Asymmetrische Katalyse über die Ligandensphäre von oktaedrischen Komplexen mit chiralem...

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Chirale Metallzentren DOI: 10.1002/ange.201404305 Asymmetrische Katalyse über die Ligandensphäre von oktaedrischen Komplexen mit chiralem Metallzentrum Lei Gong, Liang-An Chen und Eric Meggers* Asymmetrische Katalyse · Chirale Metallzentren · Homogene Katalyse · Koordinationschemie 1. Einführung Die Forschung auf dem Gebiet der asymmetrischen Ka- talyse wird von der wachsenden Nachfrage nach optisch ak- tiven Verbindungen sowohl aus der chemischen als auch der pharmazeutischen Industrie angetrieben. [1, 2] Wir mçchten hier eine Klasse kɒrzlich in Erscheinung getretener asym- metrischer Katalysatoren vorstellen, die formal nicht klar einem der Hauptbereiche der Katalyse – Biokatalyse, Or- ganokatalyse und Ƞbergangsmetallkatalyse zugeordnet werden kçnnen, und zwar oktaedrische Ƞbergangsmetall- komplexe mit metallzentrierter ChiralitȨt, die in Bezug auf ihre LigandensphȨre und Konfiguration inert sind. [3, 4] In diesen metallgestɒtzten asymmetrischen „Organokatalysato- ren“ dient das zentrale Ƞbergangsmetallatom als strukturel- ler Ankerpunkt, der eine chirale Umgebung bereitstellt, wȨhrend die Katalyse ɒber die organische LigandensphȨre vermittelt wird. Eine Kombination verschiedener Eigenschaften macht oktaedrische Ƞbergangsmetallkom- plexe zu interessanten Templaten fɒr die Entwicklung asymmetrischer Ka- talysatoren: 1) Durch die anspruchs- volle Stereochemie oktaedrischer Me- tallkomplexe (bis zu 30 Stereoisomere an einem einzelnen oktaedrischen Zentrum) kçnnen kom- plexe Strukturen aufgebaut und damit vielfȨltige Mçglich- keiten zur maßgeschneiderten Anordnung funktioneller Gruppen und zur Durchfɒhrung multifunktionaler Katalyse zu erschlossen werden. 2) Oktaedrische Stereozentren ver- einfachen die Entwicklung definierter, globulȨrer und starrer Strukturen, da die Molekɒlgeometrie im Wesentlichen durch das Metallzentrum vorgegeben wird, wobei konformative FlexibilitȨt durch sterische GruppenhȨufung und Chelatef- fekte eingeschrȨnkt wird. Dies ist nicht nur aus entropischen Grɒnden von Vorteil, sondern erleichtert auch die intuitive und rationale Optimierung von Katalysatoren. Anzumerken ist, dass dieselben Merkmale oktaedrischer Metallkomplexe, sprich die Bandbreite struktureller Mçglichkeiten in Kombi- nation mit konformativer Starrheit, sich bereits als vorteilhaft fɒr die Entwicklung hochaffiner und selektiver DNA-Binder und Enzyminhibitoren herausgestellt haben. [5, 6] Dieser Kurzaufsatz konzentriert sich auf die metallgestɒtzte asym- metrische Katalyse, vermittelt durch die LigandensphȨre. Unberɒcksichtigt bleiben dagegen Arbeiten, in denen das chirale Metallatom als reaktives Koordinationszentrum dient. [7] Aufgrund der Beziehung zwischen Struktur und Funktion in der Chemie ist der Zugang zu neuartigen chemischen Strukturen ein treibender Faktor fɒr die Entdeckung neuer chemischer Funktionen. Unter diesem Blickwinkel betrachtet, liegt die beachtliche Nɒtzlichkeit der oktaedrischen Geometrie sechsfach koordinierter Metallkomplexe darin begrɒndet, dass ihre stereochemische Vielseitigkeit mit der FȨ- higkeit gepaart wird, Zugang zu chemischem Raum zu ermçglichen, der fɒr rein organische Verbindungen mçglicherweise nicht erreichbar ist. In diesem Kurzaufsatz mçchten wir inerte oktaedrische Metall- komplexe mit metallzentrierter ChiralitȨt als aufkommende Klasse metallgestɒtzten asymmetrischer „Organokatalysatoren“ vorstellen. Die Ausnutzung der oftmals starren und globulȨren Gerɒste sowie die vielfȨltige Stereochemie versprechen neue Anwendungsmçglichkeiten auf dem Gebiet der Katalyse. [*] Dr. L. Gong, B.Sc. L.-A. Chen, Prof. Dr. E. Meggers Schlɒssellaboratorium fɒr Chemische Biologie der Provinz Fujian und Department fɒr Chemische Biologie College der Chemie und Chemie-Ingenieurwissenschaften UniversitȨt von Xiamen, Xiamen 361005 (Volksrepublik China) Prof. Dr. E. Meggers Fachbereich Chemie, Philipps-UniversitȨt Marburg Hans-Meerwein-Straße, 35043 Marburg (Deutschland) E-Mail: [email protected] . Angewandte Kurzaufsätze E. Meggers et al. 11046 # 2014 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Angew. Chem. 2014, 126, 11046 – 11053

