezugs- und Vertrauensperson“ tätig. Auch in Planung und Redaktion des viermal jährlich erscheinenden Infor-mationsblattes des Vereins wirkte der Chefarzt tatkräftig mit. Und die Redak-tion der misericordia hatte – und behält hoffentlich – in ihm einen aufmerksa-

men Leser, der auch mit anerkennenden Kommentaren nicht geizte.

Es ist wohl seiner festen Verwurzelung im christlichen Glauben zu verdanken, dass Dr. Binsack immer „auf dem Tep-pich“ und ein zugewandter Arzt ge-blieben ist – im Übrigen auch ein sehr menschlicher Kollege, der vielen Mit-arbeitern bei ganz persönlichen, zum Beispiel gesundheitlichen, Problemen ohne viel Aufhebens beistand.

„Entlassbrief“ für den Chef

Das Team der Palliativstation kleide-te seinen Dank an den Chef bei einer Abschiedsfeier in diverse humorvolle Darbietungen: unter anderem wurden bayerische Gstanzl und ein Abschieds-Musical intoniert, ein Rezeptbuch für den Ruhestand und ein Fotobuch aus 23 Jahren Palliativstation übergeben, eine „Pflegeüberleitung mit Vorschlägen für die weitere Therapie“ inszeniert und Dr. Binsacks Frau Ursula ein „Ärztlicher Entlassbrief“ ausgehändigt.

Die misericordia-Redaktion schließt sich an und sagt ebenfalls „Vergelt’s Gott, Dr. Binsack!“

Johann Singhartinger

Dr. Thomas Binsack (links) bei der fröhlichen Abschiedsfeier auf der Palliativstation mit einem „Rezeptbuch für den Ruhestand“

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10 Bayerische Ordensprovinz

Neuer Pflegedirektor in Regensburg

Geradlinig, zuverlässig und treu

Der neue Pflegedirektor Ralf Busse (Mitte) zusammen mit Krankenhaus-Geschäftsfüh-rer Dr. Andreas Kestler und Pater Leode-gar Klinger

Seit 1. Januar hat das Krankenhaus Barm-herzige Brüder Regensburg in Ralf Busse (48) einen neuen Pflegedirektor am Stand-ort Prüfeninger Straße. Der gelernte In-dustriemechaniker stammt aus Nordrhein-Westfalen und kam über den Zivildienst zur Pflege.

In über zwanzigjähriger Tätigkeit am Dürener St. Augustinus Krankenhaus durchlief Busse verschiedene Positionen vom Krankenpfleger bis hin zum Pfle-gedirektor und Leiter eines stationären Hospizes.

In den vergangenen drei Jahren war Busse Geschäftsführer beim Wupper-taler Klinikverbund St. Antonius und St. Josef, der zur Hospitalvereinigung des Kölner Cellitinnen-Ordens gehört.Davor übte der 48-Jährige beim gleichen Klinikverbund für zwei Jahre das Amt

des übergeordneten Pflegedirektors aus und war für fünf Krankenhäuser und eine Geriatrische Rehabilitation zuständig.

Zusätzlich qualifizierte sich Ralf Busse als Betriebswirt mit der Fachrichtung Sozialwesen sowie als Master of Busi-ness Administration (MBA).

Als Beispiel für mögliche Projekte, die er in den nächsten Jahren angehen möchte, nannte Ralf Busse eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit und eine damit verbundene Entwicklung von neuen Arbeitszeitmo-dellen in der Pflege. Außerdem stehen die Stärkung des Ehrenamtes in der Pa-tientenbetreuung sowie eine Neuorgani-sation der Arbeitsteilung im stationären Alltag für ihn an oberster Stelle.

Svenja Uihlein

90. Geburtstag von Frater Silvester Ganghofer

Ordensleute leben länger – das ist wissenschaftlichen Studien zu-

folge erwiesen. Dennoch ist es auch für einen Ordenschristen keine Selbst-verständlichkeit, den 90. Geburtstag in geistiger und körperlicher Frische zu erleben, wie das am 7. Januar Frater Sil-vester Ganghofer in Kostenz beschieden war. Ein guter Grund für seine Mitbrü-der, Verwandte und die Kostenzer Haus-

gemeinschaft, den Jubilar hochleben zu lassen.

In seiner Predigt beim Dankgottesdienst hob Pater Leodegar Klinger hervor, wie Frater Silvester – sein Taufname ist Franz Xaver – in seiner niederbaye-rischen Herkunftsfamilie schon Kirche im Kleinen erlebt habe, wie die Mutter ihm das Kreuz auf die Stirn gezeichnet habe und wie Frater Silvester in seinem Ordensleben die Liebe der Familie, die Liebe Gottes weitergegeben habe an an-dere Menschen.

Provinzial Frater Emerich Steigerwald würdigte in einer kleinen Ansprache beim Festessen unter anderem Frater Silvesters Führungsqualitäten durch „ruhiges und überlegtes, überzeugendes Handeln“, das er viele Jahre als Prior und Provinzrat unter Beweis gestellt habe.

„Sie sind uns ein Vorbild“, sagte der Pro-vinzial, „Ihr Leben war bestimmt durch die Haltungen der Geradlinigkeit, der Zuverlässigkeit und der Treue.“

js

Wir gratulierenzum 85. Geburstag am 16. FebruarFrater Adelmar Schmid, Neuburg

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11 Bayerische Ordensprovinz

Werkstattladen in NürnbergIn einer bundesweiten Kooperation von Werkstätten für Menschen mit Behinderung von Eckernförde bis Al-tötting haben sich unter Federführung der Barmherzigen Brüder verschiedene Werkstätten zusammengefunden, die das Projekt „2b 4together“ („to be for to-gether“) unterstützen: „zusammen-sein, zusammen-leben, zusammen-wirken, zusammen-wohnen“. In der Königs-straße 5 in Nürnberg (Ecke Findelgas-

se), also in zentraler Lage, wurde ein Werkstattladen eröffnet. Ein besonders wichtiger Inhalt dieses Nürnberger La-denprojektes ist es, die wertvolle und hohe Leistung der Beschäftigten der Werkstätten zu präsentieren. Daher stehen vielfältige Produkte wie hoch-wertiges Holzspielzeug (fagus), Seifen, Shampoo, Tee, Likör, handgewebte und nach Wunsch gefertigte Teppiche, Pro-dukte der Naturwerkstatt sowie Kicker aus eigener Schreinerei zum Verkauf.

Darüber hinaus werden die Leistungen der Fremdproduktion für Firmen wie Porsche, Siemens, Schaeffler, Krone, HKS, Weiland etc. präsentiert. So ist die Behindertenwerkstatt der Barmherzigen Brüder Straubing beispielsweise Liefe-rant für die Automobilindustrie.

Seit Mitte Januar finden in den Ge-schäftsräumen unterschiedlichste Ver-anstaltungen und Workshops statt. Die Beschäftigten der Naturwerkstatt der Barmherzigen Brüder Gremsdorf stellen

Verbundweites MAV-Treffen in RegensburgSeit vier Jahren treffen sich die Mitar-beitervertretungen der Verbundkranken-häuser der Barmherzigen Brüder halb-jährlich zum Erfahrungsaustausch. Am 21. November 2013 war die Regensbur-ger MAV Gastgeber für ihre Kolleginnen und Kollegen aus den Krankenhäusern Straubing, Schwandorf und München, dem MVZ Straubing, den Kneipp’schen Stiftungen Bad Wörishofen und dem Ta-gungs- und Erholungshaus Kostenz, die sich hier angeschlossen haben. Begrüßt wurden die Vertreter der Häuser durch die Geschäftsführer Christian Kuhl und Dr. Andreas Kestler (auf dem Foto 1. und 2. von links). Zum ersten Mal mit dabei waren der Personalratsvorsitzende und die stellvertretende Personalrats-vorsitzende des Evangelischen Kran-kenhauses Regensburg, das mit seinem Eintritt im November 2013 das neueste Mitglied im Krankenhausverbund ist.

Bettina Beck, MAV Regensburg

beispielsweise ihre mit dem Landesbund für Vogelschutz entwickelten Insekten-hotels und Nistkästen vor.

Torsten KabelDer Nürnberger Werkstattladen von innen und – Foto rechts oben – von außen

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12 Bayerische Ordensprovinz

Serie „Zurückgeblättert“

Die misericordia vor 80, 60, 30 JahrenManchmal kann der Blick zurück die Wahrnehmung gegenwärtiger Entwick-lungen schärfen und manchmal ist es einfach amüsant zu sehen, wie es frü-her war. Die misericordia-Redaktion hat sich deshalb entschlossen, in Ausgaben der Zeitschrift zurückzublättern, die vor 80, 60 und 30 Jahren erschienen sind.

