Arm und reich bei uns und in der Welt - ec-indienhilfe.de · Ursachen und Folgen von Armut a) Die...

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Unterrichtsentwürfe Jahrgangsstufe 7/8 Arm und reich bei uns und in der Welt mit Beispielen aus Indien, Tansania und Deutschland Bearbeiter: Dr. Thomas Kröck Deutscher Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) e.V. Leuschnerstr. 74, 34134 Kassel Tel: 0561/4095-110 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ec-jugend.de/sma Übersicht über die Unterrichtseinheit (Links zu den Dokumenten) Inhalte Arbeitsblätter Lehrplanvorgaben Übersicht und Lernziele 1. Stunde Was ist Armut und Reichtum? AB1: Zitate zum Thema Armut AB2: Definitionen von Armut 2. Stunde Ein Dorf in Tansania AB3: Vergleich Tansania, Indien, Deutschland AB4: Das Dorf Kiru-Dick in Tansania AB5 / AB5b Hintergrundinformationen zu Kiru-Dick AB6: Problembaum (Kiru-Dick, Tansania) 3. Stunde Frauen in Indien AB7: Das Leben im Slum AB8: Meenatchi’s Geschichte AB9: Hintergrund-Informationen zu Indien 4. Stunde Konsum und Schulden in Deutschland AB10: Armut in Deutschland AB11: Armut, Konsum, Schulden 5. Stunde Ursachen und Folgen von Armut 6. Stunde Unsere Einstellung zur Armut AB12: Umfrage: Unsere Einstellung zur Armut 7. Stunde Armut und Reichtum in der Bibel 8. Stunde Wege aus der Armut - I AB13: Dorfentwicklung in Tansania AB14: Das Projekt Asha Illam in Indien AB15: Renuka’s Geschichte AB16: Beratungsstelle „Schuldner in Not“, Augsburg 9. Stunde Wege aus der Armut -II 10. Stunde Armut und wir AB17: Warum gerade ich (nicht)? AB18: Was können wir tun?

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Unterrichtsentwürfe Jahrgangsstufe 7/8 Arm und reich bei uns und in der Welt mit Beispielen aus Indien, Tansania und Deutschland Bearbeiter: Dr. Thomas Kröck Deutscher Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) e.V. Leuschnerstr. 74, 34134 Kassel Tel: 0561/4095-110 E-Mail: [email protected]: http://www.ec-jugend.de/sma Übersicht über die Unterrichtseinheit (Links zu den Dokumenten) Inhalte Arbeitsblätter Lehrplanvorgaben

Übersicht und Lernziele

1. Stunde Was ist Armut und Reichtum?

AB1: Zitate zum Thema ArmutAB2: Definitionen von Armut

2. Stunde Ein Dorf in Tansania AB3: Vergleich Tansania, Indien, DeutschlandAB4: Das Dorf Kiru-Dick in TansaniaAB5 / AB5b Hintergrundinformationen zu Kiru-DickAB6: Problembaum (Kiru-Dick, Tansania)

3. Stunde Frauen in Indien AB7: Das Leben im SlumAB8: Meenatchi’s GeschichteAB9: Hintergrund-Informationen zu Indien

4. Stunde Konsum und Schulden in Deutschland AB10: Armut in DeutschlandAB11: Armut, Konsum, Schulden

5. Stunde Ursachen und Folgen von Armut

6. Stunde Unsere Einstellung zur Armut

AB12: Umfrage: Unsere Einstellung zur Armut

7. Stunde Armut und Reichtum in der Bibel

8. Stunde Wege aus der Armut - I AB13: Dorfentwicklung in TansaniaAB14: Das Projekt Asha Illam in IndienAB15: Renuka’s GeschichteAB16: Beratungsstelle „Schuldner in Not“, Augsburg

9. Stunde Wege aus der Armut -II

10. Stunde Armut und wir

AB17: Warum gerade ich (nicht)? AB18: Was können wir tun?

Arm und reich bei uns und in der Welt 1. Lehrplanvorgaben (Lernschwerpunkt II: Soziale Strukturen und Prozesse) 1.1 Einführung in die Thematik Unsere Bevölkerung spendet viel für die Hungernden in der "Dritten Weit". Hilfswerke wie "Misereor" und "Brot für die Welt" verzeichnen Erfolge. Aber indem wir spenden, teilen wir noch nicht, vor allem nicht Leben und Lebensgrundlagen; paradoxerweise gefährden wir dadurch sogar nicht selten Würde, Kultur und Selbstbehauptungswillen der Empfänger. Spenden ist in Notsituationen angebracht, aber durch Spenden schenken wir nicht dauerhaft Leben. „Das Leben teilen" heißt nicht: "Alles geben", sondern die Ursachen des Elends bekämpfen, die Armen wie unsere Schwestern und Brüder achten und berücksichtigen, dass Leben mehr ist als Essen und Trinken. Und es heißt auch: "Empfangen" - vom "Reichtum der Armen", vom "Reichtum" der Menschen und Völker der Dritten Welt. Teilen ist eine gute Erfahrung, die wir uns gegenseitig jeden Tag bereiten können. Jede(r) hat schon einmal gemerkt, dass geteiltes Leid halbes Leid und geteilte Freude doppelte Freude werden kann; dass Teilen ein Geben und Nehmen ist. In den Industriestaaten stellt sich das Problem materieller Armut und materiellen Reichtums anders dar als in der sogenannten "Dritten Weit". Aufgrund der Sozialgeschichte und staatlicher Maßnahmen treten Unterschiede zwischen (materiell) Armen und Reichen hier weniger kraß hervor als dort. Materielle Armut gibt es in der Dritten Welt in einem Ausmaß, das für uns kaum vorstellbar ist, auch wenn die Medien immer wieder darüber berichten. Dass in einigen Ländern die Kindersterblichkeitsrate immer noch 50 % erreicht, kann diesen Sachverhalt nur andeuten. Wieweit gegenwärtige Veränderungen unseres Sozialgefüges (Arbeitslosigkeit, Abhängigkeit größerer Teile der Bevölkerung von staatlichen Sozialleistungen, zunehmende Bestimmung der Menschen von technisierten Arbeitsabläufen) die Verteilung der gesellschaftlichen Güter dauerhaft beeinflussen, lässt sich schwer absehen. Die Lebensverhältnisse in unserer einen Weit gehören zu einem umfassenden Bedingungszusammenhang. Er verbindet alle Menschen miteinander: Lebensstandard, Konsumgewohnheiten, Handels- und Produktionsbedingungen ermöglichen oder verhindern Lebenschancen. Andere Ursachen wirken zusätzlich auf die ungerechte Verteilung von Existenzmöglichkeiten ein: - ökonomische und politische Abhängigkeit (z. T. Folgen des Kolonialismus), - oligarchische bzw. autokratische Herrschaftsstrukturen, - unproduktive Wirtschaftsformen, - religiöse und weltanschauliche Überzeugungen, - Bevölkerungswachstum. Die Frage von Armut und Reichtum bei uns und in der Welt betrifft auch den kulturellen Bereich. Und es ist gerade der kulturelle Reichtum der Dritten Welt, den wir heute -nach einer langen Zeit des Kolonialismus und der Bevormundung - neu entdecken und der auch den Menschen und Völkern dort selbst neu bewußt wird. Und deshalb betrifft die Forderung des Teilens auch den kulturellen Austausch, das Lernen vom anderen; es verlangt "interkulturelles Lernen".

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Information und Argumentation an beispielhaften Problemsituationen sollten den Schülern helfen, das eigene Verständnis von Armut zu erweitern und soziale Verhältnisse und psychische Strukturen mit einzubeziehen, die menschliches Elend bewirken und ausweiten. Vielleicht gelingt es auch, den oben skizzierten theologischen Armutsbegriff mit der Lebensauffassung der Schüler in Verbindung zu bringen. Nicht sinnvoll ist der Versuch, kaleidoskopartiges Wissen zu vermitteln ohne Bezug zur eigenen Lebenspraxis. Exemplarisch konzipierter, handlungsorientierter Unterricht eignet sich bei diesem Thema besonders (Projekte). Das Leben teilen, um Leben zu schenken und zu empfangen, könnte sich an folgenden Leitlinien orientieren: - Auf den (kulturellen) Reichtum der Armen aufmerksam werden. - Schritte tun zu einem einfacheren Leben, damit andere überleben können. - Güter so kaufen und gebrauchen, dass darin ein Bewusstsein von der einen Welt auch für andere deutlich wird. - Von den Armen lernen und konsequent für eine gerechtere Zukunft leben. Biblische Aussagen werden weniger Ausgangspunkt theoretischer Reflexionen als Anstoß zu eigenem "Probierhandeln" sein. Im Religionsunterricht sollte den Schülern klar werden, dass die christliche Botschaft schon in ihrem Ursprung unmittelbar mit den Fragen nach Armut, Reichtum und Gerechtigkeit zusammenhängt. An Jesus (Weihnachtsgeschichte, Bergpredigt), aber auch an Johannes dem Täufer lässt sich zeigen, dass die Botschaft vom nahenden Reich Gottes Evangelium für die Armen, die Bedürftigen war. Deshalb ist der Einsatz für Gerechtigkeit in der Welt nicht nur eine politische Angelegenheit, sondern Christen verwirklichen in solchem Einsatz ein Stück Nachfolge Christi. Das Thema wird in ähnlicher Form vor allem im Fach Gesellschaftslehre, aber auch in anderen Fächern behandelt. Dass fächerübergreifende Zusammenarbeit zu diesem Thema wünschenswert ist, ergibt sich aus der Art der Themenaufbereitung. Lernziele: a) Grundanforderungen - Situationen der Armut und des Reichtums bei uns und in der Welt skizzieren und einen Mangel an Lebenschancen als Kriterium von Armut erfassen. - Armut als umfassendes Phänomen (ökonomisch, psychisch, sozial, religiös, kulturell) verstehen und über individuelle und strukturelle Gründe nachdenken. - Biblische Texte zu arm und reich kennen lernen, mit dem Ruf Jesu in die Nachfolge verknüpfen und auf ihre Bedeutung für heute befragen. b) Erweiterungen - Zusammenhänge zwischen Reichtum und Armut(bei uns und in der Dritten Weit) an Beispielen erkennen. - Den Unterschied von Arm und Reich auf dem Hintergrund der einen Welt Gottes als Schuld wahrnehmen und in der christlichen Aufforderung zum Teilen Wege zur Überwindung entdecken.

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Gerade junge Menschen bei uns öffnen sich diesem "Reichtum" der (materiell) armen Völker, öffnen sich für eine "Gemeinschaft des Teilens". 1.2 Biblisch-Theologische Aspekte Armut und Arme waren im Leben Israels und der ersten christlichen Gemeinden immer präsent. Aus den Alltagssituationen, von denen die Bibel erzählt, sind sie nicht verdrängt. Die Propheten verurteilen Ausbeutung und Anhäufung von Gütern. Jahwe ist der Gott der Armen; sein Gericht trifft die unbarmherzigen Reichen zusammen mit all denen, die durch äußerliche Frömmigkeitsübungen ihr unsoziales Verhalten kaschieren wollen. Der Armutsbegriff der Bibel umfasst jedoch mehr als nur sozialen oder ökonomischen Mangel. Der Mensch ist in jeder Hinsicht arm, weil er allein nichts vermag, sondern in allem bedürftig ist. Im Gleichnis wird der reiche Kornbauer mit seiner Hinfälligkeit konfrontiert, über die er sich durch Güter meinte hinwegtäuschen zu können (Lk 12,16-21). Der Arme steht (Mt 5,3) deshalb dem Reich Gottes näher, weil er um sein Bedürfnis nach der Zuwendung Gottesweiß. Der Reiche aberverwechselt seinen Besitz mit dem Reiche Gottes; er erwartet nicht mehr dessen Kommen. Die Aufforderung zum Teilen durchzieht beide Testamente. Das Brechen und Teilen des Brotes wird zum Zeichen einer neuen Gemeinschaft, die Jesu Tod und Auferstehung verkündet und lebt, bis er wiederkommt (vgl. das Wahlthema "Zeichen einer neuen Welt [Taufe, Abendmahl]"). So sind die Christen und christlichen Kirchen aufgerufen zur Tischgemeinschaft mit den armen Kirchen und mit allen Bedürftigen (vgl. die Gleichnisse vom Gastmahl, z. B. Lk 14, 15-24). Wenngleich das Neue Testament nicht in Kategorien sozialer Veränderungen denkt, zeigen sich bereits sozial-strukturelle Konsequenzen der Botschaft Jesu in den ersten christlichen Gemeinden. Entwicklungshilfe, Solidarität mit den Armen sind nicht nur christliche Aufgaben als Konsequenz eines säkular-humanistischen Verständnisses der Weit, sie entspringen nicht nur dem Diktat eines sozialen oder politischen Programmes, sie haben zutiefst theologische und kirchliche Wurzeln: Sie gründen im Auftrag, für das Reich Gottes hier und heute offen zu sein. 1.3 Religionspädagogische Perspektiven Schüler dieser Jahrgangsstufe haben wenig gesichertes Wissen über die sog. "Dritte Welt Die Medien produzieren eine eher oberflächliche Überinformation. Verbunden damit zeigen sich divergierende Reaktionen gegenüber den Problemen, mit denen sich der Unterricht zunächst wird auseinandersetzen müssen, etwa: - Abwehr ("Was geht mich das an?"), - Diffamierung ("Die sind doch selber schuld!"), - Resignation ("Da kann man ja doch nichts machen."); aber auch: - Interesse an exotischen Völkern und Kulturen, - Mitleid mit den Hungernden, - unreflektierter Aktionismus.

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Übersicht über die gesamte Unterrichtseinheit

Inhalte Ziele Medien1. Stunde Was ist Armut und Reichtum?