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Chirale MetallzentrenDOI: 10.1002/ange.201404305

Asymmetrische Katalyse �ber die Ligandensph�re vonoktaedrischen Komplexen mit chiralem MetallzentrumLei Gong, Liang-An Chen und Eric Meggers*

Asymmetrische Katalyse · Chirale Metallzentren ·Homogene Katalyse · Koordinationschemie

1. Einf�hrung

Die Forschung auf dem Gebiet der asymmetrischen Ka-talyse wird von der wachsenden Nachfrage nach optisch ak-tiven Verbindungen sowohl aus der chemischen als auch derpharmazeutischen Industrie angetrieben.[1,2] Wir mçchtenhier eine Klasse k�rzlich in Erscheinung getretener asym-metrischer Katalysatoren vorstellen, die formal nicht klareinem der Hauptbereiche der Katalyse – Biokatalyse, Or-ganokatalyse und �bergangsmetallkatalyse – zugeordnetwerden kçnnen, und zwar oktaedrische �bergangsmetall-komplexe mit metallzentrierter Chiralit�t, die in Bezug aufihre Ligandensph�re und Konfiguration inert sind.[3, 4] Indiesen metallgest�tzten asymmetrischen „Organokatalysato-ren“ dient das zentrale �bergangsmetallatom als strukturel-ler Ankerpunkt, der eine chirale Umgebung bereitstellt,w�hrend die Katalyse �ber die organische Ligandensph�re

vermittelt wird. Eine Kombinationverschiedener Eigenschaften machtoktaedrische �bergangsmetallkom-plexe zu interessanten Templaten f�rdie Entwicklung asymmetrischer Ka-talysatoren: 1) Durch die anspruchs-volle Stereochemie oktaedrischer Me-tallkomplexe (bis zu 30 Stereoisomere

an einem einzelnen oktaedrischen Zentrum) kçnnen kom-plexe Strukturen aufgebaut und damit vielf�ltige Mçglich-keiten zur maßgeschneiderten Anordnung funktionellerGruppen und zur Durchf�hrung multifunktionaler Katalysezu erschlossen werden. 2) Oktaedrische Stereozentren ver-einfachen die Entwicklung definierter, globul�rer und starrerStrukturen, da die Molek�lgeometrie im Wesentlichen durchdas Metallzentrum vorgegeben wird, wobei konformativeFlexibilit�t durch sterische Gruppenh�ufung und Chelatef-fekte eingeschr�nkt wird. Dies ist nicht nur aus entropischenGr�nden von Vorteil, sondern erleichtert auch die intuitiveund rationale Optimierung von Katalysatoren. Anzumerkenist, dass dieselben Merkmale oktaedrischer Metallkomplexe,sprich die Bandbreite struktureller Mçglichkeiten in Kombi-nation mit konformativer Starrheit, sich bereits als vorteilhaftf�r die Entwicklung hochaffiner und selektiver DNA-Binderund Enzyminhibitoren herausgestellt haben.[5, 6] DieserKurzaufsatz konzentriert sich auf die metallgest�tzte asym-metrische Katalyse, vermittelt durch die Ligandensph�re.Unber�cksichtigt bleiben dagegen Arbeiten, in denen daschirale Metallatom als reaktives Koordinationszentrumdient.[7]

Aufgrund der Beziehung zwischen Struktur und Funktion in derChemie ist der Zugang zu neuartigen chemischen Strukturen eintreibender Faktor f�r die Entdeckung neuer chemischer Funktionen.Unter diesem Blickwinkel betrachtet, liegt die beachtliche N�tzlichkeitder oktaedrischen Geometrie sechsfach koordinierter Metallkomplexedarin begr�ndet, dass ihre stereochemische Vielseitigkeit mit der F�-higkeit gepaart wird, Zugang zu chemischem Raum zu ermçglichen,der f�r rein organische Verbindungen mçglicherweise nicht erreichbarist. In diesem Kurzaufsatz mçchten wir inerte oktaedrische Metall-komplexe mit metallzentrierter Chiralit�t als aufkommende Klassemetallgest�tzten asymmetrischer „Organokatalysatoren“ vorstellen.Die Ausnutzung der oftmals starren und globul�ren Ger�ste sowie dievielf�ltige Stereochemie versprechen neue Anwendungsmçglichkeitenauf dem Gebiet der Katalyse.

