Armin Bachor _ Christen Und Der Dialog Der Welt Religionen (Bibel Ethik & Zeitfragen - DCTB - TB12)

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    Deutscher Christlicher Techniker-Bund e.V. (DCTB)Postfach 11 22 Tel. 0711/8380828 E-mail: [email protected] Korntal-Mnchingen Fax 0711/8380829 http://www.dctb.de

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    DCTBThemenbltter: Bibel-, Ethik- und ZeitfragenThemenblatt 12

    Christen und der Dialog

    der WeltreligionenArmin Bachor

    Immer wieder finden weltweit Veranstaltungenstatt, bei denen Vertreter der verschiedenenWeltreligionen (Stammesreligionen, Hinduis-mus, Chinesische Religion, Buddhismus, Juden-tum, Christentum und Islam) miteinander reden.Ihr Ziel ist, die Toleranz aller Religionen voran-zutreiben. Man mchte eine weltumspannendereligiseEinheit in vershnter Verschiedenheitdarstellen. Dafr steht der BegriffPluralitts-Synkretismus. Diesem Dialog der Weltreligio-nen liegt das esoterische Dogma zugrunde, dass

    alle Religionen aus einer Quelle stammen unddeshalb auch nur ein gemeinsames Ziel haben.Die Frage nach einer allgemeingltigen Wahr-heit stellt sich nicht. Wahrheit ist nicht der Aus-gangspunkt und auch nicht ein festzulegendesZiel. Die Wahrheit im Dialog zu erfahren bleibtein andauerndes Unternehmen nach dem Motto:Der Weg ist das Ziel.

    Projekt Weltethos

    Genau das ist auch die geistige Grundlage desProjekt Weltethos. Es wurde von dem deut-schen katholischen TheologenHans Kng initi-iert und wird derzeit vom Weltparlament derReligionen in Verbund mit den Vereinten Na-tionen vorangetrieben. Der Grundgedanke die-ses politisch-religisen Projektes ist: KeinWeltfriede ohne Religionsfriede. Deshalb: KeinFrieden unter den Nationen ohne Frieden unterden Religionen. Kein Frieden unter den Reli-

    gionen ohne Dialog zwischen den Religionen.Kein Dialog zwischen den Religionen ohneglobale ethische Mastbe. Kein berlebenunseres Globus ohne ein globales Ethos, einWeltethos.1

    Nach Kngs Vorstellung sollen die ethi-schen Grundlagen aller Religionen einen Kata-log von Verhaltensregeln hergeben, nach de-nen sich alle Menschen dieser Welt richtensollen. Die Ausgangslage dieses Projektes istdie Annahme, dass der Wesenskern aller Reli-

    gionen gleich ist, weil sie die gleiche Wurzelhaben. Damit sind auch alle Religionengleichwertig, haben gleiche ethische Mastbeund dieselben Ziele. So mssen schlielichalle Menschen jede Religion als richtig undgut anerkennen. Das nennt man dann die Tole-ranz aller Religionen. Wenn damit aber dasRecht und die Mglichkeit der Konversion,das heit des Religionswechsels, als intolerantverurteilt und praktisch verhindert wird, be-kommt das ganze Unternehmen einen intole-

    rantenWesenszug. Kngs Weltethos ist in derTat, wie der Theologe Klaus Bergerin der

    Deutschen Tagespostbemerkt, strukturellautoritr konzipiert. Er spricht da von der ab-soluten Autoritt, mit der die Leiter und Leh-rer der Religionen im Bedarfsfall mit allenMitteln auf Menschen einwirken sollen.2 Dasaber ist Zwang. Diese Idee einerdachorgani-sierten Uniformierunggeht vom Weltparla-1 Hans Kng, Spurensuche (Mnchen: Piper, 1999), S. 267.2

    Diakrisis, Nr. 3, 1996: 164.

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    ment der Religionen aus, das die Freiheit ein-zelner stark einschrnkt. Politisch gesehen kannaber Frieden nur dort wachsen, wo echte Frei-heit gewhrt wird.

