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AUF DEM WEG ZU EINEM EINHEITLICHEN EURO-ZAHLUNGSVERKEHRSRAUM FEBRUAR 2006 ZIELE UND FRISTEN 4. FORTSCHRITTS- BERICHT

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AUF DEM WEG ZU E INEM E INHE ITL ICHEN EURO-ZAHLUNGSVERKEHRSRAUM

FEBRUAR 2006

Z IELE UND FR I STEN

4 . FORTSCHR ITTS -BER ICHT

ISSN 1725633-X

9 7 7 1 7 2 5 6 3 3 0 0 2

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Auf allenVeröffentlichungen

der EZB ist imJahr 2006 ein

Ausschnitt der5-€-Banknote

abgebildet.

AUF DEM WEG ZU EINEM EINHEITLICHEN

EURO-ZAHLUNGSVERKEHRSRAUM

ZIELE UND FRISTEN

4. FORTSCHRITTSBERICHT

FEBRUAR 2006

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Stand: Februar 2006.

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Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

ZUSAMMENFASSUNG 4

EINLEITUNG 7

1. DER SEPA: ALLGEMEINE ZIELE UNDARBEITSMETHODEN 8

1.1 Die allgemeinen Ziele des SEPA 8

1.1.1 Der SEPA wird nationaleBarrieren aufheben 8

1.1.2 Der Schwerpunkt des SEPAliegt auf dem Euro-Währungsgebiet 8

1.1.3 Der SEPA wirdzukunftsorientiert sein 8

1.1.4 Der SEPA wirdnutzerfreundlich sein 9

1.1.5 Der SEPA bedarf einerKommunikationsstrategie 9

1.1.6 Der SEPA bringt auchBanken Vorteile 10

1.1.7 Der Zeitrahmen für denSEPA-Prozess wirdbeibehalten 10

1.1.8 Im Zentrum der SEPA-Zielesteht die Schaffunggemeinsamer Standards undVerfahren 11

1.2 Die Arbeitsmethoden 11

1.2.1 Der Wechsel zum SEPAmuss als Projekt angegangenwerden 11

1.2.2 Die Nutzer müssen beteiligtwerden 12

1.2.3 Öffentliche Verwaltungensollten mit gutem Beispielvorangehen 12

1.2.4 Die Migration zum SEPAmuss auf nationaler Ebenegut organisiert sein 13

INHALTSVERZEICHNIS2. SPEZIFISCHE ZIELE FÜR DIE SEPA-

INSTRUMENTE, -INFRASTRUKTUREN UND-STANDARDS UND BEREITS ERZIELTEFORTSCHRITTE 14

2.1 Überweisungen 14

2.2 Lastschriften 16

2.3 Kartenzahlungen 17

2.4 Bargeld, Schecks und sonstigeMassenzahlungsinstrumente,die nicht vom SEPA abgedecktwerden 20

2.5 Clearing- undAbwicklungsinfrastrukturenfür Massenzahlungen 21

2.6 Standards 22

ANHANG 25

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4EZB cAuf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

ZUSAMMENFASSUNG

Das Eurosystem hat eine Vision für den ein-heitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum (Sing-le Euro Payments Area (SEPA)): ein Euro-Währungsgebiet, in dem alle Zahlungen wieinländische Zahlungen behandelt werden undin dem nicht mehr – wie derzeit – zwischennationalen und grenzüberschreitenden Zah-lungen unterschieden wird. Dies bedeutet, dassdas SEPA-Projekt nicht nur auf die Verbesse-rung der Effizienz grenzüberschreitender Zah-lungen, sondern auch auf die Entwicklung ge-meinsamer Instrumente, Standards, Verfahrenund Infrastrukturen abzielt, um so erheblicheSkaleneffekte auszuschöpfen. Im Rahmen desSEPA werden Kunden in der Lage sein, Zah-lungen innerhalb des gesamten Euroraumsebenso effizient und sicher vorzunehmen wieheute auf nationaler Ebene. Sofern sie dieswünschen, können sie hierbei ein einzigesKonto und eine einzige Zahlungskarte verwen-den.

Der SEPA ist eine logische Folge der Einfüh-rung des Euro. Daher liegt sein Schwerpunktauf dem Eurogebiet. Dennoch wird er auch zurVerbesserung des Binnenmarkts und zum Er-reichen der Ziele der Agenda von Lissabonbeitragen. Der SEPA wird nur dann von denNutzern akzeptiert und somit Wirklichkeitwerden, wenn er zukunftsorientiert ist, berück-sichtigt, wie die modernen ZahlungssystemeEnde des Jahrzehnts aussehen werden, und dieneuen Möglichkeiten, die sich durch Fort-schritte in der Informationstechnologie bieten,ausschöpft.

Es ist wichtig, dass die Anbieter der SEPA-Dienstleistungen den Bedürfnissen der ver-schiedenen Kundensegmente Rechnung tra-gen. Da der SEPA von den BankkundenGewohnheitsänderungen erfordern wird, müs-sen Lösungen gefunden werden, die für diesemöglichst einfach, kosteneffizient und nutzer-freundlich sind. Aus diesem Grunde ist es un-erlässlich, die Vertreter der SEPA-Nutzer –Kapitalgesellschaften, kleine und mittlere Unter-nehmen, Bürger und öffentliche Stellen – in die-

ses Projekt mit einzubeziehen. Darüber hinausist eine angemessene Kommunikations-strategie vonnöten, die bereits zu diesem Zeit-punkt vorbereitet werden sollte.

Im Jahr 2002 sah der europäische Banken-sektor vor, dass der SEPA Ende 2010 vollendetsein würde. Im Jahr 2004 schlug dasEurosystem vor – und die Banken stimmtendem zu –, dass die Verbraucher bereits ab Janu-ar 2008 die Möglichkeit haben sollten, pan-europäische Instrumente zu verwenden. DasEurosystem sieht keine Veranlassung, dieseFristen zu ändern; es ist jedoch der Ansicht,dass die zu diesen Fristen erwarteten Ergebnis-se genauer bestimmt werden sollten.

Der SEPA ist ein bedeutendes europäischesZiel, das im Hinblick auf Ehrgeiz, Dimensionund Komplexität mit der Einführung der Euro-Banknoten und -Münzen vergleichbar ist. Dasheißt, er muss in Form eines Projekts angegan-gen werden, kann also nur dann erfolgreicheingeführt werden, wenn alle am Prozess Be-teiligten auf die gleichen Ziele hinarbeiten unddem gemeinsamen Projektplan mit seinen Mei-lensteinen folgen.

Es ist die Aufgabe der öffentlichen Stellen,insbesondere des Eurosystems und der Europä-ischen Kommission, nach sorgfältiger Erwä-gung der Erwartungen aller Beteiligten dieendgültigen Ziele des SEPA festzulegen. Diesstellt das Hauptziel dieses Berichts dar, dernach eingehender Konsultation der wichtigs-ten Akteure, d. h. Banken und Nutzer, sowohlauf nationaler als auch europäischer Ebene,verfasst wurde. Angesichts der politischen Na-tur des SEPA ist es zudem äußerst wichtig,dass öffentliche Verwaltungen, die Zahlungs-verkehrsdienstleistungen stark in Anspruchnehmen, mit gutem Beispiel vorangehen undunter den Ersten sind, die zum SEPA wechseln.

Das Bankgewerbe hat die Verantwortung fürdie Bereitstellung der SEPA-Produkte, ins-besondere die Spezifizierungen der neuenZahlungsinstrumente, übernommen. Es liegtnun an ihm, geeignete, rentable und SEPA-

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Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

ZUSAMMENFASSUNG

konforme Geschäftsmodelle zu entwickelnund aufrecht zu erhalten. Tatsächlich werdensich Skaleneffekte, ein stärkerer Wettbewerbund eine größere Effizienz nicht nur auf die Er-träge der Banken, sondern auch auf ihre Kostenauswirken.

Zwar sind die Ziele des SEPA und seine Ziel-größen auf Ebene des Euroraums festzulegen,doch wird der Weg der Migration zum SEPAvor allem auf nationaler Ebene zu organisierensein, da die Ausgangssituationen in den einzel-nen Ländern unterschiedlich sind. Die nationa-len Zentralbanken werden diesen Prozess un-terstützen.

DIE SEPA-INSTRUMENTENach Abschluss des SEPA-Prozesses sollenalle Überweisungen im Euroraum gemäß ei-nem einheitlichen europäischen Verfahren be-arbeitet werden. Darüber hinaus erwartet dasEurosystem, dass zusätzlich zu dem derzeitvom European Payments Council (EPC) fest-gelegten Verfahren ein Standard für Eil-zahlungen, d. h. am gleichen Tag bearbeiteteZahlungen, erarbeitet wird. Beide Standardssollten das Einfügen strukturierter Kunden-informationen ermöglichen, um die elektroni-sche Rechnungsstellung und die automatischeZahlungsabstimmung zu vereinfachen. DasEurosystem erwartet, dass die vom EPC festge-legten Verfahren den Kunden zum 1. Januar2008 parallel zu den nationalen Instrumentenzur Verfügung stehen werden. Es geht zudemdavon aus, dass öffentliche Verwaltungen, Ka-pitalgesellschaften und vielleicht sogarEinzelpersonen Ende 2010 ausschließlichSEPA-Überweisungen nutzen werden.

Das endgültige Ziel im Hinblick auf Last-schriften besteht darin, dass alle Lastschrifteninnerhalb des Euroraums gemäß dem vom EPCfestgelegten SEPA-Lastschriftverfahren bear-beitet werden. Dieses Verfahren wird durchzusätzliche Optionen ergänzt werden müssen,um geeignete Lösungen für die verschiedenenKundenanforderungen (z. B. für Transaktio-nen zwischen Unternehmen (B2B)) bieten zukönnen. Das Standard-SEPA-Lastschrift-

verfahren wird voraussichtlich zum 1. Januar2008 voll funktionstüchtig sein. Das Datum fürdie Vollendung der Migration von den beste-henden nationalen Lastschriftverfahren zumSEPA-Verfahren könnte von den nationalenMigrationsplänen abhängig gemacht werden.Die Risiken, die mit einem möglichen paralle-len Bestehen von nationalen und SEPA-Lastschriftverfahren nach 2010 verbundensein können, sollte der EPC untersuchen.

Der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraumfür Karten zielt darauf ab, den Dienstleistungs-umfang von der nationalen auf die Ebene desEuroraums zu verlagern. Folglich besteht dasendgültige Ziel des SEPA-Projekts in diesemBereich darin, die Entwicklung des Instru-ments sowohl aus Sicht der Anbieter (Banken)als auch der Nachfrager (Karteninhaber, Händ-ler) im gesamten Euroraum zu unterstützen,ohne dass innerhalb des SEPA zwischen natio-nalen und grenzüberschreitenden Zahlungenunterschieden wird. Heutzutage könnenKarteninhaber mit einer nationalen(Debit-)Karte ohne geographische Einschrän-kung überall in ihrem Land bezahlen. In Zu-kunft werden Karteninhaber mit ihrer nationa-len Karte überall im Euro-Währungsgebiet be-zahlen können. Daher müssen nationaleKartensysteme Möglichkeiten finden, ihrAkzeptanznetzwerk auf das gesamteEurogebiet auszudehnen. Jeder Karteninhabersollte seine Karte an jedem Geldausgabe-automaten und an jedem Magnetkartenleser anVerkaufsstellen (sofern die Bank oder derHändler die betreffende Karte/Marke akzep-tiert) zu angemessenen Kosten und ohne Un-terscheidung nach Ausgabeland der Karte nut-zen können. Händler sollten in der Lage sein,eine Bank ihrer Wahl in irgendeinem Land desEuroraums mit der Abwicklung von Kunden-zahlungen zu beauftragen. Wird innerhalb ei-nes Kartensystems eine Verrechnungsgebühr(interchange fee) erhoben, so sollte es bei ihrkeine auf geographischen Faktoren basieren-den Unterschiede geben.