[*] Dr. L. Gong, B.Sc. L.-A. Chen, Prof. Dr. E. MeggersSchl�ssellaboratorium f�r Chemische Biologie der Provinz Fujianund Department f�r Chemische BiologieCollege der Chemie und Chemie-IngenieurwissenschaftenUniversit�t von Xiamen, Xiamen 361005 (Volksrepublik China)

Prof. Dr. E. MeggersFachbereich Chemie, Philipps-Universit�t MarburgHans-Meerwein-Straße, 35043 Marburg (Deutschland)E-Mail: [email protected]

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2. Oktaedrische Template mit chiralen Liganden

Um die strukturellen Eigenschaften chiraler oktaedri-scher Komplexe nutzen zu kçnnen, muss deren Stereochemiezun�chst implementiert werden. Die nçtige Kontrolle �berrelative und absolute Konfiguration am Metallzentrum stelltzurzeit vermutlich das Haupthindernis der metallgest�tztenStrategie dar.[8] Eine praktische Herangehensweise, mit die-sem Problem umzugehen, st�tzt sich auf mehrz�hnige orga-nische Liganden, um die Bildung metallzentrierter Chiralit�tzu dirigieren, oder um die chromatographische Trennung dergebildeten Mischungen (enantiomerenreiner) Diastereomerezu ermçglichen.

2.1. Schiff-Basen-Cobaltat(III)-Komplexe

Belokon et al. haben eine Familie inerter chiraler Schiff-Basen-Cobaltat(III)-Komplexe als asymmetrische Katalysa-toren eingef�hrt.[9–12] Diese Komplexe kombinieren metall-zentrierte Chiralit�t mit stereogenen Kohlenstoffzentren derkoordinierenden Liganden. Zwei dreiz�hnige chirale Schiff-Basen, durch Kondensation von Salicylaldehyd und depro-tonierten chiralen a-Aminos�uren gebildet, werden dabei alsLiganden eingesetzt. Die oktaedrische Koordination an daszentrale Cobalt(III)-Ion f�hrt zur Bildung anionischer Co-baltat(III)-Komplexe. Die Autoren wiesen nach, dass diekatalytischen Eigenschaften dieser Komplexe sowohl durchunterschiedliche Seitenketten der Aminos�uren als auchdurch die absolute Konfiguration der beteiligten Kohlenstoff-und Cobalt-Stereozentren sowie die Wahl des Gegenionsgezielt beeinflusst werden kçnnen. Beispielsweise wurdeKalium-L-bis(N-salicyliden-(S)-tryptophanato)cobaltat(III)[L-(S,S)-1] als effektiver Lewis-saurer Katalysator f�r dieasymmetrische Cyanosilylierung beschrieben (Schema 1 a).[9]

Der koordinativ ges�ttigte und inerte Komplex wurde alsMischung zweier Diastereomere aus der Reaktion von Try-ptophan mit Salicylaldehyd und Na3[Co(CO3)3] erhalten. Diegebildeten L-(S,S)- und D-(S,S)-Diastereomere wurden an-schließend durch S�ulenchromatographie getrennt und perIonenaustauschchromatographie aufgereinigt. Es wurde ge-zeigt, dass das L-(S,S)-Diastereomer des chiralen Cobaltat-Salzes [L-(S,S)-1] (2 Mol-%) die asymmetrische Trim-ethylsilylcyanylierung von Benzaldehyd effizient katalysiertund bereits bei Raumtemperatur in Anwesenheit des Coka-talysators PPh3 (10 Mol-%) eine Ausbeute von 89% (77% ee)erreicht wird. Bemerkenswert ist, dass das Diastereomer D-(S,S)-1 mit der entgegengesetzten Konfiguration des Cobalt-Stereozentrums keinen Enantiomeren�berschuss lieferte, wasbeweist, dass die absolute Konfiguration am Metall aus-schlaggebend f�r die asymmetrische Induktion dieser Reak-tion ist. Die Autoren schlagen einen Mechanismus vor, in demdie Carboxylatgruppen des Cobaltat-Anions als koordinie-rende Gruppen f�r das Kalium-Ion dienen, welches wiederumals Lewis-S�ure agiert und durch Koordination den Benzal-dehyd aktiviert. Weitere Aktivierung des Benzaldehyds durcheine Wasserstoffbr�cke zwischen dem Sauerstoffatom desAldehyds und der Aminogruppe des Indols kann angenom-men werden. Trimethylsilylcyanid hingegen kann mçglicher-

weise durch die Wechselwirkung des Siliciumatoms mit einerder nukleophilen Carboxylgruppen des Cobaltat-Anions ak-tiviert und positioniert werden.

In einem verwandten Beispiel wurde berichtet, dass derLithium-Cobaltatkomplex D-(S,S)-2 die asymmetrische Mi-chael-Addition von Diethylmalonat an 2-Cyclohexen-1-on inAnwesenheit der Base PhOLi mit hoher Ausbeute kataly-siert, dabei allerdings nur einen ee-Wert von 69 % erreicht(Schema 1b).[10] Der Komplex unterscheidet sich von L-(S,S)-1 durch die Konfiguration am Zentralatom (D statt L), dieSeitenkette der Aminos�ure (Valin statt Tryptophan) und dasGegenion (Li+ statt K+). Im Experiment mit dem Diaste-reomer L-(S,S)-2 wurde die Wichtigkeit der absoluten Kon-figuration am Metallzentrum ersichtlich, da nur ein Enan-tiomeren�berschuss von 4% des R-konfigurierten Produktsbei einer Ausbeute von 11 % erhalten werden konnte.

