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Auf Empfang 100 Jahre Radio

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Auf Empfang100 Jahre Radio

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Das Radio besitzt nicht nur eine lange Vorge-schichte – es ist zu einer wahren Erfolgsge-schichte geworden. Dabei war der Radioempfang am Anfang alles andere als einfach. Vor dem Hörgenuss mussten die Detektor-Empfänger auf das Genaueste eingestellt und immer wieder nachjustiert werden. Außerdem mussten Anten-nen aufgebaut und schließlich Kopfhörer ange-schlossen werden.

Heute ist der Empfang so einfach, dass wir kaum noch über die Technik nachdenken. Ob Zuhause, im Auto oder als Feature in Mobiltelefonen – das Radio ist praktisch immer dabei. Auch unsere Hör-gewohnheiten haben sich verändert: Früher gab es nur wenige Stunden Programm, zu dem sich die Familie vor dem Röhrengerät versammelte. Heute steht eine schier unendliche Vielzahl von Sendern und Sendungen zu Verfügung, die jeder-zeit und als Podcast nachgehört werden können. Von den ersten Sendungen bis heute hat sich also nicht nur die Technik, sondern auch das Angebot und die Radionutzung grundlegend geändert.

100 Jahre Radio

Rundfunk, Fernsehen, GPS, Radar, Radioastronomie, Smartphone und das WLAN – all das würde nicht funktio-nieren, hätte Heinrich Hertz nicht die elektro magnetischen Wellen entdeckt. Eine Entdeckung, die die Basis für unsere heutige Nachrichten- und Kom-munikationstechnik bildet.

Vor Heinrich Hertz hatte der britische Physiker James Clerk Maxwell bereits vorausgesagt, dass sich Licht in Form

von Wellen ausbreitet. Die elektro-magne tischen Wellen konnten lange nicht nachgewiesen werden. Dies gelang 1886 dem Physiker Heinrich Hertz. Ihm zu Ehren wurde 1930 die physi kalische Messgröße Hertz (Hz) für die Frequenz eingeführt.

Nach James Maxwell und Heinrich Hertz experimentierten viele Physiker weiter mit den elektromagnetischen Wellen. Der Russe Alexander Popow sendete 1896 ein erstes Funktele-gramm. Der Text bestand aus zwei Wörtern: „Heinrich Hertz“.

Dem Italiener Guglielmo Marconi gelang es schließlich, immer weitere Strecken per Funk zu überbrücken. 1901 konnte er dann eine erste Funk-verbindung von Europa über den Atlantik nach Amerika herstellen.

Am Anfang war die Welle

James Clerk Maxwell (1831–1879)Theorie der elektro magnetischen Wellen

Heinrich Hertz (1857–1894)Praktischer Nachweis der elektro magnetischen Wellen

Guglielmo Marconi(1874–1937)Übertragung elektro magnetischer Wellen über große Entfernungen

Alexander Popov(1859–1905)Versender des ersten Funktelegramms

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So „betitelte“ Heinrich Hertz seinen Versuch, mit dem er die Grundlagen für die Funk- und Radiotechnik legte. Hertz befestigte am Ende von zwei Drähten jeweils eine Metallkugel. Die Lücke zwischen den Drähten nannte er „Funkenstrecke“. Mit einer batterie-betriebenen Spule setzte er die beiden Drahtstücke unter Strom. Beim An- und Ausschalten der Spule kam es zu Entladungen: Kleine Funken sprangen zwischen den beiden Kugeln hin und her. Diese einfache Konstruktion diente im Versuch als Sender.

Als Empfänger verwendete er einen Drahtring, der unterbrochen war und der damit ebenfalls eine Funken-strecke besaß. Diese „Antenne“ führte er immer näher an den Empfänger. Im Abstand von ungefähr einem Meter fing die Drahtschlaufe an zu knistern. Mit Hilfe einer Lupe konnte er, jedes

Mal, wenn am Sender ein Funke über-sprang, auch an der Drahtschleife kleine Funken sehen. Offensichtlich gab also der Sender unsichtbare Wellen ab, die von der Antenne auf-gefangen wurden. Erstmals war damit 1886 die Übertragung von elektrischer Energie ohne eine Kabelverbindung gelungen.

