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Berufsgenossenschaftliche Informationen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit BG-Information Arbeitsplatzlüftung Entscheidungshilfen für die betriebliche Praxis HVBG Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften Fachausschuss „Einwirkungen und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren“ der BGZ BGI 5121 vom April 2007

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BerufsgenossenschaftlicheInformationen für Sicherheit undGesundheit bei der Arbeit

BG-Information

ArbeitsplatzlüftungEntscheidungshilfen für die betriebliche Praxis

HVBGHauptverband dergewerblichenBerufsgenossenschaften

Fachausschuss„Einwirkungen und arbeitsbedingteGesundheitsgefahren“der BGZ

BGI 5121

vom April 2007

Hinweis:

Hinsichtlich außer Kraft gesetzter Unfallverhütungsvorschriften, insbesonderedes so genannten Maschinenaltbestandes, sowie älterer Richtlinien, Sicher -heitsregeln und Merkblätter, die unter ihrer bisherigen ZH 1-Nummer auchweiterhin anzuwenden sind, siehe Internetfassungen des HVBG

http://www.hvbg.de/bgvr

Luxemburger Straße 449, 50939 KölnTelefon: (0221) 943730Telefax: (0221) 94373-603E-Mail: [email protected] verboten

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Inhaltsverzeichnis

Seite

1 Wozu dient diese Entscheidungshilfe für die betriebliche Praxis? ..... 3

2 Wann sind lufttechnische Maßnahmen notwendig?........................ 4

3 Was ist Arbeitsplatzlüftung? ...................................................... 4

4 Welche Arten lufttechnischer Maßnahmen lassen sich einsetzen? .... 6

5 Welche Anlagenkomponenten werden unterschieden und was ist dabei zu beachten? .............................................................. 10 5.1 Erfassungselemente.......................................................... 11 5.2 Luftleitungen ................................................................... 12 5.3 Abscheider..................................................................... 13 5.4 Ventilatoren.................................................................... 14 5.5 Wärmerückgewinnungsanlagen ........................................ 14

6 Welche organisatorischen Maßnahmen sind beim Betreiben einer lüftungstechnischen Anlage zu beachten?............................. 15

7 Zweistufige Checkliste für die Errichtung und Änderung einer lufttechnischen Anlage .............................................................. 18

8 Wer kann bei Fragen oder in Zweifelsfällen weiterhelfen? ............. 27

9 Beispiele wirksamer lufttechnischer Anlagen aus verschiedenen Branchen ................................................................................ 27 9.1 Metallschutzgasschweißen ................................................ 27 9.2 Brennschneidtisch-Absaugung ........................................... 32 9.3 Absauganlage in einer Schweißerei ................................... 34 9.4 Spanabhebende Metallbearbeitung (Kühlschmierstoffe) ......... 38 9.5 Spritz- und Pulverlackieren ............................................... 41 9.6 Tisch und Formatkreissägen zur Holzbearbeitung ................. 45 9.7 Be- und Entlüftung von gewerblichen Küchen ....................... 47 9.8 Arbeiten im Steinbruch..................................................... 51 9.9 Trockene Bearbeitung mineralischer Werkstoffe mit hand-

geführten Maschinen........................................................ 54 9.10 Trocken-Kernbohrungen in Kalksandstein ............................ 57 9.11 Handlaminieren von faserverstärkten Kunststoffen………….... 60

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Seite 9.12 Entstaubung von Baustoffmischanlagen................................ 63 9.13 Verladehalle mit LKW und Staplerverkehr ............................ 66 9.14 Bogenoffsetdruck mit UV-Trocknung .................................... 69 9.15 Siebdruckereien ............................................................... 74 9.16 Handbeschicken eines Rührwerkbehälters ............................ 78 9.17 Labor-Abzüge ................................................................. 82 9.18 Wärmerückgewinnung bei Entstaubungsanlagen .................. 86

Anhang 1: Weitergehende Informationen zu Erfassungselementen ....... 90

Anhang 2: Weitergehende Informationen zu Luftleitungen................... 94

Anhang 3: Weitergehende Informationen zu Partikelabscheidern ......... 97

Anhang 4: Weitergehende Informationen zu Wärmerück- gewinnungsanlagen....................................................... 103

Anhang 5: Beispiel einer Betriebsanweisung ..................................... 106

Anhang 6: Beispiel einer Checkliste „Instandhaltung und Prüfung von Absauganlagen“ ........................................................... 107

Kopiervorlage Checkliste................................................................. 108

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1 Wozu dient diese Entscheidungshilfe für die betriebliche Praxis?

Ziel dieser BG-Information ist es, den Betrieben grundlegende In-formationen zu lufttechnischen Anlagen an die Hand zu geben. Mit Hilfe einer Checkliste und branchenspezifischen Beispielen guter praktischer Lösungen soll den Betrieben die Auswahl einer geeig-neten lufttechnischen Anlage erleichtert und Fehlinvestitionen ver-mieden werden.

In diesem Sinne konkretisiert diese BG-Information auch die BG-Regel „Arbeitsplatzlüftung – Lufttechnische Maßnahmen“ (BGR 121) und dient, wie die vorstehend genannte BG-Regel, als Grundlage zur Umsetzung der Forderungen aus der Gefahrstoff-verordnung.

Wir empfehlen Ihnen, bei Fragen zur Arbeitsplatzlüftung auch Ihre zuständige Berufsgenossenschaft zu Rate zu ziehen.

Erfahrungen aus der betrieblichen Praxis haben gezeigt, dass luft-technische Anlagen vielfach nicht ausreichend wirken, falsch di-mensioniert oder mit Blick auf ihre Wirksamkeit zu kostenintensiv sind.

Es ist ratsam, bereits bei der Planung einer Werkhalle, vor der Be-schaffung einer Maschine oder vor der Einführung eines neuen Verfahrens möglicherweise erforderliche lufttechnische Anlagen frühzeitig zu berücksichtigen (Ergebnis der Gefährdungsbeurtei-lung). Dies erspart erhebliche Kosten gegenüber einer Nachrüs-tung.

Allgemeine Katalogangaben oder Musterlösungen reichen jedoch meist nicht aus, um die betrieblichen Gegebenheiten ausreichend zu berücksichtigen und die erwarteten Wirkungen zu erzielen. Wirksame lufttechnische Anlagen bedürfen in der Regel einer um-fangreichen fachlichen Beratung. Hierbei sind z.B. Raumsituation, Arbeitsplatzsituation (stationär, wechselnd), Gefahrstoffe, Luftge-schwindigkeiten, Volumenströme, Zuluft, Luftführung, Querluftströ-mungen, Thermikströmungen, Form der Erfassungseinrichtung, Reinluftrückführung, Filterung, Wärmerückgewinnung oder derglei-chen zu berücksichtigen.

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2 Wann sind lufttechnische Maßnahmen notwendig?

Schädliche Stoffe in der Raumluft können die Gesundheit der Men-schen am Arbeitsplatz beeinträchtigen. Um eine Gesundheitsge-fährdung zu vermeiden, sind in vielen Fällen Maßnahmen erforder-lich, um mit Gefahrstoffen verunreinigte Luft gegen saubere Luft auszutauschen. Dies geschieht mit technischen Anlagen zur Ar-beitsplatzlüftung (im Folgenden als „lufttechnische Anlagen“ be-zeichnet).

Werden bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen (Gefähr-dungsbeurteilung) Gefährdungen durch Gefahrstoffe gemäß §§ 9 bis 11 der Gefahrstoffverordnung ermittelt, sind geeignete Maß-nahmen zum Schutz der Gesundheit der Beschäftigten zu treffen.

Dabei gilt nachfolgende Rangfolge: 1. Vermeiden von Emissionen durch Verwendung von Stoffen oder

den Einsatz von Verfahren, die zu keiner Gefährdung führen.

2. Erfassen der Emissionen (Absaugung) an der Entstehungsstelle.

3. Geeignete Raumlüftung; diese Maßnahme kann gegebenenfalls auch zusätzlich zur Absaugung erforderlich sein.

4. Lassen sich nach sachgerechter Prüfung der bisher genannten Maßnahmen Gefährdungen nicht ausschließen, sind geeignete persönliche Schutzausrüstungen, z.B. Atemschutz, zur Verfü-gung zu stellen und zu benutzen. Das Tragen von belastenden persönlichen Schutzausrüstungen darf keine ständige Maßnah-me sein.

3 Was ist Arbeitsplatzlüftung?

Arbeitsplatzlüftung ist ein Austausch von verunreinigter gegen saubere Luft. Der Austausch kann über die maschinelle (technische) Lüftung oder die freie (natürliche) Lüftung erfolgen.

3.1 Maschinelle oder technische Lüftung

Maschinelle oder technische Lüftung ist anzuwenden, wenn freie Lüftung (siehe Abschnitt 3.2) nicht ausreicht.

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Maschinelle Lüftung ist der Luftaustausch durch Förderung der Luft mit Hilfe von Strömungsmaschinen, z.B. Ventilatoren, Gebläse, Turbinen.

Abbildung 1: Prinzip der maschinellen Lüftung

Es ist darauf zu achten, dass Luftverunreinigungen am Ort ihrer Austritts- oder Entstehungsstelle erfasst (abgesaugt) werden, um durch geeignete Einrichtungen eine Ausbreitung zu verhindern oder zu verringern. Dabei ist die Wahl der geeigneten Erfas-sungseinrichtung und ihrer Anordnung von entscheidender Be-deutung.

Besonders wirkungsvoll sind Maßnahmen, die zwangsläufig (ohne weiteres Zutun) wirken. Dazu zählen Erfassungseinrichtungen, die den gesamten Arbeitsbereich erfassen, z.B. Kapselung von Bear-beitungsmaschinen, oder an der Entstehungsstelle der Luftverunrei-nigungen wirksam sind, z.B. Schweißbrenner mit integrierter Ab-saugung, Schutzschildabsaugung, siehe Beispiel 9.1.

3.2 Freie oder natürliche Lüftung

Freie Lüftung ist ein Luftaustausch von Raumluft gegen Außenluft durch Druckunterschiede infolge Wind oder Temperaturdifferen-zen.

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Abbildung 2: Prinzip der freien Lüftung

Bei freier Lüftung, z.B. Fenster, Türen, Tore, müssen die Anforde-rungen an die Raumluft auch unter jahreszeitlich ungünstigen Wit-terungsverhältnissen erfüllt sein. Freie Lüftung kann immer dann als ausreichend angesehen werden, wenn nach Gefährdungsbeurtei-lung eine geringe Gefährdung auf Grund von Arbeiten

– geringen Umfanges, – mit kleinen Mengen, – mit Stoffen geringen Gefährdungspotenzials

vorliegt.

4 Welche Arten lufttechnischer Maßnahmen lassen sich einsetzen?

Lassen sich Luftverunreinigungen nicht vermeiden, ist eine Erfas-sung direkt an der Entstehungs- oder Austrittsstelle erforderlich.

Vielfach besteht die Auffassung, dass eine Erfassungseinrichtung z.B. in Form eines flexiblen Rohres, das sich über dem Arbeitsplatz befindet, ausreicht, um die entstehenden Luftverunreinigungen sicher zu erfassen. Die physikalischen Gegebenheiten zeigen jedoch, dass häufig nur geringe Anteile der Luftverunreinigungen erfasst und damit aus dem Arbeitsbereich der Beschäftigten ent-fernt werden.

Unterdruck,Luft strömt indie Halle

Überdruck,Luft strömt aus der Halle

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Abbildung 3: Erfassungseinrichtung

Die Abbildung 3 macht deutlich, dass mit zunehmendem Abstand von der Erfassungseinrichtung die Luftgeschwindigkeit und damit das Erfassungsvermögen stark abnimmt. Bereits im Abstand eines Rohrdurchmessers beträgt die Luftgeschwindigkeit nur noch 7,5 % der Luftgeschwindigkeit im Rohr.

Dadurch ist klar, dass die Erfassungseinrichtung möglichst nahe an die Entstehungsstelle (Emissionsquelle) herangeführt werden muss.

Durch die Anbringung eines Flansches an das Rohr ergibt sich ein erheblich höheres Erfassungsvermögen.

Bei ortsveränderlichen Emissionsquellen, z.B. langen Schweißnäh-ten, muss die Erfassungseinrichtung nachgeführt werden. Die be-trieblichen Erfahrungen zeigen, dass Beschäftigte dies als beson-ders lästig empfinden und es dem kontinuierlichen Fortgang der Arbeit, gegebenenfalls auch der Qualität, entgegensteht.

Eine weitere Störgröße können Querluftströmungen sein, die in jedem Raum vorhanden sind. Bereits geringe Querströmungen (0,1 bis 0,2 m/s) beeinträchtigen die Erfassung.

Linien gleicher Luft-geschwindigkeit (Isotachen) in % der Strömungsgeschwin-digkeit im Rohr

Abstand in % vomDurchmesser D

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Abbildung 4: So nicht! Abbildung 5: Aber so!

Lassen sich Luftverunreinigungen nicht ausreichend an der Ent-stehungsstelle erfassen, z.B. bei ortsveränderlichen Emissionsquel-len, muss der Arbeitsbereich zusätzlich zur Absaugung ausrei-chend gelüftet werden (Raumlüftung). Bei der Raumlüftung ist eine wirksame Luftführung die wichtigste Voraussetzung. Zuluft und Ab-luft müssen so geführt werden, dass Luftverunreinigungen nicht in den Atembereich der Beschäftigten gelangen.

Ohne Lüftung steigt in einer geschlossenen Halle durch die vorhan-dene Wärme die Luft nach oben, kühlt dabei ab und fällt an den Wänden wieder nach unten. Es bilden sich Luftwalzen aus. Dies ist ein ständiger Luftkreislauf, der in Abbildung 6 zu erkennen ist.

Bei diesem Abstand zwischen Schweißstelle und Erfassungs-einrichtung ist eine wirksame Erfassung nicht mehr gegeben.

Durch einen geringen Abstand zwischen Schweißstelle und Erfassungseinrichtung sowie eines Erfassungsele-mentes als Flanschplatte erzielt man eine wirksame Erfassung.

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ThermikstromThermikstrom

Rückströmung

Abbildung 6: Luftkreislauf ohne Lüftungsmaßnahmen

Durch hohe Zuluftgeschwindigkeiten im Deckenbereich der Halle werden die Thermikströme gestört. Die Raumluft mit den Verunrei-nigungen bewegt sich unkontrolliert in der Halle und somit auch im Atembereich der dort Beschäftigten.

ZuluftZuluft Abluft

Abbildung 7: Störung der Thermikströme durch die Zuluft von oben

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Wird die Zuluft im unteren Hallenbereich impulsarm zugeführt, un-terstützt sie die Thermikströme nach oben. Dort kann die verunrei-nigte Luft erfasst und fortgeleitet werden. Ein Beispiel dafür ist die Schichtenströmung.

ZuluftZuluftZuluft

Abluft

Abbildung 8: Optimale Luftführung durch Schichtenströmung

Bei richtiger Auslegung der Zuluft entsteht eine schadstoffarme Schicht im Arbeitsbereich. Berechnungen hierzu sind von Fachleu-ten der Lüftungstechnik durchzuführen.

Auch Ihre Berufsgenossenschaft berät Sie bei Fragen zur Arbeits-platzlüftung.

5 Welche Anlagenkomponenten werden unterschieden und was ist zu beachten?

Zu den Anlagenkomponenten zählen Erfassungselemente, Luftlei-tungen, Abscheider, Ventilatoren sowie Wärmerückgewinnungsan-lagen.

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5.1 Erfassungselemente

Mit Hilfe von Erfassungseinrichtungen werden Luftverunreinigungen an der Austritts- oder Entstehungsquelle erfasst.

Erfassungseinrichtungen lassen sich in drei Bauarten unterteilen. Die Reihenfolge entspricht der abnehmenden Wirksamkeit.

Geschlossene Bauart

Abbildung 9: Kapselung einer Siebdruckmaschine

Halboffene Bauart

Abbildung 10: Lackierstand mit Wirbelhaube

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Offene Bauart

Abbildung 11: Düsenplatte zur Absaugung an einem Schmelztiegel

Wesentlich bei der richtigen Auswahl des Erfassungselementes ist, dass der Arbeitsprozess durch die Erfassung nicht behindert wird. Es muss daher nach Lage und Art der Emissionsquelle angepasst sein.

Weitergehende Informationen siehe Anhang 1.

5.2 Luftleitungen

Innerhalb einer lufttechnischen Anlage haben Rohrleitungen und Kanäle die Aufgabe, Luft zu verteilen, zu sammeln und zu trans-portieren. Sie sind dabei je nach Anwendung unterschiedlichen Belastungen durch reine Luft, Gase, Dämpfe oder Stäube mit Über- oder Unterdruck, Abrieb, hohen Temperaturen, chemischem An-griff usw. ausgesetzt.

Daraus ergeben sich einige Anforderungen, die grundsätzlich er-füllt sein müssen:

– Luftdichte Ausführung für den jeweils vorliegenden Unter- oder Überdruck,

– glatte Innenflächen für geringen Strömungswiderstand und Ver-meidung von Ablagerungen,

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– gute Reinigbarkeit durch leicht demontierbare Leitungen oder ausreichende Größe und Anzahl von Reinigungsöffnungen,

– Beständigkeit gegen Korrosion und Abrasion, – strömungsgünstige Ausbildung der Formteile, – Erfüllung der Brand- und gegebenenfalls Explosionsschutz-

anforderungen.

Eine sorgfältige Werkstoffauswahl und Dimensionierung ist daher für einen störungsfreien und wirtschaftlichen Betrieb unerlässlich.

Weitergehende Informationen siehe Anhang 2.

Generelle Anforderungen an Rohrleitungen und Kanäle (siehe auch Abschnitt 3.5.3.6 der BG-Regel „Arbeitsplatzlüftung – Lufttechni-sche Maßnahmen“ [BGR 121])

5.3 Abscheider

Abscheider, z.B. Filter, dienen der Trennung von festen oder flüssi-gen Partikeln aus der Luft.

Zur Abscheidung dieser Partikel unterscheidet man: – Filternde Abscheider, – Massenkraftabscheider, – Elektrische Abscheider und – Nassabscheider.

Demgegenüber werden Gase und Dämpfe durch Adsorption, z.B. Aktivkohle, Absorption, z.B. in Waschflüssigkeit, sowie durch kata-lytische oder biologische Umwandlung abgeschieden.

Eine gleichzeitige Abscheidung von Partikeln einerseits und Gasen oder Dämpfen andererseits ist nur in Ausnahmefällen, z.B. in fil-ternden Abscheidern, bei Zugabe eines Trockenadditivs oder in Nassabscheidern möglich.

Die Auswahl des geeigneten Systems und seine richtige Auslegung sind für den Betreiber ohne spezielle Erfahrungen meist schwierig, zumal in der betrieblichen Praxis kaum Gelegenheit besteht, ver-schiedene Systeme unter denselben Bedingungen zu vergleichen. Zudem schreitet die technische Entwicklung ständig fort und man-

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che Erkenntnisse werden von Herstellern, Anlagenbauern und -betreibern aus Wettbewerbsgründen sorgsam gehütet.

Im konkreten Bedarfsfall sollte deshalb für die Planung ein erfahre-ner Fachingenieur zu Rate gezogen werden und die Eignung des angebotenen Systems, z.B. durch Referenzanlagen, die sich für dieselbe Aufgabenstellung bewährt haben, sichergestellt sein.

Die charakteristischen Eigenschaften der Abscheidesysteme werden in Anhang 3 beschrieben. Einen orientierenden Überblick über die wichtigsten Bauarten und typischen Kenngrößen sowie über Einsatzmöglichkeiten und -grenzen sind dort in Tabelle 1 (Filternde Abscheider) und Tabelle 2 (Massenkraft-, Elektro- und Nassab-scheider) zusammengestellt.

Weitergehende Informationen siehe Anhang 3.

5.4 Ventilatoren

Ventilatoren müssen so ausgelegt sein, dass der zur Erfassung der Gefahrstoffe erforderliche Volumenstrom stets vorhanden ist. Dabei sind Strömungswiderstände durch Anlagenteile, z.B. Luftleitungen, Drosseleinrichtungen, Abscheider, zu berücksichtigen.

Bei der Anordnung des Ventilators ist eine leichte Zugänglichkeit für Instandhaltungs- und Reinigungsarbeiten zu gewährleisten.

Grundsätzlich sind erforderliche Maßnahmen zur Reduzierung von Luft- und Körperschall zu berücksichtigen. Unter anderem kann es sinnvoll sein, den Ventilator außerhalb des Arbeitsraumes anzu-ordnen.

5.5 Wärmerückgewinnungsanlagen

Auf Grund gesetzlicher Bestimmungen (siehe § 1, § 3 Abs. 1 der Energieeinsparverordnung) hat der Betreiber die Wärmeverluste eines Gebäudes, in dem sich seine Betriebsstätte befindet, auf ein technisch erreichbares Maß zu begrenzen. Dazu zählt auch, dass die in der Abluft (Raumabluft, Erfassungsluft) enthaltene Wärme einer Wiedernutzung zugeführt und gegebenenfalls überschüssige Wärme an Dritte abgegeben werden sollte.