Maleev et al. erweiterten die Verwendung von inertenCobaltat-Komplexen in der asymmetrischen Katalyse vonLewis-S�ure-Katalyse hin zu Brønsted-S�ure-Katalyse, in-dem sie das Alkalimetall-Gegenion durch ein Proton ersetz-ten.[13] K�rzlich berichteten sie, dass der Komplex D-(S,S)-3,

Lei Gong erhielt den B.Sc.- und Doktortitel(2002 bzw. 2008) von der Xiamen-Universi-t�t (China). Anschließend war er als Post-doktorand an der Philipps-Universit�tMarburg f�r Professor Eric Meggers t�tig.Seit 2011 ist er Associate Professor am Col-lege of Chemistry and Chemical Engineeringder Xiamen-Universit�t. Seine Forschungs-interessen schließen die Synthese chiralerMetallkomplexe und deren Anwendung inder asymmetrischen Katalyse ein.

Liang-an Chen erhielt im Jahr 2008 seinenB.Sc. in Chemie vom Fuyang Teachers Col-lege. Zurzeit arbeitet er unter der Anleitungvon Professor Eric Meggers an der Xiamen-Universit�t (China) an seiner Doktorarbeit.Seine Forschungen konzentrieren sich aufdie asymmetrische Katalyse durch Komplexemit chiralen Metallzentren.

Eric Meggers promovierte 1999 an der Uni-versit�t Basel unter der Anleitung von Pro-fessor Bernd Giese. Nach einemPostdoktorat in der Gruppe von ProfessorPeter G. Schultz am Scripps Research Insti-tute in La Jolla (USA) nahm er 2002 eineStelle als Assistant Professor f�r Chemie ander University of Pennsylvania (USA) an.Seit 2007 ist er Professor am Departmentf�r Chemie der Philipps-Universit�t Mar-burg. Zurzeit hat er außerdem eine Profes-sur am College of Chemistry and ChemicalEngineering der Xiamen-Universit�t (China)

inne. Sein Forschungsprogramm beruht auf dem Einsatz von metallzen-trierter Stereochemie in Medizin, chemischer Biologie and chemischer Syn-these.

Asymmetrische KatalyseAngewandte

Chemie

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der aus seinem Lithium-Salz �ber die protonierte Form einesIonenaustauschharzes erhalten werden konnte, eine asym-metrische Aza-Diels-Alder-Reaktion katalysiert (Sche-ma 1c). Demnach ergab die Reaktion von N-Benzylidenani-lin mit 2-Cyclohexen-1-on in Gegenwart von 2 Mol-% D-(S,S)-3 das Hauptprodukt der endo-Cycloadditon mit 63 % ee.In dieser Reaktion aktiviert D-(S,S)-3 anscheinend die Schiff-Base durch Protonierung, und die asymmetrische Induktionwird durch ein intermedi�res Ionenpaar aus dem gebildetenIminium-Kation und dem Cobaltat-Anion erreicht,[14] das indem unpolaren Lçsungsmittel Tetrachlorkohlenstoff entsteht.Wie auch bei den �brigen diskutierten F�llen h�ngt das Er-gebnis der Katalyse in hohem Maß von der Konfiguration desMetallzentrums ab, da das Diastereomer L-(S,S)-3 nur einen

ee-Wert von 6% liefert, wobei hier das entgegengesetzteEnantiomer bevorzugt wird.

2.2. Ruthenium(II)-Binap-a-Aminoacidato-Komplexe

Eine sehr leistungsstarke Klasse von inerten und chiralenoktaedrischen Komplexen f�r die asymmetrische Katalysegeht auf die Arbeitsgruppe von Ohkuma zur�ck.[15–22] In ihrenRuthenium(II)-Komplexen wird die metallzentrierte Chira-lit�t mit ligandenbasierter Chiralit�t verkn�pft, indem zu-s�tzlich zur Chiralit�t am oktaedrisch koordinierten Ruth-eniumzentrum sowohl eine Chiralit�tsachse, hervorgerufendurch ein (S)-2,2’-Bis(diphenylphosphanyl)-1,1’-binaphthyl[(S)-Binap], als auch kohlenstoffbasierte tetraedrischeChiralit�tszentren, bereitgestellt von zwei a-Aminacidato-Liganden, mit einbezogen werden. In diesem System beein-flusst die ligandbasierte Stereochemie nicht nur die Katalyseselbst, indem die r�umliche Anordnung von Substituentenund funktionellen Gruppen in der Peripherie des Rutheni-umkomplexes bestimmt wird, sondern kontrolliert gleichzei-tig auch die diastereoselektive Bildung der Konfiguration amMetallzentrum. Demnach liefert die Reaktion von[RuCl2{(S)-Binap}(N,N-Dimethylformamid)]n (oligomereForm) mit 3 �quivalenten des Natriumsalzes von (S)-Phe-nylglycin (PhGly) in einem Lçsungsmittelgemisch aus DMFund Methanol ausschließlich das Diastereomer D-(S,S,S)-4 in74% Ausbeute, das aufgrund seiner Stabilit�t durch Stan-dard-Chromatographie �ber Kieselgel an Luft aufgereinigtwerden konnte (Schema 2). In Gegenwart von Li2CO3 kata-lysiert der Komplex D-(S,S,S)-4 die asymmetrische Cyano-silylierung von Aldehyden mit hohem Enantiomeren�ber-

Schema 1. Asymmetrische Katalyse durch chirale Cobaltat(III)-Komple-xe mit Schiff-Basen.

