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Arzneimittel-Atlas 2012Für einen realistischen Blick auf den Arzneimittelmarkt

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Der Arzneimittelverbrauchin der GKVTransparente und strukturierte Informationen für 31 Indikationsgruppenbasierend auf Tagesdosen und Erstattungspreisenzeigen

Änderungen von Verbrauch und Preis

Strukturelle Verschiebungen

Regionale Unterschiede

Indikationsbezogene Gegenüberstellungen zur Prävalenz

Extrakt 2012 Deutschland im Überblick

Indikationen mit besonderer Versorgungsrelevanz

» A02 Mittel bei säurebedingten Erkrankungen

» A10 Antidiabetika

» B01 Antithrombotische Mittel

» C02-C09 Mittel bei Hypertonie

» C10 Lipidsenkende Mittel

» G04 Urologika

» J05 Antivirale Mittel

» L01 Antineoplastika

» M01 Antiphlogistika und Antirheumatika

» M05 Mittel bei Knochenerkrankungen

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Überblick

» DeutschlanD

Deutschland (Position) eu (Anzahl Länder)

Einwohner (2010) 81,8 Mio. (1) 501,1 Mio. (27)

Fläche 357 000 km² (4) 4 324 782 km² (27)

Einwohner/qkm 229 (5) 116 (27)

Arbeitslosenquote (2011) 5,9% (4) 9,7% (27)

Reales BIP je Einwohner (Euro, 2010) 29 000 (10) 23 100 (27)

Reales verfügbares Einkommen der Haushalte (Verbrauchskonzept) / Einwohner (Euro, 2010) 23 592 (1) 19 359 (25)

Anteil Bevölkerung über 55 Jahre 32,5% (1) 29,5% (27)

Praktizierende Ärzte je 100.000 Einwohner (2009) 364,1 (4) 315,3 (17)

Bevölkerungsanteil BMI≥30 (über 18 J. 2008-2010) 15,8% (10) 15,2% (19)

Krankenhausbetten je 100.000 Einwohner (2009) 822,9 (1) 550,9 (25)

Gesundheitsausgaben je Einwohner (Euro, 2008) 3 221 (8) 2 490 (21)

Ausgaben für Arzneimittel und sonstige medizini-sche Verbrauchsgüter je Einwohner (Euro, 2008) 483 (4) 381 (21)

Alle Angaben aus Eurostat. Wenn kein EU27 Wert vorhanden, wurde ein bevölkerungsgewichteter Durchschnitt gebildet.

Die demographische Entwicklung und der tech-nische Fortschritt sind u.a. Ursachen für einen stetigen Anstieg der Leistungsausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Der Gesetzgeber und die Selbstverwaltung versu-chen mit Spargesetzen und einer effizienteren Versorgung dieser Entwicklung entgegenzusteu-ern. Während die Ausgaben in der ambulanten und stationären Versorgung trotzdem stiegen, führte dies im Arzneimittelbereich zu einer deut-lichen Abschwächung. Von 2009 nach 2010 stie-gen die Arzneimittelausgaben nur um 180 Mio. €. Von 2010 nach 2011 gingen die Ausgaben sogar um 1,2 Mrd. € zurück.

100

110

120

130

140

ausg

aben

in d

er G

KV

(Inde

x; J

ahr 2

005

= 10

0)

Ärztliche Behandlung

Arzneimittel

Krankenhausbehandlung insg.

Sonstige Leistungen

60

70

80

90

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

ausg

aben

in d

er G

KV

(Inde

x; J

ahr 2

005

= 10

0)

Entwicklung der Leistungsbereiche in Deutschland 2005 - 2011

(Quelle: BMG - Kennzahlen und Faustformeln. Stand Juli 2012)

Der größere Bedarf an Arzneimitteln in Deutsch-land führte zu einem Anstieg des Verbrauchs um 2,6% auf 39,27 Mrd. verordnete Tagesdosen (DDD) im Jahr 2011. Gemessen am Listenpreis gab es auch 2011 eine leichte Zunahme der Um-sätze von 0,7% auf 32,15 Mrd. €. Unter Berück-sichtigung der geleisteten gesetzlichen und ver-traglichen Rabatte durch die pharmazeutische Industrie und die Apotheken verringerten sich die Ausgaben für die GKV um 3,9% auf 26,89 Mrd. €.

2010 201110>11 (in %)

AbsolutArzneimittelumsätze (Listenpreise: AP), Mrd. € 31,91 32,15 0,7Arzneimittelausgaben (Rabatte abgezo-gen: EP), Mrd. € 27,99 26,89 -3,9Verbrauch (DDD), Mrd. DDD 38,27 39,27 2,6Verbrauch (VO), Mio. Verordnungen 676,6 679,6 0,5je GKV-VersichertenArzneimittelumsätze (AVP) 459,4 463,8 1,0Arzneimittelausgaben (EP) 402,8 387,9 -3,7Verbrauch (DDD) 550,8 566,5 2,9Verbrauch (VO) 9,7 9,8 0,7

Eckdaten des GKV-Arzneimittelmarkts 2010 - 2011

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12 Die gesetzlichen Maßnahmen waren der Hauptgrund für den Rückgang der Arzneimittelausgaben in der GKV. Durch die Zerlegung der Ausgabenveränderung in ihre Komponenten wird dies deutlich. Der verbrauchsbeding-te Ausgabenanstieg war mit 968 Mio. € stärker als im Vorjahr. Der Ausgabenanstieg auf Grund von strukturel-len Änderungen zu neuen Therapieoptionen betrug 2011 426 Mio. €. Gleichzeitig wurden durch „technische Ein-sparungen“, d.h. zum Beispiel durch einen höheren Anteil größerer Packungen oder vermehrten Einsatz von Gene-rika, Einsparungen von 727 Mio. € erzielt. Die Einsparef-fekte durch günstigere Erstattungspreise hatten sich mit 1,7 Mrd. € 2011 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Zwei Drittel dieses Preiseffekts sind auf höhere gesetzliche und individuelle Rabatte zurückzuführen.

-727,5

426,1

968,1

-442,0

496,8

865,6

-2.500 -2.000 -1.500 -1.000 -500 0 500 1.000

Technische Einsparungen

Innovationswettbewerb

Verbrauch

Ausgabenänderung (Mio. €)09>10 10>11

-1.096,8

-1.763,5

-31,6

-952,1

Gesamt

Preis

Komponentenzerlegung auf Basis der Erstattungspreise in Deutschland 2009 - 2011, Ausgabenänderung in Mio. €

Am stärksten war der verbrauchsbedingte Anstieg bei Arz-neimitteln für Erkrankungen des Immunsystems (z.B. rheu-matoide Arthritis). Es folgten Arzneimittel, die bei häufigen Erkrankungen eingesetzt werden, wie Refluxkrankheit, Bluthochdruck sowie Mittel zur Thrombozytenaggregati-onshemmung. Doch auch für Arzneimittel gegen seltenere Erkrankungen wie Multiple Sklerose, HIV und Hepatitis C stiegen die Ausgaben durch höheren Verbrauch.

44,3

44,8

47,1

82,2

91,2

117,3

Multiple Sklerose (Immunsuppresiva)

Antidepressiva

Erhöhte Thrombozytenaggregationsneigung

Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensinsystem

Säurebedingte Erkrankungen

Rheumatoide Arthritis u.a. andere Systemerkrankungen

34,7

35,0

35,4

42,2

0 20 40 60 80 100 120

HIV

Hepatitis C

Hämophilie

Multiple Sklerose (Immunmodulatoren)

ausgabenänderung (Mio. €)

Erkrankungen mit höchstem verbrauchsbedingten Anstieg der Arzneimittelaus-gaben in Deutschland 2010 - 2011 (Verbrauchs-Komponente), Ausgabenänderung in Mio. €

Betrachtet man den strukturellen Einfluss durch neuere Arz-neimittel (Innovations-Komponente), so zeigten sich 2011 die höchsten Effekte auf die Ausgaben bei Antidiabetika. Ebenso finden sich bei Arzneimitteln gegen viele neurolo-gische und psychiatrische Erkrankungen (u.a. Depression, Epilepsie und Parkinson-Syndrom) Ausgabensteigerungen durch einen höheren Anteil neuerer Arzneimittel. Betroffen zeigten sich auch Arzneimittel bei rheumatoider Arthritis, zur Schmerztherapie, bei erhöhter Thrombozytenaggrega-tionsneigung, bei Asthma/COPD und zur Behandlung von Krebs.

32,7

37,2

38,3

44,2

49,7

54,6

Asthma, COPD

Erhöhte Thrombozytenaggregationsneigung

Schmerzmittel (Opioide, Analgetika, Antipyretika)

Rheumatoide Arthritis u.a. andere Systemerkrankungen

Neuroleptika, Antipsychotika

Diabetes (Nicht insulinpflichtig)

15,3

16,2

19,7

30,8

0 10 20 30 40 50 60

Parkinson-Syndrom

Prostata-Ca

Verschiedene Krebserkrankungen

Epilepsie

ausgabenänderung (Mio. €)

Erkrankungen mit dem höchsten therapiebedingten Anstieg der Arzneimittelaus-gaben in Deutschland 2010 - 2011 (Innovations-Komponente), Ausgabenänderung in Mio. €

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12 Bei ausgabenstarken Indikationsgruppen zeigten sich entsprechend auch große Einsparungen durch die kon-krete Produktwahl der Ärzte bzw. Apotheken. Wichtigster Bestandteil der „technischen Einsparungen“ war 2011 der höhere Anteil von Generika in Folge von Patentausläufen. Bei Arzneimitteln gegen säurebedingte Erkrankungen traf dies insbesondere für Pantoprazol und Esomeprazol zu. Im Falle der Mittel bei erhöhter Thrombozytenaggrega- tionsneigung steigerten weiterhin Clopidogrel-Generika ihre Marktanteile. 2011 liefen für drei Wirkstoffe zur Be-handlung von Bruskrebs (Letrozol, Anastrozol und Exe-mestan) die Patente aus. Für Pramipexol zur Behandlung des Morbus Parkinson war im Dezember 2010 das Patent abgelaufen.

-49,1

-64,2

-72,7

-85,1

-91,9

-109,1

Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensinsystem

Parkinson-Syndrom

Influenza (Impfung)

Brustkrebs

Erhöhte Thrombozytenaggregationsneigung

Säurebedingte Erkrankungen

-22,5

-23,5

-33,8

-34,4

-120 -100 -80 -60 -40 -20 0

Bakterielle Infektionen

Epilepsie

Neuroleptika, Antipsychotika

Antidepressiva

ausgabenänderung (Mio. €)

Erkrankungen mit den höchsten Senkungen der Arzneimittelausgaben durch „technische Einsparungen“ in Deutschland 2010 - 2011, Ausgabenänderung in Mio. €

Durch das GKV-Änderungsgesetz erhöhte sich Mitte 2010 der Herstellerrabatt von 6% auf 16% und es wurde wieder ein Preismoratorium beschlossen. Des Weiteren umfassen die individuellen Rabattverträge einen immer größeren Teil des GKV-Marktes. Auch der Apothekenabschlag erhöhte sich und der Großhandel musste ebenfalls einen Abschlag leisten. Bei Indikationsgruppen mit großem Generikaange-bot (wie Arzneimittel gegen säurebedingte Erkrankungen oder gegen Hypertonie) war aber auch weiterhin der reine Preiswettbewerb wichtig. Gleiches gilt für Arzneimittel ge-gen Asthma und COPD. In den anderen Indikationsgrup-pen waren die Preisrückgänge überwiegend durch die ge-setzlichen Maßnahmen getrieben.