Im September 2005 legte der EPC die Regel-werke für SEPA-Überweisungen und -Last-

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schriften vor. Diese stellen wichtige Meilen-steine auf dem Weg zum SEPA dar. DasEurosystem erkennt das vom EPC und seinenArbeitsgruppen erbrachte Engagement undihre geleistete Arbeit an, denn ihm ist bewusst,wie schwierig es ist, bei so komplexen Themeneine Einigung zu erzielen, nicht zuletztaufgrund der unterschiedlichen nationalenPraktiken. Das Eurosystem legt dem EPC je-doch nahe, diese Arbeit durch einige zusätzli-che, bereits dargelegte Optionen zu ergänzen,damit die europäischen Nutzer leichter die In-strumente finden, die ihren Anforderungenund Erwartungen entsprechen.

Der EPC hat auch das Rahmenwerk für die Ab-wicklung von SEPA-Kartenzahlungen verab-schiedet, ein weiterer wichtiger Meilensteinbei der Vollendung des SEPA. Das Eurosystemmerkt jedoch an, dass der Bericht verschiedeneInterpretationsweisen zulässt und auf einigeThemen nur allgemein eingeht. Daher wäreeine nähere Erörterung dieses Themas begrü-ßenswert.

DIE SEPA-INFRASTRUKTUREN UND -STANDARDSDie derzeitige Infrastruktur für die Bearbei-tung von Massenzahlungen ist auf die Anfor-derungen unabhängiger nationaler Zahlungs-systeme zugeschnitten. Daher wird innerhalbdes SEPA eine erhebliche Konsolidierung er-forderlich sein, damit Banken und Kunden vonSkaleneffekten profitieren können. DasEurosystem ist der Auffassung, dass dieserProzess vom Markt gesteuert werden sollte undmöglicherweise Ende 2010 noch nicht abge-schlossen sein wird. Es wird jedoch davon aus-gegangen, dass bis dahin die Zahlungs-verkehrsinfrastruktur im Euro-Währungs-gebiet vollkommen interoperabel ist. DasEurosystem erwartet, dass am 1. Januar 2008alle noch bestehenden Infrastrukturen sowohl„alte“ nationale als auch „neue“ SEPA-Instru-mente bearbeiten können. Dies bedeutet, dasssie in der Lage sein müssen, parallel zu den na-tionalen Zahlungen in ihrem jeweiligen Landauch Zahlungen, die mit paneuropäischen In-strumenten/Kartensystemen erfolgen, zu bear-beiten.

Zur Gewährleistung der Effizienz der SEPA-Zahlungen ist es von großer Bedeutung, dassStandards zwischen Banken und Kunden so-wie zwischen Kunden und Banken abgestimmtwerden, damit das Volumen der voll-automatisierten Bearbeitungen maximiertwird. Auch gemeinsame Sicherheitsstandardsfür Zahlungen sind erforderlich. Im Bereichder Interoperabilität für Kartensysteme und In-frastrukturen ruft das Eurosystem den EPCdringend dazu auf, die technischen Arbeiten soschnell wie möglich aufzunehmen.

Bei der elektronischen Rechnungsstellung, diesich der Zahlungsinfrastrukturen bedient, han-delt es sich um eine neue Dienstleistungsformmit außergewöhnlichem Potenzial. Daher for-dert das Eurosystem den Bankensektor auf,sich intensiv mit dieser Thematik zu befassenund einen Vorschlag zu erarbeiten, wie dieEntwicklung dieser neuen Dienstleistungs-form und ihrer Standards auf europäischerEbene und im Kontext des SEPA-Prozesseskoordiniert werden sollte.

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EINLEITUNG

EINLEITUNG

Seit der Einführung der Euro-Banknoten und-Münzen am 1. Januar 2002 können die Bürgerim Euro-Währungsgebiet in allen zwölf Län-dern Barzahlungen praktisch „aus einer Geld-börse“ vornehmen: die Verwendung derEinheitswährung ist so einfach wie die derBanknoten und Münzen der früheren nationa-len Währungen. Was für Barzahlungen bereitsRealität ist, ist für bargeldlose Zahlungen je-doch noch eine Vision. Die Einführung desEuro als einheitliche Währung der zwölf Län-der des Eurogebiets wird erst dann abgeschlos-sen sein, wenn der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) Realität ist,d. h. wenn Personen und Kapitalgesellschaftenim gesamten Euroraum bargeldlose Zahlun-gen von einem einzigen Konto irgendwo imEurogebiet vornehmen können und hierbeieinheitliche Zahlungsinstrumente ebenso ein-fach, effizient und sicher einsetzen können wieheute die Instrumente auf nationaler Ebene.Das Ziel des SEPA wird vom Bankgewerbe,von Nutzergruppen und politischen Instanzengemeinsam verfolgt. Im Hinblick darauf, wannund wie dieses Ziel erreicht werden wird, ge-hen die Meinungen nach wie vor auseinander,und trotz viel versprechender Fortschritte beiden vorbereitenden Arbeiten scheint die Ver-wirklichung des SEPA noch in weiter Ferne.Insbesondere gibt es noch keine Harmoni-sierung bei den bargeldlosen Massen-zahlungen, die überwiegend auf nationalenSystemen beruhen, und die nationalen Clea-ring- und Zahlungsausgleichsinfrastrukturenfür Massenzahlungen sind weiterhin von Landzu Land unterschiedlich.

Seit der Veröffentlichung seines drittenFortschrittsberichts zum SEPA im Dezember2004 verfolgt das Eurosystem in Ausübungseines Mandats, den reibungslosen Betrieb derZahlungssysteme zu fördern, aktiv die Arbeitdes European Payments Council (EPC), deswichtigsten koordinierenden Beschlussorgansfür das Bankgewerbe für Themen im Zusam-menhang mit dem SEPA. Zudem organisiertees Treffen mit hochrangigen Bankenvertretern

auf hoher Ebene, um auf ein gemeinsames Ver-ständnis hinsichtlich der Ziele des SEPA hin zuarbeiten und um ein größeres Engagement desBankgewerbes für die Erreichung des SEPA zuerzielen. Darüber hinaus wurden Diskussions-foren für die Vertreter von Verbraucher-gruppen, Händlern, kleinen und mittleren Un-ternehmen (KMUs) und Finanzabteilungenvon Kapitalgesellschaften geschaffen, um zuklären, welche Dienstleistungen sich dieseNutzer vom SEPA versprechen. Obgleich eini-ge Erwartungen über den Rahmen des SEPAhinausgehen und die Ansichten von Nutzer-gruppe zu Nutzergruppe unterschiedlich seinkönnen, ist das Eurosystem der Meinung, dasses nun ein besseres Bild davon hat, welche Er-wartungen die Nutzer im Allgemeinen haben,und diese Erwartungen sind auch in diesen Be-richt mit eingeflossen.

Der erste Teil des Berichts enthält die allge-meinen Ziele des SEPA-Projekts sowie dieArbeitsmethoden, die angewendet werdensollten, um zum Erfolg des Projekts beizutra-gen. Im zweiten Teil werden die spezifischenZiele für 2008 und 2010 für die einzelnenSEPA-Instrumente, -Infrastrukturen und-Standards erläutert und der Fortschritt imHinblick auf die Erreichung dieser Ziele be-wertet.

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1. DER SEPA: ALLGEMEINE ZIELE UNDARBEITSMETHODEN

1.1 DIE ALLGEMEINEN ZIELE DES SEPA

1.1.1 DER SEPA WIRD NATIONALE BARRIERENAUFHEBEN

Im SEPA werden die Kunden Zahlungen inner-halb des gesamten Euroraums ebenso effizientund sicher vornehmen können wie heute aufnationaler Ebene. Dies erfordert grundsätz-lich, dass am Ende des Prozesses die Kundenim Eurogebiet die Möglichkeit haben werden,ein Konto und eine Reihe von standardisiertenInstrumenten zu nutzen. Nach Abschluss desSEPA-Projekts werden alle Zahlungen inner-halb des Euro-Währungsgebiets wie inlän-dische Zahlungen behandelt, und die derzeiti-ge Unterscheidung zwischen nationalen undgrenzüberschreitenden Zahlungen wird weg-fallen.

Aus praktischer Sicht bedeutet dies, dass derSEPA kein minimalistisches Projekt ist, daslediglich zur Verbesserung der Effizienzgrenzüberschreitender Zahlungen führen soll.Es handelt sich beim SEPA um ein weitaus ehr-geizigeres Projekt, da er das gesamteZahlungsverkehrsgeschäft des Eurogebietsumfasst. Es muss eine Lösung für grenzüber-schreitende Zahlungen gefunden werden, diederzeit für Kunden teilweise unpraktisch sind,da die meisten Zahlungsinstrumente, die denKunden für nationale Zahlungen zur Verfü-gung stehen, nicht für grenzüberschreitendeZahlungen verwendet werden können. Mit demSEPA, wie er in diesem Bericht definiert ist,wird diese Situation der Vergangenheit ange-hören. Durch ihn werden die nationalenZahlungsinstrumente auf europäischer Ebenestandardisiert, was erhebliche Skaleneffekteermöglicht. Derartige Skaleneffekte würdenallen Akteuren im Zahlungsverkehrsgeschäft(einschließlich Banken und allen Nutzer-kategorien) sowie der gesamten europäischenWirtschaft zugute kommen.

1.1.2 DER SCHWERPUNKT DES SEPA LIEGT AUFDEM EURO-WÄHRUNGSGEBIET

Der SEPA ist sowohl ein politisches als auchein wirtschaftliches Ziel, das mit der Einfüh-rung des Euro verbunden ist. Ohne die einheit-liche Währung wäre der Schwung hinter demSEPA-Projekt weitaus schwächer. Dies bele-gen die in den Neunzigerjahren unternomme-nen Versuche, die europäischen Zahlungs-systeme zu rationalisieren, da diese Vorhabennur von sehr geringem Erfolg waren. Würdenzu viele Länder und mehrere Währungen amSEPA beteiligt, so wäre seine Umsetzung kom-plexer, das Projekt wäre schwieriger zu recht-fertigen und auch das Risiko, dass es scheitert,wäre höher. Daher liegt das Hauptaugenmerkdes SEPA auf dem Eurogebiet.

Nichtsdestotrotz könnte der SEPA auch zurVerbesserung des Binnenmarkts beitragen,was ein Ziel der EU ist. Darüber hinaus wirderwartet, dass innerhalb der nächsten Jahreeine Reihe von EU-Ländern der Wirtschafts-und Währungsunion beitritt. Daher muss einsorgfältig austariertes Gleichgewicht zwi-schen der absoluten Notwendigkeit, den SEPAfür den Euroraum zu schaffen, und der Offen-heit des SEPA für die übrige EU gefunden wer-den.

1.1.3 DER SEPA WIRD ZUKUNFTSORIENTIERTSEIN

Wie im dritten Fortschrittsbericht bereits be-tont wurde, werden die größten Vorteile desSEPA nur zum Tragen kommen, wenn das Pro-jekt zukunftsorientiert ist. Daher handelt essich beim SEPA nicht nur um eine Übertragungder bestehenden nationalen Verfahren, Infra-strukturen und Standards auf europäische Ver-fahren, Infrastrukturen und Standards. ImSEPA wird eher berücksichtigt, wie dieZahlungssysteme gegen Ende des Jahrzehntsaussehen dürften, wobei er den neuen Mög-lichkeiten, die der Fortschritt bei derInformationstechnologie mit sich bringt,Rechnung trägt. Dies zwingt die europäischenAkteure dazu, das, was sie bislang für selbst-verständlich gehalten haben, nochmals zuüberdenken. In dieser Hinsicht trägt das SEPA-

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I DER SEPA: ALLGEMEINE ZIELE UND

ARBEITSMETHODENProjekt in bedeutendem Maße zur Agenda vonLissabon bei, die unter anderem auf die Förde-rung der Wettbewerbsfähigkeit und die Unter-stützung der Dynamik der europäischen Wirt-schaft abzielt. Bereits heute nehmen europä-ische Zahlungssysteme im Hinblick auf dieAutomatisierung häufig weltweit eine füh-rende Position ein. Dieser Wettbewerbsvorteilmuss gewahrt und innovative Lösungen müs-sen gefunden werden, um den technologischenHerausforderungen des europäischen Zah-lungsverkehrsgeschäfts zu entsprechen.