    Es kann trotz Kulturaustausch keine Ein-heitskultur geben, die Frieden unter den Men-

    schen schafft. So wird es auch trotz Religions-dialog, kein Weltethos und damit auch keinewirkliche Toleranz aller Religion geben, die zueinem friedlichen Miteinander der Menschenfhrt. So wertvoll auch alle politischen Bestre-bungen nach Frieden sind, ein Dialog der Reli-gionen, der wirklich zum Frieden fhren knnte,muss immer von der Basis ausgehen. Dort woMenschen als Nachbarn zusammenleben, kannund sollte sich jeder Mensch selber entscheidenknnen, welche Religion er annehmen und le-

    ben will. Das beinhaltet nachdrcklich auch dasRecht zum Religionswechsel.

    Dass sich an diesem Projekt Welt-ethosauch christliche Kirchen beteiligen, ist die prakti-sche Auswirkung der Esoterikwelle in Theologieund Kirche, die zu gravierenden theologischenUmdeutungen des biblischen Glaubens gefhrthaben.3 So verwundert auch nicht, dass HansKng in seinen theologischen Grundeinsichtendie Heilsfrage nicht als identisch mit der Wahr-heitsfrage ansieht, Gott als innerweltliches Prin-zip versteht, die Trinittslehre als spekulativ be-zeichnet ablehnt und die reale Auferstehung Jesuin ein geistiges Erlebnis der ersten Christen um-deutet.4

    Leitlinien

    Was fr eine Alternative gibt es zu diesem eso-terisch-synkretistischen Unternehmen des Dia-

    log der Weltreligionen? Wie begegnen wirMenschen aus einer anderen Religion? Wiesprechen wir mit ihnen ber unseren Glauben?Die folgenden fnf Prinzipien knnen als Leitli-nie fr ein Gesprch mit Menschen aus anderenReligionen dienen:

    3 Werner Thiede,Esoterik-die postreligise Dauerwelle(Neukirchen-Vluyn: Friedrich Bahn, 1995), S. 124ff.4Hans Kng, Spurensuch, S. 235f; 308.

    1. Kenne ich die andere Religion?

    Bevor ich die Glaubenspraxis einer anderenReligion verstehen und nachvollziehen kann,muss ich mich zunchst gedanklich, zum Bei-spiel durch Literatur, mit den lehrmigenGrundlagen dieser Religion auseinander set-zen.

    2. Kenne ich meine Bibel?

    Um in einen Dialog, das heit. ein Wechselge-sprch, mit einem Menschen einer anderenReligion einzutreten, ist es notwendig, dasWesen und den Charakter der Religion, die ichim Gesprch vertrete, genau zu kennen. Dabeiist mir schon jetzt gedanklich klar: beimchristlichen Glauben handelt es sich eigentlich

    nicht um eine der groen Weltreligionen, son-dern um den persnlichen Glauben an JesusChristus, den Schpfer, Erlser und Herrn die-ser Welt, der mir in der biblischen Offenba-rung entgegen tritt. Ich muss also exakt wis-sen, was ich als Christ glaube. Bibelkenntnisist hier gefragt. Neben diesem Grundwissenrede ich als Christ als persnlich betroffenerund engagierter Vertreter meiner Religion,denn der Glaube ist immer auch an eine sub-

    jektive Erfahrung gebunden. Gerade die per-snliche berzeugung ist das Kennzeichen,das mich erst zu einem religisen Menschenund damit zu einem qualifizierten Vertretermeiner Religion macht.

    3. Habe ich Respekt?

    In einem Dialog muss ich die Bereitschaftmitbringen, mich auf den Gesprchspartnereinzulassen. Das heit: ich hre ihm genau zu,versuche seine Gedanken nachzuvollziehen

    und frage nach, wenn ich etwas nicht genauverstehe und respektiere ihn in seinen An-schauungen.