Über Strahlen elektrischer Kraft

Eine Antenne dient zum Empfangen oder Senden von elektromagnetischen Wellen – dem Sende signal. Das gesendete Signal besteht aus einem Nutzsignal, das auf eine Trägerfrequenz aufmoduliert, also aufgelegt, wird. Einfache Antennen bestehen aus einem mehr oder weniger langen Draht. Die Länge des Drahtes wird ent-sprechend der Länge der empfangenen oder gesendeten Wellen gewählt. Je höher die Frequenz ist, desto kürzer ist die Wellenlänge und der Antennendraht. Durch einen periodisch sich ändernden Strom im Draht bilden sich ein magnetisches und ein elek trisches Feld um die Sende-antenne. Die Felder breiten sich im Raum um die Sende-antenne aus. Eine Empfangsantenne wandelt die emp-fangenen elektromagnetischen Wellen wieder zurück in proportionale Wechselspannung. Anschließend werden das Nutzsignal und die Trägerfrequenz wieder vonein-ander getrennt.

Antenne

Erde

Antenne

Magnetische Feldlinien

Elektrische Feldlinien

Ehrung für einen gro-ßen Wissenschaftler: Entdeckung der elek tromagnetischen Wellen durch Heinrich Hertz – Briefmarke aus dem Jahr 1983Wikimedia Commons/ Deutsche Bundespost

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Zunächst nutzten vorrangig Funken-stationen, die Schifffahrt und das Mili-tär die Funktechnik. Es sollte noch über 20 Jahre dauern, bis in Deutschland das Rundfunkzeit alter begann:

„Achtung, Achtung, hier ist die Sende-stelle Berlin im Voxhaus auf Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungs-rundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführung auf drahtlos-telefo-nischem Wege beginnt.“

Mit diesen etwas steifen Worten ging am 29. Oktober 1923 die erste Rund-funkübertragung in Berlin auf Sendung. Schnell wurde das Radio zum Massen-medium. Gesendet wurden Musik und Nachrichten, Fußballspiele und Unter-haltungssendungen – fast das gesamte Programmspektrum, das wir auch heute hören.

Vom Experiment zum Massenmedium

Sendestelle Berlin im Voxhaus in der Potsdamer Straße 4, 1926Deutsches Rundfunkarchiv, Stiftung von ARD und Deutschlandradio, Potsdam-Babelsberg

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Sendebezirke des Rundfunks einschließlich der Detektorkreise. Die Detektorkreise deckten nur 1,37 % der Fläche ab, erreichten aber 31,4 % der Bevölkerung, 1927Grafik nach Hans Bredow, Vier Jahre deutscher Rundfunk. Berlin 1927, S. 17 u. 137.

FreiburgMünchen

Augsburg

Stuttgart

Frankfurt/Main

Münster

KasselDresden

Gleiwitz

Leipzig Breslau

Hannover

Bremen

Kiel

Dortmund

LangenbergKöln

Aachen

KaiserslauternNürnberg

Hamburg

BerlinKönigs-Wusterhausen

Stettin

Danzig

Königsberg

Norddeutscher SendebezirkNiederdeutscher

SendebezirkWest- deutscher

Sendebezirk

Mitteldeutscher Sendebezirk

Südwestdeutscher Sendebezirk

Süddeutscher Sendebezirk

Bayerischer Sendebezirk

Ostmarken-Sendebezirk

Schlesischer Sendebezirk

Grenze der Sendebezirke

Zwischensender im Bau

Zwischensender, 5-km-Detektorkreis

Hauptsender, 10-km-Detektorkreis

Hauptsender, 30-km-Detektorkreis

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Detektorempfänger waren die ersten Geräte zum Radioempfang. Sie beste-hen aus wenigen Bauteilen und arbei-ten ohne Stromquelle. Dafür nutzen sie die Energie der vom Sender ausge-strahlten elektromagnetischen Wellen. Grundsätzlich besteht der Aufbau aus den Eingängen für Antenne und Erde,

Entscheidend für den Erfolg des Radios war die Entwicklung der Elektronen-röhre. Elektronenröhren dienen dazu, elektrische Signale zu steuern. Sie kön-nen schwache Signale, wie beispiels-weise Funksignale, so verstärken, dass diese in einem Radio über einen Laut-sprecher zu hören sind.

einem oder mehreren Schwingkreisen zur Abstimmung auf einen bestimmten Sender und einem Kopfhörer.

