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Fokus 1 / Februar 2018 Wandernde Tierarten wie der Pottwal legen jedes Jahr Tausende von Kilometern zurück. Auch im Mittelmeer ziehen die Tiere ihre Bahnen. Doch der zunehmende Schiffsverkehr und vor allem die Ölkonzerne machen ihnen das Leben schwer. OceanCare will ihre wichtigsten Wanderrouten schützen und so die bedrohten Pottwale vor dem Aussterben bewahren. Auf lebensgefährlicher Wanderschaft. Ihr Engagement wirkt: Schutzgebiet vor Spanien errichtet. Neusten Schätzungen zufolge leben im Mittelmeer nur noch ein paar hundert Pottwale. Eine wichtige Wanderroute für Grosswale ist der Korridor zwischen dem spanischen Festland und den Balearen. Seit 2013 setzt sich OceanCare federführend für den Schutz dieser Gewässer ein. Wir konnten die Pläne der Ölkonzerne immer wieder durchkreuzen. So zum Beispiel im Jahr 2015, als wir gemeinsam mit über 200 000 Menschen erfolgreich gegen die geplante Ölsuche vor den Balearen protestiert haben. Schliesslich ist uns 2017 zusam- men mit Partnerorganisationen der Durchbruch gelungen: Auf unseren Druck hin hat Spanien dem Wal-Wanderkorridor besonderen Schutz zugesprochen. SPANIEN geschützter Wanderkorridor für Wale Ölsuche oder Ölbohrung verhindert Ölkonzerne bedrohen wandernde Grosswale. Hungertod. Pottwale jagen in Unterwassergräben nach Tiefsee-Tintenfischen. Mit ihren Schall- kanonen vertreiben die Ölkonzerne die Wale aus lebenswichtigen Nahrungsgebieten. Keine Fortpflanzung. Dauerstress durch Unterwasser-Baustellen verhindert, dass die Tiere zueinander finden und schränkt ihre Fortpflanzungsfähigkeit ein. Strandungen. Bei der Suche nach Erdöl kommen extrem laute Schallkanonen zum Einsatz. Der Lärm verursacht innere Blutungen, versetzt die Tiere in Panik und lässt sie stranden.

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Page 1: Auf lebensgefährlicher Wanderschaft.€¦ · Fokus 1 / Februar 2018 Wandernde Tierarten wie der Pottwal legen jedes Jahr Tausende von Kilometern zurück. Auch im Mittelmeer ziehen

F o k u s 1 / F e b r u a r 2 018

Wandernde Tierarten wie der Pottwal legen jedes Jahr Tausende von Kilometern zurück. Auch im Mittelmeer ziehen die Tiere ihre Bahnen. Doch der zunehmende Schiffsverkehr und vor allem die Ölkonzerne machen ihnen das Leben schwer. OceanCare will ihre wichtigsten Wanderrouten schützen und so die bedrohten Pottwale vor dem Aussterben bewahren.

Auf lebensgefährlicher Wanderschaft.

Ihr Engagement wirkt: Schutzgebiet vor Spanien errichtet.Neusten Schätzungen zufolge leben im Mittelmeer nur noch ein paar hundert Pott wale. Eine wichtige Wanderroute für Grosswale ist der Korridor zwischen dem spanischen Festland und den Balearen.

Seit 2013 setzt sich OceanCare federführend für den Schutz dieser Gewässer ein. Wir konnten die Pläne der Ölkonzerne immer wieder durchkreuzen. So zum Beispiel im Jahr 2015, als wir gemeinsam mit über 200 000 Menschen erfolgreich gegen die geplante Ölsuche vor den Balearen protestiert haben. Schliesslich ist uns 2017 zusam-men mit Partnerorganisationen der Durchbruch gelungen: Auf unseren Druck hin hat Spanien dem Wal-Wanderkorridor besonderen Schutz zugesprochen.

S PA N I E N

geschützter Wanderkorridor für WaleÖlsuche oder Ölbohrung verhindert

Ölkonzerne bedrohen wandernde Grosswale. Hungertod. Pottwale jagen in Unterwassergräben nach Tiefsee-Tintenfischen. Mit ihren Schall- kanonen vertreiben die Ölkonzerne die Wale aus lebenswichtigen Nahrungsgebieten.

Keine Fortpflanzung. Dauerstress durch Unterwasser-Baustellen verhindert, dass die Tiere zueinander finden und schränkt ihre Fortpflanzungsfähigkeit ein.

Strandungen. Bei der Suche nach Erdöl kommen extrem laute Schallkanonen zum Einsatz. Der Lärm verursacht innere Blutungen, versetzt die Tiere in Panik und lässt sie stranden.

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GRÖSSTER ZAHNWAL Ein Pottwal-Bulle wird bis zu 18 Meter lang und rund 45 Tonnen schwer.

Damit ist er der grösste Zahnwal weltweit. Grösser sind nur noch die beiden Bartenwale Blau- und Finnwal.