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Der Austausch von Raumluft durch Außenluft (Frischluft) führt wäh-rend der Heizperioden zu Wärmeverlusten, die z.B. durch die Be-heizung der Zuluft ausgeglichen werden müssen.

Zur Wärmenutzung bei lufttechnischen Anlagen sind zwei unter-schiedliche Verfahren zu berücksichtigen:

– Wärmerückgewinnung über Wärmetauscher (Wärmerückge-winner).

Bei der Wärmerückgewinnung wird die Wärme über Wärme-tauscher von der Abluft oder Erfassungsluft an die Zuluft über-tragen.

– Rückführung gereinigter Erfassungsluft (Reinluftrückführung).

Bei der Reinluftrückführung wird die Erfassungsluft gereinigt und anschließend insgesamt oder teilweise in den Arbeitsraum zurückgeführt.

Eine Rückführung gereinigter Erfassungsluft ist nur gemäß der Ge-fahrstoffverordnung zulässig.

Während bei der Wärmerückgewinnung auf Grund von Übertra-gungsverlusten nur ein Teil der Wärme zurückgewonnen werden kann, wird bei der Reinluftrückführung die in der Erfassungsluft enthaltene Wärme nahezu vollständig wieder genutzt.

Weitergehende Informationen siehe Anhang 4.

6 Welche organisatorischen Maßnahmen sind beim Betreiben einer lüftungstechnischen Anlage zu beachten?

6.1 Unterweisung

Mitarbeiter müssen mindestens einmal jährlich über die bei ihren Tätigkeiten auftretenden Gefahren sowie über Maßnahmen zu ih-rer Abwendung unterwiesen werden. Betriebsanweisungen bilden bei Arbeiten mit Anlagen zur Arbeitsplatzlüftung eine Grundlage für Unterweisungen. Inhalt und Zeitpunkt der Unterweisung sind zu dokumentieren und von den unterwiesenen Mitarbeitern zu bestäti-gen.

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6.2 Betriebsanweisung

In einer Gefährdungsbeurteilung sind durch den Unternehmer die Gefährdungen zu erfassen, das Risiko einzuschätzen und Maß-nahmen festzulegen. Er hat auf Grund des Ergebnisses der Gefährdungsbeurteilung Be-triebsanweisungen zu erstellen, die das Verhalten im Betrieb zur Vermeidung von Unfall- und Gesundheitsgefahren regeln und an die Mitarbeiter gerichtet sind. Inhaltlich enthalten sie sicherheitstechnische Hinweise für das be-stimmungsgemäße Betreiben, für die Instandhaltung und Reini-gung, bei Störungen und für die Prüfung.

Demgegenüber sind Betriebsanleitungen Angaben des Herstellers zum sachgerechten, bestimmungsgemäßen und sicheren Betreiben. Eine Betriebsanleitung ist keine Betriebsanweisung!

6.3 Instandhaltung und Reinigung

Anlagen zur Arbeitsplatzlüftung müssen regelmäßig instand gehal-ten und gereinigt werden, damit die Funktionsfähigkeit erhalten bleibt.

In einem Instandhaltungs- und Reinigungsplan sind – die instand zu haltenden und zu reinigenden Anlagenteile, – die Instandhaltungs- und Reinigungsintervalle, – die Verantwortlichen festzulegen.

Zu den Anlagen zählen nicht nur die Lüftereinheiten und Erfas-sungseinrichtungen, sondern auch die Luftleitungen und Abschei-der.

Mitarbeiter dürfen während der Instandhaltungs- und Reinigungs-arbeiten durch freiwerdende Luftverunreinigungen nicht gefährdet werden; ebenso sind Brand- und Explosionsgefahren auszuschlie-ßen.

In einer Gefährdungsbeurteilung sind die Gefährdungen während der Instandhaltungs- und Reinigungsarbeiten zu erfassen, das Risiko einzuschätzen und Maßnahmen festzulegen. Diese finden sich dann in der Betriebsanweisung für die entsprechenden Arbei-ten an den bezeichneten Anlagen wieder. Weitergehende Informationen siehe Anhang 5.

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6.4 Prüfung

Die Wirksamkeit von lufttechnischen Anlagen muss regelmäßig ge-prüft werden.

Vor der ersten Inbetriebnahme, nach wesentlichen Änderungen und regelmäßig, mindestens jedoch einmal jährlich, muss eine fachlich befähigte Person diese Prüfung durchführen. Die Ergebnis-se sind zu dokumentieren. Um eindeutige Aussagen zu treffen, ge-hört zu der Prüfung auch eine Funktionsmessung, z.B. Volumen-strom, Luftgeschwindigkeit. Messpunkte für die nachfolgenden Funktionsmessungen müssen bei der Abnahmeprüfung festgelegt werden. Weichen die Ergebnisse von den Sollwerten ab, sind ent-sprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Weitergehende Informationen siehe Anhang 6.

Abbildung 12: Messung der Wirksamkeit einer lufttechnischen Anlage mit einem Thermoanenometer

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7 Zweistufige Checkliste für die Errichtung und Änderung einer lufttechnischen Anlage

Wer sich mit dem Gedanken beschäftigt, eine lufttechnische Anla-ge zu planen, ist mit technischen und rechtlichen Anforderungen einerseits und einer nahezu unüberschaubaren Vielfalt an Angebo-ten möglicher lufttechnischer Anlagen konfrontiert.

Diese Checkliste soll helfen, eine Bestandsaufnahme durchzufüh-ren, die Anforderungen an die lufttechnische Anlage zu formulie-ren und eingehende Angebote hinsichtlich ihrer Eignung zu ver-gleichen. So soll vermieden werden, entscheidende Fehler bei Planung und Ausführung zu machen.

Die Checkliste ist in zwei Stufen aufgebaut:

Zunächst wird der Ist-Zustand erhoben. Dabei werden z.B. Fragen zur Raumsituation, der Motivation zur Installation einer lufttechni-schen Anlage erhoben.

Im zweiten Schritt werden Randbedingungen formuliert, um mög-lichst gute Hilfestellungen zur Formulierung der konkreten Anforde-rungen, die an die Anlage zu stellen sind, zu geben. Hierbei kann es hilfreich sein, sich Unterstützung von der zuständigen Sicher-heitsfachkraft oder Ihrer Berufsgenossenschaft einzuholen.

Die Checkliste ist eine Hilfestellung. Sie kann deshalb weder An-spruch auf Vollständigkeit erheben, noch kann sie sachverständi-gen Rat, der in Zweifelsfällen immer eingeholt werden sollte, erset-zen.

Hinweis: Am Ende dieser BG-Information befindet sich eine Kopiervorlage der Checkliste.

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stern

H

inw

eis:

geö

ffnet

e Tü

ren/

Tore

in W

indr

ich-

tung

ode

r ge

genü

ber

beei

nflu

ssen

die

lu

fttec

hnisc

he A

nlag

e er

hebl

ich.

1.4

typi

sche

(Luf

t-)Te

mpe

ratu

r H

inw

eis:

Bes

onde

re R

aum

tem

pera

ture

n kö

nnen

zu

beso

nder

en A

nfor

deru

ngen

der

lu

fttec

hnisc

hen

Anl

age

führ

en. I

m B

erei

ch

von

10 b

is 4

0 °C

gib

t es

in d

er R

egel

kei

ne

beso

nder

en A

nfor

deru

ngen

.

1.5

Luftf

euch

te u

nd d

eren

Be

sond

erhe

iten

Hin

wei

s: T

rete

n du

rch

die

Arb

eite

n be

son-

ders

hoh

e od

er b

eson

ders

nie

drig

e Lu

ft-fe

ucht

en a

uf?

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BGI 5121

20

Erst

e St

ufe:

Is

t-A

ufna

hme

Nr.

H

inw

eise

, Pra

xist

ipps

H

andl

ungs

beda

rf (w

as)

Term

in

vera

ntw

ortli

ch

1.6

Luftg

esch

win

digk

eit/

Zugl

uft

Hin

wei

s: Z

ur B

elüf

tung

ist e

ine

gew

isse

Luftg

esch

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digk

eit n

otw

endi

g. Is

t die

se z

u ho

ch o

der

auf b

estim

mte

Kör

perp

artie

n ko

nzen

trier

t, ka

nn e

s zu

Zug

ersc

hein

unge

n ko

mm

en.

1.7

Ther

mik

ström

unge

n du

rch

Wär

me

H

inw

eis:

Alle

war

men

Obe

rfläc

hen

erze

u-ge

n Th

erm

ikstr

ömun

gen.

Die

s ka

nn s

chon

an

Obe

rfläc

hen

mit

30 °

C O

berfl

äche

ntem

-pe

ratu

r au

ftret

en u

nd v

erstä

rkt s

ich,

je

größ

er u

nd h

eiße

r di

e O

berfl

äche

ist.

1.8

Vor

hand

ene

luftt

echn

ische

A

nlag

e(n)

H

inw

eis:

Sof

ern

eine

luftt

echn

ische

Anl

age

vorh

ande

n is

t, kö

nnen

geg

eben

enfa

lls

Baue

lem

ente

wei

terv

erw

ende

t wer

den.

A

uch

sind

wei

tere

Par

amet

er fü

r di

e Er

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-te

rung

der

Anl

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von

Inte

ress

e, w

ie L

uft-

leis

tung

en, Z

uluf

tmen

ge, A

bluf

tmen

ge,

Luftf

ühru

ng o

der

derg

leic

hen.

1.9

Gru

nd fü

r di

e Er

richt

ung/

Er

wei

teru

ng e

iner

luftt

ech-

nisc

hen

Anl

age

Hin

wei

s: E

s gi

bt v

ersc

hied

ene

Grü

nde,

z.B

. ei

n G

efah

rsto

ffpro

blem

, die

Erh

öhun

g de

r Pr

oduk

tqua

lität

ode

r de

n Sc

hutz

von

Pro

-du

ktio

nsan

lage

n.

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BGI 5121

21

Erst

e St

ufe:

Is

t-A

ufna

hme

Nr.

H

inw

eise

, Pra

xist

ipps

H

andl

ungs

beda

rf (w

as)

Term

in

vera

ntw

ortli

ch

1.10

Te

chni

sche

/bet

riebl

iche

M

öglic

hkei

ten

Hin

wei

s: E

s ge

ht h

ier

um d

en In

vesti

tions

-ra

hmen

und

die

lauf

ende

n Ko

sten

(Bet

rieb,

W

artu

ng, I

nsta

ndha

ltung

), di

e ei

ne lu

fttec

h-ni

sche

Anl

age

erze

ugt.

Die

se s

ind

vom

Pl

aner

mög

lichs

t exa

kt a

bzus

chät

zen.

1.11

Li

ste d

er fr

eige

setz

ten

Stof

fe

und

dere

n Ei

gens

chaf

ten

Hin

wei

s: H

ande

lt es

sic

h um

par

tikel

förm

ige

Stof

fe (S

täub

e, R

auch

e, A

eros

ole)

ode

r G

ase?

Si

nd d

iese

Sto

ffe G

efah

rsto

ffe, u

nd g

ibt e

s ev

entu

elle

Bra

nd- u

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xplo

sion

s-G

efah

ren?

Sind

die

Sto

ffe lu

ftget

rage

n (R

auch

e, G

ase)

od

er w

erde

n si

e vo

n ei

nem

The

rmik

strom

tra

nspo

rtier

t?

1.12

Q

uelle

n fü

r di

ese

Stof

fe

Hin

wei

s: E

s gi

bt v

ersc

hied

ene

Que

llen,

un

ter

ande

rem

Mas

chin

en, A

rbei

tsver

fah-

ren,

diff

use

Que

llen.

1.13

Be

reits

ein

gese

tzte

Maß

-na

hmen

zur

Ver

mei

dung

/ V

erm

inde

rung

der

Sto

ffe

Hin

wei

s: M

aßna

hmen

, die

ber

eits

eing

eset

zt

wer

den,

rei

chen

nic

ht a

us. D

aher

ist z

u üb

erle

gen,

an

wel

chen

Pun

kten

wei

tere

M

aßna

hmen

sin

nvol

l sin

d.

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BGI 5121

22

Erst

e St

ufe:

Is

t-A

ufna

hme

Nr.

H

inw

eise

, Pra

xist

ipps

H

andl

ungs

beda

rf (w

as)

Term

in

vera

ntw

ortli

ch

1.14

W

eite

re M

öglic

hkei

ten

der

Ver

mei

dung

/Ver

min

deru

ngH

inw

eis:

Die

bes

te M

öglic

hkei

t zur

Ver

mei

-du

ng is

t der

Ers

atz

der

Stof

fe o

der

eine

Ä

nder

ung

im A

rbei

tsver

fahr

en. S

ofer

n di

es

nich

t mög

lich

ist o

der

ausr

eich

t, kö

nnen

mit

Hilf

e vo

n di

rekt

er E

rfass

ung

oder

Kap

selu

ng

von

Mas

chin

en e

benf

alls

Ver

bess

erun

gen

erzi

elt w

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n.

Rand

bedi

ngun

gen

für

die

Erw

eite

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bzw

. di

e Er

rich

tung

ein

er lu

fttec

hnis

chen

Anl

age

bei T

ätig

keite

n m

it G

efah

r-st

offe

n

Zwei

te S

tufe

: Ra

ndbe

ding

unge

n

Nr.

H

inw

eise

, Pra

xist

ipps

H

andl

ungs

beda

rf (w

as)

Term

in

vera

ntw

ortli

ch

2.1

Dire

kte

Erfa

ssun

g de

r St

offe

od

er R

aum

lüftu

ng

Hin

wei

s: D

irekt

e Er

fass

ung

ist in

der

Reg

el

effe

ktiv

er, d

a di

e St

offe

an

der

Entst

ehun

gs-

stelle

erfa

sst u

nd a

bgef

ührt

wer

den.

Die

s be

deut

et m

eist

auch

ger

inge

re In

vesti

tione

n un

d Be

trieb

skos

ten.

2.2

Erfa

ssun

gsei

nric

htun

gen

bei

dire

kter

Erfa

ssun

g H

inw

eis:

Wo

mög

lich

sind

ges

chlo

ssen

e Er

fass

ungs

einr

icht

unge

n (K

apse

lung

) ein

zu-

setz

en. F

alls

nich

t mög

lich

halb

offe

ne o

der

offe

ne E

rfass

ungs

einr

icht

unge

n.

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BGI 5121

23

Zwei

te S

tufe

: Ra

ndbe

ding

unge

n

Nr.

H

inw

eise

, Pra

xist

ipps

H

andl

ungs

beda

rf (w

as)

Term

in

vera

ntw

ortli

ch

2.3

Not

wen

dige

r A

bsau

gvol

u-m

enstr

om

Hin

wei

s: D

er A

bsau

gvol

umen

strom

ist

anha

nd d

er E

rfass

ungs

elem

ente

und

der

A

usbr

eitu

ng d

er S

toffe

vom

Pla

ner

festz

ule-

gen.

2.4

Rein

igun

g de

r ab

gesa

ugte

n Lu

ft, A

bluf

tführ

ung

Hin

wei

s: D

ie R

eini

gung

der

abg

esau

gten

Lu

ft ka

nn z

entra

l ode

r de

zent

ral (

Gru

ppen

-, Ei

nzel

absc

heid

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rfolg

en. D

ie g

erei

nigt

e Lu

ft ka

nn in

den

Rau

m z

urüc

kgef

ührt

(Rei

n-lu

ftrüc

kfüh

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) ode

r au

s de

r H

alle

fortg

e-fü

hrt w

erde

n. B

ei d

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einl

uftrü

ckfü

hrun

g si

nd b

ei k

rebs

erze

ugen

den

Stof

fen

die

Tech

nisc

hen

Rege

ln fü

r G

efah

rsto

ffe „

Luft-

rück

führ

ung

beim

Um

gang

mit

kreb

serz

eu-

gend

en G

efah

rsto

ffen

(TRG

S 56

0) z

u be

-ac

hten

. Bei

der

For

tführ

ung

ist d

ie T

A L

uft

imm

er z

u be

acht

en.

2.5

Auf

stello

rt H

inw

eis:

Die

Auf

stellu

ng k

ann

auße

n, in

ei

nem

sep

arat

en R

aum

ode

r in

der

Hal

le

erfo

lgen

.

2.6

Max

imal

e Ko

nzen

tratio

n in

de

r Re

inlu

ft Pr

axis

tipp:

Die

Lei

stung

sfäh

igke

it is

t vom

H

erste

ller s

chrif

tlich

zu

bestä

tigen

.

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BGI 5121

24

Zwei

te S

tufe

: Ra

ndbe

ding

unge

n

Nr.

H

inw

eise

, Pra

xist

ipps

H

andl

ungs

beda

rf (w

as)

Term

in

vera

ntw

ortli

ch

2.7

Abs

chei

derty

p

Hin

wei

s: J

e na

ch S

toff

und

Men

ge k

önne

n ve

rsch

iede

ne A

bsch

eide

r ei

nges

etzt

wer

den.

So

gib

t es

Parti

kela

bsch

eide

r (F

ilter

nder

A

bsch

eide

r, N

ass-

, Ele

ktro

absc

heid

er) u

nd

Gas

absc

heid

er. A

uch

das

Abr

eini

gung

ssys

-te

m u

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taub

austr

ag s

ind

von

Inte

res-

se. H

ier

kann

ein

e sa

chve

rstä

ndig

e H

ilfes

tel-

lung

, z.B

. ihr

er B

eruf

sgen

osse

nsch

aft,

bei

der

Aus

wah

l wei

terh

elfe

n.

Prax

istip

p: R

efer

enze

n ei

nhol

en, u

nd g

ege-

bene

nfal

ls be

sicht

igen

2.8

Luftl

eitu

ngen

H

inw

eis:

Je

nach

Sto

ff si

nd d

ie B

auar

t, di

e ve

rwen

dete

n W

erks

toffe

, die

Dru

ckve

rluste

so

wie

die

strö

mun

gsgü

nstig

e Ve

rlegu

ng u

nd

War

tung

söffn

unge

n zu

ber

ücks

icht

igen

.

2.9

Dru

ckve

rluste

im S

yste

m,

Ven

tilat

oren

H

inw

eis:

Es

sind

vom

Pla

ner

die

Ges

amt-

druc

kdiff

eren

z vo

n Le

itung

en u

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bsch

ei-

der

zu e

rmitt

eln.

Dan

ach

sind

gee

igne

te

Ven

tilat

oren

aus

zuw

ähle

n: N

iede

rdru

ck-

(Axi

al)-,

Mitt

eldr

uck-

(Rad

ial)-

vent

ilato

r od

er

Hoc

hvak

uum

erze

uger

, je

nach

Anf

orde

-ru

ng.

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BGI 5121

25

Zwei

te S

tufe

: Ra

ndbe

ding

unge

n

Nr.

H

inw

eise

, Pra

xist

ipps

H

andl

ungs

beda

rf (w

as)

Term

in

vera

ntw

ortli

ch

2.10

V

olum

enstr

om b

eim

tat-

säch

liche

n A

nlag

endr

uck-

verlu

st

Hin

wei

s: E

s si

nd d

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eistu

ngsb

edar

f bzw

. di

e M

otor

leis

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zu

erm

ittel

n. W

ie h

och

ist

der

Scha

llpeg

el u

nd w

elch

er W

artu

ngsb

e-da

rf lie

gt v

or b

ei E

insa

tz e

ines

Dire

kt- o

der

Riem

enan

trieb

es?

Prax

istip

p: D

iese

Dat

en k

önne

n de

r Ven

tila-

tork

ennl

inie

von

Fac

hleu

ten

entn

omm

en

wer

den.

Hie

rzu

kann

Ihre

Ber

ufsg

enos

sen-

scha

ft H

ilfes

tellu

ng g

eben

.

2.11

Ra

umlü

ftung

zum

Ers

atz

der

abge

saug

ten

Luft

oder

zu

sätz

lich

erfo

rder

lich

Hin

wei

s: S

ofer

n Lu

ft ab

gesa

ugt w

ird, m

uss

frisc

he L

uft n

achs

tröm

en. S

oll d

ies

durc

h Fe

nste

r- u

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üren

lüftu

ng e

rfolg

en, i

st di

es

zu je

der

Zeit

zu g

ewäh

rleis

ten,

auc

h be

i Re

gen

oder

im W

inte

r.

2.12

Lu

ftfüh

rung

H

inw

eis:

Es

gibt

zw

ei P

rinzi

pien

der

Rau

m-

lüftu

ng, d

ie a

ls M

isch

lüftu

ng u

nd S

chic

hten

-str

ömun

g be

zeic

hnet

wer

den.

Bei

de w

erde

n im

Abs

chni

tt 4

dies

er B

G-In

form

atio

n ku

rz

besc

hrie

ben.

2.13

W

ärm

erüc

kgew

innu

ng

Hin

wei

s: A

us G

ründ

en d

er E

nerg

ieei

nspa

-ru

ng is

t die

Wär

mer

ückg

ewin

nung

zu

prüf

en. W

eite

re In

form

atio

nen

siehe

Ab-

schn

itt 5

.5 u

nd A

nhan

g 4.