-68,1

-85,4

-90,5

-108,0

-115,7

-124,0

Multiple Sklerose

Neuroleptika, Antipsychotika

Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensinsystem

Säurebedingte Erkrankungen

Rheumatoide Arthritis u.a. andere Systemerkrankungen

Asthma, COPD

-46,4

-62,3

-62,7

-64,5

-140 -120 -100 -80 -60 -40 -20 0

HIV

Schmerzmittel (Opioide, Analgetika, Antipyretika)

Verschiedene Krebserkrankungen

Diabetes (insulinpflichtig)

ausgabenänderung (Mio. €)

Erkrankungen mit den höchsten preisbedingten Senkungen der Arzneimittelaus-gaben in Deutschland 2010 - 2011 (Preis-Komponente)

Aus der Sicht der pharmazeutischen Hersteller bedeu-teten die gesetzlichen Maßnahmen einen Rückgang ihrer Vergütung durch das GKV-System. Die Umsätze 2011 ge-messen am offiziellen Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers (ApU) stiegen leicht um 1,6% auf 20,2 Mrd. € an, aber die reale Vergütung für die pharmazeutische In-dustrie sank um 3,3% auf 16,2 Mrd. €.

2010

2011

Herstellervergütung Abschlag nach § 130a Abs. 1 & Abs. 1a Abschlag für Impfstoffe nach § 130a Abs.2Preismoratorium nach §130a Abs. 3a Abschlag nach § 130a Abs. 3b Individualrabatte nach § 130a Abs. 8

0 2.500 5.000 7.500 10.000 12.500 15.000 17.500 20.000 22.500

2009

umsatz nach abgabepreis des pharmazeutischen unternehmers (Mio. €)

Umsatzentwicklung für Fertigarzneimittel in der GKV auf Basis des ApU differen-ziert nach Vergütung und Abschlägen (2009-2011) in Euro

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12 Individuell vereinbarte Rabatte (§ 130a Abs. 8 SGB V) ha-ben eine weiterhin steigende Bedeutung im GKV Markt. Gemessen am Verbrauch in Tagesdosen (DDD) wurden 53,3% aller Arzneimittel im Rahmen eines Rabattvertrages abgeben. Gemessen am Listenpreis (AVP) betrug der An-teil 28,5% bei einem Umsatz von 9,2 Mrd. €. Der Markt wird auch für die Hersteller von Originalprodukten immer bedeutsamer. Im Jahr 2011 entfielen fast ein Drittel der Umsätze (AVP) im Rabattmarkt auf Produkte von Original-herstellern.

Altoriginale mit Generikakonkurrenz; 11,6%

Altoriginale ohne Generikakonkurrenz; 9,8%

Originale unter Patentschutz; 11,2%

Generika/Biosimilar; 67,3%

Generikakonkurrenz; 11,6%

Verteilung nach Marktsegmenten für Individualrabatte gemessen am Umsatz (AVP) für das Jahr 2011 in Prozent.

Im regionalen Vergleich zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den KV-Regionen bezogen auf die Ausgaben je GKV-Versicherten. Tendenziell sind die Ausgaben pro Kopf im Osten Deutschlands höher als im Westen. In der Grund-versorgung betrug die Differenz zwischen der Region mit den höchsten (Mecklenburg-Vorpommern) und niedrigsten Pro-Kopf-Ausgaben (Bayern) 91 €. Für die Spezial-Versor-gung zeigten sich insbesondere für die Städte Berlin und Hamburg überdurchschnittliche Ausgaben: Die Differenz in diesem Versorgungssegment betrug zwischen Berlin und Bayern 55 €. Besonders auffällig waren die Pro-Kopf-Aus-gaben für die HIV-Versorgung in Berlin und Hamburg.

150 €

200 €

250 €

300 €

350 €

ausg

aben

je G

KV-

Vers

iche

rten

MV ST TH SN BB SL RP BE D WL No HH HE NI HB SH BW BYGrund-Versorgung 306 € 299 € 292 € 292 € 265 € 258 € 248 € 248 € 239 € 234 € 231 € 230 € 227 € 226 € 221 € 220 € 220 € 215 €Spezial-Versorgung 154 € 130 € 143 € 154 € 110 € 119 € 95 € 159 € 119 € 105 € 120 € 143 € 114 € 118 € 122 € 106 € 113 € 104 €Supportiv-Versorgung 31 € 28 € 25 € 24 € 25 € 21 € 20 € 24 € 20 € 20 € 21 € 17 € 17 € 23 € 18 € 22 € 17 € 15 €HIV-Versorgung 3 € 2 € 3 € 4 € 1 € 8 € 4 € 51 € 10 € 5 € 15 € 37 € 9 € 5 € 16 € 4 € 7 € 8 €

- €

50 €

100 €ausg

aben

je G

KV

Regionale Verteilung der Arzneimittelausgaben (EP) differenziert nach Versor-gungssegment für 2011 in € pro Kopf.

Berücksichtigt man den Einfluss von Demographie (An-teil der über 55-Jährigen), weiteren Morbiditätsindikatoren (Anteil BMI>30) und Versorgungsangebot ((Fach)arzt-dichte) auf die regionalen Ausgaben, reduzieren sich die Unterschiede in der Grund- und Spezial-Versorgung von 155 € auf 84 €. In Mecklenburg-Vorpommern waren 2011 die Ausgaben pro Kopf deutlich höher, als man auf Grund der Einflussfaktoren erwartet hätte. In Bremen waren sie hingegen niedriger. Für die meisten KV-Regionen entspre-chen die Pro-Kopf-Ausgaben den Erwartungen.

-20

-10

0

10

20

30

40

abw

eich

ung

(€)

MV BE HH SN WL TH NI BW No HE ST RP SL SH BY BB HBSpezial-Versorgung 23,5 18,1 10,7 13,3 3,9 6,7 11,5 6,3 2,3 0,5 -8,1 -17,2 -12,0 -8,8 -9,6 -16,5 -24,8 Grund-Versorgung 10,3 14,0 19,6 6,0 10,8 6,1 1,4 0,6 -6,5 -5,7 0,4 5,9 -3,7 -9,8 -14,1 -9,6 -25,8

-60

-50

-40

-30

KV:

Abweichung der beobachteten von den adjustierten Pro-Kopf-Ausgaben für die einzelnen KV-Regionen, differenziert nach Grund- und Spezialversorgung im Jahr 2011

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Änderungen von Verbrauch und Preis

Strukturelle Verschiebungen

Regionale Unterschiede

Indikationsbezogene Gegenüberstellungen zur Prävalenz

Extrakt 2012 Deutschland im Überblick

Indikationen mit besonderer Versorgungsrelevanz

» A02 Mittel bei säurebedingten Erkrankungen

» A10 Antidiabetika

» B01 Antithrombotische Mittel

» C02-C09 Mittel bei Hypertonie

» C10 Lipidsenkende Mittel

» G04 Urologika

» J05 Antivirale Mittel

» L01 Antineoplastika

» M01 Antiphlogistika und Antirheumatika

» M05 Mittel bei Knochenerkrankungen

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A02

» Mittel bei säurebedingten erkrankungen

Charakterisierung der Erkrankung und ihrer Behandlung

» Säurebedingte Gesundheitsstörungen im Bereich des Magens und Zwölffin-gerdarms

» Gastroösophageale Refluxerkrankung (GERD) » Risikofaktoren: Ernährungsverhalten, Stress, Therapie mit nicht steroidalen

Antirheumatika (NSAR), Rauchen, Adipositas » Infektion der Magenschleimhaut (Gastritis) mit Helicobacter pylori häufige Ur-

sache des Magengeschwürs (Ulkus) » Behandlungsstrategien: üblicherweise Hemmung der Säureproduktion; meist

durch Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI; s.u.) » Magenschutztherapie mit PPI bei Anwendung von NSAR

Verbrauch an Mitteln bei säurebedingten Erkrankungen (2003-2011) in Mio. DDD

» Mittel bei säurebedingten Erkrankungen ge-hören zu den häufigsten verordneten Arznei-mitteln: 2011 ca. 39 DDD/GKV-Versicherten

» Es zeigt sich ein kontinuierliches starkes Verbrauchswachstum

» Verbrauchsanteile 2011: PPI 96,6%, H2-Ant-agonisten: 3,2%

» Verbrauch insgesamt 2003-2011 nahezu verdreifacht

» Pantoprazol hat seit 2009 Omeprazol in den Verbrauchsanteilen überholt

� � � � � � �

999 1.034

1.221 1.346

1.569

1.828

2.090

2.386

2.708

0

500

1.000

1.500

2.000

2.500

3.000

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Mio

. DD

D

Mio. DDD

Arzneimittel ▪ Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI; z.B. Omeprazol,

Pantoprazol): Wirksamste und wichtigste Gruppe von Arzneimitteln zur Hemmung der Magensäureproduk-tion

▪ H2-Antagonisten (z.B. Ranitidin, Cimetidin): Die Be-deutung dieser Gruppe ist seit Jahren rückläufig

▪ Antazida (Magaldrat, Hydrotalcit) und andere Mittel (z.B. Misoprostol, Pirenzepin, Sucralfat) spielen fast keine Rolle mehr

Entwicklung von Ausgaben und Verbrauch

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12 » Überwiegend generischer Markt » Angesichts drastisch gesunkener Preise für PPI wird

Indikation für deren Verordnung offenbar weniger re-striktiv gestellt

» Notwendigkeit für Magenschutz bei NSAR-Therapie steigt mit deren Anwendung

35,6

59,1

1,6 2,6 1,1

50,3

45,6

1,4 2,0 0,7

56,9

38,4

2,9 1,6 0,1 0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Pantoprazol Omeprazol Lansoprazol Esomeprazol Rabeprazol

Ant

eil a

n ve

rord

nete

n D

DD

(%)

2009

2010

2011

Anteiliger Verbrauch für die einzelnen Protonenpumpen-Inhibitoren (2009-2011) in Prozent

Regionale Entwicklung des Verbrauchs » Für Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 39

DDD/Versicherten. Regional zeigen sich erhebliche Unterschiede: ▪ Höchster Verbrauch: Mecklenburg-Vorpommern

(54 DDD/Versicherten) ▪ Niedrigster Verbrauch: Hamburg (34 DDD/Versi-

cherten) » Der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr betrug in

Deutschland 14%. Auch gab es regionale Unterschie-de: ▪ Höchster Zuwachs: Hessen (16%) ▪ Niedrigster Zuwachs: Berlin (10%)

» Es besteht eine signifikante und deutliche Korrelation (R2=0,61) zwischen dem Verbrauch und dem Anteil von Personen mit einem BMI über 30 in der jeweiligen Region. Der Zusammenhang mit dem Anteil adipöser Menschen ist plausibel, da Übergewicht ein Risikofak-tor für das Entstehen einer gastroösophagealen Reflu-xerkrankung ist.

z-standardisierte Abweichungen vom Mittelwert, 2011(Deutschland: 39,08 DDD)

sowie Änderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Deutschland: 13,8%)