1.1.4 DER SEPA WIRD NUTZERFREUNDLICHSEIN

Der SEPA kann jedoch kein Projekt sein, dasnur europäischen Visionären und IT-Expertengerecht wird. Er sollte den Bedürfnissen derNutzer sowohl elektronischer Zahlungs-produkte als auch beleghafter Produkte ent-sprechen. Der SEPA wird von EinzelpersonenGewohnheitsänderungen erfordern, auch vonPersonen, die weniger gut auf Veränderungenvorbereitet sind. In einigen Fällen wird er dieKomplexität sogar erhöhen (z. B. sind die in-ternationalen Kontonummern (InternationalBank Account Numbers (IBANs)) länger undsomit schwieriger zu behalten als die Num-mern nationaler Konten). Folglich müssen diePersonen und Institutionen, die am SEPA-Pro-jekt arbeiten, Lösungen finden, die für Bank-kunden und insbesondere für Privatkunden sokostengünstig, einfach und nutzerfreundlichwie möglich sind. Zudem sollten Banken undihre Kunden nicht dazu gezwungen sein, tech-nologische Rückschritte zu machen.Andernfalls bestünde die Gefahr, dass derSEPA aufgrund der negativen Reaktion der Öf-fentlichkeit scheitert. Die größte Herausforde-rung für das Bankgewerbe besteht darin, dieneuen SEPA-Instrumente attraktiv genug fürdie verschiedenen Nutzergruppen, d. h. öffent-liche Verwaltungen, Kapitalgesellschaften,KMUs, Händler und Bürger, zu gestalten. DerSEPA sollte konkrete Vorteile bieten und kei-ne aufgezwungene Standardisierungs-maßnahme darstellen. Obgleich davon auszu-gehen ist, dass bei den elektronischen Bank-dienstleistungen bis zum Ende des Jahrzehnts

erhebliche Fortschritte zu verzeichnen seinwerden, sollte der SEPA auch die Bedürfnissederjenigen berücksichtigen, die mit modernenTechnologien nicht so vertraut sind. Firmen-kunden hingegen wird die Anpassung an dieneuen SEPA-Instrumente leichter fallen. IhreAnforderungen weichen jedoch in vielen Fäl-len von denen der Privatkunden ab(beispielsweise bei Lastschriften). DenFirmenkunden gebührt aufgrund der Komple-xität der Schnittstelle zwischen ihren internenProzessen und den Anbietern ihrer Zahlungs-verkehrsdienstleistungen Aufmerksamkeit.Die direkten Kosten für die Änderung dieserSchnittstelle, um die Verwendung der SEPA-Instrumente zu ermöglichen, könnten hochsein. Firmenkunden werden diese Kosten nurdann als sinnvolle Investition betrachten,wenn ihnen der SEPA die Aussicht auf einestrukturelle Wandlung des Geschäfts bietetund eine Harmonisierung der inländischenDienstleistungen im Euroraum durch denSEPA möglich erscheint. In diesem Zusam-menhang fordern Kapitalgesellschaften drin-gend Innovationen, die es ihnen ermöglichen,ihre internen Prozesse effektiv zu verbessern.Die Anbieter der SEPA-Zahlungsverkehrs-dienstleistungen müssen sicherstellen, dassdies der Fall ist.

Beim Wechsel zu europäischen Lösungen soll-te der SEPA seine Inspiration aus den Ländernbekommen, die über die effizientestenZahlungsverkehrsinstrumente verfügen.Keinesfalls sollte der SEPA eine Verschlechte-rung des derzeit den Kunden gebotenenDienstleistungsstandards mit sich bringen.

1.1.5 DER SEPA BEDARF EINERKOMMUNIKATIONSSTRATEGIE

Die Einführung der Euro-Banknoten und-Münzen wurde von einer groß angelegtenÖffentlichkeitskampagne begleitet, die recht-zeitig vor der eigentlichen Inverkehrgabe ge-startet wurde. Bis heute sind nur verhältnismä-ßig wenige mit dem Konzept des SEPA ver-traut. Die meisten Einzelpersonen, öffentli-chen Verwaltungen, Händler und KMUs undsogar viele große Unternehmen wissen noch

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nichts vom SEPA-Prozess. Das Bankgewerbemuss seine Kunden rechtzeitig informierenund unterrichten. Im Jahr 2006 muss der EPCgemeinsam mit den verschiedenen Organisati-onen, die die wichtigsten Interessengruppen(Banken, Nutzer und öffentliche Stellen) ver-treten, die Elemente einer Kommunikations-strategie festlegen. Für den Start der eigent-lichen Informationskampagne für die Allge-meinheit wäre Anfang 2007 sinnvoll, wenn dieUmsetzungsphase bereits im Gange ist. Be-stimmte Nutzergruppen müssen bereits früherinformiert werden. So benötigen beispiels-weise Firmenkunden und Softwareanbieterfrühstmöglich Informationen über neue tech-nische Standards, um mit der Entwicklung dernotwendigen Informations- und Kommuni-kationstechnologien beginnen zu können. Umdiesen Nutzern die relevanten Informationenzu liefern, könnte der EPC ein technisches In-formationszentrum gründen.

Das Eurosystem wird in Betracht ziehen, beider Förderung der Migration zum SEPA eineaktivere Rolle zu übernehmen, vorausgesetztdass der EPC seine Verpflichtungen einhältund dass es eine starke politische Unterstüt-zung für den SEPA gibt, die durch die Bereit-schaft der öffentlichen Verwaltungen, dieSEPA-Zahlungsinstrumente anzunehmen, be-zeugt wird.

1.1.6 DER SEPA BRINGT AUCH BANKENVORTEILE

Banken und Nichtbanken gehen häufig davonaus, dass die Vorteile des SEPA vor allemniedrigere Bankgebühren sein werden. DerSEPA wird sich jedoch nicht nur auf die Er-tragsseite des Zahlungsgeschäfts auswirken,sondern auch die Kostenseite verbessern. Meh-rere Studien haben gezeigt, dass derzeit die Er-träge von Banken aus ihrem Zahlungsgeschäftvon Land zu Land stark variieren. Da der SEPAnationale Barrieren aufhebt, wird er zu einemstärkeren Wettbewerb führen, der einerseitsdie Einnahmen der Banken, andererseits aberauch die Bearbeitungskosten senken wird.Darüber hinaus können Entwicklungskostenund Softwareprodukte durch eine allgemeine

und umfassende Standardisierung besser ge-teilt bzw. gemeinsam genutzt werden.

Heute nutzen Bankensektoren in der Vergan-genheit festgelegte Geschäftsmodelle, um denAnforderungen der einzelnen Länder gerechtzu werden. Banken, die mit aller Macht an die-sen Geschäftsmodellen festhalten wollen,könnten im SEPA ein Kosten treibendes undEinnahmen senkendes Projekt sehen. Für dieBanken hingegen, die ihre Geschäftsmodellean die Anforderungen anpassen, die sich ausder europäischen Integration sowie dem tech-nischen Fortschritt ergeben, bietet der SEPAdie Möglichkeit, einen Wettbewerbsvorteilauszuschöpfen.

Für das Bankgewerbe insgesamt wird das Er-gebnis vermutlich davon abhängen, inwieweitBanken in der Lage sind, ihre Kosten im Hin-blick auf Infrastruktur, die Beibehaltung ver-schiedener Verfahren für inländische Zah-lungen und Zahlungen innerhalb des Euroraumssowie die manuelle Bearbeitung einiger Teiledes Zahlungsbearbeitungsprozesses zu redu-zieren. Dies zeigt beispielsweise die in denvergangenen Jahrzehnten erfolgte und auf denGrundsätzen der Rationalisierung und Auto-matisierung basierende nationale Konsolidie-rung der Marktinfrastruktur, die zu anhaltendprofitablen Geschäftsmodellen für Banken ge-führt hat. Auch auf der Ebene des Euro-Währungsgebiets sollte eine solche Entwick-lung möglich sein, da auch hier Bedarf an Rati-onalisierung und einem höheren Grad an Auto-matisierung besteht. In diesem Zusammen-hang können die Investitionskosten für dieSEPA-Instrumente und -Verfahren als eineGeschäftsentwicklung gesehen werden, dievorher bereits in einem rein nationalen Kon-text erfolgt ist.

1.1.7 DER ZEITRAHMEN FÜR DEN SEPA-PROZESS WIRD BEIBEHALTEN

Im Weißbuch vom Mai 2002 erklärten 42 euro-päische Banken und die europäischen Banken-verbände, dass die vollständige Migration zumSEPA Ende 2010 erreicht sein würde. Im März2005 bekundete der EPC seine Überzeugung,

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Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

I DER SEPA: ALLGEMEINE ZIELE UND

ARBEITSMETHODENdass 2010 eine kritische Masse von Transak-tionen auf die SEPA-Zahlungsinstrumente um-gestellt und der SEPA somit unumkehrbar seinwürde. Einige Banken und andere Interessen-gruppen haben diese Frist jedoch infrage ge-stellt, da sie der Auffassung sind, dass die voll-ständige Migration von nationalen zu SEPA-Instrumenten und -Verfahren bis 2010 unrea-listisch ist und dass der Modernisierungs- undIntegrationsprozess des Markts für Massen-zahlungen auch über dieses Jahr hinaus andau-ern könnte. Das Eurosystem hat diese Einwän-de gründlich untersucht und ist nun der Mei-nung, dass die meisten der in diesem Berichtfestgelegten SEPA-Ziele bis (Ende) 2010, dervon den Banken 2002 festgelegten Frist, um-gesetzt werden können. Es ist möglich, dass ei-nige Punkte des Projekts, insbesondere dieje-nigen, die im Zusammenhang mit Änderungender Infrastruktur und der vollständigen Ab-schaffung der nationalen Instrumente stehen,Ende 2010 noch nicht vollständig erreicht seinwerden. Es liegt jedoch auf der Hand, dass derWechsel unumkehrbar sein muss und dass dieAbschaffung der nationalen Instrumente Ende2010 bereits weit fortgeschritten sein sollte.Im dritten Fortschrittsbericht schlug dasEurosystem vor, dass Bürgern und Handels-unternehmen bereits ab dem 1. Januar 2008 dieMöglichkeit geboten werden sollte,europaweite Zahlungsinstrumente für nationa-le und grenzüberschreitende Zahlungen zu nut-zen. Diese Frist ist von den Bankensektorenweithin anerkannt worden und stellt nun einenbedeutenden Meilenstein des SEPA-Projektsdar.