Eine gute Antenne ist bei jedem Detek-torradio entscheidend. Die Radiowellen setzen die Elektronen im Antennen-draht in Schwingungen. Dadurch flie-ßen schwache Wechselströme. Sie

werden im Kristall-Detektor durch die Erze Bleiglanz oder Pyrit gleichgerich-tet. Daher ist das Erden der Antenne wichtig, denn nur so können die Signale um einen festen Nullpunkt schwingen. Die Bedienung des Emp-fängers erforderte einiges Geschick.

Die Röhren sind – wie Glühbirnen auch – luftleer oder mit einem Schutz-gas gefüllt. Am Boden der Röhre ist ein Heizdraht befestigt, der zum Glühen gebracht wird. Durch die Hitze lösen sich Elektronen aus dem Heizdraht und werden von der positiv geladenen Anode oben in der Röhre angezogen.

Um den Elektronenfluss richtig zu steu-ern, ist eine Art Gitter in der Mitte der Röhre eingebaut. Legt man nun eben-falls eine Spannung auf dieses Gitter, kann man den Elektronendurchfluss steuern.

Röhren benötigen viel Strom und sind durch die Hitzeentwicklung nicht ganz ungefährlich. Am Anfang hatten die Röhren keine lange Lebensdauer.

Detektor-Radio

Elektronenröhre

Detektor (Diode)

Erdanschluss

Kopfhörer

Antenne

Dreiteiliges Röhren-gerät der Firma AEG, um 1924Museum für Energie-geschichte(n), Hannover

Detektorapparat von Siemens & Halske für den Empfang von Mittel- und Langwelle, um 1926Museum für Energie-geschichte(n), Hannover

Heizung

AnodeGlüh-

kathodeSteuer-gitter

schwaches Eingangs-

signal

verstärktes Ausgangs-signal

Widerstand

Glasröhre mit Vakuum

Elektronenbewegung

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Werbeplakat für den Deutschen Volksempfänger VE 301, 1933AF Fotografie / Alamy Stock Foto

Mit der Machtübernahme der National-sozialisten begann die unrühmlichste Epoche des Rundfunks in Deutschland. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels (1897–1945) setzte das Radio von Anfang an für seine Zwecke ein. Schon im März 1933, kurz nach der Machtergreifung, begann der Propa-gandafunk. Von nun an gab es keine unabhängigen Informationen mehr im Radio und die Sendeanstalten ereilte die Gleichschaltung. Viele Mitarbeiter der Rundfunkanstalten wurden ent-lassen oder verhaftet.

Goebbels wollte mithilfe preisgünstiger Geräte, den sogenannten „Volksempfän-gern“, jeden Haushalt erreichen. Eines der ersten hieß VE 301. Der Name bezog sich auf den 30. Januar 1933, der Tag der Machtübernahme. Mit dem Deutschen Klein-Empfänger (DKE) 38 war ab 1938 ein Radioapparat erhältlich, der im Volks-mund schlichtweg „Goebbels Schnauze“ genannt wurde. Ob Parteitage, SA-Auf-märsche oder Ansprachen von Hitler und Goebbels – die Partei und die NS-Ideolo-gie bestimmten die Inhalte. Wer jetzt noch ausländische Sender hörte, galt als Rund-funkverbrecher – es drohte die Todesstrafe. Juden mussten ihre Geräte abgeben.

Das Radio gaukelte eine heile Welt vor und berichtete weiterhin von Erfolgen, selbst als der Krieg längst verloren war.

