Arbeits- und Fachkräftebedarf der Industriebetriebe
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Arbeits- und Fachkräftebedarf der Industriebetriebe
Christiane Flüter-Hoffmann, Projektleiterin „Betriebliche Personalpolitik“
Netzwerkkonferenz Industriebetriebe, Düsseldorf, 29.11.2006 2
Agenda
Trend 1: Schrumpfende Bevölkerung – weniger Fachkräfte insgesamt
Trend 2: rückläufige Geburtenzahlen – weniger Auszubildende
Trend 3: Dienstleistungsbranche expandiert – Industrie verliert Beschäftigte
Prognose „Beschäftigtenstruktur 2000 – 2015“
Prognose „Qualifikationsstruktur 1985 – 1995 – 2010“
Erwarteter Fachkräftemangel bis 2006: Studie des IAB (IAB-Betriebspanel 2004)
Fachkräftemangel aktuell: Studie des DIHK 2005
Fachkräftemangel Metall- und Elektroindustrie: Studie des ifo-Instituts
Fachkräftemangel Ingenieure: Umfrage des IW zum Ingenieurbedarf (2005)
Wie wollen die Unternehmen künftig auf den Fachkräftemangel reagieren?
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Schrumpfende Bevölkerung schrumpfende Erwerbsquoten
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Immer weniger Jugendliche – immer weniger Auszubildende
Das Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn hat in seiner Prognose über die mittelfristige Lehrstellennachfrage festgestellt, dass - über alle Ausbildungsbereiche betrachtet - die Nachfrage bis 2006/2007 noch ansteigt, danach aber rapide sinken wird.
2015 werden sich rund 60.000 Jugendliche weniger als heute um eine Berufsausbildung bemühen.
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Erwerbstätige 2000 und 2015 nach Branchen (Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2004)
Innerhalb des verarbeitenden Gewerbes verlieren fast alle Zweige, am stärksten der Stahl-, Maschi-nen- und Fahrzeugbau, Mineralölverarbeitung, Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik, Uhren, Eisen-, Blech-, Metallwaren, Spiel- und Sportwaren und das Leder-, Textil- und Bekleidungsgewerbe.
In Dienstleistungsbranchen werden höhere Beschäftigungsanteile erwartet, u. a. durch den auch in Zukunft anhaltenden Prozess der Ausgliederung von Unternehmensteilen und Betriebsfunktionen (Outsourcing). Ein weiterer nicht unerheblicher Teil der Beschäftigungsgewinne wird in den expandierenden Wirtschaftszweigen stattfinden: im Gesundheitswesen, in Bildung und Wissenschaft, bei kulturellen Dienstleistungen, Beratung, Planung, Werbung sowie familienunterstützende Dienstleistungen für private Haushalte und Unternehmen (und deren Mitarbeiter).
Erwerbstätige 2000 und 2015 nach Branchen in Prozent
68,274,4
29,323,8
2,5 1,9
01020304050607080
2000 2015
Dienstlei-stungs-bereichProduzie-rendesGewerbeLand- undForstwirt-schaft
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Un- und Angelernte haben immer weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Akademiker sind die deutlichen Gewinner auf dem Arbeitsmarkt. Über zwei Millionen Beschäftigte hatten in Westdeutschland 2002 einen Hochschulabschluss. Das war nahezu jeder Zehnte – der Akademikeranteil hat sich damit binnen 20 Jahren mehr als verdoppelt.
Über zwei Drittel der Arbeitnehmer hatten als Qualifikation eine Berufsausbildung vorzuweisen. Auch das ist mehr als vor zwanzig Jahren: 1980 brachten nur knapp 60 Prozent der Beschäftigten eine abgeschlossene Lehre mit.
Wesentlich schwerer auf dem Arbeitsmarkt hatten es all jene, die nicht einmal eine Lehre absolviert haben. Traf dies zu Beginn der achtziger Jahre auf ein gutes Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu, war es zuletzt nur noch ein Fünftel.
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Qualifikationsstruktur der Erwerbstätigen 1985 und 1995 und Projektion für das Jahr 2010 (Westdeutschland, in %, Quelle: IAB)
Qualifikationsstufe nach dem Berufsabschluss
1985 1995 2010
Ohne Berufsabschluss 25,2 16,7 11,4
Lehre 56,5 60,5 59,6
Fachschule 8,0 8,6 12,0
Fachhochschule 3,5 5,1 6,7
Hochschule 6,8 9,0 10,3
Zusammen 100 100 100
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Fachkräftemangel durch zu geringe Bildungsexpansion
Die Bundesrepublik rangiert beim Vergleich der Bevölkerungsgruppen mit einem Fach- oder Hochschulstudium bei den 55- bis 64-Jährigen noch auf Rang 9 der OECD-Staaten. Bei den 25- bis 34-Jährigen reicht es dagegen nur für Platz 19: Von den 25- bis 34-jährigen Bundesbürgern hat hierzulande nur jeder fünfte ein Studium absolviert – im Spitzenreiterland Japan kann jeder zweite einen akademischen Titel vorweisen.
Anlass zur Sorge geben auch die von der Industrie besonders gefragten Absolventen der ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengänge. Während in den meisten OECD-Staaten immer mehr Nachwuchsakademiker in diesen Fächern ihr Diplom machen, stagniert in Deutschland die Zahl der Absolventen seit Jahren bei 720 je 100.000 Erwerbspersonen. Im Nachbarland Frankreich kamen 2002 hingegen 1.609 Absolventen auf 100.000 Erwerbspersonen.