1.1.8 IM ZENTRUM DER SEPA-ZIELE STEHT DIESCHAFFUNG GEMEINSAMER STANDARDSUND VERFAHREN

Im dritten Fortschrittsbericht sah dasEurosystem vor, dass der Wechsel von der der-zeitigen fragmentierten Clearing- undZahlungsausgleichsinfrastruktur für Massen-zahlungen hin zu einer integrierten europä-ischen Infrastruktur 2010 abgeschlossen seinkönnte. Nun ist es der Auffassung, dass es un-wahrscheinlich ist, dass eine solche vollstän-dig integrierte Infrastruktur 2010 erreicht sein

wird. Stattdessen wird davon ausgegangen,dass ein kooperativerer Ansatz zwischen be-stehenden und neuen Infrastrukturen die An-nahme von gemeinsamen Standards für denAustausch von Zahlungsaufträgen zwischenden Systemen ermöglichen und die notwendi-gen Abwicklungsplattformen für SEPA-Zah-lungen bieten wird. Daher kann die Standardi-sierung in diesem Bereich nicht weiter aufge-schoben werden und sollte zum Mittelpunktder Arbeiten werden, um die Interoperabilitätzwischen den verschiedenen Infrastrukturenzu erleichtern. Die Zusammenarbeit und Inter-operabilität zwischen den Infrastrukturen istein wichtiges Thema, das angegangen werdenmuss.

Eine Konsolidierung der bestehenden Infra-strukturen wird zur Senkung der Bearbeitungs-kosten für Zahlungen beitragen und somitdazu, dass die Einsparungspotenziale desSEPA voll ausgeschöpft werden können. Da-her geht das Eurosystem davon aus, dassangesichts der Tatsache, dass jedes Systemüber einen eigenen Investitionszyklus verfügt,die Konsolidierung nach und nach stattfindenwird, wenn die Systeme ihren nächstenInvestitionszyklus planen. Zu diesem Zeit-punkt sollten die Eigentümer vonZahlungsverkehrssystemen (oder Karten-systemen) die sich innerhalb des Euro-Währungsgebiets bietenden Konsolidierungs-möglichkeiten sorgfältig abwägen.

1.2 DIE ARBEITSMETHODEN

1.2.1 DER WECHSEL ZUM SEPA MUSS ALSPROJEKT ANGEGANGEN WERDEN

Beim SEPA handelt es sich um ein bedeuten-des europäisches Ziel, das im Hinblick auf Ehr-geiz, Dimension und Komplexität mit der Ein-führung der Euro-Banknoten und -Münzenvergleichbar ist. Daher muss er als ein Projektangegangen werden, mit aller Strenge, die die-se Vorgehensweise mit sich bringt. Die Ein-führung der Euro-Banknoten und -Münzenkann weitgehend als Inspirationsquelle für dieDurchführung dieses Projekts gesehen werden.

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Der SEPA kann nur dann erfolgreich sein,wenn alle am Prozess Beteiligten auf dieselbenZiele hinarbeiten und denselben Projektplanmit seinen Meilensteinen verfolgen. DasSEPA-Projekt steht im Zusammenhang mit derEinführung des Euro, aber auch mit dem euro-päischen Binnenmarkt und der Agenda vonLissabon; bei diesen handelt es sich um bedeu-tende politische und wirtschaftliche Ziele derEuropäischen Union. Vor diesem Hintergrundsollten die endgültigen Ziele des SEPA nachsorgfältiger Abwägung der Erwartungen allerInteressengruppen geklärt werden. Dies ist derHauptzweck dieses Berichts.

Bislang haben das Eurosystem und die Europä-ische Kommission dem Bankensektor durchunterschiedliche Methoden (Berichte, Reden,Interviews usw.) Orientierungshilfe geboten.Mit diesem Bericht, der mit der EuropäischenKommission abgestimmt wurde, möchte dasEurosystem diese Unterstützung genauer undumfassender gestalten.

Im Einklang mit den Grundsätzen des Projektswerden die öffentlichen Stellen davon abse-hen, die Ziele während der Dauer des Projektsdrastisch zu verändern. Andernfalls bestündedas Risiko, dass das Bankgewerbe, das vor al-lem für die Umsetzung des SEPA-Projekts zu-ständig ist, die Zielvorgaben nicht rechtzeitigerreicht.

Das Bankgewerbe ist für die Bereitstellung derSEPA-Produkte zuständig, und es liegt in derVerantwortung der Banken, geeignete, profi-table und SEPA-konforme Geschäftsmodellefür den Zahlungsverkehr zu entwickeln undaufrecht zu erhalten. Doch während es, theore-tisch betrachtet, einfach ist, dem europäischenBankgewerbe diese Verantwortung zu übertra-gen, gestaltet sich dies in der Praxis sehrschwierig. Beim europäischen Bankgewerbehandelt es sich um eine äußerst heterogeneGruppe, die aus Tausenden von Banken mitsehr unterschiedlichen Geschäftsmodellen be-steht. Es gibt Banken mit lokaler, nationaleroder internationaler Ausrichtung, Banken, diesich auf bestimmte Kundensegmente speziali-

siert haben, sowie Spezialbanken. Doch sogarBanken, die international tätig sind und erwar-ten, ein zunehmendes Volumen an SEPA-Zah-lungen abzuwickeln, fürchten, dass sie, wennsie zu den Ersten gehören, die zum SEPAwechseln, einen großen Anteil der anfäng-lichen Kosten der Bereitstellung der SEPA-Produkte tragen müssen, ohne die Vorzügehieraus in voller Höhe nutzen zu können, da zuBeginn die Nachfrage seitens der Kundenschwach ausfallen könnte. Dieser Sorge mussRechnung getragen werden, indem man sicher-stellt, dass der europäische Bankensektor ge-schlossen zum SEPA wechselt.

Wie das Eurosystem bereits in früheren Be-richten betont hat, war die Gründung des EPCim Jahr 2002 als wichtigstes koordinierendesBeschlussorgan für das Bankgewerbe in Ange-legenheiten im Zusammenhang mit dem SEPAeine beachtliche Leistung. Im Einklang mitden Grundsätzen des Projekts ist es wichtig,dass der EPC mindestens bis zum Abschlussdes Projekts seine derzeitige Führungsrollebeibehält. Auf nationaler Ebene müssen Lö-sungen gefunden werden, um zu gewährleis-ten, dass die Entscheidungen des EPC von al-len Banken des Euro-Währungsgebiets umge-setzt werden.

1.2.2 DIE NUTZER MÜSSEN BETEILIGTWERDEN

Um die Akzeptanz der SEPA-Produkte durchdie Endnutzer zu erleichtern (siehe Abschnitt1.1.4), ist es wichtig, die Vertreter der Nutzerbei diesem Projekt mit einzubeziehen. Es istratsam für den EPC, nach besseren Möglich-keiten zu suchen, Verbraucherorganisationenund Vertreter von Händlern, KMUs undFinanzabteilungen von Kapitalgesellschaftenin seine Arbeit einzubeziehen. Auch öffent-liche Verwaltungen müssen direkter beteiligtwerden.

1.2.3 ÖFFENTLICHE VERWALTUNGEN SOLLTENMIT GUTEM BEISPIEL VORANGEHEN

Öffentliche Verwaltungen veranlassen und er-halten hohe Zahlungsvolumen im Zusammen-hang mit Gehältern, Sozialleistungen, Steuern

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I DER SEPA: ALLGEMEINE ZIELE UND

ARBEITSMETHODENusw. Aufgrund der politischen Natur des SEPAist es sehr wichtig, dass öffentliche Verwaltun-gen mit gutem Beispiel vorangehen und unterden Ersten sind, die den Wechsel zum SEPAvollziehen. Wenn die öffentlichen Verwal-tungen die Wahl zwischen nationalenZahlungsinstrumenten und SEPA-Zahlungs-instrumenten haben, so sollten sie sich für dieNutzung der Letzteren entscheiden, die ihnenauch bestimmte Vorteile bieten. DasEurosystem beabsichtigt, die Vorgehensweisebei diesem Prozess mit den entsprechendenRegierungsstellen zu besprechen.

1.2.4 DIE MIGRATION ZUM SEPA MUSS AUFNATIONALER EBENE GUT ORGANISIERTSEIN

Da die Vorlaufzeit für die Umsetzung derSEPA-Instrumente und des Rahmenwerks fürdie Abwicklung von SEPA-Kartenzahlungenrelativ kurz ist, ist das Eurosystem darauf vor-bereitet, die Migration zum SEPA auf nationa-ler Ebene zu unterstützen, wobei es auf seineErfahrungen mit der Euro-Bargeldeinführungaus dem Jahr 2002 zurückgreifen kann.

Wie im Fall der Bargeldeinführung wird derGroßteil der Migrationsarbeit auf nationalerEbene erfolgen müssen, da die Ausgangs-situationen in den einzelnen Ländern unter-schiedlich sind, auch wenn das Endergebnisder Migration überall im Euroraum dasselbesein wird. Es ist äußerst wichtig, dass jedesLand bereits 2006 über eine effektiveOrganisationsstruktur für den Migrations-prozess verfügt. Vertreter von allen Interes-sengruppen des SEPA, d. h. Bankgewerbe,Finanzabteilungen von Kapitalgesellschaften,KMUs, Händler, Verbraucherorganisationenund öffentliche Stellen/Regierungsbehörden,sollten in die SEPA-Migration involviert sein.Die nationalen Zentralbanken (NZBen) wer-den diesen Prozess unterstützen. Es wirddavon ausgegangen, dass die nationalen Struk-turen, die für die Migration verantwortlichsind, bestimmen werden, wann was (Instru-mente, Kartensysteme, Standards, Geschäfts-praktiken, Infrastrukturen) migriert werden

muss, damit die in diesem Bericht und in denDokumenten des EPC enthaltenen Fristen ein-gehalten werden. Für jede Phase desMigrationsprozesses muss ein detaillierterZeitplan mit konkreten und messbaren Meilen-steinen erarbeitet werden; dies ermöglicht eineumfassende Überwachung der erzielten Fort-schritte.

Obgleich der Großteil der mit der Migrationverbundenen Arbeiten auf nationaler Ebene er-folgen muss, wird es auch auf europäischerEbene Koordinationsbedarf geben. Damit dieersten SEPA-Produkte 2008 fertig sind, benö-tigt man detaillierte funktionale Pläne undKontrolllisten für alle Ebenen und für jedes In-strument. Angesichts der Komplexität diesesProjekts ist es wichtig, dass die Fortschrittesehr strukturiert und regelmäßig beobachtetwerden. Das Eurosystem erwartet, dass derEPC, der das Projekt leitet, die Gesamt-verantwortung für die Festlegung und Umset-zung eines solchen Überwachungsrahmens fürjede Phase des Migrationsprozesses über-nimmt, einschließlich eines detaillierten Zeit-plans mit konkreten und messbaren Meilen-steinen. Darüber hinaus liegt es in der Verant-wortung des EPC, gemeinsam mit den ver-schiedenen Interessengruppen (darunterNZBen, wenn sie automatisierte Clearinghäu-ser (automated clearing houses (ACHs)) be-treiben) klare und unmissverständliche Krite-rien festzulegen, anhand derer die SEPA-Kon-formität beurteilt werden kann. Alle Parteiensollten sich selbst bewerten, und der EPC sollteseine Einschätzung bezüglich aller Bewer-tungen kundtun.

Auch das Eurosystem wird die SEPA-Migra-tion aktiv beobachten und erwartet, dass dienationalen Migrations-Zeitpläne bis Mitte2006 verfügbar sind.

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2. SPEZIFISCHE ZIELE FÜR DIE SEPA-INSTRUMENTE, -INFRASTRUKTUREN UND-STANDARDS UND BEREITS ERZIELTEFORTSCHRITTE

Im Jahr 2005 investierten der EPC und seineArbeitsgruppen erhebliche Anstrengungenund Ressourcen in die Entwicklung der Regel-werke für die beiden vom EPC definierten Ver-fahren: das Verfahren für SEPA-Überwei-sungen und das Verfahren für SEPA-Lastschrif-ten. Der EPC legte auch ein Rahmenwerk fürdie Abwicklung von SEPA-Kartenzahlungenfest. Im September 2005 verabschiedete derEPC die beiden Regelwerke für die SEPA-In-strumente, um diese zu nationalen Konsulta-tionen vorzulegen, und billigte das Rahmen-werk für die Abwicklung von SEPA-Karten-zahlungen. Im gleichen Monat wurde das Roll-out Committee (ROC), der Ausschuss zur Um-setzung der SEPA-Verfahren, gegründet. Die-ser Ausschuss berichtet an die EPC-Versamm-lung und ist für eine Reihe von System-Managementfunktionen verantwortlich, bis imJuni 2006 eine dauerhafte Einheit für das Ma-nagement des Systems geschaffen wird. Ab-kommen, in denen der rechtliche Rahmen fürdie Einhaltung der SEPA-Verfahren festgelegtwird, sind ebenfalls in Vorbereitung.