■ z ≤ -1,5 ■ 0,5 ≤ z < 1,5

■ -1,5 < z ≤ -0,5 ■ 1,5 ≤ z

■ -0,5 < z < 0,5

Ausgaben Gesamt 647,80 Mio. EUR

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr -18,4%

Anteil an Gesamtausgaben 2,4%

» 2011 insgesamt erheblicher Ausgabenrückgang trotz weiterhin steigenden Verbrauchs

» Komponenten der Ausgabendynamik: Ð weiterhin steigender Generikaanteil (Pantoprazol)

führt zu Einsparungen Ï Verbrauchszunahme 2011 etwas geringer als

2010, dennoch überdurchschnittlich Ð deutliche Preissenkungen

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Charakterisierung der Erkrankung Diabetes und ihrer Behandlung » Aktuelle Prävalenz laut GEDS (Kurth 2012) 7,2% » 5 Mio. Diabetiker in der GKV (Diabetes Typ 1: 0,5 Mio.; Diabetes Typ 2: 4,5 Mio.) » Typ-1-Diabetiker müssen mit Insulin behandelt werden, Typ-2-Diabetiker werden hauptsächlich mit ande-

ren Antidiabetika therapiert » Risikofaktoren:

▪ Diabetes Typ 1: genetische Prädisposition, Ernährungsverhalten, vorausgegangene Virusinfektionen, vorgeburtliche Einflüsse, sozioökonomische Faktoren und psychosozialer Stress

▪ Diabetes Typ 2: genetische Prädisposition, Übergewicht/Adipositas, körperliche Inaktivität, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck

» Folgeerkrankungen: Man unterscheidet makrovaskuläre (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlagan-fall) und mikrovaskuläre Komplikationen (z.B. Nephropathie, Retinopathie (mit Erblindungsrisiko), Neuro-pathien, diabetischer Fuß (Amputationsrisiko))

» In der Diabetestherapie wird zunehmend das potenzielle Langzeitrisiko von Hypoglykämien diskutiert. Ein weiterer Faktor, der durch Antidiabetika nicht immer positiv beeinflusst wird, ist insbesondere bei Typ-2-Diabetes das Körpergewicht. Daher soll die Stoffwechselkontrolle unter Vermeidung von schweren Hy-poglykämien und deutlicher Gewichtszunahme erfolgen (Matthaei et al. 2009)

Arzneimittel » Insuline werden gespritzt und beheben so

den Insulinmangel. Man unterteilt einerseits nach Wirkdauer (schnell- und langwirkende bzw. Mischinsuline) und nach biochemi-schen Unterschieden (Human- bzw. Ana-loginsuline)

» Andere Antidiabetika, vorwiegend orale Antidiabetika (OAD): ▪ Biguanide: Einziger Vertreter ist Metfor-

min. Mittel der Wahl bei Typ-2-Diabetes ▪ Sulfonylharnstoffe (z.B. Glibenclamid,

Glimepirid) erhöhen die Insulinfreisetzung aus dem Pankreas

▪ Sulfonylharnstoff-Analoga (Glinide; z.B. Repaglinid) wirken wie Sulfonylharnstoffe

▪ Wirkstoffe, die die Wirkung von Inkretin imitieren oder verstärken („Inkretinasso-ziierte Wirkstoffe“): z.B. Sitagliptin (DPP-4-Inhibitoren/Gliptine), Exenatid (GLP-1-Rezeptor-Agonisten). Inkretin erhöht glukoseabhängig den Insulinspiegel

» Die Glitazone (Pioglitazon) sind seit Herbst 2010 nicht mehr verordnungsfähig (Ände-rung der Arzneimittelrichtlinie)

Neue WirkstoffeMarkt- einführung Wirkstoff Therapieansatz

2007 Sitagliptin DPP-4-Inhibitoren

2008 Vildagliptin DPP-4-Inhibitoren

2009 Liraglutid GLP-1-Rezeptor-Agonisten

2009 Saxaliptin DPP-4-Inhibitoren

2011 Linagliptin DPP-4-Inhibitoren

A 10

» AnTIdIAbeTIkA

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12 Entwicklung von Ausgaben und Verbrauch » Antidiabetika gehören zu den besonders häufig ver-

ordneten Arzneimitteln: 2011 ca. 30 DDD/GKV-Versi-cherten

» Der Verbrauch hat sich zwischen 1996-2011 nahezu verdoppelt: 1996-2008 kontinuierliches Verbrauchs-wachstum, seit 2009 deutlich abgeschwächt

» Verbrauchsanteil der „anderen Antidiabetika“ sehr viel höher als der der Insuline (61% bzw. 39%), da der Typ-2-Diabetes sehr viel häufiger ist als der Typ-1-Diabe-tes

» Zunahme der Verbrauchsanteile für Analoginsuline (++), Metformin (++), Fixkombinationen (+), Inkretinas-soziierte Wirkstoffe (+)

» Abnahme der Verbrauchsanteile für Sulfonylharnstoffe (--), Mischinsuline (--) und Glinide (-)

» Metformin hat den größten Anteil innerhalb der „ande-ren Antidiabetika“ (ca. 47%), Fixkombinationen errei-chen 2011 ca. 9% (fast ausschließlich als Kombinatio-nen mit Gliptinen)

» Ursachen der beobachteten Änderungen, vor allem der Verbrauchszunahme insgesamt und des gestiegenen Insulinverbrauchs: Veränderungen bei der Diabetes-therapie (s.u.), Zunahme medikamentös behandelter Diabetiker, erhöhter Verbrauch bei bereits behandelten Diabetikern (Zielwertanpassung)

» Durch Ausschluss bzw. Einschränkung der Verordnung von Gliptinen und Gliniden kam es zu einer deutlichen Erhöhung der Anteile anderer Wirkstoffgruppen, vor al-lem der Inkretin-assoziierten Wirkstoffe

» Die Anzahl behandelbarer Patienten (Patienten, die mit der verordneten Menge von Antidiabetika theore-tisch hätten behandelt werden können) ist höher als die Anzahl von Patienten, für die ein Bedarf angenom-men wurde. Allerdings bestehen Unsicherheiten in Be-zug auf den tatsächlichen täglichen Bedarf (in DDD/Tag) bei Diabetikern. Möglicherweise sind die Annah-men zu niedrig

Ausgaben Gesamt 1.604,9 Mio. eUR

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr -2,1%

Anteil an Gesamtausgaben 6,0%

Teil- indika- tions-gruppe

Aus- gaben (Mio eUR)

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr

Anteil an Gesamt- ausgaben (%)

Insuline 1.009,9 -4,5 3,8Andere Anti- diabetika

595,0 2,3 2,2

1.1251.022 1.069

1.1251.199

1.3451.445

1.6091.551

1.6591.738

1.8421.970 2.008 2.059 2.094

1.000

1.500

2.000

2.500

Mio

. dd

d

0

500

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Verbrauch an Antidiabetika (1996-2011) in Mio. DDD

Verbrauch in Gruppen der Antidiabetika (2003-2011) in Mio. DDD

Verbrauch für Insuline nach Wirkdauer (2003 - 2011) in Mio. DDD

Verbrauchsanteile der schnellwirkenden Insuline (2009 - 2011) in Prozent

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12 » 2011 insgesamt Ausgabenrückgang trotz steigenden Verbrauchs: Der Ausgabenanstieg bei den „anderen Antidiabe-tika“ wird überkompensiert durch den Ausgabenrückgang bei Insulinen

» Komponenten der Ausgabendynamik: Ï Ausgabensteigerung durch Veränderungen bei den Therapieansätzen: Der Verbrauchsanteil der höherpreisi-

gen Fixkombinationen und der Inkretin-assoziierten Wirkstoffe ist gestiegen Ï Ausgabensteigernd wirkt die deutliche Verbrauchszunahme, die 2011 ähnlich hoch war wie schon 2010 Ð Starke Preissenkungen sind überwiegend durch höhere Herstellerabgaben sowie Individualrabatte bedingt. Da-

durch kommt es zur Überkompensation der Ausgabensteigerungen.

Regionale Entwicklung von Verbrauch und Ausgaben » Für Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 30

DDD/Versicherten. Regional variiert der Verbrauch stark und ist in den östlichen Regionen deutlich höher als in den westlichen ▪ Höchster Verbrauch 2011: Sachsen-Anhalt

(46,4 DDD/Versicherten) ▪ Niedrigster Verbrauch 2011: Schleswig-Holstein

(25,0 DDD/Versicherten) » Der Verbrauch korreliert stark mit der vom RKI er-

mittelten regionalen Diabetes-Prävalenz (RKI 2011) (R2=0,61) und mit dem Anteil der Bevölkerung mit ei-nem BMI ≥ 30 (R2=0,60)

» Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg in Deutschland 2011 um 2,0% ▪ Größte Zunahme: Hamburg (+4,7%)

▪ Niedrigste Zunahme: Saarland (-0,6%) » Für Deutschland liegen die Pro-Kopf-Ausgaben 2011

bei 23,16 Euro/Versicherten » Die Ausgaben variieren stark und sind in den östlichen

Regionen deutlich höher als in den westlichen ▪ Höchste Ausgaben 2011: Mecklenburg-Vorpom-

mern (38,62 Euro/Versicherten) ▪ Niedrigste Ausgaben 2011: Bremen (18,23 Euro/

Versicherten) » Die Höhe der Pro-Kopf-Ausgaben für Antidiabetika

korreliert jeweils stark mit folgenden Faktoren ▪ Anteil mit BMI > 30 ▪ Anteil der über 55-Jährigen ▪ Diabetes-Prävalenz ▪ Krankenhausfälle wegen Diabetes pro 100.000 Ein-

wohner (Krankenhausfälle können sowohl Indikator für die Diabetes-Prävalenz als auch für das Auftre-ten von Nebenwirkungen der Therapie (Hypoglykä-mie) sein)

» Auch der Rückgang der Ausgaben (2011 vs. 2010) va-riiert stark zwischen den Regionen: Während die Aus-gaben pro GKV-Versicherten im Saarland um 7,1% gesunken sind, stiegen sie 2011 in Westfalen-Lippe um 0,6%

z-standardisierte Abweichungen vom Mittelwert, 2011(Deutschland: 3,26 DDD)

sowie Änderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Deutschland: 1,0%)

■ z ≤ -1,5 ■ 0,5 ≤ z < 1,5

■ -1,5 < z ≤ -0,5 ■ 1,5 ≤ z

■ -0,5 < z < 0,5

MV ST SN TH BB RP BE SL D HE No WL HH NI BY SH BW HBAusgaben 2010 in € 39,39 38,25 35,95 35,12 32,97 25,52 25,61 26,54 23,59 22,23 21,33 20,80 20,27 20,38 20,26 18,92 19,04 18,23Ausgaben 2011 in € 38,62 37,33 35,16 34,41 32,96 25,16 24,77 24,67 23,16 22,03 20,99 20,93 20,34 20,10 19,74 18,69 18,43 18,04Änderung 2011 -2,0% -2,4% -2,2% -2,0% 0,0% -1,4% -3,3% -7,1% -1,8% -0,9% -1,6% 0,6% 0,3% -1,4% -2,5% -1,2% -3,2% -1,0%

0 €

5 €

10 €

15 €

20 €

25 €

30 €

35 €

40 €

45 €

Ausg

aben

je G

KV-Ve

rsich

erten

KV:

Durchschnittliche Ausgaben für Antidiabetika (Euro je Versicherten) nach KV-Region (2010-2011)

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12 » Der Insulinverbrauch hat sich langfristig seit 1991 von

233 Mio. DDD auf 815 Mio. DDD im Jahr 2011 erhöht und somit mehr als verdreifacht. Seit 2008 ist bei der Verbrauchsentwicklung eine gewisse Stagnation zu beobachten. Neben der Zunahme der Prävalenz hat die beobachtete Verbrauchssteigerung weitere Ursa-chen: ▪ Regulatorische Maßnahmen: Weitgehende An-

erkennung der Insulintherapie als Praxisbeson-derheit. Damit ist für den Arzt die Verordnung von Insulinen mit einem geringeren Regressrisiko ver-bunden. Im Zuge der Einführung von DMPs wurde eine straffere Blutzuckereinstellung angestrebt, die häufig nur mit Insulin zu erreichen ist

▪ Durch die Zunahme des mittleren Körpergewichts in der Bevölkerung erhöht sich der Insulinbedarf

▪ Durch das Ziel der möglichst normnahen Blut- zuckereinstellung ist bei mehr Patienten eine inten-sivere Therapie erforderlich. Gleichzeitig nahm der Anteil der ausschließlich nicht medikamentös be-handelten Diabetiker ab

▪ Mehr Diabetiker werden mit der „intensivierten In-sulintherapie“ behandelt. Bei dieser wird die In-sulindosis entsprechend Bedarf (abhängig von aufgenommenen Kohlehydraten und körperlicher Aktivität) angepasst. Es werden meist mehr DDD an Insulin verbraucht als bei der „konventionellen Insulintherapie“. Bei der konventionellen Insulinthe-rapie werden fixe Insulinmengen gespritzt und die Nahrungsaufnahme muss entsprechend angepasst werden

» Die Ausweitung der Therapie mit Insulin hat eine Zunahme der Häufigkeit von Hypoglykämien und im Mittel eine Gewichtszunahme zur Folge. Auf der anderen Seite wurden vermutlich mikrovaskuläre (Nephropathie, Retinopa-thie) Folgeerkrankungen vermieden. Ob es zu einer Senkung von makrovaskulären Komplikationen (Herzinfarkt, Schlaganfall) kommt, ist hingegen noch unklar (Matthaei et al. 2009)

» Laut Rapid Report des IQWiG zur langfristigen normnahen Blutzuckereinstellung bei Typ-2-Diabetikern wurde für keinen der untersuchten patientenrelevanten Endpunkte (Gesamtsterblichkeit und verschiedene Folgekomplikatio-nen des Diabetes) auf Basis der verfügbaren Studien ein Nutzenbeleg gefunden (IQWiG 2011)

» Starke Verbrauchszunahme für neuere Antidiabetika (DPP-IV-Hemmer und GLP-1-Agonisten) spricht für eine starke Nachfrage nach Arzneimitteln mit geringerem Potenzial an Nebenwirkungen hinsichtlich Hypoglykämien und deren potenziellen Langzeitrisiken

Charakterisierung der Erkrankung Diabetes und ihrer Behandlung

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12

B01

» Antithrombotische mittel

Charakterisierung der Erkrankung und ihrer Behandlung

» Mittel gegen erhöhte Gerinnungsneigung zur Vermeidung und Behandlung von Blutgerinnseln. Einsatz zur Sekundärprophylaxe von Herzinfarkt, Schlag-anfall, Lungenembolie und Beinvenen-Thrombosen

» Mittel zur Fibrinolyse: Auflösung von bereits gebildeten Blutgerinnseln in Akut-situationen

» Mittel bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) » Risikofaktoren: Alter, bestehende Herzerkrankung oder Bluthochdruck, throm-

boembolische Vorerkrankungen, Diabetes mellitus

Verbrauch an Antithrombotischen Mitteln (1996-2011) in Mio. DDD

» Antithrombotische Mittel gehören zu den sehr häufig verordneten Arzneimitteln: 2011 ca. 20 DDD/GKV-Versicherten

» Kontinuierliches Vebrauchswachstum: ▪ von 1996 bis 2003 verfünffacht ▪ seit 2004 wird ASS nur noch selten über

Rezept abgerechnet (Verbrauchsein-bruch)

▪ seit 2005 weiterhin stetiger Anstieg

705

844

1.090

1.267

1.615

9391.038 1.072 1.099

1.169 1.2041.294

1.373

600

800

1.000

1.200

1.400

1.600

1.800

Mio

. DD

D

328

436 474

0

200

400

600

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

ArzneimittelGrößte Relevanz: Mittel gegen erhöhte Thromboseneigung: ▪ Thrombozytenaggregationshemmer (z.B. Acetylsali-

cylsäure (ASS) Clopidogrel, Prasugrel und Ticagrelor) sind die wichtigsten Wirkstoffe zur Sekundärprophyla-xe bei kardiovaskulären Erkrankungen

▪ Vitamin-K-Antagonisten hemmen effektiv die Blutge-rinnung. Eine ständige Überwachung der Gerinnung ist erforderlich

▪ Heparine werden vor allem kurzfristig zur Thrombose-prophylaxe eingesetzt

▪ Direkte Thrombininhibitoren (z.B. Lepirudin, Apixaban, Dabigatranetexilat) und Faktor-Xa-Inhibitoren (z.B. Ri-varoxaban) sind neuere Entwicklungen, für die künftig eine zunehmende Bedeutung erwartet wird

Neue WirkstoffeMarkteinführung Wirkstoff Therapieansatz

2009 Prasugrel Thrombozytenaggregati-onshemmer

2011 Ticagrelor Thrombozytenaggregati-onshemmer

2011 Epoprostenol Prostacyclinanaloga

2011 Apixaban Direkte Thrombininhibi-toren

Entwicklung von Ausgaben und Verbrauch

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12 » Ambulanter Verbrauch fast ausschließlich durch Mittel gegen erhöhte Thromboseneigung bedingt

» Verbrauchsanteil von ASS ist mit ca. 50 % seit Jahren stabil

» Verbrauchsanteil von Clopidogrel leicht rückläufig, al-lerdings absolut steigender Verbrauch

Anteiliger Verbrauch für die am häufigsten verordneten Antithromboti-schen Mittel (2009-2011) in Prozent

Regionale Entwicklung des Verbrauchs » Deutschland: Pro-Kopf-Verbrauch von 20 DDD/Versi-

cherten » In den östlichen Ländern deutlich höherer Pro-Kopf-

Verbrauch » Erhebliche regionale Unterschiede:

▪ östliche Länder (außer Berlin): 22 - 27 DDD/Versi-cherten

▪ westliche Länder (außer Saarland): 16 - 21 DDD/Versicherten

» Alter (mit höherem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkran-kungen) und Übergewicht zeigen jeweils hohe Korre-lation (R2=0,75 bzw. 0,72) zum Verbrauch

z-standardisierte Abweichungen vom Mittelwert, 2011(Deutschland: 19,82 DDD)

sowie Änderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Deutschland: 6,4%)

■ z ≤ -1,5 ■ 0,5 ≤ z < 1,5

■ -1,5 < z ≤ -0,5 ■ 1,5 ≤ z

■ -0,5 < z < 0,5

Ausgaben Gesamt 788,15 Mio. EUR

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr -5,1%

Anteil an Gesamtausgaben 2,93%

» 2011 insgesamt deutlich höherer Ausgabenrück-gang als noch 2010 trotz nahezu identischem Ver-brauchsanstieg

» Komponenten der Ausgabendynamik: Ï höchste Ausgabensteigerung 2011 durch die Ver-

brauchs-Komponente Ð Einsparungen durch Erhöhung des Markanteils

von preisgünstigeren Clopidogrel-Generika Ð deutliche Preissenkungen

Teilindika- tionsgruppe

Ausgaben (Mio EUR)

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr

Anteil an Gesamt- ausgaben (%)

Erhöhte Thrombo-seneigung

768,94 -5,36 2,86

PAVK 11,79 0,82 0,04

Thrombolyse 3,15 -11,48 0,01

Kongenitaler Protein-C-Mangel

2,24 26,86 0,01

Pulmonale Hypertonie

2,03 53,81 0,01

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12

C02 - C09

» Mittel bei Hypertonie

Charakterisierung der Erkrankung und ihrer Behandlung

» Hauptindikation: Behandlung der arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck) » Alle Teil-Indikationsgruppen (außer Antihypertonika) haben zusätzliche Indi-

kationen insbesondere bei weiteren Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Sys-tems, z.B. Herzinsuffizienz, Ödeme, koronare Herzerkrankung

» Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (Bosentan, Ambrisentan) ausschließlich zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie

» ACE-Hemmer gehören zu den Mitteln der Wahl zur Behandlung fast aller For-men der Hypertonie

» Nach wie vor offenbar unzureichende Versorgung der Patienten mit Hyperto-nie: 39% unentdeckt, weitere 25% nicht behandelt (Löwel et al. 2006)

Verbrauch an Antihypertonika (1996-2011) in Mio. DDD

» Mittel bei Hypertonie sind die am häufigsten verordneten Arzneimittel: 2011 ca. 200 DDD/GKV-Versicherten

» Vebrauchswachstum: ▪ Von 1996 bis 2011 mehr als verdoppelt ▪ besonders kräftiges Wachstum 2005-2008 ▪ Seit 2009 deutlich abgeschwächter Ver-

brauchszuwachs » Relativ hoher Anteil an Fixkombinationen

aus mehreren Teil-Indikationsgruppen (v.a. mit Diuretika)

5.517 5.554 5.6456.040

6.4547.254

8.024

9.116

8.842

9.82010.680

11.501

12.47113.195

13.730 14.061

6.000

8.000

10.000

12.000

14.000

16.000

Mio

. DD

D

Gesamt

Antihypertonika

Diuretika

Beta-Adrenorezeptor-Antagonisten

Calciumkanalblocker

Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System

0

2.000

4.000

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

ArzneimittelTeil-Indikationsgruppen sind:

▪ C02 Antihypertonika: umfasst sowohl ältere Wirkstoffe ( z.B. Clonidin, Doxazosin) mit heute untergeordneter Bedeutung als auch die neueren Endothelin-Rezep-tor-Antagonisten zur Behandlung der pulmonalen Hypertonie

▪ C03 Diuretika ( z.B. Hydrochlorothiazid, Furosemid, Spironolacton): Standardmedikamente zur Behand-lung der Hypertonie und von Ödemen

▪ C07 Betablocker (z.B. Metoprolol, Bisoprolol, Prop-ranolol) werden zur Behandlung der Hypertonie und nach Herzinfarkt eingesetzt

▪ C08 Calciumkanalblocker (z.B. Amlodipin, Nifedipin, Verapamil) werden vor allem bei Hypertonie einge-setzt

▪ C09 Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System: dazu gehören die ACE-Hemmer (z.B. Ramip-ril, Lisinopril) als wichtigste Mittel zur Behandlung der Hypertonie

Neue WirkstoffeMarkteinführung Wirkstoff Therapieansatz

2007 Aliskiren Renin-Inhibitoren

2008 Ambrisentan Endothelin-Rezeptoranta-gonisten

Entwicklung von Ausgaben und Verbrauch

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12 » >50% Anteil der ACE-Hemmer, Anteile der Betablo-cker, Diuretika und Calciumkanalblocker jeweils etwa um 15 %