1934: Gedicht auf dem Titel

1934 ist der sechste Jahrgang der da-mals von der Schlesischen Ordenspro-vinz herausgegebenen Zeitschrift, die in Breslau erscheint. Das Januar- wie das Februar-Heft bieten jeweils über 50 Seiten (ca. DIN A 5) Lesestoff. Die erste Ausgabe startet mit einem Neujahrs-Gedicht auf der Titelseite; da heißt es: „Gottes Segen zum neuen Jahr! Sei heut mein Wunsch der Leserschar; Gesundheit, Glück und Seelenfrieden sei meinen Freunden stets beschieden! Zugleich mein Dank an alle Guten, hier wie über des Meeres Fluten! O staunet nicht, ich bin es ja, die Zeitschrift Mi-sericordia …“

Offenbar besteht eine gute Zusam-menarbeit mit den anderen deutsch-sprachigen Ordensprovinzen (Bayern und Österreich); so ist ein Beitrag von Frater Bernhard Schelle aus Algasing abgedruckt über den „Krankendienst“ – Zitat: „Man vergisst nur zu oft, wie feinfühlig der Leidende für den leisesten Ausdruck der Ungeduld und der Nervo-sität im Gesichte des Pflegenden ist.“

In der Februar-Ausgabe schreibt Frater Alfons Fink über die Feier der Weih-nacht im Wiener Krankenhaus: „Der mächtige Christbaum funkelte und strahlte in eitel Licht und prächtiger Fülle, die große Krippe wirkte so an-ziehend und stimmungsvoll, dass sich nach der Feier die Beter nur langsam, fast zögernd entfernten. Nun gingen die jüngeren Brüder mit großen Körben in

die einzelnen Krankenzimmer und über-reichten den Patienten von Bett zu Bett die Geschenkpakete. Dazu kam noch für jeden einzelnen Kranken ein Paket Zigaretten …“

1954: Warum gibt es Leid?

Provinzial Frater Theodorich Höfner wird in der Januar-Ausgabe 1954 gleich dreifach beglückwünscht: zum neuen Jahr, zum Namenstag am 3. Januar und zum 60. Geburtstag am 19. Januar. Die bayerischen Brüder in Japan berichten von einem Taifun: „Zwei Stunden lang trieb dieser gefährliche Geselle über un-serm Haus sein gewaltiges Spiel, wo-bei er etwa zehn Bäume entwurzelte … Dachziegel machten sich selbständig. In der Nachbarschaft flogen einige Haus-dächer umher ...“

In der Rubrik „Krankenlesung“ schreibt Andreas Obendorfer über die „Drei ‚Wa-rum?’“ – Warum gibt es überhaupt Leid? Warum muss ich leiden? Warum muss-

te Christus leiden? Der Autor endet mit dem Verslein: „Kommt dir ein Schmerz, so halte still und frage, was er von dir will: der liebe Gott, er schickt dir keinen bloß darum, dass du mögest weinen.“

1984: Von Bayern nach Japan

Erstmals ist mit dieser Ausgabe aus der „Monatsschrift“ Misericordia eine „Zweimonatsschrift“ geworden, was für die kommenden neun Jahre auch so blei-ben wird. Der Grund dafür: Schriftleiter Frater Bernhard Binder war 1983 zum Provinzial der Bayerischen Ordenspro-vinz gewählt worden, was sein zeitliches Budget für die Redaktionsarbeit natur-gemäß einschränkte.

Ausführlich berichtet Frater Bernhard in dieser Ausgabe über seine dreiwöchige Reise zu den japanischen Mitbrüdern, die in Form einer „Provinzdelegatur“ an die bayerische Provinz angegliedert waren. „Die Tage meines Aufenthalts waren reich gefüllt“, schreibt der Pro-vinzial. „Meine Aufgabe war es, die derzeitige Situation der Gemeinschaft kennenzulernen, in Gesprächen eine gute Meinungsbildung zu fördern und schließlich Entscheidungen zu treffen.“

js

misericordia Februar 1954: „Drei Baye-rische ‚Barmherzige‘ vor der St. Peters-kirche: Fr. Apollonius, P. Camillus, Fr. Narzissus“

Auf dem Titelfoto der ersten Ausgabe 1984 sind zwei junge Japanerinnen zu sehen; Provinzial und Schriftleiter Frater Bern-hard Binder berichtet in dem Heft über sei-ne Reise zur japanischen Provinzdelegatur.

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13 Barmherzige Brüder weltweit

Starkes Ehrenamt: Medizinische Hilfe in Indien Anästhesie-Oberärztin Dr. Barbara Dünzl, Anästhesieschwester Elke Fischer und OP-Schwester Maria Klonek vom Krankenhaus St. Barbara Schwandorf engagierten sich mit pro interplast im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Khandwa.

Körperliche Fehlbildungen wie die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte gelten in vielen Dritte-Welt-Ländern als Fluch Gottes. Betroffene Menschen werden von der Gesellschaft gemieden, Kin-der von ihren Eltern ausgesetzt. Dabei könnten Ärzte die Fehlbildung gut be-handeln. In Indien muss eine Vielzahl mittelloser Patienten mit Fehlbildungen oder unbehandelten schweren Leiden wie Verbrennungen ohne Hoffnung auf Hilfe leben. Es gibt keine ausreichende ärztliche Versorgung oder niemand ist bereit, die Betroffenen ohne Honorar zu behandeln oder zu operieren.

Pro interplast hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Menschen zu helfen, in dem der Verein Operationseinsätze finanziert und organisiert. Ehrenamt-liche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie Dr. Barbara Dünzl, Elke Fischer und Maria Klonek vom Krankenhaus St. Barbara Schwandorf verzichten auf ein Honorar, sie nutzen ihren Urlaub, um in Entwicklungsländern zu helfen.

Im Oktober 2013 brachen die drei nach Khandwa/Indien auf, um im kürzlich eröffneten St. Richard Pampuri Kran-kenhaus der Barmherzigen Brüder zu helfen. Ihr Ziel war es, jene Patienten zu versorgen, die sonst keine Chance ha-ben, ihren oftmals mit starken Schmer-zen verbundenen Krankheiten zu entge-hen. „Wir hatten elf arbeitsreiche Tage“, berichtet Dr. Dünzl. „Begonnen haben wir mit dem Screening von ca. 170 Pa-tienten. Aufgrund unseres hochqualifi-zierten Teams konnten wir zum Teil drei OP-Tische betreiben und 115 Eingriffe an 108 Patienten im Alter von drei Mo-naten bis 70 Jahren durchführen.“

Unter den Patienten waren viele Kin-der mit angeborener Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Kommt ein deutsches

Kind damit zur Welt, wird es bereits in den ers ten Lebenswochen operiert. Wenig betuchte indische Eltern können sich diese Operation nicht leisten. Vor-rangig geht es bei der Operation nicht darum, ein ästhetisches Äußeres zuge-winnen. Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte fällt das Sprechen und Essen schwer. Durch die Rekonstruktion der Lippe wird ihre Bewegungsfähigkeit wieder hergestellt. Der Verschluss des harten Gaumens verhindert, dass Spei-sen in die Kieferhöhlen und Atmungsor-gane eintreten können. Ein großes Pro-blem stellen auch Verbrennungen dar. Mit der Art des Kochens auf offenem Feuer oder mit Kerosin gehen immer

wieder schlimme Unfälle einher. Be-troffene wurden ebenfalls von den pro interplast-Mitarbeitern versorgt.

Dr. Barbara Dünzl nimmt bereits seit 17 Jahren an Einsätzen in Entwicklungslän-dern teil. Seit 2008 fliegt sie jährlich nach Indien. Im Vergleich zu früheren Einsät-zen zieht sie ein positives Fazit: „Das neue St. Richard Pampuri Krankenhaus ist apparativ sehr gut ausgestattet. Auch die Apotheke und das Labor lassen fast keine Wünsche offen. Auffallend war die großzügige Ausstattung aller Stockwerke mit Toiletten und Waschgelegenheiten und die vielen Trinkwasserspender.“ Unter anderem haben der Verein der In-dienhilfe vom heiligen Johannes von Gott und die gastroenterologische Abteilung am Krankenhaus St. Barbara Schwandorf mitgeholfen, die notwendigen Einrich-tungen für das Krankenhaus in Khandwa zu spenden.

Caroline Kappes

Dr. Barbara Dünzl (2 von rechts) mit deut-schen Kolleginnen, die ebenfalls ehrenamt-lich im Einsatz waren (Foto oben) und im OP (Foto links)

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14 Barmherzige Brüder weltweit / Krankenhaus und Gesundheit

Gütesiegel für Herzkliniken der Barmherzigen BrüderHerzinfarktnetze in Straubing, Regensburg und Schwandorf jetzt akkreditierte Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Herzinfarktnetzwerke

Dr. Elisabeth Bösl (Mitte), Chefärztin am Krankenhaus St. Barbara in Schwandorf, freut sich zusammen mit ihren Kollegen Privatdozent Dr. Peter Sick (rechts), Chef-arzt am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, und Professor Dr. Sebastian Maier (links), Chefarzt am Klinikum St. Elisabeth in Straubing, über die Ak-kreditierungsurkunde für ihre jeweiligen regionalen Netzwerke.

Die Herzinfarktnetze Niederbayern-Mitte (Klinikum St. Elisabeth Straubing) und Oberpfalz-Mitte (Krankenhaus St.

St. Elisabeth in Straubing stellvertretend für seine Kollegen der Herzkliniken in Schwandorf und Regensburg.