Die Regelwerke und das Rahmenwerk für dieAbwicklung von SEPA-Kartenzahlungen stel-len wichtige Schritte für den EPC dar. Äußerstkomplexe Probleme mussten gelöst werden,vor allem weil es derzeit auf nationaler Ebeneso viele unterschiedliche Verfahren gibt. DerPreis für das Erzielen von Übereinkünften be-züglich der Regelwerke und des Rahmenwerksfür die Abwicklung von SEPA-Karten-zahlungen ist jedoch, dass sich die angebote-nen Produkte in einigen Fällen auf ihre grund-legenden Merkmale beschränken und ergänztwerden müssten, um die Anforderungen derNutzer zu erfüllen.

Um den Grundsätzen für gutes Projekt-management zu entsprechen, drängt dasEurosystem den EPC, die Regelwerke im März2006 zu verabschieden. Es ist für das SEPA-

Projekt entscheidend, dass das bislang Erreich-te fixiert wird, damit es nicht kontinuierlichinfrage gestellt werden kann. Das Eurosystemfordert den EPC jedoch auch auf, die Punkte zubestimmen, die einer näheren Erörterung be-dürfen und um die die Regelwerke unter Um-ständen ergänzt werden müssen. Die Liste die-ser Punkte sollte begrenzt sein und für jedenPunkt sollte eine Frist gesetzt werden. In denfolgenden Abschnitten werden eine Reihe vonkonkreten Zielvorgaben sowie der erwarteteZeitplan für ihre Erfüllung dargelegt. Auch dieProbleme, die der EPC nach Auffassung desEurosystems in den kommenden Monaten klä-ren sollte, werden dargelegt.

2.1 ÜBERWEISUNGEN

DAS ZIELDas endgültige Ziel des SEPA in diesem Be-reich besteht darin, dass alle Überweisungeninnerhalb des Euroraums gemäß dem vom EPCfestgelegten SEPA-Überweisungsverfahrenabgewickelt werden. Dieses Ziel sollte in zweiSchritten erreicht werden.

DER SEPA-ZEITPLANDas Eurosystem erwartet, dass die vom EPCdefinierten Standard-SEPA-Überweisungenund die Eilüberweisungen, die sowohl auf nati-onaler Ebene als auch im grenzüberschreiten-den Zahlungsverkehr verwendet werden kön-nen, den Kunden am 1. Januar 2008 parallel zuden nationalen Instrumenten zur Verfügunggestellt werden. Auch Standards und Schnitt-stellen für Transaktionen zwischen Kundenund Banken und zwischen Banken und Kundenmüssen entwickelt und den Kunden zur Verfü-gung gestellt werden.

Das Eurosystem geht davon aus, dass öffent-liche Verwaltungen, Kapitalgesellschaften undeventuell Einzelpersonen Ende 2010 aus-schließlich SEPA-Überweisungen nutzen wer-den.

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2 SPEZIFISCHE ZIELEFÜR DIE

SEPA-INSTRUMENTE,-INFRASTRUKTUREN

UND -STANDARDS UND BEREITS ERZIELTE

FORTSCHRITTE

WO STEHEN WIR HEUTE?Das Regelwerk für SEPA-Überweisungen, inder vom EPC im September 2005 für die natio-nalen Konsultationen verabschiedeten Fas-sung, legt Standard-Überweisungen für nichtzeitkritische Zahlungen fest. Das Regelwerkwird vollkommene Erreichbarkeit gewährleis-ten und sicherstellen, dass der gesamte Betragdem Konto des Empfängers gutgeschriebenwird. Es gibt keine Grenze für die Höhe derZahlung vor.

Laut der aktuellen Fassung des Regelwerkssollte die Abwicklungszeit für eine Überwei-sung nicht mehr als drei Bankwerktage ab demTag der Annahme betragen. In ihrem letztenVorschlag für eine Richtlinie überZahlungsverkehrsdienstleistungen im Binnen-markt sieht die Europäische Kommission einegesetzliche Anforderung vor, die die maximaleAbwicklungszeit bis 2010 auf einen Bank-werktag (T+1) verkürzen würde. DasEurosystem wird untersuchen, ob dieser Vor-schlag, der in einigen Ländern der EUallerdings hohe Investitionen seitens desBankensektors erfordern könnte, realisierbarist. Obwohl der Richtlinienentwurf noch nichtvom EU-Rat und dem Europäischen Parlamentverabschiedet wurde, fordert das Eurosystem –angesichts des oben Dargelegten – den EPCdazu auf, die Möglichkeit zur Änderung derSpezifikationen für SEPA-Überweisungen vorder endgültigen Verabschiedung des Regel-werks im März 2006 sorgfältig zu untersuchen,um Unsicherheiten bezüglich der Ziele desSEPA in diesem Bereich zu vermeiden.

In seiner Analyse des Regelwerks für SEPA-Überweisungen hat das Eurosystem den EPCdarauf hingewiesen, dass dieser eine Reihe vonPunkten dringend festlegen muss, um sicher-zustellen, dass die im Regelwerk dargelegtenStandard-Dienstleistungen ergänzt werden.

Zunächst wird ein Überweisungsverfahren fürEilüberweisungen mit taggleicher Abwicklungfür Zahlungen benötigt, die Kunden als drin-gend erachten. Dieses Verfahren sollte nichtim Besitz einer geschlossenen Gruppe und

nicht auf eine spezifische Infrastruktur zuge-schnitten, sondern offen sein und allen interes-sierten Banken zur Verfügung gestellt werden.Um dieser Anforderung zu entsprechen, ist einÜberweisungsverfahren für Eilzahlungen er-forderlich, das vom EPC gebilligt wurde unddessen Umsetzung er auch überwacht. Esbleibt jeder Bank selbst überlassen, darüber zuentscheiden, ob sie diese Dienstleistung anbie-ten möchte oder nicht. Der Standard für Eil-überweisungen sollte in enger Zusammenar-beit mit den Stellen entwickelt werden, die dieInfrastrukturen bereitstellen, mittels derer dieEilüberweisungen künftig abgewickelt wer-den.

Zweitens sollten, gemäß dem nachdrücklichenWunsch von Vertretern von Finanzabteilungenvon Kapitalgesellschaften, allgemeine Stan-dards für Transaktionen zwischen Kunden undBanken und Banken und Kunden entwickeltwerden. Diese sollten als Teil der Geschäfts-regeln und der Datenmodelle die Möglichkeitbieten, einen strukturierten Verwendungs-zweck sowie einen ausreichend langen Codefür die automatische Zahlungsabstimmung an-zugeben, damit die vollautomatisierte Bear-beitung vom Auftraggeber zum Empfänger er-möglicht wird. In diesem Zusammenhang be-grüßt das Eurosystem, dass der EPC bei seinerPlenarsitzung im Dezember 2005 seine Bereit-schaft signalisiert hat, gemeinsam mit Vertre-tern von Finanzabteilungen von Kapitalgesell-schaften in diese Richtung zu arbeiten. Es wäresinnvoll für Banken, eine vereinfachte Versiondieses Standards für die Kunden anzubieten,die weiterhin lieber beleghafte Überweisungennutzen wollen. Der EPC wird aufgefordert, zuprüfen, ob es möglich ist, einen SEPA-Stan-dard für ein beleghaftes Überweisungs-formular (und die entsprechende Eingabe-maske im Internet) zu entwickeln, der (ab2008) für europaweite Überweisungen genutztwerden kann, um der Entwicklung von länder-spezifischen Standards entgegenzuwirken. Diebereits vor einigen Jahren in diesem Bereichaufgenommene Arbeit sollte fortgesetzt wer-den. Es wird jedoch keinesfalls beabsichtigt,die Verwendung von beleghaften Instrumenten

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16EZB cAuf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

zu fördern; diese sollten allmählich durch effi-zientere elektronische Instrumente ersetzt wer-den. Der Tatsache, dass sich in der Praxis vieleBankkunden der beleghaften Überweisungenbedienen, muss allerdings Rechnung getragenwerden.

2.2 LASTSCHRIFTEN

DAS ZIELDas endgültige Ziel bei Lastschriften ist, dassalle Lastschriften innerhalb des Euroraums ge-mäß dem vom EPC festgelegten SEPA-Lastschriftverfahren bearbeitet werden. DiesesVerfahren sollte verschiedene Optionen bie-ten, um geeignete Lösungen für unterschied-liche Kundenanforderungen zur Verfügung zustellen, z. B. für Transaktionen zwischen Un-ternehmen und Verbrauchern oder für Transak-tionen zwischen Unternehmen. Darüber hinauskann es auch verschiedene Möglichkeiten zurErteilung der Einzugsermächtigung enthalten,um den verschiedenen Gewohnheiten inner-halb des SEPA gerecht zu werden.

DER SEPA-ZEITPLANEs wird erwartet, dass das Standard-SEPA-Lastschriftverfahren am 1. Januar 2008 vollfunktionsfähig sein und für Transaktionenzwischen Unternehmen und Verbrauchern so-wie für Transaktionen zwischen Unternehmenzur Verfügung stehen wird. Eventuelle zusätz-liche Optionen, die derzeit geprüft werden,sollten 2008 zur Verfügung stehen.

Der EPC wird aufgefordert, die Nachteile desparallelen Bestehens (unterschiedliche Rechteund Pflichten für Kunden z. B. bei derWiderrufsfrist und bei der Erteilung der Ein-zugsermächtigung) von nationalen Last-schriftverfahren und SEPA-Lastschriftverfah-ren nach Ende 2010 zu untersuchen.

Der Zeitpunkt für das Ende der Migration vonbestehenden nationalen Lastschriftverfahrenzum SEPA-Lastschriftverfahren sollte von dennationalen Migrationsplänen abhängen.

WO STEHEN WIR HEUTE?Das Regelwerk für SEPA-Lastschriften wurdevom EPC im September 2005 zur nationalenKonsultation verabschiedet. Ziel des Regel-werks für SEPA-Lastschriften ist es, umfas-sende Geschäftsregeln, -praktiken und-standards für das SEPA-Lastschriftverfahrenfestzulegen. Daher enthält es Bestimmungenüber den Anwendungsbereich des Verfahrens,die Rollen und Verantwortlichkeiten der Be-teiligten, Geschäfts- und Betriebsregeln sowieden rechtlichen und den vertraglichen Rah-men.

Eine der größten Schwierigkeiten, die der EPCbei der Vorbereitung des Regelwerks fürSEPA-Lastschriften überwinden musste, war,dass sich die Praktiken für die Einzugsermäch-tigung in den verschiedenen Ländern im Hin-blick auf die Erteilung, Änderung und Beendi-gung stark unterscheiden. In einigen Ländernerteilt der Zahlungspflichtige dem Zahlungs-empfänger direkt eine Einzugsermächtigungund der Bankensektor ist bei der Einzugser-mächtigung überhaupt nicht involviert. In die-sen Ländern haben Zahlungspflichtige umfas-sende Rechte, Lastschriften zurückzuweisen.In den anderen Ländern erteilt derZahlungspflichtige seiner Bank eine Einzugs-ermächtigung, entweder direkt oder über denZahlungsempfänger, um die Durchführung desLastschriftverfahrens zu ermöglichen. DasSEPA-Lastschriftverfahren gleicht eher demersten Modell. Die Ende 2005 vom EPC orga-nisierten nationalen Konsultationen ergaben,dass die Nutzer in mehreren Ländern mit demgewählten Modell nicht zufrieden waren. Folg-lich beschloss der EPC im Dezember 2005 zuuntersuchen, ob zusätzliche Verfahren für dieErteilung der Einzugsermächtigung umgesetztwerden könnten. Die entsprechenden Ergeb-nisse müssen der EPC-Plenarsitzung im Sep-tember 2006 vorgelegt werden, und es ist mög-lich, dass der EPC das derzeitige Verfahren umweitere Optionen ergänzen wird.

