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Arzneimittel als Proxy für eine Diagnose: Methodisch sinnvoll? - Das Beispiel Asthma – AGENS-Methodenworkshop am 12. und 13. März 2009 im Universitätsklinikum Magdeburg Arzneimittel als Proxy für eine Diagnose: Methodisch sinnvoll? - Das Beispiel Asthma – AGENS-Methodenworkshop am 12. und 13. März 2009 im Universitätsklinikum Magdeburg Dr. Falk Hoffmann, MPH

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Arzneimittel als Proxy für eine Diagnose: Methodisch sinnvoll?

- Das Beispiel Asthma –

AGENS-Methodenworkshopam 12. und 13. März 2009

im Universitätsklinikum Magdeburg

Arzneimittel als Proxy für eine Diagnose: Methodisch sinnvoll?

- Das Beispiel Asthma –

AGENS-Methodenworkshopam 12. und 13. März 2009

im Universitätsklinikum Magdeburg

Dr. Falk Hoffmann, MPH

• Asthma = chron. entzündliche Erkrankung der Atemwege mit anfallsartig auftretenden typischen Symptomen (giemendeAtmung, Atemnot, Husten)

• wichtige Erkrankung im Erwachsenen- wie im Kindesalter

• Kosten vor allem durch nicht ausreichend kontrolliertes AsthmaGlobal Initiative for Asthma (2005): Global Strategy for Asthma Management and Prevention. Bethesda, MD: National Heart, Lung and Blood Institute, NIH.Bousquet et al. (2005): The public health implications of asthma. Bull World Health Organ, 83:548–554.

Hintergrund

• Relevanz in Deutschland: DMP, NVL

• z.B. für DMP aus Kassensicht einfache Selektion wichtig

• Medikamente als Proxy?

Klassische 2x2-Feldertafel

Studie von Stock et al. (2005)

Studie von Stock et al. (2005) - Methodik• Anliegen: Prävalenz (und Kosten) von Asthma in Deutschland ermitteln

• Daten von 6 Krankenkassen wurden genutzt (Arzneimittel, Krankenhaus) aus 1999

• Als Asthmatiker wurden Versicherte mit der Verordnung inhalativer Beta-2-Sympathomimetika (ATC: R03AC; z.B. Salbutamol, Fenoterol, Formoterol) oder inhalativerGlucocorticoide (ATC: R03BA; z.B. Budesonid, Beclometason) klassifiziert (oder Krankenhausaufnahme wegen Asthma)

• Personen ausgeschlossen mit Krankenhausdiagnose COPD

• Gesamtprävalenz (12-Monats-Prävalenz): 6,3%

Studie von Stock et al. (2005) - Ergebnisse

• Telefonischer Gesundheitssurvey (GStel03)

• Bundesweit repräsentative Stichprobe der nicht-institutionalisierten Wohnbevölkerung mit Festnetz von Erwachsenen 18 Jahre und älter (n=8.318)

• Zwischen September 2002 und März 2003 standardisierte telefonische Befragung:

• „Wurde bei Ihnen jemals Asthma bronchiale von einem Arzt festgestellt?“ (Lebenszeit-Prävalenz)

Hoffmann (2007): Prevalence of asthma among German adults: analysis of the German National Telephone Survey. J Asthma, 44(6):433-6.

Was sagen andere Untersuchungen? 18+ Jahre

Lebenszeit-PrävalenzHoffmann (2007)

12-Monats-PrävalenzStock et al. (2005)

Was sagen andere Untersuchungen? 18+ Jahre

• Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS)

• Bundesweit repräsentative Untersuchung von Kindern zwischen 0-17 Jahren (n=17.641)

• Zwischen Mai 2003 und Mai 2006

• Standardisierte ärztliche Befragung der Eltern:

• „Hat ein Arzt jemals bei Ihrem Kind Asthma festgestellt?“ (Lebenszeit-Prävalenz)

• „Ist diese Erkrankung innerhalb der letzten 12 Monate aufgetreten?“ (12-Monats-Prävalenz)

Schlaud et al. (2007): Allergische Erkrankungen Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, 50(5-6):701-10.

Was sagen andere Untersuchungen? 0-17 Jahre

Was sagen andere Untersuchungen? 0-17 Jahre

Vergleich 12-Monats-Prävalenz

„Nachbildung“ der Prävalenzvon Stock et al. (2005) mit

Daten der GEK aus 2005 und Vergleich KiGGS

Hat jedes behandelte Kind Asthma (PPV)? - I• Daten des Medical Expenditure Panel Survey (MEPS) zu6.790 Kindern 0-17 Jahre

• Computer-assisted Personal Interviews (CAPI) von Haushaltsmitgliedern (Eltern)

• wenn möglich Apothekendaten zugespielt (12 Monate)

• Asthma, wenn in letzten 12 Monaten (1996) vorhanden(z.B. Krankheitstage, Arztbesuche) = current asthma

Joesch et al. (2006): Does your child have asthma? Filled prescriptions and household report of child asthma. J Pediatr Health Care, 20(6):374-83.

• nur 52,7% mit Antiasthmatika hatten Asthma

• für insgesamt 83,5% Asthma oder plausible Indikationen

Hat jedes behandelte Kind Asthma (PPV)? - II

Zuidgeest et al. (2009): What drives prescribing of asthma medication to children? A multilevel population-based study. Ann Fam Med, 7(1): 32-40.

• Dutch National Survey of General Practice (DNSGP-2)

• elektronische Patientenakte (ca. 100 GPs) von Kindern1-17 Jahre über 12 Monate

Wird jedes Kind mit Asthma behandelt (Sensitivität)?

• Daten aus MEPS (n=6.790 Kinder 0-17 Jahre) (Joesch et al. 2006)

• 62,8% der Kinder mit Asthma erhielten Medikamente

Beimfohr et al. (2001): The use of anti-asthmatic drugs in children: results of a community-based survey in Germany. Pharmacoepidemiol Drug Saf, 10(4):315-21.

• Daten aus München und Dresden zur International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC), 1995/96

• 11.094 Kinder zwischen 5-7 sowie 9-11 Jahren

• nur 69,6% der Asthmatiker (current asthma) hattenAntiasthmatika im vergangenen Jahr

Fazit - I

Zuidgeest et al. (2008): Prescription of respiratory medication without an asthma diagnosis in children: a population based

study. BMC Health Serv Res, 8:16.

• Antiasthmatika ≠ Asthma

• verschiedene Methoden identifizieren verschiedene Populationen

• Elternauskunft setzt kommunizierte Diagnose voraus

• Symptome („wheezing“) stets höhere Prävalenz

Fazit - II

“In theory, asthma medications serve as markers, or surrogate measures, for diagnoses; the reality seems to

be more complex.”

• …und das gilt nicht nur für Asthmamedikamente!

• Validierungsstudien gegen Goldstandard sind notwendig (oder zumindest eine Literaturrecherche)

Vielen Dank für die Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!Aufmerksamkeit!

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