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BGI 5121

26

Zwei

te S

tufe

: Ra

ndbe

ding

unge

n

Nr.

H

inw

eise

, Pra

xist

ipps

H

andl

ungs

beda

rf (w

as)

Term

in

vera

ntw

ortli

ch

2.14

Te

chni

sche

Dok

umen

tatio

n H

inw

eis:

Zur

Dok

umen

tatio

n ge

höre

n Be

-tri

ebsa

nlei

tung

(mit

besti

mm

ungs

gem

äßer

V

erw

endu

ng),

War

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sanl

eitu

ng (m

it W

artu

ngsp

lan)

und

Sic

herh

eitsh

inw

eise

. A

uch

eine

Kon

form

itätse

rklä

rung

(CE)

sow

ie

die

Schu

lung

für

War

tung

und

Bet

rieb

sind

hi

er z

u ne

nnen

.

2.15

A

bnah

mep

rüfu

ng

Hin

wei

s: B

ei d

er A

bnah

me

ist d

ie V

ollst

än-

digk

eit z

u üb

erpr

üfen

, es

ist e

ine

Funk

tions

-pr

üfun

g m

it M

essu

ng d

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olum

enstr

öme

durc

hzuf

ühre

n. Z

u ei

ner

Abn

ahm

eprü

fung

ge

höre

n au

ch d

ie M

essu

ng d

er A

rbei

ts-pl

atzk

onze

ntra

tion

sow

ie d

ie M

essu

ng d

er

Emis

sion

swer

te.

2.16

A

uftra

gsve

rgab

e H

inw

eis:

Ver

trags

besta

ndte

il so

llte

sein

: –

Einh

altu

ng d

er e

insc

hläg

igen

Anf

orde

-ru

ngen

für

Sich

erhe

it un

d G

esun

dhei

ts-sc

hutz

, –

Festl

egun

g de

r So

llwer

te d

er A

nlag

e,

– A

bnah

mep

rüfu

ng in

Anl

ehnu

ng a

n

DIN

EN

125

99.

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BGI 5121

27

8 Wer kann bei Fragen oder in Zweifelsfällen weiterhelfen?

– Fachkraft für Arbeitssicherheit gegebenenfalls unter Hinzuzie-

hung des Betriebsarztes – Ihre zuständige Berufsgenossenschaft – Der staatliche Arbeitsschutz

9 Beispiele wirksamer lufttechnischer Anlagen aus verschiedenen Branchen

Die nachfolgenden Beispiele sind allgemeiner oder spezieller Art. Die speziellen Beispiele sind Einzelbeispiele. Andere Bedingungen können weitergehende Maßnahmen erfordern.

Bei der betrieblichen Umsetzung ist das Ergebnis der Gefähr-dungsbeurteilung zu berücksichtigen.

9.1 Metallschutzgasschweißen

9.1.1 Ausgangssituation

An einem Konstruktionsteil aus unlegiertem Stahl muss an mehre-ren Stellen geschweißt werden. Der Schweiß-/Arbeitsbereich beträgt ca. 1 m x 2 m.

– MAG Schweißverfahren, – Ø 1,2 mm Massivdraht, – 140 A Stromstärke, – ca. 6 mg/s Schweißrauchemission.

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Abbildung 13: Durch den viel zu großen Abstand zwischen Schweiß-stelle und Erfassungseinrich-tung ist die Wirkung eher zu-fällig, zumal das Erfassungs-element als Trichter nicht optimal gestaltet ist.

9.1.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Die freigesetzten Schweißrauche müssen direkt erfasst und fortge-leitet werden. Auf Grund der wechselnden Schweißstellen im Ar-beitsbereich 1 m x 2 m sollte ein zwangsläufig wirkendes Verfah-ren eingesetzt werden, bei dem die Erfassungseinrichtung nicht ständig nachgeführt werden muss.

In Verbindung mit einer Hochvakuum-/Mittelvakuumtechnik kann eine brennerintegrierte bzw. brenneraufgesetzte Absaugung oder eine Schutzschildabsaugung eingesetzt werden.

Beide Verfahren erfassen die Schadstoffe direkt am Ort der Frei-setzung und erfordern einen relativ geringen Luftvolumenstrom (ca. 40 bis 300 m³/h).

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Abbildung 14: Brennerintegrierte Absaugung

Abbildung 15: Brenneraufgesetzte Absaugung

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Abbildungen 16 und 17: Schutzschild mit integrierter Absaugung

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9.1.3 Getroffene Maßnahme

Nach Erprobung durch mehrere Schweißer wurde entschieden, die Schutzschildabsaugung einzusetzen.

Die Erfassung der Schweißrauche erfolgt nach dem Prinzip der Drallhaube/Wirbelhaube und gewährleistet bei bestimmungsge-mäßer Verwendung einen hohen Erfassungsgrad (> 90%).

Der Erfassungsgrad der Schadstoffe ist abhängig von der Position des Schutzschildes zur Schweißstelle. Die Wirksamkeit der Maß-nahmen wird vom Schweißer wesentlich beeinflusst. Deshalb wur-den diese besonders in der Handhabung der Schutzschildabsau-gung unterwiesen.

Abbildung 18: Wirkungsvolle Erfassung beim Schweißen mit einem Schutzschild mit integrierter Absaugung

Technische Daten: Volumenstrom 300 m³/h Schlauchdurchmesser 63 mm Schlauchlänge 15 m

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9.2 Brennschneidtisch-Absaugung

9.2.1 Ausgangssituation

In einem Blechlager sollte die vorhandene Brennschneidmaschine modernisiert werden. Bei dieser Modernisierung sollten die Emissi-onen der beim Brennvorgang entstehenden Schadstoffe (Brennrau-che) so weit reduziert werden, dass die Gesundheit der Mitarbeiter nicht gefährdet wird.

Die bestehende Brennschneidemaschine besitzt einen feststehenden Tisch mit den Abmessungen 6 x 2 m. Das Brennportal ist mit fünf Brennern ausgerüstet.

9.2.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Da beim Brennschneidvorgang die entstehenden Schadstoffe über-wiegend nach unten, d.h. in den Brenntisch hinein, gerichtet sind, werden sie unterhalb der Werkstückauflage erfasst und ins Freie fortgeleitet. Aus Gründen des Umweltschutzes wird die abgesaug-te, Schadstoff beladene Luft vor dem Fortleiten ins Freie gefiltert (Einhaltung der Grenzwerte nach TA-Luft).

Die Schadstoffanteile, die oberhalb des Werkstückes entstehen und in die Halle gelangen, z.B. beim Einstechen eines neuen Schnittes, Rückprall während des Brennschneidvorganges oder dergleichen, werden über eine nach der Modernisierungsmaßnahme noch zu konzipierende Raumlüftung beseitigt.

Planung und lufttechnische Berechnung muss durch ein Fachunter-nehmen erfolgen, Umbau bzw. Montage können eigene Mitarbei-ter vornehmen. Nachweis der Wirksamkeit zur Einhaltung des Schweißrauch-Grenzwertes in der Luft am Arbeitsplatz erfolgt durch eine Messung.

Aus wirtschaftlichen Gründen ist eine Absaugung unter dem Tisch über die gesamte Tischfläche nicht erwünscht. Zusätzlich ist daher die Brennerbewegung und die eventuelle Werkstückgröße (Tisch ganz oder nur teilweise bedeckt) zu berücksichtigen.

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9.2.3 Getroffene Maßnahmen

Es wurde ein Brennschneidtisch mit Sektionsabsaugung realisiert, der in zwölf Modulkammern mit 0,5 m Breite aufgeteilt ist. Einseitig an deren Ende ist der Absaugkanal angeordnet. Über pneuma-tisch, durch das Brennerportal gesteuerte Klappen in den Modul-kammern erfolgt die Absaugung jeweils nur an der Stelle, an der gerade gebrannt wird. Die Länge der Modulkammern entspricht der Brenntischbreite.

Dabei ist zu beachten, dass der Luftvolumenstrom des Ventilators in der Lage sein muss, zwei Modulkammern gleichzeitig abzusaugen, um die Brennerbewegung über die Tischfläche zu berücksichtigen (siehe Abbildung 19).

Abbildung 19: Systemanordnung eines Brennschneidtisches

Eingesetzt wird ein Ventilator mit einem Luftvolumenstrom von 4000 m³/h und einem Unterdruck von 4000 Pa. Mit diesem Venti-lator können die Modulkammern noch einseitig abgesaugt werden.

Bei großen Tischbreiten (> 2 m) ist eine beidseitige Absaugung der Modulkammern zu empfehlen.

Da ausschließlich Schwarzblech autogen gebrannt wird, ist eine Fil-terflächenbelastung von 40 m³/h m² als ausreichend zu betrachten. Demnach ergibt sich eine erforderliche Filterfläche von 100 m².

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Abbildung 20: Luftkanal mit Klappensteuerung

9.3 Absauganlage in einer Schweißerei

9.3.1 Ausgangssituation

In einer Schweißwerkstatt werden an ortsfesten Arbeitsplätzen sperrige Stahlkonstruktionen zur Herstellung von Schaltschränken geschweißt. Die Schweißverfahren sind Lichtbogenhandschweißen

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(LB) und Metall-Aktivgasschweißen (MAG). Zur Schweißraucher-fassung werden bewegliche Oberhauben (Absaugtrichter mit Flansch, Düsenplatten) eingesetzt.

Technische Daten:

Hallenmaße: L = 18 m; B = 10 m; A = 180 m²; H = 4,25 m; V = 765 m³

Anzahl der Arbeitsplätze: Zwei Arbeitsplätze Lichtbogenhand-schweißen (LB)

Drei Arbeitsplätze Metall-Aktivgasschweißen (MAG)

Abbildung 21: Werkstatt mit fünf Schweißarbeitsplätzen

9.3.2 Lufttechnische Maßnahmen

Damit während der Schweißarbeiten die Staubgrenzwerte einge-halten werden, ist in der Werkstatt eine zentrale Absauganlage er-richtet worden. Die Reinluft wird als Fortluft nach außen abgeführt.

Der Absaugvolumenstrom beträgt pro Absaugelement 1200 m³/h. Die mittlere Strömungsgeschwindigkeit in den Rohrleitungen liegt gemäß BG-Regel „Arbeitsplatzlüftung – Lufttechnische Maßnah-men“ (BGR 121) zwischen 15 m/s und 20 m/s. Die Rohrleitungen

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sind innen glatt und aus geschweißtem Stahl. Jeder Absaugan-schluss ist mit einem Absperrschieber ausgerüstet, der nur während Schweißarbeiten automatisch geöffnet ist.

Ermittlung der Rohrdurchmesser für die Absauganlage

Arbeitsplatz Luftvolumenstromm³/h

Rohrdurch-messer

mm

Luftgeschwin-digkeit im Rohr

m/s

LB 1 LB 2

12001200

160 160

16,6 16,6

LB 1 + LB 2 2400 224 16,9

MAG 1 1200 160 16,6

MAG 2 1200 160 16,6

MAG 1 + 2 2400 224 16,9

MAG 3 1200 160 16,6

MAG 1+2+3 3600 280 16,2

Summe LB + MAG 6000 355 16,8

* empfohlene Luftgeschwindigkeit gemäß BGR 121 15 m/s bis 20 m/s

Bei der Auslegung von Absauganlagen muss ein Ventilator gewählt werden, dessen Leistungsmerkmale für den Einsatzzweck geeignet sind. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der erforderliche Absaug-volumenstrom an jedem Erfassungselement auch dann sichergestellt ist, wenn die Filterelemente mit Luftverunreinigungen belastet sind (Betriebspunkt 2). Die Abbildung 22 zeigt die Ventilatorkennlinie mit Betriebspunkt 1 (Filter unbelastet) und Betriebspunkt 2 (Filter belastet).

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Abbildung 22: Ventilatorkennlinie

Der anfängliche Betriebspunkt 1 (Filter unbelastet) liegt bei 2875 Pa und 7150 m³/h. Nach einer bestimmten Betriebsdauer stellt sich der Betriebspunkt 2 (Filter belastet) ein, der Absaugvo-lumenstrom sinkt auf 6000 m³/h, der Druckverlust steigt auf 3800 Pa (siehe Abbildung 22 Ventilatorkennlinie). Um den Be-triebspunkt 1 wiederherzustellen, müssen die Filter mit abgereinigt werden.

9.3.3 Getroffene Maßnahmen

Die Absauganlage ist so ausgelegt, dass alle fünf Schweißarbeits-plätze gleichzeitig abgesaugt werden können. Sind weniger Ar-beitsplätze belegt, wird der Absaugvolumenstrom automatisch durch eine Drehzahlregulierung reduziert.

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

1 2 3 4 5 6 7 8 90

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

4000

4500

5000

1 2 3 4 5 6 7 8 90

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

8000

9000

10000

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

V e n tila to rk e n n lin ie

0

5 0 0

1 0 0 0

1 5 0 0

2 0 0 0

2 5 0 0

3 0 0 0

3 5 0 0

4 0 0 0

4 5 0 0

5 0 0 0

0 1 0 0 0 2 0 0 0 3 0 0 0 4 0 0 0 5 0 0 0 6 0 0 0 7 0 0 0 8 0 0 0 9 0 0 0

Vo lu me n stro m m³/h

Dru

ckve

rlust

Pa

V e nti la to rke nnlinie F ilte r b e la s te t F i lte r unb e la s te t

Betriebspunkt 1

Betriebspunkt 2

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Technische Daten der Absauganlage:

Absaugung: 6000 m³/h; Filter: Patronenfilter; Filterfläche: 120 m² Filterreinigung: Druckluft Staubsammelbehälter: Stahl 25 l

Eine Zuluftanlage ist nicht errichtet worden. Das Luftdefizit durch die Absauganlage wird durch natürliche Lüftung ausgeglichen. Um eine gezielte und dauerhaft ausreichende Raumdurchspülung zu erreichen, wird die Errichtung einer Zuluftanlage empfohlen.

9.4 Spanabhebende Metallbearbeitung (Kühlschmierstoffe)

9.4.1 Ausgangssituation

In einer Fertigungshalle werden 22 Drehautomaten betrieben. Da-bei werden nicht wassermischbare Kühlschmierstoffe (KSS) einge-setzt. Messungen hatten ergeben, dass die KSS-Konzentration mit ca. 25 mg/m³ über dem bis Ende 2004 geltenden Luftgrenzwert für KSS von 10 mg/m³ lagen. Die Fertigungshalle wurde durch Fenster und Türen natürlich belüftet.

Technische Daten:

Hallenmaße: L = 24,5 m; B = 10 m; H = 3,5 m; A = 245 m²; V = 858 m³

Anzahl der Maschinen: 14 Revolverdrehautomaten 5 Langdrehautomaten 3 Ringdrehautomaten

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Abbildung 23: Automatendreherei ohne lufttechnische Einrichtungen

9.4.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Durch die freie (natürliche) Lüftung in der Halle entsteht eine un-kontrollierte Luftströmung, mit der die KSS-Emissionen nicht gezielt beseitigt werden. Der KSS verteilt sich in der Halle. Die Folge dar-aus ist, dass der bis Ende 2004 geltende Luftgrenzwert für KSS überschritten wird. Dies führt dazu, dass die Maschinen und der Fußboden verunreinigt werden und unter anderem die Rutschge-fahr erhöht werden kann. Hinzu kommt, dass mit der natürlichen Lüftung keine gleich bleibende Luftversorgung gesichert ist. Das bedeutet im Sommer, wenn die Fenster geöffnet werden, sind die KSS-Konzentrationen geringer als im Winter bei geschlossenen Fenstern.

9.4.3 Getroffene Maßnahmen

Zur Reduzierung der KSS-Konzentration wurden folgende lufttech-nische Maßnahmen durchgeführt:

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• Absaugung der Drehautomaten durch eine zentrale Absaugan-lage mit Fortluft nach außen und Wärmerückgewinnung an die Zuluft.

• Zuluft durch eine raumlufttechnische Anlage (RLT-Anlage). Die Luftführung ist als Schichtenströmung, mit Zuluft im Bodenbe-reich durch vier zylindrische Quellluftdurchlässe, ausgeführt.

Abbildung 24: Automatendreherei mit lufttechnischen Einrichtungen

Technische Daten der Absaug- und Zuluftanlage:

Absaugung: V = 7700 m³/h; Abluft pro Drehautomat: V = 350 m³/h

Zuluft: V = 7000 m³/h; Zuluft pro m² Fläche V = 28,6 m³/h m²

Anzahl der Zuluftdurchlässe: 4

• Die Abluft- und Zuluftvolumenströme werden entsprechend der Anzahl der aktuell betriebenen Drehautomaten automatisch ge-regelt.

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• Zwischen der Abluft und der Zuluft ist ein Wärmerückgewin-nungssystem eingebaut, um den Wärmeverlust durch den Fort-luftbetrieb gering zu halten.

Eine Kontrollmessung nach der Installation der zuvor beschriebe-nen Maßnahmen ergab KSS-Konzentrationen unter 2 mg/m³.

Die lufttechnischen Einrichtungen entsprechen den Anforderungen der BG/BGIA-Empfehlungen „KSS am Arbeitsplatz“.

Die Messergebnisse zeigen, dass der ehemalige Grenzwert unter-schritten wird. Durch die Umsetzung der BGIA-Empfehlungen sind die Vorausetzungen für den Ausstieg aus dem Kontrollmessplan gemäß der TRGS 402 (11.1997) erfüllt.

9.4.4 Weitergehende Informationen

Siehe BGIA-Report 4/2004.

Um diese Betriebssituation dauerhaft sicherzustellen, ist eine gewis-senhafte Instandhaltung der lufttechnischen Einrichtungen eine grundlegende Voraussetzung.

9.5 Spritz- und Pulverlackieren

9.5.1 Ausgangssituation

Beim Spritzlackieren entstehen feine Tröpfchen, so genannte Lack-aerosole, die in den Atembereich des Lackierers gelangen können. Das Einatmen führt zu einer erheblichen Gesundheitsgefährdung, da die verwendeten Lacke in der Regel Gefahrstoffe enthalten. Auch beim Pulverlackieren werden Atemwege und Lunge durch die entstehenden Pulverwolken belastet. Weiterhin ist die Haut gefähr-det, wenn sich Tröpfchen oder Pulver dort niederschlagen. Es kann dann z.B. zu allergischen Hautreaktionen kommen.

Je nach Zusammensetzung des Lackes ist darüber hinaus mit Brand- und Explosionsgefährdungen zu rechnen. Bei Flüssiglacken entsteht ein explosionsfähiges Gemisch durch Verdunstung des im Lack enthaltenen Lösemittels, bei Pulverlacken durch entsprechende Konzentration des brennbaren Pulvers in Luft.

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Auf Grund der genannten Gefährdungen sind Spritzlackierarbeiten grundsätzlich nur in gesonderten Räumen oder Bereichen und bei Einsatz von technischen Lüftungsmaßnahmen erlaubt.

9.5.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Aufgabe der technischen Lüftung ist es, den Anteil des Lackaerosols oder Beschichtungspulvers, der sich nicht auf dem Werkstück nie-derschlägt, möglichst vollständig zu erfassen und aus dem Arbeits-bereich abzuführen.

Dabei müssen die getroffenen lufttechnischen Maßnahmen den fol-genden Kriterien genügen:

• ausreichender Gesundheitsschutz, also die Einhaltung der Ar-beitsplatzgrenzwerte (AGW),

• wirksamer Explosionsschutz, also die sichere Unterschreitung der unteren Explosionsgrenze (UEG).

In Hinblick auf den Explosionsschutz hat der Betreiber zwei Mög-lichkeiten, die Gefährdungen zu bewerten und die entsprechenden Maßnahmen abzuleiten:

• Festlegung nach der Höhe des Flammpunktes. • Festlegung der explosionsgefährdeten Bereiche und Einteilung in

Zonen nach dem Konzentrationskriterium. Neuere, in Überein-stimmung mit den europäischen Normen gebaute Lackieranla-gen für das Handbeschichten dürfen nach diesem Kriterium im Lackierbereich eine Lösemittelkonzentration von 25 % der UEG (entspricht Ex-Zone 2 bzw. Zone 22) nicht überschreiten.

In Hinblick auf die Gesundheitsgefährdung des Lackierers nimmt das Lackaerosol eine Sonderstellung ein. Grenzwerte sind lediglich für einzelne Komponenten des Lackes festgelegt, z.B. für Lösemittel. Für Lacke existieren wegen der Vielfalt an Rezepturen keine Grenzwerte.

Der abgesaugte Lacknebel flüssiger Beschichtungsstoffe wird über Nassabscheider oder Filter abgeschieden und muss entsorgt wer-den. Beim Pulverbeschichten kann der so genannte Overspray wie-der verwendet werden, da während der Applikation in der Regel noch keine Vernetzung erfolgt.

