Aram / Aramäer...2020/11/12  · Herbert Niehr WiBiLex | Aram / Aramäer 1 Gründung von Städten...

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    Das wissenschaftliche Bibellexikon imInternet

    Aram / Aramäer

    Herbert Niehr

    erstellt: Oktober 2016

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  • Als Aramäerreiche bezeichnet man eine Vielzahlkleinerer Staaten, die sich vom 11. bis 8. Jh. v. Chr.von Mittel- und Obermesopotamien überNordsyrien und Südanatolien bis nach Mittel- undSüdsyrien sowie Palästina erstreckten, bis sie denAssyrern zum Opfer elen. Die Aramäer warendamit die nördlichen Nachbarn Israels.

    → Aramäisch

    1. Historischer Überblick1. Historischer Überblick

    1.1. Die Anfänge1.1. Die Anfänge

    Auf der Suche nach der Vor- und Frühgeschichte der Aramäer Syriens ist das seitdem Ende des 3. und dem Beginn des 2. Jt.s v. Chr. belegte Phänomen desNomadismus in den Gebieten am oberen und mittleren Euphrat sowie inMittelsyrien grundlegend. Vor allem die Mari-Briefe des 18. Jh.s v. Chr. (→ Mari)gewähren Einblicke in die Kon ikte zwischen Sesshaften und Nomaden. DieseNomaden begegnen unter dem Oberbegri der Amurriter („Westleute“) und siekönnen dann weiter nach einzelnen Stämmen, z.B. als Jaminiten, Sim’aliten oderSutäer di erenziert werden. In dieses Phänomen des Nomadismus fügen sichauch die Ursprünge der Aramäer ein, ohne dass man diese genauer zeitlich undörtlich greifen könnte.

    Die ersten expliziten Nachrichten über Aramäer stammen aus dem assyrischenKernland (→ Assyrien) des 12. Jh.s v. Chr. von König Tiglat-Pileser I. (1114-1076 v.Chr.), der nach eigenem Bekunden mehrfach den → Euphrat überschreitenmusste, um gegen die Aramäer zu kämpfen, ohne sie auf Dauer unterwerfen zukönnen.

    1.2. Die Ausbreitung der Aramäer in Syrien1.2. Die Ausbreitung der Aramäer in Syrien

    H.S. Sader hat für den Entstehungsprozess der aramäischen Königreiche in Syrienwährend des 11. bis 8. Jh.s v. Chr. vier Phasen unterschieden.

    In der ersten Phaseersten Phase während des 11. und 10. Jh.s v. Chr. lässt sich aufgrund der

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  • Gründung von Städten und Dörfern ein kontinuierlicher Ansiedlungsprozessaramäischer Stämme ausmachen. Im Laufe dieses Prozesses gerieten dielandwirtschaftliche Produktion und die Handelswege unter die Kontrolle derAramäer. Damit verband sich auch eine Ein ussnahme auf den Handel mitPrestigegütern wie Edelmetallen und Elfenbein, aber auch der Viehhandel gerietzunehmend in die Hände von Aramäern.

    Für die zweite Phasezweite Phase ab dem 10. Jh. v. Chr. gibt es Hinweise auf die kriegerischeÜbernahme von Städten durch Aramäer. Dies gilt für Städte in Mesopotamienund in Nordsyrien, ebenso für Damaskus in Mittelsyrien. Hierbei ist vor allem aneinen Elitenwechsel in den Städten zu denken, der zu einem Übergang derHerrschaft auf eine aramäische Oberschicht führte.

    Ab dem ausgehenden 10. Jh. v. Chr. ist eine dritte Phasedritte Phase, die durch dieEtablierung einer dauerhaften Herrschaft gekennzeichnet ist, auszumachen. Vonstarken Persönlichkeiten wurde ein Territorium unter einer Herrschaft vereint.Aus Sippenführern und Scheichs wurden Könige. Unter dem Druck derassyrischen Westexpansion wurden die Städte befestigt.

    Sodann setzt ab der zweiten Hälfte des 9. Jh.s bis in das 8. Jh. v. Chr. die v ierteviertePhasePhase der Zentralisierung der Herrschaft in einer Hauptstadt mit einem Palastein. Diese Phase führte allerdings auch zu einer neuen Art der Verwundbarkeitdurch Feinde. Denn war einmal die Zentralgewalt vernichtet, so brach daspolitische Gemeinwesen zusammen. Dies zeigt sich an den unterschiedlichenKönigreichen der Aramäer Syriens, die bis zur letzten antiassyrischen Rebellionim Jahr 720 v. Chr. Bestand hatten.

    1.3. Die Königreiche der Aramäer Syriens1.3. Die Königreiche der Aramäer Syriens

    1.3.1. Bit Chalupe

    Das aramäische Königreich Bit Chalupe bestand aus den beiden Ländern Laqeund Suchu. Das Land Laqe umfasste den Unterlauf des Chabur zu seinen beidenSeiten von Dur-Katlimmu bis zur Mündung in den Euphrat. Nach Norden hin wares begrenzt durch das Königreich von Bit Adini. Am Euphrat schloss sich nachSüden das Land Suchu an. Beide Länder stellten im 2. Jt. v. Chr. das Streifgebietder Sim’aliten dar. Auf dem Territorium des späteren Landes Laqe lag dasKönigtum von Hana. Im 1. Jt. v. Chr. begegnet es unter dem Namen Bit Chalupe.Das südlich gelegene Land Suchu ist im 1. Jt. v. Chr. unter dem Namen Bit Schabibekannt. Zwischen Bit Chalupe und Bit Schabi lag das Stadtkönigtum vonHindanu, welches ebenfalls aramäisch war.

    Ab dem 11. Jh. v. Chr. werden in den Inschriften des Königs Assur-bel-kala (1074-1057 v. Chr.) für diese Gegend aramäische Stämme genannt. Die Verhältnissezwischen den Aramäern und Assyrern waren durch die nächsten Jahrhundertehindurch recht wechselhaft. Unter Tiglat-Pileser III. (744-727 v. Chr.) wurde das

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  • Abb. 2 Reliefplatte vom Tell Ḥalāf,die einen aramäischen Kriegerzeigt, der eine Steinschleuderschwingt (1. Hälfte 9. Jh. v. Chr.).

    Gebiet endgültig dem assyrischen Großreich einverleibt.

    1.3.2. Bit Bachiani

    Das Königreich Bit Bachiani lag in der Gezirahöstlich des Euphrat und umfasste vor allemdas Chabur-Dreieck. Nach Osten hin war esdurch die Königreiche Nasibina und Gidanabegrenzt, nach Süden durch die den Unterlaufdes Chabur dominierenden Assyrer. NachWesten grenzte es an die aramäischenKönigreiche von Chuzirina und Bit Adini.

    Guzana (→ Tell Ḥalāf [Tell Halaf]; Koordinaten:N 36° 49' 36'', E 40° 02' 23'') war dieHauptstadt des Reiches Bit Bachiani. Was diearamäische Geschichte des Tell Ḥalāf angeht,so bestand hier vom frühen 10. Jh. v. Chr. bis893 v. Chr. ein unabhängiges Fürstentum.Eine weitere wichtige Stadt war Sikani (TellFeḫerīje; Koordinaten: N 36° 50' 30'', E 40° 04'12''), der wir die Beterstatue des FürstenHaddayis‘i mit ihrer assyrisch-aramäischenBilingue verdanken. Von 893 v. Chr. an stand Bit Bachiani in einemVasallenverhältnis zu den assyrischen Königen. Bedeutendster König BitBachianis war Kapara, der sich selber auf einen Aramäer, Chadianu, zurückführt.Im Jahre 808 v. Chr. wurde Bit Bachiani durch den Assyrerkönig Adad-Nerari III.(810-783 v. Chr.) erobert und als Provinz dem assyrischen Reich eingegliedert.Zwischen 793 und 706 v. Chr. begegnen mehrere Statthalter von Guzana alsEponymen des Assyrerreichs. Auch das Alte Testament wirft ein Schlaglicht aufGuzana, da nach der Eroberung Samarias 720 v. Chr. ein Teil der BewohnerSamarias nach Guzana deportiert wurde (2Kön 17,5-6).

    1.3.3. Balich

    Das westlich von Bit Bachiani gelegene Königreich Balich, welches nach seinerHauptstadt auch unter dem Namen Chuzirina bekannt ist, umfasste das Tal desFlusses Balich zu beiden Seiten. Im Westen wurde es von Bit Adini begrenzt.Mangels inschriftlicher Quellen verbleibt die Geschichte des Königreiches Balichweitgehend im Dunkeln.

    Das seit den Ebla-Texten im 24. Jh. v. Chr. belegte → Haran liegt unter den Ruinender Stadt Altınbaşak. Haran stellt die wichtigste Ansiedlung zwischen Guzana (TellḤalāf) im Osten und Til Barsip (Tell Aḥmar) im Westen dar. Der Ortsname Harangeht zurück auf das akkadische Wort für „Weg / Handelsweg“ (ḫarrānu) und weist

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  • auf die Existenz eines Verkehrsknotenpunktes hin. Ab der Mitte des 11. Jh.s v.Chr. bis zur Mitte des 8. Jh.s v. Chr. war die Gegend um Haran von den Aramäerndominiert.