Bevölkerung mit Hochschulabschluss nach Altersgruppen, in Prozent, 2002
21 23
33
1822
39 39
50
0102030405060
55-64 Jahre
25-34 Jahre
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Welche Personalprobleme sehen die Unternehmen für die nächsten beiden Jahre? in Prozent der Unternehmen, Quelle: IAB-Betriebspanel 2004
8
4
3
11
5
3
0 2 4 6 8 10 12
benötigte Arbeitskräfte nichtzu finden
Nachwuchsmangel
Abwanderung vonFachkräften
OstWest
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Arbeitskräftemangel - Studie des DIHK im Herbst 2005
1716
14 14
16
02468
1012141618
Anzahl derUnternehmen mitFachkräftemangel,in Prozent
Befragung von 20.000 Unternehmen, darunter folgende Branchenverteilung:
35 % Industrieunternehmen, 36 % Dienstleistungsunternehmen, 23 % Handelsunternehmen, 6 % Unternehmen aus der Bauwirtschaft
darunter folgende Größenklassen: 42 % kleine Unternehmen (1-19 MA), 44 % mittlere Unternehmen (20-199 MA) , 11 % mittelgroße Unternehmen (200-999 MA), 3 % Großunternehmen (mehr als 1000 MA)
Fachkräftemangel ist in der pharmazeu-tischen Industrie am höchsten: 30 Prozent der Unternehmen können ihre Stellen wegen Fachkräftemangels nicht besetzen
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Fachkräftemangel in der Metall- und Elektro-Industrie
Engpässe auf dem Arbeitsmarkt sind für Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie inzwischen relativ gering, aber Ingenieure, Techniker und gute Facharbeiter sind nach wie vor knapp.
Gravierenden Arbeitskräftemangel gibt es in der M+E-Industrie derzeit nur in Teilbereichen der M+E-Industrie (Stahlverformung, EBM).
Insgesamt melden seit April 2002 nur noch zwischen 1 und 2 Prozent der M+E-Firmen Produktionsausfälle wegen fehlender Arbeitskräfte.
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Beispiel Metall- und Elektroindustrie
Rückgang der Beschäftigung um 9 Prozentpunkte zwischen 2003 und 2010
Gleichzeitig:
Veränderung der Arbeitswelt durch höhere Innovationsdynamik, durch höheren Dienstleistungsanteil an Produktion, durch flexiblere Arbeitszeiten und alternde Belegschaften
Höherqualifizierung immer wichtiger; Generalisten gesucht (überfachliche Kompetenzen, Universal-Know-how)
Lösung:
bedarfsorientierte, unternehmens- und arbeitsplatznahe Qualifizierung
modularisierte Ausbildung, permanente Weiterqualifizierung (auch Ältere)
Anpassung der Ausbildungsordnungen
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Fachkräftemangel bei internationalen Industrieunternehmen - Studie der Beratungsgesellschaft KPMG im Herbst 2005
4845
34
05
101520253035404550
Anzahl derUnternehmen, diedieses Problemnannten, inProzent
Befragung von 232 Vorständen und Führungskräften in international tätigen Industriebetrieben
Fachkräftemangel nannte fast jedes zweite Unternehmen als eines der größten Probleme
Vor allem in Westeuropa, Nordamerika und Japan wird der Fachkräftemangel in Industrie-unternehmen zunehmend zum Problem. Denn die wachsende Konkurrenz in China und Indien bedroht die Wettbewerbsfähigkeit: hier gibt es eine große Zahl von Ingenieuren, deren Gehälter deutlich unter denen der Kollegen in den westlichen Industrienationen liegen.
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Ingenieurbedarf bis 2007 eher steigend: Ingenieurmangel
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln befragte 1.008 Unternehmen im März 2005 nach ihrem Personalbedarf an Ingenieuren. Ergebnisse:
Die Nachfrage schwankt von Branche zu Branche. In der Chemie- und Pharmaindustrie, der Informations- und Kommunikationstechnologie, der Elektrotechnik, dem Maschinenbau sowie dem Fahrzeugbau erwarteten gut drei von zehn der befragten Firmen in den kommenden zwei Jahren einen steigenden Bedarf an Ingenieuren.
Die IW-Umfrage ergab auch, dass viele Unternehmen befürchten, die passenden Fachkräfte in Zukunft nicht zu finden – der Ingenieurberuf stand zuletzt bei den jungen Leuten weniger hoch im Kurs als noch vor einigen Jahren: Seit dem Jahr 1996 ist die Zahl der Hochschulabsolventen in den Ingenieurwissenschaften bundesweit um knapp ein Drittel auf 33.000 gesunken.
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Wie wollen die Unternehmen künftig auf Fachkräftemangel reagieren? in Prozent der Unternehmen, Quelle: DIHK-Studie „Arbeitskräftemangel 2005“
59
34
44
13
12
12
56
49
39
15
7
6
0 10 20 30 40 50 60 70
mehr Aus- und Weiterbildung
flexible Arbeitszeiten
Rationalisierung/Umstrukturierung
Einstellung älterer Arbeitnehmer
Produktion/Service verringern
Arbeitskräfte im Ausland suchen
20012005
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Rahmendaten des Projekts ALBA
Gemeinsames Projekt von IW und WSI
Laufzeit: 01.07.2005 bis 30.06.2007
Ziele: Entwicklung eines Informations- und Instru-mentensets für die betrieblichen Folgen des demographischen Wandels.
Zielgruppen: Geschäftsführer, Personalleiter, Betriebsräte, Beschäftigte, regionale Arbeitsmarktakteure, Verbände und Gewerkschaften
Website: www.alba-nrw.de
Förderung: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen und Europäischer Sozialfonds (ESF)
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