Propagandafunk

Deutscher Kleinempfänger DKE 38, 1938Museum für Energiegeschichte(n), Hannover

Rundfunkgerät Ingelen „Geographic“, 1938Museum für Energiegeschichte(n), Hannover

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Die Firma Schaub-Lorenz vereinte Anfang der 1950er Jahre ein Radio, ein Magnet- Drahtton-Aufnahmegerät und einen Schall-plattenspieler in einem Apparat, 1951Museum für Energiegeschichte(n), Hannover

Beim Spectra Futura legte die Firma Nordmende Wert auf zeitloses Design, 1968Museum für Energiegeschichte(n), Hannover

Bereits fünf Tage nach Kriegsende konnten die Deutschen wieder Radio hören. Die sowjetische Militärregierung gründete den „Berliner Rundfunk“. Die Amerikaner gingen ein Jahr später mit dem RIAS, dem „Rundfunk im Amerikanischen Sektor“, auf Sendung.

Schnell wurde das Radio in den 1950er Jahren zum Alltagsmedium. Neue komfortable Geräte gehörten in fast allen Wohnzimmern zur Standardaus-stattung. Es begann die glamouröse Zeit der Radiounterhaltung – mit Quiz-

sendungen und großen Unterhal-tungsshows, Hörspielkrimis für Klein und Groß, Schlagersendungen und natürlich mit Fußballübertragungen. Große Namen wie Peter Frankenfeld (1913–1979), Hans-Otto Grünefeldt (1915–1991) und Hans Joachim Kulenkampff (1921–1998) lockten die Hörer. Einige Sendungen wurden zu regelrechten Straßenfegern – in Ost und West.

Die Eroberung des Wohnzimmers

Werbung für Radiogeräte, 1950er JahreMuseum für Energiegeschichte(n), HannoverMuseum für Energiegeschichte(n), Hannover Siemens AG, Siemens Historical Institute, Berlin

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Wellenlänge in Meter

Größenordnung der Wellenlänge

103

1.000

Gebäude

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Das technische Spektrum

Stromnetz

Überall, wo Strom fließt, entstehen elektrische und magnetische Fel-der. Das gilt für Höchst-spannungsleitungen genauso wie für Strom-leitungen und elektri-sche Geräte im Haus-halt, denn auch diese entwickeln eine elektro-magnetische Strahlung.

Langwelle: Langwellen haben die Eigenschaft, an der Erdoberfläche „entlang zu wandern“, wodurch man mit einem einzigen starken Sender ein ganzes Land versor-gen kann.

Mittelwelle: Die ersten Radiosendungen wur-den auf der Mittelwelle übertragen. 2015 wur-den in Deutschland die Lang- und Mittel-wellenübertragungen für Radiosendungen ab geschaltet, weil die Technik sehr energie-intensiv und teuer war.

Kurzwelle: Kurzwellen-signale können weltweit empfangen werden, da die Wellen an Schichten der Ionosphäre reflek-tiert werden. Früher nutzten auch die See-schifffahrt und der Flugverkehr diese Fre-quenzen.

Ultrakurzwelle: Der erste UKW-Sender in Deutschland startete 1949. Noch heute wer-den diese Frequenzen für Radiosender häufig verwendet. Auch die Schifffahrt, Amateur-funker und die Polizei belegen diesen Fre-quenzbereich. Seit 2009 wird der Funkverkehr der Rettungskräfte auf digi-tale Kanäle umgestellt.

Rundfunkempfang auf verschiedenen Wellenlängen

50 Hertz 520 und 1.600 kHz 3–30 Megahertz (MHz) 30–300 MHz30–300 Kilohertz (kHz)

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Schmetterling

10-2

0,01

100

1

10-5

0,00001

NadelspitzeMensch

5 x 10-6

0,000005

Einzeller

10-8

0,00000001

Moleküle

10-10

0,0000000001

Atome

10-12

0,000000000001

Atomkerne

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Heinrich Hertz hat die Existenz der elektromagnetischen Wellen erstmals praktisch nachgewiesen. Damit legte er den Grundstein für die drahtlose Über tragung von Nachrichten. Egal ob Radio, Mobilfunk oder Satelliten-übertragung und Spielzeugfernsteue-

rungen: Funktechnik wird heute quasi überall eingesetzt. Damit es kein Über-tragungschaos gibt, legt die Bundes-netzagentur genau fest, wer auf welchen Frequenzen senden kann.