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In der Praxis haben sich im Wesentlichen auf Grund der großen Bandbreite unterschiedlicher Beschichtungsaufgaben drei Baufor-men als besonders praktikabel erwiesen:

• Spritzkabinen, • Spritzstände, • Spritzwände.

9.5.3 Getroffene Maßnahmen

Bei dem nachfolgenden Praxisbeispiel Stuhllackierung zeigen Ge-fahrstoffmessungen, dass mit dem Spritzstand die höchste Wirk-samkeit der drei genannten Erfassungsarten erzielt wird.

Optimale Arbeitsbedingungen werden wie folgt erreicht:

• Der Spritzstand ist an allen Seiten geschlossen mit Ausnahme der Ein- und Auslassöffnungen für die Werkstücke und der Ab-luftleitungen an den Seitenwänden.

• Die Luftgeschwindigkeit der technischen Lüftung beträgt im Mit-telwert 0,5 m/s, an keiner Stelle jedoch unter 0,4 m/s.

• Das Werkstück ragt nicht über den Spritzstand hinaus. • Die offene Zugangsseite dient als Einlassöffnung für die Zuluft

und als Zugang für den Lackierer. • Der Lackierer steht während der Tätigkeit hinter oder seitlich

vom Werkstück. • Der Spritzstrahl wird in Richtung zur Absaugwand aufgetragen

mit einer Abweichung von nicht mehr als 30° zur Mittelachse. • Benutzung der bereitgestellten persönlichen Schutzausrüstungen

(Augenschutz, Körperschutz).

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Sind diese Bedingungen vollständig eingehalten, werden in der Regel sowohl die Kriterien des Gesundheitsschutzes als auch des Explosionsschutzes erfüllt.

Abbildung 25: Spritzstand

9.5.4 Weitergehende Informationen

Unfallverhütungsvorschrift „Verarbeiten von Beschichtungsstoffen“ (BGV D25), „Explosionsschutz-Regeln (EX-RL)“ (BGR 104), BG-Regel „Schutzmaßnahmenkonzept für Spritzlackierarbeiten – Lackaerosole“ (BGR 231), BG-Information „Lackierräume und -einrichtungen für flüssige Be-schichtungsstoffe – Bauliche Einrichtungen, Brand- und Explosions-schutz, Betrieb“ (BGI 740),

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BG-Information „Lackierer“ (BGI 557), BG-Information „Elektrostatisches Beschichten“ (BGI 764), DIN EN 12 215 „Beschichtungsanlagen; Spritzkabinen für flüssi-

ge organische Beschichtungsstoffe – Sicherheits-anforderungen“,

DIN EN 12 981 „Beschichtungsanlagen; Spritzkabinen für orga-nische Pulverlacke; Sicherheitsanforderungen“,

VDMA 24 381 „Anforderungen an Spritzkabinen und kombi-nierte Spritz- und Trocknungskabinen“.

9.6 Tisch- und Formatkreissägen zur Holzbearbeitung

9.6.1 Ausgangssituation

Seit Bekanntwerden gesundheitsschädlicher Wirkungen von Holz-staub und der daraus folgenden Festlegung eines TRK-Wertes im Jahre 1987 (2 mg/m³ einatembarer Staubanteil = E-Staub) haben sich die Anforderungen an die Erfassung von Holzstaub grundle-gend gewandelt. Vor dieser Zeit erfolgte die Maschinenabsaugung durchweg im unteren bodennahen Bereich zur Entsorgung anfal-lender Späne. Dagegen ist heute zur Einhaltung des Luftgrenzwer-tes die möglichst vollständige Erfassung des luftgetragenen ein-atembaren Staubanteils gefordert.

Im Rahmen eines Projektes zur Umsetzung der TRGS 553 „Holz-staub“ wurden von der Holz-BG Messungen an 72 Tisch- und For-matkreissägen ohne bzw. mit unzureichender Absaugung durchge-führt. Dabei lagen über die Hälfte der Messwerte über dem ehemaligen Grenzwert von 2 mg/m³ (Mittlere E-Staubkonzentra-tion von 2,30 mg/m³) und ca. 5% der Messwerte lagen über 5 mg/m³.

9.6.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Bei der maschinellen Bearbeitung von Holzwerkstoffen werden die Partikel mit hoher Eigengeschwindigkeit freigesetzt. Daraus ergibt sich als Grundforderung die Absaugung direkt an der Entstehungs-stelle mit vorzugsweise geschlossenen Erfassungseinrichtungen (Werkzeug soweit wie möglich umschließen) sowie die Anordnung

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der Absaugrichtung in Richtung des Partikelfluges bzw. bei rotie-rendem Werkzeug die Umleitung der Zirkulationsströmung in die Absaugrichtung durch Einbau von Leitblechen oder Ähnlichem.

Die Volumenstromberechnung erfolgt nach dem Geschwindigkeits-verfahren, wobei die Erfassungsgeschwindigkeit mindestens der Partikelgeschwindigkeit in den Offenflächen der Erfassungseinrich-tung entsprechen muss. Bei der Tischkreissäge kann aus der Um-fangsgeschwindigkeit des Sägeblattes und Fläche des Sägespaltes der erforderliche Mindestvolumenstrom für die untere Tischabsau-gung errechnet werden. Weil anhaftende Partikel mit dem Säge-blatt nach oben gerissen und dort freigesetzt werden können, ist eine abgesaugte und möglichst selbsttätig absenkende Oberhaube zusätzlich erforderlich.

9.6.3 Getroffene Maßnahmen

Zur Expositionsminderung wurden Tisch- und Formatkreissägen mit einer unteren das Sägeblatt weitmöglichst umschließenden Kapse-lung mit einem hinteren Absaugstutzen versehen. Um das Mitrei-ßen der Partikel nach oben durch den Sägespalt zu mindern, ist ein Abweisblech integriert (siehe Abbildung 26). Je nach Größe des Sägeblattes sind Rohrdurchmesser von mindestens DN 120 bei Tischkreissägen und mindestens DN 140 bei Formatkreissägen er-forderlich, entsprechend einer Absaugluftmenge von mindestens 800 bzw. 1100 m³/h bei 20 m/s Luftgeschwindigkeit im An-schlussstutzen. Zusätzlich wurde eine abgesaugte Oberhaube nachgerüstet, die je nach Größe mit einem Rohrdurchmesser zwi-schen DN 63 und DN 80 (entsprechend ca. 200 bis 400 m³/h) versehen ist.

Im Rahmen des Projekts zur Umsetzung der TRGS 553 (03.1999) wurden von der Holz-Berufsgenossenschaft Messungen an 35 op-timierten Tischkreissägen durchgeführt. Dabei wurde eine mittlere E-Staubkonzentration von 0,74 mg/m³ ermittelt. Nur 5 % der Messwerte lagen über 1,71 mg/m³. Die mittlere Staubminderung bezogen auf den Ausgangswert betrug ca. 66 %. Der ehemalige Grenzwert 2 mg/m³ ist in dieser Ausführung somit problemlos ein-zuhalten.

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Abbildung 26: Optimierte Stauberfassung an einer Tischkreissäge

9.6.4 Weiterführende Hinweise

Für stationäre Holzbearbeitungsmaschinen wie Tisch- und Format-kreissägen, Bandsägen, Fräs-, Hobel- und Bandschleifmaschinen wurde bereits 1989 das Prüfzeichen „GS-staubgeprüft“ eingeführt. Dabei obliegt die Auslegung von Erfassungseinrichtung und Volu-menstrom dem Maschinenhersteller, der einen Absauganschluss mit definiertem Durchmesser liefert. Der Hersteller garantiert damit nach Typprüfung der Maschine oder einer Nachrüst-Erfassungs-einrichtung durch zertifizierte Prüfstellen, z.B. der Holz-Berufsge-nossenschaft, die Einhaltung des Standes der Technik mit 2 mg/m³, wenn die bauseitige Absauganlage eine Mindestgeschwindigkeit von 20 m/s in diesem Absauganschluss erzeugt.

Hinweise zur Auslegung von Erfassungseinrichtungen und Vor-schläge für die Nachrüstung der einzelnen Maschinentypen können den folgenden Schriften entnommen werden:

BG-Information „Holzstaub – Arbeitssicherheit und Gesundheits-schutz beim Erfassen, Absaugen und Lagern“ (BGI 739), „Holzstaub“ – Projektbericht zur Umsetzung der TRGS 553 „Holz-staub“.

9.7 Be- und Entlüftung von gewerblichen Küchen

9.7.1 Ausgangssituation

Durch Koch-, Brat-, Grill- und Frittierprozesse in Küchen werden Wärme, Feuchtigkeit und Stoffe freigesetzt. Wärme und Feuchtig-

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keit können zu einer klimatischen Belastung des Küchenpersonales führen. Was die stoffliche Belastung betrifft, haben umfangreiche Untersuchungen gezeigt, dass unter den mehr als 200 nachgewie-senen chemischen Verbindungen auch solche mit gesundheitsschä-digendem Potenzial sind. Werden Küchen unzureichend be- und entlüftet, so können an den Arbeitsplätzen sowohl erhöhte klimati-sche als auch stoffliche Belastungen auftreten. Erkrankungen der Beschäftigten sind dann möglich.

9.7.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Aufgabe einer Küchenbe- und -entlüftungsanlage ist es, die entste-henden Wärme-, Feuchte- und Stofflasten möglichst vollständig zu erfassen und abzuführen sowie die abgeführte Luftmenge durch frische Zuluft zu ersetzen (Umluftbetrieb ist in Küchen nicht er-laubt). Damit sind grundsätzlich sowohl eine Be- als auch eine Ent-lüftungsanlage erforderlich.

Über den heißen Küchengeräten, z.B. Herde, Grillplatten, Kochkes-sel, entstehen zur Decke gerichtete Thermikströmungen. Mit dieser Thermikströmung werden die bei den Koch-, Brat-, Grill- und Frit-tierprozessen entstehenden Wärme-, Feuchte- und Stofflasten eben-falls zur Decke transportiert. Es reicht also aus, über im Deckenbe-reich positionierte Erfassungseinrichtungen diese Lasten zu sammeln und abzuführen. Die Küchenentlüftung erfolgt über so ge-nannte Küchenlüftungshauben bzw. Küchenlüftungsdecken. Küchen-lüftungsdecken dienen der großflächigen Erfassung der ent-stehenden Wärme-, Feuchte- und Stofflasten. Diese sitzen höher als Hauben, meist in Höhen ab 2,5 m über Fußboden.

Durch die Küchenbelüftungsanlage soll die notwendige Zuluft so eingebracht werden, dass weder die Erfassung gestört wird noch Zugerscheinungen an den Arbeitsplätzen auftreten.

9.7.3 Getroffene Maßnahmen

Entstehen Thermikströmungen, so bietet sich die Schichtenströmung zur wirksamen Wärme-, Feuchte- und Stofflastabfuhr an. Dabei wird im Idealfall die Zuluft bodennah, induktionsarm und zugfrei in die Küche eingebracht. Zugerscheinungen im Fußbereich sind zu

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vermeiden. Aus diesem Grunde sollte die Ausströmgeschwindigkeit am Luftdurchlass bei flächenförmiger Bauart unter 0,20 m/s liegen, bei zylinderförmiger Bauart unter 0,40 m/s. Die Zulufttemperatur sollte mindestens 20 °C betragen.

Es bildet sich im Arbeitsbereich eine Frischluftzone aus, mit der Folge einer nur geringen thermischen und stofflichen Belastung. Der Zuluftvolumenstrom ist so zu dimensionieren, dass die Höhe H dieser Frischluftschicht sicher über Kopf der Beschäftigten reicht. Bei Küchenlüftungsdecken erfolgt die Berechnung bis zu einer Höhe H = 2,5 m (siehe Abbildung 27).

Die Berechnung des Thermikluftvolumenstromes und darauf auf-bauend des notwendigen Ab- bzw. Zuluftvolumenstromes erfolgt nach VDI 2052 „Raumlufttechnische Anlagen für Küchen“.

Abbildung 27:

– Schichtenströmung mit Erfassung über Küchen-lüftungsdecke

– Bodennahe Zuluft-einbringung

– Nahezu unbelasteter Arbeitsbereich (Höhe H)

Auf Grund der besonderen Hygieneanforderungen in Küchen müs-sen bodennah positionierte Luftdurchlässe besonderen Hygienean-sprüchen genügen (siehe DIN 18 869-3 „Großküchengeräte; Ein-richtungen zur Be- und Entlüftung von gewerbsmäßigen Küchen; Teil 3: Luftdurchlässe“).

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Abbildung 28: Bodennah positionierte Flächenluftdurchlässe aus Edelstahl, beginnend 0,2 m über Fußboden (Spritz- bzw. Reinigungsrand)

9.7.4 Weitergehende Informationen

VDI 2052 Raumlufttechnische Anlagen für Küchen VDI 2052 Blatt 1 Raumlufttechnische Anlagen für Küchen Be-

stimmung der Rückhalteeffizienz von Aerosol-abscheidern in Abluftanlagen für Küchen

DIN 18869 Großküchengeräte; Einrichtungen zur Be- und Entlüftung von gewerbsmäßigen Küchen; Teil 1: Küchenlüftungshauben, Teil 2: Küchenlüftungsdecken, Teil 3: Luftdurchlässe, Teil 4: Luftleitungen.

ASI 8.19/04 Arbeitssicherheits-Information „Be- und Entlüf-tung von gewerblichen Küchen“ (Berufsgenos-senschaft Nahrungsmittel und Gaststätten)

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9.8 Arbeiten im Steinbruch

9.8.1 Ausgangssituation

Bei der Gewinnung von Rohblöcken in Steinbrüchen und bei der weiteren Bearbeitung werden handgeführte Druckluft- und Elektro-werkzeuge eingesetzt. Die Arbeiten werden im Freien, in Steinhau-erhütten und Werkhallen ausgeführt. Bei der Bearbeitung entstehen Feinstäube, welche über die Atemwege die Lunge erreichen.

Abbildung 29: Erhebliche Staubbelastung bei Arbeiten ohne Absaugung

Eine besondere Gefahr stellt der alveolengängige Quarzstaub dar, welcher zu Silikose und Siliko-Tuberkulose führen kann. In Einzel-fällen kann daraus Krebs entstehen. Der Grenzwert kann in der Trockenbearbeitung nur mit gut gewarteten Entstaubungsanlagen eingehalten werden. Ohne Entstaubung werden Grenzwerte um ein Vielfaches überschritten.

Der freigesetzte Staub ist möglichst vollständig an der Entstehungs-stelle zu erfassen. Er wird über flexible Schläuche und Rohrleitun-gen der Filteranlage zugeführt.

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9.8.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Eine wirksame Stauberfassung ist nur möglich, wenn der Staub an der Entstehungsstelle, d. h. am Meißel, Winkelschleifer oder Bohrer erfasst wird. In Sonderfällen gelingt das gut mit Absaugung durch einen Hohlbohrer.

9.8.3 Getroffene Maßnahmen

Zur Stauberfassung werden eingesetzt:

– Gummitüllen, die das Meißelwerkzeug umschließen. Sie müssen so dicht wie möglich an das Werkstück heranreichen.

– Absaugtopf mit Gummibalg. Dieser umfasst Bohrwerkzeug und Bearbeitungsstelle vollständig und liegt auf der Gesteinsober-fläche auf.

Abbildung 30: Staubabsaugung direkt am Druckluftwerkzeug

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Abbildung 31: Absaugtopf mit Gummibalg um den Bohrmeißel

– Eine optimale Stauberfassung ist nur dann gewährleistet, wenn die Stauberfassungseinrichtung am Drucklufthammer befestigt ist und somit zwangsläufig mitgeführt wird. Absaugtrichter sind wegen Querströmungen im Freien nicht einsetzbar. Erfassungs-probleme treten bei unterschiedlichen Meißellängen auf. In Steinbrüchen sind die Absaugschläuche teilweise länger als 10 m. Dadurch lässt die Absaugleistung nach.

– Messergebnisse

In der Branche „Naturwerkstein“ wurden von 1997 bis 2002 Staubkonzentrationen am Arbeitsplatz gemessen.

Bezogen auf die bis 2004 geltenden Luftgrenzwerte

– unterschritten 65 % der Messwerte den Grenzwert für aveo-lengängigen Quarzfeinstaub (0,15 mg/m³),

– unterschritten 90 % der Messwerte den allgemeinen Staub-grenzwert für aveolengängigen Staub (6 mg/m³),

– unterschritten mehr als 80 % der Messwerte den allgemeinen Staubgrenzwert für einatembaren Staub (10 mg/m³).

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– Technische Daten der Lüftungsmaßnahme

Im Steinbruch und in der Weiterverarbeitung werden druckluft-betriebene oder elektrisch betriebene Entstaubungsgeräte einge-setzt. Üblich sind Anlagen mit 120 m³/h Volumenstrom pro Ab-saugstelle, was einer Strömungsgeschwindigkeit von 26 m/s in einem Absaugschlauch mit Ø 4 cm entspricht.

Nur beim Einsatz einer automatischen Filterabreinigung sowie regelmäßiger Wartung und Instandhaltung ist die Wirksamkeit der Entstaubung auf Dauer gewährleistet.

9.9 Trockene Bearbeitung mineralischer Werkstoffe mit handgeführ-ten Maschinen

9.9.1 Ausgangssituation

Insbesondere im Baubereich werden regelmäßig handgeführte Maschinen und Geräte verwendet, um mineralische Werkstoffe/ Baustoffe zu bearbeiten, z.B.

– Trennschleifer (Winkelschleifer), – Mauernutfräsmaschinen, – Betonschleif- und -fräsmaschinen oder – Schwing- und Exzenterschleifer.

Bei Verwendung der Geräte ohne wirksame Absaugung werden erfahrungsgemäß extrem hohe Staubkonzentrationen erzeugt und die geltenden Grenzwerte um mehr als das 50fache und mehr überschritten.

Zur Reduzierung der Staubemission müssen die Maschinen/Geräte gemäß Anhang III Nr. 2 der Gefahrstoffverordnung wirksam abge-saugt werden. Die Wirksamkeit der Absaugung ist vor der ersten Inbetriebnahme nachzuweisen.

Da am Markt verschiedene Maschinen und Geräte mit Stauberfas-sungseinrichtungen angeboten werden, jedoch dazu eine systema-tische staubtechnische Bewertung fehlt, wurde ein „Forschungspro-jekt“ Untersuchungen zum Staubemissionsverhalten durchgeführt. Die Untersuchung der Maschinen/Geräte erfolgte unter Praxis-

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bedingungen in einem speziellen Prüfraum nach genau definierten Prüfbedingungen.

9.9.2 Kriterien für die staubtechnische Bewertung

Untersucht wurden ausschließlich von Herstellern angebotene Ge-rätesysteme, die mit einer Stauberfassungseinrichtung am Arbeits-gerät ausgerüstet sind und mit einem Entstauber betrieben werden (Arbeitsgeräte mit Entstauber). Als Entstauber wurden Geräte der Staubklasse M oder höherwertig eingesetzt.

9.9.3 Ergebnis

Bei den staubtechnischen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass die Wirksamkeit der Stauberfassung maßgeblich vom Erfassungs-element und dem angeschlossenen Entstauber beeinflusst wird. Daneben ist die Menge des erzeugten Staubes von Bedeutung.

Erfassungselement: Je dichter die Bearbeitungsstelle vom Erfas-sungselement umschlossen wird, umso geringer ist die Staubemis-sion.

Mobilentstauber: Nicht alle Mobilentstauber einer Staubklasse sind für die Erfassung von mineralischen Stäuben geeignet. So haben sich insbesondere zweistufige Mobilentstauber mit Papierfiltertüten als nachteilig erwiesen, da durch den Feinstaubanteil im erfassten Staub schon nach kurzer Zeit die Oberfläche der Filtertüte sehr dicht belegt und dadurch die Saugleistung des Entstaubers extrem reduziert wird. Zur Aufrechterhaltung der Saugleistung muss bei hohem Staubanfall alle 10 bis 20 Minuten die Filtertüte gewechselt werden, was für die Praxis nicht geeignet ist.

Sehr staubintensive Bearbeitungsgeräte sind erfahrungsgemäß Trennschleifer und Mauernutfräsmaschinen. Trotz des hohen Staubanfalls konnte bei einigen Geräten mit guter Kapselung und geeignetem Entstauber die Einhaltung der Grenzwerte nachgewie-sen werden, während bei anderen sowohl hinsichtlich der ein-atembaren (E-Staub) und alveolengängigen Fraktion (A-Staub) als auch des bis Ende 2004 geltenden Grenzwertes für Quarzfein-staub um mehr als 10fache Überschreitungen festgestellt worden sind.

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Die Untersuchungen und Auswertungen sind noch nicht abge-schlossen. Eine systematische Zusammenstellung der Ergebnisse und Umsetzung in einer für den Anwender verständlichen Form wird als Hilfestellung zur Auswahl staubarmer Bearbeitungsgeräte angeboten werden.