Gemeinsames Ziel aller Beteiligten ist es, Herzinfarktpatienten schnellstmög-lich zu behandeln. Wichtiger Baustein hierfür sind die Herzkatheter-Zentren mit 24-Stundenbereitschaft in Straubing und Regensburg, in Schwandorf wäh-rend der Regelarbeitszeit. Je schneller das Herzkatheter-Team die verschlos-senen Herzkranzgefäße öffnet, desto ge-ringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Teile des Herzmuskels absterben und die Patienten Herzrhythmusstörungen oder eine Herzschwäche entwickeln.

Einen großen Beitrag zur Beschleuni-gung der Abläufe in den drei Herzin-farktnetzen leistet die EKG-Telemetrie. Die Rettungsfahrzeuge in den Dienstbe-reichen Straubing-Bogen, Schwandorf und Regensburg sind daher mit teleme-triefähigen 12-Kanal-EKGs (Elektro-kardiographen) ausgestattet. Damit stel-len die Notärzte bereits vor Ort fest, ob ihr Patient einen Herzinfarkt erlitten hat. Die Daten werden direkt per Funk vom Einsatzwagen an das jeweilige Herzka-theter-Zentrum in den Krankenhäusern der Barmherzigen Brüder übertragen. Das voralarmierte Herzkatheter-Team übernimmt dort den Patienten und öffnet mit einem Herzkatheter die verschlos-senen Herzkranzgefäße.

Ursula Eisenmann

Barbara Schwandorf) sowie das Herz-infarktnetz im Rettungsdienstbereich Regensburg (Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg und Krankenhaus St. Barbara Schwandorf) können ge-meinsam einen schönen Erfolg vorwei-sen: Sie wurden beim Herbstkonvent der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Herzinfarktnetzwerke in Nürnberg als Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Herzinfarktnetzwerke ak-kreditiert.

Die Akkreditierung bescheinigt, dass die Herzinfarktnetze wichtige Qualitätsstan-dards einhalten und klare Behandlungs-pfade für alle an der Herzinfarktversor-gung Beteiligten aufweisen. „Wir sind stolz, dieses Gütesiegel erhalten zu ha-ben und freuen uns auf die Fortsetzung der fruchtbaren Zusammenarbeit mit den Notärzten, Rettungsdiensten und Kliniken der Region zum Wohl unserer Herzinfarkt-Patienten“, sagt Professor Dr. Sebastian Maier, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Herzinfarktnetzwerke und Chefarzt der II. Medizinischen Klinik am Klinikum

Frater Ulrich Fischer bleibt Provinzial der Österreichischen Ordensprovinz

Frater Ulrich Fischer (3. von rechts) ist beim 77. Provinzkapitel vom 13. bis 17. Januar wieder zum Provinzial der Österreichischen Ordensprovinz ge-wählt worden. Am 16. Januar wurden unter der Leitung von Generalprior Pater Jesús Etayo (3. von links) außerdem Fra-ter Richard Binder (2. von rechts) zum 1. Provinzrat, Frater Matthias Meczywor (2. von links) zum 2. Provinzrat, Frater Paulus Kohler (links) zum 3. Provinzrat und Frater Martin Macek (rechts) zum 4. Provinzrat gewählt. Wir gratulieren!

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15 Krankenhaus und Gesundheit

Luftrettung wird noch schnellerBau eines der modernsten Hubschrauber-Landeplätze Deutschlands auf dem Dach des Straubinger Klinikums St. Elisabeth

Es war eine Baustelle, die aus der Masse heraussticht: Auf dem Dach des Strau-binger Klinikums St. Elisabeth entstand einer der modernsten Hubschrauber-Landeplätze in ganz Deutschland. Das 5,8-Millionen-Euro-Projekt in luftiger Höhe wird die Luftrettung im ostbaye-rischen Raum noch schneller machen. Ab Februar 2014 soll der ADAC-Ret-tungshubschrauber Christoph 15 vom neuen Dachlandeplatz aus abheben. Eine derart technisch anspruchsvolle Konstruktion für einen Hubschrauber-Landeplatz wie am Straubinger Kli-nikum gibt es nur noch am Universi-tätsklinikum Mainz, sagt Klinikums-Geschäftsführer Dr. Christoph Scheu. Die Konstruktion orientiert sich an der Technologie von Hochsee-Plattformen.

Die Straubinger ADAC-Luftrettungs-station wurde im November 1977 am Klinikum St. Elisabeth in Betrieb ge-nommen. Sie zählt zu den ältesten der

deutschlandweit 35 Luftrettungsstati-onen. Weil der Landeplatz samt Han-gar in die Jahre gekommen war und den neuen EU-Richtlinien nicht mehr entsprach, entschieden sich Klinikum St. Elisabeth und ADAC für einen Neu-bau. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit dem Rettungszweckverband Strau-bing, dem die Landkreise Straubing-Bo-gen, Deggendorf und Regen angehören.

Vorteile für Patienten und Anwohner

Der Landeplatz auf dem Dach des Kli-nikums St. Elisabeth bietet deutliche

Vorteile gegenüber dem Landeplatz am Boden. Die Rettungskette wird op-timiert. Der Patient muss nicht mehr vom Hubschrauber in den Krankenwa-gen umgelagert und ins Notfallzentrum gefahren werden, wo erneut eine Umla-gerung nötig ist. Er kommt direkt von Christoph 15 zum Patientenaufzug, der ihn schnell und schonend in das Not-fallzentrum, den Schockraum oder das Herzkatheterlabor bringt.

Auch die Anwohner profitieren vom neuen Hubschrauber-Landeplatz. Die Starthöhe von 25 Metern senkt zusam-men mit angepassten Start- und Lande-

Foto oben: Sicherheitshalber wurden vor Baubeginn Kunstwerke versetzt. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird der Pati-entengarten wieder schön hergerichtet.

Foto rechts: Ein großer Spezialtiefenboh-rer schafft im Außenbereich ein 18 Meter tiefes Loch mit 1,10 Metern Durchmesser

für eine der insgesamt vier Stützen.

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16 Krankenhaus und Gesundheit

anflugschneisen die Lärmbelästigung durch Christoph 15, was ein Emissi-onsgutachten bestätigte.

Mit den Arbeiten für das Fundament fiel im September 2012 der Startschuss für den Bau des Hubschrauber-Lande-platzes. Schwere Baumaschinen rollten im Patientengarten des Klinikums St. Elisabeth an und machten ihn zu einer

Baustelle. Nach Abschluss der Maßnah-me wird der Garten wieder schön her-gerichtet und die sicherheitshalber ver-setzten Kunstwerke wieder aufgestellt.

Aus Gründen der Statik lagert die Dach-lande-Plattform nicht auf dem Dach des Klinikums, sondern allein auf einem Stahlgerüst. Die neue Luftrettungssta-tion in 25 Metern Höhe überragt das

Klinikum um sieben Meter. Bei aufwen-digen Spezial-Tiefenbohrungen im Au-ßenbereich des Klinikums und in zwei Treppenhäusern, die während der Arbei-ten gesperrt werden mussten, entstanden mehrere bis zu 18 Meter tiefe Löcher mit bis zu 1,10 Metern Durchmesser für die vier Stützen – zwei an der Westseite des Klinikums und zwei in den großen Lichtschächten. Auf den Stützen wurden mit Großkränen die zwei jeweils knapp 40 Meter langen und 88 Tonnen schwe-ren Hauptträger der Dachkonstruktion für den Hubschrauber-Landeplatz ge-hoben. Zwischen diesen beiden Haupt-trägern wurden die 62 Meter langen Fachwerkträger eingesetzt.

Gleiche Technik wie bei Bohrinseln

Damit war der Weg frei für die Mon-tage der 1200 Quadratmeter großen Dachlande-Plattform, die von einem Aluminiumboden überspannt wird. Die Technik dieses Bodens wird auch bei Bohrplattformen für die Erdölaus-beutung im Meer verwendet. Insgesamt wurden rund 500 Tonnen Stahl und Alu-minium verbaut. Beim Richtfest Mitte August 2013 machten sich die Gäste ein Bild vom Baufortschritt.

Nach der Fertigstellung dieser tragenden Stahl-Alu-Konstruktion erfolgte der Ausbau der Luftrettungsstation mit

Die 3D-Skizze zeigt die komplette Stahlkonstruktion mit Fundament (die Abkürzung FATO steht für Final Approach and Take Off Area, also den Start- und Landeplatz).

Einer von zwei Hauptträgern der Dachkonstruktion

wird auf zwei Stüt-zen montiert.

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17 Krankenhaus und Gesundheit

Landeplatz, Hangar, Räumen für die Crew, gebäudetechnische Ausrüstung sowie Anbindung der technischen Ver-sorgungsleitungen ans Klinikum. Auch eine Tankanlage entsteht auf dem Klini-kumsgelände. Der Treibstoff wird dann auf den Dach-Landeplatz gepumpt, wo Christoph 15 betankt wird. So werden weitere Flüge zum Tanken vermieden. Beheizbare Alu-Profile halten die Platt-form schnee- und eisfrei und machen sie bei jedem Wetter für Starts und Lan-dungen nutzbar. Unter der Plattform ist aus Gründen des Brandschutzes eine Hochdrucksprinkleranlage installiert.