    Der genaue Status von Haran innerhalb des Königreiches Balich ist nicht rechtdeutlich. Den Rang einer Hauptstadt bekleidete Chuzirina. Dafür ist dieProminenz Harans als Kultstätte des Mondgottes Sin im gesamten Orient klarersichtlich (→ Mond).

    Die große Stunde Harans kam, als der neubabylonische König → Nabonidwährend der Jahre 555-539 v. Chr. den Thron Babylons innehatte. Er war derSohn einer aramäischen, aus Haran stammenden Mutter, Adda-Guppi, undverehrte den Mondgott Sin von Haran in besonderer Weise. König Nabonid ließden Tempel des Mondgottes in Haran restaurieren und verbrachte dessen Kultnach Babylon, wo er zum Nachteil des babylonischen Gottes → Marduk undseiner Priester den Mondgott Sin von Haran an die Spitze des Pantheons stellte.

    1.3.4. Bit Adini

    Das östlich und westlich des oberen Euphrats gelegene Königreich Bit Adini warumgeben von den Königreichen Balich im Osten, Kummuch im Norden, →Karkemisch und Bit Agusi im Westen und Bit Chalupe im Süden. SeineBevölkerung setzte sich aus Luwiern und Aramäern zusammen. Dabei ist voneiner sehr weit fortgeschrittenen Vermischung beider Bevölkerungsteileauszugehen.

    1.3.5. Bit Agusi

    Das Königreich Bit Agusi grenzte an die Königreiche Bit Gabbari und Unqi imNorden und im Westen, an das Königreich → Hamat im Südwesten sowie an dieKönigreiche Karkemisch und Bit Adini im Nordosten bzw. im Osten. Im Südengab es eine Grenze zum Königreich Kitikka.

    Die Hauptstadt von Bit Agusi war Arpad. Erst später gelangte auch der Bereichum Aleppo unter die Vorherrschaft von Arpad. Aus diesem Grund war Alepponicht Hauptstadt, aber es fungierte als Residenzstadt und hatte vor allemaufgrund seines Tempels des → Wettergottes eine überregionale Bedeutung.

    Die Geschichte des Königreiches Bit Agusi lässt sich nur in Grundzügenzusammenfassen. Bereits der Dynastiegründer Gusu brachte im Jahre 876/875 v.Chr. dem Assyrerkönig Assurnasirpal II. (883-859 v. Chr.) Tribut dar. KönigAdrame zahlte im Jahre 858 v. Chr. seinen Tribut an den AssyrerkönigSalmanassar III. (858-824 v. Chr.) und blieb ihm gegenüber loyal eingestellt. Ausdiesem Grund nahm er auch nicht auf Seiten der antiassyrischen Koalition an der→ Schlacht von Qarqar (853 v. Chr.) teil. In den Jahren 800-754 v. Chr. fand derAufstieg des aramäischen Konkurrenzkönigreiches Hamat unter seinem König

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  • Abb. 3 Inschrift des KönigsKulamuwa von Jādija / Samal (um850 v. Chr.).

    Zakkur statt, die mit einer stetigen Bedrängung von Bit Agusi einherging.

    Ab 743 v. Chr. zog aber Tiglat-Pileser III. gegen Bit Agusi ins Feld und gliederte es740 v. Chr. als Provinz in das Assyrerreich ein. Trotzdem gelang Bit Agusi nochim Jahre 720 v. Chr. eine Beteiligung an dem durch Jaubi’di von Hamatgesteuerten antiassyrischen Aufstand. Dieser wurde allerdings im selben Jahr inder Schlacht von Qarqar niedergeschlagen und das Schicksal von Arpad fandseinen literarischen Nachhall im Alten Testament (2Kön 18,34; 2Kön 19,13 = Jes37,13; vgl. Jes 10,9).

    1.3.6. Kitikka

    Im Unterschied zu den bisher behandelten Königreichen der Aramäer in Syrienist die geographische Lage des Königreiches Kitikka in der Forschung höchstumstritten. Plausibel ist die von einigen Wissenschaftlern angenommeneLokalisierung in Mittelsyrien, der zufolge das Königreich im Norden an Bit Agusiangrenzte, im Osten an Bit Adini und im Westen an Hamat. Im Süden reichte esin die mittelsyrische Steppe.

    Aus der Dynastie von Kitikka ist nur der in die Zeit des AssyrerkönigsAssurnasirpal II. (883-859 v. Chr.) und des Aramäerkönigs Mati-El von Bit Agusizu datierende Bar-Gaja bekannt. Die Tatsache, dass König Bar-Gaja von Kittika indem von Mati-El von Bit Agusi abgeschlossenen Loyalitätsvertrag von S re (KAI222-224; → Inschriften von S re) als der mächtigere der beiden Vertragspartnerauftritt, passt zu dem Umstand, dass Mati-El auch im Vertrag mit demassyrischen König Assur-Nerari V. (754-745 v. Chr.) als Vasall begegnet (SAA II,no. 5). Daraus ergibt sich, dass Kitikka zur Zeit des Vertragsabschlusses politischdie Rückendeckung Assyriens hatte, wofür auch die Vorrangstellung des GottesAssur in der Liste der Schwurgottheiten spricht.

    1.3.7. Jādija / Samal

    Das Aramäerreich Jādija / Samal (→Sendschirli) umfasste das Gebiet zwischen demAmanus-Gebirge im Westen und dem KurdDagh im Osten. Nach Nordosten ging dieseEbene in die Marasch-Ebene über, nach Südenin die Amuq-Ebene und sodann in das Tal desOrontes. Nach Westen bestand über denAmanus eine Verbindung zum Mittelmeersowie zum Taurus und zur Kilikischen Pforte.Das Königreich war von den Reichen Gurgum,Que, Unqi und Bit Agusi umgeben. Einewesentliche Grundlage für seinen Reichtum

    war mit den Pinien- und Zedernwäldern des Amanus gegeben. Haupstadt des

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  • Königreiches war das gleichnamige Samal, die heutige Ruinenstätte Sendschirli.

    Neben der jüngeren aramäischen Benennung des Königreichs nach derHauptstadt Samal begegnet in den phönizischen und samalischen Inschriften dieLandesbezeichnung J’dj (Jādija), bei dem es sich um einen älteren luwischenNamen handelt, dessen Bedeutung wohl mit („das jadäische [Land]“) anzusetzenist.

    Aufgrund der phönizischen, samalischen und aramäischen Königsinschriftensowie diverser assyrischer Quellen lassen sich die Abfolge der Herrscher von BitGabbari und eine ungefähre Datierung ihrer Regierungszeiten ermitteln.

    Für Samal wird das Eindringen der Aramäer in das 10. Jh. v. Chr. datiert. Dieersten beiden aramäischen Könige waren Gabbar („Held“), nach dem dasKönigreich auch benannt wurde, und Banah. Der dritte König Samals, Ḥajjan, istaufgrund assyrischer Quellen, in die Zeit des Königs Salmanassar III. (858-824 v.Chr.) anzusetzen, wobei man seine Regierungszeit auf die Jahre zwischen 858und 853 v. Chr. präzisieren kann. Nahm Samal im Jahre 858 v. Chr. noch an einerantiassyrischen Koalition, deren Heer von Salmanassar III. bei Lutibu geschlagenwurde, teil, so ndet sich Samal nicht mehr unter den Teilnehmern der Schlachtvon Qarqar (853 v. Chr.), die ebenfalls mit einem Sieg der Assyrer endete. KönigḤajjan von Samal wird zudem als Tributgeber Salmanassars III. genannt. SeinSohn und unmittelbarer Nachfolger, Scha’il, ndet nur in einer InschriftErwähnung (KAI 24,1-4). Auf diesen folgte ein weiterer Sohn des Ḥajjan mitNamen → Kulamuwa („die Wehrhaftigkeit des Heeres [besitzend]“), dessenRegierungszeit in etwa auf die Jahre zwischen 840 und 810 v. Chr. angesetztwerden kann.

    Politisch tendierte Kulamuwa zu den Assyrern, die er gegen die Danuner zu Hilferief (KAI 24,7-8). Auf Kulamuwa folgten die Könige Qarli (ca. 810-790 v. Chr.),sodann nach einem Interregnum → Panamuwa I. (ca. 790-750 v. Chr.), Bar-Zur(ca. 750-745) und nach einem erneuten Interregnum → Panamuwa II. (ca. 740-733 v. Chr.) sowie Bar-Rakkab (ca. 733-713/711 v. Chr.), der letzte König vonSamal. Der nach Bar-Rakkab einsetzende Wechsel zu assyrischen Statthaltern istzeitlich unklar, da man möglicherweise mit einer Annexion Samals an dasAssyrerreich bereits unter Salmanassar V. (726-722 v. Chr.) rechnen muss.

    1.3.8. Hamat und Luasch

    Bei Hamat und Luasch handelt es sich um zwei ursprünglich voneinanderunabhängige Königreiche, die unter König Zakkur von Hamat um 800 v. Chr.vereinigt wurden.