» Verbrauchswachstum der Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System zwischen 1997-2009 re-gelmäßig mit zweistelligen Zuwachsraten. Anteile: ca. 72% ACE-Hemmer, 24% ATII-Antagonisten

» Betablocker: Stabiler Anteil der selektiven Betablocker (78%)

» Calciumkanalblocker: Anteil der Wirkstoffe vom Nifedi-pintyp über 90%; Verbrauch der Wirkstoffe vom Vera-pamiltyp rückläufig

59,3

59,4

59,3

30

40

50

60

70

80

90

100

Ante

il an

ver

ordn

eten

DD

D (%

)

200920102011

14,6

14,5

8,8

0,9

1,2

0,7

14,9

13,6

8,5

1,4

1,3

0,9

15,2

12,8

8,4

1,7

1,2

1,1

0

10

20

30

ACE-Hemmer, rein Angiotensin II Antagonisten, rein

ACE-Hemmer plus Diuretika

Angiotensin II Antagonisten plus

Diuretika

Angiotensin II Antagonisten plus

Calciumkanalblocker

ACE-Hemmer plus Calciumkanalblocker

Renin-Inhibitoren

Ante

il an

ver

ordn

eten

DD

D (%

)

Anteiliger Verbrauch für die Therapieansätze der Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System (2009-2011) in Prozent

Regionale Entwicklung des Verbrauchs » Pro-Kopf-Verbrauch Deutschland: 203 DDD/Versi-

cherten » Erhebliche regionale Unterschiede im Verbrauch:

▪ Höchster Verbrauch: Mecklenburg-Vorpommern (293 DDD/Versicherten)

▪ Niedrigster Verbrauch: Hamburg (165 DDD/Versi-cherten)

» Ursache sind Unterschiede in der Herz-Kreislauf-Mor-bidität. Als Indikator dient die Altersstruktur, da das Risiko für Bluthochdruck und kardiovaskuläre Erkran-kungen wie Herzinsuffizienz und Herzinfarkt mit dem Alter steigt

» Es besteht eine klare Korrelation (R2=0,89) zwischen dem Verbrauch und dem Anteil der über 55-Jährigen: Je höher dieser ist, desto höher ist auch der Verbrauch

z-standardisierte Abweichungen vom Mittelwert, 2011(Deutschland: 202,86 DDD)

sowie Änderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Deutschland: 2,7%)

■ z ≤ -1,5 ■ 0,5 ≤ z < 1,5

■ -1,5 < z ≤ -0,5 ■ 1,5 ≤ z

■ -0,5 < z < 0,5

Ausgaben Gesamt 3.134,06 Mio. EUR

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr -3,48%

Anteil an Gesamtausgaben 11,66%

» Auf Mittel bei Hypertonie entfielen 2011 fast 12% der Ausgaben für Fertigarzneimittel. 2011 deutlicher Aus-gabenrückgang trotz steigenden Verbrauchs

» Komponenten der Ausgabendynamik: Ï Ausgabensteigerung 2011 v.a. durch die Ver-

brauchs-Komponente Ð Einsparungen aus Preissenkungen, insbesondere

durch erhöhte Individualrabatte Ð Weitere Einsparungen durch Erhöhung des Mark-

anteils von preisgünstigeren Generika Ð Erhöhung des Markanteils von Analogwirkstoffen,

v.a. der Leitsubstanzen Ramipril und Amlodipin, führt ebenfalls zu Ausgabenrückgang

Teilindika- tionsgruppe

Ausgaben (Mio EUR)

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr

Anteil an Gesamt- ausgaben (%)

C09 Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System

1.866,69 -2,34 6,94

C07 Beta-Ad-renorezeptor-Antagonisten

492,82 -5,80 1,83

C03 Diure-tika

292,51 -3,92 1,09

C02 Antihy-pertonika

260,47 -2,54 0,97

C08 Ca-Kanalblo-cker

221,57 -7,95 0,82

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12

C10

» Lipidsenkende MitteL

Charakterisierung der Erkrankung und ihrer Behandlung

» Erhöhte Lipidkonzentrationen im Blut (Fettstoffwechselstörungen), vor allem die Hypercholesterinämie, stellen einen Risikofaktor für das Auftreten kardio-vaskulärer Ereignisse dar

» Lipidsenker werden zur Sekundärprävention von kardiovaskulären Ereignis-sen eingesetzt. Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit oder Zustand nach Herzinfarkt ist in jedem Fall eine Behandlungsindikation gegeben

» Ernährung und körperliche Aktivität haben einen starken Einfluss auf Blut-fett- und Cholesterinwerte. Neben den erhöhten Blutfetten sind weitere Ri-sikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse u. a. Rauchgewohnheiten, Alter, Bluthochdruck oder Diabetes

» Die Wirksamkeit der Therapie mit Statinen für die Senkung von Herz-Kreis-lauf-Risiken wurde in der 4S-Studie (Scandinavian Simvastatin Survival Stu-dy Group 1994) gezeigt

Verbrauch an lipidsenkenden Mitteln (2003-2011) in Mio. DDD

» Lipidsenkende Mittel gehören zu den beson-ders häufig verordneten Arzneimitteln. 2011 erhielt jeder GKV-Versicherte im Mittel 25 DDD

» Seit 1996 stetiges Vebrauchswachstum: ▪ Besonders kräftiges Wachstum 2006-

2008 ▪ Seit 2009 deutlich abgeschwächter Ver-

brauchszuwachs » Erstattungsfähigkeit der Lipidsenker wurde

in der neu gefassten Arzneimittel-Richtlinie (AMRL) des G-BA vom April 2009 einge-schränkt: Nur noch erstattungsfähig bei be-stehender vaskulärer Erkrankung oder ho-hem Risiko für kardiovaskuläres Ereignis

791 856

978

1.159

1.291

1.471

1.585 1.647

1.718

0

200

400

600

800

1.000

1.200

1.400

1.600

1.800

2.000

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Mio

. DD

D

Arzneimittel ▪ Statine (z.B. Simvastatin, Pravastatin) sind die bedeu-

tendste Gruppe. Sie senken das Cholesterin und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse

▪ Fibrate (z.B. Fenofibrat, Gemfibrozil) sind ebenso wie gallensäurebindende Mittel (z.B. Colestyramin) heute von untergeordneter Bedeutung

▪ Unter den weiteren Mitteln ist das 2002 eingeführte Ezetimib zu erwähnen

Neue WirkstoffeMarkteinführung Wirkstoff Therapieansatz

2008 Colesevelam Gallensäurebindende Mittel

2009 Rosuvastatin Statine2009 Laropiprant (in

Kombination mit Nicotinsäu-re)

Andere Wirkstoffe zur Lipidsenkung

2011 Pitavastatin Statine

Entwicklung von Ausgaben und Verbrauch

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neim

ittel

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s 20

12 » Den größten Verbrauchsanteil haben mit ca. 90 % die Statine bei immer noch leicht steigender Tendenz

» Die Anteile von Ezetimib und Fibraten sind leicht zu-rückgegangen. Der Absolutverbrauch von Ezetimib stagniert seit 2008

» Der Anteil von Simvastatin (Leitsubstanz) innerhalb der Statine ist in den letzten Jahren kontinuierlich ge-stiegen und lag 2011 bei 88%

88,2 88,9 89,7

30

40

50

60

70

80

90

100

Ant

eil a

n ve

rord

nete

n D

DD

(%)

200920102011

6,84,5

6,63,9

6,13,5

0

10

20

Statine Ezetimib Fibrate

Ant

eil a

n ve

rord

nete

n D

DD

(%)

Anteiliger Verbrauch für die am häufigsten verordneten lipidsenkenden Mittel (2009-2011) in Prozent

Regionale Entwicklung des Verbrauchs » Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland: 25 DDD/Versi-

cherten » Deutliche regionale Unterschiede:

▪ Höchster Verbrauch: Mecklenburg-Vorpommern (36 DDD/Versicherten)

▪ Niedrigster Verbrauch: Hessen (22 DDD/Versicher-ten)

» Ursache in Unterschieden in der Prävalenz der Herz-kreislauf-Morbidität, insbesondere der koronaren Herzkrankheit sowie einem erhöhten Risiko für kardio-vaskuläre Ereignisse

» Als Indikator für die Herz-Kreislauf-Morbidität dient vor allem die Altersstruktur, da das Risiko für Bluthoch-druck und kardiovaskuläre Erkrankungen mit dem Al-ter steigt. Ein weiterer Indikator ist der Anteil von über-gewichtigen Personen

» Es besteht eine Korrelation mit Anteil der über 55-Jäh-rigen (R2=0,59) und in geringerem Ausmaß (R2=0,45) - aber signifikant - mit dem Anteil von stark überge-wichtigen Personen (BMI >30)

z-standardisierte Abweichungen vom Mittelwert, 2011(Deutschland: 24,79 DDD)

sowie Änderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Deutschland: 4,6 %)

■ z ≤ -1,5 ■ 0,5 ≤ z < 1,5

■ -1,5 < z ≤ -0,5 ■ 1,5 ≤ z

■ -0,5 < z < 0,5

Ausgaben Gesamt 548,70 Mio. EUR

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr -7,71%

Anteil an Gesamtausgaben 2,04%

» 2010 und 2011 fast identischer Ausgabenrückgang jeweils trotz Verbrauchsanstieg

» Komponenten der Ausgabendynamik: Ï Ausgabensteigerung 2011 v.a. durch die Ver-

brauchs-Komponente Ð Ausgabenrückgang durch Preissenkungen, insbe-

sondere durch höhere Individualrabatte Ð Weitere Einsparungen durch höheren Verbrauchs-

anteil der Statine (Therapieansatz-Komponente)

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s 20

12

G04

» Urologika

Charakterisierung der Erkrankung und ihrer Behandlung

» Die Behandlung des benignen Prostatasyndroms (BPS, auch benigne Pro-statahyperplasie) erfolgt hauptsächlich mit Alpha-Rezeptorenblockern und Testosteron-5α-Reduktasehemmern

» Mit zunehmendem Alter nimmt auch die Häufigkeit der Inkontinenzbeschwer-den deutlich zu, Frauen sind im Vergleich zu Männern etwa doppelt so häufig betroffen

» Dranginkontinenz (starkes Harndranggefühl zusammen mit unwillkürlichem Harnverlust) wird hauptsächlich mittels Anticholinergika und Muskarinrezep-tor-Antagonisten behandelt

» Zur Behandlung der Belastungsinkontinenz (Harnverlust während körperli-cher Anstrengung) wird auch der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Dulo-xetin eingesetzt

» Von geringerer Bedeutung sind die Mittel zur Harnansäuerung und gegen Harnkonkremente

» Die sonstigen Urologika umfassen hauptsächlich homöopathische und pflanz-liche Urologika sowie die nicht von der GKV erstatteten Mittel bei erektiler Dysfunktion

Verbrauch an Urologika (1996-2011) in Mio. DDD

» Urologika gehören zu den häufig verordne-ten Arzneimitteln: 2011 ca. 8 DDD/GKV-Ver-sicherten

» Seit 1996 uneinheitliches Verbrauchs-wachstum: ▪ Verbrauchseinbruch 2004 (v.a. pflanzliche