Es steht fest, dass das vom EPC vorgeschla-gene Lastschriftverfahren vor allem für Massen-zahlungen von Verbrauchern an Kapitalgesell-

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2 SPEZIFISCHE ZIELEFÜR DIE

SEPA-INSTRUMENTE,-INFRASTRUKTUREN

UND -STANDARDS UND BEREITS ERZIELTE

FORTSCHRITTE

schaften, Versorgungsunternehmen oder öf-fentliche Verwaltungen geeignet ist (z. B. fürdie Bezahlung von Stromrechnungen oderSteuern). Das Verfahren ist weniger für Trans-aktionen zwischen Unternehmen geeignet, diein der Regel anderer Parameter bedürfen (z. B.kürzere Widerrufsfristen und kürzere Ab-wicklungszeiten). Der EPC erklärte sich imDezember 2005 bereit zu prüfen, welche Opti-onen das Verfahren haben müsste, um dieseArten von Zahlungen besser zu berücksichti-gen. Das Eurosystem fordert den EPC auf, die-se Aufgabe zu verfolgen, um eine geeigneteLösung für Firmenkunden zu finden. Es ist je-doch wichtig, dass sowohl der Zahlungs-empfänger, der eine oder mehr Optionen an-bieten kann, als auch der Zahlungspflichtige,der entscheiden kann, ob er die vom Zahlungs-empfänger offerierten Optionen annimmt odernicht, die Wahl zwischen den verschiedenenOptionen haben. Dies bedeutet, dass derBankensektor in der Lage sein muss, alle Lö-sungen zu bearbeiten, und die nationalenUmsetzungspläne sollten die Nutzung der ver-schiedenen Optionen nicht behindern.

Während der gesamten Entwicklungsphase desRegelwerks für SEPA-Lastschriften hat dasEurosystem immer wieder betont, dass dieErreichbarkeit aller Zahlungspflichtigen überihre Banken für SEPA-Lastschriften eines dergrundlegenden Erfolgskriterien des neuenVerfahrens ist. Dies setzt voraus, dass alleBanken im Euroraum in der Lage sind, unterEinsatz des neuen Verfahrens und der neuenStandards Lastschriftanweisungen von denZahlungsempfängern zu empfangen. Die aktu-elle Fassung des Regelwerks liefert keine In-formationen darüber, wie die umfassendeErreichbarkeit erzielt werden kann. Der EPCwird aufgefordert, sich diesem Thema unver-züglich, spätestens bis September 2006, anzu-nehmen, um zu gewährleisten, dass die ent-sprechenden Maßnahmen verfügbar sind, be-vor das SEPA-Lastschriftverfahren allen Nut-zern im Januar 2008 zur Verfügung gestelltwird.

2.3 KARTENZAHLUNGEN

DAS ZIELKartenzahlungen sind für ihre Nutzer praktischund für das Bankensystem relativ kosten-günstig in ihrer Bearbeitung. Vor allem beiPräsenzzahlungen, deren einzige AlternativenBargeld und in einigen Ländern Schecks sind,bieten Kartenzahlungen Vorteile. Der SEPAfür Karten zielt darauf ab, die Dienstleistungvon der nationalen auf die Ebene desEuroraums zu verlagern. Daraus folgt, dass dasendgültige Ziel des SEPA-Projekts in diesemBereich darin besteht, die Entwicklung des In-struments sowohl aus Sicht der Anbieter (Ban-ken) als auch der Nachfrager (Karteninhaber,Händler) im gesamten Euroraum zu erleich-tern, ohne innerhalb des SEPA einen Unter-schied zwischen nationalen und grenzüber-schreitenden Zahlungen zu machen. Heutzuta-ge können Karteninhaber mit einer nationalen(Debit-)Karte ohne geographische Einschrän-kung überall im Land bezahlen. In Zukunftwerden Karteninhaber mit ihrer nationalenKarte überall im Euroraum bezahlen können.Daher müssen nationale Kartensysteme Mög-lichkeiten finden, ihre Akzeptanznetzwerkeauf das gesamte Eurogebiet auszudehnen. Je-der Karteninhaber sollte in der Lage sein, seineKarte bei jedem Geldausgabeautomat oder beijedem Magnetkartenleser an einer Verkaufs-stelle zu benutzen (sofern die Bank oder derHändler die jeweilige Kartenart/-marke akzep-tiert). Die Nutzung sollte zu angemessenenKosten und ohne Unterscheidung hinsichtlichdes Ausgabelands der Karte möglich sein. EinHändler sollte die Möglichkeit haben zu wäh-len, welche Bank in irgendeinem Land desEuroraums er mit der Abwicklung der Kunden-zahlungen beauftragen will. Wird innerhalb ei-nes Kartensystems eine Verrechnungsgebührerhoben, so sollte es bei ihr keine auf geogra-phischen Faktoren basierenden Unterschiedegeben.

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DER SEPA-ZEITPLANDas Eurosystem erwartet, dass am 1. Januar2008

– alle technischen und vertraglichenBestimmungen, Geschäftspraktiken und-standards, die zu einer nationalenSegmentierung des Euroraums geführthaben, beseitigt worden sind,

– geeignete technische und vertraglicheBestimmungen, Geschäftspraktiken und-standards festgelegt worden sind(insbesondere die technischen Standards fürKarten, Kartenterminals (Magnetkarten-leser an Verkaufsstellen und Geldausgabe-automaten), Kommunikationsschnittstellen,Bearbeitungsplattformen usw.), die dieInteroperabilität und somit auch Flexibilitätund Unabhängigkeit bei der Wahl derDienstleistungsanbieter sicherstellen,

– für den Fall, dass eine Verrechnungsgebührerhoben wird, eine transparente undkostenbasierte Methode festgelegt und derEuropäischen Kommission zur Geneh-migung vorgelegt worden ist,

– eine umfassende Strategie entwickeltworden ist, um Kartenbetrug insbesondereim grenzüberschreitenden Kontext zuverringern.

Ende 2010 sollte das endgültige Ziel des SEPAerreicht sein. Alle Kartensysteme werden demEMV-Standard entsprechen, einschließlichder Verwendung der persönlichen Geheim-nummer (personal identification number(PIN)). Karteninhabern und Händlern werdenlediglich zwei Dienstleistungsarten angebo-ten: eine Binnenraumdienstleistung, die füralle Länder des Euro-Währungsgebiets iden-tisch ist, und eine internationale Dienstleis-tung für alle Karteninhaber des Euroraums, dieihre Karten außerhalb desselben nutzen.

WO STEHEN WIR HEUTE?Das Rahmenwerk des EPC für die Abwicklungvon SEPA-Kartenzahlungen in der vom EPC

im September 2005 verabschiedeten Fassungzielt darauf ab, ein Umfeld zu schaffen, in demes weder technische noch rechtliche oder wirt-schaftliche Barrieren gibt, die die Beteiligten(Kartensysteme, Karteninhaber, kartenaus-gebende Institute, Händlerbanken und Händ-ler) davon abhalten, Karten-Zahlungs-dienstleistungen innerhalb des Euroraums wienationale Zahlungen zu nutzen oder anzubie-ten. Unter Berücksichtigung der Tatsache,dass sich die nationalen Bankgewerbe, die inLändern mit sehr unterschiedlichen Karten-systemen agieren, einigen mussten, kann dasRahmenwerk für die Abwicklung von SEPA-Kartenzahlungen als eine sehr wertvolle Er-rungenschaft betrachtet werden. Es ist jedochrelativ allgemein gehalten, und derInterpretationsspielraum ist zu groß. In diesemZusammenhang erwartet das Eurosystem nun,dass der EPC die Konformitätskriterien fest-legt, die zu verwenden sind, um zu bestimmen,ob ein System dem Rahmenwerk für die Ab-wicklung von SEPA-Kartenzahlungen ent-spricht oder nicht. Dies wird sowohl dem EPCals auch dem Eurosystem die Überwachungdes Fortschritts hin zum endgültigen Ziel desSEPA im Hinblick auf Kartenzahlungen er-leichtern.

Kartensysteme sind Teil der Markt-infrastruktur. Ihr Funktionieren unterliegt sehrhohen Skalen- und auch Netzwerkeffekten.Daher ist, wie in Abschnitt 1.1.8 dargelegt,eine Konsolidierung innerhalb des SEPA not-wendig, auch wenn sie relativ langsam erfolgt.Es ist wichtig, dass das künftige europäischeModell einen sehr hohen Effizienzgrad bietet.

Derzeit verfügt jedes Land des Euro-Währungsgebiets zumindest über ein Karten-system auf nationaler Ebene, das im Allgemei-nen ein hohes Dienstleistungsniveau zu einemangemessenen Preis bietet. Die meisten Ban-ken sind zudem mindestens an ein internatio-nales Kartensystem angeschlossen, das fürTransaktionen außerhalb des Landes einge-setzt wird. Die Übertragung dieses erfolgrei-chen Modells auf das Eurogebiet erfordert dieSchaffung europäischer Systeme, die Teile des

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Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

2 SPEZIFISCHE ZIELEFÜR DIE

SEPA-INSTRUMENTE,-INFRASTRUKTUREN

UND -STANDARDS UND BEREITS ERZIELTE

FORTSCHRITTE

SEPA oder den gesamten SEPA abdecken; die-se müssten weiterhin mit dem Zugang zu inter-nationalen Kartensystemen für europaweiteTransaktionen und Transaktionen außerhalbdes Euroraums gekoppelt werden. Unter denAnbietern dieser Euroraum-Systeme könnenauch internationale Kartensysteme sein, sofernsie anstatt der derzeit angebotenen nationalenund grenzüberschreitenden Zahlungen Trans-aktionen für den Euroraum und außerhalb des-selben anbieten.

Andere Lösungen für das Erreichen der SEPA-Ziele könnten in Form eines oder mehrerer derbestehenden nationalen Systeme oder in Formvon Allianzen zwischen bestehenden Karten-systemen (sowohl nationalen als auch interna-tionalen) angeboten werden.

Das Eurosystem sieht die Vorteile der ver-schiedenen Optionen und wird die Absichtensowohl der Banken als auch der Kartensystememit Interesse verfolgen. Dem Eurosystem istallerdings auch bewusst, dass die Optionen nurdann bis Ende 2010 umgesetzt werden können,wenn die Standards für die Interoperabilitätschnell verfügbar gemacht werden unddadurch eine Senkung der durchschnittlichenKosten von Kartenzahlungen ermöglichen. Indiesem Zusammenhang geht das Eurosystemdavon aus, dass Banken und Kartensysteme dieVorstellungen anderer Beteiligter, insbeson-dere von Händlern und Verbraucherorgani-sationen, berücksichtigen werden, damit leich-ter Lösungen gefunden werden können, die füralle Parteien vorteilhaft sind, nicht nur für denBankensektor. In der Tat geht das Eurosystemdavon aus, dass der SEPA die durchschnitt-lichen Kosten von Kartentransaktionen senkenwird. Initiativen, die zu einer ungerechtfertig-ten Erhöhung der derzeit auf nationaler Ebeneerhobenen Gebühren führen würden, würdedas Eurosystem missbilligen.