    Das Königreich von → Hamat umfasste ein Gebiet westlich und östlich desmittleren → Orontes, so dass es das Territorium der spätbronzezeitlichen Reiche

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  • von → Ugarit, Amurru und teilweise von Nuchasche einschloss. Zum Königreichvon Hamat gehören mit Rās el-Bassīt, Minet el-Beida (Leukos Limen), Rās Ibn Hānīu n d Tell Sūkās wichtige Mittelmeerhäfen. Nach Westen hin umfassten dasKönigreich Hamat und sein Ein ussgebiet an der Küste die Gegend bis südlichv o n Tell Sūkās und grenzten hier an das Königreich von Arwad mit seinemfestländischen Territorium. Im Süden reichte Hamat bis nach Labwe in der Beqaaund grenzte an das Königreich Aram-Damaskus. Im Osten schloss es Qatna(Koordinaten: N 34° 50' 12", E 36° 51' 55") und Emesa (Homs) ein und hatte hiereine gemeinsame Grenze mit dem Königreich Bit Agusi.

    Unter den aramäischen Königen von Hamat ist vor allem Zakkur von Anah ammittleren Euphrat zu nennen, der um 800 v. Chr. in Hamat die Königsherrschaftübernahm. In seine Zeit fällt die Vereinigung von Hamat mit dem nördlichgelegenen Luasch, eine Annexion, welche die Opposition der benachbartenAramäerkönige hervorrief. Dagegen setzte sich Zakkur mit Hilfe der Assyrererfolgreich zur Wehr (KAI 202). Aramäische Dynastien hielten sich in Hamat ander Macht bis zur Annexion des Landes als assyrische Provinz im Jahre 720 v.Chr.

    Unter dem Assyrerherrscher → Sargon II. (721-705 v. Chr.) wurde Hamat zurassyrischen Provinz Manzuate, da der letzte König von Hamat, Ja’ubidi, eineRebellion gegen die Assyrer angezettelt hatte. In der Schlacht von Qarqar amOrontes (720 v. Chr.) wurde diese Rebellion niedergeschlagen und Hamatzerstört. Im Rahmen von Deportationsmaßnahmen wurden Bewohner vonHamat nach Samaria verbracht (vgl. 2Kön 17,24-33), welches ebenfalls im Jahre720 v. Chr. zu einer assyrischen Provinz geworden war. Hamat wurde seinerseitsmit Deportierten aus anderen Gegenden besiedelt.

    1.3.9. Zobah

    Die vom Libanon im Westen und dem Antilibanon im Osten eingefasste Beqaaumfasste das Königreich Zobah, welches nach dem Begründer der dortansässigen aramäischen Dynastie auch Beth Reḥob genannt wird (→ Aram Zoba).Die wichtigsten Orte für die Zeit der aramäischen Besiedlung der Beqaa sindKumidi (Kāmid el-Lōz; Koordinaten: N 33° 37' 00'', E 35° 48' 00''), Tell el-Ġazil undBaalbek.

    Weitere Informationen zum Königreich Zobah / Beth Reḥob entstammen demAlten Testament. Die Gründung des Königreichs erfolgte durch den heroseponymos Reḥob im 11. Jh. v. Chr. Der Name des Königreiches lautete zunächstAram-Zobah.

    In der zweiten Hälfte des 9. Jh.s v. Chr. wurde das Königreich Zobah zum Vasallenvon Hamat und während der ersten Hälfte des 8. Jh.s v. Chr. dann auch vonHamat annektiert. Dies zeigen die aramäischen Gra ti von Hamat, die den

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  • Namen ṣbh aufweisen (KAI 205-208).

    Im Jahre 732 v. Chr. wurde das Gebiet von Zobah zusammen mit denKönigreichen Hamat und Damaskus von den Assyrern erobert und zur Provinzmit Namen Zubutu gemacht.

    1.3.10. Geschur

    Am Nord- und Nordostufer des → Sees von Genezareth etablierte sich währenddes 10. Jh.s v. Chr. das aramäische Königreich → Geschur. Im Süden wurde esbegrenzt vom → Jarmuk, im Westen vom See von Genezareth und vom → Jordan,im Norden vom → Hermon und im Osten vom → Baschan. Zum KönigreichGeschur gehörten vor allem die Städte ‛Ēn Gēv, Tell Hadar, welches wohl dieKönigsstadt Geschur in sich birgt, und → Bethsaida (et-Tell). Ab dem 9. Jh. v. Chr.expandierte das Königreich Aram-Damaskus nach Westen und gliederte Geschurwie auch die nördlich davon gelegene Gegend um die Jordanquellen bei Dan ein.

    1.3.11. Aram

    Das Königreich Aram befand sich östlich der Beqaa und des Antilibanon understreckte sich um die Hauptstadt Damaskus nach Norden und Süden. Aufgrundder angrenzenden Wüstensteppe war die Ausdehnung Arams nach Osten rechtbegrenzt. Dieses Königreich tritt in den assyrischen Quellen unter dem Namen šaimērišu („das [Land] seiner Esel“) auf, womit vielleicht auf die für denKarawanenhandel wichtige Eselzucht in dieser Gegend angespielt wird. Auf demHöhepunkt seiner Macht unter König → Hasael (ca. 843-803 v. Chr.) grenzte Aramim Norden an die südlichen Ausläufer von Hamat, wobei Emesa und Qatna nochzur Ein usssphäre von Hamat gehörten. Im Süden reichte Aram über den Hauranbis in das ostjordanische → Gilead, im Westen reichte es bis zum See Genezareth,während die Beqaa-Ebene zu Hamat gehörte.

    Als Könige von Aram-Damaskus nden sich in den Quellen für das 10. Jh. v. Chr.Hadad (?), Ezron, Ḥadjan I. und Ṭab-Ramman, sodann ab dem 9. Jh. v. Chr. Bar-Hadad I. (ca. 900-880 v. Chr.), Hadad-Eser (ca. 880-843 v. Chr.), Hasael (ca. 843-803 v. Chr.), Bar-Hadad II. (ca. 803-775 v. Chr.; → Ben-Hadad II.), Ḥadjan II. (ca.775-750 v. Chr.) und Raṣjan (ca. 750-732 v. Chr.).

    Den Gipfelpunkt seiner Macht nahm das Königreich Aram-Damaskus unter denKönigen Hadad-Eser (ca. 880-843 v. Chr.) und Hasael (ca. 843-803 v. Chr.) ein, daes das Königreich Unqi als Vasallen kontrollierte, die Beqaa, Teile Israels und dasnördliche Transjordanien umfasste. Die politischen Schwierigkeiten in Israel, diezum Sturz der Dynastie der Omriden führten (vgl. 2Kön 9,16-29; → Omri; →Ahab), waren von König Hasael angezettelt worden. Dies lässt die Inschrift aufder Stele von Tel Dan erkennen (KAI 310; → Inschrift von Tel Dan). Des Weiterenführte Hasael eine Koalition gegen die Assyrer an. Aus diesem Grund

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  • unternahmen die Assyrer unter Salmanassar III. (858-824 v. Chr.) in den Jahren841 und 838/7 v. Chr. zwei Feldzüge gegen Damaskus. Allerdings gelang esihnen nicht, die Stadt zu erobern. Der Nachfolger Hasaels, Bar-Hadad II. (ca. 803-775 v. Chr.; → Ben-Hadad II.), konnte sich gegen die mittlerweile wiedererstarkten Königreiche Hamat (vgl. KAI 202) und Israel (vgl. 2Kön 20,1-21) sowiegegen die Assyrer unter Adad-Nerari III. (810-783 v. Chr.) nicht mehr behauptenund wurde im Jahre 796 v. Chr. den Assyrern gegenüber tributpflichtig.

    Die politische Eigenständigkeit von Aram-Damaskus endete nach verschiedenenassyrischen Feldzügen mit der assyrischen Eroberung von Damaskus im Jahre732 v. Chr.

    1.4. Nach dem Verlust der Eigenständigkeit1.4. Nach dem Verlust der Eigenständigkeit

    Trotz des Verlustes der Eigenständigkeit hielt sich eine aramäische Oberschicht,die für die assyrischen Lokalgouverneure tätig war und in der vor allem denSchreibern eine wichtige Rolle zu el. War also einerseits die politischeSouveränität verloren, so blieben doch andererseits die aramäische Sprache unddie aramäischen Lokalkulte erhalten. Des Weiteren führte die Eingliederung derAramäerreiche Syriens in den assyrischen Herrschaftsbereich zu einerAramaisierung des Assyrerreiches und zu einem Aufstieg von Aramäern in derVerwaltung des Reiches.

    Syrien wechselte in der Folgezeit noch mehrfach seine Oberherrschaft: So ging esab 610 v. Chr. in das neubabylonische Reich ein, ab 530 v. Chr. gehörte es zumAchämenidenreich und wurde nach dem Alexanderzug 332 v. Chr. hellenisiert.Während der Zeit der Diadochen gehörte Syrien zum Seleukidenreich, das vonder Hauptstadt Antiochia am Orontes aus regiert wurde. Ab dem Winter 64/63 v.Chr. eroberte Pompeius Syrien, welches bis zur byzantinischen Zeit im 4. Jh. n.Chr. unter römischer Herrschaft blieb. Das Land östlich des Euphrats gelangteunter die Vorherrschaft der Parther.