Mittel nicht mehr verordnungsfähig) ▪ Phase sehr starken Wachstums 2007-

2009 ▪ Seit 2010 deutlich abgeschwächter Ver-

brauchszuwachs » Der Verbrauchsanteil der Mittel bei BPS ist

am größten und liegt stabil bei ca. 70 %

377,3

397,1413,0 402,8

375,2

415,4440,5

486,6

306,8

341,6358,4

402,4

458,6

502,6

540,2565,7

200

300

400

500

600

Mio

. DD

D

0

100

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Arzneimittel ▪ Alpha-Rezeptorenblocker ( z.B. Doxazosin, Tamsu-

losin) und Testosteron-5α-Reduktasehemmer ( z.B. Finasterid) sind die wichtigsten Arzneimittel zur symp-tomatischen Behandlung des BPS

▪ Teil-Indikationsgruppe der Mittel bei Inkontinenz: Anticholinergika ( z.B. Trospiumchlorid, Oxybutynin) und Muskarinrezeptor-Antagonisten (z.B. Solifena-cin, Fesoterodin) führen zu einer Erschlaffung der Blasenmuskulatur und mindern die Symptome bei Dranginkontinenz

▪ Weitere Urologika (z.B. Mittel bei erektiler Dysfunkti-on) sind von untergeordneter Bedeutung

Neue WirkstoffeMarkteinführung Wirkstoff Therapieansatz

2008 Fesoterodin Muskarinrezeptor-Antago-nisten

2009 Dapoxetin –

2010 Silodosin Alpha-Rezptorenblocker

Entwicklung von Ausgaben und Verbrauch

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12 » Die zweite große Gruppe sind die Mittel bei Inkonti-

nenz mit einem Verbrauchsanteil von ca. 28 % » Seit 2007 ist Tamsulosin Leitsubstanz für die Alpha-

Rezeptorenblocker; der Verordnungsanteil lag 2011 bei ca. 84% in dieser Gruppe

» Bei den Testosteron-5α-Reduktasehemmern hatte 2011 das Finasterid einen Verbrauchsanteil von 89%

» Bei den Mitteln zur Behandlung der Inkontinenz blie-ben die Verbrauchsanteile der verschiedenen Thera-pieansätze stabil. Auf Anticholinergika und Muskarin-rezeptor-Antagonisten entfielen 2011 je knapp 50%

87,6 86,5 85,1

40

50

60

70

80

90

100

Ante

il an

ver

ordn

eten

DD

D (%

)

200920102011

12,3

0,0

12,8

0,6

12,3

2,5

0

10

20

30

Alpha-Rezeptorenblocker Testosteron-5 alpha-Reduktasehemmer Kombinationen

Ante

il an

ver

ordn

eten

DD

D (%

)

Anteiliger Verbrauch für die am häufigsten verordneten Urologika - Teil-Indikationsgruppe der Mittel zur Behandlung des benignen Prostata-syndrom (2009-2011) in Prozent

Regionale Entwicklung des Verbrauchs » Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland 8 DDD/Versicher-

ten » Deutliche regionale Unterschiede:

▪ Höchster Verbrauch: Mecklenburg-Vorpommern (10,8 DDD/Versicherten)

▪ Niedrigster Verbrauch: Hessen (7,3 DDD/Versicher-ten)

» Einsatz bei BPS und Inkontinenz, die vor allem ältere Menschen betreffen

» Die Korrelation des Verbrauchs mit Anteil der über 55-Jährigen (R2=0,60) ist daher plausibel

z-standardisierte Abweichungen vom Mittelwert, 2011(Deutschland: 8,16 DDD)

sowie Änderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Deutschland: 5,0%)

■ z ≤ -1,5 ■ 0,5 ≤ z < 1,5

■ -1,5 < z ≤ -0,5 ■ 1,5 ≤ z

■ -0,5 < z < 0,5

Ausgaben Gesamt 309,85 Mio. EUR

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr -1,98%

Anteil an Gesamtausgaben 1,15%

» 2011 erneuter Ausgabenrückgang trotz steigenden Verbrauchs

» Komponenten der Ausgabendynamik: Ï Geringe Ausgabensteigerung 2011 v.a. durch die

Verbrauchs-Komponente Ð Vergleichsweise hohe Einsparungen aus starken

Preissenkungen bedingt durch erhöhte Hersteller-rabatte und höhere Individualrabatte

Ï Ausgabensteigerung durch höheren Anteil von Fixkombination aus Dutasterid und Tamsulosin in der Indikationsgruppe der Mittel bei BPS

Teilindika- tionsgruppe

Ausgaben (Mio EUR)

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr

Anteil an Gesamt- ausgaben (%)

Mittel bei Inkontinenz

183,50 -2,50 0,68

Mittel bei benignem Prostatasyn-drom (BPS)

113,08 -0,60 0,42

Sonstige Urologika

5,24 -12,45 0,02

Mittel bei Harnsteinen und Infekti-onen

4,82 -0,30 0,02

Mittel bei erektiler Dysfunktion

1,68 -3,10 0,01

Mittel bei Spasmen und Blasen-entleerungs-störungen

1,52 -4,98 0,01

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12

J05

» AntivirAle Mittel

Charakterisierung der Erkrankung und ihrer Behandlung

» Viren können sich nur mit Hilfe der Wirtszelle vermehren. Die Entwicklung von verträglichen Arzneimitteln ist daher nicht einfach

» Am häufigsten werden Antimetabolite eingesetzt, die die Synthese von Stof-fen hemmen, die für die Vermehrung der Viren essenziell sind (bspw. Nukle-insäuren). Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt bei der Arzneimittelentwicklung sind Wirkstoffe, die sich gezielt gegen bestimmte Strukturen des Virus richten

» Unterteilung der antiviralen Mittel zur systemischen Anwendung entspre-chend dem Wirkspektrum dieser Arzneimittel. Nur für eine kleine Zahl von virusbedingten Erkrankungen stehen Arzneimittel zur Verfügung

» Die HIV-Infektion ist nicht mit der Erkrankung AIDS gleichzusetzen. Von AIDS spricht man dann, wenn sich die durch die Immunschwäche bedingten typi-schen Symptome klinisch manifestieren. Die Erkrankung folgt der Infektion mit einer Latenzzeit von mehreren Jahren. Die Behandlungsindikation wird in Abhängigkeit von mehreren Parametern gestellt: klinische Symptomatik, Zahl der CD4+-Lymphozyten und „Viruslast (Anzahl der nachweisbaren Viruskopi-en) (DAIG und ÖAG 2010)

Verbrauch an antiviralen Mittel (1996-2011) in Mio. DDD

» Antivirale Mittel werden selten verordnet: 2011 0,6 DDD/GKV-Versicherten

» Starkes und anhaltendes Vebrauchswachs-tum: 1996-2011 Versechsfachung

» Die Verbrauchsentwicklung wird vor allem bestimmt durch die antiretroviralen Mittel mit einem Verbrauchsanteil von 77 %

» Bei antiretroviralen Mitteln gegen HIV-Infek-tion/AIDS werden verschiedene Wirkprinzi-pien kombiniert. Die typische Kombination für eine Ersttherapie besteht aus zwei NRTI + Proteasehemmer bzw. zwei NRTI + NNRTI

11,8 12,6

17,920,2

23,6

20,8

25,2 25,027,5 27,5

29,7

32,2

36,5 36,738,7

15

20

25

30

35

40

45

Mio

. DD

D

6,5

11,8 12,6

0

5

10

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

ArzneimittelDie Arzneimittel werden entsprechend ihrer Wirkung auf verschiedene Viren eingeteilt: ▪ Mittel gegen Herpes- und Varizellenviren: z.B. Aciclo-

vir, Famciclovir ▪ Mittel gegen Cytomegalieviren: z.B. Valganciclovir,

Foscarnet ▪ Mittel gegen Hepatitis-B-Viren (HBV): z.B. Entecavir,

Telbivudin ▪ Mittel gegen Hepatitis-C-Viren (HCV): z.B. Ribavirin,

Telaprevir, Boceprevir ▪ Mittel gegen Influenzaviren: z.B. Oseltamivir ▪ Mittel gegen HIV/AIDS: nukleosidische und nicht

nukleosidische Hemmstoffe der reversen Transkripta-se (NRTI z.B. Zidovudin bzw. NNRTI z.B. Nevirapin), Proteasehemmer (z.B. Darunavir) u.a. (z.B. Enfuvirtid, Maraviroc, Raltegravir)

Neue WirkstoffeMarkteinführung Wirkstoff Therapieansatz

2007 Darunavir Antiretrovirale Mittel2007 Telbivudin Mittel gegen Hepatitis-B-

Viren2007 Maraviroc Antiretrovirale Mittel2008 Raltegravir Antiretrovirale Mittel2008 Etravirin Antiretrovirale Mittel2011 Boceprevir Mittel gegen Hepatitis-C-

Viren2011 Telaprevir Mittel gegen Hepatitis-C-

Viren

Entwicklung von Ausgaben und Verbrauch

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s 20

12 » Häufig werden die Arzneimittel zur Vereinfachung der Einnahme und Verbesserung der Compliance als Fix-kombinationen verordnet. Die Arzneimittel müssen lebenslang eingenommen werden, um das Virus zu unterdrücken

» Der Verbrauchszuwachs ist vor allem eine Folge der erfolgreichen Therapie von HIV/AIDS. Da immer mehr Menschen mit HIV/AIDS überleben, steigt der Bedarf an Arzneimitteln

» Die Mittel gegen Herpes- und Varizellenviren ist die zweite große Teil-Indikationsgruppe. Auf sie entfiel 2011 ein Verbrauchsanteil von ca. 11%

» Teil-Indikationsgruppe der Mittel gegen Hepatitis C-Viren: Seit Herbst 2011 gibt es den neuen Therapie-ansatz der Proteasehemmer. Proteasehemmer er-reichten innerhalb der Teil-Indikationsgruppe für 2011 bereits einen Verbrauchsanteil von 8 %

Regionale Entwicklung des Verbrauchs » Extreme regionale Unterschiede, höchster Verbrauch

in Stadtstaaten: ▪ Höchster Verbrauch: Berlin (2,43 DDD/Versicher-

ten) ▪ Niedrigster Verbrauch: Brandenburg (0,14 DDD/

Versicherten) » Korrelation (R2=0,99) mit der vom RKI geschätzten

Zahl von Menschen, die in der jeweiligen Region Ende 2011 mit HIV/AIDS gelebt haben (RKI 2011). Ver-brauch allein abhängig von der Prävalenz

» Prävalenz vermutlich auch durch die Versorgungs-möglichkeiten bedingt: Für Menschen mit HIV/AIDS sind Städte wie Berlin und Hamburg vermutlich auch besonders attraktiv

z-standardisierte Abweichungen vom Mittelwert, 2011(Deutschland: 0,56 DDD)

sowie Änderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Deutschland: 5,6%)

■ z ≤ -1,5 ■ 0,5 ≤ z < 1,5

■ -1,5 < z ≤ -0,5 ■ 1,5 ≤ z

■ -0,5 < z < 0,5

Ausgaben Gesamt 813,23 Mio EUR

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr 3,26%

Anteil an Gesamtausgaben 3,02%

» 2011 erneuter Ausgabenanstieg v.a. bedingt durch die antiretroviralen Mittel

» Komponenten der Ausgabendynamik: Ï Ausgabensteigerung 2011 vor allem durch die

Verbrauchs-Komponente. Komponente ist 2011 höher als 2010

Ð Ausgabenrückgang durch Preissenkungen (Her-stellerrabatte) ist 2011 größer als 2012