Schema 2. Asymmetrische Cyanosilylierung von Aldehyden und asym-metrische Hydrocyanierung von a,b-unges�ttigten Ketonen mit eineminerten chiralen Ruthenium(II)-Komplex. S/C = Substrat/Katalysator-Verh�ltnis.

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schuss und einem bemerkenswerten Substrat-Katalysator-Verh�ltnis (S/C) bis 100 000.[16] Massenspektrometrie und 1H-NMR-Spektroskopie legen nahe, dass eine Ru-Li-Dimetall-spezies den aktiven Katalysator darstellt, der offenbar alschirale Lewis-S�ure agiert. In neueren Arbeiten wurde ge-zeigt, dass derselbe Komplex auch als hocheffizienter Kata-lysator f�r die asymmetrische Hydrocyanierung a,b-unges�t-tigter Ketone in Gegenwart von Lithiumphenolat eingesetztwerden kann (Schema 2).[19] Bemerkenswerterweise wurdekeine 1,2-Addition beobachtet. Der Katalysator war dabei sorobust, dass er mehrmals wiederverwendet werden konnte,ohne dass die hohe Enantioselektivit�t beeintr�chtigt wurde.Obwohl der Katalysator D-(S,S,S)-4 zus�tzlich zur Chiralit�tam oktaedrischen Rutheniumzentrum noch die Achsenchi-ralit�t des Binap-Liganden und zwei stereogene Kohlen-stoffatome aufweist, kann erwartet werden, dass die metall-zentrierte Chiralit�t wichtig f�r die Funktion dieses Kataly-sators ist.

Zusammenfassend l�sst sich festhalten, dass die von Be-lokon et al., Maleev et al. und Ohkuma et al. entwickeltenunkonventionellen Katalysatoren aufzeigen, wie ein okta-edrisches Stereozentrum in Kombination mit ligandbasierterChiralit�t f�r die Entwicklung asymmetrischer Katalysatorengenutzt werden kann. In dieser Verbindungsklasse spielt dasMetallzentrum eine rein strukturgebende Rolle und tr�gtwesentlich zur Anordnungen der Schl�sselposition funktio-neller Gruppen im dreidimensionalen Raum bei.

3. Oktaedrische Template mit ausschließlich metall-zentrierter Chiralit�t

Oktaedrische Metallkomplexe mit alleiniger metallzen-trierter Chiralit�t sind besonders attraktiv in Hinblick auf dieUntersuchung des direkten Chiralit�tstransfers von okta-edrischen auf tetraedrische Chiralit�tszentren, wie sie �bli-cherweise in organischen Reaktionsprodukten vorgefundenwerden.[23] Oktaedrische Komplexe mit ausschließlich me-tallzentrierter Chiralit�t werden gewçhnlich durch die Tren-nung diastereomerer Salze mittels chiraler Gegenionen er-halten, oder in neueren Strategien durch den Einsatz chiralerAuxiliare.[4, 8, 24]

3.1. Ruthenium(II)-Polypyridyl-Komplexe

Fontecave et al. berichteten k�rzlich �ber den Einsatzinerter oktaedrischer Komplexe mit chiralem Metallzentrumals „Metalloliganden“ f�r ein zweites, katalytisch aktivesMetallzentrum.[25, 26] Schema 3 zeigt den zweikernigen Kata-lysator L-5, in dem der am Metallzentrum chirale L-[Ru(2,2’-Bipyridin)2(2,2’-Bipyrimidin)]2+-Komplex �ber ein verbr�-ckendes 2,2’-Bipyrimidin als chiraler zweiz�hniger Ligand f�reinen zweiten, katalytisch aktiven Ruthenium-Komplexdient. Bemerkenswert ist, dass die Chiralit�t dieses Kataly-sators ausschließlich auf dem stereogenen Metallzentrumbasiert. Allerdings lieferte die durch L-5 (0.5 Mol-%) kata-lysierte asymmetrische Hydrid�bertragung von Formiat aufBenzophenon den entsprechenden Alkohol nur mit geringem

Enantiomeren�berschuss von 26% ee. Die meisten der an-deren gepr�ften Substrate lagen mit ihren ee-Werten sogardarunter. Die schwache asymmetrische Induktion kann aufden großen Abstand zwischen chiralem und katalytischemZentrum zur�ckgef�hrt werden. Nichtsdestotrotz liefert dieseArbeit einen Machbarkeitsnachweis f�r die Anwendung derChiralit�t oktaedrischer Zentren in der asymmetrischen Ka-talyse.