Kosten in Höhe von 5,8 Millionen Euro

Die Planung für den Hubschrauber-Landeplatz stammt von der Firma Sig-ma Plan aus Weimar. Sie hat mit dem ADAC schon öfter Luftrettungsstati-onen verwirklicht, aber mit dem Strau-binger Projekt auch Neuland betreten. Die Kosten für das technologisch an-spruchsvolle Bauvorhaben belaufen sich auf 5,8 Millionen Euro. 3,5 Millionen Euro finanziert das Klinikum St. Elisa-beth und 2,3 Millionen Euro trägt der ADAC. Öffentliche Zuschüsse gibt es nicht, weil sich der Staat schon vor Jah-ren aus der Finanzierung der Luftrettung zurückgezogen hat.

Die große Bedeutung des ADAC-Ret-tungshubschraubers rechtfertigt die große Investition. Christoph 15 ist gerade im ländlichen Raum ein wich-tiges Rettungsmittel, da er über große Entfernungen hinweg den Menschen Sicherheit und schnelle Hilfe garan-tiert. Er ist Tag für Tag von sieben Uhr morgens bis Sonnenuntergang einsatz-bereit. Das Einsatzgebiet umfasst neben der Stadt Straubing und dem Landkreis Straubing-Bogen auch die Landkreise Deggendorf und Regen mit insgesamt 340 000 Menschen. In weniger als zwei Minuten ist die Maschine startklar und ermöglicht bei Notfällen wie Herzin-farkt oder Schlaganfall ein schnelles Eingreifen. Auch steigende Einsatz-zahlen von Christoph 15 unterstreichen seine Bedeutung. 2013 hob der ADAC-Rettungshubschrauber 1900 Mal ab (2012: 1700).

Ursula Eisenmann

Foto links: Der Patientenaufzug erhält einen Aufbau, damit er ganz hinauf bis zur Dachlande-Plattform fahren kann.

Foto Mitte: Die Luftaufnahme zeigt rechts und links die beiden Stützen im Außen-bereich des Klinikums. Auf diesen und zwei weiteren Stützen – und nicht auf dem Klinikumsdach – lagern wie auf Stelzen die beiden Hauptträger der neuen Luftret-tungsstation.

Foto unten: Die 1200 Quadratmeter große, beheizbare Dachlande-Plattform mit Aluminiumboden ist installiert. Im Hin-tergrund ist der Rohbau für Hangar und Crew-Räume zu sehen.

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18 Krankenhaus und Gesundheit

Spiritualität als Hilfe im HeilungsprozessVortrag von Professor Eckhard Frick in Regensburg

Am 10. Dezember 2013 lud das Ethikkomitee am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg zum dritten Gespräch zur Medizinethik ein. Professor Dr. Eckhard Frick, Jesuit, Psychiater und Professor für Spiritual Care an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Professor für Anthropolo-gische Psychologie an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten, griff das Thema „Die Bedeutung der Spiritualität im Heilungsprozess“ auf.

Spiritualität ist laut Professor Frick et-was anderes als Frömmigkeit, das heißt, sie lässt sich nicht auf eine bestimmte Glaubens richtung oder Konfession einschränken. Sie ist so etwas wie eine Haltung der Aufmerksam keit gegenüber der Mitwelt, den Mitmenschen, gegen-über dem Sinn und Ziel des Lebens und gegenüber Gott bzw. einem höheren Wesen.

Viele unserer Zeitgenossen sind mehr spirituell Suchende (engl. seekers) – im biblischen Sprachgebrauch „Zeltende“ (Prolog des Johannesevangeliums) – als „Wohnende“, die in einer Glaubensge-meinschaft zuhause sind. Und selbst Menschen, die sich zum Beispiel in ei-ner Pfarrgemeinde engagieren, können nebenher Yogakurse belegen. Diesem Umstand will Spiritual Care (ein adä-quater deutscher Begriff wurde bisher noch nicht gefunden) Rechnung tragen.

Spiritual Care lässt sich nicht auf Kran-kenhausseelsorge reduzieren, also auf die Arbeit von „Spezialisten“ in Sachen Spiritualität. Sie ist vielmehr spirituelle Sorge um den kranken Menschen, an der auch andere Berufsgruppen beteiligt sind, die sich direkt um das Wohl des Patienten kümmern, Ärzte, Pflegende und Therapeuten. Spiritual Care wird als Teamarbeit verstanden.

Spirituelle Anamnese

Die spirituellen Bedürfnisse und Res-sourcen des jeweiligen Patienten zu erkennen, dafür wurde das Instrument der spirituellen Anamnese entwickelt. Zu Beginn des Krankenhausaufenthaltes wird der Patient, insbesondere bei chro-nischen und lebensbedrohenden Krank-heiten, in einem Kurzgespräch nach seinen (Glaubens-) Überzeugungen und spirituellen Bedürfnissen gefragt und danach, welche Unterstützung er in diesem Bereich benötigt. Unabhängig vom jeweiligen Bekenntnis, aber auch in Achtung davor, soll der Patient spirituell unterstützt werden, um wieder gesund und heil zu werden. Diese Unerstützung stellt also eine Kraftquelle für ihn dar. Die spirituellen Bedürfnisse des Pati-enten können sich auch im Krankheits-verlauf ändern. Gute Begleitung ist zum Beispiel dann gefragt, wenn der Patient eine Diagnose erhält, die sein Leben auf den Kopf stellt, oder wenn ein Rückfall auftritt.

Dass die Spiritualität einen positiven Einfluss auf den Genesungs- und Hei-lungsprozess des kranken Menschen hat, verdeutlichte Professor Frick anhand von Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen, nach denen die Hei-lung bei Patienten mit guter spiritueller

Betreuung besser verlief als bei anderen. Das brachte übrigens für das Kranken-haus auch einen finanziellen Vorteil. Heilung wird in ganz heitlichem Sinn verstanden: Während der Arzt in der Regel versucht, den Patienten aktiv zu „kurieren“ (engl. to cure), versteht sich Heilung als „heil werden“, als Gesche-hen-Lassen. In diesem Sinn kann auch ein Sterbenskranker heil werden.

Soziales Netz hilfreich

Angehörige und Freunde stören übri-gens bei Spiritual Care nicht. Im Ge-genteil: indem sie dem Patienten ein soziales Netz knüpfen, sind sie für ihn äußerst hilfreich. Des Weiteren unter-stützen die in Gesundheitsberufen Täti-gen, Seelsorger – und Gott selbst – das geistliche Wohlbefinden des Patienten. Und nicht nur das: auch Personen, die in Gesundheitsberufen tätig sind, haben spirituelle Bedürfnisse. Auch für sie soll nach dem Prinzip der Selbstfürsor-ge und zur persönlichen Entwicklung spirituell gesorgt sein, zum Beispiel durch die Möglichkeit, sich im Team über persönliche (Glaubens-) Themen auszutauschen.

Frater Magnus Morhardt

Professor Eckard Frick (links) mit Ober-arzt Dr. Heribert Stauder, dem Vorsitzen-den des Regensburger Ethikkomitees

Am 11. Februar begeht die katholische Kirche den Welttag der Kranken.

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19 Arbeits- und Lebenswelt Heime

Abschied nehmenEindrücke von einem Trauerseminar mit Bewohnerinnen und Bewohnern der Barmherzigen Brüder Straubing

Behinderten Frauen und Männern wurde lang die Fähigkeit zu trauern ab-gesprochen, falsche Fürsorge verhinderte ihre Teilnahme an Beerdigungen. Aber wenn die Trauer fehlt, können Ängste, Panikstörungen und Depressionen entstehen.

Veronika Kurt und Josef Reiseder am Friedhof St. Peter

Bei der ersten Begegnung wird mir klar, wie regelmäßig Menschen mit Behin-derung, ob geistig oder körperlich, Abschied nehmen müssen. Viele leben, umsponnen von einem Kokon der Behü-tung, in ihrem Elternhaus oder in Wohn-gruppen. Als Mitarbeiter der Werkstät-ten führen sie ein intimes Leben mit an sich fremden Personen: Praktikanten, Pädagogen und Gruppenleiter erhalten Familienstatus. Verlässt einer von ihnen die Stelle, heißt es Abschied nehmen.

Im Rahmen eines Seminars reden Men-schen mit geistiger Behinderung bei den Barmherzigen Brüdern Straubing über all diese Abschiede – und über ihre Vor-stellung zu einem Leben nach dem Tod.

Das letzte Geheimnis

Veronika Kurth ist überzeugte Christin. Sie glaubt, dass gute Menschen in den Himmel, zu Gott, Jesus und Maria kom-

Erinnerungsbuch der Verstorbenen ge-dacht. Hier finden Trauergottesdienste statt und Gedenkgottesdienste, um an die Verstorbenen zu erinnern. Es sind vor allem die Mitglieder der Wohngruppen und Kollegen aus den Arbeitsgruppen, die diese Gottesdienste besuchen. Wie alle Menschen reagieren auch Menschen mit Behinderung ganz unterschiedlich auf seelisches Leid. Und doch fällt es ih-nen oft besonders schwer, mit Abschied und Trauer zurechtzukommen.