    2. Kunst und Architektur2. Kunst und Architektur

    Eine spezi sch aramäische Kunst undArchitektur auszumachen, ist nur schwermöglich. Dazu kommen je nachgeographischer Lage äußere Ein üsse, z.B.seitens der Luwier in Anatolien, der Assyrer inMesopotamien und der Phönizier im Westen.

    Unter der Rubrik Kunst kann man die Reliefsv on Tell Ḥalāf und Jādija / Samal anführen,sodann Statuen und Stelen von Göttern,

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  • Abb. 4 Relief von Tell Ḥalāf, das denSieg eines Stiers über einen Löwenzeigt (10./9. Jh.).

    Abb. 5 Abschnitt des Nordost-Palastes von Tell Ḥalāf (Blick vonWesten).

    Abb. 6 Plan der Zitadelle mit Torenund bit hilani-Bauten.

    Königen und Tieren, des WeiterenElfenbeinarbeiten aus Damaskus, Jādija /Samal, Metallarbeiten, Siegel und Steingefäßeaus ganz Innersyrien, aber auchGrabmonumente (z.B. aus Tell Ḥalāf, Jādija /Samal und Nairab).

    Im BereichderArchitekturist zunächstzwischender

    Neugründung von Städten und derÜbernahme bzw. dem Ausbau vorhandenerStädte zu unterscheiden. Von Aramäernvorgenommene Neugründungen von Städten liegen z.B. mit Guzana (→ TellḤalāf), Hadattu (Arslan Tasch), A s (Tell A s ), Arpad (Tell Rif‘at) und Samal (→Sendschirli) vor. Die Übernahme älterer Städte lässt sich in z.B. in Aleppo, Hamat,Hazrak, Til Barsip und Damaskus nachweisen.

    Sodann kann nur pauschal auf den Bau vonZitadellen und Befestigungen, Tempeln,Wohnhäusern und Werkstätten hingewiesenwerden. Im Bereich der Palastbaukunst ist aufden sog. bit hilani-Bautyp zu verweisen (→Palast). Dieser zeichnet sich aus durch einehinter einer Säulenfront quergelagerteEingangshalle, von der auf drei Seiten Räumeabgehen. Besonders eindrückliche Beispielesind in Tell Ḥalāf mit dem sog. Tempelpalastund auf der Akropolis von Jādija / Samalgegeben. Allerdings ist der bit hilani-Bautypnicht von den Aramäern erfunden, aber durchsie in Syrien verbreitet worden.

    3. Religion3. Religion

    Aufgrund des geographisch umfangreichen Verbreitungsraumes der aramäischen

    WiBiLex | Aram / Aramäer10

    https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/33063https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/45594https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/29875

  • Königreiche machen sich regionale Unterschiede und Ein üsse im Bereich derReligion besonders deutlich bemerkbar. In Nordsyrien und Südanatolienkoexistierte sie mit der Religion der späthethitischen Königreiche (→ Hethiter imAT). Hierdurch kam es zu einer gegenseitigen Beein ussung, wobei vor allem diearamäische Religion der empfangende Teil war. Dies zeigen in besondersdeutlicher Weise die Inschriften und die Ikonographie aus Samal, Nairab und TellḤalāf. Ebenso sind phönizische Auswirkungen auf die aramäische Religion inNordsyrien, etwa in Brēǧ bei Aleppo oder in Hamat, hervorzuheben. DesWeiteren lassen sich in Nord- und in Nordostsyrien bzw. in Obermesopotamienauch Ein üsse der assyrischen Religion nachweisen. Dies zeigt exemplarisch dieInschrift auf der Beterstatue vom Tell Feḫerīje, in der Hadad (→ Adad) mit denEpitheta eines mesopotamischen → Wettergottes ausgestattet wird. Einarabischer Ein uss auf die aramäische Religion ist erstmals in Samal, später dannvor allem in → Palmyra, zu greifen.

    Da unsere Einblicke in die Ausprägungen der aramäischen Religion sehrlückenhaft sind, lässt sich eine kontinuierliche Entwicklung von religiösenVorstellungen, Göttergestalten oder Kultpraktiken nicht im gewünschten Ausmaßnachzeichnen. Zeitlich gesehen verteilen sich die für die Religionsgeschichterelevanten Funde auf die Zeit zwischen 950 und 720 v. Chr. Die aramäischeReligion wird allerdings bis weit in die christliche Zeit hinein praktiziert. So ndensich bis zum 7. Jh. n. Chr. etwa in Nordsyrien, vereinzelt sogar noch im 8. Jh. n.Chr. Polemiken der Kirchenväter gegen den Kult einzelner aramäischerGottheiten.

    Bei einer näheren Betrachtung der Religion ist hervorzuheben, dass es in all dengenannten aramäischen Königreichen nicht eine einheitliche Religion gab,sondern dass unterschiedliche Kulte praktiziert und verschiedene Gottheitenverehrt wurden. Eine gewisse Einheit, die es gestattet, diese verschiedenen Kulteals aramäisch zu benennen und sie somit etwa von den Religionen der Phönizier,der Israeliten oder der → Assyrer abzuheben, ist dadurch gegeben, dass derWettergott Hadad an der Spitze der Panthea in den aramäischen KönigreichenSyriens stand.

    3.1. Gottheiten und Panthea3.1. Gottheiten und Panthea

    Der an der Spitze der aramäischen Pantheastehende Gott Hadad (→ Adad) war ein →Wettergott. Gerade in Obermesopotamien undSyrien herrschte der Regenfeldbau vor, so dassdem Wettergott eine entscheidende Rolle fürdas Herbeibringen des Regens, für dieVegetation und die Fruchtbarkeit von Menschund Vieh zukam. Dies zeigt sich etwa anseinem in Jādija / Samal belegten Namen

    WiBiLex | Aram / Aramäer 11

    https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/21133https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/20221https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/34816https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/32246https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/14117https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/20221https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/34816

  • Abb. 7 Der kriegerische Wettergottauf einem Stier, seinem Symboltier,und mit einem Blitzbündel in jederHand (Basaltstele aus Arslan Tasch;8. Jh.).

    „Hadad der Weingärten“. Des Weiteren ist auchdie Bindung des Hadad an das Herrscherhausund in diesem Zusammenhang die Rolle desHadad als Kriegsgott hervorzuheben. Ebensolässt sich eine Verbindung des Hadad mitwichtigen Kultorten nachweisen. Denprominentesten Platz nimmt dabei der Hadadvon Aleppo ein. Dann sind u.a. noch der Hadadvon Guzana und Sikan, der Hadad von Immaund der Hadad von Damaskus aus denInschriften bekannt. Über die hinter diesenBezeichnungen stehenden spezi schenManifestationen und Kulte des Hadad lässtsich, außer im Falle von Aleppo, nichtsGenaueres aussagen.

    Die Ikonographie stellt den Wettergott Hadadals einen bärtigen Mann mit einer Hörnerkroneauf dem Haupt dar. In seiner Rechten hält ereinen Donnerkeil, in seiner Linken einBlitzbündel. Dazu passt der in einigenaltorientalischen Inschriften auftretendeBeiname rammānu „Donnerer“, den auch dasAlte Testament kennt (2Kön 5,18; vgl. auchSach 12,11). Durch die Verbindung des Hadadmit einem Stier wird zudem die Potenz desGottes im Bereich der Fruchtbarkeithervorgehoben (→ Stierbilder).

    Neben dem an der Spitze der Pantheastehenden Gott Hadad wurden verschiedene andere Gottheiten verehrt. Hierzugehören Göttinnen wie Kubaba, Ischtar, Astarte und Anat, später noch Atargatis.Es gelingt jedoch kaum, eine Partnerin an der Seite des Gottes Hadadauszumachen. Nur in Tell Feḫerīje, wo die aus Assyrien bekannte Göttin Schuwalaneben Hadad genannt wird, und später in Hierapolis, wo die auch als Dea Syriabekannte Atargatis den älteren Gott Hadad sogar auf den zweiten Rang in derBeliebtheit der Kultteilnehmer verweist, ist dies der Fall. Sonst scheint Hadadalleine das Pantheon angeführt zu haben. Weitere wichtige Gottheiten sind derMondgott (→ Mond), die Sonnengöttin (→ Sonne) und Götter wie → El, Rakib’el, →Reschef und → Bethel. Eigens zu erwähnen ist die Tatsache, dass etwa inNordsyrien aramäische Gottheiten mit luwischen Gottheiten geglichen wurden,aber auch mesopotamische Gottheiten in die aramäischen Panthea integriertwaren. Insofern ist es manchmal schwierig, spezi sch aramäische Gottheitenauszumachen. Dies zeigt sich exemplarisch an zwei wichtigen Gottheiten.

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    http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2K%C3%B6n+5%2C18http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Sach+12%2C11https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/30502https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/27985https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/30046https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/17172https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/33350https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/15104

  • Abb. 8 Der aramäische König Bar-Rakkab von Samal und einSchreiber, der die rechte Hand zumGruß erhoben hat und in der linkeneine Schreiberpalette hält(Orthostat; 8. Jh. v. Chr.).