Die internationalen Kartensysteme werden imKonsolidierungsprozess eine Schlüsselrollespielen. Das Bankgewerbe wird sich daraufverlassen, dass jedes von ihnen Dienstleis-tungen für Transaktionen außerhalb des

Euroraums anbietet, die denselben hohenQualitätsansprüchen genügen, wie dies bei denheute von ihnen angebotenen Dienstleistungenfür grenzüberschreitende Kartenzahlungen derFall ist. Sie werden auch die Möglichkeit ha-ben, eine Dienstleistung für das Euro-Währungsgebiet anzubieten, entweder alleinoder durch Allianzen. Das Eurosystem fordertdie internationalen Kartensysteme auf, ihre be-sondere Position bei Transaktionen außerhalbdes Euroraums nicht dazu zu nutzen, ihreWettbewerbsposition im Euroraum künstlichzu verbessern. Die nationalen Kartensystemesind dazu aufgefordert, nach Möglichkeitenzur Koordinierung ihrer Aktivitäten zu suchen,damit Kunden im gesamten Eurogebietweiterhin von einer Dienstleistung profitierenkönnen, die so einfach, effizient und kosten-günstig ist wie die derzeitigen nationalenDienstleistungen für Kartenzahlungen.

Das Rahmenwerk für die Abwicklung vonSEPA-Kartenzahlungen befasst sich ausgiebigmit der Standardisierung, jedoch in eher allge-meiner Form. Im Bereich der Betrugs-bekämpfung ist die Verpflichtung, bis Ende2010 eine vollkommene Einhaltung des EMV-Standards zu erreichen, zu begrüßen. Eine Vo-raussetzung für den vollen Erfolg dieser Maß-nahme ist jedoch die Annahme einheitlicherEMV-Spezifikationen. Was jedoch nochimmer fehlt, sind detaillierte Arbeitspläne fürdie Entwicklung und Umsetzung von Stan-dards für jede Phase der Kartenzahlung undfür die Bekämpfung von Betrugsarten, dienicht vom EMV-Standard abgedeckt werden.

Zusätzlich zum Rahmenwerk für die Abwick-lung von SEPA-Kartenzahlungen hat der EPCRessourcen darauf verwand, die SEPA CardFraud Database Opportunity and FeasibilityStudy zu erstellen, die sich mit den Möglich-keiten und der Umsetzbarkeit einer Datenbanküber Kartenbetrug im SEPA befasst. DasEurosystem begrüßt diese Initiative. Eine Da-tenbank über Betrugsfälle mit Karten zielt da-rauf ab, den Banken Daten über die von Händ-lern festgestellte Betrugsrate zur Verfügungzu stellen. Derartige Datenbanken werden

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20EZB cAuf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

üblicherweise von einzelnen Kartensystemenangeboten. Als Mittel zur Betrugsbekämpfungwäre es offensichtlich sinnvoll, eine solcheDatenbank auf der Ebene des Euroraums auf-zubauen, vorausgesetzt, dass sie rechtlich fun-diert ist und auf objektiven Kriterien beruht.Das Eurosystem steht dem EPC zur Diskussionüber diese Thematik zur Verfügung.

Auch im Hinblick auf Verrechnungsgebührenist das Rahmenwerk für die Abwicklung vonSEPA-Kartenzahlungen relativ vage. DemEurosystem ist bewusst, dass eine Reihe vonSicherheitsmaßnahmen etabliert werden muss,wenn der gesamte Bankensektor sich dieserThematik annimmt; dies wirft heikle Fragen imHinblick auf den Wettbewerb auf. Aber Fort-schritte sind in diesem Bereich äußerst wich-tig. Das Rahmenwerk für die Abwicklung vonSEPA-Kartenzahlungen sollte durch Grund-sätze für ein Verfahren für Verrechnungs-gebühren ergänzt werden. Das Eurosystem hatfestgestellt, dass das Rahmenwerk für die Ab-wicklung von SEPA-Kartenzahlungen Verein-barungen über die Höhe von Verrechnungs-gebühren innerhalb geographischer Unter-gruppen von Mitgliedern von Kartensystemenzulässt. Das Eurosystem fordert den EPC drin-gend dazu auf, diese Bestimmung zu überden-ken, da Unterschiede aus rein geographischenErwägungen nicht mit dem Konzept des SEPAvereinbar sind. In jedem Falle solltenVerrechnungsgebühren, wenn sie erhobenwerden, die Verringerung der Bearbeitungs-kosten für Kartenzahlungen innerhalb desSEPA widerspiegeln.

2.4 BARGELD, SCHECKS UND SONSTIGEMASSENZAHLUNGSINSTRUMENTE, DIENICHT VOM SEPA ABGEDECKT WERDEN

Obgleich die Bürger des Euro-Währungs-gebiets seit dem 1. Januar 2002 in einem SEPAfür Bargeld leben, da sie dieselben Banknotenund Münzen verwenden, ist das Bargeld-versorgungssystem des Euroraums durch dieparallele Existenz mehrerer nationaler Infra-strukturen, die auf verschiedenen Geschäfts-

modellen basieren, geprägt. Für Kredit-institute und sonstige professionelle Bargeld-akteure gibt es jedoch bislang noch keinen„einheitlichen Euro-Bargeldraum“ (SingleEuro Cash Area (SECA)). Eine Harmo-nisierung ist in diesem Bereich erforderlich, daBargeld das am intensivsten genutzteZahlungsinstrument ist und vermutlich auchbleiben wird.

Das Eurosystem und der EPC haben einen kon-struktiven Dialog darüber aufgenommen, wieeine größere Harmonisierung der operatio-nalen Bedingungen der NZBen erreicht werdenkann. Ziel ist die Schaffung gleicherWettbewerbsbedingungen, bei denen die vonden NZBen ausgeübten Grundfunktionen un-tereinander austauschbar sind.

Da Dritte bei der Verbesserung der Effizienzder Bargeldbearbeitung eine bedeutende Rollespielen, ist im SECA-Rahmenwerk eine Reihevon optimalen Verfahren (Best Practices) an-geführt, die Banken beim Outsourcing vonTeilen ihrer Bargeldbearbeitungsaktivitätenberücksichtigen sollten. In ihm wird auch einDialog mit Dritten über Themen von gemein-samem Interesse angeregt; hierzu zähleninsbesondere das Erarbeiten gemeinsamer Ini-tiativen gegen Euro-Fälschungen, Möglichkei-ten zur Beschränkung der gesellschaftlichenKosten des Bargelds und das Erreichen einesgemeinsamen Verständnisses hinsichtlichThemen im Zusammenhang mit Standardisie-rung. Im Hinblick auf den letzten Punkt wur-den bereits einigen Standards erarbeitet (z. B.eine gemeinsame Definition von (nicht) um-lauffähigen Euro-Banknoten), während anderenoch ausstehen, z. B. Verpackung von Euro-Banknoten und -Münzen, Sicherheitsan-forderungen für den Transport von Euro-Bar-geld, wobei die Austauschbarkeit das Haupt-ziel ist.

Schecks und sonstige nicht vom SEPA abge-deckte Massenzahlungsinstrumente werdeninnerhalb des Eurogebiets nicht grenzüber-schreitend eingesetzt werden. Wenn den Nut-zern dieser Instrumente bewusst wird, dass an-

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Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

2 SPEZIFISCHE ZIELEFÜR DIE

SEPA-INSTRUMENTE,-INFRASTRUKTUREN

UND -STANDARDS UND BEREITS ERZIELTE

FORTSCHRITTE

dere Zahlungsmittel ihnen bessere Leistungenliefern, werden diese Instrumente letztendlichvom Markt verschwinden. Es wird erwartet,dass nationale Bankensektoren im Euroraumam 1. Januar 2008 über eine Strategie zur För-derung der Nutzung alternativer elektronischerZahlungsmittel verfügen werden, die Quer-subventionen reduziert und den Kunden Preis-transparenz bringt. Es wird davon ausgegan-gen, dass Ende 2010, wenn die Kunden dieSEPA-Instrumente angenommen haben, dieVerwendung von Schecks und anderenMassenzahlungsinstrumenten, die nicht vomSEPA abgedeckt werden, deutlich abnehmenwird (nationale Zahlungsinstrumente, für diees keine SEPA-Alternative gibt, können je-doch so lange weiter genutzt werden, bis keinBedarf mehr an ihnen besteht). Da die Verwen-dung von Massenzahlungsinstrumenten, dienicht vom SEPA abgedeckt werden, in den ein-zelnen Ländern so unterschiedlich ist, istdavon auszugehen, dass dieser Prozess auf na-tionaler Ebene überwacht und der EPC nichtinvolviert wird.

2.5 CLEARING- UNDABWICKLUNGSINFRASTRUKTUREN FÜRMASSENZAHLUNGEN

DAS ZIELDas endgültige Ziel des SEPA in diesem Be-reich kann in drei Unterziele unterteilt werden:erstens müssen die Massenzahlungssysteme inder Lage sein, SEPA-Instrumente zu bearbei-ten und sie müssen vollkommen interoperabelsein; zweitens sollten die bestehenden Markt-infrastrukturen konsolidiert werden, umSkaleneffekte auszuschöpfen; und drittenssollte die moderne Technologie weitereKostensenkungen ermöglichen. Es wird davonausgegangen, dass im Ergebnis die Anzahl derClearing- und Abwicklungsinfrastrukturen fürMassenzahlungen und die mit ihren Dienstleis-tungen verbundenen Kosten erheblich sinkenwerden. Das Eurosystem teilt jedoch die Mei-nung der Banken, dass der Prozess vom Marktgesteuert werden sollte; daher kann dieser ent-sprechend Zeit in Anspruch nehmen und wird

unter Umständen Ende 2010 noch nicht voll-ständig abgeschlossen sein.

DER SEPA-ZEITPLANDas Eurosystem erwartet, dass am 1. Januar2008 die Infrastrukturen für den Massen-zahlungsverkehr auf nationaler Ebene sowohl„alte“ nationale als auch „neue“ SEPA-Instru-mente bearbeiten können. Dies bedeutet, dasssie in der Lage sein müssen, parallel zu den na-tionalen Zahlungsinstrumenten auch Zah-lungen, die mit SEPA-Instrumenten erfolgen,zu empfangen und abzuwickeln. Aus prakti-scher Sicht bedeutet dies, dass die Infrastruk-turen für den Massenzahlungsverkehr in einerÜbergangszeit sowohl nationale als auchSEPA-Standards verarbeiten müssen und, un-ter Umständen, die Übertragung zwischen denbeiden ermöglichen müssen. Die Fähigkeit,SEPA-Zahlungsinstrumente zu bearbeiten, isteine Voraussetzung dafür, sicherzustellen,dass diese Instrumente den Kunden 2008 zurVerfügung stehen.

Ende 2010 werden alle Clearing- und Ab-wicklungsinfrastrukturen des Euroraums fürMassenzahlungen SEPA-Instrumente inner-halb des Euro-Währungsgebiets abwickeln.Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sie voll-ständig interoperabel sein; dies bedeutet, dasssie in der Lage sein müssen, auf direktem oderindirektem Weg Zahlungsaufträge von jederBank im Euroraum zu empfangen oder an diesezu senden.