Das gesamte elektromagnetische Spek trum umfasst auch das Erd-magnetfeld, Ultraviolette Strahlung oder kosmische Gammastrahlung.

Daten- und Mobilfunk

Schnurlose Telefone, WLAN, Mobilfunk, Bluetooth, und auch das neue 5G-Netz sind allesamt in den hohen Frequenz-Bereichen angesiedelt. Diese Fre-quenzen sind sehr be-gehrt und überlagern sich teilweise.

Mikrowellen

Mikrowellen können nicht nur Speisen er-wärmen, sondern wer-den auch genutzt, um Daten durch den Raum zu senden. Sie können komplexe Informatio-nen übermitteln und werden deshalb für die Satellitenübertragun-gen von beispielsweise Fernsehsignalen ver-wendet. Auch die Radartechnik basiert auf Mikrowellen.

Licht

Sichtbares Licht ist der einzige Bereich des elektromagnetischen Spektrums, den der Mensch mit den Augen wahrnehmen kann. Jede Farbe, wie wir sie beispielsweise im Regenbogen sehen können, hat ihre eigene Wellenlänge. Unmittel-bar an das sichtbare Licht schließt die Ultra-violette Strahlung (UV) an. Sie bräunt die Haut, kann aufgrund des hohen Energiegehalts aber auch schädigen.

Röntgenstrahlen

Im Vergleich zum sicht-baren Licht besitzen Röntgenstrahlen einen deutlich höheren Ener-giegehalt und können daher den menschlichen Körper durchdringen. Im medizinischen Be-reich werden sie auch bei der Strahlentherapie zur Behandlung von Krebs eingesetzt.

Gammastrahlen

Gammastrahlen bilden das kurzwellige Ende des elektromagneti-schen Spektrums. Sie besitzen die höchste Energie. Gammastrah-len entstehen bei radio-aktiven Vorgängen in Atomkernen. Im Univer-sum wird Gammastrah-lung freigesetzt, wenn Sterne implodieren.

30 EHz30 Petahertz (PHz)– 30 Exahertz (EHz)

470–790 Terahertz (THz)1 –300 GHz800 MHz– 5,6 Gigahertz (GHz)

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Was macht eine gute Radiosendung aus? Die Stimme ist das wohl wich-tigste Instrument eines Moderators oder Reporters. Wer aber im Radio fesseln und unterhalten will, muss vor allem Bilder im Kopf der Hörer entste-hen lassen. Aber wie schafft man das? Lebendigkeit entsteht durch den Ein-satz von Original-Tönen, also Aufnah-men von Menschen, die erzählen, was sie gesehen haben oder was sie gerade tun. Um das Bild abzurunden, braucht man Hintergrundgeräusche, sogenannte Atmos, die beim Zuhören eine detail-lierte Vorstellung des Ortes entstehen lassen. In Radiobeiträgen oder Hör-

Hörspiele und Nachrichten, Liveüber-tragungen von Konzerten, Sport- und Diskussionsveranstaltungen, Features, Anrufsendung, Reportagen und natür-lich jede Menge Musik. Das Radiopro-gramm ist heute so vielfältig wie nie zuvor.

Zerstreuung und Bildung – so definier-ten die Betreibergesellschaften in den 1920er Jahren ihren Programmauf-trag. Politik und Informationen gab es zunächst nur in den Nachrichtensen-dungen, die den regionalen Rundfunk-gesellschaften von der „Dradag“, der staatsnahen „Drahtlosen Dienst AG“, zugeliefert werden. Seit Ende der 1920er Jahre entwickelte sich der Rundfunk mehr und mehr zu einem Sprachrohr der Reichsregierung. Die Nationalsozialisten perfektionierten das Radio schließlich zum reinen Pro-pagandainstrument (s. S. 6 – Propa-gandafunk). In den 1950er Jahren standen schließlich leichte Unterhal-tung und harmlose Schlager hoch im

spielen spielt auch Musik eine große Rolle, denn Musik vermittelt Stimmun-gen und Gefühle ohne Worte. Span-nung, Angst oder Freude werden beim Hören sofort spürbar. Durch eine ge-schickte Mischung aus Beschreibungen, Original-Tönen und Atmos schafft man es, dass die Hörer das Gefühl haben, das Ereignis im Radio selbst mitzuerle-ben. Fußball-Übertragungen sind ein gutes Beispiel für die lebendige Kunst der Live-Berichterstattung. Die Stimme und die Atmo schaffen ein Hörerlebnis, als sei man direkt im Stadion.