    Zum einen gilt dies für den Mondgott von Haran. Dieser seit dem 2. Jt. v. Chr.bekannte Gott wird im 1. Jt. v. Chr. zunehmend populär. Seine Kultstätte in Haranliegt mittlerweile in aramäisch dominiertem Gebiet. Damit dürftezusammenhängen, dass der Mondgott von Haran in einigen aramäischenKönigreichen wie Samal und in Orten wie Nairab bei Aleppo zu einerprominenten Stellung in den Panthea aufrückte.

    Zum andern zeigt sich dieses im Königreich Hamat und Luasch. Hier wurde vondem aramäischen Usurpator Zakkur der Kult des ursprünglich phönizischenGottes Baalschamajin (→ Baal) eingeführt. Im Pantheon von Hamat und Luaschnahm Baalschamajin die führende Position ein, die sonst Hadad zu el. Dabeiwird eine enge persönliche Beziehung zwischen Baalschamajin und dem Königdeutlich: Der Gott hatte Zakkur zum Königtum berufen, er war ihm beigestanden,hatte ihn zum König gemacht und verhieß ihm Befreiung aus einer Belagerungdurch feindliche Könige.

    3.2. Das Königtum3.2. Das Königtum

    Der König galt im gesamten Alten Orient als Sohn des höchsten Gottes undfungierte als sein irdischer Stellvertreter. Insofern bildete der Herrscher denGaranten der göttlich gewollten Ordnung, die er mittels der in den Tempelnabgehaltenen Kulte, aber auch durch seine Sorge für die Rechtsprechungetablierte und aufrechterhielt.

    Zu seinen Lebzeiten galt der König nicht als Gott, nach seinem Tode jedochwurden ihm im Rahmen des königlichen Totenkultes göttliche Ehren zuteil. Sowurde er in die Zahl der Götter aufgenommen und erhielt Anteil an den Opfern.

    Im Zusammenhang mit den oben erwähntenHerrscherhäusern der aramäischenKönigreiche ist auf die Rolle des Königtums fürdie Religion einzugehen. Ganz allgemein ist inden semitischen Religionen der König derSohn des höchsten Gottes und fungiert alssein irdischer Sachwalter. Somit bildet dasKönigtum das Bindeglied zwischen Götternund Menschen. Der König ist Segens- undHeilsmittler für Land und Menschen und alsErbauer der Tempel verantwortlich für denReichskult. Im Zusammenhang deraramäischen Religion Syriens sind der in Brēǧbei Aleppo und in Damaskus mehrfachbelegte Königsname Bar-Hadad „Sohn desHadad“ (→ Ben-Hadad II.) sowie der in Jādija /Samal bezeugte Königsname Bar-Rakkab

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    https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/14309https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/14960

  • „Sohn des Rakkab(’el)“ zu erwähnen, die auf dem Hintergrund dieserKönigsideologie zu verstehen sind. Mehrere aramäische Könige, so etwa in Samalund in Damaskus, berufen sich darauf, von Hadad an die Herrschaft gebrachtworden zu sein. Ebenso sind in Zusammenhang mit dem wichtigenaltorientalischen Motiv des Königs als Bauherr die Tempel für die aramäischenGottheiten zu nennen.

    Sodann spielt der königliche Totenkult eine wichtige Rolle. Für die aramäischenStämme des 2. Jt.s v. Chr. war das Königtum eine neue Institution, die erst abdem beginnenden 1. Jt. v. Chr. anlässlich der Herausbildung größereraramäischer Territorialherrschaften in Obermesopotamien, in Syrien und demsüdlichen Anatolien nachweisbar ist. Im Zusammenhang mit der Entstehung desKönigtums und der Entwicklung einer aramäischen Königsideologie wird die vonden Hethitern stammende und über die Luwier Südanatoliens und Nordsyriensrezipierte Tradition, der zufolge der König bei seinem Tode „zum Gott wird“,übernommen. Der königliche Totenkult aus Samal steht mit einigen gutdokumentierten Einzelelementen deutlich im Gefolge des königlichenTotenkultes im Hethiterreich. Im Einzelnen sind hierbei die Errichtung einerStatue des Verstorbenen in der Grabkammer sowie im Stadt- bzw. Palasttor, dasMahl des verstorbenen Königs mit dem höchsten Gott des Pantheons und dasOpfer des Nachfolgers auf dem Königsthron vor den Statuen des höchsten Gottesund des verstorbenen Königs zu nennen. Somit stellt der königliche Totenkult einwesentliches Element der Stabilität und der Kontinuität dar, welches dasaramäische Erbe der nun zu Königen aufgestiegenen ehemaligenKleinviehnomadenscheichs nicht enthalten hatte. Gleichzeitig wird über dieAusübung des königlichen Totenkultes wie bei den zum Vorbild genommenenhethitischen Königen ein dynastischer Anspruch erhoben. Die architektonischeUmsetzung des königlichen Totenkultes ndet sich im Stadtheiligtum von TellḤalāf in Nordostsyrien, wo die Sitzstatue eines verstorbenen Königspaares undeines Wettergottes (?) zusammen auf einem Podest standen und im selben Aktgemeinsam beopfert werden konnten. Ebenso ist auf die Nekropole auf demHügel von Gerdschin nördlich der Königsstadt Samal hin zu verweisen (→Sendschirli). Auch wenn hier noch keine Grabungen stattgefunden haben, soliefert die dort gefundene Inschrift König → Panamuwas I. (KAI 214) einen gutenEinblick in die Praxis des königlichen Totenkults.

    Im Zusammenhang mit dem königlichen Totenkult ist hervorzuheben, dass überdie Unterweltsvorstellungen in der aramäischen Religion nichts bekannt ist, daInschriften oder Bilder mit diesbezüglichen Beschreibungen oder Abbildungenleider völlig fehlen.

    3.3. Die Tempel3.3. Die Tempel

    Der Kult der Gottheiten wurde vornehmlich inden Tempeln vollzogen. Die wichtigsten

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    https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/45594https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/29911

  • Abb. 9 Der Tempel von ‘Ēn Dārā(von Südosten).

    Abb. 10 Grundriss des Tempels von‘Ēn Dārā.

    Informationen zu den Tempeln erhält manzum einen aus den Königsinschriften, zumandern aus der Archäologie. Hier sind vorallem der Tempel aus dem nordsyrischen ‘ĒnDārā (Koordinaten: N 36° 27' 33'', E 36° 51'09'') und der Tempel des Wettergottes auf derZitadelle von Aleppo anzusprechen. DieserTempel und sein Kult lassen sich bis in die Zeitdes Kaisers Julian Apostata (361-363 n. Chr.)nachweisen. Weitere Tempel aramäischerGottheiten wurden in Tell Ta‘yīnāt und in

    Hamat gefunden. Die Grundmauern des Tempels des Hadad in Damaskus sindunter dem Sakralbezirk der heutigen Umajjadenmoschee verborgen. DieUmfassungsmauern des Moscheebezirks, sowie das Relief eines Sphinx gehenebenfalls auf den Hadad-Tempel von Damaskus zurück. In christlicher Zeit wurdeder Tempel durch eine Johannes dem Täufer geweihte Basilika abgelöst, dieihrerseits der Umajjadenmoschee weichen musste. Hier in Damaskus, aber auchanhand der Umajjadenmoschee von Aleppo, zeigt sich das Gesetz der Kontinuitätdes heiligen Ortes, welches über drei Religionen hinweg einen Kultort als heiligerhalten sein lässt.

    In den Tempeln waren die Gottheiten alsvollplastische Kultbilder oder in der Form vonKultsymbolen bzw. als Reliefbilder präsent.Der Tempel galt als Wohnhaus einer odermehrerer Gottheiten. Eine derartige Theologiehatte zur Folge, dass der Gott in seinemTempel von Menschen versorgt werdenmusste. Im Einzelnen umfasst dieseVersorgung die Speisung (Beopferung) und dieLibation, d.h. das Spenden von Trankopfern.Es treten als weitere wichtige Akte dasWaschen, Bekleiden und Schmücken derStatue (→ Götterbild) und das Abbrennen vonWeihrauch sowie die Beleuchtung des Tempels hinzu. Es haben sich Statuen desGottes Hadad aus Stein, so in Samal und vielleicht in Tell Ḥalāf, erhalten. DerKönig konnte, wie anhand der Statue vom Tell Feḫerīje und ihrer Inschrift (KAI309) deutlich wird, als Beter-Statue dauerhaft vor der Gottheit anwesend sein.

    Der Kult wurde von Priestern vollzogen. Leider sind keinerlei aramäischeRitualtexte erhalten, so dass man nur aufgrund von Kultinstallationen wie Altärenoder Libationsschalen auf bestimmte Riten zurückschließen kann. In denInschriften aus Samal sind rituelle Elemente des königlichen Totenkultes sowieInformationen über Opfergaben erhalten. Leider fehlen uns auch jegliche

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    https://goo.gl/maps/vbbcf8jSUVP2https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/19712

  • Hinweise auf das Abhalten von Festen zu Ehren der Götter und auf Feiertage.