Beispiele von Armut Definitionen von Armut

a) Sich bewusst werden wo uns Armut begegnet b) Definitionen von Armut kennen lernen und kritisch hinterfragen können

AB1: Zitate zum Thema Armut AB2: Definitionen von Armut

2. Stunde Ein Dorf in Tansania Einführung zu Tansania Arbeitsgruppen: Armut im Dorf Ursachen und Folgen von Armut

a) An einem Beispiel aus Tansania die Auswirkungen von Armut kennen lernen. b) Die Ursachen und Folgen der Armut in diesem Dorf verstehen können

AB3: Vergleich Tansania, Indien, Deut. AB4: Das Dorf Kiru-Dick in Tansania Diaserie: TZ1 AB5: Hintergrundinformationen zu Kiru-Dick AB6: Problembaum (Kiru-Dick, Tansania)

3. Stunde Frauen in Indien Einführung zu Indien Meenatchis Geschichte Arbeitsgruppen: Hintergründe der Armut Ursachen und Folgen von Armut

a) Die Situation von Frauen in Indien als Beispiel von Armut kennen lernen. b) Ursachen der Armut in Indien verstehen können

AB7: Das Leben im Slum AB8: Meenatchi’s Geschichte AB9: Hintergrund-Infomationen zu Indien Diaserie IND1

4. Stunde Konsum und Schulden in Deutschland Definition von Armut in Deutschland Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

a) Am Beispiel aus Deutschland Armut kennen lernen. b) Die Ursachen von Armut bei uns verstehen können

AB10: Armut in Deutschland AB11: Armut, Konsum, Schulden

5. Stunde Ursachen und Folgen von Armut Übereinstimmungen und Unterschiede Definitionen überprüfen Zusammenhang mit uns

a) Armut in Tansania, Indien und Deutschland vergleichen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten erkennen können b) Definitionen und Vorstellungen über Armut überprüfen können

Problembäume aus den vorhergegangenem Unterrichtsstunden

6. Stunde Unsere Einstellung zur Armut Auswertung der Umfrage Diskussion der Ergebnisse

a) Einstellungen zur Armut bewusst wahrnehmen b) Die Ursachen dieser Einstellungen suchen und bewerten

AB12: Umfrage: Unsere Einstellung zur Armut

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7. Stunde Armut und Reichtum in der Bibel Einstellung zu Armen Reichtum als Chance und Gefahr

a) Biblische Texte zu arm und reich kennen lernen und auf ihre Bedeutung für heute befragen b) Verantwortung für Arme (bei uns und in der 3. Welt) erkennen.

Bibel

8. Stunde Wege aus der Armut (Gruppenarbeit) Arbeitsgruppen Tansania, Indien, Deutschland Erarbeiten u. Beurteilen von Projektaktivitäten

a) An Beispielen Projektansätze kennen lernen und beurteilen. b) Auswirkungen der Projekte beurteilen können

Problembäume AB13: Entwicklungsprojekt der Diözese von Mount Kilimanjaro AB14: Das Projekt Asha Illam in vellore AB15: Renuka’s Geschichte AB16: Beratungsstelle „Schuldner in Not“, Augsburg Diaserie: TZ2 Diaserie: IND2 Video: Asha Illam-Projekt

9. Stunde Wege aus der Armut (Präsentationen) Gruppenpräsentationen Auswirkungen der Projekte Motivation zur Mitarbeit

a) Projekte und ihre Auswirkungen in der Klasse vorstellen. b) Sich mit der Motivation der Mitarbeiter auseinandersetzen

10. Stunde Armut und wir Warum gibt es diese Unterschiede? Was können wir tun?

a) Erkennen, was Armut mit uns zu tun hat.b) Möglichkeiten zum eigenen Handeln erkennen

AB17: Warum gerade ich (nicht)? AB18: Was können wir tun?

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1. Stunde: Was ist Armut und Reichtum? LZ: a) Sich bewusst werden wo uns Armut begegnet

b) Definitionen von Armut kennen lernen und kritisch hinterfragen können

Phasen/Lernziele Unterrichtsverlauf Medien 1. Einstieg, Motivation

L: In den nächsten Wochen beschäftigen wir uns mit den Thema „Arm und reich bei uns und in der Welt“ Überlegt einmal wo euch in der letzten Woche persönlich oder im Fernsehen oder in der Zeitung Armut begegnet ist. S: Nennen Begebenheiten, diese werden knapp an der Tafel notiert (brainstorming) Alternativer Einstieg: L: In den nächsten Wochen werden wir uns mit dem Thema „Arm und reich bei uns und in der Welt“ beschäftigen. Was fällt euch ein, wenn ihr an Armut und Reichtum denkt? Lest die Zitate auf AB1. Was sagen sie über Armut aus?

Tafel AB1: Zitate zum Thema Armut

2. Erarbeitung L: Wir haben jetzt viele Aussagen gesammelt. Wie kann man Armut und Reichtum definieren und von einander abgrenzen? Wer ist arm und wer ist reich? a) Diskutiert in Gruppen von jeweils 5-8 Schülern und einigt euch auf eine knappe Beschreibung der Begriffe „Armut“ und „Reichtum“. b) Lest danach die Definitionen im AB2 und vergleicht sie mit eurer eigenen. (evtl. je Gruppe eine Definition) Was machen diese Definitionen deutlich ? Welche Schwächen haben sie und wie könnt ihr sie weiterentwickeln?

AB2 : Definitionen von Armut

3. Vertiefung, Sicherung

Die Arbeitsgruppen stellen die Ergebnisse ihrer Diskussion vor.

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2. Stunde: Ein Dorf in Tansania LZ: a) An einem Beispiel aus Tansania die Auswirkungen von Armut kennen lernen.

b) Die Ursachen und Folgen der Armut in diesem Dorf verstehen können

Phasen/Lernziele Unterrichtsverlauf Medien 1. Einstieg/Motivation

L: Bis jetzt haben wir allgemein über Armut gesprochen. Heute werden wir uns mit dem Beispiel eines Dorfes in Tansania beschäftigen. Was wisst ihr über Tansania? Lehrer gibt allgemeine Informationen über Tansania und das Dorf Kiru-Dick.

Afrikakarte AB3: Vergleich Tans., Indien, D. AB4: Das Dorf Kiru-Dick Diaserie

2. Erarbeitung Wie leben Menschen in Kiru-Dick? An Hand der Arbeitsblätter lernen wir die Lebensbedingungen in Kiru-Dick kennen und suchen nach Ursachen und Folgen von Armut. Es können Arbeitsgruppen gebildet werden, die sich mit den folgenden Aspekten beschäftigen: a) Lebensraum und Umwelt b) wirtschaftliche und soziale Bedingungen c) Gesundheit Die Arbeitsgruppen berichten kurz über ihre Ergebnisse.

AB4: Das Dorf Kiru-Dick AB5: Hintergrund-Info zu Kiru-Dick

3. Vertiefung, Sicherung

Diskussion: a) Welche Ursachen und welche Folgen von Armut haben wir an diesem Beispiel kennen gelernt? Ursachen und Folgen aufschreiben (A6-Zettel, jeweils nur ein Gedanke) b) Welche Zusammenhänge bestehen? Die Zettel werden Ursachen und Folgen geordnet, auf einem großen Papierbogen aufgeklebt und Beziehungen durch Pfeile dargestellt (Problembaum: Ursachen = Wurzeln, Folgen = Zweige) und c) Gibt es Folgen die wiederum zu Ursachen werden? (Teufelskreis der Armut) In der 5. und 8. Stunde werden wir noch einmal auf die Ursachen und Folgen von Armut zurück kommen.

AB6: Problem-baum (Beispiel) gr. Papierbogen (z.B. Packpapier)

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3. Stunde: Frauen in Indien LZ: a) Die Situation von Frauen in Indien als Beispiel von Armut kennen lernen.

b) Ursachen der Armut in Indien verstehen können

Phasen/Lernziele Unterrichtsverlauf Medien 1. Einstieg, Motivation

L: Heute werden wir ein konkretes Beispiel aus Indien kennen lernen. Die Tabelle in AB3 gibt uns einen ersten Einblick in die Lage der Menschen in Indien Konkret wollen wir uns mit der Situation in einem Elendsviertel beschäftigen Text von AB7 lesen, evtl. Dias zeigen

AB3: Vergleich Tans., Ind., D. AB7: Leben im Slum Diaserie: IND1

2. Erarbeitung An Hand der Geschichte einer jungen Frau erfahren wir wie Menschen in so eine Situation kommen. Diskussion: Was hat dazu beigetragen, dass Meenatchi Prostituierte wurde und in den Slum kam? Arbeitsgruppen zu den Hintergründen der Armut (Kastensystem, Stellung der Frau, Bevölkerungs-wachstum) Die Arbeitsgruppen berichten kurz über ihre Ergebnisse.

AB8: Meenatchis Geschichte AB9: Hintergrund-Infos

3. Vertiefung, Sicherung

Diskussion: a) Welche Ursachen und welche Folgen von Armut haben wir an diesem Beispiel kennen gelernt? Ursachen und Folgen aufschreiben (A6-Zettel, jeweils nur ein Gedanke) b) Welche Zusammenhänge bestehen? Die Zettel werden Ursachen und Folgen geordnet, auf einem großen Papierbogen aufgeklebt und Beziehungen durch Pfeile dragestellt (Problembaum: Ursachen = Wurzeln, Folgen = Zweige) und c) Gibt es Folgen die wiederum zu Ursachen werden? (Teufelskreis der Armut) In der 5. und 8. Stunde werden wir noch einmal auf die Ursachen und Folgen von Armut zurück kommen.

großer Papierbogen (z.B. Packpapier), Marker, Kleber

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4. Stunde: Konsum und Schulden in Deutschland LZ: a) An Beispielen aus Deutschland Armut kennen lernen.

b) Die Ursachen von Armut bei uns verstehen können.

Phasen/Lernziele Unterrichtsverlauf Medien 1. Einstieg, Motivation

L: Wir haben Armut in Tansania und Indien kennen gelernt. Gibt es in Deutschland auch Armut? Was bedeutet Armut bei uns? Welche Bevölkerungsgruppen sind in Deutschland besonders von Armut betroffen?

AB 1 + 2 AB10: Armut in Deutschland

2. Erarbeitung Lest AB11 und diskutiert über die Zusammenhänge zwischen Konsum, Armut und Schulden. Wie wirken sich wirtschaftliche Schwierigkeiten auf das Leben von Kindern und Jugendlichen aus? evtl. als Hausaufgabe: Wie sieht Armut in unserem Ort konkret aus? (Interviews mit Obdachlosen, Sozialamt, Schuldnerberatungsstelle, usw.), darstellen als Reportage, Interview oder Meldung in einer Nachrichtensendung oder: Hausaufgaben der 5. Stunde (Umfrage über Einstellung zu Armut) vorziehen

AB11: Armut, Konsum, Schulden

3. Vertiefung, Sicherung

Stellt die Ursachen und Folgen von Armut in Deutschland als Problem-Baum dar. (siehe Erklärung zur 2. und 3. Stunde)

großer Papierbogen (z.B. Packpapier)

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5. Stunde: Ursachen und Folgen von Armut LZ: a) Armut in Tansania, Indien und Deutschland vergleichen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten erkennen können b) Definitionen und Vorstellungen über Armut überprüfen

c) Zusammenhänge zwischen Armut und dem eigenen Verhalten erkennen können

Phasen/Lernziele Unterrichtsverlauf Medien 1. Einstieg, Motivation

In den letzten Stunden haben wir die Lage von Menschen kennen gelernt, die unter ganz verschiedenen Bedingungen leben. Heute wollen wir zusammenfassen, was an den konkreten Beispielen erfahren haben. Wir vergleichen die Darstellungen der Ursachen und Folgen von Armut. Welche Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten seht ihr? Welche Unterschiede? a) Gibt es Ursachen und Folgen die wir in allen Beispielen finden? b) Gibt es ähnliche Zusammenhänge in den Beispielen?

„Problembäume“ von der 2., 3. und 4. Stunde

2. Erarbeitung In der 1. Stunde haben wir uns mit Definitionen von Armut beschäftigt. Vergleicht diese Definitionen mit dem was ihr an den Beispielen über Armut herausgefunden habt. a) Wie passen die Definitionen zu den konkreten Beispielen? b) Welche Vor- und Nachteile haben diese Definitionen? c) Welche Beispiele zu den verschiedenen Dimensionen der Armut nach Chambers/Myers habt ihr entdeckt?

AB2: Definitionen von Armut

3. Vertiefung, Sicherung

Kommen diese Ursachen und Folgen von Armut irgendwo in unserem eigenen Leben vor? a) Gibt es Zusammenhänge zwischen diesen Beispielen und unserem Lebensstil? (z.B. preiswerte Produkte durch niedrige Löhne) b) Gibt es Ursachen von Armut, die in unser Leben konkret beeinflussen oder es evtl. beeinflussen könnten? Hausaufgabe: Umfrage über Einstellung zu Armut

AB12: Umfrage

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6. Stunde: Unsere Einstellung zur Armut LZ: a) Einstellungen zur Armut bewusst wahrnehmen b) Die Ursachen dieser Einstellungen suchen und bewerten Phasen/Lernziele Unterrichtsverlauf Medien 1. Einstieg, Motivation

L: Welche Erfahrungen habt ihr mit der Umfrage gemacht? S: berichten kurz (noch nicht zu den Ergebnissen) L: Welche Einstellung haben Menschen die überwiegend Aussagen der Kategorie a), b), c), oder d) zustimmen? S: Lesen die Aussagen und beschreibe die Einstellungen. L: Kann man diese Kategorien nach der Einstellung bzw. dem Engagement für Notleidende ordnen? Welche Kategorie ist am stärksten engagiert, welche am stärksten ablehnend? S: Diskutieren und ordnen die Kategorien Falls die Umfrage nicht als Hausaufgabe gemacht wurde, kann sie auch in der Klasse durchgeführt werden.

AB12: Umfrage

2. Erarbeitung Auswertung der Umfrage: 1) Sammelt alle Umfragen aus eurer Klasse. Wenn ihr wollt könnt ihr sie zuerst nach Alter oder Geschlecht sortieren. 2) Zählt aus wie viele Aussagen in den Kategorien a) b) c) d) angekreuzt wurden. Wenn vorhanden, könnt ihr für die Auswertung auch einen Computer mit einer Tabellenkalkulation oder einem Datenbankprogramm benutzen. 3) Stellt die Ergebnisse eurer Umfrage dar, z.B. mit Balkendiagramm en

3. Vertiefung, Sicherung

Diskussion der Ergebnisse: a) Habt ihr diese Ergebnisse erwartet ? Warum bzw. warum nicht ? b) Warum haben Menschen diese Einstellungen? Welche Rolle spielen Mitleid und Angst bei diesen Einstellungen? c) Sind solche Einstellungen gut? Warum, bzw. warum nicht ?

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7. Stunde: Armut und Reichtum in der Bibel LZ: a) Biblische Texte zu arm und reich kennen lernen und auf ihre Bedeutung für heute befragen b) Verantwortung für Arme (bei uns und in der 3. Welt) erkennen Phasen/Lernziele Unterrichtsverlauf Medien 1. Einstieg, Motivation

Wir lesen Jakobusbrief 2,2-3 Welches Verhalten gegenüber dem Reichen und dem Armen wird in diesem Text beschrieben? Habt ihr ähnliche Situationen erlebt, oder könnt ihr euch so eine Situation in eurer Umgebung vorstellen? Warum ist unser Verhalten davon abhängig mit wem wir es zu tun haben? Wir lesen weiter Jak. 2, 4-9 Wie sieht Gott die Armen und die Reichen? Gibt es einen Reichtum, der nicht im Materiellen begründet ist? Wem ist dieser Reichtum verheißen?

