Auf dem „Dritten Weg“ in die „Finanzialisierung · 2018-08-17 · 1989 1991 1993 1995 1997...
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Thomas Mayer
Flossbach von Storch Research Institute
Berlin
1. Februar 2018
Risiken und Nebenwirkungen der Niedrigzinspolitik:
Auf dem „Dritten Weg“ in die „Finanzialisierung“
• Ursprünglich aus „Das Finanzkapital“ von Rudolf Hilferding (1910)
• Ende der 1960er von Marxistischen Theoretikern wieder entdeckt
• Aufschwung in den 1990er Jahren
• Eingang in die Mainstream-Politik seit der Finanzkrise (Tobin-Tax, Finanzmarktregulierung)
• Meine These: „Finanzialisierung“ ist nicht die durch geschichtliches Gesetz vorherbestimmte nächste Stufe der Entwicklung des Kapitalismus, sondern die Folge der Niedrigzinspolitik der Zentralbanken.
„Finanzialisierung“
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Aufblähung des Finanzsektors
• Vertreter: Tony Blair, Bill Clinton, Gerhard Schröder
• Umsetzung:
Einzelwirtschaftliche Flexibilität + soziale Absicherung + makroökonomische Globalsteuerung
• Instrumente:
Sozialstaat sorgt für Absicherung
Zentralbanken sorgen für makroökonomische Globalsteuerung
Der „Dritte Weg“
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Mittelweg zwischen Sozialismus und Kapitalismus
Stabilisierungspolitik der Zentralbanken führt zu Zinsverfall
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USA: Zinsrückgang bei jeder Rezession
Quelle: Haver Analytics
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Fed Funds BIP (r. Sk.)
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Rückgang der Politikzinsen ziehen langfristige Zinsen nach unten
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US Fed Funds und Treasury Notes
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Fed Funds 10-j. US T-Notes
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Quelle: Haver Analytics
Globaler Zinsverbund
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US Treasury Notes und Euro Staatsanleihen
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10-j. US T-Notes 10-j. Euro-Staatsanleihen
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Quelle: Haver Analytics
• Zinsen treiben reale Vermögenswerte
• Bildung von und Ertrag auf Ersparnisse fällt zurück
• Vermögen steigt stärker als produktiver Kapitalstock
• Wirtschaftsstruktur verschiebt sich zu Dienstleistungen im Finanzsektor und öffentlichem Sektor
• Wachsende Deckungslücke in Pensionsfonds
• Ungleichheit in Verteilung von Vermögen und Einkommen steigt
• Fragilität der Wirtschaft steigt durch Verschuldung
Zinsmanipulation der Zentralbanken führt zur „Finanzialisierung“
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Zinsverfall treibt Preise für reale Vermögenswerte
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US Treasury Notes und S&P 500
Quelle: Haver Analytics
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S&P 500 10-j. US T-Notes (r. Sk.)
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Vermögenspreise steigen schneller als Konsumentenpreise
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FvS Vermögenspreisindex und Konsumentenpreisindex für Deutschland
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VPI KPI
2005Q1 = 100
Quelle: Flossbach von Storch RI; Haver Analytics
Bewertungen werden immer höher
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Shiller‘s Cyclically Adjusted PE-Ratio für den S&P 500: Nur 1999 war die Bewertung höher
Quelle: Haver Analytics
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Shiller's CAPE
Ersparnisbildung fällt zurück
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Entwicklung der Löhne und Erträge auf Zins- und Aktienanlagen in Deutschland
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Löhne Zinsanlage Aktienanlage
1991Q1 = 100
Quelle: Haver Analytics
Vermögen steigen schneller als produktiver Kapitalstock
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Kapitalbildung (gemessen als kumulierte Ersparnis) und Vermögensbildung in Deutschland (2000-2016)
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Gesamtwirtschaft Private Haushalte
Kapitalbildung Vermögensbildung
Mrd. EUR
Quelle: Bundesbank. Haver Analytics
Verzerrte Wirtschaftsstruktur
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Sektoranteile an der Bruttowertschöpfung in den USA
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verarbeitendes Gewerbe Finanzdienstleistungen
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Quelle: Haver Analytics
Verzerrte Wirtschaftsstruktur
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Sektoranteile an der Bruttowertschöpfung im Euroraum
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verarbeitendes Gewerbe Finanzdienstleistungen Staat
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Quelle: Haver Analytics
Wachsende Lücke in der betrieblichen Altersversorgung
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Deckungslücke der Pensionsverpflichtungen der DAX 30 Unternehmen
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Pensionsdefizit in Mrd. und in % des Eigenkapitals
Pensionsdefizit in Mrd. EUR in % Marktkapitalisierung
Quelle: Flossbach von Storch Research Institute
Vermögende und Ältere werden immer reicher
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VPI uMS VPI OS VPI 35-44 VPI 55-64
2005Q1 = 100
Quelle: Flossbach von Storch RI; Haver Analytics
Verschuldung wird immer höher
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Kumulierte Bruttoverschuldung aller Sektoren
Quelle: Haver Analytics
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Eurozone USA UK Japan
% des BIP
Niedrigzinspolitik schafft Tragfähigkeit für Schulden
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Gesamte Verschuldung im Euroraum und Einlagezins der EZB
Quelle: Haver Analytics
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Einlagezins Verschuldung (r.S.)
% des BIP %
•Verzerrung der Produktionsstruktur
• Schwache Entwicklung von
Einkommen,
Ersparnissen
Investitionen
• Schwaches Wachstum führt zu niedriger Konsumentenpreisinflation
•Niedrige Konsumentenpreisinflation begründet niedrige Zinsen
•Wegen hoher Verschuldung dürfen Zinsen nicht steigen
Niedrige Zinsen erzwingen immer niedrigere Zinsen
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• Verlust an Vertrauen in die Wirtschaftsordnung
• Verlust an Vertrauen in die Eliten
• Aufstieg der Populisten
• Rentnerproletariat
Aufstand der Benachteiligten
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•Entschuldung
•Ende der Zentralbankherrschaft
•Liberalisierung der Wirtschaft
Was tun?
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Liberale Wirtschaftsordnung statt Finanzialisierung
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