    Eigens anzusprechen ist der Kult heiliger Steine, der sogenannten Betyle (→Mazzebe). Dieser Kult stellt ein älteres Erbe in der aramäischen Religion dar,welches sich bereits vorher in der hethitischen Religion, aber auch in Mari, Ebla,Ugarit und in Palästina ndet. Der in der Gegend von Aleppo nachgewiesenearamäische Gott → Bethel scheint die Personi zierung eines derartigen heiligenSteines zu sein.

    3.4. Famil ien- und Ortsrel igion3.4. Famil ien- und Ortsrel igion

    Sowohl die literarische als auch die archäologische Fundlage verführte diemoderne Forschung zu einer einseitigen Betonung der staatlichenReligionsausübung. Deshalb wird häu g der Faktor der Religionspraxis in denHäusern und auf der Ebene des Dorfes beziehungsweise außerhalb derSiedlungen vernachlässigt.

    Neben den Haupttempeln der Städte gab es Ortsheiligtümer, d.h. Kultstätten, dieoft unter freiem Himmel lagen, und außerhalb der Städte gelegene Kultorte wieheilige Berge, Quellen und Haine (→ Kulthöhe).

    Wichtige Indizien für die Existenz von Hauskulten sind Funde von Götter- undAhnen gurinen aus Ton und Metall sowie von Tempel- und Heiligtumsmodellen.In den Häusern wurde gebetet und es wurden auch Opfer dargebracht.Hauptanliegen der Hauskulte waren die Wiedererlangung von Gesundheit, Bittenum Nachwuchs beziehungsweise um Fruchtbarkeit sowie die Begleitung beiÜbergangssituationen in der Familie wie Heirat, Geburt und Tod. Für diese Fällegab es jeweils Rituale und Gebete (vgl. → Rituale im Alten Orient; → Gebete imAlten Orient). Ebenso sind das Fasten und die Einhaltung bestimmterSpeisevorschriften bekannt.

    Tempelbauten und Königsinschriften legen Zeugnis von der Religion derOberschicht ab. Hinsichtlich der Masse der Bevölkerung und der Religion auf derOrtsebene bzw. in den Familien ist es viel schwieriger, zu Erkenntnissen zugelangen. Generell geht man nicht fehl, wenn man in diesem Bereich dasAnrufen von Ahnengottheiten und die Abwehr von → Dämonen ansetzt. Ebensodürften auf der Ortsebene heilige Steine verehrt worden sein.

    In Südanatolien und Syrien nden sich Grabdenkmäler für die Oberschicht. Eshandelt sich um Stelen, die in ihren Inschriften die Toten mit ihren Tatenerwähnen und vielfach eine Mahlszene abbilden, die den Verstorbenen beimMahl zeigt. Deutlich wird hieran die Sorge der Lebenden für die Toten. Einigedieser Grabstelen wurden als Grabmarker errichtet. Für die Errichtung vonGrabstelen sind hethitische und luwische Vorbilder auszumachen. ImHintergrund steht dabei, wie schon im königlichen Totenkult erkennbar, eine

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    https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/25684https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/15104https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/24317https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/83867https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/19014https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/16101

  • identitätsbildende und stabilisierende Funktion in den neugegründetenaramäischen Königreichen Südanatoliens und Nordsyriens.

    Das Alte Testament schildert in 2Kön 17,24-41 die Umsiedlung von aramäischenBewohnern Nordsyriens nach Samaria. Hierbei spielen die Kulte dieserMenschen eine Rolle. Genannt werden u.a. Leute aus Hamat mit der Göttin →Aschima, die Leute aus Sefarwajim mit den Göttern → Adrammelech und →Anammelech, bei denen es sich vielleicht um Unterweltsgottheiten ursprünglichphönizischer Herkunft handelt. Neben diesen Gottheiten verehren sie Jahwe alsden Gott des Landes Samaria. Diese um 720 v. Chr. in Palästina praktiziertenKulte lassen sich später in → Elephantine in Oberägypten weiterverfolgen. Hierwird seitens der dort lebenden Judäo-Aramäer Jahwe auch als → Bethelbezeichnet und er hat eine Göttin Anat-Jahu, die vorher als Anat-Bethel bekanntwar, an seiner Seite.

    3.5. Feste und hei l ige Zeiten3.5. Feste und hei l ige Zeiten

    Anhand der Feste, die den Alltag unterbrachen und als besondersherausgehobene Zeiten mit Kulten, Arbeitsruhe und eigenen Ritualen zuverstehen sind, wird eine Mythologisierung und Ritualisierung der Zeiterkennbar. So war insbesondere für den Ahnenkult der erste, siebte undfünfzehnte Tag eines Monats von besonderer Wichtigkeit. Des Weiteren gab eslandwirtschaftliche Feste. Als Jahresfest rückt vor allem das im Herbst gefeierteNeujahrsfest in den Blick, an dem die Wiederkehr des Wettergottes aus derUnterwelt und der damit verbundene Neubeginn der Vegetation feierlichbegangen wurden.

    3.6. Divination, Magie und Prophetie3.6. Divination, Magie und Prophetie

    Da alles, was geschah, auf den Willen und das Wirken der Gottheitenzurückzuführen war, kam der Erkundung des göttlichen Willens eineentscheidende Bedeutung zu. Unglücksfälle wie Pest, Hungersnot und Kriegsowie auf der persönlichen Ebene etwa Kinderlosigkeit oder Not wurden alsIndikatoren für den Zorn der Götter angesehen. Um Abhilfe zu scha en, galt esUrsachen und Gründe für diesen Groll zu ermitteln und in Erfahrung zu bringen,wie die Götter wieder versöhnt werden konnten. Hierzu verhalf die vonSpezialisten ausgeübte Weissagung, die Divination (→ Divination im Alten Orient).

    Einzelne Divinationstechniken umfassten die Leber- und Lungenschau, dieAuslegung von Gestirnsvorzeichen, die Interpretation des Vogel ugs, dieDeutung von Missgeburten bei Mensch und Tier (Geburtsomina), die Befragungder Toten (Nekromantie) mit Bitte um den Segen der Verstorbenen, die Gabe vonOrakeln oder die Heilung von Krankheiten.

    Mittels magischer Praktiken beziehungsweise des Ablegens von Gelübden

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  • versuchte der Einzelne, sich des Ein usses der Gottheiten innerhalb bestimmterSituationen zu versichern.

    Die um 800 v. Chr. verfasste Inschrift des Königs Zakkur von Hamat und Luaschlässt erkennen, dass es Seher und Propheten in der aramäischen Religion gab. Eswird geschildert, wie König Zakkur betend seine Hände zu Baalschamajin, demGott des Königtums erhob, und daraufhin durch Propheten ein mit der Formel„Fürchte dich nicht“ eingeleitetes Heilsorakel erhielt, das ihm die Befreiungverhieß (KAI 202).

    Ein hervorragendes Zeugnis für das Wirken von Propheten legen vor allem dieInschriften vom Tell Dēr ‘Allā (→ Sukkot [Tell Der Alla]; Koordinaten: 2088.1782;N 32° 11' 46'', E 35° 37' 15'') im heutigen Jordanien ab, die einen Einblick inprophetische Visionen aus der Zeit um 800 v. Chr., als die Gegend zur südlichenDamaszene unter König Hasael gehörte, geben. Inhaltlich liegt zunächst eineProphetenerzählung (Kombination A) vor. Diese Visionen von Tell Dēr ‘Allāwerden auf den auch aus dem Alten Testament bekannten Propheten → Bileam(vgl. Num 22-24) zurückgeführt. Sodann bieten die Inschriften einenweisheitlichen Dialog über Vergänglichkeit und Verantwortung (Kombination B).Die Verschriftlichung dieser Texte an der Wand eines Gebäudes weist auf einenSchulbetrieb hin.

    Von großem Interesse für den Bereich der Beschwörungen von Dämonen sinddie in Arslan Tasch gefundenen beiden Amulette. Deren erstes (KAI 232) enthälteinen Zauber gegen → Dämonen, genannt die Fliegerin und die Würgerin.Aufgrund ihrer Perforation konnte die Tontafel am Hauseingang (?) aufgehängtwerden, wobei die beiden abgebildeten Wesen, Sphinx und Wolf inapotropäischer Absicht wohl nach draußen blickten, während die Abbildungeines Gottes mit einer Axt nach innen gewandt war. Amulett II bietet eineBeschwörung gegen das böse Auge und zeigt auf seiner Rückseite einen miteinem großen Auge ausgestatteten Dämon, der einen Menschen verschlingt.Auch diese Tafel konnte in einem Haus aufgehängt oder aufgrund ihrer geringenGröße auch um den Hals getragen werden.