Was hilft mir, wenn ich traurig bin?

Zurück zu Ralf Kolar und Veronika Kurth: Die beiden sitzen mit zehn wei-teren Beschäftigten der Barmherzigen Brüder, Männern und Frauen im Alter von 22 bis 58 Jahren, in einem Kreis. Alle haben versprochen, einander nicht auszulachen. Keiner wird verspottet, keiner unterbrochen, wenn er erzählt. Sie erinnern sich, was die Menschen, von denen sie sich verabschieden muss-ten, die sie verloren haben, durch Tod oder nur durch einen Umzug, mit ihnen gemacht haben. Robert Uhrmann hat von seinem Opa Fahrrad fahren gelernt und eine Betreuerin im Kinderheim brachte ihm bei, Mühle zu spielen. Ralf Kolar hat von einem Betreuer gelernt, freihändig Fahrrad zu fahren. Klaus Maier lernte von seiner Mama die Uhr zu lesen und die Schuhbänder zu binden.

Dutzende von Fotos liegen auf Tischen, jeder greift sich die Bilder heraus, die ihn ansprechen. Ein Motorroller ohne Hinterrad. „Das Bild macht mich trau-rig“, sagt einer, „der Roller ist so hilflos“. Einem anderen gefällt eine Aufnahme von Fußspuren im Sand. „Nur die Spu-ren sind noch da, der Mensch ist weg.“ Schließlich das Bild eines Papierschiff-chens: „Es kann nur schwimmen, wenn man es ins Wasser legt und loslässt.“

„Als meine Mutter und meine Schwes-ter gestorben sind, wollte ich auch nicht mehr leben und habe einen Suizidver-such gemacht“, gesteht einer, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will. Und Klaus Maier erzählt, dass er beide Eltern verloren hat, und deshalb ein Bild

men, und Adolf Hitler („so als Beispiel“) wähnt sie in der Hölle. Wenn sie sterben muss, wird auch ihre Seele „nach oben wandern“. Ralf Kolar lächelt sie an und mit der bestechenden Rationalität und Würde, die Menschen mit Beeinträch-tigungen oft eigen ist, schüttelt er den Kopf. „Das kann man doch gar nicht wissen, wie es im Jenseits ist. Uns wird doch ein Bär aufgebunden.“

Veronika Kurth und Ralf Kolar haben ihre Eltern nie kennengelernt. Ralf Kolar sagt, dass er über den Tod seiner Mutter trotzdem geweint hat. Heute leben beide in Einrichtungen für Menschen mit Be-hinderungen in Straubing. Die Einrich-tung der Barmherzigen Brüder gleicht einem kleinen Stadtteil mit Wohnhäu-sern, einem Café und einer Fachschule für Heilerziehungspflege, Produkti-onsbetrieben und einer Kirche. Es gibt auch einen eigenen Bewohnerfriedhof. Am Eingang zur Kirche wird in einem

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20 Arbeits- und Lebenswelt Heime

aussuchte, das einen langen, leeren Weg zeigt. Robert Uhrmann spricht davon, dass sein Vater und seine Oma nicht mehr leben. Die Stimmung ist gedrückt.

Veronika Kurth, Robert Uhrmann und Klaus Meier stellen Trauer dar.

Josef Reiseder und Anna Schwarz ordnen sich in Gefühlswelten beim Thema „Abschied“ ein. Was kenne ich, was habe ich schon erlebt?

Andreas Gröner hat glasige Augen. Ralf Kolar, der sich kurz vorher um einen rationalen Blick auf die Welt bemühte und den Tod als Bestandteil des Lebens

erklärte, weint. Betroffene Gesichter bei den anderen.

Bis heute werden Frauen und Männer

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21 Arbeits- und Lebenswelt Heime

„Der Tod bedeutet, dass man alleine ge-lassen wird. Abschied kann aber auch heißen, dass Freunde gehen“, sagt Romano-Marco Schalajo und berich-tet, wie schlimm es für ihn war, wenn Freunde aus der Wohngruppe gezogen sind. Die anderen erzählen von verstor-benen Haustieren, Umzügen oder dem Wandel des Musikgeschmacks. Veroni-ka Kurth bedauert den Abschied vom Sommer. Abschiede sind wichtig, die erzwungenen wie die freiwilligen oder die ersehnten. Abschied heißt: Sich ganz bewusst von etwas zu trennen, die Trennung zu akzeptieren, loszulas-sen und sich auf das Neue einzulassen. „Am Freitag ist immer Abschied von der Arbeitswoche“, scherzen gleich mehre-re. „Das ist ein schöner Abschied ins Wochenende“.

Die Erinnerung bleibt

„Manchmal muss man etwas zurücklas-sen, um etwas Neues zu erleben“, sagt Ralf Kolar und erzählt, wie gut es ihm in seiner neuen Wohngruppe gefällt - obwohl er traurig war, als er seine alte Gruppe verlassen hat und umgezogen ist.

Der Tod der Oma, so hat es Helmut Brandl beobachtet, führte die Fami-

mit geistiger Behinderung in Trauer-anlässe nicht immer einbezogen – aus Unsicherheit oder aus falsch verstan-dener Fürsorge. Von dem Tod eines An-gehörigen erfahren sie häufig erst spät und können so an der Beerdigung nicht teilnehmen. Schonend ist dies nicht – im Gegenteil.

Die Konsequenz aus den neuen Ergeb-nisse der Trauerforschung ist befreiend und fordernd zugleich: Es gibt keine Regeln. Niemand kann sagen, wann man die Kleider des Verstorbenen aus dem Schrank räumen muss, ob man ei-nen Stapel behalten kann. Ob man nur noch schwarze Kleidung trägt oder sich ein eigenes Ritual ausdenken soll. Ob es besser ist, sich einer Trauergruppe anzuschließen oder Gedichte zu lesen. Jeder muss selbst herausfinden, was hilfreich ist.

Dazu kommt: Können Menschen mit Behinderung nicht lesen oder nur we-nig sprechen und ihre Trauer nicht in Worte fassen, können sie auch malen oder basteln, Gedenkkerzen gießen oder Bilderrahmen für die Fotos Verstorbener gestalten. Wichtig ist nur die Zeit, die dem Gedenken an die Verstorbenen ge-schenkt wird.

lie und die Verwandten für kurze Zeit wieder zusammen. Erstaunt registrierte er, dass bei der Beerdigung noch alle tief traurig waren. Aber: „Als die Ver-wandten mit ins Wirtshaus gefahren sind, wurde es fröhlicher.“ Menschen, die sich zum Teil jahrelang nicht mehr gesehen und gesprochen hatten, fühlten sich durch die Trauer um einen Men-schen zu ihm gehörig.

Ein Phänomen, das auch andere schil-dern: Die Verwandten entdecken so-zusagen durch das Leben und den Tod des Gestorbenen hindurch, dass sie alle irgendetwas miteinander zu tun haben. Gibt es, wenn Menschen mit ihrem Tod Derartiges bewirken, doch einen Ort der Seele? Bleibt doch mehr zurück, als ein Blumenbeet auf dem Friedhof?

Die Gruppe beendet ihr Seminar mit einem Blick in das Erinnerungsbuch der Kirche ihrer Einrichtung. Sie liest die Einträge über Günter, Peter und Sonja, erinnert sich, wer wo gearbeitet hat und dass Sonja so gut tanzen konnte. „Das Leben geht weiter, die Seele geht in den Himmel hinauf“, sagt Veronika Kurth und ist sehr ernst.

Ulrike Löw

Gruppenfoto in der Johannes-von-Gott-Kirche der Barmherzigen Brüder Straubing

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22 Arbeits- und Lebenswelt Heime / Kirche und Gesellschaft

Fachtagung zum „Inklusiven Wohnen“ im SeptemberDie Behindertenhilfe der Barmherzigen Brüder und die Ostbayerische Tech-nische Hochschule Regensburg suchen nach Perspektiven für Menschen aus dem autistischen Spektrum und für Menschen mit geistigen Behinderungen.

Durch das Inkrafttreten der UN-Kon-vention über die Rechte von Menschen mit Behinderung werden die Träger, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Behindertenhilfe sowie die Gesell-schaft vor neue Herausforderungen gestellt. Neue, inklusive Wohnformen und Wohnangebote für Menschen mit geistiger Behinderung und Menschen mit Autismus sollen konzipiert werden.

Um die beabsichtigte Veränderung tra-ditioneller Betreuungsformen kritisch zu begleiten und zu unterstützen, ver-anstalten die Fakultät Angewandte So-zialwissenschaften der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) und die Barmher-zige Brüder gemeinnützige Behinder-tenhilfe GmbH am 23. und 24. Sep-tember 2014 eine wissenschaftliche

Fachtagung zum Thema „Inklusives Wohnen für Menschen aus dem autisti-schen Spektrum und für Menschen mit geistigen Behinderungen – Internatio-nale Erfahrungen und Perspektiven“.

Anerkannte Wissenschaftler und Wis-senschaftlerinnen sowie Spezialisten aus den USA, Schweden, Norwegen, den Niederlanden und Deutschland werden ihre Erkenntnisse und Erfahrungen mit inklusiven Wohnformen auf der Fach-tagung präsentieren.