Abbildung 32: Diamant-Winkeltrennschleifer mit weitestgehend geschlossenem Stauberfassungselement

Abbildung 33: Mobilentstauber

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9.10 Trocken-Kernbohrungen in Kalksandstein

9.10.1 Ausgangssituation

Bei Errichtung oder Umgestaltung von Gebäuden sind oft Bohrun-gen, z.B. für Lüfter, Rauchgasanschlüsse, Durchbrüche oder elektri-sche Schaltgeräte, erforderlich.

Das zu bohrende Material ist häufig Kalksandstein und verursacht erhebliche Staubmengen.

Bei Kernbohrungen mit Ø 74 mm und Ø 112 mm ergab sich, dass die Grenzwerte für die aveolengängige – wie auch die einatem-bare Staubfraktion (A- und E-Fraktion) – um mehr als das 10fache überschritten wurden.

Abbildung 34: Kernbohrung ohne Absaugung

9.10.2 Kriterien für lüftungstechnische Maßnahmen

Die freigesetzten Stäube müssen direkt erfasst und abgeschieden werden.

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Ein neben dem Bohrgerät vorhandenes Absauggerät mit einer ge-eigneten Erfassungseinrichtung muss ständig nachgeführt und wie-derholt positioniert werden, um eine wirksame Erfassung zu ge-währleisten. Erfahrungsgemäß stört dies den Arbeitsfortgang und unterbleibt häufig.

Auf Grund der wechselnden Bohrstellen sollte deshalb ein zwangs-läufig wirkendes Verfahren eingesetzt werden.

9.10.3 Getroffene Maßnahmen

Zum Einsatz kommen Bohrwerkzeuge mit integrierter Absaugung. Unter Einsatz eines Mobilentstaubers mit einem Volumenstrom von ca. 220 m3/h ergeben sich personenbezogene Messwerte, die den Grenzwert für die alveolengängige und die einatembare Fraktion deutlich unterschreiten.

Abbildung 35: Bohreinheit mit Mobilentstauber

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Abbildung 36: Bohrkrone mit Zentralbohrer

Die Bohrmaschine wird direkt an den Mobilentstauber angeschlos-sen. Bei Einschalten der Bohrmaschine wird der Entstauber auto-matisch mit eingeschaltet und hat eine Nachlaufzeit zur Bohrma-schine von ca. 15 s. Der Mobilentstauber hat eine automatische Rüttelabreinigung.

Messwerte

A-Fraktion E-Fraktion Arbeitsplatzgrenz-wert (AGW)

3 mg/m3 10 mg/m3

personenbezogen 34,9 mg/m3 121 mg/m3

ohne

ortsbezogen 27,3 mg/m3 77,7 mg/m3

personenbezogen 0,97 mg/m3 3,59 mg/m3

Abs

augu

ng

mit

ortsbezogen 0,8 mg/m3 2,18 mg/m3

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9.11 Handlaminieren von faserverstärkten Kunststoffen

9.11.1 Ausgangssituation

In einer Fertigungshalle werden glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) und Glasfaserverstärkte Polyestermaterialien (GFP) überwie-gend durch Handauflegeverfahren in Vakuumformen zu Sandwich-teilen verarbeitet. Die Abmessungen der Vakuumformen betragen im Mittel 1350 mm x 2100 mm. Die Beschäftigten legen die Folien bzw. Matten in die Vakuumform. Nach dem Formvorgang werden die Oberflächen der Formen dreimal mit Polyesterharz gestrichen. Die fertigen Teile werden unter anderem als Dach-, Wand- und Tür-elemente für Trafostationen, Verkleidung von Alugerüsten und in der Wasserversorgung eingesetzt.

In der Produktionsphase entstehen drei Emissionsvorgänge:

• Auftragen der Polyesterdeckschicht auf die Folien der Unter- und Oberseite,

• Benetzen der Flächen mit Harz, • Benetzen der Matten als Laminat.

In der Fertigungshalle ist zur Reduzierung der Styrol-Konzen-trationen eine RLT-Anlage betrieben.

Technische Daten:

Hallenmaße: L = 60 m; B = 25 m; A = 1500 m²; H = 5 m; V = 7500 m³ Anzahl Vakuumformen: 28

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Abbildung 37: Verarbeitung der GFK- und GFP-Materialien ohne Absaugung mit raumlufttechnischer Anlage (RLT-Anlage)

9.11.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Durch die RLT-Anlage in Abbildung 37 ohne Absaugung und Er-fassung an den Entstehungsstellen werden die Styrol-Emissionen nicht ausreichend beseitigt, außerdem entstehen in der Halle z. T. unkontrollierte Luftströmungen. Die Folge daraus ist, dass der Ar-beitsplatzgrenzwert (AGW) für Styrol von 86 mg/m³ im Arbeitsbe-reich überschritten wird.

Dies führt dazu, dass die Beschäftigten persönliche Schutzausrüs-tungen tragen müssen.

9.11.3 Getroffene Maßnahmen

Zur Reduzierung der Styrol-Konzentrationen wurde folgende luft-technische Schutzmaßnahme durchgeführt:

Absaugung der Styrol-Emissionen durch eine zentrale Absaugan-lage mit Fortluft nach außen. Die Styrol-Dämpfe werden durch

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zwei verfahrbare Hauben oberhalb der Vakuumformen erfasst. Für jeden Tisch wurde ein Absauganschluss installiert, an dem die Hauben angeschlossen werden.

Abbildung 38: Verarbeitung der GFK- und GFP-Materialien mit Absaugung und raumlufttechnischer Anlage (RLT-Anlage)

Technische Daten der Absauganlage:

Absaugung: V = 7000 m³/h, Absaugung pro Vakuumform: V = 1700 m³/h, Filtermaterial: Braunkohle, 100 kg

Mit der Absauganlage und der Erfassung des Styrols durch die Hauben oberhalb der Vakuumformen wurden die Styrolkonzentra-tionen auf ein Drittel reduziert. Die Messergebnisse zeigen, dass der AGW eingehalten wird.

Um diese Betriebssituation dauerhaft sicherzustellen, ist eine gewissenhafte Wartung der lufttechnischen Einrichtungen eine grundlegende Voraussetzung. Hierzu wird unter anderem das Filtermaterial im Abscheider roh- und reinluftseitig mit einem Photoionisationdetektor (PID) überwacht. Der PID wird regelmäßig kalibriert.

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9.12 Entstaubung von Baustoffmischanlagen

9.12.1 Ausgangssituation

Es werden z.B. in der Baustoffindustrie oder in Bergwerken Misch-anlagen betrieben, in denen staubförmig angelieferte Stoffe unter-einander vermischt oder mit Wasser zu einem pumpfähigen Ge-misch angerührt werden. Dabei wird das Schüttgut üblicherweise aus einem Silo in die unterhalb des Silos befindliche Mischanlage ausgetragen und dort gemischt.

Beim Eintrag des Schüttgutes vom Silo in die Mischanlage wird staubhaltige Verdrängungsluft freigesetzt. Zur Abführung dieser Verdrängungsluft wird häufig am Abluftstutzen des Mischers ein einfacher Filterbeutel, z.B. aus Baumwolle befestigt, der als „Entlüf-tungsfilter“ dienen soll (siehe Abbildung 39). Diese verbreitete Technik hat im Betrieb weit reichende Nachteile.

Probleme:

– Der Überdruck im Mischbehälter steigt kontinuierlich an und führt zu Staubaustritt aus der Beobachtungsöffnung und aus Un-dichtigkeiten der Anlage.

– Es kommt zu Staubemissionen aus dem Filtermedium selbst, da es weder abgereinigt noch überwacht werden kann. Feinstaub wird durch das Filtermedium nicht zurückgehalten.

– Zusätzlich ist der Beschäftigte beim häufig erforderlichen Aus- und Einbau des Filterbeutels exponiert.

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Abbildung 39: Anlage mit Filterbeutel

Messergebnisse

In so entlüfteten Mischanlagen für Baustoffe wurden personenbe-zogene Konzentrationen von einatembaren Staub (E-Staub) bis zu 40 mg/m³ (Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) = 10 mg/m³) gemessen. Ferner wurden Überschreitungen der bis Ende 2004 geltenden Luftgrenzwerte für einzelne Gefahrstoffe (Quarzfeinstaub, Schwer-metalle) festgestellt.

9.12.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Ein geeignetes Entstaubungssystem für Mischanlagen sollte die im Mischbehälter anfallende Verdrängungsluft durch direkte Absau-gung am Mischbehälter erfassen. Ein geringfügiger Unterdruck im Mischer kann Undichtigkeiten ausgleichen. Durch richtige Wahl des Filtermediums, des Abreinigungssystems und richtige Dimensi-onierung sollte das Filter auch bei nasser Luft in Verbindung mit hygroskopischen Stäuben abreinigbar bleiben. Die gereinigte Luft sollte ins Freie abgeführt werden.

Filterbeutel

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9.12.3 Getroffene Maßnahmen

Es wurde eine aktive Trockenentstaubung durch Aufbau eines filternden Abscheiders mit Ventilator an Stelle des Filterbeutels ein-gesetzt. Im Mischbehälter wird ein geringfügiger Unterdruck er-zeugt, die staubhaltige Verdrängungsluft strömt in das Filter-gehäuse, der Staub wird an den Filterelementen abgeschieden und die Reinluft über Dach ins Freie geführt. Die Filterelemente mit PTFE-Membrane werden durch ventilgesteuerte Druckluftimpulse vollautomatisch abgereinigt. Das Filter ist Platz sparend in den Stahlbau oberhalb der Mischanlage integriert und der Austrag des abgeschiedenen Staubes erfolgt direkt zurück in den Mischer. Um bei Nassmischern ein Anbacken des Staubes zu vermeiden, wird trockene Raumluft mit angesaugt oder gegebenenfalls eine Isolie-rung oder Beheizung des Filtergehäuses vorgesehen.

Abbildung 40: Filternder Abscheider mit Ventilator an Stelle des Filterbeutels

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Technische Daten (Beispiel)

Volumenstrom: 600 m³/h Filter: Taschen-Jetfilter Filterfläche: 6 m² Filtermedium: Polyester-Nadelfilz mit PTFE-Membrane Abreinigung: Druckluft 5 bar

Vorteile:

erhebliche Expositionsminderung; wartungsfreier und vollautomati-scher Betrieb; kürzere Reinigungszeit; weniger Verschleiß; Kontrollmessungen nach TRGS 402 können entfallen.

Messergebnis: Die E-Staubkonzentration im Arbeitsbereich ver-minderte sich auf 0,2 mg/m³.

9.13 Verladehalle mit LKW und Staplerverkehr

9.13.1 Ausgangssituation

Problemstellung

In die geschlossenen Verladehallen fahren LKW ein und werden dort durch Gabelstapler mit Traglasten von 8 t be- und entladen. Trotz Rußfiltern an allen Staplern und lufttechnischer Maßnahmen (Mischlüftung mit Zu- und Abluft an der Hallendecke) konnte der bis Ende 2004 geltende Grenzwert für Dieselmotoremissionen nicht mehr eingehalten werden.

Messungen zeigten, dass die vorhandene lufttechnische Anlage die Abgase gleichmäßig mischt und mit einer Raumluftwechselzahl von 2,6/h nur unwesentlich verdünnt.

Technische Daten

Hallengröße: (L, B, H) 320 m, 30 m, 12 m; 25 Diesel-Gabelstapler, 8 t Tragfähigkeit, Dieselverbrauch: 500 t/a, Rußfilter an allen Staplern; Abfertigung von durchschnittlich 70 LKW pro Schicht, maximal bis zu 260 LKW pro Tag in der geschlossenen Halle

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9.13.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Die Abgase der Verbrennungsmotoren sind heiß und steigen somit nach oben zur Hallendecke. Im Fall der Gabelstapler werden die Abgase sogar über Dach der Fahrzeuge nach oben abgeleitet. Damit bietet sich für die Lüftung das Konzept der Schichtenströ-mung an (siehe auch Abschnitt 4, Abbildung 8).

Im Unterschied zu stationären Emissionsquellen, in denen die Über-legenheit der Schichtenströmung bereits vielfach nachgewiesen wurde, liegen in diesem Fall folgende erschwerende Umstände vor:

Die Schadstoffemittenten sind mobil. Dies führt zu Verwirbelungen der Luft durch die Fahrbewegungen. Hinzu kommt die Einschrän-kung, dass Frischluft in Bodennähe nur von den Seitenwänden aus relativ großer Entfernung zugeführt werden kann. Die Luftdurchläs-se benötigen also einerseits eine große Wurfweite, dürfen anderer-seits aber nicht zu unerwünschten Verwirbelungen der Luft oder zu Induktionseffekten führen.

9.13.3 Getroffene Maßnahme

Beschreibung

In den 180 m langen ersten Teil der Verladehalle wurde eine Lüf-tung nach dem Schichtenströmungsprinzip eingebaut. Deren ent-scheidender Bestandteil sind 40 im Bodenbereich an den Hallensei-ten eingesetzte Zuluftdurchlässe, welche die 30 m breite Halle impulsarm mit Zuluft versorgen (175.000 m³/h; flächenbezogener Zuluftstrom 32 m³/[m² h*]). Die Zuluftdurchlässe sind speziell für diese Anwendung optimiert. Sie haben die widersprüchlichen An-forderungen von ausreichender Wirkungstiefe bei gleichzeitig ge-ringer Induktion zu erfüllen. Eine zu hohe Induktionswirkung würde zu einer unerwünschten Rückvermischung der Zuluft mit verunrei-nigter Raumluft führen.

Die Abluft (280.000 m³/h) wird an der Decke abgezogen. Die Luftdifferenz wird über die Blocklager ausgeglichen. In Heizfall fin-det eine Energierückgewinnung über Rotationswärmetauscher statt. Die bedarfsgerechte Steuerung der frequenzgeregelten Antriebe der Ventilatoren wird mit Hilfe eines Sichttrübungsmessgerätes vor-

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genommen. Die Anpassung der Leistung der Lüftung an den augen-blicklichen Bedarf dient der Energieeinsparung. Die Steuerung ist in das Leitsystem eingebunden.

Abbildung 41: Skizze der Luftführung (Querschnitt durch die Halle)

Abbildung 42: Bodennah angeordnete Zuluftdurchlässe neben den Verladezonen (in der obigen Skizze links angeordnet)

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Messergebnisse

Die Wirkung der neuen Lüftung ist mittlerweile mit mehreren Mes-sungen der Dieselmotoremissionen an verschiedenen Orten in der Halle im Frühsommer untersucht worden. Die Konzentrationen be-trugen sowohl in den Staplerkabinen wie auch an einem ortsfesten Messpunkt nur ¼ der Werte, die zuvor unter ansonsten gleichen Bedingungen mit der alten Lüftung gemessen worden waren.

Eine zweite Messung ist im Winter unter geringfügig anderen Be-triebsbedingungen durchgeführt worden. Dabei ergaben sich etwas höhere Konzentrationen als im Sommer, aber noch immer weitaus geringere als mit der bisher verwendeten Mischlüftung.

Die Messwerte erlauben einen Ausstieg aus den regelmäßigen Kontrollmessungen.

Die Verwirbelungen durch die Fahrzeuge beschränken sich auf den Bodenbereich und stören die Wirkung der Schichtenströmung nur gering.

Der Energieverbrauch ist mit der neuen Lüftung gesunken. Die Be-schäftigten sind hochzufrieden.

Die Filter können sich prozessbedingt schnell zusetzen. In dem ge-schilderten Beispiel ergibt sich ein Wartungsaufwand von 3 bis 4 Filterwechsel/Jahr im Bereich des Wärmerades (Wärmerückge-winnung im Winter).

9.14 Bogenoffsetdruck mit UV-Trocknung

9.14.1 Ausgangssituation

Zur Farb- bzw. Lacktrocknung im Bogenoffsetdruck können entwe-der physikalische Verfahren (Heißluft und oder IR-Strahlung) zum Austreiben der Lösemittel oder chemische Verfahren (UV-Licht) zur Polymerisation eingesetzt werden. Bei den lösemittelfreien UV-Farb- bzw. UV-Lacksystemen ist bei der Trocknung mit UV-Licht die Bildung von Ozon durch die energiereiche UV-Strahlung im Wellenlängenbereich kleiner 230 nm nicht auszuschließen. Des Weiteren muss mit möglichen Spaltprodukten aus den verwendeten Farben und Bedruckstoffen, z.B. Papier, gerechnet werden.

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Abbildung 43: Druckmaschinenbauraum (Ausschnitt) im Bogen-offset

Eine weitere typische Gegebenheit des Offsetdrucks resultiert aus der Notwendigkeit des Waschens der Gummitücher, den eigent-lichen Überträgern des Druckbildes auf den Bedruckstoff. Hierzu werden Lösemittel eingesetzt, die in Verbindung mit der heißen Oberfläche der UV-Lampen (800 bis 900 °C) eine Explosionsge-fahr erzeugen können.

9.14.2 Kriterien für lüftungstechnische Maßnahmen

Ozon ist ein Reizgas, das schon in niedrigen Konzentrationen auf Augen, Nase, Rachenraum und Lunge einwirkt. Auf Grund der hohen Maschinenlaufgeschwindigkeiten (bis zu 14.000 Bogen pro Stunde) und der damit verbundenen Luftströmung kann das gebil-dete Ozon über die gesamte Maschinenlänge ungehindert in den Drucksaal austreten.

Spaltprodukte aus den Bedruckstoffen und den Fotoinitiatoren rie-chen zum Teil sehr intensiv. Diese Geruchsstoffe können über den Bogenlauf bis hin zur Bogenentnahme transportiert werden, dem eigentlichen Arbeitsplatz des Druckers, wo sie dann, in Abhängig-keit von der Menge, eine hohe Belästigung verursachen. Empfeh-lenswert wäre deshalb eine gute Be- und Entlüftung des gesamten

Abluftkanal

UV-Aggregat

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Drucksaals. Weiterhin sollten die Druckerzeugnisse bei Geruchsbe-lästigung möglichst umgehend aus dem Drucksaal transportiert oder abgesaugt werden, da die Geruchsstoffe noch dem Papier anhaften.

Hinsichtlich der Atemluftbelastung im Drucksaal sind die Emissio-nen aus den zur Anwendung kommenden Waschmitteln weniger kritisch. Auf Grund der relativ hohen Flammpunkte (Fp > 55 °C) verdampfen diese nur sehr langsam und in geringer Menge.

9.14.3 Getroffene Maßnahmen

Um die Exposition gegenüber Ozon zu begrenzen, werden UV-Aggregate heute üblicherweise mit stationären Luftabsaugungen ausgestattet, die das Ozon nach außen abführen und so aus dem Drucksaal entfernen. Dadurch wird gewährleistet, dass die neben der UV-Strahlung erzeugte Wärme und das gebildete Ozon nicht in den Arbeitsraum gelangen können. Dabei ist darauf zu achten, dass die Maschinenverkleidung vollständig angebracht ist, denn nur so sind eine wirksame Schadstofferfassung und damit eine aus-reichende Absaugung gewährleistet.

Die effiziente Ozonabsaugung am Ort der Entstehung garantiert, dass der AGW-Wert nicht überschritten wird.

Abbildung 44: Absaugung diffuser Emissionen aus dem Druck-maschinenbauraum

Unterdruck- regelung

Waschmittel-emissionen

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Die kontinuierliche Luftzufuhr und die damit einhergehende Luft-verwirbelung durch den Papiertransport in der Druckmaschine sor-gen in aller Regel dafür, dass eine Diffusion von Lösemittelemissio-nen in gefahrbringender Konzentration zum UV-Trockner nicht stattfindet. Die Absaugung der UV-Trockner und der damit verbun-dene zusätzliche permanente Luftaustausch tun ein Übriges, um ei-ne Gefährdung (Explosionsgefahr) durch den Eintrag von Lösemittel in den Trocknerbereich zu verhindern. Eventuell auftre-tende Spaltprodukte aus den Farben und dem Bedruckstoff können, falls erforderlich, durch eine zusätzliche optional erhältliche Ge-ruchsabsaugung im Bereich der Bogenentnahme entfernt werden (siehe Abbildung 45).

Abbildung 45: Bogenoffsetmaschine im Drucksaal: Alle abgesaug-ten Emissionsbestandteile werden mittels Abluftlei-tungen über Dach abgeführt, wodurch ein Eintrag in den Arbeitsbereich ausgeschlossen wird.

Zusätzlich müssen nachfolgend beschriebene Maßnahmen beim Waschvorgang des Gummituchs ergriffen werden:

1. Das Trocknersystem muss ausgeschaltet sein. 2. Abkühlvorgang des Trocknersystems (2 min).

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3. Absaugung der lösemittelhaltigen Luft während des Wasch-zyklus (2 min).

4. Absaugung der eventuell noch lösemittelhaltigen Luft nach dem Waschzyklus (2 min).

5. Wiederinbetriebnahme des Trockners.

Fortschrittliche UV-Trocknersysteme können auf Grund des Sicher-heitskonzepts von Trockner- und Druckmaschinenhersteller eine er-hebliche Verkürzung dieser Waschzeiten im UV-Bogenoffsetdruck realisieren. Dabei kann die maximal theoretische Lösemittel-Konzentration im Trockner rechnerisch ermittelt werden. Unter der Annahme, dass sämtliches eingebrachtes Waschmittel in den Trocknerbereich gelangt, lässt sich mit der abgesaugten Luftmenge, der Waschmittelmenge und Molmasse sowie der Betrachtung als ideales Gas die maximale Konzentration ermitteln. Ist die Luftmen-ge ausreichend groß, so werden je nach Typ des Waschmittels (Flammpunkt > 55 °C) maximale Konzentrationen von weniger 1 % der UEG erreicht.