Bibel

2. Erarbeitung Reichtum als Chance und Gefahr Lest die folgenden Abschnitte aus der Bibel und überlegt, was sie zu den Chancen und Gefahren von Reichtum sagen: Lukas 12,16-21; 1. Tim. 6,17-19; Jak. 5,1-6. Was bedeutet es einen „Schatz im Himmel“ zu haben? Zu welcher Einstellung zu Geld und materiellem Besitz ermutigt uns Gott?

Bibel

3. Vertiefung, Sicherung

Gibt es eine umfassendere Definition von Reichtum, die nicht nur den materiellen Besitz berücksichtigt? Formuliert eine Definition von umfassenden Reichtum.

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8. Stunde: Wege aus der Armut (Gruppenarbeit) LZ: a) An einem Beispiel Projektansätze kennen lernen und beurteilen. b) Auswirkungen von Hilfsangeboten beurteilen können c) Die Ergebnisse auf kreative Weise darstellen können Phasen/Lernziele Unterrichtsverlauf Medien 1. Einstieg, Motivation

L: In den vergangenen Stunden haben wir die Situation von Menschen in Tansania, Indien und Deutschland kennen gelernt und über unsere Einstellungen zu Armut und Reichtum nachgedacht. Was hat das miteinander zu tun? S: Wir haben Verantwortung und müssen Stellung nehmen. L: Heute wollen wir uns damit beschäftigen, welche Wege es aus dieser Situation der Armut gibt. Dazu bilden wir drei Arbeitsgruppen für Tansania, Indien und Deutschland.

Problembäume

2. Erarbeitung Gruppenarbeit: a) Lösungsansätze - Seht euch zuerst noch einmal die Problembäume an. Überlegt, was die Ursachen von Armut sind und wo man ansetzten könnte um zu helfen. - Beschäftigt euch mit den Arbeitsblättern zu den Projekten und diskutiert wie diese Projekte vorgehen. Welche Aktivitäten gibt es und wo setzen sie an eurem Problembaum an? Arbeitet das Projekt mehr an den Zweigen oder mehr an den Wurzeln? - Vergleicht diese Arbeit mit euren Ideen und diskutiert darüber was ihr gut findet und was ihr anders machen würdet. b) Auswirkungen Wie wirken die verschiedenen Hilfsangebote auf die Gefühle und die wirtschaftlichen Möglichkeiten der betroffenen Menschen? c) Vorbeugen oder heilen? Wie beurteilt ihr in diesem Zusammenhang Hilfe in akuten Notlagen (z.B. Katastrophenhilfe) und langfristige, vorbeugende Hilfe?

Tansania: AB13:Entwick-lungsprojekt ... Diaserie: Kiru Indien: AB14: Asha Illam-Projekt Video Asha Illam-Projekt AB15: Renukas Geschichte Diaserie „Renuka“ Deutschland: AB16: Schuldner in Not

3. Vertiefung, Sicherung

Stellt die Ergebnisse der Gruppenarbeit in interessanter Form dar, z.B. als Zeitungsartikel, Interview, Komik, Lied. In der nächsten Stunde sollt ihr damit euer Projekt der Klasse vorstellen.

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9. . Stunde: Wege aus der Armut (Präsentation)

LZ: a) Projekte und ihre Auswirkungen in der Klasse vorstellen und kritisch hinterfragen.

b) Sich mit der Motivation der Mitarbeiter auseinandersetzen Phasen/Lernziele Unterrichtsverlauf Medien 1. Einstieg, Motivation

L. gibt kurze Informationen zu den Projekten und klärt den zeitlichen und organisatorischen Rahmen der Präsentationen

2. Erarbeitung a) Präsentation der Gruppen b) Beantworten von Verständnisfragen durch die Gruppe c) Diskussion über die Projekte und ihre Auswirkungen - auf das Selbstwertgefühl - auf die soziale Situation - auf die wirtschaftliche Situation - sonstige Auswirkungen

evtl. von Arbeits-gruppen erstellt

3. Vertiefung, Sicherung

a) Was ist ein gutes Hilfsprojekt? Nach welchen Kriterien beurteilt ihr Projekte?) b) Könntet ihr euch vorstellen in einem dieser Projekte mitzuarbeiten? Was würde euch zu dieser Arbeit motivieren und was entmutigen? c) Liegen diesen Projekten Einstellungen und Erfahrungen zugrunde, die uns bereichern würden?

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10. . Stunde: Armut und wir LZ: a) Erkennen was Armut mit uns zu tun hat. b) Möglichkeiten zum eigenen Handeln erkennen. Phasen/Lernziele Unterrichtsverlauf Medien 1. Einstieg, Motivation

L: In dieser Unterrichtseinheit zum Thema haben wir die Lebensumstände von Armen in Indien, Tansania und Deutschland kennen gelernt. Wie würdet ihr die Beispiele aus AB4, AB7+8, AB11 und euch selber auf einer Skala zwischen extrem arm und extrem reich einordnen?

2. Erarbeitung Gruppenarbeit über AB17 „Warum gerade ich (nicht)?“ Gruppen geben Rückmeldung über ihre Erklärungen für die Unterschiede im Wohlstand Diskussion: Was bedeuten diese Erklärungen für mein Verhältnis zu anderen Menschen, denen es schlechter geht als mir? (auch an Ergebnisse der 7. Stunde erinnern). - Wie werden wir herausgefordert? (z.B. Überprüfung unseres Lebensstils und unserer Werte) - Welche Verantwortung haben wir? - Was können wir tun? (z.B. eigene Konsum reduzieren, abgeben, soziales + politisches Engagement)

AB17: „Warum gerade ich (nicht)?“ Buch: Ronald Sider: Der Weg durchs Nadelöhr (vergriffen) AB18: Was können wir tun?

3. Vertiefung, Sicherung

Gruppenarbeit: Praktische Schritte der Hilfe für die Armen Die Schüler überlegen, wie sie sich gemeinsam oder einzeln für Arme einsetzen können (z.B. Aktion um ein Projekt zu unterstützen; Patenschaft um einem Kind die Ausbildung zu ermöglichen; praktische Hilfe für Benachteiligte; usw.).

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Arbeitsblatt 1: Zitate zum Thema Armut Arbeitsauftrag: Lest die folgenden Zitate und diskutiert darüber. Was sagen sie über Armut aus? „Armut ist Mangel an Freiheit. Wir sind versklavt unter die erdrückende tägliche Last und Depressionen und Angst vor dem was die Zukunft bringen wird.“ — aus Georgien „ Ein besseres Leben bedeutet für mich Gesundheit und in Frieden und Liebe leben zu können, ohne Hunger. Liebe ist wichtiger als alles andere. Geld hat keinen Wert, wenn die Liebe fehlt.“ — eine arme ältere Frau in Äthiopien „Wenn jemand arm ist, hat sie in der Öffentlichkeit nichts zu sagen. Sie fühlt sich minderwertig. Sie hat nichts zu essen und es gibt Hunger; nichts anzuziehen und es gibt keinen Fortschritt in ihrer Familie.“ - eine Frau aus Uganda "Ich wohne seit meiner Geburt hier. Zusammen mit meinen Geschwistern und meinen Eltern haben wir drei Räume. Ich hätte gerne ein eigenes Zimmer, denn ich kann nie ruhig schlafen. Wir haben nur einen Ofen und sonst Elektroheizung. Im Winter ist es im Kinderzimmer manchmal zu kalt zum Spielen. Ich wünsche mir ein eigenes Bad, denn im Keller ist es nicht schön sondern eklig. Da wird rein gepinkelt und gemacht, aber wir müssen da leider rein. Die Leute auf der Etage brüllen uns Kinder oft an und ein Hund hat mich mal angefallen. Ich würde gern woanders wohnen." (aus: Armutsbericht 1999 der Stadt Düsseldorf, Kinder & Jugendliche, Seite 13) „Es ist für viele der Eltern dennoch sehr schwer, ihre Kinder mit notwendigen Materialien auszustatten. Über die finanzielle Beteiligung an der Anschaffung von Schulmaterialien hinaus können die Eltern keine weiteren Beiträge leisten. Schulausflüge können daher häufig nur zu Fuß in den Aaper Wald erfolgen. Selbst das Eintrittsgeld ins benachbarte Kinder- und Jugendtheater kann häufig nicht aufgebracht werden.“ (aus: Armutsbericht 1999 der Stadt Düsseldorf) „Wir wagen es nicht in der Gegenwart der Reichen zu sprechen, z.B. vor dem Bürgermeister. Wir haben Angst vor ihnen. Sie sehen immer auf uns herab und beschimpfen uns. Wir verstehen nie was sie schreiben und tun.“- ein landloser Arbeiter in Bangladesch (aus: Robert Chambers: Rural Development – Putting the Last First. 1983, S.103) „Wir gingen immer zu Leuten, die uns anstellten um Bier zu brauen oder Wasser zu holen, aber jetzt lehnen sie es ab uns zu helfen. Nirgends können wir Hilfe finden. Wenn du nichts hast, dann hast du nichts und dabei bleibt es.“ - die älteste Tochter einer armen Familie in Botswana. (aus: Chambers 1983, S.103)

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Arbeitsblatt 2: Definitionen von Armut Arbeitsauftrag: a) Diskutiert in Gruppen von jeweils 5-8 Schülern und einigt euch auf eine knappe Beschreibung der Begriffe „Armut“ und „Reichtum“. b) Lest danach die Definitionen im Arbeitsblatt und vergleicht sie mit eurer eigenen. Was machen diese Definitionen deutlich ? Welche Schwächen haben sie und wie könnt ihr sie weiterentwickeln? 1. Absolute Armut und Relative Armut aus dem „Fachlexikon der sozialen Arbeit“ (Herausgegeben vom Deutschen Verein für Öffentliche und private Fürsorge) Absolute Armut liegt vor, wenn die Betroffenen nicht einmal über das zum Überleben Notwendige (physiologische Grundbedürfnisse) in Form von Nahrung, Kleidung, Obdach und gesundheitlicher Betreuung verfügen können, so dass sie vom Tod durch Hunger, durch Erfrieren oder durch heilbare Krankheiten bedroht sind. Relative Armut herrscht, wenn die Lebenslage der Betroffenen so weit unter den in einem Land herrschenden durchschnittlichen Lebensverhältnissen liegt, dass sie ausgegrenzt werden, selbst wenn sie über das zum Überleben Notwendige verfügen. Von besonderer individueller und sozialpolitischer Bedeutung ist die Dauer der Armutslage der betroffenen Personen. Je länger eine Armutslage anhält, desto mehr erschöpfen sich die vorhandenen Reserven, desto größer wird die individuelle Belastung, und desto mehr ändern sich die Verhaltensweisen, so dass das Entkommen aus der Armutslage immer schwieriger wird, die Erziehung von Kindern in Gefahr gerät und eine "Vererbung von Armut" möglich ist. Ist Armut in kleinen Gebieten konzentriert, so kann es zu Ghettobildung und zu einer Subkultur der Armut kommen.

2. Armut auf Landesebene und auf Weltebene (Weltbank) Bewertung von Armut auf Landesebene Am häufigsten wird Armut nach Einkommen und Verbrauchsniveau gemessen. Eine Person wird als arm angesehen, wenn das Einkommen oder der Verbrauch eine gewisse Grenze unterschreitet. Dieses Minimum wird als „Armutsgrenze“ bezeichnet. Was notwendig ist um die Grundbedürfnisse zu decken ist von Zeit und Gesellschaft abhängig. Daher unterscheiden sich Armutsgrenzen je nach Zeit und Ort. Jedes Land bestimmt seine Grenzen nach ihrem eigenen Entwicklungsstand und gesellschaftlichen Normen und Werten. Bewertung von Armut auf Weltebene Um Armut auf globaler Ebene einschätzen zu können, muß der gleiche Maßstab für alle Länder angelegt werden. Für den weltweiten Vergleich, setzte die Weltbank 1993 eine Kaufkraftparität (Purchasing Power Parity, PPP) von $1 und $2 pro Tag an. Aus Schätzungen geht hervor, dass 1998 1,2 Milliarden Menschen weltweit einen Konsumverbrauch unter $1 pro Tag hatten, das entspricht 24% der Bevölkerung der Entwicklungsländer. 2,8 Milliarden Menschen mußten mit weniger als $2 pro Tag auskommen. 3. Einkommensarmut in Deutschland

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VENRO (Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V.): Globalisierung ohne Armut. 1999 Wer bei uns als arm gelten soll, ist keineswegs eindeutig und unumstritten. In der Regel wird bei uns die so genannte Einkommensarmut herangezogen. Weil Einkommen in unserer Gesellschaft eine notwendige, aber keineswegs hinreichende Voraussetzung für die Befriedigung der Grundbedürfnisse und ein menschenwürdiges Leben ist, gelten diejenigen Personen als arm, deren Einkommen weit unterhalb (mindestens 50 Prozent) des durchschnittlichen Einkommens liegt. Nach statistischen Daten (für das Jahr 1995) sind 13 Prozent der (westdeutschen) Bevölkerung arm, weil ihr Nettoäquivalenzeinkommen unterhalb von 1.116 DM lag (das Nettoäquivalenzeinkommen gewichtet das gesamte Haushaltseinkommen gemäß den Mitgliedern des Haushaltes). 4. Armut als Zusammenwirken von Benachteiligungen Robert Chambers: Rural Development- Putting the Last First. 1983; S. 103-139 Bryant L. Myers: Walking with the Poor - Principles and Practices of Transformational Development. 1999; S. 66-69 Auf Grund ihrer Erfahrungen in der Entwicklungshilfe, beschreiben die Autoren Armut als ein System von verschiedenen Dimensionen von Armut, die sich gegenseitig bedingen und verstärken. Dazu gehören: 1. Materielle Armut: Der Haushalt hat ein niedriges Einkommen, unzureichenden Wohnraum, usw. 2. Körperliche Schwäche: geringe Arbeitskraft durch Krankheit und Unternährung. Zum Haushalt gehören viele Kinder und ältere Menschen. 3. Isolation: Mangel an Zugang zu Dienstleistungen und Informationen 4. Verletzbarkeit: Der Haushalt ist Notfällen gegenüber schutzlos. Es gibt kaum finanzielle Reserven und nur sehr begrenzte Möglichkeiten auf Notfälle und Anforderungen von Außen zu reagieren. 5. Machtlosigkeit: Dem Haushalt fehlen Wissen und Möglichkeiten um sein soziales Umfeld zu beeinflußen. 6. Geistliche Armut: Die Haushaltmitglieder leiden unter zerbrochenen Beziehungen zu Gott, anderen Menschen und der natürlichen Umwelt. Sie leben in Angst und haben keine Hoffnung auf Veränderung zum Guten.

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Arbeitsblatt 3: Vergleich Tansania, Indien, Deutschland Tansania Indien DeutschlandLandfläche 886.037 km² 2.973.190 km² 349.223 km² Bevölkerung 35 Mio. 1.014 Mio. 83 Mio. Bevölkerungswachstum 2,57% 1,58% 0,29%Fruchtbarkeitsrate (geborene Kinder/Frau)

5,51

3,11

1,38

Säuglingssterblichkeit (Todesfälle je 1000 Lebendgeb.)