Kurs, nur einige provokante Hörspiele störten die Harmonie im Wirtschafts-wunderland (s. S. 7 – Die Eroberung des Wohnzimmers). Mitte der 1960er Jahre ging die Hochzeit des Rundfunks langsam zu Ende. Fernsehgeräte wur-den günstiger und machten dem Radio Konkurrenz.

Es dauerte, bis die Radiomacher sich darauf einstellten. Mit einer Auf-fächerung auf unterschiedliche Pro-gramme in jedem Bundesland versuchte der Rundfunk nun auch Hörergruppen zu erreichen, die vorher keine Berück-sichtigung fanden. Fremdsprachige Pro-grammfenster sollten die sogenannten „Gastarbeiter“ erreichen. Neue For-mate wie Magazinsendungen, aber auch Beatmusik und unkonventionelle Moderationen richteten sich an kriti-sche und jugendliche Hörer. Aber auch das Hörerverhalten änderte sich: Bis Ende der 1960er Jahre schalteten die Hörer das Radio ganz gezielt für eine bestimmte Sendung ein, um Schlager, Hörspiele oder Nachrichten zu hören. Jeder Hörer hatte eine bestimmte Lieb-lingszeit, aber keinen Lieblingssender.

Ab den 1970ern sollte das Radio „seine“ Hörer durch den ganzen Tag begleiten. Die Menschen mussten nun nicht mehr warten, bis „ihre“ Sendung im Radio kam. Die Folge waren mehr Abwechs-lung, mehr Nachrichten, schnellere Be-richterstattung und viel Musik. Anfang der 1990er Jahre erreichte der Trend zu Privatprogrammen auch die Radio-sender. Es entstanden fast 200 neue Sender. Viele ähneln sich dabei zum Verwechseln – mit immer gleichen Musikhits und belanglosen Wortbei-trägen. Aus der gewünschten Abwech-selung wurde ein akustischer Einheits-brei. Mit dem Internetradio und Radio on Demand besteht nun wieder die Chance auf mehr Diversifikation und die Rückbesinnung auf die Stärken des Rundfunks. Es sind dies seine Fähig-keit, Bilder in den Köpfen der Hörer zu erzeugen und ein anspruchsvolles und vielfältiges Programm (s. S. 15 – Und in Zukunft?).

Theater der Gedanken

Formate und Formen – Das Radioprogramm im steten Wandel

Rundfunksprecherin der NORAG, 1926Historisches Museum Hannover

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Transistoren regeln wie Elektronen röhren den Stromfluss in elektrischen Schaltungen. Allerdings sind Transistoren viel kleiner, was den Bau kleinerer Radiogeräte ermög-lichte. Sie halten zudem wesentlich länger und verbrau-chen deutlich weniger Strom.

Wegen dieser Vorteile verdrängten sie ab den 1960er Jahren die großen Röhrengeräte. Heute gibt es kaum ein elektrisches Gerät, in dem keine Transistoren verbaut sind. In einem einzigen Computerchip befinden sind allein über eine Milliarde Transistorschaltungen.

Ein Transistor (Kurzwort für „Transfer Resistor“ – Über-tragungswiderstand) ist ein regelbarer Widerstand. Mit einem Transistor kann man Strom zwischen zwei Anschlüssen regulieren und ein- und ausschalten. Dies

passiert durch eine Sperrschicht zwischen den beiden Anschlüssen. Legt man an diese Zwischenschicht eine elektrische Spannung an, kann man den Elektronenfluss steuern. Die Funktionsweise des Transistors beruht auf Halbleiterelementen, die hintereinander in verschiedenen Schichten verbaut werden.