Auf Grund der Vielfalt an unterschiedlichen Druckmaschinen/ -konstruktionen und UV-Trocknersystemen muss im Einzelfall ge-prüft werden, welche der folgenden Kriterien dabei zum Tragen kommen:

– Unterdruckregelung des Abluftsystems, – Unterdrucküberwachung am UV-Trockner, – kontinuierlicher Luftaustausch im Maschinenraum, um das Über-

schreiten der unteren Explosionsgrenze zu verhindern, – konstruktive Optimierung von UV-Trockner und Druckmaschine

zur Verhinderung von Totvolumina, in denen eine Anreicherung mit Lösemitteln erfolgen kann,

– Konzentrationsmessungen zur Überprüfung und Abnahme.

Die vorstehend aufgeführten Kriterien stellen eine mögliche Lösung für diese Systeme dar; es handelt sich hierbei jedoch nicht um ver-bindliche Anforderungen.

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9.15 Siebdruckereien

9.15.1 Ausgangssituation

Verfahrenstechnisch bedingt kommt es in Siebdruckereien zur Emission von Lösemitteldämpfen, was vor allem auf das Verdunsten der in den Druckfarben, Reinigungs- und Hilfsmitteln enthaltenen Lösemittel zurückzuführen ist. Emissionen treten vor allem beim Druckvorgang, beim Trocknen des Farbauftrages und bei der Sieb-reinigung auf. Diese unvermeidbaren Stofffreisetzungen können zur Beeinträchtigung der Gesundheit der Beschäftigten führen.

Im Rahmen umfangreicher Messungen in insgesamt 40 Siebdrucke-reien wurde bei 17 % der Messwerte eine Überschreitung der Grenzwerte festgestellt [LASI/ALMA-Empfehlung LV 24.] (LASI = Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik). Die Grenzwertüberschreitungen waren insbesondere auf die 2003 er-folgte Senkung der damaligen MAK-Werte zweier oft eingesetzter Lösemittel (Solvent Naphtha von 200 auf 100 mg/m3, Diacetonal-kohol von 240 auf 96 mg/m3!) zurückzuführen.

Zur Vermeidung und Verminderung dieser Belastungen durch Lösemitteldämpfe sind deshalb nach dem Schutzstufenkonzept der Gefahrstoffverordnung unter anderem nach § 9 Abs. 2 Nr. 2 luft-technische Maßnahmen einsetzbar (Schutzstufe 2), was gegenwär-tig in der Praxis nur unzureichend der Fall ist. In kleinen Siebdru-ckereien dominiert die freie Lüftung. Werden lufttechnische Maßnahmen angewendet, beschränken sich diese meistens auf die Absaugung der Lösemitteldämpfe aus den Durchlauftrocknern, aus dem Drucksaal und aus dem Siebwaschbereich. Raumlufttechnische Anlagen mit gezielter Zu- und Abluftführung sowie Wärmerückge-winnung sind kaum anzutreffen.

9.15.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Als Beispiel dienen die Trockenhorden in einer Siebdruckerei, die Druckerzeugnisse, z.B. Plakate, nach dem Flachsiebdruckverfahren herstellt. Es soll eine wirkungsvolle Maßnahme zur Reduzierung der Lösemittelbelastung im Arbeitsbereich während des Bestückens einer Siebdruckmaschine (Dreiviertelautomat) und dem sich an-schließenden Trockenvorgang dargestellt werden.

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Ausbreitung der Lösemitteldämpfe

Trockenhorden stellen eine Quelle für die Emission von Lösemittel-dämpfen dar. Während des Trocknungsprozesses treten Lösemit-teldämpfe ungehindert in den Drucksaal bzw. in die Arbeitsberei-che der Beschäftigten aus. Da die Trockenhorden während des Druckvorganges von den Beschäftigten kontinuierlich bestückt wer-den, kommt während dieser Zeit eine Aufstellung außerhalb des Arbeitsbereiches oder sogar des Drucksaales nicht in Frage.

Einfluss von Querströmungen

Das Ausbreitungsverhalten der Lösemitteldämpfe an den Trocken-horden wird von Querströmungen im Drucksaal stark beeinflusst. Diese können beispielsweise durch vorhandene Lufttechnik sowie durch Bewegungen von Maschinen und Beschäftigten hervorgeru-fen werden.

Trocknungsverhalten der Lösemittel

Die beim Druckvorgang verwendeten Farben besitzen je nach Farbtyp unterschiedliche Konsistenz und Lösemittelanteile. Die Lösemittelbestandteile der aufgetragenen Druckfarbe verdunsten je nach Dampfdruck unterschiedlich schnell. Wesentlichen Einfluss auf das Trocknungsverhalten haben auch die Dicke des Farbauftrages und die Größe der bedruckten Fläche.

9.15.3 Getroffene Maßnahmen

Für eine wirkungsvolle Absaugung der Lösemitteldämpfe sind groß-flächige Erfassungselemente besonders geeignet. Dazu gibt es in-dividuelle und auch handelsübliche konfektionierte Lösungen, wie beispielsweise direkt an der Trockenhorde installierte sowie mobile Absaugeinrichtungen.

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Abbildung 46: Montierte Absaughaube

Abbildung 47: Mobile Absaughaube für Trockenhorden

Vorteile des Einsatzes dieser Absaughauben:

• Montierte bzw. mobile Absaughauben sind jederzeit nachrüst-bar,

• flexibler Anschluss für eine variable Einsetzbarkeit, z.B. unter-schiedliche Positionierung,

• mögliche Einbindung der Absaugung über flexible Leitungen in zentrale Abluftanlagen,

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• keine Beeinträchtigung des Arbeitsablaufes beim Bestücken der Trockenhorde, denn die Erfassungselemente befinden sich hinter der Trockenhorde,

• Nutzung der Absaughauben zum weiteren Trocknen des Be-druckgutes nach Bestücken,

• Messungen an Trockenhorden ergaben eine Halbierung der Konzentration der Lösemitteldämpfe in der Atemluft.

Explosionsschutz

Hinsichtlich einzuhaltender Explosionsschutzmaßnahmen wird auf die DIN EN 1010-1 verwiesen. Für Siebdruckmaschinen gelten da-bei besondere Bedingungen, die in der LASI/ALMA-Empfehlung LV 24 näher erläutert werden.

Technische Daten (für Abbildung 47)

• Trockenhorde: Höhe 150 cm, Breite 100 cm, Tiefe 100 cm

• Absaugvolumenstrom: ca. 1200 m3/h • Druckverlust: ca. 250 Pa • Anschlussdurchmesser: 100 mm

9.15.4 Weiterführende Informationen

• Umgang mit Lösemitteln im Siebdruck (LASI/ALMA-Empfehlung LV 24) (auch als Kurzfassung/Broschüre des Amtes für Arbeits-schutz Hamburg),

• Lufttechnik in Siebdruckereien – Praktikable Lösungen zum Schutz vor Lösemitteldämpfen, Broschüre Technik 25, Hrsg. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Dortmund, Berlin, Dresden,

• DIN EN 1010-1 „Sicherheit von Maschinen; Sicherheitsanforde-rungen an Konstruktion und Bau von Druck- und Papierverarbei-tungsmaschinen; Teil 1: Gemeinsame Anforderungen“.

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9.16 Handbeschicken eines Rührwerkbehälters

9.16.1 Ausgangssituation

In einer Reihe von Herstellungsprozessen von technischen Produk-ten ist die Zugabe von Komponenten zu Mischungen, die gerührt werden, erforderlich. Am dargestellten Arbeitsplatz aus der Lack-herstellung erfolgt eine manuelle Zugabe von Pigmenten, die akute und chronische Gesundheitsschäden verursachen können.

Höherrangige Maßnahmen wie Ersatz des Gefahrstoffes durch einen weniger gefährlichen Stoff oder Arbeiten in geschlossenen Systemen sind bei einer Vielzahl von Arbeitsplätzen aus unter-schiedlichen Gründen nicht umsetzbar.

Daher besteht eine Exposition des Bedieners gegenüber

• Lösemitteldämpfen aus dem offenen Rührbehälter und • dem bei der Sackzugabe entstehenden Staub im Atembereich,

die zu minimieren ist.

Die ungeschützte Rührwelle stellt eine weitere Gefährdung dar.

Ein Gesamtansatz von ca. 400 kg wird über einen Zeitraum von 30 Minuten relativ offen gemischt (Abbildung 48), dabei werden ca. 100 kg Gelbpigment (Bleisulfochromatgelb) als Sackware manuell zugegeben. Am Rande des Mischbehälters befand sich ein schmaler Absaugtrichter. Eine personenbezogene Messung zeigte eine deutliche Staubbelastung des Beschäftigten (4,1 mg/m³) und eine mehrfache Überschreitung der bis Ende 2004 geltenden Grenzwerte für Blei und Chrom(VI).

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Technische Daten:

Raummaße: L = 14 m, B = 4 m, H = 3,1 m Behälteroberfläche: A = ca. 0,2 m² Erfassungseinrichtung: Öffnungsquerschnitt: 0,03 m² Durchmesser 0,2 m Abstand von Rührwelle (Behältermitte): ca. 0,4 m Absaugung: V = ca. 500 m³/h

Abbildung 48: Offener Rührwerkbehälter

9.16.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Anzustreben ist eine möglichst direkte Erfassung der Lösemittel-dämpfe, des entstehenden Staubes und Vermeidung der Ausbrei-tung der Gefahrstoffe im Raum. Dazu muss die Oberfläche, von der Lösemittel abdampft, minimiert werden und der bei der Zugabe entstehende Staub mit einer Erfassungseinrichtung halboffener oder möglichst geschlossener Bauart an der Emissionsquelle erfasst wer-den.

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Außerdem muss vermieden werden, dass bei der Entsorgung leerer Säcke eine weitere Staubfreisetzung auftritt. Wegen der Toxizität der Stäube muss eine Abscheidung erfolgen, ggf. sind bei einer Luftrückführung die Anforderungen der TRGS 560 zu beachten. Eine dauerhaft sichere Einhaltung der Luftgrenzwerte ist anzustre-ben.

9.16.3 Getroffene Maßnahmen

Der Behälter wurde mit einer höhenverstellbaren, geteilten Ab-deckung versehen, an der sich die mit einem Gitter versehene Zugabeöffnung befindet. Die Erfassungseinrichtung ist über einen Anschlussstutzen am Deckel angebracht und erfasst sowohl Emis-sionen aus dem Behälter als auch aus der Öffnung der Zugabe-stelle (Abbildung 49). Damit wurde eine Erfassungseinrichtung halboffener Bauart realisiert. Die Rührwelle wurde über eine Spiralschlauchkonstruktion abgesichert. In den Fällen, bei denen keine Staubbelastung und keine elektrostatischen Probleme entge-genstehen, könnte die Behälterabsaugung auch über diese Kon-struktion erfolgen.

Eine Überprüfung der Wirksamkeit der Umbaumaßnahme ergab, dass damit die bis Ende 2004 geltenden Grenzwerte für Blei und Chrom(VI) unterschritten wurden. Die Kurzzeitwertbedingungen und der Allgemeine Staubgrenzwert für die einatembare Fraktion wurden eingehalten.

Unter Berücksichtigung der verkürzten Exposition (ein Ansatz von 15 Minuten pro Schicht) kann bei dieser Arbeitsweise eine dauer-haft sichere Einhaltung der Luftgrenzwerte erreicht werden.

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Abbildung 49: Manuelle Sackaufgabe mit verbesserter Erfassungseinrichtung und geschützter Rührwelle

Technische Daten:

Keine Änderung an der Lüftungsanlage, stattdessen bessere Erfas-sung, keine Luftrückführung

Filtermaterial: Polyethylen mit PTFE-Membran

Diese Lösung ist noch anfällig gegen Querströmungen, da es sich um eine Erfassungseinrichtung halboffener Bauart handelt. Es wer-den kommerzielle Sackaufgabe-Einrichtungen angeboten, die in geschlossener Bauart ausgeführt sind (siehe Abbildung 50).

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Abbildung 50: Geschlossene Sackaufgabe-Einrichtung mit Leersackkompaktor

9.16.4 Weitergehende Informationen

BGI 5029 CD-ROM „Schutzmaßnahmen beim manuellen Abwie-gen und Abfüllen von staubenden Produkten“, herausgegeben vom Berufsgenossenschaftlichen Institut für Arbeitsschutz (BGIA), August 2006

9.17 Labor-Abzüge

9.17.1 Ausgangssituation

Im Laborbereich wird typischerweise mit Gefahrstoffen in Mengen umgegangen, die um Größenordnungen kleiner sind als bei einer technischen Produktion oder Fertigung. Hinzu kommt, dass häufig eine Flexibilität gefordert ist, die den Umgang mit Gefahrstoffen in konstruktiv geschlossenen („technisch dichten“) Systemen unwirt-schaftlich macht.

Sackaufgabe

Ausgabe der gepressten Leersäcke

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Die Gefährdungsbeurteilung ergibt, inwieweit bei den eingesetzten Apparaturen und Verfahren (siehe Abbildung 51) Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten, z.B. lüftungstechnischer Art, erfor-derlich sind.

Abbildung 51: Destillation

Als Beispiel für einen labortypischen Umgang mit Lösemitteln wird die Destillation von Essigsäureethylester gewählt. Ein Ansatz in einem 2-Liter-Kolben wird destilliert, indem der Dampf in einem absteigenden Westkühler kondensiert und in einer Vorlage aufge-fangen wird. Bei dieser scheinbar geschlossenen Anordnung zeigt eine fünfminütige Messung, dass in Atemhöhe vor der Apparatur ein Wert von 10,6 mg/m³ erreicht wird.

9.17.2 Kriterien für lufttechnische Maßnahmen

Falls es um den Schutz vor gefährlichen Gasen, Dämpfen, Aeroso-len oder Stäuben geht, werden – speziell im Labor – mit Erfolg Ab-züge eingesetzt. Dabei sollen drei wesentliche Gefährdungen ver-mieden werden:

– Gase, Dämpfe oder Schwebstoffe sollen daran gehindert wer-den, in gefährlicher Konzentration oder Menge aus dem Abzug in den Laborraum zu gelangen.

– Im Abzugsinneren soll die Bildung gefährlicher explosionsfähi-ger Atmosphäre verhindert werden.

– Verletzungen von Personen oder Beschädigung von Einrichtun-gen durch verspritzende gefährliche Stoffe oder umherfliegende Splitter sollen verhindert werden.

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Geeignete Abzüge sind in der Regel solche Produkte, die den An-forderungen der DIN EN 14 175 (08.2003) und dem Kriterienpa-pier des Fachausschusses Chemie, bzw. der DIN 12 924 Teile 2 bis 4 (11.2005; 04.1993; 01.1994) genügen, insbesondere be-züglich der Bauweise und der Typprüfung der Sicherheitsfunktio-nen. Um Gefährdungen durch Gefahrstoffaustritte sowie durch me-chanische Einwirkungen (Verpuffungen, Explosionen) auf die Umgebung (den Laborraum und die Personen) möglichst zu mini-mieren, werden Bauformen eingesetzt, die im Betriebszustand meistens, bis auf die Luftzutrittsöffnung, weitestgehend geschlossen sind.

9.17.3 Getroffene Maßnahmen

Die vorstehend beschriebene Destillation wird mit gleichem Aufbau in einem Laborabzug durchgeführt (Abbildung 52), die Messung zeigt, dass hierbei die Lösemittelkonzentration im Atembereich unter der analytischen Bestimmungsgrenze liegt, also bei dieser Arbeitsweise eine dauerhaft sichere Einhaltung der Luftgrenzwerte erreicht werden kann.

Dabei muss beachtet werden, dass das Arbeiten im Abzug nicht als automatisch wirksame Methode angesehen werden kann, um sich beim Umgang mit gefährlichen Stoffen zu schützen.

Abbildung 52: Laborabzug

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Wichtig ist die fachkundige Einbindung in die Gebäudeinfrastruk-tur, insbesondere die Lüftungstechnik. Die richtige Anordnung des Abzugs im Laborraum gehört ebenfalls wesentlich dazu:

Luftströmungen und Bewegungen vor dem Abzug können die Strö-mungsverhältnisse im Abzug (Abbildung 53) stören und zu einem Schadstoffaustritt durch die Arbeitsöffnung in den Atembereich des Bedieners führen.

Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn sich der Abzug neben der Eingangstür oder am Hauptverkehrsweg des Labors befindet.

Ebenso entscheidend für die Schutzwirkung ist der richtige Einsatz durch den Benutzer, z.B.:

– Arbeitsverfahren und Versuchsaufbau sind so zu wählen, dass sie ein Arbeiten mit geschlossenem Frontschieber ermöglichen (Bedienung von außen, gegebenenfalls Eingriff durch geteilte Schieber),

– ein Hineinbeugen in den Abzug, rasche Bewegungen vor dem Abzug und Öffnen des Frontschiebers sind zu vermeiden.

Auch Einbauten im Abzug führen zu Abweichungen von den idea-len Strömungsbedingungen und stören die gewünschte Funktion, ebenso wie zu geringe Zuluftströme (falsch dimensionierte oder nicht richtig eingestellte technische Zuluft) oder mangelnde Abluft-volumenkapazität, z.B. bei falscher Dimensionierung bzw. Steue-rung des Volumenstroms bei wechselndem Betrieb mehrerer Abzü-ge an einer Lüftungsanlage.

Abbildung 53: Rauchsimulation im Abzug

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9.17.4 Weiterführende Literatur

Technische Regeln für Gefahrstoffe „Laboratorien“ (TRGS 526) (07.2001), Richtlinien für Laboratorien (BGR 120), BG-Information „Gefährdungsbeurteilung im Labor“ (BGI 850-1) in Vorbereitung, BG-Information „Laborabzüge“ (BGI 850-2) in Vorbereitung, Kriterienpapier des Fachausschusses Chemie, Download von der Homepage der BG Chemie (http://www.bg-chemie.de/files/81/Spuergas-Hoechstwerte Abzuege_Gr.pdf).

9.18 Wärmerückgewinnung bei Entstaubungsanlagen

9.18.1 Ausgangssituation

Die Abwärme aus der Abluft von z.B. Hallenluftabsaugungen oder Entstaubungsanlagen wird meist ungenutzt in die Umgebung abge-führt. Mit einer vollständigen oder teilweisen Nutzung der Abwär-me kann ein wichtiger Beitrag zur Energieeinsparung und damit Senkung der Betriebskosten geleistet werden. Eine direkte Nutzung über die Umluft oder Reinluftrückführung, z.B. an Entstaubungsan-lagen, ist jedoch nur bedingt möglich (siehe Anhang 4 und Ab-schnitt 3.4.1 der BG-Regel „Arbeitsplatzlüftung – Lufttechnische Maßnahmen“ [BGR 121]), wodurch eine Wärmerückgewinnung nur in den wenigsten Fällen erfolgt. Der Einsatz von regenerativen Wärmeübertragern mit rotierenden Speichermassen ist in der Lüf-tungs- und Klimatechnik üblich und hat sich bewährt. Dabei ge-langt die gesamte Abluft in die Atmosphäre und für die Zuluft wird nur Außenluft verwendet. Ihr Einsatz in belasteter Abluft wird aber wegen der Befürchtung der Verschleppung und Rückförderung von Luftverunreinigungen häufig nicht erwogen.

9.18.2 Kriterien für luftechnische Maßnahmen

In Abhängigkeit von der Art und Konzentration der Luftverunreini-gung sowie der Luftmengen ist eine geeignete Kombination aus Er-fassung, Abscheider und Wärmerückgewinnung vorzusehen. Bei Bearbeitungsverfahren mit Staubfreisetzung, z.B. in der Kunststoff-

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industrie bei mechanischen Bearbeitungsvorgängen, wie Sägen, Schleifen, Trennen und Bohren, sollte ein Kompaktabscheider als Baueinheit von Staubabscheider und Wärmerückgewinnungssystem mit integrierter Reinigungsvorrichtung eingesetzt werden. Damit wird eine optimale Wärmerückgewinnung bei gleichzeitig unbelas-teter Zuluft erreicht.

9.18.3 Getroffene Maßnahme

Die praktische Umsetzung kann mit einer Kombination aus Patronenfilter min. F5 (Abreinigung mit Druckluftimpulsen) zur Staubabscheidung und nachgeschalteten Rotationswärmetauscher (Regenerator) erfolgen. Dieser gewährleistet gleichzeitig einen hohen Wirkungsgrad für die Wärmeübertragung. Damit ein Ver-schleppen von an den Wärmeübertragerflächen anhaftenden Staubpartikeln vermieden wird, wird ein spezielles mit Druckluft arbeitendes Reinigungssystem eingesetzt.