3.2. Cobalt(III)-Ammine

Gladysz et al. zeigten k�rzlich, dass einfache Werner-Komplexe mit metallzentrierter Chiralit�t als enantioselek-tive Wasserstoffbr�cken-vermittelnde Katalysatoren fungie-ren kçnnen.[27] Hierf�r wurde die Lçslichkeit von enantio-merenreinem D-[Co(1,2-Ethylendiamin)3]

3+ in CH2Cl2 durchden Einsatz von Tetrakis[3,5-trifluormethyl)phenyl]borat(BArF) als Gegenion erreicht (vergleiche D-6 in Schema 4).Interessanterweise katalysierte der Komplex D-6 (9 Mol-%)die Michael-Addition von Dimethylmalonat an 2-Cyclopen-ten-1-on in CH2Cl2 in Gegenwart von Et3N mit 78% Aus-

Schema 3. Enantioselektive Hydrid�bertragung, katalysiert durch einenDiruthenium-Komplex, in dem eines der Rutheniumzentren eine reinstrukturgebende Funktion als „Metalloligand“ aus�bt und mit seinermetallzentrierten Chiralit�t die asymmetrische Induktion erreicht.

Schema 4. Enantioselektive Michael-Addition, katalysiert durch eineninerten Werner-Komplex mit metallzentrierter Chiralit�t.

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beute, allerdings mit einem Enan-tiomeren�berschuss von nur 33%ee. Da solche Cobalt(III)-Werner-Komplexe inert bez�glich Substitu-tion sind, muss die asymmetrischeInduktion, wie von den Autorenangemerkt, �ber einen Mechanis-mus ablaufen, der die zweite Koor-dinationssph�re mit einbezieht,mçglicherweise �ber die Beteili-gung von Wasserstoffbr�cken-ge-bundenen Wassermolek�len.

3.3. Cyclometallierte Iridium(III)-Komplexe

Unsere Arbeitsgruppe hatk�rzlich doppelt cyclometallierteIridium(III)-Komplexe als hochef-fektive Katalysatoren f�r die enan-tioselektive konjugierte Reduktionb,b-disubstituierter Nitroalkene mitHantzsch-Ester als Reduktionsmit-tel vorgestellt.[28] Beispielsweisewurde aus der Hydrierung von (E)-1-Hexyl-2-nitrostyrol mit dem Di-tert-butyl-Derivat des Hantzsch-Es-ters in Toluol bei Raumtemperaturbei nur 0.1 Mol-% von L-7 dasProdukt (R)-2-Phenyl-1-nitrooctanin 89% Ausbeute mit 94% ee er-halten (Schema 5a). Da der entwi-ckelte Iridium-Komplex inert ge-gen�ber Substitution ist, muss diebeobachtete Katalyse vollst�ndigdurch die Ligandensph�re vermit-telt werden. Ein vorgeschlagenesModell des tern�ren Komplexes,der zum �bergangszustand derkonjugierten Reduktion von Nitro-alkenen f�hrt, ist in Schema 5adargestellt und folgt mechanisti-schen �berlegungen verwandterdifunktionaler Thioharnstoff-Or-ganokatalysatoren, deren s�mtliche Wechselwirkungen �berWasserstoffbr�cken vermittelt sind.[29] Demnach dient dieAmidopyrazol-Gruppe als doppelter Wasserstoffbr�ckendo-nor zur Nitro-Gruppe, wodurch die Elektrophilie des Nitro-alkens angehoben wird. Eine der beiden OH-Gruppen istdabei in einer g�nstigen Position, um eine Wasserstoffbr�ckeausgehend von der NH-Gruppe des Hantzsch-Esters zu ak-zeptieren und damit seine F�higkeit zur Hydridabgabe zuerhçhen. Die Wichtigkeit dieser OH-Gruppe wird durch einDerivat des Katalysators L-7 ersichtlich, das diese beidenOH-Gruppen nicht tr�gt und die Umsetzung nur schleppendund mit keinerlei Enantioselektivit�t katalysiert. Es ist auchinteressant, dass der 3,5-Dimethylphenyl-Substituent des cy-clometallierten Phenylbenzoxazol-Liganden der Katalyse

sehr zutr�glich ist, indem nicht nur die asymmetrische In-duktion verbessert wird, sondern auch die Umsatzrate umetwa eine Grçßenordnung steigt. Wir gehen dabei davon aus,dass dieser Effekt mçglicherweise auf eine Stabilisierung dererw�nschten Wasserstoffbr�cken durch das Nitroalken-Sub-strat zur�ckzuf�hren ist, indem eine dynamische Bewegungorthogonal zu den beiden Wasserstoffbr�cken verhindertwird. Die Effizienz von L-7 ist beachtenswert, und wir habenabgesch�tzt, dass L-7 die Geschwindigkeit der asymmetri-schen Hydrid�bertragung um etwa den Faktor 10 000 erhçht –und dies, indem lediglich einige schwache Wechselwirkungenzwischen beiden Substraten dirigiert werden. Man kann ver-muten, dass die hohe Starrheit des oktaedrischen Metall-komplexes einen Vorteil gegen�ber den typischerweise fle-