Teilindika- tionsgruppe

Ausgaben (Mio EUR)

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr

Anteil an Gesamt- ausgaben (%)

Antiretrovira-le Mittel

658,98 0,40 2,45

Mittel gegen Hepatitis-C-Viren

70,64 44,36 0,26

Mittel gegen Hepatitis-B-Viren

30,30 5,69 0,11

Mittel gegen Herpes- und Varizellen-viren

27,66 -1,83 0,10

Mittel gegen Cytomegalie-viren (CMV)

23,67 -4,56 0,09

Mittel gegen Influenza-viren

1,98 226,82 0,01

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12

L01

» AntineoplAstikA

Charakterisierung der Erkrankung und ihrer Behandlung

» Behandlung von Krebserkrankungen (u. a. klassische Zytostatika, monoklo-nale Antikörper und Proteinkinase-Hemmer)

» Ausgehend von zunächst eher unspezifisch wirkenden Zytostatika, die in hohem Maße auch andere wachsende Zelle schädigen, wurden Wirkstoffe entwickelt, die immer gezielter das Wachstum nur von Krebszellen hemmen. Heute stehen Antikörper zur Verfügung, die nur auf das Wachstum ganz be-stimmter Zelllinien wirken

» Die Behandlung mit Zytostatika erfolgt in der Regel nach erprobten Sche-mata; häufig keine Dauertherapie, sondern eine intermittierende Gabe von Medikamenten

» Als Infusionen verabreichte Zytostatika werden oft nicht als Fertigarzneimittel, sondern in Form von Zubereitungen abgegeben

» Einteilung nach dem Behandlungskonzept in die Teil-Indikationsgruppen „Chemisch definierte Antineoplastika“ und „Komplementäre Therapie bei Krebserkrankungen“

» Zytostatika werden häufig kombiniert

Verbrauch an Antineoplastika (2003-2011) in Mio. DDD

» Sehr selten verordnet: 2011 0,3 DDD/GKV-Versicherten

» Seit 2004 insgesamt stabiler Verbrauch ▪ Rückgang 2004 durch weitgehenden Er-

stattungsausschluss der Mistelpräparate ▪ Wachstum der chemisch definierten An-

tineoplastika bei weiterem Rückgang der Mistelpräparate

19,1

16,7

19,1 18,8 19,3 19,7 19,7 19,4 19,2

10

15

20

25

Mio

. DD

D

0

5

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Arzneimittel ▪ Konventionelle Zytostatika wirken relativ unspezifisch

zytotoxisch. In den meisten Fällen schädigen sie die Erbsubstanz oder hemmen die Zellteilung. Es werden folgende Wirkstoffgruppen unterschieden: Alkylanzien und platinhaltige Verbindungen, Antimetabolite, zytos-tatische Antibiotika, Naturstoffe

▪ Die neuen Generationen antineoplastischer Arznei-mittel werden als zielgerichtete Therapien bezeichnet. Ihre Entwicklung fußt auf inzwischen enorm gewach-senem Wissen über molekulare Vorgänge in Krebs-zellen. Die Wirkstoffe richten sich spezifisch gegen Strukturen, die charakteristisch für Krebszellen sind. Von größter Bedeutung sind hier die monoklonalen Antikörper und die Proteinkinase-Hemmer

Neue WirkstoffeMarkteinführung Wirkstoff Therapieansatz

2010 Ofatumumab Monokl. Antikörper: CD202010 Pazopanib Proteinkinase-Hemmer 2010 Cabazitaxel Taxole2011 Eribulin Andere antineoplastische

Mittel2011 Ipilimumab Monokl. Antikörper: CTLA-4

Entwicklung von Ausgaben und Verbrauch

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12 » Chemisch definierte Antineoplastika: 2011 entfallen drei Viertel des Verbrauchs auf drei Therapieansätze ▪ Anteil Proteinkinase-Hemmer stieg auf rund 31%,

größten Anteil hat Imatinib (>40%) ▪ „Andere antineoplastische Mittel“: 26% ▪ Zytotoxische Antibiotika: 16%

26,8

25,1

17,3

14,3

28,8

26,0

16,5

13,7

30,7

26,4

16,0

13,4

20

30

40

50

Ant

eil a

n ve

rord

nete

n D

DD

(%)

200920102011

3,7

2,5

2,0

0,3

13,7

4,4

2,3

1,7

1,0

13,4

4,4

1,9

1,7

1,2

0

10

Proteinkinase-Hemmer(L01XE*)

Andereantineopl. Mittel

(L01XX*)

Zytotoxische Antibiotika(L01DC*)

Alkylanzien(L01A*)

Antimetabolite(L01B*)

Estramustin(L01XX11)

Monokl. AK:CD20

(L01XC02,L01XC10)

mTOR-Hemmer (L01XE*)

Ant

eil a

n ve

rord

nete

n D

DD

(%)

Anteiliger Verbrauch für die am häufigsten verordneten Antineoplastika (2009-2011) in Prozent

Regionale Entwicklung des Verbrauchs » deutliche regionale Unterschiede:

▪ Höchster Verbrauch: Berlin (0,36 DDD/Versicher-ten)

▪ Niedrigster Verbrauch: Brandenburg (0,24 DDD/Versicherten)

» Pro-Kopf-Verbrauch in den Bundesländern korreliert signifikant (R2=0,49) mit Häufigkeit der Krankenhaus-fälle wegen bösartiger Erkrankungen (ICD-10 C00-C97) im Jahr 2010 (Statistisches Bundesamt, Stand Mai 2012)

z-standardisierte Abweichungen vom Mittelwert, 2011(Deutschland: 0,28 DDD)

sowie Änderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Deutschland: -1,1%)

■ z ≤ -1,5 ■ 0,5 ≤ z < 1,5

■ -1,5 < z ≤ -0,5 ■ 1,5 ≤ z

■ -0,5 < z < 0,5

Ausgaben Gesamt 864,94 Mio. EUR

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr -2,77%

Anteil an Gesamtausgaben 3,22%

» 2011 insgesamt leichter Ausgabenrückgang trotz steigenden Verbrauchs

» Komponenten der Ausgabendynamik: Ï Verbrauchszunahme erhöht Ausgaben Ð Deutlicher Augabenrückgang 2011 durch Preis-

senkung (höhere Herstellerabschläge, Preismo-ratorium)

Ï Ausgabenerhöhungen durch höheren Anteil neue-rer Therapieansätze

Teilindika- tionsgruppe

Ausgaben (Mio EUR)

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr

Anteil an Gesamt- ausgaben (%)

Chemisch definierte Antineoplas-tika

844,71 -2,42 3,14

Komplemen-täre Therapie bei Krebser-krankungen

20,23 -15,46 0,08

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12

M01

» AntiphlogistikA & AntirheumAtikA

Charakterisierung der Erkrankung und ihrer Behandlung

» Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wirken vor allem entzündungshem-mend, aber auch schmerzlindernd, und einige können auch Fieber senken. Sie werden zur symptomatischen Behandlung der rheumatoider Arthritis und von anderen entzündlichen Gelenkerkrankungen oder schmerzhaften Ge-lenkbeschwerden eingesetzt. Auch bei Rückenschmerzen werden NSAR häufig verordnet

» Einige der Wirkstoffe (z. B. Ibuprofen) werden bei Schmerzen unterschied-lichster Ursache angewendet. Diese Arzneimittel werden auch zur Fiebersen-kung und bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt

» Zu den Antiphlogistika und Antirheumatika gehören ältere sogenannte Re-missionsinduktoren oder DMARD („disease modifying anti-rheumatic drugs“), die vor allem bei rheumatoider Arthritis eingesetzt werden. Diese Wirkstoffe bremsen den Entzündungsprozess bei rheumatoider Arthritis und verzögern so die entzündungsbedingte Gelenkzerstörung

Verbrauch an Antiphlogistika und Antirheumatika (1996-2011) in Mio. DDD

» Antiphlogistika und Antirheumatika gehören zu den sehr häufig verordneten Arzneimit-teln: 2011 wurden im Mittel rund 16 DDD je GKV-Versicherten verordnet

» Seit 1996 Verbrauchswachstum um ca. 40%. Es gab wechselnde Phasen von stei-gendem und konstantem Verlauf

» Den größten und leicht steigenden Ver-brauchsanteil haben mit ca. 96 % die NSAR. Die restlichen 4 % entfielen auf die Remissi-onsinduktoren

» Bei Schmerzen können sowohl NSAR als auch Analgetika (N02) eingesetzt werden. Die unstetige Verbrauchsentwicklung bei NSAR hängt möglicherweise teilweise damit zusammen, dass hier Substitutionseffekte möglich sind

777733 726 724

769

847

9411.007 983 965 967

1.023 1.047 1.070 1.090 1.112

400

600

800

1.000

1.200

Mio

. DD

D

0

200

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Arzneimittel ▪ Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Es gibt zwei

relevante Gruppen, die konventionellen NSAR und die Coxibe. Bei den konventionellen NSAR sind Diclofe-nac und Ibuprofen die wichtigsten Wirkstoffe, bei den Coxiben sind es Etoricoxib und Celecoxib

▪ Remissionsinduktoren: Hier sind vor allem Methotre-xat und Sulfasalazin zu nennen

Entwicklung von Ausgaben und Verbrauch

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12 » Bei den NSAR entfielen ca. 90 % des Verbrauchs auf die konventionellen NSAR. Als weitere relevante Gruppe sind die Coxibe zu nennen, deren Verbrauchs-anteil nach wie vor leicht zunimmt

» Unter den konventionellen NSAR sinkt der Ver-brauchsanteil von Diclofenac, der von Ibuprofen steigt dagegen

» Seit 2010 sind Diclofenac und Ibuprofen gemeinsam Leitsubstanzen in der Gruppe der NSAR, zuvor war nur Diclofenac Leitsubstanz

41,1

49,2

1,7

1,8

1,6

1,3

43,6

47,6

1,7

1,7

1,4

1,1

47,0

45,1

1,8

1,6

1,3

1,0

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Ibuprofen Diclofenac Naproxen Meloxicam Indometacin Piroxicam

Ant

eil a

n ve

rord

nete

n D

DD

(%)

2009

2010

2011

Anteiliger Verbrauch für die am häufigsten verordneten konventionellen NSAR (2009 bis 2011) in Prozent

Regionale Entwicklung des Verbrauchs » Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland: 16 DDD/GKV-

Versicherten » Deutliche regionale Unterschiede im Verbrauch:

▪ Höchster Verbrauch: Thüringen (19,0 DDD/Versi-cherten)

▪ Niedrigster Verbrauch: Baden-Württemberg (14,2 DDD/Versicherten)

» Ursache für Verbrauchsunterschiede sind unter ande-rem in der unterschiedlichen Prävalenz von Schmer-zen bedingt, insbesondere von Schmerzen bei Gelen-kerkrankungen, Arthrose und Arthritis. Diese sind im höheren Lebensalter sehr viel häufiger (RKI 2011), daher ist zu erwarten, dass der Verbrauch von der Al-tersstruktur beeinflusst wird