Abbildung 54: Anlagenschaltbild

Zuluft

Abluft

AbsaugungPatronenfilter

Fortluft

Ventilator

Rotations-wärmetauscher

Außenluft-ansaugung

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Abbildung 55: Prinzipskizze Rotationswärmetauscher

Technische Daten der Beispielanlage Volumenstrom Fortluft: 6300 m³/h Druckverlust Patronenfilter: 400 Pa (nach 800 Betriebs-

stunden) Druckverlust Rotationswärmetauscher: 180 Pa (nahezu konstant) Druckverlust Gesamtanlage: 800 Pa (nach 800 Betriebs-

stunden) Rohgaskonzentration: 300 bis 1000 mg/m³

(Arbeitsplatzabsaugung) Staubkonzentration Fortluft: 1 bis 3 mg/m³

Die technischen Daten verdeutlichen den relativ geringen Druckver-lust des Rotationswärmetauschers im Vergleich zur Gesamtanlage.

Effektivität der Wärmerückgewinnung

Das Maß der Effektivität der Wärmerückgewinnung ist die Rück-wärmezahl. Die Beispielanlage hat bei einem repräsentativen Be-triebsablauf einen Temperaturübertragungsgrad von 74 % bezogen auf die Zuluft erreicht. Vergleichbare Wärmeübertragersysteme von Klima- und Lüftungsanlagen arbeiten meist ebenfalls mit Tem-peraturübertragungsgraden von > 70 %.

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Vorteile der Arbeitsplatzabsaugung mit Abwärmenutzung

• Energieeinsparungen durch Nutzung der Abwärme der Erfas-sungsluft zur Erwärmung der Hallenzuluft (Betriebskostensen-kung),

• hoher Luftdurchsatz (5.000–00.000 m3/h) bei relativ niedrigem Druckverlust,

• einfache Regelung der übertragenen Wärmemenge über die Drehzahl des Wärmetauscherrades,

• kompakte Bauweise mit geringem Platzbedarf.

Beschränkungen

Gefahr der Verschleppung von Gefahrstoffen in die Zuluft. • Bei Krebs erzeugenden Gefahrstoffen (TRGS 560) geruchsinten-

siven Stoffen sowie klebrigen, öligen oder aggressiven Medien ist die Anwendung nur in Sonderfällen möglich.

• Eine Vergleichskosten- oder Wirtschaftlichkeitsrechnung ist vor-anzustellen. Die aufgewendeten Kosten sollten sich in möglichst kurzer Zeit amortisieren. Bei Absauganlagen ist dies ab etwa 500 bis 1000 m³/h bei einer Einsatzdauer von ca. 10 h pro Tag der Fall.

9.18.4 Weiterführende Informationen

• Recknagel, Sprenger, Schramek: Taschenbuch für Heizung und Klimatechnik, Abschnitt 3.3.8 Wärmerückgewinnung, Olden-bourg Industrieverlag München

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Anhang 1

Weitergehende Informationen zu Erfassungselementen

1 Erfassungselemente

1.1 Halboffene Erfassungseinrichtung – Wirbelhaube als Tischarbeitsplatz

Abbildung 1: Abbildung 2: Grundlagen Typische Eigenschaften

• Funktion nach dem Wirbel-sturmprinzip

• Gleichmäßige Erfassung über gesamte Breite

• Sehr gute Erfassungstiefe bei impulsbe-hafteten Prozessen

• Durch gleichmäßige Strömung keine Zugerscheinungen am Arbeitsplatz

• Sehr guter Erfassungsgrad • Integrierte Filterung möglich • Individuelle Abmessungen und Formge-

bungen möglich

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1.2 Offene Erfassungselemente – Wirbelhaube als Oberhaube

Abbildung 3: Abbildung 4: Grundlagen Typische Eigenschaften

• Funktion nach dem Wirbel-sturmprinzip

• Gleichmäßige Erfassung über gesamte Breite

• Hocheffektive Schadstofferfassung, spe-ziell bei thermik- und impulsbehafteten Prozessen

• Sehr guter Erfassungsgrad • Integrierte Filterung möglich • Individuelle Abmessungen und Formge-

bungen möglich

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1.3 Offenes Erfassungselement – Düsenplatte

Abbildung 5: Abbildung 6:Grundlagen Typische Eigenschaften

• Für punktförmige Emissions- quellen

• Frei positionierbar

• Gegenüber Saugrohr verbesserte Erfassungstiefe bei gleicher Luft-menge

• Gut einsetzbar bei Thermik-strömung

• Guter Erfassungsgrad

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1.4 Offenes Erfassungselement – Saugrohr

Abbildung 7: Abbildung 8:Grundlagen Typische Eigenschaften

• Für punktförmige Emissions- quellen

• Frei positionierbar

• Geringer Platzbedarf • Einsetzbar nur bei nicht impulsbe-

hafteten Prozessen • Geringe Erfassungstiefe • Schlechter Erfassungsgrad

Linien gleicher Luft-geschwindigkeit (Isotachen) in % der Strömungsgeschwin-digkeit im Rohr

Abstand in % vom Durchmesser D

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Anhang 2

Weitergehende Informationen zu Luftleitungen

Auswahl von Bauart und Werkstoff

Am häufigsten werden Rohre und Kanäle aus Stahlblech (Baustahl grundiert oder verzinkt oder Edelstahl) eingesetzt. Vorzugswerkstoff ist dabei verzink-tes Stahlblech, weil es sowohl korrosionsbeständig als auch preiswert zu fertigen ist.

Abbildung 1: Wickelfalzrohre Abbildung 2: Geschweißtes Rohr mit

Spannring

Wickelfalzrohr oder Spiralfalzrohr (Blechdicken 0,6 bis 1,2 mm, siehe DIN 24 151 und 24 152) wird aus verzinktem Bandmaterial gewendet und spiral-förmig gefalzt. Die dazugehörigen Formteile und Verbinder lassen sich ein-fach in das Rohrinnere stecken. Die Abdichtung der Verbindungen erfolgt entweder durch Klebung oder besser mit auf den Formstücken aufgebrachten Doppellippen-Gummidichtungen. Auf Grund des geringen Fertigungs- und Montageaufwandes ist Wickelfalzrohr heute die meist verbreitete Bauart, der Einsatz ist aber auf nicht schleißende (abrassive) Stäube und bei größeren Durchmessern auf Drücke bis etwa ±2 000 Pa begrenzt.

Geschweißte Rohre (Blechdicken 1 bis 4 mm, siehe DIN 24 153) kommen bei höheren Anforderungen an Verschleißfestigkeit und Druckdichtigkeit zum Einsatz. Die Verbindung erfolgt dabei entweder sehr montage- und inspekti-onsfreundlich mit Bördelflanschen und Spannringen (siehe Abb. A2-2, druckdicht bis ca. ±3500 Pa) oder mit angeschweißten DIN-Flanschen und Verbindung über Schrauben, die eine druckdichte und gegebenenfalls explosionsdruckfeste Ausführung ermöglichen.

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Kunststoffrohre haben ihren Hauptvorteil in der Korrosionsbeständigkeit und werden deshalb vorzugsweise bei säurehaltiger Luft oder kondensierenden Dämpfen eingesetzt. Die dafür am häufigsten verwendeten Thermoplaste PE und PP sollten in der schwerentflammbaren Ausführung (PEs oder PPs) einge-setzt werden. Die Gefahr elektrostatischer Aufladung ist zu beachten. Kanäle und Rohre werden als Halbfertigfabrikate von der Industrie angeboten und werden vor Ort durch Schweißung der Stöße unlösbar miteinander verbunden.

Flexible Rohre aus Aluminium werden ähnlich wie Wickelfalzrohre aus über-einander gelegten Bändern gefertigt, die durch Einprägen von Rippen mitein-ander verzahnt werden. Sie sind in der Länge stauch- und streckbar, lassen sich in engen Biegeradien verlegen und übertragen keine Schwingungen. Sie werden deshalb oft als Verbindungselement zwischen Geräten und festen Leitungen und bei engen Einbauverhältnissen eingesetzt. Die Rippen verursa-chen hohe Druckverluste. Sie machen die Rohre ungeeignet für staubhaltige, ölhaltige oder fetthaltige Luft.

Kunststoffschläuche werden meist aus PE-, PU- oder PP-Folie mit einer außenliegenden Federdrahtspirale hergestellt. Sie werden vor allem für den schwingungsisolierten Maschinenanschluss an feste Leitungen eingesetzt. Wegen des unebenen Strömungskanals mit erhöhtem Druckverlust und Ab-lagerungsgefahr sind sie so kurz wie möglich auszuführen. Auf schwerent-flammbare und gegebenenfalls antistatische Ausführung ist zu achten.

Rechteckige Luftkanäle werden aus (in der Regel verzinktem) Stahlblech gefalzt und über spezielle Luftkanalprofile dicht miteinander verbunden. Sie sollten nur für Reinluft verwendet werden, um Ablagerungen in den Kanten und Ecken zu vermeiden. In Einzelfällen, z.B. für aggressive Luft, werden auch Kanäle aus geschweißten Kunststoffplatten oder aus Faserzementbau-stoffen eingesetzt.

Dimensionierung der Leitungsquerschnitte

Die entscheidende Auslegungsgröße für einen wirtschaftlichen und störungs-freien Betrieb ist die Luftgeschwindigkeit. Die Dimensionierung der Leitungs-querschnitte stellt jedoch immer einen Kompromiss dar, denn niedrige Luft-geschwindigkeiten senken zwar den Druckverlust und den Schallpegel, erhöhen aber den Platzbedarf und die Gefahr von Ablagerungen.

Leitungsquerschnitt Platzbedarf Druckverlust/ Betriebskosten

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In der Praxis haben sich folgende Luftgeschwindigkeitsbereiche bewährt: 4 bis 7 m/s: Reinluft, Zu- und Abluft im Komfortbereich 5 bis12 m/s: Zuluft in Gewerbe/Industrie und Abluft mit leichten Verun-

reinigungen 15 bis 18 m/s: geringe Partikelbeladung (z.B. Schweißrauch), leichte

Stäube 18 bis 22 m/s: hohe Partikelbeladung (Entstaubung) oder schwere Partikel

(Späne) > 22 m/s: pneumatische Förderung

Um in einem Rohrleitungsnetz in allen Strängen die gewünschten Geschwin-digkeiten zu erreichen, ist der Einbau von Luftregulierklappen (Drosselklap-pen) meist unumgänglich.

Der Druckverlust (Rohrreibungsverlust) von Rohren und Formteilen steigt quadratisch mit der Luftgeschwindigkeit sowie proportional mit der Luftdich-te und dem Widerstandsbeiwert, der für die verschiedenen Rohrbauteile durch Versuche bestimmt wird (Wertetabelle siehe Literatur).

Die Druckverluste von Formteilen können durch folgende Maßnahmen sehr wirksam reduziert werden: Große Radien bei Rohrbögen (r ≈ 1,5…2d) Winkel bei Abzweigen und Hosenrohren < 30 ° Übergänge rund auf eckig und Konusstücke mit Winkeln < 30 °

In Bezug auf den mit steigender Luftgeschwindigkeit zunehmenden Schallpe-gel sind die in DIN EN 13779 genannten zulässigen Werte in Räumen zu beachten.

Für die Auslegung komplexer Rohrleitungsnetze sollte in der Regel ein Fach-ingenieur zu Rate gezogen werden. Das Rohrnetz muss ferner in die Berech-nung des Gesamt-Anlagendruckverlustes zur richtigen Auslegung des Venti-lators einfließen. Eine beispielhafte Rohrnetzauslegung ist im Beispiel einer Absauganlage in einer Schweißerei (Abschnitt 9.3) dargestellt.

Literatur: – Recknagel-Sprenger, Taschenbuch für Heizung und Klimatechnik – Kraft, G.: Raumlufttechnik, Verlag Technik Berlin, München

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Anhang 3

Weitergehende Informationen zu Partikelabscheidern

Filternde Abscheider

Filternde Abscheider haben die größte Verbreitung und nehmen an Bedeu-tung weiter zu, weil mit modernen Filtermedien und Abreinigungssystemen durchweg Abscheidegrade über 99 % bzw. von der Staubbeladung nahezu unabhängige Reststaubgehalte weit unter 1 mg/m³ erreicht werden können. Nach der Aufgabenstellung unterscheidet man:

– Nicht abreinigbare Filter zum Abscheiden geringer Partikelkonzentratio-nen aus Umgebungsluft (unter 5 mg/m³) oder Prozessgasen (unter etwa 20 mg/m³), die als Speicherfilter ohne Abreinigung nach Erreichen des vorgegebenen Druckverlustes ausgetauscht werden müssen. Sie sind zur Abscheidung von Partikeln und Tröpfchen geeignet.

– Abreinigbare Filter zum Abscheiden höherer Partikelkonzentrationen aus industrieller Abluft oder zur Produktabscheidung, die mit einem Abreini-gungssystem für weitgehend konstanten Druckverlust ausgestattet sind. Sie werden im Wesentlichen zur Abscheidung trockener Partikel eingesetzt. Bei flüssigen und klebrigen Partikeln ist die geringere Abreinigbarkeit des Filtermediums zu beachten.

Das Filtermedium ist das Kernstück des filternden Abscheiders. Bei der Aus-wahl der geeigneten Faser ist häufig ein Kompromiss zu schließen, da es keine Faser gibt, die nicht irgendwelche chemischen, physikalischen oder kommerziellen Nachteile aufweist. Den größten Anteil an heute eingesetzten Filtermedien hat die Polyester-Faser (PES), die sich im Bereich trockener Rohgase bis ca. 150 °C bewährt hat. Die Fasern werden überwiegend zu dreidimensionalen Nadelfilzen oder Faservliesen verarbeitet, die den Staub sowohl auf der Oberfläche, als auch in der Tiefe des Mediums speichern können. Als Weiterentwicklung für eine bessere Abreinigbarkeit werden diese häufig mit einer Beschichtung der rohgasseitigen Oberfläche, z.B. durch eine Teflon-Membrane, versehen.

Diese textilen Medien werden zu Filterschläuchen und Filtertaschen konfekti-oniert. Dabei wird das flexible Filtermedium auf Stützkörbe oder -rahmen aufgezogen in den Abscheider eingebaut. Zunehmend werden auch starre, selbsttragende Filterelemente eingesetzt, die als sternförmige Filterpatronen, rautenförmige Kompaktfilterelemente oder lamellenförmige Sinterlamellenfil-ter eine möglichst große Filterfläche auf kleinstem Raum ermöglichen sollen.

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Das mit Abstand verbreitetste Verfahren ist die so genannte Druckluftimpuls-abreinigung, bei der die Filterelemente zeitabhängig oder differenzdruckge-regelt durch ventilgesteuerte Luftimpulse von 2 bis 7 bar Druck in der dem Luftstrom entgegengesetzten Richtung abgereinigt werden. In Verbindung mit einem geeigneten Filtermedium können damit auch zum Anbacken neigende Partikel abgereinigt werden. Große Filteranlagen werden alternativ dazu auch mit einer materialschonenderen Mitteldruck-Spülluftabreinigung mittels verfahrendem Spülventilator ausgestattet.

Bei den Abreinigungsverfahren hat die rein mechanische Abreinigung durch Klopfwerke, Rüttelmotore oder Vibratoren wegen ihrer Nachteile (hoher Verschleiß des Filtermediums, Abreinigung nur in den Betriebspausen mög-lich) nur geringe Bedeutung und ist allenfalls in kleinen dezentralen Entstau-bungsgeräten für diskontinuierlichen Betrieb und trockene, frei fließende Stäube anzutreffen.

Die entscheidende Projektierungsgröße bei der Auslegung ist die häufig auch als Filterflächenbelastung bezeichnete Filtrationsgeschwindigkeit, mit der der zu reinigende Luftstrom durch das Filtermedium strömt. Sie ist dann nicht zu hoch gewählt (ausreichend dimensioniert), wenn sich im Betrieb ein weitgehend konstanter Druckverlust und damit Luftvolumenstrom einstellt. Sie ist ferner ausschlaggebend für Abscheidegrad, Standzeit, Baugröße sowie Investitions- und Betriebskosten filternder Abscheider.

Die geeignete Filtrationsgeschwindigkeit kann zwischen etwa 0,5 m/min, z.B. bei der Hochtemperatur-Rauchgasreinigung, und bis zu 5 m/min, z.B. bei Papier- oder Getreidestaub, schwanken. Dabei wird im Allgemeinen mit einem Druckverlust zwischen 500 und 2000 Pa zu rechnen sein. Die Stand-zeit moderner Filtermedien beträgt bei richtiger Auslegung durchweg mehre-re Jahre.

Tabelle 1 gibt einen Überblick über die wichtigsten Bauarten und typischen Kenngrößen Filternder Abscheider sowie über deren Einsatzgebiete und Einsatzgrenzen.

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Massenkraftabscheider

Massenkraftabscheider, wie Zyklone, Prallabscheider und Absetzkammern, beruhen auf der Abscheidung durch reine Massenkräfte, wie Gravitation und Zentrifugalkräfte (siehe Tabelle 2).

Ihr Vorteil liegt im einfachen Aufbau, geringem Platzbedarf, den niedrigen Investitionskosten und dem wartungsfreien und kostengünstigen Betrieb bei gleichzeitig geringen Druckverlusten (typisch unter 800 Pa, Hochleistungs-zyklon bis 1500 Pa).

Aus dem Abscheideprinzip ergibt sich aber die ausgeprägte Abhängigkeit des Abscheidegrades von der Masse der abzuscheidenden Partikel. Sie finden deshalb in der Regel nur für grobe Partikel, z.B. Holzspäne, Papier-schnitzel, bei sehr geringen Anforderungen an den Abscheidegrad oder als Vorabscheider für nachgeschaltete Hochleistungsabscheider Verwendung.

Elektrische Abscheider

In elektrischen Abscheidern werden abzuscheidende Staubpartikel oder Nebeltröpfchen aufgeladen, quer zur Gasströmung von einer entgegenge-setzt gepolten Niederschlagselektrode (Kollektor) angezogen und dort abge-schieden. Die Aufladung erfolgt dabei durch Sprühentladung (Corona-Effekt) von drahtförmigen Elektroden (Ionisator), die unter 10 bis 80 kV Gleich-spannung stehen.

Eine gleich bleibend wirksame Abscheidung ist nur bei regelmäßiger Reini-gung der Kollektorflächen und Elektroden gewährleistet, da Ablagerungen durch Schwächung des elektrostatischen Feldes den Abscheidegrad kontinu-ierlich verschlechtern. Nach der Art der zu reinigenden Gase können Nass-elektrofilter mit Abreinigung durch einen herabrieselnden Wasserfilm oder Trockenelektrofilter mit periodischer Abreinigung mittels Rütteleinrichtung unterschieden werden (siehe Tabelle 2).

Unter günstigen Bedingungen können Abscheidegrade von maximal 90 bis 98 % erreicht werden. Vorteilhaft sind der nahezu vernachlässigbar geringe Druckverlust (typisch unter 400 Pa einschließlich erforderlichem Grob-Vorfilter) und die grundsätzliche Eignung für nasse und trockene Rohgase.

Elektrofilter für große Volumenströme sind besonders verbreitet in der Heiß-gasentstaubung und der Rauchgasreinigung für Verbrennungsanlagen, je-doch mit abnehmender Tendenz zugunsten Filternder Abscheider. Kleine bis mittlere Anlagen sind in der Metall verarbeitenden Industrie zur Schweiß-rauch- und Ölnebelabscheidung verbreitet. Diese haben aus Kostengründen

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meist keine Abreinigungseinrichtung, erfordern deshalb kurze Wartungs-zyklen und wegen der schwankenden Abscheideleistung bei Reinluftrückfüh-rung im Regelfall einen Nachfilter. Insbesondere bei der Abscheidung von Kühlschmierstoffen ist zu beachten, dass lediglich der Aerosolanteil, jedoch keineswegs der Dampfanteil abgeschieden werden kann.

Ungeeignet sind Elektrofilter bei hohen Partikelkonzentrationen, sehr hohem spezifischen Widerstand des Staubes sowie beim Vorkommen von brennba-ren Stäuben und Gasen.

Nassabscheider

In Nassabscheidern werden Staubpartikel durch eine Flüssigkeit – in der Regel Wasser – aufgenommen, die in der Abscheidezone als Tröpfchen-schleier oder als Film vorliegt. Für eine gute Abscheidung ist ein hoher Auf-treffgrad anzustreben, so dass in der Regel ein hoher Abscheidegrad bei einer gegebenen Staubart nur bei hohem Druckverlust erreichbar ist (siehe Tabelle 2).

Niederdruck-Nassentstauber (z.B. Wirbelwäscher) arbeiten mit Druckverlus-ten bis etwa 3 000 Pa, können jedoch nur geringe Anforderungen an den Abscheidegrad, z.B. zwischen 60 und maximal 90 %, erfüllen.