Schema 5. Inerte IrIII-Komplexe mit chiralem Metallzentrum f�r die asymmetrischen Katalyse.a) Asymmetrische Hydrid�bertragung von einem Hantzsch-Ester. Links: Beispiel f�r eine Katalysere-aktion mit geringer Katalysatormenge. Rechts: Postulierter tern�rer Komplex auf dem Weg zum�bergangszustand basierend auf Wasserstoffbr�cken zwischen Katalysator L-7 (beige), Nitroalken(gelb) und Hantzsch-Ester (gr�n). b) Enantioselektive Friedel-Crafts-Alkylierung von Indolen mit b,b-disubstituierten Nitroalkenen. Links: repr�sentatives Beispiel. Rechts: Postulierter tern�rer Komplexauf dem Weg zum �bergangszustand basierend auf Wasserstoffbr�cken zwischen Katalysator L-8(beige), Nitroalken (gelb) und Indol (gr�n). Die tern�ren Komplexe wurden mithilfe der SoftwarePyMOL Molecular Graphics System, Version 1.3 Schrçdinger, LLC, dargestellt.

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xibleren Organokatalysatoren bietet, da die zun�chst erfol-gende Anordnung des tern�ren Komplexes einen wichtigenBeitrag dazu leisten m�sste, um die entropische Einbuße f�rden hochorganisierten �bergangszustand zu senken.[30]

J�ngst haben wir die Untersuchungen an chiralen okta-edrischen Iridium-Katalysatoren auf die enantioselektiveFriedel-Crafts-Alkylierung von Indolen mit Nitroacrylatenunter Bildung eines rein kohlenstoffbasierten quart�ren Ste-reozentrums ausgedehnt.[31] Um dies zu erreichen, wurde L-8entwickelt, bei welchem die 3,5-Dimethylphenyl-Gruppe vonL-7 durch eine N-Carbazolyleinheit und, maßgeblich ent-scheidend, die Hydroxymethylgruppen durch N,N-Diethyl-carboxamide ersetzt wurden (Schema 5b). W�hrend die Re-aktion von (Z)-1-Phenyl-2-nitro-Isopropylacrylat mit Indolbei Katalyse durch 5 Mol-% L-7 das erwartete Additions-produkt mit einem mittelm�ßigen Enantiomeren�berschussvon nur 70% hervorbrachte, erreichte L-8 beeindruckende93% ee bei Zusatz von nur 0.5 Mol-% Katalysator. DieseLeistungssteigerung kann durch die hçhere Wasserstoffbr�-ckenbildungsaffinit�t[32] von Carboxamiden gegen�ber Hy-droxygruppen erkl�rt werden, kombiniert mit einer bevor-zugten Konformation der Amidgruppe, die aufgrund steri-scher Einfl�sse aus der Konjugation mit dem Benzoxazol-Arengruppen herausgedreht sein muss, und so das Sauer-stoffatom des Amids in eine ideale Position f�r Wasserstoff-br�cken mit dem Indol-Nukleophil gebracht wird. Es ist er-w�hnenswert, dass in dieser Reaktion getestete Thioharn-stoff-Organokatalysatoren nur sehr geringe Enantioselekti-vit�ten f�r die anspruchsvolle Bildung kohlenstoffbasierterquart�rer Stereozentren zeigten.

Die entwickelten Iridium-Katalysatoren beschleunigendie Reaktion in einem Bereich von drei bis vier Grçßenord-nungen, und dies lediglich durch die Bildung von drei Was-serstoffbr�cken. Jenseits der Demonstration der N�tzlichkeitvon Wasserstoffbr�cken-vermittelter Katalyse,[33] belegendiese Arbeiten die enormen Mçglichkeiten inerter Metall-komplexe als Template in der asymmetrischen Katalyse. Es istwichtig darauf hinzuweisen, dass doppelt cyclometallierteIridium(III)-Komplexe als Metalltemplate gew�hlt wurden,weil sie eine einzigartige Kontrolle sowohl �ber die relative(Orientierung der cyclometallierenden Liganden) als auchdie absolute (L oder D) Konfiguration am Metallzentrumermçglichen.[34] Als Beispiel ist Synthese des Katalysators L-8in Schema 6 gezeigt.[31] Aus der Reaktion von IrCl3·3H2O mitdem cyclometallierenden Phenylbenzoxazol-Liganden 9 wird