80,97

64,9

4,77

Lebenserwartung (bei der Geburt)

52 Jahre

62.5 Jahre

77 Jahre

Alphabetisierungsrate (gesamt) (Männer) (Frauen)

67.8% 79.4% 56.8%

52%

65.5% 37.7%

99%

Telefonanschlüsse je 1000 Einw.

3,6

18,7

560

Asphaltstraßen gesamt je km²

3.704 km 0,004 km

1.517.077 km 0,510 km

650.891 km 1,864 km

Wirtschaftsleistung Bruttoinlandsprodukt/Einw.

$550

$1.800

$22.700

Arbeitskräfte nach Sektoren Landwirtsch.: 90% Indust., Handel: 10%

Landwirtsch.: 67% Industrie: 15%

Dienstleistung: 18%

Landwirtsch: 2,7% Industrie: 33,7%

Dienstleistung: 64% Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze 51,1%

(weniger als 1 US$/Tag) 35%

(weniger als 1 US$/Tag) 13%

(weniger als 50% des Nettoäquivalenz-

einkommens) Quelle: CIA-Factbook (http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/index.html)

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Arbeitsblatt 4: Das Dorf Kiru-Dick in Tansania 1. Allgemeines Das Dorf Kiru-Dick liegt am Rande des ostafrikanischen Grabens zwischen 1200 und 1700 m über dem Meeresspiegel. Die Kreisstadt Babati liegt ca. 20 km entfernt. Im Talboden gibt es zwei Großfarmen von denen eine der tansanischen Regierung gehört und die andere von einer indischen Familie bewirtschaftet wird. Die Hügelkuppen sind felsig und mehr oder weniger dicht bewaldet. An den Hängen dazwischen lebt die einheimische Bevölkerung. Das Dorf hat eine Fläche von ca. 20 qkm von denen etwa ein Drittel von den Großfarmen genutzt wird der Rest wird von Kleinbauern bewirtschaftet oder ist Wald. Neben der Landwirtschaft und der Arbeit auf den Großfarmen gibt es Erwerbsmöglichkeiten

durch Töpferei, Brennen von Holzkohle oder handwerkliche Arbeiten (Maurer, Schreiner).

Kiru-Dick

Das Kiru-Tal

Die Einheimische Bevölkerung umfasste 1992 ca. 640 Personen. Außer den Fahrzeugen des indischen Farmers gibt es in Kiru-Dick keine Autos oder Traktoren. Das Dorf hat keine regelmäßige Verkehrsverbindung. Die nächste Bushaltestelle ist ca. 5 km entfernt.

2. Geschichte des Dorfes Kiru-Dick Jahr Ereignis 1952 ein Mann Namens Kuruway lässt sich in dem Tal nieder; wegen der Tsetse-Fliegen, die

Schlafkrankheit übertragen, war es vorher nicht besiedelt worden 1954 weiße Siedler legen in dem Tal Farmen an und spritzen Insektizide gegen die Tsetse-

Fliegen 1960 es gibt nur noch sehr wenige Tsetse-Fliegen 1961 Afrikaner besiedeln die Hänge und betreiben Landwirtschaft 1967 auf Initiative der Eltern wird eine Grundschule gebaut 1969 sehr starke Regenfälle 1972 die Schule wird von der Regierung übernommen 1974 eine Dürre führt zur Hungersnot.

das Dorf wird offiziell registriert 1975 die Dorfbewohner beginnen Bäume zu pflanzen 1976 wegen der Entwaldung verbietet die Dorfverwaltung das Brennen von Holzkohle;

ein landwirtschaftlicher Berater wird von der Regierung in dem Gebiet stationiert 1978 sehr gute Ernte 1979 sehr starke Regenfälle 1982 Cholera-Epidemie 1983 Dorfbewohner pflanzen Bäume 1989 Dorfbewohner pflanzen Bäume 1990 Überflutung durch sehr starke Regenfälle

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3. Landwirtschaft Die Dorfbevölkerung lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft. Pro Haushalt werden 0,2 bis 3 ha bewirtschaftet. Die wichtigsten Feldfrüchte sind Hirse, Mais und Straucherbsen (Cajanus cajan). Die Erträge sind niedrig und liegen bei ca. 1100 kg/ha für Hirse, 650-900kg/ha für Mais und ca. 450kg/ha für Straucherbsen. Es ist üblich die Felder mit Ochsen zu pflügen, aber nur etwa nur ein Sechstel der Haushalte haben eigene Zugtiere. Oft werden auch Tagelöhner für Feldarbeiten eingestellt. Die Entlohnung erfolgt nicht immer mit Geld, sondern oft auch mit selbstgebrauten Bier oder Nahrungsmitteln.

Die Böden an den Hängen sind wenig fruchtbar und werden durch Bodenerosion weiter zerstört. Deswegen haben die Erträge während der letzten 10-15 Jahre abgenommen. Bei

einigen Feldern lohnt sich der Anbau nicht mehr und sie liegen brach. Zur Bodenerosion trägt auch die Überweidung bei. Der Talboden ist sehr fruchtbar. Auf den Großfarmen wird dort vor allem Zuckerrohr, Mais und Bohnen angebaut werden. Ein großer Teil des Zuckers wird zum Brennen von Schnaps genutzt. Viele Dorfbewohner arbeiten als Tagelöhner auf den Großfarmen. Der Lohn liegt je nach Arbeit bei 0,30 bis 0,70 Euro pro Tag (100- 250 Schilling,

1992).

4. Wirtschaftliche Lage

Oberschicht Mittelschicht Unterschicht Gesamt Anzahl der Haushalte 42% 31% 27% 100% Haushaltsgröße 5,5 Pers. 3,4 Pers 2,7 Pers. 4,1 Pers. Ackerfläche 1,8 ha 1,0 ha 0,8 ha 1,3 ha eigene Ochsen zum Pflügen mieten Ochsen zum Pflügen stellen Tagelöhner an

40% 35% 75%

0% 33% 20%

0% 15% 9%

16% 29% 40%

Haushalte mit Kühen Anzahl der Kühe

60% 6,6

6% 1

0% 0

27% 6,2

Haush. mit Ziegen/Schafen Anzahl d. Ziegen/Schafe

75% 9,4

26% 4,8

0% 0

40% 8,4

arbeiten als Tagelöhner 5% 46% 76% 38% haben sonst. Einkommen 30% 26% 23% 27% T. Kröck, 1992. Stichprobe von 48 Haushalten

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5. Gesundheit Häufige Krankheiten sind Malaria, Durchfall-erkrankungen, Erkältungen, Hakenwürmer und Mangelernährung. Auch Alkoholismus ist ein Problem. Malaria und Durchfallerkrankungen treten besonders in der Regenzeit auf. Durchfall wird vor allem durch verschmutztes Wasser verursacht. Es gibt in Kiru-Dick keine Wasserleitung Die Dorfbewohner holen Wasser aus dem Fluss und Bewässerungsgräben im Tal, oder aus Bächen und Quellen am oberen Hang. Latrinen werden nur von wenigen Dorfbewohnern genutzt.

Zwischen Januar und Mai reichen den ärmeren Dorfbewohnern oft die Nahrungsmittelvorräte nicht mehr und sie versuchen mit Lohnarbeit zu überleben Die staatliche Gesundheitsstation liegt ca. 5 km entfernt und ist für ein Einzugsgebiet von ca. 17.000 Menschen zuständig ist. Das nächste Krankenhaus befindet sich in der Kreisstadt Babati. Fragen: Welche Zusammenhänge bestehen zwischen: a) Nahrungsmittelvorräten bzw. -mangel, Arbeit als Tagelöhner, Ertrag der Landwirtschaft b) Besitz von Kühen und Ochsen, Ertrag der Landwirtschaft, Einkommen, Ernährung, finanzielle Sicherheit c) Haushaltsgröße, Tierhaltung, bewirtschaftete Ackerfläche

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Arbeitsblatt 5b: Hintergrundinformationen zu Kiru-Dick (Tansania) Die Geschichte des Kiru-Tals 1940-2001 (nach Pius Myeji) In den Jahren von 1940 bis 1950 war dieses Gebiet noch Urwald mit wilden Tieren. Es gab viele Tsetse-Fliegen, die die tödliche Schlafkrankheit übertragen, und deshalb mieden die Menschen dieses Tal. 1950 kamen Ausländer, um das Tal zu vermessen und den Boden zu untersuchen. Die Kolonialregierung erlaubte ihnen den Urwald zu roden und die Tsetse-Fliegen zu bekämpfen. Die ersten Farmer, die sich hier niederließen waren Griechen. Einer von ihnen baute Kaffee an. Afrikaner kamen um auf den Farmen zu arbeiten und auch eigene Felder anzulegen. Jetzt gab es weniger Tsetse-Fliegen und einige gutherzige Ausländer gaben den Afrikanern Medizin gegen die Schlafkrankheit. Das Tal war sehr fruchtbar und damals lebten dort nur wenige Menschen. Nach der Unabhängigkeit Tansanias(1961) verließen die weißen Farmer das Tal und ihre Felder wurden vom Gebüsch überwachsen.

1964 gab es ein starkes Erdbeben, durch das

große Felsbrocken den Hang hinunterrollten. In dieser Zeit gab es auch eine Hungersnot und die Regierung verteilte Nahrungsmittel. 1965/66 wurde die Straße gebaut und es wurde einfacher die Ernte zu verkaufen. 1974 war eine große Trockenheit und eine schlimme Hungersnot. Die Regierung brachte Hilfe und die Bauern versuchten in der Umgebung von Quellen etwas anzubauen. In dieser Zeit starben im Dorf viele Menschen. 1976/77 erlaubte die Regierung den Afrikanern

die Felder der früheren Großfarmen zu bewirtschaften. Ab 1977 wurden die Farmen an reiche Inder verpachtet. Seit dem Ende der 70er Jahre hatte sich die Bevölkerung stark vermehrt und die Nahrungsmittel waren oft knapp. 1990 führte starker Regen zu großen Überschwemmungen und zur Bodenerosion. 1992 begann die Entwicklungsabteilung der Diözese von Kilimanjaro den Leuten von Kiru-Dick zu helfen, ihre Felder besser zu schützen. 1998/99 gab es wieder eine Hungersnot und die Regierung und die Kirche verteilten Nahrungsmittel. Seitdem haben mehr Menschen verstanden, dass es wichtig ist ihre Umwelt zu schützen. Seit 1999 können Bauern, die ihre Felder vor Erosion geschützt haben, von dem Entwicklungsprojekt Milchkühe und Milchziegen bekommen.

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Das Leben einer Familie in Kiru-Dick (nach Patrick Maanda) Familie In der afrikanischen Kultur wird die Hochzeit meistens von den Eltern arrangiert. Für die jungen Leute ist es wichtig zu heiraten, denn Unverheiratete bekommen nicht den gleichen Respekt wie Eheleute. Oft gibt es bei Gründung der Familie noch keine ausreichende wirtschaftliche Grundlage um die Familie gut zu versorgen, aber geheiratet werden muss trotzdem. Was bedeutet Familie in Afrika? Zur Familie gehören nicht nur Eltern und Kinder, sondern alle, die im Haushalt leben. Dazu können die Großeltern, Onkeln und Tanten und die Enkelkinder gehören. das alles ist eine Familie. Unsere Beispiel-Familie wurde 1960 gegründet und im Jahr 2001 gehörten dazu 18 Personen: neben den Eltern 10 Kinder und 6 andere Verwandte. In den 10 Jahren nach der Hochzeit kam jedes Jahr ein Kind dazu, das versorgt werden musste. Kinder spielen in der afrikanischen Kultur eine wichtige Rolle. Eine Frau ohne Kinder ist keine gute Frau. Falls es nicht möglich ist Kinder zubekommen, kann der Mann erneut heiraten. Geburtenplanung wurde in den 60er Jahren noch nicht ernst genommen, aber inzwischen haben einige Leute begonnen darüber nachzudenken. Versorgung Diese Familie mit 18 Personen lebt von zwei Hektar Ackerland, einer Kuh und zwei Ziegen. Mit dem Einkommen davon muss alles bezahlt werden, was zum Leben notwendig ist: Nahrungsmittel, Kleidung, Schulgebühren, medizinische Versorgung, Ausgaben für Notfälle, Brautpreis bei der Hochzeit der Kinder oder anderer Verwandten. Wenn die Ernte schlecht ausfällt, reicht das Einkommen nicht aus um die Familie zu versorgen. Dann müssen sie Arbeit als Tagelöhner suchen, um zu überleben. Schule In den 60er Jahren gab es in der Umgebung von Kiru-Dick nur sehr wenige Schulen. Der größte Teil der Erwachsenen war damals nicht zur Schule gegangen. Die meisten von ihnen dachten auch nicht daran, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Für sie war die Arbeit auf dem Feld wichtiger und dabei mussten auch die Kinder helfen. Die Schule war nur Zeitverschwendung. Die Eltern unserer Beispielfamilie waren nicht zur Schule gegangen und von ihren 10 Kindern besuchten nur zwei die Grundschule (bis zur 7. Klasse). Für die höhere Schule hatte die Familie kein Geld. Nachdem sie die Grundschule abgeschlossen hatten, arbeiteten auch diese Kinder mit ihrer Familie auf dem Feld. Oftmals können die Kinder die Schule nicht bis zum Abschluss besuchen, weil die Eltern kein Geld für die Schulgebühr haben. Todesfälle Armut führt oft zu frühen Todesfällen. Für die medizinische Behandlung muss man in Tansania bezahlen. Ohne Geld geht nichts. Deshalb starben zwei Familienagehörige, während die Familie noch versuchte das Geld für die Behandlung zusammen zu bringen. Oft kommt es auch durch Trockenheit zu Missernten. Dann gibt es nicht genügend zu essen und die Menschen essen grüne Blätter (wilden Spinat) um zu überleben. 1974 gab es so eine Hungersnot. Damals starben im Kiru-Dick viele Menschen. Auch in unserer Familie starben zwei Kinder an Unterernährung. Der Mangel an Nahrungsmittel führt dazu, dass eine Familie immer schwächer und ärmer wird.