    3.7. Totenpflege und Totenkult3.7. Totenpflege und Totenkult

    Grundlegend für das Verständnis dieses Bereichs ist der Gedanke, dass zursemitischen Familie der Antike auch die Verstorbenen gehörten. Nach dem Todeeines Menschen waren im Hinblick auf die Todesbewältigung die von denHinterbliebenen vollzogenen Übergangsriten für die Verstorbenen wie für dieLebenden in gleicher Weise elementar. Hier spricht man von der sogenanntenTotenp ege. Die Trennungsriten beinhalten die Waschung, Salbung undAufbewahrung des Toten bis zur Beisetzung und wurden mit dem Schließen desGrabes beendet. Weitere Riten begleiteten den Übergang des Verstorbenen vomGrab ins Jenseits. Diese Riten waren verbunden mit Besuchen am Grab,

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    https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/37040http://goo.gl/maps/CII6https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/15381https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/16101

  • Opferhandlungen und Grabbeigaben. Es folgten Eingliederungsriten, die in derWelt der Lebenden in Form von Mählern (zum Teil mit den Totengeistern)gefeiert wurden und deren Ziel die Vereinigung des Verstorbenen mit den Ahnenim Jenseits war.

    Bei den Aramäern Syriens ist neben der Ganzkörperbestattung auch dieVerbrennung des Leichnams belegt (z.B. Tell Ḥalāf).

    Davon zu unterscheiden ist der Totenkult für die vergöttlichten Ahnen einerFamilie, bei dem diesen geopfert wurde (→ Totenkult in Israel). Dieser Zug ist vorallem im königlichen Totenkult von Tell Ḥalāf und Jādija / Samal archäologischund ikonographisch nachweisbar (s.o.).

    4. Literatur4. Literatur

    Es lassen sich nur noch wenige Spuren einer aramäischen Literatur ausmachen.Dies hängt damit zusammen, dass der Hauptschriftträger im Syrien des 1. Jt.s v.Chr. der Papyrus war, der im Unterschied zum Stein nicht sonderlich haltbar ist.Da der Stein aber nur zur Aufnahme von Monumentalinschriften diente, sind dieaus den aramäischen Königreichen Syriens erhaltenen Texte nur auf wenigeGattungen, so etwa Königs-, Grab- und Bauinschriften beschränkt. Diese lassensich allerdings als Literatur verstehen, aus der auch Rückschlüsse auf andereLiteraturwerke wie Annalen, historische Erzählungen und Berichte, Rituale etc.gewonnen werden können. Eine Prophetenerzählung ist zusammen mit einemweisheitlichen Dialog über Vergänglichkeit und Verantwortung in Tell Dēr ‘Allāgefunden worden.

    Das einzige weitgehend erhaltene Literaturwerk aus dem aramäischen Syrienverdankt sich einem Papyrusfund aus Elephantine und beinhaltet die Erzählungvom weisen Kanzler Achikar, an die eine Sammlung von Weisheitssprüchenangeschlossen ist (TAD C 1.1). Die Weisheitssprüche weisen anatolische undmesopotamische Ein üsse auf und lassen sich tentativ an einem nordsyrischenKönigshof des 8. Jh. v. Chr., wie z.B. dem Hof von Bit Adini, verorten. DieErzählung vom Schicksal des weisen Kanzlers Achikar spielt an den Höfen derAssyrerkönige → Sanherib (704-681 v. Chr.) und → Assurbanipal (680-669 v. Chr.)und ist jüngeren Datums als die Weisheitssprüche. Hierauf deuten auch dieunterschiedlichen Sprachstufen der Weisheitssprüche einerseits und derAchikarerzählung andererseits hin.

    Eine gewisse Hilfe zur Entdeckung mythologischer Spuren stellen Reliefs vonverschiedenen Orten wie Tell ‘Ašara, Tell Ḥalāf, Samal und Palmyra dar. Dieselassen erkennen, dass bei den Aramäern z.B. das Motiv des Kampfes desWettergottes gegen den Meeresgott bekannt war. In anderen Fällen, wie bei denReliefs von Tell Ḥalāf sind die den bildlichen Szenen (z.B. Tierkapelle)

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  • zugrundeliegenden Erzählungen nicht bekannt.

    5. Israel und die Aramäer5. Israel und die Aramäer

    Das Königreich Israel grenzte im Norden und Osten unmittelbar an dieKönigreiche Zobah / Bit Reḥob in der südlichen Beqaa, Aram-Damaskus imNordosten und zeitweilig auch Geschur. Im Laufe der Jahrhunderte kam es zuunterschiedlichen Abgrenzungen der politischen Ein usssphären der Aramäerund Israels. Dies führte zu Kriegen vor allem zwischen dem Königreich Aram-Damaskus auf der einen und dem Königreich Israel auf der anderen Seite. Dabeiging es vor allen Dingen um den Sitz bzw. den Zugang der Beka, des nördlichenGaliläa sowie des nördlichen Ostjordanlandes. Im Alten Testament führte dies zuetlichen Reminiszenzen an die sog. „Aramäerkriege“ (2Sam 8,5; 1Kön 11,23-25;1Kön 15,16-22; 2Kön 6,24-7,20; 2Kön 8,28-29; 2Kön 9,14b; 2Kön 10,32-33;2Kön 13,3-5.22-25; 2Kön 14,23-28; Jes 7,1-9; Am 6,13-14). Diese gehenallerdings in ihren alttestamentlichen Versionen nicht immer auf historischeEreignisse zurück. In der Forschung sind deswegen unterschiedliche Szenarien alshistorisch bzw. als nichthistorisch beurteilt worden. Als historisch ist auf jedenFall die Gesamtszenerie zu beurteilen, d.h. das Vordringen von Damaskus in denSüdwesten in das Ostjordanland und nach Galiläa unter Bar-Hadad I. und Hasael.Letzteres zeigt auch die → Inschrift von Tel Dan. Umgekehrt ist die größteAusdehnung des Königreiches Israel unter König → Jerobeam II. zu verzeichnen.Hier wurden ehemals aramäische Gebiete, wie z.B. der → Baschan oder diesüdliche Beqaa dem Königreich Israel einverleibt, so dass die Städte → Dan, →Hazor, → Kinneret und → Betsaida zu Israel gehörten.

    Mit diesen Reminiszenzen an die „Aramäerkriege“ in den Samuel- undKönigsbüchern geht im Alten Testament eine negative Sicht der Aramäer alsFeinde und Eroberer Hand in Hand. Dies zeigen auch die Fremdvölkersprüche (→Prophetische Redeformen) über Damaskus, Hamat, Arpad und Kalne / Kunalua(Tell Ta‘yīnāt) in Jes 10,8-9; Jes 17,1-4; Jer 49,23-27; Am 1,3-5).

    Unklar sind bis heute die beiden Nennungen einer Stadt → Kir im AltenTestament. Nach 2Kön 16,9 verbannt Tiglat-Pileser III. die Bewohner vonDamaskus nach Kir, und nach Am 9,7 hat JHWH die Aramäer aus Kir geholt, sowie er Israel aus Ägypten und die Philister aus Kreta hatte kommen lassen. Diebislang in der Forschung vorgebrachten Identi kationen von Kir, z.B. am Euphratbei Dēr-ez-Zor bzw. in der Jezirah, lassen sich nicht bestätigen, so dass die Fragenach Kir einstweilen offen bleiben muss.

    Eine Ausnahme zur negativen Beurteilung der Aramäer stellt der Aramäer →Naaman dar, der aufgrund seiner Heilung von Aussatz, auch in seiner HeimatDamaskus nur noch JHWH und keine anderen Götter verehren will, wozu er Erdeaus Israel mitnimmt (2Kön 5,1-27). Es handelt sich um eine nachexilische

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    http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2Sam+8%2C5http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/1K%C3%B6n+11%2C23-25http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/1K%C3%B6n+15%2C16-22http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2K%C3%B6n+6%2C24-7%2C20http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2K%C3%B6n+8%2C28-29http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2K%C3%B6n+9%2C14bhttp://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2K%C3%B6n+10%2C32-33http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2K%C3%B6n+13%2C3-5.22-25http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2K%C3%B6n+14%2C23-28http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Jes+7%2C1-9http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Am+6%2C13-14https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/16149https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/22368https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/14578https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/16185https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/20749https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/23508https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/15140https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/31384http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Jes+10%2C8-9http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Jes+17%2C1-4http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Jer+49%2C23-27http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Am+1%2C3-5https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/23520http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2K%C3%B6n+16%2C9http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Am+9%2C7https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/28273http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2K%C3%B6n+5%2C1-27

  • Legende, in der es um die Frage nach der JHWH-Verehrung im Ausland geht.

    Von der zumeist negativen Darstellung der Aramäer in den → Samuel- und →Königsbüchern di eriert in bezeichnender Weise die Darstellung von Aramäernim → Pentateuch. Dies hängt damit zusammen, dass nach dem Untergang desaramäischen Königreiches Aram-Damaskus (732 v. Chr.) sowie des KönigreichesIsrael (720 v. Chr.) von Jerusalem aus gesehen die Aramäer weit entfernt warenund sich zudem in nachexilischer Zeit in Palästina das → Aramäische alsgesprochene Sprache immer mehr durchsetzte. Da die Aramäer historisch undgeographisch distanziert waren, war jetzt ein positiver Blick auf sie möglich.Damit treten die Aramäer auch in einen gewissen Gegensatz zu den„Kanaanäern“, die als unmittelbare Nachbarn in Israel lebten und entsprechendals Negativfolie für ein positiv konnotiertes Israel betrachtet wurden.