» Es besteht eine signifikante Korrelation zwischen dem Pro-Kopf-Verbrauchs und dem Anteil der über 55-Jäh-rigen (R2=0,50)

z-standardisierte Abweichungen vom Mittelwert, 2011(Deutschland: 16,05 DDD)

sowie Änderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Deutschland: 2,3%)

■ z ≤ -1,5 ■ 0,5 ≤ z < 1,5

■ -1,5 < z ≤ -0,5 ■ 1,5 ≤ z

■ -0,5 < z < 0,5

Ausgaben Gesamt 537,68 Mio. EUR

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr -2,16%

Anteil an Gesamtausgaben 2,00%

» 2011 leichter Ausgabenrückgang trotz steigenden Verbrauchs

» Komponenten der Ausgabendynamik: Ï Ausgabensteigerung 2011 v.a. durch den höheren

Verbrauch Ð Ausgabenrückgang durch deutliche Preissenkun-

gen, insbesondere durch höhere Individualrabatte

Teilindika- tionsgruppe

Ausgaben (Mio EUR)

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr

Anteil an Gesamt- ausgaben (%)

NSAR 456,73 -3,45 1,70

Remissions-induktoren bei RA

80,96 5,84 0,30

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12

M05

» Mittel bei KnochenerKranKungen

Charakterisierung der Erkrankung und ihrer Behandlung

» In der ambulanten Versorgung werden Arzneimittel aus dieser Indikations-gruppe hauptsächlich bei Osteoporose eingesetzt, in geringerem Umfang auch zur Behandlung von Knochenmetastasen

» Von Osteoporose sind vor allem Frauen nach der Menopause betroffen. Bei der Erkrankung kommt es zu einem vermehrten Substanzabbau in den Kno-chen („Knochenschwund“), wodurch die Knochen anfälliger für Knochenbrü-che werden

» Bei einer Osteoporose mit pathologischer Fraktur besteht in jedem Fall eine Behandlungsindikation, bei Patienten ohne Fraktur ist dieser abhängig von einer Reihe von Risikofaktoren. Zur Behandlung gehört auch ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D. Als Medikamente werden überwiegend Bisphosphonate eingesetzt, die den Knochenabbau hemmen

Verbrauch an Mitteln bei Knochenerkrankungen (1996-2011) in Mio. DDD

» Gehören zu den häufig verordneten Arznei-mitteln: 2011 3,2 DDD/GKV-Versicherten

» Seit 1996 deutliches Verbrauchswachstum in Phasen, seit 2001 Anstieg um das Drei-fache: ▪ 1996-2001 scheinbar Bedarfssättigung ▪ Phase besonders kräftigen Wachstums

2002-2008 » Verbrauchszuwachs vermutlich nicht unwe-

sentlich durch die Ergebnisse der Women’s Health Initiative (WHI) bedingt (Writing Group for the Women’s Health Initiative In-vestigators 2002), in der Risiken der Östro-gentherapie in der Postmenopause gezeigt wurden. Die Östrogentherapie senkt jedoch das Risiko für Frakturen und wurde daher zur Behandlung der Osteoporose eingesetzt

83,4

110,4

131,6

156,0165,5

190,1

214,5224,9 224,2 225,8

100

150

200

250

Mio

. DD

D

1,5

26,2

46,555,2 51,4

61,0

0

50

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

ArzneimittelTeil-Indikationsgruppe der Mittel gegen Osteoporose ▪ Bisphosphonate ( z.B. Alendronsäure, Risedronsäure)

sind der wichtigste Therapieansatz ▪ Andere Mittel: hierzu gehören Denosumab, das den

Knochenabbau hemmt und Strontiumranelat (Wirkme-chanismus unklar)

Teil-Indikationsgruppe der Mittel bei Knochenheilungsstö-rungen ▪ Diese Gruppe mit den Wirkstoffen Dibotermin alfa

und Eptotermin alfa spielt für den ambulanten Bereich keine Rolle. Die Wirkstoffe werden bei nicht-heilenden Knochenbrüchen des Schienbeins eingesetzt

Neue WirkstoffeMarkteinführung Wirkstoff Therapieansatz

2007 Eptotermin alfa Knochenmorphogene Proteine

2010 Denosumab Andere Mittel mit Wirkung auf Knochen und Minera-lisation

Entwicklung von Ausgaben und Verbrauch

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12 � Parallel zu dem nachfolgenden deutlichen Rückgang

der Hormontherapie wurden vermehrt Bisphosphona-te zur Senkung des Frakturrisikos verordnet

» Innerhalb der Osteoporosemittel dominieren die Bis-phosphonate. Ihr Anteil ging allerdings 2011 auf 78% zurück, was vor allem durch einen Anstieg der „ande-ren Mittel bei Knochenerkrankungen“ bedingt ist, die auf 8% des Verbrauchs anstiegen. Wichtigster Wirk-stoff bei den Bisphosphonaten ist die Alendronsäure, die als Leitsubstanz einen Verbrauchsanteil von rund 71% hat

» Bei Kombinationspräparaten stieg der Anteil der Drei-fachkombination aus Risedronsäure, Calcium und Colecalciferol (Vitamin D3) im Zeitraum von 2009 bis 2011 erheblich an (von 21,6% auf 32,0%)

72,8 72,2 71,4

30

40

50

60

70

80

90

100

Ant

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n ve

rord

nete

n D

DD

(%)

200920102011

12,29,6

5,1

13,3

8,75,5

13,9

9,25,3

0

10

20

30

Alendronsäure Ibandronsäure Risedronsäure Zoledronsäure

Ant

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n ve

rord

nete

n D

DD

(%)

Anteiliger Verbrauch für die am häufigsten verordneten Mittel bei Kno-chenerkrankungen, Therapieansatz der Bisphosphonate (2009-2011) in Prozent

Regionale Entwicklung des Verbrauchs » Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland 3,3 DDD/GKV-

Versicherten » Deutliche regionale Unterschiede mit hohen Verbräu-

chen in den östlichen Regionen: ▪ Höchster Verbrauch: Brandenburg (4,8 DDD/Versi-

cherten) ▪ Niedrigster Verbrauch: Bremen (2,5 DDD/Versi-

cherten) » Ursache für Verbrauchsunterschiede ist in der unter-

schiedlichen Prävalenz der Osteoporose zu suchen. Die Osteoporose-Prävalenz hängt vor allem vom An-teil der Frauen über 55 Jahre in einer Region ab

» Es besteht eine signifikante Korrelation zwischen dem regionalen Pro-Kopf-Verbrauch und dem Anteil der über 55-Jährigen Frauen (R2=0,77) in den Regionen

z-standardisierte Abweichungen vom Mittelwert, 2011(Deutschland: 3,26 DDD)

sowie Änderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent (Deutschland: 1,0%)

■ z ≤ -1,5 ■ 0,5 ≤ z < 1,5

■ -1,5 < z ≤ -0,5 ■ 1,5 ≤ z

■ -0,5 < z < 0,5

Ausgaben Gesamt 315,50 Mio. EUR

Prozentuale Veränderung gegenüber Vorjahr 11,82%

Anteil an Gesamtausgaben 1,17%

» 2011 deutlicher Ausgabenrückgang » Komponenten der Ausgabendynamik:

Ð Ausgabensenkung 2011 vor allem durch stark ge-sunkene Preise (höhere Herstellerabschläge und Preismoratorium)

Ð Geringfügige Ausgabensenkung durch Analog-Wettbewerb, v.a. durch Rückgang des Verord-nungsanteils von Zoledronsäure

Î Verbrauch stagniert und hatte 2010 und 2011 kei-nen Einfluss auf Ausgaben

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Glossar

» Abbildungen & literAtur

LiteraturverzeichnisDAIG, ÖAG (2010) Deutsch-Österreichische Leitlinien zur antiretroviralen The-rapie der HIV-1-Infektion. http://www.daignet.de/site-content/hiv-therapie/leitlini-en-1/Leitlinien_28-05-2010_V_late.pdf (06.06.2012)

DGN (2008) Restless-Legs-Syndrom (RLS) und Periodic Limb Movement Disor-der (PLMD). Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie; 4. überarbei-tete Auflage, Georg Thieme Verlag Stuttgart: 654 ff.

Erhart M, von Stillfried D (2012) Analyse regionaler Unterschiede in der Präva-lenz und Versorgung depressiver Störungen auf Basis vertragsärztlicher Abrech-nungsdaten – Teil 1 Prävalenz. URL: http://www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva_docs/Bericht_Depressionen_20120529.pdf (05.06.2012)

Frei U, Schober-Halstenberg HJ (2008) Nierenersatztherapie in Deutschland. Bericht über Dialysebehandlung und Nierentransplantation in Deutschland. 2006/2007. Berlin: QuaSi-Niere

Fricke U, Günther J, Zawinell A (2009) Anatomisch-chemisch-therapeutische Klassifikation mit Tagesdosen für den deutschen Arzneimittelmarkt. Herausgege-ben vom Wissenschaftlichen Institut der Ortskrankenkassen (WIdO)

Erläuterungen zu AbbildungenDiagramme »

Verbrauchsangaben in Mio. Tagesdosen (DDD, defined daily doses) ▪Verbrauchsanteile in Prozent ▪Entwicklung der Ausgaben in Mio. Euro ▪

Deutschlandkarten »

Die Einfärbung der Regionen richtet sich nach dem Grad der Abwei- chung vom Bundesdurchschnitt (Mittelwert). Um eine Vergleichbarkeit der Abweichung zwischen den verschiedenen Indikationsgruppen herzustel-len, werden die Verbräuche pro Kopf in jeder Indikationsgruppe durch eine z-Transformation standardisiert.

Als zusätzliche Information wird in jeder Region der Pro-Kopf-Verbrauch in DDD sowie die prozentuale Veränderung zum Vorjahr genannt.

Quelle »

IGES-Berechnung nach Arzneiverordnungs-Report (1996 - 2002) und nach NVI (INSIGHT Health)

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12 Herold G (Hrsg., 2010) Innere Medizin. Verlag Gerd Herold.

Matthaei S, Bierwirth R, Fritsche A, Gallwitz B, Häring H-U et al. (2009) Medikamentöse antihyperglykämische Therapie des Diabetes mellitus Typ 2. Diabetologie 4: 32–64.

Löwel H, Meisinger C et al. (2006) Epidemiologie der arteriellen Hypertonie in Deutsch-land. Ausgewählte Ergebnisse bevölkerungsrepräsentativer Querschnittsstudien. Dtsch Med Wochenschr 131: 2586–2591

RKI (2011) HIV/AIDS-Eckdaten in Deutschland und den Bundesländern. URL: http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Epidemiologie/Daten_und_Berichte/Eckdaten.html (11.06.2012) J05

RKI (2011) Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2009“. Beitrage zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin. A10, R03

Scandinavian Simvastatin Survival Study Group (1994) Randomised trial of cholesterol lowering in 4444 patients with coronary heart disease: The Scandinavian Simvastatin Sur-vival Study (4S). Lancet 344: 1383–1389

Writing Group for the Women’s Health Initiative Investigators (2002) Effect of conjugated equine estrogen in postmenopausal women with hysterectomy. The Women’s Health Initi-ative randomized controlled trial. JAMA 291: 1701–1712

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Arzneimittel-Atlas 2012Für einen realistischen Blick auf den Arzneimittelmarkt

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