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Nachbarn Unsere Familie hat gute Beziehungen zu ihren Nachbarn. Sie teilen ihre Probleme und unterstützen sich gegenseitig. Man kann die Nachbarn um Mitarbeit auf dem Feld bitten, oder um Unterstützung bei Krankheiten und Hunger. Sie sprechen gemeinsam über Schwierigkeiten und versuchen zusammen Lösungen zu finden. Natürlich kommen sie auch zusammen, um zu feiern und zu tanzen. Arm und reich Ein großes Problem ist die Kluft zwischen arm und reich im Dorf. Die Reichen sind nicht in der Lage, den Armen zu helfen. Die Armen müssen für die Reichen arbeiten und werden dabei noch ärmer, während die Reichen reicher werden. Um zu überleben, arbeiten in unserer Familie alle, die es können, in den Feldern der Inder oder der reicheren Afrikaner. Sie sind darauf angewiesen, weil sie Geld für Schulgebühren brauchen und manchmal auch fürs Essen. Der Lohn ist gering und so sind sie immer wieder darauf angewiesen dort zuarbeiten. In der Zeit von Hungersnöten müssen sie einen ganzen Tag arbeiten, um ein Kilo Maismehl (das Grundnahrungsmittel) zu bekommen. Weil sie auf den großen Farmen arbeiten, können sie ihre eigenen Felder nicht gründlich bestellen. Dadurch werden sie immer ärmer. Probleme Neben den allgemein schwierigen Lebensumständen ist die Ausbildung ein Problem. Um weiter zu kommen, brauchen die Menschen neue Ideen und Wissen von besseren Techniken. Inzwischen gibt es mehr Schulen, aber oft ist der Weg so weit, dass erst Kinder ab 10 Jahren zur Schule geschickt werden. Ein weiteres Problem ist der Alkoholismus. Manche Leute betrinken sich schon am Morgen und kümmern sich dann um nichts mehr. Abgesehen von dem Geld, das für das Trinken verbraucht wird, sind sie für die ganze Familie eine Last und müssen von den anderen mit versorgt werden. Auch einige Jugendliche vertun ihre Zeit, anstatt die Familie zu unterstützen.

Veränderungen Seit den 60er Jahren hat sich einiges verändert. Es gibt mehr Schulen im Dorf und in der Umgebung. In der Landwirtschaft gab es verschiedene Verbesserungen: Ochsenpflüge wurden eingeführt, einige Bauern nutzen jetzt Dünger, sie kennen den Wert von gutem Saatgut und wie sie die Felder vor Bodenerosion schützen können. Die, die dieses Wissen anwenden und hart arbeiten, konnten ihre Lage verbessern. Sie können Schulgebühren und medizinische Behandlung zu bezahlen und einige begannen sich bessere Häuser zu bauen. Aber für die Ärmsten ist es immer noch schwierig, ihre Bedürfnisse zu stillen.

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geringe Nahrungs-mittelproduktion

niedriges Einkommen Mangelernährung

Abnehmen der Bodenfruchtbarkeit

Bodenerosion

Unzureichend rErosionschu

Beweiden der Felder

zu kleine Betriebsflächen

Felder brach liegen lassen

knappheit

keine Nutzung von Stallmist

Unkenntnis

unüberlegtes Abholzen

Entwaldung

Klimaveränderung(weniger Regen)

hoher Bedarf an Baumprodukten

Mangel an Stallmist

Arbeitsblatt 6: P

roblembaum

(Kiru-D

ick, Tansania)

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Land

etz

Arbeitsblatt 7: Das Leben im Slum (erzählt von Jaseeli, einer 50jährigen Frau aus dem Slum Suriyakulam in Vellore, Südindien)

Die Frauen in den Slums sind sehr

arm und viele von ihnen arbeiten als Prostituierte. Die Prostitution ist das Ergebnis ihrer Armut. Seit 50 Jahren wohne ich in diesem Slum und habe die Entwicklung der Prostitution miterlebt. Am Anfang waren es nur ein paar Familien, mittlerweile sind es viele geworden (ca. 2000 Menschen). Die Behörden haben versucht der Prostitution ein Ende zu machen indem sie verschiedene Methoden anwandten, aber sie hatten keinen Erfolg. Sogar die Hütten dieser Leute wurden nieder gebrannt.

Mittlerweile treiben sie ihre Geschäfte im Busch, sie benötigen keine Räumlichkeiten. Die Polizei spürt sie manchmal auf und nimmt sie mit aufs Revier, jedoch werden sie schnell wieder gegen eine Kaution entlassen. Das Geld für eine Kaution erwerben sich die Prostituierten indem sie wieder ihren Geschäften nachgehen.

Armut ist nicht der einzige Grund für die Prostitution. Viele der Frauen machen es, weil sie so mehr Geld verdienen und sich mehr Sachen leisten können. Andere sind mittellos und noch andere werden so lange belästigt bis sie sich bereit erklären in das Geschäft einzusteigen. Da Frauen kein Sagen und keine Bedeutung in der Familie haben, flüchten sie oft indem sie in die Prostitution gehen. Oft werden Mädchen auch in die Prostitution gezwungen. Viele dieser Mädchen kommen aus den ländlichen Gebieten des Bundestaats Tamil Nadu. Dort wird ihnen von einem sogenannten Vermittler versprochen, dass sie eine Arbeit in der Stadt vermittelt bekommen und wenn sie dann in die Stadt kommen, werden sie in die Slums gebracht. Mädchen, die sich weigern, werden so lange geschlagen bis sie bereit sind in die Prostitution einzusteigen. Wenn sie einmal verdorben sind, trauen sie sich nicht mehr zurück nach Hause zu gehen. Vor einiger Zeit gab es von der Regierung ein Angebot, den Leuten im Slum neue Häuser zu bauen. Die Häuser in den Slums sind klein und schlecht gebaut, wir haben noch nicht mal ein Abwassersystem. Doch die Leute waren nicht bereit dieses Angebot anzunehmen, weil sie sonst keine Einkommensmöglichkeit hätten. Die Kunden wissen, dass sie in den Slums immer Prostituierte finden können.

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Arbeitsblatt 8: Meenatschi’s Geschichte Meenatchi kommt aus einem Dorf in der Nähe von Villupuram, ca. 120 km östlich von Vellore. Insgesamt sind sie sechs Geschwister. Die Eltern waren zwar sehr arm, trotzdem hatte Meenatchi eine glückliche Kindheit. Als Meenatchi 16 Jahre wurde, boten Verwandte ihr eine Stelle in der Stadt an. Die Eltern freuten sich sehr über das zusätzliche Einkommen der Tochter, Geld wurde dringend gebraucht. Obwohl es Meenatchi sehr schwer fiel ihre Familie zu verlassen, freute sie sich trotzdem auf das bevorstehende Stadtleben. Sie träumte von einem bequemen und ereignisreichem Leben. In Vellore wurde sie in ein kleines Haus gebracht, in dem schon andere Mädchen wohnten. Es wurde ihr bewusst, dass sie zur Prostitution verurteilt worden war. Anfänglich war sie unglücklich über ihre Situation, doch als sie merkte, dass diese Arbeit Geld einbrachte, das ihre Familie so dringend benötigte, ergab sie sich in das Unvermeidliche. Nach Verlauf einiger Jahre heiratete sie einen ihrer Kunden und verbrachte einige glückliche Tage mit ihrem Mann. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass ihr Mann Geld für Alkohol brauchte und sie daher wieder auf die Strasse schickte. Sie hatte keine Wahl als in ihren alten Beruf zurück zu kehren. Inzwischen hatte sie auch zwei Kinder einen Jungen und ein Mädchen. Kinder im Slum

Immer wieder bat sie ihren Mann eine Arbeit zu suchen um die Familie zu ernähren, aber er hatte kein Interesse und führte seinen eigenen Lebensstil weiter. Er wurde ernsthaft krank und nach zwei Jahren starb er. Meenatchi war mittlerweile mit HIV infiziert und konnte nicht mehr so wie vorher für den Unterhalt der Familie sorgen. Zur Zeit ist Meenatchi im Rehabili-tationszentrum von NSM. Ihre Kinder werden von dieser Organisation versorgt. Sie wird weiterhin beraten und erhält die nötige moralische Unterstützung. Mittlerweile werden Symptome von AIDS sichtbar, was bedeutet dass ihre Kinder bald als Waisen zurückbleiben werden.

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Arbeitsblatt 9: Hintergrund-Informationen zu Indien a) Armut in Indien (aus: R. Krack: Kultur Schock Indien. Bielefeld 1998; Seiten 64-65, gekürzt) Vierzig Prozent der indischen Bevölkerung lebt nach offiziellen Angaben unter der Armutsgrenze, d.h. man verdient nicht genug Geld, um den Körper ausreichend zu ernähren. Zwar gibt es längst keine Hungerkatastrophen mehr, doch es ist offensichtlich, dass ein Großteil der Bevölkerung an Mangelernährung leidet. So sind beispielsweise 70% aller indischen Frauen blutarm. „Papi pet ka sawal“ („die Frage des müßigen Bauches“) nennen die Inder des Problem des knurrenden Magens, der auf Speisung wartet. Und wie der gespeist werden soll, ists nur allzu häufig die größte Sorge. Außer für ein paar privilegierte staatliche Angestellte und für einige (privat) Versicherte, gibt es kein soziales Netz. Wer das Unglück hat, krank zu werden, zahlt die Arztrechnungen aus eigener Tasche. Manche Familie wurde durch die schwere Krankheit eines Verwandten an den Bettelstab gebracht. Um die Familie zu ernähren, werden auch die Kleinsten rangeholt. Millionen von Kindern arbeiten als Bidi – Dreher, Schuhputzer, Laufbursche, Feldarbeiter oder als „Abräumer“ und Wasserträger in Restaurants. Für ihre Mühen bekommen sie vielleicht 300 oder 400 Rupien pro Monat. Diejenigen, die in der Gastronomie arbeiten, erhalten dazu freie Mahlzeiten. Dabei können sie aber nicht ungeniert auswählen, was auf ihrem Speiseplan stehen soll: Nur die billigeren Speisen wie “dal und Reis“ stehen ihnen zu. Von klein auf lernen diese Kinder Verantwortung zu tragen, ihre Familie zu unterstützen. Kein Wunder, wenn manch Fünfjähriger das Aussehen und Gebaren eins viel Älteren zeigt. Eine in Indien übliche, schon zur Floskel gewordene Frage ist „khana khaya?“ („hast du schon gegessen?“). der häufige Gebrauch deutet darauf hin, dass es nicht unbedingt selbstverständlich ist, mit einem prallgefüllten Magen durch die Gegend zu spazieren. b) Die Kasten: Hierarchie durch Geburt? (aus: R. Krack: KulturSchock Indien. Bielefeld 1998; Seiten 23-28, gekürzt) Als die legendären Arier um 2000 v.Chr. ihre zentralasiatische Heimat verließen und in Indien eindrangen, war ihre Gesellschaft bereits in Klassen unterteilt. Mit der Zeit spaltete sich die Gesellschaft in vier Klassen: Zuoberst standen die Brahmanen (Priester und Gelehrte), dann folgten die Kshatriyas (Krieger). die Vaishyas (Händler und Bauern) und zuletzt die Shudras (Arbeiter und Untertanen). Der dunkelhäutige, besiegte Ureinwohner sollte isoliert und „dienstbar" gemacht werden. Die Ureinwohner wurden an den Rand der arischen Gesellschaft gedrängt. Das Wort "Kaste" selbst prägten die Portugiesen, die im 16. Jahrhundert nach Indien kamen. Aus den 4 Hauptklassen entstanden im Laufe der Zeit zahlreiche "Unterkasten". Heute soll es etwa 3000 geben, die genaue Zahl ist kaum feststellbar, da stetig neue gebildet werden, andere hingegen aussterben. Unterhalb der 4 Hauptklassen in der indischen Gesellschaft entstand die Schicht der „Unberührbaren". Diese waren wohl Nachkommen von Ureinwohnern, die aus der arischen Gesellschaft ausgeschlossen werden sollten. Die "Unberührbaren" durften nicht in den Städten oder Dörfern der Arier leben, ihnen waren PIätze außerhalb der Stadtgrenzen zugewiesen. Die Arbeiten, die sie verrichteten, waren “unrein", z.B. wurden sie zur Reinigung des Ortes eingesetzt, verbrannten die Toten oder verarbeiteten Tierfelle zu Leder. Der "Unberührbare" war dermaßen geächtet, dass er "Höherkastige" entweder durch Rufe oder durch eine Holzklapper zu warnen hatte, wenn er die Stadt betrat. Berührte er einen "Höherkastigen", war dieser rituell verunreinigt und musste sich einer langen Reihe von "Reinigungszeremonien" unterziehen, um seinen unbefleckten Urzustand wiederherzustellen. Die Kastenzugehörigkeit, bzw. "Kastenlosigkeit" ist erblich, d.h. ein Wechseln von der einen zur anderen Kaste ist unmöglich. Die Kastenzugehörigkeit ist einer Person im allgemeinen nicht anzusehen. Aber an den Nachnamen Iäßt sich zumeist erkennen, welcher Religion jemand angehört, und zusätzlich welcher Kaste, wenn er ein Hindu ist.