Dagegen lassen sich mit Hochdruck-Nassentstaubern auch Abscheidegrade über 90 % erzielen, die aber mit Druckverlusten bis zu 20 000 Pa, z.B. Ven-turi-Nassabscheider, erkauft werden müssen.

Als typische Nachteile von Nassabscheidern gelten neben den hohen Ener-giekosten der Wasserverbrauch, die Kosten für Aufbereitung der verbrauch-ten Waschflüssigkeit bzw. Schlammentsorgung und der Verschleiß schlamm-berührter Bauteile. Vorteilhaft sind die Unempfindlichkeit gegenüber nassen Rohgasen und Stäuben, der sehr gute Brand- und Explosionsschutz und die grundsätzliche Möglichkeit, die Staubabscheidung mit einer gleichzeitigen Schadgasabsorption zu verbinden.

Nassabscheider werden eingesetzt • für gesättigte oder nasse Rohgase, z.B. Nassaufbereitung, Dampfstrahl-

mühlen, • bei gleichzeitiger Staub- und Gasabscheidung, z.B. Flugasche und SO2 in

Rauchgasen, • bei Farbnebel-, Sprühnebel-, Öl- und Emulsionsnebelabscheidung, • bei explosiven Stäuben, z.B. Aluminiumschleifstaub, die bei Trockenab-

scheidung aufwändige Explosionsschutzmaßnahmen erfordern würden.

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Anhang 4

Weitergehende Informationen zu Wärmerückgewinnungsanlagen

Hohe Heizkosten entstehen, wenn bei einer Lüftungs- oder Absauganlage die Abluft nach außen geführt und damit auch Heizwärme aus dem Raum ent-fernt wird. Auf Grund gesetzlicher Bestimmungen (siehe § 1 und § 3 Abs. 1 der Energieeinsparverordnung) sind die Wärmeverluste eines Gebäudes, in dem sich seine Betriebsstätte befindet, zu begrenzen. Dazu zählt auch, dass die in der Abluft (Raumabluft, Erfassungsluft) enthaltene Wärme wieder genutzt und gegebenenfalls überschüssige Wärme an Dritte abgegeben werden sollte.

Neben dem Vorteil, Energie einzusparen, verursachen die Systeme jedoch zusätzliche Investitionskosten, so dass Wirtschaftlichkeitsrechnungen sinnvoll sind.

Die Wärmenutzung kann durch zwei Verfahren erreicht werden. Zum einen kann gereinigte Luft wieder in den Raum zurückgeführt werden. Geschieht dies mit der an der Emissionsstelle erfassten Luft, wird dies als Reinluftrück-führung bezeichnet. Bei gereinigter Raumabluft, die zurückgeführt wird, spricht man von Umluft.

Zum anderen kann mit Hilfe von Wärmetauschern (Wärmerückgewinnern) die Wärme der Abluft in einer Lüftungsanlage zurückgewonnen werden. Dieses Verfahren wird eingesetzt, wenn die Abluft nicht wieder in den Be-reich zurückgeführt werden soll oder kann, z.B. ungenügende Reinigung der Abluft. Die Abluft wird nach außen abgeführt und gleichzeitig die Wärme zurückgewonnen.

Während beim Einsatz von Wärmetauschern auf Grund von Übertragungs-verlusten nur ein Teil der Wärme zurückgewonnen werden kann, wird bei der Reinluftrückführung und der Umluft die in der Luft enthaltene Wärme nahezu vollständig wieder genutzt.

Reinluftrückführung

Die effektivste Methode der Wärmenutzung ist die Reinluftrückführung. Sie darf allerdings nicht beim Vorkommen von Krebs erzeugenden Gefahrstoffen eingesetzt werden. In Ausnahmefällen, die in den Technischen Regeln für Gefahrstoffe „Luftrückführung beim Umgang mit Krebs erzeugenden Gefahr-stoffen“ (TRGS 560) beschrieben sind, ist eine Reinluftrückführung dennoch zulässig.

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Nach der Reinigung der Erfassungsluft in Abscheidern wird die Reinluft insgesamt oder teilweise in den Arbeitsraum zurückgeführt. Dadurch wird trotz der Abscheidung immer ein Teil der in der Erfassungsluft enthaltenen Stoffe wieder in den Raum zurückgeführt. Zur Vermeidung der Erhöhung der Gefahrstoffkonzentrationen am Arbeitsplatz muss dieser Anteil jedoch deut-lich unterhalb der Grenzwerte für Arbeitsplatzkonzentrationen liegen.

Abscheider für Anlagen mit Reinluftrückführung müssen daher dauerhaft einen hohen Abscheidegrad gewährleisten. Störungen, wie Undichtigkeiten, Verschleiß, dürfen nicht auftreten bzw. müssen durch regelmäßige Instand-haltung ausgeschlossen werden (siehe hierzu Abschnitt 6 und BGIA-Hand-buch, Sicherheitstechnisches Informations- und Arbeitsblatt Nr. 130 220).

Wärmetauscher

Die Wärmetauscher können nach ihrem prinzipiellen Aufbau und ihrer Wir-kungsweise in drei Typen eingeteilt werden.

– Trennflächen- / Plattenwärmetauscher (Rekuperatoren) Der Wärmeaustausch erfolgt über Trennflächen. Die Abluft und Zuluft werden entlang gemeinsamer Trennflächen geführt; die Wärme der Abluft wird durch Wärmeleitung durch die Trennwand übertragen. Die Ver-schleppung von Stoffen aus der Abluft in die Zuluft ist, sofern die Platten dauerhaft abgedichtet sind, ausgeschlossen.

– Verbundsysteme (Kreislauf- / Wärmerohr-Wärmetauscher) Der Wärmeaustausch erfolgt mit Hilfe eines Wärmeübertragungsmedi-ums, das zwischen zwei Wärmetauschern zirkuliert. Durch die Trennung der beiden Wärmeübertragungsschritte sind baulich größere Gestaltungs-spielräume möglich. Auch hier ist die Verschleppung von Stoffen ausge-schlossen.

Rotationswärmetauscher (Regeneratoren)

Der Wärmeaustausch erfolgt über einen sich drehenden Wärmespeicher (Rotor), der in getrennten Halbräumen durch Ab- und Zuluft durchströmt wird. Bei diesem System kann es zur Verschleppung von Stoffen von der Abluft in die Zuluft kommen. Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vermei-dung der Stoffübertragung ist die Anordnung der Ventilatoren für die Ab- und die Zuluft. Es muss ein Druckgefälle von der Zuluftseite zur Abluftseite hin eingestellt werden. Somit können Überströmverluste an den Dichtstellen

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nur von der Zuluft zur Abluft hin entstehen. In der Praxis wird dies realisiert, indem der Zuluftventilator in Strömungsrichtung vor und der Abluftventilator hinter dem Wärmetauscher angeordnet wird. Weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Stoffübertragungen sind dichte und verschleißfeste Abdich-tungen sowie der Einbau von Spülkammern.

Welches dieser Systeme für den jeweiligen Anwendungsfall geeignet ist, muss im Einzelfall entschieden werden. Ausführlichere Hinweise hierzu sind in der VDI 2262 Blatt 3 enthalten.

Wichtige Unterscheidungsmerkmale hinsichtlich der Auswahl solcher Wär-merückgewinnungssysteme können neben konstruktiven und anlagentechni-schen Vorgaben, z.B. Platzbedarf, Einsatzbereiche, Temperaturen, insbe-sondere

– mögliche Übertragungen von Feuchte oder Gefahrstoffen von der Abluft an die Zuluft

und – Rückwärmezahlen

sein.

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Anhang 5: Beispiel einer Betriebsanweisung

Betriebsanweisung

Firma Nummer: xx Namen der Firma hier einsetzen

1. Anwendungsbereich

Instandhaltung und Reinigung der mobilen Absauganlage mit Absaugarm Typ 4711; Nr. 4713 für partikelförmige krebserzeugende Gefahrstoffe.

2. Gefahren für Mensch und Umwelt

Beim Öffnen der Anlagenteile kann der abgesaugte Gefahrstoff die Atemluft verunrei-nigen. Brand- und Explosionsgefahr.

3. Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln

Die Anlage ist vom elektrischen Netz zu trennen. Den Staubsammeltopf öffnen, den Staubbeutel mittels Fixbinder verschließen. Beim Reinigen von Erfassungselement und Rohrleitung Atemschutz P 3 Maske benutzen. Anlagenteile mit Waschflüssigkeit – nicht Druckluft – reinigen. Beim Filterwechsel Druckluftnetz absperren und entlüften. Beim Ausbau der Filter ist eine P 3 Maske zu benutzen. Körperschutz konkret (ggf. Ganzkörperschutz).

4. Verhalten bei Störungen und im Gefahrfall Notruf: 12 34 56 78

Gerät vom Netz trennen und Vorgesetzten informieren.

5. Verhalten bei Unfällen – Erste Hilfe Notruf: 12 34 56 78

Verletzte bergen und aus dem Gefahrbereich bringen. Bei Atemnot oder Übelkeit für Frischluft sorgen und Ersthelfer informieren.

6. Instandhaltung, Entsorgung

Den verschlossenen Staubbeutel als Sondermüll über Abfallbeauftragten entsorgen.

Datum: xx.xx.200 Unterschrift

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Anhang 6

Beispiel einer Checkliste „Instandhaltung, Wartung und Prüfung von Absauganlagen“

Diese Checkliste enthält die wichtigsten zu prüfenden Punkte. Im Einzelfall müssen gegebenenfalls zusätzliche anlagenspezifische Aspekte aufgenommen werden.

in Ordnung

Hersteller: .................................................................................. Typ: ............................................................................................ Volumenstrom = ........................... m³/h Filter = Patronenfilter/Schlauchfilter Filterfläche = ........................... m² Filterwiderstand = ........................... pa Differenzdruck = ........................... pa

ja nein

Tätigkeiten: Rohrleitungen: Erfassungseinrichtungen, z.B. Prallbleche oder Gehäusewände, Schieber, Klappen, Abzweigungen, Vorabscheider, auf Dichtheit, Ablagerungen, Korrosion, Ver-schleiß, Befestigungen und Funktion prüfen

Abscheider: Gehäuse und Revisionsöffnungen auf Dichtheit, Ablagerungen, Korrosion, Befesti-gung, Verschleiß prüfen

Dichtungen: der Filterelemente, der Revisionsöffnungen, Rohrverbindungen auf Verschmutzung und Beschädigung prüfen

Filterelemente: auf Verschmutzung, Beschädigung, Dichtheit prüfen

Prüfung der Abreinigungseinrichtung: mechanische Rütteleinrichtung pneumatische Reinigungseinrichtung, z.B. Steuerung oder Druckluftventile

Staubsammelbehälter: Füllstand im Behälter, Spannvorrichtung auf Dichtheit, Beschädigungen prüfen

Ventilator: Gehäuse, Laufrad und Motor mit Keilriemen auf Verschmutzung, Verschleiß und Laufruhe prüfen

Steuer-/ Regelung: Funktion und Einstellwerte Differenzdruckmesser, Füllstandswächter, Strömungs-überwachung oder dergleichen prüfen

Schaltschrank: Türdichtungen, auf mechanische Beschädigungen, Kontrolllampen und Verriegelun-gen prüfen

Messungen: Messwert Luftgeschwindigkeiten an der Emissionsquelle m/s Rohrdurchmesser m Strömungsgeschwindigkeit in der Rohrleitung m/s Temperatur in der Rohrleitung ° C Filterwiderstand (Differenzdruck) pa Bemerkungen, Einstellwerte, Maßnahmen: Datum: Befähigte Person/Prüfer: Unterschrift:

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Kopiervorlage Checkliste:

Erste Stufe: Ist Aufnahme

Nr. Hinweise, Praxistipps

1.1 Größe des betroffenen Raumes/Hallenbereiches

Praxistipp: Je größer der betroffene Hallen-bereich ist, desto aufwändiger und teurer wird die lufttechnische Anlage.

1.2 Lage zur Hauptwindrich-tung Besonderheiten der Lage

Hinweis: Die Windrichtung hat Einfluss auf eine natürliche Lüftung. Bei der Lage sind besondere geographische Gegebenheiten, z.B. Muldenlagen, die Nachbarbebauungen und unter anderem stark befahrene Straßen und -kreuzungen von Interesse.

1.3 Anzahl und Lage von Türen, Toren, Fenstern

Hinweis: Geöffnete Türen/Tore in Windrich-tung oder gegenüber beeinflussen die luft-technische Anlage erheblich.

1.4 typische (Luft-)Temperatur Hinweis: Besondere Raumtemperaturen können zu besonderen Anforderungen der lufttechnischen Anlage führen. Im Bereich von 10 bis 40 °C gibt es in der Regel keine besonderen Anforderungen.

1.5 Luftfeuchte und deren Besonderheiten

Hinweis: Treten durch die Arbeiten beson-ders hohe oder besonders niedrige Luftfeuch-ten auf?

1.6 Luftgeschwindigkeit/Zugluft Hinweis: Zur Belüftung ist eine gewisse Luftgeschwindigkeit notwendig. Ist diese zu hoch oder auf bestimmte Körperpartien konzentriert, kann es zu Zugerscheinungen kommen.

1.7 Thermikströmungen durch Wärme

Hinweis: Alle warmen Oberflächen erzeu-gen Thermikströmungen. Dies kann schon an Oberflächen mit 30 °C Oberflächentempera-tur auftreten und verstärkt sich, je größer und heißer die Oberfläche ist.

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Handlungsbedarf (was) Termin verantwortlich

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Nr. Hinweise, Praxistipps

1.8 Vorhandene lufttechnische Anlage(n)

Hinweis: Sofern eine lufttechnische Anlage vorhanden ist, können gegebenenfalls Bau-elemente weiterverwendet werden. Auch sind weitere Parameter für die Erweiterung der Anlage von Interesse, wie Luftleistungen, Zuluftmenge, Abluftmenge, Luftführung oder dergleichen.

1.9 Grund für die Errich-tung/Erweiterung einer lufttechnischen Anlage

Hinweis: Es gibt verschiedene Gründe, z.B. ein Gefahrstoffproblem, die Erhöhung der Produktqualität oder den Schutz von Produk-tionsanlagen.

1.10 Technische/betriebliche Möglichkeiten

Hinweis: Es geht hier um den Investitions-rahmen und die laufenden Kosten (Betrieb, Wartung, Instandhaltung), die eine lufttech-nische Anlage erzeugt. Diese sind vom Planer möglichst exakt abzuschätzen.

1.11 Liste der freigesetzten Stoffe und deren Eigen-schaften

Hinweis: Handelt es sich um partikelförmige Stoffe (Stäube, Rauche, Aerosole) oder Gase? Sind diese Stoffe Gefahrstoffe, und gibt es eventuelle Brand- und Explosions-Gefahren? Sind die Stoffe luftgetragen (Rauche, Gase) oder werden sie von einem Thermikstrom transportiert?

1.12 Quellen für diese Stoffe Hinweis: Es gibt verschiedene Quellen, unter anderem Maschinen, Arbeitsverfahren, diffuse Quellen.

1.13 Bereits eingesetzte Maß-nahmen zur Vermei-dung/Verminderung der Stoffe

Hinweis: Maßnahmen, die bereits eingesetzt werden, reichen nicht aus. Daher ist zu überlegen, an welchen Punkten weitere Maßnahmen sinnvoll sind.

1.14 Weitere Möglichkeiten der Vermeidung/Verminderung

Hinweis: Die beste Möglichkeit zur Vermei-dung ist der Ersatz der Stoffe oder eine Änderung im Arbeitsverfahren. Sofern dies nicht möglich ist oder ausreicht, können mit Hilfe von direkter Erfassung oder Kapselung von Maschinen ebenfalls Verbesserungen erzielt werden.

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Handlungsbedarf (was) Termin verantwortlich

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Randbedingungen für die Erweiterung bzw. die Errichtung einer lufttechni-schen Anlage bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen

Zweite Stufe: Randbedingungen

Nr. Hinweise, Praxistipps

2.1 Direkte Erfassung der Stoffe oder Raumlüftung

Hinweis: Direkte Erfassung ist in der Regel effektiver, da die Stoffe an der Entstehungs-stelle erfasst und abgeführt werden. Dies bedeutet meist auch geringere Investitionen und Betriebskosten.

2.2 Erfassungseinrichtungen bei direkter Erfassung

Hinweis: Wo möglich, sind geschlossene Erfassungseinrichtungen (Kapselung) einzu-setzen. Falls nicht möglich, halboffene oder offene Erfassungseinrichtungen.

2.3 Notwendiger Absaugvolu-menstrom

Hinweis: Der Absaugvolumenstrom ist an-hand der Erfassungselemente und der Aus-breitung der Stoffe vom Planer festzulegen.

2.4 Reinigung der abgesaugten Luft, Abluftführung

Hinweis: Die Reinigung der abgesaugten Luft kann zentral oder dezentral (Gruppen-, Ein-zelabscheider) erfolgen. Die gereinigte Luft kann in den Raum zurückgeführt (Reinluftrück-führung) oder aus der Halle fortgeführt wer-den. Bei der Reinluftrückführung sind bei krebserzeugenden Stoffen die Technischen Regeln für Gefahrstoffe „Luftrückführung beim Umgang mit krebserzeugenden Gefahrstoffen“ (TRGS 560) zu beachten. Bei der Fortführung ist die TA Luft immer zu beachten.

2.5 Aufstellort Hinweis: Die Aufstellung kann außen, in einem separaten Raum oder in der Halle erfolgen.

2.6 Maximale Konzentration in der Reinluft

Praxistipp: Die Leistungsfähigkeit ist vom Hersteller schriftlich zu bestätigen.

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Nr. Hinweise, Praxistipps

2.7 Abscheidertyp Hinweis: Je nach Stoff und Menge können verschiedene Abscheider eingesetzt werden. So gibt es Partikelabscheider (Filternder Abscheider, Nass-, Elektroabscheider) und Gasabscheider. Auch das Abreinigungssys-tem und der Staubaustrag sind von Interesse. Hier kann eine sachverständige Hilfestellung, z.B. Ihrer Berufsgenossenschaft, bei der Auswahl weiterhelfen. Praxistipp: Referenzen einholen und gegebe-nenfalls besichtigen

2.8 Luftleitungen Hinweis: Je nach Stoff sind die Bauart, die verwendeten Werkstoffe, die Druckverluste sowie die strömungsgünstige Verlegung und Wartungsöffnungen zu berücksichtigen.

2.9 Druckverluste im System, Ventilatoren

Hinweis: Es sind vom Planer die Gesamt-druckdifferenzen von Leitungen und Abschei-der zu ermitteln. Danach sind geeignete Ventilatoren auszuwählen: Niederdruck- (Axial)-, Mitteldruck- (Radial)-ventilator oder Hochvakuumerzeuger, je nach Anforderung.

2.10 Volumenstrom beim tat-sächlichen Anlagendruck-verlust

Hinweis: Es sind der Leistungsbedarf bzw. die Motorleistung zu ermitteln. Wie hoch ist der Schallpegel und welcher Wartungsbedarf liegt vor bei Einsatz eines Direkt- oder Rie-menantriebes? Praxistipp: Diese Daten können der Ventila-torkennlinie von Fachleuten entnommen wer-den. Hierzu kann Ihre Berufsgenossenschaft Hilfestellung geben.

2.11 Raumlüftung zum Ersatz der abgesaugten Luft oder zusätzlich erforderlich

Hinweis: Sofern Luft abgesaugt wird, muss frische Luft nachströmen. Soll dies durch Fenster- und Türenlüftung erfolgen, ist dies zu jeder Zeit zu gewährleisten, auch bei Regen oder im Winter.

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Nr. Hinweise, Praxistipps

2.12 Luftführung Hinweis: Es gibt zwei Prinzipien der Raumlüf-tung, die als Mischlüftung und Schichtenströ-mung bezeichnet werden. Beide werden im Abschnitt 4 dieser BG-Information kurz be-schrieben.

2.13 Wärmerückgewinnung Hinweis: Aus Gründen der Energieeinspa-rung ist die Wärmerückgewinnung zu prüfen. Weitere Informationen siehe Abschnitt 5.5 und Anhang 4.

2.14 Technische Dokumentation Hinweis: Zur Dokumentation gehören Be-triebsanleitung (mit bestimmungsgemäßer Verwendung), Wartungsanleitung (mit War-tungsplan) und Sicherheitshinweise. Auch eine Konformitätserklärung (CE) sowie die Schulung für Wartung und Betrieb sind hier zu nennen.

2.15 Abnahmeprüfung Hinweis: Bei der Abnahme ist die Vollstän-digkeit zu überprüfen, es ist eine Funktions-prüfung mit Messung der Volumenströme durchzuführen. Zu einer Abnahmeprüfung gehören auch die Messung der Arbeitsplatz-konzentration sowie die Messung der Emissi-onswerte.

2.16 Auftragsvergabe Hinweis: Vertragsbestandteil sollte sein: Einhaltung der einschlägigen Anforderungen für Sicherheit und Gesundheitsschutz, Festlegung der Sollwerte der Anlage, Abnahmeprüfung in Anlehnung an DIN EN 12599.

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