Transistor

Radio für unterwegs, mit immerhin 10 Transistoren. Das Taschenradio „Mini Partner 101“ von Telefunken, um 1970Museum für Energiegeschichte(n), Hannover

Der „Party-Boy 202E“ von Grundig empfing Mittelwelle, Kurzwelle und UKW. Er verfügte über 9 Transistoren, 1962Museum für Energiegeschichte(n), Hannover

p-Schicht BasisSperrschicht

Sperrschicht

n-Schicht Kollektor

n-Schicht Emitter

Elektronen- bewegung

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Würfelradio „Alpha RK501“ der Siemens- Elektrogeräte GmbH. Das Reisegerät mit 10 Transistoren wog 1,3 kg, um 1974Museum für Energiegeschichte(n), Hannover

Im „Touring T30 Automatic“ von Schaub- Lorenz kamen ebenfalls 9 Transistoren zum Einsatz. Es wog 3,5 kg und kostete 348,– DM, 1962Museum für Energiegeschichte(n), Hannover

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„Hier ist der Rundfunksender Hannover, die NORAG, wir senden aus dem Festsaal der Hanomag.“ Mit diesen Worten begann 1924 der Rundfunk in Norddeutschland mit der ers-ten Sendung der NOrdischen Rundfunk AG. Mit einer Über-tragung der Walpurgisnacht vom Brocken, die als erste euro-päische Rundfunk-Live-Übertragung gilt, schrieb der Sender Rundfunkgeschichte. Aber auch mit den aus dem Leine-schloss deutschlandweit aus gestrahlten Schlosskonzerten machte Hannover von sich reden. Nach der Machtergreifung durch die National sozialisten wurde eine neue Sendeeinrich-tung in Hainholz mit einem 90 Meter hohen Antennenmast gebaut. Wenige Tage vor Kriegsende wurden die Anlagen, die zuvor nach Hemmingen verlegt worden waren, gesprengt.

Mitte der 1920er Jahre wurde Hannover auch zum Produk-tionsort für Radios. Oskar Winter (1894–1945) finanzierte die „Owin, Radioapparatefabrik“, die dessen Schwager, der Elektrotechniker Ernst Plathner (1899–1971), 1924 grün-dete. Am Anfang wurden ein fache Detektorempfänger gebaut, aber bald kamen komfortablere Röhrengeräte dazu. Nach der Macht ergreifung 1933 musste Owin, wie alle Radiohersteller in Deutschland, den Volksempfänger bauen. An drei Standorten löteten mehrere hundert Angestellte, die meisten waren Frauen, die Radiogeräte zusammen. Schon 1936 meldete Owin wegen wirtschaftlicher Schwie-rigkeiten Konkurs an.

Hannover – Stadt des Rundfunks und des RadiosNORAG Owin

Versand der Radioapparate, 1934Radio- und Fernsehmuseum Bissendorf, Wedemark

Endmontage der Musikschränke in der Owin-Radioapparatefabrik, 1934Radio- und Fernsehmuseum Bissendorf, Wedemark

Übertragungswagen mit „rasendem Reporter“ an Bord. Reportagen und Außenübertragungen waren schon 1930 wich-tige Bestandteile des Programms der NORAGHistorisches Museum Hannover

Technikraum der NORAG-Hannover im Hanomag-Gebäude, 1925 Historisches Museum Hannover

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Nach dem Krieg gab es in Gestalt des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) einen Neuanfang für den Rundfunk. Schon im Mai 1948 gingen die Funkbilder aus Niedersach-sen als erstes tägliches Radio-Magazin Deutschlands auf Sendung. Mit dem Neubau des Funkhauses am Maschsee 1952 wurde Hannover zu einem wichtigen Produktions-standort des NWDR und nach 1956 des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Vor allem kulturelle Beiträge, wie Hör-spiele oder Konzertübertragungen, wurden hier produziert und gesendet.

Im Jahr 1946 machte Telefunken Hannover zum Standort für die Radioproduktion. Auf dem Gelände am Ricklinger Kreisel fertigten tausende An gestellte Radios und TV- Geräte. Telefunken richtete in Hannover auch eine Forschungs-abteilung ein. Hier wurde das erste UKW-Kofferradio und der Standard PAL für Farbfern seher entwickelt.