der racemische dimere Komplex rac-10 diastereoselektiv er-halten (62 %). Die Reaktion von rac-10 mit dem chiralenAuxiliar (S)-4-Isopropyl-2-(2’-hydroxyphenyl)-2-thiazolin[(S)-11] ergibt dabei zwei diastereomere Komplexe, von de-nen das schneller eluierende Diastereomer L-(S)-12 in hoherReinheit mit 42% Ausbeute nach S�ulenchromatographie�ber Kieselgel erhalten werden kann. Im letzten Schritt wirdL-(S)-12 in 94 % Ausbeute zu nahezu enantiomerenreinemL-8 (> 99% ee) umgesetzt, indem durch Protonierung mitNH4PF6 eine stereospezifische Substitution des chiralenHilfsliganden durch den Pyrazol-Liganden stattfindet, bevorim letzten Schritt das BArF-Gegenion eingef�hrt wird. DieseSynthese f�hrt daher in kontrollierter Weise zu einzelnenEnantiomeren doppelt cyclometallierter Iridium(III)-Kom-plexe, wie L-7 und L-8, aus insgesamt 8 mçglichen Stereo-isomeren (4 Diastereomere jeweils als Enantiomerenpaar).Solche Organoiridium-Komplexe bieten vielf�ltige Mçglich-keiten f�r die definierte Anordnung funktioneller Gruppeninnerhalb der Ligandensph�re der Templatkomplexe – einenotwendige Voraussetzung f�r die Entwicklung leistungs-starker Katalysatoren. Zudem zeigen doppelt cyclometal-lierte Iridium(III)-Komplexe die gew�nschte Inertheit ge-gen�ber Substitution und Konfigurations�nderungen. DieseEigenschaft wird zum Beispiel durch die Tatsache illustriert,dass L-8 mehrfach wiederverwendet werden kann, ohne da-bei merklich an Katalyseleistung einzub�ßen.[31]

4. Zusammenfassung

Wir haben hier einen �berblick �ber inerte oktaedrische�bergangsmetallkomplexe als chirale Template f�r dieasymmetrische Katalyse gegeben, in denen das �bergangs-metall als strukturelles Zentrum agiert, w�hrend die Katalysedurch die organische Ligandensph�re vermittelt wird. Einigeder hier vorgestellten Komplexe wirken bei bemerkenswertniedrigen Katalysator-Substrat-Verh�ltnissen und �bertreffendamit nicht nur die Leistung der meisten asymmetrischenOrganokatalysatoren, sondern erreichen sogar die Regionleistungsstarker (reaktiver) �bergangsmetallkatalysatoren.Diese Beispiele geben einen Hinweis auf gewisse Vorteilestrukturell komplizierter und starrer metallbasierter Ger�stegegen�ber den �blicherweise flexibleren Organokatalysato-ren bez�glich nichtkovalenter und nichtkoordinativer Kata-lyse, da die definierte strukturelle Pr�organisation des Kata-

Schema 6. Synthese des enantiomerenreinen Katalysators L-8.

Asymmetrische KatalyseAngewandte

Chemie

11051Angew. Chem. 2014, 126, 11046 – 11053 � 2014 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.angewandte.de

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lysators im schwach assoziierten Verbund mit Substrat undReaktant einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der en-tropischen Beitrags f�r den hochorganisierten �bergangszu-standes liefern sollte. Allerdings muss die zuk�nftige For-schung zeigen, ob diese verringerte Flexibilit�t metallbasier-ter Katalysatoren auch Nachteile mit sich bringt, sowohl inBezug auf die Bandbreite von Substraten und Reaktionen alsauch im Hinblick auf katalytische Mechanismen, in denenKonformations�nderungen eine Rolle spielen. Gleichwohlwird derzeit die grçßte Einschr�nkung oktaedrischer Temp-late durch die begrenzte Verf�gbarkeit kontrollierter Syn-thesestrategien f�r definierte Stereoisomere von �bergangs-metallkomplexen verursacht, sodass anwendbare oktaedri-sche Template aktuell auf Komplexe mit hoher Symmetrie,solche mit einer außergewçhnlich gut abgestimmten Kombi-nation chiraler Liganden und auf doppelt cyclometallierteIridium-Komplexe beschr�nkt sind. Dem stereochemischdefinierten und çkonomischen Zugang zu neuen und viel-f�ltigen Metallger�sten kommt daher in der Zukunft einewichtige Bedeutung zu. Schlussendlich ist es gut vorstellbarund w�nschenswert, dass, �ber die Entwicklung metallge-st�tzter „Organokatalysatoren“ hinaus, durch die Kombina-tion von strukturellen Eigenschaften des Zentralmetalls mitRedox- oder photochemischen Eigenschaften der Komplexeneue spannende Mçglichkeiten f�r die asymmetrische Kata-lyse erschlossen werden.

Wir bedanken uns f�r finanzielle Unterst�tzung bei der Na-tional Natural Science Foundation der Volksrepublik China(21272192, 21201143), bei dem Program for ChangjiangScholars and Innovative Research Team of the Ministry ofEducation der Volksrepublik China (PCSIRT), bei der Na-tional Thousand Plan Foundation der Volksrepublik China,dem 985-Programm f�r die Chemie und das Chemieinge-nieurwesen der Universit�t von Xiamen und der DeutschenForschungsgemeinschaft (ME1805/4-1).

Eingegangen am 15. April 2014Online verçffentlicht am 22. August 2014

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.AngewandteKurzaufs�tze

E. Meggers et al.

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