    4. Bin ich tolerant?

    In einem Dialog ist Toleranz gefragt. EchteToleranz hat einen klaren Standpunkt. Aufdieser Basis wird der religis Andersdenkenderespektiert. Das heit allerdings nicht, dass ichden Standpunkt des anderen fr gut heien

    oder sogar selber bernehmen muss. Dieser

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    modernistische Toleranzglauben westlicher Pr-gung erkennt nicht, dass die Vertreter andererReligionen die Dialogveranstaltungen als Wer-beplattform fr ihre Religion nutzen. Ohne Tole-ranz wrden wir selber standpunktlos und da-durch konturenlos und unglaubwrdig. Siegfried

    Kettling bemerkt dazu: Tolerante Mission hatnichts zu tun mit dem pluralistischen Dialog-Prinzip das wrde Toleranzinflation verbundenmit Wahrheitsschwindsucht bedeuten.55

    5. Bin ich bereit zum Zeugnis?

    Als engagierter Vertreter meines Glaubens istmein Gesprchsbeitrag ein Zeugnis eines ber-zeugten, das berzeugen will. Das ist im eigent-lichen Sinn Mission. Missionarisch ist jemand,

    der berzeugt ist, dass ihm sein Glaube hilft,Lebens- und Daseinsfragen zu bewltigen. Die-se Lebenshilfe gebe ich als Einladung weiter.Das hat berhaupt nichts mit Zwang oder Ge-walt zu tun. Im Gegenteil: mein Zeugnis kanneher dahin fhren, dass ich mit Ablehnung undFeindschaft rechnen muss. So leitet sich auchdas Wort Zeugnis vom neutestamentlichenWort fr Martyrium ab. Mission ist also rich-tig verstanden, ein einladendes Zeugnis einesberzeugten, das berzeugen will. Aber Missi-

    on ist niemals ohne persnliches Risiko.Dieses missionarische Bewusstsein hat natr-lich etwas mit der Wahrheitsfrage zu tun.

    Vertreter des Buddhismus machen beispiels-weise keinen Hehl daraus, dass ihre Religioneinen universalen Anspruch erhebt. Der katholi-sche Religionswissenschaftler Hans Waldenfelsbemerkt dazu, dass es keine Religion ohne of-fenen oder verborgenen Absolutheitsanspruchgibt.6 Und auch Michael von Brck, ein enga-gierter Vertreter des Dialoges zwischen dem

    Buddhismus und dem Christentum bekennt sichim sog. Tbinger Dialoggesprch zu folgen-der Auffassung von Wahrheit: Wenn wirnicht von der Wahrheit ergriffen sind und dannauch fr die Wahrheit zu streiten bereit sind,knnen wir unsere Religionen, ganz egal wel-

    5 Siegfried Kettling, Toleranz und Wahrheit, wie Hund

    und Katze? (Wuppertal:Brockhaus, 1981), S. 60.

    che, aufgeben.67Daher sollten auch wir als Vertreter des

    christlichen Glaubens ganz unbefangen undohne Furcht davon reden, dass in keinem an-deren die Errettung ist und auch in keinem

    anderen Namen auer Jesus Christus Heil ist

    (Apostelgeschichte 4, 12). Die Grundlage frunser missionarisches Zeugnis ist diese abso-lute und exklusive Wahrheit.

    Martyrium

    Das Rmische Reich des ersten bis viertenJahrhunderts n. Chr. war multikulturell undmultireligis. Es zeigte sich zunchst auchtolerant, wenn man seine berzeugungen nicht

    absolut setzte, sondern die Wahrheiten desanderen stehen lie. Spter fand das ethischund wirtschaftlich zerfallende Reich seinebehelfsmig zusammenhaltende Klammer indem erstarkenden und intoleranten Kaiserkult.Der Rmische Kaiser lie sich als Gott vereh-ren, der der Welt Heil und Rettung versprach.Im diesem religisen Umfeld haben bereits dieersten Christen ihren Glauben mit grenzen-berschreitender Liebe und konsequenten Ein-satz ihres Lebens bezeugt (Martyrium).

    Auch heute bleibt der durch uns Christenbezeugte und vorgelebte universale Liebesan-spruch Gottes, dass in keinem anderen dieErrettung ist und auch in keinem anderen Na-men auer Jesus Christus Heil ist eine heraus-fordernde und riskante Lebensentscheidung

    Deutscher Christlicher Techniker-Bunde.V., Korntal 2003

    Vervielfltigung, auch auszugsweise, nur mitGenehmigung des DCTB

    6 Hans Waldenfels,Begegnungen der Religionen. Theolo-gische Versuche I; zitiert in: Werner Thiede,Esoterik-die

    postreligise Dauerwelle, S.148.