Dann folgte 1967 die Fusion mit der AEG und der langsame Niedergang begann. Das Unternehmen verschlief den Struk-turwandel in der Unterhaltungselektronik. Der Konzern wurde schließlich zerschlagen und aufgeteilt. 2016 stellte auch der Nachfolge-Konzern Thomson seine Produktion in Hannover ein. Damit endete ein Kapitel bundesdeutscher Unternehmensgeschichte.

Hannover – Stadt des Rundfunks und des RadiosNDR Telefunken

NWDR-Intendant Ernst Schnabel (1913–1986) im Sprecherstudio, um 1955Norddeutscher Rundfunk

Übertragungswagen vor dem Funkhaus Hannover, um 1975Norddeutscher Rundfunk

Spanische „Gastarbeiterinnen“ während des Schicht-wechsels im Telefunken-Werk Hannover, 1961HAZ-Hauschild-Archiv, Historisches Museum Hannover

Verwaltungsgebäude von Telefunken in Hannover-Ricklingen, um 1960Historisches Museum Hannover

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Galaktische Radiosender Die Atmosphäre der Erde lässt nicht nur das sichtbare Licht durch, sondern auch kosmische Strahlung, die mit Radioteleskopen empfangen werden kann. Radio teleskope machen Phä-nomene sichtbar, die konventionelle Teleskope nicht erfassen können. Millionen von Lichtjahren entfernte Sternenexplosionen und die Strahlung von kosmischen Nebeln gehören

dazu. Wissenschaftler haben 2019 weltweit acht Radioteleskope zusam-mengeschaltet. Dabei sind Daten in einer nie gekannten Detailschärfe entstanden, die es ermöglichten, das erste Bild eines Schwarzen Lochs in einer Nachbargalaxie aufzunehmen.

Das bekannteste Radioteleskop in Deutschland steht in der Eifel. Mit einem Durchmesser von 100 Metern gehört das Radioteleskop Effelsberg zu den größten beweglichen Radio-teleskopen weltweit und liefert schon seit 1972 faszinierende Einblicke in das Weltall.

Radioteleskop EffelsbergMax-Planck-Institut für Radioastronomie, BonnFoto: Norbert Junkes

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Und in Zukunft?Noch immer wird in Deutschland viel Radio gehört – über drei Stunden täg-lich. Meistens ein und derselbe Sender. Dennoch verändert sich das Hörverhal-ten, gerade bei den jüngeren Hörern. Diese schalten immer weniger das klassische Radio ein, sondern hören Podcasts und Internetradios. So gibt es neben 300 Radio-Stationen mit eigener Frequenz über 2.500 Internetradios allein aus Deutschland. Dazu kommen noch Zehntausende Internetradiosen-der aus aller Welt

Vielleicht kann man in Zukunft seinen regionalen Lieblingssender mit persön-lichen Vorlieben mischen. So könnte man weiterhin seinem vertrauten Moderator mit lokalen Nachrichten lauschen, während die Musik aus der persönlichen Playlist vom Musik- Streaming-Dienst stammt. Und die Geräte werden auch immer kleiner und mobiler. Armbänder ersetzen Smartphones. Kabel wird es bald ohnehin keine mehr geben. Die Verbin-dung erfolgt über Bluetooth – oder altmodisch ausgedrückt: „über Funk“ – also über elektromagnetische Wellen.

Die Whirlpool Galaxie

Die sich windenden Arme der Spiral-galaxie M51 befinden sich rund 25 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Dabei handelt es sich um lange Bahnen aus Sternen und Gas, die von Staub durchzogen sind. Die Aufnahme wurde mit dem Hubble-Weltraumteleskop aufge-nommen. Es arbeitet vom Infrarot-bereich über das sichtbare Licht bis hin in das Ultraviolettspektrum.

Copyright: NASA/ESA, S. Beckwith (STScI), and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA)

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Text und Redaktion: Marcus Peter, M.A., prototypen Ausstellungen, Hannover

meg.info, Heft 12. überarb. Auflage, 2020

Herausgeber:Museum für Energiegeschichte(n) Humboldtstraße 3230169 HannoverTel. 0511 [email protected]

www.energiegeschichte.de