Eine Anmeldung ist bis 30. Juli möglich. Weitere Informationen und Anmelde-formulare gibt es im Internet beim Zen-trum für Weiterbildung und Wissensma-nagement der OTH Regensburg: www.zww-regensburg.de (Navigationspunkt „Fachtagungen“)

Am 2. Februar begeht die katholische Kirche den Tag des geweihten Lebens.

Der Flyer zu der Fachtagung am 23. und 24. September in Regensburg

Kirche feiert 2015 als Jahr der Orden(KNA) 2015 feiert die katholische Kirche ein Mottojahr zu geistlichen Berufungen. Das kündigte Papst Fran-ziskus Ende November vor Leitern von Ordensgemeinschaften im Vatikan an. Bei dem Empfang für 120 Mitglieder der Vereinigung männlicher Ordensoberer betonte er die große Bedeutung der Or-den für das Leben der katholischen Kir-che und die Verbreitung des Glaubens.

Die Orden versammelten „Männer und Frauen, die die Welt aufwecken kön-nen“, so Franziskus. Ihr Leben sei eine prophetische Mission und die „konkre-teste Form“ der Nachfolge Christi: „Gott

ruft uns, unser Nest zu verlassen und an die Grenzen der Welt gesandt zu wer-den“, so der Papst. Allerdings sei von jedem Christen eine „Radikalität“ in der Umsetzung des Glaubens verlangt.

Derzeit blühten die Orden vor allem in Weltregionen, in denen die Kirche noch jung sei, führte Franziskus aus. Dies verlange von den Orden eine be-sondere Kompetenz im interkulturellen Dialog. Der Papst mahnte die Oberen, diese kulturelle Vielfalt auch in der Zu-sammensetzung des Leitungspersonals umzusetzen. Ordensmitglieder aus ver-schiedenen Kulturkreisen brächten auch

unterschiedliche Ausdrucksformen von Charisma mit.

Orden müssten jede Art von Heuche-lei und Klerikalismus vermeiden, so der Papst. Die spirituelle Bildung von Ordensangehörigen sei ein Werk der geistlichen Kunst und keine Polizei-arbeit, betonte er: „Das Ziel ist, Or-densleute zu formen, die ein zärtliches Herz haben, und keines, das vom Essig sauer geworden ist.“ Der Ordensdienst verlangt nach seinen Worten Geschwis-terlichkeit innerhalb der Gemeinschaft. Unterschiede und Konflikte müssten ausgehalten werden.

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23 Kirche und Gesellschaft

Serie Hobbys

Bowling: Jagd nach dem perfekten SpielChristian Fiedler, Verwaltungsmitarbeiter im Alten- und Pflegeheim St. Raphael der Barmherzigen Brüder in Königstein im Taunus, berichtet über sein Hobby

Dieses Foto von Christian Fiedler im Vereinstrikot entstand nach einem anstren-genden Ligatag.

BowlingregelnDie zehn Pins (Kegel) sind als gleichseitiges Dreieck mit einer Kantenlänge von 36 Inch (91,44 cm) angeordnet; eine Spitze des Dreiecks zeigt zum Spie-ler. Ein Spiel (Game) besteht aus zehn Durchgängen (Frames). Ziel ist es, in jedem Frame die maximale Anzahl an Pins, also alle zehn, umzuwerfen. Dazu hat ein Spieler pro Frame maximal zwei Würfe. Räumt ein Spieler beim ersten Wurf alle zehn Pins ab, so nennt man das Strike. Werden alle Pins erst mit Hilfe des zweiten Wurfes in einem Frame abgeräumt, so ist das ein Spare. Können auch mit dem zweiten Wurf nicht alle Pins abgeräumt werden, so spricht man von einem Open Frame (offener Durchgang). Für die wertenden Punkte werden nun pro Frame die umgeworfenen Pins gezählt. Bei einem Spare werden zusätzlich zu den zehn Punkten (für zehn Pins) auch die Punkte des nächsten Wurfs gezählt, die höchste erreichbare Punktzahl ist hierfür also 20 (Spare, im nächsten Frame ein Strike). Beim Strike werden sogar die nächsten zwei Würfe mitgezählt, so dass sich die Höchstpunktzahl je Frame auf 30 erhöht (drei Strikes in Folge). Wird im letzten Frame des Spiels ein Spare erzielt, darf noch ein dritter Ball geworfen werden, um das Ergebnis zu ermitteln. Wird ein Strike geworfen, folgen noch zwei Extrawürfe. Das höchste zu erreichende Ergebnis sind damit 300 Pins (perfektes Spiel). Quelle: Wikipedia

Ich habe elf Jahre lang aktiv Bowling im Verein BV Rebstock, BC Frankfurt West, gespielt. Bowling entstand in den Vereinigten Staaten aus dem europä-ischen Kegeln. Das Kegeln selbst war schon im antiken Ägypten bekannt und verbreitete sich im Mittelalter in West-europa.

Im Bowlingsport heißen die „Kugeln“ Bowlingball. Man unterscheidet grund-sätzlich zwei Arten von Bowlingbällen: Strike- und Sparebälle (auch Hausbälle,

siehe Kasten). Das Gewicht eines Bow-lingballs liegt zwischen 6 und 16 lbs (Pfund/Pound; 1 lb = 0,45 Kilogramm). Bowlingbälle unterscheiden sich auch durch ihre Oberfläche. Bowlingbahnen

ter versehen. Das Öl wird mit einer Öl-maschine aufgebracht.

Bowling ist ein Teamsport, wenn er im Verein und in Ligarunden gespielt wird. Ligaspiele finden im Winterhalbjahr, meist an Sonntagen, statt. Dabei steht der Gewinn möglichst vieler Spiele im Vordergrund, um am Ende einer Liga-saison aufzusteigen. Bowling ist auch ein guter Ausgleich zum Alltag. Im Gegensatz zum Freizeitbowling ist der Ligabetrieb beim Bowling ein recht an-strengender Sport.

Wenn man Bowling aktiv spielt, ist das auch sehr kostenintensiv, denn zu einer eigenen Ausrüstung gehören Bowling-schuhe, verschiedene Bowlingbälle und diverse Kleinigkeiten. Spiele im Liga-betrieb werden vom Verein getragen. Trainingsspiele müssen meistens aus eigener Tasche bezahlt werden.

In meiner aktiven Zeit im Bowlingsport gelang mir am 4. März 2000 ein „per-fektes Spiel“, das heißt ein Spiel mit den maximalen 300 Punkten (siehe Kasten). Probieren Sie Bowling einfach mal aus: Ein paar Freunde mitnehmen und einen Abend auf der Bowlingbahn verbringen. Viel Spaß dabei!

Christian Fiedler

waren früher aus lackiertem Holz, heu-te sind sie aus Kunststoff. Alle Bahnen werden mit einem sogenannten Ölmus-

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24 Kirche und Gesellschaft

Buchbesprechung

Der Tod ist ein Philosoph „Herr, lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss, und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss“ – so formuliert Johannes Brahms im dritten Satz seines Deutschen Requiems die Zeilen aus Psalm 39 und wandelt sie in großartige Musik. Mit dieser Musik im Ohr habe ich die Gedanken zum Tod in 13 Kapiteln des Philosophen, Ma-thematikers und Autors Tobias Hürter gelesen. Ausgelöst durch einen Absturz bei einer Wanderung in den Bergen an Allerheiligen 2011 und 37 Meter freien Fall, durch wenige Sekunden sicheren Wissens über das eigene Ende, macht er sich auf einen neuen Weg und auf die Suche nach Freund Hein. „Es gab einiges zu verarbeiten für mich, und das Schreiben dieses Buches war Teil des Verarbeitungsprozesses.“ Ergebnis ist eine flüssig lesbare Zusammen-stellung historischer, philosophischer, wissenschaftlicher, theologischer und persönlicher, humorvoller literarischer Wanderungen.

Hürter beschreibt weitere Zeugnisse der Todes-Erfahrung. Er streift durch die Literatur von Homer bis Homo Faber, von Buddha bis zum Brandner Kaspar, er analysiert unser Bild vom Tod in früherer Zeit und in den modernen Medien, entdeckt Neues in alten Wer-ken und stellt die uralte Erkenntnis der Sterblichkeit dem modernen Wunsch der Unsterblichkeit gegenüber.