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Das Indien von heute versteht sich als sekulärer Staat, in dem es eine Benachteiligung aufgrund "niedriger" Geburt nicht geben soll. Im heutigen Sprachgebrauch werden die “Unberührbaren" oft dalits genannt, "die Unterdrückten" oder harijans,"Kinder Gottes". In der indischen Beamtensprache werden die harijans „scheduled classes" genannt bzw. “scheduled tribes". Die Ausbildung und Einstellung von dalits oder harijans wird vom Staat bevorzugt gefördert, um nachzuholen, was Jahrhunderte lang versäumt worden war. Gibt es zwar keine Benachteiligung aufgrund der Kastenzugehörigkeit im öffentlichen Bereich, so doch im privaten. Die meisten Inder heiraten nur innerhalb ihrer Kaste, ein Überschreiten der Kastengrenzen würde in ihren Augen in manchen orthodoxen Regionen, besonders in Tamil Nadu, werden harijans noch immer sozial geächtet. So dürfen sie in einigen Dörfern ihr Wasser nicht aus dem Brunnen ziehen, den die "Höhergestellten" benutzen. Staatliche Gleichstellungs-Programme, die in Neu-Delhi erdacht werden, interessieren den Dorfbewohner, vielleicht zweitausend Kilometer von der Hauptstadt entfernt, nicht allzu sehr. Die lokalen Traditionen sind stärker als Gesetze. In abgelegenen Landstrichen kommt es daher noch immer zu Konflikten zwischen harijans und den ehemals Privilegierten, die nicht daran denken, ihre liebgewonnene Vormachtstellung von heute auf morgen aufzugeben. c) Überbevölkerung (aus: R. Krack: KulturSchock Indien. Bielefeld 1998; Seiten 52-56, gekürzt) Bei jedem Besuch in Indien entdecke ich neuentstandene Slums, die inmitten "besserer" Mittelstandssiedlungen entstanden sind. Die Armutshütten werden einfach an die Grenzmauern von Apartmentgrundstücken gebaut, so "spart" man zumindest schon die eine Wand. Von Monat zu Monat wachsen aber die Slums in die Städte hinein. Dem "Mehrangebot" an Menschen steht kein Mehrangebot an Arbeitsplätzen gegenüber. Exakte Arbeitslosenstatistiken sind unmöglich zu erstellen, doch gibt es genug acht- oder zehnköpfige Familien, die nur einen Geldverdiener haben. Obwohl Indien über 3 Millionen qualifizierter Wissenschaftler verfügt und zu den 10 größten Industrienationen gerechnet werden kann, sind die Prognosen düster: Im Jahre 2000, so ist abzusehen, wird Indien die höchste Rate von Analphabetentum in der Welt erreicht haben. (Aber auf der anderen Seite ist die Zahl der Lesenden" auch nicht zu verachten: Eine “literacy rate" von etwa 50% bedeutet ein Leserheer von fast 500 Millionen.) Das Problem der Überbevölkerung mit all seinen unweigerlich daraus resultierenden Nachfolgeproblemen scheint Indiens Krankheit Nummer Eins. Die Ursache von Indiens Geburtenüberschuss liegt in der sozialen Struktur. Da es kein staatliches Altersversorgungssystem gibt, werden "genügend" Kinder in die Welt gesetzt, die den Lebensabend der Eltern finanziell absichern sollen. Da die Kindersterblichkeit sehr hoch liegt, werden "zur Sicherheit" mehr Kinder gezeugt als notwendig. Ein Ehepaar, das nur Töchter hat, bekommt so lange Nachwuchs, bis endlich der ersehnte Sohn zur Welt gekommen ist. Erst mit der Geburt eines Sohnes fühlen sich die Eltern stolz und auch gesichert: Die Töchter werden schließlich irgendwann die Familie verlassen und bei der Familie ihrer Ehemänner leben. Nur der Sohn wird die Eltern versorgen. Zu alledem gesellt sich ein riesiger Schuss Fatalismus. Fragt man Elternpaare, warum sie denn acht, neun oder mehr Kinder haben, bekommt man oft die Antwort "bhagwan dete hain! (= "Gott gibt"), und wir müssen es nehmen; wie's kommt." Es gibt kein größeres Unglück für ein Ehepaar als das, keine Kinder zu bekommen. Meistens wird dieser "Fehler" der Frau angelastet, aber auch die Verwandten des Mannes werden sich fragen, ob denn mit ihm alles in Ordnung ist. Große Fruchtbarkeit ist Grund zum Stolz. Auf die Frage nach ihrer Kinderzahl antworten manche Ehepaare: "Wir haben sechs Kinder, zwei davon sind tot". Die toten Kinder werden mitaufgeführt, was soviel heißen soll wie: Seht ihr, soviele Kinder haben wir gekriegt! Wir sind wirklich fruchtbar und stark! d) Die Rolle der Frau (aus: R. Krack: KulturSchock Indien. Bielefeld 1998; Seiten 58-62, gekürzt) Von Anfang an haben Frauen die schlechteren Karten. Die Geburt eines Mädchens ist bei weitem nicht so viel Grund zur Freude wie die eines Jungen. Die Eltern wissen, dass sie in absehbarer Zukunft Mitgift zahlen müssen, dass die Tochter zu der Familie ihres Ehemannes ziehen und nicht für die Altersversorgung der Eltern aufkommen wird. Die Tochter ist eine finanzielle Last, auf die man lieber verzichtet hätte. Dementsprechend wird sie behandelt: Drei mal so viele Mädchen leiden an

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Eiweißmangel wie Jungen. Den Jungen kommt weitaus öfter eine Krankenhausunterbringung zu, und im allgemeinen wird ihnen mehr Pflege und Aufmerksamkeit zuteil. Obwohl Mädchen eigentlich bei der Geburt stärker sind als Jungen, ist die Sterberate ungleich höher: Von Kindern bis zu 9 Jahren, sterben 60% mehr Mädchen als Jungen. Da die Tochter nur die Aufgabe hat zu heiraten und ihrerseits Kinder zu gebären, werden weit weniger Mädchen als Jungen in die Schule geschickt. Zu Anfang dieses Jahrhunderts lag die Alphabetisierungsrate von Frauen bei 0.6 %, die von Männern bei 9,83 %. Obwohl heute insgesamt 51,2 % der Bevölkerung lesen und schreiben können, ist die Alphabetisierungsrate der Frauen nur etwa halb so hoch wie der Männer. In den Iändlichen Gebieten ist die Alphabetisierungsrate der Frauen weitaus niedriger als die in den Städten. So können beispielsweise 34,75%, der "städtischen Frauen" im Bundesstaat Rajasthan lesen und schreiben, aber nur 5,46% der Landfrauen. Von frühster Kindheit an muss die Tochter im Haushalt ihrer Mutter mitarbeiten. So wird sie auf die Rolle vorbereitet, die sie bei ihrem Ehemann zu spielen haben wird Ist sie schließlich verheiratet, hat sie ihrem Ehemann eine treue sorgende Frau zu sein. Im traditionellen Haushalt serviert sie zuerst ihrem Mann und den männlichen Mitgliedern der Familie die Mahlzeiten - erst danach darf sie selber essen. Die Rollen sind getrennt: Der Mann geht hinaus in die Welt und verdient das Geld, der Bereich der Frau ist die Küche und das Heim. "Bei der Geburt bringt sie (die Tochter) eine Sorgenlast, in der Jugend die Furcht um ihren guten Ruf, zur Zeit der Heirat bringt sie den Verlust von Reichtum, in der Tat, sie macht das Herz so schwer, ihres Vaters Herz so schwer." (Sanskrit-Vers)

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Arbeitsblatt 10: Armut in Deutschland Auftrag: Lest des Arbeitsblätter 1 & 2 und die folgenden Grafiken

a) Was bedeutet Armut in Deutschland? b) Welche Bevölkerungsgruppen sind in Deutschland besonders von Armut betroffen?

Armutsraten in der Bundesrepublik Deutschland:

13

21,8

3134,1

05

101520253035

%

insgesamt Kinder in Alleinerzieh.-Haushalten

in Haushalten mitArbeitslosen

Personen unterhalb der Armutsgrenze(50% des Nettoäquivalenzeinkommens)

10

26,131,4

42,4

0

10

20

30

40

50

%

Haushalte mit deut.Haushaltsvorstand

Migranten- Haushalte

Familien mit mehr als2 Kindern

Alleinerzieh.- Haushalte

Haushalte unterhalb der Armutsgrenze(50% des Äquivalenzeinkommens)

Durchschnittliches „Nettoäquivalenzeinkommen“ (1995): 2.232 DM Alle Zahlen beziehen sich auf die alten Bundesländer und das Jahr 1995. Quellen: Statistisches Bundesamt: Datenreport 1997; U. Neumann: Verdeckt Armut in der BRD (Bonn 1997); R. Hauser: Die Entwicklung der Einkommensverteilung (Bonn 1999) zitiert aus: VENRO: Armut macht uns alle ärmer - Globalisierung ohne Armut, 1999

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Durchschnittliches „Nettoäquivalenzeinkommen“ (BRD) 2.232 DM Personen unterhalb der 50% Armutsgrenze 13,0 %Kinder unterhalb der Armutsgrenze 21,8%Arme Personen in Alleinerziehenden-Haushalten 31%Arme Personen in Haushalten mit einem Arbeitslosen 34,1%Anteil der Haushalte in Armut, Deutscher Haushaltsvorstand 10%Anteil der Haushalte in Armut, Migranten 26,1%Anteile der Haushalte in Armut, Familien mit mehr als zwei Kindern 31,4%Anteil der Haushalte in Armut, Alleinerziehende 42,4%Durchschnittliches „Nettoäquivalenzeinkommen“ (BRD) 2.232 DM Alle Zahlen beziehen sich auf die alten Bundesländer und das Jahr 1995. Quellen: - Statistisches Bundesamt: Datenreport 1997 - U. Neumann: Verdeckt Armut in der BRD (Bonn 1999)

- R. Hauser: Die Entwicklung der Einkommensverteilung (Bonn 1999) (aus VENRO: Armut macht uns alle ärmer - Globalisierung ohne Armut, 1999)

-

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Arbeitsblatt 11: Armut, Konsum, Schulden

Auftrag: Lest AB11 und diskutiert über die Zusammenhänge zwischen Konsum, Armut und Schulden. Wie wirken sich wirtschaftliche Schwierigkeiten auf das Leben von Kindern und Jugendlichen aus?

1. "Schulden sind keine Frage der Ehre"

Studie an der Universität Oldenburg über Kinder, Jugendliche und Schulden Aus: http://www.uni-oldenburg.de/presse/f-aktuell/9905geld.htm Kontakt: Prof. Dr. Armin Lewald oder Wiss. Mitarbeiterin Tanja Dannemann, Studiengang Haushalts- und Ernährungswissenschaften, Fachbereich 3 Sozialwissenschaften, Tel. 0441/798-2629, Fax –2967. Auch wenn das Geld fehlt, sind Jugendliche nur ungern bereit, ihre Konsumwünsche einzuschränken. Statt dessen bevorzugen sie Konsum auf Kredit. Ansparen oder gar Verzicht ist nicht sehr gefragt. Zwar wollen die meisten Jugendlichen geliehenes Geld zurückzahlen, aber wann und in welchen Beträgen - das sehen sie nicht so streng. Dies sind die Hauptergebnisse einer Pilotstudie unter der Leitung des Haushalts- und Ernährungswissenschaftlers Prof. Dr. Armin Lewald von der Universität Oldenburg zum Thema "Kinder, Jugendliche und Schulden“. Befragt wurden aus dem gesamten Regierungsbezirk Weser-Ems knapp 1000 Schülerinnen und Schüler aus Grundschulen, Orientierungsstufen sowie von Haupt- und Realschulen. Die Mehrheit der Schüler (55-65%) würden sich Geld leihen, um ihre Wünsche zu erfüllen. Nur eine Minderheit entscheid sich für den Konsumverzicht. Aufschlussreich ist auch die Auskunft der Schüler zum Thema "Schuldenrückzahlung". Nur eine Minderheit empfand für sich selbst als peinlich. Überraschend war, wie viele Jugendliche nach Einschätzung ihrer Altersgenossen Schulden machen, obwohl sie wissen, dass sie nicht oder nicht pünktlich zurückzahlen können. So scheint Verlässlichkeit bei der Rückzahlung keine Frage der Ehre mehr zu sein. Vor dem Hintergrund ihrer Untersuchung plädieren die Oldenburger Wissenschaftler für eine stärkere Einbeziehung des Themas "Schulden und Kredit" in den Schulunterricht. Jugendlichen müssten die Gefahren einer unbedachten, nicht "durchgerechneten" Kreditaufnahme deutlich gemacht werden etwa in dem Sinne: "Du hast unangenehme Zeiten, wenn es zu Verzügen oder gar einer Nichtbedienung von Krediten kommt!"

55%56%65%

37%31%

24%

80%76%

55%

0%10%20%30%40%50%60%70%80%

Geld ausleihenund es kaufen

Konsumverzicht Sparen undwarten

Du möchtest etwas haben, das du im Augenblick von deinem Taschengeld nicht bezahlen kannst. Was machst du in

solchen Fällen?

3.+4. Klasse5.+6. Klasse7.-10. Klasse

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27%

47%45% 48%

30%

21%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

... ist mir peinlich. ... ist anderenJugendlichen

peinlich

Eine unpünktliche Rückzahlung der Schulden ...

3.+4. Klasse5.+6. Klasse7.-10. Klasse

12%

29%

43%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

3.+4. Klasse 5.+6. Klasse 7.-10. Klasse

Andere Jugendliche machen Schulden, obwohl sie wissen, dass sie sie nicht oder nicht pünktlich zurückzahlen können.

2. Ein Beispiel aus der Schuldnerberatung in Augsburg Benni (Name geändert) lebte als Jugendlicher nach dem Motto „Alles und sofort“. Mithalten war seine Devise. Er wollte sich nicht weniger leisten könne als seine Kumpels und er lebte dadurch über seine Verhältnisse. Um diesen Lebensstil finanzieren zu können, ging er ein immer höheres Risiko ein. Er nahm Kredite auf und verlor schließlich den Überblick über seine Finanzen. Er konnte seine Schulden nicht mehr bezahlen. Als einzigen Ausweg sah er, sich das Geld gewaltsam zu besorgen. Deshalb verübte er zusammen mit einem Komplizen eine Raubüberfall auf eine Sparkasse. Er wurde dabei erwischt und kam mit 21 Jahren ins Gefängnis. Als er nach 2½ Jahren entlassen wurde, hatte er noch mehr Schulden als vorher und kam deshalb zur Schuldnerberatung.