    Das erste Mal werden Aramäer im Alten Testament in der Genealogie des →Noah nach der Flut erwähnt. Gen 10 zufolge hat Noah drei Söhne: Sem, Ham undJafet. Von besonderer Wichtigkeit ist Sem, weil zu seinen fünf Söhnen auch Aramzählt (Gen 10,22) . Gen 11 fährt fort mit der Genealogie der Noah-Söhne, underwähnt, dass einer der Brüder des Aram, Arpachschad, zu den Vorfahren des →Abraham gehört.

    Die Patriarchenerzählung geht damit weiter, dass der Weg der Familie Abrahamsvon Ur in Chaldaea nach → Haran und erst von Haran aus nach Kanaan erzähltwird (Gen 11). Dieses auf den ersten Blick seltsame Itinerar lässt sich nur miteinem Blick auf die Zeit des Königs → Nabonid (555-539 v. Chr.) erklären. DieStädte Ur und Haran waren über den gemeinsamen Kult des → Mondgottes Sinsehr eng miteinander verbunden. Dieser Mondgott wurde auch in vielen StädtenSyriens und Palästinas verehrt. Insofern wird die Familie des Abraham als aufeiner Pilgerschaft zum Mondheiligtum von Haran geschildert.

    Auch nach dem Tod des Abraham in Kanaan dauerten die engen Beziehungenzwischen der Familie des Abraham und den Aramäern Mesopotamiens an. Siewurden besonders wichtig in Fragen der Heiratspolitik.

    Isaak, der Sohn Abrahams und sein Nachfolger, hatte nicht die Erlaubnis, eineFrau aus Kanaan zu heiraten. Abrahams Diener musste für ihn in das HeimatlandAbrahams ziehen, welches hier Aram Naharajim heißt (Gen 24,3-4.10). Von hieraus brachte er → Rebekka nach Kanaan, wo sie mit Isaak verheiratet wurde (Gen24,67).

    Als Isaaks Sohn → Jakob im heiratsfähigen Alter war, wurde er zu → Laban, demBruder der Rebekka gesandt, um dort eine Frau zu nden (Gen 28,1-5). Aufseinem Weg nach Paddan-Aram, d.h. nach Obermesopotamien, kam er nachHaran (Gen 28,10). In Paddan-Aram heiratete er → Rahel und verbrachte dorteinige Jahre seines Lebens (Gen 31-32).

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    https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/25992https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/23760https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/30699https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/13649https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/29356http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Gen+10http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Gen+10%2C22http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Gen+11https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/12288https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/20545https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/28297https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/27985https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/21862http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Gen+24%2C3-4.10https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/32823http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Gen+24%2C67https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/22151https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/24497http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Gen+28%2C1-5http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Gen+28%2C10https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/32450http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Gen+31-32

  • Es fällt sofort auf, dass die Patriarchen diesen Erzählungen zufolge keineKontakte mit den Aramäern in Damaskus oder Hamat hatten, sondern nur mitden Aramäern in Obermesopotamien.

    In Dtn 26,5 stoßen wir auf das Bekenntnis: „Mein Vater war ein umherziehenderAramäer, der nach Ägypten hinunterzog.“ Der Text ist nicht leicht zu verstehen(schon die → Septuaginta übersetzte: „Mein Vater verließ Syrien.“). Hier wird eineVerbindung zum Weg Abrahams von Haran nach Kanaan und von dort aus nachÄgypten geschaffen (Gen 12,4-5.10).

    Ohne dass direkt Aramäer genannt werden, stehen zwei bedeutende Gestaltenim Pentateuch im Kontext der aramäischen Kultur. Es handelt sich dabei um denPriesterkönig → Melchisedek in Gen 14,18-20, der in seinem Namen („König derGerechtigkeit“) König → Sargon II. spiegelt. Sodann weist die Moseerzählung (→Mose) das ebenfalls der Sargontradition entstammende Motiv der Aussetzungdes Neugeborenen im Fluss (Ex 2,1-10) auf (→ Säugling). Die Vermittlung dieseraus der Sargonlegende stammenden Motive verdankt sich den AramäernSyriens. Im Falle des Melchisedek lässt sich der Traditionsweg durch Syrien nocham Gott des Priesterkönigs, El Eljon (→ Eljon; → Gottesbezeichnungen), erkennen.Dieser weist zurück auf das aramäische Götterpaar El und Eljan, welches imPantheon von Bit Agusi begegnet (KAI 222, 10-12).

    Zwei weitere Rezeptionsbereiche sind im Hinblick auf den Pentateuch zu nennen.

    Der im Buche → Numeri auftretende Prophet → Bileam (Num 22-24) verdanktsich einer Prophetengestalt der südlichen Peripherie des Königreichs Aram-Damaskus, die auf dem Tell Dēr ‘Allā (→ Sukkot; Koordinaten: 2088.1782; N 32°11' 46'', E 35° 37' 15'') verortet werden kann. Im Alten Testament ist Bileam zwarnoch als Ausländer aus dem Euphratgebiet im Dienste des Königs von → Moabzu erkennen, aber er tritt hier bereits im Namen JHWHs auf.

    Des Weiteren ist auf das Thema des Bundesschlusses (→ Bund) aufmerksam zumachen. Gerade die Bundestexte in Dtn 13 und Dtn 28 aus exilischer Zeit weisenneben neuassyrischen Elementen eine klare Rezeption aramäischerVertragstradition auf, wie sie in den S re-Verträgen (KAI 222-224) erkennbar ist(→ Sfire).

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  • Empfohlene ZitierweiseEmpfohlene ZitierweiseNiehr, Herbert, Art. Aram / Aramäer, in: Das WissenschaftlicheBibellexikon im Internet (www.wibilex.de), 2016

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  • AbbildungsverzeichnisAbbildungsverzeichnisAbb. 1 Karte zur Lage der Aramäerreiche. © Deutsche Bibelgesellschaft, StuttgartAbb. 2 Reliefplatte vom Tell Ḥalāf, die einen aramäischen Krieger zeigt, der eineSteinschleuder schwingt (1. Hälfte 9. Jh. v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, StuttgartAbb. 3 Inschrift des Königs Kulamuwa von Jādija / Samal (um 850 v. Chr.). Aus: F. vonLuschan, Ausgrabungen in Sendschirli, Bd. 4 (MOS 14), Berlin 1911, 375 Abb. 273Abb. 4 Relief von Tell Ḥalāf, das den Sieg eines Stiers über einen Löwen zeigt (10./9. Jh.).Aus: O. Keel, Das Recht der Bilder, gesehen zu werden. Drei Fallstudien zur Methode derInterpretation altorientalischer Bilder (OBO 122), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 1992,Abb. 170; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / SchweizAbb. 5 Abschnitt des Nordost-Palastes von Tell Ḥalāf (Blick von Westen). Aus: WikimediaCommons; © Bertramz, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenzcc-by-sa 3.0; Zugriff 17.11.2016Abb. 6 Plan der Zitadelle mit Toren und bit hilani-Bauten. Aus: F. von Luschan,Ausgrabungen in Sendschirli, Bd. 2 (MOS 12), Berlin 1898, Taf. 27Abb. 7 Der kriegerische Wettergott auf einem Stier, seinem Symboltier, und mit einemBlitzbündel in jeder Hand (Basaltstele aus Arslan Tasch; 8. Jh.). © DeutscheBibelgesellschaft, StuttgartAbb. 8 Der aramäische König Bar-Rakkab von Samal und ein Schreiber, der die rechteHand zum Gruß erhoben hat und in der linken eine Schreiberpalette hält (Orthostat; 8.Jh. v. Chr.). Aus: F. von Luschan, Ausgrabungen in Sendschirli 4 (MOS 14), Berlin 1911, Taf.60Abb. 9 Der Tempel von ‘Ēn Dārā (von Südosten). Aus: Wikimedia Commons; © Bertramz,Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0; Zugri17.11.2016Abb. 10 Grundriss des Tempels von ‘Ēn Dārā. Aus: Wikimedia Commons; © Key maker,Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 4.0international; Zugriff 17.11.2016

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    1. Historischer Überblick1.1. Die Anfänge1.2. Die Ausbreitung der Aramäer in Syrien1.3. Die Königreiche der Aramäer Syriens1.3.1. Bit Chalupe1.3.2. Bit Bachiani1.3.3. Balich1.3.4. Bit Adini1.3.5. Bit Agusi1.3.6. Kitikka1.3.7. Jādija / Samal1.3.8. Hamat und Luasch1.3.9. Zobah1.3.10. Geschur1.3.11. Aram

    1.4. Nach dem Verlust der Eigenständigkeit

    2. Kunst und Architektur3. Religion3.1. Gottheiten und Panthea3.2. Das Königtum3.3. Die Tempel3.4. Familien- und Ortsreligion3.5. Feste und heilige Zeiten3.6. Divination, Magie und Prophetie3.7. Totenpflege und Totenkult

    4. Literatur5. Israel und die AramäerEmpfohlene ZitierweiseLiteraturverzeichnisAbbildungsverzeichnis