SCHWERSTES GEHIRN Das Gehirn eines ausgewachsenen Pottwals wiegt über 7 Kilogramm – mehr als bei jedem anderen Lebewesen.

MEISTERTAUCHER Die Tiere erreichen Tiefen von bis zu 3000 Metern. Diese Höchstleistung

ist dank einer wachsartigen Flüssigkeit im Kopf möglich, die ihre Dichte je nach Temperatur verändert.

WEIBCHEN HABEN DAS SAGEN Mütter, erwachsene Weibchen, Kälber und noch nicht geschlechtsreife Männchen

leben zusammen in sozialen Gruppen. Die Männchen werden mit zunehmendem Alter Einzelgänger.

«Das Schutzgebiet ist ein Sieg für das Leben im Meer.»

Ihr Beitrag hilft den Walen im Mittelmeer.• Mit konkreten Schutzmassnahmen.

Im Jahr 2018 setzen wir uns dafür ein, dass für das neue Schutzgebiet ein wirksamer Managementplan erarbeitet wird. Er soll insbesondere den Schutz der Wale sicherstellen.

• Mit Teilnahmen in UNO-Gremien. Seit 2004 erforschen wir die Gefahren von Unterwasserlärm. Aufgrund unserer Arbeit wird sich die UNO im Juni eine ganze Woche dem Lärm widmen. Das ist eine grosse Chance für Wale, Delphine und andere Meerestiere.

• Mit starken Bürgerprotesten. OceanCare bleibt weiterhin wachsam. Sobald wir von neuen Ölsuch-Projekten erfahren, werden wir uns mit Menschen wie Ihnen für den Schutz der Wale einsetzen.

Das Schutzgebiet vor Spanien ist dank der Allianz «Mar Blava» ent- standen. Wer verbirgt sich dahinter?Diese Allianz ist ein Zusammenschluss von über hundert Meeresschutz- organisationen, Wissenschaftlern und Gemeinden auf den Balearen. Auch OceanCare gehört dazu und ist eine der aktivsten Organisationen in diesem Verbund.

Wann hat die Kampagne für den Schutz des Walkorridors begonnen?2015 haben wir erstmal verhindern wollen, dass ein Ölkonzern in diesem ökologisch wertvollen Meeresgebiet nach Öl sucht. Der Konzern behauptete dreist: Wäre dieses Gebiet für Wale wichtig, wäre es schon lange geschützt. Dieses fadenscheinige Argument war für uns der Anlass, um für den Schutz des Walkorridors zu kämpfen.

Gab es Widerstand gegen das Schutzgebiet?Ja, vom spanischen Energieministe-rium, das die Interessen der Ölkonzerne verteidigt. Diese Politik ist so was von veraltet. Zum Glück hat uns das Um-weltministerium geholfen. Schliesslich hat unser gemeinsames Engagement dazu geführt, dass sich die Mittelmeer-Anrainerstaaten für ein neues Schutz-gebiet ausgesprochen haben. Das ist ein Meilenstein!

Was bedeutet dieses Schutzgebiet für die Wale vor Ort?Diese Gewässer sind für die Tierwelt enorm wichtig. Nicht nur als Wander-korridor für Grosswale wie Pott- und Finnwale, sondern auch als Lebensraum und Nahrungsgebiet für viele verschie-dene Delphinarten. Auch seltene Meeres-schildkröten sind hier zuhause.

Wie geht es jetzt weiter?Es ist unser Ziel, dass dieses Schutzge-biet seinen Namen auch verdient. Was wir brauchen, ist ein wirksamer Managementplan. Mit der Fachkom-petenz von OceanCare können wir jetzt die nötigen Schutzmassnahmen ausarbeiten. Für diese Mithilfe aus der Schweiz bin ich sehr dankbar.

Er ist riesengross und sieht aus, als käme er aus einer anderen Welt: Der Pottwal fasziniert die Menschheit seit jeher. Kein Wunder, dass er es als Moby Dick in die Weltliteratur geschafft hat.

Ein sagenumwobener Koloss.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Carlos Brava ist Sprecher der internationalen Allianz «Mar Blava», die sich im Mittelmeer für den Walschutz engagiert.

Postfach 372 · CH-8820 WädenswilT: +41 (0)44 780 66 88 · F: +41 (0)44 780 68 08 [email protected] · www.oceancare.orgSpendenkonto: PC 80-60947-3

IMPRESSUM Verlag und Redaktion: OceanCare, Postfach 372, 8820 Wädenswil · Ausgabe: Fokus Nr. 1, Februar 2018 Auflage: ca. 13 000 Exemplare, erscheint 6-mal jährlich in Deutsch · Abo: für OceanCare-Mitglieder und -Gönner im Beitrag enthalten Bilder: Alamy, OceanCare, SeaPics.com, Shutterstock, W. Poelzer/www.underwater-photos.net