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3. Armutsbericht der Bundesregierung WDR: Thema der Woche, Sendebeitrag vom 28.04.01 (www.wdr.de/tv/aks/thema_woche01_17.html) Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hat das bestätigt, wovor viele Sozialverbände seit Jahren gewarnt haben: Die Kluft zwischen arm und reich ist größer geworden. 13.000 Einkommensmillionären stehen fast drei Millionen (genau 2,9) Sozialhilfeempfänger gegenüber. Die Zahl der überschuldeten Haushalte stieg in vier Jahren um fast ein Drittel. ...Von Armut bedroht sind neben Arbeitslosen vor allem alleinerziehende Mütter und kinderreiche Familien. Dass allein erziehende Mütter sogar mit Abstand das größte Sozialhilfe-Risiko haben, hat auch Bundesarbeitsminister Walter Riester bei der Vorstellung des ersten Armutsberichtes am Mittwoch in Berlin noch einmal besonders betont. Für sie sei es oft sehr schwer, Kindererziehung und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren. Heike Kaufmann aus Essen kann da dem Bundesarbeitsminister nur zustimmen. Zehn Jahre war die alleinerziehende Mutter auf Sozialhilfe angewiesen und hat während dieser Zeit gelernt, mit Geld gut zu haushalten. Denn mittlerweile arbeitet Heike Kaufmann wieder halbtags und hat am Ende des Monats weniger als zuvor als Sozialhilfeempfängerin. Morgens, zehn vor sechs, schleicht sich Heike Kaufmann noch kurz ins Kinderzimmer. Tochter Rebecca, 7 Jahre, und Sohn Manuel, 12 Jahre alt, schlafen noch ganz fest. Dann muss sich die alleinerziehende Mutter aber beeilen. Noch schnell legt sie einen kleinen Zettel mit Anweisungen und lieben Grüßen für die Kinder auf den Küchentisch. Eine halbe Stunde später steuert sie schon den Linienbus 185 von Essen nach Oberhausen. Die Halbtagsstelle hat sie seit zwei Jahren. Rund 1.700 Mark bekommt sie dafür netto. Vorher hat sie zehn Jahre lang Sozialhilfe bezogen. Da hatte sie für sich im Monat rund 300 Mark mehr. Aber dass sie nun weniger verdient, ist kein Grund für sie, die Arbeit aufzugeben. Sie fühlt sich wohl in ihrer Haut, die Arbeit ihr Spaß und fördert das Selbstvertrauen. Früher hat das Sozialamt Heike Kaufmann Miete und Heizkosten bezahlt, Zuschüsse für Kleidung und Telefon gegeben. Heute muss die 31-jährige alles selber bezahlen. Nach Abzug der festen Kosten, wie Miete und Heizung, bleiben ihr 500 Mark übrig. Da ist der Unterhalt für die Kinder schon mit drin. Doch Heike Kaufmann weiß irgendwie immer, wie sie das hinkriegt. Einkaufen geht sie nur in bekannten Discount-Läden. Täglich vergleicht sie die Preise zum Aldi-Angebot. Und sie hat ihre Tricks zu sparen. Neben den Preisvergleichen kauft sie oft große Mengen und braucht die Produkte nach und nach auf. Bei Waschmittel oder Joghurt ist das unterm Strich meistens billiger. Außerdem achtet sie auf Sonderangebote und kauft preisreduzierte Lebensmittel, deren Verfalldatum kurz vor dem Ablauf ist. Zu Mittag bekommen Rebecca und Manuel heute ihr Lieblingsessen. Heike Kaufmann hat aus der Tiefkühltruhe Kaiserinnen-Kartoffeln für 3,50 DM die Packung genommen. Dazu vier Eier. Etwas Mayonnaise. Und fertig ist eine leckere Mahlzeit für drei Personen. Fleisch beispielsweise gibt es nur ganz selten, am Wochenende und an Feiertagen. Meistens gibt es einfache Gerichte wie Nudeln oder Fischstäbchen mit Kartoffeln. Rebecca und Manuel wissen, dass die Mama nicht viel Geld hat. In ihrem Kinderzimmer ist nicht das neueste Spielzeug. Wenn die beiden draußen mit Freunden toben, sind sie auf Markenklamotten, wie sie der Nachbarsjunge beispielsweise trägt, nicht neidisch. Da sie nie Markenklamotten getragen haben, vermissen die Kinder sie auch nicht. Täglich rechnet Heike Kaufmann zusammen, was sie ausgegeben hat, sucht, wo sie noch sparen könnte. Das mache ihr nichts aus, sagt sie. Aber auch nach zwei Jahren kann Heike Kaufmann nicht verstehen, dass sie jetzt, wo sie halbtags arbeitet, weniger Geld hat, als vorher, als sie noch Sozialhilfe bekam. Dass sie trotz ihres Engagements mit ihrem Verdienst unter dem Sozialhilfesatz liegt, findet sie ungerecht. Sozialhilfe will Heike Kaufmann aber nie wieder beziehen. Sie ist mit ihrem Leben jetzt zufrieden. Auch wenn es manchmal sehr hart ist.

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Arbeitsblatt 12: Unsere Einstellung zur Armut

Alter (Jahre) Geschlecht bis 15 16-25 26-45 46-65 über 66 weiblich männlich

Welchen Aussagen würdest du am Ehesten zustimmen?

praktisch tun um zu helfen.

unternehmen, um solchen Leuten zu helfen.

4. Hungerndes Kind (Äthiopien) a Bei Katastrophen, wie Erdbeben, Überschwemmungen

oder Hungersnöten, bin ich bereit spontan zu spenden, aber langfristig möchte ich mich nicht festlegen.

b Es ist verantwortungslos, dass die Familie nicht besser für dieses Kind sorgt.

c Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen so leben, das wird bestimmt von Journalisten übertrieben.

d Ich wäre bereit auf einen Teil meines Einkommens oder

1. Obdachloser (Deutschland) a Es tut mir echt leid für diese Leute, aber ich weiß nicht wie ich

helfen könnte.

b Diese Leute verschwenden sicherlich ihr Geld für unnötige Dinge, wie z.B. Alkohol.

c Es gibt doch so viele Bedürftige, da kann man ja doch nichts machen.

d Es reicht nicht nur Geld zu spenden, man muss auch etwas

2. Mann mit Lepra (Indien) a Wenn ich so etwas sehe, fühle ich mich richtig elend.

b Solche Bilder werden immer wieder gezeigt, aber in Wirklichkeit sind es nur ganz Wenige denen es so schlecht geht.

c Wenn ich so etwas im Fernsehen sehe, schalte ich schnell weiter.

d Ich habe schon oft versucht Notleidenden zu helfen.

3. Rentner sucht im Abfall nach Essbarem (GUS) a Ich finde es gut, dass Andere für Notleidende spenden,

ich selber habe allerdings kein Geld dafür übrig.

b Ich finde wer wirklich arbeiten will und sich anstrengt, muss nicht arm sein.

c Zum Glück lebe ich nicht in einer Gegend, wo es solche Not gibt.

d Wir sollten in unserer Klasse (Firma, Verein) etwas

Taschengeldes zu verzichten, um diesen Kindern zu helfen.

Sonstige Kommentare:

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Auswertungstabelle Antworten: a b c d keine Gesamt

Anzahl

bis 15 Jahre

%

100 %

Anzahl

16-25 Jahre

%

100 %

Anzahl

26-45 Jahre

%

100 %

Anzahl

46-65 Jahre

%

100 %

Anzahl

über 65 Jahre

%

100 %

Anzahl

weiblich

%

100 %

Anzahl

männlich

%

100 %

Anzahl

Gesamt

%

100 %

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Arbeitsblatt 13: Entwicklungsprojekt der Diözese von Mount Kilimanjaro Auftrag: Lest das Arbeitsblatt und sprecht über die folgenden Fragen: 1) Durch welche Aktivitäten soll den Armen geholfen werden? 2) Setzt das Projekt mehr an den Ursachen oder an den Folgen an? 3) Wie wirken die Hilfsangebote auf die Gefühle und die wirtschaftlichen Möglichkeiten der betroffenen Menschen? 4) Was findet ihr gut und was würdet ihr anders machen? Der Start Das Dorf Kiru-Dick gehört zum Gebiet der anglikanischen Diözese von Mount Kilimanjaro. Seit den 70er Jahren gibt es hier eine Gemeinde. Die Kirche engagiert sich sowohl für die

geistliche, als auch die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in ihrem Gebiet. 1992 wurde in Kiru-Dick eine Untersuchung über die Lebensbedingungen, Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten durchgeführt. Die Untersuchung fand statt unter Leitung des Leiters der Entwicklungsabteilung der Diözese und eines deutschen Entwicklungshelfers (von Christliche Fachkräfte International) mit starker Beteiligung von Dorfbewohnern. Als ein wichtiges Problem wurden die geringen Erträge wegen Bodenerosion auf den steilen Feldern erkannt.

Projektmaßnahmen und Ergebnisse Im Anschluss an die Untersuchung bildete sich eine Gruppe von jungen Landwirten aus Kiru-Dick, die interessiert waren die Bodenerosion in ihren Felder zu bekämpfen. Die meisten von ihnen waren engagierte Christen. Mitarbeiter der Diözese führten regelmäßig praktische Schulungen in Kiru-Dick durch und besprachen das Problem der Bodenerosion auch mit dem Dorfrat. Die Gruppenmitglieder lernten wie Erosionsschutzstreifen ausgemessen und angelegt werden. Zunächst waren die meisten Bauern skeptisch und das Interesse am Erosionsschutz war im Dorf gering. In den ersten drei Jahren legten 16 Bauern insgesamt ca. 5.000 m Erosionsschutzlinien an. Im Rahmen eines neuen Entwicklungsprogramms führte die Diözese zusammen mit Vertretern des staatlichen Beratungsdienstes 1996 eine Evaluierung der bisherigen Fortschritte durch. Die Regierungsvertreter waren von der Arbeit der Diözese und der Gruppe von Bauern beeindruckt und sicherten ihre Unterstützung zu. Durch das neue Entwicklungsprogramm wurde die Unterstützung der Dorfgruppe intensiviert und immer mehr Bauen legten Erosionsschutzstreifen an.

Vermessen der Erosionsstreifen

Durch die Maßnahmen wurde die Bodenfruchtbarkeit verbessert und die Erträge erhöht. Auf den Erosionsschutzstreifen werden Gras und vielseitig nutzbare Bäume (u.a. für Bau- u. Brennholz, Viehfutter, Erosionsschutz) angepflanzt. Bauern, mit geringem Vermögen, die ausreichend Schutzstreifen angelegt hatten, wurden als nächstem Schritt Milchziegen und

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Milchkühe angeboten. Durch die Milch soll die Ernäh-rung der Familien verbessert werden und zusätzliche Einnahmen ermöglicht werden. Die Bauern werden vorher in der Viehhaltung geschult und erhalten die Tiere auf Kredit: Sie verpflichten sich zwei Kälber bzw. Lämmer an das Projekt zurückzugeben, die dann anderen Bauern zugute kommen. Die Mitarbeiter der Diözese unterstützen weiterhin die Bauern in Kiru-Dick. Gemeinsam überlegen sie wie die Einkommen und die Lebensbedingungen verbessert werden können. Als neue Initiative versuchen einige der Bauern den Anbau von ertragreichen Stangenbohnen.

Voraussetzungen für den Erfolg des Projekts Eine entscheidende Grundlage des Projekts ist die Einbeziehung der Zielgruppe. Von Anfang an waren Dorfbewohner dabei, um die Probleme und Chancen in ihrem Dorf zu untersuchen. Auch die praktische Ausführung der Erosionsschutzmaßnahmen geschieht in erster Linie durch die Mitglieder der Dorfgruppe. Die meisten von ihnen sind junge Christen, die aus ihren Glauben Verantwortung für ihre Mitmenschen und die Umwelt übernehmen. Das Projekt leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt, dass die Menschen im Dorf das was ihnen möglich ist auch selber leisten müssen, z.B. die Arbeiten selber ausführen, für die erhaltene Kuh zwei Kälber weitergeben, usw. Die freiwilligen Mitarbeiter im Dorf wurden regelmäßig und langfristig von der Entwicklungsabteilung der Diözese unterstützt. Dazu war Verständnis, Respekt und Geduld für die Menschen im Dorf nötig. Voraussetzung für die Verbesserung der Landwirtschaft war ein Lernprozess und Bewusstseinswandel. Die Mitarbeiter der Diözese gaben Informationen, praktische Ausbildung und wichtige Unterstützung, die im Dorf fehlte. Sie achteten aber darauf, dass das Projekt die Sache der Dorfbewohner blieb, der Erfolg ihr Erfolg war und es ohne Hilfe von außen weitergeführt werden kann.

Entwicklung der Erosionsschutzmaßnahmen

in Kiru-Dick (Tansania)

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5000

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Läng

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Länge der Schutzstr Anzahl der Bauern

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Arbeitsblatt 14: Das Projekt Asha Illam in Vellore (Tamil Nadu, Indien) Auftrag: Lest das Arbeitsblatt und sprecht über die folgenden Fragen: 1) Durch welche Aktivitäten soll den Armen geholfen werden? 2) Setzt das Projekt mehr an den Ursachen oder an den Folgen an? 3) Wie wirken die Hilfsangebote auf die Gefühle und die wirtschaftlichen Möglichkeiten der betroffenen Menschen? 4) Was findet ihr gut und was würdet ihr anders machen? Navjeevan Seva Mandal (N.S.M., New Life Service Society) ist eine christliche indische Hilfsorganisation und wurde 1984 gegründet. Es betreut 47 Projekte wie Gesundheitsstationen, Dorfentwicklungs-programme, Kinderheime und landwirtschaftliche Projekte und beschäftigt dafür 156 Mitarbeiter. Neben Spenden aus Indien wird die Arbeit von N.S.M. auch durch Hilfsorganisationen aus dem Ausland finanziert.

1994 begann N.S.M. in den Slums von Vellore mit einer Arbeit für Prostituierte. Zu dem Projekt „Asha Illam“ (Haus der Hoffnung) gehört eine Gesundheitsstation, Frauengruppen, eine Näherinnen-Ausbildung ein Wohnheim für Frauen und ein Kindergarten. Das Projekt hat 11 Mitarbeiter. N.S.M. unterhält im Slum Suriyakulam eine kleine Gesundheitsstation. Es gibt Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere und Kinder und Behandlung von Aids-Patienten und allgemeinen Krankheiten Einmal wöchentlich hält ein Facharzt für Geschlechtskrankheiten vom Krankenhaus (Christan Medical College) Sprechstunde in der Gesundheitsstation.. Für die Behandlung muss nur ein minimaler Betrag gezahlt werden, in Notfällen erfolgt die Behandlung auch kostenlos.

Büro und Mitarbeiter von NSM

Die 25 Frauengruppen in verschiedenen Elendsvierteln von Vellore haben jeweils 20-25 Mitglieder. Die meisten Frauen sind Prostituierte oder sind in Gefahr in die Prostitution zu geraten. Die Frauengruppen werden regelmäßig von Sozialarbeiterinnen besucht, bei Familienproblemen beraten und in Gesundheitslehre und sozialen und wirtschaftlichen Fragen unterrichtet. Zu dem Projekt gehört ein Kleinkreditprogramm für die Mitglieder der Frauengruppen. Es werden Kredite von 2-3.000 Rs (40-60 Euro) vergeben, die innerhalb von 10 Monaten in Raten zurückgezahlt werden müssen. Es wird

eine Bearbeitungsgebühr von 1% erhoben, aber keine Zinsen verlangt. Mit dem Kredit können sich die Frauen neue Einkommensquellen erschließe wir z.B. Handel mit Gemüse, Früchten oder Kleidern, Imbiss- und Teestand, Erwerb einer Nähmaschine oder einer Getreidemühle. Es wurden bis jetzt 509 Darlehen vergeben (1,100,000 Rs) und fast alle zurückgezahlt. Mit dem Kreditprogramme verbunden ist ein Sparprogramm für Einzelpersonen und Gruppen.

MMeennsscchheenn iimm SSlluumm

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An der Näherinnen-Ausbildung nehmen ca. 20 Mädchen teil, die sonst aus wirtschaftlichen Gründen leicht in die Prostitution gezogen würden. Der Unterricht findet Nachmittags statt, da einige der Mädchen vormittags arbeiten müssen. Neben Nähen werden auch andere Handarbeiten unterrichtet und es gibt jeden Tag eine Andacht. Der Kurs dauert jeweils ein Jahr. Von 1996 bis ‘99 wurden 46 Mädchen ausgebildet, weitere 14 hatten die Ausbildung vorzeitig abgebrochen. Von den ersten beiden Jahrgängen haben alle Absolventinnen eine Arbeitsstelle, vor allem in der örtlichen Textil- und Lederindustrie. Die Nähschule wurde von einer Pfarrersfrau ins Leben gerufen und seit 1996 von N.S.M. das Projekt weitergeführt. Seit Ende der 70er Jahre wird das Projekt von der Sozial-Missionarischen Arbeit des Deutschen Jugendverbandes „Entschieden für Christus“ (EC) unterstützt.