Mit vielen eingängigen Zitaten und pointenreichen Gedankengängen lässt Hürter den Leser teilhaben an der tief-greifenden Lebenserfahrung, die dieser Unfall für ihn auslöste. Er philosophiert darüber, „warum viele Menschen zwar wissen, dass sie sterben müssen – aber nicht daran glauben können…“ und „was mit uns geschieht, wenn wir ster-ben.“ Er macht die Erfahrung, dass sein Leben mit körperlichen Einschrän-kungen durch die Verletzungen und den langsamen Heilungsprozess sich verän-dert hat und durchaus reicher wurde und findet Antworten auf die Frage, „warum man sein Selbst nicht so wichtig nehmen sollte.“

Immer wieder beschreibt Hürter die tiefgreifende, existentielle Erfahrung aus diesen Sekunden an der Hand des Todes und stellt sie teilweise durchaus (selbst) ironisch den Gedanken anderer gegenüber. Zum Schluss findet er Krite-rien für ein gutes, ein „richtiges Leben“: Der hat richtig gelebt, der „im Angesicht des Todes nicht bedauert, so gelebt zu haben.“ Damit kann er „den Gedanken an den Tod als heilsamen Schrecken nehmen, als freundliche Mahnung, sich darauf zu konzentrieren, worauf es wirk-lich ankommt, statt sich im Unwesent-lichen zu verlieren.“ „Todsischer“ wird jeder Leser für sich erkennen, dass der Tod „mehr ist als Physiologie und me-taphysische Spekulation“ und wird sich

Gedanken machen, welche Bedeutung Leben und Tod für ihn haben. Hürter ermöglicht seinen Lesern, sich der End-lichkeit ihres Lebens bewusst zu werden und es als Geschenk anzunehmen.

„Du lebst nur zweimal“ – mit diesem Zitat von James Bond beginnt Hürter seine Betrachtungen – jetzt feiert er je-des Jahr zwei Mal Geburtstag.

Dr. Susanne Roller

Tobias HürterDer Tod ist ein PhilosophPiper Verlag, München 2013160 Seiten, 17,99 Euro

Seligsprechung des deutschen Ordensmannes Klemens Fuhl rückt näher(KNA) Die Seligsprechung des deut-schen Ordensmanns Klemens Fuhl (1874-1935) rückt näher. Der Vatikan erkannte dem einstigen Generaloberen der Augustiner aus dem unterfränki-schen Aidhausen Anfang Dezember den sogenannten heroischen Tugend-grad zu. Damit bestätigte er, dass Fuhl die christlichen Tugenden für seine Zeit in vorbildlicher Weise gelebt hat. Der

Papst habe den entsprechenden Erlass gebilligt, so der Vatikan. Zum Abschluss des Seligsprechungsprozesses steht nun noch die Anerkennung einer unerklär-lichen Heilung als Wunder aus, das auf Fürsprache Fuhls gewirkt wurde.

Fuhl, der am 18. Juni 1874 in Aidhausen mit dem Taufnamen Vinzenz geboren wurde, trat 1893 in Münnerstadt in den

Orden der Augustiner-Emeriten ein. 1920 wurde er Provinzial der deutschen Ordensprovinz und 1931 Generaloberer seines Ordens.

Er starb 1935 während einer Visitations-reise in der bolivianischen Hauptstadt La Paz an der Höhenkrankheit; 1953 wurden seine Gebeine in die Augusti-nerkirche nach Würzburg überführt.

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25 Kirche und Gesellschaft

Buchbesprechung

Dieser Mensch war ich Dieses Buch begleitet, tröstet, ärgert, überrascht, macht nachdenklich, moti-viert. Menschen an ihrem Lebensende blicken zurück, manche im Groll, einige mit Gottvertrauen, andere verzweifelt, gleichgültig, zufrieden, ja heiter. Es ist kein Buch, welches man an einem Stück lesen kann, so nahe gehen einem Perso-nen und Schilderungen. Am Textende steht meistens der Name, das Alter, oft auch Sterbedatum und Krankheitsbild.

Es sind Menschen von nebenan, wie die Mutter dreier Töchter, die das Meer liebt und als Engel wiederkommen möchte. Da schreibt der einsame Archivar, der auf die Liebe im Jenseits hofft, oder der Fluglotse, der Trost in der Bibel findet. Eine Supermarktverkäuferin hätte so gerne noch das Geheimnis eines seltsa-men Kunden gelüftet. Anrührend auch der italienische Restaurantbesitzer, der sein Sterbebett hinter der Garderobe auf-stellen lässt. „Seither müssen die Gäste halt ihren Mantel über den Stuhl hängen. Dafür kann ich alles hören und riechen. Hier fühle ich mich wohl (...)“.

Die Autorin selbst überrascht ebenfalls: Christiane zu Salm nannten die Medien einst die „Pop-Prinzessin“, als sie noch

Geschäftsführerin beim Musiksender MTV und später beim Privatsender 9Li-ve war. Heute engagiert sich die erfolg-reiche Medienmanagerin und Kunst-sammlerin verstärkt für soziale Projek-te und ist ehrenamtlich als ambulante Sterbebegleiterin im Lazarus-Hospiz in Berlin tätig. Eine Art Nahtod erfahrung bei einem Skiunfall brachte sie zum In-nehalten und zwang sie zur Auseinan-dersetzung mit dem Thema Tod.

Sechs Monate dauerte dann ihre Aus-bildung zur Sterbebegleiterin. Die intensivs te Übung kam für die Teilneh-mer gegen Kursende, als sie gebeten wurden, spontan ihren eigenen Nachruf in einer Viertelstunde aufzuschreiben. Dies war der Anlass für die Mutter zwei-er Töchter, bei ihren späteren, regelmä-ßigen Besuchen im Hospiz Sterbende zu bitten ihr ihren Nachruf zu diktieren.

Das Leben vom Ende aus betrachten, es schildern, wie es wirklich war, mit so manch überraschenden Geständ-nissen, das zeigen die 80 autorisierten Lebensrückblicke, die Christiane zu Salm mit einer lebendigen Einleitung versehen herausgegeben hat. Und die Autorin gewinnt den Lebensresümées

sogar Tröstliches ab: „Ein erfülltes Le-ben muss kein vollkommenes Leben gewesen sein, und das finde ich eine wunderbare, beruhigende Erkenntnis“, sagte zu Salm in einem ZDF-Interview.

Kirsten Oberhoff

Christiane zu SalmDieser Mensch war ich - Nachrufe auf das eigene LebenGoldmann Verlag, München 2013256 Seiten, 17,99 Euro

Jahresziehung 2013Die Gesamtleiterin der Kneipp‘schen Stiftungen in Bad Wö-rishofen, Christiane-Maria Rapp (siehe nebenstehendes Foto mit Kneipp-Büste) hat den Jahresgewinner des misericordia-Rätsels gezogen: Josef Hofmann aus Regensburg kann sich über einen Wochenend-Aufenthalt im Kneippianum für zwei Personen freuen. Wir gratulieren!

Christiane-Maria Rapp ist seit fast 16 Jahren Gesamtleiterin der Kneipp-Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Bad Wörishofen. Die verheiratete Mutter von zwei Töchtern (19 und 16 Jahre) ist in Tauberbischofsheim geboren und in einem Winzerdorf zwischen Pforzheim und Karlsruhe aufgewachsen. Als gelernte Hotelfachfrau hat sie in vielen Hotels im In- und Ausland gearbeitet, ehe sie sich vor 20 Jahren in Bad Wörish-ofen niederließ. Ehrenamtlich engagiert sich Christiane-Maria Rapp unter anderem im kirchlichen Bereich.

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26 Rätsel

Tugend gesuchtDie zahlreichen Einsendungen zum Kreuzworträtsel im vergangenen Jahr haben die misericordia-Redaktion veranlasst, auch in diesem Jahr wieder ein Kreuzworträtsel anzubieten. Die Lösungswörter kommen aus dem Bereich der „Tugenden“. Viel Spaß beim Rätseln!

Bitte schicken Sie eine Postkarte oder eine E-Mail mit dem Lösungswort des unten stehenden Kreuzworträtsels und Ihrer Adresse an

Barmherzige BrüderBayerische OrdensprovinzPostfach 20 03 6280003 Münchenbzw. an [email protected]

Zu gewinnen gibt es ein Buch, eine CD oder DVD im Wert von bis zu 25 Euro.

Einsendeschluss: 13. Februar 2014

Zweite Chance: Bei der Jahresziehung wird unter allen richtigen Einsendungen des Jahrgangs 2014 der Besuch eines kulturellen Ereignisses in München für zwei Personen (inkl. Übernachtung) ausgelost.

Gewonnen hat Astrid Knobloch, Radolfzell Wir gratulieren!

Eine Beschreibung der Bittermelone finden Sie auf Seite 27.

Informationen zur Ziehung des Jahres-gewinnes 2013 finden Sie auf der vor-stehenden Seite 25!

Die Lösung aus dem letzten Heft:

1

2

3

4

5

1 2 3 4 5

Ab-kömm-ling

Medika-ment

medizi-nisch:Stirn

SchiffinGefahr

franzö-sisch:auf,über

med.:geron-nenesBlut

einHalb-edel-stein

Höhen-zug imWeser-bergland

ältesteschristl.Fest

Ver-stand

Flagge

Harems-wächter

orienta-lischesFleisch-gericht

Zucker-krank-heit

Abk.:Kreistag

beson-dereFertig-keit

Medika-menten-form

franz.Mehr-zahl-artikel

VornamevonAnnan(UNO)

Pas-sions-spielortin Tirol

kleineFrucht-art

vor-dring-lich

Wider-spruch

altejapan.Gold-münze

noch an-nehm-bar

medizi-nisch:Schweiß

Material-verlustamReifen

HeiligeStadt

Hexe derTheseus-Sage

degen.Gelenk-erkran-kung

Nach-ahmungeinerHupe

Heil-pflanze

Fremd-wortteil:vor

Zahn-ersatz-teil

TeildesAuges

Adels-titel

Sakra-ment

Zettel

franz.,span.Fürwort:du

persön-lichesFürwort

Zahl-wort

Kleidungd. Korps-studen-ten

Gottes-haus

griechi-scheLand-schaft

interna-tionalesNotruf-zeichen

Abk.:SouthCarolina

Kolloid

gemüt-lich,wohnlich

lauterAnruf

Sache(abwer-tend)

SohnNoahs(A.T.)