WO STEHEN WIR HEUTE?Um die Umsetzung des SEPA durch die Clea-ring- und Abwicklungsinfrastrukturen desEurogebiets für Massenzahlungen zu fördern,beschäftigt sich der EPC derzeit mit der Erstel-lung eines Rahmenwerks für die Entwicklungvon Clearing- und Abwicklungsinfrastrukturenim SEPA, einschließlich der Grundsätze für dieKonformität mit den SEPA-Verfahren. DasEurosystem unterstützt die Arbeit in diesemBereich, da sie eine 2005 festgestellte Ver-schiebung des Schwerpunktes aufgreift. Wiedem dritten Fortschrittsbericht zu entnehmenist, unterstützten zunächst Banken als Nutzer

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22EZB cAuf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

der oder Beteiligte an den bestehenden Clea-ring- und Abwicklungsinfrastrukturen fürMassenzahlungen das Konzept eineseuropaweiten automatisierten Clearinghauses(pan-European automated clearing house(PEACH)). Dies hätte vorausgesetzt, dass Ban-ken entweder ihr System schließen und zu ei-ner anderen Infrastruktur übergehen müsstenoder dass sie bewährte und effiziente nationaleSysteme in PEACHes umwandeln. Im Jahr2005 wurde zunehmend deutlich, dass einedritte Alternative in Betracht gezogen wurde,da eine Reihe von bestehenden nationalen au-tomatischen Clearinghäusern ihre Absicht be-kundete, SEPA-konform zu werden, ohnezwangsläufig zu PEACHes zu werden. Unterder Voraussetzung, dass die Anforderungenfür die SEPA-Konformität fundiert erarbeitetwerden und es keine Hindernisse für einen of-fenen und fairen Wettbewerb zwischenPEACH-Anbietern und SEPA-konformen In-frastrukturen gibt (z. B. keine Quer-subventionierung zwischen der Bearbeitungvon nationalen Instrumenten und SEPA-kon-formen Instrumenten), erwartet das Euro-system bei diesem offeneren Ansatz keine Pro-bleme. Das Eurosystem unterstützt sowohl dieMigration nationaler Infrastrukturen zu SEPA-konformen Infrastrukturen als auch die Schaf-fung zusätzlicher PEACH-Anbieter, um dennötigen Wettbewerb am Markt zu erzeugen.

Damit die bestehenden Massenzahlungs-infrastrukturen SEPA-konform werden, müs-sen sie in der Lage sein, Zahlungen an alle Ban-ken des Eurogebiets zu senden und Zahlungenvon ihnen zu empfangen, entweder direkt oderindirekt durch zwischengeschaltete Bankenoder durch Verbindungen zwischen den Infra-strukturen. Eine Voraussetzung für die Schaf-fung von Verbindungen zwischen Infrastruk-turen liegt in der Annahme gemeinsamer Stan-dards für den Austausch von Zahlungsauf-trägen zwischen allen Systemen. Ohne stan-dardisierte Nachrichtenformate sowie Banken-und Kundenidentifizierungscodes würde dieNotwendigkeit bestehen, den automatisiertenProzess durch manuelle Bearbeitung zu unter-brechen. Dadurch würde die Abwicklung ver-

langsamt und verteuert. Diese Entwicklung äh-nelt in hohem Maße der Schaffung von Verbin-dungen zwischen Echtzeit-Brutto-Zahlungsverkehrssystemen, die den Aufbaudes TARGET-Systems ermöglichte. DasEurosystem fordert die Clearing- und Ab-wicklungsinfrastrukturen für Massen-zahlungen des Euroraums, die sowohl vonNZBen als auch vom privaten Sektor angebo-ten werden, auf, ein geeignetes Forum für dieDiskussion über die Erreichung der vollkom-menen Interoperabilität zu schaffen.

Sobald gemeinsame Nachrichten- und Daten-standards verfügbar sind, sollte keine Infra-struktur es ablehnen, eine Verbindung zu eineranderen Infrastruktur aufzubauen. Die Trans-aktionen zwischen den Infrastrukturen könntenüber TARGET2 abgewickelt werden. Darüberhinaus sollten die derzeitigen geographischenZugangsbeschränkungen zu Infrastrukturenabgebaut werden. Gleichzeitig sollte es keineVerpflichtung mehr geben, bestimmte Zah-lungen über eine spezifische Infrastrukturabzuwickeln. Der Abbau von Zugangs-beschränkungen und Eintrittsbarrieren bedeu-tet auch, dass Finanzinstitute die Möglichkeithaben sollten, Clearing- und Abwicklungs-infrastrukturen anhand von Service und Preisauszuwählen. Die vollkommene Transparenzbei Service und Preisen sollte gewährleistetsein. Insgesamt wird erwartet, dass eine Reihevon Infrastrukturen durch den Wettbewerbs-druck am Markt nach und nach verschwindenwird, vor allem am Ende ihres Investitions-zyklus, wenn den Systemeignern oder -nutzernbewusst wird, dass sie anderswo im Eurogebietbessere Lösungen finden könnten.

2.6 STANDARDS

Im Hinblick auf die Führungs- undVerwaltungsstruktur war es eine der Errungen-schaften des EPC, den Europäischen Aus-schuss für Bankenstandards in den EPC zu in-tegrieren. Dies war erforderlich, um die Arbeitdes Bankgewerbes im Bereich der Standardi-sierung zu straffen.

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Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

2 SPEZIFISCHE ZIELEFÜR DIE

SEPA-INSTRUMENTE,-INFRASTRUKTUREN

UND -STANDARDS UND BEREITS ERZIELTE

FORTSCHRITTE

Damit Zahlungen innerhalb des SEPA effizientsind, ist es wesentlich, dass Standards von An-fang bis Ende des Zahlungsprozesses festge-legt werden, damit das Niveau der voll-automatisierten Abwicklung maximiert wird.In dieser Hinsicht ist die Schaffung von Nach-richtenstandards ein wichtiger Erfolg. DerEPC hat sich grundsätzlich für den ISO 20022– den UNIversal Financial Industry messagestandard (UNIFI) – sowie eine auf XML basie-rende Sprache entschieden. Der EPC hat ein„Memorandum of Understanding“ mit derSociety for Worldwide Interbank FinancialTelecommunication (SWIFT) unterzeichnet,laut dem Letztere für die Entwicklung vonNachrichtenstandards für SEPA-Überwei-sungen und -Lastschriften verantwortlich seinwird. Auch die Definition des SEPA-Daten-modells, die Entscheidung, UNIFI-Nach-richtenstandards im Geschäft zwischen Kun-den und Banken zu verwenden, sowie die Ent-wicklung von Umsetzungsleitlinien für derenVerwendung sind positive Entwicklungen.Wie vom EPC dargelegt, ist es wichtig, dassdas SEPA-Datenmodell neben den Standard-Dienstleistungen die Umsetzung von zusätz-lichen Dienstleistungen ermöglicht. Die Stan-dards für Transaktionen mit Karten liegennicht außerhalb des Aufgabenbereichs desEPC; vielmehr sind sie Teil der für 2008 erwar-teten Ergebnisse, wie in Abschnitt 2.3 erläu-tert.

Es ist auch wichtig, dass die Arbeit an zweinoch offenen Themen bald abgeschlossenwird: Zum einen müssen die für SEPA-Zahlungsnachrichten erforderlichenIdentifikationsmerkmale (nur die internationa-le Kontonummer (International Bank AccountNumber (IBAN)) oder auch der Bank-identifikationscode (Bank Identifier Code(BIC)) und zum anderen die Sicherheits-standards für Zahlungen festgelegt werden.

Die weite Verbreitung der internationalenKontonummern und Bankidentifikationscodesist einer der größten Erfolge des europäischenBankgewerbes in jüngster Zeit. Es ist noch un-klar, ob Kunden nur die internationale Konto-

nummer anzugeben brauchen oder ob sie zu-sätzlich auch den Bankidentifikationscodeverwenden müssen. Der EPC wird aufgefor-dert, diese Frage idealerweise vor Juni 2006 zuklären, um die Kommunikation mit den Nut-zern zu vereinfachen. Das Eurosystem begrüßtdie Arbeit der Operations, Infrastructure andTechnology Standards Support Group, der fürStandardisierung zuständigen Gruppe desEPC, die nach einer langfristigen Lösung fürBankencodes und Kundenkennungen sowie fürdas Zahlungsrouting sucht. Das Eurosystembetont insbesondere die Notwendigkeit, imHinblick auf ein langfristiges Szenario dieBanken- und Kundenidentifikationscodes zuvereinfachen und gleichzeitig zu viele Ände-rungen für Kunden zu vermeiden.

Des Weiteren begrüßt das Eurosystem die vonder Security of Payment Task Force (SPTF),der Arbeitsgruppe für die Sicherheit von Zah-lungen, aufgenommenen Aktivitäten. Es istwichtig, dass die Sicherheit von Zahlungs-transaktionen, die mit SEPA-Instrumentenausgeführt werden (d. h. Kartenzahlungen,Überweisungen und Lastschriften) von Anfangbis Ende des Zahlungsprozesses auf derGrundlage von optimalen Verfahren (BestPractices) und Standards in harmonisierterForm gewährleistet wird. Für Karten bedeutetdies, dass der EPC Sicherheitsstandards festle-gen muss, die alle Schritte des Transaktions-prozesses (siehe Abschnitt 2.3) abdecken, unddass diese harmonisiert umzusetzenden Stan-dards Teil des Rahmenwerks für die Abwick-lung von SEPA-Kartenzahlungen werden.Insbesondere wird die Entscheidung der EPC-Arbeitsgruppe für die Sicherheit von Zah-lungen, für Überweisungen und Lastschrifteneine Bestandsaufnahme der nationalenSicherheitspraktiken an der Schnittstelle zwi-schen Kunden und Banken vorzunehmen, be-grüßt. Wird bei der Bestandsaufnahme festge-stellt, dass es in den europäischen Ländern kei-ne großen Unterschiede hinsichtlich derSicherheitspraktiken gibt, werden die als opti-male Verfahren identifizierten Verfahren fürden SEPA berücksichtigt. Werden hingegenerhebliche Unterschiede festgestellt, so kann

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24EZB cAuf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

der EPC gemeinsame Sicherheitspraktiken er-arbeiten. In jedem Fall sollte sich das Ergebnisin den relevanten Verfahren für Zahlungs-instrumente widerspiegeln. Darüber hinaussollte sich der EPC dem Thema der Inter-operabilität von Sicherheitsvorrichtungen undelektronischen Dokumenten, unter besondererBerücksichtigung von elektronischen Unter-schriften, zuwenden. Ziel sollte sein, eineReihe von optimalen Verfahren und Standardsfür SEPA-Zahlungsinstrumente verfügbar zumachen, die so schnell wie möglich und nichtspäter als 2010 umgesetzt werden sollen.

Im Bereich der Interoperabilität für Karten-systeme und Infrastrukturen für Massen-zahlungen fordert das Eurosystem den EPCnachdrücklich auf, die technische Arbeit, ein-schließlich der Definition von gemeinsamenZahlungsausgleichsverfahren für diese Stel-len, so schnell wie möglich aufzunehmen.

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25EZB c

Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum – Ziele und FristenFebruar 2006

ANHANG

ANHANG

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

ACH Automatisiertes Clearinghaus (automated clearing house)

BIC Bankidentifikationscode (bank identifier code)

EMV Europay International, MasterCard International, Visa International

EPC European Payments Council

EU Europäische Union

IBAN Internationale Kontonummer (International Bank Account Number)

IT Informationstechnologie

KMUs Kleine und mittlere Unternehmen

NZB Nationale Zentralbank

PEACH Europaweites automatisiertes Clearinghaus (pan-European automatedclearing house)

PIN Persönliche Geheimnummer (personal identification number)

ROC Roll-out Committee (des EPC)

SECA Einheitlicher Euro-Bargeldraum (Single Euro Cash Area)

SEPA Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum (Single Euro Payments Area)

SPTF Security of Payment Task Force

SWIFT Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication

TARGET Transeuropäisches automatisiertes Echtzeit-Brutto-Express-Überweisungssystem (Trans-European Automated Real Time Grosssettlement Express Transfer system)

UNIFI ISO 20022 – UNIversal Financial Industry message standard

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