Nähunterricht

Es gibt eine Wohngruppe mit Mädchen, die teils aus schlimmen Verhältnissen kommen. Sie sind gern im "Asha Illam" und haben Zuversicht auf eine lebenswerte Zukunft. N.S.M. unterhält auch eine Kindertagesstätte und außerhalb der Stadt Vellore ein Internat für die Kinder aus den Slums. Sie sollen in ländlicher Umgebung, dem schlechten Milieu entzogen, die Schule besuchen können um aus dem Kreislauf von Unwissenheit und Armut herauskommen.

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Arbeitsblatt 15: Renuga’s Geschichte (23 Jahre) (Die Diaserie gibt einen Eindruck von Renuga und den Lebensbedingungen im Slum.)

Ich heiße Renuga. Der Slum in dem ich groß geworden bin, heißt Suryakulam. Meine Vater war früher ein Zuhälter, meine Mutter ist taubstumm. Als ich noch ein kleines Mädchen war spielte ich auf den Strassen und mir war bewusst womit viele der Frauen ihr Geld verdienten. Ich habe die Schule bis zur 10. Klasse besucht. Als ich 16 Jahre alt war, kam eine Sozialarbeiterin vom Asha Ilam-Projekt und sprach mich auf der Strasse an. Sie erzählte mir von der Einrichtung für junge Mädchen, so wie ich, wo diese Mädchen das Nähen erlernen können. Nach Abschluss des Kurses würde ich vielleicht sogar eine Nähmaschine bekommen. Die Sozialarbeiterin lud mich zu diesem Kurs ein.

Während meines einjährigen Kurses, lernte ich nähen und sticken. Ich kann jetzt viele Handarbeiten machen. Ich habe auch gelernt was es bedeutet ein Christ zu sein, diszipliniert zu leben und eine Familie zu führen. Nachdem der Kurs beendet war, musste ich das Projekt verlassen, weil andere Mädchen zum lernen kamen. Aber ich hatte jetzt ein Zertifikat in der Hand sowie die Fähigkeit das gelernte praktisch einzusetzen. Ich bekam eine Stelle in einer Schuhfabrik. Wir produzieren Schuhe die nach Europa exportiert werden. Am Anfang erhielt ich einen Lohn von 200 Rupien*. Als

sich meine Arbeit als zufriedenstellend erwies, wurde mein Lohn auf 2000 Rupien im Monat erhöht. Ich habe eine 6-Tage Woche, Sonntag ist frei. Kurz vor der Rente werde ich 50.000 Rupien bekommen und sonstige Zulagen. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Ich bin jetzt 23 Jahre, verheiratet und habe einen Sohn. Die Arbeit meines Mannes besteht im Abladen von Lkws. Er hat einen Tagelohn von 60 Rupien. Er hat keine Schule besucht, aber ich akzeptiere ihn so wie er ist und versuche ihm eine gute Frau zu sein. Wir haben es geschafft aus der Slum Gegend weg zu gehen und wohnen zur Miete für 300 Rupien im Monat.

Ich habe jetzt eine Arbeit, Familie und ich habe eine Zukunft. Die Asha Ilam-Einrichtung und die Mitarbeiter haben eine Veränderung meines Lebens bewirkt. Mit mir waren noch 10 andere Mädchen im Programm und auch diese 10 Mädchen sind positiv beeinflusst worden. Mein Gehalt erhöht sich jährlich und unsere Wirtschaftslage wird dadurch verbessert. Ich hoffe, dass das Asha Ilam-Projekt weiterhin bestehen bleibt und vielen Mädchen zu einer besseren Zukunft verhilft.

*(1 Euro entspricht 42 Indischen Rupien)

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Arbeitsblatt 16: Beratungsstelle "Schuldner in Not", Augsburg Auftrag: Lest das Arbeitsblatt und sprecht über die folgenden Fragen: 1) Durch welche Aktivitäten soll den Armen geholfen werden? 2) Setzt das Projekt mehr an den Ursachen oder an den Folgen an? 3) Wie wirken die Hilfsangebote auf die Gefühle und die wirtschaftlichen Möglichkeiten der betroffenen Menschen? 4) Was findet ihr gut und was würdet ihr anders machen? Ziel der Beratungsstelle "SCHULDNER IN NOT" Ziel der Arbeit der Landeskirchlichen Gemeinschaft (LKG) Augsburg ist es, die Liebe Gottes in Wort und Tat den Menschen weiterzugeben. Damit ist auch ein sozial-diakonischer Auftrag verbunden. Aufgrund der sichtbar zunehmenden Verschuldungs- bzw. Überschuldungs-situation, nimmt sich die LKG Augsburg durch ihren Beratungsdienst „SCHULDNER IN NOT“ seit Oktober 1994 den in Schwierigkeiten geratenen Menschen an. Überschuldet sind z.Z. ca. 2 Mio. Haushalte in Deutschland. Das sind ca. 6% aller deutschen Haushalte. Wege in die Schuldenkrise Betrachtet man einen typischen Weg in die Finanzkrise, so liegt der Ausgangspunkt zumeist im persönlichen Bereich. Mithalten wollen ,ein „Alles – und – sofort „- Lebensstil heißt die Devise. Was der Nachbar sich leisten kann, das kann man schließlich auch. Und nicht nur das. Es muss alles noch mehr, noch besser und noch teurer sein. Und die Finanzierung? Die wird gleich vom Händler oder Hersteller mitgeliefert. Das nennt sich dann Finanzkauf nach dem Slogan „Kaufen Sie jetzt, zahlen Sie später“. Finanziert wird meist „auf des Messers Schneide“, d.h. es geht gerade noch. Das Einkommen reicht gerade noch aus, um die Raten zu bezahlen. In vielen Fällen lösen unerwartete Lebenskrisen das wirtschaftliche Chaos aus. Hauptursachen dafür sind Arbeitslosigkeit, Trennung und Scheidung sowie Krankheit. Umgekehrt haben dauerhafte wirtschaftliche Notlagen in verstärktem Maße gefährdende Einflüsse auf das Familiengefüge und werden daher selbst zu Auslösern von Lebenskrisen und Konflikten. Hier entwickelt sich also ein Teufelskreis, aus dem es ohne externe Hilfe meist kein Entrinne mehr gibt. Äußeres Zeichen dieser von vielen Menschen als ausweglos empfundenen Lage ist die Zunahme von psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen, die von Depressionen bis hin zum Selbstmord reichen können. Oft kommt dazu der Alkoholismus als (untauglicher) Versuch zur Problemlösung mit allen seinen Nachteilen für das Sozialverhalten. Situation der Schuldner Im Durchschnitt sind die Ratsuchenden bei „SCHULDNER IN NOT“ bei acht Gläubigern mit ca. DM 87.000 verschuldet. Die Verschuldung hat bei der überwiegenden Zahl der Leute schon vor mehreren Jahren begonnen. Wenn sie zur Beratung kommen, sind sie durchschnittlich 34 Jahre alt. Sie stehen einem Schuldenberg gegenüber, den sie aus eigener Kraft nicht mehr bewältigen können. Es ist jetzt aus der Verschuldung eine Überschuldung geworden. Dies bedeutet, dass das Einkommen nach Abzug der lebensnotwendigen Ausgaben nicht mehr ausreicht, um den Zahlungsverpflichtungen vertragsgemäß nachzukommen. Rechnungen und Mahnungen von Gläubigern und Inkassobüros, sowie anwaltschaftliche Schreiben werden nicht mehr beachtet, und oftmals weggeworfen. Es kommt zu gerichtlichen Mahnbescheiden und letztlich zu

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Zwangsvollstreckungsmaßnahmen (Pfändungen). Besonders schlimm wird es, wenn die Wohnung nicht behalten werden kann, weil die Miete, oder die Stromrechnung nicht bezahlt werden kann. Ganzheitliche Hilfe In vielen Fällen hat man es mit Menschen zu tun, die nicht nur aufgrund finanzieller Probleme Rat suchen, sondern zusätzlich auch unter psychischen und/oder sozialen Schwierigkeiten leiden. Dementsprechend müssen auch diese kritischen Lebensereignisse in die Beratung mit einbezogen werden. Viele Ratsuchende kommen mit Schamgefühlen und gestörtem Selbstbewusstsein zur Beratung, weil sie ihre Situation als eigenes Versagen werten. Daher kommt es von Anfang an darauf an, den Menschen so wertzuschätzen, wie auch Gott die Menschen liebt. Dazu gehört auch das einfühlsame Verstehen der jeweiligen Situation. Eine tiefergehende Lebensstilanalyse, die die wesentlichen Grundüberzeugungen des Menschen determiniert und letztlich sein Verhalten prägt, soll die gesamte Beratungsphase begleiten. Dadurch können die Wurzeln für die Lebenskrise erkannt und Ansatzpunkte für eine Rehabilitation gefunden werden. Schritte aus der Schuldenfalle 1. Ganzheitliche AnalyseIm Vordergrund steht die ganzheitliche Betrachtung der Schuldnersituation. Dies bedeutet zunächst, dass der Mensch als Individuum angesehen wird, das aus der Einheit von Körper, Geist und Seele heraus lebendig ist. Deshalb müssen die verschiedenen Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Dazu gehören z.B. Familiensituation, Freundes- u. Bekanntenkreis, Wohnverhältnisse, Einkommen, Bildungsniveau, Arbeitsplatz, Freizeitsituation, Konsumverhalten, Schuldenhöhe und Gläubigerzahl. Bezüglich des Ausgabeverhaltens kommt es neben der gründlichen Bestandsaufnahme vor allem auf die wirtschaftliche Sichtweise der einzelnen Ausgabearten an. D. h. es muss für die Klienten aus einer Kosten/ Nutzen – Abwägung heraus erkennbar werden, wo bisher die Defizite in ihrem Verhalten lagen. Um in geeigneter Weise intervenieren zu können, muß ein differenzierter und planvoller Einsatz wirtschaftlich /rechtlicher und sozialpädagogischer Maßnahmen erfolgen. 2. RegulierungUnter „Regulierung“ verstehen wir drei Alternativen der Problemlösung. Erstens die Möglichkeit einer Sanierung. Das heißt, dass ein Klient beispielweise durch eine Einmalzahlung seine Verbindlichkeiten begleichen kann und danach schuldenfrei ist. Zweitens, dass der Klient wieder in der Lage ist, seine Verbindlichkeiten – über einen längeren Zeitraum – auf Ratenbasis zu bezahlen. Oder drittens, dass er lernen muss, seinen Lebensunterhalt mit einem Existenzminimum zu bestreiten. 3. NachsorgeWährend des gesamten Regulierungsprozesses besteht die Möglichkeit, den Klienten im Sinne einer „begleitenden“ Nachsorge zu betreuen, in dem ihm nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht Hilfen an die Hand gegeben werden, um wieder auf die „eigenen Beine“ zu kommen. Dabei kommt es darauf an, zusammen mit den Klienten ein neues Verhalten einzuüben, d.h. sie zu motivieren, über einen mehr oder weniger langen Zeitraum Einschnitte in ihr Haushaltsbudget hinzunehmen. 4. Prävention Die Beratungsstelle versteht ihren Auftrag auch in der Schuldenprävention. Insbesondere junge Menschen sollen durch Informationsveranstaltungen möglichst frühzeitig angesprochen werden. Dazu eignen sich besonders Verträge mit

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Diskussionen zu Konsum – und Finanzierungsfragen in Schulen, bei Ehevorbereitungskursen und öffentlichen Seminaren. Das Beratungsteam Die Umsetzung des ganzheitlichen Beratungsansatzes erfolgt in geeigneter Weises durch die Zusammenarbeit eines interdisziplinär besetzten Beratungsteams. Das Beratungsteam von „SCHULDNER IN NOT“ setzt sich wie folgt zusammen: Leiter ist ein Diplom-Kaufmann mit juristischer, sozialwissenschaftlicher und therapeutisch-seelsorgerlicher Zusatzausbildung. Zur vertiefen juristischen Unterstützung steht ein Rechtsanwalt nach Bedarf zur Verfügung. Insbesondere für psychosoziale Probleme arbeiten ein Diplom-Sozialpädagoge (aus der Suchthilfe) sowie z.Zt. zwei Therapeutische Seelsorger mit. Alle Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht.

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Arbeitsblatt 17: Warum gerade ich (nicht)?

WvWW WW

D

ich

arum geht es dir nicht so, wie den Leuten in Kiru-Dick, oder den Mädchen im Slum on Vellore? ie erklärst du dir die Unterschiede? as hast du persönlich dazu getan, dass es dir jetzt so geht?

as haltet ihr von den folgenden Argumenten? elche anderen Erklärungen fallen euch ein?

iskutiert über diese Erklärungen. Welche Argumente findet ihr am zutreffendsten?

Das ist der Verdienst meiner Eltern

und Großeltern.

Wir hatten bessere

orraussetzungenund haben sie

genutzt.

V

Es ist reiner Zufall, dass ichin Deutschland

aufwachse.

Wir Deutschen sind eben

tüchtiger als andere Völker.

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Arbeitsblatt 18: Was können wir tun? - Ideen zum Handeln 1. Information: Der erste Schritt zu Handeln ist es, sich zu informieren und Informationen weiter zu geben. Bei den folgenden Kontaktadressen bekommt ihr weitere Informationen. Überlegt, wo und an wen ihr diese Informationen weitergeben könnt (z.B. in der Schule, bei Freunden, im Jugendkreis, in der Verwandtschaft, bei Nachbarn, usw. 2. Finanzen Oft kann man mit wenig viel erreichen. Mit 26 Euro im Monat kann man zum Beispiel einem Kind oder Jugendlichen in Indien den Schulbesuch oder eine Ausbildung finanzieren. Ihr könntet auch eine besondere Aktion durchführen um ein spezielles Projekt zu unterstützen. 3. Mitarbeit Gerade bei Initiativen für Notleidende in unserer Umgebung, ist oft praktische Hilfe gefragt. Welche Initiativen gibt es in eurem Ort? Für welche Aufgaben werden dort Mitarbeiter benötigt? Welche Hilfsaktion könntet ihr selber in Bewegung setzen? Auch im Ausland ist praktische Mitarbeit möglich, z.B. als Einsatz von drei Monaten bis zu einem Jahr. Kontaktadressen Deutscher Jugendverband „Entscheiden für Christus“ (EC) e.V. Sozial-Missionarische Arbeit Leuschnerstraße 74, 34134 Kassel, Tel: 0561/4095-111, E-Mail: , Internet: [email protected] www.ec-jugend.de/sma Christliche Fachkräfte International Wächterstraße 3, 70182 Stuttgart, Tel: 0711/21066-0 E-Mail: [email protected] Beratungsstelle “Schuldner in Not” Max-Gutmann-Straße 5, 86159 Augsburg, Tel/Fax: 0821/ 59 747-52

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