DEIKE-PRESS-1712-1

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27

ImpressumHerausgeber und Verlagsinhaber: Barmherzige BrüderBayerische Ordensprovinz KdöR Südliches Schloßrondell 5 80638 München Postfach 200362, 80003 MünchenTelefon: 089/1793-100 Telefax: 089/1793-120 E-Mail: [email protected] Internet: www.barmherzige.de

Redaktion: Frater Eduard Bauer (feb, verantwortlich)[email protected] Johann Singhartinger (js)[email protected] Kirsten Oberhoff (kio)[email protected] wie Herausgeber

Redaktion der Hauszeitschriften: Die Mise ricordia erscheint zum Teil mit den Hauszeitschriften unserer Einrichtungen, die für deren Inhalt selbst verantwortlich sind.

Grund-Layout: Astrid Riege - grafica

Fotos: ADAC (17 Mitte), altrofoto.de (Ti-tel, 2, 4, 10 unten), Dr. Barbara Dünzl (13), Katharina Ebel (3), Ursula Eisenmann (5, 14 unten, 15, 17 oben und unten), etagef (16 oben), Christian Fiedler (23 rechts), flagstaffotos/Wikimedia commons (23 links), G. Freihalter/Wikimedia commons (3 unten), Torsten Kabel (11 oben), Karin Kövi (25 unten), Klaus Macht (11 unten), Frater Magnus Morhardt (18), Kirsten Oberhoff (7, 9), Peter Roggenthin (19-21), Johannes Salomon (8), Frater Johnson Se-bastian (14 oben), Sigma Plan (16 unten), Johann Singhartinger (6), Stadt Schwandorf (28), Svenja Uihlein (10 oben), H. Zell/Wikimedia commons (27). Verlag: Johann von Gott Verlag Anschrift wie Herausgeber Bayerische Hypo- und VereinsbankKonto Nr. 3 960 071 831Bankleitzahl 700 202 70 IBAN: DE79 7002 0270 3960 0718 31BIC: HYVEDEMMXXX

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Erscheint zehn Mal jährlich. Jahresabonnement: 15,00 Euro

Rätsel

Pflanze des Monats

Die BittermeloneIn den Ländern, in denen die Bitterme-lone, auch Balsambirne, Balsamgurke, oder Bittergurke genannt, aufgrund des tropischen Klimas gedeiht, ist sie als Nahrungsmittel weit verbreitet. Die Pflanze gehört zur Familie der Kürbis-gewächse. Ursprünglich in China und Indien beheimatet, wird sie heutzutage auch in Südamerika, USA, Afrika und Europa angebaut.

Der Name der Pflanze bezieht sich auf den bitteren Geschmack der Frucht. Ge-erntet wird die Bittermelone das ganze Jahr über. Wenn die frischen Früchte zu-bereitet werden, sind diese an den Enden abzuschneiden, dann zu schälen, zu hal-bieren, zu entkernen und schließlich zu kochen, zu blanchieren oder zu braten. Die Frucht enthält unter anderem Cha-rantin (strukturelle Komponente in der Zellmembran von Pflanzen, ähnlich dem Cholesterin in der Zellmembran von Tieren) sowie ein bestimmtes Eiweiß, das in seinem Aufbau Insulin ähnelt.

Sowohl beim Verzehr der Früchte, dem Genuss des Saftes als auch bei Ein-nahme eines Extrakts zeigt sich eine blutzuckersenkende Wirkung. Es kann sinnvoll sein, die Bittermelone als bi-lanzierte Diät bei Diabetes einzusetzen. Ferner wurden immunmodulatorische und entzündungshemmende Eigen-schaften nachgewiesen. Es zeigen sich außerdem antivirale, antibakterielle und antikarzinogene Wirkungen.

In der traditionellen Medizin der indige-nen Bevölkerung wird die Bittermelone

seit langer Zeit als Heilpflanze angebaut. In Guam und Brasilien wurden Wickel der gepulverten Blätter für bösartige Geschwüre, in Indien Salben aus der ganzen Pflanze für Ekzeme, Krätze und andere Hautkrankheiten verwendet. Im Kongo dienen die Blätter gegen Ko-liken und Fadenwürmer und in Japan als Heilmittel für Kopfschmerzen und Verstopfung. Den Bewohnern von Haiti dienen sie als Insektizid und auf Puerto Rico als Antidiabetikum. Das Samenöl wird außerdem bei Haarverlust und als Aphrodisiakum eingesetzt.

Neben Diabetes mellitus werden mit der Bittermelone Magen-Darm-Beschwer-den sowie Gelbsucht und Hepatitis be-handelt. In der Türkei werden die fri-schen Früchte über 15 Tage in Olivenöl eingelegt oder getrocknet, mit Honig vermischt und bei Magen- und Zwölf-fingerdarmgeschwüren eingesetzt. Auch bei Wunden und Verbrennungen sowie bei Mamma-Karzinom, Rheuma und infektbedingtem Fieber wird sie ver-wendet. Die Pflanzenextrakte (Früchte, Blätter) eignen sich zur Bekämpfung von Insekten und Würmern.

Siegfried Bäumler, Arzt

In eigener Sachemisericordia-Bezieher, die die Zeitschrift direkt vom Johann von Gott Verlag zugesendet bekommen und keine Einzugsermächtigung erteilt haben, werden herzlich gebeten, den fälligen Abo-Beitrag von 15 Euro auf das Konto des Johann von Gott Verlags zu überweisen. Die Kontonummer finden Sie im nebenstehenden Impressum. DANKE! – Wenn Sie schon bezahlt haben, sagen wir „Vergelt’s Gott“!

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28 · Arbeits- und Lebenswelt Heime

Schwandorf – Stadt im SeenlandIn der Großen Kreisstadt Schwandorf leben knapp 30.000 Einwohner. Die Stadt bildet den lebendigen Mittelpunkt der Tourismusregion „Oberpfälzer Seenland“. Sie bietet viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und sportlichen Betä-tigung. Das kulturelle Leben ist ausgerichtet auf Vielfalt und Qualität. Das gut ausgebaute allgemeinbildende Schulwesen wird durch zahlreiche Einrichtungen der berufsbezogenen Aus- und Fortbildung ergänzt. Die breite Palette der medizini-schen, sozialen und kirchlichen Einrichtungen kommt nahezu allen Bedürfnissen entgegen.

Zum Leben und Wohnen bietet Schwandorf als familien-freundliche Kommune mit günstigen Baulandpreisen und modernen Senioreneinrichtungen ein optimales Umfeld für alle Generationen. Die Stadt hat sich mit über 11500 sozial-versichtungspflichtig Beschäftigten zu einem bedeutsamen Gewerbe- und Industriestandort entwickelt.

Besonders lohnenswert ist ein Blick tief unter die Erdober-fläche, denn hier erwartet den Besucher eine außergewöhnli-che, bayernweit einzigartige bauhistorische Sehenswürdigkeit: Weit über 130 bis zu 500 Jahre alte Felsenkeller zeugen von einem ehemals blühenden Braugewerbe im Ort. Erbaut als Gär- und Lagerkeller für Bier, erlebten sie eine wechselvolle Geschichte. Das geheimnisvolle unterirdische „Labyrinth“ aus 60 Räumen kann bei Führungen besichtigt werden. Darüber hinaus gibt es Erlebnisführungen mit Schauspieleinlagen zur Geschichte der „Kellerdiebe“ und im Felsenkeller an der Fron-berger Straße regelmäßig kulturelle Veranstaltungen.

Das Oberpfälzer Seenland ist die perfekte Urlaubsregion für jeden, der sich gerne ins nasse Vergnügen stürzt: Baden, Boots-

Serie Städte und Orte

wandern, Wasserski fahren, Segeln, Surfen, Tauchen – die größten Seen Ostbayerns, wie zum Beispiel der Steinberger See, der Murner See oder der Brückelsee machen das möglich.

Das Krankenhaus St. Barbara Schwandorf wurde 1931 mit zunächst 110 Betten durch die Niederbronner Schwestern er-baut. 2008 wurde das Haus Teil des Krankenhausverbunds der Barmherzigen Brüder. Heute ist das Krankenhaus St. Barbara das leistungsstarke medizinische Zentrum für die Stadt und den Landkreis Schwandorf. Mit 230 Betten ist es das größte Krankenhaus im Landkreis und verfügt über alle wichtigen medizinischen Leistungsbereiche.

Lothar Mulzer/Hans Werner Robold

130 bis zu 500 Jahre alte Felsenkeller gibt es in der Schwandorfer „Unterwelt“ zu entdecken.